E-MI von Jadis ================================================================================ Kapitel 2: Runde 2 ------------------ Sie erinnerte sich noch genau an den Moment, als sie erkannte, dass sie durch bloße Willenskraft fliegen konnte. Als sie durch die Wolkendecke gestoßen war, raste die Erde unaufhaltsam auf sie zu, doch als sie plötzlich diese Kraft in sich spürte und die Stärke aufbrachte ihren Fall zu verlangsamen, sah sie die Welt mit anderen Augen. Sie konnte sich zwar nicht mehr an ihr Leben vor dem Tod erinnern, aber sie war sich sicher, dass ab jetzt alles gut war. Als sie die Erdoberfläche erreicht hatte, stellte das Dach eines Einfamilienhauses kein Hindernis für sie dar und sie ließ sich direkt in das Jugendzimmer im oberen Stock gleiten. Sie wusste nicht warum sie dies tat, aber es fühlte sich absolut richtig an. Die Sonne war bereits aufgegangen, aber die Funkuhr auf dem Nachttisch zeigte 5:58 Uhr am 09. Juli 2005 an. Es war Sommer. An der orangefarbenen Wand über einem Bett hing ein Poster mit der Aufschrift „Greenday“. Ihr Blick glitt nach unten. Wenn man genau hinsah, konnte man sehen, wie sich die Bettdecke langsam und regelmäßig hob und senkte. Außerdem ragte am Kopfende ein schwarzer Haarschopf unter der Decke hervor. Zögerlich schwebte sie direkt über das Bett und wollte gerade neugierig die Decke beiseite ziehen, als der schlichte Wecker auf dem Nachttisch mit lautem Getöse 6:00 Uhr anzeigte. Erschrocken wandte sie ihren Kopf in die Richtung aus der der Lärm kam und bekam nur aus dem Augenwinkel mit, wie der Schlafende nach oben schreckte und kerzengerade im Bett saß. Ein Heidenschreck durchströmte sie, als sie in die braunen Augen des Jungen direkt vor ihr blickte. Konnte er sie etwa sehen? Sie glaubte, dass er ihr direkt in die Augen sah, direkt in ihre Seele. Doch der Moment dauerte nicht lange. Er lächelte, schaltete den Wecker aus, sprang regelrecht aus dem Bett und hechtete zum Kleiderschrank wobei er fast über seine eigenen Füße gefallen wäre. Sie beobachtete interessiert und mit schief gelegtem Kopf wie er Klamotten aus dem Schrank zerrte und verschiedene Kombinationen ausprobierte. Als er sich entschieden und die Sachen angezogen hatte, krallte er sich noch eine Lederjacke und stürmte aus dem Zimmer in den Flur. Sie folgte ihm und kam gerade noch mit wie er an die, neben seinem Zimmer liegende, Tür klopfte und rief: „Aufstehen, Tom! Heute ist Videodreh!“ Sie wunderte sich. Allerdings nur kurz, da sie damit zu tun hatte dafür zu sorgen, dass der aufgedrehte Junge nicht die Treppe herunter fiel. Sein Weg führte ihn in die Küche. Eine Frau, die seine Mutter zu sein schien, stand bereits im Morgenmantel am Herd und bereitete ein ziemlich amerikanisches Frühstück vor. Das war das erste Mal, dass Emi einen weiteren Schutzengel gesehen hatte. Die ältere Frau in einer weißen Tunika saß, umgeben von warmen Licht, auf der Arbeitsfläche neben dem Herd und verhinderte, dass ihr Schützling sich am heißen Fett verbrannte. „Ah, du musst die Neue sein“, meinte der Engel während sich Mutter und Sohn einen Guten Morgen wünschten „Mo hat mir schon von dir erzählt. Ich bin Lilo. Ich wünsche dir viel Spaß mit Bill.“ Emi konnte nur Nicken und sah zu Bill der gerade etwas von Regen und Taifun oder so erzählte. Ihre Gesichtszüge wurden weich. Sie musste sich eingestehen, dass sie ihn sehr faszinierend fand. Er war aber auch zu niedlich. Ein richtiges Hasenzähnchen. Und sie wusste, dass sie ab jetzt alles tun würde um ihn vor Unheil zu bewahren. Ab diesem Moment war das alles was sie wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)