Red Moon von Arethelya (Heiratswichtel-FF NejixTenTen) ================================================================================ Kapitel 1: ReD mOoN ------------------- Titel: Red Moon Fandom: Naruto Thema: Heiratsantrag Genre: AU, Fantasy, Drama, Romantik Pairings: Neji x TenTen; Shikamaru x Hinata (leicht angedeutet: Shikamaru x Ino; Naruto x Hinata) Universum: Red Moon Rating: 14 Warning: Wichtel-OS; extremer Longshot xD; das zweite Pairing ist (leider) wichtiger (geworden), als vorher angenommen Disclaimer: Die verwendeten Figuren gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld hiermit. Mir gehören lediglich der Titel und die Idee dieser Story. Legende: „Wort“ – reden «Wort» - denken Wort – Liedtexte, Schriftstücke, besondere Betonung Verzeihung, dass das hier so spät kommt >___< Ich hab echt versucht mich zu beeilen, aber irgendwie kam das diesmal mit der Zeitplanung total durcheinander. Nun denn, dies ist mein Beitrag zu der Wichtel-Aktion unseres Neji/TenTen-Schreiber-Zirkels. Mein Wichtel-Kind ist Nejis_Angel_Tenten. Ich hoffe, es gefällt dir wenigstens ein wenig... ich wusste nämlich leider nicht so viel mit deinem Wunsch zu machen, tut mir leid v.v Es tut mir auch ehrlich leid, dass das hier so lang geworden ist, obwohl das gar nicht so geplant war. Aber mich hat die Ideenflut gepackt und ich konnte mich dem ganzen nicht entziehen ^^“ Und falls Beschwerden wegen des ungewöhnlichen Paars Shikamaru x Hinata vorliegen, dann möchte ich euch bitten, damit zu warten bis die FF gelesen wurde. Ich habe im Laufe der Ideenfindung festgestellt, dass sie auf eine kuriose Art und Weise zusammen passen und ich denke, nachdem der OS gelesen wurde, kann man das vielleicht nachvollziehen. Ich komme mir vor, als ob ich das Thema total verfehlt habe… Dann wünsche ich hiermit viel Spaß mit dem OS. Musik-Liste: - Ayreon – „The Human Equation“ CD 1 - Blutengel – “The Oxidising Angel” - Edguy – “Hellfire Club” - Kate Perry – “I Kissed a Girl” - Savage Garden – “Crash and Burn” - Ne-yo – “Closer” - Placebo – “Running up that Hill” - Destiny’s Child – “Stand up for Love” - RTL Winter Dreams 2006 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einleitung [„Ich sehe für Eure Tochter eine bedeutende Rolle in ihrem Leben voraus. Sie wird eine wichtige Veränderung mit sich bringen, doch was das für eine ist, kann ich leider nicht sagen. Es wird das Leben des Clans vollkommen wandeln, ohne die Struktur anzugreifen. Doch das wird ihre einzige Tat bleiben. Ich sehe keine heroischen Siege, großen Kriegserfolge. Sie wird verdeckt bleiben, doch auf ewig in Erinnerung des Clans. Mehr offenbaren mir die Sterne nicht.“] ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ äußere Grenze Sie kniete nieder und berührte sacht den zerbrechlichen Stiel einer wilden Lilie – ihrer Lieblingsblume. Sie lächelte. Daheim wuchsen nicht viele Blumen, der Boden war viel zu sauer für solche zarten und edlen Pflanzen. Das war auch der Grund, weshalb die Getreidefelder ihres Clans weitab zu finden waren, ebenso ihre Weiden für die Nutztiere. Und um sich den Luxus eines Straußes gönnen zu können, musste sie sich auch von ihrem Dorf entfernen, natürlich nicht ohne Begleitung, denn es waren gefährliche Zeiten, in denen es für eine junge Frau den Tod bedeuten konnte, wenn sie allein umher wanderte. Zwar war sie nicht wehrlos, denn sie hatte eine grandiose Ausbildung genossen, doch sie besaß eine hohe Position innerhalb des Clans. Ihr Tod wäre ein riesiger Verlust für die Familie, denn sie war die Stammhalterin. Hinatas Mundwinkel zogen sich leicht nach unten. Ihre Finger waren ein wenig von dem Saft der Lilie besudelt. Doch darauf achtete sie kaum. Viel mehr war ihr gerade wieder einmal klar geworden, wie sehr sie ihr Leben verabscheute. Sie seufzte und sah mit traurigen, verschleierten Augen gen Himmel. Ylith, der weiße Mond, war am Himmel zu sehen, obwohl noch die Sonne schien. Ptelith, der rote Mond, war noch nicht zu erblicken. Doch es war auch mehr eine Erscheinung der Sommerzeit, dass beide Monde zur gleichen Zeit am Himmel standen, selbst wenn es noch Tag war. Und nur alle 200 Jahre befanden sich beide in einer Reihe, sodass sich Ylith, der kleinere von beiden, vor Ptelith schob und diesen fast verdeckte. Es galt als ein herausragendes Ereignis. An jenen Tagen sollten angeblich Weissagungen mit absoluter Präzision getätigt werden können und Kinder, die an jenem Tag geboren worden waren, galten als Auserwählte, denen ein großes Schicksal zuteil wurde und die unter einem Schutzstern standen. Hinata blinzelte und blickte noch einmal zu der Lilie. Sie hatte nicht mitbekommen, dass sie den Stiel zu fest gedrückt hatte, als sie gedankenverloren ins Nichts gestarrt hatte. Die Blume konnte sie nun vergessen. Ihre weißen Augen mit den schweren Lidern betrachteten nun die Wiese, auf der noch andere wilde Blumen blühten. Ihre eigenartige Augenfarbe kennzeichnete sie als Abkömmling des Hyuuga-Clans. Eine sagenumwobene Familie, von denen es hieß, dass ihre Sehkraft die eines Adlers übertrumpfte und die in den Schatten für die Fürsten der Städte arbeitete. Ihre Dörfer, oder besser gesagt, ihre Stammesansammlungen waren zahlreich verteilt im Land, gut versteckt vor den Augen ungebetener Neugieriger. Sie dienten den Reichen und Mächtigen als Assassinen und Informanten. Doch niemand konnte einschätzen, wie groß ihre Familie und wie groß inzwischen auch ihr Einfluss war. Man sollte meinen, dass es niemand wagen würde, eine solche mächtige Gemeinschaft herauszufordern und zu drohen. Doch es gab noch einen weiteren Clan im Land, die ebenfalls jene Tätigkeit ausübte und schon seit Anbeginn der Zeit eine Blutfehde mit den Hyuugas hegte. Es war der Stamm der Nara, Schattenkämpfer, die berühmt dafür waren, dass sie auf Hirschen und Rehen ritten. Mit ihrem kleinen, schmalen Körperbau waren sie dazu auch in der Lage. Sie waren das Gegenteil der Hyuugas. Jene waren hoch gewachsen, wenn auch schlank und viele wirkten zierlich. Talentierte Nahkämpfer, während die Nara-Leute sich auf Distanzkämpfe mit Bögen spezialisiert hatten. Hinata biss sich auf die Lippen. Und genau diese Fehde zwischen den beiden Clanen war der Grund dafür, dass sie sich mit Geleit außerhalb des Dorfes bewegen musste. Beide Clans starteten immer wieder Überfälle auf den jeweils anderen, um die eigene Stärke zu demonstrieren. Diese Angriffe hatten schon vielen Clan-Leuten das Leben gekostet. Sie hätte sich gewünscht, dass das alles ein Ende nahm. Sie richtete sich auf, nachdem sie einen kompletten Strauß zusammengesucht hatte. Der schwere Duft betäubte beinahe ihre Nase, doch es zauberte ein Lächeln auf ihr markantes Gesicht. Gerade als sie ein welkendes Blatt entfernen wollte, geschah es und das so schnell, dass sie fast die Orientierung verlor. Pfeile… Schreie von wütenden Männern und ihr Schmerzgebrüll… Überzahl… rote Tropfen in der Luft… losgetretene Erde, schwebende Lilienblüten… zertrampelte Blätter, Fleischfetzen, Ächzen, Stöhnen, Schmerz, Tod! Drehende Erde… explosionsartige Qual, Tritte, Schläge, Klingengefechte… Ein Mann stürzte neben ihr zu Boden, die Augen verdreht – Blut strömte aus der Bauchwunde und sie war so fasziniert von dem Anblick, dass sie sich nicht mehr wehrte, als die Männer vom Nara-Clan sie gewaltsam mit sich zogen und auf ein Reittier warfen, um sie in den Wald zu treiben. Der Tote war ihr Onkel gewesen, das Ebenbild ihres Vaters. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hyuuga-Clan Er presste sich eine Hand in die Seite, aus der unablässig Blut quoll. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß und war rot verfärbt der Anstrengung wegen wach zu bleiben und nicht umzukippen und liegen zu bleiben. Seine Augen glänzten fiebrig; er atmete schwer. Aber er setzte unermüdlich einen Fuß nach dem anderen… hinter sich eine Spur aus blutroten Perlen herziehend. Er schaffte es die Grenzen des Dorfes, in dem der Hauptsitz seiner Familie lag, zu erreichen. Als man ihn entdeckte, rannten sofort zwei Mitglieder auf ihn zu, um ihn zu stützen. Und ein Bote eilte los, um dem Oberhaupt Bericht zu erstatten. Danach brachte man ihn ins Krankenzimmer. ~*~ Jetzt standen das Oberhaupt und sein Neffe an seinem Bett und hörten schweigsam und mit eisernen Mienen zu, was er zu berichten hatte. Seine Worte entflohen ihm stockend und wurden immer wieder von blutigen Fäden in seinem Speichel unterbrochen. Er würde bald sterben. Doch bis zur letzten Sekunde war er dem Clan treu ergeben und anstatt sich zu schonen, um den Tod hinauszuzögern, ging er freiwillig auf das Ende zu, da es dem Oberhaupt dienlich war. Hiashi legte eine Hand auf die erhitzte Stirn des Mannes und ein schwaches Lächeln erschien auf den Lippen, damit der Bote mit dem Wissen starb, dass er seinem Herren einen guten Dienst erwiesen hatte. „Und meine Tochter blieb unverletzt?“ „Ja… Herr“, hustete er. Er verdrehte immer öfter die Augen. „Sie haben… sie haben sie auf… eines ihrer Hirsche… geworfen und mit – genommen. In… den Wald.“ „Es hat keiner weiter überlebt?“ „Nein…“ Als Neji das hörte, flackerte kurz ein Ausdruck von Bestürzung und Schock in seinem Gesicht auf. Doch danach wandelte es sich in eine frostige Miene und der Hass brodelte in ihm. Heiß floss er durch seine Venen, verbrannte sein Herz zu glühender Asche, die immer wieder zu einem gewaltigen Inferno aufbrennen würde, sollte ihm je ein Mitglied des Nara-Clans über den Weg laufen. Seine Augen blitzten scharf, als er daran dachte, dass sie ihm seinen Vater und seine Cousine genommen hatten. Er würde Vergeltung fordern. Rache für dieses Unrecht. Rache für die Schmach, dass sie Hinata entführen konnten. Rache für den Tod seines geliebten Vaters! Er ballte die Fäuste zusammen, rieb die Kiefer aneinander. Vor seine Augen legte sich ein roter Schleier. Er bekam nicht mehr mit, was sein Onkel den Sterbenden noch alles fragte. Es war auch unwichtig in seinen Ohren. Er wartete nur darauf, dass sein Oberhaupt ihm den Befehl gab, das Dorf der Nara zu finden, es zu überrennen und zu brandschatzen. Es zuckte in seinen Finger diesen Möchtegern-Kriegern zu zeigen, was ein Hyuuga vermochte, wenn man es wagte ihn zu verärgern. Die Blutfehde hatte ihren Höhepunkt erreicht. Es würde ein für alle Mal eine Entscheidung gefällt werden – in einem Krieg, bei dem es keine Zurückhaltung mehr geben würde. Und die Hyuuga wären die Sieger dieser Schlacht. „Neji“, hörte er die reservierte Stimme seines Onkels. Um zu zeigen, dass er es wahrgenommen hatte, sah er ihn direkt an. „Informiere meinen General und den Hauptmann unserer Kavallerie und Infanterie. Ich erwarte sie im Hauptsaal. Wir entwerfen den Schlachtplan gegen die Nara-Hunde.“ Sein Neffe lächelte schwach, aber selbstzufrieden wie eine Katze, die wusste, dass ihre Beute nicht mehr entkommen konnte. ~*~ Es war alles aufgegangen. Der Plan hatte in jeder Winzigkeit der einzelnen Details funktioniert. Diese Bastarde hatten keine Chance gehabt, ihrem Schicksal zu entgehen. Es kam zu schnell. Zu unerwartet, auch wenn sie geahnt haben mussten, dass sie sich für den Raub von Hinata rächen würden. Dennoch hätten sie das niemals vorhersehen können. Und wahrscheinlich hätten sie diese Brutalität der Hyuuga niemals erwartet, die in ihrer Wut über den Verlust umso gnadenloser von Statten gegangen waren. Sie hatten Späher vorgeschickt, die mit ihrer überragenden Sehkraft und ihrer Lautlosigkeit außen postierte Wachen eliminieren sollten. Neji war unter ihnen gewesen. Es hatte ihm ein perverses Vergnügen bereitet, sich an den Nara von hinten anzuschleichen und ihm kurz vor seinem Tod noch ein letztes „Krepier!“ ins Ohr zu flüstern. Zu geschockt, um richtig zu reagieren, war sein Opfer erstarrt, sodass er sich problemlos der Kehle zuwenden konnte, welche er sauber durchschnitten hatte. Um sicherzugehen, dass er schnell genug starb, hatte er noch einen Stich in seiner Brust platziert, um sein Herz endgültig zum Stillstand zu bringen. Danach hatte er sich langsam über die Lippen geleckt, da ein wenig Blut von seinem Opfer dorthin gespritzt war. Ihr Plan schien am Anfang gut zu verlaufen, doch sie blieben selbstredend auf der Hut. Es waren viele Wächter und sie durften keinen übersehen, denn sonst würde das Dorf der Nara gewarnt werden und sie mussten mit heftigem Widerstand rechnen. Doch sie waren nicht umsonst die erfolgreichsten Assassinen, die man auf diesem Kontinent engagieren konnte. Kein Nara-Bastard konnte sich mit ihnen messen! Was danach folgte, war ein blutiges Massaker, von dem sie sich noch lange erzählen würden. Sie preschten mit ihren eigens dafür ausgebildeten Schlachtrössern durch das hölzerne Tor des Dorfes und zertrampelten die ersten Unglücklichen, die so dumm waren nicht fortzulaufen. Die anderen mähten sie mit ihren Sicheln nieder, solange die Nara noch zu überrascht und panisch waren zu den Waffen zu greifen. Blut regnete auf die erdigen Gehwege. Tote säumten ihren Weg. Die Nara waren viel zu sehr damit beschäftigt Kinder und Frauen vor ihnen zu retten, anstatt sich zu verteidigen, doch auch das half nichts. Sie töteten sie alle, um zu verhindern, dass ihre Frauen noch mehr von dieser elenden Brut in die Welt setzten. Sie selbst hatten leider doch ein paar Verluste zu beklagen, doch die waren zu geringfügig, um sich ernsthaft Sorgen machen zu müssen. Verwundete gab es auch einige, aber trotzdem konnten sie sagen, dass sie ihre Feinde mit ihrer Überlegenheit vernichtend geschlagen hatten. Aber das reichte ihm nicht. Neji rammte wütend die Sichel in den Boden, deren Klinge rubinrot glänzte. Einzelne Tropfen des kostbaren Lebenssaftes perlten an der Spitze zu Boden. Eine kleine Lache hatte sich gebildet, dunkel wie Wein, und schwach spiegelte sich sein Gesicht darin. Verzerrte seine edlen Züge zu einer grausamen Fratze. Seine Hand krampfte sich um den Griff seiner Waffe. Die Adern auf seinem Handrücken traten hervor. Wütend biss er sich auf die Unterlippe. Es war so eine elende Schmach… Sie hatten zwar dieses Dorf in Grund und Boden getrampelt, aber seine Cousine war nicht gefunden worden. Das hieß, sie hatten die falsche Nara-Stätte zerstört und die Aktion war umsonst gewesen… obwohl, das stimmte nicht. Diese räudigen Hunde hatten es verdient zu sterben. Auch wenn Hinata sich noch immer in Gefangenschaft dieser Barbaren befand, so hatten die Hyuuga dennoch einen Triumph für sich zu verzeichnen. Die Nara wussten nun, dass sie den größten Fehler ihres Lebens begangen hatten, indem sie den stolzen Clan der Hyuuga so herausforderte. Sie würden jedes Dorf niedermetzeln, das sie fänden, um Hinata zurückzuholen und diese Fehde ein für alle Mal zu beenden. Doch trotz dieser Aussicht weiterhin Rache verüben zu können, war Neji nicht zufrieden. Frustriert trat er gegen den leblosen Körper eines Nara-Hundes. Er wollte die Mörder seines Vaters für dieses Unrecht büßen lassen. Sie sollten qualvoll sterben. Langsam verbluten… wie es sein Vater tun musste. Verächtlich spuckte er auf die Leiche des Mannes. „Abschaum.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nara-Clan Sie sah ihm enttäuscht hinterher, als er wieder einmal aus ihrem Zimmer verschwand… neuerdings ohne eine Wort zu verlieren, ohne sie noch einmal anzusehen oder ihr noch einen letzten Kuss zu geben. Als würden ihm ihre gemeinsamen Stelldichein nichts mehr bedeuten. Vielleicht war dem auch so. Sie lehnte sich zurück und machte sich nicht einmal die Mühe ihren entblößten Körper zu bedecken. Außer ihm kam sowieso nie jemand hierher. Sie genoss gewisse Privilegien, aber wurde gleichzeitig dafür mit Einsamkeit und Zurückhaltung bestraft – und mit gewissen Pflichten, die manchmal sehr gering und langweilig und dann wieder unter ihrer Würde waren. Sie versauerte in ihrer kleinen Kammer und wartete darauf, dass er von Nacht zu Nacht zu ihr kam, um sich zu holen, was er begehrte. Sie gab es ihm ohne Widersprüche, denn schon vom ersten Tage an, als sie ihn sah, hatte sie ihn gewollt. Am Anfang schien es, als hätte ihre Affäre eine Chance mehr zu werden. Sie war beinahe glücklich. Doch jetzt… mit der Zeit… wurden ihre gemeinsamen Nächte seltener… er abweisender… und sie noch einsamer. Wütend krallte sie ihre Hand in die schwere Decke, die leicht nach Moschus und seinem Schweiß roch. Sie liebte diese Mischung. Sie liebte diesen Mann. Aber sie konnte ihn nicht haben. Ruckartig sprang sie auf und warf ihre langen, schlanken Beine über die Bettkante. Sie zuckte kurz, denn der Boden war kalt, trotzdessen, dass er mit Teppichen ausgelegt war. Sie schauderte. Die Gebäude ihres eigenen Clans waren immer so anders gewesen. Reich an Verzierungen, Schmuck, Gobelins und Malereien. Hier wirkte alles so kahl und kalt. Wie es sich für eine Familie von Auftragsmördern wohl geziemte… Sie schauderte. Ihr Volk war bis zu einem gewissen Grad als reich zu bezeichnen gewesen, da sie fruchtbare Felder und gedeihendes Vieh besaßen, mit dem sie ihr Geld verdienten. Auch arbeiteten viele für die großen Fürsten als Unterhalter, denn viele ihrer Familie waren musisch oder tänzerisch begabt. Sie hatte ein schönes Leben geführt. Galle trat Inos Kehle hoch. Dies war nun vorbei. Die Hyuuga hatten ihren Clan vernichtet. In Grund und Boden zerstört. Und niemand kannte den Grund. Sie, Yamanaka Ino, die eine entfernte Cousine des Oberhauptes war, war eine der wenigen Überlebenden, die bei den Nara Zuflucht gefunden hatte. Die Aufnahme war zwar freundlich gewesen, aber sie hatte in den Augen des Rates gesehen, dass es nicht vollkommen gebilligt wurde. Jeder kannte die Fehde zwischen den Nara und den Hyuuga. Wenn letztere erfuhren, dass Überlebende eines von ihnen besiegten Stammes Unterschlupf bei ihren Erzfeinden fand, würden sie noch wütender werden. Aber das spielte keine Rolle mehr. Ino kicherte. Man mochte es ihr nicht zutrauen, aber sie verstand etwas von Politik und Intrigen. Nicht umsonst hatte sie sich so sehr um den Sohn des Oberhauptes bemüht, dass er auf ihre Avancen einging. Nun gut, sie hatte ihn sowieso für sich haben wollen, aber so konnte sie ihre Fäden am besten spinnen. So konnte sie ihn beeinflussen… er, der inzwischen schon mehr Befehlsgewalt besaß als sein Vater. Ja, sie war verantwortlich für die Entführung der Prinzessin. Sie wollte Rache für das Unrecht an ihrer Familie. *~* Unglücklich saß sie in der kleinen Kammer, das ihr als Gemach dienen sollte, aber in Wirklichkeit nicht mehr als eine Zelle war. Spärlich fiel das Licht der Abendsonne durch die Gitterstäbe. Die Welt außerhalb färbte sich langsam schwarz. So wie ihre Hoffnung auf Rettung. Sie wusste, dass sie der Gnade der Nara ausgeliefert war, wenn sie überleben wollte. Hinata ließ den Kopf hängen. Sie wollte heim. Zurück in die Arme ihres Vaters, zurück zu ihrem Cousin. Sie hatte furchtbare Angst. Die Dienerin, die ihr Essen und Wasser brachte, sah sie immer abschätzig an, mit verurteilenden Blicken und des Öfteren fielen verachtende Worte: „Oh, hat die kleine Hyuuga-hime Angst? Wie erbärmlich… und du willst einem Volk aus Kriegern und Kämpfern entspringen? Da sieht man es mal wieder. In der Masse seid ihr stark, aber allein seid ihr hilflos wie Neugeborene.“ Hinata schluckte schwer, als sie daran dachte. Die Dienerin, falls sie denn wirklich eine war, mit dem Namen Ino, wie sie von den Wachen vor ihrer Tür hörte, beleidigte sie immer wieder aufs Neue. Und nicht nur sie, sondern auch ihren Clan, ihre Tradition, ihr Leben. Sie fühlte sich ihr gegenüber so hilflos, denn sie konnte nicht antworten. Sie wusste nichts zu sagen. Doch nicht nur die blonde Ino, deren Äußeres von einem Engel zu stammen schien, aber deren Herz zerfressen war, ließ sie spüren, dass sie gehasst wurde. Die Wachen kamen manchmal in ihr Zimmer und starrten sie bitterböse an. Sie sagten nichts, sondern beobachteten sie bei jedem Schritt, den sie machte. Zudem kontrollierten sie akribisch, dass sich nichts in ihrem Zimmer befand, mit dem sie sich befreien oder selbst töten konnte. „Neji-nii-san… bitte, hol mich hier raus“, wisperte sie, während sie ihre Fäuste in ihrem Schoß vergrub. „Hol mich bitte nach Hause.“ Sie wollte einfach nur zurück. Ihr normales Leben weiter leben. Unter der Anweisung ihres Vaters, von ihren unzähligen Lehrern ermahnt und von ihrem Cousin belehrt. Sie wollte sich wieder heimlich in die Küche stehlen, um den Küchengehilfen Naruto zu beobachten. Diesen blonden Jungen, der ihr Herz mit einem Lächeln gestohlen hatte, als er ihr beim Tragen von Wäsche geholfen hatte, die sie beinahe unter sich begraben hätten. Der Gedanke an ihn versetzte ihr einen schmerzhaften Stich im Herzen. „Naruto-kun…“ Sie zuckte heftig zusammen, als sie hörte, dass die schwere Holztür mit Eisenbeschlag knarrend geöffnet wurde. Sie versuchte sich zu fassen und dreinzuschauen, wie es sich für eine Hyuuga geziemte. Stolz und würdevoll. Nicht unterzukriegen und über allem erhaben. Die Nara-Hunde sollten wenigstens glauben, dass sie nicht in der Lage wären ihren Geist und Willen zu brechen. Ihre weißen Augen fixierten gespannt die Tür, die sich Zentimeter um Zentimeter öffnete. Hinata war überrascht, wer sie denn da besuchen kam, aber sie verbarg es unter einem höflichen Lächeln. Ein gleiches mit einem spitzbübischen Hauch bekam sie als Antwort. „Hyuuga-hime… Ihr werdet Euch bestimmt fragen, wieso ich Euch aufsuche. Als Sohn eines Clan-Oberhauptes habe ich genug zu tun, als Euch noch zu behelligen, aber ich empfand es als angebracht Euch eine Aufwartung zu machen.“ „Mit welcher Begründung?“ Sein Grinsen vertiefte sich. Es wirkte, als hätte er erwartet, dass sie das fragen würde. Er schien sicher zu sein, sie überrumpeln zu können. Normalerweise wäre sie wohl verärgert gewesen, aber sein selbstbewusstes Auftreten verunsicherte sie eher. Sie war hier bloß eine Gefangene und den Launen des Anführers ausgeliefert. Und jetzt stand sie gerade dem Sohn von Nara Shikaku gegenüber, dem berühmten und für seine strategischen Künste gefürchteten Shikamaru. Nicht das Oberhaupt selbst war der größte Feind ihrer Familie… nein, es war dieser junge Mann hier, der nicht viel älter als sie selbst sein konnte. Er kam ihr näher und stellte sich direkt vor sie. Hinata fühlte sich auf eine merkwürdige Weise in ihrer Privatsphäre angegriffen. Sie spannte sich sichtlich. Shikamaru hob eine Braue. „Ihr seid in einer unschönen Position, Verehrteste. Ich bedaure, dass wir Euch solche Unannehmlichkeiten bereiten müssen, aber unser Clan sah keine andere Möglichkeit mehr eine Aussprache mit dem Euren zu erzwingen. Ihr sollt demnach keine ‚wirkliche‘ Gefangene sein, sondern mehr… ein Überzeugungsmittel. Leider haben das nicht alle unserer Diener begriffen. Ich möchte mich persönlich dafür entschuldigen, dass Ihr solche Ungerechtigkeit erdulden müsst und will meinen guten Willen beweisen, indem ich es Euch selbst so angenehm wie möglich hier gestalte.“ Hinata öffnete erstaunt die Lippen, um eine bissige Erwiderung zu geben, aber ihr wollte nichts einfallen. So sehr sie auch nachdachte, sie war zu überrascht, um schlagfertig zu sein. Es war bei weitem nicht üblich einen Gefangenen gut behandeln zu wollen… besonders nicht einem Kind des Erzfeindes. Und dann wollte der Nachfolger des Clanführers persönlich sorgen, dass sie es hier gut hatte? Sie, die Prinzessin ihrer Familie, hätte das nie getan, da sie jeglichen Kontakt mit politischen Gefangenen vermied. Sie war kurz versucht an der Bösartigkeit seiner Person zu zweifeln, die ihr von klein auf eingetrichtert wurde. Nara waren schlecht. Er somit auch. Also tat er das aus einem bestimmten Zweck heraus? Ermüdet schloss sie die Augen. „Geht es Euch nicht gut, Verehrteste? Soll ich Euch etwas Wasser bringen lassen? Oder Wein?“ Nach einem Moment des Schweigens, in der sie um ihre Fassung und um ihr Gesicht kämpfte, sah sie ihn aus schweren Lidern an. In ihren Augen spiegelte sich sein Abbild mit ungewöhnlicher Klarheit. So etwas hatte er noch nie gesehen. Aber nicht nur ihre Augen waren faszinierend, die so anders waren, als alles was er je erblickt hatte – aber gerade dafür waren die Hyuuga schließlich begabt. Ihr gesamtes Selbst strahlte eine unbekannte Ruhe und Anmut aus, die ihn auf unbestimmte Weise anzog. Er hatte es schon gesehen, als sie hierher verschleppt wurde. Normalerweise würden Frauen zetern, kreischen, schreien und treten, aber sie ging einfach nur hinterher. Schweigsam, elegant wie eine geborene Herrscherin. Über ihr lag ein Schleier der Unantastbarkeit, auch wenn sie so unglaublich zierlich und zerbrechlich wirkte. Als ob sie in Tausend Teile zersplittern würde, wenn man sie zu grob berührte. Sie war das genaue Gegenteil von Ino, die laut, anstrengend und zuweilen auch vulgär war. Über Hinata hing die Ruhe, die er immer gesucht hatte. Shikamaru zuckte ein wenig innerlich zusammen, als anfing zu sprechen: „Geht bitte einfach. Ich muss allein sein und nachdenken.“ Damit wand sie ihren Blick gen Fenster und schien ihn nicht mehr wahrzunehmen. Ein wenig enttäuscht ging er, nachdem er sie für ein paar Sekunden noch erwartungsvoll angesehen hatte. In der Hoffnung, sie würde ihn doch zurückrufen. Aber sie schwieg und sah zu den Vögeln, die vor ihrem Fenster vorbeiflogen. Als er hörte, wie die Tür hinter ihm geschlossen wurde, blickte er kurz zum steinernen Fußboden. Die Wache fragte: „Ist etwas, Herr?“ Ruckartig sah er auf, mit einem solch stechenden Ausdruck in den Augen, dass der Wachmann zurückzuckte. „Bringt ihr Wasser und Wein. Ich will, dass ihr an nichts mangelt. Wenn ich nur einen Bluterguss, Kratzer oder traurigen Ausdruck in ihren Augen entdecke, mache ich euch dafür verantwortlich, verstanden?“ Und er rauschte von dannen. Zurück ließ er zwei erstaunte und ratlose Männer. *~* Und Shikamaru machte sein Versprechen wahr. Jeden Tag, den Hinata einsam und still in ihrer Kammer verbrachte, kam er vorbei und sah nach ihr. Bei fast jedem seiner Besuche brachte er ihr Blumen oder andere Aufmerksamkeiten, um es ihr heimischer zu machen. Am Anfang versuchte sie es zu ignorieren, dass er so freundlich war. Versuchte, ihn mit Ignorieren zu strafen, um ihm deutlich zu machen, dass sie eine Hyuuga war und sie nicht nachgeben würde. Aber umso mehr die Einsamkeit an ihrem Herzen nagte, umso mehr freute sie sich, wenn nicht diese eklige Dienerin zu ihr kam, sondern er. Er redete Belangloses, um sie nicht in die Verlegenheit zu bringen, sich irgendwie rechtfertigen oder jemanden verteidigen zu müssen. Manchmal saß er auch einfach nur schweigend mit ihr im Zimmer und betrachtete die Wolken vom Fenster aus. Er belästigte sie nicht mit unnötigen Fragen oder horchte sie über ihr Dorf aus. Er verbrachte einfach Zeit mit ihr. Nahm ihr Kummer und Einsamkeit, auch wenn sie diese nie ganz überwinden konnte. Nach circa fünf Tagen uneingeschränkter Aufmerksamkeit schenkte sie ihm das erste Mal ein ehrliches Lächeln. Zwei Tage später sprach sie die ersten Worte mit ihm. Zögerlich, immer die Frage stellend, ob sie damit nicht Verrat an ihrem Dorf beging. Aber er war so anders, als ihr immer gesagt wurde. Er passte einfach nicht in das Schema der Nara, das ihr beigebracht wurde. Ja, sie war gewillt zu sagen, dass sie ihn sympathisch fand. Es erstaunte Hinata am Anfang selbst. Er war so anders als jeder, den sie kannte. Naruto, ihr heimlicher Liebster, war laut und manchmal auch tollpatschig, wenn auch ein herzensguter Mensch. Ihr Cousin war stolz, ruhig und zu Unbekannten abweisend, wenn nicht sogar kalt. Ein sehr rationeller Mensch, der sich an unnötigen Gefühlen nicht aufhielt. Ihr Vater benahm sich ähnlich. Er war ruhig und zurückgezogen. Nähe ließ er auf körperlicher Basis kaum zu. Aber Shikamaru… sie konnte es nicht beschreiben. Ebenfalls ein ruhiger Mensch, der Unruhe und Hektik verabscheute. Gelassen. Man konnte ihn nicht wirklich aufregen, nur vielleicht nerven. Das hatte er ihr mal erwähnt, als er in ihr Zimmer kam und diese Ino gerade heraus stolzierte. „Sie ist Nerv tötend“, hatte er gesagt. Sie betrachtete sein scharf geschnittenes Profil. Er hatte markante Züge. Sie merkte sich jeden einzelnen Lichtreflex, während sie weiter nachdachte. Und sie wusste: Wenn sie nicht die ganze Zeit ihre unterschiedliche Herkunft im Kopf haben würde, wären sie vielleicht schon längst Freunde. Denn er war einer der wenigen, der ihre zurückhaltende Art zu verstehen schien, damit umgehen konnte und es akzeptierte. Aber sie konnten es nicht sein. Und irgendwie schmerzte diese Gewissheit. *~* Im Verlauf der Zeit schaffte es Shikamaru ein wenig zu Hinata durchzudringen. Es kostete ihn viel Geduld und Müh, aber auf irgendeine Art wusste er, dass es sich lohnen würde. Ihre Anwesenheit war angenehm und erfüllt mit Besinnlichkeit. Er hatte lange Zeit auf sie einreden müssen, aber irgendwann stimmte sie zu, ihre Kammer zu verlassen und mit ihm durch die Gärten und das Dorf zu spazieren. Sie war keine Gefangene – nicht in seinen Augen. Egal, was die anderen seiner Männer dachten. Er wusste, dass sie die Hyuuga hassten… und das nicht nur der Blutfehde wegen. Er hatte Hinata nie davon erzählt, dass schon viele Dörfer angegriffen und Männer getötet wurden, um sie zu finden. Leider gingen die Hyuuga auf die vermehrten Aufforderungen mit den Nara zu reden nicht ein. Die Boten kamen nie wieder. Und eigentlich wäre es seine Pflicht gewesen sie darüber zu unterrichten. Aber er wollte das zarte Band, das er zu ihr geknüpft hatte, nicht zerstören. Auf eine skurrile Art und Weise war ihm das wichtiger, als die Treue zum Dorf, die auch darin bestand, gegen jeden Feind der Familie gemeinsam vorzugehen… und gemeinsam zu hassen. Shikamaru ahnte, worauf das hinauslaufen würde, aber er wollte und konnte sich auch nicht dagegen wehren. Zum ersten Mal im Leben hatte er jemanden gefunden, der wie er Stille schätzte. Besonnene Ruhe. Deswegen mühte er sich weiter und schaffte es, sie zu kurzen Ausflügen zu bewegen. Zuerst zierte sie sich auf einem Hirsch zu reiten, um die Wälder zu durchstreifen… und es schien ihr auch nicht genehm zu sein, dass so viele Wachen dabei sein mussten, aber leider war das nicht vermeidbar. Wenn die Hyuuga sie angriffen und Hinata zurückholten, hätten sie nichts bewirkt. Diese Sicherheitsvorkehrungen waren leider lästig, aber sie gewöhnte sich an die Anwesenheit der Wächter. Es schien ihr sogar zu gefallen. Denn sie schenkte ihm wieder dieses umwerfende Lachen. Und selbst wenn sie aus kindlicher Freude heraus, ungestüm und wild wurde, blieb sie dabei immer noch königlich und vornehm. Elegant und erfüllt mit Grazie. Eine solche vollkommene Mischung hatte er noch nie gesehen… Shikamaru spürte, dass er immer mehr den Fesseln der Hyuuga verfiel. Doch damit beging er Verrat an seine Familie. Es könnte niemals sein. Und sie würde es auch nie wollen… denn ihr Hass auf die Nara, den er zuweilen in Anwesenheit von anderen spürte, saß tiefer als sein eigener auf die Hyuuga. Auch wenn er allein Zugang zu ihr hatte und sich vielleicht schon Vertrauter schimpfen durfte… so war er dennoch ein Nara, ihr Feind. Der Sohn des Oberhauptes ließ den Kopf sinken. Stützte ihn auf seinen Händen. Er befand sich jetzt in seinem Gemach und spürte die Einsamkeit und den Verdruss tonnenschwer auf seinen Schultern lasten. Dieses Interesse an ihr war eine aussichtslose Sache. Meistens ging er zu Ino, wenn es ihm schlecht ging und er trotz aller Mittel nicht den Kopf frei bekam. Aber er spürte, wie er immer mehr das Verlangen nach der Blondine verlor. Dieser anstrengenden, nervigen und auch bösartigen Person. Er wollte zu Hinata… auch auf die Gefahr hin, ein gebrochenes Herz zurückzubehalten, weil er vielleicht irgendwann wieder ohne sie war… und damit wieder ohne diesen Seelenfrieden, den sie ihm gab. „Hinata…“ Er machte sich auf den Weg zu ihr. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hyuuga-Clan Inzwischen war ein Monat vergangen, ohne Aussicht auf Erfolg, dass man Hinata befreien konnte. Allmählich begann Hiashi zu zweifeln und schien in Erwägung zu ziehen, dem Angebot der Nara-Hunde nachzukommen und ein Gespräch zu suchen. Abgehalten wurde er von der Masse seiner Krieger, die ihn immer wieder an die Schmach erinnerten und an die Fehde, die nicht einfach so vergessen werden konnte. Aber diese Erfolglosigkeit nagte auch an den Männern. Besonders einer war Wut zerfressen – jede Nacht stand Neji auf, trabte durch sein Zimmer und suchte nach der inneren Ruhe, die ihm Schlaf bescheren sollte. Aber die Sorge um Hinata und der Zorn über die Ermordung seines Vaters ließen ihn keine Ruhe finden. Immer und immer wieder überspülte es wie eine heiße Meereswelle, die alles unter sich begrub. „Vater… ich werde dich rächen. Ich hole Hinata heil zurück und werde die Nara ein für allemal ausrotten“, wisperte er, während er sich gelangweilt in dem Fell überzogenen Sessel vergrub, in den man ihn unfreiwillig gesetzt hatte. Er hatte keine Lust auf das Spektakel, das ihn nun erwarten würde. Schließlich war heute sein Geburtstag und die wurden, wenn man mit dem Oberhaupt verwandt war, immer groß gefeiert – für dieses Ereignis sollte auch die Rache zurückgestellt und vergessen werden. Aber Neji konnte nicht vergessen und er wollte es nicht. Der Prophet, der seiner Familie seit einigen Jahren diente, begab sich in die Mitte des Saales. Der Großteil der Hyuuga hatten sich dort versammelt und betrachteten nun den alten Mann, der mit seinen Händen Ruhe signalisierte. Er erhob seine Stimme: „Neji-san. Heute ist ein großer Tag für Euch, denn heute habt Ihr das heiratsfähige Alter erreicht und seid nun vollends ein Mann. Euch zu Ehren wollen wir ein Fest veranstalten und ausgelassen diesem Tag gedenken. Und um Euch noch zu würdigen, haben wir ein Geschenk für Euch vorbereitet…“ Desinteressiert wartete Neji darauf, dass sie ihm nun endlich ihr Geschenk gaben, das wahrscheinlich ein edles Pferd oder eine edle Waffe war. Das war üblich, dass man so etwas überreichte. Aber das brauchte er nicht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre diese Veranstaltung schon längst als beendet erklärt worden, lange bevor sie überhaupt begonnen hatte. „Hier ist unsere Wildkatze, die Euch ein paar vergnügliche Stunden bereiten soll“, sagte der Prophet mit einem anzüglichen Ton, der mit einem Nejis Aufmerksamkeit erregte. Er blickte in die entsprechende Richtung und für einen kurzen Moment verschlug es ihm den Atem. Sie war wunderschön… dunkelbraunes Haar mit einem leichten Goldschimmer. Einen Farbton, den er noch nie bei einem Hyuuga gesehen hatte. Ebenholzfarbene Augen, die angriffslustig und gleichzeitig nervös drein blickten wie bei einem Puma, der in die Ecke gedrängt wurde. Ihre sonnengebräunte Haut war nur spärlich mit wenigen Lederfetzen bedeckt. Er hatte gute Einsicht auf ihren Brustansatz und der schamlos kurze Rock besaß an einer Seite einen Schlitz, sodass er die gesamte Länge ihrer makellosen Beine betrachten konnte. Er merkte sich jedes Detail an ihr. Die nackten Füße; ihr Knöchel zierte ein schmales Kettchen; an ihren Armen hingen schwere Reifen; ein Halsband um den schmalen, langen Hals; die Fesseln um den Handgelenken, um sie zu halten; die Spangen und Bänder im Haar, die es zu zwei kunstvollen Knoten hielten; die langen Wimpern; die vollen, sinnlichen Lippen; die schmale Taille; die breiten Hüften. Sie hatte alles, was sich ein Mann wünschen konnte. Wie geistig abwesend stand er auf. Er konnte nicht den Blick von dieser exotischen Schönheit lassen, die sich allein schon durch ihre Haar- und Hautfarbe von allen Hyuuga-Frauen unterschied. Und sie war sein Geschenk…? „Diese junge Frau mit dem Namen TenTen soll Euer sein. Mit ihrer Schönheit dürfte sie sich als Mätresse durchaus eignen“, sprach der Prophet weiter, den Neji schon fast vollkommen aus seinem Aufmerksamkeitsfeld verdrängt hatte. Etwas träge richtete er seine Augen auf den alten Mann und spürte immer noch den Drang in sich, zu ihr zu sehen. TenTen… ein merkwürdiger Klang. „Sie ist eine der wenigen Nara-Gefangenen, die überlebt hat.“ Nejis Gesicht zuckte mit einem Schlag. Ein Strom der Hitze durchfuhr ihn mit einer Heftigkeit, dass er dachte, ein Blitz hätte ihn getroffen. Sie war eine… Nara? Sie? Er konnte kaum weiter zuhören. „Wir haben sie einige Tage nach dem Angriff auf das erste Nara-Dorf gefunden. Sie gehörte wohl zu jenem Zweig des Clans. Wir wussten sofort, dass sie Euch gefallen würde. Deswegen haben wir sie mitgenommen. Wir haben ihre Wunden behandelt, damit sie zu Eurem Ehrentag perfekt aussieht. Sie ist leider ein wenig aufmüpfig, Herr, aber wir sind sicher, dass Ihr sie zähmen werdet.“ Kurzzeitig wusste der junge Mann nicht, wo ihm der Kopf stand. Man bereitete ihm eine Nara zum Geschenk? Eine Frau aus dem Stamm seiner Erzfeinde? So schön sie doch war – es war eine Beleidigung. Immerhin hatten Nara seinen Vater getötet. Nun sollte er sich eine von diesen Bastarden als Mätresse halten? Waren sie alle noch ganz bei Trost? Er beschmutzte sich doch damit selbst… Obwohl… Ihm schoss ein Gedanke durch den Kopf. Er beschmutzte sie damit mehr als sich selbst. Es musste sie erniedrigen, dass sie ihm zum Geschenk gemacht wurde. Dass sie ihm als Liebesdienerin zur Verfügung stehen sollte. Dass sie Eigentum eines Mannes war, der ihr größter Feind war. Auch wenn sie nur eine von einer ganzen Horde war, die ausgerottet gehörten. An ihr konnte er seine persönliche Rache ausüben. Sie könnte für ein ganzes Volk leiden – und das nur, weil sie das Pech hatte ausgerechnet ihm überreicht zu werden. Er könnte mit ihr tun und lassen, was er wollte. Sie gehörte ihm. Auch wenn sie schön war… als Mätresse würde er sie gar nicht brauchen. Viel lieber nahm er sie als Opfer seiner hasserfüllten Gelüste. Betont langsam und stolz ging er auf sie zu. Die Leute machten ihm Platz. Er sah an dem Ausdruck in ihren Augen, dass sie ahnte, dass er ihr schlimmster Alptraum war. Dumm war sie also auch nicht… umso besser. Da würde die Erniedrigung noch mehr Spaß machen. Er könnte ihr alles antun und niemand würde ihn verurteilen, da sie letzten Endes nur eine Nara war. Er wollte gerade etwas sagen, um sie auf diese schreckliche Gewissheit vorzubereiten und sich an ihrer Furcht zu erfreuen, als sie ihn anspie. Nicht nur er war wegen dieser Dreistigkeit erstarrt. Jeder einzelne im Raum hielt den Atem an, denn jeder wusste, dass Neji zwar ruhig war, aber auf Respektlosigkeit mit harten Strafen reagierte. Langsam hob er den Arm und wischte sich mit dem Handrücken den Speichel von der Wange. „Gut, Iteki. Du scheinst wirklich ein Wildfang zu sein, aber glaube mir… ich werde dich zähmen. Du wirst es nie wieder wagen, einen Hyuuga auch nur einen bösen Blick zu schenken…“, und die nächsten Worte flüsterte er kalt und bedrohlich, „insbesondere mir nicht. Verstanden?“ „Versuch’s doch“, zischte sie zurück. Noch immer aufmüpfig und sie tat so, als ob er ihr nichts anhaben könnte. Aber er sah, dass dem nicht so war. Ein Schimmer in ihren Augen zeigte ihm ihre Unsicherheit. Das Wissen, dass sie vielleicht zu weit gegangen war und dass er ihr wirklich gefährlich werden konnte. Er lächelte genüsslich. Der Funken Angst in ihren Zügen bereitete ihm Freude. Er würde seinen Spaß mit ihr haben. „Gib mir das Seil!“, forderte er einen ihm unbekannten Hyuuga auf. Dieser drückte es ihm in die Hände. Neji zerrte heftig daran, dass sie beinahe vornüber flog. Er hob skeptisch eine Augenbraue, als ob er sie verlachen wollte. Danach zog er sie hinter sich her. Am Anfang kämpfte sie gegen sein Tempo an, dann aber ließ sie sich mitschleifen, da es nichts brachte. Er war viel kräftiger als sie. Neji hatte sich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. *~* „Aber, aber, Iteki… wolltest du schon wieder fortlaufen?“ Dieser höhnische Unterton in seiner Stimme... Ihr stellten sich die Nackenhaare auf und sie machte sich bereit, was er dieses Mal mit ihr vor hatte. Sie unterdrückte krampfhaft ein Zittern, konnte aber nicht verhindern, dass sie eine Gänsehaut bekam. Was er natürlich sah. Und er erfreute sich daran. Sein heißer Atem strich über ihren Nacken. „Hat da jemand etwa Angst?“ TenTen biss sich auf die Unterlippe. Sie durfte jetzt nicht schwach werden und umkippen, obwohl sie diesem Drang gern nachgegeben hätte. Dann hätte sie nicht mitbekommen, was er vorhatte. Ergeben schloss sie die Augen. Die letzten zwei Wochen hatte sie täglich versucht zu entkommen. Jedesmal hatte er sie wieder gefunden. Manchmal holte er sie allein zurück, manchmal zu Pferd oder mit anderen, um ihr immer wieder vor Augen zu führen, wie erbärmlich sie doch war, dass ihr nicht einmal ein simpler Fluchtversuch gelang. Ihr Herz fing an zu beben. Einmal hatte er gesagt: „Einem Hyuuga kann man einfach nicht entkommen!“ Und langsam war sie soweit, dass sie es glaubte. Egal, was sie tat… er fand sie. Selbst hier, im tiefsten Dickicht in einem riesigen Wald hatte er sie gefunden. Wie ihr Schatten. Sie würde sich niemals befreien können. Trotz ihrer Fähigkeiten sich im Schatten zu bewegen, wie es jeder Nara beherrschte. Sie würde seine Gefangene bleiben. Sie holte zittrig Luft, wollte Schluchzer unterbinden. Was ihr umso schwerer fiel, als er seine kräftigen Hände auf ihre Schultern legte und sie quetschte. TenTen keuchte. „Iteki… ich habe es dir gleich gesagt… du wirst mir niemals entkommen.“ Sie wollte weinen. Sich in die Arme ihrer Mutter werfen und hemmungslos schreien. Aber ihre Mutter war tot. Und wenn sie es jetzt wagte zu weinen, würde er ihr umso schlimmeres antun. Was es wohl dieses Mal sein würde? Wieder nackt ausziehen und sie so zurücklaufen lassen, sodass jeder Zweig ihren Körper zerkratzen, jeder Tannenzapfen in ihre Füße stechen würde? Sodass jeder, der ihnen entgegen kommen würde, sie sehen könnte, was sie nur noch mehr erniedrigen würde? Oder würde er sich zum ersten Mal an ihr vergreifen, wie er es schon lange hätte können, weil sie doch offiziell seine Mätresse war? Allmählich konnte sie das Zittern nicht mehr verhindern, als seine Hände ihre Taille hinab wanderten. „Ni-nicht…“, wisperte sie, aber sie bekam nur ein Kichern als Antwort. „Bitte, hört auf, Neji!“ Ruckartig beendete er sein Tun und bevor sie realisieren konnte, was geschah, hörte sie: „Nenn mich nie wieder beim Vornamen! Das steht einer Mätresse nicht zu!“ Und schon spürte sie einen heftigen Schmerz und alles wurde schwarz. Bewusstlos sank sie in sich zusammen. Fassungslos sah Neji zu Boden. Selbst am Ende ihrer Kräfte war sie immer noch wunderschön. Selbst jetzt noch, obwohl sein Schlag eine Platzwunde verursacht hatte und Blut über ihr Auge strömte. Er verzog hasserfüllt das Gesicht. Das war es, das ihn am meisten verärgerte. Egal, was er tat. Ihre Schönheit und ihr Reiz blieben ungebrochen. Aber er brachte es nicht fertig ihr Gesicht zu verschandeln, um nicht wieder in diesem Bann gefangen zu werden. Er schüttelte den Kopf. Er hob sie hoch und trug sie zurück zum Dorf. Er legte sie in sein Bett. Er ordnete an, dass man ihre Platzwunde untersuchen und behandeln sollte. Neji selbst zog sich zurück, um nachzudenken. *~* TenTen wachte an dem Abend mit dem Wissen auf, dass sie es übertrieben hatte. Umso mehr irritierte sie es, dass sie dieses Mal einen Verband bekommen hatte, anstatt sich selbst versorgen zu müssen. Sie war sogar auf einem Bett aufgewacht – seinem! Was sie deutlich an dem Geruch erkannt hatte, der diesen Platz umwehte. Sie roch diesen Duft immer, wenn er wieder hinter ihr stand. Und es machte ihr Angst. Danach versuchte TenTen noch mehrmals zu entkommen, aber inzwischen fing er sie ab, bevor sie das Dorf auch nur verlassen konnte. Jedes Mal bekam sie Angst, dass er wieder zuschlagen würde, aber er erhob nicht einmal ansatzweise die Hand gegen sie. Er hörte zwar nicht auf, sie und ihre Familie schlecht zu reden, aber auch die öffentlichen Kränkungen brachen ab. Es wunderte sie. Und sie fragte sich, ob er nur den richtigen Moment abwartete, wenn sie sich wieder sicher wiegte, um ihr den finalen Schlag zu verpassen. Aber wenn, dann ließ er sich Zeit damit. Momentan saß sie in seinem Nebenzimmer. Hier gab es kein Fenster; die Tür war auch fest versperrt. Er hatte ihr den Auftrag gegeben, seine Sachen zu nähen, die beim letzten Kampf mit ihren Leuten Risse bekommen hatten. Der Gedanke daran, dass auf diesem Kleidungsstück vorher vielleicht noch Blut geklebt hatte, bereitete ihr Übelkeit. Aber sie fürchtete sich zu sehr, um es nicht zu verrichten. Inzwischen hatte sie gelernt, dass er mit seiner Geduld gewisse Grenzen hatte. Sie versank in Gedanken. Waren ihre Landsleute schon besiegt worden? Lebten noch ihre entfernten Verwandten? Oder war sie inzwischen eine Vollwaise? Würde sie ihre Freunde und Clanmitglieder jemals wiedersehen? Sie war so sehr damit beschäftigt, dass sie nicht aufpasste und sich mit der Nadel in den Finger stach. „Autsch!“ In der Sekunde trat Neji ein, der wohl die Schlösser geöffnet haben musste, als sie an ihr früheres Leben gedacht hatte. Sie sah ihn verunsichert an und zuckte zurück, als er nach kurzem Starren auf sie zuging. TenTen wollte schon den Kopf wegdrehen, denn urplötzlich bekam sie Angst, dass er zuschlagen würde, weshalb auch immer. Doch stattdessen spürte sie, wie er ihre Hand ergriff. Überrascht blickte sie zu ihm. Er kniete vor ihr und sah sich ihren Finger an. Bevor sie eine Entschuldigung stammeln konnte, dass ihr so ein Geschick nie wieder passieren würde und sie auch nicht sein Hemd besudelt hatte, nahm er ihren Finger schon in den Mund und saugte leicht daran. „Hah?“, rutschte es ihr heraus. Sie wurde schlagartig rot und wollte ihre Hand zurückziehen, aber er hielt sie sicher fest. Ihr war diese Situation ungemein unangenehm. Denn man konnte es fast als „nette Geste“ bezeichnen und das wollte einfach nicht zu seinem Wesen passen. „He-Herr!“ Kurze Zeit später ließ er von ihr ab. „So schmeckt also Nara-Blut. Ich hätte nicht gedacht, dass es so süßlich ist.“ Er sah sie mit einem Mal so intensiv an, dass es ihr noch mehr die Röte in die Wangen trieb. Es war zwar nicht zu leugnen, dass er ein attraktiver Mann war… aber eben ein hübscher Mann mit schwarzer Seele. Was hatte er vor? „Iteki…“ Seine Stimme war ganz rau. Ihr Herz schlug ungewollt schneller. Sie hörte ihren Puls in den Ohren rauschen. Das Angstgefühl breitete sich in ihren Magen aus. „Was… wollt Ihr?“ Mehr brachte sie nicht heraus. Da hatte er sie schon geküsst. Mit einer solchen Bestimmtheit und Dominanz, dass sie ihn nicht einmal wegdrängen oder zubeißen konnte. Vollkommen überfordert mit dieser unerwarteten Situation riss sie einfach nur die Augen auf. Er drängte sie von ihrem Stuhl, sodass sie auf dem Boden lag, mit seinem Gewicht auf ihrem Körper. Sie wehrte sich, kratzte, versuchte zu beißen und zu treten. Aber es brachte nichts. Gleichzeitig erstaunte es sie, dass er sie so sanft und vorsichtig berührte, trotzdessen, dass sie sich gegen ihn auflehnte. Da holte er sich zum ersten Mal, was ihm zustand. Und es würde nicht das letzte Mal sein. Aber sie konnte sich danach nicht einmal wirklich schmutzig fühlen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nara-Clan Allmählich… genauer gesagt mit jedem Tag bekam Hinata mehr Zweifel daran, ob die Nara so schlecht waren, wie man ihr immer eingebläut hatte. Es war nicht nur Shikamarus auffällig freundliches Verhalten, sondern auch der Großteil der Wachen und Diener begannen sich zu wandeln. Mit der Zeit akzeptierte man ihre Anwesenheit, sie wurde geduldet, aber geliebt und gemocht wurde sie nicht. Das hatte sie auch nicht erwartet. Aber sie wusste, dass Gefangene ihrer Familie von Anfang bis Ende mit stetig gleicher Abscheu behandelt wurden. Vermutlich war in der Hinsicht ihr Clan festgefahrener als dieses hier. Nun gut, diese eine Dienerin namens Ino zeigte ihr immer noch offen ihren Groll und ihre Abneigung, obwohl die junge Stammeshalterin nicht die geringste Ahnung hatte, was sie verbrochen haben sollte. Doch manchmal, wenn keiner hinsah, spuckte die blonde Frau ihr vor die Füße und grummelte vor sich hin. Gelegentlich verstand sie vereinzelte Worte, wie: „Wieso zieht er sie mir vor?“ Hinata verstand gar nichts. Aber auf Inos Meinung gab sie nichts, denn sie hatte mittlerweise erkannt, dass diese nicht einmal gebürtig Nara war und dementsprechend wohl sich auch nicht so benehmen konnte. Es war wirklich erstaunlich, wie höflich sie behandelt wurde. Langsam aber sicher glaubte sie, dass die Nara ein freundlicheres Volk waren als ihre eigene Familie. *~* Sie war zum ersten Mal seit ihrer Ankunft zum Oberhaupt gerufen worden. Hinata schlug das Herz bis zum Halse, denn sie hatte irgendwie die Befürchtung, dass eine schreckliche Nachricht seitens ihrer Familie eingetroffen wäre. Vielleicht, dass sie geschlagen worden wären und dass sie nicht mehr vor hatten, nach ihr zu suchen. Aber wie es ihr beigebracht worden war, stand sie mit erhobenem Kinn und straffer Haltung vor dem Oberhaupt und dessen Frau, auch wenn es nur reine Farce war. Sie wäre lieber davon gelaufen. Es erstaunte sie, dass Shikakus Frau, deren Name sie nicht einmal kannte, plötzlich zu reden begann – und dabei noch die Frechheit besaß, sie nicht mit der ihr zustehenden Anredungsform anzusprechen: „Deine Familie hat unseren Männern grausiges angetan. In ihrer Wut über dein Verschwinden sind sie nicht auf unsere Bitte zu einem Gespräch eingegangen, sondern haben gemordet und gebrandschatzt. Es wurden schon fünf kleine Dörfer, über die wir unsere schützende Hand hielten, zerstört.“ Hinata durchfuhr ein Zucken. Was sollten sie getan haben? Aber… wieso hatte man ihr das nie gesagt? Warum… hatte Shikamaru ihr das nicht erzählt? Sie hatte doch geglaubt, sie ständen sich irgendwie nahe… „Da dein Vater nicht auf unseren Wunsch eingeht und uns eine derartige Schmach zufügt, werden wir unsererseits für eine Blamage an dem Hyuuga-Volk verüben.“ Hinata ahnte schreckliches. Man würde ihr irgendetwas antun. „Du wirst mit unserem Sohn Shikamaru verheiratet!“ Sie verlor den Boden unter den Füßen. Nur am Rande bekam sie die politischen Konsequenzen, die man sich erhoffte mit: Beleidigung und Schmach für die Hyuuga; eine Kapitulation des Feindes erzwingen; eine eventuelle Übernahme der Hyuuga erwirken, als Rache für die vernichteten Nebendörfer. Ihr schwindelte und dunkle Punkte tanzten vor ihren Augen. Wäre sie sich nicht bewusst gewesen, dass sich ihre Feinde daran ergötzt hätten, hätte sie nachgegeben und wäre zusammengebrochen. Man musste sie stützen, als sie den Raum verlassen sollte, um auf eine Schneiderin zu warten, die ihr die angemessene Robe nähen sollte. Sie war zu sehr in Trance, um mitzubekommen, wohin der Weg führte. Man wollte sie zwangsverheiraten. Mit Shikamaru! *~* Sie war wieder todunglücklich wie zu Beginn ihres Aufenthalts in dem Dorf der Nara. Als man sie vor den Altar führte, wo ein Priester stand um den Segen zu geben, starrte sie mit verschleierten Augen permanent zu Boden. Ihre zarten Finger zerdrückten die Blumen, die sie als Strauß vor ihrem Körper gepresst hielt, als wollte sie damit eine Mauer zwischen sich und dem Priester errichten, um so entkommen zu können. Aber das war eine sinnlose Hoffnung. Shikamaru brach es das Herz, sie so sehen zu müssen. Er hätte niemals gewollt, dass man ihr das antat. Sie war zu sanft und zu zerbrechlich. Er wusste genau, dass sie das nicht überstehen würde. Niedergeschlagen über seine Machtlosigkeit – er hatte versucht, seine Eltern zu überzeugen das nicht zu tun, aber er hatte nichts ändern können – senkte er den Kopf und gab den Schwur. Aber innerlich leistete er noch einen: Und zwar, dass er nicht zulassen würde, dass Hinata unter dieser fatalen Entscheidung leiden müsste. Er war zwar erfreut, dass er ihr so nah sein konnte, aber er war nicht selbstsüchtig. Er würde ihr niemals seine Wünsche aufzwingen. Daher wusste er auch genau, was zu tun war. Sanft ergriff er ihr Handgelenk und deutete mit einem Nicken an, dass er bei ihr war. Sie gab ihm nicht zu verstehen, ob sie verstanden hatte, aber er nahm es an. Shikamaru gab geistesabwesend sein Versprechen ein guter Ehemann zu sein, genauso wie Hinata bei ihrem Gelöbnis nicht vollkommen anwesend wirkte. Danach versuchte er sich zu fangen, als er seitens seiner Mutter einen bösen Blick erntete. Sanft aber bestimmt führte er dann seine Braut näher zum Altar, um die rituelle Waschung vom Priester zu empfangen. Das mit Ölen versetzte Wasser roch beißend und brachte ihm Klarheit. Nun waren sie offiziell Mann und Frau, als der Priester das letzte Mal seine Hand auf ihre Stirnen legte. *~* Sie hatte die Festivitäten über sich ergehen lassen. Die spitzen Bemerkungen seitens aller Persönlichkeiten im Nara-Clan, denn selbstredend waren viele Frauen, die sich erhofft hatten aufsteigen zu können mit einer Heirat mit Shikamaru, eifersüchtig auf ihr Glück. Sie hatte sich die bösen Worte ihrer Schwiegereltern anhören müssen, die sich köstlich darüber amüsierten, wie wohl ihre Familie darauf reagieren würden. Besonders Inos böswilliges Gerede hatte sie ignoriert. Inzwischen hatte sie verstanden, dass die Blondine rasend eifersüchtig war. Sie hatte schweigsam dagesessen und versucht, ihr Gesicht zu wahren. Aber jetzt kam die schwerste Prüfung für sie überhaupt. Hinata hatte nicht gewusst, was sie erwartete, als sie plötzlich von zwei verhüllten Bediensteten von dem Tisch gerufen wurde. Sie wurde nervös. Man brachte sie in ein abgelegenes Zimmer, das fast nur aus einem riesigen Bett mit blütenweißen Laken bestand und mit Vorhängen vor Blicken anderer bewahrt wurde. Eine Tür führte zu einem Bad. Man schob sie darauf zu. „Was soll das?“, fragte sie beißend, aufgrund ihrer Aufregung. Doch man gab ihr keine Antwort, sondern brachte sie ins Bad und man entkleidete sie. Verschreckt verdeckte sie ihre Blöße, aber die Vermummten ließen sich nicht beirren. Fachmännisch rieben sie ihren Körper ab, behandelten ihn mit sinnlichen Duftölen und man kämmte ihr Haar seidenweich. Danach brachte man ihr ein edles Nachtkleid, bei dem ihr half, es anzuziehen. „Wozu das alles?“, wisperte sie. Wie selbstverständlich antwortete man ihr: „Selbstredend für die traditionelle Entjungferung der Braut, Hinata-hime. Ihr müsst Shikamaru-sama doch gefallen.“ Nach den Worten wurde ins Bett gebracht, zugedeckt und allein gelassen. Ihr blieb das Herz stehen. *~* Stocksteif und verängstigt saß sie gestützt von edlen Kissen auf dem weichen Daunenbett, auf dem sie ihre Jungfräulichkeit verlieren sollte. Ihr Magen knotete sich vor Angst zusammen. Sie wollte das nicht. Sie wollte einfach nur fort. Weg von hier, zurück zu ihrer Familie, in die Arme ihres Vaters. Mit einem unterdrückten Schrei zuckte sie zusammen, als sie bemerkte, dass jemand die Vorhänge öffnete und zu ihr kam. „Hinata-hime“, flüsterte Shikamaru rau, tief betroffen von ihrem kummervollen Anblick. Ihre hellen Augen waren gerötet, was bei dieser ungewöhnlichen Farbe umso erschreckender wirkte. Er sah keine Tränenspuren, aber er wusste, dass ihr Herz umso lauter weinte. Es musste furchtbar für sie sein, mit dem Sohn ihres Feindes zuerst verheiratet zu werden und jetzt auch noch mit ihm schlafen zu müssen, der Tradition willen. Bedrückt sah er auf ihre zittrigen Hände, die sich verkrampft an der Decke hielten, als wollte sie sich vor ihm schützen. Er spürte eine tiefe Leere in der Magengegend, denn zum Einen tat sie ihm so schrecklich leid, andererseits war er auch etwas schmerzhaft getroffen, da sie nicht dasselbe wie er fühlte. Aber er war ein Mann von Ehre und er würde nicht zulassen, dass seine Angetraute wegen ihm weinte. „Hinata-hime“, sagte er noch einmal weich. Sie reagierte nicht. Mehrmals flüsterte er ihren Namen, kam ihr langsam näher. Mit einem Mal fuhr sie auf und starrte ihn panisch an, bevor sie sich weiter in die Kissen drängelte. Anscheinend hatte sie vor diesem Moment zu sehr Angst, als dass sie sich besinnen konnte, dass er ihr nie etwas tun würde. Nicht ihr. Obwohl sie weiter zurückwich, ergriff er ihre Hand und küsste vorsichtig ihre Finger. Zärtlich strich er mit seinem Daumen über ihren Handrücken. So weiche Haut. Als nächstes versuchte er ihren Blick festzuhalten, aber am Anfang versuchte sie immer wieder auszuweichen. Doch irgendwann, als er wieder begann ihren Namen wie im Singsang zu flüstern, wurde sie ruhiger. Auch wenn sie nicht aufhören konnte, sich nervös über die sinnlichen Lippen zu lecken. „Hinata-hime…“, begann er hilflos der Gefühle wegen, die er ihr so gern vermitteln wollte, aber nicht wusste, wie. „Ihr wisst gar nicht… wie sehr ich es bedaure, dass Euch das angetan wurde. Ich weiß, dass es Euch missfällt mit mir verheiratet worden zu sein, auch wenn ich eigentlich nichts dagegen habe… ich meine, nun ja, Ihr seid eine wunderschöne Frau und wer würde sich da nicht freuen?“ Kami-sama, was redete er da für einen Stuss? Aber ihr unschuldiger Ausdruck in ihren schönen Augen machte ihn total wirr. „Also, ich meine, dass ich mich speziell freue, weil… weil…“ Er kam sich so furchtbar lächerlich vor. Er hatte so etwas noch nie gemacht und es war ihm von vornherein klar gewesen, dass er nicht das würde sagen können, was er sagen wollte. Er war ein rationeller Mensch, mit Emotionen umzugehen fiel ihm schwer. Besonders, über sie zu reden. Er atmete tief durch. Er musste sich zusammenreißen, sonst hielt sie ihn noch für einen Idioten. „Hinata-hime, bevor Ihr noch schlecht von mir denkt: Ich will euch folgendes sagen – ich werde nicht zulassen, dass Ihr Schmerzen oder weitere Schmach erleidet. Ich werde Euch beschützen, denn Ihr… bedeutet mir unheimlich viel. Ich würde mein Leben für Euch geben.“ Ihre Augen weiteten sich im Unglauben. „Und deshalb werde ich Euch auch nicht anrühren. Ich werde niemals etwas tun, was Ihr nicht ausdrücklich wünscht. Und um das zu beweisen…“ Er holte eine Klinge. Sie starrte angstvoll darauf, in der Furcht, er könne doch etwas tun und sein versprechen brechen, aber stattdessen… rammte er es sich in den Oberschenkel und ließ das Blut auf das Bettlaken tropfen. Shikamarus Blick war eindringlich. Hinata überkam unendliche Dankbarkeit, sodass sie sich ihm weinend in die Arme warf. „Und so habe ich Euch entjungfert, meine Gemahlin.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hyuuga-Clan Nach all der Hoffnungslosigkeit Hinata zu finden und den allgemeinen Kämpfen gelüstete es dem Oberhaupt nach einem Ausritt. Ein Moment ohne Sorgen und um den Kopf frei zu bekommen. Natürlich wurde er von der Elite des Hyuuga-Clans begleitet, denn die Zeiten waren gefährlicher denn ja. Neji, der zum Einen als der talentierteste unter der Garde galt und zudem noch der Neffe des Oberhaupts war, durfte er mit ganz vorne reiten. Quer über seinen Rücken war die Sichel geschnallt, die ihn als Elite kennzeichnete. Sie war sein gesamter Stolz. Neji blickte aus seinem Augenwinkel zur Seite. Dicht bei ihm ritt seine Mätresse, der man es am Gesicht ablesen konnte, dass es ihr überhaupt nicht behagte auf hohem Ross zu sitzen, anstatt auf einem kleineren, wendigeren Hirsch. Sie schien auch ein wenig Schmerzen zu haben. Schnell sah er fort. Er wollte sie permanent um sich haben, um sicher zu gehen, dass sie sich in seiner Abwesenheit nicht davon stahl. Sie war sein Besitz. Er hatte gutes Recht darauf, sie überall dorthin zu schleifen, wo es ihm gedachte. Er könnte sie jetzt wieder einmal demütigen, wenn er wollte. Er brauchte sich nicht einmal zu rechtfertigen. Seltsamerweise tat er sich selbst oder seinem Gewissen aber die ganze Reise über schon. Als wollte er darüber hinwegtäuschen, dass er sie in Wirklichkeit mitnahm, weil er sie einfach um sich haben wollte und sich an ihrer Schönheit, Stimme oder Exotik erfreuen wollte. Unsinn… das wäre sowieso nicht seine Art. Aber insgeheim musste er sich eingestehen, dass sich etwas geändert hatte. Zwischen ihnen. Nein, viel mehr bei ihm. Er wollte sie um sich wissen, immer. Deswegen hatte er sie auch mitgenommen. Gleichzeitig behagte es ihm nicht, dass er mit verantwortlich war, dass sie nun Schmerzen hatte, obwohl er sich eigentlich freuen müsste, da sie einfach nur dreckige Nara-Brut war. Schöne, dreckige Nara-Brut. Er schüttelte den Kopf. Er ertappte sich immer wieder dabei, dass er so etwas dachte. Immer öfter. Das konnte nicht gut sein. Es war schließlich schon ein Fehler gewesen sich an ihrem Körper zu vergreifen, denn nun wollte er sich immer wieder daran erfreuen. Neji wollte nicht zugeben, dass er sich von ihr abhängig machte. „Ist etwas, Herr? Ihr seht so… blass aus“, kam es trocken von ihr. Er warf ihr einen kalten Blick zu. Ihre Aufmüpfigkeit hatte er ihr immer noch nicht austreiben können. Es war wohl wieder Zeit für eine Bestrafung. Aber irgendwie… verknotete sich sein Magen in Gedanken daran. Er wusste nicht mehr, wie er sie oder sich selbst einschätzen sollte. Er verstand… seine Gefühle nicht mehr? *~* Sie ritten bestimmt noch eine Stunde, bevor Hiashi es überhaupt in Erwägung zog, dass sie bald auch umkehren könnten. Er wirkte zwar nicht zufrieden, dass sie zurück nach Hause reiten mussten, aber er fügte sich dem Willen seiner Männer. Gerade wollte er verkünden, dass sie sich auf den Rückweg machten, als ein Pfeil an seinem Pferd vorbeiflog. Das Tier scheute und tänzelte zurück, aber Hiashi hatte es wieder schnell unter Kontrolle. Seine Elitekämpfer versammelten sich sofort um ihn, um ihn mit ihren Körpern zu schützen. Wachsam stierten sie in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war. Man hatte mit Absicht vorbeigeschossen, denn selbst ein schlechter Bogenschütze hätte ihn nicht so stark verfehlt. Es vergingen nur wenige Sekunden, bevor sich aus den Büschen eine Gestalt erhob. Klein und zierlich mit einem gewaltigen Langbogen auf dem Rücken. „Nara!“, zischte einer der Hyuuga. Die Blicke erfüllten sich mit Hass. Mit einem Mal erhoben sich immer mehr Nara aus den Büschen, die Masse saß auf ihren Hirschen. Der Schütze rannte nach hinten und schwang sich ebenfalls auf ein Reittier. Irritiert stellten die Hyuuga fest, dass die Gesichter ihrer Feinde Gehässigkeit und Schadenfreude prägten. Entsetzt glaubten sie, in eine gefährliche Falle getappt zu sein und schauten nach hinten, ob sie noch Feinde im Nacken sitzen zu hätten. Aber da war niemand Weiteres. Verwirrt blickten sie zurück und stellten fest, dass sich einer der Nara-Hunde von der Gruppe löste. Er trug eine Fahne mit sich, was ihn als Herold kennzeichnete. Herolde hatten grundsätzlich Bewegungsfreiheit und durften nicht attackiert werden. Dennoch lösten einige der Männer vorsichtshalber die Scheiden ihrer Dolche, um die Klinge schneller ziehen zu können. Nejis Griff um seine Sichel verstärkte sich und unbewusst lenkte er sein Pferd vor TenTens, sodass sie nicht gesehen werden konnte. „Heil, Hiashi-sama“, begann der Bote und legte eine Hand auf die Brust. Seine Stimme spottete des ehrenvollen Grußes, denn sie klang sarkastisch und feindselig. Er lächelte süffisant. „Ich soll Euch folgende Nachricht von meinem Herren überbringen: Eurer Tochter Hinata wurde die Ehre zu Teil, die Gemahlin von Shikamaru-sama und somit eine Nara zu werden. Die Zeremonie wurde erfolgreich durchgeführt. Das weiße Bettlaken war Blut befleckt.“ Schon als das Wort „Gemahlin“ fiel, hatte der Verstand von Hiashi ausgesetzt. Die weiteren verheerenden Sätze drangen unterbewusst zu ihm und schürten weiter seine Fassungslosigkeit darüber, dass die Nara nun so weit gegangen waren. Seine süße Tochter… wurden von den dreckigen Händen eines Nara beschmutzt. Dafür konnte es nur eines geben: Rache! Denselben Gedanken hatte auch Neji, der bei der Vorstellung, dass seine blutjunge Cousine von einem Nara entjungfert worden war, nur noch Rot sah. Sein Oberhaupt brauchte keinen Angriffsbefehl geben, denn allein diese Nachricht motivierte ihn und all seine Kameraden loszustürmen, um für die Ehre des Clans zu kämpfen. Die Pferde preschten mit einem menschenähnlichen Kreischen los, um die Feinde zu überrennen und wohlmöglich niederzutrampeln. Gnade wurde hier nicht in Erwägung gezogen. Neji stürmte mit erhobener Sichel vor. Allein dafür, dass dieser Bastard es gewagt hatte, solche Nachricht mit einem Grinsen zu überbringen, gehörte er tot. Und die Tatsache, dass er ein Nara war, gab ihm genug Gründe, diesem Mistkerl die Kehle durchzuschneiden. Der Nara versuchte sein Reittier zu wenden und in die geschlossene Gruppe seiner Kameraden zu kommen, doch es war zu spät. Die Klinge glitt einmal quer über seinen Rücken und durchtrennte wichtige Muskeln, die ihn aufrecht sitzen ließen. Der Nara fiel auf den harten Boden, während der Hirsch panisch vom Geruch des Blutes davonrannte. Nejis Pferd bäumte sich auf und trat mit den Hufen auf Hand und Oberarm des Mannes, der qualvoll aufschrie. Spätestens in dieser Sekunde hatten seine Kameraden reagiert und begannen Pfeile von der Sehne schellen zu lassen. Neji duckte sich hinweg, spürte aber dennoch einen beißenden Schmerz in der Schulter durch einen Streifschuss. Er gab mit einer Hand ein Zeichen und die Männer seines Clans begannen ebenfalls mit dem Beschuss. Viele der Nara brachen kurz ihren Angriff ab, um einen sichereren Platz zu suchen. Diese Gelegenheit nutzte Neji, um die Klinge seiner Waffe in den Rücken seines Opfers zu befördern, um ihn endgültig den Garaus zu machen. Jetzt konnte der Kampf richtig beginnen. Verwirrung, Reaktion, Aktion und Blut. So viel Blut und Schreie. Es fielen Männer… Hyuuga und Nara, doch im Tod sahen sie alle gleich aus. Dieselben schmerzverzerrten Gesichter, die gleiche Todesangst. Ihre verdrehten Körper pflasterten den Weg. TenTen wich entsetzt mit ihrem Pferd zurück und konnte sich aber nicht dazu bewegen, die Flucht zu ergreifen. Ihre Landsleute wurden gerade gnadenlos niedergemetzelt. Ihr Volk starb hier vor ihren Augen und sie war die einzige, die verschont wurde. Ein kurzer Erinnerungsfetzen an damals, als ihr Dorf überfallen wurde, durchströmte und lähmte sie. Sie sah Neji wie einen Berserker durch die Reihen ihrer Leute stürmen, wie ein Todesgott auf Rachefeldzug, und er mähte sie nieder wie Gras. Blut spritzte in sein Gesicht. Er wirkte wahnsinnig. Ihr wurde schlecht und sie beugte sich über den Sattel, um zu erbrechen. Schlagartig wurde ihr schwindlig, doch sie konnte sich gerade noch so im Sattel halten. Ihr Blickfeld verschwamm. Sie wusste, dass er grausam war… aber zu ihr konnte er auch zärtlich sein… besonders, wenn er sich seine Befriedigung holte. Wie konnte das ein und derselbe Mensch sein? Sie atmete heftig, erfüllt von einem animalischen Instinkt fortzulaufen. Aber sie konnte doch ihre Familie nicht im Stich lassen… was sollte sie tun? Sie bekam nicht mit, wie sich ihr jemand näherte. Reiterlose Pferde überrannten das Schlachtfeld und trampelten noch lebende, aber verletzte Menschen nieder. Die Hirsche sprangen von panischer Angst erfüllt fort. Klingen blitzten im Licht der ersterbenden Sonne. Blutrot war das Feld von ihrem Licht getränkt. Oder war es doch das Blut der Sterbenden? Mit einem Dolch durchschnitt Neji gerade die Kehle eines Angreifers, der einen seiner Kameraden hinterrücks getötet hatte. Er ließ den leblosen Körper fallen, denn ein jeder Krieger wusste, dass man sich nicht zu lange an einer Sache aufhalten durfte, sonst nutzte der Feind diese Gelegenheit und man war tot. Sicherheitshalber sah er sich nach allen Seiten um, doch momentan schien jeder einen Gegner zu haben und niemand bemerkte ihn. Sein Blick suchte sein Oberhaupt, aber der kämpfte zusammen mit einem anderen gegen einen Nara-Hund, der keine Chance auf Überleben hatte. Erleichtert wollte sich Neji damit ein neues Opfer suchen, als ihn ein Gedanke durchzuckte. TenTen! Er suchte hektisch mit seinen Augen das gesamte Schlachtfeld ab, aber er entdeckte sie nicht. War sie klugerweise geflohen? Er wollte es schon in Erwägung ziehen, als er ihre zierliche Gestalt außerhalb des Schlachtfeldes auf dem Reittier fand. Sie schien vor Angst gelähmt zu sein. „Dummes Ding“, entfloh ihm, was sofort erstarb, als er sah, dass aus ihrem toten Winkel jemand auf sie zugestürmt kam. Es war ein Nara, der ein Kurzschwert über sich erhoben hatte, um sie damit zu töten. Ihm blieb das Herz stehen. „Nein!“ Das konnte er nicht zulassen. Er musste sie retten. Er lenkte sofort das Pferd in die Richtung. Trampeln, Wahnsinn, Verwirrung. Vorwärts, rückwärts. Zuschlagen, parieren. Klirren, kreischen, knirschen. Metallschläge. Silber blitzende Klingen, Boten des Unheils. Mit einem Mal hörte sie einen Schrei, der sie bis ins Mark erschütterte und sie reflexartig zur Seite drehen ließ: „Stirb, Hyuuga-Hure!“ Entsetzt riss sie die Augen und ihren Mund zu einem stummen Schrei auf, als sie sah, dass einer ihrer Landsmänner das Schwert gegen sie erhoben hatte, um sie umzubringen. Er kam erschreckend schnell näher. In einer unnützen Geste des Selbstschutzes hob sie die Arme, als könnte sie somit den Schlag verhindern. In ihrer Angst entfloh ihr ein „Nein!“ Plötzlich hörte sie, wie ihr Angreifer „Was zum…?“ rief und sein Pferd kreischte, als der Reiter hart an den Zügeln riss, sodass sich das Metallteil in dessen Maul schnitt. Erde stob auf. Verwirrt hob sie den Blick und sah in ein vertrautes Gesicht. Ein Mann, mit dem sie in ihrer Kindheit immer gespielt hatte, wenn er zusammen mit seinen Eltern aus dem Hauptdorf kam, um wichtige Botschaften zu überbringen. Sie erinnerte sich genau an sein verwegenes, freches Gesicht. An die blitzenden dunklen Augen und das immer ungekämmte, braune Haar, das zottelig von seinem Kopf abstand und ihm in die Augen fiel. Meist hatte er einen kleinen Hund dabei gehabt, den sie immer apportieren gelassen hatten. Das alles flog ihr in wenigen Sekunden durch den Kopf, als sie ihm ins Gesicht blickte. Schreckgeweitet. Fassungslos. Sie starrten sich wahrscheinlich mehrere Minuten nur an. Ungläubig, dass man sich in so einer Situation wieder traf. „Kiba“, wisperte sie. Hoffnung keimte in ihr auf. Rettung? „TenTen! Du bist nicht tot? Was machst du…“ Weiter kam er nicht, denn schon war ein widerliches Geräusch zu hören, als sich Nejis Waffe in die Seite seines Körpers bohrte. Mit einem Ruck zog er es heraus. Blut spritzte. Kiba rutschte leblos von seinem Reittier und blieb röchelnd atmend und zuckend auf dem Boden liegen. TenTen konnte nicht die Augen von diesem grausamen Anblick lassen. Kiba lag in seiner eigenen Blutlache. Wieso… hatte er das getan? Nejis Pferd tänzelte zurück. Beherrscht fragte er: „Alles in Ordnung? Ist dir auch nichts geschehen?“ Ihr Blick war leer, als sie sich ihm zuwandte. Sie sah diesen Mann an, der ohne Skrupel und ohne nachzufragen ihren Jungendfreund vor ihr umgebracht hatte. Sie schüttelte den Kopf dafür, dass sie sich kurz zuvor gefragt hatte, ob er wirklich so schlecht war, wie sie zu Anfang gedacht hatte. Ja, er war es. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Wut und eine Träne perlte ihre Wange hinab. „Du… du Monster. Du Mörder!“ Sie schrie und im blinden Hass wollte sie nach seinem Gesicht schlagen. Überrascht wich er zurück und sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Immerhin hatte er sie nur beschützen wollen. Doch in ihrer wilden Rage hörte sie nicht auf, immer wieder nach ihm zu schlagen und zu treten. Sogar einige seiner Familie und seiner Feinde bekamen das Spektakel mit, was Unruhe in den Kampf brachte. Er sah keine andere Möglichkeit, als sie zum Schweigen zu bringen. „Ich tu’s nicht gern“, presste er hervor, „aber du lässt mir keine Wahl.“ Es kostete ihn einige Überwindung, aber letzten Endes schaffte er es, ihr einen harten Schlag gegen den Kopf zu verpassen, sodass sie kraftlos zusammen sackte. Er fing sie rechtzeitig auf und zog sie auf sein Pferd. Dumme Nara. Bereitete einem nur Ärger. Neji sah sich um. Es wurden mit einem Mal immer mehr Nara. Anscheinend hatten sich weitere Verstärkungstruppen im Hintergrund befunden und warteten auf ein Signal. Jetzt waren sie in der Überzahl. Sie hatten keine andere Wahl als zu fliehen, auch wenn das an seinem Stolz nagte. Er sah zu seinem Oberhaupt, welcher das Zeichen zum Rückzug gab. Hart trat er seinem Tier in die Weichen und lieferte sich eine brisante Verfolgungsjagd, doch ihre trainierten Pferde konnte keiner einholen. Die Nara würden noch ihre Lektion erhalten. *~* Sie erwachte mit heftigen Kopfschmerzen auf einem harten Sanitätsbett. Verwirrt sah sie sich um und hatte beinahe ein Déjà-vue der besonderen Art. Nur dass sie dieses Mal nicht in seinem Zimmer lag, sondern im Krankenabteil. TenTen legte erschöpft ihren Handrücken auf ihre Stirn und wischte einen Schweißtropfen ab. Es war entsetzlich warm hier. Sie wollte aufstehen, um sich dann umzusehen, doch eine bekannte und nun verhasste Stimme hinderte sie daran: „An deiner Stelle würde ich das nicht tun. Du bist noch zu sehr geschwächt.“ „Und wem habe ich das wohl zu verdanken?“, entgegnete sie spitz, wurde aber für diese Worte mit einem heftigen Stechen zwischen den Brauen bestraft. Sie zog ein verkniffenes Gesicht und ließ sich tiefer in die Kissen senken. Sie ließ es sich aber nicht nehmen ihn wachsam und abfällig zu betrachten. Er schnaubte. „Wieso grollst du mir, Iteki? Ich habe dir das Leben gerettet.“ „Gerettet?!“, schrie sie. „Ich war nie in Gefahr!“ TenTen musste sich beherrschen, ihn nicht anzufallen und in zu erwürgen. Es hätte eh nichts gebracht, da er viel stärker war als sie. Aber ihre Muskeln zitterten vor Anspannung und Lust, ihm die Kehle zuzudrücken. Sie war enttäuscht von sich selbst, dass sie auch nur in Erwägung gezogen hatte, dass so ein Monster vielleicht innerlich anders sein könnte. Jetzt wollte sie ihm umso mehr bestrafen, weil er nicht nur Kiba getötet, sondern sie auch noch getäuscht hatte. Abfällig, aber zischend antwortete er: „Nicht in Gefahr? Er wollte dich umbringen! Ich habe gesehen, wie er das Schwert gegen dich erhob! Und da sagst du, du wärst außer Gefahr?“ „Er hätte mir nie was getan – er war mein Freund aus Kindertagen! Bevor du ihn umgebracht hast, hat er mich wiedererkannt!“ Sie ballte die Fäuste und kämpfte damit, nicht in Tränen auszubrechen vor Schuldgefühlen. Sie war indirekt für seinen Tod verantwortlich. „Du hast ihn kaltblütig ermordet!“ Neji wich überrascht ob dieser Worte zurück. TenTen konnte sich nicht mehr halten. Es stand ihr als Mätresse nicht zu, ihn zu beschimpfen, aber es war ihr egal, welchen Status sie hier inne hatte. Eigentlich machte es sie in dieser Situation nur noch wütender, dass man sie entführt und verschenkt hatte, an einen Mann, der ihr Feind war und der Mörder ihres Freundes. Sie pfiff auf die möglichen Konsequenzen, als sie schrie: “Raus!“ Sie konnte nicht einmal erstaunt darüber sein, dass er es wirklich tat. Neji hatte zum ersten Mal im Leben das Gefühl eine falsche Entscheidung getroffen zu haben und er war nicht einmal in der Lage es ihr zu erklären. Vollkommen überfordert damit, ging er langsam aus dem Zimmer hinaus, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Mit einer Hand streifte er sich durch die Haare. Ein plötzlich heftiger Kopfschmerz überfiel ihn. Er kniff die Augen zusammen. Er wisperte: „Ich wollte dich nur beschützen…“ *~* In seiner eigenen Versunkenheit vergaß er Anordnungen zu machen, um die Tür zu bewachen, da sie jetzt umso mehr Grund hatte zu fliehen. Er war auch zu vertieft in Grübeleien, um selbst nachzusehen. Er saß einfach nur schweigend in seinem Zimmer und stellte sich selbst vor Gericht. TenTen nutzte die Gelegenheit. Ihr Körper war von stillen Weinkrämpfen zwar schwach und ihre Wut zehrte auch an ihrer Energie, aber sie raffte sich auf. Sie musste fort. Zurück zu ihrer Familie, um ihnen in dem Kampf gegen die Hyuuga beizustehen. Ein Knurren entwich ihr. Ihr tiefer Ärger trieb sie voran. Sie schlich um eine Ecke. Ihre Ausbildung ermöglichte ihr, sich sehr leise zu bewegen. An die Wand gepresst bewegte sie sich Schritt für Schritt vorwärts. Zuweilen musste sie anhalten, um zu lauschen oder zu beobachten, ob sich irgendwelche Wachen in der Nähe befanden. Eine Konfrontation hätte sie nicht überstanden. Dafür war sie viel zu schwach. Aber die Götter meinten es gut mit ihr. Sie kam nach einiger Zeit und vielen Umwegen hinaus ins Dorf, wo sie sich hinter Gebäuden, Büschen, Bäumen und Heuwagen. Ihre nackten Füße – im Sanitätszimmer hatte sie ihre Schuhe nicht finden können – schrammten auf dem dreckigen Boden auf. Einmal musste sie keuchen, als ein spitzer Stein ihre Haut aufriss und Blut zu Boden tropfte. Hektisch reinigte sie die Wunde, damit sie sich nicht entzündete. Es dauerte eine Weile, bis sie nah genug am Stall war. TenTen grinste. Sie kontrollierte mindestens dreimal, dass sie auch keiner sehen konnte. Vorsichtig schlüpfte sie in den Stall. Anscheinend war der Stalljunge beim Essen oder schlief. Egal, wo er sich befand. Sie durfte kein Risiko eingehen. Sie schlich zu den Tieren, aber diese wieherten auf, als sie ihren Geruch wahrnahmen und sie sahen. Erschrocken zuckte sie zusammen und lief sofort auf ein paar Tiere zu. „Scht“, zischte sie und legte eine Hand beruhigend auf die Nüstern eines Tieres. „Ganz ruhig. Ich brauche jetzt deine Hilfe.“ Schnell machte sie ein Tier los und sattelte es ungeschickt. Es war nun einmal ungewohnt für sie, auf Pferden zu reiten. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie unbehelligt losreiten konnte, machte sie sich auf den Weg. Ihre Flucht schien dieses Mal ein voller Erfolg zu sein. Ohne groß darüber nachzudenken, ritt sie nach Norden. *~* Nach endlosen Überlegungen und sinnlosen Starren nach draußen, wo inzwischen die Sonne längst untergangen war, setzte sich Neji mit einem Schlag ruckartig auf. „Nein!“ Wie vom Blitz getroffen rannte er los, zu ihrem Raum, aber seine spontane Befürchtung hatte sich bestätigt. Als er die Tür aufriss, fand er ein leeres Zimmer vor, das aussah, als wäre es schon seit ein paar Stunden verlassen. Wie hatte er nur so dumm sein können? Er hätte ahnen müssen, dass sie in ihrer Wut die Chance nutzen würde zu fliehen. Er hätte Wachen postieren sollen… aber ihre Vorwürfe hatte jedes rationales Denken in ihm ausgeschaltet. Neji ahnte, dass sie inzwischen nicht einmal mehr im Schloss war, dennoch suchte er alles ab. Schließlich fand er eine Spur, nachdem eine Stunde lang gesucht hatte. Fußspuren in der Nähe des Stalls und ein Pferd fehlte… Es war nicht schwer, die logischen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. So schnell er konnte, holte er seine Waffen und sattelte ein Pferd, um ihr zu folgen. Die Hoffnung, sie zu finden, war gering, aber etwas trieb ihn an, es zu tun. Damit preschte er mit seinem Pferd einer verschwindenden Spur hinterher. Es kostete ihn sehr viel Zeit und Geduld. Mehrmals musste er absteigen, da sich die Spur ihres Pferdes zu verlieren schien. Dadurch, dass teilweise Niesel einsetzte, wurde der Boden leicht weich und die Spuren verwischten. Er kniete des Öfteren nieder und besah sich den Boden genauer, um zu lokalisieren, wohin sie verschwunden war. Er konnte bestimmen, dass sie wohl einen Vorsprung von mehreren Stunden hatte. Und leider war sie in eine gefährliche Richtung geritten. Ihm schlug das Herz leicht schneller. Im Norden war es schon häufiger zu Raubüberfällen oder Angriffen seitens wilder Tiere gekommen. Er hoffte, dass ihr noch nichts passiert war. Neji bekam kaum mit, dass er wohl drei Stunden ritt, als die Umgebung sich veränderte. Bäume wurden rarer, das Gras spärlicher. Das Gelände stieg an und Steine und Felsen erschienen. Vor ihm richtete sich ein gewaltiger Berg zum Himmel auf. Sein Blick verfinsterte sich, als alles darauf deutete, dass sie in Richtung Plateau geritten war. Es verging wohl noch eine weitere Stunde, in der sein Weg ihn auf einen schmalen Pfad lenkte. Sein Pferd scheute den Weg zu gehen, also stieg er ab und führte es an den Zügeln hinter sich her; aber wenn der Weg breiter wurde, setzte er sich wieder in den Sattel. Der Pfad war steinig, zeitweise auch bröckelig. Er konnte kaum glauben, dass sie hier entlang gekommen war. Irgendwann gabelte sich der Weg und er ritt zuerst nach links, aber das stellte sich als Sackgasse heraus. Danach ging er zurück und beeilte sich umso mehr. Als er um eine Ecke bog, sah er etwas, das seine Augen in Entsetzen weiten ließ. Dort lag das Tier, dass sie gestohlen hatte. Aber es war regungslos. Um sein Pferd nicht aufscheuen zu lassen, stieg er ab und rannte zu dem Tier. Es war tot. Etwas hatte seinen Schädel zertrümmert. Seine Hand fuhr zum Mund. War TenTen angegriffen worden und jemand hatte ihr Pferd getötet? Er besah sich die Spuren am Boden, die kaum vorhanden waren. Es deutete nichts auf einen Kampf hin. Irgendwann entdeckte er, dass der Knöchel des Tieres verstaucht war. Anscheinend war es gestrauchelt und um es nicht leiden zu lassen, hatte TenTen es getötet. Aber dadurch war sie nun zu Fuß unterwegs und er hatte mehr Chancen, sie einzuholen. Er schätzte, dass sie einen Vorsprung von zwei bis drei Stunden hatte. Anscheinend war sie langsam gewesen, da sie sich hier nicht auskannte und schnelles Reiten, wenn man ungeübt war, doch schmerzhaft war. Vielleicht hatte sie Pausen gemacht. Er legte eine Hand auf die Nüstern seines Gauls, damit es den Blutgeruch nicht wahrnahm und umging das tote Tier, um TenTen zu folgen. „Ich finde dich“, wisperte er. *~* TenTen stolperte orientierungslos voran. Sie hätte niemals in Erwägung ziehen sollen, den Weg über diesen Steinpfad zu suchen. Sie hätte umkehren sollen, als sie noch die Möglichkeit und ein Pferd hatte. Jetzt hoffte sie einfach nur noch, dass sie den Berg hinter sich ließ, um sich dann in eine andere Richtung wenden zu können. Vielleicht fand sie irgendein Dorf oder gar eine Stadt, in der sie sich ausruhen konnte, bevor sie sich zu ihrer Familie aufmachte. Ohne es zu wallen, sackte sie auf die Knie. Die Erschöpfung nagte sehr an ihr. Das Pferd hatte sich als sehr gute Variante ergeben, um Energie zu sparen und weit zu kommen, aber sie hatte es nun leider nicht mehr. TenTen atmete schwer. Sie hätte versuchen sollen, vor ihrer Flucht noch mal etwas zu schlafen. Aber nun war das zu spät. Erschöpft lehnte sie sich gegen einen Stein und versuchte zu Atem zu kommen. Für die nächste Zeit würde sie wohl keinen einzigen Schritt mehr machen können. Der eisige Wind zerrte an ihrer Kleidung. Innerlich verfluchte sie sich dafür, dass sie weder Decken noch Mäntel mitgenommen hatte. Ebenso waren ihre Füße vollkommen wund und rissig. Ihre Muskeln schmerzten. Sie rollte sich zusammen, um die Wärme zu erhalten, hauchte immer wieder ihre Hände und andere Gliedmaßen an. Wenn sie sich nicht bald aufrappelte und einen angemessenen Unterschlupf fand, würde sie entweder erfrieren oder auf Dauer an Hunger und Durst sterben. Ihre Flucht war wirklich total unüberlegt gewesen. Niedergeschlagen schloss sie die Augen und glitt über ins Reich der Träume, sodass sie nicht bemerkte, wie viel Zeit verging oder was um sie herum geschah. TenTens Schlaf war traumlos und schwer, unruhig und wenig erholsam. Sie schreckte auf, als sie ein tiefes Grollen hörte. In den ersten paar Sekunden dachte sie, dass es sich hierbei um ein Gewitter handelte, das sich zu nähern drohte. Fatal, denn sie würde ungeschützt sein und nass bei dieser Kälte… lange würde sie das nicht überstehen. Da ertönte wieder das Grollen, aber vor ihren Augenlidern war kein helles Licht von einem Blitz aufgeflackert. Und es war näher gekommen. Ruckartig riss sie die Augen auf. Als sie sich zur Seite wendete, wünschte sie sich, dass sie es nie getan hätte. Ihr Herzschlag setzte aus. Vor ihr stand ein Berglöwe. Normalerweise würde er keinen Menschen angreifen, aber sein eingefallener Bauch zeigte, dass er ausgehungert war und es ihm wohl nun egal war, was als seine Beute diente. Speichel rann aus dem Winkel seines Mauls, er fletschte die Zähne und seine Krallen waren ausgefahren. Sie wünschte sich so sehr, dass sie immer noch schlief. Die Raubkatze spannte ihre Muskeln an. Sie sah, wie sich die Sehnen rhythmisch bewegten, als das Tier zum Sprung ansetzte. TenTen fühlte Tränen in sich aufsteigen und sie schrie, riss die Arme in einer sinnlosen Abwehrhaltung hoch und drehte sich weg. Der Puma brüllte und sie hörte, dass er sprang. Den Bruchteil eines Herzschlages später strömten mehrere Geräusche auf sie ein, die sie nicht bestimmen konnte. Der Puma schien zu kreischen, ein anderes Tier auch, ein Ächzen war zu vernehmen, Getrampel und einen harten Aufprall. Es folgten Töne, als ob etwas zerstochen würde und der Puma kreischte weiter. Sie wagte es sich, umzudrehen, in der Angst, dass das Tier sie plötzlich doch noch anfallen würde. Sie blinzelte stark und erschrocken, als sie erkannte, was geschehen war. Vor ihr saß Neji auf hohem Ross. Ihm zu Füßen lag die Raubkatze, die sie töten wollte. Ihr Körper war mit Blut besprenkelt und hatte unzählig viele Stichwunden. In seiner Hand hielt ihr Retter die Sense, mit der er das Tier erlegt hatte. Ihre Unterlippe bebte, als sie ihm offen ins Gesicht sah. Seine Miene verriet nichts. „Ich verstehe nicht“, flüsterte sie. Er drehte sich leicht seitlich und stieg ab. Sie konnte keinen Widerstand mehr leisten, als er sie mit Leichtigkeit hochhob, um sie vor sich aufs Pferd zu setzen. Er schlang einen Arm um ihre Taille, um sie sicher zu halten. Sein Atem streifte ihren Nacken, als er sie näher zog. Er presste sie an sich, was einen Schauder in ihr verursachte. Seine Stimme tat ihr übriges, als er sagte: „Du gehörst mir. Ich lasse mir meinen Besitz bestimmt nicht von einem Puma nehmen. Ich werde immer auf dich aufpassen, damit du an meiner Seite bleibst.“ Sie war zum ersten Mal wirklich sprachlos. *~* Die Rettungsaktion und Nejis Worte – die an diesem Tag seine letzten gewesen waren – hatten eine tiefe Unruhe in TenTen hervorgerufen und sie fragte sich, ob sie mit ihrer Vermutung, dass er vielleicht doch anders war, eventuell richtig gelegen hatte. Sie versuchte sich zu erinnern, was er ihr gesagt hatte, als sie ihm vorgeworfen hatte, ihren Jugendfreund blutrünstig getötet zu haben. Er hatte geglaubt, dass man sie umbringen wollte und hatte sie davor bewahren wollen… In ihr kam der Drang auf, sich zu entschuldigen. Für ihre Worte, für ihre Flucht und für die Mühe, die er sich hatte machen müssen, um sie wiederzufinden. Ihr wurde ein wenig heiß bei dem Gedanken, dass er sie eigentlich hätte sterben lassen können, immerhin war das Leben einer Mätresse kaum etwas wert. Aber… er hatte gewollt, dass sie an seiner Seite blieb. Sie wollte unbedingt mit ihm reden, aber er distanzierte sich von ihr – mehr als sonst - und zu ihrem eigenen Erstaunen, bekümmerte sie das. Es verwirrte sie, dass ihr das etwas ausmachte, aber sie interpretierte es so, dass sie sich nicht hatte bedanken können und entschuldigen erst recht nicht. Eine andere Erklärung fiel ihr im Moment nicht ein. Mehrere Tage saß sie einfach nur in ihrem Zimmer, ohne zu wissen, was sie mit sich anfangen sollte. Ein Arzt am hin und wieder vorbei, um sich ihre zerschrammten Beine und Füße anzusehen, wie die verheilten und ob sie inzwischen nicht mehr unter solche Schwäche litt. Ansonsten bestand ihr Tagesablauf aus Warten auf Neji, um endlich mit ihm sprechen zu können. Diese Möglichkeit bot sich ihr nach einer endlos langen Woche. Eines Tages ging einfach die Tür zu ihrem Zimmer, das man ihr zugeteilt hatte, auf und er stand im Rahmen. Er wirkte müde und abgezehrt, als hätte er pausenlos gekämpft. Ein Funken Sorge und Angst machte sich in ihr breit. Neji fixierte sie mit stechendem Blick, dass sich ihr die Nackenhärchen aufstellten. „Wir haben das Hauptdorf der Nara gefunden. Der letzte Angriff steht bevor.“ Ihr blieb das Herz stehen. Sie war hin- und hergerissen zwischen ihren Gefühlen für ihre Familie, aber inzwischen hatte sie sich so sehr bei den Hyuuga eingelebt – trotz ihrer zahlreichen Fluchtversuche –, dass sie sich auch ihnen ein wenig zugehörig fühlte. Sie hatte große Sorge um ihr Volk, denn die Hyuuga stellten wahrhaftig eine große Gefahr dar, doch gleichzeitig stellte sie die Handlungsweise der Nara in Frage. Sie war verwirrt. Normalerweise hätte sie nichts in Frage gestellt. Doch die Tatsache, dass nichts mehr so zu sein schien, wie man es rein optisch wahrnahm, hatte in ihr ein großes Chaos hervorgerufen. Das beste Beispiel für diese Situation war letzten Endes Neji selbst. Es wurde allmählich zu viel für sie. Diese Zerrissenheit und dieser Wirrwarr in ihrem Kopf machte sie kraftlos. Ein Schluchzen entwich ihr, als sie auf ihrem Bett zusammensackte. Weinen konnte sie nicht. Nicht wirklich. Eine einzelne Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel. Sie merkte kaum, wie Neji näher trat und sich über sie beugte. Sie sah auch nicht, wie sich sein Gesicht schmerzhaft verzog, da er ihren traurigen Anblick nicht ertrug. Er hätte sie gern getröstet, hätte gern die letzte Barriere, die in seinem Kopf noch vorherrschte, überwunden, aber das konnte er nicht. Es war noch zu sehr in seinem Denken verankert. Zu sehr entschieden seine Erziehung und sein Glaube über seine Handlungen. Doch eine kleine Auflehnung gegen seine eigenen Zwänge schaffte er. Er wischte ihr die Träne aus dem Gesicht. Mehr Zärtlichkeit erlaubte er sich selbst nicht. Bevor sie ihn darauf ansprechen konnte, oder ihn berührte, um noch mehr liebevolle Gesten einzufordern, drehte er sich weg. Neji verschwand schnell aus dem Zimmer. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nara-Clan Der Angriff dauerte Tage. Nie hätten sie gedacht, dass die Hyuuga ihr Versteck finden und dann versuchen würden, es zu überrennen. Shikamaru versuchte sein gesamtes Können einzusetzen, um seine Männer so zu platzieren, dass die Verteidigung aufrecht erhalten wurde. Als Verteidiger hatte man meist einen größeren Vorteil als der Eroberer. Aber die Hyuuga gehörten zu einem anderen Kaliber. Ihre immense Wut und Brutalität schwappte in Wellen über seine Krieger hinweg und drohten sie nieder zu fegen. Wie oft hatte er am Fenster gestanden und Kopf schüttelnd auf die Feinde geblickt, die verblendet nach nichts anderem gierten als nach dem Untergang seines eigenen Volkes. Wieder einmal konnte er nicht begreifen, wie Hinata so einer Familie entspringen konnte. Meist blickte er danach zu ihr und sah in ihr eingefrorenes Gesicht. Er fragte sich, ob sie sich innerlich für ihre Landsleute schämte oder hoffte, dass sie weitermachten, um sie zu befreien. Ihre stoische Miene gab nichts preis. Schreie. Schreie. Schreie. Blut und Tod. Klingengewitter, in einem Kampf erfüllten Feld. Aasgeier jeder Form labten sich an dem Spektakel. Jahrhunderte alte Erzfeinde lieferten sich das letzte Gefecht? Oder eines von Tausend weiteren? Und es nahm kein Ende… kein Ende. Leid erfüllt beobachtete Shikamaru immer wieder, wie seine Männer starben, auch wenn sie dabei immer wieder auch Hyuuga mit in den Tod rissen. Leider aber viel zu wenige. „Ihre Sicheln sind Waffen des Todesgottes“, hieß es unter seinen Leuten, was für sie eine einleuchtende Erklärung war, weshalb so viele auf ihrer Seite fielen, während auf der gegnerischen Seite die Zahl nicht ganz so rapide abnahm. Es widersprach allen militärischen Taktiken und Praktiken, die er studiert hatte. Deshalb war er zuweilen gewillt, auch daran zu glauben, dass die Hyuuga von göttlicher Wut, die alles aus dem Weg räumte, erfüllt waren. Er versuchte, die Schlachten entfernter vom Dorf zu verlegen. Mittels Tricks lenkte er sie von diesem Schlachtfeld davon, aber es half nichts. Sie kehrten immer wieder hierher zurück, als durchschauten sie seine Absichten perfekt. Sie waren ein Volk, das nicht nur als Assassinen diente, sondern auch bei Kriegen Einsatz fand. Vielleicht durchschauten sie ihn deshalb, da sie das alles schon kannten und beurteilen konnten. Oder ihr Hass war so tief, dass sie immer wieder zur Ursache ihrer Rage zurückkehren würden. Er wusste es nicht. Erschöpft lehnte Shikamaru mit seinem Kopf gegen einer steinernen Mauer, als es wieder einmal zu einer Pause der Schlacht gekommen war. Egal, welche Geniestreiche er anwenden wollte, sie brachten ihm nichts. Denn scheinbar waren seine Feinde zu sehr mit ihrer Rache beschäftigt als auf sein Spiel einzugehen. Etwas, was er nie zu denken gewagt hätte. Er seufzte. Er hatte keine andere Wahl. Wenn er sein Volk nicht ausrotten wollte, musste er seinen Vater zu dieser Entscheidung zwingen. „Wir werden aufgeben.“ *~* Von einem guten Aussichtspunkt aus, betrachtete er die Geschehnisse. Es hatte lange gedauert, seinen Vater zu überzeugen. In der Zwischenzeit hatte dieser zu verantwortungslosen Verteidigungskämpfen aufgerufen. Er hatte bis tief in die Nacht die erbärmlichen Schreie sterbender Männer gehört, das Schaben von Dolchen und Befehle von beiden Seiten, während er sich überlegte, wie er seine Leute vor dem sicheren Tod bewahren konnte. Aber schließlich hatte er es geschafft. Jetzt beobachtete er, wie der Bote über das Feld vor dem Dorf lief. Die Hyuuga hatten ihre Toten geborgen und zusammen auf einem Haufen verbrannt, während sie die Leichen ihrer Gegner unachtsam liegen gelassen hatten. Es war eine unglaubliche Beleidigung. Wenn sie die Nara nicht erobern konnten… wollten sie sie dann mit Epidemien, verursacht durch Leichenfäule, strafen? Shikamaru würgte den Gedanken hinunter. Ptelith warf einen roten Schimmer auf den Boten und erweckte auf dem nach Tod stinkenden Feld einen Eindruck einer düsteren Vorhersehung. Er betete für den armen Mann, dass ihm nichts geschehen würde. Als sein Bote stehen blieb und von Hyuuga empfangen wurde, schlug ihm das Herz schneller. Doch… es geschah ihm nichts. Sie führten ihn zu einem Zelt, das für Hiashi errichtet worden war. Da würde er die Nachricht überbringen, dass die Nara aufgaben. Es verging Zeit, die er nutzte, um die Wolken zu betrachten und zu entspannen. Er bemerkte erst spät, dass Hinata hinter ihm stand. Sie besaß die unglaubliche Fähigkeit, dass sie sich perfekt in seine Umwelt einfügen konnte, ohne ihn aus seiner ruhevollen Trance zu reißen. Sie verschmolz mit der Ruhe, in die er immer so tief eintauchte und sich ihr hingab. Aber obwohl sie nichts tat, schaffte sie es, dass sie immer dominanter in seiner Umwelt erschien, sodass sie ihn sanft in die Wirklichkeit holte, ohne ihn dabei zu nerven, zu stressen oder seinen Gedanken zu entreißen. Es war angenehm so „zurück geholt zu werden“. Er drehte sich um und lächelte sie an. „Ich hoffe, dein Vater nimmt unsere Kapitulation an.“ *~* Kurz darauf war die Antwort der Hyuuga gekommen, die da lautete, dass sie die Kapitulation annahmen. Heute, einen Tag später, sollten die Verträge ausgearbeitet werden, um zukünftige Konfrontationen zu vermeiden… natürlich bezweckten die Hyuuga aber auch die uneingeschränkte Vorherrschaft in der Ausübung ihrer Tätigkeit als Assassinen zu erhalten. Die Nara konnten dem nichts entgegen setzen. Sie mussten als Verlierer das annehmen, was ihnen auferlegt wurde. Diese Schmach war größer als alles, was ihnen je angetan wurde. Mit steinernen Mienen und angespanntem Zittern hörten sich das Oberhaupt, Shikamaru und die Vertreter des Dorfes die Bedingungen an. Shikamaru krampfte sich der Magen zusammen. Ein junger Mann, der neben dem Hyuuga-Oberhaupt saß, sah ihn durchdringend an. Er war wohl ungefähr in seinem Alter. Er sah Hiashi ziemlich ähnlich. Dieselben Augen, ähnliche Züge und ebenfalls lange Haare, die locker am Ende des Pferdeschwanzes gebunden worden waren. Er strahlte Stärke und Macht aus, aber auch Gefahr und Bedrohung. Er wirkte unberechenbarer als Hiashi. In der nächsten Sekunde erhob eben jener Mann das Wort: „Doch die wichtigste Bedingung ist selbstredend, dass Ihr Hinata-hime zurückgebt und die Ehe annulliert. Meine Cousine soll mit einem stolzen Hyuuga-Mann verheiratet werden!“ Hiashi nickte. Shikamaru schluckte schwer. Das war also ihr Cousin… er war das komplette Gegenteil von ihr. Er besaß eine gewisse – Aggressivität und gleichzeitig eiskalte Ruhe, dass es ihn erschauern ließ. Außerdem erfüllte es ihn mit einer unbeschreiblichen Schwere und einem intensiven Traurigkeitsgefühl, als er daran dachte, dass er Hinata hergeben musste. Nun gut, wirklich gehören, tat sie ihm nicht. Schließlich hatte sie nicht aus freiem Willen dieser Hochzeit zugestimmt, aber irgendwie… war sie doch sein. Schweren Herzens sah er zu, wie man jemanden nach Hinata schickte, um sie zu holen. Stolz schritt sie den weg entlang, als wollte sie zeigen, dass die Nara ihr nichts getan oder sie gebrochen hätten. Tatsächlich hatte sie keinerlei Schaden davon getragen. Er sah sie an und versuchte nicht die Sehnsucht zu zeigen, die ihn eigentümlicher Weise ergriff. Ein wenig musste er sich sogar von ihr abwenden, ohne zu merken, dass Hinata ihn betrachtete, als ob sie hoffen würde, dass er irgendetwas sagte. Der junge Mann stand auf, ebenso das Oberhaupt der Hyuuga. „Cousine, schön dich wohlauf zu sehen“, begann er und wollte auf sie zugehen, doch sie hob die Hände. Erstaunt blieb er stehen. „Was-?“ Alle Augen lagen auf ihr und Hinata war das bestimmt unangenehm, so gut konnte Shikamaru sie schon beurteilen. Aber sie versuchte, die Rolle der ehrwürdigen Hyuuga überzeugend zu spielen, so, wie man es von ihr verlangte. Sie fing sich und sagte überraschend: „Ich habe mich entschieden. Ich will bei den Nara bleiben.“ Das löste sofort ein Geschrei auf beiden Seiten aus, aber am lautesten waren wohl ihr Vater und ihr Cousin, als der aus seinem Schock erwachte. Aber am meisten war wohl Shikamaru überrascht, der sie einfach nur anstarren konnte und nicht wusste, ob er vielleicht träumte. Hiashis Stimme durchdrang das Gewirr von Wortfetzen, die erhoben worden waren. „Was soll das bedeuten, meine Tochter? Diese Nara-Hunde haben dich entführt und durch eine Heirat mit ihrem Nachfolger entehrt und beschmutzt. Wie kannst du da bei ihnen bleiben wollen? Haben sie dich einer Gehirnwäsche unterzogen?“ Zum Erstaunen aller lächelte Hinata nachsichtig, als ob sie mit einem uneinsichtigen Kind reden würde. Allein deshalb zuckte der Mundwinkel des Oberhaupts. Die Nara gönnten es ihm, nachdem er sie nachhaltig und ohne Scham beleidigt hatte. „Vater, ich weiß, es ist für Euch unvorstellbar, aber unsere sogenannten Blutfeinde entsprechen nicht einmal ansatzweise dem Bild, das unter unseren Reihen so akribisch verbreitet wird. Ja, es ist wahr, sie haben mich gegen meinen Willen hierher gebracht und mich verheiratet, aber sonst wurde mir nichts getan.“ “Nichts getan?“ Ihr Vater schnaubte. „Liebes, ich weiß, du willst nicht daran denken, aber spätestens in der Hochzeitsnacht wurdest du…“ „Nicht angerührt“, warf sie ruhig ein. Es war das erste Mal, dass sie ihren Vater unterbrach und sich allgemein so gegen ihn zu behaupten versuchte. Ein scharfes Einatmen war zu hören und bevor irgendwer eine Frage stellen konnte, sagte sie: „Mein Ehegatte hat den Hochzeitsakt nie vollzogen. Das Blut auf den Leinen stammte aus einer Wunde am Oberschenkel. Er war so ehrbar, mich nicht zu etwas zu zwingen, das ich nicht will.“ Niemand achtete auf die verächtlichen Blicke, die Shikamarus Mutter ihm zuwarf, denn vielmehr waren die meisten damit beschäftigt ihn verwundert anzusehen, hatte er sich doch damit gegen den Willen des Oberhauptes und der Familie gestellt, um sie zu schützen. „Vater… ich möchte aus verschiedenen Gründen bei den Nara bleiben. Zum Einen, weil ich glaube, dass so der heißersehnte Frieden endlich zwischen unseren beiden Clans einkehren kann, den ich mir so sehr wünsche.“ Sie holte tief Luft. „Euer Vertrag wird nur noch mehr den Hass auf Seiten der Nara gegen uns schüren und eines Tages werden sie sich erheben wollen, um nicht mehr in dieser Unterdrückung zu leben. Damit wird ein neuer Krieg ausbrechen und das Morden beginnt von vorn.“ Sie wandte den Kopf zur Seite, als wollte sie ihre Kehle freilegen, um ihren Vater ihre Hilflosigkeit zu demonstrieren und dass sie ihm immer noch unterwürfig war. „Wenn ich aber hierbleibe, freiwillig, befinden sich beide Familien in einer Pattsituation. Unser Clan ist vielleicht stärker, aber die Nara könnten mich mit Leichtigkeit töten und Euch fehlte der Erbe, da Hanabi von Anfang an ihre Ansprüche zurückgewiesen hat. Und damit würden die Hyuuga in ein Chaos gestürzt.“ Wieder holte sie Luft und blickte dann entschlossener als je zuvor in ihrem Leben zu ihrem Vater auf, der sie um einen kopf überragte. „Außerdem… liebe ich ihn, Vater, ich liebe Shikamaru.“ Wohl am meisten überrumpelt war wohl in diesem Moment Shikamaru, der niemals damit gerechnet hätte, dass seine Gefühle erwidert würden. Zuerst hatte ihn ja überrascht, weshalb sie hierbleiben wollte, sogar gewisse Enttäuschung hatte er in sich getragen, doch das war mehr als er sich je hätte erhoffen können. Ihr Vater war in dem Moment wohl nicht wirklich fähig etwas zu sagen. Sprachlos und wahrscheinlich all seiner Ideale und Visionen beraubt, ließ er sich zurückfallen, bis er wieder saß. Er stützte mit einer Hand seinen Kopf, wie von Kopfschmerzen überrannt. Ihr Cousin hingegen, von dem er erwartet hätte, dass er ein großes Geschrei und eine gewaltige Diskussion beginnen wollte, der schwieg. Wie in Trance sah er zu Boden und hing wohl eigenen Gedanken nach, was scheinbar auch Hinata verwunderte. Shikamaru aber nutzte die Gunst der Stunde und erhob sich. Mit einem Lächeln und einem überlegenen Blitzen in den Augen sagte er: „Liebste…“ Er nahm eine Hand von ihr in die Seine und legte die andere auf ihre Schulter. Das war der Moment, in dem eine noch hitzigere Diskussion begann als zuvor schon zwischen den übrigen Vertretern der Clans. Shikaku lächelte ihn an und strich sich mit einer Hand durch den Bart. Sein Vater war ein undurchsichtiger Mann, deshalb wusste er nicht zu deuten, weshalb er grinste, während seine Mutter am lautesten von allen wetterte. Folgende Fragen wurden in den Raum geworfen: Man verlor damit aber die Stammhalterin und man konnte doch nicht zulassen, dass der Nachfolger der Nara auch Anspruch auf die Herrschaft über die Hyuuga erhielt? Sollte man sich mit den Blutfeinden aussöhnen? Aber der Konflikt hielt doch schon länger als sie alle lebten. Wie sähe es denn mit der Position in ihrem Berufszweig aus? Man konnte doch all die Opfer dieses Krieges nicht vergessen? Hinata versuchte sich einzufügen, ebenso Shikamaru, aber niemand hörte auf ihre Stimme. Irgendwann fügten sich ihr Cousin und Vater wieder ein, als sie sich gefasst hatten. Ein Schrei ließ sie alle zusammen zucken: “Du hast hier keine Befugnis! Verschwinde!“ Einen Herzschlag später kam eine Person in das Zelt, das man extra für diesen Disput errichtet hatte, gestolpert, die von zwei Wachen dann an den Armen gegriffen wurden. Mit Verwunderung sah Shikamaru zu dem jungen Mädchen, das sich eindeutig als Nara entpuppte. Da sagte der Cousin von Hinata als einziger in der Stille leise: „Iteki…“ ~*~ Ein Schock folgte dem nächsten. Seine geliebte Cousine war unberührt, wollte bei den Nara bleiben, liebte den Nachfolger und nun war auch noch TenTen in das Ratszelt eingedrungen, ohne jegliche Befugnis. Neji spürte, wie ein Schauer seinen Rücken hinunter jagte. Eine gewisse Beklemmung ergriff ihn, als er sah, wie sie grob festgehalten wurde. Er verspürte den Drang diese Männer zu Recht zu weisen, sie wohlmöglich niederzuschlagen und sie in seine Arme zu ziehen. Gleichzeitig war da auch ein minimaler Grad an Wut, weil sie ihm ohne Erlaubnis scheinbar gefolgt war. Er war nicht fähig sich zu rühren und etwas zu sagen, außer dem Namen, den er ihr gegeben hatte. Es war das Oberhaupt der Nara, der die Männer darauf aufmerksam machte, dass man sie loslassen sollte. Irgendein Vertreter der Nara meinte dann: „TenTen? Du lebst?“ Es war eine große Frau, vollbusig, dunkelhaarig und mehrere Hunde saßen an ihrer Seite. An irgendjemanden erinnerte sie ihn. TenTen schenkte den beiden Wachen einen verächtlichen Blick, bevor sie offen in die Runde schaute. Neji war sich sicher, dass ihre Augen auf ihn länger verweilten als bei den anderen. „Shikaku-sama, Hiashi-sama“, sagte sie voller Demut und auch die anderen höheren Persönlichkeiten sprach sie an. Nur ihn nicht. Sein Magen verkrampfte sich. „Ich bin nur eine unbedeutende Angehörige des Nara-Clans, die zwischenzeitlich eine Gefangene der Hyuuga war. Eigentlich bin ich es immer noch, doch empfinde ich mich nicht mehr als solche.“ Verwundert hoben besonders die anwesenden Hyuuga die Brauen und sahen zu Neji. Die meisten wussten von den anfänglichen Eskapaden und Demütigungen, die er diesem Mädchen angetan hatte. „Aber ich glaube dennoch, dass ich behaupten darf für verschiedene Völker zu sprechen, wenn ich sage, dass sich all Eure Untertanten wünschen, diesen Krieg und diese Fehde beenden zu können. Mit jedem Jahr, das vergeht und es zu keiner Einigung kommt, werden wir der Feindschaft müder und der Kämpfe überdrüssig. Wir dezimieren uns. Es nimmt die Freude an diesem einzigartigen Leben, das die Götter uns geschenkt haben… Ich weiß, es ist eine Anmaßung einer so unbedeutenden Person wie mir, das folgende zu äußern, aber ich werde es dennoch tun. Die Götter hatten mit unserer Erschaffung nicht im Sinn, dass wir uns bekriegen und umbringen… Es gab schon zu viele Tote. Wir wollen Frieden. Ich bitte Euch… ich bitte Euch inständig dem ein Ende zu setzen. Nur Ihr seid dazu in der Lage.“ Sie krümmte sich in Demut und wie vor Angst bestraft zu werden. Eine Weile herrschte Schweigen und unruhige Augen lagen auf diesem mutigen Mädchen, das sich mit dieser Aufforderung gegen den Willen ihrer Herren stellte – wen auch immer sie gerade als Herr betrachtete. Irgendwie waren sie berührt, denn diese Worte waren ehrlich gewesen, ebenso wie die von Hinata. Doch hinzukommend: Sie dachte nicht an die Politik, nicht an die Zukunft der Clans, sondern sie wies auf die Menschen hin. Und in dem Moment wurde den Oberhäuptern und ihren Stellvertretern klar, dass sie ihre oberste Aufgabe nicht erfüllt hatten. Und das war der Schutz ihrer Untertanen. Da löste sich Shikamaru von Hinata, die ihn ein wenig zweifelnd und ängstlich ansah. Neji war sich nicht sicher, wen er beachten sollte – seine Cousine oder TenTen? Deshalb versuchte er sich auf den Stammhalter zu konzentrieren, der in diesem Moment wahre Größe bewies. „Ich, Nara Shikamaru, der Stammhalter des Nara-Clans, gebe folgendes bekannt: Trotz meines Rechtes aufgrund der Heirat zur Tochter des Hyuuga-Oberhauptes die Besitztümer Eures Clans für mich zu beanspruchen, werde ich von diesem Recht keinen Gebrauch machen. Ich werde auch nicht Eure Männer oder Eure Ländereien verlangen. Auch keiner meiner Nachkommen soll dies tun, dafür werde ich eine einstweilige Verfügung unterschreiben. Alles, was ich will, ist Eure Tochter, Hyuuga Hiashi. Ich bitte Euch innigst drum, auch des Friedens unserer beider Völker willen.“ „Hai“, kam es von Hinatas Vater und damit war es besiegelt. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hyuuga-Clan Es verging ein weiterer Monat. Im Nachhinein spürte man Hiashi immer wieder an, dass er die Entscheidung nicht wirklich gut geheißen hatte, seine Tochter hergeben zu müssen. Schließlich konnte er den Hass auf die Nara nicht von heute auf morgen vergessen. Und… auch wenn er es nie sonderlich offen gezeigt hatte… so liebte er dennoch seine Tochter und vermisste sie. Nun wusste er aber endlich, was die Prophezeiung zu bedeuten hatte, die bei ihrer Geburt getätigt wurde. Sie hatte eine großartige Sache vollbracht, aber dadurch, dass sie ihre Rechte als Stammhalterin aufgab, war es die letzte Tat, die sie für die Hyuuga hatte machen können. Leider würde es noch lange Zeit dauern, bis ihr Werk die letzte Würdigung erhielt, denn so schnell würden Hass und Frustration nicht vergehen. Noch immer fielen heimlich abfällige Bemerkungen, andererseits spürte man die allgemeine Erleichterung, dass man nicht mehr Angst haben musste allein nach draußen zu gehen und vielleicht ein Opfer des verfeindeten Clans zu werden. Das wäre ein Bruch des Vertrages und hätte schwere Folgen. Inzwischen wurde innerhalb des Hyuuga-Clans diskutiert, ob Hanabi, die offiziell ihrer Ansprüche entsagt hatte, nicht doch den Thron erben sollte, oder ob Neji als enger Blutsverwandter das neue Oberhaupt werden sollte. Neji selbst beteiligte sich nicht an den Diskussionen, sondern verbrachte seine Zeit mit Nachdenken, denn in seinem Kopf spukte eine Idee, von der er nicht wusste, ob er und wie er sie umsetzen sollte. Manchmal ging er auch zu TenTen, aber er sprach nicht sonderlich viel mit ihr. Meist saß er an seinem Arbeitstisch und beobachtete sie heimlich, bei allem, was sie tat. Und sei es auch nur eine simple Näharbeit. Ihre schlanken Finger bewegten sich anmutig und schufen Neues. Es war faszinierend, dass so etwas Banales so schön sein konnte. Manchmal holte er sie zu sich ins Bett und zu seiner Verwunderung wehrte sie sich nicht mehr dagegen, sondern schien es sogar zu genießen ihm so nahe zu sein. Der gemeinsame Beischlaf hatte sich inzwischen auch geändert – eine Sache, die besonders TenTen auffiel. Es war auf unbestimmte Weise zärtlicher und vielleicht sogar als vertraut zu bezeichnen. Neji hatte einen Entschluss gefasst. ~*~ TenTen erwachte träge. Ihr war warm und irgendetwas Schweres lag auf ihr. Als sie allmählich wieder zur Besinnung kam, erkannte sie es als Nejis Arm, der sich um ihren Körper geschlungen hatte. Sie errötete leicht, als sie sein schlafendes Gesicht erblickte, das so friedlich und sorglos wirkte. So entspannt. Man konnte nicht einmal erahnen, dass er eigentlich ein zurückgezogener Mann war, der es einem fremden Menschen nicht gestattete, den Distanzbereich von einem Meter, einzudringen. Aber TenTen hatte es inzwischen geschafft, dass sie ihm näher sein durfte, sogar ganz nah. Ihr wurde heiß bei dem Gedanken, dass sie jetzt wohl den Status einer richtigen Geliebten hatte als nur einer Mätresse. Sie lächelte. Aber gleichzeitig wurde ihr Herz wieder etwas schwerer, als sie daran dachte, dass er aber trotz dessen, dass dieses spürbare Band zwischen ihnen war, kaum mit ihr sprach. Es fielen sehr selten Worte und sie traute sich nicht, ihn zu einem Gespräch zu zwingen. Sie wusste, dass er es nicht mochte, zu etwas gezwungen zu werden. Es ging nach seinem Rhythmus und seinem Tempo. Sie akzeptierte es. Sie wand sich ein wenig in seinen Armen und sah ihn wieder an. Sie wusste nicht mehr, wann es angefangen hatte, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Trotz seiner schlimmen Taten am Anfang ihres kennen Lernens, hatte sie irgendwie tief im Inneren begonnen sich gegen den Gedanken zu wehren, dass er ein schlechter Mensch war. Vielleicht war sie ihm trotz seiner Grausamkeiten von Anfang an erlegen gewesen. Sie wusste es wirklich nicht und sie fragte sich, wie es um ihn stand. Die Art, wie er sie berührte und mit ihr umsprang, deutete auf mehr, aber er sprach nun einmal nicht mit ihr. Auch die Tatsache, dass er sie gerettet hatte und was er danach gesagt hatte, deutete auf etwas Tieferes hin, aber sie konnte ihn nun einmal nicht durchschauen. Es machte sie ein wenig traurig. Seufzend entwand TenTen sich seinen Armen, um sich anzukleiden und das Frühstück für ihn vorzubereiten. Das war wohl schon zu ihrer täglichen Aufgabe geworden. Zuvor würde sie sich aber ihrer Morgentoilette widmen. Er besaß einen kleinen Nebenraum, in dem ein Zuber mit kaltem Wasser stand, Kamm und ein Messingspiegel. Leise schritt sie davon, um ihn nicht zu wecken. Kalt und erfrischend spritzte ihr das Wasser ins Gesicht. Es war eine Wohltat und vertrieb die düsteren Gedanken bezüglich Neji. Sie würde ihn wohl niemals verstehen, aber sie schwor sich, es zu versuchen und für ihn da zu sein. Es war ein tiefes, inneres Gefühl, das ihr sagte, dass es so sein musste und dass das ihre Bestimmung war. Sie seufzte erneut und besah sich im Spiegel. Ihre Haare hingen verstreut und strubbelig um ihr Gesicht. Sie wirkte erschöpft. Müde schloss sie die Augen. „Heirate mich!“ Erschrocken fuhr sie herum und sah den wachen Neji an der Wand lehnen. Seine Augen fixierten sie eindringlich. Ein Zittern durchfuhr sie; ihre Unterlippe bebte. Hatte sie wirklich richtig gehört? Fassungslos stand sie nur da, ihm gegenüber, diesem Mann, der ihr Kummer, Wut und unendliches Glück bereitet hatte. Er kam ihr langsam näher und legte eine Hand an ihre Wange. Er war ihr so nah… und obwohl sie ihm schon oft viel näher gewesen war als jetzt, machte es sie unendlich nervös. Wenn sie wirklich richtig verstanden hatte, dann… war sie nicht mehr nur eine Mätresse, die nicht einmal seinen Namen nennen durfte. Sie wäre eine Hyuuga-Frau mit allen Rechten. Ihr schossen Tränen in die Augen. Er zog sie näher und wisperte noch einmal fordernd: „Werde meine Frau!“ Er küsste sie innig, leidenschaftlich und sie fühlte, dass die erahnte Verbundenheit zwischen ihnen keine Einbildung war. Sie wollten den Kuss nicht lösen, aber vorsichtig riss sie sich los. Mit einem unglaublichen Stolz sagte sie leise: „Ich werde deine Frau, Neji.“ ~*ENDE*~ Woaaaaaaaaaahhhhh, ich hab‘s geschafft TT____TT Darf ich anmerken, dass das hier das längste ist, das ich jemals geschrieben habe? Oo Hat mich auch dementsprechend Nerven gekostet. Ich möchte mich noch einmal bei meinem Wichtelkind entschuldigen, dass es so lange gedauert hat. Aber ich denke mal, damit hast du erst einmal zu tun, als kleine Entschuldigung eben für die Verspätung. Das hier sind 18000 Wörter und ein paar Zerquetschte -.- Ich könnte euch noch mehrere Gründe nennen, warum ich den Nara-Clan und nicht die Uchiha, die Inuzuka oder die Aburame genommen habe. Aber ich habe jetzt keine Lust dazu ^^ Ihr dürft mir gerne Fragen stellen und Kommentare sind immer gern gesehen  Bis denne de are ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)