Borderline von NanXmik (Wo hört sie auf, wo fängt sie an?) ================================================================================ Kapitel 1: Borderline --------------------- Mit Unbehagen dachte Peter Bronke an seinen letzten Patienten. Gegen seinen Willen fing er an zu zittern und eine leichte Gänsehaut bildete sich auf den Armen. Schon seit über 20 Jahren war er ein leitender Arzt in der Psychologie, doch eine Begegnung wie heute hatte er noch nie gehabt. Müde stellte er den leeren Kaffeebecher auf den mahagonifarbigen Schreibtisch; dann bückte er sich umständlich um den gerade herunter gerollten Stift wieder aufzuheben. Nervös huschten seine grauen Augen durch den Raum, suchten nach einer möglichen Veränderung. Doch alles war wie immer - ein quadratischer Raum, die Wände mit Terrakottafarbe bestrichen. Eigentlich sollten sie dem Raum etwas Wärme verleihen, doch heute fehlte dieser Eindruck. Für den Arzt wirkte der Raum kalt und befremdlich. Er war allerdings schon lange genug in seinem Beruf tätig um zu wissen, dass die Temperatur konstant geblieben war. Nicht der Raum hatte sich verändert, sondern er. Er, der dafür bekannt war, sachlich über seine Patienten zu urteilen. Er, der als Nachfolger der Klinik betrachtet wurde. Doch das Gespräch heute hatte ihm Angst gemacht. Gleichzeitig sehnte er sich jedoch zurück zu der Frau, die Frau die er fürchtete, bemitleidete, hasste und zur gleichen Zeit liebte. Er erinnerte sich noch an dem Tag, als der Klinikchef ihn rufen ließ und fragte, ob er einen besonders schweren Fall übernehmen könnte. Überzeugt von sich und seinem Können hatte er zugestimmt, nachdem er einen flüchtigen Blick in die Krankenakte geworfen hatte. Erst in seinem Büro hatte er angefangen sich mit seiner neuen Patientin zu beschäftigen. Er erinnerte sich noch an das Gefühl, als er sah, dass alle anderen Ärzte die sie behandelten urplötzlich alle einen Grund sahen selber eine Therapie anzufangen oder ihren Beruf an den Nagel zu hängen. Vereinzelt hatte er schon von solchen Patienten gehört, doch selber war er noch nie in den Genuss gekommen solch einen Patienten zu behandeln. Und nun sah er endlich seine Chancen kommen … Ein verächtliches Schnauben entwich seinen zusammengekniffenen Lippen. Verflucht sollte der Tag sein an dem er seine Zustimmung gegeben hatte diese Hexe, dieses Weib, dieses göttlichen Etwas zu behandeln. Wie sollte er behandeln, wenn sie alles sagte, doch zugleich nichts. Seinem Job nachkommend drückte er die Play-Taste seines Recorders und lauschte noch einmal der bezaubernden Stimme die ihm geduldig auf seine Fragen antwortete. „Nun, Frau Wevter, können sie mir nicht erzählen was in ihnen vorgeht?“ Eine leichte Frage zum Einstieg hatte er gedacht. Doch vergessen hatte er in seinem blinden Ehrgeiz den Fakt, dass diese Frau mehr als nur einen einzigen Arzt bisher hatte und dass auch mehr als nur ein Medikament nicht bei ihr angeschlagen hatte. „Ist es Ihre Absicht mich nicht nach den anderen Therapeuten“ - sie spuckte das Wort fast verächtlich aus - „zu fragen?“ Längere Zeit ertönte auf dem Band nichts als rauschen. Er erinnerte sich an diesen Blickkontakt. Stöhnend fuhr er sich durchs Haar. Alles in Allem hatte sie auf alle seine Fragen mit einer Gegenfrage geantwortet. Bis auf eine. Durch sie war er sogar mit ihr ins Gespräch gekommen. Er spulte vor. Bis kurz vor das Ende des Bandes, dann drückte er noch einmal Play. „In Ihrer Krankenakte steht, sie würden eine Gestalt sehen … Beschreiben Sie sie mir.“ „Sie sieht aus wie ich. Aber sie ist … Sie ist männlich … aber alles, wirklich ALLES ist gleich.“ Beim sprechen stockte ihre Stimme, brach auch einige Male, „Die Augen … Die Augen…!“ „Was ist mit den Augen? Beschreiben sie sie näher. Sagen Sie mir, was Sie denken. Beschreiben Sie mir, was sie fühlen!“ „Sie sind dunkel … doch zugleich von einem so hellen Leuchten … sie strahlen Liebe und doch Hass aus …“ „Was denken sie?“ „Sie soll für immer weggehen … nein, was rede ich da? Sie soll dableiben, für immer, soll für mich da sein … doch dieser Hass … nein weggehen … verschwinden …“ „Wer, glauben Sie, ist er?“ „…“ „Was ist er?“ „Verdammt wüsste ich das, wäre ich dann hier?“ „Vermutlich ja.“ „Zur Hölle mit Ihnen!“ „Wie kommen Sie auf die Hölle?“ „Nicht ungewöhnlich, sagt heut doch jeder zu jedem.“ „Sie denken also, Himmel und Hölle existieren?“ „Wenn sie nicht existieren, wie kann dann Zeit messbar sein?“ „Ein guter Vergleich.“ „Was soll das ganze hier? Lassen sie mich gehen!“ „Wir weichen vom Thema ab … Die Person … Was ist sie? Was Verkörpert sie?“ „Woher soll ich das wissen?“ „Wenn Sie es nicht wissen, wer soll es denn dann wissen?“ „Sie. Wofür bezahlt man sie sonst?“ „Falsch. Ich bin hier um ihnen beim Erkennen zu helfen um wen es sich handelt.“ „Oh, das heißt, wenn ich sage, es handelt sich um mich, darf ich gehen?“ „Nicht bevor Sie mir sagen, weshalb Sie sich selbst voller Hass und Abscheu betrachten, doch im selben Augenblick voller Liebe und Geborgenheit.“ „Was soll ich Ihnen denn noch alles sagen? Dass die Welt in Trümmern liegt?“ „Wie meinen Sie das? Schauen Sie sich um, was liegt hier in Trümmern?“ „Besteht die Welt aus einem Raum?“ „Das wohl nicht, aber sollten Sie sich nicht eher mit sich selbst beschäftigen, als mit der Welt?“ „…“ „Sind Sie Religiös?“ „Was soll dieser Themenwechsel?“ „Nur eine Idee eines alternden Psychologen.“ „Ihre Spielchen ziehen hier nicht.“ „Ja … das habe ich bemerkt …“ Ein Klicken signalisierte das Ende des Bandes. Mit leicht geschlossenen Augen lehnte sich Peter Bronke zurück. Seit dieser Begegnung hatte er viel nachgedacht. Viel nachgedacht über den Zwiespalt seiner Patientin, über das Erscheinen des Mannes, der für sie sowohl das Gute, als auch Böse darstellt. Wenn er die Figur durch die Augen und den Verstand von Frau Wevter sehen würde, würde er sie dann auch Dämon bzw. Engel nennen? ‚Ich sollte mich nicht mit Religion auseinander setzten, ich bin Arzt, ich glaube an Fakten!‘ kam ihm es kurz in den Sinn, doch irgendwie kam ihm der Gedanke, dass dieses Wesen, das seine Patientin sah, nicht von dieser Welt war. Kein Mittel, das sonst gegen Halluzinationen wirkte, hatte angeschlagen. Keine Therapie; einfach nichts. Peter Bronke fühlte sich mittlerweile wie in einem Roman. Es war, als ob sich die Protagonistin für etwas entscheiden müsse, den Engel oder den Teufel. Doch beides zusammen würde sie töten. Und Sie hatte das noch nicht realisiert. Er seufzte. Wie einfach alles wäre, wenn es wirklich so wäre. Aber Realität sieht anders aus …leider. Schon wieder ertönte im Raum ein Seufzen. Er war ratlos, all seine Auszeichnungen, sein Studium und seine Erfahrung hatten ihn nicht weitergebracht. Mittlerweile war er zu der Überzeugung gekommen, dass es eine Sein-Frage war. Vielleicht würde das Etwas verschwinden, würde Frau Wevter herausfinden, wer oder was es ist. Aber er glaubt nicht daran. Dafür liebte sie es zu sehr. Zumindest die Seite, die sie sehen wollte. Doch irgendwann würde sie daran zerbrechen. Denn was die Frau durchmachte, konnte man nichts anderes als einen Kampf nennen. Nach ihren Beschreibungen ein Kampf zwischen Gut und Böse, doch egal was für ein Kampf es war, einen Sieger würde es nie geben. Schon bald würde sie daran zerbrechen, ihre Seele würde zusammen mit ihrem Verstand gehen. Ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, wie er der Frau, die extreme Stimmungsschwankungen hatte, helfen konnte. Er zückte einen Stift, legte sich einen Briefbogen zurecht und schrieb. Es war kein Brief, es war noch nicht einmal ein zusammenhängender Text. ‚Wo hört das Tier auf, Tier zu sein? Wo fängt der Mensch an? Wo unterscheidet sich der Mensch von Engeln? Und wo von Teufeln? Wo ist die Grenze zwischen real und göttlich? Finden sie es heraus. Ihre Erscheinung … Ich glaube mittlerweile, sie wurde von Gott gesandt. Irgendwo gibt es den Alten Herrn anscheinend doch. Wenn sie ihre Antworten gefunden haben, werden sie wahrscheinlich wählen müssen, wie in Büchern. Schreiben sie mir, sagen Sie mir, welche Wahl Sie getroffen haben.´ Ende -------------------------------- Okay, mein Beitrag zu s Wettbewerb. Der Untertitel war ja kranke Liebe, ich habe diese Liebe so interpretiert, dass nicht Engel und Dämon sich lieben, sondern im Grunde ein und dieselbe Person sind. Diese Liebe besteht zwischen der Haupt Protagonistin, Frau Wevter, und der Gestalt, die anscheinend keien Hlluzination ist, sondern etwas reales. Etwas göttliches. Zumindest in dieser Geschichte. Dadurch dass sie den Engel in der Person liebt, aber gleichzeitig den Dämon entsteht in ihr ein Konflikt- für wen entscheidet sie sich? Das ganze führt meiner Meinung (der bescheidenen Meinung einer 14-jährigen, also immer dran denken, je nach alter betrachtet man die Dinge anders) nach dazu, dass sie irgendwann daran kaputt gehen wird, weil sie nicht dauern zerissen sein kann. Fru Wevter hat aber gleichzeitig ein bisschen den Charakter eines trotzigen Kindes den ich ihr verpasst habe, um zu zeigen dass sie langsam selbst nicht mehr an eine Rettung glaubt. Ein kleiner Hinweis auf ihren Verfall. Peter Bronke hingegen, ein Arzt der vorher noch keinen ungelösten Fall hatte, verzweifelt an ihr, und weiß sich nicht weiter zu helfen als die Schuld bzw. die Erscheinung auf Gott zu schieben. Das macht den ganzen Text wiederrum zur Glaubensfrage. Und damit gleichzeitig auf zur Borderline. Deswegen der Titel ^.^ Äm ja, ich glaub ist genug geklärt, den Text wird wahrscheinlich keiner verstehen erst recht nicht en "Brief". Also nochmal nen kleiner Satz dazu: Der Brief soll Frau Wevter dazu anregen, nachzudenken. Und dann selber rauszufinden dass es kein gut und böse gibt, also auch kein Engel und Dämon in dem Sinne. Es gibt demnach auch keine Kranke Liebe- es kommt halt immer nur auf den Blickwinkel an. So jetz aber endgültig genug geklärt-ich hör hier auf, danke fürs lesen^^ LG Nani Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)