Schicksalhafte Begegnung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Gedanken und Erkenntnis (Raphaels Sichtweise) -------------------------------------------------------- Ich folgte dem Pfad, den ich seit Ewigkeiten kannte, war ich hier schon in meiner Kindheit entlang gegangen, auch, wenn diese schon einige Jahre hinter mir lag. So weit zurück, das die Erinnerungen bereits verblasst waren. Ich spürte die Wärme die Rachel neben mir ausstrahlte. Niemals zuvor hatte ich mich so gut gefühlt oder doch? Damals mit … Nein! Ich wollte nicht darüber nachdenken. Ich denke, der Hauptgrund, warum ich mich so fühlte war einfach: Rachels Furchtlosigkeit mir gegenüber. Normalerweise schreckten die Menschen instinktiv vor der sonderbaren Kälte die mich umgab zurück, doch sie schien es nicht zu stören. Überhaupt war sie so ganz anders, als die Frauen, die ich in meinem Leben schon gesehen hatte, mit Ausnahme einer bestimmten. Doch ich musste ehrlich zugeben, dass es mir gefiel nicht mehr so allein zu sein. War sie vielleicht doch meine Auserwählte und ich hatte es nicht gemerkt? Konnte Mary vielleicht Recht behalten? Ein erschöpftes Seufzen brachte mich wieder aus meiner Gedankenwelt zurück und ich warf einen schnellen Blick auf die kleine Frau die fast einen Meter hinter mir plötzlich stehen geblieben war. Ihre Wangen waren gerötet und ihr Atem ging ein wenig schwer. Zerknirscht ging ich ein wenig langsamer, denn ich hatte ganz vergessen, dass sie nie so eine Kondition haben konnte, wie ich sie besaß. Als sie merkte, dass ich langsamer wurde, hob sie den Kopf und lächelte mich an. In diesem Moment dachte ich nichts mehr, sondern verlor mich einfach nur in ihren wunderschönen Augen. Erst mit einiger Verzögerung nahm ich wahr, dass sie mich etwas gefragt hatte. „Sind wir bald da?“ „Es ist nicht mehr weit, aber wir können eine Pause machen, wenn du möchtest. Verzeih, ich war in Gedanken und habe nicht auf mein Schritttempo geachtet. Ich war wohl zu lange allein.“ Reue lag auf meinen Zügen und ich hörte sie auch aus meiner Stimme. Sie lächelte wieder. „Das macht doch nichts, wirklich! Aber eine Pause wäre nicht schlecht, dann kann ich einen Schluck trinken.“ Ich beobachtete Rachels Bewegungen, wie sie in die Tasche griff und eine Flasche Wasser herauszog. Jede noch so kleine Regung ihres Körpers prägte sich unauslöschbar in meinen Kopf hinein: Das Geräusch ihrer Finger, die über die Flasche glitten, das Klacken des Verschlusses, als sie ihn öffnete. Und das Schlucken ihres Kehlkopfes, als sie das Gefäß an ihre Lippen hob und in großen Zügen zu trinken begann. Meine Augen folgten einem kleinen Wassertropfen, der sich aus ihrem Mundwinkel hervor gestohlen hatte und sich nun seinen Weg über die zarte Haut ihrer Wange, über ihren schlanken Hals bis hinunter in den Ausschnitt ihres Shirts bahnte. Als der Tropfen langsam in dem Tal zwischen ihren Brüsten versickerte, war mein Kopf wie leergefegt. Ich konnte mich kaum beherrschen. Ich wollte, nein ich musste sie spüren! Ein Hunger, den ich beim Gedanken an ihr Blut verspürte, der stärker war als alles, was ich je gespürt hatte, raste durch meine Adern. Ein kühler Windstoß ließ Rachel frösteln. Diese kurze Sekunde bewirkte, dass meine Vernunft wieder die Oberhand gewann. Rachel stand neben mir mit besorgtem Blick. „Ist alles ok mit dir? Du sahst aus, als wärst du nicht du selbst.“ „Ja, es ist alles in Ordnung. Sollen wir weitergehen? In ein paar Minuten sind wir da.“ Meine Stimme verriet ein wenig von dem Kampf, der in mir tobte. „In Ordnung.“ Mehr schien sie nicht sagen zu können, denn sie zitterte immer noch ein wenig. Doch das reichte mir, um wieder etwas klarer denken zu können. Ich lächelte sie an, hob die Flasche auf und schob sie in ihre Tasche zurück, die ich ebenfalls an mich nahm. Dann nahm ich sie bei der Hand, drückte diese leicht und in dem Moment, als sie den Druck erwiderte, schoss mir in den Sinn, dass ich auf dem besten Wege war, mein Herz zu verlieren. War sie vielleicht wirklich meine Gefährtin? Mit einem warmen Gefühl im Bauch führte ich sie die letzten Meter zu unserem Bestimmungsort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)