Drei Jahre. von CrackpotCity (Oder: Eine Geschichte von einem sexuell unterbeschäftigen und viel zu kleinen Schiffsmechaniker mit einem komischen Namen und einem Fremdwörterlexikon in der Kehle. Und ähnlich wirren Typen.) ================================================================================ Prolog: Prolog. Oder: Drei Jahre, verdammt! ------------------------------------------- Schweigen. In der Schwärze hinter dem Glas schienen die Schemen von Augen erkennbar zu sein, die Schemen von einer Nase und einem Mund; die Schemen von dessen, was man allgemeinhin als Gesicht bezeichnete, darunter die Andeutungen eines Körpers. Doch bis auf diese Abzeichnungen war hinter dem Glas nichts zu sehen, wörtlicher noch: Ein Nichts, das sich ebenso nichtssagend, wie es ein Nichts nun einmal ist, ausbreitete. Dies war nichts Neues. Denn jene Schwärze, die sich hinter dem Fenster ausbreitete, hinter diesem und jenem und jedem anderen Fenster in diesem Schiff, breitete sich schon seit geraumer Zeit dort aus, ohne Hinweis auf einen Durchbruch, einen Riss im Schutzschild des Pechs, ohne Hinweis auf ein Licht. Genau genommen befand sich jene tintenähnliche Nichtigkeit schon seit Jahren hinter allen Scheiben. Genauer genommen seit genau drei Jahren. Drei Jahre saßen sie schon hier fest, in diesem Gefängnis, das einmal ihr Schiff gewesen war. Dessen äußere Panzerung war zu erkennen, wenn sich die Wange an das kalte Glas drückte, doch tat sie das nicht mehr, denn das Glas war ihr zu kalt. Doch hatte sie es schon oft getan, und dieser Anblick hatte sich in das Hirn eingebrannt, so dass er jederzeit abgerufen werden konnte: Der Anblick von mattgrauen Röhren, die sich bis außer Sichtweite entlang einer gedachten Fluchtlinie zogen und dabei hin und wieder kleine Bögen schlugen. In einiger Entfernung war undeutlich das nächste Fenster zu erkennen gewesen, sowie ein Sicherheitshinweis in Form eines Schildes daneben, der wohl besagte, dass es nicht geöffnet, sondern von innen wie von außen gereinigt werden sollte, was die damaligen Reinigungskräfte gewiss an den Rand eines Nervenzusammenbruchs getrieben hatte. Ansonsten war noch nie ein ungewöhnlicher Deut an der Fassade des Schiffes zu erkennen gewesen, und auch heute sah es aus wie sonst, auch wenn die Wange sich nicht an das kalte Glas drückte, um zu überprüfen, ob das stimmte. Das Hirn wusste, dass es so war; schließlich war es schon seit drei Jahren so gewesen, so würde es sich wohl kaum geändert haben. Seit drei Jahren. Seit drei Erdenjahren dümpelten sie schon durch den endlosen Raum. Einst ausgesandt, um den Grundstein für ein Reisebüro im Zentrum des Kosmos zu legen, hatten sie nach Alpha Centauri die falsche Abzweigung genommen, da irgendjemand am Navigationssystem „Dolly“ herumgespielt und in der Sprachdatenbank den Begriff „Links“ mit dem Begriff „Butter“ vertauscht hatte. Als sie schließlich herausgefunden hatten, wer sie in die Irre geführt hatte, was ihnen viel wichtiger gewesen war, als den richtigen Kurs zu finden, oder herauszufinden, welche Begriffe korrekt waren und welche nicht - und was genau zweiundneunzig Tage in Anspruch genommen hatte - war es schon zu spät gewesen, um zurückzukehren. Das heißt, eigentlich war es das nicht gewesen, doch die Person, die an der Sprachdatenbank herumgespielt hatte, hatte sich weitere sieben Tage lang geweigert, den Fehler zu korrigieren, weil es ihren „ethischen Prinzipien“ widersprach, „erneut maßgeblich in die Konsistenz der Wiedergabesequenz eines synthetischen Ereigniswahrnehmungs- und -verarbeitungshorizonts einzugreifen.“ Da der Kapitän mit all den Fremdwörtern nichts hatte anfangen können und sich sein Hologramm von einem Fremdwörterlexikon noch nie mit dem Betriebssystem seines Darstellungsgerätes vertragen hatte, hatte er diese Person gegen Abend des siebten Tages vor der Mannschaft herabgesetzt und geschworen, dass, sollte „dieser landrattige Kerl es jemals wagen, sich ohne sichtliche Scham unter die anderen anwesenden Menschen zu mischen“, würde ihn der Kapitän „eigenhändig fast-erschlagen, gesund pflegen, noch einmal erschlagen und dann aus der Vakuumschleuse werfen, darauf kannst du wetten!“ Und seitdem, seit dem Anbruch des hundertsten Tages, an dem er sich vernünftigerweise freiwillig zurückgezogen hatte, lebte er nun schon hier oben. Sein Finger strich über das kalte Glas, und es quietschte, dank des Wassers, das die Beschlageautomatik auf den Innenteil des Fensters gedampft hatte. Es konnte schon ziemlich einsam sein, hier draußen, selbst für eine eher introvertierte Natur. Vor allem, wenn sich die anderen anwesenden Menschen weigerten, mit einem zu reden, einen zu sehen oder überhaupt eines Existenz anzuerkennen, selbst wenn man ihnen seinen Biopass und eine in Wasser gelöste Genprobe in Form von Sperma unter die Nase hielte, die den Verifikationsstreifen links unten grün verfärbte. Das heißt, bis auf den einen, damals. Der Sanitäter hatte es nämlich gut geheißen, das, was die Person getan hatte. „Das mit dem Reisebüro hätte nie funktioniert“, hatte er gesagt, „weil sich der Raum nämmich immer ausdehnt und wieder zusammenzieht. Wenn wir ein Reisebüro im Zentrum gründen würdn, dann würds doch verschluckt werden, oder es wäre nich im Zentrum. So einfach is das.“ Zwar hatte das, was der Sanitäter gesagt hatte, sehr plausibel geklungen, doch niemand war gewillt gewesen, es zu glauben, der Kapitän am wenigsten. Und so begab es sich, dass er sich seit seinem Rückzug dort herumdrücken musste, wo kein anderer war, durch die Reste des Kantinenessens versorgt, die der Sanitäter manchmal gebracht hatte. Bevor dieser, genau am Tage achthundertachtundneunzig, verrückt geworden war. „Es liegt nicht an dir“, hatte er damals gesagt. Ihm steckte dabei eine Karotte aus Wachs in der Nase. „Nur die anderen kotzen mich einfach an. Also Rumms, Ciao. Watte, Telefon. Ich gehe ran.“ Und er hatte begonnen, mit einem Knopf zu sprechen. Seitdem waren hundertsiebenundneunzig weitere Tage vergangen. Hundertsiebenundneunzig Tage, in denen der andere den Boden wie kein anderer gescheut, sich ganz zurückgezogen und sein Leben allein seiner persönlichen Lebenserhaltungsmaschine anvertraut hatte. Die Hand drückte sich an das Glas. Es war so erbärmlich kalt, dass ihm ein Schauer den Rücken hinunterlief. Er sah in das Glas, sah in die Augen, die ihn schon seit tausendfünfundneunzig Tagen verfolgten. In seine eigenen. Jeden Tag sah er sich selbst im Glas, weil es zu selten etwas dahinter zu geben schien, das ihn von seinem Spiegelbild hätte ablenken können. Ich hätte nicht mitkommen sollen, dachte er. Oder ich hätte Dolly in Ruhe lassen sollen. Vielleicht wären wir dann schon wieder zurück... Dem Navigationssystem hatte die Crew nicht trauen können, also hatte sie sich selbst daran gemacht, irgendwie ihren Kurs zu berechnen. Dabei hatte der Sanitäter seine Aufgabe noch am besten getan; er berechnete einwandfreie Kurse anhand selbst gezeichneter Karten. Jedoch konnte sie niemand lesen, da er stets nach Vollendung eines Kurses seine riesige Unterschrift über das mit zwanzig Wasserzeichen gesicherte Papier schmierte. „Wir wollen doch nich, dass später jemand sagt, es sei sein Verdienst gewesn“, hatte er zu sagen gepflegt. Und wenn der andere „Aber wir sind doch keine Diebe!“ gerufen hatte, hatte er nur einen scheelen Blick bekommen. Der Sanitäter hatte an seiner Karte herumgenestelt, sie unauffällig an sich herangezogen und den anderen schließlich angeblafft: „Bist du auch einer von diesen scheiß Bilderklauern?!“ Eins musste er zugeben: Wie rührend auch der Sanitäter für sie gesorgt hatte, er war ein wenig zu paranoid für so eine Reise gewesen, was schließlich auch seinen Aufenthalt in der gepolsterten Zelle erklärte, wo er gegenwärtig vermutlich auf dem Boden saß, die Hände dank der klassischen chinesischen Fingerfessel bewegungsunfähig, und versuchte, einen Löffel mit Gedankenkraft zu bewegen, da er das mal „in einem Film gesehen“ hatte. „Die wollen, dass du glaubst, dass es bloß ausgedacht is, aber ich sags dir, es ist wahr!“ Manchmal hatte er ihn besucht, in dieser weißen Zelle, denn auch dorthin führten die Schächte, in denen er sich herumdrückte, und es tat niemand anderes. Der Sanitäter hatte dann immer leise vor sich hingemurmelt. Manchmal hatte er sich gewiegt, manchmal still gesessen. Er hatte gesagt, dass die Roboter eigentlich schwarz sein müssten und dass die Erde froh sein sollte, diese Versager loszusein. „Außer dich natürlich“, hatte er sich dann ergänzt, „obwohl de auch ein ziemmicher Querdenker bist. Biste doch, ne? Biste, biste! Watte, Telefon. Ich geh ran.“ Und dann hatte er wieder begonnen, mit einem Knopf zu sprechen. An Tag Tausendzwei war der Besuch dann untersagt worden, die Öffnung des Wartungsschachtes verschlossen und gepolstert. Manchmal saß er noch dort oben, redete durch die watteweichen Polster mit dem Sanitäter. Manchmal sah er jenem auch nur zu, durch eine kleine Luke aus Panzerglas, denn der Sanitäter wurde schnell hysterisch, wenn jemand mit ihm sprach, den er nicht sehen konnte. Der Blick glitt nicht von der Schwärze hinter der Scheibe ab, obwohl er es versuchte. Sie war es wohl gewesen, die den Sanitäter so zugerichtet hatte, und sie würde wohl auch das Hirn so zurichten. Jenes, das den Blick steuerte. Zugegeben... Es ging wirklich schneller, wenn man ständig allein war. Die Hand glitt von dem Glas ab, glitt über die harte Stulpe am anderen Arm, die durch einen dünnen Schlauch mit einem schweren Gegenstand am Oberarm verbunden war. Das Lebenerhaltungsgerät. Auf der Erde wie auch auf anderen Planeten wurden schon Säuglinge mit diesem medizinischen Schatz ausgestattet, um die erschreckend niedrige Sterblichkeitsrate in den Industriestaaten noch stärker zu vermindern. Zum Ausgleich dafür hatten ältere Modelle einen roten Selbstmordknopf mit weichen Noppen besessen. Bei Betätigung wurde dem Körper eine genügend hohe Dosis Morphium injiziert, um ihn komplett lebensunfähig zu machen, sowie das Selbstmorddezernat kontaktiert, das Begräbnis angemeldet und zugleich eine schlichte, aber geschmackvolle Einladung an alle Verwandten hinausgeschickt. Diese brisante Mechanik hatte schon früh die Bevölkerung polarisiert; von den einen wurde darauf plädiert, dass die bei zu viel emotionalem Stress normalerweise auftretenden Suizidgedanken nun viel zu schnell in die Tat umgesetzt werden konnten, statt den Problemen Lösungen zuzuführen und so die Situation zu verbessern, was die anderen jedoch lachhaft fanden, da mit derselben Argumentation auch der Verkauf von Waffen oder Schlaftabletten unterbunden werden konnte und jedem Menschen das Recht zugestanden werden sollte, vollstens über sein eigenes Leben (und Nicht-mehr-Leben) zu entscheiden. Jedoch waren diese Modelle bis auf einen geringen Bodensatz wieder eingezogen und umgetauscht worden, nachdem es 2148 zu einem massiven Einbruch der Bevölkerungszahlen gekommen war. In dieser Zeit waren vor allem Teenager zu einem dermaßen raren Phänomen geworden, dass zahlreiche Plattenfirmen den Konkurs anmelden hatten müssen, und selbst nach fünfzig Jahren besangen noch diverse Bands den dadurch entstandenen, glorreichen Aufschwung guter Musik. Junge Menschen mit zynischem Humor hingegen ersteigerten alte Modelle der Lebenserhaltungsgeräte im Internet und trugen sie mit Vorliebe als Accessoire auf Rockkonzerten. Doch ein Selbstmordmodell wurde vor der Glasscheibe des Wartungsschachtes gewiss nicht gebraucht. Ein kleiner Ruck, kaum mehr ein nervöses Zupfen an dem dünnen Schlauch, und der entkräftete, menschliche Körper darunter hätte binnen Sekunden den überhöhten Anforderungen der sterilen Raumschiffwelt nachgegeben. Wie erstrebenswert... Nachdenklich zogen seine Finger am Schlauch, zuerst zaghaft, dann heftiger; der Blick wich nicht von der Schwärze, war starr, erstarrt. Erst nach ewigen Augenblicken besann sich das Hirn darauf, dass es da noch etwas gab. Etwas außerhalb dieser Schwärze, außerhalb des Systems, außerhalb der engen, schlecht beleuchteten Schächte. Außerhalb des Bettstatts, der behelfsmäßig eingerichtet worden war, vor vielen Tagen, außerhalb des Erdenkalenders, auf dem jeder verstrichene Tag neurotisch genau angestrichen worden war, und außerhalb der Erdenuhr, die dafür unabdingbar war. Da war etwas. Etwas Größeres. Eine Stimme. Gott. Wie lange war es her, dass hier eine Stimme erklang? Sie war gedämpft und doch klar, hallte, war fest, weich, echt, künstlich, formte Worte, göttliche Botschaften. Das Hirn befahl, angestrengt zu lauschen, hatte es so lange nichts mehr als die Signale des leisen Summens hier oben wahrgenommen. Von wo erklang die Stimme? Wessen war sie? Was war ihr Befehl? Es schien, als hallte sie wider, immer wieder, in seinem Kopf, in seinem Hirn, sie überschlug sich, brachte die Hand an der Röhre zum Zucken, dann zum Stoppen, eine Weisung, sie war eine Weisung, eine göttliche Weisung, die ihn, das Individuum, befahl... „Hey, Leute! Ich glaub, wir ham was erwischt!“ 1. Oder: Was Havok hat. ----------------------- „Logbuch zweizweinullacht...“ Ein hektischer Wirbel aus schwankenden, soliden Barrieren und Übelkeit erzeugenden Lichblitzen. „... Quadrant, also, beim besten Willen... He!“ Rhythmisches Getacker über dem gleichmäßig dünnen Rauschen der Belüftungsanlage, dekoriert mit eingestreuten Satzfetzchen banaler Natur. Die Luft dünn und doch zum Schneiden dick, feucht durch Atem, Schweiß und sonstige Ausdünstungen menschlicher Organismen, die tippten, lasen, existierten. „Wie war nochmal... irgendwas mit Jot...“ Metallgerippe unter den brennenden Füßen, den schmerzenden Knien; die Luft pfiff in den Ohren und im Rachen, im Hals und in der Lunge, und der Blick schwamm ziellos über das flackernde, spontane, sich unberechenbar vor ihm windende Leben. „Jot... Jot, Jä... Jänne! Lang nicht mehr gesehen, Jänne! Alles in Ordnung bei dir?“ Ein freundschaftlicher, aber leider viel zu heftiger Klaps traf ihn, und er ging zu Boden, blieb mit dem Gesicht nach unten liegen auf rostfreiem, ansonsten aber etwas schmuddligem Edelstahl. Das Gesicht mit letzter Kraft gegen dessen kalte Rillen zu pressen, bot in dieser prekären Situation eine plötzliche, unerwartete Geborgenheit, so dass er einige Sekunden lang reglos so liegen blieb, um seinen Kopf wieder klar zu bekommen. Dann streckte er vorsichtig die Fingerspitzen, und dann sich selbst hinterher. Linste scheu hoch zu dem munter plaudernden Blondschopf, der ihn überragte wie das Raumschiff den Ingenieur. „Wo hast du eigentlich gesteckt, Jänne? Ich dachte schon, wir hätten unseren Bordmechaniker an die Bordkakerlaken verloren.“ Mit einem fahlen Räuspern fand er auf seine Beine zurück; es war nicht der erste Fall von Ungrazilität in seinen Reihen gewesen. Und er sah seinem Kapitän ins Gesicht, Havok Asperund, sehr angenehm - nicht wirklich, und kehrte minutiös in den Präsens zurück, in seinen Status als Jänne Svällkvist, Bordmechaniker mit Goethe-Komplex; in die sozial geprägte Welt der ständigen, unausweichlichen Kommunikation. Mit Regeln, die man nicht vergaß. Sondern höchstens verdrängte. „Äh... ja. Ich hab viel zu tun gehabt“, nuschelte er sachlich, „unser interdimensionales Raum-Zeit-Kohärenz-Gefährt ist ja nicht erst vor Kurzem ausgelaufen.“ Genug zu tun, um neunhundertfünfundneunzig Tage in den Wartungsschächten zu verbringen, oh ja. Jänne war sich soweithin darüber im Klaren, dass er soeben völligen Unsinn geredet hatte. Sein Kapitän allerdings - der ihn immer noch überragte wie das Raumschiff den Ingenieur - zog nur mitfühlend die Stirn kraus. Er hatte im Grunde schon immer Wert auf eine harmonische Arbeitsatmosphäre gelegt. Sofern möglich. „Jetzt, wo du es sagst... Du scheinst mir wirklich etwas überarbeitet.“ Als Sympathiebekundung nickte er andächtig und sah Jänne einen Moment lang in die roten Spuren seines Gesichts, die leicht an einen gegrillten Toast erinnerten. Dann kehrte er gemessenen Schrittes zurück zu seinem Kommandantensessel und ließ sich mit Schwung auf das Polster fallen. Nach einem unschlüssigen Moment schlurfte Jänne hinterher. Er erinnerte sich nur zu gut an die Links-Butter-Sache, doch fühlte er sich nicht dazu berufen, seinem Kapitän diese Sache ins Gedächtnis zurückzurufen, hatte er sie doch offenbar unlängst aus gerade jenem gestrichen. Und immerhin war er es gewesen, der ihn öffentlich herabgesetzt hatte, soweit man „öffentlich“ sagen durfte, wenn es vor nicht einmal drei Dutzend Menschen geschehen war. Doch jede Harmonielehre stieß offenbar irgendwann an ihre Grenzen. „Also, ja...“ Ungemütlich verlagerte Jänne sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, während er die Hände hinter seinem Rücken verschränkte. Die Brücke bereitete ihm sichtliches Unbehagen, denn sie war - vor allem im Vergleich zu den Wartungsschächten - laut, hell, übervölkert und unübersichtlich. Gründe, weshalb er schon die Erde nicht gemocht hatte. Aber sobald er sich an sein ursprüngliches Anliegen erinnerte, war ihm das alles egal. „Was, äh, was existiert denn da-- so-- direkt vor unserer Nase?“ „Das ist ja der Wummer“, verkündete der Kapitän stolz und hielt inne, um die Spannung zu steigern, bevor er fortfuhr: „Es ist...“(ein leiser Trommelwirbel ertönte aus den Lautsprechern, der auf ein genervtes Handsignal des Kapitäns hin wieder abgestellt wurde)„--- Ein Schiff!“ Bevor Jänne sich selbst Einhalt gebieten konnte, hatte er schon aufgeschrien, mit einem dünnen, etwas atemlosen Falsettostimmchen. „Verzeihung, wie meinen?!“ „Ein Schiff, Jänne, wir haben ein Schiff gefunden.“ „Wie im Namen von Roben Talsyss kommt ein... anderes Schiff dazu, sich hier aufzuhalten?“ Die Mundwinkel des Brückendirigenten hoben sich wie zwei seiner Taktstöcke, und ein stolzes Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus. „Tja, wie du sicher gemerkt hast, Jänne, haben wir vorhin etwas mit den Zeitaksela... accela... achsela...“(Akzelerator, dachte Jänne, hielt aber den Mund.)„--Mit dem Zeitantrieb jedenfalls, wir haben damit herumprobiert.“ Der Angesprochene besann sich zurück auf das unangenehme Rumpeln, das sich vor einiger, ewig lang scheinender Zeit durch das Schiff gezogen hatte, sowie auf die heftige Geräuschentwicklung der Verkabelungen in den Schächten und bejahte, das habe er in der Tat registriert. „Tja. Wir sind zwar nicht viel weiter aus dem Schlamm des Nichts“(eine der Lieblingsmetaphern des Kapitäns, und obendrein eine der wenigen, deren Bedeutung er kannte)“gekommen, doch dafür war plötzlich so ein offenbar besatzungslos herumdümpelndes Minischiff da.“ „Ja... Nun... An welchem Ort denn explizit?“ „Direkt vor unserer Nase. Oder der des Schiffs eben. Wir schleusen es grade in unsere Dock. Du bist doch der Techniker, nicht wahr?“(Jänne bejahte erneut, diesmal mühsam kontrolliert.)“Du könntest das Ding doch... ausschlachten. Ich weiß ja nicht, was wir so an Ersatzteilen brauchen, aber zu viele sind immer besser als zu wenige, nicht wahr? Ha, ha!“ Unumwunden gesagt, mochte Jänne solche Menschen nicht. Immer noch nicht. Ihnen gegenüber würde es nie zugeben, doch Menschen, die sich ständig der Zustimmung des Zuhörers versicherten und dann auch noch in übertriebenes Lachen über ihre eigenen Anmerkungen (oder auch überhaupt) ausbrachen, waren ihm zuwider. In seiner einsamen Zeit als Ausgestoßener hatte er dies erfolgreich verdrängt gehabt, doch binnen Minuten in Gesellschaft besann er sich wieder darauf, was er an Menschen alles nicht leiden konnte. „Äh... Sicher, ja“, sagte er bloß. Denn erstens war dieser Mann sein Kapitän. Und zweitens war dessen Angebot eine willkommene Gelegenheit, mal etwas anderes zu sehen, und wenn es bloß ein anderes Schiff war. Alles war besser als die ewig gleichversiegelten Wände der Schächte. „Corentin soll dich begleiten, falls da noch etwas lebt. Zwar zeigen unsere Sensoren nichts an, doch die sind vermutlich auch nicht mehr ganz, was sie mal waren. Am besten, ihr nehmt eine D52R mit. Oder gleich zwei.“ Zwar fühlte er sich durch „Begleitschutz“ leicht in seiner sogenannten Männlichkeit verletzt, oder zumindest fühlte Jänne sich so ähnlich, jedoch erleichterte ihn der Gedanke, dass er, falls dort doch noch etwas leben sollte, jemanden hatte, der für ihn schießen würde. Denn wenn es eines gab, was Jänne nicht konnte, dann war es das Erschießen, neben der Zubereitung von Crêpes Suzette oder der Namensgebung. Am Ende der Brücke begann einer der Hauptflure, die in ihrer Gesamtheit das Schiff mehrmals umrundeten. Dort stieß er schließlich auf besagten Corentin, einen etwas schlaksigen Sonderling mit rostroten Haaren, einer antiken Brille und dunklen Augen, die oft den Eindruck machten, als blinzelten sie zu selten. Möglicherweise hing das mit der Ruhe zusammen, die in ihm allgegenwärtig war und so manches Crewmitglied schlimmer verwirrt hatte als das schadhaft kalibrierte Navigationssystem. Denn Corentin behielt immerzu einen kühlen Kopf, vor allem dann, wenn andere in Panik ausbrachen. Je mehr Leute verzweifelt durcheinander schrien, dass sie doch noch zu jung waren, um zu sterben, und noch so viel zu erleben hatten (und noch gar keine Freundin hatten, um eine Familie zu gründen), desto besser schien sich Corentin konzentrieren zu können, desto ruhiger hielt er seine Hand und desto friedlicher wirkte sein Gesamtbild. Er sei eine Art Oase des vorwurfslosen Schweigens in der Wüste der ganzen, jammernden, verweichlichten Crew, hatte der Sanitäter damals gesagt, und das stimmte wohl jetzt noch. Allerdings schien Corentins Loyalität zu seinem Kapitän stärker ausgeprägt zu sein als sein Sinn für Moral, weswegen Jänne es bevorzugt hatte, auch ihm aus dem Weg zu gehen. Vielleicht hatte jener ihn zwar nicht für schuldig befunden, in jedem Falle hätte er ihn wohl doch ignoriert, was Jänne letztendlich unerwarteter Weise auf die Nerven gegangen war, hatte er es am Anfang doch noch genossen. Doch jetzt, wo er anscheinend wieder gern gesehen, oder zumindest wieder beachtet wurde, konnte er behelligt neben Corentin her den breiten Gang entlang trotten, auf dem Weg zur Dock, wo das fremde Schiff hoffentlich schon auf sie wartete. Hmmm. Behelligt. Warum eigentlich? „Verzeih, mein Kompagnon, dass ich so mich dazu erdreiste, doch eine Frage brennt mir auf der Seele“, sprach er zaghaft, woraufhin Corentin die Brauen zusammenzog und ihn anstarrte. Jännes Redegewohnheiten waren dessen provisorischem (und obendrein recht verschwiegenem) Leibwächter suspekt. Womit er zweifellos nicht der einzige war. „Schieß los“, brummte er dennoch. „Auf welch einer mir unbekannten Begebenheit beruht es nun, dass eure Aufmerksamkeit sich fortan, im Gegenteil zum direkten Zeitraum nach einem gewissen Vorfall, wieder kommunikativ ersichtlich und vorbehaltslos mir zuwendet, statt ausschließlich der restlichen Szenerie?“ Man sah förmlich die Rädchen im Kopf des anderen arbeiten, bis er Jännes Worte vollständig in sich aufgenommen, verstanden und für normale Menschen transkribiert hatte. Jene fast-poetischen, verschnörkelten Ergüsse, die sich der Ingenieur dann und wann und eigentlich ständig erlaubte, waren für den Großteil der Crew teilweise schwerer zu verstehen als Blavpnngrwjsch, und diese Sprache bestand im Großen und Ganzen aus den Geräuschen eines zusammenhanglos erbrechenden Hundes. Allerdings war Corentin davon überzeugt, dass der Urheber dieser Sätze seinem Gesichtsausdruck beim Sprechen eindeutig auch selbst den Faden verloren hatte. Für einen Moment musste noch formuliert, ausgeschliffen und die Zunge gesattelt werden. „Wir dachten“, begann Corentin dann und ließ sich durch keinerlei Stimmregung anmerken, dass ihm war, als kommunizierte er mit einer Lebensform, die ihrerseits durch Laute des Erbrechens kommunizierte, „dass die Bordkakerlaken dich gefressen hätten. Das dachten wir wirklich. Die Bordkakerlaken sind verdammt groß, und die meisten von uns sind einfach froh, dass unser Mechaniker noch lebt.“ Dies schien Jännes Wissensdurst halbwegs befriedigt zu haben, so dass er Corentins Worte in den komplizierteren Jänne-Jargon übersetzte und schließlich zu den imaginären Akten legte. In der folgenden Episode des Schweigens zog Corentin eine Handfeuerwaffe aus dem Halfter, das er trug; er lud sie durch, ohne die Stille zu brechen. Als ihn neuerlich ein fragender Blick Jännes streifte, fragte Corentin jedoch - damit der andere keine Gelegenheit hatte, noch mehr seines gestelzten Kauderwelsches von sich zu geben - mit derselben ruhigen Stimme wie sonst auch: „Willst du auch eine? Zu deiner Sicherheit.“ „Lieber nicht“, antwortetet Jänne. „Zu deiner Sicherheit.“ Als sie den Dock betraten, blieben sie stehen. Jänne blieb zuerst stehen, Corentin verweilte daraufhin, und seine Augenbrauen punktierten sein Gesicht wie ein Fragezeichen. „Was ist?“ „Das... Das ist-- das ist... unermesslich...“ Das Schiff erschien winzig in der Dockhalle, deren Decke fern und deren Beleuchtung sparsam und stimmig war. Seine Panzerung war dunkel, die Röhren matt und mit dunklem Staub verrußt. Es schien ein Gleiter zu sein, doch dies sah man erst auf den zweiten Blick, denn beide Flügel waren genügend demoliert, um das Gegenteil zu suggerieren. Aus den klaffenden Löchern in den Seiten ragten wirr Kabel heraus, die leise zischend Funken sprühten, und auch in der Versiegelung der Frontscheibe befand sich ein Riss, der sich bis unter die Fixierung zu ziehen schien. „Das ist unermesslich kaputt“, sagte Corentin schließlich, und er sagte es in demselben Tonfall, in dem er auch „Heute wird’s regnen“ oder „Wir werden alle qualvoll verglühen“ gesagt hätte. Jänne zog für einen Moment in Erwägung, dass Corentin vielleicht tiefgreifende Kehlkopfprobleme hatte. „Es ist ein Stück Schrott“, setzte er nach Sekunden trocken hinzu. „In der Tat, aber... Was für eins!“ Nach einigen Sekunden, die Jänne den kleinen Gleiter einfach nur angestarrt, mit den Augen die löchrigen Panzerungsröhren abgetastet und die ungewohnten Formen förmlich eingesogen hatte, besann er sich auf seine Beine und ging hektisch auf jenes Schiff zu, um nach seiner viel zu langen-- und dennoch entschieden zu kurzen Reise andächtig über den ungewohnten Wall zu streichen und am Ruß an seinen Fingern zu schnüffeln. Befremdlich. Irgendwie... verbrannt, wie der Rest des Schiffes. Jänne meinte, sich nicht an ein Schiff erinnern zu können, das so aussah wie jenes, und er meinte, sich an einige andere Schiffe zu erinnern, die er damals auf der Erde gesehen hatte. Dennoch ließ ihn nicht los, dass es ihm unheimlich bekannt vorkam. „Haben deine Sinneszellen jemals Signal eines ähnlichen Fortbewegungsmittels geleitet?“, fragte er schließlich. „Nun... Ich bin mir nicht sicher.“ Corentin kratzte sich mit der Kanone am Kopf, obgleich sein Finger am Abzug war. In Jänne flackerte für den Moment unermesslicher Neid auf diese Gelassenheit auf. „Rege deine Hirnzellen noch einmal an“, bat er und tastete die Fassade förmlich mit seinen Augen ab, um den Eingang dieses verkommen Prachtexemplars zu suchen. Seine Beine setzten sich in Bewegung und trugen ihn einmal um das Schiff herum, abermals, abermals. Doch alles, was er sehen konnte, waren Ruß und lose Teile, Röhren und beinahe zerborstene Scheiben. „Er entzieht sich einfach meiner Aufmerksamkeit!“ „Was, der Eingang? Der ist hier drüben.“ Staub klebte an seinen Stiefeln, sobald Jänne den schummrigen Innenteil des Schiffes betreten hatte. Vor ihm stand Corentin, die Waffe und Kinn gen Boden geneigt. Er blinzelte um die Ecke des schmalen Korridors, in dem er gebückt stehen musste, um sich nicht den Kopf an einem der zahlreichen Rohre zu stoßen, die lose hinunterhingen. Dann gab er sich in einer wohlkoordinierten Bewegung dem vermeintlichen Feind zu erkennen und richtete die Waffe den Korridor hinunter. Nach zwei Sekunden sah er zu Jänne und nickte. „Komm“, formten seine Lippen stumm, bevor er in das Halbdunkle wich. Den herumfliegenden, dunklen Staub einatmend folgte Jänne den Geräuschen, die das Schuhwerk des anderen auf dem metallenen Boden produzierten. Seine waches Augenmerk glitt über die Wände, an denen sich die Spuren eines Brandes abzeichneten, über die Decke, in der die Klappen zu den Wartungsschächten sperrangelweit offen waren und aus denen wirr halbe Kabel heraushingen. Die Inhaber konnten sich anscheinend nicht an einem guten Techniker erfreuen, dachte Jänne im Stillen. Aber dafür war er wenigstens kreativ, dachte Jänne dann, als sein wacher Blick über ein paar zu einem französischen Zopf geflochtene Schläuche glitt. Eine der rostigen Schiebetüren war teilweise durchlöchert, so dass er durch die kleinen Lücken im Metall blinzeln konnte. Doch alles, was er sah, war alt wirkende, leicht fremdartige Elektronik, kaputte Monitore und mitgenommene Schaltpulte. Aus einer anderen Schiebetür war gleich ein ganzes Stück herausgerissen worden, so dass Jänne bequem seinen Kopf durchstecken hätte können, was er dann aber doch unterließ. In dem Raum befand sich nämlich nichts interessantes, zwei Pritschen, auch von jenem schwarzen Staub belegt, ein halbzerstörter Schrank und zerfledderte, vergilbte Seiten eines ehemaligen Buches. Dann vernahm er ein Zischen, das eindeutige Antonym zu dem Geräusch, welches funktionsfähige Elektronik von sich zu geben pflegte, so dass er ein Auge zukniff und den Kopf ein Stück weit einzog. Schließlich sah er das Ende des Ganges vor sich, die letzte Schiebetür, und eine, die nicht zerstört, sondern nur verschlossen und leicht angerostet war. Corentin stand vor ihr und beschäftigte sich durch das schummerige Licht und die schwarzen Wolken hindurch eingehend mit etwas, was Jänne nach einigem Blinzeln und Stirnrunzeln als faulig wirkende Türkontrolleinheit identifizieren konnte. „Ich mutmaße, dass dies in solch einer Manier angerührt nicht funktionsfähig sein wird“, sagte er dann nach einigem Husten, das ihm der Staub eingebracht hatte. „Dürfte ich Hand anlegen?“ „Klar, immer doch.“ Vor Jännes Augen breiteten sich Schriftzeichen einer befremdlichen Sprache aus, die er nach einigem weiteren Stirnrunzeln als eine Abwandlung von Altgriechisch erkennen zu meinte. Das Display war schon zerborsten, und die geronnene Spur der Leitflüssigkeit hatte sich als hellroter Schemen an der Wand abgezeichnet. Die Finger folgten ihr hinauf zum Riss im Display, scharrten daran herum und bekamen dann den Befehl, die kürzlich entdeckte Mechanik zur Öffnung der Sensorenklappe zu aktivieren. Mit einem Quietschen fiel die Klappe hinunter, nur von einem einsamen Scharnier gehalten, und gab erneut eine Menge des schwarzen Staubes preis, den die Finger vorsichtig von der Mechanik im Inneren der Einsenkung wischten. Dann, nach einigen Sekunden der beständigen Reinigung, erstarrten die Finger. „In dieser Konsole ist keine Kanalmöglichkeit für eine neurotechnische Transformschnittstelle vorhanden“, stellte Jänne ungläubig fest, die neurotechnische Schnittstelle an seiner linken Schläfe dabei fast schon ängstlich tätschelnd. „Was soll’s“, antwortete Corentin und trat die Tür ein. Aufgrund ihres maroden Zustandes hatte die Schiebetür in ihrer Mitte nachgegeben, so dass ein großes Loch entstanden war, durch das Corentin nun gebückt stieg. Jänne folgte, indem er über den kleinen, scharf nach oben zeigenden Teil hinwegstakste, der nicht weggebrochen war. Nur bücken musste er sich nicht. Offenbar war dies die Steuerzentrale; doch auch hier säumten schwarze Flecken die Instrumente, dunkle Partikel belegten den Steuerungssessel, der in dieser Verpackung eher wirkte wie eine gesundheitlich bedenkliche Kakaopraline. Der enge Raum lag ebenso im Halbdunkel wie der Rest des Schiffs, nur erhellt von den gelegentlichen Funkenschlägen der Kabel, die hier nicht nur aus der Decke, sondern auch aus den Wänden ragten. Und als Jänne die Klappe öffnete, die in die Wand eingelassen war, sah er darin etwas, was er mit einiger Aufwendung seiner geistigen Kapazitäten als einen zerfledderten Gegenstand identifizierte, der den Schriftzug „Raider“ trug. „Was zum Henker ist ein Raider?“, fragte Corentin irritiert, als er Jänne über die Schulter sah. „Ein Nahrungsmittelerzeugnis..?“, schlug Jänne spontan vor, den Kakaopralinensessel noch im Hinterkopf, und wandte sich um, den Rest der relativ engen Kabine ins Auge fassend. Um irgendetwas zu finden, was sein Interesse wecken und seinen Lebenswillen aufglimmen lassen könnte. Etwas, was sein Leben verändern würde. Was er nach ungefähr zehn Sekunden erreicht hatte. „C-C-Corentin... ?“ „Ja?“ „Ich mutmaße jetzt einmal ganz unverschämt und ohnehin leicht realitätsentrückt, dass der Körper dessen, was hier verweilt, noch alle vitalessentiellen Funktionen erbringen kann...“ „Das heißt... was?“ „Hier lebt etwas.“ 2. Oder: Was sie damit anfangen. -------------------------------- Auf dem verstaubten Boden lag eine verrußte, zusammengebrochene Gestalt. Von verbranntem Staub marmorierte, weiße Haut zwang zuerst zwei halb gekrümmte Arme durch ihr bloßes Leuchten in ihrer dusteren Umgebung ins Blickfeld; einer lag lose weggestreckt auf dem Boden, während sich die Hand des anderen kraftlos an ein paar dünne, rötliche Seile unter sich klammerte. Der Rest des Körpers indes war durch eine dunkle, nicht viel sauberere Uniform der Farbe des Untergrunds angepasst und erschloss sich erst auf den zweiten Blick hin als auf der Seite liegender, etwas ratlos ausgebreiteter Frauenkörper. Corentin, der seine Waffe mit schnurgeradem Arm im Anschlag auf den Körper hielt, sah auf den stocksteifen Ingenieur neben sich hinunter. „Dreh sie um", befahl er. „W-wie meinen?!" Den neuen Fund in allen Ehren; die Vorstellung, mit diesem unbekannten Wesen Kontakt aufzunehmen, erfüllte Jänne spontan mit zaghaftem Schrecken, und während er in starrer Positur verblieb, krallten sich seine Finger in seine Hosenbeine. „Dreh sie um", wiederholte Corentin geduldig. „Sollte - in ihrer aktuellen Verfassung, unter den aktuellen Konditionen - überhaupt externer Einfluss auf sie ausgeübt werden? Stellt das wirklich ihre Unversehrtheit sicher, auf einer medizinisch unbedenklichen Basis?" Mitten in Jännes kleine Wortlawine hinein tat Corentin einen gedehnten, lauten Atemzug, dem man unter anderen Umständen fast schon eine dünne Entnervtheit zuschreiben hätte können, und drückte dem Ingenieur den Griff seiner Waffe gegen die Brust. „Hier. Halt mal." Wobei Corentin offenbar akutes Desinteresse daran hatte, ob die Waffe wirklich gehalten wurde; sie befand sich bereits auf halbem Wege, dem Ruf der Schwerkraft gen Boden zu folgen, als Jännes weiße, dünne Finger sie im Flug ungeschickt ergriffen. In dieser Pose verharrte er nun angespannt, die Waffe umklammernd, als ob sämtliche Bewegungssensoren dieses Schiffs den integrierten Selbstzerstörungsmechanismus von der winzigsten Regung seines Körpers abhängig gemacht hätten. „Mir ist der Wunsch immanent, dass du dich im kompletten Bewusstsein darüber befindest, in welcher Manier du gerade agierst", summte Jänne etwas kläglich durch zusammengebissene Zähne, seinen hektisch peitschenden Herzschlag von den Fingerspitzen bis auf der Zunge schmeckend. Corentin sagte dazu nichts. Er war vor der Fremden in die Knie gegangen und zog jetzt Arm und Bein in einer ruhigen Geste zu sich, so dass sie sich auf den Rücken rollte und ihr Gesicht zeigte. ... Oder zumindest die geschlossenen Augen darin und einige Blutspuren, die ihren Ursprung in einer tiefroten Schläfe zu haben schienen; der Großteil ihres Gesichts wurde durch eine sanitäterblaue, glänzende Maske verdeckt, die für Jänne aussah wie eine reguläre, mobile Anästhesiemaske. Nur der mitgenommene, rundliche Beutel, der in der für die Anästhetikumpatrone bestimmten Kammer steckte, sah mehr als behelfsmäßig aus. Und dennoch schien er sich regelmäßig zu bewegen. „Puls hat sie noch", murmelte Corentin und schob zwei Finger unter die Maske. „Und sie atmet." Er griff nach der roten Schiebeleiste an der Seite der Maske, um sie abzuschalten. Und das war der Moment, in dem Jänne es schaffte, sich zu rühren. Er machte einen Schritt nach vorne. „N-nicht!" Corentin schielte zu ihm hinauf, ohne den Kopf zu drehen, aber nur für einen kurzen Moment. „Entweder wacht sie aus der Narkose auf, oder sie bleibt in diesem... Koma. Wenn ich die Maske nicht abschalte, bleibt sie auf jeden Fall bewusstlos." „Fasse sie doch mal ins Auge; sie braucht derartig medizinische Versorgung,"(Jänne sprach hektisch und machte ein paar ausschweifende Gesten)"dass es wohl k-kaum eine passende Eingebung ist, sie in unverarztetem Zustand ins Bewusstsein zu rufen..!" „Dann können wir sie auch hier lassen." Kurz hielt Corentin inne, er klang genau wie immer. „Es ist nicht so, als könnten wir großartig helfen. Unser Sanitäter, du erinnerst dich..." Jänne biss sich auf die Unterlippe. Eine leichte Übelkeit kämpfte sich hinterrücks seine Kehle hoch, und er schluckte schwer. „Vielleicht kennt sie einen Weg aus dieser Schwärze!“, sprach er dann ungestüm. „Wir müssen agieren. Handeln. Etwas tun. Trotz allem!“ „Wenn du meinst“, gab Corentin trocken zurück, seine leise Dankbarkeit für Jännes plötzliche Klarheit in seiner Ausdrucksweise bravourös zurückhaltend. „Aber dann solltest du endlich mit anfassen.“ Auf der Sanitätsstation war noch alles genau, wie es damals gewesen war. Die Geräte standen säuberlich aufgereiht an ihren vom Schiffssanitätsrat empfohlenen, durch dünne, ockerfarbene Umrisslinien gekennzeichneten Positionen; die zahlreichen Spiegel waren erst kürzlich geputzt worden und auf der Liege befand sich eine Lage frisches Küchenkrepp. Nur, dass sich auf diesem Küchenkrepp nun auch ein fremdes Wesen befand. Es wirkte nicht ungewohnt, nur fremd, so wie eine menschlich wirkende, bleiche, verdreckte und blutige Person ohne Bewusstsein nun einmal wirkte, wenn man sie nicht schon einmal vorher gesehen hatte. Und selbst dann hätte dieser Anblick gewiss etwas Befremdliches gehabt. Was liegt im Bereich des Machbaren?, fragte sich Jänne im Stillen. Was liegt im Bereich des Machbaren? Sein hilfloses Augenmerk glitt zusammenhanglos über die aufgereihten Instrumente, erkannte eines, nein, zwei, doch der Sauger und der Tupfer nützten ihm jetzt nicht viel. Eine transparente Plastikmaske hingegen sagte ihm nicht viel mehr, als sie schon durch ihre Form kundgab, doch reichte dies vollkommen; und nach einem weniger schönen Fehlversuch hatte er wenigstens schon eine behelfsmäßige künstliche Beatmung eingerichtet. Dass das nicht alles sein konnte, war ihm klar. Und so schritt er unruhig auf und ab, zog kleine Bahnen im Raum und raufte sich die Haare ob immer derselben Frage. Was liegt im Bereich des Machbaren? Nach einigen Sekunden der Ungewissheit, es hatten auch Minuten sein können, öffnete sich die Schiebetür mit einem bescheidenen Wusch, obwohl man aus einer ganzen Geräuschpalette auswählen konnte, welches Geräusch sie von sich geben sollte. Jedoch wusste kaum einer so recht, wie das ging - bis auf jene, die es wussten, natürlich, doch jenen genügte ausnahmslos das bescheidene Wusch. Dann klackerte es. Jänne sah über seine Schulter und war glücklicherweise viel zu nervös, besorgt und allgemein aufgewühlt, um auf seine niederen Instinkte zu hören, sonst hätte er wohl fast einen Blutsturz bekommen. So sah er nur die flüchtige Bekannte, Fleurette - auch, dass sie ihn mit ihren Absätzen (wie wahrscheinlich auch ohne) überragte, überging er glücklicherweise in seinem aktuellen Zustand. Sie war die Steuer- und wohl auch Quotenfrau jenes Gefängnisses, das einmal ein Schiff gewesen war, und in Anbetracht der aktuellen Zustände hatte sie sich ziemlich gut gehalten. Unter normalen Umständen wirkte sie auf viele Menschen hormonell quasi mörderisch, wenn auch sie einen etwas ungewöhnlichen Anblick darstellte. Immer mehr Frauen der Mittel- und Oberschicht diverser Industrieländer hatten nämlich durch die ab dem einundzwanzigsten Jahrhundert immer prägnantere Light-Kultur und damit verbundenen Verdrängung der Lipide eine Neigung zu Fettintoleranz aufgebaut, und dementsprechend sahen die meisten von ihnen mittlerweile auch aus. Auf der anderen Seite stand die beinahe schon frenetische Verehrung von Fast Food, die auch in eine neuen Strömung der Essismus-Religion gemündet hatte. Der perfekten, imaginären Durchschnittsfrau, die Statistiken zwischen diesen beiden Polen errechneten, näherte man sich (unter anderem für Modekataloge und Werbeeinblendungen) inzwischen am einfachsten, indem man ein paar junge Mädchen aus Dritte-Welt-Ländern einfliegen ließ und zwei Jahre lang gut durchfütterte und ab und an auf den Tennisplatz schickte. Wobei Fleurette der Sache auch relativ nahe kam. Wichtiger war im Augenblick allerdings, dass sie anscheinend die einzige Person mit höheren medizinischen Kenntnissen war, die Corentin auf die Schnelle hatte auftreiben können. Sie sah Jänne an, dann für den Moment auf das fremde Wesen, und dann schüttelte sie lakonisch den Kopf. „Ich glaube, das können wir vergessen." „Aber... Aber... Wir haben doch nicht einmal Routineuntersuchungen gemacht!!“ Der vorrangige Grund dafür war, dass Jänne weder wusste, worin Routineuntersuchungen bestanden, noch sagen konnte, welcher Knopf sie aktivierte. „Hey, Kleiner, ich hab auch nur einen erweiterten Erste-Hilfe-Kurs für meinen Führerschein gemacht, und ich glaube, bei dem Mädchen wär auch die vierte Hilfe schon zu wenig.“ Nach einigen Sekunden jedoch, die Jänne damit verbracht hatte, Fleurette schweigend, aber dafür mit verzweifeltem Gesichtsausdruck anzustarren, seufzte sie und sagte: „Gut, schauen wir halt, was wir tun können.“ Sie begab sich zum Schaltpult und ließ ihren Blick darüber schweifen, bevor sie leise hinzusetzte: „Dann finden wir wenigstens endlich heraus, wie dieses elendige Ding hier funktioniert.“ Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen, die simpler waren als sie ausgesehen hatten, ergaben, dass dem Mädchen neben einigen gefechtstypischen Verletzungen eine durchbrochene Schläfe besaß; von dieser aus fehlten in Gangform diverse Hirnareale, die erwiesenermaßen vorrangig mit Sprech- und Erinnerungsvermögen zusammenhingen. Von dem linken Auge war indes nur noch ein stark beschädigter Stummel übrig. „Gut, dass sie die Augen die ganze Zeit über geschlossen hält“, bemerkte Jänne, indem er erschauderte. Diese fehlenden Körperfragmente wären größtenteils eigentlich kein Problem gewesen, gab der Monitor in etwa aus, hätten sie nur mehr von jener Biomasse eingepackt, die die Maschine verwendete, um fehlende Teile zu regenerieren. Das letzte Quäntchen hatte der Putzmann Cortez verbraucht, als er jene Wunde hatte versorgen lassen, die ihm ein Stück Papier bei seiner Arbeit beigebracht hatte. Zum Dank hatte man ihn in eine Eiszelle gesperrt und lagerte ihn seit Tag siebenhundertzweiundachtzig auf Deck sechzehn. „Ich sage doch, wir können sie vergessen“, sagte Fleurette trocken. „Über dieses Koma kriegen wir sie nie hinaus, nicht mit allen Lebenserhaltungsgeräten der Welt.“ Sie warf einen schnippischen Seitenblick auf eine blindlings aufgerissene Schublade, aus der Jänne mit einigem Gewühl ein solches Gerät gezogen hatte, um es der fremden Komatösen um den Arm zu schlingen. Inzwischen saß er wieder, direkt neben ihrem Arm, und massierte sich seine neurotechnisch unverbesserte Schläfe. Seine seit Jahren ansonsten fahlen Wangen besaßen inzwischen einen leicht ungesunden Rotstich. „Es... Das... Das kann es nicht sein", brachte er schließlich hervor, seine Zunge schwelgte in leiser Trägheit. „Es muss eine Möglichkeit geben, irgendeine Möglichkeit...“ Und plötzlich schwieg er. Sein Blick war starr auf einen Punkt gerichtet, den Fleurette nicht zu sehen vermeinte, bis er ihr ins Auge rutschte wie eine misshandelte Wimper. Jene Schublade, an die Jänne seinen Blick geheftet hatte, war eigentlich wie alle anderen Schubladen, betitelt mit einer Karte, die besagte, was sie enthielt. Bei den meisten der Schubladen war dies nur ein kryptischer Haufen von sehr wichtig aussehenden, aber nichtsdestotrotz zerquetschten Insekten, oder sah zumindest so aus, doch diese spezielle Karte konnte man sehr gut lesen. Und sie besagte: „Kybernetisches Arsenal 2a“ „Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird.“ "Wen tangiert es, was du zu glauben glaubst.“ „Willkommen bei Jovan Jużdas holographischer Gebrauchsanweisung Nummer BLEEP! So, Sie haben sich also dafür entschieden, den äußerst schwierigen und riskanten Vorgang der Einsetzung und Einbettung von kybernetischen Bioersätzen durchzuführen. Ich will ja nicht entmutigend klingen, aber wenn Sie kein absoluter Spezialist auf diesem Gebiet sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen dieser Vorgang gelingt, praktisch gleich null. Na ja, Ihnen ist wohl die Biomasse zur Kittung von Verletzungen ausgegangen, also haben Sie keine andere Wahl! Nachdem Sie sich also die schriftliche Einverständniserklärung Ihres Versuchsobjektes eingeholt haben - Sie HABEN sie doch eingeholt, oder? Wenn nicht, ist das, was in den folgenden Stunden beschrieben wird, mehr als illegal! Je-den-falls, wo war-- ah, nachdem Sie sich also die schriftliche Einverständniserklärung ihres Opfers, pardon, Patienten eingeholt haben, können Sie auch schon mit der Anästhesie beginnen. Dazu müssen Sie...“ Das Hologrammaufzeichnungs-Abspielgerät wurde auf stumm geschaltet. Das Bild des Sanitäters verwackelte, beschleunigte. Das hatte bekanntlich schon eine andere Person für ihn übernommen. Im Übersichtsmenü schließlich stoppte das Vorspulen. Nervös suchten die Augen nach dem, was sie brauchten. Er war wohl vom Alkohol in seinem Blut geritten worden, dachte Jänne dabei im Stillen. Doch dies konnte nur Gutes versprechen, denn mit Alkohol mit Blut war der Sanitäter noch am zurechnungsfähigsten gewesen, von seiner besseren Artikulation ganz zu schweigen. Möglicherweise, weil er sich dann mehr Zeit zum Sprechen genommen hatte; oder die Schlampigkeit beim Sprechen war überhaupt nur antrainiert gewesen. Gehirn, da. Ja. Stirnlappen. Das im Menü gewichene Bild flackerte wieder auf, der Sanitäter Jovan Jużda, nur diesmal mit einer praktischen Kreissäge der Marke "Brainiac 2700" in der Hand. Wer wusste schon, ob da nicht dicke Sponsorengelder mit im Spiel gewesen waren. „Achtung, jetzt könnte es etwas unappetitlich werden!“, verkündete seine Stimme, als sagte es sein leiblicher Körper in diesem Augenblick, und nicht nur ein Hologramm von jenem, „Bringen Sie lieber ihre Kinder in Sicherheit, und Ihre in Schritt zweihundertvierzehn eingesetzten kybernetischen Mägen ebenfalls.“ Ein grelles Kreischen tönte durch den Raum, gleich doppelt, denn Jänne machte es dem Speicherbild des Sanitäters gleich, so sehr es ihm auch widerstrebte. „Ein Bild des Grauens. Na ja, egal. Jetzt, wo wir die Schädeldecke geöffnet und den Zugang zum Frontlappen-Areal geebnet haben, decken wir alle umliegenden Hirnteile mit der Leitflüssigkeit aus Flasche Omikron Sechs ab. Das richtige Maß ist entscheidend. Ein normales Maß voll wäre viel zu viel, doch ein Kindermaß mit einem Drittel des Fassungsvermögens dürfte in etwa genügen. Fertig? Ganz schöne Schmiererei. Sie haben da einen Fleck am Hemd. Übrigens sollten Sie die Leitflüssigkeit kurz antrocknen lassen, bevor Sie sie von den Kacheln entfernen. Im Hirn sollte sie jedoch möglichst flüssig bleiben. Nehmen Sie nun Kiste Alpha Sieben zur Hand und ziehen den mit Delta-Omega-Phi betitelten Karton heraus. Vorsichtig, vorsichtig. Entfernen Sie nun die vorgestanzten Fiberdrahtkabel aus dem Restmaterial - behutsam bitte, dabei sollte nach Möglichkeit nichts zu Bruch gehen...“ Stunden vergingen, Stunden der Anspannung, Stunden der Aufregung, Stunden der zitternden Hand, die absolut fehl am Platze war, sich dennoch nur schwerlich vermeiden ließ. Kabel wurden gelötet, Verbindungen eingerichtet, Signale kalibriert. Dann saß Jänne vor seinem Meisterwerk. Erschöpft lehnte er seinen Rücken an die Lehne des Besucherstuhls, durch seinen Kopf summten die Bezeichnungen der Flaschen, der Kisten, Flächen, Teile. Seine Hände waren schlaff in den Schoß gelegt, unter ihnen die Anästhesiemaske, und gelegentlich zuckte ein Finger unkontrolliert, während er rauen Staub auf seiner Zunge bis hinunter in den Hals schmeckte. Der Sanitäter. Dies hatte er also bewerkstelligt, wenn er einmal alleine war. Anleitungen. Und davon wohl zahlreiche, wenn jede der Schubladen hier denn durch Holographie wiederzugebende Anweisungen enthielt. Jänne schloss seine Augen. Wenn deine Geistesfunktionen nicht gestört wären, dachte er im Stillen, hättest du sie retten können. Du wärest fähig gewesen, das zu tun, was ich tun musste, und du hättest es vollbracht. Wenn sie es nicht schafft, ist es mein Verschulden. Dann hielt er im Denken inne, die Augen geschlossen, nur das ewige Summen in den Ohren. Als sich plötzlich etwas bewegte. Und noch etwas. Scheu blinzelte er. Es konnte Fleurette sein, die ihren ursprünglichen Rückzug stumm durch den Anflug einer tragischen Szene begründet hatte. Aber außer ihm war niemand da. Außer ihm und dem Mädchen. Er sah es an. Und es sah zurück, mit einem hellroten, synthetischen Auge in ihrer linken Schädelhälfte. Jänne entfuhr ein kleiner, unartikulierter Aufschrei, und er katapultierte sich in die Senkrechte wie ein einsamer Herbivore im Angesicht eines viel größeren und obendrein hungrigen Carnivore. Und das Mädchen sprach. „I am Error." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)