Murderer von Kimiko_Grey ================================================================================ Kapitel 9: Hochzeitsglocken --------------------------- Es war soweit der Hochzeitstermin von Mika und Tohma stand. Sie wollten wie erwähnt im März heiraten. Es war der 7. Ich musste da natürlich auch dran teilnehmen und das schlimme daran war: Mika wollte in unserem Tempel heiraten, was für mich auch hieß, dass ich wieder zurück nach Kyoto musste, wieder zurück zu meinen Eltern, zurück zu meinem Vater. Also machten wir uns recht früh auf den Weg nach Kyoto. Ich saß gelangweilt hinten im Auto und sah raus. Ich machte mir Gedanken darüber, was mein Vater wohl sagen, was er mit mir tun würde. Würde er mich rausschmeißen, würde er mich ignorieren? Ich wusste es nicht aber ich wusste dass all das nichts brachte. Ich hatte Tohma gegenüber versprochen meinen Mund zu halten und das tat ich auch. Ich wusste dass ich keine Chance mehr haben würde die Hochzeit zu verhindern. Dass es Tohma bei dieser Hochzeit gar nicht wirklich um Mika ging wusste ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. Das erfuhr ich alles erst sehr viel später. Die Nacht über hatte ich an meinem Roman geschrieben und war dementsprechend müde, doch ich musste halt arbeiten, um meine Abgabetermine immer pünktlich einzuhalten, was anderes blieb mir ja gar nicht übrig. Tohma hatte schon recht früh an der Matratze gehorcht, was mir die Gelegenheit gab in Ruhe zu arbeiten und gegen drei Uhr morgens beendete ich schließlich ein weiteres Kapitel in meinem neuen Roman. Also saß ich mehr oder weniger dösend an meinem Platz hinter Tohma und bekam auch von den Gesprächen nicht sehr viel mit. Irgendwann schlief ich dann doch ein, doch meine alten Albträume holten mich wieder ein und schreckten mich aus dem Schlaf. Tohma hatte mich wohl immer wieder aus dem Rückspiegel aus beobachtet, denn er sah besorgt in mein zerknittertes Gesicht und fragte ob ich gut geschlafen hatte, obwohl alle Anwesenden in diesem Wagen – es waren nur drei – wussten was ich geträumt hatte und demnach auch keinen guten Schlaf gehabt haben konnte. Mika drehte sich besorgt zu mir um. „Eiri, alles in Ordnung?“ Ich nickte nur verschlafen und gähnte, ich hatte auf ihre guten Ratschläge, geschweige denn auf irgendein Geplänkel keine Lust. Mika merkte das und ließ mich in Ruhe. „Wir sind gleich da.“ Hörte ich Tohmas ruhige Stimme und ich brachte nur ein knurriges „Ui“ zustande. „Ich weiß dass das nicht leicht für dich ist Eiri, aber ich habe dich um etwas gebeten wir hatten das Thema doch schon.“ Ich machte nur ein „Jepp“ und beließ es einfach dabei. Mit Tohma zu diskutieren war schier unmöglich, sogar für mich. Denn wie ich bereits erwähnte, war Tohma der Meister der Manipulation und das wusste er gekonnt einzusetzen. Es gab keinen Sinn mit ihm zu streiten, er wusste genau auf welche Knöpfe er bei mir drücken musste. Ich muss zugeben, keiner kennt mich so gut wie er, wobei ich leider sagen muss dass ich das nicht von ihm behaupten kann. Ich bin kein dummer Mensch ich habe ihn längst durchschaut und ich denke das weiß er auch zu gut. Aber dass ich weiß dass er ein bisschen krank ist, oder eher gesagt ein kleiner Psychopath und seine Liebe zu mir, wie er sie nennt für andere sehr gefährlich, wenn nicht sogar tödlich sein kann, heißt nicht dass ich ihn kenne. Mika wird nicht gewusst haben wen sie sich da angelacht hatte, sie mag eine kluge junge Frau sein aber seine zweite Seite hatte sie noch nicht gesehen, denn dazu gabs ja auch noch keinen Anlass. Jahre später sollten einige Anlässe kommen in denen Tohma ohne zu zögern jemanden getötet hätte der es auch nur versucht hatte mich zu verletzen aber da wars ja schon zu spät, sie waren ja schon verheiratet. Ich will auch gar nicht behaupten dass Tohma´ s Weste weiß ist. Man mag es diesem blond umrahmten Engelsgesicht nicht ansehen, doch denke dass er nicht nur imstande ist Menschen den Tod anzudrohen, nein er tuts dann auch. Also an alle die mein Buch lesen. Passt auf Tohma´ s Engelsaugen auf! Ist nur´ n gut gemeinter Rat. Wenig später rollte Tohma´ s Wagen dann auf das mir so verhasste Grundstück. Meine Mutter stand wie immer in Vorgarten und empfing uns. Auch mein Vater und Tatsuha waren da, gekleidet in schwarze Kimonos. Ich tippte Tohma auf die Schulter. „Sag mal wird das ne Hochzeit, oder ne Beerdigung.“ Tohma lächelte. „Vielleicht ein bisschen von beidem.“ Ich hatte das was er meinte sofort gerafft und dann stellte ich mir die Frage. „Warum heiratest du sie dann überhaupt?“ Aber wie ich es ja erwähnte, zu diesem Zeitpunkt war mir der Zweck dieser Hochzeit nicht bewusst. Ich wähle bewusst das Wort „Zweck“ denn diese Hochzeit wurde nie aus Liebe veranstaltet. Von Mikas Seite aus vielleicht, nicht aber von Tohmas. Dafür war dieser Mann zu klug und zu gerissen. Er tat selten etwas um nicht auch sich einen kleinen Vorteil zu verschaffen und der Vorteil den er hatte wenn er Mika heiratete lag ja auf der Hand. Wir wären dann verschwägert, und somit verwandt. Tohma muss genau gewusst haben was er tat, denn er heiratete genau zu dem Zeitpunkt als er gerade wie eine Rakete die Karriereleiter in der Musikbranche emporschoss. Dass da wenig Zeit für seine zukünftige Frau, geschweige denn eine Familie sein würde wusste er ganz genau und er nahm es in Kauf, da er ebenso genau wusste dass er Mika immer leicht um den Finger wickeln konnte um weiter seine Fäden zu ziehen. Manchmal bin ich wirklich erschrocken über soviel Gerissenheit. Wir stiegen aus und meine Mutter umarmte uns innig. Mein Vater tat dies auch, nur mich ließ er ganz allein da stehen. Oh wie ich diesen Mann hasste! Ich hasste ihn so abgrundtief dass ich wünschte er möge auf der Stelle vom Blitz getroffen werden. Wie viele Jahre hatte er mich gequält? Wie viele Jahre habe ich seinen Hass spüren müssen, so dass er auch mich zu Hass erzog. Mich durch die harte Priesterausbildung prügelte, die ich natürlich auch machen musste auch wenn ichs nicht wollte. Ich habs damals bevor ich nach New York ging nur aus reinem Zwang heraus getan. „Du musst als ältester Sohn den Tempel übernehmen.“ Pflegte der alte Glatzkopf zu sagen. Der Gedanke daran mein Leben lang im Kimono und betend durch die Gegend zu rennen, den Geruch von Räucherstäbchen und Feuer in Nase zu haben war einfach nichts für mich und trieb mir den kalten Angstschweiß auf die Haut. Aber dann dachte ich mir „Haha, ich bin Schriftsteller!“ Wenig später betraten wir das Haus und knieten uns ins Wohnzimmer. Mein Vater schnappte sich Tohma, meine Mutter Mika und dann saßen mein Bruder und ich alleine da. Mika und Tohma wurden für die Zeremonie vorbereitet, die bald begann. Beide knieten in traditionellen Kimonos im Raum und mein Vater faselte Beschwörungsformeln, Glückwünsche und läutete die Zeremonie ein. Ich muss gestehen dass ich dem was er sagte nicht zuhörte und somit auch nicht wiedergeben kann was er genau sagte, ich denke aber auch dass das keinen großen Belang hat. Aber keine fünf Minuten später tranken Tohma und Mika sich anschmachtend aus einer Teetasse und waren somit offiziell verheiratet. Gott war das widerlich! Meine Mutter deckte kurz darauf das Essen und beim Essen sprachen sie über belangloses Zeug – dachte ich. Mein Vater ergriff das Wort. „Eiri mein Junge..“ Ich sah leicht irritiert auf. „Wasn?“ „Wie ergeht es dir, was machst du?“ „Bücher schreiben“ sagte ich knapp. „Und er ist wirklich ein brillanter Schriftsteller.“ Sagte Tohma. „Mir wäre lieber er wäre ein brillanter Priester.“ Entgegnete mein Vater barsch. „Koji, jeder muss seinen Weg gehen, findest du nicht?“ Tohma lächelte wie immer. „Nein finde ich nicht aber es ist mir recht gleich was er macht.“ „Er hat Spaß und Erfolgserlebnisse.“ „Mit diesem Geschreibsel kann man weder Spaß noch Erfolg haben.“ Sagte mein Vater. Meine Laune war im Keller. Ich stand auf und ging raus. Meine Familie sah mir irritiert nach was ich aus dem Augenwinkel sehen konnte. Draußen atmete ich erst mal tief durch bevor ich meine Zigarette ansteckte. Ich hatte jahrelang unter der Tyrannei meines Vater gelitten, das Schreiben würde er mir nicht vermiesen, dachte ich. Ich blieb eine Weile allein draußen bis ich merkte dass Tohma zu mir stieß. „Lass den Kopf nicht hängen Eiri.“ Sagte er. „Nein der kann mich kreuzweise am Arsch lecken.“ Dann kam mein Vater raus. „Worauf wartest du du missratendes Balg?“ „Darauf dass du endlich den Löffel abgibst du Penner!“ entgegnete ich kalt. „Eiri!“ ermahnte mich Tohma. Ich schwieg und fing mir kurz darauf einen Schlag an den Kopf ein. Ich taumelte und flog nach vorne ins Gras. Ich schwieg, denn ich wusste wenn ich jetzt die Beherrschung verlor würde ich ihn glatt töten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)