Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 30: Getroffene Entscheidungen ------------------------------------- Da fiel mir doch gestern auf, dass ich das Kapitel für heute noch gar nicht fertig hatte ô.o Dabei ist es eins meiner Lieblingskapitel ^///^ Obwohl fast nichts passiert, ist es für mich einfach eines der schönsten der ganzen Story... es ist einfach so... ha~ach... ich mag es ^v^ Mal sehen, was ihr denkt ^.- Ich freue mich auf eure Kommentare, besonders wenn sie voller Verbesserungsvorschläge und Änderungswünsche sind ^v^ Nur so kann die Geschichte immer besser werden! *knuddel* Viel Spaß beim Lesen ^.-v P.S.: By the way - Freitag ist Kopf-Hals-Testat, Montag Geschichtsprüfung, Freitag ZNS-Prüfung, Mittwoch dann Virtuelle-Anatomie-Prüfung und Freitag Physik und irgendwo zwischendurch noch Chemie XD _________________________________________________________________________________ Seto hob überrascht die Unterarme nach vorne, blinzelte und richtete seine Augen auf das blonde Wesen, das mit beiden Händen an seinem Jackettkragen hing und das tränennasse Gesicht gegen seine Brust drückte. Langsam – sehr langsam – atmete er wieder aus, wandte den Blick nach rechts und links und legte zögernd seinen rechten Arm um Katsuyas Schulter. „Hey... Kleiner...“, er beugte den Kopf vor, um leiser sprechen zu können, „Was ist los?“ Der Jüngere löste nur die verkrampften Finger von dem feinen Stoff und ließ seine Hände sanft über Setos Brust hinweg hinter seinem Rücken zusammen wandern, wo sich seine Unterarme überkreuzten, um sich näher an den anderen zu drücken. Seto schluckte, atmete tief durch und ließ seinen eigenen Arm zu Katsuyas Taille sinken, zog diesen an sich, fuhr mit der anderen Hand in dessen blondes Haar und kraulte sein Hinterhaupt, während er sich an die Person hinter seinem Kleinen wandte: „Was ist passiert, Shizuka?“ „Es... es...“, ein Aufschluchzen, das schnell von Händen zurückzuhalten versucht wurde, ein Schniefen. „Ganz ruhig...“, Setos Stimme nahm einen sanften Ton an, während Yami ihr schon ein Taschentuch anbot, für das sie sich bedankte, „Ich bin ein Mensch, der immer vom schlimmsten ausgeht. Du kannst mir also nur gute Nachrichten bringen.“ „Da kannst du ihn beim Wort nehmen.“, Yami versuchte es so fröhlich und humorvoll wie möglich, „So einen Pessimisten sieht man sonst kaum.“ Setos Hand an seinem Kopf zitterte. „Ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll...“, ein weiteres Schniefen, „Ich bin einfach so unglaublich sauer! Das ist nicht fair! Das ist einfach nicht fair!“, ein dumpfes Stampfen – wie schaffte sie es bloß bei ihrem Zustand die Balance auf einem Bein zu halten? – füllte die Pause, die sie ließ, „Sie können den Kerl nicht einbuchten. Oder eher, sie könnten es, aber er dürfte einfach nein sagen und es gäbe eine neue Verhandlung. Das ist einfach so... so... rargh!“, ihr Schrei ging bis zu den höchsten Tönen rauf. „Das ist leider meistens so.“, erklärte Yami ruhig, „Kindesmisshandlung ist in gewisser Form immer noch ein Kavaliersdelikt, weil bei Aussage gegen Aussage Kindern eher wenig Glauben geschenkt wird. Solche Aktionen wie die False-Memory-Bewegung verhindern das. Das ist traurig, aber Realität...“ „Was ist das?“, verlangte Shizuka mit giftigem Ton zu wissen. „Die False-Memory-Theorie besagt, dass Menschen sich selbst Erinnerungen schaffen, die sie für wahr halten. Es ist wahr, dass das vorkommt, aber die Theorie auszuweiten, dass Menschen sich eine komplette Misshandlungsgeschichte zusammen basteln, halte ich persönlich für baren Quatsch.“ „Wer zur Hölle glaubt so einen Mist?“, schrie die Jüngste schrill. „Täter, weltfremde Forscher, Opfer, die nicht wahrhaben wollen, dass ihre Erinnerungen Wahrheit sind...“, erklärte Yami leise, „Und bisweilen leider auch Anwälte, Richter, Polizisten – jene, auf die es bei der Beurteilung ankommt.“ „Können sie nicht sehen, wie Menschen darunter zu leiden haben?“, Shizukas Stimme brach zum Ende hin und beendete die Frage mit einem Schluchzen. „Möchtest du auch eine Umarmung, Kleine?“ Katsuya legte sein Gesicht zur Seite und lauschte Setos Herzschlag. „Wie wird es weitergehen?“, fragte der Brünette leise, doch Katsuya konnte das leichte Vibrieren unter seiner Haut spüren, „Katsuya?“, das Kraulen wurde kurzzeitig zu einem Kratzen. „Hm?“, er legte nur den Kopf ein wenig weiter nach links, um die Nässe seiner Tränen auf Setos Hemd nicht mehr zu spüren. „Würdest du mir mal bitte antworten, Scherzkeks? Dein Typ wird verlangt.“, der Größere strich einige Strähnen des blonden Haares hinter sein Ohr und streichelte seine freie Wange dabei. „Hrmgh...“, murmelte Katsuya nur, schüttelte seinen Körper, ohne sich von Seto zu lösen und seufzte tief. Konnte sein Freund ihn nicht einfach mal ein paar Minuten halten? Nur still stehen, seinem Herzschlag lauschen, sanft über seine Haut streichen, ein paar geflüsterte Worte und... Nähe spüren. Wenn schon keine Liebe, dann wenigstens Nähe. Einfach ein wenig Zuneigung. „Komm, Kleiner... aufwachen, das Leben geht gleich weiter.“ „Gleich...“, wiederholte Katsuya nur, die Stimme wie ein Schlaftrunkener. „Lass ihm doch einen Moment. Wir haben noch vierundzwanzig Minuten.“, unterstützte Yami ihn von irgendwo hinter ihm. „Sagt der mit der hübschen Frau im Arm.“, erwiderte Seto in seiner kühlen, sarkastischen Lehrerstimme – shit, Herr Sarowski, der Richter, Julie! Katsuya schreckte auf, hob den Kopf, schnellte von dem anderen, als hätte er sich verbrannt und stotterte: „Ah- shit- sorry- also... tut mir Leid... ähm... äh...“ „Ist gut.“, beendete der Ältere das, legte ihm eine Hand auf den Schopf und strich über seine Haare, „Ich wollte dich damit nicht loswerden. Natürlich wühlt dich die Sache sehr auf, das kann ich verstehen.“ „Tut mir Leid, Herr Lehrer Kaiba.“, Katsuya verbeugte sich förmlich, wie es der japanischen Tradition entsprach, „Ich habe sie schon den ganzen Tag in Verlegenheit gebracht-“ „Ich sagte, es ist gut.“, Seto nickte lächelnd, „Mach dir keine Sorgen deswegen.“ Hieß das, die Show war ausreichend? Katsuya wandte sich zu seiner Schwester, die nahe bei seinem besten Freund stand und sich mit einem neuen Taschentuch – so eins, wie Yami auch ihm entgegen hielt – die Tränenspuren aus dem Gesicht wischte und nur schüchtern lächelte. „Welch ein emotionsreicher Tag.“, sprach Katsuya es noch einmal direkt aus, nachdem er sich die Nase geputzt hatte, „Wie geht es dir, Shizuka?“ „Besser...“, sie senkte den Kopf und sah einen kurzen Moment zu dem Rothaarigen, bevor auch ihr Blick fiel, „Ich hab‘ mich ausgeschrieen, denke ich...“ „Yami ist gut in so etwas.“, er legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter, „Ein sehr verständnisvoller, zuverlässiger Mensch.“ Sie nickte ohne aufzusehen. „Es wird also eine außergerichtliche Entscheidung getroffen?“, fragte Herr Sarowski, der zu ihnen getreten war, „Wie bei einer Anhörung?“ „So sieht es aus.“, Katsuya schluckte und nickte. „Das war eine sehr mutige und reife Entscheidung, alle Achtung.“, der Mann wölbte die Lippen nach innen, was zwar seine Mundwinkel hob, aber ihn nicht wirklich lächeln ließ, „Auch wenn ich zugebe, dass ich es nicht als Verlust gesehen hätte deinen Vater nicht mehr unter den frei herumlaufenden Menschen zu sehen.“ „Ich glaub‘, ich kann das alles noch gar nicht fassen...“, murmelte der Blonde leise, „Manche Leute ziehen vor Gericht, weil ihr Nachbar den Gartenzaun ihrer Meinung nach ein Stück zu weit nach rechts gesetzt hat. Und ich bin hier, weil ein anderer Mensch mich ohne eine Jacke, ohne Essen oder Trinken und vor allem ohne einen Grund aus meiner eigenen Wohnung geworfen hat, sodass ich zusammengerollt auf Parkbänken unter einer Decke aus Zeitungen und Pappresten übernachten musste. Nächte, wo die Polizei mich fand und mit Schlagstöcken vertrieb, wo ich mich in Tankstellengeschäfte schlich, um etwas zu essen zu klauen oder meinen Kopf in den Stadtbrunnen hielt, um nicht zu verdursten.“, er schüttelte den Kopf und griff mit einer Hand hinter sich mehrfach in die Luft zwischen sich und Seto, „Er hat mich immer und immer wieder geschlagen, mit Fäusten, mit Flaschen, mit diesem verdammten Gürtel, mit...“, er hielt die andere Hand vor seinen Mund, was das aufkommende Schluchzen dämpfte. „Katsuya...“, Shizukas Wangen glitzerten von neuen Tränen, die aus ihren Augen quollen, „Hey...“, sie trat vor ihren Bruder, legte ihm beide Hände an die Schulter, strich seine Oberarme auf und ab, „Denk‘ nicht dran, ja? Das ist Vergangenheit. Bitte...“ „Tut mir Leid.“, Katsuya wandte den Blick von ihr und schluckte, „Ich wollte nicht... dich... ich...“ „Ganz ruhig, Kats.“, Yami trat hinter ihn und begann seine Schulter zu massieren, „Bald hast du es hinter dir. Nur noch ein Gespräch. Du schaffst das.“, leise, aber hörbar verließ die Luft seine Lungen, „Hast du dir denn schon etwas überlegt, was du machen möchtest, wenn wir hier fertig sind?“ „Schlafen...“, erwiderte Katsuya nur und spürte seine Lider praktisch von selbst zufallen, „Ich bin völlig am Ende... ich will einfach nur... schlafen...“ „Schlaf hört sich gut an.“, bestätigte Shizuka ihn, „Hast du ein schönes Zimmer bei Herrn Kaiba?“ „Hm-hm...“, ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, „Es ist groß und schön. Bei Tag ist es hell und nachts ganz heimelig. Die Wände sind weiß, die Möbel und das Bett sind schwarz und zwischendurch sind ein paar hübsche Farbkleckse – wie die rote Bettwäsche.“, er musste die Lider gar nicht öffnen, um zu wissen, dass Seto einer Augenbraue ob der Beschreibung hob – war schließlich sein Zimmer, „Nur fehlen noch Erinnerungsstücke... und Bilder.“, er entspannte sich unter Yamis gekonnter Massage, „Ich liebe Bilder. Und Chaos. Aber ich muss dauernd aufräumen...“ Shizuka kicherte leise. „Wir könnten das Bild von dem Welpen aufhängen, den du gezeichnet hast.“, schlug Seto vor, „Da lasse ich mich sicher zu bereit erklären.“ „Und du könntest noch ein paar andere Bilder zeichnen.“, warf sein bester Freund ein, während er die Haut zwischen Katsuyas Schulterblättern knetete, „Du wolltest doch wieder anfangen, nicht?“ „Hm...“, der Blonde ließ den Kopf nach vorne fallen, „Ein Drache, der sich um einen kleinen Welpen rollt?“ „Klasse Motiv.“, stimmte Yami zu, während die braunen Augen zwischen leicht geöffneten Lidern hindurch zu Seto sahen, der die Arme vor der Brust kreuzte und den Blick abwandte. Ach ja... sein Drache. Sein zahmer, kleiner Drache. „Ähm... Katsuya? Shizuka?“, sie alle drehten sich in Richtung der jungen, weiblichen Stimme und erblickten Julie, die Assistentin des Richters, „Die Anhörung beginnt in fünf Minuten. Sie können schonmal im Büro Platz nehmen. Ich gehe ihre... ähm... Eltern holen.“, sie ließ den Blick sinken und eilte davon in Richtung der Treppen. „Hm...“, Katsuya schloss die Lider, ließ die Schultern kreisen und seufzte, „Okay, wer kommt alles mit rein?“ „Ich.“, antworteten Shizuka und Seto im selben Moment, während Herr Sarowski nickte. „Was ist mit mir?“, wandte sich Yami an den Brünetten neben sich, „Meinst du, ich kann mitkommen?“, auf ein Schulterzucken drehte er sich zu Katsuya, „Wäre es okay, wenn ich mitkomme?“ „Klar.“, der Neunzehnjährige legte den Kopf nach links und rechts, hob die Fäuste und ließ sie wieder locker, sprang kurz von einem Bein auf das andere und zurück. „Dann... frage ich den Richter...“, die violetten Augen richteten ihren Blick einen langen Moment auf ihn, bevor Yami die Augenbrauen leicht zusammen zog und sich zum Büro wandte, um in diesem zu verschwinden. „Katsuya?“, Seto umfasste sanft sein Handgelenk und zog ihn ein kleines Stück von Shizuka und Herrn Sarowski weg, bevor er sich vor lehnte, um Katsuya etwas ins Ohr zu flüstern, „Ich... ich weiß immer noch nicht, ob ich dich bitten soll dir etwas Besseres als mich zu suchen oder flehen soll, dass du bei mir bleibst, aber...“, der Blonde löste sich von Setos Griff und schnappte sich die freie Hand mit der eigenen, um sie ganz sanft zu drücken, „Also... wenn ich ehrlich bin... wenn... also...“ Ein Lächeln legte sich auf Katsuyas Lippen. Ach, Seto... konnte er nicht einfach ehrlich mit sich selbst sein? Heute morgen waren sie doch schon so weit gewesen, dass er sagen konnte, dass er wollte, dass sein Freund weiter bei ihm wohnte. Glaubte er etwa an Katsuyas Wunsch könnte sich in der Zwischenzeit etwas geändert haben? Dummer, kleiner Drache. „Ich meine... bitte fühle dich nicht unter Druck gesetzt, das ist deine Entscheidung und ich kann es wirklich gut verstehen, wenn... also... ich...“, stotterte der Ältere leise. „Seto?“, der Blonde drehte sich zu ihm und legte die Hand, mit er Setos umschlossen hatte, auf dessen Wange, „Kannst du nicht einfach nur glauben, dass ich dich liebe? Glauben, akzeptieren, verinnerlichen und... vertrauen?“ Die dunkeln Saphire wichen seinem Blick nicht aus, doch Setos Adamsapfel verschwand praktisch hinter seinem Mund, bevor er zurückfiel. Der eingesogene Atem trat vorsichtig, zitternd wieder aus und strich über Katsuyas Lippen, so nahe standen sie beieinander. „Es... tut mir Leid...“, flüsterte er selbst für sein Gegenüber kaum hörbar, „Ich wünschte, ich könnte, aber... ich... ich schaffe es einfach nicht...“ „Nicht weinen, Großer...“, der Jüngere fuhr ihm mit dem Daumen über ein Augenlid, „Ganz ruhig... wir kriegen das hin. Wir haben alle Zeit der Welt...“ Bei allen Göttern, das hier musste extrem an Setos Nerven zehren, wenn er in aller Öffentlichkeit die Tränen kaum zurückhalten konnte. Gerade er, der wohl die stärkste Maske von ihnen allen trug. Katsuya presste die Lippen zusammen. Sie mussten das hier beenden und das bald. Er konnte nicht mehr, Seto konnte nicht mehr, Shizuka war auch am Ende – es reichte. „Ein Gespräch noch und dann kuscheln wir uns zuhause ins Bett, ja? Mit Kaffee und heißer Schokolade.“, wisperte der Blonde, „Nur du und ich und kein Stress mehr...“ „Versprochen?“, Glückwunsch, jetzt hatte er sogar schon Setos Kinder-Ich rausgelockt... „Ja, versprochen.“, er warf kurz einen Blick über die Schulter des Größeren, bevor er sich einen kurzen Moment nach vorne lehnte und einen Kuss auf Setos Lippen hauchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)