Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 72: Betrug ------------------ Ich sagte, es geht Richtung Höhepunkt, nicht dass dieses Kapitel der Höhepunkt ist. Allerdings macht es einen rasanten Schritt vorwärts. Was mein persönliches Leben angeht, so war sowohl die Messe als auch die Medifete am Wochenende, sodass ich jetzt mehr freie Zeit habe ^.^ Also mehr Schreiben *v* Mir ist nur aufgefallen, dass ich eine noch unveröffentlichte Story bis Donnerstag fertig kriegen wollte, da werde ich jetzt vorerst alle Mühe reinstecken, da da noch so zehn bis zwanzig Seiten fehlen X.X Euch erstmal viel Spaß beim Lesen des neuen Kapitels ^.- _________________________________________________________________________________ „Na endlich.“, moserte Frau Kamiya, musterte ihn von oben bis unten und legte den Kopf ein Stück in den Nacken, „Es wurde auch Zeit.“, sie trat ein Stück beiseite und gab die Sicht frei auf seine Schwester, die ihr Gesicht hinter einem Taschentuch verbarg, „Ich denke, ich hole mir einen Kaffee.“, seine Mutter ging an ihm vorbei und stöckselte den Gang hinab. Katsuya schluckte, trat einen Schritt vor, klopfte an der offenen Tür und trat ganz ein, bevor er sie hinter sich schloss. Ein Blick zum zweiten Bett im Zimmer verriet ihm, dass Frau Kibayashi wohl schon entlassen worden war, denn es war nicht nur leer sondern auch frisch überzogen. „Schwesterchen...“, er trat zu ihrem Bett, bemerkte dabei im selben Moment ihr flach herab fallendes Oberteil und die Krippe neben ihrem Bett, „Dein... a- Isamu?“, er zeigte auf das neue Mobiliar. „Huh?“, Shizuka ließ das Taschentuch sinken und sah ihn an, verfolgte die Richtung seines Fingers und zurück, „Hat... Mama dich nicht angerufen?“ „Ähm... doch, vor zehn Minuten. Dass du mich sprechen willst.“, sein Blick wanderte zwischen ihr und der Krippe hin und her, blieb jedoch auf ihr, als sie aufschluchzte und ihr Gesicht wieder verbarg, „Hey... Kleines...“, er nahm auf ihrer Bettkante Platz und strich mit einer Hand über ihr Haar, „Was ist denn passiert?“ „Ach, es- es... so vieles...“, sie schluchzte, presste die Lippen zusammen, strich sich mit dem Tuch die Tränen weg und putzte ihre Nase, „Ja, das ist Isamu.“, sie nickte zur Krippe hin, „Einunfünfzig Zentimeter, dreitausendzweihundertsiebzig Gramm, kerngesund.“, sie schloss die Lider und ließ den Kopf hängen, „Gegen drei Uhr achtundfünfzig heute morgen geboren. Ich hatte Mama gebeten dich unbedingt anzurufen.“, sie schluchzte erneut auf und ballte ihre schmalen Hände zu Fäusten, „Sie hat es nicht gemacht, richtig?“ „Um... nicht, dass ich wüsste. Seto und ich hatten beide unsere Handys auf dem Nachttisch.“, Katsuya atmete tief durch und stellte sich kurz vor, wie er seine Wut packte und in eine Kiste schloss – seine Schwester brauchte ihn erstmal, „Herzlichen Glückwunsch zur Geburt deines ersten Kindes und vor allem, dass er gesund ist. Es tut mir Leid, dass ich nicht dabei war.“ „Danke...“, sie hob schüchtern den Kopf ein wenig, sah zu ihm hoch, setzte sich ein wenig um und legte vorsichtig die Arme um seinen Hals. „Geht es? Tut das nicht weh?“, erkundigte er sich vorsichtig und legte eine Hand auf ihren Rücken, um diesen damit auf und ab zu fahren. „Danke, Kats... danke, dass du gekommen bist.“, er konnte sie an seiner Schulter schlucken spüren, „Danke...“ „Immer doch, Kleines, immer...“, er schloss die Lider, „Aber was hat dich denn so aufgeregt, hm? Warum die Tränen?“ Sie schluchzte wieder auf, klammerte sich an ihn, als wäre er ihre Rettungsleine und drückte ihr schmales Gesicht gegen sein Shirt. Tief durchatmend rückte er näher und schloss sie ganz in seine Arme. Hatte sie wirklich irgend so eine Depression vom Kinderkriegen? Na ja, war vielleicht verständlich, wenn man neun Monate ein Kind in sich trug und das plötzlich ein eigenes Wesen außerhalb des Körpers war... dann die Angst, wie es weitergehen sollte, wer sich um die Versorgung von Isamu kümmerte, ob sie ohne Abschluss Arbeit suchen musste oder weiter zur Schule gehen konnte... War sicher keine leichte Situation. „Na?“, flüsterte er sanft und strich über ihr hellbraunes Haar, als sie aufgehört hatte zu weinen, „Besser?“ „Hm-hm...“, sie nickte schwach und lehnte sich ein Stück zurück, bevor sie zu ihm aufsah, „Darf ich dir deinen Neffen vorstellen?“ „Aber bitte.“, er sandte ihr Lächeln in einem Vielfachem zurück. Sie rutschte auf dem Bett hinüber, während er aufstand und hob Isamu somit auf ihren Arm, als er sich wieder setzte. Auf den ersten Blick war nicht mehr auszumachen als ein riesiges Knäuel weißer Decken. Aber Shizuka lächelte es sanft an, demnach musste darin wohl doch irgendwo ein Kind versteckt sein. „Komm ruhig näher.“, sie lächelte herüber, „Er kann noch nicht beißen.“, sie sprach leise, also schien das Kind – trotz ihrem vorherigen nicht unbedingt geräuschlosen Weinen – zu schlafen. Er rückte heran, worauf sie ihm gleich das ganze Bündel gegen die Brust drückte. Er sollte doch nicht etwa- so was Kleines? Das machte er doch nur kaputt! Sie konnte ihm doch nicht ihr Baby anvertrauen! „Einen Arm hier drunter. Genau... und den anderen so.“, sie zog den zweiten Arm in Stellung, „So ist das genau richtig.“, sie betrachtete sie beide kurz und kicherte, „Du bist ja fast so weiß wie das Laken... ganz ruhig, es ist nur ein Baby. Die sind nicht so zerbrechlich, wie sie aussehen.“ „Nicht?“, seit wann war seine Stimme so hoch? Seit er diesen Kopf gesehen hatte, der kaum größer als seine Handfläche war – wenn überhaupt? Er leckte sich über die Lippen und erinnerte sich selbst daran, dass er Sauerstoff zum Überleben brauchte. „Er ist... winzig.“ „Tut trotzdem ziemlich weh so was zu gebären.“, sie zwinkerte, „Aber er ist ein ganz ruhiges Kind. Seit sie ihn mir auf die Brust gelegt haben, hat er nur noch leise vor sich hin gemault. Selbst, wenn er Hunger hat, macht er nur kleine Geräusche. Mama meint, wir beide wären weit lauter gewesen.“ „Dein Sohn möchte es dir wohl leicht machen.“, er betrachtete lächelnd das doch etwas zerdrückte Gesicht und legte seine eine Hand ein wenig um, sodass er vorsichtig über den schwarzen Haarflaum streichen konnte, „Welche Augenfarbe hat er?“ „Ein bisschen dunkler als deine. Ein Braun so wie mein Kettenanhänger.“, sie hob die silberne Kette, in der ein Tigerauge eingebettet war. „Wie lange bleibst du noch hier?“, er sah wieder auf und hielt das Baby einfach nur sicher an seiner Brust. So langsam begann er zu glauben, dass er Isamu nicht aus Versehen fallen lassen würde, sobald er auch nur einen Muskel bewegte. „Eine Woche... wahrscheinlich Freitag oder Samstag.“, sie seufzte leise und sah aus dem Fenster, hinter dem es schon dunkel war, „Am Montag kommt Herr Sarowski, um...“, ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen, „Wegen... dem Heim... und der Finanzierung... und...“, sie schluchzte auf und hob die Hände vor ihr Gesicht, „Bei allen Göttern...“ Katsuya schluckte und warf einen traurigen Blick auf Isamu herab. „Shizuka?“, fragte der Blonde vorsichtig und brachte Isamu zurück in seine Krippe, als sie nicht reagierte. Ein Wunder, dass das Kind so sorglos schlief. Vielleicht hatte er sich an das Geräusch ihrer Tränen aber auch einfach schon gewöhnt. Er setzte sich nah an sie und zog sie wieder in seinen Arm. „Wozu mache ich das alles?“, brachte sie zwischen zwei Schluchzern hervor, „Warum...“ „Sch...“, vorsichtig zog er ihre Hände von ihrem Gesicht, wodurch sie diese um ihn legte, „Ruhig, Kleines... was ist los?“ „Ich... ich...“, sie entzog sich ihm ein Stück, griff nach einer Taschentuchpackung auf ihrem Nachttisch und putzte sich die Nase, bevor sie sprach, „Ich... ich weiß auch nicht. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich zu Ryuji ziehe. Dass sein Vater sich um Isamu kümmert, während wir zur Schule gehen. Oder ich ein Jahr aussetze. Oder ganz aufhöre. Ich weiß auch nicht... ich wollte einfach nur mit ihm zusammen sein. Eine Familie haben...“, sie schluchzte wieder, doch versuchte im selben Moment die Tränen von ihren Wangen zu wischen. „Ein Heim mit vielen Müttern und Kindern, wo du immer noch zur Schule gehen kannst, ist sicher keine schlechte Alternative.“, Katsuya zog die Augenbrauen zusammen und streckte die Hand nach ihr aus. „Nein!“, rief sie uns richtete ihre verweinten Augen auf ihn, „Was bringt es ein Kind zu kriegen, wenn es dafür sorgt, dass man völlig allein ist? Ich... ich weiß, dass Isamu nichts dafür kann, aber...“, sie ließ den Kopf sinken und schüttelte ihn, „Wenn er nicht wäre, dann hätte Mama mich noch lieb und Ryuji... Ryuji hätte mich auch noch gern...“ Katsuya erstarrte. Seine Lider weiteten sich. Die braunen Augen fixierten Shizuka und sahen sie doch gleichzeitig nicht. Das... konnte sie nicht ernst meinen. Das hatte sie nicht gerade gesagt, oder? Isamu war nicht einmal einen Tag alt. Nicht einen einzigen. Und von ihrer Liebe für ihn und der Freude ein Kind zu kriegen war nichts mehr übrig als diese reuevolle Hülle. Hatte sie sich wirklich gerade gewünscht Isamu hätte nie existiert? Er warf einen hilflosen Blick zur Krippe hinüber. Gab es denn niemanden, der dieses wunderschöne Kind liebte? Alle Großeltern schienen völlig krank zu sein, der Vater war – wenn er Shizukas Worte gerade richtig deutete – nicht sehr begeistert davon einen Sohn zu haben und seine Mutter wünschte ihn weg. Bei allen Göttern, das war ein gesundes, absolut liebenswürdiges Baby! Was war plötzlich los? „Shizuka...“, er drehte seinen Kopf langsam wieder ihr zu, „Ryuji und du... eure Beziehung läuft nicht?“ Sie schloss die Lider, schluchzte und schüttelte den Kopf. „Dachtest du, Isamus Geburt würde daran etwas ändern?“, fragte er, die Stimme völlig emotionslos, im Gesicht den Ausdruck einer bösen Vorahnung. „Na- natürlich!“, sie sah erschrocken auf, „Isamu ist schließlich sein Sohn!“, sie verzog die Lippen, doch unterdrückte das Schluchzen, „Er- ich- wir- irgendetwas müssen wir ihm doch bedeuten, nicht wahr? Es kann ihm doch nicht egal sein, dass er jetzt einen Sohn hat.“ „Und du kannst ihm nicht egal sein, weil du schließlich seinen Sohn geboren hast?“, Katsuya erhob sich, doch durchbohrte sie mit seinem Blick. Sie sah erschrocken auf, zuckte zusammen, wich ein Stück zurück und flüsterte: „Katsuya?“ „Wolltest du nicht anders sein als Mutter?“, er sah auf sie hinab und verengte die Lider, „Stell dir vor, nur weil sie schwanger war und später ein Baby im Haus war, hat Vater nicht aufgehört zu saufen und sie zu schlagen. Das hat er erst, als du kamst. Und warum? Weil sie mich als Prügelknaben angeboten hat, damit er ihr nicht das Kind aus dem Bauch schlägt. Sie hat jede Emotion für mich abgeschnürt, damit ihr beide eure Ruhe habt.“, er schüttelte langsam den Kopf, „Meinetwegen. Sie wusste es nicht besser. Aber du solltest das. Du solltest daraus wenigstens gelernt haben, das Babyskriegen keine Lösung für Probleme ist.“ Sie schluchzte auf und drückte die Hände auf ihre Ohren. „Isamu bringt dir nicht deine Beziehung zurück. Er ist einfach nur ein Baby. Nichts anderes. Kein Wundermittel, um dein Leben in Ordnung zu bringen. Kein Wesen, das dir plötzlich unendliche Liebe einbringt. Es wird nicht alles schön und wundervoll, nur weil du ein Kind hast.“, sie schüttelte den Kopf und presste ihre Handinnenflächen stärker gegen ihre Ohren, „Und falls du jemals auf den Gedanken kommen solltest, dass Isamu die Schuld daran trägt, dass dein Leben gerade so den Bach runter geht, werden wir beide ein ernsthaftes Gespräch führen, Schwester.“ Er betrachtete die zusammen gekauerte Gestalt, warf einen letzten Blick auf den – immer noch schlafenden – Isamu und verließ das Zimmer. Da stand sie. Keine zehn Meter den Gang hinunter. Ein Pappbecher mit Kaffee, ihr gegenüber Seto, ebenfalls mit Kaffee. Welch eine Eintracht. Sie musste ihm nur noch die Zunge in den Hals stecken und das Drama wäre perfekt. Er schenkte beiden nur einen kurzen, wütenden Blick, bevor er an ihnen vorbei rauschte. „Katsuya?“, Seto versuchte ihm eine Hand auf die Schulter zu legen, doch er schüttelte sie mit einem kurzen Schlag nach hinten ab. Ohne ein weiteres Wort ging er weiter zum Treppenhaus und machte sich auf den Weg nach draußen. In dem Moment, wo er die Außentür durchschritt und das Telefonverbot aufgehoben war, zückte er sein Handy und tippte auf Ryous Nummer. Tut. Wo sollte er zuerst hin? Tut. Er hatte keinen Schlüssel von zu Hause. Zumindest nicht... Tut. Er zog einen einzelnen, völlig schmucklosen Schlüssel hervor. Tut. Der Bezirk lag nicht weit von hier. Nur ein paar Gehminuten. Tut. „Katsuya?“, fragte Ryou mit Freude in der Stimme. „N’Abend.“, sein Ton schwankte im Bereich gefährlicher Ruhe, „Ist dein Bruder da?“ „Ähm... ja...“, der Andere schluckte und sprach leise und eingeschüchtert, „Ich geb‘ ihn dir...“ „Huh?“, kam Sekunden später eine wie immer reichlich genervt klingende Stimme, „Was haste, Töle?“ „Wut.“, antwortete der Blonde schlicht und machte sich auf in Richtung Bezirk neunzehn-zwölf, „Ich brauche eine Adresse.“ „Ich brauche einen Namen.“, gab Bakura nur zurück. „Ryuji. Geht auf dieselbe Schule wie Shizuka Kamiya, Mittelschule, letzter Jahrgang. Irgendwo in Domino.“, das Geräusch von Tasten war im Hintergrund zu hören und er musste sich nur wenige Momente gedulden. „Hab‘ sie. In ihrer Freundesliste befindet sich ein Ryuji Otogi.“, Klicken, „Er hat keine Adresse angegeben. Ich versuche mich mal auf den Schulserver zu hacken. Ansonsten suche ich die Daten über die Polizei. Ich ruf‘ dich an, sobald ich etwas habe.“ Der Blonde brummte so etwas wie eine Zustimmung. „Ach, Katsuya?“, die Stimme des anderen ging in ein bestialisch klingendes Säuseln über, „Als Belohnung für meine Arbeit...“ „Was willst du?“, gab er nur kalt zurück. Geld? Kaum. Einen Gefallen? Unwahrscheinlich. Ryujis Eingeweide mit rosa Schleife? Schon eher. Irgendwie würde es machbar sein. „Zuschauen.“ Tut. Tut. Tut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)