13 O'clock Fairy Tale von Kiru (Oder: Was ist, wenn dein Prinz in einem Nadelstreifenanzug auftaucht?) ================================================================================ The Archenemies --------------- Rating: PG-13/R Beta’d: natürlich! A/N: Es war unheimlich schwierig, so geschwollen zu schreiben, und ich bin mir dabei selbst auf den Keks gegangen xD ’*~+#;:,._im Fürstenschloss in Niigata, Gastgemächer, nachmittags, VOR DREI TAGEN_.,:;#+~*’ Als die Prinzessin die Augen öffnete, blickte er direkt in ein besorgtes Gesicht. Zuerst glaubte er, fast weiße Augen zu sehen, wallende hellbraune Haare und ein fast jungenhaftes, ebenmäßiges Gesicht, aber als er genauer hinschaute, musste er feststellen, dass es lediglich das von seinem Onkel war. „Geht es dir gut?“, wollte der Fürst leise wissen. Er wirkte aufgeregt, verärgert und unsicher zugleich. Hizaki nahm erst einmal die Details um ihn herum auf, bevor er antwortete: Er schien sich in seinem Zimmer zu befinden und auf dem Bett zu liegen. Er konnte das vorher Erlebte allerdings nicht geträumt haben, dafür hatte es sich zu echt angefühlt – und warum sonst sollte er am helllichten Tag vollkommen bekleidet auf seinem Bett aufwachen? „Ja... Aber was ist passiert? Ich weiß nur noch...“ „Das ist eine gute Frage“, entgegnete Kyo und hob eine Augenbraue. „Du bist im Schlossgarten spazieren gewesen, während ich anderweitig beschäftigt war. Als einer meiner Diener dich gefunden hat, lagst du bewusstlos in den Armen eines mir völlig unbekannten Mannes, der behauptete, dich vor einer dunklen Bedrohung gerettet zu haben. Deshalb würde ich gerne deine Seite der Geschichte hören – vor allem, da der junge Mann davon überzeugt ist, der Prinz der kleinen Insel Shikoku zu sein, wo doch jeder weiß, dass der König von Shikoku keine Kinder hat.“ „Prinz von Shikoku?“, wiederholte Hizaki erschöpft. „Wie auch immer – was ist überhaupt passiert?“ Die Prinzessin überlegte. „Ich war spazieren, und auf einmal war dieser Mann da. Aber nicht der Prinz, sondern ein anderer. Er hat mit mir geredet und ich habe die Hälfte von dem, was er gesagt hat, nicht verstanden. Er hat nur in Rätseln geredet und-“ „Moment – von was für einem Mann sprichst du gerade?“ „Ich weiß nicht. Er hieß Atsuto, und er ist einfach hinter mir aufgetaucht, ohne ein einziges Geräusch. Als ich ihn gefragt habe, wer er ist, hat er mir seinen Namen genannt und einige andere Dinge – dass er gleichzeitig eine Erlösung und ein Fluch sein sollte und solche Sachen. Er hat eine Maske getragen, und irgendwann hat er sie abgenommen und mich gefragt, ob ich nicht ein paar Schritte mit ihm gehen will. Als ich zugestimmt und seine Hand genommen habe, bin ich auf einmal ganz schwach geworden, und da ist der andere Mann, der Prinz, aufgetaucht, von seinem Pferd gesprungen und hat mit seinem Schwert in den Bauch des anderen gestochen, woraufhin der einfach wieder verschwunden ist. Und dann, als der Prinz mir aufhelfen wollte und mir seine Hand gegeben hat, bin ich ohnmächtig geworden. Nein, erst nachdem ich wieder aufrecht stand.“ Kyo starrte ihn wortlos an. Und zwar eine sehr lange Zeit. „Genau so war es, das kann ich bestätigen“, stimmte jemand der Prinzessin zu. Nun sichtlich ärgerlich richtete der Fürst sich auf und wandte sich an den Prinzen, der mit verschränkten Armen auf der Türschwelle stand. „Ich habe Euch gebeten, draußen zu warten, erinnert Ihr Euch noch?“ „Natürlich, das tat ich auch, aber als ich die Stimme der Prinzessin vernahm, war ich so glücklich darüber, dass sie wohlauf ist, dass ich gleich herbeieilte. Und das nur, um Euch zu hören, wie Ihr mich als sehr zwielichtig darstellt und zusätzlich noch meine Herkunft anzweifelt! Ich habe gut daran getan, nicht auf Euch zu hören und zu warten!“, entgegnete dieser, ebenfalls aufgebracht wirkend. „Verschwindet aus diesem Raum und wagt es nicht noch einmal, ihn zu betreten!“, fuhr Kyo ihn an. „Nein!“, widersprach Hizaki, der sich etwas aufgerichtet hatte. „Es war wirklich so, wie ich es beschrieben habe, glaub mir doch! Ich will nicht, dass er geht!“ Das ließ die beiden Streitenden für einen Augenblick verstummen und ihn anschauen. „Ihr solltet Euch noch nicht so aufregen, Prinzessin“, riet der Jüngere der beiden sanft. „Sonst werdet Ihr nur noch erschöpfter.“ Kyo schien sich nicht mehr beruhigen zu können. „Ihr habt meine Nichte offensichtlich so sehr verwirrt, dass sie nicht mehr weiß, was-“ „Mit Verlaub, mein Herr, Eure Nichte macht auf mich nicht den Eindruck, als wäre sie wirr im Kopf, sondern eher als wüsste sie genau, was sie sagt. Oder wollt Ihr sie etwa als unzurechnungsfähig beschreiben?“ „Bitte, lass ihn bleiben“, murmelte Hizaki. „Bitte.“ Er blinzelte den Fürsten mit großen Augen an. Der gab nur noch ein verächtliches Schnauben von sich, wandte sich ab und rauschte aus dem Raum, nicht ohne den Prinzen dabei anzurempeln, der bereits extra einen Schritt zur Seite gewichen war. Kaum hatte Kyo das Zimmer verlassen, schloss der Prinz die Tür und schenkte der Prinzessin mit entschuldigender Miene ein Lächeln. „Ich bedauere es zutiefst, falls Ihr für mich den häuslichen Frieden aufs Spiel gesetzt habt – das war nicht meine Absicht.“ Hizaki schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass er es mir übel nehmen wird. Und selbst wenn, dann habe ich wenigstens die Gewissheit, dass es berechtigt war. Ich muss mich für sein Verhalten entschuldigen. Kommt doch ruhig zu mir.“ Er stand vom Bett auf und wollte seinem Retter entgegen gehen, aber bereits nach wenigen Schritten knickten seine Beine erneut ein. Glücklicherweise konnte der Prinz ebenso schnell reagieren, stand in einem Augenblick neben der Prinzessin und fing diese behutsam auf. „Ruht Euch erst einmal noch aus, Prinzessin“, bat er milde und legte Hizaki scheinbar ohne Mühe zurück aufs Bett, hockte sich anschließend daneben und griff nach der Hand des anderen. „Wie fühlt Ihr Euch? Wahrscheinlich noch immer ziemlich müde, nicht wahr?“ Hizaki nickte langsam. „Ja, das stimmt... Aber das müsst Ihr mir noch erklären – wovor habt Ihr mich gerettet? Dieser Atsuto, wer ist das?“ „Ich... befürchte, das kann ich Euch jetzt und hier nicht erklären, es nähme zu viel Zeit in Anspruch. Er ist auf jeden Fall kein Mensch, ich schätze, das ist Euch selbst aufgefallen. Ich habe seine Präsenz gespürt, daher konnte ich so zielgerichtet zu Euch reiten und deshalb bin ich glücklicherweise nicht zu spät angekommen – sonst wärt Ihr nun nicht mehr unter uns, fürchte ich.“ Darüber dachte er eine kurze Weile nach. „Aber-“ Mit einem Mal wurden seine Augen groß. „Um Himmels Willen! Ich bin so unhöflich, so taktlos, so... Es tut mir leid! Ihr habt mir offenbar das Leben gerettet und Euch um mein Wohlergehen gesorgt, und ich habe nicht einmal nach Eurem Namen gefragt! Das ist so unhöflich, es tut mir aufrichtig leid. Ich habe Euch nicht einmal richtig gedankt! Das ist so beschämend, ich-“ Nun zeigte sich ein weiteres, aufrichtiges Lächeln auf den Lippen des Prinzen. „Nun ja, bis zu diesem Zeitpunkt hat sich doch auch kein Augenblick ergeben, in dem Ihr nicht nach meinem Namen hättet fragen können, ohne es ein wenig deplaziert wirken zu lassen. Mein Name ist Kamijo, ich bin der Kronprinz der wunderschönen Insel Shikoku südlich von West-Honshu. Und Ihr seid Prinzessin Hizaki von Honshu, wie ich hörte?“ „So ist es.“ Hizaki nickte, das Lächeln erwidernd. „Aber ich meine mich erinnern zu können, dass der König von Shikoku kinderlos...“ „Nun, lasst mich Euch ein wenig von meiner Familie erzählen, falls es Euch nicht allzu viel ausmacht.“ „Im Gegenteil! Ich höre mir Eure Geschichte gerne an.“ „Danke.“ Kamijo lächelte erneut. „Ich wurde vor zweiundzwanzig Jahren von der Königin von Shikoku, meiner ehrenwerten Mutter, in einer kleinen Stadt namens Uwajima geboren. Meine Tante lebte dort – sie hatte sich niemals viel aus Reichtum und Adel gemacht, und lebte daher ein bürgerlicheres Leben. Meine Mutter ließ mich bei meiner Tante zurück mit dem Auftrag, mich zu einem achtbaren jungen Mann aufzuziehen. Der Grund für diesen Entschluss war folgender: Neun Monate vor meiner Geburt war meine Mutter von einem adligen Besucher aus dem Königreich Honshu geschändet worden, das Ergebnis dieser schrecklichen Tat war ich. Meine Tante sollte mich fern von allen neugierigen Blicken halten, fern von allem überflüssigen Luxus und vor allem fern von den intriganten Königshäusern. Ich durchlebte eine erfüllte und glückliche Kindheit, in der sich meine Tante gewissenhaft darum kümmerte, dass ich tugendhaft, aber auch gebildet und gelehrt wurde. An meinem einundzwanzigsten Geburtstag schließlich überbrachte mir ein Bote die Nachricht, dass ich ein, nein, DER illegitime Sohn der Königin von Shikoku war. Sie bat mich inständig, nach meinem Vater zu suchen und die schreckliche Tat mit dessen Tod zu vergelten. Anschließend sollte ich in mein Land zurückkehren und mich als der Kronprinz zu erkennen geben. Trotz allem zweifelte meine Mutter nicht daran, dass ich ein gerechter König werden würde und versprach mir den Thron deshalb gleich für meine Rückkehr. Und aus diesem Grunde befinde ich mich im Moment in Honshu, auf der Suche nach einem Mann, von dem ich nur sein ungefähres Alter, seinen Akzent und seine Haarfarbe kenne. Ich sehe ihm nicht einmal ähnlich, worüber meine Mutter – die mich vor meiner Abreise zum ersten Mal wiedergesehen hatte – sehr froh war.“ Hizaki war gleichzeitig erschüttert, hingerissen, beeindruckt und abgeschreckt durch diese Geschichte. Er bewunderte, wie Kamijo trotz seiner bürgerlichen Kindheit so eloquent und selbstbewusst auftreten konnte. Und gleichzeitig spürte er etwas in seinem Bauch, ein seltsames Gefühl breitete sich dort aus und begann, sich durch seinen gesamten Körper zu ziehen. Es war Aufregung, aber eine positive Art. „Und was wisst Ihr von Eurem Vater, Kamijo?“, wollte er gleich wissen. „Nun, er soll Ende Vierzig sein, besitzt den Akzent, der in dieser Gegend gesprochen wird und hat schwarze Haare. Und er begleitete vor zweiundzwanzig Jahren den König von Honshu auf einen Höflichkeitsbesuch nach Shikoku. Jetzt, da ich endlich die richtige Region gefunden habe, hoffe ich, nicht mehr allzu lange suchen zu müssen. Ich muss ihn finden – sonst muss meine Mutter für den Rest ihres Lebens in Schande leben.“ Die Prinzessin schwieg einen Augenblick und drückte anschließend Kamijos Hand, welche die der Prinzessin die ganze Zeit fest gehalten hatte. „Ich möchte Euch begleiten.“ Mehr sagte er nicht, und mehr musste er auch nicht sagen. _.,:;#+~*’in der Stadt Kofu, in einer Herberge für Durchreisende, vier Tage später, morgens’*~+#;:,._ Mana, Kaya und Hakuei hatten sich im Zimmer der ersten Zofe versammelt, um zu beraten, wie ihre Zukunftspläne aussahen. „Wir sind gerade auf dem Weg zurück zur Prinzessin“, wiederholte Kaya halb fragend. „Und was machen wir, wenn wir da sind? Nach diesem Prinzen suchen?“ Mana nickte. „Ja, wir sind anscheinend auf dem richtigen Weg. Du weißt, wir haben uns doch durchgefragt, und er ist auch durch Kofu gekommen. Wenn wir Glück haben, holen wir ihn irgendwann noch ein.“ „Dann würde ich aber vorschlagen, dass wir ab jetzt die Nächte durchreisen, sonst werden wir ihn niemals einholen“, warf Hakuei ein. „Das stimmt. Haben wir überhaupt noch ausreichend Geld, Kaya?“ Die angesprochene Zofe wühlte ein wenig in der Tasche herum, die er seit ihrem Aufbruch nicht aus der Hand gegeben hatte. „Es wird immer weniger. Aber noch ist es genug, ja.“ „Dann geh doch erst einmal den Wirt bezahlen. Und sag ihm ruhig, dass wir gleich aufbrechen.“ Kaya nickte, richtete sich auf und verließ das Zimmer, schloss die Tür hinter sich. „Du siehst müde aus“, stellte Mana fest und musterte Hakuei prüfend. „Ja, ich bin auch erst spät schlafen gegangen, ich hab noch einen Spaziergang außerhalb der Stadt gemacht“, stimmte dieser ihm zu. „Gut, ich hatte nämlich diese Nacht den Eindruck, dass-“ Mana brach ab, als er zur Tür sah, die soeben geöffnet worden war. Kaya kam zurück, allerdings nicht alleine. Hinter ihm stand ein sehr großer, sehr dünner und sehr dunkler Mann, der seine Hand an der Kehle der Zofe liegen hatte. Kurzerhand sprang Mana auf. „Was-“ „Ruhe“, befahl der Mann mit einer sehr tiefen Stimme, was ihn ebenfalls sehr bedrohlich wirkend ließ. Alles an ihm war ‚sehr’. „Hinsetzen.“ Mana ließ sich zurück auf seinen Stuhl sinken und hielt Kayas Blick, welcher ziemlich verängstigt wirkte. Dem ersten Mann folgte nun ein zweiter, nicht ganz so groß und so dünn, dafür allerdings nicht minder bedrohlich. Er schloss die Tür hinter sich. „Guten Morgen“, wünschte er beinahe freundlich. „Ihr seid...“, begann Mana ungläubig. Er war so geschockt, dass er keine ganzen Sätze mehr zustande brachte. „Sehr richtig“, stimmte Mako ihm zu und verstärkte seinen Griff um Kayas Hals, woraufhin dieser ein leises ängstliches Geräusch von sich gab. „Deshalb tut ihr gut daran, keine verdächtigen Bewegungen zu machen. Wo ist die Prinzessin?“ Nun verdunkelte sich Manas Gesicht. Das Ganze wurde bereits etwas klarer. „Was wollt ihr von der Prinzessin?“, fragte er leise. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, fuhr Loki ihn an. Mako schüttelte leicht den Kopf. „Es geht die Zofe schon etwas an. Sie ist schließlich ihre Dienerin. Wenn du es genau wissen willst, dann lautet die Antwort: Ihr Herz. Wir wollen ihr Herzblut.“ „Denn nur das Herzblut einer echten Prinzessin, die nicht makellos ist, ist imstande, einen Vampir wieder zurück ins Leben zu rufen, der durch das Verspeisen eines Herzes von einer unschuldigen Seele in einen todesähnlichen Schlaf gefallen ist“, murmelte Hakuei. Es klang wie auswendig gelernt. „Schlau“, warf Loki ein und hob spöttisch eine Augenbraue. Man konnte zusehen, wie Mana immer blasser wurde. „Sein... Herz?“, flüsterte er. „Wo ist sie?“, wiederholte Mako seine Frage und schaute Kaya an. „Weißt du, wo sie ist? Möchtest du nicht dein Leben retten?“ Der Angesprochene schüttelte leicht den Kopf. „Nein“, wisperte er. „Ich sage Euch nicht, wo die Prinzessin ist. Sie darf nicht sterben.“ „Ist einer von euch bereit, es mir zu sagen?“, wollte der Vampir wissen und musterte die anderen beiden. Keine Reaktion. „Bring sie um“, sagte Loki. Mako wandte sich nun ganz der Zofe zu, rammte ihm die Finger in den Hals, woraufhin dieser erstickt aufschrie, gleichzeitig mit Mana, und riss ihm ohne Mühe den Kehlkopf heraus. Kaya gab ein gequältes Röcheln von sich, griff sich mit schreckgeweiteten Augen an den Hals, spürte sein eigenes Blut über seine Hände laufen und seine Kleidung durchtränken, warf einen letzten Blick auf die andere Zofe vor sich und sank schließlich zu Boden, wo er regungslos liegen blieb. Mana hatte die Hände vor sein Gesicht geschlagen und starrte ungläubig auf die Leiche vor seinen Füßen, die einst sein einziger Begleiter gewesen war. Er rührte sich keinen Millimeter und unterdrückte verzweifelt den Drang, einfach loszuschreien oder in Tränen auszubrechen. „Wo ist die Prinzessin?“, fragte Loki freundlich und richtete seinen Blick fest auf Hakuei. „Das geht zu weit“, sagte dieser, ebenfalls sichtlich geschockt über Kayas abrupten Tod. „Wo ist sie?“, fauchte Mako leise. Mana war unfähig, irgendetwas zu sagen. Er konnte nicht glauben, dass das Leben der anderen Zofe ein so jähes Ende genommen haben sollte, er konnte und wollte es nicht glauben. „WO IST SIE, UM HIMMELS WILLEN?!“, schrie Loki ihn an, packte seinen Kragen und riss ihn auf die Beine. „Ich...“ Hätte der Vampir ihn nicht festgehalten, Mana hätte nicht aufrecht stehen bleiben können. „Das ist die letzte Chance“, warnte Mako ihn. Mana starrte die wutverzerrte Fratze vor ihm fassungslos an. „Ich...“ Er schüttelte den Kopf. Im nächsten Moment schrie er panisch auf, als sich unglaublich spitze Zähne in seinen Hals gruben. „Loki“, murmelte Mako. Mit einem sehr lauten Geräusch flog die Tür zum Zimmer auf und jemand in einem Nadelstreifenanzug kam hereingerauscht, in einer Hand hielt er etwas, das aussah wie eine sehr lange und ziemlich spitze Nadel mit einem Holzgriff. „Keine Bewegung!“, befahl er und hielt die Nadel an Lokis Schläfe. „Das kann sehr weh tun“, warnte er den Vampir. „Lass die Dame los.“ Zögerlich löste Loki sich von der Zofe, trat einen Schritt von ihm weg und warf einen Blick zu Mako, welcher den Neuankömmling hasserfüllt fixierte. Mana blieb zitternd stehen, das Blut von seinem Hals langsam über seine Brust laufend und auch seine Kleider besudelnd. „Ich komme zu spät, oder?“, fragte der Nadelstreifenträger mit einem Blick auf die am Boden liegende Leiche. „Was ist hier überhaupt los? Muss ich die drei hier unschädlich machen? Ich kann wehrlosen Leuten nicht ohne Weiteres Schmerzen zufügen, wisst Ihr.“ Er wandte sich an Mana. Der hatte die Arme um seinen Oberkörper geschlungen und wirkte, als habe er bereits mit dem Leben abgeschlossen. „Zwei“, flüsterte er. „Es sind nur zwei.“ „Genau, ich gehöre zu den Guten“, nickte Hakuei. „Aber an deiner Stelle würde ich dem Großen einen Warnstich geben.“ „Sicher, dass ich sie nicht erledigen soll?“ Hakuei nickte und der Nadelstreifenträger schaute Mako an. „Das tut wirklich weh“, wiederholte er und schaute einmal an dem Vampir auf und ab. Dann machte er einen Schritt auf diesen zu, Mako allerdings wich zurück. Sie tänzelten ein wenig herum, bis der Anzugträger es schließlich schaffte, seine Nadel in Makos Oberarm zu rammen. Der Dunkle keuchte leise auf und sank auf die Knie. „Verschwindet“, befahl der Nadelstreifenträger knapp. Loki nahm ihn beim Wort. Er hob Mako vorsichtig hoch, warf Hakuei einen letzten Blick zu und verließ den Raum. „Ich bin Gara, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Hol mal neue Kleidung für die Dame“, stellte Gara sich knapp vor, legte einen Arm um Manas Hüfte und einen an dessen Oberarm und führte die Zofe behutsam aus dem Raum. „Ihr seid in Sicherheit“, versicherte er ihm. „Es ist alles vorbei. Es war wahrscheinlich ein sehr großer Schock für Euch, aber jetzt seid Ihr in Sicherheit und könnt zulassen, dass es Euch überwältigt. Lasst die Gedanken zu – besser jetzt als in zehn Jahren.“ Während Mana wie in Trance neben dem Nadelstreifenträger her ging, redete dieser weiterhin beruhigend auf ihn ein und führte ihn in einen Waschraum. Noch immer weiterredend, säuberte er Manas Wunde an seinem Hals und versorgte sie mit einigen Stoffbandagen, die er aus Manas Oberteil riss, wusch ihm das Blut ab und half ihm in die Kleidung, die Hakuei ihnen nachgebracht hatte. „Ihr seid beeindruckend“, bemerkte Gara mit sanfter Stimme und hielt die Zofe an beiden Schultern fest, sah ihm direkt in die Augen. „Ihr habt Euch noch immer unter Kontrolle. Das ist bemerkenswert. Ihr solltet allerdings auch bedenken, dass es nicht davon besser wird, dass Ihr es verdrängt. Führt es euch vor Augen: Eure Begleiterin ist tot. Sie wurde getötet. Macht es Euch klar. Und dann unterdrückt die Gefühle nicht länger, die Ihr damit verbindet.“ Das war zu viel für Mana. Als die Worte zu ihm durchgedrungen waren, füllten seine Augen sich mit Tränen. Er begann allerdings erst zu schluchzen, als der Nadelstreifenträger ihn an seine Brust zog und anfing, ihm zärtlich über den Hinterkopf zu streicheln. Hakuei, der die ganze Zeit nur Zuschauer gewesen war, fühlte sich mehr denn je fehl am Platze. „Sollte ich gehen?“, fragte er leise. „Nein, aber Ihr solltet mir erst einmal sagen, wer Ihr seid und anschließend, was passiert ist, dann werde ich dasselbe tun“, erwiderte Gara flüsternd. Der Schwarz-Blonde nickte. „Gut, aber erst später. Wenn Mana sich wieder beruhigt hat. Danke, dass du dich um ihn kümmerst.“ „Ehrensache.“ Gara lächelte. „Schließlich darf ich mich um eine edle Dame kümmern – gibt es etwas Schöneres?“ _.,:;#+~*’Szenenwechsel’*~+#;:,._ to be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)