Fullmetal Alchemist //- Selbes leid von 27 (Ed&Al - Atribut) ================================================================================ Kapitel 5: Bitte vergiss mich nicht ... ! ----------------------------------------- Die Erinnerung, eine Gabe, die nur uns gegeben wurde. Erinnerung, schöne, schlechte. Menschen neigen dazu schlechte Erinnerungen zu verdrängen und mit guten zu überspielen. Doch was ist, wenn man das gute vergisst und nur noch schlechte einen überhäufen? Auch wenn ich nicht sehr stolz darauf bin, ist mir das passiert, genau das, ich vergas, ich habe einfach alles vergessen. Sogar die Dinge, die mir lieb waren. Ich saß schon seit Ewigkeiten in diesem sterilen Zimmer, immer wieder hatte ich diese bescheuerte Atemmaske auf, immer wenn ich versuchte sie abzunehmen, fiel ich in Ohnmacht. Deswegen musste ich mich an sie gewöhnen. Ich hatte Glück, dass ich ein Fenster hatte, sonst wär ich wahrscheinlich gestorben, in einem Zimmer ohne Leben, einfach weis, ohne Farbe und so vielen Geräten. Immer wieder schaute ich mich im Zimmer um, es war so kahl. Mein Blick verharrte den ganzen Tag an der Welt da draußen. Zwar besuchte mich schon täglich, nein fast stündlich, minütig, pro sekunde, ich weis es schon gar nicht mehr, dieser junge Mann, etwa meinem Alter, er war einfach immer da. Er hatte ein verzweifeltes Lächeln auf den Lippen, er kannte mich. Doch ich ihn nicht. Immer wenn ich ihm in die Augen schaute, versuchte er nicht zu weinen, er konnte mir nicht in die Augen schauen. Deswegen verharrte mein Blick auch draußen. Er redete nicht viel, er konnte nicht. Er hatte Angst mich zu verletzen. Wer war er? Erst später wusste ich wirklich wer er war. Er stellte sich vor mit dem Namen ’Alphonse Elric’. Man hatte mir mal gesagt mein Name lautete ’Edward Elric’, bestand ein Zusammenhang zwischen uns beiden. Er nannte mich immer nur bei meinem Vornamen, oder etwa Ed, Ed war wohl mein Spitzname. Aber nur er nannte mich so. War er ein Verwandter? Oder hatte er einfach nur den gleichen Nachnamen. Ich war nicht sehr gesprächig. Ich wusste nicht über was ich reden sollte, ich konnte auch nicht sonderlich viel reden, denn meine Lunge war etwas angeschlagen und das Atmen fiel mir schwer. Also hielt ich den Mund. Es kam mir zwar so vor als würde der junge Mann förmlich daran zu Grunde gehen, das ich nicht mit ihm sprach, aber er war trotzdem immer bei mir. Er war einfach da. Und das war auch gut so, so war zumindest etwas Leben in diesem Zimmer, indem man sich nur langweilen konnte. ... Nach einiger Zeit konnte ich wieder normal atmen und konnte auch wieder sprechen, die Maske wurde mir abgenommen, was ich sehr gut fand, ich fühlte mich etwas frier. Mit der Zeit stank es mich auch an, die ganze Zeit nur hier drin liegen zu müssen, ich wollte aufstehen, aber es war mir untersagt. An jenem Tag war er wieder da. Er beobachtete mich am Fenster, es war ein großes Fenster am Raum angebracht. Ich schaute zu ihm und nahm die Maske ab, denn es war mir erlaubt worden. Er lächelte mich an. Ich merkte, das sein Lächeln diesmal kein krampfhaftes Lächeln mehr gewesen war, sondern ein herzliches, jedoch weinte er ein wenig, was mich stutzig machte. Zögerlich betrat er meinen Raum, ich folgte seinen Schritten. Ich musterte ihn, bis ich an seinem Gesicht angelangt war. Er hatte kurzes Haar, braunblond, würde ich sagen, er hatte goldene Augen, ich fand sie schön. Heute hatte er ein viel zu großes Hemd an, ich fragte mich wieso, sonst hatte er doch auch Kleider an, die ihm passten, er hatte eigentlich nie Hemden an, das war ein Einzelfall, es wunderte mich. Er setzte sich neben mich und wünschte mir einen schönen Tag. Ich saß gerade im Bett drin und betrachtete ihn. Ich wollte ihn so vieles fragen, aber ich hatte das Gefühl, das Sprechen verlernt zu haben. „Ed – ich hab dir was zu essen gemacht! – jetzt wo du essen kannst, w-willst du mal probieren!?“, zögernd streckte er mir das Packet hin. Verwundert schaute ich ihn an. Ein Wildfremder gab mir was zu essen. Aber da ich nicht wollte, dass er noch anfing zu weinen nahm ich es an, nur nickend, ich traute mich nicht zu reden, Gefahr zu laufen, meine Stimme sei verloren. Ich aß. Ich aß vor seinen Augen. Ein wenig fühlte ich mich beobachtet, deswegen, und weil ich mich schlecht fühlte, alleine zu essen, bot ich ihm die Hälfte an, was er nur ablehnte. Als er dies tat legte ich das Besteck hinein und stellte es auf meinen Nachttisch. Ich hatte zwar nicht viel gegessen, aber da ich nicht allein essen wollte, und da ich sah wie abgemagert der junge Herr schon war, hatte ich selbst ein schlechtes Gewissen. „W-was hast du- schmeckt es dir etwa nicht- i-ch schwöre ich hab keine Milch rein!“, er war schon fast den Tränen nah und krallte seine Hände tief in seine Hose. Ich hatte mich etwas zurückgelehnt gehabt, doch ich richtete mich wieder auf. Da ich nicht wollte, dass er noch in seiner Angst und seinem Zweifel erstickte, begann ich zu sprechen, zwar leise und krazig, jedoch hoffte ich, mich verstehen zu können. „Nein, es schmeckt sehr gut, nur siehst du aus, als hättest du schon seit längerem nicht mehr richtig gegessen!“ Schon in dem Moment, wo ich einen Ton von mir gab, schaute er auf und fing krampfhaft an zu weinen, er hob sich die Augen zu und schlurzte, er rannte heraus, ich schaute ihm nur nach. Im nachhinein versuchte ich zu verstehen, wieso er das tat, wieso er geweint hatte, und ob ich was falsches gesagt hatte. Ich schielte zum essen, schaute dann am großen Fenster raus. Ich hatte den Zwang, ich wusste nicht wieso, aber ich musste ihm nach. Krampfhaft und humpelnd stand ich auf. Erst jetzt bemerkte ich dass ich nur noch einen Arm und ein Bein hatte. Ich humpelte also das Zimmer raus und schnaufte schwer. Jedoch sah ich ihn, wie er zusammengekauert an der Wand meines Zimmers saß und versuchte die Tränen abzuwimmeln. Ich hielt mich an der Wand fest und humpelte zu ihm. „Wieso weinst du?“, fragte ich monoton. Er schaute mich erschreckt an und hielt sich die Hand vor den Mund. Ich empfand es als Beleidigung, seine Gestik, aber gut es war ihm nicht übel zu nehmen. Ich war ja nun mal ein Krüppel, wie hart das auch klingen mag. Er schreckte auf und musterte mich, er merkte das ich schwer schnaufte. „E-edward, w-wieso bist du aufgestanden?“, ich merkte wie er zitterte. War es wegen meinem Anblick. „Ich wollte nicht, das du gehst, immerhin warst du jeden Tag bei mir, bis ich eingeschlafen war und wieder aufgewacht bin!“ „a ...!“, er konnte nicht, er war sprachlos. Wieso? „Wenn ich mich wieder hinlege – isst du dann endlich was?“, fragte ich ihn. Er nickte und half mir beim Gehen. Er lächelte wieder. „Wenn es dir etwas besser geht, frage ich Winry, ob sie dir wieder neue Automails macht!“ Ich fragte mich, was er damit meinte, aber ich fragte ihn nicht. Wir aßen zusammen, das essen, das er für mich gekocht hatte. Es schien ihn glücklich zu machen, mit mir zusammen zu essen. „Alphonse! So ist doch dein Name nicht? Mir ist aufgefallen, dass dein Nachname , dem meinem ähnelt, was hat das zu bedeuten?“, fragte ich ihn, ohne zu überlegen, was ich gerade für einen großen Fehler begangen hatte. Er legte die Gabel in das Essen und schaute wieder traurig drein. Er lächelte mich an und meinte: “Ich bin dein kleiner Bruder!“ Erst jetzt merkte ich, wie tief es ihn traf mich so zu sehen. Wir hatten wohl eine gute Beziehung zueinander, und wenn nicht, dann sind wir doch Brüder. Brüder, und ich labere so einen Mist! Ich schaute beschämt zur Seite und entschuldigte mich für meine Grobheit. „Es ist ok, ich habe mich damit abgefunden, dass du mich vergessen hast, Edward!“, sagte er verlegen lächelnd. Wenn er schon so Scheiße redete, muss er wirklich traurig, tief traurig sein. Ich sagte nichts mehr, ich konnte nicht, ich würde ihn nur noch mehr verletzen, aber vielleicht tat ich das auch ohne was zu sagen. Am nächsten Tag, kam er wieder mit diesem Lächeln in mein Zimmer, er hatte Bücher dabei und sie waren schwer, das sah man ihm an, er legte sie auf den Stuhl und wünschte mir, wie jeden Morgen, einen guten Morgen. „Was hast du da mitgebracht?“ „Bücher!“ „Das sehe ich, Al!“ Erschreckt schaute er mich an. „Was hast du?“ „H-hast du mich gerade Al genannt?“, schaute er als hätte er einen Geist gesehen. Ich verzog verwundert das Gesicht: “Ja, schließlich nennst du mich doch auch Ed, oder etwa nicht? Wenn wir schon Geschwister sind, haben wir das früher nicht immer so gemacht!“ Erschreckt lies er eines der Bücher fallen. „Fang bloß nicht wieder an zu heulen!“, meinte ich leicht genervt. Er grinste. „Ich weine doch nie!“ Ich musste das erste Mal seit langem Lächeln, und es tat mir gut. Er merkte es und es freute ihn doppelt und dreifach. Nachdem wir unser Frühstück geteilt hatten und gegessen hatten, zeigte er mir Bücher und Fotos. Er erzählte mir von der Alchemie und der Zeit, die wir beide miteinander verbracht hatten. Es freute mich ihm zuzuhören, doch konnte ich ihm nicht folgen, kein einziges Stück, von dem was er sagte, kam mir bekannt vor. Als wäre ich ein Mensch ohne Leben gewesen! Ein Mensch ohne Vorgeschichte. War ich tot gewesen? ... Es verging so viel Zeit und er erzählte mir so viel, doch ich erinnerte mich nicht. Es war doch so schön, wir hatten so viel erlebt, wieso wollte ich mich nicht erinnern? Winry kam und legte Maß an, denn es ging mir wieder besser, zwar war ich noch mit ungeheilten Wunden geprägt, doch es war nicht mehr so schlimm, ich durfte sogar wieder bewusst aufstehen. Winry machte mir binnen kürzester Zeit Automails. Automails, dass ich kein Krüppel mehr war. Sie war ein hübsches Mädchen. Ich legte meine Blicke oft auf sie. Bis ich merkte, dass Alphonse, dass mit grimmigen und fast schon tötendem Blicken verfolgte. Als wir wieder alleine in einem Zimmer waren und ich wieder stehen konnte und das auch sichtlich genieste mich wieder bewegen zu können, fragte ich ihn. „Al? Was hast du? Ich dachte sie ist unsere Freundin? Magst du sie denn nicht mehr?“ Ganz aus dieser Welt schaute er mich an und suchte das Wort. Er lächelte: „Ja, wieso sollte ich sie auch nicht mögen?“ Sein Ton und sein Blick, sie machten mir Angst. „Al- im Ernst, was ist los mit dir? Du hörst dich ja schon fast eifersüchtig an!“ Er lachte: “Ich? Aber Edward, was bildest du dir ein, wir sind doch nur Brüder!“, er verlies den Raum und kehrte so schnell nicht wieder. Ich wunderte mich, nach drei Tagen ohne ihn, verlies ich das Krankenhaus, ich fragte die Leute, wo er wohnte, ich lieh mir Kleider und besuchte die Adresse. Ich klingelte. Es dauerte lange bis mir geöffnet wurde. Mit geschockten Augen schaute er mich an und stieß die Tür zu. Ich wunderte mich, wieso das geschah. Wütend schlug ich an die Tür, was war los mit ihm, was hatte ich wieder falsch gemacht? Ich wurde nicht schlau aus ihm. „AL!! Mach die TÜR auf oder ich schlag sie ein, ich meins ernst!“ Es fühlte sich an, wie ein Neuanfang. Er öffnete die Tür und lies mich eintreten. Er sah nicht begeistert aus, er sah nicht gut aus. Er sah aus – als hätte er drei Tage durchgeheult. Ich suchte das Wohnzimmer, ich fand es. Ich setze mich und schaute mich um, er folgte mir. „Willst du was trinken?“ Ich schüttelte den Kopf. Er stand im Raum und fühlte sich womöglich unnütz. Er konnte mich nicht anschauen. Ich stand auf und ging auf ihn zu, er wich mir nur aus. Es nervte mich. „Al? Wieso weichst du mir aus?“ „Wie kommst du nur darauf?“, er hatte eine ironische Art, und es kotze mich an. Ich packte ihn an den Schultern und schrie ihn an : „Mach mir nichts vor, du warst schon am Anfang so komisch drauf! Ist es wegen mir? Ist es, weil ich alles vergessen habe? Ist es das? Willst du mich deswegen meiden? Na? Ich will die Wahrheit?“ Er schrie plötzlich, so hatte ich ihn in dieser Zeit noch nie erlebt: „DU willst die WAHRHEIT? Du erträgst die Wahrheit doch gar nicht!“, hasserfüllt weinte er. „Ach ja? Das wollen wir ja sehen?“ „Pff- Idiot!“, wendete er sich wieder mit dem Blick ab, doch ich hatte ihn immer noch fest in meinen Händen. „Ja- ich warte! – ich will Klarheit!“ „Du erinnerst dich doch sowieso an gar nichts mehr, wieso sollte ich dir dann auch noch DAS erzählen?, dass DU mich meidest, ja? Nein, lieber meide ich dich, als du mich!“ Ich lies von ihm ab, ich merkte, es hatte keine Wirkung mit ihm zu reden. Ich irrte umher und schaute mich um. „Wohnen nur wir beide hier?“ Trotzig antwortete er mit „Ja“ ... Ich entschloss mich also bei ihm zu leben, so wie wir es früher wohl auch taten. Ich war der einzige, den er noch hatte. Die ganze Zeit nächtigte er auf der Couch, er machte sich selbst kaputt. Es wunderte mich sowieso, dass wir in EINEM Bett schliefen. Wieso das so war, es blieb mir ein Rätsel. ... Eines morgens wachte ich schweißgebadet auf, ich hielt mir den Kopf, es war alles wieder da, einfach alles, die schlechten wie die guten, ALLES, ich war ganz rot um die Nasenspitze als ich merkte, dass ich wieder voll da war, war ich in einem Scheintot gewesen? Ich blickte neben mich, ich blickte zweimal neben mich und entdeckte Alphonse neben mir, er nächtigte doch die ganze Zeit auf dem Sofa, hatte ich das alles geträumt, war es ein schlechter Traum gewesen, ich war sichtlich verwirrt. Ich schaute jedoch auf meinen Oberkörper und entdeckt die tiefen Narben. Nein, dies war kein Traum, es war wirklich gewesen. Jedoch musste ich es bestätigt haben, ich weckte ihn, obwohl er doch immer früher wach war als ich. Ich wusste einfach alles wieder. „Al- wach auf, wach auf!“ Er schreckte auf, als er erkannte, dass er neben mir lag. „Entschuldige Edward!“, er wollte fliehen, er war voller Panik. Es war kein Traum, das war mir jetzt klar geworden. Es war wohl kein Einzelfall, dass er meine Nähe spürte und in das Bett kletterte und da er ja sowieso immer früher wach war, bemerkte ich auch nie, dass er immer neben mir lag. Grinsend packte ich ihn am Arm und zerrte ihn auf meinen Schoß. Er schaute niedlich aus, wenn er so angsterfüllt drein schaute, als würde ich ihn gleich umbringen wollen. „Guten Morgen Nii-chan, wie hast du geschlafen?“ Er fing wieder an zu weinen und stieß mich weg. Er schrie mich an: “Hör auf!“ Ich verstand nicht. „Mit was soll ich aufhören? Ich hab doch gar nichts gemacht!“ „Doch – du tust mir weh!“, er rieb sich am Arm, deswegen dachte ich, ich habe ihm körperlich wehgetan, ich schaute meine Hand an. „Entschuldige, ich wusste nicht, dass ich so grob war!“ „Nenn mich nicht Nii-chan, wenn du gar nicht weist, was du eigentlich meinst!“ Ich grinste: „Ich weis schon was ich da sage!“ „NEIN, das weist du eben nicht, so hast du -!“, er stockte. Ich zog ihn ganz nah zu meinem Gesicht und grinste einfach nur. „Soll ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, oder kannst du auch ohne meine Hilfe denken!“ Er entriss sich meinem Griff und schüttelte mit leichten Tränen den Kopf. Er war rot um die Nasenspitze. „Lass das!“ Ich seufzte. Ich knöpfte mein Hemd auf, schnappte mir seine Hand und lag sie auf mein Herz, ich schaute ihm in die Augen. Ich sagte nichts. Er schrie: „LASS mich los! Du weist doch gar nicht wie weh du mir damit tust!“ Er verstand wohl immer noch nicht, er verstand immer noch nicht, dass ich mein Gedächtnis wieder erlangt hatte. Ich drückte ihn an mich und küsste ihn sanft. Er weinte und sackte zusammen: „Willst du mich denn bewusst umbringen?“ Ich seufzte. „Alphonse! Soll ich dir schildern, was wir miteinander hatten, oder glaubst du mir auch so? ... Ich bin wieder bei Bewusstsein!“ Mit hochrotem Kopf schaute er mich an. „W-was? B-bei Bewustsein?“ Ich grinste. Es war so niedlich wenn er stotterte. „Ja bei Bewusstsein!“, ich grinste und drückte ihn sachte ins Bett. Er schaute mich nur ganz verwundet an. Er starrte mich an. „Heißt das du weist es wieder!“, schluckte er kurz trocken. „Ja, jedes Detail!“ „U-und auch wann wir es hatten!“ „Ja und auch wann wir es hatten!“, kam ich seinem Gesicht gefährlich nahe. „Eehh –hmm- u-und wann hatten wir es?“, kniff er beschämt die Augen zu. „Heißt das, dass du nun von Gedächtnisschwund betroffen bist?“ „NEIN!“, protestierte er. Ich fing an seinem Ohr an zu knabbern und hauchte ihm „An Weihnachten, wir ließen alles stehen und liegen und taten es in meinem Bett!“, genau das hauchte ich ihm ins Ohr. Und wenn wir nicht im Bett gelegen wären, so wäre er mir wahrscheinlich rückwärts umgekippt. Er umarmte mich stürmisch mit rotem Kopf, er schlang die Beine um meine Hüfte und drückte beschämt sein Gesicht an meinen Oberkörper. Ich richtete mich auf und er klammerte an mir wie ein Affe, sein Gesicht war nach so langer Zeit endlich wieder glücklich. Ich streichelte ihm durchs Haar. Ich legte meine Lippen auf sein Ohr und hauchte ihm provozierend ins Ohr: „Sollen wir es wiederholen, um deinem Gedächtnis auf die – Sprünge zu helfen!“ Wenn auch sehr, sehr beschämt, er stimmte zu. ... Ich erlangte die Erinnerung wieder, manchen Menschen ist dies nicht gegönnt, doch ich kann zum Glück sagen, so einen Bruder zu haben, so einen Partner in meiner Nähe zu haben, der mich nicht aufgab, auch als ich schon am Ende war, der ohne mich nicht sein wollte. ... Schnaufend und triefend vor Schweiß lagen wir neben einander. Wir schauten an die Decke, ich hatte ihn in meinen Armen, er war so beschämt. „Ed- ich muss dir was gestehen?“, er richtete sich auf. Verwundert schaute ich ihn an und wartete auf sein Geständnis. „Als du so lange nicht zurückkamst und mir kein Wort geschrieben hattest, hasste ich dich! Ed- ich hab dich gehasst!“, fing er an zu zittern und zu zweifeln. „Ich habe dich gehasst, und nur deswegen ist dir so was zugestoßen, deswegen wolltet du mich vergessen, nur weil ich dich gehasst habe!“, er verdeckte sein Gesicht. Doch ich erhob es wieder und schaute ihn an. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Nein- es war nicht deine Schuld – es kann nicht deine Schuld sein, du warst doch nicht da!“, ich drückte ihn an mich, er weinte bitterlich ohne richtig zu atmen. Ich versuchte ihn zu beruhigen. „Al! Jetzt beruhig dich doch, ich hatte eben einen Unfall, ich war nicht achtsam genug, das hatte rein gar nichts mit dir zu tun!“ Er errichtete sich wieder und schaute mich mit seinen verheulten Augen an, mit seinen feuchten Wangen und sagte: „Ich habe dich aber gehasst!“ Ich grinste ihn an und konterte: „Du kannst mich gar nicht hassen!“ „Wie kannst du das so gewissenhaft sagen?“ „Ich bin dein großer Bruder Alphonse, du hast mich nicht zu hassen, es ist dir schon in die Wiege gelegt worden!“ „Idiot!“, gab er mir eine Kopfnuss, grinste abfällig und legte seinen Kopf wieder auf meine Brust. Wieder mit ernster Mimik meinte ich: „Ich habe immer an dich gedacht Al- ich habe einfach – keine Zeit gefunden mich bei dir zu melden, das ist alles!“, natürlich hatte ich es vergessen. Er schenkte mir keinen Glauben, ich sah es an seinem Blick. „Ja - wie das Weihnachtsgeschenk und das Geburtstagsgeschenk ... ich glaube ich hätte mir keine Vorwürfe machen müssen, dass ich dich gehasst hatte, immerhin hast du mich bewusst vergessen!“, gespielt schmollte er. „Aber Al- !“ Er baute sich über mir auf und grinste mich an. „Dafür musst du eben doppelt und dreifach büßen!“ Sein Blick war gefährlich. Die Tat auch ... Ich glaub mir tat nach Wochen immer noch alles weh, das er es gleich so übertreiben musste. Ich sollte mir wirklich alles aufschreiben, ich bin so vergesslich und wenn ich für jedes vergessene Frühstück und Mittagessen auch noch Strafe bekommen hätte, ich glaube ich wäre heute nicht mehr lebendig! ... „Edward ...!“ Ich drehte mich zu ihm um. „Ich liebe dich, bitte vergiss das niemals ...!“ Seine Worte wurden mit dem Wind getragen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)