Kaffee-Kakao-Tee von Lenokie ================================================================================ Kapitel 2: Es liegt nicht an dir, es liegt an mir - ich finde dich furchtbar. ----------------------------------------------------------------------------- „Tut mir leid, Schätzchen, aber es wird nichts aus uns.“ Brad Crawford, mit 22 Jahren der jüngste erfolgreiche Absolvent Rosenkreuz, wurde noch nie abgewiesen. „So hätte ich es natürlich gesagt, wenn du meine Ex wärst,“ fuhr sein Gegenüber unbeirrt fort, die blauen Augen spöttisch, der Mund zu einem gehässigen Grinsen verzogen, “aber als mein Ex-Chef willst du es wohl schriftlichen haben?“ Brad Crawford, der führende Psi auf dem Gebiet der Präkognition, hatte sich noch nie in seinem Urteil geirrt. „Aber nimm es nicht so zu Herzen. Es ist nichts persönliches. Im Grunde liegt es gar nicht an dir, es liegt an mir - ich finde dich furchtbar.“ Als Schuldigs Redeschwall endlich versiegte, kehrte der Besprechungsraum langsam in seinen Anfangszustand zurück. Kahl, unpersönlich, nahezu bedrohlich in seiner Gleichgültigkeit. Eine große runde Uhrscheibe maß lautlos die Zeit, die Wände in einem laut psychologischen Gutachten Vertrauenerweckend wirkendem Hellblau glotzen als unbeteiligte Zuschauer auf den stummen Kampf herab, der sich wie in einer Zeitlupe am Tisch abspielte. Crawford legte die Personalakte beiseite, eine dicke Mappe, die Untaten und Studienleistungen des jungen Telepathen zusammenfasste, und sah zum ersten Mal von den strengen schwarzen Textzeilen auf, betrachtete aufmerksam das bunte Untersuchungsobjekt, das sie beschrieben. „Wie du sicher weißt, muss ein Bewerbungsgespräch fünf Minuten dauern, wir haben also noch genau eine.“ Schuldig schlug die Beine übereinander. Gelangweilt. Noch desinteressierter als die hellblaue Wand hinter seinem Rücken. „Du wirst sterben.“ Ein weiterer psychologischer Trick? „Und ich spreche von keiner ferner Zukunft, wie sie uns alle erwartet, ganz im Gegenteil, das geschieht schon recht bald. Doch dein Tod ist mir herzlich egal,“ als ob Schuldig je daran gezweifelt hätte, „du musst nur lange genug überleben, um mir zu helfen. Egal, was du machst, in dieser Welt gibt es für dich keine Zukunft.“ Stille. Die letzten paar Sekunden flogen nun erstaunlich schnell vorbei, wie um die ersten vier Minuten aufzuholen, in denen die Zeit träge vor sich hingekrochen hatte. „Wenn du mir hilfst eine neue Welt zu erschaffen, könnte ich dich in ihr leben lassen. Die Entscheidung liegt ganz bei dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)