Eisblumen von julien (Kai x Julian) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Eisblumen FSK: 12 (Fluff) Bands: the GazettE & Lovex Pairing: Kai x Julian Request: Glitter (auf ff.de) Bedingung der Challenge: AU; Wörter, die vorkommen müssen: Schnee, Schal, Kerzen, heißer Kakao, warten. KEIN Weihnachten, KEINE Teenfic. Disclaimer: Kai und Julian gehören sich selbst, ist alles nie passiert und die beiden wissen unter Garantie nicht mal von der Existenz des anderen. A/N: Titel, Pairing, FSK und Bedingungen wurden von Glitter vorgegeben und ich musste sehen, was ich draus mache. Wer Julian nicht kennt, sollte hier mal reinschauen: http://www.mediakirjasto.com/pics/gallery/LovexV2.jpg (der Mensch ganz rechts) bzw http://www.mediakirjasto.com/pics/gallery/Lovex012007.jpg (ganz links) oder aber www.lovex.fi _______________________________________________________________________ Eisblumen Fasziniert betrachtete Kai die kleinen Eiskristalle, die sich an der Innenseite des Fensters gebildet hatten und in der untergehenden Sonne sanft in verschiedenen Farben glitzerten. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er zum letzten Mal Eisblumen gesehen hatte. Wahrscheinlich in seiner Kindheit, als er noch öfter bei seinen Großeltern auf dem Land gewesen war, doch in den letzten Jahren war er immer seltener zu Besuch gekommen. Viel zu hektisch war sein Leben in der Großstadt, er hatte sich nur wenig Zeit für Familie und Freunde genommen, doch nun, wo der Jahreswechsel bevorstand, hatte er sich dazu entschlossen endlich wieder herzukommen. Das Haus, in dem seine Großmutter lebte, war klein und alt, die Fensterscheiben hielten kaum die Kälte ab und Kai fühlte, wie sich etwas kalte Luft von draußen durch undichte Stellen in das eigentlich warme Zimmer stahl. Nicht zuletzt dadurch bildeten sich die Kristalle, die sich sehr langsam, aber dennoch merklich über das gesamte Fenster ausbreiteten. Kai wusste, dass in ein paar Stunden das ganze Fenster bedeckt sein würde, doch es störte ihn nicht. Vorsichtig strich er mit dem Finger über die kratzigen Kristalle, vereinzelt schmolz das Eis und legte das Fenster wieder frei, wo seine Fingerkuppe zu lange verweilt war. Er hätte hier ewig stehen und dieses Schauspiel beobachten können. In gewisser Weise machte es ihn aber auch melancholisch und erinnerte ihn an das moderne, aber dennoch sterile und kalte Tokyo, in dem man so etwas nicht mehr zu sehen bekam. Die mehrfachverglasten Fenster der Metrople ließen die Bildung von Eiskristallen nicht mehr zu, aber wahrscheinlich hätte Kai ohnehin nicht die Zeit gehabt sie zu bemerken, geschweige denn sie als so schön zu empfinden, wie er es gerade tat. Es ärgerte ihn schon immer, wenn er morgens die Fensterscheiben seines Autos freikratzen und dafür früher aufstehen musste, damit er nicht zu spät zu Arbeit kam. Doch jetzt hatte er alle Zeit der Welt und musste sich um nichts kümmern, konnte stundenlang hier stehen, wenn er es wollte. Er wusste, dass seine Großmutter einsam war, seit ihr Mann, Kais Großvater, vor einigen Jahren gestorben war. Dennoch schaffte er es nicht sie öfter als einmal im Jahr zu besuchen, wenn überhaupt. Dass er jetzt hier stand, hatte auch noch einen anderen Grund. Er war nicht alleine gekommen. Er hatte seinen Freund mitgebracht, der vor zwei Jahren nach Japan ausgewandert war, aber dennoch nicht viel mehr als Tokyo gesehen hatte. Kai hatte Julian das ländliche Japan abseits der hektischen Großstadt zeigen wollen, wo Japanische Traditionen und Bräuche noch einen höheren Stellenwert hatten. Seine Großmutter hatte sie beide mit offenen Armen empfangen, glücklich darüber, dass ihr Enkel jemanden mitgebracht hatte, den er mochte. Sie wusste nicht, wie nah er und Julian sich wirklich standen, aber das war auch eigentlich unwichtig. Vielleicht hatte sie es auch schon längst selbst bemerkt, doch Kai wollte sie nicht unnötig aufregen und damit ein gesundheitliches Risiko provozieren. Er liebte seine Großmutter, genauso liebte er auch Julian, aber das waren zwei verschiedene Welten, die aufeinander prallten, unterschiedliche Generationen und er wusste, dass man gewisse Dinge unter bestimmten Umständen besser für sich behielt. Momentan gab es sowieso anderes, um dass er sich dringender kümmern musste. Julian schlief nun schon seit einigen Stunden. Er war am Morgen mit hohem Fieber, Kopf- und Halsschmerzen aufgewacht, hatte sich gar nicht bewegen können und lediglich etwas heiße Suppe zu sich genommen, die Kai ihm vorsichtig eingeflößt hatte. Von der Krankheit erschöpft, war er wieder eingeschlafen, vorher aber noch Kai mit Tränen in den Augen angesehen und sich dafür entschuldigt, dass er ihnen den ersten gemeinsamen Urlaub versaut hatte. Kai hatte ihm versichert, dass es ihm nichts ausmache und es sowieso nicht Julians Schuld war, dass er ausgerechnet jetzt krank wurde. Außerdem wusste er selbst wie sehr Julian sich auf die Zeit bei Kais Großmutter gefreut hatte. Julian ließ es sich zwar nicht anmerken, aber Kai wusste genau, dass er seine relativ großen Familie schrecklich vermisste, die nach wie vor in Finnland lebte und die er nur einmal im Jahr besuchte. Umso mehr hatte er sich gefreut, als Kai vorgeschlagen hatte, ein paar Tage bei seiner Großmutter zu verbringen. Obwohl es nicht seine eigene Familie war, gab es ihm dennoch das Gefühl von Geborgenheit. Und dennoch, Julian war schon so etwas wie seine Familie geworden. Er konnte sich sein Leben ohne den dunkelhaarigen Finnen nicht mehr vorstellen. Kai war so viele Jahre über allein gewesen, hatte gesucht, doch nie gefunden und plötzlich war er da gewesen, fast noch ein Junge und unglaublich schüchtern. Julian hatte damals kaum Japanisch gesprochen und Kais Englischkenntnisse waren auch nicht die besten gewesen, als er ihn durch einen gemeinsamen Freund, der mit Julian studierte, kennen gelernt hatte. Trotzdem hatte er alles daran gesetzt, um mehr Zeit mit Julian zu verbringen, auch wenn er anfangs selbst nicht so genau wusste wieso eigentlich. Er hatte ihm Tokyo fernab von den bekannten Touristenplätzen gezeigt, hatte Stunden damit verbracht ihm mit der Sprache zu helfen und sich in der fremden Kultur zurecht zu finden, war für Julian da gewesen, wenn er Heimweh hatte und alles hinschmeißen wollte. Ihr erster Kuss war aus einer eigentlich ganz banalen Situation entstanden. Kai hatte Julian zu sich nach Hause eingeladen, um ihm beizubringen, wie man mit Stäbchen aß und hatte sich richtig viel Mühe mit dem Essen gegeben. Die einzige Gabel, die er besaß, hatte er vorsichtshalber versteckt und auch nicht nachgegeben, als Julian fast verzweifelt war. Ständig fielen ihm entweder die Stäbchen aus der Hand, oder aber das Essen, bevor er dieses in den Mund schieben konnte. Kai fand die ganze Sache mehr als lustig, erbarmte sich aber schließlich und zeigte Julian, wie man die Stäbchen richtig halten musste. Dabei setzte er sich neben ihn, und legte seine Hand um die von Julian, um seine Finger in die richtige Position zu drücken. Und tatsächlich, Julian schaffte es einen beachtlichen Happen mit den Stäbchen zu greifen, doch Kais Blicke waren in der Zwischenzeit an Julians leicht geöffneten Lippen hängen geblieben und bevor der Finne die Stäbchen überhaupt zum Mund führen konnte, hatte Kai der Versuchung nachgegeben und ihn einfach geküsst. Julian hatte den Kuss erwidert, zum Essen waren sie an diesem Tag nicht mehr gekommen. Oft erinnerte sich Kai beim Essen daran, wie alles angefangen hatte und manchmal fragte er sich, ob es Julian wohl genauso ging und er daran zurück dachte, wenn er seine Esstäbchen, mittlerweile routiniert, in den Händen hielt. Ihre Beziehung war nur langsam gewachsen, so wie die Eisblumen, die sich auch nur gemählich auf der dünnen Scheibe ausbreiteten, aber er konnte ehrlich sagen, dass er Julian liebte. Es machte ihm nicht mal etwas aus, dass Julian momentan alles andere als schön anzusehen war. Seine dunklen Haare waren verschwitzt und hingen ihm wirr ins gerötete Gesicht. Auf der Stirn hatte er ein feuchtes Tuch liegen, das das Fieber senken sollte und um den Hals war ein dicker Schal geschlungen. Seine Nase lief und die Lippen waren rissig, aber es war egal, denn Julian war bei ihm und das war alles, was zählte. „Kai?“ Julians Stimme war brüchig und durch die Krankheit belegt, riss Kai dennoch aus seinem Trance. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Julian aufgewacht war, so versunken war er in seine Gedanken gewesen. Er realisierte auch jetzt erst, dass es wieder begonnen hatte in dicken Flocken zu schneien und der Neuschnee schon wieder die Fußspuren bedeckt hatte, die der Arzt, der extra gekommen war, um nach Julian zu sehen, am Morgen hinterlassen hatte. Mittlerweile war es fast dunkel, auch hier im Zimmer. Lediglich zwei kleine Kerzen, die auf einem Tischchen bei Julian standen, spendeten noch etwas warmes Licht. „Hey, du bist ja wach. Geht es dir besser?“ Er wandte sich vom Fenster ab und ging einige Schritte auf seinen Freund zu, kniete sich neben ihn auf den Futon und legte prüfend eine Hand auf seine Stirn. Das Fieber war immer noch nicht gesunken. „Nein!“ Julian schniefte und sah ihn aus glasigen Augen an. Kai bemerkte jetzt erst, dass ein paar Tränen über Julians Wangen liefen. „Hey, nicht weinen!“ „Aber es geht mir so schlecht!“ Wie zur Untermalung seiner Worte musste er in genau diesem Augenblick heftig niesen. Kai reichte ihm ein Taschentuch, damit er sich die Nase putzen konnte und nahm selbst eins, um Julians Tränen wegzuwischen. Seine sonst so strahlenden blauen Augen waren trüb und durch die geschwollenen Augenlider zu kleinen Schlitzen verengt. Man sah ihm wirklich an, dass es ihm nicht gut ging. „Dein Fieber ist immer noch sehr hoch. Du musst mehr trinken, damit es sich senkt. Ich geh dir was holen, okay?“ „Okay. Ich werde hier warten!“ Mit diesen Worten grinste Julian schief und zog sich die Decke bis unter sein Kinn, schloss die fiebrigen Augen wieder, während Kai aufstand und in die Küche ging. Wenige Minuten später kam er mit zwei dampfenden Tassen heißem Kakaos wieder. Er wusste, dass er Julian lieber einen Tee hätte machen sollen, doch Julian liebte Kakao über alles und Kai hatte ihm eine Freude machen wollen. Tee konnte er auch später noch trinken. „Danke, du bist toll!“ Glücklich nahm Julian das heiße Getränk in Empfang und nippte vorsichtig daran. Kai setzte sich zu ihm und legte einen Arm um ihn, während er selbst seinen Kakao trank. „Hey, du zitterst ja!“, stellte er daraufhin fest. „Soll ich dir noch eine Decke holen? Oder eine Wärmflasche?“ „Nein, eigentlich ist mir totel heiß. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Muss am Fieber liegen! Ich hasse es krank zu sein!“ Julian zog eine Schnute, was Kai fast schon wieder lustig fand und nur mit Mühe konnte er sich ein Schmunzeln verkneifen. „Morgen geht’s dir bestimmt wieder besser!“, meinte er zuversichtlich und stellte die beiden geleerten Tassen wieder weg, rutschte zu Julian auf den Futon und nahm ihn in seine Arme. Er riskierte zwar, dass er sich ansteckte, aber er wusste, dass es seinem Freund gut tat, wenn er hier mit ihm lag. Julian schloss genießend die Augen. „Jetzt geht’s mir schon viel besser!“, murmelte er und vergrub sein Gesicht in Kais Halsbeuge. Dieser ließ es lächelnd gewähren und streichelte über Julians Rücken. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm schließlich, dass es Zeit war Julian seine Medizin zu geben. Vorsichtig löste er sich von ihm, was dieser mit einem Grummeln quittierte. Kai ließ sich nicht beirren und griff zu dem dunkelbraunen Arzneifläschchen und dem dazugehörigen Plastiklöffel, zählte die Tropfen ab und wandte sich schließlich seinem Freund zu, um ihm das Mittel zu verabreichen. Julian allerdings presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. „Ich dachte es geht dir so schlecht. Wenn du deine Tropfen nicht nimmst, wird sich das auch nicht so schnell ändern!“, erklärte Kai ernst und führte den Löffel zu Julians Lippen, doch dieser lenkte immer noch nicht ein. Er rutschte ein Stück nach hinten und hob schützend eine Hand vor seinen Mund, damit Kai ihm nicht einfach den Löffel in den Mund stecken konnte. „Die schmecken total bitter. Kannst du nicht etwas Zucker drauf tun? Bitte?“ Flehend sah er ihn an, doch Kai schüttelte den Kopf. „Nein, in der Packungsbeilage steht, dass man die Tropfen nicht mit Zucker einnehmen darf.“ „Aber ich krieg die so nicht runter!“, jammerte Julian und verzog das Gesicht. „Dann machen wir es eben so!“, sagte Kai, beugte sich nach vorne und drückte einen Kuss auf Julians Lippen. „War das süß genug?“ Julian kicherte und nickte. Tatsächlich öffnete er den Mund und ließ sich widerstandslos die Medizin verabreichen, verzog nur kurz das Gesicht, als er die bitteren Tropfen schmeckte und anschließend einen Schluck Wasser nachspülte, spitzte dann aber wieder seine Lippen. Amüsiert betrachtete Kai seinen Freund, er wusste natürlich, was dieser wollte, aber ihm dies so einfach zu geben, wäre ja langweilig und so machte er Anstalten aufzustehen. Sogleich krallte sich Julian in seinem Arm fest. „Hey, nicht gehen. Ich krieg noch einen Kuss! Und du sollst sowieso bei mir bleiben! Seit du hier bist, geht es mir schon besser. Du bist viel besser als die Medizin!“ „Du kriegst noch einen Kuss? So? Und wieso das?“ „Kai, sei nicht so gemein. Ich bin doch krank!“, schmollte Julian. „Und genau deswegen sollte ich dich auch nicht küssen!“, erklärte Kai, beugte sich dann jedoch wieder zu seinem Freund und presste ihre Lippen kurz aufeinander. „Morgen bin bestimmt ich krank.“ murmelte Kai, als Julian ihn in eine für seine kränkliche Verfassung doch recht feste Umarmung zog und seinen Kopf auf Kais Brust bettete „Dann kümmer ich mich um dich!“ Kai lächelte und hauchte noch einen Kuss auf Julians Stirn, bevor auch er seine Arme um seinen Freund legte. Ob er nun krank wurde oder nicht, war eigentlich auch egal, solange er hier mit Julian liegen konnte. Was um sie herum passierte, zählte nicht und so merkte auch niemand, dass die Eisblumen mittlerweile das ganze Fenster bedeckten und die beiden Liebenden so in ihrer eigenen kleinen Welt, in die niemand einzudringen vermochte, einschlossen. *Ende* Hosted by Animexx e.V. 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