Last Objection von Drachenengel (Werde ich dich jemals wiedersehen?) ================================================================================ Kapitel 3: Ryan Nichols ----------------------- Ryan Nichols Nun waren wir wieder zurück in der Kanzlei. Maya bedachte mich immer noch mit besorgten Blicken, da ich vorhin ziemlich unter Schock stand und ziemlich mitgenommen aussah, als hätte ich drei Nächte lang nicht vernünftig geschlafen. Dabei hatte ich kaum geweint, ich verstand mich selbst nicht mehr. „Maya…“, begann ich dann mit leiser Stimme und sie sah mich sofort an, als würde ich im nächsten Moment wieder heulend zusammenbrechen. „Sag, habe ich übertrieben reagiert? Ich… ich meine… wir sind sehr gute Freunde gewesen… und wir sind uns nach vielen Jahren Abstinenz wieder näher gekommen, ist es da normal, wenn man um seinen Freund weint?“, fragte ich sie mit besorgter Miene. „Nun ich…“ Maya zögerte bevor sie mir antwortete. „Nick… ich denke es ist normal, wenn man um den Tod eines Freundes trauert und weint…“, begann sie, „Aber… aber… dein Verhalten war unnormal. Du hast seine Hand festgehalten, wolltest nicht loslassen… es war schrecklich…“ Sie erschauderte und sah zu Boden. „Es ist nur meine Meinung, Nick, es muss nicht so sein…“ Doch ich hatte gehört, was ich hören wollte. Ich hatte überempfindlich reagiert, als wenn Edgeworth… nein, das konnte nicht sein. Ich schüttelte diesen verrückten Gedanken ab, wollte nicht mehr an ihn denken… Aber das Schicksal meinte es wohl nicht gut mit mir. Denn nun klingelte Mayas Handy, mit dem typischen Steel-Samurai Klingelton. „Kanzlei Wright und Partner, Maya Fey am Apparat“, meldete sie sich und schwieg eine Weile, um dem Anrufer Gehör zu schenken. Ich beobachtete sie dabei und bemerkte, dass ihre Augen immer größer wurden. „J-ja, natürlich…“, brachte sie dann nach einer langen Pause hervor. „Ich rede mit ihm, ja… ich rufe zurück, versprochen. Bis dann…“ Es piepte und Maya setzte sich auf das Sofa, sie war irgendwie bedrückt. „Nick, wir haben vielleicht einen neuen Fall…“, meinte sie mit finsterer Miene. „Hey, ich kann wieder arbeiten, Maya, mach dir darüber mal keine Sorgen“, sagte ich lächelnd, doch sie erwiderte es nicht, sodass es gleich wieder erstarb. „Stimmt etwas nicht?“, fragte ich besorgt. „Dein neuer Mandant…“, begann sie tonlos, „ist Ryan Nichols.“ „WAS?“ Ich war aufgesprungen und starrte sie entsetzt an. Dieser… Mörder… bat mich tatsächlich um Hilfe? In diesem Moment wünschte ich mich in die Rolle des Staatsanwalts… ~Helfen Sie ihm, vielleicht… ist der Junge ja unschuldig…~ Ich hörte wieder Gregory Edgeworths Worte, er hatte mich gebeten diesen Fall anzunehmen, aber… ich haderte immer noch mit mir. Ich wusste nicht, ob es richtig war sich auf die Seite eines Mörders zu schlagen und ihn zu beschützen, obwohl ich wusste, dass er schuldig war. Dieser Fall war anders als die anderen fünf, die ich behandelt hatte. Konnte ich das wirklich? Konnte ich Miles Edgeworths Mörder in die Augen sehen und an seine Unschuld glauben? Ich war mir nicht sicher. Vielleicht war es ja ein Fehler, wenn ich ihn annehmen würde. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich herausfinden würde, dass dieser Nichols tatsächlich der Mörder war und ich dann noch die „herrliche“ Aufgabe hatte seine Unschuld zu beteuern und zu beweisen. Das könnte ich mir mein ganzes Leben lang nicht verzeihen. „Bitte hör ihm zu.“ Maya riss mich aus meinen Gedanken, ich sah nachdenklich zu ihr. „Bitte, Nick, geh zu ihm und hör dir seine Geschichte an… ich glaube… ich glaube nicht, dass er jemanden umgebracht hat…“, meinte sie leise und sah zur Seite, sie sah traurig aus. Ich wollte protestieren, wollte sie fragen wie sie sich da so sicher sein könnte, doch sie schnitt mir das Wort ab. „Nick, du weißt es doch am besten oder nicht?“, fragte sie mich, worauf ich nur mit einem verwirrten Blick antworten konnte. „Du hast es mir doch selbst erzählt… die Geschichte vom Klassengericht, wo du der Angeklagte warst und niemand dir glauben wollte, dass du unschuldig warst… du warst ganz allein… kennst du das Gefühl noch? Niemand ist bei dir, du wirst für etwas verurteilt, was du nicht getan hast und doch glaubt dir keiner…“ Das stimmte mich nachdenklich, Maya hatte ja schon Recht mit dem, was sie sagte. Deswegen war ich ja auch Strafverteidiger geworden, um diesen Menschen, die für ein Verbrechen verurteilt worden waren, das sie nicht begangen hatten. Für diese Menschen wollte ich da sein. Ich glaube das hatte Gregory Edgeworth auch gemeint, jetzt hatte ich es begriffen. Ich erhob mich und sah Maya an. „Danke…“, murmelte ich, worauf sie lächelte. „Keine Ursache, Nick“, erwiderte sie fröhlich, sie freute sich, dass sie mich wieder aufgebaut hatte und das sogar ohne ihre Kräfte. Wenn ich sie nicht hätte… „Ich werde mir seine Geschichte anhören…“, sagte ich entschieden, worauf sie ihr Handy zückte, um in der Strafanstalt anzurufen. „Ja, Anwaltskanzlei Wright und Partner hier. Sagen Sie Ryan Nichols, dass wir unterwegs sind… vielen Dank, auf Wiedersehen.“ Ein sehr kurzes Gespräch, anscheinend wussten die Leute schon Bescheid. „Auf geht’s Nick, besuchen wir unseren neuen Mandanten!“, forderte Maya mich auf und warf mir meine Autoschlüssel zu. Ich glaube sie war froh, endlich wieder einen Fall übernehmen zu können, nun war es also wieder so weit: Phoenix Wright würde sich wieder vor Gericht behaupten müssen. Zusammen verließen wir die Kanzlei und stiegen zum zweiten Mal in mein Auto. Diesmal war unser Ziel die Strafanstalt. Während der Fahrt bildete sich ein Kloß in meinem Hals, den ich nicht runterschlucken konnte. Vielleicht war ich einfach nur nervös, weil ich nicht wusste, was mich dort erwarten würde… Schließlich waren wir angekommen. Es war eigentlich kein weiter Weg von meiner Kanzlei zur Strafanstalt, aber für mich war mindestens eine Stunde vergangen. Ich blieb zunächst im Auto sitzen, um einmal tief durchzuatmen, bevor ich meinem Mandanten gegenübertreten würde. Maya sah mich von der Seite an und nickte mir zu. „Komm, lass uns gehen, dann hast du es hinter dir“, sagte sie und lächelte mich aufmunternd an. Sie hatte ja Recht, ich machte es mit meinem Zögern nur noch schlimmer. Also stiegen wir aus und betraten die Strafanstalt. Sie wirkte diesmal komischerweise noch kälter und bedrückender als sonst. Eine der Wachen kam uns entgegen. „Herr Wright, Miss Fey schön Sie mal wieder zu sehen“, begrüßte er uns lächelnd, „Ich werde Sie zu ihrem Mandanten führen, folgen Sie mir bitte…“ Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Ich seufzte leise, als ich die Tür zum Besucherraum erblickte, gleich würde ich Edgeworths Mörder begegnen… Der Wachmann öffnete die Tür und ließ uns eintreten. Dort saß er, Ryan Nichols. Ich hatte ihn mir irgendwie anders vorgestellt, er passte hier wirklich nicht hin. Irgendwie erinnerte er mich aufgrund seiner gepflegten Frisur an Edgeworth, aber nur ein bisschen. Seine Haare waren schwarz, die Augen grün. Und er trug einen Anzug, der mich an meine typische Anwaltskleidung vor Gericht erinnerte, ebenfalls in schwarz, nur sein Hemd war weiß. Jetzt fragte ich mich wirklich wer dieser Mensch vor mir war, der mich schon fast hoffnungsvoll ansah, bevor er aufstand und lächelte. „Phoenix Wright, ich freue mich, Sie kennen zu lernen“, meinte er und hielt mir seine Hand hin, dessen Geste ich nach kurzem Zögern entgegen nahm. Er merkte das anscheinend und sah betrübt zu Boden. „Sie… glauben also auch, dass ich es war, nicht wahr?“, fragte er mich leise. „Ich… ich weiß es nicht…“, log ich, doch er schien zu wissen, dass ich das tat. „Bitte, hören Sie meine Geschichte an bevor Sie sich entscheiden, bitte hören Sie mir zu!“, flehte er mich an. Ich glaube er wäre sogar vor mir auf die Knie gefallen, so verzweifelt hörte er sich an. „N-nun gut… erzählen Sie mir, was geschehen ist!“, forderte ich ihn auf und setzte mich. Nichols kam dieser Geste nach und setzte sich ebenfalls. Er holte tief Luft, bevor er anfing zu erzählen. „Ich bin selbst Anwalt, ich habe eine kleine Kanzlei am Ende der Stadt. Nun, ich nehme eher kleinere Fälle an, ich arbeite nicht gerne mit der Polizei zusammen. Aber gestern musste ich zur Kriminalabteilung, um von einem Inspektor einen Autopsiebericht zu erhalten. Allerdings war dieser nicht da, also schickte man mich zu Staatsanwaltschaft, da ich nicht so lange auf ihn warten wollte. Dort hatte ich Glück, der Inspektor gab mir den Bericht und ein blutiges Messer, das aus der Leiche entfernt wurde. Als ich dann in die Parkgarage zurückkehrte, fand ich die Leiche eines jungen Mannes im offenen Kofferraum eines roten Sportwagens vor, er war erstochen worden. Ich war in dem Moment vor Schreck gelähmt, ich konnte mich nicht mehr bewegen, ich stand einfach nur da. Und dann kam ein Polizist auf mich zugerannt. Er hielt mich fest und legte mir Handschellen an. Sie untersuchten das Messer, das ich bekommen hatte und das Ergebnis war, dass es das Blut des Opfers war. Ich… ich habe ihn wirklich nicht ermordet, bitte glauben Sie mir“, sagte er noch einmal zu mir. Wenn ich ihm glauben würde, müsste ich annehmen, dass ihm jemand den Mord angehängt hatte, aber ich war immer noch unschlüssig. „Kannten Sie Miles Edgeworth?“, fragte ich ihn und fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick. Daraufhin senkte er den Kopf. „Nein, nicht persönlich. Ich hatte nie einen Prozess, in dem er als Staatsanwalt fungierte. Aber ich habe einiges über ihn in der Zeitung erfahren. Wieso sollte ich ihn umbringen wollen?“, fragte er an mich gewandt. Vielleicht… vielleicht war er ja doch unschuldig, so wie er sich anhörte. „Das frage ich mich im Moment auch…“, meinte ich nachdenklich. „Bitte, Sie sind Phoenix Wright, Sie können die Wahrheit herausfinden! Ich weiß es. Aber… das können Sie nur, wenn Sie an Ihre Mandanten glauben…“, fügte er leise hinzu. Ja, er hatte Recht, ich hatte die Unschuld meiner Mandanten bewiesen, weil ich daran geglaubt hatte. Ich glaube ich hatte ihm Unrecht getan. „Also schön“, sagte ich und erhob mich. „Ich werde Ihre Verteidigung übernehmen und herausfinden, wer der wahre Mörder ist“, sagte ich entschieden, denn mir klangen noch die Worte von Gregory Edgeworth in den Ohren. Anscheinend glaubte er auch an Nichols‘ Unschuld und nun war es an mir das zu beweisen. „Vielen Dank, Phoenix Wright, ich… ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“, sagte der junge Anwalt nun zu mir und lächelte freudig, denn ich hatte ihm mit meiner Zusage bestätigt, dass ich an seine Unschuld glaubte. Aber nun blieb noch eine Frage im Raum: wer hatte Edgeworth wirklich getötet und warum? Das waren eine Menge Hausaufgaben für mich und Maya. Nun verabschiedete ich mich von Ryan und verließ mit meiner kleinen Assistentin die Strafanstalt. „Das war einfach… großartig, Nick!“, rief sie freudig aus, „Du weißt nun, dass er unschuldig ist, ich sehe es dir an.“ „Ja…“, sagte ich nachdenklich. Wo sollte ich denn nur anfangen zu suchen? Plötzlich kam mir DIE Idee. „Maya…“, sagte ich zu ihr und fasste sie an den Schultern, sodass sie mich überrascht ansah. „Kannst du Edgeworths Geist rufen? Ich will einen Hinweis auf den Täter.“ Das Mädchen überlegte kurz. „Warum? Ich denke, dass du das alleine herausfindest…“, sagte sie und sah mich fragend an. Doch ich schüttelte den Kopf. „Wenn das, was Nichols gesagt hat, wahr ist, dann muss es geplant sein, es könnte von überall herkommen“, antwortete ich schnippisch und sie nickte dann. „Gut, ich werde ihn rufen… „, meinte sie dann entschlossen. Sie lehnte sich an mein Auto und schloss ihre Augen. Ich beobachtete sie dabei, sie war etwas angespannt, anscheinend konzentrierte sie sich auf Edgeworth. Dann, auf einmal schien sie leicht rosa aufzuleuchten und murmelte dabei Worte, die ich nicht verstand. Fasziniert sah ich ihr zu. Dann verstummte sie und öffnete ihre Augen, ein seltsamer Ausdruck war in ihnen zu sehen. „Edgeworth?“, fragte ich unsicher, als sie zur Seite sah und die Arme verschränkt hatte, so wie er es öfter getan hatte. „T-tut mir Leid, Nick…“, murmelte sie und sah mich verstört an. „Ich habe ihn gerufen, aber… ich habe keine Antwort erhalten.“ Das klang sehr nach einer „Finden-Sie-es-selbst-heraus-Wright-Antwort“ von Edgeworth. „Aber deine Ausbildung ist doch beendet, oder?“, fragte ich, worauf sie nickte. „Ja…“, antwortete sie, „Ich habe sonst immer einen Geist rufen können, der durch mich spricht, ich bin nun ein vollständiges Medium… vielleicht will er dich ja nicht sprechen…“ Das sah Edgeworth ähnlich, dachte ich bissig bei mir. Dann aber fiel mir etwas ein, eine zweite Möglichkeit, warum der Geist des Staatsanwalts nicht geantwortet hatte. Aber das war doch… unmöglich… Schnell schüttelte ich den Gedanken ab und seufzte. „Nun, dann werden wir wohl bei Null anfangen, Maya… auf zum Tatort…“, sagte ich schließlich und stieg in mein Auto. Sie nickte kurz und stieg ebenfalls ein. Anscheinend hatte das bei ihr Spuren hinterlassen, dass sie den Geist nicht hatte rufen können. Aber wer weiß? Vielleicht hatte Edgeworth ja seine Gründe… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)