Die 70 Tore von NeunMephistopheles ================================================================================ Zwischen den Fronten -------------------- Langsam beruhigte sich Anns Atem wieder, auch ihr Herz raste nicht mehr so stark, wie kurz nach dem Auftauchen. Mit einem erleichterten Seufzer stand sie auf, warf einen letzten Blick auf das Meer und drehte sich um. Die Erleichterung überlebt zu haben, wich schlagartig dem blanken Entsetzen, das sich in einem schrillen Schrei äußerte. Vor ihr stand jemand - etwas - das aus einem ihrer schlimmsten Albträume entsprungen sein könnte. Der Schrei setzte nur kurz aus, jedoch nur eine sehr kurze Zeitspanne, in der Ann neuen Atem holte. Immer weiter wich sie zurück bis sie ins Stocken geriet. Hinter ihr tat sich das alles verschlingende Meer auf. Das Albtraumwesen schlurfte immer weiter auf sie zu. Ann schloss die Augen ganz fest. Weshalb hatte das Schicksal entschieden, sie nicht ertrinken zu lassen, sie zu retten und gleich darauf einem Monster auszusetzen. Da schoss ihr in einem winzigen Moment, in welchem ihr Gehin nüchtern arbeitete, in den Sinn, dass es sich hier um einen der Dämonen handeln musste! Sie hörte eine sanfte, weibliche Stimme, die zu ihr sprach, erst verstand sie den Sinn der Worte nicht, doch dann klärte sich dieser überraschend. Vorsichtig öffnete sie die Augen und an der Stelle, an welcher vor wenigen Sekunden noch der Dämon gestanden hatte, stand nun eine wunderschöne, junge Frau, nur wenige Jahre älter als Ann selbst. "Wer bist du?", fragte Ann erschrocken und starrte die bildschöne Frau an. "Und wo ist der Dämon, der mich gerade eben noch bedrohte?" Ihre Stimme wurde schrill, ihre Panik hatte sich noch nicht gelegt. "Dämon, von was sprichst du?", fragte die Frau verwundert. "Hier ist nie ein Dämon gewesen." Sie betrachtete Ann eingehend und besorgt. "Wie ich sehe, bist du aus dem Meer gekommen. Wahrscheinlich hast du dir den Kopf irgendwo angestoßen.", mutmaßte sie. "Wahrscheinlich...", sagte Ann wenig überzeugt. "Du solltest dich ein wenig ausruhen und in trockene Sachen kommen.", entschied Anns Gegenüber. Sie ergriff die blonde am Arm und zog sie mit sich. "Mein Name ist Eànn, ich wohne hier ganz in der Nähe, komm doch mit und ruh dich aus, du siehst vollkommen erschöpft aus." Obwohl Ann ein ungutes Gefühl bei der Sache hatte, war sie zu erschöpft und ging mit Eànn. Die Entscheidung Kens konnte Mike nicht nachvollziehen. Nachdem er das Mädchen hier abgeladen hatte, war er spurlos verschwunden. "Dieser verfluchte Sohn einer...!", stieß er hervor und raufte sich die Haare. "Warum muss er mich da mit hineinziehen?!" Wütend durchquerte er immer und immer weider sein Arbeitszimmer. "Wenn herauskommt, dass ich eine der vier Angels vor dem König verstecke, dann bin ich eher tot, als ich "Angel" sagen kann!" Mit einer heftigen Handbewegung fegte er die Dinge von seinem Schreibtisch hinunter. "Wir sind durch dick und dünn gegangen!", fauchte Mike. "Mehr als einmal habe ich ihm seinen königlichen Hintern gerettet und dabei mein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt! Und so dankt er es mir?!" Mike trat gegen den massiven Schreibtisch, dieser wies anschließend einen langen Riss auf, doch der schwarzaarige verzog nicht einmal das Gesicht. Einen normalen Menschen hätte es den Fuß zesplittert, doch nicht ihm. Er war ein stolzer Dämon von gar schon fast adliger Herkunft! Kein verweichlichter Sohn des Königs, wie Ken ihn perfekt repräsentierte! Ein Geräusch im Nebenzimmer erregte seine Aufmerksamkeit. Er erinnerte sich an die Worte Kens: "Wenn sie erwacht, werde ich wieder zurück sein." Verflucht, wo blieb er bloß? Ohne das geringste Geräusch zu verursachen öffnete er die Tür zum Zmmer der Angel einen Spalt breit. Noch schien sie nicht aufgewacht zu sein, doch es war, als verfolgten sie ziemlich düstere Träume. Leise schloss sich die Tür wieder. Mike lehnte sich gegen die Wand und seufzte. "Werde ich jetzt schon genauso verweichlicht wie Ken?", frage er sich leise. Er hoffte, dass sein langjähriger Freund so schnell wie möglich zurückkehrte. Mike wandte sich ab und begann die Dinge, die er vom Schreibtisch gefegt hatte, wieder aufzusammeln. Ungehalten lief sie über die wunderschön angelegten Terassen, keinen Blick an die Schönheit ihres Umfeldes verschwendend. "Was soll das heißen, er ist verschwunden?", fauchte sie gereizt. "Meine Liebe, bevor du dich wieder unnötig aufregst, hör mir ersteinmal zu.", beschwichtigte der junge Dämon in menschenähnlicher Gestalt. Doch die junge Frau dachte gar nicht daran, ihm Gehör zu schenken. "Was hat sich dieser Teufel eigentlich dabei gedacht, meine Leute hinters Licht zu führen?", ereiferte sich die Prinzessin. "Schwesterherz!", nun hatte auch der Ältere seine Geduldsgrenze erreicht. "Kathy!" Die flachsblonde Dämonin funkelte ihn aus violetten Augen an. "Was ist, Arazen?", fragte sie genervt. Dieser seufzte sichtlich entnervt auf. In dem Moment, in welchem er zum Sprechen anhob, öffneten sich die riesigen Flügeltüren der Gemächer Kathys, mit lauten Krachen schlugen sie gegen die Mauern. Erschrocken zuckte sie zurück und starrte die Person an, die sich im Schatten der Türen befand. "Katherine Chazara Del Emeroad!", die Kälte, die in diesen Worten mitschwang, ließ die Geschwister frösteln. "Was hat es zu bedeuten, dass einige deiner Soldaten meinen Spuren folgten?", verlangte er zu wissen. "Wieso griffen sie mich an, als ich sie zu Gesicht bekam?" "Ken!", stieß Kathy hervor und wich zurück. "Ich... aber ich..." Der Prinz trat würdevoll aus dem Schatten der mächtigen Türen hinaus und musterte die Prinzessin abfällig. "Du brauchst nichts mehr zu sagen. Es gibt nichts mehr, was zwischen uns zu sagen wäre!", zischte Ken. "Hiermit ist es aus, die Verlobung ist aufgelöst!" "Das Entsetzen, das sich in Kathys Gesicht bemerkbar gemacht hatte, wich nun blankem Hass. "Du wagst es mich, die Prinzssin der Westlichen Reiche, so bloßzustellen? Das wirst du bereuen!", zischte sie. Als Ken den Palast verließ, stieß er geräuschvoll den angehaltenen Atem aus. "Das wäre nun also auch geklärt.", seufzte er und wanderte zielstrebig in die Richtung des Waldes, in welchem sich die Hütte Mikes befand. Er hoffte, dass es mit Kira keine Probleme gab und geben würe, trotzdem beeilte er sich und versuchte, auf dem schnellsten Weg zu Mike zu gelangen. Wie in einem undeutlichen Albtraum gefangen kam Luisa sich vor. Sie hockte zusammengekauert an der feuchten Tunnelwand, die Augen fest geschlossen. Neben ihr befand sich der Tunnelausgang, aus dem Ann gestürzt war. "Ann, warum musstest du mich verlassen?", fragte sich die Rothaarige unter Tränen. Die schmutzigen Hände zu Fäusten geballt, schluchzte sie. Nachdem Ann nicht mehr aufgetaucht war, hatte Luisa vorgehabt, ihr nachzuspringen. Sie fühlte sich so allein gelassen, so schwach. Die Aufgabe, die ihr zuteil geworden war, hatte sie maßlos überfordert, war ihr schlichtweg über den Kopf gewachsen. Und jetzt war Ann tot, die anderen wahrscheinlich auch, und nur noch sie war am Leben. Sollte es nun ihr Schicksal sein, hier zu verhungern? Oder würde sie vorher vor Einsamkeit verrückt werden? Und sich anschließend ins tosende Meer stürzen, wo sie wahrscheinlich gegen die Klippen gestoßen wurde und daran zerschellte? Die Feuchte Kälte der Tunnelwand kroch durch die Kleidung Luisas und brachte sie dazu, die Sache nüchtern zu durchdenken. "Gut, Ann könnte ja Glück haben und irgendwo Land finden, und muss nicht zwangsläufig ertrunken sein.", sagte sie sich leise. "Und Kira und Maggie schaffen was wahrscheinlich auch, mit ihrer Situation zurechtzukommen. Sie haben genug Selbstbewusstsein und können auch am Sichersten mit ihren Kräften umgehen." Zitternd erhob sie sich. "Und wenn sie das schaffen, dann kann ich das auch, schließlich bin ich eine der vier legendären Angel! Das ist zwar jetzt leichter gesagt als getadn, doch es wird mir gelingen. Es wird mir gelingen..." Diesen Satz wiederholte Luisa wie eine Beschwörung. Sie kehrte zurück in das dunkle Labyrinth der Tunnel, auf den Lippen den einen Satz, der sie nun vorantrieb. Nur trotz siener harten Ausbildung war Akkarin noch nicht zusammengebrochen. Die Zelle schien immer enger zu werden, der feuchte, schimmelige Modergeruch immer intensiver und was am schlimmsten war, die Geräusche schienen an Lautstärke zuzunehmen. Das kaum hörbare Wispern und Raunen war mit der Zeit zu markerschütterndem Kreischen angewachsen, hinzu war ein Geräusch gekommen, das man nur mit über eine Schiefertafel gezogene Fingernägel vergleichen konnte. Keuchend lehnte sich Akkarin gegen die äußerst massive Holztür. Egal was er versuchte, die Tür war gesichert durch Dämonenmagie, und in seinem derzeitigen Zustand konnte er nichts ausrichten. "Verdammt!", flüsterte er schwach. "Wieso muss nur alles so enden? Was ist schiefgelaufen, dass das Tor augebrochen werden konnte? Seit der letzten Versiegelung sind mehr als 200 Jahre vergangen, es wurde gesagt, niemand könne dieses Tor aufbrechen, nicht einmal derjenige, der es versiegelt hatte." Fast schon hysterisch begann Akkarin zu kichern. "Dass ich nicht lache. Einen Fehler haben sie begangen, weinen wesentlichen Fehler, der nun dazu führt, das alles Leben durch die Machtgier der Dämonen vernichtet wird." Kraftlos begann er mit dem Hinterkopf gegen das Holz der Tür zu hauen. Vielleicht klärte das sein vernebeltes Hirn ein wenig. Zumindest hoffte er dies. Nicht lange danach hörte er hastige Schritte auf dem Gang. Lauschend hielt er inne. "Geht mir aus dem Weg, Abschaum!", fauchte eine weibliche Stimme eindeutig rasend vor Zorn. "Aus dem Weg, sagte ich, ihr Nichtsnutze! Und gebt mir die Zellenschlüssel!" Die genuschelte Antwort der Zellenwächter verstand Akkarin nicht, doch die weibliche Stimme, die nun deutlich am Ende ihrer Geduld war, umso besser. "Ich sagte, ihr sollt mir die Zellenschlüssel geben! Das war ein Befehl, ihr dämlichen Idioten!" Kurz darauf erklang das Geklimper von Schlüsseln und das metallene Geräusch, wenn eine der Zellentüren geöffnet wurde, was selten vorkam. Zu Akkarins maßlosem Erstaunen war es seine eigene Tür, die geöffnet wurde. "Beweg deinen unnützen Hintern, Magier!", befahl die junge Dämonin barsch. "Vielleicht wird er dir noch nützlich sein!" Taumelnd erhob sich Akkarin und sah auf eine berauschende Schönheit hinunter. "Akkarin, nicht wahr? Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.", sagte die Frau ironisch und stieß ihn vor sich her durch den schmalen hohen Gang. "Ich habe eine Aufgabe für dich, wenn du diese erfolgreich ausführst, bewirkt sie deine Freilassung." Zweifelnd starrte Akkarin die Dämonin an. Das erste, was er in Bezug auf Dämonen gelernt hatte, war, dass man ihnen nicht über den Weg trauen konnte, egal, was sie sagten und versprachen. "Und auch, wenn du jetzt denkst, einen Dämon kann man nicht trauen, tu es lieber, denn wir lügen nicht. Wir können nicht lügen.", erklärte sie ungeduldig. "Jetzt komm!" Sie zerrte ihn durch die gesamten Kerkeranlage, so kam es Akkarin vor. Wie er bemerkte, wurde es auch wieder wärmer. Sie gelangten in einen kleinen, schwach beleuchteten Raum. "Was zum Teufel nochmal habt Ihr mit mir vor?", fragte Akkarin und beobachtete seine Umgebung aufmerksam. "Du wirst in meinem Namen einen Auftrag ausführen.", klärte die Dämonin ihn auf und sah sich dabei ebenfalls aufmerksam um. Akkarin wandte seinen Blick überrascht ihr zu. "Was für einen Auftrag? Und warum ich?" "Ich habe dich ausgesucht, weil dieses Reich hier nur dumme, trottelige, hirnlose Dämonen beherbergt. Du bist der Einzige, den ich schicken kann, der verlässlich ist.", seufzte sie. "Nun gut, ich habe neue Kleidung besorgt, diese, die du trägst, stinkt bis zum Himmel. Zieh dich um!" Akkarin fing das Bündel Kleider auf, welches sie ihm zuwarf. Er hatte bemerkt, dass die Dämonin noch nichts direkt über den Auftrag gesagt hatte. Doch er zog sich gehorsam um. Ihm war klar, dass sein Schicksal hier gerade auf Messers Schneide lag. Vielleicht konnte er sie überzeugen, den Auftrag anzunehmen und dann bei der erstbesten Gelegenheit zu fliehen. "Denk nicht mal dran.", knurrte die Dämonin und ließ ihre Fangzähne aufblitzen. Sie hatte ihn die ganze Zeit eingehend beobachtet, wurde Akkarin nun klar. "Hier ist der Auftrag.", sie reichte ihm eine Rolle versiegeltes Pergament. Zögernd starrte der schwarzhaarige auf die Rolle, dann schluckte er und brach das Siegel. Nichts, was er erwartete, trat ein. Vorsichtig entrollte er das Pergament und las. Als er von seinem Auftrag wieder aufsah, war er kreidebleich im Gesicht. "Mit dem Bruch des Siegels bist du mir verpflichtet, solange, bis du den Auftrag ausgeführt hast.", erklärte die Dämonin lächelnd. "Niemand kann das Dämonenreich jetzt noch verlassen, die Grenzen sind versiegelt." Mit einem Lachen wandte sie sich um und verschwand in der Dunkelheit. "Niemand wird dich behelligen, wenn du den Auftrag der Prinzessin Katherine des Westlichen Reiches vorzeigst.", die Stimme schien von überall her zu kommen, dann ergriff Akkarin ein Gefühl von eisiger Kälte und Einsamkeit. Er starrte auf den Brief und schluckte abermmals. Sein Auftrag war es von jetzt an, den Kronprinzen des Hochkönigs umzubringen. Als Kira erwachte, fand sie sich in einem fremden Zimmer wieder. Das Bett, auf dem sie lag, war hart und unbequem. Ihr schmerzte der Rücken. Sie erinnerte sich nicht, wie sie herhergekommen war, nur noch daran, daass sie mit Ken geredet hatte, dann verließ ihr Gedächtnis sie. Einige Minuten versuchte sie sich noch daran zu erinnern, was geschehen war, doch erfolglos. Kira erhob sich und wurde sich ihres schmerzenden Nackens gewahr. Auch daran konnte sie sich nicht mehr erinnern, wieso er so schmerzte. Ihr Blick durchsuchte das Zimmer, doch es war sehr spartanisch eingerichtet. Außer dem Bett befand sich noch ein kleiner Tisch in der Gegenüberliegenden Ecke mit einem dazugehörigen Stuhl und ein Fenster. Kira ging dorthin und sah nach draußen. Vor dem Fenster breitete sich ein düsterer, verschlungener Wald aus. "Wo bin ich hier bloß gelandet?", fragte sie sich leise ung ging vorsichtig zur Tür, welche sie einen Spalt breit öffnete. Sie hörte zwei Stimmen. Hastig presste sie eine Hand auf den Mund. Gerade wurde sie Zeugin eines sehr heftigen Streites zwischen zwei etwa gleichaltrigen jungen Männern, und einer von ihnen stellte sich als Ken heraus. "Was hast du getan?!", fragte der schwarzhaarige entrüstet. "Erst kommst du hier mit einer Angel an, lädst sie bei mir ab und verschwindest wieder, dann kommst du nach ewiger Zeit zurück und erklärst mir seelenruhig, dass du deiner Verlobten ein Brett vor den Kopf gehauen hast, genauso, wie du die Verlobung aufgelöst hast, ohne dass deine Eltern, besonders der Hochkönig davon weiß, und dann forderst du, dass ich mit dir flüchte?" "Hey, Mike, jetzt dreh mal nicht ab, schließlich habe ich auch mehr als einmal deine Familie vor meinem Vater beschützt und ohne mich hättet ihr den Stand des Adels nicht inne. Außerdem bist du mir noch einen Gefallen schuldig. Und nocheinmal zu der Sache mit Kathy, sie ist selbst schuld, dass ich die Verlobung löste. Sie scheint mir nicht zu vertrauen und schickte mir Soldaten hinterher, und vorhin berichtete ein Beobachter, was sich in den Kerkern der Festung abgespielt hat. Sie jagt mit einem Auftragskiller hinter mir her.", die Stimme Kens blieb ruhig wärend er das erzählte. "Sie hat was?!", fragte Mike mit großen Augen. Dann schüttelte er den Kopf und sagte mehr zu sich als zu Ken:"Sie hat ihm also den Krieg erklärt. Das bleibt sicherlich nicht ungerächt..." Kira wandte sich ab. Sie hatte genug gehört. Leise schloss sie die Tür wieder und lehnte sich kraftlos an sie. Kurz darauf klopfte es an der Tür. Kira wich schnell zum Fenster zurück und sah hinaus. Als Ken eintrat, drehte sie sich um. Sie hatte sich vorgenommen, ihn unvoreingenommen zu betrachten, doch als sie ihn dann sah, erschien ihr das unmöglich. Er war wirklich hinreißend. Sie biss sich auf die Lippe und beobachtete Ken, wie er näher zu ihr trat. "Wie geht es dir?", fragte er leise. Kira senkte den Kopf und rieb sich den Nacken. "Mir geht es gut. Wo sind wir hier?" "In meiner Heimat. Komm mit, ich will dir jemanden vorstellen." Mit diesen Worten zog er Kira durch die Tür. Eànn hatte Ann eine Schlafmöglichkeit gezeigt und nachdem sich das Mädchen schlafen gelegt hatte, war sie selbst hinausgegangen und traf sich mit ihrem Geliebten. "Eànn, du siehst erschöpft aus, was ist geschehen?", fragte der hochgewachsene Mann mit den langen, grünlich schimmernden Haaren. Er nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. "Du bist vollkommen durch den Wind meine Liebe." Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und seufzte. "Wenn du wüsstest, Alaîn, aber ich erzähle es dir alles in Ruhe." Gemeinsam stiegen sie durch das hohe Gras, bis Eànn einen passenden Platz gefunden hatte, dort setzte sie sich hin und wartete bis auch Alaîn Platz nahm. Sie sah in den wolkenlosen blauen Himmel auf, dann wandte sich ihr Blick Alaîn zu, der geduldig neben ihr wartete, dass sie zu sprechen begann. "Mir ist heute jemand begegnet. Ich weiß nicht, ob es ein Segen oder ein Fluch sein wird.", begann Eànn. "Es ist ein Mädchen, das aus dem Meer stieg. Ich hatte eine Weile das Meer von den nahegelegenen Felsvorsprüngen beobachtet, da sah ich sie, hilflos im Wasser treiben. Anscheinend mit letzer Kraft gelang es ihr, sich an Land zu bringen. Ich bin ihr begegnet, in meiner wahren Gestalt, sie hat sich zu Tode erschrocken, doch ich konnte es gerade noch rechtzeitig korrigieren. Sie ist jetzt der Ansicht, sie habe mich nicht gesehen." Die blauhaarige hielt kurz inne, bevor sie weitersprach. "Sie ist kein Dämon, auch kein normaler Mensch. Ann ist eine der Vier Angels..." Stille breitete sich aus. Alaîn sah überrascht aus, doch nicht im Mindesten entsetzt oder gar mordlustig, wie es einige Dämonen wurden, die auch nur den Begriff "Angel" hörten. "Ah, also hat es eine der vier Angels in dieses verfluchte Reich verschlagen. Das könnte alles noch ziemlich interessant werden." Eànn sah fragend zu ihm. "Nun ja, nach meinen Informationen hat der Kronprinz seine Verlobung mit der Prinzessin Katherine aufgelöst. Außerdem heißt es, ist er wieder einmal untergetaucht. Niemand hat eine Ahnung davon, wo er sein könnte. Und das Gerücht geht herum, dass sich noch ein fremdes Mädchen in diesem Reich herumtreibt.", berichtete Alaîn ernst. "Und einem Gefangenen soll die Fluchht aus der Festung gelungen sein." Bevor er weitersprach hielt er inne und lauschte. Ruckartig stand er auf und huschte ins Gebüsch. Nur wenige Sekunden später tauchte er mit Ann wieder auf. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, weil Alaîn ihr den Arm auf den Rücken gedreht hatte. Eànn war aufgesprungen und hastete zu ihnen. "Wollte da jemand lauschen?", fragte der blauhaarige scharf und ließ Ann los. "Wer - was seid ihr?!", wollte sie wissen und wich vor den beiden zurück. "Ann, bitte beruhige dich und lass mich erklären. Du kommst hier sowieso nicht weg ohne Hilfe, also kannst du genauso gut erst einmal zuhören.", sagte Eànn bestimmt. Ann zögerte, dann nickte sie knapp. Sie setzte sich in einigem Abstand zu den beiden Dämonen in das hohe Gras und sah fast erwartungsvoll zu Eànn. "Gut, fangen wir mal an...", murmelte Eànn leise und hob dann die Stimme. "Du bist hier verwunderlicherweise im Dämonenreich gelandet. Dass ich dich gefunden habe, und nicht einer der anderen Dämonen ist wahrhaftig dein Glück, denn sonst wärest du schon längst nicht mehr am Leben." Ann sog scharf die Luft ein, ein Gefühl sagte ihr, dass sie den Worten der Dämonin Glauben schenken konnte. "Ich habe mich ja schon vorgestellt, dies hier ist mein Geliebter und Lebensgefährte, Alaîn. Gemeinsam mit vielen anderen verfolgen wir ein und dasselbe Ziel. Die Schreckensherrschaft des Königsclans enden zu lasssen. Du bist eine der Vier Angels, nicht wahr?" Als Eànn dies sagte, blickte Ann unbehaglich zu Alaîn. "Keine Sorge, er weiß darüber schon längst Bescheid.", beschwichtigte die blauhaarige Dämonin. Ann nickte und bedeutete ihr weiterzuerzählen. "Und du bist nicht allein hier, das hat sich schon herausgestellt. Sind alle vier Angels im Dämonenreich?", fragte Eànn besorgt nach. "Ähm..., ich glaube, ja.", antwortete Ann leise und besorgt. Sie dachte nun an ihre drei Mitstreiterinnen und Akkarin. "Das ist nicht gut. Sie wissen nicht, wo sie sind, nicht wahr?", hakte Alaîn nachdenklich nach. Abermals nickte Ann. "Wir wurden getrennt. In dem Tunnellabyrinth, doch ich habe nicht die geringste Ahnung, wo sie sein könnten.", sagte sie leise und senkte den Kopf. "Wir werden sie schon vor den niederen Dämonen finden.", sagte Eànn beruhigend und nickte Alaîn knapp zu, der sich lautlos erhob. "Ich werde sie mit einigen meiner Leute suchen gehen.", sagte er und verschwand genauso lautlos, wie er sich erhoben hatte. "Alles wird wieder seinen richtigen Lauf finden...", sagte Eànn leise. 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