Cute Mermaidboy ♥ von Yuks (SasuNaru) ================================================================================ Kapitel 4: The sense of life ---------------------------- Seine Kopfschmerzen waren unerträglich. Die Aspirintablette hatte nicht geholfen. Sasuke rieb sich über seine müden Augen. Wie lange war er schon wach? 24 Stunden? 26 Stunden? Und doch fand er keine Ruhe, zu viele Dinge schwirrten ihm im Kopf und beanspruchten seine trägen Gehirnzellen. 1) Warum hatte Naruto keine Schwanzflosse bekommen, als er in die Badewanne stieg? Bedeutete es, dass er für immer ein Mensch bleiben würde? 2) Was hatte es sich mit Sakura auf sich? War ihre Begegnung ein Abschied oder bedeutete sie den Beginn einer Konfrontation? 3) Warum hatte Naruto einen solchen Einfluss auf ihn? Warum rüttelte er so stark an seiner Gefühlswelt und an seinen Gedanken, wie es sonst keiner tat? Sasuke trat einige Schritte ins dunkle Wohnzimmer. Naruto schlief seelenruhig auf dem Sofa und ahnte nichts von seinen Sorgen. Wirklich beneidenswert, wie schnell er einschlafen kann, dachte der Uchiha und zog die Decke, die der Blonde von seinen Beinen gestrampelt hatte, wieder nach oben. Naruto brummte zufrieden und drehte sich auf die andere Seite. Der Uchiha verspürte den Drang, dem Blonden über den Kopf zu streicheln, doch auf halbem Weg zog er seine Hand wieder zurück. Verdammt, du leidest wirklich unter Schlafmangel. Er streckte sich und seine müden Knochen knacksten. Dann ging er in sein Zimmer und legte sich ins Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Augen starr zur Decke gerichtet. Er musste schon halb eingeschlafen sein, als ihn etwas an der Schulter berührte. “Sasuke? Bist du noch wach?” Der Angesprochene öffnete die Augen und erkannte Narutos schemenhafte Gestalt in der Dunkelheit. “Was ist los, kannst du nicht schlafen?” “Ich war kurz in der Küche, um etwas zu trinken. Hast du noch Kopfschmerzen?” Narutos Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. “Ja, aber es geht schon. Hast du mich nur deswegen geweckt?” “Naja, ich wollte wissen, wie es dir geht.” “Mir geht es gut, danke. Also: Gute Nacht.” Sasuke drehte sich auf die andere Seite und wandte dem Blonden den Rücken zu. “Soll ich noch bei dir bleiben?” Der Uchiha knurrte. Sein Kopf pochte schmerzhaft, er war müde und fühlte sich wie gerädert. Eigentlich wollte er allein sein und schlafen, doch er brachte nicht die Kraft auf, Naruto wegzuschicken. “Genau, ich bleibe einfach so lange auf, bis du wieder eingeschlafen bist. Das hat meine Mutter auch immer gemacht, wenn ich krank war.” Er setzte sich kurzerhand auf die Bettkante und starrte Sasuke in der Dunkelheit an. Oh ja, am besten liest du mir noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor. Darf ich mir was wünschen? Am liebsten “Die kleine Meerjungfrau”, ich kann von Fischen einfach nicht genug kriegen, dachte Sasuke verärgert. Er spürte, wie die Seite, auf der Naruto saß, sich nach unten wölbte, als der Blonde sich neben ihn legte. Erschrocken fuhr er auf, ein Fehler, denn in seinem Kopf zog es sich schmerzhaft zusammen. “Was soll das denn werden?!” “Wenn ich schon hierbleibe, kann ich es mir doch gemütlich machen.” “Wie bitte?!” Naruto setzte sich auf. “Aber du bist doch krank.” “Aber du bist nicht meine Mutter.” “Hat...deine Mutter sich nicht um dich gekümmert?” “Doch. Sie hat mir immer Tee gemacht.” Naruto sprang auf. “Dann mache ich dir jetzt einen Tee”, verkündete er freudestrahlend, doch bevor er loslaufen konnte, hielt Sasuke ihn am Handgelenk zurück. “Wie gesagt, du bist nicht meine Mutter. Außerdem will ich nicht, dass du meine Küche in die Luft sprengst.” Er zog Naruto zurück aufs Bett. “Wenn es dich glücklich macht, kannst du hierbleiben, bis ich eingeschlafen bin. Aber Hände weg vom Wasserkocher, sonst schmeiße ich dich zurück ins Meer.” Der Blonde lächelte verlegen. Eine Weile lagen die beiden schweigend auf der Matratze, Sasuke auf dem Rücken, Naruto auf der Seite. Der Uchiha hatte die Augen geschlossen, sein Atem ging gleichmäßig. “Sasuke?” Nur das gleichmäßige Atmen. “Sasuke?” Stille. “Sasuke?” “Hm?” “Verstehst du dich gut mit deinen Eltern?” “Mein Vater ist gestorben, als ich zehn war.” “Oh, tut mir Leid, das wusste ich nicht.” “Ja...” “Sasuke?” “Was?” “Was ist mit deiner Mutter?” “Was soll mit ihr sein?” “Versteht ihr euch gut?” “Ja...” “Dann ist gut.” Sasuke dachte eine Weile nach. “Sie hat wieder geheiratet.” “Wann?” “Vor zwei Monaten.” Naruto drehte sich zu dem Schwarzhaarigen um und stützte seinen Kopf auf der Hand ab. “Und das macht dir gar nicht aus?” “Ich kann doch eh nichts daran ändern. Wenn sie glücklich ist...” “Hm, ich könnte das nicht.” “Was?” “Nach dem Tod meiner großen Liebe neu heiraten. Ich käme nicht darüber hinweg.” Sasukes Blick fiel auf das schwach beleuchtete Gesicht des Meerjungmannes. Es war vollkommen ernst. Er seufzte. “Du bist naiv. Das Leben geht weiter, ob du willst oder nicht.” “Hast du deine große Liebe verloren?” “Ich habe keine Zeit für so etwas.” “Aber es hat doch bestimmt schon einmal jemanden gegeben, für den du alles getan hättest, für den du alles gegeben hättest. Mit dem du dein restliches Leben verbringen wolltest.” “Wenn man sich so sehr auf eine Person einlässt, wird man nur enttäuscht. So etwas wie ‘die wahre Liebe’ gibt es nicht.” “Also hast du wirklich schon mal jemanden verloren?” Sasuke war dieses Thema mehr als unangenehm. So langsam übermannte ihn die Müdigkeit, außerdem musste er am nächsten Tag früh raus. Da hatte er wirklich keine Lust, mit Naruto über sein Liebesleben zu sprechen. “Hör zu, es ist schon spät, ich will gar nicht wissen, in wie vielen Stunden der Wecker klingelt, also werde ich jetzt versuchen zu schlafen.” “Heißt das, du willst mich morgen wieder allein lassen?” “Es geht nicht anders.” “Ich...ich könnte doch mitkommen, Sasuke. Sasuke?” Doch Sasuke war bereits eingeschlafen. Das Klingeln des Weckers kam viel zu früh. Genervt schlug der Uchiha auf den kleinen Apparat. Sein Kopf pochte noch immer und sein rechtes Bein kribbelte unangenehm. Verschlafen richtete er sich auf und bemerkte erst dann, dass Naruto halb auf seinem Bein und seiner Hüfte lag. Sasuke überlegte kurz, warum der Blonde in seinem Bett schlief und erinnerte sich daran, dass er wie eine Mutter auf ihn aufpassen wollte. Dabei war er wohl selbst eingeschlafen und hatte es nicht mehr auf das Sofa geschafft. Idiot, dachte Sasuke, musste jedoch lächeln, als er den Meerjungmann vorsichtig von sich schob und aus dem Bett kletterte. Naruto brummte und kuschelte sich in die Decke. Der schläft nicht nur schnell ein, der lässt sich durch nichts aufwecken, dachte der Uchiha und ging ins Badezimmer, wo er sich für die Uni fertig machte. Als er geduscht und angezogen war, warf er einen letzten Blick in sein Zimmer. Naruto hatte mittlerweile angefangen zu schnarchen und sich alle viere von sich gestreckt auf dem Bett breitzumachen. Heute komme ich früher nach Hause...und wehe du liegst dann noch in meinem Bett, dann werde ich wirklich sauer... “Sasuke, du bist schon wieder so spät.” Naruto saß schmollend auf dem Sofa und sah den Studenten vorwurfsvoll an. “Ich wollte doch mitkommen.” “Ach, wann hast du das denn entschieden?”, fragte Sasuke, zog sich die Jacke aus und schlurfte in die Küche. “Gestern Abend. Aber als ich heute morgen aufgewacht bin, warst du schon weg. Und nicht mal einen Zettel hast du mir geschrieben.” “Ich dachte, heute würde ich früher nach Hause kommen, aber es kam etwas dazwischen.” Er goss sich Tee in eine Tasse und nahm einen kräftigen Schluck. “Außerdem hast du mir gar nichts gesagt.” “Doch, gestern Abend.” “Dann habe ich wohl schon geschlafen.” “Aber morgen kann ich doch mit, oder?” “Hast du sie noch alle?” Stille. Ob ich ihn verärgert habe? Sasuke drehte sich Richtung Wohnzimmer. Naruto stand im Türrahmen, seinen Blick fest auf den Uchiha gerichtet. Eine Weile schwiegen sie sich an. “Was ist?”, fragte Sasuke schließlich, als er das Gefühl hatte, die Stille durchbrechen zu müssen, doch Naruto sah ihn nur weiter anklagend an. “Wenn du denkst, dass du mich so überreden kannst, hast du dich geschnitten, F i s c h i...” Seine blauen Augen bohrten sich in seine. Sein Gesicht zeigte keine Regung. “Langsam fängst du an mich zu nerven...” Blaue Augen. Keine Regung. Sasuke knallte seine Tasse auf die Spüle. “Schon gut, du darfst morgen mitkommen, bist du jetzt glücklich?!” Naruto strahlte. “Ja!” Als der erste Wecker klingelte, stand Sasuke auf, müde und zerknirscht. Als der zweite Wecker klingelte, sprang er unter die Dusche. Das kalte Wasser ließ ihn frösteln. Als der dritte Wecker klingelte, schlang er einen Müsliriegel hinunter und trank einen großen Schluck Tee. Als der vierte Wecker klingelte, warf er Naruto genervt ein Kissen auf den Kopf. Als der fünfte Wecker klingelte, riss sein Geduldsfaden. Er schüttelte den Blonden kräftig an der Schulter, der sich schlaftrunken aufsetzte. “Du hast nur noch zehn Minuten.” In eine dicke Winterjacke von Sasuke gehüllt und mit einer warmen Wollmütze auf dem Kopf machten sich die zwei auf den Weg zur Uni. Als Sasuke sein Apartment abschloss, sprang der Meerjungmann schon die Treppen nach unten und betrat durch die Eingangstür die Kälte des Morgens. Naruto staunte nicht schlecht, als er die vielen Menschen sah, die sich grimmig auf den Weg zur Schule oder zur Arbeit machten. Er stellte Fragen über alle möglichen Gegenstände, die sie unterwegs entdeckten. “Was ist das?”, fragte er und deutete auf die U-Bahn, die ratternd in den Bahnhof fuhr und quietschend vor ihnen zum Stehen kam. “Damit kommen wir zur Uni”, antwortete Sasuke und schob Naruto in ein Abteil, das sich innerhalb weniger Sekunden mit Menschen füllte. Von allen Seiten wurde gedrückt und gedrängelt, was dem Blonden überhaupt nicht gefiel. Er kniff die Augen zusammen und klammerte sich an Sasukes Arm, der sich routinemäßig an einer Stange über ihren Köpfen festhielt. In dem Gedränge fällt Naruto nicht weiter auf, dachte Sasuke erleichtert. Tatsächlich schien sich niemand für die beiden zu interessieren, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, hörte laut Musik oder unterhielt sich mit seinem Nachbarn über das Wetter und die Arbeit. Die U-Bahn fuhr mit einem Ruck los, was niemanden außer Naruto beunruhigte. In ihrem Abteil waren fast ausschließlich Grundschulkinder, die sich teilweise verängstigt an ihre Mütter klammerten, teilweise übermütig durch die Gänge hüpften, soweit es die Menschenmenge zuließ. Naruto drückte seinen Kopf an Sasukes Schulter und hoffte, dass diese Fahrt schnell ein Ende nehmen würde. Der Schwarzhaarige seufzte und starrte aus dem Fenster, doch er sah nur die Dunkelheit des Tunnels. “Guck mal Mami, der Mann da hat ganz spitze Ohren” Ein kleines Mädchen, das mit seiner Mutter einen der begehrten Sitzplätze ergattert hatte, rutschte aufgeregt auf dem abgenutzten Sitzpolster herum. Die Kleine zupfte am Ärmel ihrer Mutter und zeigte mit ihrer anderen Hand auf Naruto. Die Mutter las desinteressiert in ihrem Buch weiter, doch einige Fahrgäste drehten sich zu dem Blonden um. Sasuke bemerkte entsetzt, dass die Mütze verrutscht war und den Blick auf Narutos Ohren freigab. Schnell zog er sie wieder nach unten. Naruto schaute verwirrt auf. “Duhuu, bist du ein Kobold?” Das Mädchen hatte sich durch die Menge gedrängt und stand nun vor den beiden jungen Männern. Sie zupfte unentwegt an Narutos Jacke. “Ein Kobold?”, fragte er und sah das Mädchen nun ebenfalls neugierig an. Die Kleine nickte und glubschte mit großen Augen zu ihm auf. Naruto grinste und hockte sich vor das Mädchen. “Nein, ich bin kein Kobold. Ich bin ein Meerjungmann. Normalerweise wohne ich ganz tief im Meer, aber mein Vater hat mich verbannt.” Die Augen der Kleinen weiteten sich, ihr Mund war zu einem tonlosen O geformt. Dann fing sie an zu schreien. “Hier ist eine echte Meerjungfrau. Mami, Mami, eine Meerjungfrau!” Einige der Fahrgäste lachten, andere starrten Naruto eindringlich an. Eine mechanische Frauenstimme gab die nächste Haltestelle bekannt. Die U-Bahn kam ratternd zum Stehen. “Das reicht an Aufmerksamkeit”, murmelte Sasuke, packte den Blonden am Handgelenk und zog ihn mit nach draußen. Sie folgten dem Menschenstrom aus der Station hinaus in eine belebte Straße, ehe der Schwarzhaarige in eine kleine Seitengasse bog. Er ließ Naruto los. “Also wirklich, du vertraust dich ja echt jedem an.” Der Uzumaki sah Sasuke verwirrt an. “Was meinst du?” “Du hast der Kleinen erzählt, wer du bist.” “Du hast mir doch auch erzählt, wer du bist.” “Das ist was anderes.” Außerdem weißt du im Grunde gar nichts über mich, fügte der Schwarzhaarige in Gedanken hinzu. “Warum?” “Weil niemand von deiner Existenz wissen darf. Du ahnst nicht, was dann los wäre. Die Medien würden sich um die reißen.” “Hm...dann bin ich aus meinem Königreich verbannt worden und in deiner Welt habe ich auch keinen richtigen Platz.” Narutos Stimme klang niedergeschlagen. Und traurig. “Warum bist du verbannt worden? Wer hat das entschieden?” “Mein Vater.” “Toller Vater...” “Er ist toll”, rief Naruto entrüstet. “Er hat das nur getan, weil er mich liebt.” “Komische Art das zu zeigen...” Naruto suchte die richtigen Worte, um seinen Vater zu verteidigen, doch er wusste nicht, wie er das erklären sollte. Vielleicht hatte Sasuke Recht... “Vielleicht liebt er mich doch nicht so sehr, wie ich gedacht habe...” Sasuke mochte den traurigen Gesichtsausdruck überhaupt nicht an dem Blonden. Er überlegte, was er sagen konnte, um ihn aufzumuntern. Und um sein schlechtes Gewissen zu erleichtern. “Naja, vielleicht beschützt er dich dadurch. Wer weiß, was eure heiligen Oberfische mit dir gemacht hätten. Er will nur das Beste für dich.” Der Uchiha kam sich ziemlich dämlich vor. Seine Erklärung schien ihm zusammenhangslos und aus der Luft gegriffen, doch Naruto lächelte matt. “Vielleicht hast du Recht...Die Hohepriester haben grausame Strafen. Hoffentlich haben sie Hinata nichts getan.” Er sprach mehr zu sich selbst als zu Sasuke. “Aber eigentlich müsste es ihr gut gehen, sie konnte schließlich nichts dafür.” Das blasse Gesicht der Hyuuga kam ihm in den Sinn. Der Gedanke, dass sie wegen ihm Tränen vergoss und sich jeden Tag fragte, womit sie das verdient hatte, versetzte ihm einen Stich. Er wollte nicht, dass Hinata leidete. Sie hatte was besseres verdient. Sasuke beschloss, das Thema fürs erste nicht mehr anzusprechen. Naruto schien noch nicht bereit, sich ihm gegenüber zu öffnen, die Wunden waren noch zu frisch. Der Uzumaki hing seinen Gedanken nach. Nach einiger Zeit erreichten sie die Uni. Naruto hatte den Blick noch immer gesenkt. Sasuke stieß ihm mit dem Ellbogen gegen die Schulter und deutete stumm auf das große Gebäude vor ihnen. “Wow, sagte Naruto und beobachtete die Studenten, die hastig und mit Aktentaschen, Mappen und zahlreichen Unterlagen beladen aus und in die Universität liefen. Dieser ganz neue Eindruck schien den Meerjungmann auf andere Gedanken zu bringen. “Und hier gehst du jeden Tag hin?” Die beiden schlossen sich einer Gruppe Mathematikstudenten an, die hitzig über eine Dreiecksgleichung diskutierten. “Jepp”, antwortete Sasuke knapp und steuerte Richtung Hörsaal. “Was machen wir jetzt?” “Als erstes hören wir uns eine Vorlesung über Strafrecht an.” “Was ist das?” “Das zu erklären würde jetzt viel zu lange dauern. Außerdem würdest du das eh nicht verstehen.” “Dann will ich das lernen.” Sasuke seufzte. “Es gibt Rechtsnormen, die bestimmte Handlungen verbieten. Als Rechtsfolge sind sie mit einer Strafe verknüpft. So sollen Rechtsgüter wie Eigentum und Leben geschützt werden.” Naruto nickte, ohne auch nur ein einziges Wort zu verstehen. Er konnte nicht nachvollziehen, wie Sasuke so etwas lernen, wie sich überhaupt jemand dafür interessieren konnte. Für ihn hörte es sich einfach nur langweilig an. Sie stiegen einige Stufen hinab, bogen in eine Sitzreihe in der Mitte und klappten die Stühle aus. Der Uchiha klappte ebenfalls die Tischplatte nach unten und breitete seine Unterlagen auf dem bekritzelten Holz aus. Naruto tat es ihm nach, klappte den Tisch aus, klappte ihn wieder ein, klappte ihn wieder aus. “Was ist denn mit dem los?”, fragte Neji Hyuuga, als er sich einen Weg durch den Saal gebahnt und sich neben Sasuke gesetzt hatte. Der Schwarzhaarige hatte unterwegs entschieden, Naruto als Austauschstudent aus den Staaten vorzustellen, der dank seiner japanischen Mutter perfekt japanisch sprach. Sasuke schüttelte nur den Kopf und schlug mit der Hand auf die Tischplatte, die Naruto zum hundertsten mal aufgeklappt hatte. “Noch einmal und du fliegst raus”, zischte er. Er fing an sich mit Neji zu unterhalten und ihm den Blonden mehr oder weniger vorzustellen. Der Hyuuga beäugte ihn misstrauisch, nickte schließlich und beachtete Naruto nicht weiter. Vorne am Pult hatte sich ein alter Mann geräuspert und im Saal kehrte augenblicklich Stille ein. “Willkommen, meine lieben Studentinnen und Studenten”, sagte er mit seiner rauchigen Stimme. “Heute befassen wir uns mit einem recht interessanten Thema, wie ich finde. Straf-und Strafprozessrecht.” Die Studenten um Naruto herum fingen an sich Notizen zu machen. Das Mädchen, das neben Naruto saß, schrieb eifrig alle Punkte mit. “Hast du keinen Block?”, fragte sie, als sie bemerkte, dass Naruto als einziger nichts schrieb. “Nein”, antwortete er. “Willst du denn gar nichts mitschreiben?” “Ich kann gar nicht schreiben.” Das Mädchen sah ihn argwöhnisch an. “Willst du mich auf den Arm nehmen?” Naruto überlegte kurz. “Nein, dafür bist du viel zu schwer.” Das Gesicht des Mädchens färbte sich dunkelrot. “Was fällt dir ein, du...” “Wenn ich auch um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte, Kin-san.” Professor Sarutobi lächelte, bedeutete ihr jedoch mit eindringlichem Blick der weiteren Vorlesung schweigend zu folgen. Kin warf Naruto einen wütenden Blick zu, ehe sie sich von ihm abwandte und starr nach vorne sah. Der Blonde versuchte sich nun ebenfalls auf den alten Mann zu konzentrieren, doch zum einen verstand er kein Wort von dem Juravortrag, zum anderen machte ihn die langsame und raue Stimme des Professors müde. Er gähnte, legte den Kopf auf die Tischplatte und schloss die Augen. Die Stimme wurde immer leiser und leiser, bis es irgendwann ganz still war... Naruto wachte auf, als er langsam vom Tisch rutschte und seine Wange über das Holz schrubbte. Verschlafen richtete er sich auf und sah sich um. Der alte Mann war verschwunden, ebenso die ganzen Studenten. Das Schlimmste jedoch war, dass auch Sasuke nicht mehr neben ihm saß. “Wo sind denn alle hin?”, rief er. Seine Stimme hallte in dem großen Saal wider. “Wie kann Sasuke mich hier alleine lassen?” Ohne recht zu wissen, wohin er ging, verließ der Blonde den Hörsaal und stolperte in den menschenleeren Flur. “Oh nein, ich bin ganz allein.” Kurzerhand setzte er sich auf den Boden und überlegte, wo er Sasuke als erstes suchen sollte, doch er hatte keine Ahnung, wo er anfangen könnte. Außerdem wusste er nicht einmal, wo er selbst sich gerade befand. Ich weiß doch nicht mal, wie ich wieder zur U-Bahn komme, dachte er niedergeschlagen. Bevor er weiter grübeln konnte, riss ihn eine fremde Stimme aus den Gedanken. “Hey, warum sitzt du auf dem Boden?” Er blickte auf und sah einen jungen Mann, der gelangweilt vor ihm stand. “Eigentlich ist es mir egal, aus welchem Grund du da sitzt, aber Professor Sarutobi hat mich gebeten, nach dir zu suchen. Komm, alle warten schon” Ohne eine weitere Erklärung ging er los. Naruto rappelte sich auf und lief dem Jungen hinterher. “Wer bist du?” Der Student sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Ich dachte, man hätte dir die Namen mitsamt Bildern gefaxt.” “Gefaxt?” “Oh mann, du sollst wirklich ein Doktor der Philosophie sein? Naja, besonders helle scheinst du mir sowieso nicht...” “Philo...was?” Die beiden erreichten einen Hörsaal, der mindestens genauso groß wie der vorherige und bis auf den letzten Platz besetzt war. “Wo setzen wir uns hin?”, flüsterte Naruto neugierig, als sie die Stufen bis zum Pult hinabstiegen. “Sitzen? Du wirst die nächsten zwei Stunden nicht sitzen können.” Er schubste Naruto zum Pult, wo eine Reihe gut gekleideter Erwachsener stand, ehe er sich selbst in die erste Reihe setzte. Erst jetzt bemerkte Naruto, dass es in dem Saal ganz still war und ihn alle gebannt anstarrten. “Sie sind spät, Professor Manabu, wir warten schon seit einer halben Stunde. Ich bin Asuma Sarutobi, Professor der Philosophie an der hiesigen Universität.” Er schüttelte Naruto die Hand. “Es ist wirklich eine Ehre, einen derart jungen Dozenten begrüßen zu dürfen.” Er wandte sich kurz an den Jungen, der Naruto aufgelesen hatte. “Danke, Shikamaru.” Der Nara nickte ihm zu, seine Miene blieb gelangweilt. Asuma stellte sich an das Mikrophon. “Guten Tag allerseits. Wie Sie sehen können, ist Professor Hiroshi Manabu nun endlich eingetroffen. Lassen Sie mich ein paar Worte sagen. Professor Manabu ist der wahrscheinlich jüngste Professor in der Geschichte Japans. Ich selbst habe eine seiner zahlreichen Philosophiearbeiten gelesen und muss sagen, dass dieser junge Herr über ein sehr tiefgründiges Denkvermögen verfügt. Er hat nur für uns seinen Englandaufenthalt unterbrochen, um uns im Rahmen unseres kleinen Projekts einen Vortrag zu halten. Und nun genießen Sie die wunderbar philosophischen Worte, die Professor Manabu aussprechen wird zum Thema ‘Der Sinn des Lebens’ .” Die Studenten klatschten Beifall, während Asuma dem verwirrten Naruto aufmunternd zunickte. Der Uzumaki blieb wie angewurzelt stehen und starrte irritiert auf die Zuhörer, die scheinbar etwas von ihm erwarteten. Professor Sarutobi räusperte sich und deutete ihn mit einer Handbewegung zum Mikrophon. Naruto verstand noch immer nicht. “Wohl etwas schüchtern, unser Professor Manabu”, sagte er und zog den Blonden am Ärmel zum Pult. Einige Studenten lachten, andere runzelten die Stirn. Shikamaru schlug sich die Hand vor den Kopf. Das Mikrophon quietschte, als Naruto es richtete. Er überlegte fieberhaft, was er tun oder sagen sollte. ~Weil niemand von deiner Existenz wissen darf~ Na gut, Sasuke, dann werde ich die Rolle eben spielen. Er räusperte sich. “Hallo, mein Name ist Na...äh, Professor Hiroshi Manabu und ich werde euch...ähm...etwas über...” “Sinn des Lebens”, flüsterte Asuma. “Genau, ich werde euch etwas über den Sinn des Lebens erzählen...also...ähm...” Naruto dachte kurz nach. Er kannte keine Philosphen, auf die er sich beziehen konnte, er wusste auch keine Fachbegriffe, die das Ganze professioneller wirken ließen. Im Grunde konnte er nur das erzählen, was er fühlte. “Eigentlich habe ich bis vor kurzem überhaupt nicht über den Sinn des Lebens nachgedacht, ich habe einfach in den Tag hineingelebt und alles als selbstverständlich angesehen, zum Beispiel, dass ich ein Zuhause, genug zu essen und eine Familie habe. Doch bei mir ist etwas vorgefallen, etwas so unverzeihliches, dass mein Vater mich nicht mehr sehen will. Ich habe ihn und auch meine Mutter sehr enttäuscht und ein Mädchen sehr traurig gemacht. Plötzlich hatte ich keine Familie mehr, die sich in guten, aber auch in schlechten Zeiten um mich kümmert. Zum Glück hat mich jemand aufgenommen, sonst wäre ich vielleicht heute nicht mehr hier. Ich mag diesen Jemand wirklich sehr und ich bin dankbar, dass er mich bei sich wohnen lässt. Aber trotzdem spüre ich, dass mir etwas fehlt, etwas, was vorher immer da war: Die Liebe. Die Liebe meiner Eltern zum Beispiel. Wenn ich traurig war, hat mich meine Mutter immer getröstet. Wenn ich etwas nicht hinbekommen habe, hat mein Vater mich immer ermutigt. Ich glaube, dass meine Eltern mich noch lieben, aber es ist trotzdem schwer, wenn sie die Liebe nicht zeigen können. Ich meine, irgendwie verunsichert mich das doch. Zu wissen, dass etwas da ist, es aber nicht sehen zu können. Da fängt man an zu zweifeln und diese Zweifel bestehen nicht nur im Bezug auf meine Eltern. Wenn ich sehe, wie glücklich sie zusammen sind, frage ich mich manchmal, ob ich auch irgendwann das Glück haben werde, meine große Liebe zu finden. Ich sollte ein Mädchen heiraten, doch ich konnte sie nicht so ansehen, wie mein Vater meine Mutter ansieht. Irgendetwas hat gefehlt. Trotzdem werde ich die Hoffnung nicht aufgeben, eines Tages die Person zu finden, für die ich alles tun würde, für die ich alles aufgeben würde. Darum ist die Liebe für mich der Sinn des Lebens. Ich glaube, wenn man die große Liebe findet, jemanden, der auch für dich alles tun würde, der dich so akzeptiert wie du bist, ist man der glücklichste Mensch der Welt. Die Geborgenheit und die Gewissheit, irgendwo hinzugehören, sind die Basis einer glücklichen Beziehung. So wie bei meinen Eltern.” Stille. Oh nein, habe ich was falsches gesagt? Bevor jemand etwas sagen konnte, flog oberhalb der Sitzreihen die Tür auf. Die Studenten drehten sich neugierig um. “Sasuke”, rief Naruto erleichtert. Er vergaß die Professoren um sich herum und lief die Stufen zu dem Schwarzhaarigen hinauf. Der packte ihn am Handgelenk und zog ihn ohne ein weiteres Wort aus dem Hörsaal. “Aber Professor Manabu, wo gehen Sie denn hin?”, rief Asuma den beiden hinterher, doch weder Sasuke noch Naruto drehten sich nach ihm um. “Ich würde dir am liebsten eine scheuern”, sagte Sasuke, als sie im Flur stehen blieben. “Aber warum denn?” “Erst verschwindest du ohne etwas zu sagen und dann landest du noch in der Philosophieabteilung.” “Aber du hast mich doch im Hörsaal vergessen.” “Ich dachte, du wärst direkt hinter mir.” “Ich bin eingeschlafen und hab gar nicht gemerkt, dass du aufgestanden bist.” Eine Weile schwiegen die beiden. “Naja, jedenfalls hast du einen bleibenden Eindruck hinterlassen.” Naruto grinste. “Ich habe einen Vortrag über den Sinn des Lebens gehalten.” Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen. “Die Philosophen sind doch alle verrückt. Lass uns nach Hause gehen.” Naruto sah ihn freudestrahlend an. “Ja.” ------------------------------------------------------------------------------------------------- Und wie die Studenten den Vortrag fanden, beleuchte ich im nächsten Kapitel ;D Von 19 Monaten auf 1Monat reduziert, yay ^-^ Hm, allzu viel habe ich dieses mal eigentlich nicht zu sagen. Bezüglich der Benachrichtigungen: Ich werde wieder eine Ens-Liste anlegen, die bei den Charakterisierungen zu sehen sein wird. Sagt mir einfach Bescheid und ich setze euch auf die Ens-Liste ;D PS: Ich weiß nicht, wie beliebt Itachi und Deidara hier sind. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr, was ich vor 2 Jahren mit den beiden vorhatte, deswegen überlege ich sie ganz rauszulassen ?.? An dieser Stelle noch ein großes Dankeschön für 99 Kommis und 149 Favos ! x3 Outtakes “Was ist denn mit dem los?”, fragte Neji,als Naruto anfing, auf dem Tisch zu tanzen. Als Autorin denkt man ja manchmal über seine Geschichte nach, also habe ich den weiteren Verlauf grob skizziert. Falls Sasuke und Naruto zusammenkommen ( ;D ), gibt es doch einige Dinge, über die ich nachgedacht habe: Kakashi: So ihr beiden, da ihr jetzt zusammen seid, müsst ihr so langsam mal übers Heiraten nachdenken. Sasuke: He...heiraten?! Naruto: Oh jaaa, lass uns heiraten, Sasuke. Sasuke: Aber...aber... Kakashi: Ich werde sofort alles arrangieren. Sobald ihr dann das Königspaar seid, müsst ihr auch darüber nachdenken, die Dynastie fortzusetzen. Naruto: Was meinst du damit, Kakashi? Kakashi: Schließlich muss es auch Nachfolger geben. Naruto: Nachfolger? Kakashi: Ihr müsst über Kinder nachdenken! (Sasuke ist mittlerweile ohnmächtig und bleibt es auch für die nächsten Stunden) ;D (Ihr könnte doch Nemo adoptieren ;D) ! Juraprofessor: 3.Hokage Sarutobi Philosophieprofessor: Asuma Sarutobi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)