Reunion von MichiruKaiou (Die letzte Instanz) ================================================================================ Prolog: Alabastia, die zerstörte Stadt -------------------------------------- Eine Welt versinkt in Angst und Schrecken, ein einziges Bild der Verwüstung. Team Rocket hat sich wieder erhoben, Team Aqua und Team Magma sind nun Verbündete. Wie der Phönix aus der Asche sind sie wieder auferstanden und mit einem Schlag war alles vorüber. Keiner hatte es kommen sehen... ~*~ Reunion – Alabstastia, die zerstörte Stadt Oder: Ungewissheit ist eine Plage ~*~ Alabastia, in den Ruinen von Prof. Eichs Labor Der Anblick schmerzte. Nichts sah mehr so aus, wie es einmal war. Das Pokémon Areal lag brach, alle Pokémon waren geflüchtet oder wurden gefangen genommen. Und das Labor. Es war ein einziger Trümmerhaufen, hier lag kein Stein mehr auf dem anderen, so viele Bomben mussten hierauf abgefeuert worden sein. „Großvater...“, ein junger Mann mit braunem Mantel, die Kapuze über den Kopf geschlagen, kniete sich mit einem Bein nieder und nahm ein Stück Trümmer in die Hand, es könnte einmal eine Fußbodenfliese gewesen sein, „Es tut mir so Leid Großvater, ich hätte hier sein müssen, ich hätte unsere Stadt und dich beschützen müssen.“. Er drückte das Stück Gestein fest in seiner Hand, eine Blutspur rann durch die Innenseite und ein roter Tropfen fiel zu Boden. Das Stückchen Fliese folgte noch zerbröselter und der junge Mann erhob sich wieder. Wie hatte es nur so weit kommen können? Hatte man es wirklich nicht vorhersehen können, kam es so unerwartet? Alles ging so schnell, die Anschläge kamen Schlag auf Schlag und jeder traf sein Ziel. Wer hatte überlebt, wer konnte entkommen und wer war den Anschlägen zum Opfer gefallen? Keiner wusste es genau. Doch diesen Verbrechern musste Einhalt geboten werden, sonst würde die ganze Welt zugrunde gehen. Deshalb konnte er nur hoffen, dass sein Plan funktionieren würde. Hier, in den Ruinen des Labors, würde er warten. Warten auf die, die hoffentlich bald kommen würden. Alabastia, vor dem einstigen Haus der Ketchums „Ich glaube es einfach nicht...“, mehr konnte er zu diesem Anblick nicht sagen. „Pika.“, das Pikachu auf seiner Schulter wollte ihn trösten, auch wenn es selbst mit einem traurigen Blick gezeichnet war. Beide wussten, dass sie nicht zu viel erwarten durften, denn über die Zerstörung von Alabstia wurde lang und breit in den Nachrichten berichtet, es war eines der ersten Ziele der Anschläge gewesen. Team Rocket hatte neue Waffen entwickelt, mit denen sie die Häuser zerstörten, eine Armee von Pokémon hatte die Bevölkerung vertrieben. Doch was war aus all den Menschen geworden, die hier gelebt hatten? Keiner konnte sagen, wie viele die Anschläge von vor gut einer Woche überlebt hatten. Wenn Flüchtige befragt wurden, gab keiner zu, aus Alabastia zu stammen aus Angst, sie würden verfolgt werden. Die Heimatstadt von Prof. Eich und von vielen talentierten Pokémontrainern wurde ausgelöscht, damit sie keine Gefahr mehr darstellen konnte. Nun stand er hier, auf dem kleinen Kiesweg, der zu seiner Haustür führte. Doch die Haustür war nicht mehr da, denn es gab kein Haus mehr, welches eine Tür gebraucht hätte. Dieses Bild war überall in der kleinen Stadt zu sehen, nichts erinnerte mehr an die einstige Idylle, die hier geherrscht hatte. „Was ist nur aus allen geworden? Mum, wo steckst du?“, sprach der junge Mann zu sich selbst, die Trauer in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Das werde ich Team Rocket niemals durchgehen lassen.“, knirschte er und ballte die Hände zu Fäusten, „Wir werden sie wieder vertreiben wie vor drei Jahren, aber dieses Mal endgültig, gemeinsam schaffen wir es.“, dabei wandte er seinen Blick zu dem ehemaligen Labor von Prof. Eich. „Lass uns gehen Pikachu.“, entschieden machte sich der Trainer auf den Weg zu seinem Ziel. „Lange nicht gesehen.“, begrüßte der junge Trainer mit seinem Pikachu den Kapuzenmann, wohl wissend, wen er vor sich hatte. „Ich hatte gehofft, dass dich mein Brief erreichen würde, ich bin froh, dich hier zu sehen.“, der junge Mann wandte sich ihm zu. „Hast du gedacht, ich würde bei so einer Aktion nicht mitmachen?! Das lass ich mir doch nicht entgehen!“, bekräftigte der junge Trainer. „Ganz der Alte.“, grinste er und strich sich die Kapuze vom Haupt, „Genau darauf habe ich gesetzt Ash.“. Dieser grinste ebenfalls. „Du hast dich wohl auch kaum verändert, was Gary?!“. Für eine kurze Weile hörte man nur den Wind zwischen den beiden Männern vorbei ziehen, bevor die Stille nicht mehr zu ertragen war. „Weißt du, was aus den Bewohnern geworden ist? Wie geht es meiner Mutter und Prof. Eich?“, Ash konnte sich nicht mehr zurück halten. Er war ohnehin auf dem Weg nach Alabastia gewesen, als Garys Nachricht ihn erreicht hatte. Nachdem er von der Katastrophe gehört hatte, wollte er sich selbst überzeugen. Leider war es noch viel schlimmer, wie es berichtet wurde. Gary sah die gleiche Trauer und Bitterkeit in Ashs Augen, die er selbst verspürte, aber noch ein Gefühl hatten sie gemeinsam: Ungewissheit. Auf Ashs Fragen konnte er nur den Kopf schütteln, denn er wusste auch nicht mehr. Ashs Gesicht verdunkelte sich augenblicklich, er hatte diese Antwort erwartet, sich aber eine andere ersehnt. „Wer wird denn noch kommen?“, fragte er schließlich Gary. „Ich weiß es nicht, von dir habe ich die einzige Antwort schnell genug erhalten, so dass ich noch weitere Nachrichten an die von dir genannten Personen schicken konnte. Danach bin ich ebenfalls abgereist, ich weiß nicht, wer sich eventuell noch gemeldet hat. Aber meine Partnerin im Labor wollte noch ein paar Tage länger bleiben und auf die restlichen Porentas warten.“, erklärte er. „Wieso hast du die Nachrichten eigentlich mit Porenta verschickt, wäre eine E-Mail nicht einfacher und schneller gewesen?“, fragte Ash ein wenig verwirrt. „Damit Team Rocket oder Team Aqua und Team Magma am Ende davon erfahren? Nein danke. Die überwachen doch mittlerweile fast alles, bestimmt können auch Nachrichten und Telefonate abgefangen werden, um Rebellionen vorzubeugen.“. „Da ist was dran.“, grübelte Ash überzeugt, „Aber hast du denn so viele Porentas?“. „Die Porentas auf unserer Laborinsel sind unsere Freunde und waren bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Wenn sie ihre Nachrichten überbracht haben, soll die Insel allerdings evakuiert werden.“. „Also denkst du, dass es dort auch nicht mehr sicher sein wird?“. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie erfahren, dass dort ein Labor für Pokémonforschung ist.“. „Ich hoffe, dass noch mehr zu uns stoßen werden.“, sagte Ash und hatte bereits Personen im Kopf, auf die er hoffte, dass sie kommen würden. „Ich auch, denn wir zwei sind doch recht dürftig.“, stimmte Gary zu, „Aber ab jetzt können wir nur warten, wer sich noch unserer Sache anschließt. Sie haben noch drei Tage, bevor wir aufbrechen.“. Ash nickte stumm. Gary hatte angekündigt, wie lange hier auf Verbündete im Kampf gegen diese verbrecherischen Teams gewartet werden würde. Verbündete aus allen Regionen, Freunde, denen sie auf ihrer Reise begegnet waren. Aber egal wie viele noch kommen würden, hätten sie überhaupt eine Chance, die Terrorherrschaft von Team Rocket, Team Aqua und Team Magma zu beenden? Kapitel 1: Verbündete sammeln sich ---------------------------------- Kanto, am Fuße des Mondbergs „Du kommst also nicht mit nach Alabastia?“, fragte die junge Frau noch einmal nach. „Ich kann nicht, ich muss mich hier um meine Familie kümmern. Ein paar meiner Geschwister sind verletzt und ich muss auf sie aufpassen. Wenn ich schon nicht die Marmoria Arena beschützen konnte, will ich wenigstens jetzt für sie da sein.“. Betrübt blickte die junge Frau ihn an, nickte jedoch verständnisvoll. „Dann passt gut auf euch auf Rocko.“, sagte sie zu ihm. „Das werden wir. Ich wünsche euch viel Glück. Wenn einer Team Rocket besiegen kann, dann seid ihr das.“, die beiden nickten sich einvernehmlich zu. Schließlich zog die junge Frau alleine Richtung Alabastia. ~*~ Reunion – Verbündete sammeln sich Oder: Kommunikation ist alles ~*~ Alabastia, zwei Tage später Ash gähnte herzhaft, als er aus seinem Zelt kletterte. Er hätte niemals gedacht, dass er einmal in seiner eigenen Stadt würde zelten müssen. Mit einem Blick zu seiner Linken erkannte er, dass Garys Zelt bereits verwaist war, er musste schon aufgestanden sein. Aber wo war er hingegangen, er war nirgends zu sehen. „Wäre super, wenn er für Frühstück sorgen würde, ich habe nämlich einen Bärenhunger.“, wie sein Magen ihm durch ein unangenehmes Knurren sofort bestätigte. Aber hier zu warten brachte ihn auch nicht weiter, so setzte er sich noch seine Kappe auf und zog zusammen mit Pikachu los. An einem kleinen See in Prof. Eichs altem Pokémonareal traf er schließlich auf Gary. Dieser blickte jedoch einfach nur nachdenklich auf das Wasser. „Hey Gary!“, rief Ash und rannte auf ihn zu. „Morgen.“, kam Garys knappe und wenig freudige Antwort. „Alles in Ordnung?“. „Ja.“. Gary sah nicht zu Ash auf, sondern starrte nur weiter in den See. Er schien darauf zu warten, dass der See ihm Antworten auf seine Fragen geben würde. Doch Ash glaubte zu wissen, warum Gary so schlecht gelaunt war: er war enttäuscht. Gestern war niemand weiteres nach Alabstia gekommen, sie waren immer noch nur zu zweit und wenn man drei Verbrecherorganisationen stoppen wollte, könnten mehr Leute nicht schaden. „Heute werden bestimmt noch andere kommen.“, versuchte Ash Gary aufzumuntern. Er war sich ganz sicher, denn ihm fielen genug Leute ein, die sich ohne zu Zögern ihrer Sache anschließen würden. Gary wollte gerade etwas erwidern, als die aufgehende Sonne plötzlich einen langen Schatten bis in den See warf. Sofort wandten Ash und Gary sich um und sahen zu dem Hügel hinauf, wo die Quelle des Schattens lag. Dort, wo früher das Labor gewesen war, stand nun eine Person, die auf die beiden Männer herab blickte. „Ich hoffe, ich bin nicht zu spät.“, erklang eine Frauenstimme und die Person kam langsam den Hügel hinunter. Geduldig und gleichzeitig gespannt warteten die beiden Männer darauf, dass sich der Neuankömmling zu erkennen gab. „Hab ich’s nicht gesagt!?“, meinte Ash dann grinsend zu Gary, bevor er sich wieder der Person zuwand, die er endlich erkannt hatte, „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Ich wusste, dass du kommen würdest.“. „Natürlich, ich kann euch Jungs das doch nicht alleine machen lassen.“, erwiderte sie und zwinkerte den beiden zu. „Ich wollte eigentlich auch schon gestern hier sein, aber ich habe es vorgezogen, einen Bogen um Vertania City zu machen, bereits an den Haupteinfahrtsstraßen der Stadt standen Posten von Team Rocket.“. „War ja nicht anders zu erwarten, dieser Goivanni von Team Rocket war dort schließlich einmal Arenaleiter, vielleicht wollte er sie wieder haben. Aber wenigstens sind wir jetzt schon zu dritt.“, meinte Gary trocken. „Fast wie in alten Zeiten, oder Misty?“, kam es von Ash. Diese grinste ebenfalls. „Aber sag mal, kommt Rocko nicht?“, wollte Ash wissen, er hatte fest mit dem Erscheinen ihres gemeinsamen Freundes gerechnet. „Leider nein.“, Misty senkte betrübt den Kopf, „Er ist mit seiner Familie zum Mondberg geflüchtet nachdem Angriff auf die Marmoria Arena. Ein paar seiner Geschwister sind verletzt, deshalb wollte er bleiben.“. „Ach so.“, Ash war ein wenig enttäuscht, konnte die Beweggründe seines Freundes jedoch gut verstehen. „Also wurden die Arenen wirklich angegriffen? Ich habe von ein paar Anschlägen gehört.“, warf Gary ein. „Oh ja.“, meinte Misty bitter, „Aber ich kann euch noch einige andere Neuigkeiten erzählen.“. Die beiden Jungs sahen sie erwartungsvoll an. „Habt ihr schon gefrühstückt? Ich habe Sandwiches dabei, wir sollten uns setzen.“, erklärte sie und machte bereits kehrt. Ash und Gary blickten sich kurz an, bevor sie ihr zurück zu ihrem Lager folgten. Nachdem Frühstück, welches Ash mit Freuden zu sich genommen hatte, wollte Misty endlich beginnen, von einigen Ereignissen zu erzählen. Während Ash zufrieden ob der erfolgreichen Bekämpfung seines Hungers grinste, fühlte Gary sich angespannt. Misty hatte offensichtlich keine guten Nachrichten zu verkünden, sonst würde sie es nicht so hinaus zögern, aber wenigstens würde sie vielleicht etwas mehr Klarheit schaffen können. „Ok, wo soll ich am besten anfangen?“, überlegte sie kurz. „Wie bist du dem Anschlag entkommen?“, gab Gary ihr als Antwort seine Gegenfrage, „Die Azuria Arena wurde doch sicherlich auch angegriffen.“. „Das ist richtig.“, nickte Misty knapp und biss sich auf die Unterlippe, „Wäre Tracey nicht gewesen, würden meine Schwestern und ich jetzt wahrscheinlich unter den Trümmern der Arena begraben liegen.“. „Tracey war bei dir?“, stieß Ash augenblicklich hervor. Gary hielt sich zurück, aber genau wie Ash hoffte er auf Nachricht von seinem Großvater. „Ja. Doch zunächst schaute jemand vom Team Rocket vorbei und fragte, ob ich nicht für sie kämpfen wollte. Natürlich lehnte ich ab und war bereits auf einen Kampf vorbereitet, doch der Typ zog einfach wieder ab. Kurze Zeit später stand Tracey vor der Tür, er sah ziemlich mitgenommen aus. Aber er hatte uns gewarnt, dass wir die Arena sofort verlassen sollten, er hatte gesehen, dass einer vom Team Rocket da war und es würde nicht lange dauern, bis sie die Arena angreifen würden. Und er hatte Recht, wir waren gerade durch den Hinterausgang verschwunden und Richtung Norden unterwegs, als es passierte.“, Misty musste kurz innehalten, um der Erinnerung Stand zu halten, „Auf einmal gab es eine Explosion. Weitere folgten. Danach war von der Arena kaum noch etwas übrig. Team Rocket hat sie skrupellos in die Luft gesprengt.“. Den letzten Satz hatte Misty verzweifelt geschrieen. Sie konnte nicht verstehen, wie jemand nur so etwas tun konnte. Es war einfach schrecklich gewesen, sein zu Hause zu einem Trümmerhaufen zerfallen zu sehen. „Marmoria City, Azuria City, vermutlich haben sie alle Arenen angegriffen, die sich ihnen nicht anschließen wollten.“, meinte Gary nachdenklich. „Wer würde sich Team Rocket bitte anschließend?!“, entgegnete Ash empört. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass Sabrina aus Saffronia, Major Bob aus Orania und Koga aus Fuchsania City mit ihnen gemeinsame Sache machen.“, warf Misty ein. „Was?“, das brachte Ash nun doch aus der Bahn. „Wie kommst du darauf?“, wollte Gary wissen. „Weil es dort keine Angriffe gab.“. „Da liegt die Vermutung natürlich nahe. Mittlerweile wäre es für einen Überraschungsangriff zu spät.“. „Genau. Allerdings weiß ich nicht, wie es in der Johto Region aussieht.“, meinte Misty. „Auf jeden Fall wissen wir schon mal mehr.“, erwiderte Gary. „Woher weißt du das eigentlich alles?“, wollte Ash dagegen wissen. „Oh, Bill hat es mir erzählt. Er ist Pokémon-Experte und lebt ein wenig abgelegen nördlich von Azuria City. Mit seinem PC kann er sich verschlüsselt Satellitenbilder der Kantoregion runterladen, so dass Team Rocket davon nichts mitbekommt.“, erklärte Misty, „Er hat uns auch sofort aufgenommen. Meine Schwestern und Tracey sind immer noch bei ihm. Tracey geht es auch nicht ganz so gut, er scheint doch einige Verletzungen zu haben, aber meine Schwestern kümmern sich mit Begeisterung um ihn.“, bei dem Gedanken musste sie leicht lachen. „Aber bevor ich’s vergesse, Bill hat mir auch was für uns mitgegeben.“. Sie nahm ihren Beutel auf ihren Schoß und kramte darin herum. „Hier.“, sie hielt Ash und Gary jeweils ein kleines elektronisches Gerät vor die Nase. „Was ist das denn?“, fragte Ash neugierig und nahm das Gerät an sich. „Sieht aus wie ein PokéCom.“, meinte Gary, das metallene Etwas untersuchend. „Richtig, aber eine verbesserte Version. Bill hat sie extra entwickelt, denn dieses Gerät kann Nachrichten verschlüsseln und sendet sie über eine Wellenfrequenz, die Team Rocket nicht registrieren kann. So können wir jetzt wieder per E-Mail in Kontakt bleiben.“. „Hervorragend.“, Gary war sichtlich beeindruckt. „Aber jemand anderem außer uns können wir damit nicht schreiben?“, fragte Ash. „Können schon, aber vielleicht kann dann die Nachricht beim Empfänger abgefangen werden.“, meinte Misty. „Sie hat Recht. Außerdem wissen wir nicht, ob sie vielleicht einige Trainer gefangen genommen haben, so könnten Nachrichten nicht von dem gewünschten Empfänger gelesen werden.“, stimmte Gary zu. „Wir sollten sofort unsere neuen Nummern austauschen.“, schlug Misty vor. Gesagt, getan. So wären sie auf jeden Fall schon einmal gut organisiert und es war hoffnungsvoll zu wissen, dass sie Unterstützung in ihrer Sache erhielten und nicht jeder zu ängstlich war, gegen diese Organisationen vorzugehen. Und doch brannte Gary immer noch eine Frage auf der Seele. „Und hast du etwas von meinem Großvater gehört?“, Gary musste seine Aufregung verbergen, aber jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, alles in ihm drängte nach Antworten. „Tracey hat uns alles erzählt... von dem Angriff auf Alabastia.“, meinte Misty traurig und zugleich wütend. „Team Rocket kam her und wollte den Professor entführen, er sollte für sie arbeiten, doch natürlich weigerte er sich vehement. Schließlich konnten er und Tracey die Bande vertreiben, aber das war nur der Anfang vom Ende. Ein paar Stunden später stand die ganze Stadt unter Beschuss. Da sie nicht für Team Rocket waren, mussten sie vernichtet werden. Für ihr erstes Ziel haben sie sich genau die richtige Stadt ausgesucht, um überall alle in Angst und Schrecken zu versetzen und mit ihren gewalttätigen Aktionen zu beginnen. Ich will gar nicht wissen, was zu der Zeit noch alles passiert ist.“, erzählte Misty Traceys Geschichte. „Ja und? Wie geht es ihm und was ist mit meiner Mum?“, platzte es ungeduldig aus Ash heraus. „Tracey hat den Professor und deine Mutter bis an den Stadtrand von Vertania City begleitet, dort konnte man den Professor in einem Krankenhaus aufnehmen. Alle haben zwar Angst, doch sie sind auf unserer Seite, sie werden ihn nicht verraten.“. „Ist er denn schwer verletzt?“, wollte Gary wissen, sein Gesicht war voller Sorge. „Genau weiß ich es natürlich nicht, aber er scheint schwer getroffen worden zu sein. Sie hatten es gerade ein paar Meter vom Haus weg geschafft, als die erste Bombe einschlug. Deiner Mutter geht es aber den Umständen entsprechend recht gut, sie hatte das Ganze eher mental mitgenommen.“, meinte Misty zu Ash. Dieser atmete erleichtert aus, seine Mutter war am Leben. Gary konnte das nicht so gelassen sehen. Er hätte sich am liebsten sofort auf den Weg zu seinem Großvater gemacht, aber das konnte er jetzt nicht. Misty bemerkte seine Besorgnis. „Kopf hoch, die Ärzte kümmern sich schon um ihn und Team Rocket wird er auch nicht in die Hände fallen, Tracey hat alles getan, was er konnte.“, versuchte Misty ihm aufzubauen und Gary rang sich ein kleines, erleichtertes Lächeln ab. Misty hatte Recht, es hätte auch schlimmer kommen können. Wenigstens wusste er nun, was passiert und dass sein Großvater in Sicherheit war. „Aber wenn es hier in Kanto schon so zugeht, wie sieht es dann wohl in Johto aus? Und sind Team Aqua und Team Magma genauso schlimm?“, bemerkte Ash, der langsam begann, den Umfang der Katastrophe zu begreifen. „Die beiden Gruppierungen führen den reinsten Machtkampf. Team Aqua und Team Magma haben sich sogar verbündet, um gegen Team Rocket überhaupt eine Chance zu haben, dabei sind sie Erzfeinde. Doch jetzt geht nur noch darum, sich mit Team Rocket zu bekriegen.“, erklärte Gary, „Also in Sinnoh haben die beiden jedenfalls die Oberhand, ich konnte leider nicht in Erfahrung bringen, was mit Prof. Eibe geschehen ist. Ich weiß nur, dass selbst Team Galaktik, die Gruppierung der Sinnoh Region, sich den beiden angeschlossen hat, die ganze Region steht unter ihrer Kontrolle, es muss schrecklich sein.“. „Die scheinen sich alle abgesprochen zu haben, sie haben sich fast zeitlich gleich wieder aufgebaut und nun terrorisieren sie gemeinsam, egal ob sich gegenseitig oder unschuldige Menschen und Pokémon. Wir haben Einiges vor.“, meinte Misty nur dazu. Ash kam dagegen nicht umher sich zu fragen, wie es seinen anderen Freunden ging. Was war mit Maike und Max, wurde auch die Blütenburg Arena angegriffen? Was war mit Lucia und ihrer Mutter, ob es ihnen gut ging? Oder Professor Birk aus Hoenn und Professor Lind aus Johto? Es gab so viele Fragen, so viele wichtige Personen, denen nichts passiert sein durfte. Aber wer wusste schon, wo sich noch überall solche Tragödien ereigneten wie hier. Team Rocket kannte Ash, er musste unentdeckt her reisen, deshalb hatten er und Gary auch kaum etwas von anderen Ereignissen mitbekommen. In solchen Zeiten blieben nur die Hoffnung und der Wille weiter zu kämpfen! „Sag mal Gary.“, wandte sich Misty an diesen, „In deinem Brief meintest du nur, dass wir uns hier treffen sollten, wenn wir diese Teams erneut zerschlagen wollen. Aber hast du denn auch schon einen konkreten Plan?“. „Wie soll ich einen Plan haben, wenn ich weder weiß, wie gut der Feind organisiert ist, welchen Schaden er angerichtet hat, noch wer überhaupt mit uns kämpft? Das ist das Erste, was wir in Erfahrung bringen müssen, danach können wir uns überlegen, wie genau wir vorgehen wollen. Ich weiß nur eins: so können wir sie nicht weiter machen lassen! Ich habe einfach darauf gesetzt, dass Ash genügend Leute einfallen, die uns helfen würden.“, gab Gary entschieden zurück. „Da hast du Recht.“, stimmte Misty zu. „Du hast alle angeschrieben, die ich dir genannt hatte?!“, das überraschte Ash doch ein wenig, denn er hatte sich bereits gewundert, warum Gary überhaupt nach Namen gefragt hatte. Doch Gary nickte nüchtern, er hatte tatsächlich alle angeschrieben. „Ich bin mir sicher, dass noch welche zu uns stoßen werden und bestimmt helfen uns auch noch andere Leute wie Bill, so kann doch dann überhaupt nichts mehr schief gehen. Team Rocket und die anderen können schon mal einpacken!“, meinte Ash schließlich enthusiastisch. Gary konnte diese Zuversicht nicht teilen. Es gab so viele offene Frage und er gab es nur ungern zu, aber selbst wenn sie wüssten, wie gut ihre Feinde organisiert waren, hatte er dennoch keine Vorstellung, was genau sie gegen so eine Übermacht ausrichten könnten. Doch die Zerstörung von Alabstia durfte nicht ungesühnt bleiben. Bis jetzt waren sie lediglich zu dritt, da würden sie noch Einiges an Hilfe gebrauchen können. Allerdings hatte Ash Recht, wenn sie auch noch auf weitere Leute wie Bill treffen würden, könnten sie sich ebenfalls gut für ihre Gegenschläge organisieren. Immerhin hatten sie bereits ein sicheres Kommunikationssystem. Vielleicht sollte auch er zuversichtlicher sein, doch die Aufgabe, die er sich selbst gestellt hatte, wirkte auf einmal doch sehr groß. War er ihr überhaupt gewachsen? Diese Frage hätte er gerne seinem Großvater gestellt, doch er musste alleine klar kommen, er musste nun für seine Familie einstehen und für das, woran sie alle glaubten. Kanto, Küste südlich von Fuchsania City Es war ein trauriger Anblick, selbst von hier aus konnte man die Rauchwolken sehen, die von den Seeschauminseln aufstiegen. Team Rocket hatte wieder zugeschlagen. „Da haben wir aber noch mal Glück gehabt.“, meinte ein junger Mann zu seiner Begleitung. „Ich glaube es einfach nicht, was versprechen sie sich denn davon? Aber die ganze Inselgruppe ist jetzt von der Außenwelt abgeschnitten genauso wie die Zinnoberinsel.“. Die junge Frau blickte verstört über das Wasser, wie konnte jemand nur so grausam sein? War denn Alabastia nicht schon Zeichen genug gewesen? Alabastia, die Heimatstadt von Ash und diesem Gary, der ihr eine Nachricht hatte zukommen lassen. Trainer würden sich in Alabastia treffen und gemeinsam gegen Team Rocket und Team Aqua und Team Magma kämpfen. Sie hatte ihre Antwort bereits mit dem Porenta wieder zurück geschickt und ihre Entscheidung war eindeutig: sie würde dabei sein! Kanto, anderes Küstenstück südlich von Fuchsania City „Pünktlich wie immer.“, meinte die Frau, die gerade mit ihrem Tauboss gelandet war. „Was sonst. Und, wie ist die Lage?“, der junge Mann, der sie erwartet hatte, kam sofort auf den Punkt. Mit verschränkten Armen sah er sie fordernd an, während sie gelassen von ihrem Tauboss sprang und es zurück in dessen Pokéball befahl. „Es sieht nicht gut aus. Team Aqua und Magma haben offenbar jede Arena angegriffen, dessen Arenaleiter sich ihnen nicht angeschlossen hat.“. „Ist denn jemand übergelaufen?“. „Ich habe nichts dergleichen gehört. Aber die beiden Teams haben ihr Areal gut unter Kontrolle, sie überwachen fast ganz Hoenn. Trotzdem habe ich Felizia, die Arenaleiterin von Metarost City getroffen. Sie ist gut informiert und konnte mir Einiges berichten.“, die Frau gab die Informationen detailliert an ihren Freund weiter, „Außerdem plant sie eine Gegenoffensive und würde es begrüßen, wenn wir ihr zur Seite stehen würden.“. „Klingt gut.“, dennoch wirkte der junge Mann nachdenklich, „Aber wie schätzt du die Situation ein Solidad?“. Die Top-Koordinatorin lächelte leicht. „Du hast mich durchschaut. Im Moment finde ich nicht, dass ihre Situation viel versprechend aussieht. Es wäre unklug, momentan diese Gegenoffensive zu starten. Und was denkst du?“. „Ich weiß es noch nicht.“, gab er trocken zurück. „Lass uns erst mal weiter sehen, wolltest du dich nicht auch noch mit jemand anderem treffen?“. „Richtig. Aber wirst du tun?“. „Erst einmal nicht hier stehen bleiben.“, mit diesen Worten schritt er grübelnd die Küste entlang. Solidad folgte ihm. Kanto, Küste südlich von Fuchsania City „Ich wüsste zu gerne, ob zu Hause alles in Ordnung ist.“, meinte die junge Frau betrübt, sie machte sich sichtlich Sorgen. „Du musst das Beste hoffen, es darf dich nicht entmutigen. Du willst doch zu deinen Freunden in Alabstia stoßen.“. „Du hast Recht. Und was wirst du tun, Troy?“. Dieser lächelte sie sanft an. „Ich werde mich auf den Weg nach Metarost City machen und sehen, wie es um die Devon Corp. meines Vaters steht, ich könnte mir vorstellen, dass seine Firma für Team Aqua und Team Magma von großem Interesse sein könnte.“. „Ich verstehe.“. „Sieh einer an, hat sich noch jemand hierher verirrt?!“, die junge Frau schreckte zusammen, als sie die Stimme des jungen Mannes hinter sich hörte. Ungläubig drehte sie sich um, doch sie hatte sich nicht verhört. „Drew!“, rief sie überrascht aus. „Maike, mit dir hätte ich hier nicht gerechnet.“, meinte dieser, als er gemeinsam mit Solidad die beiden erreichte. „Ich mit euch beiden auch nicht. Was macht ihr hier?“. „Ich war gerade hier in der Gegend, als Solidad mir eine Nachricht zukommen ließ, sie kommt gerade aus Hoenn.“. „Ist das wahr? Weißt du zufällig, wie es meiner Familie geht?“, fragte Maike diese sofort. „Ja, ich bin mit meinem Tauboss an Blütenburg City vorbei geflogen.“. „Und?“, Maike hielt es kaum noch aus. Solidad ließ ein paar Momente verstreichen. „Die Arena ist komplett zerstört, die Rauchwolke war noch kilometerweit zu sehen. Es tut mir sehr Leid dir das sagen zu müssen, aber der Arenaleiter und seine Frau werden vermisst.“. „Was...“, Maike konnte es nicht glauben. Die Arena zerstört und ihre Eltern... „Dafür habe ich deinen Bruder getroffen. Er hat Prof. Birk in Sicherheit gebracht. Ich habe ihm das Gleiche erzählt wie dir eben und er hat mir gesagt, dass ich dir ausrichten soll, falls ich dich treffe, dass er sich sofort auf die Suche nach euren Eltern machen wird, sobald der Prof. außer Gefahr ist.“. „Oh Max...“, Maike schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete einmal tief durch, „Er wird sie finden.“, sagte sie entschlossen zu sich selbst. Er musste einfach, denn sie konnte jetzt nicht zurück. „Bist du auch in Metarost City gewesen?“, meldete sich nun Troy zu Wort. „Dort sieht es nicht anders aus, allerdings konnte Felizia mit ihren besten Schülern in die Berge fliehen.“, berichtete Solidad. „Und die Devon Corp.?“. „Wurde von Team Magma besetzt.“. „Verstehe...“, nun konnte selbst Troy nicht verhindern, dass sein Gesicht seine Besorgnis zeigte. „Kennt ihr euch?“, fragte Drew nun irritiert, denn er kannte Troy nur vom Hörensagen, doch Solidad schien ihm schon einmal begegnet zu sein, so wie sie mit einander redeten. „Oh ja, wir sind uns schon mal unterwegs begegnet.“, entgegnete sie. „Richtig. Und ich nehme mal an, du weißt genau, was du als Nächstes tun wirst, so wie ich dich kenne?“. „Ich werde mich mit meinem Freund Harley treffen, er ist in Johto unterwegs, vielleicht sind dort auch noch ein paar andere Koordinatoren, die wir stark machen können. Dann sehen wir weiter. Felizia hofft ja auf Unterstützung, also denke ich, dass wir uns anschließend auf den Weg nach Metarost City machen werden.“. „Dann werde ich euch begleiten.“, meinte Troy entschlossen. „Gerne.“. Drew war immer noch unentschlossen. Da fiel sein Blick auf Maike. Sie konnte noch so selbstbewusst schauen, in ihren Augen erkannte er trotzdem die Angst, ihre Eltern nie wieder zu sehen. Dennoch schien sie ein Ziel vor Augen zu haben und es war nicht das, nach ihren Eltern zu suchen. „Was hast du vor Maike?“. Überrascht blickte sie ihren Rivalen und Freund an. „Ich habe eine Nachricht von Gary Eich erhalten, er ist der Enkel von Prof. Eich aus Alabastia.“. Als der Name Alabastia und Prof. Eich fiel, wurden Drew und Solidad sofort hellhörig. Von der Tragödie dort hatte vermutlich jeder etwas gehört. „Er sucht nach Trainern, die sich gegen Team Rocket, Aqua und Magma zur Wehr setzen wollen. Was genau er vorhat, hat er nicht geschrieben, aber ich werde mich auf jeden Fall mit ihm treffen. Ich bin mir sicher, dass auch Ash dort sein wird.“, erklärte Maike. „Das klingt viel versprechend, wenn sich der Enkel von Prof. Eich stark macht. So sammeln sich überall Trainer, um dieses Chaos zu beenden.“, merkte Solidad an. Drew überlegte kurz. Solidad hatte Recht, überall sammelten sich Trainer, aber hätten sie überhaupt eine Chance? Doch schließlich musste auch er sich entscheiden. „Ich würde dich gerne begleiten.“, meinte er dann an Maike gewandt. „Ehrlich?“, sie war genauso überrascht wie froh, dies von ihm zu hören. Drew nickte bestätigend und Maike erwiderte ein Lächeln. „Dann ist doch alles geklärt.“, meinte Troy zufrieden. „Dann trennen sich jetzt unsere Wege hier.“. „Richtig.“, Maike sah zu Troy, „Vielen Dank noch mal für deine Hilfe, ohne dich wäre ich vielleicht nicht mehr von der Insel runter gekommen.“. „Keine Ursache, aber jetzt hast du ja einen neuen Beschützer, er wird seine Sache sicher gut machen.“, grinste Troy erst Maike dann Drew an. Maike machte das allerdings leicht verlegen. „Ich bin sicher, wir sehen uns wieder.“, meinte Solidad. „Viel Glück.“. „Euch auch.“, erwiderte Drew und schließlich gingen Solidad und Troy Richtung Osten und Maike und er Richtung Westen. „In zwei Tagen müssten wir es doch bis nach Alabastia schaffen, oder?“, fragte Maike und durchbrach damit die Stille, die sich zwischen sie gelegt hatte. „Wenn wir nicht trödeln, könnten wir sogar Morgen schon dort sein.“. „Gut, denn in zwei Tagen würden sie los ziehen, bis dahin müssen wir ankommen.“. „Sollte kein Problem darstellen.“, gab Drew lässig zurück. Drew musterte Maike unauffällig, sie blickte schon die ganze Zeit betrübt Richtung Boden und sprach kein Wort, aber die Ereignisse der letzten Tage und Wochen waren auch nichts für eine Gute-Nacht-Geschichte. „Lass dich nicht unterkriegen. Vorhin sahst du noch so entschlossen aus, als du wusstest, wo dein Ziel lag.“, Maike sah ihn an und fing seinen aufbauenden Blick auf, „Du darfst es nicht aus den Augen verlieren.“. „Das werde ich nicht.“, gab Maike zurück und musste leicht lächeln. Sie wusste genau, warum sie so froh darüber war, dass er sie begleiten wollte, denn er konnte ihr den nötigen Mut geben, das Ganze durchzuziehen. Es würde gefährlich werden und der Gedanke an ihre Eltern ließ sie nicht los, doch das würde sie nicht davon abhalten das zu tun, wofür sie sich entschied, sofort nachdem sie Garys Zeilen gelesen hatte. „Gut. Und ich werde an deiner Seite bleiben. Wir müssen diesen Terror beenden und ich hoffe, dass deine Freunde einen guten Plan haben.“. „Drew…“. Mittlerweile hatte er seinen Blick abgewandt und schaute zielstrebig nach vorne. Maike tat es ihm gleich. Drew konnte oft arrogant und ungenießbar sein, doch er hatte genau die richtige Einstellung, die ein Trainer haben sollte: er war aufrichtig und stand für sich und seine Pokémon ein. Maike war glücklich, dass er sich ebenfalls für diese Sache einsetzte, aber eigentlich hätte es sie nicht überraschen dürfen. Sie war glücklich, Ash wieder zu treffen und vielleicht noch andere alte Freunde. Es würde alles wieder gut werden, dazu war sie entschlossen zu kämpfen. Kapitel 2: Prof. Eichs Erbe --------------------------- Kanto, Stadtrand von Vertania City „Vielen Dank.“, die junge Frau verbeugte sich und winkte dem hilfsbereiten Mann lächelnd hinterher. Als er weg war, verfinsterte sich ihre Miene und mit starrem Blick fixierte sie ein nahegelegenes Gebäude. „Das war wirklich einfach. Nur sagen zu müssen, dass man aus Alabastia kommt, also da hätte ich schon mehr verlangt, aber mir soll es recht sein. Endlich begegnen wir uns, Prof. Eich. Sie haben immer noch etwas, das mir zusteht.“. Entschlossenen Schrittes ging sie auf das kleine Krankenhaus zu. ~*~ Reunion – Prof. Eichs Erbe Oder: das Ziel vor Augen ~*~ Kanto, Alabastia Ash seufzte. Er hatte sich im Schneidersitz unter einen der wenigen Bäume gesetzt, die in Alabastia noch standen. Bedächtig sah er in den Himmel und streichelte dabei sein treues Pikachu. „An was denkst du gerade?“, erklang plötzlich Mistys Stimme. Er hatte sie gar nicht kommen hören. Den Blick vom Himmel abwendend beobachtete er, wie sie sich neben ihn setzte und ihn anlächelte. „Nur noch ein Tag, Morgen geht es los.“, gab Ash dann zurück. „Denkst du, dass niemand mehr kommt?“. Ash sah zweifelnd auf das Gras vor seinen Beinen. „Ich hätte gedacht, dass gestern noch jemand von den anderen kommt. Ich weiß zwar nicht, wie viele Leute Gary eine Nachricht geschickt hat, aber es müssen einfach noch mehr kommen.“. „Stimmt, zu dritt werden wir nicht viel ausrichten. Aber selbst wenn, wir werden es auf jeden Fall versuchen, oder nicht?“, entschlossen und wohl wissend welche Antwort gleich kommen würde, sah sie ihn an. „Natürlich, wir lassen uns nicht so schnell unterkriegen. Stimmt’s, Pikachu?!“. „Pika!“, stimmte das Pokémon entschlossen mit ein. Genau dafür mochte Misty Ash so sehr. Einmal einen Entschluss gefasst, ließ er sich nicht aufhalten, egal wie ausweglos oder verrückt es auch werden würde. Zusammen mit Garys Scharfsinn und Besonnenheit bildeten die beiden ein hervorragendes Team. „Ich lass mich auch nicht unterkriegen und werde euch unterstützen!“, stimmte Misty nun ebenfalls mit ein und die beiden mussten lachen. „Hach, aber es ist wirklich langweilig, nur zu warten. Wir können nicht einmal einen Pokémon Kampf austragen, da wir für Notfälle kaum Medizin haben und in ein Pokémon-Center können wir auch nicht.“, stöhnte Ash und lehnte sich gegen den Baumstamm. „Das ist wirklich widerwärtig. Gibt man sein Pokémon zur Behandlung ab, wird es von Team Rocket einbehalten, wenn es als stark genug angesehen wird. Ich dachte heute Morgen wirklich ich seh nicht richtig, als ich Bills E-Mail gelesen habe.“, sagte Misty empört, „Allerdings ist das auch ziemlich clever, so schallten sie alle starken Gegner ohne viel Aufwand aus, wenn man auf den Trick herein fällt. Arme Schwester Joy, es ist sicher nicht leicht, den armen Pokémon-Trainern etwas vorzumachen.“. „Ich will gar nicht wissen, wie viele Pokémon sie auf diese Weise schon geschnappt haben.“, dieser Gedanke machte auch Ash wütend. „Sag mal, fragst du dich eigentlich auch manchmal, was aus Jessie, James und Mauzi geworden ist?“, warf Misty auf einmal ein. „Jetzt wo du es sagst. Seit drei Jahren gehen sie mir nicht mehr auf den Geist und wollen Pikachu stehlen, was die wohl stattdessen treiben?“. „Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass sie bei diesen Anschlägen mitmachen. Sie waren zwar fies und gemein, aber nicht skrupellos und außerdem viel zu blöd für so was.“, meinte Misty. „Da hast du Recht. Tja, vielleicht haben sie sich ja eine anständige Arbeit gesucht.“. Ash und Misty dachten kurz darüber nach. „Ne~in.“. Dieser Gedanke war doch zu abwegig. „Jetzt geht es zwar gegen ein viel stärkeres und grausameres Team Rocket, doch ich bin froh, dass wir wieder zusammen reisen können. Das weckt Erinnerungen.“, meinte Misty nun ein wenig verträumt, „Du gehst immer noch auf Reisen, oder?“. „Ja, denn es gibt noch so viel zu sehen und ich bin immer noch nicht der stärkste Pokémon-Trainer der Welt, man findet immer neue Gegner, die stärker sind, das macht es so aufregend. Aber eines Tages wird mich niemand mehr schlagen können.“, gab Ash selbstbewusst zurück, „Und bereust du es, Arenaleiterin geworden zu sein?“. „Nein.“, Misty schüttelte lächelnd den Kopf, „Auch als Arenaleiterin begegnet man interessanten Trainern und schließt neue Freundschaften oder trifft alte Bekannte wieder. Ich denke, ich würde dieses Leben nicht einfach so aufgeben wollen.“, nach diesen Worten wirkte Misty leicht betrübt, „Doch es gibt immer Ausnahmen, so wie jetzt. Es gibt keine Arena mehr, es gab also keinen Grund für mich zu bleiben. Doch wenn wir Team Rocket und die anderen wieder vertrieben haben, werde ich die Arena wieder aufbauen, selbst wenn ich selber jeden Stein wieder auf den anderen legen muss.“. Ash bedachte seine Freundin kurz mit einem überraschten, dann mit einem anerkennenden Blick. Misty hatte sich verändert, sie war stärker und entschiedener geworden. Sie wusste genau, was sie wollte und wie sie es erreichen würde. Diese neue Entschlossenheit beeindruckte ihn sehr und er war wirklich froh, Misty seine Freundin nennen zu können. „Ich werde dir dabei helfen, die Arena wieder aufzubauen.“. „Ash...“, Misty blickte ihn an und erkannte wie immer sein ehrliches Grinsen im Gesicht, „Ich danke dir.“. In der darauffolgend angenehmen Stille begann plötzlich Ashs neuer PokéCom zu piepen. „Oh, eine Nachricht von Gary. Kann er das nicht auch persönlich sagen?!“, murrte er, öffnete die E-Mail jedoch sofort. Misty lugte ihm über die Schulter. «Wir haben Zuwachs bekommen, kommt zum Lager zurück. Gary» „Hey, es ist noch jemand gekommen.“, meinte Misty freudig. „Das wurde auch Zeit, lass uns schnell nachsehen gehen, wer da ist.“. Ash und Misty sprangen auf und liefen den Hügel zu ihrem Lager hoch. „Du bist also der Enkel von Prof. Eich?“, fragte der junge Mann kühl und hatte sich mit den Händen in den Hosentaschen vor Gary aufgebaut. „Richtig.“, gab Gary mindestens genauso kühl zurück, „Ihr seid Freunde von Ash nehme ich an.“. „Genau, aber diese Nachricht ist doch von dir, oder?“, Maike entfaltete ein Blatt Papier und hielt es Gary vor. „Ja, Ash hat mir deinen Namen genannt, da hab ich dich auch angeschrieben. Du bist dann entweder Maike oder Lucia.“. „Ich bin Maike.“. „Und du bist?“, meinte Gary nun an ihren Begleiter gewand. „Drew.“. Maike kam nicht umher, schief zu grinsen, wenn sie die beiden so betrachtete. Wettbewerb der arroganten Eisblöcke, wer war kühler?! „Hey Gary.“, endlich stießen auch Ash und Misty zu der Gruppe hinzu und Gary und Drew hörten auf, sich gegenseitig herausfordernd anzufunkeln. „Ash, und Misty, ich habe mir gedacht, dass wir uns hier wiedersehen.“, kam es erfreut von Maike. „Was dachtest du denn?! Ich hatte mir auch schon Sorgen gemacht, dass du nicht kommen könntest.“. „Naja, es gab auch einen kleinen Zwischenfall.“. „Erzähl, du bist doch nicht etwa an Team Rocket geraten?“, kam es alarmiert von Misty. „So könnte man es nennen. Ich war gerade unterwegs auf den Seeschauminsel, als Team Rocket diese gerade überfielen. Alle Inseln stehen unter ihrer Kontrolle. Wäre Troy mir nicht zu Hilfe gekommen und hätte mit mir eine Gruppe Team Rocket Rüpel vertrieben, hätte ich es vielleicht nicht mehr von der Insel geschafft.“, erzählte Maike. „Troy war auch da? Wieso hast du ihn nicht mitgebracht?“, wollte Ash wissen. „Er hat sich mit Solidad auf den Weg nach Johto gemacht, wo sie ebenfalls einige Trainer treffen wollen, um dann Felizia in Metarost City zu unterstützen.“, mischte sich nun Drew ein. „Hey Drew, mit dir hätte ich hier nun auch nicht gerechnet, aber ich find’s super, dass du Maike begleitet hast.“. „Das hier hörte sich interessanter an, außerdem muss etwas unternommen werden, da sitze ich doch nicht rum und warte ab.“, meinte Drew und strich sich lässig seinen Pony zur Seite. „Hätte ich auch nicht gedacht.“, grinste Ash, „Willkommen im Team.“. „Da ihr schon von Hoenn und Johto angefangen habt, wisst ihr, wie die Situation dort so ist?“, warf Gary ein. Maike wollte gerade ansetzen, doch sie konnte nicht. Sie konnte nicht von ihren Eltern erzählen, die vermisst wurden, also übernahm es Drew, den anderen ihre Informationen mitzuteilen. Im Gegenzug erzählte Gary, wie die Lage in Kanto aussah. „Nicht gerade rosig.“, bemerkte Drew nur, auch wenn er innerlich Team Rocket verfluchte. „So sieht es leider aus.“, meinte Gary. „Immerhin wissen wir schon mal mehr und unsere Gruppe ist größer geworden.“, kam es von Misty, „Ach ja, und ich hab auch noch was für euch.“. Sie hielt Maike und Drew jeweils einen PokéCom hin. „Die Nachrichten, die von diesen Geräten aus gesendet werden, können von Team Rocket nicht abgefangen werden, allerdings sollten wir sie zur Sicherheit auch nur für die Kommunikation unter einander benutzen. Ich habe alle Nummern bereits eingespeichert.“, erklärte Misty. „Wow, wo habt ihr das her?“, Maike war beeindruckt. „Wir haben auch noch andere Verbündete.“, zwinkerte Misty ihr zu. „Wir sollten Solidad und Troy auch noch welche zukommen lassen, so bleiben wir auch über deren Aktivitäten informiert und können vielleicht später zusammen stoßen.“, schlug Gary vor. „Ich übernehme das.“, mit diesen Worten hatte Drew auch schon sein Libeldra aus seinem Pokéball befreit. Er gab seinem Pokémon zwei der restlichen PokéComs und schickte Libeldra damit auf die Suche nach den beiden Trainern, von denen sie sich gestern erst trennen mussten. „Wie viele PokéComs hast du eigentlich noch?“, wollte Ash neugierig wissen. „Lass mal sehen... es sind noch genau vier.“, ergab Mistys kurze Suche in ihrem Beutel, „Aber wir können uns von Bill auch jederzeit neue schicken lassen.“. „Die Kommunikation funktioniert also schon mal, aber wie sieht ansonsten euer Plan aus?“, fragte Drew die drei. „Das wird Morgen entschieden, wenn wir sicher sind, zu wie vielen wir agieren können. Außerdem müssen wir uns erst einmal einen Überblick über die Lage verschaffen.“, erklärte Gary. „So gut dann doch noch nicht informiert?“, erwiderte Drew ein wenig gehässig, „Da hätte ich jetzt aber mehr erwartet vom Enkel von Prof. Eich.“. „Ich bin nicht erst wie ein Kamikaze überall rumgereist. Wir werden noch in Erfahrung bringen müssen, wie gut unsere Feinde organisiert sind und wo wir sie am besten treffen können. Aber hast du irgendein Problem mit mir? Ich bin vielleicht der Enkel von Prof. Eich, aber ich bin nicht mein Großvater.“, gab Gary bissig zurück. „Das sieht man. Ich hoffe nur, du weißt was du tust, sonst ziehe ich lieber auf eigene Faust wieder los, wenn du uns nur ins Verderben stürzt.“. „Keiner zwingt dich zu bleiben.“. „Hey, das reicht jetzt.“, mischte Maike sich ein und trat zwischen die beiden Streithähne. „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich zu streiten. Warten wir erst einmal, ob noch jemand zu uns stößt, vielleicht erfahren wir dann noch mehr.“. „Soll mir recht sein.“, damit wandte Drew sich ab und entfernte sich von der Gruppe. „Was ist das denn für einer?“, knurrte Gary und war froh, ihn erst einmal nicht mehr sehen zu müssen. „Tut mir Leid, nimm es ihm nicht übel, er will auch einfach nur, dass alles wieder so ist wie vorher.“, verteidigte Maike Drew. „Der wird schon wieder runter kommen, eigentlich ist er voll in Ordnung.“, bestätigte Ash. „Ich hoffe es.“, seufzte Gary kurz. „Allerdings frage ich mich auch langsam, wo wir eigentlich anfangen sollen. Der Feind ist überall und wir können uns nicht frei bewegen, weil man uns drei auf jeden Fall kennt.“, bemerkte Misty zu Ash und Gary. „Ich lass mir schon was einfallen.“, meinte Gary schwach und entfernte sich ebenfalls. „Das fängt ja gut an.“, seufzte Maike. „Irgendwie wirkte Gary ein wenig bedrückt, findet ihr nicht?“, warf Misty ein. „Vielleicht nimmt er sich Drews Worte doch zu sehr zu Herzen, denn er fühlt sich bestimmt verantwortlich für diese Mission.“. Ash stand nur grübelnd daneben und hörte den Mädchen mit einem Ohr zu. Es passte nicht zu Gary, jetzt den Schwanz einzuziehen. Ohne ein Wort machte er sich auf und folgte ihm. „Hey Ash!“, rief Misty ihm noch nach, doch er rannte einfach weiter. Sie und Maike bleiben verdutzt allein zurück. „Gary, warte!“, rief Ash ihm hinterher rennend zu. Doch Gary blieb nicht stehen, so konnte Ash ihn nur aufhalten, indem er ihn einholte und sich vor ihn stellte. „Ich hab gesagt warte.“. „Lass mich in Ruhe.“, schnauzte er ihn an. „Aber Gary, was ist los mit dir?“. Sein alter Freund sah auf einmal so verstört und verletzt aus. „Das geht dich nichts an.“. „Warum benimmst du dich so komisch? Du machst dir doch nichts aus Drews Worten.“, entgegnete Ash, der seinen Freund noch nie so gesehen hatte. Doch Gary erwiderte nichts, sondern blickte nur stumm zu Boden. Er gestand sich ein, dass die Worte des Koordinatoren ihn nicht kalt ließen, aber es war nicht nur das, denn er hatte nicht Unrecht mit diesen Worten. Was dachte er sich nur dabei, Trainer zu versammeln und mit ihnen in den Kampf ziehen zu wollen. Er kannte sie nicht einmal richtig. Außerdem war es sein Plan, sein Entschluss, er zog andere einfach mit hinein und dabei wusste er nicht einmal, was genau er tun sollte. Ash war schockiert, an Garys Reaktion merkte er seine Zweifel und dass er doch etwas Wahres in Drews Worten sah. „Jetzt reiß dich zusammen, du hast hier immerhin eine große Sache ins Rollen gebracht, du willst doch jetzt nicht etwa kneifen?“, schrie er ihn vorwurfsvoll an. „Denkst du, ich schaffe das?“. „Bitte?“. „Denkst du wirklich, ich kann eine Gruppe von Trainern in den Kampf führen. Ich weiß doch noch nicht einmal, wo wir anfangen sollen.“, Gary klang verzweifelt. „Red doch keinen Unsinn, du bist doch auch nicht alleine. Wir packen alle mit an, wir sind ein Team. Du bist nur der Mutigste von uns gewesen, der sich traut, so etwas auf die Beine zu stellen. Du darfst jetzt nicht aufhören, du musst weiter kämpfen. Sonst lässt du dich auch nicht unterkriegen. Und Drew hat Recht, du bist der Enkel von Prof. Eich und du machst ihm hier alle Ehre!“, als Ash mit seinem Vortrag fertig war, war er komplett außer Atem, so viel Elan wie er hinein gesteckt hatte, aber er wollte Gary wach rütteln. „Ash...“. „Also was ist, bist du bereit, Morgen mit uns los zu ziehen, egal wohin die Reise geht?“. Gary lächelte leicht. „Selbstverständlich.“. Ash grinste zufrieden und hielt seinem alten Freund die Hand hin. Dieser schüttelte dessen Arm, beide waren sich einig, sie würden gemeinsam in den Kampf ziehen. „Ash?“. „Was ist denn noch?“. „Danke, mein Freund.“. „Hey, wozu hat man denn Freunde. Aber schockier mich nie wieder so.“. „Das überlasse ich auch lieber dir und deinem Pikachu.“, lachte Gary und Ash musste mit einstimmen. Währenddessen hatte sich Maike zu Drew gesetzt, der auf einem Trümmerhaufen Platz genommen hatte und in die Ferne starrte. „Bist du so sehr enttäuscht?“, fragte sie ihn. „Ich weiß es nicht genau, aber irgendwie habe ich einfach mehr von ihm erwartet, dabei kenne ich ihn gar nicht.“. „Das Ganze nimmt dich auch ziemlich mit, oder?“. „Ich verstehe einfach nicht, wie man so brutal vorgehen kann, das kann ich ihnen unmöglich verzeihen. Sie wissen überhaupt nicht, was es bedeutet, Pokémon zu trainieren.“, meinte Drew wütend. „Dann werden wir es ihnen eben zeigen. Sie werden es noch bereuen, sich wieder zusammen gefunden zu haben.“, entgegnete Maike entschlossen. „Und ich denke, Gary wird noch die richtigen Ideen haben, immerhin ist er mutig genug, das hier überhaupt alles zu machen. Hättest du so etwas organisiert?“. „Nein, und das rechne ich ihm auch hoch an.“, Drew musste lächeln, „Du hast dich aber auch gemacht.“. „Findest du? In Zeiten wie diesen fühle ich mich manchmal aber immer noch hilflos. Da bewundere ich meinen Bruder Max, er weiß immer genau was er tun muss.“. „Du auch. Selbst wenn du es vielleicht nicht weißt, handelst doch immer genau richtig. Es wundert mich überhaupt nicht, dass du deinen Freunden hier zur Seite stehst.“. „Ich bin aber auch froh, dass du dazu gehörst.“, Maike lächelte ihn ebenfalls an. Sie hatten schon Einiges gemeinsam erlebt, wenn sie sich auf Wettbewerben oder bei ihren Reisen begegnet waren, aber das hier war etwas ganz anderes, etwas größeres und dennoch war es gut zu wissen, dass der andere mit dabei war. Kanto, Stadtrand von Vertania City, Krankenhaus Mrs Ketchum saß traurig drein blickend auf einer Bank im Wartebereich. Sie schien nichts zu merken, was um sie herum passierte. Ärzte und Schwestern gingen an ihr vorbei, doch sie blickte kein einziges Mal auf. Sie wartete nicht, sie saß einfach nur da und sah zu, wie die Zeit verging. Der jungen Frau tat sie Leid, aber sie konnte sich nicht um sie kümmern, sie hatte andere Pläne. Achtsam schlich sie durch die Gänge und suchte ein bestimmtes Krankenzimmer. Schließlich wurde sie fündig, Zimmer 088, der einzige Patientenraum ohne Bezeichnung. Ohne anzuklopfen trat sie ein. Ein alter Mann blickte zur Tür und besah sich des jungen Geschöpfes, welches ihn besuchen kam. Langsam trat die junge Frau an sein Bett heran und setzte sich auf den einsamen Stuhl, der dort neben stand. „Prof. Eich?“. „Der bin ich.“. „Sie kennen mich vermutlich nicht und doch...“. „Sind wir uns schon mal begegnet.“, beendete er den Satz. Die junge Frau blickte ihn überrascht an. Wie konnte das sein, er konnte sie unmöglich kennen. „Es ist schon lange her, aber endlich bist du zurück gekommen.“, sagte Prof. Eich. Der Blick der jungen Frau wurde immer entsetzter. Er wusste, wer sie war, aber wusste er auch noch, was sie damals getan hatte? „Ich bin hier, um mir etwas abzuholen.“, sie versuchte ihre Fassung wieder zu erlangen und forderte das, weswegen sie hergekommen war. „Ich habe mich schon gefragt, wann du danach fragst. Ein Pokémon von mir hast du ja bereits, dir fehlt noch dein Pokédex.“. „Woher...?“. „Meine Videokamera hatte damals den Dieb aufgenommen, der das Bisasam gestohlen hat. Ein braunhaariges, aufgewecktes Mädchen, das unbedingt ein Pokémon wollte.“, erzählte Prof. Eich, „Und du siehst genauso aus wie das Mädchen von damals.“. Ihre Unterlippe begann zu zittern. Sie wusste nicht, dass sie dabei gesehen wurde. Ihr fiel nichts ein, was sie darauf erwidern sollte. „Das kleine Mädchen, das damals von einem Vogelpokémon entführt wurde, kam zurück, um sich ihr Pokémon zu holen, welches sie auch bekommen hätte, ohne es zu stehlen. Und nun ist es noch einmal zurück gekehrt, um ein vollwertiger Trainer zu werden, Green aus Alabastia.“. „Sie kennen noch meine ganze Geschichte...“, ihr standen Tränen in den Augen. „Wir haben dich damals einfach nicht gefunden, aber ich bin froh zu sehen, dass du trotzdem zu einer jungen Frau heran gewachsen bist.“, meinte der Professor mit einem Lächeln, „Öffne die Schublade.“. Greens Blick fiel auf den kleinen Nachttisch, der neben dem Bett stand. Sie tat, wie er ihr sagte und in der Schublade fand sie, wonach sie sich schon seit Jahren sehnte. „Das ist deiner, ich habe ihn immer bei mir gehabt für den Tag, an dem du ihn holen kommst.“. Ungläubig hielt sie einen Pokédex in der Hand. Doch sie spürte das Gerät sicher auf ihrer Handfläche liegen, es war kein Traum. All die Jahre hatte er ihn für sie aufgehoben. „Es tut mir so Leid...“, schluchzte sie. Sie hätte nicht erwartet, dass er ihr verzeihen und so nett sein würde. „Jetzt bist du auch ein Trainer aus Alabastia.“, lächelte er sie sanft an. „Also mache deiner Stadt alle Ehre, ich bin mir sicher, dass du es weit bringen wirst. Aber versprich mir eines.“. Abwartend blickte sie ihn an. „Hör auf zu stehlen und werde eine ehrenhafte Trainerin.“. „Ich verspreche es.“, nickte sie unter Tränen. „Dann bin ich froh.“, sagte er leise, „Könntest du mir noch einen letzten Gefallen tun? Richte meinem Enkel Gary bitte etwas von mir aus.“. „Das werde ich. Was soll ich ihm sagen?“. Prof. Eich deutete ihr an, sich zu ihm zu beugen und er flüsterte ihr seine Botschaft ins Ohr. „Ich sag es ihm.“. „Danke.“, hauchte er und schloss leicht lächelnd die Augen. „Professor?“. Einen kurzen Moment blickte sie ihn an, dann rannen noch mehr Tränen ihr Gesicht herab. „Ich werde mein Versprechen halten, ich werde mich Ihrem Enkel anschließen und die Verbrecher für das, was sie Alabastia angetan haben, büßen lassen.“. Green wusste, dass der Professor ihre Worte nicht mehr gehört hatte, denn er würde seine Augen nie wieder öffnen. Langsam erhob sie sich von ihrem Stuhl und verließ das Zimmer. Nun war auch sie eine Trainerin aus Alabastia und sie würde ihre Aufgabe erfüllen. Sie wusste, wo ihr nächstes Ziel lag, denn es stand in dem Brief von Gary Eich, den sie abgefangen hatte. „Endlich kehre ich in meine Heimat zurück.“. Kapitel 3: Die geheimnisvolle Sechste ------------------------------------- Kanto, Arena von Vertania City „Wie konntest du das nur tun, wie kannst du uns nur so verraten?“, rief die alte Frau empört mit ihrer letzten Kraft. „Es tut mir Leid Agathe, ich musste mich entscheiden und ich habe mich nun einmal für Team Rocket entschieden. Ich erwarte nicht, dass du meine Beweggründe verstehst, aber bist du nicht für mich, bist du gegen mich und eine Trainerin der Elite 4 könnte die neue Balance dieser Welt gefährden, deshalb muss ich dich aus dem Weg räumen.“. Agathe lag zitternd am Boden, alle ihre Pokémon waren besiegt, sie konnte sich nicht mehr wehren. „Es tut mir Leid Samuel, dass ich nichts tun konnte. Nun ereilt mich dasselbe Schicksal wie deine geliebte Heimatstadt Alabstia.“, flüsterte sie zu sich selbst mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. Ihr blieb nur noch zu wünschen, dass es andere Trainer geben würde, die diesem Schrecken ein Ende setzten. „Leb wohl, alte Freundin.“, hörte sie ihren Widersacher noch sagen, er klang sogar wirklich ein wenig traurig, doch das änderte nichts. Mit dem nächsten Hyperstrahl war alles vorüber. Die Arena von Vertrania City war gefallen und mit ihr Agathe, Arenaleiterin und eine der Elite 4. ~*~ Reunion – die geheimnisvolle Sechste Oder: Nachricht von Prof. Eich ~*~ Alabastia, sieben Tage später Der Tag des Aufbruchs war gekommen, leider war die Anzahl der Trainer, die in den Kampf ziehen wollten, bei fünf geblieben. „Wann werden wir heute aufbrechen?“, wollte Misty nach dem Frühstück wissen. „Ich denke gegen Mittag.“, meinte Gary nachdenklich. „Wir sollten langsam mal überlegen, wo es als Erstes hingehen soll. Wir wissen ja leider ziemlich wenig über die aktuelle Situation in den verschiedenen Regionen.“, warf Drew ein. „Wir wissen doch, welche Arenaleiter übergelaufen sind, ich finde, denen sollten wir zuerst eine Lektion erteilen.“, meinte Ash bereits kampfbereit. „So einfach ist das aber nicht. Wir können nicht einfach losstürmen und einen nach dem anderen bekämpfen, das bringt uns nicht weiter. So wüssten sie sofort, dass es Rebellen gibt. Wir sollten unsere Aktionen gezielt ausführen, wenn wir so eine große Organisation zerschlagen wollen.“. „Gary hat Recht.“, pflichtete Maike diesem bei, „Wir wissen auch gar nicht, warum sie übergelaufen sind, vielleicht wollten sie einfach nur ihre Arena und die Stadt beschützen.“. „Und dafür machen sie dann woanders Terror? Egal was für Gründe sie haben, dass sie Team Rocket helfen kann keine Lösung sein.“, widersprach Ash. „Wir müssten herausfinden, wo sie eine Art Basis haben.“, überlegte Misty. „Sollten wir überhaupt mit dem Team Rocket anfangen? Ich meine, die Sinnoh-Region ist aus meiner Sicht am schwächsten bewacht und wenn wir das Gleichgewicht der Kräfte stören würden, vernichten sie sich vielleicht gegenseitig.“, warf Gary ein. „Das klingt recht logisch. Wenn wir dort die meisten Chancen haben, sollten wir es so machen.“, stimmte Maike zu. „Ich wäre auch damit einverstanden.“, meinte Misty. „Meine Idee gefällt mir zwar besser, aber wenn ihr meint.“, murrte Ash und verzog beleidigt das Gesicht. Gary blickte fragend zu Drew, der sich noch nicht geäußert hatte. „Meinetwegen.“, gab dieser nüchtern zurück. „Dann ist es entschieden.“. Mit diesen Worten machten sich alle bereit zum Aufbruch. Die Zelte wurden zusammen gepackt und alle Spuren eines Lagers beseitigt. Gegen Mittag konnte es los gehen. Die Gruppe befand sich bereits auf der Straße Richtung Süden, denn sie wollten über den Wasserweg nach Sinnoh, als sie plötzlich etwas davon abhielt, weiter zu gehen. „Ihr geht in die falsche Richtung.“. Überrascht wandten sich alle fünf Trainer um und sahen eine Gestalt am Fuße des Hügels von Prof. Eichs ehemaligem Labor stehen. „Wer bist du?“, rief Gary mehr als skeptisch. „Das wüsstest du gerne, was?“, kam nur eine verspielte Antwort, doch die Person trat näher. Sie entpuppte sich als eine junge Frau mit langen braunen Haaren, die direkt vor Gary stehen blieb. „Du bist sicher Gary Eich, hab ich Recht?“. „Und wenn es so wäre?“. „Dann ist der hier von dir.“, die junge Frau holte den Brief aus ihrer Tasche und hielt ihn ihm hin. Gary nahm das Schriftstück an und überzeugte sich von seiner Echtheit. Aber wie kam diese Frau an seinen Brief? Sie schien keine Freundin von Ash zu sein, sonst hätte dieser sie längst begrüßt, und er selbst war ihr auch noch nicht begegnet. Oder etwa doch? Er war sich sicher, ihr nicht geschrieben zu haben und doch hatte er das Gefühl, diese Frau von irgendwo her zu kennen. „Ich möchte bei euch mitmachen.“, sagte sie schließlich. „Meinetwegen. Ich würde vorher trotzdem gerne deinen Namen wissen.“, gab Gary zurück. Die junge Frau kicherte. Die anderen vier hielten sich zurück, das Ganze war wirklich mehr als suspekt, denn keiner kannte sie. „Mein Name ist Green.“. Gary zwang sein Gedächtnis zu Höchstleistungen, er wusste, dass es dort irgendetwas geben musste, aber die Erinnerung verweigerte sich ihm. „Dann willkommen im Team Green.“, kam es nun von Ash, der sich über eine weitere Mitstreiterin freute, „Ich bin übrigens Ash...“. „Ketchum.“, vollendete Green seinen Namen, „Ich weiß, du bist von hier aus Alabastia.“. „Hey, sind wir uns schon mal begegnet oder woher kennst du meinen Namen? Oder bin ich schon so bekannt“, meinte Ash verdutzt, grinste aber verlegen. „Tja, ich weiß so Einiges. Die Arenaleiterin von Azuria City kennt man natürlich auch.“, dabei blickte Green zu Misty, bevor sie sich Drew und Maike zuwandte, „Und ihr beiden seid erfolgreiche Koordinatoren, ich weiß Bescheid.“. „Dann haben wir uns die Vorstellrunde schon mal gespart. Ich nehme an, du hast dasselbe Ziel wie wir.“. Green lächelte geheimnisvoll. „Sagen wir, ich möchte ein Versprechen halten.“, aber vielleicht würde ja auch noch etwas anderes für sie dabei heraus springen. „Wie du meinst. Wenn du mit uns gegen Team Rocket und die anderen beiden kämpfen willst, darfst du uns begleiten, was du sonst noch vorhast, ist mir egal.“, meinte Gary zu ihr. „Gut, aber ihr geht trotzdem in die falsche Richtung, wenn ihr Team Rocket ein Schnäppchen schlagen wollt.“, sagte sie. „Wir wollten uns auch gerade auf den Weg nach Sinnoh machen, sprich wir lassen Team Rocket erst einmal außen vor.“. „Wie dumm, damit vertut ihr eine große Chance.“, entgegnete sie lässig. „Könntest du dich vielleicht auch mal klarer ausdrücken?“, schnauzte Misty sie nun an, langsam wurde es ihr mir dieser Frau zu bunt, ihre Art gefiel ihr nicht. „Naja, Giovanni, der Boss von Team Rocket, hält sich zurzeit in Vertania City auf, ich habe ihn dort gesehen.“. „Bist du sicher?“, stieß Gary hervor. „Warum sollte ich lügen? Aber ich habe nicht nur Goivanni dort gesehen, ich habe auch Prof. Eich getroffen.“, offenbarte Green. „Du warst bei meinem Großvater?! Wie geht es ihm?“. Nun wurden alle hellhörig. „Ich soll dir eine Nachricht von ihm überbringen. Er sagte, du seiest nun an der Reihe und du sollst den Frieden in dieser Welt wiederherstellen.“. „Großvater...“, Gary wurde nachdenklich. Sein Großvater glaubte an ihn, er setzte seine Hoffnung in ihn. Er würde ihn nicht enttäuschen, das versprach er sich selbst. „Was meint er denn damit, dass Gary nun an der Reihe sei? Hat Prof. Eich auch schon mal gegen Team Rocket gekämpft?“, warf Maike grübelnd ein. „Das könnte ich mir durchaus vorstellen.“, meinte Misty dazu. „Das denke ich nicht.“, beendete Green die aufkeimende Diskussion, „Ich denke eher, er hat dich zu seinem Nachfolger ernannt.“, sagte sie zu Gary, bevor sie betrübt den Blick abwand, „Denn es ist so, Prof. Eich ist gestorben.“. „Sag das noch mal!“, war Garys erste Reaktion. „Wie kannst du das behaupten?“, rief nun auch Ash, der die Nachricht einfach nicht glauben konnte. „Weil ich bei ihm war, als er gestorben ist.“, schrie Green zurück. Sie konnte nicht behaupten, dass es sie nicht berührte, aber Prof. Eich war der erste Mensch, um den sie trauerte, sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Gary sah sie entgeistert an. Dann war es also wahr und keine Lüge. Sein Großvater war also seinen Verletzungen erlegen. Er wusste nicht, ob er schreien, weinen oder weglaufen sollte, also tat er einfach nichts. Er stand da und starrte ins Leere, dann fiel sein starrer Blick wieder auf Green. Auch sie schien zu leiden, sein Großvater musste sie gekannt haben. Wer war sie nur? Doch sein Großvater hatte Recht, nun war er dann an der Reihe. Ash zitterte am ganzen Körper, er wollte etwas tun, aber was hätte er schon tun sollen? Es war zu spät, vorbei, er würde den Professor nie wieder sehen. Da spürte er, wie sich Mistys Hand sanft auf seine Schulter legte und er blickte sie an. Sie unterstützte ihre sanfte Geste mit einem tröstenden Lächeln, doch auch sie hatte feuchte Augen und konnte diese schreckliche Nachricht auch kaum glauben. Maike zitterten die Knie. Erst jetzt wurde ihr bewusst, zu was Team Rocket eigentlich fähig war und es machte ihr Angst. Ihnen könnte das gleiche Schicksal blühen und doch durfte sie jetzt kein Feigling sein. Wer würde denn sonst kämpfen? Mehr denn je war sie entschlossen, mit ihren Freunden loszuziehen. Mit einem Blick zu Drew erkannte sie, dass er etwas ähnliches dachte. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Dass Team Rocket wirklich Prof. Eich getötet hatte, war ein tiefer Schlag, der das Ausmaß dieses Terrors erst so richtig darstellte. „Also gehen wir nach Vertania City.“, kam es plötzlich von Gary und alle blickten ihn erstaunt an. „Wenn Giovanni wirklich dort ist, müssen wir diese Chance nutzen.“. Keiner traute sich in dem Moment, etwas zu sagen. Die Trauer saß tief, aber Gary klang so entschlossen, dass die einzige Reaktion ein einstimmiges Nicken war. So zog die Gruppe los auf den Weg zu ihrem schlimmsten Feind. Kanto, Route nach Vertania City, kurz nach Sonnenuntergang Die sechs Trainer hatten ihr Lager ein wenig abseits der Straße in einem kleinen Wäldchen aufgeschlagen. Alle schliefen bereits, was Green dazu nutzte, sich ein Stück ab der Gruppe einsam auf einen umgestürzten Baumstann zu setzen. Diese Situation war neu für sie. Sonst war sie immer alleine unterwegs gewesen, denn sie konnte keine Anhänger gebrauchen. Sie war eine Betrügerin und Diebin, sie hatte kein zu Hause mehr, seitdem sie von diesem Vogelpokémon entführt wurde und von ihren Zieheltern weggelaufen war. Sie sorgte nur für sich selbst und kümmerte sich um niemanden. Sie verkaufte falsche Items an gutgläubige Trainer und schmeichelte sich bei Leuten ein, die ihr eine Unterkunft geben könnten. Bis jetzt hatte das immer gut funktioniert. Doch was war jetzt? Alle schliefen in ihren Zelten und Schlafsäcken, so etwas besaß sie nicht einmal. Außerdem hatte sie dem Professor versprochen, dieses Leben zu beenden und ehrlich zu werden, aber das war schwieriger, als sie dachte. Plötzlich hörte Green ein Rascheln hinter sich und wirbelte herum. Da trat Gary aus dem Schatten der Bäume hervor. Nachdem sie einmal erleichtert ausgeatmet hatte, setzte sie sich wieder. „Musst du mich so erschrecken?!“. „Was treibst du hier alleine, du solltest dich nicht zu weit vom Lager entfernen.“. „Ich kann nicht schlafen und ich brauchte ein wenig Abstand.“, erklärte sie kühl. „Mir geht es genauso.“. Überrascht blickte sie ihn an, während Gary sich neben sie setzte und in den Nachthimmel starrte. „Ich bin auch immer alleine gereist, bis ich mich dazu entschieden habe, Pokémon-Forscher zu werden.“, erzählte er, „So viel Gesellschaft bin ich auch nicht wirklich gewohnt, da muss man einfach mal Luft schnappen gehen.“. Green erwiderte nichts, sondern musterte Gary neugierig. Sie konnte sich irgendwie nicht vorstellen, dass der Enkel von Prof. Eich ein Einzelgänger war. „Aber weißt du, es ist gut zu wissen, dass man so viele Freunde und Verbündete hat. Das gibt einem Kraft.“, fügte Gary hinzu und wandte seinen Blick nun zu Green. „Ich bin bist jetzt auch immer ganz gut alleine zurechtgekommen. Ich bin nur hier, weil ich gegen Team Rocket alleine dann doch keine Chance hätte.“. Gary musste leicht lachen. „Du bist sehr auf deinen eigenen Vorteil bedacht und hast deine eigenen Ziele, das gefällt mir.“. „Hast du keine Angst, dass ich euch betrüge oder verraten könnte? Keiner von euch kennt mich.“. „Nein.“, war Garys knappe jedoch klare Antwort, bevor sich ein Schleier des Schweigens über die beiden Trainer legte. Eine ganze Weile lauschten sie einfach nur der Stimme der Nacht. „Kanntest du meinen Großvater?“, durchbrach Gary schließlich das Schweigen. „Ich habe gestern das erste Mal mit ihm gesprochen.“. „Aber er kannte dich, richtig?“. Perplex blickte Green ihn an. Könnte er es wissen? „Ich gebe zu, es hat mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet, aber vorhin, als du vor ein paar Taubsis Angst hattest, viel es mir wieder ein. Du bist das Mädchen, das damals von einem Vogelpokémon entführt wurde.“. Green fühlte sich enttarnt. Dass ihm ihre Angst vorhin aufgefallen war, überraschte sie, dabei hatte sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen und ansonsten schien es auch keiner bemerkt zu haben. Wusste er auch noch, dass sie damals der Pokémon-Dieb war? „Du kommst eigentlich auch aus Alabstia und mein Großvater hat dir vertraut, deshalb vertraue ich dir auch.“, sagte Gary. „Ist das nicht ein wenig leichtsinnig. Ich könnte auch ein Dieb oder Ähnliches sein.“, stichelte sie ihn. Gary grinste. „So schlimm kannst du nicht sein, denn dein Bisasam ist zu einem gesunden Bisaflor heran gewachsen.“, mit diesen Worten erhob er sich und wollte zum Lager zurückkehren. „Woher...“, stutzte sie. „Durch den PokéCom, den Misty dir unterwegs gegeben hat, kann ich die Daten deiner Pokémon mit meinem Laptop abrufen und ich kenne das Überwachungsvideo, da musste ich nur eins und eins zusammen zählen.“, damit verschwand er und Green blieb sprachlos allein zurück. Er störte sich überhaupt nicht daran, obwohl er ihre Geschichte kannte. Ihm war nur wichtig, was sie hier und jetzt zu dieser Mission beitragen könnte. Er hatte sie nicht einmal gefragt, wo sie seine Nachricht her hatte, obwohl er diese verdächtige Tatsache sicher nicht vergessen hatte, sie stufte ihn nicht als naiv ein. Gary schien einen guten Instinkt zu haben, er war seinem Großvater schon ein wenig ähnlich. Da fiel Green plötzlich auf, dass Gary einen kleinen Sack neben dem Baumstamm hatte stehen lassen. Ihre Neugier war zu groß, um ihn verschlossen zu lassen, er war selbst schuld, wenn er ihn hier vergas. Doch es stellte sich heraus, dass es sich dabei um einen Schlafsack handelte. Verständnislos blickte sie in die Richtung, in die er verschwunden war. Warum war er so nett zu ihr, er hatte doch überhaupt keinen Grund dazu. Innerlich dankend drückte sie den Schlafsack an sich und kehrte ebenfalls zum Lager zurück und legte sich endlich schlafen. Am nächsten Morgen waren die sechs bereits früh aufgebrochen und erreichten noch in den Morgenstunden Vertania City. Wie Misty auch bereits gesagt hatte, standen an den Einfahrtsstraßen, die nach Vertania City führten, Kontrollposten. „Und wie kommen wir jetzt in die Stadt?“, fragte Maike. „Wir werden wohl kämpfen müssen, mit denen werden wir doch locker fertig.“, meinte Ash. „Dann wissen sie sicher schnell, dass wir hier sind, wir müssen unauffällig hinein gelangen, wenn wir zu Giovanni wollen.“. „Wie wär’s, wenn wir aus der Luft kommen?“. Alle blickten Green fragend an. „Ich bin mit meinem Knuddelluff in die Stadt hinein und wieder hinaus geschwebt und es hat keiner mitbekommen.“. „Gar nicht so dumm. Wer hat alles Pokémon dabei, die Menschen tragen können?“, fragte Gary in die Runde. „Mein Libeldra kann eine Person tragen.“, entgegnete Drew, dessen Pokémon heute Morgen wieder von seiner Botenreise zurückgekehrt war. „Ash, hast du keine fliegenden Pokémon?“, wandte sich Gary an seinen alten Freund, als sich niemand sonst mehr meldete. „Leider nein.“, er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, „Nur mein Glurak und das ist jetzt nicht hier. Meine anderen Flugpokémon können keine Menschen tragen.“. „Na super, dann müssen unsere Pokémon eben mehrmals fliegen. Wir haben also ein Knuddelluff, ein Libeldra und mein Tauboss kann zwei von uns tragen, macht zusammen vier. Ich würde sagen, wir teilen es 3-3 auf, dann brauchst du dein Knuddelluff nicht einzusetzen, es wäre zu langsam.“, meinte Gary zu Green. „Ok.“, diese hatte keineswegs etwas dagegen, ihr süßes Pokémon zu schonen. „Also los.“. Drew und Gary ließen ihre beiden Pokémon frei. „Eine kurze Frage noch.“, meldete sich Ash und adressierte Green mit seiner Frage, „Hast du auch zufällig meine Mutter getroffen?“. Nach der schlimmen Nachricht von Prof. Eich machte er sich langsam immer mehr Sorgen, was wohl mit seiner Mutter geschehen war. „Ich weiß leider nicht, wie sie aussieht, aber ich kann dir das Krankenhaus zeigen, wo ich Prof. Eich gefunden habe. Könnte sie dort sein?“. „Bestimmt.“, meinte Ash begeistert. „Na gut, dann nehmt ihr beide mein Tauboss und fliegt zu dem Krankenhaus.“, entschied Gary. „Aber ich...“, stotterte Green auf einmal. Keiner wusste so recht, was los war, bis auf Gary. Er hatte kurz vergessen, dass sie Angst vor Vogelpokémon hatte, deswegen würde sie auf Tauboss nicht fliegen können. „Könntest du Ash den Weg beschreiben? Dann kann er alleine dorthin und wir können uns mehr auf unser eigentliches Ziel konzentrieren.“, versuchte Gary die Situation zu retten. „Das sollte kein Problem sein.“, meinte Green mit einem dankenden Blick zu Gary. „Wo treffen wir uns dann?“, wollte Ash noch wissen, nachdem Green ihm und Libeldra die Lage des Krankenhauses erklärt hatte. „Ich denke mal, unser Ziel wird die Arena sein, oder?“, warf Misty ein. Gary nickte. „So sehe ich das auch. Wir werden dort schon einmal die Lage überprüfen, deshalb soll Libeldra zurückkommen, wenn es dich dort abgesetzt hat. Wenn wir alle an der Arena sind, kommt es dich wieder abholen. Bleib also nicht zu lange.“, kam es von Gary und blickte ernst zu Ash. Dieser nickte ebenfalls einverstanden, er wusste, was er zu tun hatte. Endlich konnte er sich dann auf den Weg machen. „Ich frage mich, was aus der Arena hier geworden ist.“, kam es nachdenklich von Misty, bevor Gary fragen konnte, wer sich als Erstes auf den Weg machen wollte. „Was meinst du?“, fragte Maike. „Die Arenaleiterin von Vertania City ist Agathe, eine der Elite 4. In Arenakämpfen benutzt sie nur ihre zweitbesten Pokémon, aber ihre Stärksten hat sie trotzdem immer bei sich. Ob sie auch fliehen musste?“, erklärte Misty ihre Bedenken. „Da ist was dran. Wenn sie es schaffen, eine der Elite 4 zu schlagen, müssen sie wirklich Einiges aufgefahren haben.“, stimmte Gary zu. „Wenn wir endlich aufhören würden, nur darüber zu reden, könnten wir es selbst überprüfen.“, warf Drew trocken ein. „Er hat Recht. Ich würde gerne zuerst hinfliegen und mir das Ganze schon mal ansehen.“, kam es von Misty. „Ich begleite dich.“, meinte Maike und alle waren sich einig. So konnte auch endlich Garys Tauboss mit den beiden Mädchen auf dem Rücken abheben. Gary brachte das wirklich ins Grübeln. Agathe wäre eine starke Verbündete, außerdem wusste er, dass sie eine alte Freundin von seinem Großvater war, sie würde ihnen sicher helfen, doch dazu müsste sie einem Anschlag entgangen sein. Er würde sie gerne treffen. Doch nun mussten sie erst einmal warten, bis ihre Pokémon zurückkehren würden, denn vorher könnten sie ohnehin nichts tun. Aber die Zeit lief, in der Giovanni entkommen konnte. Kapitel 4: Die Arena von Vertania City -------------------------------------- Kanto, Arena von Vertania City Nach langer Zeit betrat er endlich wieder die Arena von Vertania City, seine Arena. Mit einem breiten Grinsen betrachtete er das Kampffeld; es hatte sich nichts verändert. Von dem Kampf von vor einer Woche war keine Spur mehr zu sehen. „Gute Arbeit.“, zwei Worte, die Giovanni eher seltener benutzte, doch dieses Mal waren sie wahrlich verdient. „Was ist mit den anderen der Elite 4?“. „Ich habe keinen Grund, sie aufzusuchen, denn sie bekämpfen uns nicht.“, gab derjenige zurück, der bereits vor ein paar Tagen Agathe besiegt hatte. „Wie du meinst. Dann habe ich hier nichts weiter für dich zu tun, du kannst gehen. Sollte ich dich erneut brauchen, werde ich es dich wissen lassen.“, meinte Giovanni zufrieden und das Thema war für ihn erledigt. „Hochmut kommt vor dem Fall.“. Giovanni drehte sich um und blickte seinen Gegenüber finster an. „Was sagst du?“. „Ich gebe dir nur einen Rat. Sei dir nicht zu sicher, sonst wirst du zu spät bemerken, dass du wieder ganz unten angekommen bist.“. Giovanni musste kurz auflachen, bevor sein fieses Grinsen zurückkehrte. „Wer sollte mich denn noch aufhalten, diese Idioten aus der Hoennregion? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch sie kapitulieren und wenn es soweit ist, gehört mir die ganze Welt.“, seine Worte strotzten nur so vor Siegessicherheit. Gedanklich hatte er diesen Krieg bereits gewonnen. „Ich wollte es nur gesagt haben.“, waren die letzten Worte des Trainers, der anschließend die Arena verließ. Seine Arbeit hier war getan. ~*~ Reunion – Die Arena von Vertania City Oder: wie bricht man in eine Arena ein? ~*~ Kanto, vor der Arena von Vertania City Misty und Maike waren gerade in einer Nebenstraße gelandet, von der aus sie einen guten Blick auf die Arena hatten. Garys Tauboss schickten sie wieder zu seinem Trainer zurück, so dass es die anderen herholen konnte. Währenddessen begaben sich die beiden Frauen bereits in Beobachtungsposition. „Es sieht eigentlich recht ruhig aus, die Arena scheint auch gar nicht angegriffen worden zu sein.“, bemerkte Maike ein wenig irritiert, sie hatte erwartet, die Arena in Trümmern vorzufinden. „Das ist wirklich sehr merkwürdig, ich hätte auch gedacht, dass die Arena so zugerichtet worden wäre wie die in Azuria City. Was wohl mit Agathe ist?“. „Vielleicht ist sie gerade nicht da und die Arena war unbewacht?“, überlegte Maike, „Aber auch in der Stadt sieht alles friedlich aus.“. „Dann sieh mal genau hin.“, riet ihr Misty, „Bereits auf unserem Flug hab ich bemerkt, dass viele Team Rocket Rüpel in der Stadt patrouillieren, sie haben es gar nicht nötig, hier Terror zu machen.“. „Jetzt wo du’s sagst.“, Maike sah die Straße hinauf und hinunter, auf jeder Straßenseite lief ein Mitglied von Team Rocket und sah zu, dass alles ruhig war. „Green scheint die Wahrheit gesagt zu haben. Es spricht viel dafür, dass Giovanni tatsächlich hier ist.“, meinte Misty. „Traust du ihr nicht?“. „Ich weiß nicht, wir wissen gar nichts über sie und sie redet auch nicht über sich. Sie gibt uns zwar Tipps, aber woher weiß sie so viel? Außerdem frage ich mich schon die ganze Zeit, wie sie an Garys Nachricht gekommen ist. Sie muss das Porenta irgendwo abgefangen haben. Es ist noch zu früh, irgendwelche abenteuerlichen Spekulationen anzustellen, aber ich würde ihr nicht so schnell vertrauen. Sie muss sehr trickreich sein, das lässt mich vorsichtig werden. Aber solange Gary ihr traut, sage ich nichts.“. Maike dachte über ihre Worte nach. Misty hatte Recht, keiner schien sie zu kennen, trotzdem hatte sie einen Brief bei sich gehabt. Hieß das nicht auch, dass ein anderer Trainer keine Nachricht erhalten hatte? Könnte sie am Ende ein Spion sein und sie direkt in Giovannis Arme locken? Doch so wirklich glauben konnte sie das nicht. Und sie vertraute Gary ebenfalls, also war es wohl in Ordnung, Green mitzunehmen. „Sieh mal, da kommt einer aus der Arena.“, lenkte Misty Maikes Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen. „Wer ist das?“. „Ich glaube diesen Mann schon einmal gesehen zu haben, aber er ist zu weit weg, um ihn genau erkennen zu können.“, erwiderte Misty. Die beiden Frauen beobachteten, wie der Mann ein Dragoran aus seinem Pokéball befreite und auf dessen Rücken stieg. Im nächsten Moment hob es mit enormer Geschwindigkeit ab und jede Spur von ihm war verschwunden. „Der schien mir sehr stark zu sein.“, schluckte Maike. „Vielleicht war er hier, um Agathe zu stellen.“. „Dann scheint sie wirklich nicht da zu sein.“. „Es ist trotzdem komisch, die anderen Arenen wurden bereits vor Tagen angegriffen, was ist hier nur passiert?“, Misty blieb skeptisch, vielleicht war hier noch Schlimmeres geschehen, wie sie bis jetzt vermuteten. Kanto, Stadtrand von Vertania City, Krankenhaus Drews Libeldra war sanft auf dem Dach des kleinen Krankenhauses gelandet. Ash sprang ab und schickte das Pokémon zurück zu den anderen, die vor der Stadt warteten. Er konnte es kaum erwarten, seine Mutter zu treffen. Ungeduldig lief er Richtung Tür und wäre beinahe dagegen gerannt. Denn zu seinem Ärgernis war sie abgeschlossen. „Hey, aufmachen!“, schrie er und hämmerte gegen das Metall, aber die Tür öffnete sich nicht. „Verdammt. Ich muss da rein.“. Nach einer Lösung suchend sah er sich um und ging schließlich an den Rand des Gebäudes. „Dann eben anders. Lorblatt, du bist dran!“, er befreite das treue Pflanzenpokémon aus seinem Ball. „Lorblatt, ich brauche deinen Rankenhieb, um mich abzuseilen.“, erklärte er dem Pokémon. Dieses nickte, umwickelte seinen Trainer mit zwei Ranken und Ash machte sich daran, an der Gebäudewand hinunter zu klettern. Als er sicher unten auf der Straße angekommen war, rief er dankend sein Pokémon zurück und lief durch den Haupteingang in das Krankenhaus. Im Eingangsbereich war nicht viel Betrieb und er entdeckte sofort den Aufnahmeschalter. „Ich suche meine Mutter, Delia Ketchum.“, überfiel er die Schwester, die ihn jedoch beruhigend durch die Trennglasscheibe anblickte. „Einen Moment bitte.“, sie schaute auf eine Namensliste. „Ash, bist du es wirklich?“, eine wehleidige Stimme erklang hinter dem jungen Trainer und dieser drehte sich sehnsüchtig um. „Mum!“, sofort lief Ash auf seine Mutter zu und umarmte sie. „Mum, du glaubst gar nicht wie froh ich bin, dich zu sehen.“. „Mein Ash.“, Delia drückte ihren Sohn so fest sie konnte an sich und brach in Tränen aus, „Ich habe fest daran geglaubt, dass es dir gut geht.“. „Mir ist nichts passiert. Und wie geht es dir?“, Ash löste sich aus der Umarmung und besah sich seiner Mutter. Nun bemerkte er die Tränen, die über ihre Wangen flossen, aber es waren nicht mehr viele. Sie hatte ihre Tränen bereits aufgebraucht. Außerdem war sie blass, ihr freundliches Lächeln war verschwunden und wurde durch ein verzweifeltes Gesicht ersetzt. So hatte er seine Mutter noch nie gesehen. „Es war einfach so schrecklich…“, schluchzte sie und sackte beinahe zusammen. Ash stützte seine Mutter und beide setzten sich auf zwei Stühle im Wartenbereich. „Sie kamen so plötzlich und im nächsten Moment lag alles in Schutt und Asche. Ich weiß nicht, was aus Pantimos geworden ist und der Professor…“, wenn sie gekonnt hätte, hätte sie nun noch mehr geweint. „Ich weiß.“, auch Ashs Blick wurde tieftraurig. Dieser Schmerz würde sicher nicht so schnell vergehen, aber sie mussten akzeptieren, dass Prof. Eich nicht mehr da war. „Aber wenigstens habe ich dich wieder.“. „Mum…“, Ash wusste nicht, was er sagen sollte, er wusste nicht, wie er seiner Mutter helfen könnte. „Du bleibst doch jetzt hier, hier bei mir, nicht wahr?“, Delias Augen waren feucht und voller Schmerz, sie wollte nicht auch noch ihren Sohn verlieren. „Das… das kann ich nicht.“, stotterte Ash und wandte seinen Blick von seiner Mutter ab, er konnte den Anblick ihres schmerzerfüllten Gesichts nicht ertragen. „Aber Ash…“. „Ich bin zusammen mit Gary und ein paar anderen Freunden hergekommen, wir wollen Team Rocket stürzen, damit wieder alles so wird wie vorher.“, erklärte er. „Nein, das ist viel zu gefährlich.“. „Einer muss es tun. Gary hat uns alle zusammen gerufen, weil irgendjemand diesem Schrecken ein Ende setzen muss. Es darf nicht noch mehr zerstört werden.“, entgegnete Ash und krallte seine Hände in seine Hose. „Was hat sich Gary nur dabei gedacht, ihr könnt dabei ebenfalls getötet werden. Ich erlaube es nicht.“, rief Delia verzweifelt. „Mum, bitte, der Professor hat es auch so gewollt. Mach dir keine Sorgen, wir werden alle wieder zurückkommen, alles wird gut.“. Delia schluckte. Ja, vielleicht hätte es der Professor so gewollt, innerlich wusste sie auch, dass ihr Sohn wie immer das Richtige tat, aber wie könnte sie ihn gehen lassen?! „Es tut mir Leid Mum, aber ich muss jetzt gehen.“, mit diesen Worten hatte sich Ash erhoben. „Ash, nein, ich will nicht, dass du gehst.“, Delia war ebenfalls aufgesprungen und stellte sich ihm in den Weg. Ash blickte seiner Mutter in die von Schmerz gezeichneten Augen, seine Unterlippe zitterte. Er wollte das nicht tun, er wollte sie nicht so alleine lassen, aber er musste gehen. „Ich muss!“, rief Ash und rannte einfach an ihr vorbei. „Komm zurück!“, rief sie ihm unter ihren letzten Tränen nach, wohl wissend, dass er nicht auf sie hören würde, und so sackte sie auf ihrem Stuhl zusammen und konnte nur darauf hoffen, dass ihr Sohn irgendwann zu ihr zurückkehren würde. Kanto, vor Vertania City „Ah, Tauboss kommt zurück.”, stellte Gary zufrieden fest. Sanft landete das Vogelpokémon vor seinem Trainer und war bereit für den nächsten Flug. „Da kommt auch Libeldra.“, meinte Green mit Blick in die Ferne. Kurze Zeit später war auch Drews Pokémon vor der Gruppe gelandet. „Sehr gut, Green, du steigst auf Libeldra und wir beide nehmen mein Tauboss.“, sagte Gary, auch wenn es ihm nicht passte, Drew mit sich nehmen zu müssen, aber noch mehr hoffte er, dass dieser keine Fragen bezüglich dieser Aufteilung stellen würde. Doch es kam ganz anders. Drew grinste Green leicht an, die sich bereits dem Drachenpokémon näherte, was sie jedoch zum stehen bleiben bewegte. Skeptisch erwiderte sie Drews Grinsen. „Wir können uns keine Schwächen erlauben.“, mit diesem Ausspruch sprang er auf sein Libeldra, welches daraufhin sofort abhob. Geschockt blickte Green ihm hinterher. Sie wusste, was ihr nun blühte. „Ihm ist es offensichtlich auch aufgefallen.“, stellte Gary trocken fest. „Du wirst also mit mir auf meinem Tauboss fliegen müssen.“. „Aber… das kann er nicht mit mir machen!“, Green war empört, „Sag ihm, er soll sein Pokémon zurück schicken.“. „Das werde ich nicht.“, Gary verschränkte streng die Arme vor der Brust und erntete einen perplexen Blick von Green, sie war offensichtlich überrascht über den fehlenden Zuspruch. „Er hat nicht Unrecht, wir können uns solche Schwächen nicht leisten. Es ist an der Zeit, deine Angst vor Flugpokémon zu überwinden.“. „Aber…“, Green gefiel das gar nicht und die Panik stand ihr bereits im Gesicht. „Komm her.“, meinte Gary behutsam zu ihr und reichte ihr eine Hand. Nach einem eingehenden Blick entschied sich Green, seine Hand zu nehmen. „Du brauchst keine Angst vor Tauboss zu haben.“. Langsam näherten sich die beiden dem Flugpokémon, dieses rührte sich nicht, um Green nicht zu erschrecken. Langsam legte Gary dann Greens Hand auf das Gefieder. Er merkte, wie sie ihre Hand zurück ziehen wollte, doch er ließ sie nicht, sondern hielt sie fest und zwang sie dazu, nicht zurückzuweichen. „Siehst du, es ist alles in Ordnung.“. Green schluckte und doch traute sie sich nun, leicht über das weiche Gefieder des Pokémons zu streicheln. Gary hatte ihre Hand mittlerweile los gelassen und begutachtete zufrieden seine Schlichtungsarbeit. Plötzlich schrie Green kurz auf. Gary hatte sie mit einem Ruck hochgehoben und auf Tauboss abgesetzt. „Bist du verrückt!“, schrie sie ihn empört an. Seine Antwort war nur ein breites Grinsen, bevor er ebenfalls aufstieg und seinem Pokémon das Zeichen gab abzuheben. Green kreischte erneut und wusste nicht, was sie tun sollte. „Ganz ruhig, genieße doch einfach den Ausblick. Und nur nicht in die Federn krallen, einfach nur sanft mit den Händen abstützen, um das Gleichgewicht zu halten.“, erklärte Gary. Green versuchte seiner Anweisung zu folgen. Sie konnte nicht behaupten, dass sie sich wohl fühlte, aber wenigstens war ihr nicht mehr nach Schreien zumute. Gary bemerkte, wie sie zitterte, daraufhin legte er eine Hand an ihre Hüfte. „Keine Angst, du kannst nicht runterfallen und ich will dich auch nicht entführen.“, flüsterte er ihr zu. Green erwiderte nichts, sie hasste es, Hilfe zu bekommen und sich selbst hilflos zu fühlen, doch bei Gary machte es nichts. Ihm war sie dankbar, auch wenn sie das nicht zugeben würde. Als auch die beiden endlich bei der Arena gelandet waren, fehlte nur noch Ash. Aber Drew hatte sein Libeldra bereits wieder losgeschickt. Misty erzählte Green und Gary ebenfalls von dem Dragorantrainer, der die Arena zuvor verlassen hatte, aber andere Aktivitäten hatte es seitdem nicht mehr gegeben. „Wenn Ash auch da ist, sollten wir versuchen, in die Arena rein zu kommen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir Giovanni dort finden werden.“, meinte Gary. „Glaubst du wirklich?“, fragte Maike, ihr wurde bei dem Gedanken doch ein wenig mulmig. „Es war immerhin einmal seine Arena.“, gab Gary mit einem Nicken zurück, „Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sie nicht wie die anderen angegriffen wurde.“. „Oder Agathe hat sich auch ergeben und ist übergelaufen.“, meinte Misty bitter, auch wenn ihr Ton deutlich machte, dass sie nicht daran glaubte. „Das werden wir dann ja sehen.“, warf Drew ein. Damit hatte er Recht. So musste die Gruppe nur noch auf Ash warten. Kanto, Stadtrand von Vertania City, vor dem Krankenhaus Ash war aus dem Krankenhaus gerannt und musste Tränen unterdrücken, als er draußen nach ein paar Metern stehen blieb. Er wäre am liebsten die ganze Zeit weiter gerannt, aber es hätte nichts gebracht, außerdem musste er hier auf Libeldra warten. „Ash!“. Überrascht drehte er sich um. Die Stimme war männlich, es konnte also nicht seine Mutter nach ihm gerufen haben. Hinter sich erkannte er einen alten Freund, der auf ihn zu humpelte. „Scott!“, rief Ash überrascht aus. „Lange nicht gesehen.“, das Lächeln des Trainersuchers wirkte schwerfällig. Offensichtlich hatte er auch Einiges durchgemacht, denn nicht nur humpelte er, er hatte auch seinen linken Arm in einer Schlinge. Seine ganze Erscheinung wirkte auf einmal sehr trostlos, denn er trug nicht sein fröhliches Hawaiihemd und die Shorts, sondern eine schmutzige Jeans, ein graues Hemd und es war das erste Mal, dass Ash ihn ohne seine Sonnenbrille sah. „Hast du noch kurz Zeit? Ich würde dir nämlich gerne Einiges berichten.“. „Klar.“, Ash war gespannt, vor welche Tatsachen er nun gestellt werden würde. „Ich wollte nicht lauschen, aber ich habe Teile deines Gesprächs mitbekommen, deshalb weiß ich, dass du gegen Team Rocket kämpfen willst. Vorher solltest du vielleicht noch ein paar Dinge wissen.“. Ash schluckte, ihm war klar, dass ihn wieder nur schlechte Nachrichten erwarteten. „Die Kampfzone gibt es nicht mehr. Alle Kampfzonenleiter wurden vertrieben, ich weiß nicht, was aus ihnen geworden ist.“, begann Scott. „Alle? Auch Brendon?“, Ash war nun wirklich schockiert, das hätte er sich niemals vorstellen können. „Ja, selbst Brendon hatte keine Chance gegen die Pokémon- und Maschinengewalt von Team Rocket, ich glaube, er ist in irgendwelche Ruinen geflüchtet, aber wer weiß das schon so genau.“. Ash wurde nachdenklich. Er konnte sich genau daran erinnern, wie schwer es gewesen war, Brendon zu besiegen und er war sicherlich in all den Jahren nicht schwächer geworden, aber gegen so eine Übermacht hatte man alleine keine Chance. Leider hatte sich dadurch die Hoffnung auf einen weiteren Verbündeten zerschlagen. „Das ist noch nicht alles.“, fuhr Scott fort und erhielt wieder Ashs volle Aufmerksamkeit, „Die Arenaleiter in Kanto hat es auch schwer erwischt. Die Arenen in Marmoria, Azuria und Prismania City sind vermutlich alle vollkommen zerstört und die Arenaleiter von Orania, Fuchsania und Saffronia City sind dem Team Rocket beigetreten.“. „Davon hab ich schon gehört. Misty, die Arenaleiterin von Azuria City, ist nämlich mit mir hier.“, gab Ash zurück. „Das freut mich zu hören. Ich war gerade in Prismania City, als die Arena angegriffen wurde. Dabei habe ich Erika, die Arenaleiterin getroffen, sie hat mich vor einem einstürzenden Gebäude gerettet, ohne ihre Hilfe wäre ich lebendig begraben worden. Doch von der Arena hat Team Rocket nichts übrig gelassen.“, Scott warf kurz einen bedauernden Blick zu Boden, bevor er Ash wieder fixierte, „Als es mir dann wieder besser ging, habe ich mich auf den Weg hierher gemacht, um zu sehen, was aus dieser Arena geworden ist, denn keiner weiß, was mit Agathe ist, ich mache mir wirklich große Sorgen, aber hier in Vertania City ist man fast nirgends mehr unbeobachtet. Gerade mal hier am Stadtrand sind die Kontrollen noch eher spärlich. Du weißt nicht zufällig, was aus Agathe geworden ist?“. „Ich werde mich gleich auf den Weg zur Arena machen, wir werden schon raus bekommen, was mit Agathe ist, verlass dich drauf.“. „Danke Ash. Ich bin mir sicher, dass du und deine Freunde was erreichen könnt.“, meinte Scott nun sichtlich zuversichtlicher, „Wenn ich euch noch einen Rat geben darf, sucht Erika auf. Sie versteckt sich westlich von Vertania City nahe des dortigen Radweges, sie ist sehr gut informiert und kann euch sicher helfen. Sie kämpft ebenfalls, um ihre Stadt zu retten. Von ihr habe ich auch alle Informationen bekommen.“. „Vielen Dank Scott.“, Ash blickte seinen Freund entschlossen an, „Wir werden Team Rocket schon vertreiben.“. „Wir alle werden auf euch bauen.“, nickte Scott ihm zu. „Libeldra!“, erklang es plötzlich. „Ah, ich werde abgeholt.“, meinte Ash, als im nächsten Moment das Pokémon bei den beiden landete. „Ich wünsche euch viel Glück.“. „Wir werden uns wieder sehen. Ach und Scott, könntest du mir vielleicht noch einen Gefallen tun?“, sagte Ash, als er bereits aufgestiegen war. „Jederzeit.“. „Könntest du dich bitte um meine Mutter kümmern?“. „Das mach ich doch gerne. Wir werden hier auf dich warten.“. Die beiden nickten sich noch ein letztes Mal zu, bevor Ash sich endlich auf den Weg zu seinen Gefährten machte. Vertania City, vor der Arena „Da kommt Ash.”, verkündete Misty, die ihren Freund als Erste erspähte. „Na, wie ist die Lage?“, fragte dieser, als er endlich gelandet war. „Nicht viel passiert. Wir haben vor, nun in die Arena einzudringen, um zu sehen, was los ist.“, erklärte Gary. Ash nickte, der Plan gefiel ihm. „Wie geht es deiner Mutter?“, fragte Misty sanft. Ashs Blick wurde traurig, denn es schmerzte ihn, sie so alleine zurück lassen zu müssen. „Ihr ist nichts passiert.“, erwiderte er nur. Misty nickte verständnisvoll. Ihr war klar, dass es seiner Mutter nicht wirklich gut gehen konnte, immerhin war Prof. Eich gestorben und ihr einziger Sohn begab sich wohl in das gefährlichste Abenteuer seines Lebens, sie war ganz allein. „Ich habe auch noch ein paar Neuigkeiten.“, meinte Ash jedoch noch und alle sahen ihn neugierig an, „Ich weiß jetzt mit Sicherheit, dass Major Bob, Sabrina und Koga übergelaufen sind. Erika konnte fliehen und versucht auch, Team Rocket zu bekämpfen. Aber was mit der Vertania Arena ist, weiß niemand.“. „Wir müssen wirklich sehr vorsichtig sein.“, meinte Gary ernst, wollte sich aber entschlossen auf den Weg machen. „Gary.“. Er wandte sich zu Ash um. „Sollten wir hier Giovanni nicht finden und besiegen, sollten wir Erika suchen, sie kann uns wahrscheinlich helfen.“. Gary nahm Ashs Mitteilung mit einem Nicken zur Kenntnis. „Irgendeine Idee, wie wir eigentlich reinkommen wollen?“, fragte Misty. „Mal sehen.“, Gary ging in die Hocke und holte seinen Laptop aus seinem Rucksack und platzierte ihn auf seinen Oberschenkeln. „Das ist ja sehr interessant.“. Alle versuchten auf seinen Bildschirm zu blicken. „Die Arena hat ein Kellergewölbe, auf der Rückseite der Arena befinden sich dessen Fenster.“. „Das klingt doch schon mal nach einem guten Einstieg.“, meinte Maike. „Vielleicht. Aber hier haben wir noch was. An der linken Front gibt es weiter oben Fenster, die in große Räume hinein führen, es kann sich dabei aber nicht um die Kampfhalle handeln. Diese Stelle ist wahrscheinlich auch nicht stark bewacht. Mit Hilfe von Pflanzenpokémon könnten wir sicherlich da hoch kommen.“. „Dann sollten wir uns wohl besser aufteilen und von zwei Seiten aus eindringen.“, schlug Misty vor. „Seh ich auch so.“, stimmte Gary zu und verstaute seinen Laptop wieder in seinem Rucksack. „Ich denke, ihr Mädchen geht durch die oberen Fenster. Wenn ich mich richtig erinnere, habt ihr beiden doch ein Bisaflor.“, meinte er an Green und Maike gewandt, beide nickten, „Und wir drei nehmen den Keller unter die Lupe.“. Drew und Ash nickten ebenfalls einverstanden. „Dann los.“, Gary verstaute seinen Laptop wieder und erhob sich. Als gerade keine Patrouille in Sicht war, schlichen die sechs über die Straße zur Arena. Dort trennten sich dann ihre Wege. Die drei Mädchen gingen links rum und die Jungs rechts rum, um hinter die Arena zu gelangen. „Das müssen sie sein.“, meinte Misty mit einem Blick nach oben. „Dann wollen wir mal, los Bisaflor.“, Maike ließ ihr Pflanzenpokémon frei, welches kurz darauf von Greens Bisaflor Gesellschaft bekam. Mit Hilfe ihrer starken Ranken hoben sie die drei Mädchen empor. „Und nun?“, kam es leicht verwirrt von Maike. „Wir werden die Fenster wohl einschlagen müssen.“, meinte Misty. „Ist das nicht zu auffällig?“, entgegnete Maike unsicher. „Man muss es nur richtig anstellen.“, meinte Green und holte ein Tuch aus ihrer Tasche. Dieses wickelte sie sich gekonnt um die Hand und holte zum Schlag aus. Im nächsten Moment zersplitterte ein kleiner Teil der Fensterscheibe. Sie wickelte sich das Tuch wieder ab, griff mit einer Hand durch das entstandene Loch und legte das Fensterschloss um. „Das war’s schon.“, meinte sie grinsend, öffnete die Fensterflügel und blickte prüfend hinunter. „Die Luft ist rein.“, damit ließ sie sich auch schon von den Ranken hinein tragen. Maike folgte ihr verdutzt, während Misty das nur misstrauischer machte. Green schien sich damit ja gut auszukennen, sie stieg auf jeden Fall nicht das erste Mal auf diese Weise in ein Gebäude ein. Als die drei Mädchen den Boden im Inneren erreichten, zogen sie kurz an je einer Ranke, was den Bisaflor das Zeichen gab, sie los zu lassen. Die beiden Pokémon ließen ihre Ranken so hängen, um den Fluchtweg für die drei offen zu halten. „Hier in dem Raum ist überhaupt nichts.“, murrte Green ein wenig enttäuscht. Aber hier gab es wirklich nichts, kein Mobiliar, keine Pflanzen, gar nichts. Der Raum war einfach nur groß, hoch, hatte die paar Fenster und eine Tür, die nach draußen führte. „Da haben wir wohl nicht viele Möglichkeiten.“, stellte Misty fest. Einig begaben sich die drei zur Tür, die sich glücklicherweise öffnen ließ, und lugten durch einen Spalt in einen langen Korridor. „Und nun?“, fragte Maike. „Na, wir gehen weiter.“, entschlossen öffnete Green die Tür nun vollends und trat in den Korridor. Es war niemand zu sehen. „Welche Richtung sollen wir nehmen, geradeaus, rechts oder links?“, überlegte Misty. Keiner der Gänge sah viel versprechender aus als der andere. „Ich würde vorschlagen geradeaus, dort liegen wahrscheinlich die interessantesten Räume.“. Maike stimmte zu, weswegen Misty keinen Gegenvorschlag machte. Ihr gefiel es nicht, dass Green das Kommando übernahm, vielleicht führte sie die beiden in eine Falle. Aber im Moment hatte sie keinen besseren Plan, doch sie würde sehr wachsam bleiben. Währenddessen waren die Jungs auf der Rückseite der Arena angekommen, jedoch waren sie nicht so behutsam durch das Fenster eingestiegen oder genauer gesagt hatte Ash kurzerhand beschlossen, sein Pikachu mit Ruckzuckhieb eines der Fenster zertrümmern zu lassen. „Sag mal willst du, dass sie uns sofort bemerken?“, fuhr Gary ihn sofort an. „Es ist doch nichts passiert.“, entgegnete Ash, ließ seinen Freund links liegen und lugte durch das Fenster, „Alles ok Pikachu?“. „Pika!“, sein bester Freund antwortete ihm fröhlich und signalisierte, dass niemand in der Nähe war. Mit einem Satz schwang sich Ash durch das Fenster und landete in einem gut gefüllten Kellerraum. „Das ist ja noch mal gut gegangen.“, meinte Drew trocken und stieg ebenfalls durch das Fenster ein. Wirklich begeistert war er von der Aktion auch nicht gewesen, aber solange es funktionierte, gab es nichts dagegen zu sagen. Seufzend folgte auch Gary hinein. „Hier steht ganz schön viel Zeug.“, bemerkte Ash. An den Wänden standen Kisten bis an die Decke gestapelt, die Stapel wurden stufenweise kleiner, so dass aber auch nur schmale Gänge dazwischen vorhanden waren. Gary öffnete eine von den leicht erreichbaren Kisten und nahm einige Papierstücke heraus. „Das gibt’s doch gar nicht.“, äußerte er schockiert. „Was ist denn?“, Ash war sofort hinter ihn getreten und lugte ihm über die Schulter. „Das sind Pläne zur Erschaffung eines Pokémons.“. Ash musterte die Zeichnungen genau, bis ihn plötzlich der Schlag traf. „Das ist Mewtu.“. Die beiden Begegnungen mit Mewtu würden für ihn auch immer unvergessen bleiben. Das Pokémon hatte so sehr gelitten und war nach seiner Flucht vor Team Rocket von ihnen verfolgt worden. Mittlerweile lebte es mit seinen geklonten Pokémon abgeschieden aber friedlich in den Bergen, jedenfalls hoffte er, dass es noch so wäre. Gary erinnerte sich auch an seinen Arenakampf hier, er war damals noch gegen Giovanni angetreten, der nach dem Kampf noch sein neues Pokémon testen wollte. Es hatte unglaubliche Psychokräfte gehabt. Ob es dieses Mewtu gewesen war? Doch das war jetzt nicht wichtig, solange Giovanni nicht noch eine schlimmere Suppe hier unten kochte. „Wir sollten weiter. So verstaubt wie das hier ist, glaube ich nicht, dass die Pläne wirklich aktuell sind.“, warf Drew ein. Gary legte die Pläne zurück, Drew hatte Recht, „Also gehen wir.“. „Allerdings sieht es so aus, als müssten wir auch die Tür auch aufbrechen.“, meinte Drew, nachdem erfolglosen Versuch, die Tür durch Hinunterdrücken der Klinke zu öffnen. „Kein Problem. Pikachu, Eisenschweif!“. Und schon war die Tür offen. Gary sagte schon nichts mehr dazu, sondern er und Drew folgten Ash und Pikachu kommentarlos in einen größeren Kellerraum. Der Raum war nicht nur größer, sondern auch leerer. Hier standen nur ein paar Computer und andere Maschinen, die schon seit Jahren nicht mehr benutzt worden waren. Also gingen sie weiter durch einen dunklen Gang, der sie zu einer Treppe führte an deren Ende sich eine weitere Tür befand. „Dieses Mal sollten wir allerdings hoffen, dass die Tür offen ist, denn das Einrennen sollten wir ab jetzt vielleicht lieber lassen.“, meinte Gary mit einem scharfen Blick zu Ash, der nur schmollend nickte, während die drei die Stufen nach oben schritten. Nach einmal tief durchatmen legte Gary seine Hand auf die Klinke und drückte sie nach unten. Kapitel 5: Die erste Schlacht ----------------------------- Hinweis des Autors: Überarbeitung der Charakterbeschreibung am 23.08.08 ~~~ In der Arena von Vertania City „Nicht viel los hier, oder?“, bemerkte Green, als sie zusammen mit Maike und Misty durch die Gänge der Vertania Arena streifte. Sie hatte ihre Hände an den Hinterkopf gelegt und schlenderte gelangweilt umher, blickte in jeden Gang rein, den sie passierten und fing sogar an zu pfeifen. „Könntest du das bitte lassen, nachher werden wir noch entdeckt.“, ermahnte Misty sie. „Jetzt reg dich nicht gleich auf, hier ist überhaupt niemand.“, gab Green lässig zurück. „Findet ihr das nicht auch komisch? Wir sind niemandem begegnet, es gibt hier kaum Räume, aber trotzdem ist die Arena riesengroß.“, warf Maike ein. „Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber dieser Giovanni hat sich bei dem Bau dieser Arena sicher was gedacht, mich würde interessieren was.“, gab Misty zurück. „Wenn wir ihn finden, können wir ihn ja fragen.“, meinte Green. Misty, die ein Stück hinter ihr lief, bedachte sie mit einem verärgerten Blick. Ihr ging diese gleichgültige Einstellung gewaltig auf die Nerven. Hatte dieses Mädchen überhaupt den Ernst der Lage erkannt? „Seht mal, da vorne ist eine Tür!“, verkündete Green und lief darauf zu. „Warte!“, rief Misty und rannte ihr nach. Doch Green war schneller und kam als Erste an. Ohne zu zögern öffnete sie die Tür. Misty wäre vor Schock beinahe der Atem stehen geblieben. Was dachte sie sich nur dabei, einfach so hier einen fremden Raum zu betreten, wer wusste, was auf sie lauerte?! Doch kurz nach Green betrat auch Misty den Raum. Hier standen nur ein Schreibtisch und ein paar Bücherregale, es wurde schon länger nicht mehr Staub gewischt. „Und, was entdeckt?“, kam es nun von Maike, die zu den anderen beiden aufgeschlossen hatte. „Hier ist auch nichts.“, meinte Green noch gelangweilter und wollte sich wieder zum Gehen umwenden, doch Misty stellte sich ihr in den Weg. Nun war das Fass übergelaufen. ~*~ Reunion – Die erste Schlacht Oder: Aus Fehlern lernt man ~*~ „Jetzt reicht’s mir!“, rief Misty und schubste Green gegen die Zimmerwand. „Was soll das?“, entgegnete Green empört, doch Misty war auf sie zu gekommen und drückte sie gegen die Wand. „Misty…“, Maike wollte eingreifen, aber als sie Mistys ernsten und wütenden Blick sah, hielt sie inne. Sie hatte einen Verdacht, was Misty vorhatte. „Warum bist du wirklich hier?“, wollte Misty wissen, „Du kannst mir nicht erzählen, dass du so edelmütig bist und uns einfach so hilfst. Du hast uns viele Informationen gegeben und nun begleitest du uns, aber was ist dein wirkliches Ziel? Steckst du mit Team Rocket unter einer Decke?“. Nun blickte Green ihrerseits Misty über alle Maßen empört an. „Wie kannst du mir das nur unterstellen?! Wenn ich zu Team Rocket gehören würde, wieso hätte ich euch dann all die Informationen geben sollen?“. „Vielleicht willst du uns in eine Falle locken. Vielleicht wartet Giovanni hier nur auf uns. Er könnte dich los geschickt haben, um potenzielle Rebellen sofort zu beseitigen.“. „Ich komme auch aus Alabastia, denkst du vielleicht, es ist mir egal, was aus der Stadt geworden ist und was anderen Städten vielleicht noch bevorsteht?“. „Wenn du mich so fragst, ja.“, meinte Misty ohne zu Zögern, was Green doch sehr schockierte. Sie fühlte sich durch Mistys Worte tief verletzt. Vielleicht war sie nicht edelmütig und auch nicht der ehrlichste Mensch der Welt, aber die Welt zerstören und beherrschen zu wollen, wie konnte sie das nur von ihr denken? „Es ist mir nicht egal.“, sagte Green leise und wandte ihr Gesicht von Misty ab, „Es ist auch meine Stadt gewesen und ich möchte verhindern, dass das noch einmal passiert. Ich habe dich nicht um dein Vertrauen gebeten, aber ich bin kein Spion, falls du das denkst.“. „Genau das denke ich aber. Und wie soll ich mit jemandem zusammen kämpfen, dem ich nicht vertrauen kann?!“. „Misty, hör auf!“, mischte sich plötzlich Maike ein, bevor Misty noch etwas sagen konnte. „Ich denke, dass sie die Wahrheit sagt, sie will uns nicht an Giovanni ausliefern.“. Misty sah die Entschlossenheit in Maikes Augen und sah dann zu Green, die Misty ebenfalls mit starken Augen ansah. Und dennoch, es gab da eine Sache, die sie einfach misstrauisch bleiben ließ. „Eine letzte Frage.“, meinte Misty ruhig und ließ Green endlich los. „Wie bist du an Garys Brief gekommen? Er hat dir keinen geschickt.“. Maike musste zugeben, dass sie die Antwort auf diese Frage auch sehr interessierte, so warteten beide gespannt, was Green nun zu sagen hätte. „Ich habe ein verletztes Porenta gefunden, als ich gerade auf dem Weg von Sinnoh zurück nach Kanto war. Ich entdeckte die Nachricht und habe sie gelesen. Dann habe ich Prof. Eich gesucht, bevor ich zu euch nach Alabastia gekommen bin.“, erklärte Green. „Für wen war denn die Nachricht eigentlich gedacht?“, fragte Maike interessiert. „Ich glaube der Name war Lucia.“, überlegte Green. „Das würde erklären, warum sie nicht gekommen ist. Ich hätte nämlich gewettet, dass sie sich uns auch anschließt.“. „Lucia, ist das diese Koordinatorin, die Ash in Sinnoh begleitet hat?“, fragte Misty nach. „Genau.“; Maike nickte, „Können wir nicht irgendwie versuchen, sie noch zu erreichen?“. „Hmm, das könnte schwierig werden. Zu anderen haben wir keinerlei Kommunikationsmöglichkeiten.“, überlegte Misty. „Aber warum hast du die Nachricht nicht weiter geschickt?“, wollte sie dann von Green wissen. „Ich habe das Porenta im nächsten Pokémon-Center abgegeben, es hätte so schnell nicht weiter fliegen können. Und ich selber besitze keine Flugpokémon. Außerdem dachte ich mir, dass ich den Brief vielleicht als Beweismittel benötigen würde, der eigentliche Name stand ja auch nur auf dem Umschlag, den ich entsorgt habe.“. „Sehr clever.“, meinte Misty sarkastisch, doch sie sah ein, dass Green nichts Böses getan hatte und sie sicherlich auch nicht ans Messer liefern wollte. „Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als diese Lucia persönlich aufzusuchen, wenn sie sich uns wirklich anschließen würde.“, meinte Green und ignorierte Mistys letzte Aussage. „Sieht so aus. Aber erst einmal sollten wir Giovanni finden.“, erwiderte Misty. „Vertraust du mir denn jetzt? Wenigstens ein bisschen?“, kam es von Green und sie blickte Misty fest an. „Sagen wir mal ich glaube dir, dass du uns nicht an Team Rocket ausliefern willst. Um mein volles Vertrauen zu gewinnen, wird es aber wohl noch eine Weile dauern.“. „Dann schon mal auf gute Zusammenarbeit?!“, Green hielt ihr eine Hand hin. „Auf gute Zusammenarbeit.“, Misty schlug ein. „Vergesst mich nicht.“, kam es von Maike und legte ihre Hand auf die ihrer beiden Mitstreiterinnen. „Dann lasst uns keine Zeit verlieren.“, sagte Misty abschließend und die drei machten sich wieder auf den Weg. Arena von Vertania City, Kampfhalle „Ist soweit alles vorbereitet?”. „Ja Boss, die Zinnoberinsel steht unter unserer Kontrolle, Sie können sofort aufbrechen.”. „Hervorragend. Was ist mit Pyro?“. „Der Arenaleiter der Zinnoberinsel war bereits geflüchtet, als wir ankamen, er wird zurzeit noch vermisst, aber wir haben uns auf die Suche nach ihm gemacht.“. „Findet ihn! Ich brauche nämlich nicht nur sein Labor, sondern auch sein Wissen. Bis ihr ihn gefunden habt, ziehe ich es vor, mich um unser Problem in der Sinnoh-Region zu kümmern. Wir müssen versuchen, das Team Galaktik auf unsere Seite zu ziehen, dann haben die beiden Teams aus Hoenn keine Chance mehr. Außerdem gefällt mir ihre Vorgehensweise, sie haben alle rebellischen Trainer in Gefangenenlager gesperrt, das sollten wir auch einführen.“. „Boss?“. „Du kannst verschwinden. Richtet alles auf der Zinnoberinsel für unsere Forschungen her und findet Pyro, ich werde mich in der Zwischenzeit auf dem Weg nach Sinnoh begeben.“. „Verstanden.“, mit einer Verbeugung verließ der Team Rocket Rüpel die Arena. Giovanni seufzte kurz, das sollte eigentlich alles viel schneller gehen, aber diese Arenaleiter waren nicht dumm. Doch wenn er auch noch die Sinnoh-Region kontrollieren würde, hätte er ohnehin so gut wie gewonnen. Also würde er sich jetzt auf dem Weg zu seinem vorhin gelandeten Helikopter machen. „Habt ihr das gehört?“, flüsterte Ash seinen beiden Begleitern schockiert zu. „Wir sind ja nicht taub.“, erwiderte Gary trocken. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, das waren wichtige Informationen, die sie gerade eben belauscht hatten. Die Frage war nur, was sie nun damit anfangen würden. Außerdem war Giovanni nun allein, sollten sie einen direkten Angriff wagen? Gary war sich unschlüssig. Jede Entscheidung barg ihre Risiken. „Na los, das ist unsere Chance, wir müssen ihn aufhalten!“, meinte Ash entschlossen. „Warte. Ich habe nicht das Gefühl, dass es so einfach ist.“, gab Gary zu bedenken. „Aber auf was sollen wir warten? Er ist allein, so eine Chance bekommen wir vielleicht wirklich nie wieder.“, warf Drew nun ein. Einerseits hatten die beiden Recht, auf was warten? Doch Gary hatte ein komisches Gefühl im Magen. Vielleicht sollten sie sich lieber zurück ziehen und die Informationen nutzen, die sie gerade erfahren hatten. Es war wirklich ein Glücksfall, dass sie die Hintertür der Kampfhalle gefunden hatten und so ein Gespräch zwischen Giovanni und einem seiner Handlanger mitbekamen. Glücklicherweise wurden sie nicht bemerkt und sie konnten sich hinter der Tür in Hörweite verstecken. Doch was nun? Giovanni schritt bereits Richtung Ausgang, sie mussten jetzt eine Entscheidung treffen. „Er haut ab. Jetzt oder nie, los Pikachu.“, meinte Ash und stieß die Tür auf. Pikachu war genauso entschlossen wie er und sprang voran. „Ash!“, Gary konnte nichts mehr tun, außer seinem Freund schließlich zu folgen. Wenn er schon einfach drauf los stürmte, würde er seinem Freund wenigstens zur Seite stehen. Auch Drew zog mit und würde sich Giovanni entschlossen entgegen stellen. „Hier geblieben!“, rief Ash und Giovanni wandte sich überrascht ob des Eindringlings zu ihm um. Einen Moment später stießen Drew und Gary an seine Seite. Giovanni hatte seine Überraschung bereits überwunden und grinste die drei Trainer interessiert an. „Ich wusste nicht, dass ich Gäste habe.“. „Pfeif deinen Rüpel von eben sofort zurück.“, stieß Gary hervor. „Wieso sollte ich? Aber deiner Forderung entnehme ich, dass ihr nicht hier seid, um euch mir anzuschließen. Das heißt, ihr seid Rebellen, die mir im Weg stehen.“, schlussfolgerte Giovanni trocken. „Wir werden dich wieder zurück ins Niemandsland schicken!“, rief Ash, „Pikachu, Donnerblitz, wir müssen ihn bewegungsunfähig machen.“. Da Pokémon tat wie ihm befohlen und sofort schoss ein Donnerblitz durch die Halle. Doch anstatt sein Ziel zu treffen, wurde die Attacke abgelenkt und schlug in die Wand ein. „Netter Versuch.“, grinste Giovanni, „Aber leider zwecklos. Glaubt ihr wirklich, ihr drei könnt mich aufhalten?!“. Giovanni wirkte wahrlich amüsiert über die Situation. Sein Rizeross hatte Pikachus Attacke mit Leichtigkeit abgewehrt. Es war wirklich bemerkenswert, wie schnell er reagiert hatte und auch sonst schien Giovanni auf alles vorbereitet zu sein. „Das wird sich gleich zeigen. Los Absol!“, nun rief auch Drew sein Pokémon zu Hilfe. „Setz Klingensturm ein.“. Erneut schnellte eine Attacke auf Giovanni zu, doch auch diese konnte sein Rizeross ohne Probleme abwehren. Er hatte sein Pokémon wirklich gut trainiert. „Na, wollt ihr es weiter versuchen?“. Ash platzte fast vor Wut. Welche Attacke wäre stark genug, um sein Rizeross zu bezwingen? Hilfesuchend blickte Ash zu Gary, doch dieser schien sich in den Kampf überhaupt nicht einmischen zu wollen. Er blickte Giovanni einfach nur starr an und schien darauf zu warten, dass sich der Kampf von alleine gewann. „Hey Gary, willst du etwa nur dumm rumstehen und zuschauen?“. Gary reagierte nicht, er war weiterhin auf Giovanni fixiert. Irgendwas stimmte nicht. Giovanni war sich absolut siegessicher, außerdem hatte er seinem Pokémon nicht einmal einen Gegenangriff befohlen, dabei sah es so aus, als könnte er Pikachu und Absol mit nur einem Schlag besiegen. Auf was wartete er? Wartete er ab, dass Gary auch ein Pokémon rief, um sie alle gleichzeitig zu schlagen? Nein, es musste mehr hinter seiner Selbstsicherheit stecken. „Dann eben anders.“, kam es plötzlich von Ash und mit seiner nächsten Aktion riss er Gary aus seinen Überlegungen, „Ihr seid alle dran!“. Auf einmal erschienen Relaxo, Lorblatt, Staravia und Sleimok in der Halle. „Gemeinsam schaffen wir es. Drew, bist du dabei?“. Dieser nickte ihm zu und ließ ebenfalls sein Maskeregen, Smettbo, Roserade und Libeldra frei. Doch bevor sie den Angriff befehlen konnten, tat Giovanni etwas mehr als Unerwartetes: er rief sein Rizeross zurück. „Wirklich eine beeindruckende Sammlung gut trainierter Pokémon. Wirklich schade, dass ihr nicht bei Team Rocket mitmachen wollt.“. „Gibst du etwa schon auf?“, fragte Ash verwirrt. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht.“, Giovanni zuckte mit den Schultern. „Was soll das?“, rief Drew ihm genervt zu. Auch ihn machte das Ganze langsam stutzig, irgendwas konnte hier nicht stimmen. Der Boss von Team Rocket würde sich keinesfalls einfach so ergeben. „Nur zu, greift mich an, wenn ihr euch traut.“, provozierte Giovanni die Jungs. „Das kannst du haben!“, Ash würde sich nicht zurückhalten. „Ash, tu es nicht!“, versuchte Gary ihn aufzuhalten. Doch zu spät, Ash wollte gerade den Angriff befehlen, als Giovanni nur kurz schnipste und im nächsten Moment ein mechanisches Geräusch und darauf folgend eine einstürzende Wand zu hören war. Ash lag am Boden und wusste gar nicht genau, was eigentlich in den letzten Sekunden passiert war. Seine Pokémon hatten ihn mit besorgten Blicken umringt, doch ihm war nichts passiert. Er und Drew sahen hinauf zu dem Balkon, von dem aus man in die Kampfarena hinunter blicken konnte. Dort standen auf einmal eine Art Gewehre, die auf die Stelle gerichtet waren, auf der Ash bis gerade eben noch gestanden hatte. Doch irgendetwas hatte ihn aus der Schussbahn befördert und stattdessen schlug die Munition in der Wand hinter ihm ein. „Gary!“, rief auf einmal Drew, als er in den Trümmerhaufen blickte, der einmal die Arenawand war. Ash war wieder auf die Beine gesprungen. Das konnte nicht sein. Jetzt wusste er es wieder. Es war Gary gewesen, der ihn zur Seite gestoßen hatte, doch von seinem Freund war gerade mal noch der Arm zu sehen. Ash und Drew gingen zu den Trümmern und schoben ein paar Steine zur Seite. Schließlich fanden sie ihn. „Gary, ist alles in Ordnung?“, Ash brachte ihn in eine sitzende Position. Langsam öffnete Gary die Augen. „Geht schon.“, hustete er. „Es sieht nicht so aus, als wäre er von was getroffen worden.“, meinte Drew. In der Tat wurde Gary nur von dem ernormen Druck der vielen Schüsse zurück geworfen und war unter den einstürzenden Trümmern begraben worden. Ash und Drew halfen ihm auf die Beine. „Alle Achtung. Du scheinst dir schon gedacht zu haben, dass ich noch ein Ass im Ärmel habe und bist den Schüssen ausgewichen, dich hat nur die Druckwelle erwischt.“. „Ich habe die zerstörten Gebäude untersucht. Sie wurden größtenteils durch enormen Druck zerstört, der von den Schüssen eurer Waffen ausgehen musste. Ich habe zwar noch nicht herausgefunden, was für eine Munition ihr benutzt, aber Ich habe mir schon gedacht, dass du so etwas auch hier hast.“, erwiderte Gary keuchend. „Ich bin beeindruckt. Aber ich hätte nichts anderes von dem Enkel von Prof. Eich erwarten sollen. Bedauerlich, dass du nicht klüger bist als er. Leider muss ich euch jetzt erledigen.“, Giovanni erhob seine Hand zu einem erneuten Schnipser. „Starmie!“, erklang plötzlich eine Stimme, gefolgt von besagtem Wasserpokémon, welches plötzlich durch den Raum schoss und die Waffe auf dem Balkon zerstörte. Wütend über diese unvorhergesehene Wendung drehte sich Giovanni zu dem Seiteneingang hinter ihm um. Dort standen Misty, Maike und Green, bereit zum Kampf. „Gut gemacht Starmie.“, lobte Misty ihr Pokémon, welches an ihre Seite zurückgekehrt war. „Na, jetzt bist du wohl nicht mehr so stark, was?!“. „Ich gebe zu, ihr habt mich umstellt, aber ihr habt noch nicht gewonnen.“, Giovanni griff in seine Jacketttasche und holte eine Fernbedienung hervor, „Viel Spaß noch.“, er drückte auf einen roten Knopf. Im nächsten Moment fing die Arena an zu beben. „Was ist das?“, rief Maike und versuchte, ihr Gleichgewicht zu halten. „Keine Ahnung, aber wir dürfen ihn nicht entkommen lassen.“, entgegnete Misty, doch sie konnte nur noch dabei zuschauen, wie Giovanni auf einem Brutalanda aus der Arena flog. „Verdammt!“, fluchte sie. „Wir sollten auch lieber zusehen, dass wir hier verschwinden.“, meinte Green stattdessen und die drei Mädchen schlossen zu den Jungs auf. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Misty Gary. „Alles klar, nur ein wenig angeschlagen. Wir müssen hier raus, ich glaube, die Arena stürzt gleich ein.“. Jedenfalls wollte keiner hier bleiben, um das genauer herauszufinden. Ash und Drew riefen ihre Pokémon zurück und gemeinsam liefen alle so schnell es mit Gary ging Richtung Ausgang. „So schaffen wir es nicht.“, meinte Maike, die vor einem herunter stürzenden Deckenstück in Deckung springen musste. „Wir brauchen Pokémon, die uns Deckung geben können.“, entgegnete Green und musste ebenfalls Trümmerstücken ausweichen. „Smettbo, setz Schutzschild ein!“, befahl Drew seinem Pokémon, welches erneut zum Einsatz kam. „Das reicht noch nicht. Los Ditto!“, nun war Green an der Reihe, „Verwandle dich in Smettbo und setz ebenfalls Schutzschild ein.“. Mit den beiden Pokémon schaffte es die Gruppe, heil aus der Arena zu kommen. „Das war wirklich knapp.“, keuchte Maike und stützte sich auf ihren Knien ab. „Das kannst du laut sagen. Wer hätte gedacht, dass selbst seine Arena eine Festung ist.“, stimmte Drew zu. „Wir müssen eben auf alles vorbereitet sein. Vor allem sollten wir ab jetzt noch vorsichtiger sein, Giovanni scheint seine Rückkehr gut durchgeplant zu haben, da können wir nicht eben aufmarschieren und ihn fertig machen.“, meinte Gary, als dieser gerade von Ash abgesetzt wurde und sich auf dem Boden niederlassen konnte. Hinter der Gruppe brach gerade der letzte Rest der Arena ein. Giovanni musste tatsächlich eine Sprengung oder Ähnliches mit seiner Fernbedienung ausgelöst haben. Ihm war es lieber, seine eigene Arena in Trümmern zu sehen, als Gefahr zu laufen, wieder besiegt zu werden. Er schien auf nichts Rücksicht zu nehmen, hatte er überhaupt eine Schwachstelle? Im nächsten Moment stieg ein Helikopter mit einem roten ‚R’ an der Seite auf und flog davon. Giovanni war ihnen auf jeden Fall entkommen. „Es tut mir Leid.“, hörte man Ash leise sagen und alle sahen ihn an. Die Mädchen überrascht, Drew wohl wissend wieso er das sagte und Gary blickte nur auf die Trümmer der Arena. „Das ist alles meine Schuld. Ich hätte auf dich hören und warten sollen.“. „Da hast du Recht.“, erwiderte Gary nur. Ash blickte von sich enttäuscht zu Boden und wurde still. Er hatte es vermasselt. Und nun war sein bester Freund sogar seinetwegen verletzt worden. „Hey Jungs, würdet ihr uns bitte mal aufklären?“, warf Green ein. Gary berichtete von ihrem Kampf gegen Giovanni, der versteckten Waffe und dem Gespräch, welches sie belauscht hatten. „Der Typ hat wirklich Einiges vor.“, kommentierte Green das Ganze. „Nun wissen wir, woran wir sind. Aber es war ja klar, dass das nicht einfach werden wird.“, meinte Misty. Kurz blickte sie zu Ash. Sie konnte verstehen, dass er sich Vorwürfe machte, er hatte mal wieder vergessen, seinen Kopf zu benutzen. Und doch hatte er für seinen Mut Lob verdient, denn wer würde sich einfach so dem Boss von Team Rocket in den Weg stellen?! Ob Gary das nicht eigentlich auch dachte? „Und was machen wir jetzt? Folgen wir ihm nach Sinnoh?“, wollte Maike wissen. „Nein.“, entgegnete Gary und alle sahen ihn doch ein wenig überrascht an, sogar Ash. „Was bringt uns das, ihm nachzugehen. Was würde bei unserem nächsten Treffen anders sein? Wir müssen die Sache anders angehen.“. „An was denkst du?“, fragte Misty neugierig. „Wir sollten Ashs Rat folgen und Erika in Prismania City aufsuchen.“. „Denkst du, sie kann uns weiter helfen?“. Gary nickte Misty zu. „Wenn sie wirklich so viel weiß, kann sie uns sicherlich noch nützliche Informationen geben. Wir sollten versuchen, nicht die offene Konfrontation mit Giovanni zu suchen, sondern Team Rocket Stück für Stück zu zerreißen, und er wird der Letzte sein, der bemerkt, dass seine Macht langsam wieder im Nichts verschwindet. Wenn es soweit ist, wird es für ihn zu spät sein.“. „Und du hoffst nun, dass dir Erika Informationen geben kann, wo wir am besten zuschlagen können.“, fügte Drew hinzu und wieder nickte Gary bestätigend. „Das klingt doch mal nach einem vernünftigen Plan.“. „Ich bin auch dafür.“, kam es von Maike und auch Green und Misty nickten einverstanden. „Ash?“, dieser blickte Gary verwirrt an, „Ich gehe doch davon aus, du bist auch dabei.“. „Gary…“. Ash sah in die entschlossenen Augen seines Freundes. Gary schien es ihm nicht wirklich übel zu nehmen, was passiert war. Doch brachte er die anderen nicht nur in Gefahr, wenn er sie begleitete? „Also sind alle dabei. Schön, dann sollten wir keine Zeit verlieren.“, meinte er und stand langsam wieder auf. „Hey, ich hab nicht gesagt, dass ich mitkommen werde.“, protestierte Ash. „Nein, aber ich.“, erwiderte Gary, was Ash zum Stocken brachte, „Ja, du hast Mist gebaut, wieder einmal, doch keiner von uns hat so viel Mut wie du. Wenn es hart auf hart kommt, kann ich auf dich zählen. Ich brauche deine Hilfe. Also was ist, bist du dabei oder nicht?“. Ash war gerührt, man hätte sogar meinen können, dass er feuchte Augen bekam. Aber das war natürlich nur reine Einbildung. Im nächsten Moment strahlten seine Augen wieder vor Entschlossenheit. „Ich habe doch immer gesagt, dass du ohne mich aufgeschmissen bist.“. „Ja ja.“, winkte Gary ab, doch er grinste. Als ob er auf Ash verzichten würde. „Und wie kommen wir nun nach Prismania City?“, unterbrach Drew das rührende Gespräch. „Laufen dauert ein bisschen lange, ich denke, so viel Zeit haben wir nicht.“. Die kollektive Antwort war erst einmal Schweigen. Dieses wurde jedoch von dem Geräusch quietschender Reifen schnell wieder durchbrochen. „Braucht ihr vielleicht eine Mitfahrgelegenheit?“. Die Gruppe schaute den Fahrer mit offenen Mündern und weiten Augen an. Gab’s das oder gab’s das nicht? Man konnte sagen, was man wollte, aber die sechs hatten kompetente Helfer, die genau in dem Moment auftauchten, in dem man sie am meisten brauchte. „Bill!“, riefen Misty und Gary gleichzeitig. Die beiden kannten den Neuankömmling schließlich. „Ich hatte gehofft, euch bald zu finden. Steigt ein, ich habe wichtige Neuigkeiten für euch, aber wir sollten das nicht hier auf der Straße besprechen.“, meinte er. Die sechs stiegen in seinen Jeep ein, nachdem Maike und Green noch ihre beiden Bisaflors wieder eingesammelt hatten, und schon brauste Bill durch die Straßen von Vertania City. Da die hier umherstreifenden Team Rocket Mitglieder nur Augen für die eingestürzte Arena hatten, konnten sie unbehelligt passieren, bis sie die Stadtgrenze hinter sich ließen. Ein paar Kilometer hinter Vertania City machte Bill endlich am Straßenrand Halt und alle stiegen aus. Vor ihnen erstreckte sich eine schöne, grüne Wiese, auf die Bill es abgesehen hatte. „Hier ist doch ein schönes Plätzchen. Tracey hat mir auch Sandwiches für euch mitgegeben, allerdings waren wir ja nicht darüber informiert, wie viele ihr nun seid, hoffentlich reichen sie. Wobei ich gleich mal Beschwerde einreiche, dass ihr euch sowieso bei mir melden könntet, wie soll man euch denn da helfen?!“, sprudelte es aus Bill heraus, während er eine große Decke ausbreitete und den Sandwichkorb darauf abstellte. „Also, setzt und bedient euch.“, strahlte er zufrieden. Die anderen waren von seiner Art zwar ein wenig irritiert, aber wer würde sich schon über ein kleines Picknick beschweren. Bill ließ seinen Blick durch die Runde schweifen und besah sich der kleinen Heldengruppe, auf der seine Hoffnungen lagen. Gary kannte er bereits, weil sie sich öfter auf Wissenschaftstagungen getroffen hatten und Misty war ja auch kurz bei ihm abgestiegen. Von Ash aus Alabastia hatte er auch schon viel gehört und die beiden Koordinatoren kannte er aus dem Fernsehen, er war ein heimlicher Fan. Es war wirklich eine gute Truppe, doch kurz blieb sein Blick unweigerlich auf Green hängen. Er war ihr auch schon einmal begegnet, allerdings konnte er nicht behaupten, dass ihn dieser Umstand erfreute Vor ein paar Jahren war sie in sein Haus eingebrochen und hatte versucht, sich an seinem PC eine Pokémon Box einzurichten, um den Pokémon-Teleporter nutzen zu können. Damit hätte sie auch mehr als sechs Pokémon fangen können. Als Schlussfolgerung würde das bedeuten, dass sie bis heute nur sechs Pokémon besitzen könnte, denn glücklicherweise hatte sie von Computern keine Ahnung und da sie ihn als Einbrecherin nicht wecken wollte, war sie unverrichteter Dinge murrend wieder abgezogen. Sie hatte nicht bemerkt, dass er wach geworden war und sie die ganze Zeit über beobachtet hatte. Am nächsten Tag wurden auch einige Diebstähle in der Zeitung gemeldet und Bill hatte sich gut vorstellen können, wer dafür verantwortlich war. Danach hatte er sich endlich einmal vorgenommen, ein Sicherheitssystem zu entwerfen. Green schien ihn nicht zu erkennen, sie aß nur genüsslich an einem Thunfisch-Sandwich. Ob die anderen wussten, dass sie eine Kriminelle war? Aber das könnte er Gary später immer noch stecken, jetzt gab es erst einmal wichtigere Sachen zu klären. „Weshalb ich euch aufgesucht habe.“, begann er und hatte sofort die Aufmerksamkeit aller, „Ich habe mal wieder ein bisschen mit der Technik gespielt und durch Zufall gesicherten Kontakt mit Schwester Joy aus Dukatia City aufnehmen können. Leider ist es mir bis jetzt noch nicht gelungen, ein sicherheitsaktives Kommunikationsnetz aufzubauen, aber das krieg ich auch noch hin!“, versicherte er ihnen, „Zurück zu Schwester Joy. Sie erzählte mir, dass die Arena noch stehe, denn als Team Rocket in Dukatia City einmarschierte, war Bianka, die Arenaleiterin, bereits verschwunden. Schwester Joy weiß allerdings von Biankas Onkel, dass sie sich auf den Weg nach Teak City gemacht hat. Dort versucht man mit aller Macht, Team Rocket am Einfall in die Stadt zu hindern. Die Bewohner der Stadt und Umgebung wollen scheinbar die Pagode von Ho-oh beschützen. Ich möchte gar nicht wissen was passiert, wenn Team Rocket ein legendäres Pokémon in die Hände fällt.“. „Und konnten sie die Stadt bis jetzt verteidigen?“, wollte Gary wissen. „Keine Ahnung, was aus der Aktion geworden ist, wusste sie nicht.“, musste Bill schulterzuckend zugeben. „Das sind wirklich tolle Aussichten.“, bemerkte Misty, „In Sinnoh steckt man die Trainer in Gefangenenlager, hier gibt es keine Arena mehr und in Johto und Hoenn herrscht auch nur Chaos.“. Misty klang sichtlich verzweifelt. Es wirkte fast unmöglich dagegen etwas ausrichten zu können. „Wir müssen uns nur gut organisieren und wissen, wo wir zuschlagen müssen.“, meinte Bill dagegen recht zuversichtlich, „Gary, du hast doch sicher einen Laptop dabei, oder?“. Dieser nickte bestätigend und holte das Gerät aus seiner Tasche. „Dann wird dir diese Disc sicher weiter helfen.“, meinte Bill und reichte Gary eine CD-Rom. „Darauf befindet sich ein Programm mit dem du feststellen kannst, welche Pokémon-Center von Team Rocket oder Team Aqua und Magma kontrolliert werden. Ich habe es geschafft, mich in das Pokémon-Center-Netzwerk einzuhäcken, die Daten sind also aus sicherer Quelle. Es gibt noch kleine Pokémon-Center zwischen den großen Städten, die noch nicht überfallen wurden, da haben diese Verbrecher wohl kein Interesse dran, aber so könnt ihr zwischendurch vielleicht einmal eine Verschnaufpause einlegen.“, erklärte Bill. „Großartig, danke.“, gab Gary zurück und spielte das Programm auf seinen Laptop. „Nun würde ich euch ganz gerne mal eine Frage stellen. Wohin seid ihr gerade unterwegs oder habt ihr etwas Bestimmtes in Vertania City gewollt?“. Gary erzählte von ihrem Zusammentreffen mit Giovanni und Bill klappte vor Schock glatt die Kinnlade runter. „Ihr habt euch wirklich schon mit Giovanni angelegt, seid ihr lebensmüde?!“. „Ganz ruhig, es ist ja nichts passiert.“, entgegnete Gary besänftigend. „So siehst du aber nicht aus.“, gab Bill zurück. „Aber das erklärt natürlich deine Verletzungen.“. Gary hatte wirklich eine Menge Schürfungen und vermutlich auch ein paar Prellungen, man konnte zurecht behaupten, dass er schon einmal besser ausgehen hatte. „Und jetzt planen wir, Erika in der Nähe von Prismania City zu suchen.“, erklärte Misty. „Erika hmm? Sie könnte euch wirklich helfen, denn sie ist eine gute Strategin und weiß sicher, wie ihr euch am besten organisieren müsst. Hey, solltet ihr sie finden, gebt ihr doch bitte meine Nummer, ich würde mich auch gerne mit ihr austauschen.“. „Dazu müssen wir sie aber erst einmal finden.“, meinte Garyzu Bill. „Wo wir auch gleich dazu kommen: könntest du uns hinfahren? Wenigstens ein Stück der Strecke, denn zu Fuß würden wir Tage brauchen und die Zeit haben wir nicht.“. „Was? Ach so, mit dem Jeep. Klar, das mach ich doch selbstverständlich.“, erklärte Bill, als der Groschen gefallen war. „Am besten wir fahren sofort los.“. Alle nickten einverstanden. Noch schnell die Decke wieder zusammen gepackt, sprangen auch alle schon wieder in den Jeep und Bill brauste los Richtung Prismania City, wo sie hoffentlich auf Erika treffen würden. Denn sie brauchten eine Strategie, ansonsten würden sie nicht mehr lange ihre Rebellion aufrecht erhalten können. Kapitel 6: Unterstützung von Erika ---------------------------------- Sinnoh, nahe Herzhofen Keuchend hetzten die beiden Mädchen durch den Wald. An einem Baum machten sie Halt und stützten sich erschöpft daran ab. „Haben wir sie abgehängt?“. „Sieht so aus, ich kann sie nicht mehr hören.“. „Ich hätte nie gedacht, dass wir so etwas mal erleben würden. Ich frage mich, wie es meiner Familie und meinen Freundin geht.“, Lucia nahm ihre Mütze von Kopf und wedelte sich ein wenig Luft zu. Die letzten Tage waren der reinste Alptraum gewesen. „Denen ist bestimmt nichts passiert.“, lächelte ihre rothaarige Freundin zuversichtlich. „Aber ich fasse es wirklich nicht. Jeder, der denen nicht seine Pokémon abgibt, gilt als Rebell und wird in dieses Lager gebracht. Wir leben wie Tiere in Käfigen.“. „Es ist auch schrecklich, was sie aus Herzhofen gemacht haben. Den Arenaleiter haben sie vertrieben und Teile der Stadt haben sie zu diesen Rebellentrainerlagern umgewandelt, die reinste Überwachungsstadt. Es hat mich wirklich gewundert, dass sie uns nicht gleich angekettet haben.“. „Sie haben wohl nicht damit gerechnet, dass es jemand schafft, aus der Stadt zu fliehen.“, grinste Zoey verwegen. „Aber ohne seine Hilfe hätten wir es nicht geschafft.“, mit besorgtem Blick setzte Lucia ihre Mütze wieder auf, „Ob er es wohl auch geschafft hat? Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, dass wir nicht auf ihn gewartet haben.“, betrübt blickte sie zu Boden. „Wir hatten keine Wahl. Aber ich hoffe es sehr, dass er noch geschafft hat zu fliehen. Sein Mut sollte jedem Trainer ein Vorbild sein. So jemanden wie ihn könnten wir im Kampf gegen Team Galaktik gut brauchen.“. „Du willst gegen sie kämpfen?“, kam es schockiert von Lucia. „Du etwa nicht? Wir müssen sie aufhalten, so kann es doch nicht weitergehen.“. „Da hast du Recht.“, dennoch war sie nicht so enthusiastisch wie ihre Freundin. „Na los, lass uns weitergehen, vielleicht finden wir ja auch Hilfe, aber erst einmal sollten weiter von der Stadt weg kommen und uns ein Bild von der Lage verschaffen. Ich denke, dass es nicht nur in Herzhofen so schlimm aussieht.“. „Richtig.“, nickte Lucia nun entschlossener und damit machten sich die beiden Freundinnen wieder auf den Weg. ~*~ Reunion – Unterstützung von Erika Oder: Die Wege trennen sich ~*~ Kanto, nahe dem Radweg nach Prismania City Die Fahrt verlief seit den letzten Kilometern schweigend, denn die letzten Neuigkeiten, die ausgetauscht worden waren, waren mal wieder nicht gerade die erfreulichsten gewesen. Gary hatte Bill vom Tod seines Großvaters erzählt, weshalb dieser beinahe vor Schock gegen einen Baum gefahren wäre. Aber das war noch nicht alles. Bill erzählte den sechs Trainern im Gegenzug dafür, dass es Agathe, die Arenaleiterin von Vertania City, vor einer Woche offenbar auch erwischt hatte. So waren zwei alte Freunde gemeinsam gegangen. Doch es war schon eine schockierende Nachricht, dass selbst Agathe von den Elite 4 nicht hatte entkommen können. Wie sollten sie sechs dann die ganze Organisation aufhalten? Die Motivation war sichtlich angekratzt, ihre einzige Hoffnung lag wirklich darin, Erika zu finden. „So, ich denke es ist am besten, wenn ich euch hier absetze, wenn sich Erika westlich von Prismania City versteckt haben soll. Außerdem kann ich nach einem Stückchen gleich nach Norden abbiegen, ich möchte nämlich schnell zurück an meinen PC und weiter an einem Kommunikationssystem arbeiten.“, meinte Bill zu der Gruppe von Trainern, die mittlerweile aus seinem Jeep ausgestiegen war. „Mach das und noch mal vielen Dank für alles, was du für uns tust.“, meinte Gary mit einem dankbaren Lächeln zu Bill. „Ach, kein Thema, ich bin froh, wenn ich euch helfen kann.“. „Du bist uns eine große Hilfe. Dann mach’s gut, wir brechen jetzt auf.“, wollte sich Gary von ihm verabschieden. „Gary, kann ich noch mal kurz mit dir sprechen?“. Dieser blickte zwar im ersten Moment etwas verdutzt, aber die anderen der Gruppe verabschiedeten sich schon mal von Bill und ließen die beiden unter sich. „Sag mal, wo hast du sie denn aufgegriffen?“, fragte Bill und deutete mit einer Kopfbewegung auf Green. „Sie ist nach Alabastia gekommen.“. „Hast du sie etwa auch benachrichtigt?“, Bill war sichtlich erstaunt. „Nein, aber sie hat eines meiner Porenta gefunden, es hatte sich verletzt.“, erklärte Gary. „Kennst du sie?“. Gary bedachte Bill einen Moment lang. Er ahnte, worauf dieser hinaus wollte. „Ja, wir kennen uns gut, wir haben uns nur schon lange nicht mehr gesehen, deshalb hatte ich gar nicht mehr an sie gedacht. Aber sie ist eine gute Verstärkung und eine vertrauensvolle Verbündete.“. Bill zögerte einen Augenblick, aber wenn Gary es so sah, schien er über alles Wichtige, was Green betraf, Bescheid zu wissen. „Ich verstehe. Ich wünsche euch alles Gute und haltet mich auf dem Laufenden!“, verlangte Bill noch nachdrücklich, bevor er sich auch endlich auf den Weg zurück nach Hause machte. „Was gab es denn noch?“, wollte Ash neugierig wissen. „Ach, nichts Besonderes, wir sollen nur vorsichtig sein und er hat uns viel Glück gewünscht.“. „Er ist wirklich ein komischer Typ, aber er scheint echt tolle Erfindungen zu entwickeln.“, fasste Maike die Begegnung für sich zusammen. „Ja, er ist wirklich ein cleveres Kerlchen, allerdings sollte er mal öfter unter Leute. Ich glaube er macht nichts anderes als arbeiten.“, meinte Misty, wenn auch ein wenig amüsiert. „Wir sollten uns jetzt lieber Gedanken machen, wie wir diese Arenaleiterin finden.“, unterbrach Drew die beiden Mädchen. „Ich hätte da eine Idee.“, kam es von Misty und alle blickten sie mehr oder weniger überrascht an, „Am Beginn des Radweges wohnt ein netter alter Mann, er besitzt dort viel Land. Ein Teil davon wird jedoch von Erika verwaltet, denn sie nutzt es als Trainingsanlage.“. „Ist das nicht zu offensichtlich?“, fragte Green skeptisch. „Nur ein paar Leute wissen von diesem Trainingsareal und da das Land offiziell dem alten Mann gehört, kann ich mir gut vorstellen, dass Team Rocket sich damit überhaupt nicht beschäftigt hat.“, erklärte Misty. „Kennt er dich denn auch?“, fragte Ash. „Na klar, ich habe Erika auch schon ein paar Mal dort besucht und wir haben zusammen trainiert.“, grinste sie breit, denn Ashs staunendes Gesicht war wirklich einen Anblick wert. „Dann schlage ich vor, dass wir dort hingehen. Ist es weit?“, kam es von Gary. „Wir müssen über den Hügel dort, aber dann kann man das Haus des Alten bereits sehen.“. „Sehr gut.“, damit marschierte Gary auch schon los. „Nicht so schnell.“, hielt Misty ihn jedoch an der Schulter zurück, „Solltest du es nicht ein wenig langsamer angehen lassen?“. „Es geht schon, ich habe mich auf der Fahrt bereits ausgeruht, jetzt haben wir keine Zeit mehr zu verlieren. Wenn wir Erika gefunden haben, kann ich über eine Pause nachdenken.“, entgegnete er ihr entschieden. Das beruhigte Misty zwar nicht wirklich, dennoch nickte sie. Auch die anderen bewunderten seine Entschlossenheit und folgten ihm schließlich. „Das ist es?“, fragte Ash und bestaunte das große Holzhaus, vor dem sie standen. „Genau, hier wohnt er. Und hinter dem Haus, dieses ganze weite Land gehört ihm. Erikas Trainingsareal liegt soweit ab von den Grundstücksgrenzen, dass man es von außen gar nicht sehen kann.“, erwiderte Misty und klopfte an die Tür. Für eine kurze Weile passierte überhaupt nichts, doch Misty blieb geduldig stehen und wartete. Ihre Geduld wurde belohnt, als der alte Mann den Kopf durch die Tür steckte. „Ja bitte?“, fragte er freundlich und schielte seine Besucher an. Er hatte kaum noch Haare auf dem Kopf, dafür aber einen weißen Schnurrbart, den er pflegte. Seine Augen waren nicht mehr die besten und leider hatte er auch gerade vergessen, seine Brille aufzusetzen. „Hallo Herr Totoro, ich bin es, Misty, die Arenaleiterin der Azuria Arena.“, stellte Misty sich vor. „Ach, du bist es Kindchen, entschuldige, dass ich dich nicht sofort erkannt habe. Hast du Freunde mitgebracht?“, entgegnete er und versuchte – wenn auch vergeblich – ihre Begleitungen zu identifizieren. „Ja. Wir sind hier, weil wir Erika suchen.“. Ob dieser Bemerkung verwandelte sich der freundliche Gesichtsausdruck des alten Mannes schlagartig in eine ernste Miene. „Ist dir das Gleiche passiert wie Erika?“. „Ja.“, der alte Mann konnte Mistys Bedauern deutlich in ihrer Stimme hören. „Kommt herein.“. Der alte Mann geleitete die sechs in sein Esszimmer, in dem er bis zu ihrem Eintreffen verweilt hatte. „Setzt euch doch. Möchtet ihr eine Tasse Tee?“, bot er ihnen an. „Wir wollen nicht unhöflich sein, aber ist Erika hier oder nicht? Für Tee trinken haben wir keine Zeit.“, erklärte Misty freundlich aber bestimmt. „Ja, Erika ist hier.“, sagte der Mann und hatte endlich seine Brille gefunden, die er nun aufsetzte. Er besah sich die jungen Menschen, die entweder an seinem Esstisch saßen oder daneben standen. „Ihr seid wohl alle junge Trainer, nicht wahr? Ihr seht so aus, als würdet ihr euch in Gefahr begeben wollen.“, meinte er nüchtern. „Wir wollen Team Rocket wieder zerschlagen und deshalb ersuchen wir Erikas Hilfe.“, kam es nun von Gary, der erschöpft in seinem Stuhl lehnte. „Ich weiß nicht, ob Erika euch helfen kann, aber seid ihr sicher, dass ihr euer junges Leben für einen Kampf einsetzen wollt, den er vielleicht nicht gewinnen könnt?“. Der Mann sah seine Gäste prüfend an. Keiner sagte etwas, doch alle nickten entschieden. „Na schön. Erika ist in ihrer Trainingshalle. Du kennst ja den Weg.“, meinte er schließlich an Misty gewandt. „Ich danke Ihnen.“, sagte Misty mit einer leichten Verbeugung. Die anderen bedankten sich ebenfalls bei ihm, bevor sie Misty nach draußen folgten. „Wow, das ist wirklich toll hier.“, meinte Maike und blickte in den strahlend blauen Himmel. Man könnte meinen, dass in der Welt nie etwas passiert war. Die Gruppe spazierte über die weite Wiese, sie kamen sogar an einem kleinen See vorbei, in dem sich Goldinis tummelten. Auf ihrem Weg kam ihnen auch eine Gruppe Dodus entgegen gerannt und in der Luft entdeckten sie ein paar Smettbos, die die sanften Sonnenstrahlen genossen. „Hier gibt es wirklich eine Menge Pokémon.“, staunte Ash begeistert. „Es ist einfach der ideale Lebensraum.“, stellte Gary fest und musterte die Landschaft mit einem schwermütigen Blick. Ein wenig erinnerte es ihn an das Pokémon Areal seines Großvaters. Er vermisste ihn und er würde ihn gerne um Rat fragen, doch von nun an musste er alleine zurecht kommen. Er allein würde entscheiden müssen, aber er war dankbar für die Freunde, die ihn begleiteten und hinter ihm standen. „Da vorne ist es.“, verkündete Misty und zeigte dabei in die Ferne. Eine große Halle wurde sichtbar, neben der sich viele Gewächshäuser reihten. Nun waren alle gespannt darauf, was sie im Innern erwarten würde. Doch es sollte nicht so einfach werden, den Eingang zu erreichen. An den Wänden der Halle hingen überall Tangelas und auf dem Boden lauerten Knofensas, duzende Augenpaare lagen auf den sechs Trainern. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Maike ein wenig eingeschüchtert. „Ich gebe zu, das ist neu.“, erwiderte Misty, unsicher darüber, wie sie unbeschadet eindringen könnten. „Wir sind Freunde und möchten mit Erika sprechen.“, erklang plötzlich Garys Stimme, der vor die Gruppe trat und die Pflanzenpokémon entschlossen anblickte, „Wir bitten um Einlass.“. Die anderen fünf blickten gespannt von Gary zu den Pokémon. Ganz langsam traten die Pokémon beiseite, bis der Eingang schließlich frei war. Gary tat bedacht einen Schritt nach vorn. Auf einmal stellte sich eines der Tangela ihm in den Weg und holte mit einem Rankenhieb aus. „Gary, pass auf!“, rief Misty, doch dieser rührte sich nicht. Alle waren schon auf das Schlimmste gefasst, doch der Rankenhieb hatte direkt vor seinem Gesicht Halt gemacht. Gary blickte das Tangela nur weiterhin unbeirrt an, bis es schließlich seine Ranke wieder einzog und Gary deutete, ihm zu folgen. „Hey Gary, das war echt toll.“, meinte Ash begeistert. „Er hat Recht. Du kennst dich gut mit Pokémon aus.“, kam es von Misty. „So etwas gehört zu den Grundlagen eines Forschers. Wenn man die Pokémon nicht verstehen lernt, kann man nichts über sie erfahren.“. Green musste darüber grinsen, Gary Eich hatte wirklich was drauf. Es war eine gute Idee gewesen, sich ihm anzuschließen. Das Tangela führte sie durch ein paar Gänge, bis sie schließlich in einer großen Halle ankamen. Viele Trainerinnen trugen dort gerade Trainingskämpfe aus. „Ihr müsst eure Puderattacken besser dosieren und konzentrieren.“, hörte man eine Frauenstimme rufen. Die Gruppe suchte die Herkunft der Stimme und schließlich erblickten sie Erika, die einstige Arenaleiterin von Prismania City. Sie gingen vorbei an den Trainerinnen, die sie nach und nach verwundert bis skeptisch anblickten, doch keine sagte etwas oder unterbrach die Trainingseinheit. Irgendwann viel auch Erikas Blick auf die Gruppe und wartete, bis diese vor ihr stand. „Hallo Erika.“, begrüßte Misty ihre Freundin und Leidensgenossin. „Willkommen, es freut mich sehr, dich wohl auf zu sehen.“, entgegnete Erika mit einem sanften Lächeln, „Und wie ich sehe, hast du einige bekannte Gesichter mitgebracht. Auch euch heiße ich an diesem Ort herzlich willkommen.“. Alle nickten sich zur Begrüßung zu. „Ich nehme an, der Azuria Arena ist es nicht anders ergangen als der Prismania Arena?“, wandte sich Erika nun wieder an Misty. Diese schüttelte betrübt den Kopf. „Ich verstehe. Dann seid ihr hier, um uns im Kampf gegen Team Rocket zu unterstützen?“. „Wir hoffen eher, dass du uns helfen kannst.“, ergriff nun Gary das Wort. Erika war nun doch ein wenig überrascht, doch sie nickte und deutete so an, dass er fortfahren könnte. „Wir wollen Team Rocket und Team Aqua und Team Magma wieder vertreiben. Wir haben bereits ein Tête-à-Tête mit Giovanni hinter uns, welches leider nicht so gut verlaufen ist. Wir haben gehört, dass du gut informiert und organisiert bist, wir bitten dich deshalb uns dabei zu helfen zu überlegen, wo wir Team Rocket am besten treffen können.“, erklärte Gary zusammenfassend. Erika ließ einen Moment der Ruhe verstreichen, bevor sie reagierte. „Ihr habt euren ersten Kampf also bereits hinter euch. Dann freut es mich umso mehr, euch hier zu sehen. Und es ist richtig, dass ich einige Informationen von anderen Arenaleitern erhalten habe, die sich ebenfalls für einen Gegenschlag organisieren.“. „Wir kommen gerade aus Vertania City, dort habe ich Scott getroffen, er sah ziemlich fertig aus. Ist es in Prismania City wirklich so schlimm gewesen?“, wollte Ash nun wissen. Erika wirkte so ruhig und besonnen, man sah es ihr nicht an, was ihrer Stadt zugestoßen war. „Er hat es also geschafft. Ja, er war eine zeit lang hier nach den Anschlägen. Team Rocket hat mit seinen Waffen viele Teile der Stadt zerstört, weil die Trainer nicht kampflos aufgeben wollten, aber gegen so eine Waffenmacht darf man seine Pokémon nicht in den Kampf ziehen lassen.“, nun wirkte Erika doch ein wenig bedrückt. „Wir konnten am Ende nur noch fliehen.“. „Das ist kein Grund sich zu schämen.“, meinte Gary bestimmt und Erika nickte lächelnd. „Es ist schade, dass ihr uns hier nicht unterstützen wollt, aber ihr habt euch ein größeres Ziel gesetzt. Ich kann hier leider nicht fort, um euch auf eurer Mission zu begleiten, aber lasst mich euch helfen, so gut es geht. Lasst uns doch bei einer Tasse frischem Tee weiter reden.“, schlug Erika vor und geleitete die Gruppe in einen anderen Raum. Es war ein traditionelles Teezimmer, in dem gerade mal acht Leute Platz hatten. Eine ihrer Schülerinnen war so nett gewesen und hatte Tee für sie gekocht, den sie ihnen brachte. „Also gut, ich werde euch alles mitteilen, was ich weiß.“, begann Erika und alle lauschten ihr aufmerksam, „Wie ihr vielleicht bereits wisst, sind Sabrina, Major Bob und Koga zu Team Rocket übergelaufen. Ich weiß, dass sie ihre Arenen verlassen und sich auf den Weg zur Zinnoberinsel gemacht haben. Der dortige Arenaleiter Pyro ist dafür wie vom Erdboden verschwunden.“. „Das deckt sich mit unseren Informationen. Wir haben ein Gespräch von Giovanni belauscht, er muss irgendetwas auf der Zinnoberinsel planen. Weißt du vielleicht Näheres darüber?“, warf Gary ein, doch Erika schüttelte den Kopf. „Leider nein. Zu den Inseln kann auch keiner mehr aufbrechen. Der Schiff- und Flugverkehr zu der Zinnoberinsel, den Seeschauminsel und dem Orange Archipel wurde eingestellt. Hier in Kanto kontrollieren sie fast jede Stadt, da werdet ihr kaum eine Chance haben. In Johto ist Team Rocket noch nicht so stark organisiert. Sie haben sich in Dukatia City eine Basis aufgebaut, ich denke, würdet ihr die stürzen, würde das großen Schaden anrichten und die Menschen aus Johto könnten sich vielleicht selbst von diesem Schrecken befreien.“. „Wir haben gehört, das Team Rocket Teak City einnehmen wollte?“, meinte Gary ein wenig perplex. „Das haben sie auch. Es kam gestern in den Nachrichten, die von Zeit zu Zeit noch übertragen werden. Die ganze Stadt wurde zerstört, es wird schon als das zweite Alabastia bezeichnet.“. Der Schock in den Gesichtern ihrer sechs Zuhörer war deutlich zu erkennen. Das durfte einfach nicht wahr sein. Welche Stadt würde als Nächstes dem Erdboden gleich gemacht werden?! „Verdammt, hoffentlich haben sie sich nicht auch Ho-oh geschnappt.“, meinte Ash wütend. „Das weiß ich leider nicht, aber ich denke nicht, dass sie im Besitz eines legendären Pokémon sind. Team Rocket hätte ansonsten vermutlich schon viel mehr Schaden angerichtet.“, meinte Erika. „Da ist was dran.“, entgegnete Misty, „Aber dann würde ich sagen, dass unser nächstes Ziel Dukatia City ist, oder?“. „Nicht unbedingt.“, meinte Gary und wollte gerade seine Bedenken äußern, als Maike dazwischen kam. „Weißt du zufällig auch etwas über die Situation in Hoenn?“, wollte sie unbedingt wissen. „Felicia und Wibke sammeln mutige Trainer, aber ich halte das ehrlich gesagt für keine gute Idee. Ein offener Angriff bringt keinem etwas, es schafft nur mehr Verletzte. Ich habe es in Prismania City selbst erlebt.“. „Und wie steht es mit Sinnoh?“, fragte Gary nun. „Sinnoh ist ein Gebiet für sich, darüber habe ich leider keine Informationen.“, musste Erika zugeben, während Gary anfing, intensiv zu grübeln. „An was denkst du?“, wollte Ash neugierig wissen. „Ich denke, wir sollten uns aufteilen.“. „Was?“, diese Antwort hatte er nun nicht erwartet. Auch die anderen blickten ihn verdutzt an. „Es gibt mehrere Orte, an denen wir etwas ausrichten könnten, aber wir können schließlich nicht überall gleichzeitig sein. Ich denke, wir sollten uns erst einmal trennen.“. „Das könnte durchaus sinnvoll sein. Es ist effektiver, wenn ihr gleichzeitig zuschlagen könntet, außerdem solltet ihr euch dann nicht nur auf Team Rocket konzentrieren.“, stimmte Erika seinen Überlegungen zu. „Wie stellst du dir das genau vor?“, wollte Drew nun wissen. „Ich denke, eine Gruppe sollte nach Johto und die andere nach Sinnoh gehen.“, antwortete Gary. „Ich dachte, wir wollten Giovanni nicht nach Sinnoh folgen?“, erinnerte Drew. „Das ist richtig, aber wir sollten verhindern, dass er auch noch die Herrschaft über Sinnoh an sich reißt, außerdem denke ich, dass, wenn es uns gelingen würde, dort die Trainer aus diesen ominösen Trainerlagern zu befreien, wir wenigstens schon mal eine Region retten könnten.“. „Das stimmt, wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir einem Team nicht die Oberhand über die andere Organisation überlassen dürfen.“, stimmte Misty zu. „Also gut. Welche Gruppen sollen gebildet werden?“, fragte Gary schließlich. „Ich würde gerne noch einen anderen Vorschlag machen.“, kam es überraschend von Maike und alle sahen sie aufmerksam an. „Ich würde gerne nach Hoenn reisen.“. Ihre Hände zitterten ein wenig, dennoch wirkte sie bei ihrer Aussage recht entschlossen. „Was willst du denn in Hoenn?“, fragte Green ein wenig plump. „Ich... ich möchte nach meinen Eltern suchen.“. Endlich hatte sie ihren Wunsch ausgesprochen. Sie versuchte es zu verbergen, doch Maike dachte ständig an ihre Eltern, die vermisst wurden. Würden sie offensichtlich ein anderes Ziel haben, hätte sie ihren Wunsch zurück gestellt, aber da sie sich nun eh aufteilen wollten, konnte sie sich nicht einfach so auf den Weg woanders hin machen. „Dein Vater ist Arenaleiter von Blütenburg, richtig?“, fragte Gary nach und Maike bestätigte dies durch ein Nicken. „Aber ich möchte nicht nur nach meinen Eltern suchen, vielleicht finde ich auch Prof. Birk, der auf der Flucht ist und wenn Felicia auch eine Gegenoffensive plant, sollten wir sie vielleicht auch aufsuchen. So wie Erika erzählte, könnten wir sie davon abhalten, etwas Unüberlegtes zu tun, was nur noch mehr Unheil verursacht.“, sprudelte es entschieden aus Maike heraus. Sie würden alles als Grund nehmen, ihre Heimat aufzusuchen, wenn der Wunsch ihre Eltern zu finden, nicht ausreichte. „Dann solltest du nach Hoenn gehen.“, meinte Gary jedoch sofort mit einem sanften Lächeln, „Finde deine Eltern und erzähle Felicia, dass sie nicht angreifen sollte. Und wenn Wibke dort ein Kommunikationsnetz aufrecht erhält, solltest du versuchen, dass ebenfalls auszunutzen.“. „Ich danke dir.“, Maike konnte ihrer Freude und Erleichterung kaum Ausdruck verschaffen. „Doch du solltest nicht alleine gehen.“, fügte er noch hinzu. „Einer von uns...“. „Ich werde sie begleiten.“, stieß Drew sofort hervor und blickte Maike entschieden an. Zunächst überrascht doch dann mit einem leichten Grinsen im Gesicht nahm Maike sein Angebot mit einem Nicken an. „Dann wäre das geklärt. Wir restlichen vier sollten dann auch Zweierteams bilden.“. „Ich gehe nach Johto, ich muss wissen, was da los ist.“, kam es entschlossen von Ash, dem immer noch die Wut über den Anschlag auf Teak City anzusehen war. „Und ich werde dich begleiten.“, meinte Misty und zwinkerte ihm zu, was ihn doch ein wenig verdutzt drein blicken ließ, „Ohne mich bist du doch aufgeschmissen und wenn Rocko schon nicht dabei ist, werd ich das schon Schaukeln.“, kommentierte sie das Ganze, was ihn noch verdatterter schauen ließ. „Du musst es ja wissen.“, grummelte er beleidigt und drehte sich demonstrativ von ihr weg, was Pikachu nur ein Kopfkratzen entlocken konnte. „Ok, dann bleibt für uns beide noch Sinnoh übrig.“, meinte Gary an Green gewandt, was ihm eigentlich ganz recht war. Erstens wollte er sich selbst von der Situation dort überzeugen und es war ihm auch ganz recht, dass er mit Green unterwegs sein würde. Das würde noch interessant werden, denn dann könnte er ihr vielleicht noch ein wenig genauer auf den Zahn fühlen. „Soll mir recht sein.“, gab sie ihm grinsend zurück. Ihr war es egal, wo es hin ging. „Darf ich euch anbieten, bis Morgen hier zu verweilen?“, warf Erika nun ein und ließ einen Blick durch die Runde schweifen. Alle wirkten so entschlossen, dass Erika nur zuversichtlich in die Zukunft blicken könnte. „Vielen Dank für das Angebot, wir nehmen gerne an.“, entgegnete Gary, der eine Pause bitter nötig hatte, „Du hättest nicht auch noch Transportmittel für uns?“. „Für eure Reise nach Sinnoh kann ich euch einen Heißluftballon anbieten und für den Weg nach Johto stellen wir euch gerne zwei Fahrräder zur Verfügung. Aber Hoenn...“, überlegte Erika, „Vielleicht könnt ihr von Orania City noch eine Fähre bekommen, mir ist nicht bekannt, dass der Passagierverkehr dorthin gänzlich untersagt wurde.“. „Das hört sich doch gut an. Dann schlage ich vor, dass wir uns alle Morgen früh auf den Weg machen und uns heute Nacht noch ausruhen.“, meinte Gary abschließend. Alle nickten einvernehmlich. „Ich werde für euch Zimmer herrichten lassen und dir selbst hergestellte Salbe für deine Wunden geben.“, sagte Erika an Gary gewandt und erhob sich, „Fühlt euch solange wie zu Hause.“, damit verließ sie den Raum. Nun war die Gruppe wieder unter sich. Der Plan war gefasst, doch ernste Gesichter machten sich breit. „Jetzt geht es wirklich los, was?“, Misty war die Erste, die wagte, wieder etwas zu sagen. „Jetzt liegt es an uns. Wir werden nun sehen, wie viel wir ausrichten können.“, meinte Gary. „Auf jeden Fall ruhen viele Hoffnungen auf uns, wir dürfen alle, die an uns glauben, nicht enttäuschen.“, kam es von Drew. „Ich bin mir sicher, dass wir es schaffen werden. Diese Organisationen werden nicht mehr lange ihr Unwesen treiben!“, meinte Ash mal wieder mehr als entschlossen. „Treffen wir uns denn wieder?“, wollte Maike wissen. Morgen würden sich ihre Wege schließlich trennen, doch führten sie auch wieder zusammen? „Jeder weiß, was er zu tun hat.“, Gary sah durch die Runde, „Ash und Misty bringen Team Rocket in Dukatia City zu Fall, Maike und Drew sorgen dafür, dass die Situation in Hoenn nicht eskaliert und Green und ich befreien die Trainer aus Sinnoh und verhindern eine Machtergreifung von Giovanni.“, fasste er noch einmal zusammen und alle nickten, „Doch damit sind wir noch nicht am Ziel. Hat jeder seine Mission erfüllt, treffen wir uns auf der Zinnoberinsel wieder. Dort geht das Entscheidendste vor sich, dort müssen wir unseren größten Schlag ausführen.“. „Du hast Recht. Dort kriegen wir Giovanni.“, stimmte Ash zu. „Nur nicht wieder übermütig werden.“, neckte Drew ihn, doch er grinste dabei, „Wir sind schließlich auch noch da.“. „So machen wir’s. Aber wir sollten über unsere PokéComs in ständigem Kontakt bleiben. Ich werde Erika nachher auch noch eines geben.“, meinte Misty. „Das sehe ich auch so. Aber ich denke, dann sind auch wir gut organisiert.“, pflichtete Gary ihr bei. Alle waren sich einig. Sie hatten einen Plan, ein Ziel und egal welchen Weg sie gehen würden, am Ende würden sie wieder zusammen laufen. Kurze Zeit später bekamen sie auch von Erika ihre Zimmer zugeteilt. Die drei Jungs bekamen zusammen ein Zimmer und die drei Mädchen. Eine Nacht in einem gemütlichen Bett, so dass es am nächsten Tag erholt los gehen könnte. Ab Morgen würde es wirklich ernst werden, aber alle sechs waren entschlossen, ihre Mission zu erfüllen! ~~~ Preview Chapter 7: Die sechs Trainer trennen sich, doch wie wird ihre Reise wohl verlaufen? Maike und Drew erreichen Orania City und Gary und Green erleben eine Bruchlandung in Sinnoh. Sie stellen fest, dass es bereits erste Hürden zu überwinden gibt, während Ash und Misty nicht mal wissen wo sie sind... Zu Lesen in Kapitel 7 'Steckbriefe, Funklöcher und andere Turbulenzen', Upload-Termin 14.09.08 See you soon ;) (alle Angaben sind ohne Gewähr - keine Sorge, wir sind nicht beim Lotto XP) Kapitel 7: Steckbriefe, Funklöcher und andere Turbulenzen --------------------------------------------------------- ~ Kapitel 7 ~ Kanto, Zinnoberinsel „Und, habt ihr Pyro endlich gefunden?”. „Leider nein, Sir, die Suche läuft noch.“, der Team Rocket Rüpel verbeugte sich demütig. „Das kann doch nicht wahr sein, gebt euch endlich Mühe! Er muss noch hier auf der Insel sein, also findet ihn!“, nach diesem Angebrülle zog der Handlanger wieder von dannen. „Ruhig Blut, der entkommt uns schon nicht.“. „Koga, du solltest eigentlich am meisten genervt sein, immerhin ist es deine Aufgabe, ihn zu finden.“. Koga grinste ob dieser Bemerkung jedoch nur. „Ich mache es auf meine Weise und noch mache ich mir keine Sorgen. Aber wie kommst du voran, Bob?“. „Die Energieversorgung steht. Der Saft reicht für das nächste Millenium.“, grinste dieser nun seinerseits. „Die Wissenschaftler können also mit ihrer Arbeit beginnen.“. „Giovanni wird zufrieden sein. Aber wo steckt eigentlich Sabrina?“. „Weiß der Geier. Diese Psychotussi bleibt lieber für sich.“, erwiderte Major Bob gleichgültig. „Es kann uns auch egal sein. Obwohl, es interessiert mich ja schon, warum ihr beide euch Giovanni angeschlossen habt.“, meinte Koga. „Ich vermutlich aus demselben Grund wie du.“, entgegnete Bob, „Wenn schon jemand die Welt kontrolliert, willst du deinen Teil der Macht abhaben.“. Koga grinste. Major Bob tat es ihm gleich. Danach gingen sie beide wieder an ihre Arbeit, stets beobachtet von Sabrina, die in ihrem Zimmer saß, ihre Lieblingspuppe auf dem Schoß, und mit ihren Psychokräften die ganze Insel überwachte. ~*~ Reunion – Steckbriefe, Funklöcher und andere Turbulenzen Oder: der perfekte Start ~*~ Kanto, westlich von Prismania City, Trainingsareal von Erika, Tagesanbruch Die sechs jungen Trainer standen gemeinsam draußen vor der Trainingshalle und wollten sich von Erika verabschieden. „Nochmals vielen Dank für alles, besonders für die Salbe, sie hat eine unglaubliche Wirkung.“, sagte Gary zu ihr. „Keine Ursache. Ich wünsche euch alles Glück der Welt und möget ihr allesamt wohl behalten eure Mission überstehen.“, gab Erika lächelnd zurück, „Ich hoffe, schon bald von euch gute Neuigkeiten zu erhalten.“. Man hatte sich darauf verständigt, auch Erika über den Verlauf ihrer Reise auf dem Laufenden zu halten. „Aber sei auch selbst vorsichtig.“, Misty umarmte ihre Freundin zum Abschied. „Das bin ich.“. „Also schön. Ich denke jeder weiß, was er zu tun hat.“, meinte Gary nun an seine Gruppe gewandt. Alle blickten ihn entschossen an. „Wir halten ständigen Kontakt, keiner tut etwas Unüberlegtes. Sollte einer sein Ziel nicht erreichen können, dann lasst es. Begebt euch nicht unnötig in Gefahr. Sollten wir wirklich keine Chance haben, sollten wir wirklich scheitern, dann soll es so sein. Aber wir werden alles versuchen, um diese Schreckensherrschaft zu beenden!“. Erika war von Garys Worten so gerührt, dass sie klatschen musste und kurz darauf taten es ihr alle gleich. „Hey Gary, ich wusste gar nicht, dass du so ein großer Redner bist.“, neckte Ash seinen Freund. „Im Gegensatz zu dir bin ich offenbar reifer geworden.“. „Wie bitte?!“. „Du bist immer noch der große Sprücheklopfer von früher, hoffentlich steckt mittlerweile wenigstens was dahinter.“, Gary grinste frech. „Du wirst schon sehen, wer hier die große Klappe hat.“, Ash streckte ihm die Zunge raus. „Jungs!“, Misty ging dazwischen, während Erika vergeblich versuchte, ein Kichern zu unterdrücken. „Das wird mir hier zu blöd. Wir gehen.“, unterbrach Drew das Spielchen und wandte sich zum Gehen um. „Schon gut. Wir sehen uns auf der Zinnoberinsel.“, sagte Gary schließlich, als er sich mit einem letzten Lächeln besonders von Ash verabschiedete. Dieser grinste nur. Jeder winkte den anderen beiden Gruppen noch zum Abschied, bevor Gary und Green in den Heißluftballon stiegen und Drew und Maike sich auf Weg Richtung Orania City machten. Derweil führte Erika Ash und Misty zu den Fahrrädern. „Hoffentlich bis bald.“, meinte Erika noch einmal, bevor sich die beiden auf die Räder schwangen und sich Richtung Johto auf den Weg machten. Misty musste leicht Schmunzeln, während sie zusammen mit Ash über einen kleinen Waldweg radelte. „Was ist so witzig?“, wollte Ash interessiert wissen, der ihr Schmunzeln bemerkte. „Ach, mir ist nur was eingefallen, was schon sehr lange her ist.“. „So, und was?“. „Erinnerst du dich noch, wie wir uns damals das erste Mal begegnet sind?“. Ash fing an zu überlegen. Er verzog immer mehr das Gesicht, ihm kamen so viele gemeinsame Abenteuer in den Sinn, aber wo hatten sie sich das aller erste Mal getroffen? „War ja klar, dass du das vergessen hast.“, stöhnte Misty. „Ist das denn so wichtig?“, gab er mürrisch zurück. „Du Dummchen, du schuldest mir immer noch ein neues Fahrrad.“. Vor Schock kam Ash glatt ins Schleudern. Es fiel ihm wieder ein, Pikachu hatte damals ihr Fahrrad gegrillt. Er hatte es so schnell wie möglich ins Pokémon-Center bringen wollen, weil sie von einer Horde Habitak angegriffen worden waren. So hatten sie sich auch zusammen gerauft. Tja, und Misty war ihnen dann hinterher gekommen und hing ihm ständig damit in den Ohren, dass sie ein neues Fahrrad von ihm haben wollte. Und irgendwann stellte sich sogar heraus, dass sie in der Arena von Azuria City zu Hause war. Das waren schon Zeiten gewesen. „Der Groschen scheint gefallen zu sein.“, bemerkte Misty und riss ihn aus seinen Erinnerungen. „Das ist doch schon längst verjährt.“. „Denkst du.“. „Naja, dann hab ich dich eben so lange am Hals, bis ich dir ein neues Fahrrad kaufe, das kann aber eine Weile dauern, also stell dich schon mal drauf ein.“, grinste Ash. „Das kann warten.“, grinste Misty zurück. Es war wirklich angenehm, wieder mit dem anderen unterwegs zu sein. So hatte selbst so ein großes Unglück einen Vorteil mit sich gezogen. Kanto, irgendwo südöstlich von Prismania City „Sag mal Drew, glaubst du, dass wir noch eine Fähre bekommen werden?”. „Bestimmt.“. „Denkst du, dass ich meine Eltern finde werde?“. „Deswegen sind wir doch unterwegs.“. „Und was ist mit Max und Prof. Birk, was ist, wenn wir Felicia nicht finden oder...“. „Maike!“. Maike schreckte ob Drews scharfem Ton zusammen. Zögerlich blickte sie ihn an, sein Gesicht war ernst, jedoch nicht genervt oder dergleichen, vielmehr schien er sie tröstend anzuschauen. „Mach dir nicht so viele Gedanken.“, sagte er ruhig zu ihr, „Wenn du dich jetzt schon so verrückt machst, bringt das überhaupt nichts. Wenn du wirklich für diese Sache einstehen willst, solltest du deine Ängste endlich ablegen. Wenn du nicht daran glaubst, erfolgreich zu sein, wie willst du dann deine Ziele erreichen?!“. Drew blickte wieder auf den Weg, während Maike ihn ein wenig perplex anblickte. Er hatte Recht, sie machte sich viel zu viele Gedanken, aber es war einfach so viel passiert, wie sollte sie nur damit umgehen? „Drew?“. „Was ist denn noch?“. „Bleibst du solange bei mir?“. Drew musste leicht lächeln, was Maike jedoch nicht erkannte. „Würde ich dich sonst begleiten? Und nun lass uns mal einen Schritt schneller gehen, damit wir Morgen Orania City erreichen.“. „Ist gut.“. Maike lächelte zufrieden. Wenigstens war sie nicht allein auf ihrer Suche. Mit Drew an ihrer Seite würde sie stark sein und gemeinsam würden sie sicher ihr Ziel erreichen. Kanto, nördlicher Teil der Region Gary stand am Rande des Ballonkorbes und blickte verträumt über die Landschaft. Unter ihnen war nichts weiter als Wald und Wiesen. Berge waren im fernen Westen zu sehen, von wo aus ein Fluss durch das Land zog. Alles wirkte so ruhig und friedlich, dass man die Mission beinahe vergessen könnte. Aber auch nur beinahe. Unmerklich schielte Gary zur Seite. Green hatte sich auf den Korbrand gesetzt, lehnte an einem der Ballonseile und blickte fröhlich in die Ferne. Ihre Haare wehten im Wind und sie atmete die frische Luft ein. Offensichtlich genoss sie den Flug. Sie war schon eine merkwürdige Person. Sie gab nichts über sich Preis, dabei war sich Gary sicher, dass sie sich eigentlich ziemlich einsam fühlte. Aber wie könnte ein Leben, das nur aus Lügen und Betrügen bestand, auch wirklich erfüllt sein? Gary verstand nicht, warum sie so geworden war, denn sie hatte das Herz am rechten Fleck. Gary seufzte leicht. Vor ihnen lag eine so große Aufgabe und er war sich immer noch nicht sicher, wie sie das schaffen sollten. War es überhaupt möglich? „An was denkst du gerade?“, hörte er plötzlich Green zu sich sagen, die ihn neugierig anlächelte. „Das wüsstest du wohl gerne, was?“. „Warum nicht? Gibt es denn einen Grund zu seufzen? Das Wetter ist wunderbar und ich hätte nie gedacht, dass Ballon fliegen so schön sein kann. Ich muss mich wohl auch bei dir für den Flug auf deinem Tauboss bedanken.“, meinte sie ein wenig verlegen und wandte ihren Blick wieder in die Ferne. Gary musste lächeln. „Ich habe unter anderem über dich nachgedacht.“, meinte er schließlich. „Ach?“, Green musste sich ihm unweigerlich wieder zuwenden. „Warum bist du nicht schon früher nach Alabastia zurückgekehrt?“, fragte er sie gerade heraus. Greens Blick wurde traurig und auch ein wenig wütend. „Niemand hat mich gefunden. Irgendwann hat man die Suche nach mir wohl aufgegeben. Einmal, nach ein paar Jahren, war ich wieder zurückgekehrt, doch niemand, dem ich begegnet war, hatte mich wieder erkannt. Meine Eltern waren nicht mehr in der Stadt und von meinen Pflegeeltern, die mich nach der Entführung in einer fremden Stadt bei sich aufgenommen hatten, bin ich weglaufen. Ich hatte nirgendwo mehr ein zu Hause. Weißt du, wie sich das anfühlt?“. „Ich denke, ich lerne es gerade.“. Perplex schaute sie ihn an und er blickte ernst zurück. „Meine Heimat existiert nicht mehr, mein Großvater ist tot, meine Forschungsinsel gibt es vielleicht auch schon nicht mehr, mir würde kein Ort einfallen, den ich im Moment als mein Zuhause bezeichnen könnte.“. „Es tut weh, nicht wahr?“. „Aber es ist kein Grund, ein schlechter Mensch zu werden.“. Green zuckte zusammen. Wahrscheinlich hatte er Recht, ihre Vergangenheit war keine Entschuldigung für ihre Taten. Doch für sie war es damals der einzige Weg gewesen, den sie gesehen hatte. „Denkst du, dass ich ein schlechter Mensch bin?“. „Nein. Sonst wärst du nicht hier.“. „Hattest du nicht mal einen Moment daran gedacht, mich wegzuschicken?“, wollte Green wissen. „Nein. Ich bin für jede Hilfe dankbar. Ich weiß zwar nicht, ob du dir ein bestimmtes Ziel hiervon versprichst, aber ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann, wenn es darauf ankommt, das hast du bereits bewiesen. Außerdem hat mein Großvater dir vertraut, das ist für mich Grund genug, es auch zu tun.“, erklärte Gary, „Fühlst du dich nicht manchmal einsam?“, wollte er dann seinerseits von ihr wissen. Green ließ einen Moment verstreichen, bevor sie antwortete. „Sehr einsam sogar. Ich habe nicht viele Leute getroffen, mit denen ich länger was zu tun hatte. Du wirst mich nicht wegschicken, oder?“. „Dann wäre ich doch auch ganz alleine. Außerdem, Freunde halten doch zusammen, oder?“. Green musste lachen. „Irgendwie wird es langsam kitschig. Aber du hast Recht, Freunde sollten zusammenhalten.“. „Na also.“, auch er musste grinsen. Er war ein kostbares Gefühl, nicht allein sein zu müssen. Besonders wenn man daran dachte, was noch alles vor ihnen lag. Kanto, Orania City, einen Tag später Maike und Drew hielten sich einer Seitengasse versteckt und blickten auf den Hafen von Orania City. Gegen 14 Uhr würde die Fähre nach Hoenn ablegen, die gerade von Matrosen beladen wurde. Doch nicht zu übersehen waren die Team Rocket Rüpel, die überall auf dem Hafengelände rumstanden. Sie schienen Ausschau nach etwas Bestimmtem zu halten. „Das sieht nicht gut aus. Es gehen zwar Leute an Bord, aber die werden alle bis aufs Kleinste kontrolliert, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Trainer an Bord lassen. Pokémon werden vermutlich sofort konfisziert.“, meinte Drew abfällig und ließ keinen Rocket Rüpel aus dem Augenwinkel. „Und wie sollen wir jetzt auf das Schiff kommen?“, fragte Maike, die absolut ratlos war. Sie hatte zwar nicht erwartet, dass sie einfach so auf die Fähre spazieren könnten, aber sie kamen ja kaum in die Nähe des Schiffes. Drew gab ihr auch keine Antwort. Er überlegte intensiv, doch ihm kam keine Idee. Da bemerkte er, wie zwei der Rocket Rüpel in ihre Richtung liefen. Sie mussten sich weiter in die Gasse zurückziehen, wenn sie nicht entdeckt werden wollten. „Ich fass es immer noch nicht, dass jemand unseren Boss herausgefordert hat.“, lachte einer der beiden. „Diese Trainer müssen wirklich lebensmüde sein. Aber sie haben es immerhin geschafft zu entkommen.“. „Egal, seit heute hängen überall Steckbriefe aus. Irgendwann wird so eine Gruppe von sechs Trainern doch auffallen. Außerdem habe ich ein paar von denen auch schon mal gesehen, das sind keine Unbekannten. Früher oder später kriegen wir sie schon.“. „Hoffentlich gehen sie uns in die Falle, dann stauben wir die Belohnung ab.“. „Du sagst es.“. Nun lachten alle beide und schienen gedanklich diese Vorstellung weiter zu spinnen. „Hast du das gehört?“, fragte Maike schockiert und Drew nickte nur stumm. Die beiden hockten immer noch hinter einem Müllcontainer, obwohl die beiden Team Rocket Mitglieder schon lange an der Gasse vorbei waren. Doch das gerade eben waren mehr als nur beunruhigende Nachrichten. „Wir sollten den anderen Bescheid sagen.“, kam es von Maike, die bereits ihren PokéCom in der Hand hatte. „Ash, kannst du mich hören?“. „Hallo Maike, was gibt es denn?“. „Wir haben schlechte Neuigkeiten. Gerade haben wir raus bekommen, dass Steckbriefe von uns aushängen.“. „Das ist nicht dein Ernst?!“, Ash klang deutlich schockiert. „Doch. Ich könnte mir vorstellen, dass sie auch in Johto aushängen, seid also vorsichtig.“. „Ihr aber auch. Hey! Oh, Maike, ich muss jetzt Schluss machen, bis bald.“, damit hatte Ash die Verbindung abgebrochen. Maike blickte besorgt zu Drew. Dieser hatte währenddessen versucht, mit Gary und Green Kontakt aufzunehmen. „Was ist los?“, Drews Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes vermuten. „Es kann keine Verbindung hergestellt werden.“. „Das muss doch nichts heißen.“, versuchte Maike sich einzureden, aber beide dachten sich etwas anderes. Gary und Green waren nicht zu erreichen und sie könnten ihnen auch nicht helfen und Maike hatte auch das Gefühl, dass Ash sich bald schon in größere Gefahr stürzen würde, als er sich eigentlich dachte. „Und was machen wir jetzt?“. „Wir müssen irgendwie auf diese Fähre.“, erwiderte Drew entschlossen. Sie durften einfach nicht scheitern, jetzt erst recht nicht. „Da vorne führt eine Treppe hinunter ans Ufer. Ich denke, wir haben keine andere Wahl, als an die Fähre heran zu schwimmen und an dem Ankerseil hochzuklettern.“. Maike schluckte. „Bist du sicher?“. „Hast du eine bessere Idee?“. Doch Maike konnte nur ein Kopfschütteln erwidern. Sie mussten es versuchen. Drew nahm Maike an der Hand und zog sie mit sich. Bevor sie jedoch die Gasse verließen, ließ er sein Maskeregen frei. „Maskeregen, setz Wirbelwind ein und sorg ein bisschen für Aufruhe.“. Das Pokémon nickte und flog ein Stück Richtung dem Haupthafengelände, bevor es seine Attacke startete. Kisten flogen durch die Luft und die Matrosen versuchten hilflos die Fracht zu retten. „Was ist hier los?“, hörte man mehrere Team Rocket Rüpel rufen. „Eine Orkanböe.“, schrieen andere. Verwirrt sahen sie sich um, doch der Wind war so stark und peitschte das Wasser über den Hafen, so dass sie sich erst einmal selbst schützen mussten. „Los jetzt!“, meinte Drew zu Maike und beide rannten Richtung Treppe. Schnell liefen sie die Stufen hinunter und stiegen so leise wie möglich ins Wasser. Sie schwammen bis zum Ankerseil, an dem sie sich aus dem Wasser zogen. Maike kletterte voran, bis es nicht mehr weiter ging. „Und jetzt?“. „Libeldra, du bist dran.“, Drew holte nun sein Drachenpokémon aus seinem Ball, welches neben ihm in der Luft schwebte. „Steig auf und fliegt zu einem der Rettungsboote.“. Maike nickte und kletterte auf Libeldras Rücken. Das Pokémon flog bis zu einem der Boote, welche kurz unter der Reling hingen. Es blieb erneut schwebend in der Luft, damit Maike die Abdeckplane zur Seite rollen und hinein steigen konnte. Anschließend holte das Pokémon seinen Trainer ab. Als auch Drew in dem Rettungsboot war, kam auch sein Maskeregen angeflogen und er konnte seine beiden Pokémon wieder zurück rufen. Die Plane zog er wieder zu und er und Maike würden die Schifffahrt wohl oder übel auf dem Boden des Rettungsbootes kauernd über sich ergehen lassen müssen. Wenigstens waren die Boote einigermaßen geräumig, sie fuhren immerhin mit einem kleinen Luxusdampfer. Drew saß zwischen den Sitzbänken des Bootes und lehnte mit dem Kopf am Rand. Maike lag in dem Abschnitt daneben. „Drew?“. „Ja?“. „Ist bei dir noch Platz?“. „Kommt drauf an wofür?“, gab er verdutzt zurück. „Na für mich.“, Maike lief ein wenig rot an, was er in der Dunkelheit unter der Plane natürlich nicht sehen konnte. „Jetzt sag mir nicht, du hast Angst im Dunkeln?“. „Eigentlich nicht, aber mich macht das hier drinnen trotzdem irgendwie nervös und deshalb dachte ich…“, Maike traute sich nicht weiter zu reden. Es war ja auch eine dumme Idee, sie benahm sich wie ein kleines Kind. „Dann komm rüber. Für dich hab ich hier wohl noch irgendwie Platz.“. Maike wartete einen Moment, doch sie fühlte sich hier einfach unwohl, also nahm sie sein Angebot an und schob sich über die eine Sitzbank zu ihm rüber. „Aua. Du sollst mein Bein nicht gleich mit deinem Knie zertrümmern.“. „Entschuldige, war keine Absicht.“, gab Maike leicht genervt zurück. Drew rückte noch ein Stück, doch weit kam er nicht. Maike hatte keine andere Wahl, als ihren Kopf gegen seine Schulter zu lehnen. Doch es schien ihm gar nichts auszumachen und sie wollte sich auch nicht beschweren. Vorsichtig legte sie beide Hände auf seine, die an ihrer Seite lag. Die beiden bekamen mit, wie das Schiff irgendwann ablegte. Nun waren sie auf dem Weg nach Hoenn, ob sie dort auch Gesuchte sein würden? Aber dort hätten sie es dann mit Team Aqua und Team Magma zu tun, die kannten sie noch nicht. Hoffentlich würde den anderen nichts passieren. Unbewusst drückte Maike Drews Hand bei dem Gedanken stärker, doch er hielt ihrem Druck stand. Er wusste, woran sie dachte und ehrlich gesagt hatte auch er ein wenig Angst. So einer Herausforderung hatte er noch nie gegenüber gestanden, doch er war sich sicher, dass sie beide es schaffen würden. Sie mussten einfach. Sinnoh, in der Nähe von Flori „Wir sollten bald einen Platz zum Landen finden, hier in der Luft können wir viel zu leicht entdeckt werden.“, meinte Gary und sah sich in der Gegend um. „Denkst du? Die wissen doch gar nicht, wer wir sind, was soll denn da groß passieren?“, gab Green lässig zurück. „Wenn dieses Team Galaktik schon zu Mitteln wie Gefangenenlagern greift, will ich gar nicht wissen, was die sich noch so einfallen lassen. Es ist schon schlimm genug, dass unsere PokéComs auch nicht mehr funktionieren.“. Das hatte er auch bereits missbilligend herausgefunden. Sie schienen in der Region alle Kommunikationssysteme unterbrochen zu haben, es war die reinste Isolation hier. „Na schön. Aber weißt du denn, wo wir überhaupt hin wollen? Wir haben doch keine Ahnung, wo so ein Lager überhaupt ist.“. „Egal, Hauptsache erst einmal… RUNTER!“, schrie Gary und drückte Green mit sich hinunter in die Hocke, während pfeifend irgendein Geschoss an ihnen vorbei zog. „Was war das?“, nun war es Green nicht mehr so egal, wie lange sie noch in der Luft blieben. „Verdammt, die schießen auf uns.“, Gary zwang sich ruhig zu bleiben und nachzudenken. Sollten sie den Ballon treffen, würden sie zusammen mit ihrem Transportmittel in die Luft fliegen. Vorsichtig erhob er sich wieder und hielt Ausschau nach den Schützen. Tatsächlich, das mussten Leute von Team Galaktik sein, wenn er die Uniformen richtig deutete. Die mochten wohl keine Fremden in ihrem Luftraum. Green war mittlerweile neben ihm aufgestanden und spähte ebenfalls die Gegend ab, hatte den Feind aber nicht so schnell entdeckt. „Wir müssen springen.“. „Was?“, Green ging das alles ein wenig zu schnell. „Spring!“, schrie Gary, packte Green am Arm und riss sie mit sich in die Tiefe. Kreischend klammerte sie sich an ihn, doch nicht genug, eine Sekunde später gab es einen lauten Knall und sie wurden von der Wucht einer Explosion noch schneller Richtung Boden geschleudert. Glücklicherweise behielt Gary die Nerven. „Tauboss, du bist dran.“, reaktionsschnell ließ er sein Flugpokémon frei, welches die beiden kurz über dem Boden auffing und dicht über dem Grund mit ihnen weiter flog, damit sie unentdeckt blieben. Als der Flug ruhiger wurde, öffnete Green langsam ihre Augen wieder, die sie beim Fall zugekniffen hatte, doch immer noch klammerte sie sich ängstlich an Gary. „Ist es vorbei?“. „Ich denke, wir sind sie los, aber hoffentlich lungern hier nicht noch welche rum.“, erwiderte er. „Hoffentlich.“, wiederholte sie und blickte zurück. Sie merkte nicht einmal, dass sie wieder mit einem Vogelpokémon unterwegs war, Hauptsache, die eine Sache war erst einmal überstanden. Langsam ließ sie Gary wieder los und saß nun hinter ihm. „Halt dich lieber weiter gut fest, wir fliegen gleich in einen Wald rein.“, kündigte er an. „Ok.“, Green legte ihre Arme um seine Taille, sie war bereit. So etwas würde sie jetzt auch nicht mehr abschrecken. Mit hoher Geschwindigkeit flog das Tauboss in den Wald hinein und wich geschickt den Bäumen aus. „Da vorne ist eine Lichtung, wenn wir da durch sind, denke ich, können wir landen.“, meinte Gary. Das Tauboss schoss auf die Lichtung zu, als plötzlich eine Person dort auftauchte. Natürlich erschreckte sich das Pokémon nicht zu wenig. Es versuchte die Flugbahn noch zu verändern, doch auch die Person, die in die Lichtung getreten war, war viel zu überrascht, als dass sie noch hätte ausweichen können. Schließlich machten sie alle eine Bruchlandung, das Tauboss schlitterte unbeholfen über die Wiese und Gary und Green gingen unterwegs auch verloren und fanden sich auf der dritten unbekannten Person, die genauso wehleidig stöhnte wie sie selbst, wieder. „Aua, was sollte das denn. Kannst du nicht aufpassen?!“, schrie Green empört das Mädchen an, welches nun vor ihr auf dem Rasen kniete und sich den Ellenbogen hielt. „Das müsst ihr gerade sagen.“, brüllte sie zurück, „Wer kam denn hier wie aus dem Nichts geschossen?!“. „Na du!“. „Nein ihr!“. „Hey, das reicht jetzt.“, unterbrach Gary die beiden Streithennen und rappelte sich wackelig auf. Sein Zusammentreffen mit Giovanni spürte er immer noch in den Knochen. „Moment mal.“, entrann es ihm auf einmal, als er die andere Kollisionspartei genauer betrachtete. Überrascht blickte er die Unbekannte an, denn sie war gar keine Unbekannte. „Hey Lucia!“, hörte man auf einmal eine andere Frauenstimme rufen und im nächsten Moment kam Zoey auf die Gruppe zugerannt, „Alles in Ordnung?“. „Es geht mir gut.“, meinte diese mürrisch und stand nun ebenfalls auf. Green war auch wieder auf den Beinen und begutachtete die beiden Mädchen skeptisch. „Was für eine Überraschung.“, kam es von Gary. „Du glaubst gar nicht, wie gut es tut, ein bekanntes Gesicht zu sehen.“, entgegnete Lucia ihm, „Was machst du hier? Seid ihr auch vor Team Galaktik auf der Flucht?“. „Könnte man so sagen. Sie haben unseren Ballon abgeschossen.“. „Das erklärt den lauten Knall, den wir sogar bis hierher gehört haben.“, brachte sich nun Zoey ein, die überrascht war, dass Lucia und Gary sich kannten. Auch für Green kam dieser Zusammenstoß in dieser Hinsicht überrascht, doch sie erinnerte sich an den Namen ‚Lucia’. Für dieses Mädchen war Garys Brief also bestimmt gewesen?! „Sind sie denn auch hinter euch her?“, wollte Gary wissen. „Wir sind aus dem Trainerlager in Herzhofen geflüchtet.“, erklärte Zoey, „Hat man euch woanders gefangen gehalten?“. „Nein. Wir haben noch eine ganz andere Geschichte. Aber wir sollten uns erst mal einen geschützteren Ort suchen, dann erzählen wir euch alles.“, meinte Gary und in diesem Punkt waren sich alle einig. Garys Tauboss ging es auch weitestgehend gut und es wurde lobend in den Pokéball zurück gerufen. In einer kleinen Höhle am Rande des Waldes hatten sich die vier Trainer niedergelassen. Nachdem alle miteinander bekannt gemacht wurden, erzählte Gary den beiden Koordinatorinnen alles, was sie bis jetzt erlebt und was sie noch vor sich hatten. „So sieht es aus.“, schloss er ab. „Wow, da gehört schon was zu. Aber du kommst vermutlich ganz nach deinem Großvater Prof. Eich, er ist bestimmt total stolz auf dich.“, meinte Lucia beeindruckt zu ihm, doch Gary konnte sich nur betrübt ob dieser Bemerkung abwenden. „Das ist er wahrscheinlich, doch mein Großvater ist tot.“. „WAS?“, platzte es aus Lucia, sie war sich sicher, dass sie sich verhört haben musste, aber Gary sah nicht zu ihr auf und als sie sich fragend an Green wandte, nickte diese nur einmal kurz. Es war also wahr. Das hätte sie niemals für möglich gehalten. „Was ist dann wohl aus Prof. Eibe geworden?“. „Keine Ahnung. Vielleicht finden wir ihn ja noch.“, meinte Gary. Er musste zugeben, dass er sich bis jetzt noch gar nicht wirklich mit dem Gedanken beschäftigt hatte, was wohl aus den anderen Pokémon-Professoren geworden war. „Ihr habt also vor, die Trainer aus den Gefangenenlagern zu befreien?!“, fragte Zoey noch einmal nach, „Und dann? Nach dem, was ihr so erzählt, haben wir doch dann immer noch keine Chance. Geht euer Plan noch weiter?“. „Gegen Team Rocket hat eine Armee von Trainern vielleicht keine Chance, aber nun wissen die Trainer, was sie erwartet. Halten alle zusammen, kann Team Galaktik geschlagen werden und ich denke mir, dass der Boss von Team Rocket dann auch erst einmal Besseres zu tun hat, als sich um eine Region zu kümmern, die von entschlossenen Trainern bewacht wird.“, entgegnete Gary. „Ich denke, er hat Recht. Außerdem wollten wir doch sowieso nach Hilfe suchen, um die anderen Trainer zu befreien.“, meinte Lucia zu ihrer Freundin. „Also ich bin auch auf jeden Fall dabei.“, gab Zoey entschieden zurück. „Sag mal Gary, ihr habt nicht zufällig noch einen anderen Trainer unterwegs getroffen? Sein Name ist Paul, er hat violette Haare und guckt immer recht grimmig.“, wollte Lucia wissen. „Nein, wir haben außer euch noch niemanden getroffen. Wenn man mal von der Begegnung mit Team Galaktik absieht.“. „Verstehe.“, Lucia wirkte nun ihrerseits betrübt. „Wer ist denn dieser Paul?“, fragte Gary nach. „Er hat uns geholfen, aus dem Trainerlager zu fliehen.“, erklärte Zoey, „Allerdings wissen wir nicht, ob er selbst auch noch geschafft hat.“. „Wie habt ihr es überhaupt geschafft von dort zu entkommen?“, mischte sich Green endlich mal in das Gespräch ein. „Während der Essensausgabe haben wir ein wenig für Trubel gesorgt, in dem wir die heiße Suppe über die Bewacher geschüttet haben. Dann sind wir los gelaufen.“, erzählte Zoey und musste dabei grinsen. Die Bewacher hatten ganz schön blöd geguckt und vor allem ziemlich panisch geschrieen. „Naja, aber das blieb natürlich auch von anderen Bewachern nicht lange unbemerkt und so wurden wir schnell verfolgt, außerdem haben wir unsere Pokémon nicht mehr, Team Galaktik dafür schon.“, fuhr Lucia fort bemüht darum, Haltung zu bewahren, „Eine Horde Golbat hatte uns beinahe eingeholt, als plötzlich jemand Mülltonnen auf sie warf. Paul hatte sie damit aufgehalten und uns gesagt, wir sollten weiter rennen. Als ich mich noch einmal umdrehte, lief er in eine andere Richtung weiter. Wir haben keine Ahnung, was aus ihm geworden ist oder aus anderen Trainern, die ebenfalls versucht hatten wegzurennen. Irgendwann hatten wir dann die Stadtgrenze erreicht und haben uns im Wald versteckt.“. Lucia atmete einmal tief durch. Es war das schlimmste Erlebnis ihres Lebens gewesen und sie war froh darum, dass wenigstens Zoey bei ihr war. Allerdings wunderte sie sich immer noch über Pauls Verhalten. Es war doch sonst immer so ein Eigenbrödler und dachte niemals an andere. Steckte in ihm am Ende doch ein guter Kerl? Sie wüsste zu gerne, wie es ihm ging, sie hatten sich nicht einmal bei ihm bedanken können. „Wisst ihr denn, was sie mit euren Pokémon gemacht haben?“, wollte Gary wissen. „Sie haben sie eingesammelt, aber wir wissen nicht, wo sie sie danach hingebracht haben. Sicherlich sind sie aber noch irgendwo in der Stadt. Jedenfalls hoffe ich das.“, meinte Zoey und blickte auch nicht gerade fröhlich drein bei diesem Gedanken. „Verstehe. Also würde ich vorschlagen, dass wir zuerst nach den Pokémon suchen, sonst haben wir keine Chance. Am besten wir machen uns sofort auf den Weg.“. Alle nickten entschlossen und nachdem man sich versichert hatte, dass die Luft rein war, ging es zurück Richtung Herzhofen, wo sie hoffentlich allen anderen Trainern auch die Freiheit wieder schenken würden. Irgendwo in Johto „Hast du eine Ahnung, wo wir sind?“, fragte Ash und sah sich suchend um. Sie hatten einen Helikopter von Team Rocket verfolgt, doch natürlich konnten sie mit ihren Fahrrädern da nicht mithalten. Kurz zuvor hatte auch noch Maike angerufen und nicht gerade gute Neuigkeiten zu erzählen gewusst. „Das ist mal wieder so typisch, ich hätte wissen müssen, dass wir uns verfahren, wenn ich mit dir unterwegs bin.“, nörgelte Misty, „Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du wie ein Irrer diesem Helikopter nach bist. Ich dachte du weißt, wo es lang geht?!“. „Das dachte ich ja auch.“, meinte Ash und grinste dabei dämlich. Offenbar hatte er sich geirrt. Misty entglitt nur ein entnervter Seufzer. Das war einfach großartig, die Welt ging unter und sie hatten sich verfahren. „Jetzt stell dich nicht so an, wir werden schon irgendwo ankommen.“. „Wir wollen aber nicht irgendwo ankommen und vor allem auch nicht erst in zehn Jahren.“. Ash musste zugeben, dass sie in diesem Punkt Recht hatte, sie durften nicht trödeln. Er hatte also mal wieder Mist gebaut, jetzt musste er wenigstens eine Lösung für das Problem finden. „Pika?“, Pikachu spitzte seine Ohren. „Was ist los Pikachu, hörst du was?“. „Pika Pi.“, das Pokémon sprang aus dem Fahrradkorb, in dem es bis jetzt gesessen hatte, und rannte los. Misty und Ash folgten ihm verwundert und erreichten kurze Zeit später eine Straße. Als sie dort ankamen sahen sie gerade noch drei Laster die Straße hinunter fahren. „Sieh mal! Siehst du auch was ich sehe?!“, meinte Misty zu Ash und zeigte in Richtung der LKWs. Ash nickte mit ernstem Blick. Auf den Lastern war selbst aus der Entfernung noch deutlich das rote ‚R’ zu erkennen, das Zeichen von Team Rocket. „Komm, wir folgen ihnen.“, meinte Ash und trat bereits in die Pedale. Misty war eine Sekunde später wieder neben ihm und auch Pikachu sprang wieder in den Fahrradkorb. Mit ein wenig Glück wurden diese LKWs sie genau dahin führen, wo sie hinwollten. ~~~ Preview Chapter 8: Ash und Misty treffen auf zwei alte Bekannte, was sie dazu bewegt, ihre Pläne nach Dukatia City zu reisen, ein wenig zu verschieben, was sie von anderen Team Rocket Machenschaften erfahren. Währenddessen erreichen Gary und Green Herzhofen, wo sie die Trainer aus dem Trainerlager befreien wollen. Auch sie bekommen dabei Unterstützung, aber Green scheint auf einen Alleingang aus zu sein. Zu Lesen in Kapitel 8 'Die Pokéball-Fabrik', Upload-Termin 26.09.08 See you soon ;) Kapitel 8: Die Pokéball-Fabrik ------------------------------ Johto, bei Azalea City Das junge Mädchen rannte über die Wiesen vorbei an den unzähligen Aprikoko-Bäumen, die hier überall in der Gegend wuchsen. Sie wusste nicht, ob sie noch verfolgt wurde, sie rannte einfach so schnell sie ihre Füße tragen konnten. Hauptsache weg von dieser Fabrik. Irgendwann blieb sie erschöpft stehen und lehnte sich keuchend gegen einer der Aprikoko-Bäume. Sie musste Hilfe holen, doch woher nur? In die Stadt konnte sie nicht, denn die wurde von Team Rocket besetzt, um Aufstände zu verhindern und die Bewohner zum Arbeiten zu zwingen. Alles nur für diese blöde Fabrik. Glücklicherweise war es ihr gelungen zu fliehen, doch sie hatte ihren Großvater zurücklassen müssen. Er war zu schwach gewesen, um so schnell zu rennen, also hatte sie ohne ihn fliehen müssen. Bei dem Gedanken daran wurde sie wütend und ballte die Hände zu Fäusten. Nur wegen Team Rocket mussten ihr Großvater und so viele andere Menschen leiden. Doch was könnte sie schon alleine dagegen ausrichten?! „Da vorne ist sie. Los, schnappt sie euch!“, rief ein Rocket Rüpel von einem Hügel aus. Mist, sie hatten sie entdeckt. Immer noch außer Atem zwang sie sich jedoch, weiter zu rennen. Aber eine Horde Hundemon hatte sie schnell eingeholt und eingekreist. Sie saß hilflos in der Falle. „Donner-Attacke!“, plötzlich schlug eine gewaltige Donner-Attacke auf die Hundemon ein und alle gingen K.O. zu Boden. „Steh nicht da wie angewurzelt, komm schon!“, das junge Mädchen wurde am Arm gepackt und mitgezogen. Verdutzt starrte sie ihre Retterin an. Doch für große Worte blieb keine Zeit. Schnell rannten sie durch ein Wäldchen Aprikoko-Bäume und ließen eine Gruppe fluchende Team Rocket Rüpel zurück. ~*~ Reunion – Die Pokéball-Fabrik Oder: Befreiungsaktionen in Planung ~*~ Johto, kurz vor Azalea City Ash und Misty waren den drei Lastwagen von Team Rocket gefolgt. Sie hatten eigentlich erwartet, dass diese sie nach Dukatia City führten, doch offenbar lagen sie da falsch. Die LKWs hatten sie nach Azalea City gelotst. Kurz vor der Stadt waren Misty und Ash abgebogen, sie wollten schließlich nicht entdeckt werden, außerdem wussten sie nicht, wie es um Azalea City stand. Ihre Fahrräder hatten sie in einem kleinen Wäldchen hinter ein paar Büschen versteckt und machten sich nun zu Fuß auf den Weg. „Was glaubst du wohl, was die transportiert haben?“, fragte Ash Misty, während sie durch das Aprikokogebirge wanderten. „Keine Ahnung. Aber es beunruhigt mich, dass hier anscheinend auch etwas Größeres läuft. Team Rocket scheint Johto wirklich gut unter Kontrolle gebracht zu haben.“. „Was glaubst du wohl, was hier aus der Arena und aus Kai geworden ist?“. „Wenn er nicht übergelaufen ist, wurde die Arena hier vermutlich auch zerstört und er musste fliehen.“, Misty seufzte schwer, „Ich will nicht noch eine Arena in Trümmern sehen.“. „Ich muss auch an Kurt denken. Ich erinnere mich noch genau daran, wie schwer es war, hier in dieser Gegend an die Aprikokos zu kommen.“. „Stimmt. Das war schon toll, dass Kurt für uns diese Bälle gemacht hat. Die Köderbälle haben wir auch gut genutzt, oder?“, grinste Misty. „Oh ja. Unser Kampf um Karnimani war auch sehr spannend.“, grinste Ash. Diese Reise brachte wirklich Erinnerungen hoch. „Hey, ihr da!“, hörten Ash und Misty plötzlich jemanden rufen und drehten sich irritiert um. Ein Stückchen weiter erblickten sie zwei Team Rocket Rüpel, die auf sie zugelaufen kamen. „Wo kommen die denn auf einmal her?“, Ash schluckte, „Pikachu, mach dich bereit.“. „Warte Ash, die beiden scheinen nicht hinter uns her zu sein. Wir sollten uns erst einmal ruhig verhalten.“. „Aber…“, wollte Ash protestieren, doch Misty schüttelte entschieden mit dem Kopf und blickte ihn ernst an. Also zog er es vor, nichts weiter zu sagen und Misty in dieser Sache zu vertrauen. „Wer seid ihr?“, wollten einer von Team Rocket sofort von ihnen wissen, als sie sie erreicht hatten. „Wir sind nur auf der Durchreise.“, erwiderte Misty unbeeindruckt. „Habt ihr hier zufällig zwei Kinder gesehen?“, wollte nun der andere der beiden von ihr wissen. „Wir sind hier in der Gegend noch niemandem begegnet.“. „Na los, wir müssen weiter suchen.“, wandte sich der Team Rocket Rüpel nun an seinen Kollegen und wollte bereits weiter. „Moment.“, dieser jedoch hatte einen kleinen Organizer hervorgeholt und tippte etwas ein. „Hab ich’s doch gewusst.“, meinte er schließlich und zeigte das Gerät seinem Kollegen. Dieser weitete für einen Moment seine Augen, bevor er anfing fies zu grinsen. „Sieh an, wir haben zwei der gesuchten Trainer gefunden.“, wandte er sich nun an Ash und Misty, „Duflor, los geht’s!“. „Du auch Ultrigaria!“. Die beiden hatten ihre Pokémon gerufen und waren zum Kampf bereit. „Warum nicht gleich so. Los Pikachu, Donnerblitz.“, Ash fackelte ebenfalls nicht lange und Pikachu gehörte der erste Angriff. Es landete zwar bei beiden Gegnern einen Volltreffer, aber wirklich viel Schaden richtete es nicht an. „Hey Ash, wir haben es mit Pflanzen-Pokémon zutun, da bringen Elektro-Attacken nicht viel.“, knirschte Misty, die über dieses Umstand als Wasser-Pokémontrainerin auch nicht gerade begeistert war. „Das weiß ich selber.“, schnauzte er zurück. Na gut, er hatte wieder nicht nachgedacht, aber dafür war auch keine Zeit. Die beiden von Team Rocket mussten ihre Steckbriefe auf dem Organizer gesehen haben, jetzt hieß es eben kämpfen. „Duflor, Säure-Angriff!“. „Ultrigaria, Rasierblatt!“. Ash und Misty mussten zur Seite springen, um den Angriffen auszuweichen. „Na schön, dann eben anders, Lorblatt wird das schon schaffen.“, meinte Ash und hatte bereits den Pokéball in der Hand. „Meganie, Solarstrahl!“, hörte man plötzlich eine unbekannte Stimme rufen und einen Moment später schoss ein Solarstrahl über die Wiese. Er traf genau Duflor und Ultrigaria und beförderte die beiden Pokémon gegen den nächsten Baum. Durch die Wucht der Attacke und den harten Aufprall waren sie sofort K.O. „Verdammt, wir haben es schon wieder vermasselt.“. „Nichts wie weg.“. Die beiden Rocket Rüpel riefen ihre Pokémon zurück und ergriffen die Flucht. Total perplex blickten Ash und Misty in die Richtung, aus der der Solarstrahl gekommen war. „Das sind ja solche Weicheier.“, murrte ein jungendliches Mädchen, welches zusammen mit einem anderen Mädchen nun auf die beiden zukam. Sie wurden von einem gut trainierten Meganie begleitet. „Hey Ash, und Misty, lange nicht gesehen.“, grinste sie die beiden an, was sie nur noch überraschter drein blicken ließ. „Casey!“, riefen sie beide im Chor. „Und was ist mit mir?! Sagt mir nicht, ihr kennt mich nicht mehr?!“, beschwerte sich Caseys Begleitung. Ein Mädchen mit zwei Pflechtzöpfen und Sommersprossen im Gesicht, einem frechen Grinsen bzw. gerade einem schmollenden Gesicht, ja, das kam ihnen ebenfalls bekannt vor. „Macy.“, fiel es Ash wieder ein. „Du bist doch die Enkelin von Kurt, oder?“, meinte sich Misty zu erinnern. „Genau.“, grinste sie nun wieder. „Ja ja, wir haben keine Zeit, uns zu unterhalten, ich hab keine Ahnung, wie viele von diesen Typen uns noch verfolgen, langsam gehen sie mir echt auf die Nerven.“, meckerte Casey, „Also los, nur keine Müdigkeit vorschützen.“, mit diesen Worten rief sie ihr Meganie zurück und lief auch schon wieder los. Macy ihr natürlich sofort wieder nach und Ash und Misty entschieden kurzerhand, den beiden ebenfalls zu folgen. „Wo wollt ihr denn hin?“, rief Misty den beiden Vorrennerrinnen zu. „Am Fuße des Berges gibt es Höhlen, da können wir uns erst einmal verstecken.“, gab Macy zurück. „Aber warum wollt ich euch verstecken? Jetzt sind wir doch auch da, diesen Typen von Team Rocket heizen wir kräftig ein.“, meinte Ash. „So einfach ist das leider nicht.“, gab Casey nur zurück. Misty und Ash blickten sich fragend an, aber sie würden wohl erst mehr erfahren, wenn sie einen sicheren Ort erreicht hätten. „Die müsste gut sein.“, meinte Macy, als sie ihren Blick durch eine Höhle schweifen ließ und trat schließlich hinein. Ihre drei Begleiter folgten ihr widerspruchslos. Mit einem Seufzer setzte sich das junge Mädchen auf einen Felsen und lehnte sich gegen die Höhlenwand. Casey sprang auf einen größeren Felsen und schlug ihre Beine zum Schneidersitz zusammen, Misty und Ash zogen es vor, stehen zu bleiben. „Also, würdet ihr uns jetzt bitte aufklären, was hier eigentlich los ist? Warum ist Team Rocket hinter euch her gewesen?“, wollte Misty nun wissen. „Naja, ich war gerade hier in der Gegend, weil ich mir diese Pokéball-Fabrik ansehen wollte, von der ich gehört habe. Das ist echt die Höhe, was glaubt Team Rocket eigentlich, wer sie sind?! Machen alle Arenen platt und zerstören sogar Städte, ich krieg echt die Krise, dass ich nichts dagegen tun kann.“, Casey ballte ihre Hände zu Fäusten und stemmte sie gegen ihre Beine. Man konnte ihr ihre Empörung und Verzweiflung wirklich ansehen. Sie musste auch bereits viel erlebt haben in letzter Zeit. „Pokéball-Fabrik?“, griff Misty nun auf, „Das würde die Laster erklären, die wir gesehen haben. Team Rocket will anscheinend vorsorgen, damit sie sich alle Pokémon schnappen können.“. „Aber dort werden nicht irgendwelche Pokébälle hergestellt.“, warf nun Macy ein und erhielt damit die Aufmerksamkeit aller, „Dort werden Aprikoko-Pokébälle fabriziert. Und… und… sie zwingen meinen Großvater dazu, ihnen dabei zu helfen.“. Macy biss sich auf die Unterlippe und bekam feuchte Augen. Sie würde ihrem Großvater so gerne helfen. „Sie halten Kurt gefangen?!“, fragte Ash schockiert und Macy nickte bestätigend. „Eines Tages kam Team Rocket einfach in unser Haus und sie haben uns mitgenommen. Sie ließen die Fabrik außerhalb der Stadt bauen, wo sie nun meinen Großvater zwingen, die Aprikokos so zu behandeln, dass sie sie in ihrer Fabrik zu Pokébällen machen können.“, erzählte Macy, „Aber er muss das ganz alleine machen, er ist schon am Ende seiner Kräfte, aber sie zwingen ihn immer weiter dazu, die Aprikokos zu bearbeiten.“, schrie Macy verzweifelt, „Aprikoko-Bälle können nicht auf Dauer in solchen Massen produziert werden, das zerstört auch die Bäume hier in der Gegend, irgendwann wird es so keine Aprikokos-Pokébälle mehr geben können und mein Großvater…“, sie musste schwer schlucken, „Bitte, ihr müsst mir helfen ihn zu befreien!“. „Na klar befreien wir deinen Großvater!“, entgegnete Ash sofort. „Du kannst auf uns zählen.“, pflichtete Misty ihm bei. „Vergesst mich nicht! Ich bin auch dabei.“, grinste Casey entschlossen. „Ich danke euch.“, Macy kullerten vor Freude ein paar Tränen über die Wangen. „Das wäre doch gelacht, wenn wir diese Fabrik nicht dicht machen könnten, stimmt’s Pikachu?!“. „Pika!“, Pokémon und Trainer waren sich mal wieder einig. „Schön und gut, aber wie sabotieren wir gleich eine ganze Fabrik?“, gab Misty zu bedenken. Es war auch etwas anderes, nur eine Person zu befreien oder eine ganze Fabrik lahm zu legen. „Das ist ganz einfach.“, kam es von Macy, „Wir müssten einfach nur den Energiereaktor kaputt machen, dann läuft in der Fabrik gar nichts mehr.“. „Na also, das klingt nicht schwer.“. „Ash, du erwartest hoffentlich nicht, dass wir da einfach reinspazieren und das Ding zerstören können?!“, mahnte Misty. „Warum denn nicht? Wenn die Typen von Team Rocket alle so schwach sind wie die von vorhin, dann wird das ein Kinderspiel.“. „Da muss ich Ash Recht geben.“, meinte Casey, „Also wenn die alle so sind, können wir uns da ganz leicht durchkämpfen.“. Ash und Casey grinsten sich an einig an, was Misty nur einen schweren Seufzer entlocken konnte. Jetzt hatte sie schon zwei von der Sorte. „Ich denke nicht, dass die alle so sind.“, meinte Macy, „Der Kommandant von Team Rocket, der hier stationiert ist, muss Einiges drauf haben, die haben alle unglaublich viel Respekt vor ihm.“. „Den packen wir schon zusammen.“, sagte Ash nur dazu. „Außerdem, haben wir überhaupt eine andere Wahl, als dort einfach reinzumarschieren?“. „Tja.“, dazu wusste Misty auch nichts zu sagen und auch Macy konnte nur mit einem Schweigen darauf antworten. „Aber Macy, wie ist es dir überhaupt gelungen, von dort zu fliehen?“, wollte Misty wissen. „Das hab ich nur Dank meines Großvaters geschafft. Er hatte ein paar Aprikokos absichtlich falsch bearbeitet und so gab es Probleme mit einem der Heizöfen. In dem Trubel ist es mir gelungen zu entkommen, doch ich musste meinen Großvater zurücklassen, weil er zu schwach war, um weiter zu rennen.“, bei dem Gedanken daran musste Macy ihre Augen zusammen kneifen, um Tränen zu verhindern. „Und wenn Casey nicht gewesen wäre, hätten sie mich auch schnell wieder eingefangen.“. Casey nickte. Ihr Raichu und ihr Elektek hatten Macys Verfolger fürs Erste lahm gelegt, aber schnell war ihnen eine zweite Gruppe gefolgt. „Aber ich habe meinem Großvater versprochen, Hilfe zu holen. Deshalb bin ich unendlich froh, dass ich euch getroffen habe.“. „Alles wird gut werden.“, meinte Casey entschieden. „Ich finde trotzdem, dass wir strategischer an das Ganze ran gehen sollten. Ich werde mal versuchen, Gary zu erreichen.“, kam es von Misty, die auch schon ihren PokéCom aus der Tasche holte. „Wozu das denn?“, murrte Ash. Als ob sie seine Hilfe brauchen würden. Wer wusste, in was für Schwierigkeiten er am Ende steckte. „Komisch.“, hörte er Misty jedoch nur sagen, „Gary, kannst du mich hören?“. Doch das Einzige, was der PokéCom von sich gab, war ein knisterndes Rauschen. „Was ist los?“, das gefiel Ash jetzt allerdings auch nicht. „Kein Empfang.“. Nicht gerade beruhigend. Misty und Ash tauschten ernste Blicke aus, doch was sollten sie schon tun. Sie hatten genug eigene Sorgen. „Wer ist Gary?“, fragte Casey neugierig und lenkte die Aufmerksamkeit der beiden wieder auf das hier und jetzt. „Gary ist der Enkel von Prof. Eich.“, begann Misty, bevor sie ihre Geschichte erzählte, dass Gary Trainer in Alabastia versammelt hatte und sie sich vor Kurzem aufgeteilt hatten, um die Verbrecherorganisationen zu zerschlagen. „Wow, das ist voll cool.“, war Caseys begeisterte Reaktion und sie hatte ein bewunderndes Funkeln in den Augen. „Also wart ihr eigentlich auf dem Weg nach Dukatia City, das macht Sinn, dort scheint viel los zu sein.“. „Bist du dort auch schon gewesen?“, fragte Misty. „Nein, um Dukatia City hab ich einen Bogen gemacht, das war mir zu heiß.“, meinte sie und senkte auf einmal betrübt den Kopf. „Was ist los?“, Ash sah seine alte Freundin besorgt und zugleich fragend an. „Ich war in Teak City, als sie über die Stadt hergefallen sind. Sie kamen mit ihren Waffen angefahren, es war ihnen egal, ob sie auf Häuser oder Menschen schossen. Sie wollten zur Ho-oh-Pagode, egal mit welchen Mitteln. Wer im Weg stand, wurde einfach beiseite geräumt. Doch der Arenaleiter Jens hatte vorher bereits die Kristallglocken aus der Pagode entfernt und in Sicherheit gebracht. Ho-oh würde also nicht kommen. Ich habe nur noch gesehen, wie sie ihn und Bianka, die Arenaleiterin von Dukatia City, gefangen genommen und die Pagode nieder gebrannt haben. Zusammen bin einigen anderen Trainern und Bewohnern der Stadt ist es mir dann gelungen, in die umliegenden Wälder zu fliehen. Die Stadt brannte die ganze Nacht.“. „Es ist wirklich ein zweites Alabastia.“, sagte Misty mit leiser Stimme. „Das reicht.“, platzte es wütend aus Ash heraus, „Das machen die nicht noch mal, dafür werde ich schon sorgen! Zuerst befreien wir Kurt, vertreiben Team Rocket aus Dukatia City und dann retten wir auch Jens und Bianka.“. „Gut möglich, dass sie sogar in Dukatia City festgehalten werden.“, überlegte Misty, „Da fällt mir ein, was ist eigentlich aus der Azalea-Arena geworden?“. Macy zog nun ebenfalls ein sehr ernstes Gesicht. „Kai, der Arenaleiter, wollte sich Team Rocket nicht anschließen, also haben sie seine Arena nieder gebrannt. Er musste aus der Stadt fliehen.“. „So was dachte ich mir schon.“. „Genug geredet. Wir sollten nicht noch länger warten, lasst uns gehen!“, meinte Ash nur, bevor er aus der Höhle stapfte. „Ash…“, Misty blickte ihm betrübt hinterher. Sie würde ihn nicht aufhalten, denn sie konnte ihn verstehen. Überall wo sie hinkamen, hörten sie dieselben schrecklichen Dinge. Aber das würde bald ein Ende haben, ganz sicher. „Also gehen wir.“, sagte sie nun ebenfalls und gemeinsam mit Casey und Macy folgte sie ihm schließlich. Sinnoh, vor Herzhofen Gary, Green, Lucia und Zoey hockten in einem Wäldchen und beobachteten den Westeingang von Herzhofen. „Die Stadt wird offenbar gut bewacht.“, stellte Gary fest. Vor dem Eingang befanden sich drei Wachposten und vermutlich hielten sich innerhalb der Stadtgrenze ebenfalls Wachposten auf. „Was hast du erwartet?!“, entgegnete Zoey, „In der Stadt gibt es kaum noch Bewohner. Entweder wurden die Viertel zu Trainerlagern umgewandelt oder Mitglieder von Team Galaktik hausen dort.“. „Mal sehen.“, Gary nahm sich seinen Laptop und besah sich erst mal den Stadtplan von Herzhofen, „Wenn wir davon ausgehen, dass sie eure Pokémon hier behalten haben, kämen mehrere Orte für die Aufbewahrung in Frage. Wisst ihr, was aus der Arena und der großen Wettbewerbshalle geworden ist?“. „Leider nein. Man hatte uns kurz vor der Stadt abgefangen und dann sofort einquartiert, wir haben keine Ahnung, wie es sonst so in der Stadt aussieht.“, erklärte Zoey. „Hmm, auf jeden Fall müssen wir irgendwie unbemerkt in die Stadt rein kommen.“, überlegte Gary. „Ich mach das.“, kam es plötzlich von Green und alle blickten sie irritiert an. „Ich gehe in die Stadt und suche nach den Pokémon.“, fügte sie hinzu, als wenn keiner sie vorher verstanden hätte. „Und wie willst du das anstellen?“, fragte Zoey mehr als skeptisch. „Ich hab da so meine Methoden.“, grinste Green selbstsicher. Zoey sah durch diese Aussage nicht zufriedener aus, aber Gary glaubte ihr aufs Wort. Trotzdem gefiel ihm die Vorstellung nicht, dass Green das alleine machen sollte. „Bist du sicher? Du darfst Team Galaktik nicht unterschätzen.“, warnte Lucia besorgt. „Ich kann auf mich aufpassen.“, erwiderte Green nur und erhob sich bereits. „Willst du wirklich alleine gehen?“, fragte Gary schließlich noch. „Ihr würdet mich nur behindern. Ich mach das schon.“. „Und wie kommst du wieder raus?“, Gary ließ nicht locker, „Unsere PokéComs funktionieren auch nicht, wir können dir nicht helfen und du kannst uns auch nicht mitteilen, wo wir dich oder die Pokémon finden.“. „Glaubst du wirklich, ich würde da freiwillig rein gehen, wenn ich nicht auch wieder raus kommen würde.“, Green schielte ihn beleidigt an. „Aber wie sicher kannst du dir sein, dass dein Plan funktioniert?“. „Du würdest ihn gerne wissen, was?“, entgegnete sie überlegen. Gary erwiderte nichts, obwohl sie Recht hatte und das wusste sie auch. „Hier, du darfst solange auf meine Pokémon aufpassen.“, meinte sie auf einmal und reichte ihm ihre Pokébälle. „Du willst deine Pokémon nicht mitnehmen?“, nun war er wirklich schockiert. „Dann kann ich mir ja gleich ein Schild auf die Stirn kleben, wo ‚Trainer’ drauf steht.“. „Ja aber wie willst du dann da rein kommen? Und wieder raus? Und überhaupt?!“, Lucia war entsetzt, sie konnte sich nicht vorstellen, dass Green noch alle Tassen im Schrank hatte. „Du bist verrückt.“, kommentierte Zoey das Ganze nur und verschränkte misstrauisch die Arme vor der Brust. „Vielleicht.“, grinste Green nur geheimnisvoll. „Also was ist?“, wandte sie sich dann wieder an Gary, dem sie immer noch ihre Pokébälle hinhielt. Eindringlich blickte er sie an, doch sie hielt seinem Blick problemlos stand. Sie war sich ihrer Sache sicher, so viel war klar. Schließlich gab Gary ein kurzes Nicken von sich und nahm die Pokébälle entgegen. „Also schön. Wir verlassen uns auf dich.“. „Könnt ihr auch.“, grinste sie und verabschiedete sich mit einem ‚Victory’-Zeichen von den anderen. Gary verstaute ihre Pokébälle sorgfältig in seinem Rucksack zusammen mit seinem Laptop. Er hatte für sich entschieden, dass er ihr vertrauen wollte und das würde er jetzt auch tun. Er bekam auch eher das Gefühl, dass er sich Sorgen um sie selbst machte, als dass er Angst hätte, sie würde ihn und ihre Mission verraten. Gary, Lucia und Zoey beobachteten, wie Green so tat, als würde sie von dem Bergweg kommen und sie ging geradewegs auf die Wachposten von Team Galaktik zu. „Was um Himmels Willen macht sie da?“, fragte Zoey schockiert, aber keiner wusste ihr zu antworten. Green schien mit den drei Männern nett zu plaudern. „Ich glaub’s ja nicht!“, Lucia musste sich zusammenreißen, nicht gleich los zu schreien, „Die flirtet mit denen!“. Gary musste schlucken, war das etwa ihr Plan? Er schien auch nicht besonders gut zu funktionieren, denn kurze Zeit später zog einer der Wachposten Green grob in die Stadt hinein. Wie hieß es doch so schön, rein kam man immer... „Das musste ja schief gehen.“, murrte Zoey, „Und was machen wir jetzt?“. „Ich bin mir nicht sicher.“, vor allem war er sich nicht sicher, ob Green nun in ernsthafter Gefahr oder nicht, „Aber wir sollten uns auch einen Weg in die Stadt suchen.“. „Warum nicht gleich so.“, beschwerte sich Zoey. „Jetzt beruhig dich wieder. Wir haben schließlich immer noch keine Idee, wie wir in die Stadt kommen. Sie ist immerhin schon mal drin.“, kam es beschwichtigend von Lucia. „Toll, jetzt dürfen sie auch gleich mit befreien, wie praktisch.“. Zoey konnte es fassen, dass sie diese Frau hatten alleine losziehen lassen. Jetzt waren sie genauso weit wie vorher, nur einer weniger. Die restlichen drei von ihnen hockten nun also auf dem Waldboden und überlegten, wie sie denn nun auf besserem Wege in die Stadt gelängen. Lucias Gedanken wurden von einem unerwarteten Geräusch unterbrochen. „Hört ihr das auch?“. „Was denn?“, fragte Zoey verwundert. „Ich höre auch nichts.“, kam es von Gary. „Doch, da war was.“, Lucia horchte weiter, „Da war es wieder. Es klang wie ein... Stöhnen.“. „Ein Stöhnen? Glaubst du, hier ist jemand?“, meinte Zoey alarmiert. „Es klingt eher, als wäre jemand verletzt.“. „Dem sollten wir nachgehen.“, schlug Gary vor und war bereits auf den Beinen. Zoey und Lucia nickten einverstanden und hatten sich ebenfalls erhoben. Gemeinsam streiften sie durch das Wäldchen, bis auch Gary und Zoey glaubten, etwas gehört zu haben. „Seht ihr!“, kam es rechthaberisch von Lucia, „Irgendwo hier muss es sein.“. Suchend schob sie ein paar hängende Äste zur Seite und sah sich um. Im nächsten Moment blieb sie abrupt stehen und war für eine Sekunde starr vor Schreck ob des Augenpaares, welches sie anblickte. „Paul!“, rief sie aus und rannte auf den Trainer zu. Dieser lehnte erschöpft an einem Baum und als er sie auf sich zukommen sah, ließ er sich zu Boden sacken. „Paul, was ist mit dir?“, Lucia kniete sich neben ihn nieder und betrachtete ihn mit einem entsetzten Blick. Er hatte Verbrennungen und Schürfwunden an Armen und Beinen, außerdem eine Platzwunde an der Stirn, deren Blut kaum getrocknet und ihm seitlich am Gesicht herunter gelaufen war. Er versuchte es zu verbergen, doch er musste Schmerzen haben, das Stöhnen war eindeutig von ihm gekommen, welches nun zu einem schweren Keuchen übergegangen war. Paul würdigte Lucia auch keines Blickes mehr, sondern hatte sich von ihr abgewandt. Eine Antwort auf ihre Frage bekam sie natürlich auch nicht, aber das war auch gar nicht nötig, denn man konnte ihm seinen Zustand deutlich ansehen. Gary und Zoey hatten mittlerweile auch zu den beiden aufgeschlossen, nachdem Zoey Gary erzählt hatte, dass das der Trainer war, der ihnen bei der Flucht geholfen hatte. „Ich habe einen Ersten-Hilfe-Kasten dabei.“, meinte Gary und ging auf der anderen Seite neben Paul in die Hocke. „Ich brauche eure Hilfe nicht.“, entgegnete er und sah Gary mit seinen finsteren Augen an. „Ich denke doch, deine Verletzungen sehen schlimm aus.“, erwiderte Gary nur und packte sein Erste-Hilfe-Köfferchen aus. Mürrisch wandte Paul seinen Blick von Gary ab, weswegen er wieder unweigerlich Lucia anblickte, die noch neben ihm kniete. Mit einem Seufzer schloss er schließlich die Augen und ließ Garys Behandlung über sich ergehen, wobei er kaum eine Miene verzog. Gary desinfizierte und verband die Wunden, so gut er es konnte. „Wir sollten ihn in ein Krankenhaus bringen.“, meinte er. „Hier in der Nähe ist nur leider keines, welches wir aufsuchen könnten.“, entgegnete Zoey, „Ich denke mal, dass Herzhofen ausscheidet.“. „Aber wir können ihn doch nicht hier liegen lassen.“, kam es von Lucia. „Kümmert euch... um euren eigenen Kram.“, keuchte Paul und blickte Lucia giftig an. „Was soll das denn heißen?! Du bist verletzt und brauchst Hilfe.“, entgegnete sie empört, „Also sei nicht so stur.“. „Verschwindet einfach.“. „Aber...“, Lucia verstand ihn einfach nicht, warum wollte er sich in seinem Zustand nicht helfen lassen? Verständnislos blickte sie ihn an, doch in seinen Augen sah sie nur... Wut?! Doch, sie war sich sicher, er schaute sie wütend an, aber was hatte sie ihm denn getan? „Lass ihn doch, wenn er unsere Hilfe nicht will. Wir haben Wichtigeres zu tun.“. „Aber Zoey.“. „Ich sag nur meine Meinung.“, meinte sie schulterzuckend. „Ihr habt hoffentlich nicht vor, die anderen Trainer zu befreien?!“, kam es unerwartet von Paul. „Doch, genau das ist unsere Absicht.“, entgegnete Gary bestimmt und erhob sich wieder. „Tz, sinnlos.“. „Und warum?“, fragte Gary scharf. „Das schafft ihr nie.“. „Das sagt gerade einer, der es geschafft hat zu fliehen?!“, Gary war sichtlich verwundert. „Ich hatte nicht geplant zu fliehen.“. „Aber wieso dann?“, kam es plötzlich von Lucia, „Wieso hast du uns bei der Flucht geholfen?“. „Das geht euch nichts an.“. „Was für ein Sturkopf.“, seufzte Zoey, „Lucia, lass ihn, dem ist nicht mehr zu helfen.“. „Nein.“, nun machte Lucia eine auf stur, „Ich bleibe bei ihm. Versucht ihr Green zu helfen.“. „Das ist nicht dein Ernst?“, meinte Zoey skeptisch. „Oh doch, mein voller Ernst. Wir können ihn hier nicht so zurücklassen und ob nun beabsichtigt oder nicht, er hat uns geholfen, dafür möchte ich mich revanchieren.“. „Na schön, dann bleibt ihr beide hier und wir suchen einen Weg in die Stadt.“, meinte Gary erst zu Lucia dann zu Zoey. „Also gut.“, Zoey wusste, dass sie Lucia ohnehin nicht würde umstimmen können, eine Diskussion wäre also reine Zeitverschwendung. „Solltet ihr widererwartet entdeckt werden, flieht, und wartet nicht auf uns. Ihr dürft nicht noch einmal geschnappt werden.“, meinte Gary noch. „Ok.“, Lucia nickte einverstanden, „Viel Glück.“. Gary und Zoey wollten sich gerade auf den Weg machen, als sie etwas dazu bewegte, noch einmal inne zu halten. „Wartet.“, überraschenderweise war es Paul, der sie zurückhielt. Alles sahen ihn perplex und zugleich abwartend an. „An der Südseite der Stadt gibt es ein Loch in der Stadtmauer. Von hier aus gesehen ein paar Hundertmeter vor dem Südeingang, vielleicht ist es noch dort.“. Damit war die Überraschung perfekt. Ihr Ziel die Trainer zu befreien war also so sinnlos, dass er ihnen doch dabei half?! „Vielen Dank.“, Gary nickte ihm anerkennend zu, auch wenn es Paul vielleicht nichts bedeutete. Dann endlich zog er gemeinsam mit Zoey los und würde Pauls Hinweis überprüfen. Lucia blickte Paul irritiert an, doch er hatte die Augen wieder geschlossen und den Kopf an den Baum zurückgelehnt. Wieso tat er das bloß? Sie konnte ihn einfach nicht verstehen. Aber jetzt wollte sie ihn auch nicht fragen, so blieb sie einfach stumm neben ihm knien und beobachtete ihn, während sie hoffte, dass ihre Freunde erfolgreich sein würden. Sinnoh, Herzhofen Das Mitglied von Team Galaktik brachte Green zur Wettbewerbshalle von Herzhofen. „Hier kannst du mit den zurückgebliebenen Bewohnern arbeiten, sie werden dir schon sagen, was du zu tun hast.“. „Ach, und ich dachte, ich kann noch länger mit dir zusammen bleiben.“, schmeichelte sie und warf sich ihm an den Arm. „Hör auf damit.“, meinte er angewidert, er war sichtlich froh, wenn er sie gleich los wäre. „Zu schade.“, Green ließ von ihm ab und fing plötzlich an zu grinsen, „Zu schade für dich.“. „Was?“. „Gute Nacht.“, lächelte Green, holte eine kleine Sprayflasche Schlafgas aus ihrem Handschuh und sprühte ihren Begleiter damit an. Augenblicklich sackte dieser zusammen und schnarchte vor sich hin. Green zog ihn die letzten Meter bis zur Wettbewerbshalle und lud ihn dort in einem Müllcontainer ab. „Ich brauche dich nicht mehr, also ab auf den Müll. Aber vielen Dank für deine Hilfe.“, mit einem Luftkuss ließ sie die Müllcontainerklappe zufallen. „Doch jetzt sehe ich mich lieber selber um.“. Glücklicherweise war sonst niemand zu sehen und Green schlich sich vor bis zum Hintereingang der Halle. Sie linste durch einen kleinen Türspalt, niemand zu sehen, also trat sie ein. Von dem hinteren Bereich aus konnte sie jedoch viele Stimmen und Schritte hören und wenn sie sich nicht irrte auch die Laute von Pokémon. „Ich denke, hier bin ich richtig.“, grinste sie. Das würde spaßig werden. ~~~ Preview Chapter 9: Maike und Drew treffen in Wurzelheim auf Prof. Birks Assistenten Joshua, der sie weiter bis nach Blütenburg bringt. Erneut gibt es schreckliche Entdeckungen zu machen und Maike kann nur hoffen, ihre Eltern bald lebend wieder zu finden. Ash, Misty, Macy und Casey dringen derweil in die Pokéball-Fabrik ein, doch ihre Aktionen gestalten sich wesentlich schwieriger als erwartet. Lucia ist immer noch mit Paul zusammen und versucht, seine Beweggründe für sein Handeln zu verstehen. Zu Lesen in Kapitel 9 'Zerstörtes Zuhause', Upload-Termin voraussichtlich 05.10.08 See you soon ;) Kapitel 9: Zerstörtes Zuhause ----------------------------- Irgendwo in Sinnoh Der Team-Rocket-Helikopter hatte irgendwo in Sinnoh notlanden müssen und dieser Umstand missfiel jemandem zunehmend. „Habt ihr den Helikopter immer noch nicht repariert?“, wollte Giovanni ungeduldig von seinen Leuten wissen. „In ein paar Stunden können wir weiter.“. „Das dauert zu lange.“, schrie er, weswegen seine Handlanger kurz zusammen zuckten, doch leider beschleunigte das die Arbeiten auch nicht. Schon seit einem Tag saß er hier fest, weil Team Galaktik den Helikopter abgeschossen hatte. Grundsätzlich gefiel ihm die Vorgehensweise dieser Organisation, doch im Moment war sie nur hinderlich für seine Pläne. Er steckte irgendwo im Nirgendwo fest. Die, die ihn abgeschossen hatten, hatten sich auch nicht blicken lassen, dabei hatte er einem Zusammentreffen bereits entgegen gesehnt und es hätte Zeit sparen können. Mit wem er sprach, war ihm zunächst egal, irgend so ein Handlanger würde ihn schon so einem höheren Mitglied der Gruppe bringen, doch hier in der Gegend gab es nichts. Keine Stadt, keine Menschen, nur ein paar harmlose wilde Pokémon. Nichts von Interesse. Zum Glück hatten sie alles Nötige selbst dabei. So saß Giovanni in einem seiner edlen Sessel, den man ihm an einem schönen Plätzchen aufgestellt hatte, kraulte sein Snobilikat und trank eine Tasse Tee. Seine Zeit würde noch kommen. ~*~ Reunion – Zerstörtes Zuhause Oder: Im Angesicht des Feindes ~*~ Hoenn, zwischen Wurzelheim und Blütenburg City Maike und Drew waren problemlos mit der Fähre in Wurzelheim angekommen. Nachdem Anlegen hatten sie noch einige Zeit gewartet, bevor sie mit Hilfe von Drews Libeldra ebenfalls aus dem Rettungsboot ausstiegen und an Land flogen. Alles war glatt gelaufen, man hatte sie nicht entdeckt und so gelangten sie schließlich nach Wurzelheim und wollten Prof. Birks Labor aufsuchen. Ja, alles lief problemlos. Sie hatten Joshua, Prof. Birks Assistenten angetroffen, der sie nun mit dem Jeep nach Blütenburg City fuhr. Maike fühlte sich schlecht. Sie saß auf dem Beifahrersitz und starrte ihre Hände auf ihrem Schoss an. Angst machte sich in ihr breit, die Angst, in Blütenburg dasselbe zu sehen wie in Wurzelheim. „Lass dich nicht von deiner Angst blockieren.“, kam es irgendwann von Drew, der hinter Maike im Jeep saß. Sie zuckte kurz zusammen, sie hatte nicht damit gerechnet, angesprochen zu werden. Wie immer hatte Drew Recht, mit dem was er sagte, aber seine Worte konnten ihr ungutes Gefühl nicht vertreiben. „Deinen Eltern geht es sicher gut, vielleicht hat Max sie auch bereits gefunden.“, versuchte auch Joshua Maike zu beruhigen. „Ich hoffe es.“, meinte Maike nur niedergeschlagen. „Wie kommt es eigentlich, dass dir nichts passiert ist?“, wollte Drew von Joshua wissen. „Als wir hörten, was in Alabastia passiert ist, haben wir das Labor sofort evakuiert. Wir dachten uns schon, dass sie auch Wurzelheim angreifen würden. Naja, und einen Tag später waren sie auch schon da. Team Magma hatte es Team Rocket nachgemacht, sie wollten den Professor haben. Glücklicherweise war Maikes Bruder Max zu der Zeit gerade hier, er hatte sich bereit erklärt, Prof. Birk von hier weg zu bringen. Leider habe ich keine Ahnung, wo die beiden sind oder wo sie hinwollten. Ich habe mich derweil hier im Wald versteckt, falls doch nichts passieren sollte.“, Joshua hielt kurz inne, er musste einmal tief durchatmen, „Leider war dies nicht der Fall. Jetzt versuche ich, dass Labor wieder aufzubauen.“. „Verstehe. Also ist davon auszugehen, dass der Professor noch auf der Flucht ist?“. „Ich bete jeden Tag dafür, dass es ihm gut geht, aber ich habe vollstes Vertrauen in Max. Ich frage mich nur, was aus Prof. Eich, Prof. Lind und Prof. Eibe geworden ist. Wisst ihr was darüber?“. „Nein.“, gab Drew einfach zurück. Über Prof. Lind und Prof. Eibe wussten sie schließlich wirklich nichts, aber die Wahrheit über das Schicksal von Prof. Eich wollte er ihm noch ersparen. Joshua war so voller Hoffnung und Optimismus, diese Motivation wollte Drew ihm nicht nehmen. Joshua hatte auch offensichtlich selbst genug miterlebt, sie hatten Prof. Birks Labor gesehen oder viel mehr das, was davon noch übrig war. Der Anblick war wirklich schockierend gewesen und nun stellte sich Maike auch noch vor, dass es in Blütenburg genauso aussah. Hoffentlich nicht zurecht. Sie waren sichtlich erleichtert gewesen, als sie die Häuser von Wurzelheim gesehen hatten und es nicht wie Alabastia von der Landkarte gestrichen wurde. In der Stadt war ihnen auch schon Joshua entgegen gekommen, es schien nichts passiert zu sein. Doch der Schein konnte trügen. Joshua hatte es nicht fertig gebracht, den Anschlag näher zu beschreiben, also hatte er sie zum Labor geführt, welches ein wenig außerhalb der Stadt lag, damit sie sich selbst ein Bild machen konnten. Und es war ein schreckliches Bild gewesen: vor ihnen erstreckte sich beinahe ein richtiger Krater, das reinste Ödland. Von dem Laborgebäude war kaum noch etwas zu sehen gewesen, es war unter Erdmassen begraben worden. Schließlich hatte Joshua ihnen doch die Geschichte erzählen können. Der Professor war geflohen und einen Tag später kam Team Magma mit einer gewaltigen Maschine angefahren. Da die Bewohner von Wurzelheim alle friedliebend waren, hatte natürlich keiner etwas tun können. Als Team Magma dann rausbekommen hatte, dass der Professor nicht mehr da war, hatten sie ihre Maschine beim Labor in Position gebracht und gestartet. Plötzlich hatte die Erde angefangen zu beben. Erst leicht, dann immer stärker, bis das ganze Umland von der Erde verschlungen wurde. Team Magma besaß eine Erdbebenmaschine mit der sie vermutlich ganz Wurzelheim hätten dem Erdboden gleich machen können. Als Glück im Unglück hatten sie es ‚nur’ auf das Labor abgesehen und das Erdbeben hatte der Stadt kaum geschadet. Nur die nächstgelegenen Häuser hatten einige Schäden davon getragen, aber niemand war verletzt worden. Doch wer wusste schon, was Team Magma mit dieser Maschine noch alles angerichtet hatte oder noch anrichten würde. Drew konnte Maikes Angst verstehen, deshalb hoffte er, dass sie Maikes Eltern schnell finden würden, damit Maike wieder nach vorn blicken konnte. Sie hatten schließlich eine wichtige Mission zu erfüllen. Doch in Kürze würden sie bereits Blütenburg City erreichen. Vorhin hatten sie bereits Rosalstadt passiert, es lag also nichts mehr zwischen ihnen und Blütenburg bis auf ein paar weite Wiesenfelder. Den ganzen Weg über sind sie lieber querfeldein gefahren, um nicht aufzufallen und eventuell Prof. Birk oder eben Maikes Eltern zu finden, doch sie waren keiner Menschenseele begegnet. „Die Leute haben Angst.“, erklärte sich Joshua diesen Umstand. „Alle Arenastädte wurden angegriffen, wer weiß, was da los ist. Da traut man sich dann nicht mehr vor die Tür.“. Damit hatte er wahrscheinlich Recht. Drew knirschte mit den Zähnen. Ob es hier wohl schlimmer zugehen könnte als in Kanto? Bis jetzt ging es immer nur um Team Rocket und dass sie Vorreiter im Kampf um die Machtherrschaft waren, doch eigentlich wussten sie über Team Aqua und Team Magma überhaupt nichts. Wenn Drew genauer darüber nachdachte, hielt er die beiden vielleicht sogar für gefährlicher. Immerhin hatten sich hier zwei Feinde verbündet, außerdem schienen sie diese Region auch gut unter Kontrolle zu haben. Nur weil sie weniger Gebiet kontrollierten, hieß das ja nicht, dass sie nicht mächtiger sein konnten. Weniger war manchmal schließlich mehr. Sie könnten ihre Ressourcen aufsparen, um dann Team Rocket mit einem Schlag zu vernichten, wenn dieses sich zu sehr zersplittet hatte. Vielleicht war das sogar ihr Plan. Auf jeden Fall sollte man die Entwicklung einer Erdbebenmaschine nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Wir sind gleich da, ich kann die ersten Häuser bereits sehen.“, verkündete Joshua. Selbst Maike musste ob dieser Bemerkung aufsehen. Dort war ihre Heimatstadt. Was würde sie wohl vorfinden? Was erwartete sie vorzufinden? „Soll ich euch bis zur Arena bringen?“, wollte Joshua wissen, der mit dem Jeep kurz vor der Stadt angehalten hatte. „Lieber nicht, den Rest gehen wir zu Fuß, wir haben schließlich keine Ahnung, was uns erwartet oder wie man hier als Trainer behandelt wird.“, entgegnete Drew, der an die Sache mit den Steckbriefen und die Situation in Sinnoh denken musste. „Alles klar, dann wünsche ich euch viel Glück. Und solltet ihr Professor Birk treffen, richtet ihm doch bitte aus, dass ich das Labor wieder aufbauen will und dass es den Bewohnern von Wurzelheim gut geht.“, bat Joshua noch, als Drew und Maike bereits ausgestiegen waren. „Das machen wir.“, gab Drew nickend zurück, „Und vielen Dank.“. „Keine Ursache. Passt auf euch auf!“, damit fuhr Joshua wieder zurück Richtung Wurzelheim. „Dann schauen wir uns die Stadt doch mal an.“, meinte Drew, steckte die Hände in die Hosentaschen und trabte los. Maike folgte versetzt neben ihm. An der Stadtgrenze waren keine Wachen oder Ähnliches postiert, sie konnten also unbehelligt eintreten. Es liefen sogar Leute auf den Bürgersteigen, Autos fuhren über die Straßen, es wirkte alles wie der gewohnte Alltagsverkehr. „Da vorne.“, meinte Drew und deutete mit einem Nicken geradeaus. Ein paar Hundertmeter weiter patrouillierten zwei Mitglieder von Team Magma durch die Stadt, an ihrer Seite hatten sie zwei Magnayen und zudem noch gewehrähnliche Geräte geschultert. Doch es schien niemanden zu stören, dass die beiden da vorne über den Platz wanderten, aber solange niemand ihnen einen Grund gab, würden sie vermutlich keine Bedrohung darstellen. „Hier laufen bestimmt noch mehr von denen rum, die Stadt wird überwacht.“, stellte Drew missbilligend fest. Es wurde den Menschen gerade mal der Freiraum gelassen, um ein gewisses Alltagsleben aufzubauen. Gefallen tat es sicherlich keinem. „Denkst du, wir können einfach bis zur Arena durchgehen?“, fragte Maike unsicher. „Ich denke schon. Solange wir uns normal verhalten, sollten wir nicht weiter auffallen. Jedoch sollten wir versuchen, jedes Zusammentreffen zu vermeiden, hier in der Region sind wir als Koordinatoren erst recht keine Unbekannten.“. „Stimmt.“. Das könnte in der Tat ein Problem darstellen, sie müssten auf jeden Fall vorsichtig sein. In normalem Gang liefen sie weiter, die beiden Team Magma Männer stets im Auge. Diese gingen plaudernd weiter, so dass sie bereits in eine andere Straße abgebogen waren, als Drew und Maike den Platz erreichten. Sie hatten damit das Stadtzentrum erreicht, zur Arena war es nicht mehr weit. Ohne sich lange aufhalten zu lassen, gingen sie die Straße weiter runter, die sie zur Arena führen würde. Drew bemerkte, dass Maikes Gang unmerklich aber stetig ein wenig schneller wurde. Sie hatte zwar Angst vor dem, was sie vielleicht sehen würde, doch sie konnte die Ungewissheit wahrscheinlich noch weniger ertragen. Sie wollte ihr zu Hause sehen. Das letzte Stück rannte sie sogar, sie musste nur noch um eine Ecke biegen. Drew sprintete ihr nach und wäre beinahe in sie rein gerannt, weil Maike abrupt stehen geblieben war und ins Leere starrte. Hier standen viele Baugerüste an den Häusern, weil diese enorme Schäden aufwiesen. Bei manchen fehlte gleich die ganze Wand, so dass man ins Innere hinein sehen konnte. Doch das interessierte Maike reichlich wenig, ihr Blick galt etwas anderem. Ihre Beine begannen zu zittern, sie hatte das Gefühl, jeden Moment einfach umzukippen. Tränen strömten aus ihren Augen, sie begann zu schluchzen, bis sie lautes Losheulen nicht länger unterdrücken konnte. Drew nahm sie ihn den Arm und drückte sie sanft an sich. Eine Hand legte er auf ihren Kopf und führte diesen an seine Schulter. Maike sollte nicht länger hinsehen, denn dann würde sie vielleicht nie mehr aufhören zu weinen. Drew konnte kaum glauben, was er sah, denn es war: Nichts. Vor ihnen war einfach nichts außer das offene Erdreich. Tiefe Risse zogen sich durch den Boden, sie hatten alles verschlungen, was hier einmal gewesen war. Und wenn sie nicht gewusst hätten, was hier einmal gestanden hatte, so würden sie es nicht mehr erkennen können. Die Arena von Blütenburg war mit seinem nahegelegenen Umkreis spurlos verschwunden. Maike weinte sich unaufhaltsam an Drews Schulter aus. Ihr Zuhause gab es nicht mehr, es war einfach weg. Die Arena von Blütenburg wurde einfach ausradiert. Sie hatte Alabastia gesehen, sie hatte Wurzelheim gesehen, doch Maike hatte sich einfach nicht vorstellen können, dass sie hier dasselbe schreckliche Bild erwarten würde. Wie konnte jemand nur so grausam sein?! Was hatten sie davon? Maike wollte es gar nicht verstehen. Es tat einfach nur weh, das alles mit ansehen zu müssen. „Maike.“, leise vernahm sie Drews Stimme in ihrem Ohr. Ihr Weinen war mittlerweile zu einem schweren Schluchzen abgeschwächt und sie blickte ihren Begleiter mit verweinten Augen an. „Lass uns gehen, wir müssen schließlich noch deine Eltern finden.“, sanft lächelte er sie an. „Du hast Recht.“, hickste Maike und rieb sich über die Augen, was allerdings nicht viel brachte. Ihre Augen waren immer noch feucht und ihr Gesicht war rot vor Weinen, doch in ihrem Blick spiegelte sich auch Entschlossenheit wieder. Immerhin hatte sie bereits gehört, dass ihre Eltern fliehen konnten, sie waren also noch am Leben. Sie musste sich zusammen reißen. Wenn sie diese schrecklichen Dinge nicht mehr sehen wollte, dann musste sie sie eben verhindern. Sie würde nicht mehr tatenlos zusehen, wie alles zerstört wurde, es war an der Zeit sich zu wehren. „Wir müssen diese Erdbebenmaschine stoppen.“, sagte Maike. Es war offensichtlich, dass die Arena von Blütenburg auch auf das Konto dieser zerstörerischen Maschine ging. „Auf jeden Fall.“, stimmte Drew, „Und ich habe auch eine Idee, wo sie diese Maschinen herstellen.“. Maike nickte. „Metarost City.“, sagten sich beide ins Gesicht. Troy hatte es doch vorhergesagt, sie hatten es auf die Devon Korporation abgesehen und von Erika wussten sie, dass die Firma nun wirklich unter der Kontrolle von Team Aqua und Team Magma stand. „Auf dem Weg dorthin treffen wir vielleicht auch deine Eltern.“. „Ich hoffe es.“. „Ich könnte mir vorstellen, dass sie ebenfalls die Idee hatten, nach Felicia zu suchen.“. Erneut nickte Maike. Den Gedanken hatte sie auch gerade. Ihre Eltern würden sich auf jeden Fall einer Gegenoffensive anschließen, also wäre es gut möglich, dass sie sie bei Felicia antreffen würden. „Lass uns gehen.“, meinte Maike entschlossen und zusammen mit Drew machte sie sich schnellstmöglich auf den Weg raus aus der Stadt Richtung Blütenburg Wald. Hoffentlich würden sie Felicia erreichen, bevor diese ihre Gegenoffensive startete, damit es nicht noch mehr Verletzte gab. Denn welche schrecklichen Erfindungen würden sie noch erwarten?! Johto, bei Azalea City Währenddessen hatten Ash und Misty zusammen mit Casey und Macy die Pokéball-Fabrik erreicht. Hinter einem parkenden Lastwagen versteckt spähten sie über das Gelände. Hier standen ein Duzend LKWs, die entweder beladen wurden oder so wie der, hinter dem sie Deckung suchten, momentan für nichts gebraucht wurden und auf ihren nächsten Einsatz warteten. Geradeaus befand sich ein Hangar zum Beladen der Pokébälle und dahinter das Fabrikgebäude. Viele Team Rocket Rüpel streiften über den Platz und gaben ihren Arbeitern Anweisungen. „Diese Leute sind die Bewohner von Azalea City, Team Rocket zwingt sie, hier in der Fabrik zu arbeiten. Wer nicht gehorcht, dessen Haus wieder niedergebrannt.“, erklärte Macy bedrückt. Wer würde bei dieser Drohung nicht nachgeben?! „Sie werden nicht mehr lange hier arbeiten müssen.“, knirschte Ash. „Trotzdem wissen wir immer noch nicht, wie wir unbemerkt zum Hauptreaktor gelangen. Wir können uns hier nicht ewig verstecken. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man uns hier entdeckt.“, warf Misty ein. „Ach, die sind doch viel zu blöd dazu. Außerdem bin ich immer noch dafür, dass wir einfach reinstürmen.“. „Ash...“, Casey zeigte mit schockiertem Gesicht hinter ihn. „Eindringlinge!“, schrie in dem Moment auch schon der Rocket Rüpel, der hinter Ash in Sicht gekommen war. In ein paar Sekunden würden sie umstellt sein. „Wir müssen durchbrechen, sonst schnappen sie uns auf jeden Fall.“, meinte Ash und rannte auch schon los. Er steuerte direkt auf den Liefereingang der Fabrik dazu, wo gerade ein weiterer Lastwagen hinein fuhr. Für einen kurzen Moment wurde er so von den auf ihn zu eilenden Rocket Rüpeln getrennt. Als der Lastwagen eingefahren war, hatte Ash bereits sein Relaxo aus seinem Pokéball befreit. „Relaxo, Bodyslam!“. Das riesige Pokémon lief auf die Team Rocket Mitglieder zu. Diese waren viel zu schockiert von der rennenden Masse, dass sie kaum reagieren konnten. Sie schafften es gerade so zur Seite zu hechten, bevor das Pokémon sich auf sie warf. „Relaxo, zurück.“, das Pokémon hatte seine Schuldigkeit getan, doch es war zu groß, um damit hier zu kämpfen, am Ende würde nur noch jemand verletzt werden. „Jetzt kommt schon.“, rief er dann den anderen zu, während er selbst wieder in Richtung des Liefereingangs sprintete. Die drei Mädels fackelten nicht lange und rannten ihm nach, jetzt war es für einen anderen Plan zu spät. Ash hatte jedoch vermutlich nicht gerade den besten Eingang gewählt. Da gerade ein Lastwagen mit Bällen beladen werden sollte, standen ihm viele Menschen im Weg, zudem gab es hier in dem Ladehangar auch viele Aufpasser. Was nun? Wo lang? Misty und die anderen hatten auch noch nicht zu ihm aufgeschlossen und nur Macy wusste, wo sich der Reaktor befand. Die Aufpasser hatten ihn bereits erspäht und versuchten, zu ihm durch zu dringen. „Bereit Pikachu?“, fragte er seinen Freund. Das Pokémon nickte entschlossen und Funken sprühten aus seinen Backen. „Junge, lass hier bloß keine Elektroattacke los, nachher triffst du noch Leitungen zu den Öfen. dann fliegt hier alles in die Luft.“, rief ihm ein Mann zu. Irritiert blickte Ash ihn an. Was sollte er dann tun? „Wir machen das schon. Lauf einfach.“. Nun verstand er. Die Arbeiter dachten sich schon, warum er hier war. Sie würden die Aufpasser in Schach halten, so dass er in die Fabrik eindringen könnte. „Wir werden diese Fabrik gleich dicht machen!“, rief er den Arbeitern noch zu, die hoffnungsvoll grinsten. Kurz danach brach auch schon das Gerangel los, die Arbeiter schrieen auf und gingen auf die Aufpasser los, Pokébälle flogen durch die Gegend und Ash kämpfte sich gerade mal so bis zu einer schmalen Metalltür durch, die in das Gebäude führte. Da er Stimmen nicht weit von ihm hörte, sprang er sofort durch die nächstgelegene Zimmertür hoffentlich in Sicherheit. Die Stimmen zogen an dem Raum vorbei. Seufzend lehnte Ash sich gegen die Tür, das war alles ziemlich knapp. Der Raum, in dem er gelandet war, war glücklicherweise ein verwaistes Büro, jedoch stand hier noch eine Tasse dampfender Kaffee, der Bewohner würde vielleicht also bald wiederkommen. Ash öffnete die Tür einen Spalt und spähte in den Gang. Niemand zu sehen. Er öffnete die Tür, um auch den Gang in die andere Richtung hinunter zu sehen. Auch niemand zu sehen. Die Luft schien rein zu sein. „Hey Ash!“, hörte er plötzlich jemanden hinter sich und wäre vor Schreck beinahe umgekippt. Abrupt drehte er sich um und blickte in das Gesicht von Casey. „Musst du mich so erschrecken.“, Ash atmete erleichtert aus. „War keine Absicht.“, grinste sie. „Wo sind Misty und Macy?“. „Ich hab keine Ahnung. In der Halle ist ganz schön was los. Die Stadtbewohner haben alle Pokébälle ausgekippt, die rollen da über den ganzen Boden. Ich hätte mich auch beinahe lang gelegt. Aber sie haben ganze Arbeit geleistet, damit hat Team Rocket nicht gerechnet.“, meinte Casey beeindruckt, „Ich hoffe nur, dass man sie nicht hart bestrafen wird. Wir sollten schnell diesen Reaktor finden.“. „Leider weiß nur Macy, wo der steht.“, grübelte Ash. „Tja, wir haben uns leider in dem Trubel verloren, sie haben bestimmt eine andere Tür genommen.“, meinte Casey. „Ich denke, wir sollten uns selbst auf die Suche machen.“. „Ok.“. Damit war der Entschluss gefasst und die beiden liefen los, immer die Augen für alles offen. Man konnte ja nie wissen, wer hinter der nächsten Ecke lauerte. Misty und Macy hatten sich durch eine der Arbeitertüren aus dem Tumult verdrückt und befanden sich im Bereich der Arbeiterräume. „Da hinten geht es zu den Fließbändern und den Öfen, mein Großvater ist auch dort.“, meinte Macy und senkte traurig den Blick. „Aber der Reaktor ist woanders, oder?“, meinte Misty mit einem verständnisvollen Lächeln. Macy nickte stumm. Sie hätte gerne ihren Großvater befreit, aber dazu wäre Gelegenheit, wenn sie den Reaktor ausgeschaltet hätten. „Wo lang?“, Misty wollte keine Zeit verlieren. „Sollten wir nicht erst Casey und Ash suchen?“. „Die können auch auf sich selbst aufpassen.“, meinte Misty, verzog jedoch bei dem Gedanken leicht das Gesicht, „Ich denke, wir zwei schaffen das auch allein, wir dürfen uns nur nicht erwischen lassen.“. „Na gut. Der Reaktor liegt da hinten.“, Macy lief in die ‚besagte’ Richtung und Misty folgte ihr. Misty war zwar nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie von Ash und Casey getrennt waren, aber es würde nichts bringen, hier nach ihnen zu suchen, sie könnten schließlich überall sein. So würden sie nicht weiter kommen, also musste sie das eben alleine regeln. Durch den Aufruhr in der Ladehalle waren nicht viele Wachen in den Gängen. Vermutlich versuchten sie dort die Lage wieder unter Kontrolle zu kriegen und die restlichen Arbeiter in der Fabrik ruhig zu halten, falls diese etwas davon mitbekommen haben sollten, denn an zwei Orten konnten sie sicherlich keinen Aufstand gebrauchen. „Denkst du, dass der Reaktor bewacht ist?“, wollte Misty wissen. „Er wird eher gut verriegelt sein. Der Reaktor befindet sich in einem eigenen Raum und die Tür sieht ziemlich dick aus und ist bestimmt gut verschlossen oder extra gesichert.“, entgegnete Macy. „Na großartig.“, seufzte Misty, das hatte ihr noch gefehlt. Aber wie sie in den Raum reinkämen, könnten sie sich immer noch überlegen, wenn sie dort angekommen waren. „Wir sind gleich da.“, kündigte Macy an. Sie bogen noch einmal um eine Ecke in einen breiteren Gang ein und von dort aus konnten sie bereits eine große Metalltür erblicken, auf der ‚Reaktorraum’ stand. „Niemand da.“, stellte Misty schon mal erleichtert fest. „Aber sieh mal.“, Macy zeigte auf ein Gerät neben der Tür. Wie sie es vermutet hatte, ein Sicherheitssystem. Misty besah sich die technische Vorrichtung: es verlangte eine Chipkarte und einen Fingerabdruck. Beides hatten sie nicht, jedenfalls nicht die Richtigen. „Und was jetzt?“, fragte Macy ratlos. Misty schlug mit dem Ellenbogen fest gegen die Tür. Sie schien eigentlich nicht besonders dick zu sein. Mit einem Pokémon könnte sie sie vielleicht durchbrechen, aber das würde sicherlich auch Alarm auslösen. Unzufrieden stemmte Misty die Hände in die Hüften. Einen Augenblick später ging die Tür auf und sie und Macy blickten in das Gesicht eines Team Rocket Aufsehers. Allen dreien war die Überraschung deutlich anzusehen. Doch sofort griff Misty nach einem ihrer Pokébälle, aber zu langsam. Bevor sie den Ball auch nur in der Hand hatte, hatte sie schon einen Pistolenauslauf zwischen den Augen. „Bist du sicher, dass du weißt, wo du hinläufst?“, fragte Casey skeptisch, die nicht das Gefühl hatte, jemals irgendwo anzukommen. „Wie sollte ich, ich geh einfach nur der Nase nach.“, grinste Ash. „Na toll.“. „Weißt du etwas wo’s lang geht?!“. „Schon gut, ich habe trotzdem das Gefühl, als würden wir im Kreis laufen.“, offenbarte Casey. „Ach was, das bildest du dir ein.“, gab Ash zurück, „Sieh mal da vorn, da ist eine Metalltür, die führt uns bestimmt weiter.“. Als sie bei der Tür angekommen waren, musterte Casey diese mit einem misstrauischen Blick. „Ich glaube eher, hier sind wir reingekommen.“. „Meinst du?“, wunderte sich Ash und öffnete einfach die Tür. Sofort bereute er es. Casey hatte Recht gehabt, sie standen wir in der Ladehalle, doch der Trubel hatte sich gelegt. Aber sie konnten noch genau sehen, wie der Aufstand beendet wurde: es gab überall Blutspritzer auf dem Boden, die Leute stöhnten, manche humpelten verletzt durch den Hangar, aber sie wurden trotzdem zum Weiterarbeiten getrieben. Die, die zu verletzt waren, wurden einfach aus der Halle geschmissen, weil man sie nicht mehr gebrauchen konnte. Ash und Casey stand das blanke Entsetzen ins Gesicht, wenigstens hatten sie noch keinen Toten entdeckt. Ash fing sich als Erstes wieder und schloss die Tür, bevor sie noch entdeckt wurden. „Das glaub ich einfach nicht.“, Casey war fassungslos. „Wir hätten es eigentlich besser wissen müssen.“, knirschte Ash und ballte die Hände zu Fäusten. Er wusste doch, dass nicht mehr nur mit Pokémon gekämpft wurde, das war doch auch der Grund gewesen, warum Erika sich zurück gezogen hatte. Damit niemand verletzt wurde. Und was war jetzt? Erst Gary und nun hatte er all diese Leute in Gefahr gebracht. Casey blickte unsicher zu Ash, da bemerkte sie, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. „Ash...“. „Wir müssen Misty finden.“, seine Stimme war nur ein Flüstern. „Was?“. „Wir müssen Misty und Macy finden.“, meinte Ash nun entschieden. „Wir müssen uns beeilen, bevor noch jemandem etwas passiert.“. „Richtig.“, auch Caseys Zuversicht kehrte langsam wieder zurück. Ash wischte sich kurz mit dem Handrücken über die Augen, bevor die beiden sich wieder in dieses Gängelabyrinth stürzten. „Aber dieses Mal geb ich die Richtung an.“, grinste Casey und rannte voraus. Ash widersprach nicht. Er verlief sich doch immer, Misty hatte es ihm oft genug vorgeworfen. Warum nur hörte er nie auf sie? Vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Sinnoh, bei Herzhofen Lucia hatte sich mittlerweile neben Paul gesetzt und aufgehört, ihn anzustarren. Doch dieses Schweigen war ihr wirklich unangenehm, sie konnte kaum still sitzen bleiben. Außerdem brannten ihr so viele Fragen auf der Zunge, dass sie es einfach nicht mehr länger aushielt. „Warum hast du uns bei der Flucht geholfen und bist selbst geflohen, obwohl du es gar nicht wolltest?“. Lucia musste diese Frage einfach stellen. Sie starb fast vor Neugierde, außerdem war es das erste Mal, dass Paul etwas Nettes getan hatte. „Antworte mir gefälligst!“, drängte sie nach einer Weile des vergeblichen Wartens. „Ich habe nie gesagt, dass ich nicht fliehen wollte.“, kam leise eine Antwort. Lucia blickte Paul verwundert an, dieser hatte seine Augen immer noch geschlossen. Er schien ihren fragenden Blick zu spüren. „Ich sagte, ich hatte es nur nicht geplant.“. „Ja und? Also hast du unseren Aufruhr für deine eigene Flucht ausgenutzt?“. „Ich hatte schon gar keine andere Wahl mehr.“. „Wieso das?“, nun war Lucia wirklich verwirrt. „Ihr habt die Bande direkt in meine Richtung getrieben, also entweder hätte ich sie euch einfangen lassen oder ich musste ebenfalls fliehen.“, erklärte Paul. „Also wolltest du nicht einfach tatenlos zusehen, wie sie uns wieder einfangen?!“, langsam begann Lucia glücklich zu lächeln. „Ihr wart die Einzigen, die mutig genug waren, einen Fluchtversuch zu starten.“, erwiderte er nur. Er würde es nicht zugeben, aber ihm war kein Weg eingefallen, aus diesem Lager zu entkommen, also hatte er sich mit dem Leben dort arrangiert. Aber als er Lucia und Zoey hatte fliehen sehen, hatte auch er seine Chance ergriffen. Er musste anerkennen, dass die beiden mehr Stärke bewiesen hatten als er. „Ich weiß gar nicht, wie ich dir für deine Hilfe danken soll.“, meinte Lucia und schlang ein wenig betrübt ihre Arme um ihre angezogenen Beine. „Ich dachte, du revanchierst dich, indem du hier auf mich aufpasst.“. Lucia blickte ihn überrascht an. „Aber du wollest es nicht.“. „Wohl wahr. Trotzdem sind wir nun quitt.“. „Bist du so verletzt worden, als du geflohen bist?“, stellte Lucia nun lieber ihre nächste Frage, die sie beschäftigte. „Ja.“, kam nur Pauls knappe Antwort, was Lucias Neugierde nicht wirklich befriedigte. „Wie bist du denn entkommen? Ich habe nur noch gesehen, dass du in eine andere Richtung als wir weiter gerannt bist.“. „Es hätte mir nichts gebracht, euch nachzurennen. Und wenn du zugehört hättest, hättest du dir denken können, dass ich durch das Loch in der Südmauer geflohen bin.“. „Jetzt wird bloß nicht frech.“, erwiderte Lucia auf seinen abfälligen Tonfall, „Ich bin nicht dumm.“. „Ach nein?!“, kam die überraschende Reaktion von Paul und als sie ihn genauer betrachtete, erkannte sie auf einmal, dass er seine Augen geöffnet hatte und sie wütend fixierte. „Wa-was ist?“, stotterte Lucia, die durch die Situation vollkommen überrumpelt worden war. „Warum seid ihr zurück gekommen?“, fragte Paul. „Hast du jetzt nicht zugehört?! Wir wollen die anderen Trainer befreien.“. „Einfach nur dumm. Ihr habt keine Chance, also war alles umsonst.“, enttäuscht wandte Paul seinen Blick von Lucia ab. „Wieso glaubst du das?“, sie verstand nicht, wie er so überzeugt davon sein konnte. „Hitzestrahler.“. „Bitte?“. „Sie setzen Hitzestrahler ein.“. „Du meinst als Waffe? Stammen daher deine Verbrennungen?“. „Sie haben sie auf meine Gliedmaßen gerichtet, damit ich nicht mehr entkommen kann, sie haben nicht damit gerechnet, dass ich nicht sofort umkippe, wenn ich eine Verbrennung spüre.“. Er hatte gar nicht daran gedacht, stehen zu bleiben, nur weil seine Beine oder Arme brannten. Es war seine einzige Chance zu entkommen und die hatte er nicht einmal sich selbst zu verdanken. Warum waren diese beiden Mädchen nur so dumm gewesen und kamen zurück?! „Wow, ich hätte mich vermutlich sofort ergeben.“, meinte Lucia und strich sich über die Unterarme, als wenn sie überprüfen wollte, ob sie noch heil waren. „Also bist du auch nur ein Schwächling.“. „Und du bist hier der große Held oder was?“, langsam wurde es Lucia wirklich zu bunt, „Wir versuchen wenigstens die Situation zu verbessern.“. „Man kämpft keinen Kampf, bei dem man nur verlieren kann.“. „Aber...“. „Gegen ihre Waffen habt ihr keine Chance oder wollt ihr eure Pokémon etwa opfern?“. „Nein. Das ist doch eher dein Stil.“, entgegnete Lucia barsch. „Für mich zählt eben nur wahre Stärke, außerdem scheint sich Panflam ja nie bei euch Versagern beschwert zu haben.“, er wusste genau, dass sie auf diese alte Sache anspielte. „Du bist hier der Versager, denn du kannst nur unfreundlich und gemein sein und dich interessiert überhaupt nicht, was in der Welt passiert.“, schrie Lucia ihn an. „Denk doch was du willst.“, gab er gleichgültig zurück. Langsam erhob sich Paul auf einmal, indem er sich an dem Baum abstützte, an dem er sich bis jetzt angelehnt hatte. „Paul?“, Lucia war sofort aufgesprungen. Was tat er da, er war doch viel zu schwer verletzt. „Was hast du vor?“. „Deine Freunde davor zu bewahren, auf der Grillplatte zu enden.“, Paul schob Lucia zur Seite und wollte gehen. Schnell hatte sie jedoch ihre Überraschung überwunden und stellte sich ihm erneut in den Weg. „Du bist gerade der, der sich grillen lassen will. Du bist schließlich verletzt, beim nächsten Mal vielleicht sogar noch schlimmer.“. „Geh mir aus dem Weg.“. „Nein.“. „Aus dem Weg.“. „Nein.“, rief Lucia immer lauter. „Dann werden deine Freunde eben gegrillt.“, meinte Paul gleichgültig und steckte in die Hände in seine Jackentaschen. „Erklär’s mir.“, Lucia blickte zu Boden, so dass er ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte. Paul erwiderte nichts, sondern starrte sie nur stumm an. „Erklär mir, warum du das tust, ich verstehe es nicht.“, sie hob wieder den Blick, „Ich verstehe dich nicht.“. Wie oft hatte er diese Frage schon gehört?! Ihr Freund Ash hatte diesen Umstand auch oft genug deutlich gemacht. Wieso sollte er ausgerechnet ihr seine Beweggründe erklären?! „Das wirst du auch nie.“. Lucia schluckte bitter und sie ließ Paul einfach passieren. Momente verstrichen und sie dachte nach, ob er Recht haben könnte. Gab es einen Menschen, den kein anderer verstehen konnte? War es nicht eher so, dass er nicht wollte, dass ihn jemand verstand? Wie sollte man auch, wenn er nie etwas von sich erzählte. Lucia wandte sich um, sie rannte ihm nach und sie schlang von hinten ihre Arme um ihn, um ihn am Weitergehen zu hindern. „Du darfst nicht gehen.“. Paul blieb stumm stehen. Seinen perplexen Gesichtsausdruck konnte sie nicht sehen, doch er war da. So etwas war ihm noch nie passiert. Warum war sie so beharrlich? Außerdem waren ihre Freunde in Gefahr, was kümmerte sie sich um ihn? „Ich weiß, meinen Freunden könnte etwas passieren, aber wenn du jetzt gehst, wird dir auch nur noch mehr passieren. Das kann ich nicht zulassen.“. „Wieso? Wieso tust du das?“. Nun war es Paul, der diese Frage stellen musste. Lucia musste leicht lachen, danach lehnte sie ihre Stirn gegen seinen Rücken. „Ich weiß es selbst nicht. Ich kann darüber nachdenken, so viel ich will, aber ich verstehe dich nicht. Doch ich kann dich nicht einfach so gehen lassen und zulassen, dass dir etwas passiert. Brauche ich einen Grund dafür?“. „Ich verstehe dich auch nicht. Es macht mich wütend, dass du zurück gekommen bist, zurück zu dieser Gefahr. Ich hätte das nicht getan. Jetzt möchte ich deinen Freunden helfen, doch du hältst mich auf. Es hat mich nicht zu interessieren, doch es nervt mich, dass ich dich nicht verstehe.“. „Dann sind wir ja schon zwei.“, Lucia lächelte leicht. „Doch ich habe einen Plan. Wenn das Timing stimmt, dann wird niemandem etwas passieren.“. „Bitte?“, fragte Lucia vollkommen perplex. „Ich hätte deine Freunde vorhin auch aufhalten können, doch sie passen in unseren Plan.”, erklärte Paul. „’Unser’ Plan?“, kam es immer verwirrter von Lucia. „Du wirst schon sehen. Aber dafür sollten wir langsam los.“. Ein wenig zögerlich ließ Lucia ihn los, so dass Paul sich wieder in Bewegung setzen konnte. Stumm folgte sie ihm. Von wem Paul wohl sprach? Und was für einen Plan hatte er bzw. hatten sie? Sie würde sich wohl wieder überraschen lassen müssen, aber sie vertraute ihm. Paul wusste, was er tat, da war sie sich ganz sicher. ~~~ Preview chapter 10: Die Lage in Herzhofen spitzt sich zu. Green hat die Pokémon der gefangenen Trainer gefunden und Gary macht beinahe einen tödlichen Fehler. Derweil findet die Lage in der Pokéball-Fabrik ein jähes Ende. Zu Lesen in Kapitel 10 ‚Freiheit für Azalea City’, upload-Termin 27.10.08 See you soon^^ Kapitel 10: Freiheit für Azalea City ------------------------------------ Sinnoh, nördlich von Herzhofen Das Labor stand in Flammen und brannte lichterloh. Den Mitgliedern von Team Galaktik war nur die Flucht geblieben. „Ist alles in Ordnung Professor Eibe?“. „Ja, mir ist nichts passiert.“, hustete er jedoch vor Qualm, „Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.“. „Schon gut.“, lächelte ihn seine Retterin an, „Es tut mir Leid, dass ich so gewaltsam vorgehen musste.“. Sie rief ihre sechs Pokémon zurück. Gegen ihre sechs Begleiter hatte Team Galaktik keine Chance gehabt, sie waren viel zu überrascht gewesen, als dass sie auf diesen Angriff rechtzeitig hätten reagieren können. „Mach dir wegen des Labors keine Sorgen. Ich bin froh, dass ich nie wieder dort arbeiten muss.“, versicherte der Professor, „Aber es ist wirklich entsetzlich, was diese Organisation alles macht. Baut hier einfach ein Labor, in dem ich für sie Waffen herstellen soll. Ich bin Pokémon-Forscher und kein Waffenmechaniker. Und da ist noch was anderes, was mir noch mehr Sorgen bereitet.“. „Ich habe Zweiblattdorf gesehen. Der Stadt ist nichts passiert. Sie sind freiwillig mitgegangen, oder?“. Der Professor nickte mit betrübter Miene. „Ich habe mich lieber geopfert, als das die Stadt genauso endet wie Alabastia. Ich frage mich wirklich, wie es Prof. Eich geht.“. „Das kann ich Ihnen leider auch nicht sagen.“, meinte auch die Frau mit traurigem Blick, „Aber wir haben keine Zeit zu verlieren. Ein Verbündeter wartet auf mich, wir wollen die Trainer aus Herzhofen befreien. Möchten Sie mich begleiten?“. „Mit Vergnügen. Ich stelle euch gerne meine Hilfe zur Verfügung.“. „Das hatte ich gehofft. Dann folgen Sie mir bitte.“. Die beiden machten sich auf Richtung Stadt. Herzhofen sollte nicht mehr lange eine Gefangenenstadt bleiben. ~*~ Reunion – Freiheit für Azalea City Oder: ein echter Knaller ~*~ Sinnoh, Herzhofen Green war in die Wettbewerbshalle eingedrungen und befand sich in einer Art Lagerraum. Aber was sollte man auch groß erwarten, wenn man sich durch den Hintereingang einschlich. Doch aus Richtung Halle vernahm sie diverse Geräusche, was sie natürlich dazu antrieb, der Sache auf den Grund zu gehen. Spionagemäßig schritt sie lautlos durch den Lagerraum und spähte durch eine Tür in die große Wettbewerbshalle hinein. Dort tummelten sich Trainer, ein paar Stadtbewohner und Pokémon, sogar Schwester Joy entdeckte sie in der Menge. Die Leute fütterten und pflegten die Pokémon, aber Green entdeckte an einer Wand auch Regale mit Pokébällen. Bei den Pokémon handelte es sich offensichtlich um die der gefangen gehaltenen Trainer, sie war hier also genau richtig. An den Regalen, beim Haupteingang und auf der Bühne hatten sich Mitglieder von Team Galaktik postiert. Green wunderte sich kurz, warum man die Wachen mit den Pokémon nicht angriff, sie waren schließlich bei weitem in der Überzahl, doch dann kam ihr der Gedanke, dass Pokémon auch nicht einfach auf wildfremde Leute hörten, außerdem könnten die Bewacher auch ihre Druckmittel haben. Entweder hatten sie selbst extrem starke Pokémon bei sich oder andere Waffen. Green tippte auf Zweiteres, wenn sie an die Kanone dachte, mit der ihr Ballon abgeschossen wurde. Um also Handeln zu können, musste sie erst raus bekommen, wie Team Galaktik die Trainer und Bewohner in Schach hielt. Glücklicherweise hatte sie sich Hilfe mitgenommen. Sie griff sich unter ihr Haar, entfernte eine Haarspange und holte einen Pokéball hervor. „Dein Auftritt.“, grinste sie. „Ditto.“, das unförmige Pokémon lächelte glücklich. Green nahm das Pokémon auf den Arm und ließ es ebenfalls durch den Türspalt in die Halle gucken. „Verwandle dich in dieses süße Charmian da und locke einen Trainer hierher.“. „Ditto.“, das Pokémon begann, seine Form zu verändern. Einen Moment später hatte Green ein Charmian neben sich stehen, welches sie anmauzte und damit signalisierte, dass es bereit für seinen Einsatz war. Green schob die Tür unmerklich ein Stückchen weiter offen, so dass Ditto hindurch gleiten konnte. Zufrieden trat sie ein paar Schritte von der Tür zurück und setzte sich auf eine große Kiste, während sie wartete. Aber sie musste sich nicht lange in Geduld üben, denn schon kurze Zeit später sprang ihr Charmian in den Raum gefolgt von einem Trainer, der ihm nachgeeilt war. „Was läufst du denn einfach weg.“, keuchte er, er hatte offenbar einen kleinen Sprint hinter sich. Im nächsten Moment staunte der Trainer auch nicht schlecht, als sich das Charmian wieder in Ditto zurück verwandelte. „Immer wieder ein toller Trick, oder?“, hörte der junge Mann plötzlich eine Frauenstimme neben sich und blickte zur Seite. Er blickte direkt in Greens grinsendes Gesicht, die nun von ihrer Kiste absprang und ihr Ditto zurückrief. „Wer bist du?“, fragte der Trainer verwirrt. „Ich bin euer Ticket in die Freiheit.“, meinte sie und zwinkerte ihm zu, „Aber vorher hätte ich gerne ein paar Informationen von dir. Wieso greift ihr die Bewacher nicht an und flieht einfach mit den Pokémon?“. „Das wäre Wahnsinn. Vor allem seit es gestern tatsächlich ein paar Trainern gelungen ist zu entkommen. Doch nun haben sie die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, wir werden auf Schritt und Tritt beobachtet.“, erklärte er, „Außerdem sind sie mit Hitzestrahlern bewaffnet.“. Green blickte ihn ein wenig verständnislos an, da hob er seinen rechten Arm und zog den Ärmel seines Pullovers hinunter. Ein Verband, der sich fast um den ganzen Unterarm schlang, kam zum Vorschein. „Ich hatte anfangs die Arbeit hier verweigert, da haben sie mir zur Strafe den Arm verbrannt. Ich sag dir, den Schmerz will keiner spüren, also gehorchen wir. Für kleine Zwischenfälle haben sie alle Handstrahler dabei, aber sie haben hier auch große Hitzestrahler gebunkert, sollten wir wirklich auf die Idee kommen, alle gemeinsam zu fliehen. Das wollen wir weder uns noch den Pokémon antun.“. „Verstehe.“, Green fing an zu grübeln. Das könnte doch schwieriger werden als gedacht, mit Hitzestrahlern hatte sie nicht gerechnet. „Und wie hast du ganz alleine vor, uns hier rauszuholen?“, der Trainer schien offensichtlich nicht daran zu glauben, dass Green etwas ausrichten könnte. „Erstens bin ich nicht alleine, ein Freund wartet vor der Stadt. Zweitens ist mein vorrangiges Ziel momentan, die Pokémon zu befreien. Wann kehren sie wieder in ihre Pokébälle zurück?“. „In etwa einer halben Stunde ist ihre Freilaufzeit vorbei, dann werden sie in ihre Bälle zurück gerufen und die Halle wird abgeschlossen.“. „Sehr gut.“, grinste Green. „Du hast doch hoffentlich nicht vor, dich hier einschließen zu lassen?“. „Genau das.“. „Aber...“. „Mach dir mal keine Sorgen um mich.“, schnitt sie ihm das Wort ab, „Ich hab da schon eine Idee. Aber du solltest besser zurück gehen, nachher sucht dich hier noch einer.“. „Ok...“, der junge Mann war nicht sonderlich begeistert, aber er machte auch keine Anstalten, Green von ihrem Plan abzubringen. „Also heißt es noch ein wenig warten.“, sagte Green zu sich selbst, nachdem der Trainer verschwunden war. „Wenigstens kann man sich hier hervorragend verstecken.“. Green musste kurz über ihre eigene Genialität kichern, bevor sie es sich hinter einem Stapel Kisten gemütlich machte und horchte, wann sich die Halle leeren würde. Sinnoh, am Südeingang von Herzhofen „Das muss es sein.“, Gary deutete von ihrer Beobachtungsposition aus auf ein Loch in der Stadtmauer. „Er hat wirklich die Wahrheit gesagt.“, meinte Zoey leicht beeindruckt. „Kennt ihr diesen Trainer?“, fragte Gary aus reiner Neugier. „Ich habe ihn bis jetzt nur ein paar Mal gesehen und wir haben noch nie ein Wort miteinander gewechselt, ist eher der schweigsame Einzelgänger, aber Lucia hatte wohl schon öfter das Vergnügen mit ihm.“. „Solche Trainer gibt es eben auch.“, ein wenig erinnerte dieser Paul ihn an ihn selbst, so wie er früher einmal war, als er auch noch als Trainer die Welt bereist hatte. „Aber der hat vielleicht Nerven. Erst lehnt er unsere Hilfe ab und will uns dann auch noch daran hindern, die anderen Trainer zu befreien. Und der nennt sich selbst Trainer.“, meinte Zoey empört. „Vielleicht steckt ja mehr hinter seinem Gerede, als wir ahnen. Mit dem Loch hatte er jedenfalls schon mal Recht.“. „Jetzt müssen wir nur noch irgendwie dadurch. Leider wissen wir nicht, was auf der anderen Seite auf uns wartet.“. „Hmm, man kann den Südeingang zwar bereits sehen, aber ich denke, die Wachen würden uns schon mal nicht bemerken.“, stellte Gary fest. „Also sollen wir es einfach versuchen?“. „Wäre mein Vorschlag.“. „Also schön.“. Die beiden verließen ihre Deckung und liefen herüber an die Stadtmauer. Von woanders schien sie auch niemand zu beobachten. Gary hatte durch seinen Stadtplan auf dem Laptop erkennen können, dass sie hier in das Nobelviertel einsteigen würden, vermutlich befänden sich dort die Unterkünfte von Team Galaktik. Aber sie hatten keine andere Wahl. Gary erreichte als Erster das Loch und spähte hindurch. Erst jetzt erkannte er, dass es von innen mit einem feinen Metallgitternetz verhängt wurde. „Hast du ein Pokémon dabei, was sich da durcharbeiten könnte.“. „Hmm.“, Gary war unschlüssig, „Erst mal sehen, ob das wirklich nur so ein feines Material ist.“. Gary streckte eine Hand nach dem Gitternetz aus, doch in dem Moment, als er es berührte, spürte er, wie sein Körper von einem starken Schlag durchfahren wurde. „Gary!“, rief Zoey, doch da hatte sich seine Hand auch schon von dem Netz gelöst und Gary wurde auf den Boden geworfen. Zoey sah noch einen Funken von dem Netz sprühen, doch sie hatte sich jetzt auch so denken können, dass das Gitter unter Strom stand. Gary hatte einen enormen Stromschlag bekommen. Zoey drehte ihn auf den Rücken und horchte an seiner Brust. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen. „Nicht doch. Komm schon, das kannst du nicht machen.“, flehte Zoey und versuchte Gary per Mund-zu-Mund-Beatmung wieder zu beleben. Sie massierte sein Herz, beatmete ihn wieder und wechselte immer weiter zwischen Beatmung und Herzmassage. „Komm schon, wach auf!“, rief sie, während sie weiter versuchte, sein Herz zum Schlagen zu bringen. Noch einmal beatmete sie ihn anschließend, aber es tat sich immer noch nichts. „Verdammt, mach die Augen auf, hier wird nicht gestorben!“, vor Wut schlug sie mit der Faust auf seine Brust. Augenblicklich vernahm sie ein röchelndes Husten. „Gary.“. Dieser war noch nicht fähig zu antworten, weil er so viel husten und nach Luft schnappen musste, aber er war noch am Leben! Zoey seufzte erleichtert. Leider entging ihr vor Aufregung und Erleichterung, dass man sie entdeckt hatte. Johto, Pokéball-Fabrik bei Azalea City „Brav hinsetzen.”, grinste der Team Rocket Aufseher finster und Misty und Macy gehorchten stumm. Konstant hielt er seine Waffe auf Misty gerichtet und es schien ihn ein wenig zu nerven, dass er in ihren Augen nicht die gleiche Furcht entdeckte wie beispielsweise in denen ihrer Freundin. Aber das machte nichts. Folgsam hatten die beiden auf zwei Stühlen Platz genommen, die an einem kleinen Holztisch an der Wand standen. Misty hatte kurz ihren Blick schweifen lassen, als sie sich hinsetzte. Sie befanden sich in einer Art Vorraum vom Reaktor und sie waren mit diesem Aufseher allein. „Seid ihr etwa für den Aufstand verantwortlich, der vorhin gemeldet wurde?“, wollte der Mann wissen. „Was wäre wenn?“, erwiderte Misty selbstsicher. „Dann könnte ich euch zur Strafe auf der Stelle abknallen.“, grinste er, „Aber das wäre zu langweilig. Außerdem hast du uns das Mädchen zurück gebracht, dafür müssen wir uns doch erkenntlich zeigen.“. Misty knirschte mit den Zähnen, die ganze Aktion lief in keine gute Richtung. Wie sollte sie hier wieder rauskommen? Sie könnten nur auf Ash und Casey warten, aber wer wusste, was bis dahin noch alles passieren würde. Mit einem kurzen Blick zu Macy stellte Misty fest, dass diese nur verängstigt und verzweifelt den Tisch anstarrte, an dem sie saßen. Ja, sie hatte sich das Ganze auch anders vorgestellt. „Gibt es denn noch mehr von euch? Mir kommt dein Gesicht auch irgendwie bekannt vor.“, kam es wieder von dem Aufseher, der Misty adressierte. Innerlich verfluchte sie diese Steckbriefe, die Giovanni sofort nach ihrer Begegnung herausgegeben haben musste. Vor allem hatte er sie alle sechs gesehen. Damit hatte er ihren Aktionsradius enorm eingeschränkt, vor allem wenn man sie bald schneller erkennen würde wie dieser Typ jetzt, der sich mit den Steckbriefen scheinbar noch nicht so wirklich beschäftigt hatte. „Lass doch mal gucken.“, murmelte er und holte wie zuvor der andere auch ein kleines schwarzes Gerät aus seiner hinteren Hosentasche hervor und tippte kurz darauf herum, ohne seine Waffe zu senken. „Da haben wir es doch.“, grinste er und hielt Misty das Display vor die Nase, „Das bist doch du, stimmt’s?!“. Misty erwiderte nichts, sondern starrte nur wütend ihr Steckbrieffoto an. Giovanni kannte sich aus. Auf dem Foto war sie wirklich bestens zu erkennen, aber wenn man auch wusste, dass sie die Arenaleiterin von Azuria City war, war es nicht schwer, an so ein Bild heran zu kommen. Aber nicht nur diese Information stand auf dem Steckbrief, sondern es gab auch noch eine Belohnung von 10.000 Pokédollar für sie. „Ich könnte wetten, dass noch mehr von eurer Truppe hier sind.“, meinte der Aufseher vergnügt, er hatte sich offenbar gerade auch die Steckbriefe der anderen genau beguckt. „Was habt ihr denn vor, etwa den Großvater der Kleinen retten? Ich werd sie erst mal abholen lassen, an ihr hab ich kein Interesse. Aber wie dumm kann man eigentlich sein und hier eindringen?!“. Der Mann musste laut los lachen, während er eine Nachricht an seine Handlanger schickte. Der Gedanke, dass sechs Trainer Team Rocket aufhalten wollten, war einfach zu lustig. Doch das Lachen sollte ihm schnell vergehen, denn es blieb ihm fast im Hals stecken, als Misty plötzlich aufsprang und auf ihn zuschnellte. Casey und Ash rannten durch die Gänge. An jeder Kreuzung machten sie Halt, spähten in die Seitenflure und liefen dann weiter. Casey gab die Richtung vor, auch wenn sie genauso wenig Ahnung hatte wie Ash, wohin sie eigentlich liefen. „Pika.“, Ashs Pokémon machte auf sich aufmerksam und spitzte die Ohren. „Warte.“, Ash hielt Casey am Arm fest und zwang sie zum Stehen bleiben. „Was ist denn?“, fragte sie verwundert. „Pikachu hört etwas, ich glaube da kommt jemand.“, flüsterte er ihr zu und die beiden schlichen langsam an der Wand entlang. Sie horchten in die Gänge und tatsächlich, es waren Schritte und Stimmen zu vernehmen. Demnach zu urteilen handelte es sich um zwei Team Rocket Mitglieder. Sie hatten einen schnellen Gang drauf und kurze Zeit später joggten sie an ihnen beiden vorbei. Glücklicherweise waren sie so in ihr Gespräch vertieft, dass sie Ash und Casey in dem Seitengang nicht bemerkten. „Kannst du dir das vorstellen, es sind tatsächlich welche von den gesuchten Trainern hier eingedrungen. Sargant Lutz hält diese Arenaleiterin gefangen.“. „Die müssen wirklich lebensmüde sein.“, lachte der andere Rocket Rüpel, „Der Sargant freut sich bestimmt schon auf die Belohnung.“. „Aber das sich Kurts Kleine auch hierher getraut hat. Als ob sie wollte, dass wir sie erwischen. Das nimmt uns Arbeit ab.“. „Aber wir sollten uns beeilen und sie wegbringen, sonst bekommt der Sargant noch schlechte Laune.“. Die beiden Rocket Rüpel sprinteten weiter durch die Fabrik, um ihrem Befehl nachzukommen. Ash und Casey starrten sich entsetzt an: sie hatten Misty und Macy in ihrer Gewalt. Und dieser Sargant schien kein angenehmer Zeitgenosse zu sein. „Wir müssen ihnen nach.“, meinte Ash und lief auch schon los, Casey ihm natürlich sofort hinterher. Abrupt kamen sie an einer Abbiegung zum Stehen, als die beiden Rocket Rüpel vor einer größeren Metalltür Halt machten. Sie waren wohl angekommen, denn auf der Tür stand auch netterweise ganz groß ‚Reaktor’ angeschrieben. Offenbar gab es auch ein Sicherheitssystem. Einer der beiden Männer tippte etwas auf einem kleinen Gerät ein, welches neben der Tür angebracht war und wartete anschließend. „Sie scheinen keine eigene Zugangsberechtigung zu haben und warten darauf, dass man sie reinlässt.“, vermutete Casey. „Das ist unsere Chance. Los Pikachu, setz sie mit Donnerblitz außer Gefecht.“. Das Pokémon nickte entschlossen, sprang von der Schulter seines Trainers und lief in den Gang. Die beiden Rocket Rüpel konnten sich nur noch kurz überrascht umwenden, bevor sie von der Elektroattacke ins Land der Bewusstlosigkeit sanken. „Gut gemacht.“, lobte Ash seinen Freund. Er und Casey traten vor die Metalltür und warteten nun ihrerseits auf Einlass. Eine Kamera schien es hier nicht zu geben, also hofften sie, dass man ihnen nun an der Stelle der beiden Bewusstlosen öffnen würde. Doch so lange konnten sie nicht mehr warten, denn plötzlich ertönte ein Schuss. Casey schluckte. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was gerade passiert sein könnte. „Misty!“, Casey schreckte ob Ashs Schrei zusammen. „Sofort aufmachen!“, rief er weiter und schlug mit beiden Armen gegen die Tür. Dies tat er ein weiteres Mal und noch einmal, bevor er seine Arme an der Tür ruhen ließ. Niemand öffnete, niemand außer Casey schien seine Schreie gehört zu haben. Ashs Fäuste zitterten, sie zitterten vor Wut und Machtlosigkeit. Wenn Misty etwas passiert wäre, würde er sich das niemals verzeihen. Es wäre seine Schuld. Aber dieser Sargant würde ihm nicht entkommen. „Wir müssen die Tür aufbrechen.“, meinte er und trat einen Schritt von der Tür zurück. „Wie willst du das denn schaffen?“. „Lorblatt kriegt das schon hin.“, Ash hielt den Pokéball bereits in der Hand. Er holte schon mit dem Arm aus, um den Ball zu werfen und das Pokémon frei zu lassen, als er vor Schock plötzlich in der Bewegung inne hielt und entgeistert die Tür anstarrte. Aber dafür gab es einen plausiblen Grund: die Tür hatte sich geöffnet und Misty blickte die beiden verwundert an. „Mis-ty?“, stotterte Ash. „Ash. Casey, da seid ihr ja. Dann brauchen wir euch nicht suchen. Kommt rein, hier sind wir richtig.“, meinte sie und trat zurück in den Raum. Die beiden Trainer blickten der Arenaleiterin immer noch ungläubig nach, doch langsam steckte Ash seinen Pokéball wieder an den Gürtel und die beiden folgten Misty hinein. Zu ihrer Erleichterung fanden sie auch Macy unversehrt vor, die ihnen mit einem erleichterten Lächeln zunickte. Mit einem Blick nach links zur anderen Seite des Raumes entdeckten sie einen bewusstlosen Team Rocket Aufseher, der schief an der Wand lehnte. „Was ist denn hier passiert?“, fragte Casey, „Wir haben einen Schuss gehört.“. Sie konnte sich die Situation überhaupt nicht erklären. Ash dagegen hatte seinen Blick kaum von Misty abgewandt, denn er war so erleichtert, sie zu sehen. Doch dadurch fiel ihm auch gleich ihr blutiger Arm auf, der bereits mit roten Streifen überzogen war und das Blut von ihrem Ellenbogen tropfte. „Misty, du bist ja verletzt.“, bemerkte er besorgt. „Ja, der Typ hat auf mich geschossen und die Kugel hat meinen Oberarm gestreift.“, meinte sie mit einem Blick auf ihrem Arm, der mittlerweile schlimmer aussah, als es eigentlich war. „Ja, aber... wie hast du ihn ausgeknockt?“, fragte Ash verwirrt. „Er war so damit beschäftigt, über seinen Triumph zu lachen, weil er mich gefangen hatte, dass er unachtsam wurde. Ich bin aufgesprungen, woraufhin er mich sehr verdutzt ansah, auf ihn zugelaufen und als er schießen wollte, schnell zur Seite gesprungen. Dabei hab ich mein Quaxo frei gelassen, welches ihn mit Powerpunch ins Land der Träume schickte. So war das.“. „Misty war so cool, der Mann hatte keine Chance.”, kam es begeistert von Macy. „Ich habe nur meine Chance ergriffen. Denn sie wollten Macy wegbringen und nach euch suchen, da musste ich etwas unternehmen.“. „Wow, du bist echt super Misty.“, Casey war beeindruckt. „Man muss sich nur zu helfen wissen und ich bin nicht umsonst Arenaleiterin.“, zwinkerte Misty ihr zu, „Aber wir sollten keine Zeit verlieren. Im Nebenraum befindet sich der Reaktor.“, damit öffnete sie auch schon die weiterführende Tür. Die drei Mädchen betraten den Raum, doch sie bemerkten nicht, dass Ash zurück blieb und den Boden vor seinen Füßen anstarrte. Nur Pikachu fiel es verständlicherweise auf, dass sein Trainer sich nicht bewegte und blickte ihn verständnislos an. Ash konnte sich einfach nicht rühren, denn er hatte das Gefühl, dass er ohnehin nur ein Klotz am Bein wäre. Er hatte sich Sorgen um Misty gemacht, er hatte sich wirklich schwere Sorgen gemacht, aber vollkommen unnötig, Misty kam sehr gut allein zurecht. In den letzten Jahren war sie noch um Einiges stärker geworden, aber als Arenaleiterin trug sie auch eine große Verantwortung. Doch was war mit ihm? Er war die letzten Jahre durch die Regionen gereist und hatte versucht, sich seinen Traum Pokémon-Meister zu werden, zu verwirklichen. Er hatte es bis jetzt nicht geschafft, immer wieder war er Trainern begegnet, die stärker waren als er. Aber was hatte er dann in den letzten Jahren überhaupt erreicht? Hatte er sich weiter entwickelt oder war er wirklich stärker geworden? Er hatte Alabastia nicht retten können, er würde Prof. Eich nie wieder sehen, das sanfte Lächeln seiner Mutter war verschwunden, Gary hatte sich seinetwegen verletzt und wegen ihm waren die Menschen in dieser Fabrik in Gefahr gebracht und ein Mensch, der ihm besonders wichtig war, gefangen genommen worden. Nicht einmal Misty hatte er retten können, sie hatte es selbst geschafft. Sie hatte seinen Fehler wieder gerade gebogen. Hatte er bei dieser Mission überhaupt irgendetwas bewirkt? Vielleicht wären sie ohne ihn besser dran. „Ash, wo bleibst du denn?“, erklang plötzlich Mistys fragende Stimme und ihr Kopf lugte durch die geöffnete Tür. Ash sah nicht auf und er erwiderte nichts. „Was ist los?“, sofort bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte. Er war doch die ganze Zeit Feuer und Flamme gewesen und hätte sich von nichts aufhalten lassen. Was war auf einmal passiert? „Macht es lieber ohne mich.“, war nun leise seine Stimme zu vernehmen, sein Blick war weiterhin auf den Boden gerichtet. „Wieso das denn?“, Misty war sichtlich irritiert. „Ich bin euch doch nur im Weg. Egal wo ich bin, ich mache alles nur noch schlimmer.“, gab Ash leise zurück. „Ash Ketchum.“, Misty schlug einen scharfen Ton, der ihn zusammen zucken und sie anblicken ließ, „Jetzt reiß dich mal zusammen, du ziehst doch sonst nicht sofort den Schwanz ein, wenn etwas schief läuft.“. „Aber ich...“. „Denkst du vielleicht, dass wir ohne dich so weit gekommen wären?!“, Misty ließ ihn nicht ausreden, „Ohne deinen Mut und deine Entschlossenheit wären wir jetzt sicherlich nicht hier. Du bist nicht Gary und du bist auch nicht wie ich und das ist auch gut so. Stell dir mal vor, du würdest auch so viel grübeln, dann säßen wir jetzt vermutlich immer noch in dieser Höhle und würden einen Plan schmieden. Aber nun sind wir hier, kurz davor die Menschen aus dieser Fabrik zu befreien.“. „Misty hat Recht.“, kam es nun auch von Macy. Sie und Casey standen mittlerweile ebenfalls im Türrahmen und lächelten Ash zuversichtlich an. „Du bist am Schlag, du willst dich doch jetzt nicht kurz vor dem Sieg ausspielen lassen. Auf der Reservebank ist kein Platz für dich.“, versuchte Casey ihm Mut zu machen, „Du hast doch noch nie aufgegeben!“. „So ist es.“, kam es wieder von Misty, „Außerdem brauchen wir dich, du treibst uns an. Also vergiss diese Sache mit dem im Weg stehen und komm in die Gänge! Wir haben nicht ewig Zeit.“, meinte sie bestimmt und schritt schließlich vorbei an Casey und Macy in den Reaktorraum. Die beiden Mädchen folgten ihr und kurze Zeit später setzte auch endlich einen Schritt nach vorn. Er musste leicht lächeln, was würde er nur ohne seine Freunde machen?! Aber sie hatten Recht, aufgeben war nicht drin. „Auf geht’s, was Pikachu?!“. „Pikachu!“, das Pokémon war froh, dass sein Trainer wieder ganz der Alte war. Die Gruppe erreichte schließlich den großen Reaktor, der so ziemlich ganz alleine den Raum ausfüllte. „Woah, und das Ding sollen wir abstellen?“, kam es von Ash. Er hatte sich Gerät irgendwie kleiner vorgestellt. „Wir müssen die Stromverbindung unterbrechen.“, meinte Macy und stellte sich vor ein Kontrollpodest. Misty trat prüfend neben sie. „Weißt du, was du tun musst?“. „Ich habe keine Ahnung.“, musste das Mädchen grinsend zugeben. „Ich würde jetzt einfach irgendwelche Knöpfe drücken.“. „Was ist denn mit dem großen, roten Knopf?“, fragte Casey, die den beiden über die Schulter lugte. „Keine gute Idee.“, kam es von Ash und Misty gleichzeitig. Große, rote Knöpfe waren meist keine gute Wahl. „Jetzt stellt euch nicht so an, ansonsten sind da nur noch Knöpfe mit komischen Zeichen drauf oder eine Zahlentastatur, das bringt uns auch nicht weiter.“. „Hierbei sollten wir jetzt trotzdem nichts überstürzen. Wer weiß, wofür dieser Knopf gut ist.“, entgegnete Misty skeptisch. „Es gibt nur einen Weg, das heraus zu finden!“, meinte Casey und bevor irgendwer sie hätte aufhalten können, presste ihre Hand den roten Knopf nach unten. Die vier beobachteten, wie der Stromfluss zum Reaktor hin schneller floss und die Spannung auf dem Voltmeter deutlich anstieg. „Irgendwie gefällt mir das gar nicht.“, meinte Misty unsicher. Alle Anzeigetafeln zeigten plötzlich höhere Werte an und zwar stetig steigend. Die Temperatur des Raumes stieg ebenfalls merklich an. „Was passiert hier?“, Macy bekam langsam Angst. Im nächsten Moment brach dann auf einmal ein ohrenbetäubendes, alarmierendes Geräusch los. Der Lärm kam von einer Alarmleuchte an der Wand, die sich in rotem Licht drehte. ’Alarm, Alarm, sofortige Evakuierung, Alarm, Alarm, sofortige Evakuierung, Alarm...’ Die Stimme wiederholte sich die ganze Zeit und sagte immer dieselben vier Worte. „Das ist nicht gut.“, bemerkte Ash. „Wir müssen sofort hier raus. Der Reaktor fliegt bestimmt bald in die Luft.“, vermutete Misty und blickte ernst durch die Runde. „Ups, dann sollten wir uns wohl beeilen.“, kam es ein wenig beschämt von Casey. Für weiterreichende Gespräche blieb keine Zeit. Die vier rannten sofort zurück in den Vorraum und Misty und Ash spähten von dort aus nach draußen in die Gänge, wo bereits Team Rocket Rüpel rumliefen, die die Arbeiter zu den Ausgängen dirigierten. „Wenigstens evakuieren sie sofort.“, stellte Misty erleichtert fest. „Sollen wir uns einfach unter die Leute mischen?“, warf Ash als Idee in die Runde. „Wir haben wohl keine andere Wahl. Aber Pikachu sollte sich lieber in deinem Rucksack verstecken, ein Pokémon würde hier doch zu sehr auffallen.“. „Einverstanden Kumpel?“, fragte Ash seinen Freund. Als das Pokémon nickte, nahm er seinen Rucksack von den Schultern und öffnete diesen, so dass Pikachu hinein springen konnte. „Hey, sollen wir nicht mal im Reaktorraum nachsehen, was los ist?“. „Sieh mal, halten da nicht auch zwei von uns ein Nickerchen?“. Ash und Misty sahen sich schockiert an. Die beiden Männer kamen auf den Raum zugelaufen und würden sie gleich hier entdecken. Was nun? „Was ist los, warum gehen wir nicht weiter?“, fragte Casey. Sie und Macy hatten nichts davon mitbekommen. „Wir kriegen gleich Besuch.“, erwiderte Misty. „Ja und? Sie spielen wir genauso aus wie die ersten beiden.“. „Pikachu, ich brauche dich noch mal.“, meinte Ash zu seinem Freund und öffnete noch einmal seinen Rucksack. „Lass stecken, dieser Run gehört mir.“, meinte Casey mit einem breiten Grinsen. „Los, Bibor.“. Das Insekt erschien aus seinem Pokéball, was Misty jedoch nur dazu bewegte, panisch zur Seite zu springen. „Immer noch Angst vor Käfern?!“, lachte Ash. „Das ist nicht witzig.“, rief Misty und ging auf so viel Abstand wie möglich zu Caseys Pokémon. „Los Bibor, setz die Duonadel ein und schick Team Rocket auf die Bank.“. Casey öffnete die Tür, so dass ihr Bibor auf den Gang fliegen konnte. Gerade in dem Moment hatten die beiden Rocket Rüpel ihre bewusstlosen Kollegen erreicht und staunten nun ebenfalls nicht schlecht, als sie auf einmal von einem Pokémon angegriffen wurden. Sie hatten keine Chance und landeten schnell neben ihren beiden Kumpanen bewusstlos an der Wand. „Gut gemacht.“, lobte Casey ihr Pokémon und trat nun ebenfalls auf den Gang. „Könntest du es jetzt bitte zurück in den Pokéball schicken?!“, flehte Misty. „Ist ja gut. Los Bibor, zurück.“, mit einem roten Licht verschwand es zurück in seinem Pokéball. „Wir sollten weiter.“, meinte Ash und trat zu Casey. Misty und Macy folgten kurz darauf. „Wir sollten am besten da lang.“, kam es von Macy und ihr Arm zeigte nach links. „Hey ihr da!“, hörten sie auf einmal eine scharfe Frauenstimme rufen. „Mist, sie haben uns entdeckt.“, stellte Ash erschreckt fest. „Los, lauft!“, rief Misty und wandte sich bereits um. „Die schaffen wir auch noch.“, widersprach Casey jedoch und hatte schon wieder einen Pokéball in der Hand. „Casey, pass auf!“, Ash riss sie abrupt zu Boden. Hart schlugen sie auf, doch Ash hatte ihr gerade das Leben gerettet. Die Team Rocket Tussi hatte eine Waffe hervor geholt und auf sie geschossen. Da, wo Casey gerade eben noch gestanden hatte, schoss die Kugel durch die Luft und zischte auch nur knapp an Mistys Kopf vorbei. „Kommt schon, beeilt euch, das wird zu heiß für uns.“, rief Misty, die daraufhin stehen geblieben war und sich zu den anderen umwandte. Ash zog die stöhnende Casey mit sich auf die Beine und die vier rannten los. Sie hörten noch zwei Schüsse hinter sich, aber keine Kugel schien einen von ihnen getroffen zu haben. Sie bekamen nur noch mit, wie ein paar Aufseher in den Reaktorraum eintraten, bevor sie um die nächste Ecke bogen. Sie waren ununterbrochen gelaufen, bis sie wieder den Ladehangar erreichten, der mittlerweile menschenleer war. Alle Leute versammelten sich draußen und versuchten so schnell wie möglich, von der Fabrik weg zu kommen. Geschickt mischten sich die vier in die große Masse und flohen zusammen mit den Bewohnern von dem Fabrikgelände. Eine Minute später gab es eine riesige Explosion. Die ganze Fabrik flog in die Luft und ging in Flammen auf. Team Rocket Mitglieder rannten panisch, schreiend, kommandierend oder fluchend durch die Gegend, aber es war nichts mehr zu retten. Die Fabrik war zerstört und ihre Reste wurden von den Flammen verschlungen. „Hey, wart ihr das?“, hörten die vier auf einmal jemanden zu ihnen flüstern. Ash drehte sich um und erkannte den Mann, der ihm im Hangar zugerufen hatte, dass sich die Leute schon um die Aufseher kümmern würden, damit er sie befreien könnte. „Könnte man so sagen.“, entgegnete er. „Gute Arbeit. Alle Arbeiter haben es rechtzeitig raus geschafft und von der Fabrik wird nichts mehr übrig bleiben.“. „Danke.“, Ash war ein wenig verdutzt. Hatten sie es wirklich geschafft? „Haben Sie zufällig Kurt gesehen?“, wollte Macy dann besorgt von dem Mann wissen. „Ich bin hier.“, mit feuchten Augen drehte sich das Mädchen in die Richtung um, aus der diese ihr so vertraute Stimme kam. „Großvater!“, rief sie voller Freude, als sie ihn entdeckte. Er war wohl auf und lächelte die Gruppe an. „Hallo Ash, und Misty, es ist lange her.“. „Aber noch rechtzeitig.“, erwiderte Misty. „Das ist wahr.“. „Was ist denn jetzt mit Team Rocket, geben die einfach so auf?“, warf Casey ein. „Vermutlich nicht, aber sieh mal.“, meinte Kurt und deutete hinter sie. Alle Bewohner blickten wütend, entschlossen und vor allem einig zur Fabrik. Sie würden sich nicht noch einmal zu dieser Arbeit zwingen lassen und das sollte Team Rocket zu spüren bekommen. Die Leute stürmten auf die überraschten Team Rocket Mitglieder zu, schlugen sie nieder, entwaffneten sie und drohten ihnen mit ihren eigenen Pistolen. Nach einer halben Stunde war alles vorbei. Zwar gab es Verletzte auf beiden Seiten, aber Team Rocket war geschlagen und die Fabrik gefallen, sie hatten verloren und die Stadtbewohner waren wieder frei. „Wie kann ich euch nur danken?“, fragte Kurt erschöpft. „Sie brauchen uns nicht zu danken.“, meinte Ash, „Das war doch noch gar nichts. Als Nächstes befreien wir Dukatia City von Team Rocket.“. Entschlossen blickte Ash zu Misty, die ihm genauso entschlossen zunickte. „Ich möchte euch begleiten.“, rief Casey aufgeregt. „Bist du sicher? Es wird nicht einfacher werden.“, sagte Misty zu ihr. „Aber... ich möchte auch helfen.“. „Du kannst doch den Bewohnern von Azalea City helfen und dich darum kümmern, was mit diesen Team Rocket Trotteln passiert. Außerdem könntest du Kai suchen und ihm sagen, dass er zurück kommen kann.“, schlug Ash vor. „Au ja, das mache ich.“, Casey war begeistert von der Idee. Allen war klar, dass sie zwar eine gute Trainerin war, aber sie hatte noch nicht ganz so viel Erfahrung, das war einfach eine Nummer zu groß für sie. Das hier war schon nicht einfach gewesen und hätte auch leicht ins Auge gehen können und wer wusste, was sie in Dukatia City erwarten würde?! ~~~ Preview Chapter 11: Die Trainer aus Herzhofen werden endlich befreit, doch Gary fängt an darüber nachzudenken, wie weit sie eigentlich gehen sollen, um diese Organisationen aufzuhalten. Währenddessen finden Drew und Maike ihre Eltern. Doch dieses Wiedersehen ist nicht so erfreulich wie erhofft. Zu Lesen in Kapitel 11 'Entscheidungen', upload-Termin ist der 07.11.08 See you soon^-^ Kapitel 11: Entscheidungen -------------------------- Johto, Dukatia City, Team Rocket Stützpunkt „Die Pokéball-Fabrik wurde zerstört? ... Verstehe... zwei der gesuchten Trainer waren daran beteiligt?! ... nicht nötig, sie machen sich sicher auf den Weg hierher, ich werde mich darum kümmern.“, damit war das Telefonat beendet. „Es gibt also tatsächlich Trainer, die Widerstand leisten.“, grübelte die Frau nachdenklich, „Wir sollten Vorkehrungen treffen. Domino?“. „Ja Ma’am.“. “Wir sollten darauf vorbereitet sein, dass diese Trainer hierher kommen. Sorg dafür, dass sie gefangen genommen werden.“. „Verstanden.“, Domino verbeugte sich und verließ danach den Raum. „Es kommt anscheinend doch anders als du dachtest.“, sagte die Frau zu sich selbst und legte sich mit traurigem Blick in ihrem Stuhl zurück. „Ich kann es kaum erwarten, euch wiederzusehen.“, grinste Domino. „Und ich weiß auch schon, wie ich euch in die Knie zwinge.“. Die Top-Agentin von Team Rocket mit dem Spitznamen Die schwarze Tulpe war für den Kampf bereit und vor allem auf eines aus: Rache! ~*~ Reunion - Entscheidungen Oder: der Weg, den man gehen will ~*~ Sinnoh, Herzhofen, Wettbewerbshalle Green konnte von ihrem Versteck aus hören, wie die Menschen die Wettbewerbshalle verließen, denn die Aufforderungen der Aufpasser waren nicht zu überhören. Außerdem verstummten die Geräusche der Pokémon, sie mussten also wieder in ihre Bälle zurück gekehrt sein. Irgendwann vernahm sie auch Schritte in ihrer Nähe, jemand hatte den Hinterraum betreten. „Wie kann man nur vergessen, die Hintertür abzusperren.“, stöhnte das Mitglied von Team Galaktik. Kurz darauf hörte Green das Geräusch eines einrastenden Schlosses. Die Hintertür war verschlossen. Die Schritte entfernten sich wieder, das Licht wurde ausgeschaltet und irgendwann war Green vollkommen allein in der großen Halle. Zur Sicherheit wartete sie noch ein paar Minuten, bevor sie aus ihrem Versteck hervor kam. Prüfend linste sie in die Halle hinein, aber niemand war zu sehen und alles war dunkel. Die Luft war rein. „Das ist schon fast zu einfach.“, kicherte Green und schlich durch die Halle zu den Pokéballregalen. Da sie gerne etwas mitgehen ließ, hatte sie für solche Fälle auch immer eine extra Tasche dabei, die sie nun hervor holte und die Pokébälle hinein warf. „Hmm, das ist das erste Mal, dass meine Tasche zu klein ist für das, was ich mitnehmen will.“, stellte sie nach einer Weile fest. Aber davon ließ sie sich nicht aufhalten. „Mal sehen, ob hier nicht ein Pokémon dabei ist, welches mir helfen kann.“, Green besah sich die restlichen Bälle, die noch im Regal lagen und wählte aus der Laune heraus einfach einen aus und ließ das enthaltene Pokémon frei. Sie hatte auch sofort einen Glücksgriff gelandet. „Pelipper.“, meldete sich das Pokémon, welches Green fragend anblickte. „Super, Glück gehabt, du kannst mir helfen.“, lächelte sie es an, „Könntest du mir helfen, die anderen hier raus zu tragen? Ich will euch nämlich hier raus und zu euren Trainern zurück bringen.“. „Pe-lipper.“, das Pokémon war einverstanden und öffnete weit seinen Schnabel, damit Green beginnen konnte, ihn mit den letzten Pokébällen zu füllen. „Perfekt. Ok, ab zum Hintereingang.“, meinte Green zufrieden und trabte los, das Pelipper flog ihr mit vollem Schnabel hinterher. Vor der Tür machte sie kurz Halt, zog sich eine Nadel aus dem Haar und hantierte am Schloss herum. Nach kurzer Zeit erklang ein leises ‚klick’ und die Tür war aufgeschlossen. „Wirklich viel zu einfach, da war ja selbst Bills Haus schwerer zu knacken gewesen.“, sagte Green triumphierend zu sich selbst und schritt nach draußen. Mit Hilfe der Haarnadel schloss sie die Tür auch wieder ab, es sollte ja nicht sofort auffallen. Sie schlich durch die Gasse zurück Richtung Hauptstraße. Auch hier war niemand zu sehen. Durch Garys Karte wusste sie, wo sie lang musste, um die Trainerquartiere zu erreichen, also machte sie sich unauffällig auf den Weg dorthin. Sinnoh, nahe des Südeingangs von Herzhofen „Geht’s wieder einigermaßen?“, fragte Zoey. „Du hast mir... das Leben gerettet.“, keuchte Gary, während er sich mit ihrer Hilfe aufsetzen konnte. „Ich danke dir.“. „Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein!“. „Hab ich nicht vor.“, Gary lachte hüstelnd. Er spürte immer noch den Schock in seinen Gliedern und das elektrisierende Kribbeln unter der Haut, welches leicht brannte. Aber sein Herz schlug wieder und langsam füllten sich seine Lungen wieder mit Luft. „Aber hier kommen wir wohl nicht mehr rein.“, stellte Zoey schließlich fest. „Aber wir zeigen euch gerne einen anderen Weg hinein.“, erklang plötzlich eine tiefe Stimme. Zoey wandte ihren Kopf zu dem Sprecher um und musste mit Entsetzen feststellen, das zwei Männer vom Team Galaktik ihre Waffen auf sie gerichtet hielten und ziemlich ernst drein blickten. Gary konnte die beiden nicht sehen, weil sie genau hinter ihm standen, aber das brauchte er auch nicht, er wusste auch so, dass sie nun wirklich in ernsten Schwierigkeiten steckten. „Aufstehen!“, befahl ihnen einer der beiden. Zoey warf einen besorgten Blick zu Gary, doch dieser gab ihr zu verstehen, dass sie ihm aufhelfen sollte. Mühsam kam er auf die Beine, aber er musste sich an Zoeys Schulter abstützen, um stehen zu können. Mit leicht schmerzverzehrtem Gesicht blickte er nun seine Gegner an. „Übergebt uns eure Pokémon.“, kam auch schon der nächste Befehl. Doch Zoey und Gary rührten keinen Finger. Ihnen musste etwas einfallen und zwar schnell. „Wird’s bald!“, einer der Männer richtete den Lauf seiner Waffe genauer aus. Gary war sich sicher, dass er schießen würde, wenn sie nicht endlich gehorchten. Dabei hatte er Green doch versprochen, auf ihre Pokémon aufzupassen. Ob sie auch in so einer misslichen Lage steckte? Gary hoffte es nicht, wenigstens ihr sollte nichts passiert sein. Paul und Lucia liefen so schnell, wie es Paul mit seinen Verletzungen möglich war. Sie waren unterwegs zu einem Treffpunkt und Lucia war mehr als gespannt, mit wem Paul sich dort treffen wollte. „Wie weit ist es noch?“, wollte sie wissen. Sie waren nämlich nicht direkt Richtung Stadt gelaufen, sondern hatten sich ein gutes Stück durch den Wald geschlagen, bis sie endlich eine Lichtung erreicht hatten. „Gleich da vorne. Sie scheint auch schon da zu sein.“. „Wirklich?“, Lucia sah in die Ferne und versuchte etwas zu erkennen. Und tatsächlich, am Ende der Lichtung konnte sie die Umrisse einer Person ausmachen. Moment, es schienen sogar zwei zu sein. Je näher sie kamen, umso mehr weiteten sich ihre Augen vor Erstaunen. „Schön, dass du es geschafft hast und du hast sogar Verstärkung mitgebracht.“, wurden sie auch schon begrüßt, als sie in Sicht kamen. „Cynthia?“, Lucia konnte ihre Überraschung nicht verbergen. „Hallo.“, die blonde Frau lächelte sie freundlich an und hob die Hand zum Gruß. „Und... und Prof. Eibe?!“, Lucia kam aus dem Staunen nicht mehr raus. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.“. „Warum hast du nicht gleich gesagt, dass wir uns mit den beiden treffen?“, beschwerte sich Lucia bei Paul, doch dieser erwiderte natürlich nichts. „Leider haben wir keine Zeit für eine große Wiedersehensfeier, denn wir müssen los. Wir haben gerade schon eure Freunde am Südeingang gesehen und sie könnten in Schwierigkeiten stecken.“, erklärte Cynthia nun ernst. „Sie haben es also nicht hinein geschafft.“, meinte Paul trocken. „Offenbar nicht. Ein junger Mann schien bewusstlos am Boden zu liegen, während eine rothaarige Frau neben ihm kniete. Hoffentlich ist ihnen nichts Schlimmes passiert.“, schilderte Cynthia ihre Beobachtungen. „Oh nein, dann sollten wir uns wirklich beeilen.“, meinte Lucia nun sichtlich besorgt. „Dem kann ich nur zustimmen. Kommt.“, meldete sich Prof. Eibe und ging voran. Widerwillig warf Gary seinen Rucksack den beiden Team Galaktik Mitgliedern vor die Füße. „Es geht doch.“, sagte einer der beiden und nahm das Gepäckstück an sich. „Und was ist mit dir?“, schnauzte er Zoey an. „Ich habe keine Pokémon bei mir, die habt ihr mir bereits abgenommen.“, erwiderte sie bissig. „Ach, du bist eine von denen, die entkommen konnte?! Noch besser. Folgt mir.“, der Mann schritt voran, während der andere dafür sorgte, dass Gary und Zoey seinem Kollegen auch folgten. Doch plötzlich begann die Erde zu beben und alle verloren das Gleichgewicht. Gary und Zoey sahen nur noch, wie sich auf einmal die Erde spaltete. Eine gewaltige Kraft zog durch den Boden und traf genau die beiden Team Galaktik Männer und riss sie mit sich. Die Stadtmauer konnte dem auch nicht Stand halten und brach ebenfalls ein. Die beiden Männer wurden unter Steinen begraben und als sich die Erde wieder beruhigt hatte, sahen sich Gary und Zoey genau auf dem Stück Grund zwischen zwei tiefen Erdspalten hocken. Diese beachtliche Präzision konnte kein Zufall sein. „Was war das?“, traute sich Zoey schließlich zu fragen. „Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich behaupten, das war die Erdbeben-Attacke eines Pokémon und eine ziemlich Mächtige noch dazu.“, erwiderte Gary, der auf dem Boden kniete und in Richtung Wald blickte. Die Attacke muss von dort gekommen sein und bald entdeckte er auch den Verursacher des Erdbebens: ein Knackrack kam auf sie zu geflogen, gefolgt von Lucia, Paul und zu Garys Verwunderung auch Prof. Eibe. Die blonde Frau, die ebenfalls dabei war, musste Cynthia sein, der Champion der Sinnoh-Liga. Gary hatte ihre Kämpfe öfters im Fernsehen verfolgt. „Hey, ist alles in Ordnung bei euch?“, rief Lucia ihnen zu. „Uns ist nichts passiert.“, rief Zoey zurück. Schließlich erreichten die vier Retter Gary und Zoey. „Vielen Dank für deine Hilfe.“, meinte Gary zu Cynthia und blickte sie anerkennend an. „Keine Ursache, aber wir sollten keine Zeit verlieren, die Alarmsirenen sind bis hierher zu hören.“. Das war Gary auch schon aufgefallen. Der Einsturz der Mauer musste in dem Lager Alarm ausgelöst haben. „Was hast du vor?“, wollte Lucia von Cynthia wissen. „Ich werde da jetzt reingehen und die Trainer befreien, Paul hat mir genau gesagt, wo sie euch gefangen gehalten haben.“, erklärte Cynthia bestimmt und wollte sich mit ihrem Knackrack bereits auf den Weg machen. „Warte.“, hielt Gary sie jedoch zurück, während er sich von Zoey erneut aufhelfen ließ. Cynthia hielt inne und blickte ihn an. „Eine von uns ist noch da drin, sie holt die Pokémon der Trainer.“. „Das wäre natürlich noch besser, wenn sie wieder mit ihren Trainern vereint werden würden, aber denkst du, dass sie es schafft?“. „Ich setze darauf!“, gab Gary ihr entschieden zurück. Cynthia blickte ihn eindringlich an, aber er hielt ihrem Blick stand. Schließlich nickte sie. „Also schön, warten wir auf eure Freundin. Aber wir werden nicht viel Zeit haben, bis sie kommen werden.“. „Eindringlinge in Sektor 7 entdeckt!“, hörte man auf einmal jemanden rufen. Eine ganze Truppe von Team Galaktik kam angerückt und sie hatten auch ihre Waffen mitgebracht. „Das ging sogar schneller als ich dachte. Es wird ernst. Habt ihr Pokémon dabei?“, wollte Cynthia wissen und ließ ihre Gegner nicht aus den Augen. „Ich habe welche, nur leider sind sie in dem Rucksack, den du mit deiner Erdbeben-Attacke vorhin weggepustet hast.“. „Oh, das tut mir Leid.“, Cynthia lächelte leicht. „Ich hol ihn dir zurück.“. Cynthia lief los, sprang über Trümmer der nicht mehr vorhandenen Mauer und ließ ihr Lukario frei. „Lukario, du musst für mich die Pokémon finden, die unter den Trümmern hier begraben sind.“, erklärte sie ihrem Pokémon, welches sich sofort daran machte, die Aura von Garys Pokémon zu suchen, „Knackrack, setze Erdbeben ein und zerstöre ihre Waffen.“, befahl sie währenddessen ihrem anderen Gefährten. So wurde die Erde erneut von einer gewaltigen Erdbeben-Attacke erschüttert, die die großen Schusswaffen von Team Galaktik in die Tiefe rissen. Einen Moment später war auch Lukario erfolgreich und barg Garys Rucksack aus den Trümmern. „Ich danke dir Lukario.“, sie nahm ihrem Pokémon den Rucksack ab, um ihn Gary zuzuwerfen. „Lukario, Knackrack, Angriff!“. Cynthia verlor keine Zeit. Ihre beiden Pokémon stürmten auf die Galaktik-Truppe zu, die natürlich noch ihre Handfeuerwaffen dabei hatten und selbst ihre Pokémon frei ließen. Hitzestrahlen schossen durch den Himmel, sie schnitten Lukario an den Armen, doch das Pokémon ließ sich von dem brennenden Schmerz nicht aufhalten. Auch die Armee Golbats konnte nichts gegen die beiden Pokémon von Cynthia ausrichten. Eine Attacke der beiden streckte alles zu Boden, egal ob Mensch oder Pokémon. „Wow, Cynthia legt sich ganz schön ins Zeug, findet ihr nicht, dass sie ein wenig übertreibt?“, meinte Lucia ein wenig unsicher. „Sie tut was sie tun muss. Bei diesem Kampf kann nur der Stärkere überleben.“, kam es von Paul. Lucia blickte ihn verwundert an, erschreckenderweise verfolgte er den Kampf mit einer toternsten Miene. Fand er es gut, was sie da tat oder war es ihm eigentlich zuwider? Wieder verstand Lucia nicht, was er wohl dachte. „Gary, willst du ihr helfen?“, abwartend blickte Zoey den Angesprochenen an, der den Kampf schon die ganze Zeit über konzentriert zu verfolgen schien. Bis jetzt hatte er jedoch noch keines seiner Pokémon gerufen und er sah auch nicht so aus, als wenn er es wirklich vorhatte, glücklicherweise wie sie fand. „Nein.“, kam nur seine knappe Antwort. Es gefiel ihm nicht, wie Cynthia die Sache anging, das Schlimme daran war, dass es vermutlich der einzige Weg war. Auch Paul hatte nicht Unrecht, hier konnte nur der Stärkere überleben. Doch Gary brachte es einfach nicht fertig, seine Pokémon in den Kampf zu schicken, das war doch Wahnsinn. Sollte er sie wirklich gegen Menschen und Maschinen kämpfen lassen, als wären sie selbst eine Art Kriegswaffe? Er konnte sich einfach nicht dazu durchringen. Einen offenen Kampf galt es unbedingt zu vermeiden. Erika hatte Recht, das war keine Lösung. Doch Cynthia würde weiter kämpfen, wenn sie nicht erneut etwas dazu bewegt hätte, inne zu halten. Ihr letzter Angriff hatte ziemlich viel Staub aufgewirbelt und sie wartete ab, bis er sich gelegt hatte, doch zu aller Verwunderung bedurfte es keinem weiteren Angriff. Überrascht blickten auch die anderen nach vorn und entdeckten plötzlich eine große Gruppe von Trainern, die auf sie zukamen. Noch größer wurde die Überraschung als sie erkannten, dass sie scheinbar alle Mitglieder von Team Galaktik gefangen genommen hatten und diese sich wehrlos von ihnen treiben ließen. Allen voran ging Green mit ihrem Ditto auf der Schulter. „Das glaub ich ja nicht.“, kam es perplex von Zoey. „Wie hat sie das geschafft?“. Lucia und Paul fehlten die Worte, das hatten auch die beiden nicht erwartet. Gary grinste nur erleichtert, er wusste schon die ganze Zeit, dass sie zu Großem fähig war. Wie dumm war er doch gewesen, ihr nicht so weit vertraut zu haben, dass er wie verabredet im Wald auf sie gewartet hatte. Vor Cynthia blieb Green schließlich stehen. „Hast du hier diesen Krach veranstaltet?“. Überrascht blickte die Blonde die junge Frau vor ihr an. „Lass dir gesagt sein, dass das vollkommen unnötig war, ich hatte alles unter Kontrolle.“, mit diesen Worten schritt sie lässig an ihr vorbei und ging auf Gary zu, einige Pokémon folgten ihr. Es waren die Gefährten von Lucia, Zoey und Paul, die nun endlich zu ihren Trainern zurückkehren konnten. Gary beobachtete die freudige Wiedervereinigung, bis Green nun vor ihm stehen blieb. „Ich hoffe, du hast auch gut auf meine Pokémon aufgepasst?!“. „Natürlich.“, meinte er und holte ihre Pokébälle aus seinem Rucksack. Zufrieden nahm sie sie entgegen und machte sie wieder an ihrem Gürtel fest. Ihr entging nicht, wie er sie die ganze Zeit über anstarrte. „Hier.“, sagte sie nur, griff in ihre Gürteltasche und hielt ihm einen schwarzen Mini-Laptop unter die Nase. „Der war mir eine große Hilfe, aber du kannst sicherlich mehr damit anfangen als ich, ich verstehe nicht so viel von Technik.“, winkte sie ab. „Hattest du das von Anfang an geplant?“, sie immer noch verwundert anstarrend steckte er den Laptop in seinen Rucksack. „Ich habe doch gesagt, ich weiß, wie ich wieder rauskomme.“, grinste sie siegreich. „Lass mich dir meinen Respekt aussprechen.“, kam es von Cynthia, bevor Gary noch weitere Fragen stellen konnte. Mittlerweile war sie ebenfalls wieder zur Gruppe gestoßen und hatte ihre Pokémon zurückgerufen, „Du hast diese Trainer befreit und ich habe die Information bekommen, die ich brauchte. In allen Arenastädten wurden Trainerlager errichtet und die Pokémon werden in den Arenen oder anderen wichtigen Stadtgebäuden gefangen gehalten. Ich weiß jetzt also, wie ich die Trainer befreien kann. Auch alle Trainer hier sind damit einverstanden, bei der Befreiungsaktion mitzumachen und ich werde mich mit Lucien von den Elite 4 treffen. Wie steht es mit euch, ihr seid doch bestimmt auch dabei, oder? Gemeinsam können wir Team Galaktik schlagen.“. „Nein, wir sind hier fertig.“, erwiderte Gary zu ihrer Überraschung, „Die anderen Trainer zu befreien überlassen wir euch. Wir haben nun vor, Freunde von uns in Kanto zu treffen.“. Cynthia wirkte ein wenig enttäuscht über diese Nachricht, doch sie lächelte verständnisvoll. „Außerdem…“, wollte Gary ansetzen, doch er wurde unterbrochen. „Dürfte ich mich einmischen?!“, kam es von Prof. Eibe, „Aber ich denke, es gibt noch mehr zu tun, als nur die gefangenen Trainer zu befreien.“. „Wie meinen Sie das?“, wollte Lucia wissen. Mittlerweile hatte jeder seine Pokémon zurück gerufen, so dass auch Lucia, Paul und Zoey dem Professor zuhörten. „Ich sollte für Team Galaktik etwas Bestimmtes herausfinden und durch meine Forschungen sind sie ihrem Ziel bereits sehr nahe gekommen. Wir müssen sie unbedingt aufhalten, bevor sie ihren Plan in die Tat umsetzen.“. „Was für einen Plan?“, hakte nun Gary nach. „Das zeige ich euch am besten in meinem Labor in Zweiblattdorf. Ich hoffe, dass ihr noch solange bleiben könnt.“. Gary blickte zu Green, diese nickte zustimmend. „Wir begleiten Sie.“. „Professor, ich würde gerne mit den Trainern die anderen Städte aufsuchen, ich denke, Sie brauchen nicht die Unterstützung von uns allen.“, warf Cynthia ein. „Geh nur, du hast dir dein Ziel bereits gesetzt, welches du mit vollster Entschlossenheit erreichen wirst.“. „Dazu möchte ich dich etwas fragen.“, kam es nun von Gary, der Cynthia ernst anblickte. „Nur zu.“, lächelte sie ihm zu. „Wie kannst du deine Pokémon nur so in den Kampf schicken? Wie kannst du sie gegen Menschen kämpfen lassen? Du hast gerade ganze Teile einer Stadt zerstört, dein Lucario wurde von ihren Waffen verletzt. Ist dir das egal?“. „Nein, das ist es nicht.“, Cynthia lächelte leicht und blickte in den Himmel hinauf, „Ich möchte keine Menschen verletzen und ich möchte auch nichts zerstören, aber wenn ich nicht kämpfe, wird sich nichts verändern.“, ihr Blick wanderte wieder zu Gary, „Ich habe die Entscheidung getroffen, meine Pokémon dafür kämpfen zu lassen, das Gleichgewicht dieser Welt wieder herzustellen und den nötigen Preis dafür zu zahlen.“. „Das Gleichgewicht dieser Welt.“, wiederholte Gary nachdenklich. „Das Gleichgewicht ist gestört. Bleiben Team Galaktik und die anderen an der Macht, wird unsere Welt zugrunde gehen, davon bin ich überzeugt. Leider sehen das nicht alle so.“, Cynthias Blick wurde traurig. „Wie meinst du das?“, wollte Gary wissen. „Ein alter Freund glaubt an ein neues Gleichgewicht der Kräfte.“, meinte sie, „Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Du musst selbst entscheiden, was du tun willst.“. „Ich verstehe.“. Cynthia nickte ihm freundlich zu. „Professor, passen Sie gut auf sich auf.“. „Vielen Dank noch mal.“. Die beiden nickten sich ebenfalls zum Abschied zu. Danach verließ Cynthia die Gruppe und kehrte zu den Trainern und deren gefangenen Galaktik-Handlangern zurück. „Und ihr, wollt ihr mich alle begleiten?“, fragte der Professor nun die übrig geblieben. Alle nickten einstimmig. „Aber wie kommen wir von hier weg?“, warf Zoey in die Runde. „Also wenn einer von euch fliegen kann, können wir uns einen Helikopter von Team Galaktik ausleihen, dann werden vielleicht auch nicht wieder so schnell angeschossen.“, schlug Green vor. Doch scheinbar konnte keiner eine Flugmaschine bedienen. „Ich kann fliegen.“, bemerkte Paul jedoch nach kurzem Schweigen, was Lucia ihn unmerklich anblicken ließ. „Hervorragend. Zeigst du uns den Weg?“, bat der Professor Green anschließend. „Immer mir nach.“, lächelte sie und wollte bereits los gehen, als Gary auf einmal schwankte. „Gary, was ist los?“, Lucias Frage konnte er gerade noch so hören, bevor ihm schwarz vor Augen wurde und er einfach zusammen brach. Niemand bemerkte den Helikopter in der Ferne, von dem aus sie beobachtet wurden. „Die Trainer sind also frei, selbst der Champion hier ist aktiv. Die Herrschaft von Team Galaktik wird also bald vorbei sein. Ich sehe keinen Grund mehr, mit ihnen Verhandlungen aufzunehmen. Wir fliegen zurück.“, gab Giovanni den Befehl und senkte sein Fernglas, „Noch bist du nicht stark genug Gary Eich, aber ich werde dich im Auge behalten, du wirst mich nicht vernichten.“. Giovanni grinste hämisch, während der Helikopter seinen Kurs zurück Richtung Kanto aufnahm, der untergehenden Sonne entgegen. Hoenn, Route zwischen Blütenburgwald und Metarost City „Endlich sind wir aus diesem Wald raus.“, stöhnte Maike. „Was ist nur mit den Pokémon los, sie sind doch sonst nicht so aggressiv.“. „Sie scheinen die Gefahr zu spüren. Es wirkte beinahe so, als sammeln sie sich, um ihren Wald gegen Eindringlinge zu verteidigen.“, entgegnete Drew. „Gruselig.“, kommentierte Maike das Ganze nur und war einfach froh, den Wald endlich hinter sich zu haben. „Jetzt ist Metarost City nicht mehr weit, aber wir sollten trotzdem im nächsten Dorf Rast machen.“. „Wieso?“. „Weil die Sonne bald untergeht und vor Einbruch der Nacht werden wir es nicht mehr nach Metarost City schaffen. Aber hier in der Nähe befindet sich eine kleine Stadt. Dort gibt es zwar kein Pokémon-Center, aber wir könnten uns trotzdem ein wenig ausruhen und dann Morgen weiter nach Metarost City ziehen. Was hältst du davon?“, meinte Drew und sah Maike eher bestimmt als fragend an. Es passte ihr nicht so wirklich, das wusste er. Denn sie wollte so schnell wie möglich zu Felicia und nach ihren Eltern fragen. Aber sie wusste genauso gut, dass Drew Recht hatte. Sie würden erschöpft in der Stadt ankommen, außerdem brachte es nichts, in der Nacht unterwegs zu sein, das wäre viel zu gefährlich. „Einverstanden.“, meinte sie schließlich. Drew nickte ihr zu und dirigierte den Weg. Sie waren wirklich nur noch eine Stunde unterwegs, bevor sie die ersten Häuser einer kleinen Stadt entdeckten. Die untergehende Sonne warf ihre letzten Strahlen zwischen den Bauten hindurch und ließ die Stadt friedlich der Nacht entgegen sehen. „Hier sieht alles so unbekümmert aus.“, Maike betrachtete die Stadt mit einem sehnsüchtigen Blick, während sie die Hauptstraße entlang gingen. Hier gab es keine Anzeichen von Zerstörung, keine Krater, keine eingestürzten Gebäude, es war einfach nur friedlich. Sie trafen ein paar Leute an, die sie nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragten. Freundlich gab man ihnen die Auskunft, dass es in der Nähe des Rathauses eine kleine Jugendherberge gäbe, in der sie unterkommen könnten. So machten sich Maike und Drew auf den Weg zum Hauptplatz der Stadt. „Da vorne, das muss es sein.“, meinte Drew, als sie mitten auf dem Platz standen, und zeigte in besagte Richtung. „Dann nichts wie hin.“, Maike wollte bereits los gehen. „Maike? Bist du es wirklich?“, eine sehr vertraute Stimme ließ sie jedoch inne halten. Sie und Drew drehten sich um und blickten in das erschöpfte Gesicht einer Frau mittleren Alters. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, je länger sie Maike betrachtete. Maikes Augen weiteten sich vor Überraschung. „Mum?“. „Maike Schatz, wie bin ich froh, dass dir nichts passiert ist.“, ihre Augen wurden feucht vor Freude. „Mum!“, Maike rannte ebenfalls mit tränenerfüllten Augen auf ihre Mutter zu und fiel ihr in die Arme. „Mum, endlich hab ich dich gefunden.“. „Maike.“, hauchte ihre Mutter und legte sanft einen Arm um sie und legte ihre andere Hand auf ihren Kopf und streichelte diesen behutsam. Drew trat langsam an die beiden Frauen heran und betrachtete das tränenreiche Wiedersehen mit einem glücklichen Lächeln. Es erfüllte auch ihn mit Freude, dass Maike endlich ihre Mutter wiedersah, es freute ihn wirklich. „Mum.“, schniefte Maike und löste leicht die Umarmung, um ihre Mutter anzublicken, „Ist Dad auch hier?“. Carolines Blick wurde traurig, was Maike sie besorgt anblicken ließ. „Dein Vater ist hier im Krankenhaus.“. „Was? Was ist mit ihm, ist er verletzt?“. „Komm einfach mit, ich bringe dich zu ihm. Professor Birk ist übrigens auch hier.“, erzählte ihre Mutter. „Der Professor? Und was ist mit Max?“, Maikes Besorgnis steigerte sich in immer mehr Fragen, auf die sie sich eine Antwort ersehnte. „Dein Bruder ist nicht mehr hier. Aber wir werden dir alles erzählen. Komm, dein Vater wird sich auch freuen, dich wohlauf zu sehen.“, Maikes Mutter lächelte wieder leicht, auch wenn sie ihren Schmerz nicht dahinter verstecken konnte, „Natürlich darfst du auch mitkommen.“, nun blickte sie Drew freundlich an, „Es freut mich auch, dich wieder zu sehen. Außerdem scheinst du ja gut auf unsere Maike aufgepasst zu haben.“. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht.“. „Aber nicht doch. Nun lasst uns gehen.“. Maikes Mutter geleitete die beiden zum örtlichen Hospital, welches auf der anderen Seite des Hauptplatzes lag. Sie gingen vorbei an dem Empfang in Richtung der Aufenthaltsräume für die Patienten. Auf dem Weg dorthin trafen sie auch bereits den Professor, der gerade aus der Herrentoilette kam. „Maike!“, rief er sofort begeistert, als er sie neben Caroline sah. „Hallo Professor Birk.“, Maike lächelte den Professor erfreut an. „Was für eine Überraschung und vor allem was für eine Erleichterung. Es ist schön, dich gesund und munter zu sehen.“. „Es freut mich auch sie wohlauf zu sehen. Wir sind nämlich zuvor in Wurzelheim gewesen, wo wir Joshua getroffen haben. Und wir haben Ihr Labor gesehen.“, Maikes Stimme wurde mit jedem Wort leiser und ihr Blick immer trauriger. „Ihr habt Joshua getroffen? Das heißt, ihm ist nichts passiert?!“, fragte der Professor sofort hektisch. „Es geht ihm gut.“, kam es nun von Drew, bevor Maike antworten konnte, „Wir sollen Ihnen ausrichten, dass es auch den Bewohnern von Wurzelheim gut geht und Ihr Assistent Ihr Labor wieder aufbauen will und auf Ihre Rückkehr wartet.“. „Na, das heißt dann wohl, dass es mein Labor wirklich schlimm erwischt hat.“, der Professor seufzte kurz, „Aber ansonsten sind das gute Neuigkeiten. Bin ich froh, das nicht mehr passiert ist.“. Ob dieser Bemerkung schenkte Maike ihm kurz einen perplexen Blick. Der Professor lächelte, er hatte sein fröhliches Gemüt nicht verloren. Er sah immer noch das Positive in den Dingen. Und er hatte Recht. Anstatt über das zerstörte Labor zu trauern und sich von dieser Brutalität einschüchtern zu lassen, hätte sie lieber froh darüber sein sollen, dass wirklich nicht mehr passiert war und niemand verletzt wurde. Seit wann dachte sie nur so negativ? Es waren schreckliche Zeiten, aber sie war schließlich Garys Einladung gefolgt, um etwas dagegen zu unternehmen. Sie musste es einfach schaffen, ihre Furcht zu überwinden, sie musste stark sein. Damit sie alle beschützen konnte, die ihr wichtig waren. Professor Birk und Maikes Mutter schritten weiter voran, während Drew kurz einen Blick zu Maike warf. Er glaubte zu sehen, wie sich ihr Blick plötzlich veränderte. Die Trauer in ihren Augen verschwand langsam und wurde zu Entschlossenheit. Entschlossenheit diesem Schrecken ein Ende zu setzen und sich nicht mehr von den Ereignissen runterziehen zu lassen. Die beiden folgten ihren Vorgängern bis in den Gesellschaftsraum, in dem sich die Kranken und Verletzten aufhielten. Sie lasen in Zeitschriften, schauten Fern oder spielten zusammen Karten oder andere Gesellschaftsspiele, Hauptsache Beschäftigung. Maike sah sich suchend nach ihrem Vater um, doch das war nicht lange notwendig. „Liebling, stell dir vor, Maike ist hier.“, sagte ihre Mutter und gab schließlich die Sicht auf ihren Mann frei, der sich zu ihr umdrehte. Zunächst überrascht ob der Glaubwürdigkeit dieser Aussage, doch dann glücklich lächelnd sah er seine Tochter an. „Maike, du bist es wirklich!“. Seine Freude und Erleichterung war Norman deutlich anzusehen. „Dad.“, Maike fand keine weiteren Worte. Einerseits war sie glücklich auch ihren Vater wieder zu sehen, aber anderseits war sie nicht glücklich darüber, wie sie ihn vorfand. Ihr Vater lächelte zwar, aber sie konnte auch deutlich den Schmerz und das Bedauern darin erkennen, dass sie ihn so sehen musste. Denn Norman saß in einem Rollstuhl und musste nun sogar zu seiner Tochter aufsehen und nicht andersherum. „Schau nicht so traurig.“, sagte er sanft zu ihr, er wusste, was seine Tochter dachte, aber sie sollte deswegen nicht traurig sein. „Es geht dir gut, nicht wahr? Dir ist nichts Schlimmes passiert, oder?“, wollte Maike wissen. „Naja, die Arena ist über meinem Kopf eingestürzt, ohne die Pokémon wäre ich wohl lebendig begraben worden.“, erzählte Norman, „Glücklicherweise war deine Mutter gerade beim Einkaufen gewesen, als sie angegriffen haben. Mich hatte es beinahe in mit in dem Abgrund gerissen. Ich bin abgestürzt und wurde von ein paar Steinen getroffen. Leider hat einer auch mein Steißbein erwischt.“. „Was bedeutet das?“, fragte Maike besorgt und verwirrt. „Deine Mutter konnte mich mit Hilfe der Pokémon aus den Trümmern ziehen und sie haben es geschafft, mich her zu bringen, weil nach uns gesucht wurde. Leider konnten die Ärzte mir nicht mehr vollends helfen, denn meine Beine werde ich nie mehr bewegen können.“, man sah ihm an, dass es schmerzte, diese Tatsache auszusprechen. Auch Professor Birk und Maikes Mutter musste diese Mitteilung getroffen haben, auch sie blickten traurig zu Boden. „Das kann nicht wahr sein.“, schniefte Maike, denn erneut kamen Tränen in ihr auf. „Sag, dass das nicht wahr ist!“, rief Maike und stürzte auf die Knie. Ihr Vater rollte an sie heran und legte seine Hand an ihre Wange. „Nicht weinen.“. Doch Maike konnte nicht aufhören. Sie legte ihren Kopf in seinen Schoß und weinte einfach weiter. Behütend legte Norman seine Hände auf ihren Kopf und ihre Schulter und ließ sie ihre Trauer zeigen. Maike konnte es einfach nicht glauben. Beinahe hätten sie ihren Vater getötet und jetzt würde er nie wieder laufen können. Wäre sie doch nur da gewesen, als es passierte, sie hätte es vielleicht verhindern können. „Es tut mir so Leid.“, schluchzte sie, „Es tut mir Leid, dass ich nicht da war.“. „Aber Schatz, das muss dir nicht Leid tun. Wir sind so froh, dass dir wenigstens nichts passiert ist.“, meinte nun ihre Mutter und kniete neben ihr nieder. „Mum.“, Maike hob ihren Kopf und rieb sich die Tränen aus dem Gesicht, „Wo ist Max?“. Die Familie war schließlich nicht komplett. Maike musste wissen, was mit ihrem Bruder war. „Dein Bruder ist nach Metarost City gegangen.“, erklärte ihr Vater. „Nach Metarost City? Will er etwa zu Felicia?“, schluchzte Maike noch ein letztes Mal, bevor sie alarmiert aufstand und ihren Vater ernst anblickte. „Genau. Felicia hat einen Notruf an alle Arenaleiter los geschickt, die von Wibkes Vogel-Pokémon überbracht wurden. Die Metarost-Arena wurde wohl als Erstes angegriffen, Felicia hat sehr schnell reagiert. Ihr Brief erreichte uns leider erst, als wir bereits auf der Flucht waren. Wir waren wohl nach ihr an der Reihe gewesen.“. „Aber warum ist dann Max zu ihr unterwegs?“. „Max ist los gezogen… an meiner Stelle.“, meinte Norman und schien selbst nicht allzu glücklich darüber zu sein. „Weißt du Maike, Max und ich haben eure Eltern auf dem Weg hierher getroffen. Als Norman uns von Felicias Sammelruf erzählt hat, war Max sofort Feuer und Flamme gewesen, er wollte unbedingt dabei sein, wenn Felicia ihre Gegenoffensive startet.“, kam es von Professor Birk. „Oh nein.“. „Wie hätten wir ihn aufhalten sollen. Er ist mittlerweile schließlich auch ein Trainer, er weiß was er tut. Wir hätten Felicia ja selbst unterstützt.“, meinte Maikes Mutter. „Verdammt.“, schrie Maike vor Wut. Jetzt hieß es nicht nur Felicia aufzuhalten, sondern auch ihren Bruder zu retten. Wie gerne wäre sie einfach hinaus gerannt und ihrem Bruder nach, bis sie ihn gefunden hätte. Aber draußen wurde es bereits dunkel, es würde alles nichts bringen. „Maike.“, besorgt blickte Caroline ihre Tochter an. „Mum, Dad, Professor. Ich werde Morgen ebenfalls nach Metarost City gehen.“. „Das dachte ich mir fast.“, meinte ihr Vater. „Aber ich gehe nicht, um Felicia in ihrem Plan zu unterstützen, sondern um sie aufzuhalten.“, Maike biss sich auf die Unterlippe, das musste jetzt sehr merkwürdig klingen. Tatsächlich erntete Maike überraschte Blicke der Angesprochenen. „Wieso willst du sie aufhalten? Immerhin will sie ihre Stadt von Team Magma befreien.“, meinte der Professor verwirrt. „Ich weiß, aber mit der Pokémon-Armee, die sie aufbauen will, wird sie keine Chance haben. Es würde nur unnötige Opfer geben.“. „Aber…“. „Nein Mum. Wir wissen was sie vorhat und Drew und ich sind hergekommen, um sie daran zu hindern. Es muss einen anderen Weg geben, ein offener Kampf bringt keinem etwas.“. „Du wirst langsam erwachsen.“, Norman lächelte seine Tochter sanft an. „Morgen früh brechen wir auf. Ich bin froh, euch vorher gefunden zu haben.“, meinte Maike und verbeugte sich tief vor ihren Eltern und dem Professor. Plötzlich drehte sie sich um und rannte einfach aus dem Zimmer. „Unsere Maike…“, bedrückt blickte Caroline ihr nach, doch sie wusste, dass sie auch ihre Tochter nicht aufhalten könnte. „Junger Mann, dürfte ich dich um einen Gefallen bitten?“, wandte sich Norman nun an Drew. „Nicht nötig.“, entgegnete er und schritt bereits ebenfalls Richtung Tür, „Ich werde sie auch ohne Ihre Bitte beschützen.“, damit verließ er den Raum. Maikes Eltern und der Professor konnten den beiden Koordinatoren nur noch hoffnungsvoll hinterher blicken. Mochte die Zukunft sich zum Besseren wenden. Maike rannte quer über den Platz, bis sie schließlich kurz vor der Jugendherberge Halt machte. Sie wollte nicht länger in der Nähe ihrer Eltern bleiben, am Ende würde sie es sich noch anders überlegen und hier bleiben wollen. Aber sie musste nach Metarost City, sie musste Felicia aufhalten und sie musste ihren Bruder finden. Sie war entschlossen, dieses Ziel zu erreichen. Außerdem wollte sie Gary und die anderen nicht enttäuschen und vor allem wollte sie sich selbst nicht enttäuschen. Es war an der Zeit stark zu sein, denn das war der Weg, für den sie sich entschieden hatte. Doch wenn sie an Morgen dachte, was sie erwarten würde, welche Verantwortung sie sich aufgeladen hatte. Wenn sie an ihren verletzten Vater dachte und ihren Bruder Max, der so entschlossen los gezogen war. Es erschien ihr eine so große und schwere Bürde zu sein, zu groß und zu schwer für ihre Schultern. Aber sie würde es sich nie verzeihen, wenn auch noch ihrem Bruder etwas passieren würde. „Max.“, flüsterte sie in die Nacht hinein. Maike bemerkte, wie Tropfen auf den Boden fielen. Es waren ihre eigenen Tränen, die von ihrem Kinn hinunter tropften. Sie wollte nicht mehr weinen, aber es ging nicht anders. „Maike.“, ihre Tränen wurden von einer roten Rose aufgefangen. Sie hob ihren Kopf und blickte in das lächelnde Gesicht von Drew. „Für wen soll diese Rose denn diesmal sein, ich wüsste nicht, dass sie hier jemand verdient hätte.“, schluchzte sie. „Die ist für eine entschlossene junge Frau, die große Ziele hat.“. „Wo siehst du diese Frau?“, mit verweintem Gesicht blickte sie ihn fragend an. Wie konnte er das so einfach sagen? „Sie steckt unter diesen Tränen. Wenn sie getrocknet sind, wirst du sie auch wieder sehen können.“. „Darf ich denn heute Nacht noch weinen? Nur noch heute Nacht.“. Drew beantwortete ihr diese Frage, in dem er sie erneut in den Arm nahm. Doch dieses Mal war die Umarmung zärtlicher als in Blütenburg. Er wollte sie trösten, sie beschützen. Sie durfte weinen, noch heute Nacht. Denn er wusste, dass dann die Maike zum Vorschein käme, mit der er Felicia aufhalten würde. So standen sie noch auf dem Platz, bis Maikes Tränen getrocknet waren und sie sich endlich in der Jugendherberge einquartieren konnten. Am nächsten Morgen… „Bereit?“, fragte Drew Maike mit ernstem Blick, als sie nach einer mehr oder weniger ruhigen Nacht und einem kleinen Frühstück vor der Jugendherberge standen. „Lass uns keine Zeit verschwenden.“, gab sie entschlossen zurück. Schließlich machten sie sich auf den Weg. Maike warf noch einen letzten Blick zu dem Krankenhaus, in dem sich ihre Eltern befanden. Wenn alles vorbei wäre, würde sie wieder kommen und ihre Eltern abholen, damit sie sich gemeinsam ein neues Zuhause aufbauen könnten. Derweil legte Drew die Rose, die er Maike gestern geschenkt hatte, zurück in das Rosenbeet, aus dem er sie gepflückt hatte. Für einen kurzen Moment betrachtete er die roten Blütenblätter, die in der Morgensonne leuchteten. So friedlich wie hier sollte es bald wieder überall sein. Dafür würden sie losziehen. Ohne Rast marschierten sie bis zur Stadtgrenze von Metarost City durch. Weiter brauchten sie kaum zu gehen. „Vielleicht sind wir schon zu spät gekommen.“, knirschte Drew. Maike schluckte nur ob des Anblicks, der sich vor ihnen erstreckte. In der Luft lagen große Rauchschwaden, Großteile der Stadt lagen in Trümmern und selbst der Berg hinter der Stadt war kaum noch zu sehen. Er war… weg. Offenbar hatte Team Magma Felicia gefunden oder sie hatte ihre Gegenoffensive sogar bereits gestartet gehabt. ~~~ Preview Chapter 12: Prof. Eibe erzählt der Gruppe von Team Galaktiks Plänen, so dass Gary und Green nun ihr nächstes Ziel vor Augen haben. Maike und Drew begegnen derweil Überlebenden in Metarost City und erfahren ebenfalls schreckliche Nachrichten, doch auch ihr nächstes Ziel steht fest. Zu Lesen in Kapitel 12 'Das Desaster von Metarost City', upload-Termin ist der 29.11.08 See you soon^-^ Kapitel 12: Das Desaster von Metarost City ------------------------------------------ Kanto, nordöstlich von Azuria City, Bills Haus, bei Einbruch der Dunkelheit „Hilfe! Tracey, so tu doch was?!“, kreischte Daisy, als sie gerade zusammen mit ihren Schwestern aus dem Haus gezerrt wurde. „Lasst uns sofort los.“, rief Tracey, aber natürlich interessierte das die Team Rüpel nicht, die das Haus überfielen. „Haltet einfach die Klappe und macht keine Mätzchen.“, wurde Tracey angeschnauzt und ebenfalls nach draußen gezerrt. Er hatte keine Chance sich zu wehren, da sich seine Pokébälle auch noch in Bills Haus befanden. Zusammen mit den Azuria Schwestern wurde er unsanft in den hinteren Teil einen Jeeps verfrachtet. Doch ein paar Rocket Rüpel befanden sich immer noch im Haus, zusammen mit Bill. „Du willst uns also sicher nicht beitreten?“, fragte der Handlager von Team Rocket nun schon zum dritten Mal. „Zum letzten Mal: für euch werde ich niemals arbeiten.“, gab Bill entschieden zurück. Er stand gedrängt vor seinem Bücherregal, ein Rocket Rüpel hielt seine Waffe auf ihn gerichtet, während sich ein anderer daneben an Bills Computer zu schaffen machte. „So, der Virus ist drauf, wir können verschwinden.“, meldete sich dieser kurze Zeit später. „Gut. Seid ihr auch fertig?“, rief der Rüpel mit der Waffe. „Alles erledigt.“, zwei weitere Team Rocket Handlanger kamen aus einem der anderen Räume. „Dann lasst uns verschwinden.“. Die drei Rüpel liefen aus dem Haus, während der Letzte seine Waffe so lange auf Bill gerichtet hielt, bis er selbst die Haustür erreichte und diese schließlich hinter sich abschloss. Erst jetzt konnte sich Bill wieder rühren. Sofort sprang er auf seinen Schreibtischstuhl, um den Schaden zu überprüfen, den diese verfluchten Kerle vermutlich angerichtet hatten. „Mist, der Virus ist schon zu weit vorgedrungen, ich kann ihn nicht mehr unter Quarantäne setzen. Ich muss schnell alle wichtigen Daten runterziehen, ich darf das Kommunikationsprogramm nicht verlieren.“, wild tippte Bill auf seiner Tastatur herum, als er plötzlich das rote Lämpchen in der Bildschirmecke bemerkte, welches scheinbar schon die ganze Zeit wild an und aus leuchtete. „Scheiße!“. Die vier Rocket Rüpel stiegen ebenfalls in den Jeep ein und der Motor wurde gestartet. „Was habt ihr mit Bill gemacht?“, rief Tracey ihnen zu. „Um den brauchst du dir nicht lange mehr Gedanken zu machen.“, bekam er nur als Antwort. Besorgt blickte er zurück zum Haus. Gerade als der Wagen losfuhr, gab es plötzlich einen lauten Knall und das gesamte Haus brach in Flammen aus. „BILL?!“, rief Tracey verzweifelt aus voller Kehle, aber von dem Pokémon-Experten war nichts zu hören oder zu sehen. Die drei Schwestern kauerten nur verschreckt aneinander und konnten nicht hinsehen. Tracey starrte fassungslos in das Feuer, doch schon bald war das Haus nicht mehr zu sehen. ~*~ Reunion – Das Desaster von Metarost City Oder: Nicht die Hoffnung verlieren ~*~ Sinnoh, Sandgemme, Prof. Eibes Labor, mitten in der Nacht Gary öffnete schwerfällig seine Augen. Er lag in einem Bett und konnte den Blick aus dem Fenster in einen klaren Sternenhimmel richten. Wo war er und wie war er her gekommen? Er erinnerte sich daran, dass er in Herzhofen umgekippt war, er hatte einfach keine Kraft mehr gehabt. „Du bist also endlich aufgewacht.“, hörte er eine bekannte Stimme neben sich sagen. Gary wandte den Blick vom Fenster ab und schaute in den Raum hinein. Neben seinem Bett saß Green auf einem Stuhl und gähnte herzhaft. Sie war doch tatsächlich eingenickt, doch das zur Seite rutschen ihres Kopfes hatte sie wieder aufgeweckt. Aber wenigstens bekam sie so mit, dass Gary nach einigen Stunden der Bewusstlosigkeit wieder unter ihnen weilte. „Green, wo sind wir hier?“, fragte Gary noch mit schwacher Stimme. „Wir sind in Zweiblattdorf im Labor von Prof. Eibe.“, erklärte sie ihm, bevor sie ein freches Grinsen aufsetzte, „Wir sind mit einem Helikopter von Team Galaktik her geflogen, dieser ernste Typ - wie hieß er noch gleich - Paul, hat doch tatsächlich einen Pilotenschein, hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Allerdings durfte er auch Hand dabei anlegen, dich hin und her zu tragen.“, sie musste kurz bei der Erinnerung daran kichern, dass hatte ihm überhaupt nicht gepasst, aber man sollte Damen ja keine schwere Arbeit verrichten lassen. „Die anderen beiden Mädels sind auch mitgekommen, allerdings schlafen alle logischerweise zu dieser Stunde.“. „Wie spät ist es denn?“. „Keine Ahnung.“, Green sah sich ihm Raum nach einer Uhr um, fand jedoch keine, „Aber wir haben bestimmt schon nach Mitternacht. Du warst ganz schön lange weg.“. „Und du hast die ganze Zeit neben meinem Bett gesessen?“, Gary blickte Green fragend an. „Wo hätte ich sonst hin gesollt?“, entgegnete sie ein wenig verlegen, doch sie wandte ihren Blick nicht von ihm ab. Denn es stimmte, wo sollte sie schon hin, sie hatte kein zu Hause, sie hatte keine Familie und sie hatte keine Freunde. Nur in seiner Nähe brauchte sie nicht einsam zu sein. „Also vertraust du mir endlich?“, Gary stützte sich auf die Ellenbogen und sah sie eindringlich an. „Sag mir lieber, warum du mir sofort vertraut hast. Dazu hattest du überhaupt keinen Grund. Ich bin einfach bei euch aufgetaucht, ihr wisst nichts über mich. Aber das war schon mein Leben lang so. Wenn ich nichts von mir erzähle, dann misstraut man mir, doch wenn ihr meine Vergangenheit kennen würdet, dann würdet ihr mir sicherlich auch nicht vertrauen.“, Green blickte kurz auf ihren Schoß, bevor sie wieder Gary fragend fixierte, „Warum vertraust du mir also? Nur, weil mir Prof. Eich einen Pokédex anvertraut hat?“. „Nein.“, Garys Blick ließ sie kurz erstarren, „Ich wusste, dass ich dir vertrauen kann, in dem Moment, in dem ich dich gesehen habe.“. „Aber wie…“. „Ich weiß nicht, wieso das so ist, aber mein Gefühl sagt mir, dass ich dir vertrauen kann und dass du zu Großem fähig bist. Deine Vergangenheit braucht mich doch nicht zu interessieren. Du bist meiner Einladung gefolgt und willst mich in meinem Vorhaben unterstützen, das ist, was zählt. Außerdem…“, Gary hielt kurz inne und ließ einen Moment verstreichen, „konnte ich in deinen Augen die gleiche Trauer über die Zerstörung Alabastias sehen, wie ich sie auch empfinde.“. Green war sprachlos, mit so einer Antwort hatte sie nie und nimmer gerechnet. Ohne dass sie es wollte, wurden ihren Augen leicht feucht. Noch nie war sie so jemandem wie Gary begegnet und sie war froh darüber, sich für diesen Weg entschieden zu haben, der sie zu ihm geführt hatte. Doch so viel Vertrauen hatte sie gar nicht verdient. Gary betrachtete Green, die ihren Blick wieder von ihm abgewandt hatte. Er streckte seinen Arm aus und berührte sanft ihre Wange mit seiner Hand. Überrascht sah sie wieder zu ihm auf. Warum nur lächelte er sie so vertraut an? Doch es war schön, nicht mehr so einsam zu sein. So wie er lehnte auch sie sich nach vorne, bis sich kurz ihre Lippen gegenseitig berührten. Beide hatten jemand Besonderen gefunden, dem sie vertrauen wollten, das war in diesen Zeiten viel wert. „Bleibst du auch weiter bei mir?“, flüsterte er ihr zu. „Ja.“, antwortete sie entschlossen und lächelnd legte sich Gary wieder zurück. Erschöpft aber zufrieden schloss er seine Augen und schlief schnell wieder ein. Green musste leicht grinsen, Gary sah süß aus, wenn er schlief. Sie setzte sich neben das Bett auf den Boden und legte ihren Kopf auf der Matratze ab. So schlief auch sie schnell ein. Sie würde bei ihm bleiben, heute Nacht und während seiner großen Reise. Am nächsten Morgen trafen Gary und Green dann die anderen in der Küche, wo bereits alles fürs Frühstück hergerichtet wurde. „Guten Morgen ihr zwei.“, wurden sie als Erstes von Lucia begrüßt, die gerade dabei war, Teller für alle aufzulegen. „Morgen.“, kam es von Gary und Green gleichzeitig. „Wie fühlst du dich?“, wollte Zoey dann von Gary wissen. „Ich fühle mich schon viel besser, danke.“. „Das freut mich zu hören.“, erklang plötzlich die Stimme von Prof. Eibe, der nun ebenfalls die Küche betreten hatte. „Guten Morgen Professor. Wenn Sie mir die Frage erlauben, wurde Ihr Labor nicht angegriffen? Ich dachte, dass alle nennenswerten Professoren in Gefahr seien?“, diese Tatsache hatte ihn seit dem Aufstehen beschäftigt. „Ich werde es dir erklären, aber lasst uns erst einmal frühstücken, danach haben wir ohnehin viel zu besprechen.“. „Paul, kommst du auch?“, rief Lucia ins Wohnzimmer rüber, wo Paul die ganze Zeit über auf der Couch gelegen hatte. Eigentlich hatte er keine Lust, mit der Gruppe zu frühstücken, aber ihn interessierte das, was der Professor ihnen erzählen würde. So setzten sich alle an den runden Esstisch und es wurde fleißig zu Brot und Brötchen gegriffen. Zoey, Lucia und Paul hatten in den letzten Tagen auf so ein Essen immerhin verzichten müssen, aber auch Green ließ sich die Gelegenheit eines spendierten Essens nicht entgehen. Gary beschwerte sich auch nicht, denn er musste immerhin wieder zu Kräften kommen. „Sag mal Green.“, schob Zoey irgendwann ein, „Wie hast du es nun eigentlich geschafft, die ganzen Trainer in Herzhofen zu befreien?“. „Genau, warum sagst du es uns nicht endlich?!“, wurde sie von Lucia unterstützt, „Mich würde überhaupt interessieren, wie du das alles gemacht hast. Wir haben nämlich gesehen, wie du dich einfach ergeben und dich hast reinführen lassen.“. Gary horchte interessiert auf, das hatte er vollkommen vergessen. Diese Frage hatte er ihr bereits gestern stellen wollen, aber Cynthia war ihm dazwischen gekommen und dann war er schließlich aus den Latschen gekippt. Green kicherte erst einmal nur. Legte aber ihre angefangene Hälfte Marmeladenbrötchen zurück auf ihren Teller und blickte in die Runde. „Ich habe nur gewartet, bis Gary endlich aufwacht, damit ich es nicht zweimal erzählen muss.“, meinte sie und warf Gary einen kurzen Blick zu, „Das ist doch total simpel. So kam ich am einfachsten rein. Was glaubt ihr wohl, wieso ich alle meine Pokémon bis auf Ditto zurückgelassen habe. Ich hab mich von dem Typen zur Wettbewerbshalle führen lassen, wo sich um die Pokémon gekümmert wurde. Dann brauchte ich ihn nicht mehr und hab ihn mit Schlafgas ausgeknockt. Von ihm hab ich auch den Mini-Laptop geklaut. Das Gerät war ganz nützlich, damit konnte ich einige Passwörter knacken und kannte den Wachplan, ich wusste also, in welchem Trainerareal ich zuerst am besten auflaufen könnte. Naja, dann habe ich halt die Pokémon frei gelassen und so schnell konnten die gar nicht gucken, wie sie K.O. gingen. Als alle Trainer frei waren, war es ein Kinderspiel, vor allem da ihr so nett wart und ihre Aufmerksamkeit auf euch gezogen habt.“, grinste sie. Zoey und Lucia schauten sie entgeistert an. Sie erzählte das so, als wäre es das Einfachste von der Welt gewesen. „Sehr beeindruckend junge Dame. Du wirst es sicherlich noch weit bringen.“, meinte der Professor anerkennend. Aber auch Gary fehlten die Worte. Das hatte sie ganz alleine geschafft und er hatte nicht einmal einen Plan gehabt, wo er hätte anfangen sollen. „Es ist auf jeden Fall erfreulich, dass die Trainer aus Herzhofen wieder frei sind und ich bin mir sicher, dass sie gemeinsam mit Cynthia auch die anderen gefangenen Trainer befreien werden.“, meinte der Professor und nahm einen Schluck aus seiner Tasse Tee. „Professor, würden Sie uns endlich verraten, was Team Galaktik noch vorhat? Die Trainerlager waren sicherlich nur ein kleiner Teil ihres Plans.“, mischte sich nun Paul ein. „Das ist richtig. Das diente nur dazu, damit keine Trainer auf die Idee kommen, ihre Pläne zu behindern. Ihr eigentliches Ziel ist, die Icognito zu versammeln und irgendeine uralte, geheime Macht wieder zu erwecken und für ihre Zwecke zu nutzen. Neben Waffenexperimenten sollte ich für sie die Icognito ausfindig machen.“, erklärte Professor Eibe. „Sie haben sich freiwillig in ihre Dienste gestellt, nicht wahr?“, kam es nun mit ernster Miene von Gary. Der Professor leerte zunächst seine Tasse, bevor er antwortete. „Zu meiner Schande muss ich sagen ja. Aber wenn ich an Alabastia denke, dann hatte ich es nicht fertig gebracht, das gleiche Risiko auch für Sandgemme zu verantworten. Ich weiß, dass es feige war und es ist unverzeihlich, dass ich diese Organisation unterstützt habe, aber ich habe dabei an das Wohl der Menschen in diesem Dorf gedacht. Und ich bewundere deinen Großvater dafür, dass er sich eisern geweigert hat und seinen Prinzipien treu geblieben ist.“, erklärte Eibe, „Weißt du, was aus ihm geworden ist nach der Zerstörung Alabastias?“. Gary hatte erwartet, dass er irgendwann danach fragen würde. Weiter blickte er den Professor mit ernster Miene an. „Mein Großvater ist tot, er hat den Anschlag nicht überlebt.“. Der Schock war deutlich in den Gesichtern seiner Zuhörer zu erkennen, nur Green blickte betrübt zu Gary. Jedes Mal wurde er danach gefragt. Wie oft würde er diese schreckliche und schmerzhafte Wahrheit wohl noch aussprechen müssen? „Das ist mehr als bedauerlich.“, meinte Prof. Eibe mit trauriger Miene, „Das hätte ich niemals für möglich gehalten.“. Ansonsten konnte keiner etwas dazu sagen. Lucias Hände zitterten sogar, als sie ihre Tasse umgriff. Sie hatte zwar von dem Anschlag auf Alabastia gehört, wie wohl jeder, aber dass es wirklich so schlimm war, hatte sie nicht glauben können. Doch Team Rocket hatte gewusst, wo sie am besten zuschlagen, um ihre Rückkehr bekannt zu geben. „Wie dem auch sei, jetzt gilt es, Team Galaktik aufzuhalten.“, ergriff Gary wieder das Wort, „Vielleicht funktionieren ja unsere Kommunikationssysteme auch wieder.“, überlegte er, doch mit einem Knopfdruck auf seinen PokéCom musste er feststellen, dass dem nicht so war. „Die Systemstörung hat ihren Ursprung in Jubelstadt, dort kontrollieren sie den Radiosender und die Pokétch-Firma.“, klärte der Professor auf. „Na großartig.“, murrte Gary, „Ich wüsste gerne, wie es den anderen so geht und wie weit sie bereits gekommen sind.“. „Wolltet ihr euch zu einer bestimmten Zeit wieder mit Ash und den anderen treffen?“, fragte Lucia nach. „Das nicht, aber wir haben nicht damit gerechnet, noch länger hier zu bleiben. Außerdem wüsste ich überhaupt gerne, ob es ihnen auch gut geht.“. „Also ist Jubelstadt unser Ziel oder was genau haben sie vor Professor?“, brachte sich Zoey ein. „Dort halten sie die Icognito mit einer Kraftfeldmaschine gefangen. Wir müssen sie unbedingt zerstören.“, erwiderte der Professor. „Wann kann es los gehen?“, wollte Gary wissen. „Sobald ich den Computer-Virus auf den Mini-Laptop überspielt habe. Dann müssen wir einfach nur dort an den Hauptrechner und können mit einem Schlag alle Systeme lahm legen und neu konfigurieren.“. „Hervorragend.“. Gary wollte diese Sache so schnell wie möglich erledigen und zu den anderen stoßen. Aber es war schon beunruhigend, was diese Organisationen so vorhatten. Team Galaktik wollte sicherlich die beiden alten Pokémon wieder erwecken, denen man nachsagte, sie hätten die Welt erschaffen. Ob Team Rocket, Magma und Aqua auch hinter legendären Pokémon her waren? Hoenn, Metarost City Drew und Maike rannten durch die verlassenen Straßen von Metarost City. Kein Mensch schien mehr hier zu sein oder sie hatten sich in ihren Häusern versteckt. Zielstrebig lief Maike in Richtung des zerstörten Teils der Stadt. Sie war nicht mehr zu halten gewesen, als sie die Stadt erblickt hatte. Nur ein Gedanke trieb sie an: sie musste ihren Bruder finden! Max durfte nichts passiert sein. Drew versuchte gar nicht erst, sie aufzuhalten, aber warum sollte er auch. Er würde auch nur zu gerne wissen, was hier eigentlich passiert war und dass hoffentlich niemand verletzt worden war. Doch so wirklich glaubte Drew nicht daran. Team Aqua und Team Magma zerstörten nicht einfach wahllos Städte, das hatten sie zuvor auch nicht getan. Sicher hatten sie sich einen Kampf mit Felicia geliefert, aber wer hatte wohl ‚gewonnen’? Eines war ganz klar, die Einwohner dieser Stadt waren es sicherlich nicht. Doch wie war es nur zu so einer Verwüstung gekommen? Hatte Team Magma etwa so starke Erdbebenmaschinen, dass sie ganze Städte damit begraben könnten? Doch im Moment interessierte sie nur eines und zwar ob noch jemand am Leben war. Es ging nicht nur um Max, was war mit Felicia und Solidad und Troy waren sicherlich auch hier gewesen. Drew wollte sich nichts Näheres ausmalen. Er und Maike liefen vorbei an der verschwundenen Arena, die genauso in der Erde versunken war, wie die von Blütenburg City. Schließlich erreichten sie das eingestürzte Gebäude der Devon Corporation, vor dem Maike atemlos Halt machte. „Max!“, schrie sie nach kurzer Atempause über die Trümmer hinweg. Stille. Niemand antwortete ihr. Noch einmal holte sie tief Luft und schrie seinen Namen durch die Stadt. Verzweifelt blickte sie sich um. Vor ihr erstreckte sich nur ein großes Trümmerfeld, denn es lag nicht nur die Devon-Firma in Schutt und Asche. Ab hier lag im ganzen Rest der Stadt kein Stein mehr auf dem anderen. „Das kann nicht sein.“, keuchte Maike zu sich selbst und kletterte schließlich über die Trümmer weiter in die Stadt hinein. „Maike, warte!“, rief Drew ihr nach, doch sie hörte nicht. So hatte er keine andere Wahl, als ihr einfach zu folgen. „Max! So antworte doch!“, rief Maike weiter und sah sich unaufhörlich um, doch hier gab es kein Lebenszeichen. Ob er vielleicht geflohen war? Vielleicht war er längst nicht mehr hier. „Felicia!“, hörte sie plötzlich Drew an anderer Stelle rufen. „Solidad! Troy!“. In diesem Moment hätte Maike sich ohrfeigen können. Sie war so versessen darauf, Max zu finden, dass sie ihre Freunde ganz vergessen hatte. Der Gedanke, dass ihre Mission gescheitert war, hatte sie alles vergessen lassen. Doch wie Drew sollte sie auch nach Felicia und anderen suchen, vielleicht wären hier auch noch andere Trainer verschüttet und brauchten ihre Hilfe. „Hallo, ist hier noch jemand?“, rief Maike und lauschte. Drew warf ihr kurz einen Blick zu und musste leicht lächeln, bevor er sich wieder abwandte und sich selbst weiter auf die Suche machte. Sie hatten sich schon ein ganzes Stück von einander entfernt, aber bis jetzt noch niemanden gefunden. Hier war einfach alles wie ausgestorben. „Hilfe…“, auf einmal vernahm Drew eine Stimme, die nicht mehr war wie ein schwaches Flüstern. „Wo sind Sie?“, fragte er, weil er die Position des Hilferufes nicht ausmachen konnte. „… Brunnen…“, hörte Drew erneut das Flüstern. Behutsam schritt er über die Trümmer, bedacht darauf, die Hilfe suchende Person nicht zu gefährden, denn vielleicht war sie ja verschüttet. Er musste nach einem Brunnen Ausschau halten, wie er vermutete, doch das war alles andere als einfach. „Halten Sie durch.“, rief er, um zu zeigen, dass er noch suchte. „Ich bin… hier.“, das Flüstern wurde lauter, er schien sich zu nähern. Drew stand auf einem Trümmerhaufen, von dem er nun ein paar Meter nach unten auf einen Platz blicken konnte. Dort entdeckte er die Überreste eines Brunnens und einen Moment später die Person, die nach Hilfe lechzte. Drew erkannte sie sofort. „Maike, ich habe Wibke gefunden!“, rief er ihr zu. Maike wandte sich zu ihm um und versuchte sich nun durch die Trümmer zu ihm durch zu arbeiten. Vielleicht würden sie dort auch noch andere finden. Während Maike auf dem Weg war, kletterte Drew zu Wibke hinunter, die blutend unter einer Steinsäule lag, die vermutlich einmal in der Mitte des Springbrunnens gestanden hatte. „Das haben wir gleich. Libeldra, ich brauche dich.“, Drew ließ sein Pokémon frei, „Wir müssen sie befreien.“. Das Pokémon machte sich daran, die Säule zur Seite zu heben, während Drew sich zu Wibke kniete und darauf achtete, dass bei ihr alles in Ordnung war. Libeldra schaffte es, die Steinsäule vorsichtig neben den beiden wieder nieder zu legen und wurde dankend zurück gerufen. „Nicht bewegen.“, riet er Wibke, die sich regte und versuchen wollte, sich aufzusetzen. Doch sie stöhnte unter Schmerzen, was Drew nicht wunderte, denn sie blutete an der Stirn, an den Armen und schien eine schwere Prellung an der Hüfte zu haben. „Ich danke dir.“, flüsterte sie ihm zu und sah ihn dankend an. „Könnten noch andere hier sein?“, Drew ging nicht darauf ein, er wollte lieber wissen, ob Wibke während des Anschlags nicht alleine war. „Vielleicht. Ich weiß nicht… alle mussten fliehen.“, gab sie mit schwacher Stimme zurück. „Drew!“, Maike war endlich zu ihnen gestoßen und kletterte gerade den Trümmerberg hinunter. „Maike, wir müssen weiter suchen, es ist gut möglich, dass noch andere verschüttet wurden.“. Immerhin hatten sie schon mal ein Lebenszeichen gefunden. „Wie geht es ihr?“, fragte Maike jedoch zuvor. „Sie scheint mir nicht lebensgefährlich verletzt zu sein, aber sie muss in ein Krankenhaus.“, erklärte er Maike, bevor er sich Wibke zuwandte, „Wir suchen noch nach weiteren Verschütteten, aber wir kommen wieder.“. Wibke erwiderte ein schwaches Nicken. Drew tat es Leid, dass sie im Moment nicht mehr tun konnten, aber sie hatten keine Möglichkeit, sie in irgendeiner Weise zu verarzten, womit denn auch. Sie hatten nur ein wenig Pokémon-Medizin dabei. Drew erhob sich bereits wieder, als Wibke versuchte, ihre Hand zu heben. „Was ist?“, ihm war ihre Bewegung nicht entgangen und kniete sich erneut zu ihr runter, um sie besser zu verstehen. „Meine Pokémon. Sie können euch helfen.“. Wibke erreichte einen ihrer Pokébälle und reichte ihn Drew. Dieser verstand worauf sie hinaus wollte. Wibke war Meisterin für Flug-Pokémon, ihre Pokémon könnten bei der Suche sehr nützlich sein. Dankend nahm er den Pokéball an sich und ließ das Pokémon frei. Kurz darauf erschien ein Panzaeron neben ihm. „Würdest du uns bei der Suche nach weiteren Verschütteten helfen?“, fragte Drew das Pokémon der Arenaleiterin. Es blickte zu seiner verletzten Trainerin und erkannte an ihrem Blick, dass sie es auch so wollte. „Panzaeron.“, das Pokémon hob seine Flügel und stieg empor in die Luft, bevor es sich auf seinen Rundflug machte. „Wir sollten keine Zeit verlieren.“, meinte er zu Maike, die ihm entschlossen zunickte. So machten sie sich weiter auf die Suche. Aber ihre Rufe blieben unbeantwortet, jedoch schien Panzaeron etwas entdeckt zu haben, denn es machte auf sich aufmerksam und kreiste nur über einer bestimmten Stelle. „Ist da jemand?“, hörten sie irgendwann jemanden rufen, als sie der Stelle näher kamen. „Oh mein Gott, das ist Max.“, Maike erkannte sofort die Stimme ihres kleinen Bruders. Sie bahnte sich schnell ihren Weg und konnte es kaum glauben, als sie ihn tatsächlich vor sich sah. „Max!“, rief sie vor Freude und lief die letzten Meter auf ihren Bruder zu. „Maike, bist du das?“. Er hatte seine Brille verloren, deshalb sah er nur eine verschwommene Gestalt neben sich nieder knien. „Ja, ich bin es.“, Maike umarmte ihren Bruder, der am Boden saß und unverletzt zu sein schien, jedoch hatte er eine große Beule am Kopf, die bereits einen interessanten Blauton angenommen hatte. „Maike, ich stecke fest.“. Ob dieser Bemerkung löste sie sich von ihrem Bruder und sah genauer hin. „Mein rechter Arm, es muss ein Stein drauf liegen, ich kann ihn nicht raus ziehen.“. Erst jetzt erkannte sie, dass sein rechter Arm offenbar zwischen den Trümmern fest hing. „Tut es weh?“, fragte sie besorgt. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie seine Hand aussehen könnte, wenn wirklich ein schwerer Stein darauf gefallen war. „Ich spüre meine Hand noch, ich denke, mein Handgelenk ist einfach nur irgendwie eingeklemmt. Im Moment stören mich auch eher meine Kopfschmerzen.“, stöhnte Max. Bis eben musste er wohl bewusstlos gewesen sein, weshalb er nicht schön früher auf ihre Rufe reagieren konnte. „Wir holen dich hier raus.“, meinte Maike zuversichtlich. „Wir?“, Max war sichtlich irritiert. „Ich bin nicht alleine, Drew ist bei mir.“, wenn er Maikes sanftes Lächeln hätte sehen können, hätte er bestimmt eine Bemerkung fallen gelassen. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht.“, gab er stattdessen zu. „Nicht bewegen.“, vernahm er aber im nächsten Moment Drews Stimme zur Bestätigung seiner Anwesenheit. Max merkte, wie Maike sich entfernte. „Was habt ihr vor?“, wollte er wissen. „Einfach nicht bewegen. Absol, Klingensturm.“. Bevor Max widersprechen oder protestieren konnte, hatte der Klingensturm von Drews Absol auch schon die Trümmer getroffen, die seinen Arm festhielten. Absol leistete perfekte Präzisionsarbeit, die Steine waren zerstückelt worden, ohne dass Max etwas abbekommen hatte. Prüfend zog dieser seinen Arm zu sich. Er war wirklich wieder frei. Sein Handgelenk schmerzte zwar und fühlte sich geschwollen an, aber ansonsten ging es ihm gut. „Danke.“, meinte er lobend, während er über sein Handgelenk streifte. „Keine Ursache.“. „Zeig mal dein Handgelenk.“, kam es nun von Maike, die sanft nach seinem Unterarm griff, um sich das Handgelenk anzusehen, „Glaziola.“. Sie rief ihr Eis-Pokémon zu Hilfe, um die Schwellung ein wenig zu kühlen. „Das tut gut.“. „Das hoff ich doch.“, lächelte Maike ihren Bruder an, der unbewusst dessen zurück lächelte. „Kannst du uns sagen, was hier passiert ist?“, kam es nun von Drew. Die schwache Wibke hatte er diese Frage nicht stellen wollen und fast wie erwartet verfinsterte sich Max Gesicht augenblicklich. „Ich kann es euch selbst nicht genau sagen. Ich kam her, um Felicia zu treffen, aber ich habe sie nie gesehen. Ich kam gerade in der Stadt an, als es begonnen hatte. Ich habe versucht zu helfen, aber es hat alles nichts genützt. Ich habe keine Ahnung, wie sie das gemacht haben, ich weiß nur noch, wie die Stadt vor meinen Augen in Trümmern zerfiel.“. „Max…“. Maike wollte ihren Bruder trösten, dem sie deutlich den Ärger über seine Machtlosigkeit ansah, doch plötzlich hörten sie das Krächzen von Wibkes Panzaeron, welches sich zuvor bereits wieder auf die Suche gemacht und offenbar noch jemanden entdeckt hatte. „Ich werde nachsehen.“, meinte Drew und rief sein Absol zurück. Er folgte Panzaerons Lauten, während Maike bei ihrem Bruder blieb und ihn mit einem betrübten Blick bedachte. Wäre sie früher gekommen, hätte sie ihn aufgehalten, her zu kommen, er hätte das nicht miterleben müssen und vielleicht hätte sie auch die Stadt vor diesem Schicksal bewahren können. Warum passierte das alles nur?! Drew bahnte sich einen Weg zu einem eingestürzten Museum, wie er aufgrund der zerbrochenen Statuen und dem Eingang vermutete. Dort angekommen hörte er ein leises Stöhnen. Hier musste wirklich jemand sein. Er stieg ein paar Eingangsstufen hinauf und kletterte auf einen kleinen Vorsprung, um wie Panzaeron ein wenig einen Luftblick zu gewinnen. Er erkannte von seiner Position aus tatsächlich etwas Grünes zwischen den grauen Steinen liegen und es waren sicher keine Pflanzen. Womöglich gehörte die Farbe zu Kleidungsstücken. Sofort machte er sich auf und war sichtlich überrascht, wen er dort auf dem Boden zwischen Statuentrümmern liegend entdeckte. Es war Harley in seinem Noctuska-Outfit, der benommen stöhnte, weil er wohl gerade ebenfalls aus einer Phase der Bewusstlosigkeit erwacht war. „Ich glaub’s ja nicht.“, entglitt es Drew, doch schließlich half er Harley dabei, sich sitzend aufzurichten. „Mein Kopf!“, Harley hielt sich mit einer Hand die Stirn, während er sich mit der anderen vom Boden abstützte. „Ist sonst alles noch dran?“, fragte Drew lässig und erregte damit zum ersten Mal die Aufmerksamkeit des anderen Koordinators. „Drew, bist du es wirklich oder seh ich schon Gespenster?“, mit großen Augen blickte Harley ihn an. „So verrückt bist du doch noch nicht.“, gab Drew zurück, „Kannst du aufstehen?“. Drew erhob sich bereits und bedachte Harley mit einem prüfenden Blick. Dieser stöhnte weiter vor Schmerz, vermutlich sehr übertrieben, raffte sich dennoch ebenfalls auf. „Huh, ist mir schwindelig.“, wieder hielt er sich die Stirn, „Aber ich lebe noch. Ich lebe noch!“. Offenbar realisierte der verrückte Koordinator jetzt erst richtig die Bedeutung seiner eben gesagten Worte. Drew konnte ihm nur einen ernsten Blick schenken. Harley benahm sich zwar wie immer lächerlich, aber wenn selbst er anfing, Hymnen auf das Leben zu singen, womit er leider gerade richtig anfing, war hier wirklich etwas Schreckliches passiert. „Warst du zusammen mit Troy und Solidad?“, unterbrach Drew Harley in seinem Gesang. Der Ernst in seiner Stimme erschreckte Harley beinahe. Doch auch er wurde auf einmal still, denn eigentlich war die Situation alles andere als witzig. „Ja, die beiden waren auch hier.“. „Und wo sind sie jetzt? Sind sie etwa unter den Trümmern hier begraben?“, Drew wollte sich das eigentlich gar nicht erst vorstellen. „Nein.“, gab Harley nur zurück und wandte seinen Blick von Drew ab. „Wo sind sie dann?“. „Team Magma hat sie mitgenommen.“. „Mitgenommen?“, Drew war geschockt. „Und wohin?“. Harley zuckte nur mit den Schultern. Er wusste es offenbar nicht, doch Drew machte diese gleichgültige Haltung wütend. „Mehr fällt dir dazu nicht ein? Was war hier eigentlich los?“, fuhr er ihn an. „Das willst du gar nicht wissen. Sei froh, dass du nicht hier warst, als der Kampf begonnen hatte.“, gab Harley zurück. Immer noch traute er sich nicht, Drew anzusehen. Doch Drew bekam langsam das Gefühl, als hätte Harley… Angst. „Denkst du, dass wir noch jemanden in diesen Trümmern finden?“, fragte er ihn nun, anstatt weiter nachzuhaken. „Noch jemanden? Es hat noch jemand überlebt?“, Harley war so verwundert, dass er Drew voller Überraschung doch anblickte. Dieser nickte nur und deutete ihm an, ihm zu folgen. Da Harley ohnehin nichts Besseres zu tun wusste, lief er dem Koordinator nach. „Sag nicht, Panzaeron hat ihn gefunden?“, stöhnte Maike, als Drew wieder zu ihr und Max gestoßen war. Sie hatte Harley natürlich sofort erkannt, der Drew ein wenig schräg nachstolperte. Sie konnte sich nicht helfen, aber begeistert war sie über diese Rettung nicht sonderlich. Warum gerade er? Egal was sie auch tat, bis jetzt hatte sie sich mit Harley einfach nicht verstanden, sie wusste einfach nicht, was für ein Problem er mit ihr hatte und vielleicht würde sie das auch nie erfahren. Auf seine Gesellschaft konnte sie von daher gut verzichten. „Doch, so sieht es aus.“, erwiderte Drew trocken. „Ich glaub, ich krieg jetzt schon Kopfschmerzen.“, Maike fasste sich mit der Hand an den Kopf. „Ganz ruhig Schwesterchen. Immerhin ist er auf unserer Seite.“, warf Max ein. „Ganz toll.“, seufzte Maike noch ein letztes Mal, bevor Harley die Gruppe endlich ebenfalls erreichte. „Maike, Schatz, du bist auch hier.“, er konnte einfach nicht anders, als seine übliche Masche abzuziehen. „Ja, ich bin auch begeistert, dich wieder zu sehen. Lasst uns nun zu Wibke gehen, wir sollten sie langsam in ein Krankenhaus bringen oder sollen wir noch weiter suchen?“, fragte Maike, hauptsächlich an Drew gewandt. „Ich denke, wir können die Suche abbrechen. Ab hier steht von der Stadt überhaupt nichts mehr, dort können wir nicht suchen, ohne uns selbst in Gefahr zu bringen. Falls das überhaupt jemand überlebt haben kann.“, Drew hatte immer noch eine ernste Miene aufgelegt und ballte seine Hände nun zu Fäusten vor Wut und Enttäuschung. Immer nur konnten sie zusehen, immer nur die Zerstörung begutachten, die diese Organisationen angerichtet hatten. Maike konnte ihn verstehen. Sie warf noch einen letzten betrübten Blick über das Trümmerfeld, bevor sich die vier auf den Weg zurück zu Wibke machten. „Wir sind wieder da.“, kündigte Drew der Arenaleiterin ihre Rückkehr an und kniete wieder zu ihr nieder. Ihr Panzaeron landete ebenfalls neben der Gruppe und wurde kurz darauf von Drew in seinen Pokéball zurück gerufen. „Dein Pokémon hat uns gute Dienste geleistet.“. „Das freut mich.“, entgegnete sie ihm mit leiser Stimme, während sie ihren Pokéball zurück nahm. „Ihr habt also noch jemanden gefunden?“. „Wibke, du hast es tatsächlich geschafft!“, platzte es vor Freude aus Harley heraus, was Wibke ein leichtes Lächeln auf die Lippen legte. „Harley, schön, dass wenigstens du ihnen entkommen konntest.“. „Und ich dachte schon, sie hätten dich wie Felicia…“, Harley verstummte einfach mitten im Satz. „Was ist los?“, Maike war richtig schockiert von Harleys plötzlicher Schweigsamkeit und der bitteren Miene, die sie so noch nie bei ihm gesehen hatte. „Das ist nichts für kleine Mädchen.“, erwiderte Harley ihr nur schnippisch. Maike ignorierte ihn einfach und wandte sich an Wibke, deren ebenfalls Drews Aufmerksamkeit galt. „Kannst du uns bitte sagen, was hier geschehen ist?“, fragte er vorsichtig. Wibke machte erneut Anstalten, sich aufzusetzen, doch dieses Mal bekam sie von Drew Unterstützung, der sie an einen ebenen Stein lehnte, so dass sie die Gruppe anblicken konnte. Sie holte noch einmal tief Luft, bevor sie mit traurigen Augen zu erzählen begann. „Felicia und ich hatten versucht, alle Arenaleiter und mutige Trainer hier zusammen zu rufen, um die Devon-Korporation aus Team Magmas Gewalt zu befreien, damit sie nicht noch mehr Waffen wie diese Erdbeben- und Flutmaschinen entwickeln könnten.“, Wibkes Stimme war leise, doch jedes einzelne Wort war gut zu verstehen und jedes von ihnen trug großes Bedauern in sich, „Doch keiner der anderen Arenaleiter hat es hierher geschafft. Jede Arena wurde zerstört. Flavia wurde in ihrer Arena bei dem Erdbeben begraben, die Zwillinge aus der Moosbach-Arena und Kamillo aus Faustauhaven wurden in ihren eigenen Arena von Team Aqua ertränkt, Walter versteckt sich auf einer abgelegenen Insel in einem abgeschalteten Kraftwerk und der Arenaleiter von Xeneroville…“, Wibke musste inne halten. Erwartungsvoll sahen Maike und Drew sie an, Harley wollte es gar nicht wissen und Max lauschte gespannt ihren Worten. Er hätte nicht gedacht, dass es so schlimm um die Arenaleiter dieser Region stand. Maike schluckte. Xeneroville… „Die Stadt gibt es nicht mehr. Team Aqua hat die ganze Insel geflutet, zusammen mit der Arena und allen Bewohnern, die sich nicht in der angekündigten Frist in Sicherheit bringen konnten. Juan ist mit seiner Arena untergegangen.“, Wibke gingen diese Worte nur schwer über die Lippen. Sie war gerade über Xeneroville angekommen, als die Wellen über die Stadt schlugen und die Stadt mit dem Meer vereinten. Sie hatte nichts mehr tun können. Maike war geschockt. Nicht nur Erdbeben, jetzt waren es auch noch Flutwellen. Sie hatten eine Stadt wirklich einfach so ausradiert, wie konnten sie das nur tun? Was versprachen sie sich davon? „Und was aus dem Arenaleiter von Blütenburg geworden ist, weiß ich nicht, ich habe nur noch die zerstörte Arena gesehen.“. „Er lebt noch.“, kam es wie in Trance von Maike, „Er lebt noch.“. „Wirklich? Habt ihr ihn gesehen?“, fragte Wibke hoffnungsvoll. „Ja, aber ist verletzt und kann sich nicht an dem Kampf gegen Team Aqua und Team Magma beteiligen.“, erklärte Drew, um Maike eine Antwort zu ersparen, „Deshalb sind wir hier.“. „Das haben viele mutige Trainer auch gesagt. Und jetzt sind sie tot, verletzt oder irgendwo hin geflohen.“, entgegnete Wibke voller Trauer. „Habt ihr den Kampf verloren?“, fragte Drew behutsam. „Wir hatten den Kampf schon verloren, bevor er begonnen hatte.“, gab die verletzte Arenaleiterin zurück, „Wir hatten heimlich die Bewohner von Metarost City gewarnt, wir wollten heute früh bei Sonnenaufgang angreifen, weil wir endlich genügend Trainer für unseren Angriff versammelt hatten. Deswegen kamen glücklicherweise kaum Unbeteiligte zu Schaden, weil die meisten Bewohner die Stadt bereits gestern nach und nach unbemerkt verlassen hatten. Aber vielleicht war es Team Magma auch egal, denn sie waren uns zuvor gekommen. Sie hatten uns gefunden und in der Nacht angegriffen. Wir hatten keine Chance. Die Berge um uns sind einfach zerfallen und haben uns unter sich begraben. Ich hatte es gerade noch geschafft, aus unserem Versteck zu entkommen, doch ich musste Felicia zurück lassen.“, Wibke kniff die Augen zusammen und versuchte, bittere Tränen zu unterdrücken. „Es ist okay.“, erklärte Drew tröstend und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Sie war Meisterin der Gestein-Pokémon und wurde nun von Steinen begraben. Sie hatte keine Chance. Sie war die Mutigste von uns, die, die sich getraut hatte, nach den Angriffen noch an eine Gegenoffensive zu denken und nun ist sie tot.“, Wibke konnte ihre Tränen nicht länger zurück halten. Es war einfach zu schrecklich gewesen. „Sie haben so lange weiter gekämpft, bis sie keinen Trainer mehr gesehen haben. Ich habe keine Ahnung, wie viele diesen Angriff überlebt haben.“, schluchzte Wibke. Maike bebte innerlich ob ihrer Worte. Alle Arenaleiter waren vollkommen machtlos gewesen, eine Armee von Trainern war in einer Nacht einfach ausgelöscht worden und was machte sie hier? Wie glaubte sie, gegen diese Macht ankommen zu können? Wäre es nicht das Beste, einfach aufzugeben und die Übermacht dieser Verbrecher anzuerkennen? Maike schreckte in ihren Gedanken zusammen, als sie plötzlich hörte, wie ihr Bruder neben ihr auf die Knie ging. Er war einfach zusammen gesackt und starrte ins Leere. „Max, was ist los?“, Maike kniete zu ihm nieder und sah ihn besorgt an. „Wäre ich nur ein wenig früher hier gewesen, hätte es mich vielleicht auch erwischt.“, meinte er völlig entgeistert. Er zitterte so sehr, dass er sich einfach nicht mehr auf den Beinen hatte halten können. Der Gedanke daran, nun ebenfalls unter diesen Trümmern begraben zu sein, die Erkenntnis, nichts gegen diese Übermacht ausrichten zu können, traf ihn wie ein Schlag und nahm ihm alle Kraft. „Wie?!“, erklang plötzlich Drews scharfe Stimme. Überrascht blickte Maike ihn an. Sein Blick war finster. Finster und wütend. Er weigerte sich, einfach aufzugeben. Er wollte nicht glauben, dass sie nichts tun konnten. „Wie haben die das gemacht?“, verdeutlichte er seine Frage. „Sie-sie haben ihr Ziel erreicht.“, gab Wibke schwach zurück. „Welches Ziel?“. „Sie haben es endlich geschafft, das legendäre Pokémon Groudon zu fangen.“, erklärte Wibke. Drew durchfuhr diese Aussage wie ein Schock. Das legendäre Pokémon war tatsächlich im Besitz von Team Magma und sie konnten es sogar kontrollieren?! Das war doch unmöglich. Wibke schien seinen ungläubigen Blick zu erkennen. „Ich habe es gesehen. Sie haben uns mit Groudon angegriffen. Gegen seine Macht konnten wir nichts ausrichten.“, bestätigte ihm Wibke, „Nun haben sie sich auf den Weg gemacht, um Team Aqua dabei zu helfen, auch Kyogre zu fangen. Wenn sie das schaffen, wollen sie mit ihnen zusammen mit ihren entwickelten Waffen Team Rocket schlagen und die Welt unter sich aufteilen.“. Drew wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Dass diese Organisationen Pokémon für ihre Zwecke missbrauchten, war ihm nichts Neues, aber diese Ausmaße schockierten ihn doch zutiefst. Mit Groudon und Kyogre hinter sich, würde sie da noch jemand aufhalten können? „Es ist vorbei, es ist einfach vorbei. Sie haben gewonnen.“, kam es plötzlich von Harley. Dieser Angriff hatte definitiv alle seine Hoffnungen zerstört. Er hatte bereits aufgegeben. „Was ist nun mit Solidad und Troy? Du hattest vorhin erwähnt, sie hätten sie mitgenommen.“, fiel es Drew wieder ein. Diese Tatsache passte für ihn auf einmal nicht so ganz ins Bild. „Sie hatten Troy gefangen genommen, er könnte wohl noch nützlich für sie sein. Da Solidad nicht von seiner Seite gewichen ist, haben sie sie auch einfach mitgenommen.“, erwiderte Harley. „Als ob sie noch jemanden bräuchten, wenn sie die beiden legendären Pokémon kontrollieren können.“, meinte Drew abfällig. „Vielleicht haben die beiden damit noch die beste Karte gezogen…“, meinte Harley bitter. „Halt doch den Mund!“, platzte es da plötzlich aus Maike heraus, die Harley scharf anblickte. „Uh, wird die kleine Maike nun auch böse?!“. „Ja, gleich werde ich böse, wenn du so weiter redest.“. „Da krieg ich aber Angst.“, gab er gleichgültig zurück. „Du hast vielleicht schon aufgegeben, aber ich noch nicht.“, entschlossen erhob sich Maike. Harley blickte sie nur abfällig an, doch Drew und Max warteten gespannt darauf, was sie auf einmal solch entschlossene Worte sagen ließ. Maike war sich selbst nicht so sicher, was sie auf einmal dazu antrieb, aber ihre Freunde waren noch nicht verloren und sie weigerte sich, sie einfach aufzugeben. Nein, sie weigerte sich überhaupt aufzugeben. Team Magma plante etwas, es steckte noch mehr hinter alldem, wozu sollten sie sonst Troy brauchen. Und das brachte sie auf eine Idee, aus welcher sie neue Hoffnung schöpfte. „Was willst du denn bitte ausrichten? Hast du dich vielleicht mal umgesehen?!“, sagte Harley immer noch unbeeindruckt zu ihr. „Ich sehe klarer denn je. Ich werde meine Freunde nicht im Stich lassen und ich habe auch diese Welt noch nicht aufgegeben.“. „Du bist ja wahnsinnig. Was willst du schwaches Mädchen denn ganz alleine ausrichten?!“, ob dieser Vorstellung musste Harley auf einmal anfangen zu lachen. Das war so lächerlich und absurd, da konnte man doch mehr ernst bleiben. „Ich bin nicht schwach!“, Maikes Stimme war so scharf, dass sie sein Lachen regelrecht abschnitt. Verwirrt und perplex blickte Harley sie an. So hatte sie noch nie mit ihm geredet, jedenfalls nicht die Maike, die er bis jetzt kannte. Doch diese Maike sah ihn mit einer Entschlossenheit an, die er noch nie zuvor gesehen hatte, dass es ihm glatt die Sprache verschlug. Auch Drew kam nicht umher, sie überrascht anzublicken. Er war vorhin ebenfalls kurz davor gewesen, das Handtuch zu schmeißen, weil er keine Option mehr sah, doch nun war es Maike, die ihm wieder neue Hoffnung schenkte. „Ich bin weder schwach noch bin ich alleine. Ich habe Freunde, die mich begleiten, Freunde, die auf mich vertrauen und die sich auf mich verlassen.“, sagte sie voller Entschlossenheit und dachte dabei an Drew, Solidad und Troy und auch an Gary und die anderen. Sie alle vertrauten auf sie, kämpften mit ihr und verließen sich darauf, dass sie nicht aufgab und ihre Mission erfüllte. Zwar hatte sie es nicht geschafft, Felicia zu retten, doch es war noch nicht vorbei. „Wenn du dich vor lauter Angst verkriechen willst und einfach aufgibst, bitte, ich werde dich nicht davon abhalten. Aber ich werde weiter kämpfen. Ich werde nicht länger zulassen, dass diese Menschen unsere Welt zerstören.“. „Maike…“, Max war ob ihrer starken wieder aufgestanden und sah seine große Schwester voller Bewunderung an. „Wibke.“, Maike wandte sich nun wieder an die Arenaleiterin. „Weißt du, wohin Team Magma unterwegs ist.“. „Wenn ich ihren Commandanten richtig verstanden habe, wollen sie in Prachtpolis City zu Team Aqua stoßen.“. „Dann werde ich mich ebenfalls auf den Weg dorthin machen.“, verkündete Maike entschieden. „Dann haben wir also unser nächstes Ziel.“, ein wenig perplex blickte Maike nun zu Drew, der sie entschieden angrinste. „Ich werde dich natürlich begleiten.“, erwiderte er auf ihren Blick. Maike nickte. Selbstverständlich würde er sie begleiten, wie hätte sie etwas anderes erwarten können. „Schwester.“, Max machte auf sich aufmerksam. „Du gehst zu unseren Eltern zurück und passt auf sie und Prof. Birk auf, hörst du?!“. „Aber Maike, ich...“. „Kein aber. Ich habe doch gerade gesehen, wie viel Angst du hattest und noch immer zittern deine Hände leicht. Du willst nicht mit uns kommen.“, betrübt blickte ihr kleiner Bruder zu Boden, doch er wusste, dass seine Schwester Recht hatte, „Außerdem hast du keine Brille, wie willst du denn vernünftig was sehen.“, lachte Maike. „Ich krieg schon eine neue.“, gab Max schmollend zurück. Er hatte bis jetzt eigentlich nicht gezeigt, wie sehr es ihn nervte, nur verschwommen sehen zu können. „Aber bis dahin bist du ein kleiner Blindfisch.“, neckte Maike ihn. „Wir können ja gerne tauschen, wenn du das so witzig findest, kaum was sehen zu können.“, meckerte Max. „Hat eigentlich einer von euch beiden ein Pokémon dabei, welches euch beim Transport von Wibke helfen könnte?“, warf Drew ein und wandte sich dabei an Max und Harley. Harley schüttelte nur mit dem Kopf. „Mein Kirlia kann uns sicher mit Teleport bis in das Krankenhaus bringen, wo auch unsere Eltern sind, so weit müssten wir es schaffen.“, erklärte Max. „Sehr gut. Nehmt ihr dann Wibke mit und passt auf sie auf?!“. „Warum sollte ich den Zwerg begleiten?“, wollte Harley mürrisch wissen. „Wo willst du denn sonst hin?“, stellte Drew die Gegenfrage, „Außerdem ist es ja wohl nicht zu viel verlangt, dass du dich ein wenig um Wibke kümmerst, nach allem, was sie getan hat.“. Harley erwiderte nichts darauf hin, was Drew als ein widerwilliges Einverstanden auffasste. „Dann sollten wir uns auch sofort auf den Weg machen.“, meinte Maike zu Drew. „Und wie kommen wir nach Prachtpolis City? Zu Fuß brauchen wir Wochen, mal abgesehen davon, dass wir auf jeden Fall ein Boot bräuchten.“. „Ihr könnt auf meinem Panzaeron fliegen.“, bot Wibke erneut die Dienste ihres Pokémon an. „Ist das dein Ernst?“, wollte Maike wissen. „Natürlich. Ich kann nicht mehr kämpfen, aber ihr beide gebt uns allen neue Hoffnung. Ich vertraue euch. Vielleicht könnt ihr unserer Welt den Frieden zurück bringen. Es gibt nichts, was ich mir mehr wünschen würde.“. „Vielen Dank für deine Hilfe.“, meinte Drew mit einem Lächeln und nahm erneut den Pokéball mit dem Stahl-Pokémon an sich. „Dann sollten wir auch los. Kirlia, du bist dran.“, rief nun Max sein Psycho-Pokémon hervor. „Maike…“. „Keine Angst, ich pass auf mich auf und ich werde wieder zurück kommen. Aber ich habe nicht nur vor, Team Magma und Team Aqua zu besiegen. Danach werde ich mich mit Ash, Misty und anderen Trainern treffen und auch Team Rocket wieder zum Teufel schicken.“, Maike grinste ihren Bruder siegessicher an. Zunächst blickte er sie nur entgeistert an, doch dann lächelte auch er. „Dann hast du ja noch viel vor. Ihr werdet es sicher schaffen.“. Die beiden Geschwister nickten sich zu. „Einfach nur größenwahnsinnig.“, lästerte Harley, während er zu Wibke ging, um sich für den Teleport bereit zu machen. „Denkst du.“, erwiderte Maike nur abfällig. „Ich sag nur, es war schön euch gekannt zu haben.“, es war offensichtlich, dass Harley nicht damit rechnete, dass sie sich wieder sehen würden. Drew wollte gerade etwas sagen, doch Maike war schneller. „Ich wehre mich wenigstens. Und glaub bloß nicht, dass ich mich einfach blind da hinein stürze.“, Maike grinste, „Ich habe einen Plan.“. „Du bluffst doch nur.“. „Denk doch, was du willst.“. „Hast du wirklich einen Plan?“, wollte Max nun aber auch bestätigt bekommen, während er sich zu Wibke und Harley mit seinem Kirlia stellte. „Worauf du dich verlassen kannst.“, nickte sie bestimmt. „Ts, nur funktionieren müsste er.“, kam es ignorant von Harley. „Das wird er. Wir werden uns also noch wieder sehen. Ach und Harley.“. Dieser blickte Maike fragend an. „Wer ist hier nun der Schwächling?!“, grinste Maike überlegen, was Harley zum Knurren brachte. Doch bevor dieser noch etwas sagen konnte, hatte Max seinem Pokémon auch schon den Teleport befohlen und in der nächsten Sekunde war er zusammen mit dem wütenden Harley und der verletzten Wibke verschwunden. „Mal ehrlich, hast du wirklich einen Plan?“, wollte Drew nun von ihr wissen. „Ist es so ungewöhnlich, dass ich auch mal einen Plan habe?“, sie sah ihn schräg an, was ihn leicht zum Lachen brachte. „Na ja.“. „Drew!“. „Schon gut. Aber verrätst du ihn mir?“. „Pah.“, Maike tat empört. „Oder hast du doch keinen?“. Maike seufzte. „Ob du’s glaubst oder nicht, ich hab wirklich einen. Ich erzähl ihn dir unterwegs.“. „Ok.“, damit rief Drew wieder Panzaeron herbei, welches er erneut um seine Hilfe bat. Das Pokémon ließ die beiden Koordinatoren aufsteigen und flog mit ihnen schließlich Richtung Prachtpolis City. ~~~ Preview chapter 13: Misty und Ash erreichen Dukatia City und erleben ein unerfreuliches Wiedersehen. Währenddessen scheint sich Gary auf einen Verräter eingelassen zu haben… Zu Lesen in Kapitel 13 'Domino, die Schwarze Tulpe', nächster upload-Termin ist der 28.12.08 See you soon^-^ Kapitel 13: Domino, die Schwarze Tulpe -------------------------------------- Kanto, Zinnoberinsel „Sir, wo wollen Sie hin? Giovanni befindet sich gerade wieder auf dem Weg zurück hierher.“, hielt ein Team Rocket Rüpel den jungen Mann auf, der gerade den Helikopterplatz betreten hatte. „Das weiß ich bereits.“, gab dieser nur gleichgültig zurück, „Ich habe vorhin selbst mit ihm gesprochen. Sag ihm, dass ich mich selbst auf den Weg nach Sinnoh gemacht habe.“. „Aber Sir, er hat seine Pläne in Sinnoh fallen gelassen und sicher erwartet er Sie hier. Was wollen Sie in Sinnoh?“. „Dir steht es nicht zu, mich das zu fragen.“, erwiderte der junge Mann kalt und starrte den Rocket Rüpel mit seinen silbern funkelnden Augen bedrohlich an. „Ich habe meine eigenen Pläne in Sinnoh. Aber sag Giovanni, dass ich dort etwas abholen bin.“, mit diesen Worten stieg er in den Helikopter, dessen Motor augenblicklich gestartet wurde. Der Rocket Rüpel entfernte sich schnell von dem Flugplatz, bevor der Helikopter schließlich abhob, um den jungen Mann nach Sinnoh zu bringen. ~*~ Reunion – Domino, die Schwarze Tulpe Oder: Verräter in den eigenen Reihen ~*~ Johto, kurz vor Dukatia City, einen Tag später Ash und Misty hatten Azalea City noch am Abend zuvor verlassen. Sie hatten sich ihre Fahrräder aus dem Gebüsch geholt, in dem sie sie versteckt hatten, und waren sofort los gefahren Richtung Dukatia City. Sie wollten keine Zeit verlieren. Die Nacht hatten sie in einem kleinen Pokémon-Center im Wald verbringen können, welches nicht von Team Rocket überwacht wurde. Dort hatte Ash versucht, Kontakt zu Gary aufzunehmen, aber die Verbindung war immer noch unterbrochen. Deshalb war Misty auf die Idee gekommen, sich mal wieder bei Bill zu melden, vielleicht wusste er, wie man das Problem beheben könnte, aber auch er meldete sich nicht. Vielleicht war es auch nur schon zu spät gewesen. Am nächsten Morgen ging es für die beiden recht früh wieder weiter, denn heute wollten sie Dukatia City erreichen. Nach ein paar Stunden kam die Stadt auch schließlich in Sicht und wie zuvor versteckten sie ihre Fahrräder, kurz bevor sie die Stadt erreichten. „Da wären wir also.“, meinte Ash und blickte in Richtung der vielen Hochhäuser, die zu Dukatia City gehörten. „Das wird nicht leicht werden.“, Misty stand neben ihm und blickte ebenfalls entschieden den Weg hinunter, der sie das letzte Stück zur Stadt führen würde. „Aber wir werden es schaffen, wir müssen einfach. Man verlässt sich auf uns und wir müssen Bianka und Jens befreien.“. „Pika!“, stimmte auch Pikachu mit ein, welches kampfbereit auf Ashs Schulter saß. „Genau Pikachu, wir haben keine Angst vor Team Rocket. Wir werden es ihnen schon zeigen und sie nicht länger machen lassen, was sie wollen.“. Ash ballte entschlossen die Hände zu Fäusten, er war bereit für den Kampf. „Hör mal Ash, vielleicht sollten wir noch einmal versuchen, Gary zu erreichen und auch am besten Maike und Drew, damit sie wissen, dass wir angekommen sind.“, schlug Misty vor. „Außerdem würde ich auch gerne wissen, wie es den beiden so geht.“. „Du hast Recht.“, Ash holte seinen Pokécom hervor und versuchte es zuerst bei Gary, „Mist, die Verbindung ist immer noch unterbrochen. Langsam frage ich mich wirklich, was da los ist.“. „Das wüsste ich auch zu gern. Aber jetzt versuch es mal bei Maike.“, drängte Misty. „Ist ja gut, ich mach ja schon.“, Ash bekam hier wenigstens eine Verbindung. „Hallo Ash.“, erklang kurz darauf Maikes Stimme durch den Pokémon, sie musste seinen Namen auf dem Display gesehen haben. „Hallo Maike, ist alles klar bei euch?“. „Uns geht es gut. Wir sind gerade auf dem Weg nach Prachtpolis City.“. „Was wollt ihr denn da?“, fragte Ash verwirrt. „Wir wollen Team Magma und Team Aqua aufhalten, was sonst.“, meinte Maike selbstverständlich. „Hast du denn deine Eltern gefunden?“, fragte Misty nun durch den Pokécom. „Ja, habe ich, sie sind noch am Leben, genauso wie Prof. Birk.“. „Das ist schön.“, meinte Misty erleichtert. Wenigstens mal eine gute Nachricht, auch wenn Maike nicht wirklich glücklich klang. „Und was ist mit Felicia? Seid ihr in Metarost City gewesen?“, kam es nun wieder von Ash. „Metarost City wurde von Team Magma fast vollkommen zerstört.“, erklang nun auf einmal Drews Stimme. „Was? Das ist nicht euer Ernst?“, Ash war schockiert. „Doch, wir sind leider zu spät gekommen. Felicia konnten wir auch nicht mehr retten.“. „Du meinst sie…“, Ash wollte es nicht aussprechen, aber Drews einfaches ‚ja’ war ihm auch Bestätigung genug. Felicia war also tot, ermordet von Team Magma. Auch in ihrer Zerstörungswut hielten sie mit Team Rocket Konkurrenz. Wer musste noch alles sterben, bevor dieser Wahnsinn ein Ende nahm?! „Aber das ist nicht alles.“, kam es erneut von Drew, was Ashs Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch lenkte, „Team Magma hat Groudon gefangen und nun sind sie auf dem Weg um Team Aqua dabei zu helfen, auch noch Kyogre in ihre Gewalt zu bekommen.“. „Wie haben sie das denn geschafft?“, Misty konnte sich nicht vorstellen, dass ein legendäres Pokémon nun auch schon im Besitz dieser Organisation war. „Das wissen wir nicht, aber wir werden sie aufhalten und auch Groudon wieder befreien. Deshalb werden wir wohl noch etwas länger brauchen. Seid ihr schon in Dukatia City?“, kam es nun wieder von Maike. „Wir sind gerade kurz vor der Stadt.“, erklärte Ash, „Vorher hatten wir noch einen kleinen Zwischenstop in Azalea City eingelegt und Team Rocket von dort vertrieben.“. „Wenigstens wart ihr schon erfolgreich.“, in Maikes Stimme schwang ein Hauch von Bedauern mit, sie wünschte sich, dass sie auch von einem Erfolg hätten berichten können. „Wir werden alle erfolgreich sein.“, stellte Ash klar. „Du hast Recht.“, erwiderte Maike, „Wir wünschen euch viel Glück, rettet Dukatia City!“. „Das werden wir.“, nickte Ash, „Euch auch viel Glück.“. Damit wurde das Gespräch beendet. „Das ist wirklich schlimm.“, meinte Misty mit einem leicht betrübten Blick. Alabastia zerstört, Teak City niedergebrannt und nun lag auch noch Metarost City in Trümmern. Prof. Eich war tot, Felicia, eine starke Arenaleiterin, war das nächste Opfer und was war wohl mit Gary und Green? Seit sie sich getrennt hatten, hatten sie von den beiden nichts mehr gehört. Misty machte sich sichtlich Sorgen, außerdem hatte sie auch bei ihrer bevorstehenden Mission ein ungutes Gefühl. Was würde sie wohl in Dukatia City erwarten? Sie waren an einer Hochburg von Team Rocket angekommen, sie hatten nur zwei Möglichkeiten: Team Rocket besiegen oder sterben. „Hey Misty.“, Ashs Stimme riss sie aus ihren Gedanken und fragend blickte sie ihn an. „Alles in Ordnung?“. „Ja, ich mache mir nur Sorgen um die anderen und…“, Misty zögerte kurz, „Und um das, was uns nun bevorsteht.“. „Soll ich dir was sagen?!“, meinte Ash und blickte wieder in Richtung der Stadt, „Ich habe auch ein mulmiges Gefühl im Bauch, aber wir tun das Richtige und wir werden es schaffen. Ich weiß zwar noch nicht genau wie, doch wir werden die Stadt befreien.“. „Ash…“, Misty blickte ihren Freund einen Moment lang an, „Weißt du was?“, lächelte sie plötzlich und Ash blickte sie verwundert an, „Du wirkst ja mal richtig erwachsen.“. „Häää?“, Ash blickte perplex drein, „Was soll das denn bitte heißen?!“. „Ach, nur so.“, lachte Misty kurz, bevor sie Ash sanft anlächelte, „Ich bin froh, diesen Weg gewählt zu haben und mit dir zusammen zu kämpfen.“. „Ich auch.“, nickte Ash. „Lass uns gehen.“. „Okay.“. Ash und Misty machten sich auf, den letzten Weg bis zur Stadt auf sich zu nehmen. Sinnoh, Sandgemme, Labor von Prof. Eibe „Haben wir alles dabei?“, fragte Prof. Eibe noch einmal nach. „Wir haben alle nötigen Geräte eingesteckt.“, gab Gary nickend zurück. „Sehr gut. Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren, wir müssen Team Galaktik endlich stoppen.“, nickte der Professor ebenfalls und warf einen Blick durch die Runde. Er blickte in die Augen von entschlossenen Trainern, die bereit waren, diese Welt von ihrem Übel zu befreien. Gary blickte zu Green, die ihm selbstsicher zunickte. Sie würden kämpfen und am Ende würden sie ihre Freunde in Kanto wieder treffen. Auch Lucia und Zoey waren entschlossen, den anderen bei ihrer Mission zu helfen. Sie hatten lange genug nur zusehen müssen, jetzt waren sie an der Reihe und würden zurück schlagen. Gemeinsam ging die Gruppe nach draußen, wo Paul bereits auf sie gewartet hatte. Er hatte den Helikopter startklar gemacht. Ihrem Ziel, Team Galaktik in Jubelstadt zu infiltrieren, stand also nichts mehr in Weg. Doch plötzlich vernahmen alle den Lärm eines Propellers. Es war eindeutig das Geräusch eines Helikopters, aber es war nicht ihr eigener, denn Paul hatte den Motor noch gar nicht angeworfen. „Da, der Helikopter kommt genau auf uns zu.“, schrie Zoey durch den Lärm hindurch und zeigte in den Himmel. In der Tat, ein schwarzer Helikopter schien genau die freie Grasfläche vor dem Labor des Professors anzusteuern. „Das gibt’s doch nicht.“, mit schockiertem Blick sah Gary zu, wie der Helikopter gekonnt vor ihnen landete. Aber nicht nur er war schockiert, denn alle hatten bereits erkannt, zu wem diese Maschine gehörte. Das rote ‚R’, welches an der Seite prangte, war kaum zu übersehen. „Was will denn Team Rocket hier?“, meinte Lucia mit einem leichten Anfall von Panik. „Das hat uns noch gefehlt.“, knirschte Gary. Der Propeller des Helikopters kam allmählich zum Stillstand und die Schiebetür des hinteren Teils öffnete sich. Ein junger Mann mit langen, dunkelroten Haaren stieg aus der Maschine und trat ein paar Schritte auf die Gruppe zu. Es trennten sie nur noch wenige Meter von einander. Gary musterte seinen Gegenüber genau. Er trug eine schwarze Uniform, auf deren linker Brust ebenfalls das rote ‚R’ von Team Rocket thronte. Gary musste unmerklich schlucken. Das war kein gewöhnlicher Handlanger, vermutlich war er sogar ein Offizier oder so was. Aber was wollte er hier? Giovanni hatte doch selbst nach Sinnoh reisen wollen, um mit Team Galaktik Verhandlungen aufzunehmen. Wer war dann dieser Mann? Der eindringliche, starre Blick seiner silbern glänzenden Augen wirkte richtig bedrohlich. Dieser Mann war gefährlich, obwohl er noch so jung aussah. „Wer sind Sie und was wollen Sie hier?“, fragte Prof. Eibe in scharfem Ton. Schweigen. Der junge Mann starrte nur weiter regungslos die Gruppe an. Doch plötzlich wandte sich sein Kopf ein Stück und er schien lediglich eine Person zu fixieren. „Ich bin hier um dich abzuholen.“, erklang seine arrogante Stimme und alle versuchten seinen Blick zu verfolgen, „Green.“. Gary schreckte innerlich zusammen, als er ihren Namen aussprach. Warum Green? Alle Blicke lagen nun auf ihr. Sie ihrerseits fixierte den jungen Mann ebenfalls mit ihrem Blick. Doch Gary konnte nicht definieren, wie sie ihn ansah. Sie schien weder schockiert noch beunruhigt zu sein. Auf einmal trat sie ein paar Schritte nach vorne und stand nun vor der Gruppe. „Green.“. Sie ignorierte Gary. „Dich hätte ich hier nicht erwartet.“, Green ließ kurz einen Windstoß vorbei ziehen, der ihre Haare in ihr Gesicht schlug, bevor sie wieder ruhig über ihre Schultern fielen und ihre Sicht auf ihren Gegenüber wieder frei gaben, „Silver.“. „Ich dich auch nicht.“, entgegnete er ihr, „Ich möchte, dass du mich begleitest.“. Der junge Mann streckte ihr seine, in einen schwarzen Handschuh verkleideten Hand entgegen. Green blickte ihn unentschlossen an. „Was soll das werden?“, ging Gary auf einmal aufgebracht dazwischen. „Wieso sollte sie dich begleiten?!“. „Weil wir alte Freunde sind.“, erklärte er mit einem leichten Grinsen. „Was?“, Gary war entsetzt. „Stimmt das?“, fragte er nun Green, die immer noch mit dem Rücken zu ihm stand, weshalb er ihr Gesicht nicht sehen konnte. „Ja, ich kenne ihn. Wir sind uns vor langer Zeit begegnet.“. „Du hast es nicht vergessen, oder?“, kam es wieder von dem Team Rocket Offizier. Gary bedachte ihn mit einem wütenden Blick, doch er schien Green auf einmal schon beinahe… sanft anzublicken. „Wie könnte ich.“, entgegnete sie und musste leicht lächeln. „Was ist hier eigentlich los?“, mischte sich Zoey ein, „Ihr kennt euch, na und, deswegen wird sie sich doch nicht Team Rocket anschließen!“. Er erwiderte nichts darauf, er blickte einfach nur weiter Green an. „Green, nun sag ihm doch endlich, dass du ihn nicht begleiten wirst.“, meinte Gary zu ihr und trat neben sie. Er war schockiert, als er ihren Blick sah: er war einerseits traurig, aber andererseits auch voller Entschlossenheit. „Das kann ich nicht.“, sagte sie leise zu ihm. „Aber…“, Gary wusste nicht, was er daraufhin erwidern sollte. Green wandte ihren Blick ab und ließ Gary einfach stehen. Sie überbrückte die letzten Meter, die sie noch von dem jungen Mann trennten, der zufrieden lächelte, als sie seine Hand nahm. „Green!“, rief Gary, als gerade der Helikopter wieder gestartet wurde. Noch ein letztes Mal drehte sie sich zu ihm um. „Es tut mir Leid.“, sie warf ihm ein bedauerliches Lächeln zu, „Aber ich muss mein Versprechen halten.“. „Warte!“, schrie er, doch sie hörte nicht mehr auf ihn. Zusammen mit dem ihm unbekannten Mann stieg sie in den Helikopter und flog einfach so davon. „Das glaub ich jetzt nicht.“, meinte Lucia schockiert. „Diese falsche Schlange, wie kann sie sich nur Team Rocket anschließen?!“, Zoey kochte vor Wut. „Das ist wirklich eine bedauerliche Entwicklung.“, meinte Prof. Eibe betrübt. „Seid still.“, schrie Gary. Sein Körper bebte vor Wut und Enttäuschung. Wie konnte das nur sein. Wieso war sie einfach so mit ihm mitgegangen? Wie konnte sie einfach so alles aufgeben, wofür sie gekämpft hatten und noch kämpfen wollten? Von was für einem Versprechen hatte sie gesprochen? Das machte doch alles keinen Sinn. Er kam sich auf einmal so verraten vor. Er hatte ihr sein Vertrauen geschenkt und auch gedacht, dass er ihres gewonnen hatte. Was war hier nur gerade passiert, dass das alles im Nichts verschwand? „Vergiss sie.“. „Was?“. „Ich sagte, vergiss sie.“, wiederholte Paul mit bissiger Stimme. „Was weißt du denn?!“, Gary wollte sich von ihm nichts sagen lassen. „Sie hat die Seiten gewechselt bzw. war sie offenbar nie auf deiner Seite gewesen.“, meinte Paul kühl, „Sie ist von nun an ein Feind.“. Gary wollte etwas erwidern, ihm widersprechen, aber ihm viel nichts ein, was er hätte sagen können. War Green jetzt wirklich seine Feindin, war sie einfach so eine von Team Rocket geworden? Oder hatte sie wirklich nie auf seiner Seite gestanden? Gary konnte sich das einfach nicht vorstellen. Paul empfand das Gespräch ebenfalls als beendet und stieg endlich ins Cockpit des Helikopters ein und startete den Motor. Dieser Vorfall würde sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen. „Gary, kommst du mit?“, fragte Zoey vorsichtig, auch wenn sie immer noch wütend war. Doch Gary war der Schock und die Enttäuschung deutlich anzusehen, sie würde es verstehen, wenn er seine Meinung nun geändert hätte. „Natürlich.“, meinte er jedoch entschlossen und stieg in den hinteren Teil des Helikopters ein. Er würde sein Ziel nicht aus den Augen verlieren, auch wenn er sich nun irgendwie allein vorkam. Zoey setzte sich neben ihn, der Professor steig neben Paul ins Cockpit und schließlich stieß auch Lucia hinzu und schloss hinten die Tür, so dass Paul endlich starten konnte. Lucia kam es komisch vor, aber vorhin wirkte Paul auf einmal so aggressiv. Er war zwar noch nie sonderlich freundlich gewesen, aber irgendwie hatte er sich merkwürdig benommen. Irgendetwas hatte er erlebt, irgendetwas Schlimmes musste auch ihm widerfahren sein. Vielleicht war ihm ja etwas Ähnliches passiert? Lucia wüsste zu gern, warum er sie eigentlich begleitete. Green saß neben Silver im Helikopter und blickte aus dem Fenster. Sinnoh hatten sie bereits hinter sich gelassen und sie wusste von ihm, dass sie das Team Rocket Hauptquartier auf der Zinnoberinsel anfliegen würden. Sie wusste nicht, was er vorhatte, aber sie hatte ihr gemeinsames Versprechen nicht vergessen. Damals war auch er von dem gleichen Vogel-Pokémon wie sie entführt worden. So hatten sie sich kennen gelernt. Gemeinsam hatten sie es geschafft zu fliehen, doch irgendwann hatten sich ihre Wege getrennt, als man sie gefunden hatte und Green zu einer Pflegefamilie gekommen war. Sie wusste nicht, was damals aus Silver geworden war, aber es überraschte sie doch, ihn in einer Team Rocket Uniform zu sehen. Er war nicht böse und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er an den grausamen Anschlägen beteiligt gewesen war. Andächtig starrte sie auf ihre Hände. Die weißen Handschuhe, die sie trug, hatten ihre Bedeutung in all den Jahren nicht verloren. Das war ihr Zeichen gewesen, dass sie ihm vertrauen konnte, denn er trug auch noch seine schwarzen Handschuhe. Die Handschuhe, die sie damals für sie beide gemacht hatte, als sie sich trennen mussten. „Silver.“, Green fixierte ihren alten Freund, „Was ist los?“. „Ich brauche deine Hilfe.“, sagte er zu ihr und blickte sie eindringlich an. Mehr sagte er nicht, aber an seinem Blick erkannte sie deutlich, wie wichtig es ihm war. Entschieden nickte Green. Sie würde ihm folgen und ihm helfen, egal was sie auch auf der Zinnoberinsel erwarten würde. Johto, Dukatia City „Und was jetzt?“, fragte Misty ratlos, nachdem sie in einer dunklen Seitengasse Stellung bezogen hatten. „Ich weiß es auch nicht, aber irgendwie müssen wir einfach zum Radioturm kommen. Bestimmt halten sie Bianka und Jens dort gefangen.“, meinte Ash. Sie hatten es geschafft, sich in die Stadt zu schleichen, aber viel weiter waren sie auch noch nicht gekommen. Überall liefen Team Rocket Rüpel rum, es war so gut wie unmöglich, sich unentdeckt durch die Straßen zu bewegen und schließlich mussten sie davon ausgehen, dass man sie aufgrund der Steckbriefe sofort erkennen würde. „Los, jetzt ist gerade niemand in Sicht.“, kam es von Ash und er verließ ihr Versteck. Misty folgte ihm, aber nach ein paar Metern mussten sie sich schon wieder hinter ein paar Mülltonnen verstecken, um nicht entdeckt zu werden, weil gerade ein paar Rocket Rüpel die Kreuzung vor ihnen passierten. „So wird das nie was.“. „Könntest du vielleicht mal aufhören zu meckern.“, schnauzte Ash, ihm gefiel die Situation ja auch nicht. „Schnell, wir gehen darunter.“. Eilig liefen die beiden die Treppe hinunter in die Leere Einkaufspassage, die unter der Stadt hindurch führte. „Hier scheint die Luft rein zu sein.“, meinte Ash, während er durch den nächsten Gang spähte. „Pika!“, kam es jedoch von Pikachu, welches in die entgegen gesetzte Richtung zeigte. „Da kommt jemand.“, erklärte Misty und sie hörten bereits leises Getuschel. „Pikachu, du musst die beiden mit deinem Donnerschock K.O. setzen.“. „Pika.“, das Pokémon nickte, es hatte verstanden. „Jetzt!“. „Pika-chu!“, der Donnerschock hatte genau die richtige Stärke, er setzte die beiden Team Rocket Rüpel außer Gefecht und erregte keine weitere Aufmerksamkeit. „Gut gemacht Pikachu.“, meinte Ash grinsend und auch sein Kumpel lächelte zufrieden. „Und welchen Weg sollen wir jetzt nehmen?“, fragte Misty. „Tja, äh, gute Frage.“, Ash hatte natürlich auch keine Ahnung, welcher Weg sie zum Radioturm führen würde. „Einheit 12, bitte melden.“, erklang plötzlich eine dumpfe Stimme. Sie kam von einem der am Boden liegenden Rocket Rüpel. Jemand versuchte die beiden über Funk zu erreichen. „Einheit 12, melden Sie sich auf der Stelle.“, die Stimme war nun viel fordernder, doch natürlich bekam sie keine Reaktion, „Wir schicken eine Einheit zu Ihnen runter.“. „Das klingt nicht gut.“, meinte Ash. „Wir werden wohl gleich Gesellschaft bekommen.“, fügte Misty hinzu. „Los, hier lang.“, damit lief Ash auch schon los. „Aber Ash!“, rief Misty. „Wir haben keine Zeit lange nachzudenken, wir müssen weiter.“, gab er nur zurück und Misty folgte ihm schließlich. Er hatte Recht, hier konnten sie nicht bleiben. Sie konnten nur hoffen, dass sie der kommenden Einheit nicht in die Arme laufen würden. Ein wenig später erreichten sie eine Treppe, die wieder nach oben führte. Ash zögerte nicht lange und stieg vorsichtig hinauf. „Keinen Schritt weiter!“, erklang eine boshafte Stimme und Ash blieb augenblicklich stehen. „Die Hände dahin, wo ich sie sehen kann und dann komm langsam nach oben.“. Ash biss sich auf die Unterlippe, warum musste er ausgerechnet von einem Team Rocket Rüpel überrascht werden?! Dieser schien geradezu auf ihn gewartet zu haben und hielt mit funkelnden Augen eine Pistole auf ihn gerichtet. Langsam hob Ash die Hände, er hatte keine andere Wahl. „Los Pikachu, du kommst jetzt brav her.“, meinte er weiter. Pikachu gehorchte natürlich nicht. Es stand vor seinem Trainer, knurrte seinen Gegner kampflustig an und versprühte Funken auf seinen Wangen. „Wenn du nicht tust, was ich dir sage, dann werde ich deinen Trainer augenblicklich umlegen.“. „Tu was er sagt Pikachu.“. „Pika?“. „Na mach schon.“. Das Pokémon sah Ash hilflos an. Sie hatten keine andere Wahl. Pikachu ging auf den Rocket Rüpel zu und ließ sich in einem Gumminetz gefangen nehmen. Dieser Typ war unglaublich gut auf die Situation vorbereitet. „Gut dass wir wissen, dass in eurer Truppe ein Pikachu-Trainer ist, ihr könnt uns nicht mehr überraschen“, lachte er. Ash knirschte mit den Zähnen. Sie hatten gewusst, dass sie kommen würden. Nach dem Vorfall in der Pokéball-Fabrik hatten sie sicher erwartet, dass sie auch hier in Dukatia City auftauchen würden. Hoffentlich könnte wenigstens Misty entkommen. „So, wollen doch mal sehen, ob wir nicht noch jemanden finden.“, grinste der Mann und holte sein Funkgerät hervor, „Ich hab einen am Ausgang F abgefangen, sieh nach, ob sich da unten noch jemand rumtreibt.“. „Alles klar.“, erklang eine andere männliche Stimme durch das Funkgerät, „Ich habe gerade Einheit 12 gefunden, ich mache mich nun auf den Weg Richtung Ausgang F.“. „Na, willst du mir nicht sagen, wen wir da unten noch finden werden?“, fragte er Ash mit boshafter Miene. Ash erwiderte nichts. Misty musste gehört haben, wie er bedroht worden war und war deshalb unten geblieben. Aber wenn sein Kumpel da unten wäre, würde sie nicht flüchten können. Was sollten sie nur tun? Sie konnten doch nicht jetzt schon scheitern. Misty war abrupt stehen geblieben, als sie die Stimme von dem Team Rocket Rüpel gehört hatte. Glücklicherweise hatte dieser sie noch nicht gesehen gehabt. Sofort war sie neben der Treppe zur Seite gegangen und hatte das Gespräch zwischen ihm und Ash belauscht. Gleich würde sein Kumpel hier sein und sie ebenfalls entdecken. Doch alle Geschäfte waren verschlossen und ein anderer Aufgang war auch nicht in Sicht, es gab keinen Ort, an dem sie sich verstecken könnte und zurück laufen konnte sie auch nicht. Was jetzt? Sie hatte keine Wahl, sie musste in die Offensive gehen. „Quaxo, ich brauche deine Hilfe.“, im nächsten Moment erschien das fröhliche Pokémon vor ihr. „Quaxo!“, es wollte bereits freudig los klatschen, doch Misty hielt seine Hände fest. „Quaxo, hör mir zu.“, ernst blickte sie es an, „Der Mann da oben hat eine Waffe und bedroht Ash damit. Ich weiß, dass es sehr gefährlich ist und ich würde dich auch nicht darum bitten, wenn ich einen anderen Ausweg wüsste. Aber ich bitte dich, mir dabei zu helfen, Ash zu befreien.“. „Quaxo.“, das Pokémon nickte entschlossen. Es würde seiner Trainerin helfen. „Danke Quaxo. Also gut, schlag ihn mit deinem Megahieb nieder.“. Quaxo fackelte nicht lange und rannte die Treppe nach oben. Der Überraschungsmoment lag auf seiner Seite. „Quaxo!“, das Pokémon sprang auf den Team Rocket Rüpel zu. „Was?“, dieser reagierte einen Moment zu langsam. Er drückte ab, verfehlte das Wasser-Pokémon aber um Zentimeter und wurde schließlich von Quaxos Megahieb getroffen. „Ash!“. „Misty.“, Ash drehte sich um und sah Misty nun ebenfalls die Treppe rauf rennen. „Ist alles in Ordnung?“. „Ja, dank dir und Quaxo.“, nickte Ash mit einem Lächeln. Der Rocket Rüpel war K.O. gegangen und lag nun ebenfalls bewusstlos am Boden. „Lass uns schnell von hier verschwinden.“, meinte Misty. „Nicht so schnell.“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihnen, „Los, Flammenwurf!“. Ein gewaltiger Flammenwurf schoss von unten auf sie zu. „Zur Seite!“, schrie Ash und riss Misty mit sich auf den Bürgersteig. „Quaxo, Aquaknarre!“, rief Misty ihrem Pokémon zu, doch zu spät. Das Hundemon, das auch den Flammenwurf abgefeuert hatte, war bereits an der Oberfläche und hatte Quaxo mit einer Spukball-Attacke auf den Asphalt geschickt. „Oh nein, Quaxo.“. „Hab ich euch.“, die finstere Stimme kam näher und Ash und Misty entdeckten schnell den anderen Team Rocket Rüpel, der sie nun böse anblickte. „Keine falsche Bewegung. Ruf dein Pokémon zurück.“. Misty zögerte nicht lange und holte Quaxo in seinen Pokéball zurück. „Und jetzt aufstehen, ich bringe euch zu meinem Boss.“. „Warum erschießen Sie uns nicht gleich?!“, fuhr Misty ihn an. „Misty.“, Ash griff ihr an die Schulter. „Ganz ruhig.“, grinste der Rocket Rüpel und schien über Mistys Wutausbruch belustigt zu sein, „Mein Boss hat etwas ganz Besonderes mit euch vor.“. Beunruhigt blickten Misty und Ash ihn an. Aber was sollten sie machen, sie würden ihm folgen müssen. Der Rocket Rüpel schritt voran und sein Hundemon sorgte hinter ihnen dafür, dass sie keine Dummheiten anstellen könnten. Pikachu hatte er auch in dem Netz an sich genommen und trug es auf seiner Schulter mit sich. Sie konnten nichts tun. Auf dem Weg zum Radioturm wurden sie von den anderen Rocket Rüpeln mit grinsenden Gesichtern bedacht. Es war, als würden sie zu ihrer Hinrichtung gebracht werden. Misty hoffte inständig, dass es nicht wirklich so wäre. „Huh.“, Ash blieb plötzlich stehen und blickte in den Himmel hinauf. Misty folgte seinem Blick und schnell empfand sie die gleiche Verwirrung wie er. Eine Frau war vom Dach des Radioturms aus auf ihrem Dragonir davon geflogen und diese Person war keine Unbekannte. „Das kann nicht sein.“, meinte Ash, doch da wurde er auch schon von dem Hundemon hinter ihm angeknurrt. „Hey, nicht stehen blieben.“, schnauzte der Rocket Rüpel sofort, erkannte aber schnell, was die Aufmerksamkeit der beiden angezogen hatte, „Ach so, da seid ihr baff, was?!“. „War das wirklich Sandra, die Arenaleiterin von Ebenholz City.“, murmelte Ash, den Rocket Rüpel ungläubig anstarrend. „Ganz recht. Sie hat hier das sagen in der Johto Region.“. „Das glaub ich einfach nicht. Wie habt ihr sie dazu gebracht, sich euch anzuschließen?!“, rief Misty wütend. Sie konnte es nicht verstehen. Sie konnte nicht verstehen, wie eine Arenaleiterin von Sandras Format sich Team Rocket anschließen konnte. „Sie ist freiwillig zu uns gekommen, wir mussten nicht einmal ihre Arena angreifen.“, erklärte der Rocket Rüpel lässig. „Das glaube ich dir nicht.“, schrie Misty verzweifelt vor Empörung. Das konnte einfach nicht sein. Sandra war niemand, der einfach kampflos aufgab. Sie hätte eher versucht, ihre Arena mit allen Mitteln zu verteidigen, als einfach so aufzugeben. „Misty…“, Ash blickte seine Freundin betrübt an. Er konnte ihre Wut verstehen. Wie hatte Sandra einfach so die Seiten wechseln können? „Doch das tut nichts zur Sache. Weiter jetzt, mein Boss wartet schon.“, drängte er. „So viel Zeit wird Giovanni jetzt auch noch haben.“, gab Misty bissig zurück, setzte sich aber dennoch wieder in Bewegung. „Wer sagt denn, dass ich euch zu Giovanni bringe?!“. „Nicht? Aber wer ist dann hier der Boss?“, das hatte Misty jetzt nicht erwartet. „Giovanni hat Besseres zu tun, als sich mit euch abzuplagen. Aber ihr werdet schon noch raus finden, wer hier in Dukatia City das sagen hat.“, lachte der Rocket Rüpel boshaft. Ja, das würden sie wohl wirklich und das schneller, als ihnen lieb war. Sie saßen in der Falle und wer wusste, was sie erwarten würde. Konnten sie überhaupt noch etwas ausrichten? Sie betraten den Radioturm und wurden mit dem Aufzug nach oben gebracht. Als sich die Tür wieder öffnete, wurden sie bereits von zwei anderen Handlangern erwartet. „Hallo ihr zwei.“, begrüßte sie eine bekannte Stimme mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen. „Cassidy?“, Misty traute ihren Augen nicht. „Ab hier übernehmen wir die beiden.“, meinte ihr Partner zu dem Rocket Rüpel, der Ash und Misty hergebracht hatte. Dieser nickte nur, übergab ihm Pikachu und fuhr mit dem Aufzug wieder nach unten. „Gib mir sofort wieder Pikachu zurück, Batch.“, rief Ash. „Mein Name ist Butch, wann merkt ihr euch das endlich!“, kam sofort die Antwort von diesem, „Und ich gebe dir Pikachu natürlich nicht wieder.“. „Wir bringen euch jetzt zu unserer Kommandantin, sie wartet schon sehnsüchtig auf euch.“, meinte Cassidy zu den beiden. „Warum ist sie denn so scharf auf uns, ich dachte, ihr würdet uns lieber gleich erschießen.“, fauchte Misty. „Sie hat mit euch etwas Besonderes vor, offenbar hat sie noch eine alte Rechnung zu begleichen.“, erwiderte Cassidy, „Aber nun gebt mir eure Pokémon, wir wollen ja nicht, dass ihr auf dumme Gedanken kommt.“, sagte sie weiter und hielt den beiden einen Sack hin, in den sie ihre Pokébälle werfen sollten. Sie zögerten einen Moment. „Wird’s bald!“, drohte Cassidy augenblicklich und zog nun ebenfalls eine Waffe hervor. Misty und Ash hatten wieder keine Wahl. Widerwillig gaben sie ihre Pokébälle in Cassidys Sack hinein. „Brav.“, grinste Cassidy, „Und nun folgt mir.“. Ash und Misty taten wie geheißen und folgten Cassidy den Gang entlang, während Butch hinter ihnen herging. Sie gingen geradewegs auf eine Doppeltür zu, hinter der höchstwahrscheinlich die Kommandantin wartete. Misty fragte sich, wer das wohl sein könnte, offenbar kannte sie sie. Aber das machte die Sache nur komplizierter, denn sie schien etwas mit ihnen vorzuhaben und das gefiel ihr gar nicht. Vielleicht wäre erschießen da noch die bessere Alternative gewesen. Mit einem Blick zu Ash erkannte Misty, dass sich dieser auch seine Gedanken machte. Sie mussten hier weg, aber wie? „Sind Jessie, James und Mauzi eigentlich auch hier?“, fragte Ash auf einmal. Diese Frage hatte ihn tatsächlich die letzten Momente beschäftigt. Er konnte sich die drei einfach nicht vorstellen, wie sie Leute mit Schusswaffen bedrohten oder sogar töteten, so böse waren sie in seinen Augen dann doch nicht. „Die drei Versager?“, Cassidy fing an zu lachen, „Die sind nicht mehr in unserem Team, für solche Weicheier haben wir hier keinen Platz.“. „Und was ist aus ihnen geworden? Habt ihr sie auch einfach umgebracht, weil sie nicht mehr nützlich für euch waren?“, meinte Misty scharf. „Keine Ahnung, vielleicht. Leider habe ich nur gehört, dass die drei nicht mehr dazu gehören, aber vielleicht sind sie wirklich tot.“, Cassidy zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Wie kannst du nur so reden? Ihr wart mal im selben Team!“, schrie Misty sie an. „Sei still du Göre!“, fauchte Cassidy zurück und wandte sich zu ihr um, „Nur der Stärkere überlebt, kapiert?! Für Weicheier ist hier kein Platz mehr und wer nicht für uns ist, ist gegen uns, so einfach ist das.“. Cassidy blickte Misty ernst an und vielleicht sogar mit ein wenig Bitterkeit in den Augen, wie Misty glaubte. „Und jetzt weiter.“, schnauzte Cassidy sie an, bevor sie wieder weiter schritt. Misty kam das komisch vor. Kurz warf sie auch einen Blick über ihre Schulter zu Butch, der sich verdächtig ruhig verhielt. Er blickte auch mehr ins Leere, als dass er sie im Auge behielt. Cassidy konnte viel erzählen, aber Misty glaubte nicht, dass die beiden Mörder waren. Sie waren selbst Weicheier, Cassidy tat nur so stark, um dies zu verbergen. Aber was wohl wirklich aus Jessie, James und Mauzi geworden war? Sie hatten zwar immer viel Ärger gemacht, aber den Tod hatte keiner verdient. „Da seid ihr endlich.“, plötzlich ging vor ihnen die Doppeltür auf und eine schlanke Frau mit blonden, gelockten Haaren stand im Türrahmen. Sie trug ein schwarzes Lederjackett über einem weißen Top und einen schwarzen Rock mit weißen Stiefeln. Auf dem Jackett war natürlich das rote ‚R’ zu erkennen. Die Frau hatte ihre Hände demonstrativ in die Hüften gestemmt und blickte die Gruppe mit einem fiesen, zufriedenen Lächeln an. „Das wurde auch Zeit.“. „Ma’am, hier sind ihre Pokébälle.“, Cassidy übergab ihrer Kommandantin den Sack. „Und hier das Pikachu des Jungen.“. Die Kommandantin nahm auch Pikachu an sich, warf den Sack und das Netz über ihre Schulter und grinste siegessicher. „Wie ich mich freue, euch beide wieder zu sehen, schade, dass der dritte nicht auch dabei ist.“. „Sollten wir uns kennen?“, entgegnete Ash scharf. „Oh ja, wir sind uns schon einmal begegnet. Ich werde nie vergessen, wie ihr damals unseren Plan vereitelt habt.“. „Ich hab’s.“, kam es auf einmal von Misty, die die ganze Zeit überlegt hatte, wo sie das Gesicht schon mal gesehen hatte, „Du bist diese Schwarze Tulpe von Team Rocket. Ihr hattet versucht Mewtu einzufangen.“. „Stimmt genau, ich bin Domino, die Schwarze Tulpe und Kommandantin des Dukatia Stützpunktes. Damals habt ihr uns dazwischen gefunkt, aber dieses Mal wird es anders sein.“. „Stimmt ja, jetzt erinnere ich mich.“, auch Ashs Erinnerung kam langsam wieder. „Hey, aber wieso weißt du das noch? Mewtu müsste alle eure Erinnerungen gelöscht haben.“. „Das ist richtig, aber Sabrina hat die Erinnerungen mit Hilfe ihrer Psykräfte wieder zurückgeholt. Wir suchen immer noch nach Mewtu und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir es wieder eingefangen haben.“. „Das könnt ihr nicht machen!“, rief Ash. „Und ob. Mewtu hat schon von Anfang an Giovanni gehört, er ist Mewtus Schöpfer und wenn es das nicht akzeptieren will, dass es ihm zu gehorchen hat, dann zwingen wir es eben dazu.“, gab Domino kalt zurück. „Das ist nicht fair!“, protestierte Ash. „Sei endlich still.“, schnitt Domino scharf ein, „Ihr werdet Giovannis Triumph ohnehin nicht mehr erleben. Butch!“. „Ja Ma’am?“, Butch stellte sich augenblicklich kerzengerade auf und wartete auf den Befehl. „Erschieß ihn.“. „Was?“. „Du sollst den Jungen erschießen.“, wiederholte Domino mit einer Kälte in der Stimme, die einen erschaudern ließ. „Ja…“, Butch fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Unsicher holte er seine Waffe raus und richtete sie auf Ash. „Bitte, tu das nicht.“, bat Misty mit ängstlichem Blick an ihn. „Drück ab!“, befahl Domino. Butch fixierte Ash, doch seine Hände, die seine Waffe umfassten, zitterten immer mehr. Er biss die Zähne zusammen, er musste es tun. „Nun mach schon Butch, zeig, dass wir keine Weicheier sind.“, drängte nun auch Cassidy. Auch sie hatte Angst in den Augen. Butch war verzweifelt, er wollte kein Mörder sein. Er war böse, aber niemals hatte er für Team Rocket so weit gehen wollen. „Auf was wartest du noch?“, kam es ungeduldig von Domino, „Ihr wolltet doch richtig zu Team Rocket gehören, jetzt habt ihr die Chance zu beweisen, dass ihr das Zeug dazu habt. Oder soll ich euch zeigen, wie das geht?!“. Ash sah von Butch zu Domino dann zu Cassidy und schließlich wieder zu Butch. Einer würde ganz sicher abdrücken, war es das dann wirklich schon für ihn gewesen? Butchs Arme zitterten immer mehr, schließlich nahm er die Waffe wieder runter. „Ich kann das nicht.“, er senkte mit knirschenden Zähnen den Kopf. „Butch!“, ermahnte Cassidy ihn betroffen, wie konnte er nur einen Befehl verweigern?! Doch im nächsten Moment ertönte auch schon der lang erwartete Schuss. Panisch blickte Misty zu Ash, doch diesem war nichts passiert. Butch hatte ebenfalls vor Schreck aufgesehen, seine Augen weiteten sich nun jedoch wirklich vor Schock. „So macht man das.“, sagte Domino nur kühl und blies den Rauch von ihrer Pistole weg. „Cassidy!“, schrie Butch, doch seine Partnerin konnte ihn bereits nicht mehr hören. Ihre Augen waren leer, ihr letzter Atemzug schon lange vorbei. Leblos fiel sie gegen die Wand hinter ihr und sank schließlich zu Boden. „Und, erschießt du ihn jetzt?“, fragte Domino an Butch gewandt, auch wenn sie die Antwort bereits wusste. Butch schwieg nur, das Entsetzen war viel zu groß. Seine Beine konnten ihn nicht mehr tragen und er sank auf die Knie, seine Waffe glitt ihm aus der Hand und rutschte auf den Boden. Nein, das war es nicht wert. Er wäre lieber ein Schwächling, als Menschen so fallen zu sehen wie Cassidy. Seine Partnerin war tot, einfach so. Das hatte er nie gewollt. „Dachte ich mir.“, kam es wieder von Domino und der zweite Schuss fiel. Nun sank auch der Rest von Butchs Körper zu Boden und seine Augen starrten leer auf seine Partnerin. Domino hatte beiden eiskalt direkt ins Herz geschossen, sie waren sofort tot gewesen. „So bin ich diese Schwächlinge jetzt wenigstens auch los. Jetzt muss ich nur noch jemanden finden, der mir die beiden hier weg schafft, denn das ist ja nicht gerade ein einladender Anblick.“. Ash verlor langsam die Nerven, wie konnte man nur so grausam sein?! „Wie konntest du das nur tun? Die beiden gehörten doch zu euch.“. „Die beiden gehörten nie wirklich zum Team.“, meinte Domino abfällig, „Sie waren viel zu schwach und das haben sie jetzt deutlich bewiesen. Du vergisst, dass du es nicht mehr mit dem alten Team Rocket zu tun hast. Wir begnügen uns nicht mehr damit, nur Pokémon zu stehlen, wir haben viel mehr vor.“. „Damit werdet ihr niemals durchkommen!“. „Wer soll uns denn aufhalten? Ihr? Eure Zeit ist auch bald abgelaufen, das verspreche ich euch.“, grinste sie amüsiert, „Wenn ihr mir nun folgen wollt.“. Domino drehte sich um und schritt in den Raum hinter der Doppeltür. Ihre Pistole hielt sie weiter in der Hand, Ash und Misty würden es nicht wagen, irgendwelche Dummheiten anzustellen. „Ash.“, Misty nahm seine Hand und blickte ihn eindringlich an. „Wir werden einen Weg hier raus finden, ich glaube fest daran.“, flüsterte er ihr zu und drückte kurz ihre Hand. Dann ließ er sie wieder los und folgte Domino in das Zimmer hienin. Misty war einen Schritt hinter ihm. Jetzt steckten sie mittendrin, im Zentrum des Grauens. „Schließt die Tür hinter euch.“, befahl Domino, ohne sich umzudrehen. Misty tat wie gesagt und schloss die beiden Türflügel hinter sich. Rechts von ihnen erstreckte sich eine Fensterfront und zu ihrer linken gab es noch eine weitere Doppeltür, die jedoch geschlossen war. Ansonsten befand sich links neben ihnen nur noch ein rechteckiger Metalltisch, auf dem ein Laptop platziert war. Auf dessen Bildschirm war eine Karte von Johto zu sehen, mehr war von der Entfernung aus nicht zu erkennen. Domino schritt über den roten Teppich hinweg und stellte sich vor der gegenüberliegenden Wand auf, die von einem Vorhang verdeckt wurde. „Ich bin mir sicher, dass sich meine Gäste über eure Anwesenheit freuen werden, denkt ihr nicht?“, meinte Domino mit einem boshaften Lächeln und zog an einer Kordel, so dass sich der Vorhang öffnete. „Das darf nicht sein.“, stieß Misty sofort hervor, als sie die Personen sah, die hinter dem Vorhang an Stühlen fest gebunden waren. Misty blickte in die verängstigten Gesichter ihrer drei Schwestern sowie in die besorgten Augen von Tracey. „Da staunt ihr, was?!“, lachte Domino. „Lass sie sofort frei, du willst doch nur uns.“, rief Misty verzweifelt. Dass sie sie gefangen hatte, war eine Sache, aber diese Frau sollte wenigstens ihre Schwestern und Tracey in Ruhe lassen. „Richtig, ich will euch, aber wie könnte ich euch besser quälen, als wenn ich eure Familie und Freunde als Geiseln halte?!“. „Moment mal, wo ist dann Bill?“, fragte Ash, als er diesen nicht entdeckte. „Ach ja, Bill, der Pokémon-Experte. Ich habe gehört, sein Haus wurde in die Luft gesprengt. Leider ist er wohl in den Flammen umgekommen.“, Domino tat mitleidig, bevor sie wieder anfing loszulachen. „Du lügst!“, schrie Ash hinaus. Das durfte nicht wahr sein, nicht auch noch Bill. Doch Dominos Lachen verstummte nicht und mit einem flehenden Blick zu Tracey war Ashs Hoffnung dahin, denn in Traceys Augen erkannte er, dass Domino die Wahrheit gesagt hatte. „Ihr beide macht ab jetzt genau das, was ich euch sage, dann werden wir viel Spaß zusammen haben.“, grinste Domino wieder. Sie hatte sie in der Hand. Es gab kein Entkommen, kein Widersetzen, keine Hoffnung. ~~~ Preview chapter 14: Gibt es für Ash und Misty wirklich keine Rettung mehr? Doch unerwartete Helfer sind schon auf dem Weg, die Frage ist nur, werden sie auch rechtzeitig ankommen? Gary und die anderen erreichen dagegen Jubelstadt, doch schon kommt es zum ersten Zwischenfall. Aber auch sie treffen auf unerwartete Unterstützung. Und Green und Silver machen sich auf den Weg zu ihrem ersten gemeinsamen Auftrag. Zu Lesen in Kapitel 14 ‚Unerwartete Hilfe’, upload-Termin ist der 17.01.09 Also bis nächstes Jahr! Ich wünsche allen einen guten Rutsch^-^ Kapitel 14: Unerwartete Hilfe ----------------------------- Johto, zwischen Mahagonia City und dem See des Zorns Zielgenau landete das Dragonir auf dem Weg, der zum See des Zorns führte. Mit einem Satz war Sandra von dem Rücken ihres Pokémon gesprungen und fixierte den alten Mann, der offenbar gerade auf dem Weg zu dem See war. „Warum hast du die Stadt verlassen? Du hast an dem See nichts zu suchen.“, meinte Sandra in scharfem Ton. „Sandra, besuchst du mich auch mal wieder? Aber deine Anwesenheit macht die Stadt nicht erträglicher. Ich musste einfach mal raus.“, kam nur die nüchterne Antwort des alten Mannes. „Du hast eine Aufgabe, vergiss das nicht.“. „Ich dachte, die Pokéball-Fabrik in Azalea City wurde zerstört? Wie soll ich ohne Pokébälle Pokémon fangen?“. „Vergiss nicht den anderen Teil deiner Aufgabe. Und du weißt was passiert, wenn du es nicht tust.“. Der Blick des alten Mannes wurde traurig und wütend zugleich. „Ja, das weiß ich sehr wohl. Aber ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet du mir das mal sagen würdest.“. „Die Dinge sind wie sie sind und du kannst sie nicht ändern.“. „Ich vielleicht nicht, aber er.“, er warf Sandra ein leichtes Grinsen zu. „Offenbar nicht. Ich habe Ash gesehen, als ich aufgebrochen bin. Er wurde gerade zusammen mit Misty in den Turm geführt, Domino wird sie nicht entkommen lassen.“. Der Schock war deutlich im Gesicht des alten Mannes zu sehen, was ihn noch ein wenig älter wirken ließ. Anscheinend war auch seine letzte Hoffnung vergebens gewesen. „Nun geh, es wird sich nichts ändern.“, sagte Sandra bestimmt, auch wenn sie selbst irgendwie traurig wirkte. „Und was machst du? Gehst du wieder zu ihm?“, wollte der Mann noch bewissen, bevor er wieder den Rückweg in die Stadt antrat. Sandra nickte nur und stieg wieder auf ihr Dragonir. „Die Welt hat sich verändert.“, das waren die letzten Worte, die sie an ihn richtete, bevor sie weiter in Richtung des Sees flog. „Das kann ich dir leider nicht glauben.“, sagte der Mann einsam zu sich selbst und blickte andächtig in den Himmel, „Der Himmel sieht noch genauso aus wie zuvor, man will nur unseren Blick woanders hinrichten. Ash, bitte bleib am Leben, nur Trainer wie du und deine Freunde können diese Welt wieder ins rechte Licht rücken.“. ~*~ Reunion – Unerwartete Hilfe Oder: Je mehr desto besser ~*~ Johto, Dukatia City, oberste Etage des Radioturms Domino grinste siegessicher. Sie wusste, dass sie Ash und Misty in der Hand hatte, solange Mistys Schwestern und Tracey ihre Geiseln waren. Das würde ein Spaß werden und endlich würde sie ihnen ihre Niederlage heimzahlen können. „Fangen wir mal ganz einfach an.“, wandte sie sich nun an die beiden. Misty und Ash blickten sie zornig an. Sie standen mitten im Raum und konnten nur in die verängstigen Gesichter von Mistys Schwestern und Tracey oder in das amüsierte von Domino blicken. „Verratet mir, wohin Prof. Eich geflohen ist.“. „Was?“, irgendwie überraschte Ash diese Frage, dabei war es eigentlich klar, dass sie nichts von seinem Tod wissen konnte. „Wo habt ihr den Professor versteckt?“, wiederholte sie mir scharfer Stimme. „Selbst wenn ich es dir sagen würde, würde es dir nichts bringen.“, entgegnete Ash. „Ach nein? Wieso, ist er etwa bei dem Anschlag umgekommen?“. Ash knirschte mit den Zähnen. Wie konnte sie nur so gleichgültig darüber sprechen. „Ich fasse dein Schweigen als ein ‚ja’ auf. Zu dumm, so kann er nicht mehr für uns arbeiten. Na ja was soll’s, vielleicht finden wir ja noch Professor Lind, aber eigentlich brauchen wir sie nicht.“. „Was habt ihr Gauner eigentlich vor?“, schrie Ash sie wütend an. Er konnte sie einfach nicht mehr reden hören. Was bildete sie sich eigentlich ein, sie sprach schließlich von Menschenleben, aber das war ihr offensichtlich egal. „Das wüsstet ihr gerne, was?“, Domino grinste verspielt. „Wir werden alle unterwerfen, egal ob Mensch oder Pokémon. Das Wissen der berühmten Pokémon-Professoren wäre dabei nützlich für uns, aber nicht zwingend notwendig. Wir haben da schon unsere Methoden, es ist nur eine Frage Zeit. Und dann gehört diese Welt unwiderruflich Team Rocket.“. „Was habt ihr denn davon?“, nun war es Misty, die Domino wütend anfauchte. Domino lachte kurz auf, bevor sie sich zu einer Antwort herabließ. „Als wenn Trainer wie ihr das verstehen würdet. Ihr habt kein Gefühl für Macht. Jeden dazu zu bringen, zu tun was man will, das ist wahre Macht und danach streben wir.“. „Ihr seid doch alle krank!“, mehr konnte Misty dazu nicht sagen. Es war krank, verrückt und einfach nur verachtungswürdig. „Das ist deine Meinung, aber die interessiert hier keinen.“, Domino zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Aber ich werde euch gerne demonstrieren, was es bedeutet, Macht zu haben.“. Domino schob ihre Waffe in ihren Gürtel und holte einen Pokéball hervor. „Komm raus, Snibel.“, das Eis-Pokémon erschien augenblicklich neben ihr. „So, mit wem fangen wir denn an?“, Domino schien zu grübeln. „Was hast du vor?“, fragte Ash angespannt. „Du, komm her!“, befahl sie, Ash ignorierend, und blickte dabei Misty bestimmend an. Mit langsamen Schritten trat Misty schließlich näher. „Verpass einer deiner Schwestern eine Ohrfeige.“. „Was?“. „Na mach schon, du darfst sie dir sogar aussuchen.“, grinste Domino boshaft, „Welche von ihnen magst du am wenigstens.“. Misty biss sich auf die Unterlippe. Was sollte dieses Spielchen? „Na los, oder mein Snibel gibt ihr eine Ohrfeige und die wird sicher nicht ohne sein. Also, nur zu, aber richtig schön feste, wenn ich bitten darf.“. „Tut mir Leid.“, flüsterte Misty. Im nächsten Moment hallte ein Klatschen durch den Raum, gefolgt von einem kurzen Aufschrei Daisys. Ihre Wange pochte und nahm schnell eine rote Farbe an. „Und, wie fühlt sich das an? Ist es nicht schön, wenn sich dein Gegenüber nicht wehren kann?“, fragte sie Misty amüsiert, doch sie blickte Domino nur verachtend an. „Knall ihr noch eine, diesmal auf die andere Seite.“. Misty blickte ihre Schwester um Verzeihung betend an, Daisy war von dem ersten Schlag so mitgenommen, dass sie nur schwach zur Seite blickte. Doch schon folgte die zweite Ohrfeige und ihr Kopf fiel auf die andere Seite. „Sofort aufhören.“, schrie Voilet verzweifelt. „Halt den Mund!“, rief Domino und ihr Snibel holte zum Schlag aus. „Nein!“, Misty reagierte schnell und war dazwischen gegangen. Snibels Kralle erwischte sie und zog eine blutige Linie, die von ihrem Hals über ihre Schulter bis zu ihrem Bizeps reichte. „Misty…“, schluchzte Violet mit Tränen in den Augenwinkeln. „Das geschieht euch recht.“, meinte Domino, „Aber deine Schwestern scheinen dir wirklich am Herzen zu liegen. Bis jetzt strafen deine Blicke mich mit Verachtung, wie wirst du mich wohl anblicken, wenn ich sie töte?“, grinste sie und nahm ihre Waffe wieder in die Hand. „Das wagst du nicht.“, zischte Misty und hielt sich ihre Schulter. Sie konnte ihren Arm kaum noch bewegen und Blut floss unaufhaltsam daran hinunter. „Und ob ich das wage, also geh wieder an deinen Platz zurück.“, Domino deutete mit ihrer Waffe an, dass sie zurück zu Ash gehen sollte. „Nein. Ich werde dich meine Schwestern nicht einfach so töten lassen.“. „Ach nein? Aber dann vielleicht ihn?“, Domino richtete ihre Waffe auf Ash. Mit panischem Blick sah sie zu ihrem Freund. Was sollte sie nur tun? Sie könnte nicht alle retten. Könnte sie überhaupt jemanden retten? Ihre Situation schien wirklich ausweglos. „Dann schieß doch und bring es endlich zu Ende, anstatt hier die ganze Zeit nur dumm rum zu labern.“, rief Ash Domino zu. „Oho, hast du mit dem Leben etwa schon abgeschlossen?“. „Ich lass mich lieber von dir erschießen, als mir dein blödes Gequatsche von Macht und Unterwerfung anzuhören. Na los, tu uns beiden einen Gefallen und drück endlich ab.“. Ashs ganzer Körper bebte vor Anspannung, er glaubte selbst kaum, was er auf einmal sagte. Aber was sollte das auch alles, sie würden doch ohnehin alle sterben, also könnte sie es auch gleich tun. „Ash, nein.“, Misty wusste nichts in ihrer Verzweiflung zu tun, aber sie wollte Ash nicht verlieren, sie wollte ihn nicht sterben sehen. „Na gut.“, Domino machte die Waffe scharf. Doch ihr Blick wurde mit Überraschung erfüllt, als sie plötzlich nicht mehr Ash im Visier hatte, sondern Misty. „Misty, was soll das?“, auch Ash war sichtlich überrascht. Mit einem ausgebreiteten Arm und einem entschlossenen Blick hatte sie sich vor ihm aufgebaut. Sie konnte nicht zulassen, dass Ash vor ihren Augen ermordet würde. „Du willst also als Erste sterben? Aber wer soll dann deine Schwestern quälen? Dann erschieße ich die doch lieber zuerst.“, mit einem mörderischen Grinsen richtete Domino ihre Waffe auf Daisy, „Dich werde ich als Erste von ihrem Leid erlösen.“. „Daisy, nein!“, riefen Voilet und Lilly gleichzeitig und kniffen vor Verzweiflung ihre Augen zusammen. Daisy selbst konnte ebenfalls nicht hinsehen, würde es gleich wirklich vorbei sein? Der Schuss fiel, ein Schrei folgte und ein Körper brach unter Schmerzen zusammen. „Tracey!“, rief Ash besorgt und konnte sich nur schwer zurück halten, nicht gleich zu ihm zu laufen. „Sieh einer an, ein echter Gentleman.“, sagte Domino leicht schwärmerisch, „Nur leider sehr töricht.“, sofort kehrte ihre Boshaftigkeit zurück. Tracey war immer noch an den Stuhl gefesselt, doch als der Schuss fiel, hatte er sich samt Stuhl erhoben und sich vor Daisy geworfen, neben der er bis dahin gesessen hatte. Die Kugel hatte ihn genau in der Schulter getroffen und er fiel nach hinten. Zusammen mit dem Stuhl krachte er zu Boden und lag nun mit schmerzverzehrtem Gesicht seitlich auf dem roten Teppich, der durch seine Wunde noch zusätzlich mit blutroter Farbe getränkt wurde. „Oh mein Gott Tracey, sag doch was!“, flehte Daisy, während ihr bereits die ersten Tränen über die Wangen liefen. Sie konnte nichts für ihn tun, denn schließlich war sie selbst noch gefesselt. Sie schaffte es gerade noch so, ihren Kopf zu weit rum zu drehen, dass sie ihn sehen konnte. Doch von Tracey war nur Stöhnen zu hören und zwischendurch ein Husten. Die Kugel musste ihn sehr schmerzlich erwischt haben. Schweiß rann an seinem Gesicht hinunter und er ließ seine Stirn kraftlos auf den Boden sinken. „Na, wenn er so scharf drauf ist, darf er auch zuerst.“, Domino trat näher an ihn heran und richtete die Waffe genau auf seinen Kopf. „Hör sofort auf!“, Ash rannte auf sie zu, doch er wurde von ihrem Snibel aufgehalten, welches ihn mit Eisstrahl an die Wand beförderte und dort festfror. „Ash!“, Misty blickte schockiert von dem Pokémon zu ihrem Freund und dann zu Domino, die sich von ihrem Vorhaben kein Stück hatte abbringen lassen. Sie konnte nichts tun, aber das durfte nicht das Ende für Tracey sein. In ihrer Verzweiflung kniff nun auch Misty die Augen zusammen, sie könnte das nicht mit ansehen. „Bye bye.“, vernahm sie noch Dominos Stimme, bevor sie nur noch ein ‚Zitt’ hörte. Eigentlich war das nicht das Geräusch, das jeder im Raum als Nächstes erwartet hätte. Domino hatte nicht abgedrückt, stattdessen fiel ihr Blick zur Seite auf den eingeschalteten Laptop, der jedoch offenbar nicht mehr eingeschaltet zu sein schien. „Was soll das?“, fragte Domino, ohne jemanden wirklich damit anzusprechen, und schritt prüfend auf das Gerät zu. „Was haben diese Heinis von der Technik jetzt schon wieder angestellt?!“, sie tippte auf der Tastatur herum, doch nichts tat sich, der Bildschirm blieb schwarz. Langsam war sie genervt. Sie ging an Misty vorbei zur Eingangstür, neben der eine Sprechanlage angebracht war. Sie betätigte einen Knopf und wollte gerade Losbrüllen, als sie nur Rauschen hörte. „Funktioniert das Teil jetzt etwa auch nicht?!“, regte sie sich weiter auf. Misty beobachtete Domino, wie sie wieder zurück zum Laptop ging und noch einmal versuchte, diesen einzuschalten. Doch egal wie oft sie auch die Powertaste betätigte, das Gerät sprang nicht wieder an. „Argh, wenn es jetzt auftaucht und ich es nicht sofort einfangen lasse, macht Giovanni mich zur Schnecke. Wie kann jetzt nur die Technik versagen?!“, schrie Domino und war kurz davor den Laptop vor Wut gegen die Wand zu schmeißen. „Sieht so aus, als hättet ihr einen Stromausfall.“, bemerkte Misty schon fast beiläufig. „Bitte? Das glaubst du nicht wirklich, oder?“, Domino lachte kurz auf, „Wir sind hier in einer Team Rocket Basis und uns kann gar nicht der Strom ausgehen. Selbst wenn wir einen Stromausfall hätten, würde sofort das Notstromaggregat anspringen.“, gab sie besserwisserisch zurück. „Ach ja? Und warum funktioniert dann nichts mehr?“, Misty machte weiter, sie musste Domino hinhalten, vielleicht würde sie ja auch ihre Waffe weglegen. Das musste sie bis jetzt leider nicht tun, denn zum Knöpfe drücken reichte es schließlich, nur einen Finger frei zu haben, weshalb sie bis jetzt lässig mit dem Mittelfinger ihrer Schusshand agieren konnte. Doch sie war schon irgendwie neugierig, was eigentlich los war, denn sie hätte auch nicht erwartet, dass die Technik hier so leicht versagte. „Na schön, dann müssen wir das hier eben schneller zu Ende bringen, als eigentlich angedacht.“, meinte Domino jedoch zu Mistys Schrecken und wandte sich ihr wieder zu, „Snibel, befrei erst mal den armen Jungen aus seiner Eisfessel.“. „Snibel.“, das Pokémon zerbrach mit seiner Klaue den Eisgürtel, der Ash an der Wand festgehalten hatte. Ash fiel die letzten Zentimeter, die ihn vom Boden getrennt hatten, und landete ein wenig unsanft auf seinem Hintern. Er rieb sich die Arme, die schon langsam taub von der Kälte geworden waren. „Keine Sorge, dir wird schon ganz schnell wieder warm werden.“, bemerkte Domino mit einem Grinsen, „Und nun steh auf. Wir drei gehen jetzt aufs Dach.“. Ash rappelte sich wieder auf und trat zu Misty. „Da geht’s lang.“, Domino deutete mit ihrer Waffe auf die andere Doppeltür in dem Raum. Ash und Misty warfen sich kurz einen Blick zu, bevor sie die letzten Meter bis zur Tür überbrückten. Jeder von ihnen öffnete einen Flügel und trat in den nächsten Raum hinein. Domino folgte ihnen, Pikachu und die anderen Pokébälle weiterhin sicher geschultert und mit der Waffe immer starr auf ihre Opfer gerichtet. Derweil im Kellergeschoss des Radioturms… „Na toll, jetzt ist auch noch das Licht ausgegangen. Jetzt lässt man uns also sprichwörtlich im Dunkeln tappen.“, nörgelte eine Frauenstimme. In dem Raum im Keller war es zappenduster, man konnte nicht mal mehr die Hand vor Augen sehen, denn der Raum hatte keine Fenster. Die einzige Lichtquelle war eine kleine Lampe an der Decke gewesen, die nun leider den Geist aufgegeben hatte. „Immerhin können uns jetzt auch nicht die Überwachungskameras sehen.“, erwiderte ihr Leidensgenosse. „Ich werde versuchen, die Fesseln aufzuknoten.“. Die beiden saßen Rücken an Rücken auf dem Boden und waren an den Handgelenken aneinander gefesselt. „Hey, pass auf, wo du hinpackst!“. „Stell dich nicht so an.“, kam seine ruhige Antwort und er arbeitete weiter an der Fessel. „Mist, ich krieg den Knoten nicht auf, mein Handgelenk ist schon ganz wund.“. „Na toll. Ob wir hier wohl jemals wieder rauskommen werden? Warum halten die uns überhaupt gefangen?“. Doch eine Antwort ihres Hintermannes blieb aus, denn ihre gemeinsame Aufmerksamkeit wurde von dem plötzlich wieder angehenden Licht angezogen. Im nächsten Moment hörten sie, wie das Schloss der Tür entriegelt und diese geöffnet wurde. „Bianka, Jens, endlich habe ich euch gefunden. Wartet, ich werde euch sofort befreien.“, verkündete der junge Mann freudig, der gerade eingetreten war und sich augenblicklich daran machte, die beiden Arenaleiter von ihren Fesseln zu erlösen. „Mein Retter, ich denke dir.“, vor Freude, endlich wieder frei zu sein und aufstehen zu können, fiel Bianka ihm um den Hals. „Ich dachte schon, man würde uns hier versauern lassen.“. „Bist du für den kurzen Stromausfall verantwortlich?“, wollte Jens viel lieber wissen. „Nein, ich war das nicht, aber derjenige konnte mir sagen, in welchem Raum ihr gefangen gehalten werdet. Und er hat noch mehr vor. Aber kommt erst mal mit, ich erkläre euch alles unterwegs. Wir müssen uns beeilen und Ash und Misty befreien.“, schon stand er wieder im Türrahmen. „Die beiden sind auch hier?“, Jens war verblüfft. „Oh ja, und sie stecken in Schwierigkeiten.“. „Dann nichts wie los.“, meinte Bianka entschlossen und voller Tatendrang, „Denen werden wir’s schon zeigen. Wobei mir einfällt, wie bist du überhaupt hier rein gekommen?“. „Während des Stromausfalls hat mein Icksbat alle Team Rocket Rüpel hier auf der Etage K.O. gelegt. Aber wir müssen jetzt nach ganz oben, das wird vielleicht nicht so leicht werden.“. „Nicht schlecht.“, Bianka war beeindruckt. „Aber dann mal los, wir wollen Ash doch nicht warten lassen.“, kam es von Jens und die drei verließen zielstrebig den Raum. „Wir nehmen den Aufzug?“, meinte Bianka perplex, als ihr Retter davor stehen blieb. „Ganz genau.“. „Aber… der funktioniert doch gar nicht.“, bemerkte sie, alle Lämpchen waren aus, der Aufzug schien noch nicht wieder Strom zu haben. Was sie bei näherer Überlegung wunderte, da die Beleuchtung im Gebäude offenbar wieder funktionierte. „Seid ihr jetzt am Aufzug?“, ertönte plötzlich eine elektronische, gedämpfte Stimme. Der junge Mann nahm seinen PokéCom hervor, um zu antworten. „Sind wir, du kannst ihn wieder in Gang setzen.“. „Alles klar!“, antwortete die Stimme am anderen Ende und kurz darauf setzte sich der Aufzug in Bewegung und mit einem ‚ping’ öffnete sich dessen Tür vor ihnen. „Der Express-Fahrstuhl, der Sie direkt bis ins obere Stockwerk bringen wird, ist nun eingetroffen.“, scherzte er und deutete Bianka und Jens an, einzutreten. Verblüfft und zugleich beeindruckt folgten sie der Einladung und ohne Zwischenstopp fuhren sie bis ganz nach oben. „Dein Freund kontrolliert die gesamte Technik?“, fragte Jens interessiert. „So ist es. Ich hoffe nur, dass wir dort oben nicht zu vielen Handlangern begegnen. Ach ja, ich habe hier noch was für euch.“, er hielt jedem von beiden eine Hand mit Pokébällen hin, „Eure Pokémon, die habe ich vorher noch eingesammelt.“. „Super, vielen Dank!“, Bianka war begeistert und nahm ihre Pokébälle strahlend entgegen. „Sehr gut.“, Jens hatte ein zufriedenes Grinsen aufgelegt. Nun wären sie vorbereitet. Auf dem Dach des Radioturms… Ash und Misty befanden sich buchstäblich in einer ausweglosen Lage. Domino hatte sie dazu gezwungen, auf das Geländer des Turms zu klettern, was zwar aufgrund seiner Breite einen fest Stand bot, aber nichts daran änderte, dass es hinter ihnen ziemlich weit runter ging. Ash hatte sich leider selbst davon überzeugt, indem er kurz einen Blick über seine Schulter geworfen hatte, was er danach sofort bereute. Es ging wirklich tief runter und dort unten würde nur steinharter Asphalt ihren Aufprall abfangen, mit etwas Glück vielleicht noch ein Blumenbeet. „Es war wirklich schön, euch wieder gesehen zu haben, aber alles hat irgendwann sein Ende und eures ist jetzt.“, meinte Domino boshaft und zugleich amüsiert. Ihre Waffe hielt sie weiter nach vorne gerichtet, ihr Snibel stand ergeben neben ihr. Ash biss sich auf die Unterlippe, er sah wirklich keine Möglichkeit, das Ende jetzt noch zu verhindern. Aber Domino hatte sich wirklich etwas Teuflisches einfallen lassen. Sie hielt ihre Waffe nicht auf ihn oder Misty gerichtet, nein. Ihre Kugel würde Pikachu treffen, wenn es nicht das tat, was sie befähle. Sie hatte es aus seinem Netz gelassen, ihr Snibel immer als Schutzschild vor einer unüberlegten Donnerattacke Pikachus vor sich, und ihm befehligt, sich zwischen sich und seinem Trainer aufzustellen. „Ist das nicht nett von mir?! Ich überlasse deinem Pokémon die Wahl, für wen das Vergnügen zuerst vorbei sein wird.“, lachte Domino los. „Lach noch, so lange du es noch kannst. Irgendwer wird dir schon noch dein Maul stopfen!“, schrie Ash sie an, doch ihre Reaktion war nur ein überlegenes Grinsen. „Träum ruhig weiter. Jedenfalls wirst du es nicht mehr sein.“, entgegnete sie, „Los Pikachu, entscheide dich, wer soll zuerst springen?“, wandte sie sich nun wieder an Ashs Kumpel. Pikachu knirschte mit den Zähnen, wie sollte es das nur tun? Domino hatte ihm aufgetragen, mit seinem Donnerblitz auf einen von den beiden zu zielen, was unweigerlich dazu führen würde, das derjenige vom Turm fiele. „Mach schon.“, drängte sie, „Oder ich erschieße dich als Erstes.“. Verzweifelt blickte Pikachu zu Ash, der ihm ein sanftes Lächeln schenkte. „Ist schon ok Kumpel, tu es einfach.“, mit jedem Wort, das er sagte, verließ ihn auch ein Stück seiner Hoffnung. Misty sah ihn mitleidig an. Sie wusste, dass er sich wenigstens noch erhoffte, dass sie Pikachu am Leben lassen würde, wenn es tat, was sie verlangte. Aber mehr Hoffnung war ihnen wirklich nicht mehr geblieben. „Los!“, schrie plötzlich Domino und feuerte einen Schuss dabei ab, der nur ein paar Zentimeter neben Pikachu auf dem Boden einschlug. Das Pokémon kniff die Augen zusammen, nahm all seinen Mut zusammen und feuerte schließlich einen Donnerblitz ab. Er schlug genau zwischen Ash und Misty auf der Mauer ein. Domino war zunächst nicht begeistert von der fehlenden Präzision, doch mit zunehmendem Gefallen beobachtete, wie ihre beiden Opfer sich erschreckt hatten und nun beide drohten, das Gleichgewicht zu verlieren. Pikachu öffnete wieder seine Augen und hoffte, dass nichts passiert wäre. Doch vergebens, einer blieb stehen, aber einer von beiden fiel. „Ahhh!“. „Misty!“, rief Ash aus voller Kehle, als er seine Freundin neben sich fallen sah. Sein Arm war in ihre Richtung gestreckt, aber sie entfernte sich immer weiter von ihm. Er hatte sie nicht erreichen können, weil er selbst sein Gleichgewicht hatte wieder finden müssen. Er sah die Angst in ihren Augen, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr hinterher zu blicken, wie sie Meter für Meter fiel und jeden Moment aufschlagen würde. Er hörte Domino schon hinter sich lachen, er wollte die Augen vor diesem Anblick verschließen, doch er konnte sich jetzt nicht von Misty abwenden. Er konnte sie nicht allein lassen, auch wenn sie ihn nur ansehen konnte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, ihr Schrei war auch bereits verstummt, denn sie wusste, dass es gleich vorbei sein würde, aber wenigstens wären es seine Augen, in die sie als Letztes geblickt hätte. Ein lautes Grummeln ertönte. Ash kam dieses Geräusch unglaublich bekannt vor. Könnte das sein? Er ließ Misty nicht aus den Augen, doch sein Verdacht wurde bestätigt. Ein paar Meter über den Boden wurde Misty von einem alten Freund aufgefangen. „Whoa.“, rief sie überrascht aus und wusste zunächst nicht so recht, warum sie so weich gelandet war. Doch nicht nur, dass sie nicht hart aufgeschlagen war, sie bewegte sich auch geradewegs wieder auf Ash zu, bis sie das Dach erreichte. Bevor Domino überhaupt wusste, was los war und fähig war, zu reagieren, wurde sie bereits von einem Flammenwurf angegriffen, der es ihr nur noch ermöglichte, zur Seite zu springen, um dem Angriff auszuweichen. Ihre Waffe glitt ihr aus der Hand und schlitterte über den Boden, genauso wie die Pokébälle, die aus dem Sack kullerten, den sie ebenfalls zur Seite geschmissen hatte, um diesen Ballast los zu werden. Ihr Snibel hatte nicht so viel Glück und wurde von der Feuerattacke erwischt. Bewusstlos sackte es zusammen und war kampfunfähig. Der Angreifer und Mistys Retter setzte sie behutsam auf dem Dach ab und wurde kurz darauf sofort von Ash angesprungen. „Glurak!“, rief dieser mehr als erfreut, seinen alten Freund wieder zusehen. „Na wartet.“, murmelte Domino vor sich her, noch war sie nicht geschlagen. Dieses Glurak würde sie genauso schnell in die ewigen Jagdgründe schicken, wie sie es schon mit anderen getan hatte. Sie sprang in die Hocke und suchte ihre Umgebung nach ihrer Pistole ab. „Da ist sie ja.“, sie hatte ihre Waffe direkt neben der Tür zum Dach erspäht. Geschwind sprintete sie darauf zu. „Ash, passt auf!“, rief Misty alarmiert, die Dominos Plan trotz ihres Herzklopfens erkannt hatte. Sofort ließ Ash sein Glurak aus der Umarmung frei und versuchte die Situation zu erfassen. „Pikachu!“, sein Kumpel wusste, was er zu tun hätte. Gezielt setzte er zu einem Donnerblitz an, doch Domino hatte den Angriff bemerkt und warf eine ihrer schwarzen Tulpen in Pikachus Richtung. Der Donnerblitz wurde abgelenkt und verfehlte sein Ziel. „Ha ha, gleich seid ihr fällig.“, lachte sie bereits und grinste die Gruppe siegessicher an. Gerade wollte sie zu ihrer Waffe greifen, als plötzlich jemand seinen Fuß darauf stellte. „Das würde ich nicht tun.“, sagte eine männliche Stimme zu ihr. Erbost blickte sie den jungen Mann an, der ihr in die Quere kam. „Geh mir aus dem Weg!“, schrie sie und holte eine zweite Tulpe hervor. Doch sie sollte nicht zum Wurf kommen. „Icksbat!“, augenblicklich schnellte das Fledermaus-Pokémon hinter ihm hervor und stieß Domino nach hinten. Sie landete hart auf dem Boden und stöhnte kurz auf, doch schon hatte sie ihren Gegner wieder anvisiert und setzte erneut zum Wurf einer Tulpe an. „Glurak, Flammenwurf!“, rief Ash und sein alter Freund zögerte nicht lange, bevor er seine Attacke in Richtung Domino abfeuerte. Ihre schwarze Tulpe zerfiel sofort zu Asche und auch sie schrie auf, als die Hitze sie erreichte. Mit angesengter Kleidung und leichten Verbrennungen auf der Haut ging sie zu Boden. „Das Spiel ist aus, gib auf!“, forderte Ash und trat an sie heran. Domino knirschte mit den Zähnen und versuchte, wieder hochzukommen, auch wenn ihr ganzer Körper schmerzte, sie wollte nicht aufgeben. „Niemals.“, knurrte sie und sah Ash missbilligend an. „Ich tu das wirklich nicht gern, aber“, Ash blickte zu Pikachu, „Pikachu, Do-“. Eigentlich wollte er Domino mit einem Donnerschock endgültig auf die Matte schicken, doch jemand anderes war schneller. Misty schnellte an ihm vorbei und schlug Domino mit der Faust nieder. „Das war für meine Schwester.“, meinte Misty energisch, auch wenn Domino bereits bewusstlos zu Boden gegangen war. „Misty…“, Ash sah sie perplex an. Er wusste ja, dass sie temperamentvoll war, aber so brutal hatte er sie noch nie erlebt. „Sie hatte es verdient.“, gab Misty ihm nur zurück, womit sie auch absolut Recht hatte. „Bin ich froh, dass euch nichts passiert ist.“, meldete sich nun ihr unerwarteter Helfer zu Wort. Ash und Misty sahen einem alten Freund ins Gesicht, ein Lächeln lag auf ihren Lippen. „Rocko!“, riefen beide aus. Dieser nickte bestätigend und verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust. „Wen habt ihr sonst erwartet?“. „Was machst du denn hier? Ich dachte, du wolltest bei deiner Familie bleiben?“, fragte Misty sofort. „Meine Eltern haben uns gefunden, während des Anschlags waren sie ja gerade auf Urlaubsreise gewesen, also habe ich meine Geschwister in ihre Obhut gegeben und bin selbst los gezogen, um euch zu unterstützen.“, erklärte er. „Das ist spitze.“, meinte Ash begeistert, „Ich bin wirklich froh, dass du dabei bist.“. Er reichte Rocko grinsend die Hand. Dieser schlug natürlich sofort ein. „Damit wäre das alte Team wieder komplett.“, meinte Misty und legte ihre Hand auf die der beiden Jungs. „Pika!“, tat auch Pikachu seine Freude über die Wiedervereinigung Kund und sprang zurück auf Ashs Schulter. Alle nickten sich zu. „Hey, und was ist mit Tracey und Mistys Schwestern, ist bei ihnen alles in Ordnung?“, fiel es Ash plötzlich ein. „Wir müssen Tracey in ein Krankenhaus bringen.“. „Keine Sorge, die haben wir auch befreit. Und erste Hilfe wird auch bereits geleistet.“. „Wer sind ‚wir’?“, musste Misty unweigerlich nachhaken. „Bianka, Jens und ich.“. „Du hast die beiden gefunden?“. „Sie waren im Keller des Radioturms eingesperrt und bevor ich zu euch gestoßen bin, habe ich die beiden befreit.“, erklärte Rocko. „Dann ist doch alles erledigt.“, meinte Ash zufrieden. „So würde ich das nicht sehen. In der ganzen Stadt schwirren doch noch genug Rocket Rüpel rum. Wir müssen hier auch erst mal wieder raus kommen.“, gab Misty zu bedenken. „Ups, hatte ich ganz vergessen.“, musste Ash zugeben. „Macht euch deswegen mal keine Sorgen.“, konnte Rocko beruhigen, bevor auch Misty gerade zu einer kleinen Standpauke gegenüber Ash ansetzen konnte, „Das sollte kein Problem darstellen.“. Perplex blickten die beiden ihren dazu gestoßenen Freund an, doch dieser lächelte nur und hüllte sich in Schweigen. „Wir sollten wieder runter gehen, die anderen warten sicher schon auf uns.“, meinte Rocko und schritt bereits wieder ins Innere des Gebäudes. Misty und Ash sahen sich an, zuckten ahnungslos mit den Schultern und folgten ihm schließlich. „Ach ja, ich muss mich doch noch bei Glurak bedanken.“, meinte Misty, während sie die Treppe hinunter schritten, „Vielen Dank, du hast mir das Leben gerettet!“, sagte sie an das Feuer-Pokémon gewandt, welches das Schlusslicht bildete. Es grummelte etwas, was wohl so viel wie ‚keine Ursache’ geheißen haben könnte. „Das war wirklich perfektes Timing.“, kam es von Ash, der neben Misty herlief, „Aber du wirst uns doch sicher weiterhin begleiten, oder?“. Glurak nickte, allerdings blickte es dabei irgendwie traurig drein. „Ist etwas im Gluracific Nationalpark passiert?“, fragte Misty besorgt. Erneut nickte Glurak. „Ich wette Team Rocket hat versucht, die Glurak dort zu fangen.“, vermutete Ash wütend. Gluraks Blick wurde immer trauriger, aber Ash und Misty mussten gar nichts mehr fragen, sie konnten sich den Rest auch so denken. Bestimmt hatten sie nicht nur versucht, die Glurak zu fangen, sondern hatten auch gleich den ganzen Park zerstört. Also musste sich Glurak auf sie Suche nach Ash gemacht haben, denn wo sollte er auch sonst hin. „Es ist wirklich unfassbar, was Team Rocket schon alles zerstört hat.“, kam es mit einer gewissen Bitterkeit von Rocko, der das Gespräch natürlich ebenfalls verfolgt hatte. „Aber das wird nicht mehr lange so weiter gehen.“, meinte Ash bestimmt und er erhob die Faust zur Untermalung seiner Aussage. „Da hast du Recht, wir werden Team Rocket schon stoppen.“, nickte Rocko, als er gerade die letzte Stufe der Treppe hinter sich ließ. Nun waren sie wieder in dem Nebenzimmer, in das Domino sie geführt hatte. Durch die offene Flügeltür konnten sie bereits Bianka, Jens, Tracey und Mistys Schwestern entdecken, die nicht mehr an ihren Stühlen gefesselt saßen und sondern ihnen mitten im Raum stehend erleichtert zulächelten. Jedenfalls bis auf Tracey, der am Boden saß und sich von Daisy mit einem Stück ihres Rockes die Schulter provisorisch verbinden ließ. „Misty!“, riefen Lilly und Violet gleichzeitig vor Freude und umarmten ihre kleine Schwester, als diese den ersten Schritt in das Zimmer gesetzt hatte. „Ist ja schon gut, mir ist nichts passiert. Aber au, passt bitte auf meine Schulter auf.“, beruhigte sie ihre Schwestern und kniff ein Auge zusammen, weil die beiden doch ein wenig auf ihre Schnittwunde drückten. Doch Lilly und Violet wollten noch nicht von ihr ablassen, also ließ sie sie gewähren und legte nun selbst ihre Arme um sie. Dabei warf sie aber auch einen Blick zu Daisy, die ihr lächelnd zunickte, nachdem sie den Knoten an Traceys ‚Verband’ festgezogen hatte. Alles war gut. „Hey Ash, habt ihr Domino besiegt?“, es war Jens, der als Erster auf Ash zukam und die Erfolgsnachricht hören wollte. „Die wird nicht so schnell wieder Schaden anrichten.“, gab er siegreich zurück. „Trotzdem müssen wir die anderen Rocket Rüpel auch noch aus der Stadt vertreiben.“, warf Bianka bereits grübelnd ein. „Dafür gibt es auch schon einen Plan.“, entgegnete Rocko. „Du bist ganz schön gut vorbereitet.“, kam es anerkennend von Jens. „Das war nicht meine Idee.“, erklärte Rocko jedoch abwehrend. „Ach, also stammt sie von deinem Technik-Freund?“, wollte Bianka neugierig wissen. „Was für ein Technik-Freund?“, stöhnte Tracey, aber diese Sache interessierte ihn auch. „Werdet ihr gleich schon sehen.“, mit diesen Worten hatte Rocko bereits seinen PokéCom hervor geholt, „Wie sieht es aus bei dir?“. „Ich habe alles abgeriegelt. Alle Mitglieder von Team Rocket sind auf dem Gang oder in ihren Zimmern eingesperrt, ich habe auch alle Ein- und Ausgänge verriegelt, hier kommt keiner mehr rein oder aus, es sei denn natürlich, ich mache dir Tür auf.“, lachte eine Stimme am anderen Ende der Leitung, „Und wie steht es bei dir da oben? Ist die Luft rein?“. „Hier ist alles klar. Pass nur auf, dass du über niemanden stolperst.“, erwiderte Rocko. „Super, dann komme ich jetzt hoch zu euch.“, damit war das Gespräch beendet. „Die Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor.“, grübelte Tracey, konnte sie aber nicht wirklich definieren. „Jetzt wo du’s sagst.“, auch Ash überlegte. „Wer kommt hoch?“, Misty blickte neugierig in die Runde, weil ihre Schwestern ihre Belagerung endlich aufgegeben hatten. Doch alle schüttelten nur ahnungslos den Kopf oder zuckten unwissend mit den Schultern oder taten sogar beides. Zwei Minuten später sollten sie schlauer sein. Die Tür wurde geöffnet und derjenige welcher trat lächelnd ein, die eine Hand zum Gruß erhoben, in der anderen den Laptop unter dem Arm geklemmt. „Bill?!“, Ash, Misty, die Azuria-Schwestern und Tracey waren gleichermaßen schockiert und überwältigt. Aber schon an seinem Auftreten gab es keine Zweifel an seiner Echtheit und für einen Geist war er auch nicht durchsichtig genug. „Habt ihr mich schon vermisst?“, fragte dieser scherzhaft und schloss die Tür wieder hinter sich. „Vermisst?! Wir dachten du seiest tot“, platzte es aus Tracey heraus, der jedoch vom Schmerz in seiner Schulter wieder nieder gezerrt wurde, aber auch die Azuria-Schwestern nickten zur Bestätigung. „Ach ja, der Gedanke lag wohl nahe.“, Bill kratzte sich unschuldig am Hinterkopf. „Wie hast du es aus dem Haus geschafft?“, wollte Tracey weiter wissen. „Das war wirklich alles mehr als knapp, das sag ich euch.“, begann Bill zu erzählen, „Als die Team Rocket Rüpel endlich draußen waren, hatte ich mich an meinen PC gesetzt, um das entwickelte Kommunikationssystem auf CD zu ziehen, bevor es von dem Computervirus befallen werden konnte, den sie mir auf den PC geladen haben. Während des Downloadvorgangs ist mir jedoch die rote Warnleuchte meines Sicherheitssystems in der Ecke des Bildschirms aufgefallen, also hab ich natürlich nachgeguckt, was jetzt noch los war. Naja, so habe ich die Bombe bemerkt.“, Bill erzählte das alles so, als wäre es irgendeine Abenteuergeschichte aus einem Roman, doch alle hörten ihm gebannt zu, wie er denn nun überlebt hatte, „Glücklicherweise war der Vorgang ein paar Sekunden später abgeschlossen und ich konnte die CD mit dem unbeschädigten Programm an mich nehmen. Ich habe mir nur meinen Laptop und alle Pokébälle geschnappt und bin durch die Hintertür raus. Gut dass die nicht abgeschlossen war. Ich kam auch nur ein paar Meter weit, bevor mir mein Haus auch schon um die Ohren flog. Ich segelte gleich noch ein paar Meter mit und entschwand kurz darauf in die Bewusstlosigkeit. Ich wachte erst wieder auf, als Rocko mich gefunden hatte.“, Bills Blick schweifte dankend nickend zu Rocko. „So war das.“. „Dann ist unseren Pokémon auch nichts passiert?“, fragte Daisy als Erstes noch mal nach. „Sind alle in Rockos Rucksack, den wir sicherheitshalber in meinem Boot gelassen haben.“. „Du hast ein Boot?“, fragte Misty überrascht. „Ja. In der Nähe meines Hauses fließt doch ein Fluss und da habe ich mir seinerzeit mal einen Steg bauen lassen und hab mir ein Motorboot angeschafft. Wirklich sehr nützlich. Zum Glück hatte Team Rocket von dem Boot offenbar nichts gewusst, denn im Gegensatz zu meinem Jeep, den sie auch in die Luft gesprengt haben, war das Boot unversehrt.“. „Welch ein Glück.“, Tracey seufzte erleichtert. „Also hast du als Erstes Bill aufgesucht, Rocko?“, wandte sich Misty nun an diesen. „Genau. Du hattest mir ja erzählt, dass du deine Schwestern dort gelassen hattest und ich dachte mir, dass Bill mir alles Wichtige erzählen könnte, also bin ich zunächst zu ihm, sein Haus liegt ja auch nicht so weit vom Mondberg entfernt.“, erklärte Rocko. „Und wie habt ihr uns hier gefunden?“, das leuchtete Ash noch nicht so ganz ein. „Ich habe in euren PokéComs ein GPS-Signal installiert, welches ich mit meinem Laptop anpeilen kann.“, erklärte Bill, der nun seinen Laptop auf dem Tisch neben dem von Domino platzierte. „Ich habe nach dem nächstgelegenen Signal suchen lassen und das war eben in Dukatia City.“. „Bei unserer Ankunft haben wir auch sofort das Gespräch von zwei Rocket Rüpel belauscht, die erzählt haben, dass zwei Trainer gefangen genommen wurden. Wir wussten also, dass wir schnell handeln mussten, wenn wir euch helfen wollten.“, kam es nun von Rocko und alle schenkten ihm ihre Aufmerksamkeit, „Mit meinem Onix habe ich dann einen Tunnel unter der Stadt gegraben. Mit Hilfe von Bills Laptop konnten wir die alten unterirdischen Gänge ausfindig machen, die noch unter der Stadt verlaufen, so kamen wir schnell voran, bis wir schließlich ins Kellergewölbe des Radioturms eingefallen sind. So schnell konnte von denen keiner gucken, wie wir sie ausgeschaltet hatten.“. „Genau, das war echt super.“, kommentierte Bill belustigt die Aktion und verband nebenbei die beiden Laptops miteinander, „Dort unten gab es auch einen Überwachungsraum, wo ich mich in das Computersystem des Turms einhacken konnte. Deshalb befindet sich der Turm jetzt auch unter unserer Kontrolle.“. Stille. Es war nur das Tippen von Bills Tastatur zu hören. Diese Geschichte mussten alle erst einmal sacken lassen. „Und wie sieht nun dein Plan aus?“, Jens erfasste als Erster wieder die Situation. „Ich habe bereits Officer Rocky benachrichtigt, die in einem kleinen Pokémon-Center hier in der Nähe Stellung bezogen hat. Da sind wir auf unserem Weg hier hin zufällig vorbei gekommen. Sie wird mit allen verfügbaren Einheiten anrücken und den Rest von Team Rocket festnehmen. Die wissen sicher nicht, was auf sie zukommt.“, Bill musste leicht lachen, „Die Bewohner der Stadt werden sicher auch tatkräftig mit anpacken.“. „Das klingt großartig.“, Bianka war sichtlich begeistert, dass ihre Stadt endlich wieder frei wäre. „Aber sag mal, was machst du da jetzt eigentlich?“, wollte Misty von Bill wissen. „Ich habe hier ziemlich interessante Sachen in Erfahrung bringen können.“, entgegnete er, „Demnach hat Domino ein Programm auf ihrem Laptop, mit dem sie legendäre Pokémon orten kann. Ich habe noch keine Idee, wie sie das anstellt, aber ich werde mir das Programm erst einmal runter laden, vielleicht weiß ich dann mehr. Aber den Daten zufolge hatte sie die Spur von Raikou aufgenommen.“. „Aber sie haben es nicht gefangen, oder?“, Jens wurde sofort hellhörig. „Offenbar noch nicht, sie haben die Spur wieder verloren.“. „Deshalb war sie vorhin auch so aufgebracht gewesen, als das System abstürzte.“, schlussfolgerte Tracey. „Anscheinend wollen sie nicht nur alles beherrschen, sondern auch alle legendären Pokémon fangen.“, erklärte Bill. „Stimmt, Mewtu suchen sie doch auch.“, warf Misty ein. „Haben sie denn schon eines fangen können?“. „Den Daten zufolge noch nicht.“. „Dafür hat sich Team Magma schon Groudon geschnappt.“, Ash machte diese Tatsache immer noch wütend. „Ist das dein Ernst?“, Bill drehte sich schockiert zu ihm um. „Maike und Drew haben es uns erzählt. Kyougre wollen sie sich als Nächstes schnappen.“. „Die Lage spitzt sich wirklich zu. Das heißt, diese Organisationen haben die Möglichkeiten, diese Pokémon zu finden und zu fangen. Sollte ihnen das gelingen, haben wir kaum eine Chance, sie aufzuhalten, denn mit Waffen und Pokémon können wir nicht mithalten.“, meinte Bill bitter. „Vielleicht-“, Jens suchte nach den richtigen Worten, „können wir die legendären Pokémon warnen oder sie dazu überreden, uns im Kampf zu unterstützen.“. „Und wie sollen wir das anstellen?“, Bianka hatte keinerlei Vorstellung. „Ich habe doch die Glocken aus dem Zinnturm in Sicherheit gebracht. Vielleicht kann man damit wirklich Ho-oh rufen.“, Jens blickte zu Ash, „Du hast mir doch damals bei unserem ersten Treffen erzählt, du hättest ein Ho-oh gesehen. Vielleicht kommt es ja wirklich, wenn wir es um Hilfe bitten, immerhin ist es ein Hüter des Friedens. Damals ist uns auch Suicune erschienen, vielleicht würde es uns auch helfen.“. „Ganz bestimmt sogar.“, meinte Ash überzeugt. „Wir sollten es auf jeden Fall versuchen.“. „Wir haben aber noch was anderes vor.“, meinte Rocko. Misty und Ash sahen ihn fragend an. „Ich habe unten im Keller bis auf Jens’ und Biankas Pokébälle nur ein weiteres Pokémon entdeckt und zwar ein Keiffel. Ich glaube auch zu wissen, wem dieses Keiffel gehört.“. „Doch nicht etwa…“, Ash wollte es nicht glauben. „Ich denke schon. Damit würde unser nächstes Ziel Mahagonia City lauten.“. „Und was müssen wir dann da stürmen?“, wollte Misty nach einem kurzen Seufzer wissen. „Nach Mahagonia City werden alle gefangenen Pokémon gebracht. Die Pokébälle, die in der Pokéball-Fabrik in Azalea City hergestellt werden, werden ebenfalls dorthin transportiert. Aber in der Datenbank war verzeichnet, dass die Produktion eingestellt worden ist. Habt ihr beide auf dem Weg hierher zufällig dort vorbei geschaut?“, wollte Bill interessiert wissen. „Oh ja, den Laden haben wir auch kräftig aufgemischt.“, erwiderte Ash grinsend. „Gib damit bloß nicht so an, uns wäre da bald alles um die Ohren geflogen, weil ein gewisser Jemand sich nicht zurückhalten konnte.“, Misty schielte Ash drohend an. „Ist ja gut, es hätte vielleicht besser laufen können. Aber das Wichtigste ist doch, dass es die Fabrik nicht mehr gibt.“, gab Ash nur zurück. „Das heißt, dass sie in Mahagonia City nicht mehr viel machen können. Ich denke, wir sollten das Keiffel seinem Besitzer zurück bringen, was meint ihr?“, warf Rocko ein. „Gute Idee.“, kam es von Misty. „Ich bin dabei.“, stimmte auch Ash zu. „Ich werde Jens nach Teak City begleiten. Sollte es uns wirklich gelingen, die legendären Pokémon zusammen zu rufen, wäre das eine Sensation.“, meldete sich Bill. „Ich werde hier bleiben und auf Officer Rocky warten.“, meinte Bianka. „Es ist wohl an der Zeit, dass ich mich wieder um meine Stadt kümmere.“. „Ich bin dir auf jeden Fall zu Dank verpflichtet.“, Jens nickte Bianka anerkennend zu, woraufhin sie ein freudiges Lächeln erwiderte. „Wir bleiben auch hier und warten auf Officer Rocky.“, kam es von Daisy, „Dann bringen wir Tracey ins Krankenhaus.“. Misty nickte ihrer Schwester zu, das wäre wohl das Beste. „Dann wäre das also geklärt.“, meinte Bill, „Sagt mal, wisst ihr eigentlich, wie es bei den anderen aussieht?“, fragte er an Ash und Misty gewandt. „Ich wurde überhaupt nicht auf dem Laufenden gehalten.“. „Die Sache ist die, wir haben uns in drei Gruppen aufgeteilt. Misty und ich sind nach Johto gegangen, Maike und Drew nach Hoenn und Gary und Green sind nach Sinnoh aufgebrochen. Mit Maike und Drew haben wir heute Morgen noch gesprochen, Metarost City ist fast vollkommen zerstört worden.“. „Und Felicia?“. Ash schüttelte nur den Kopf. „Verstehe.“, Bill ließ einen Schweigemoment verstreichen, bevor er weiter sprach, „Und was ist mit Gary und Green?“. „Wir wissen es nicht.“, nun war es Misty, die ihm antwortete, „Seitdem wir uns getrennt haben, bekommen wir keine Verbindung mehr zu ihnen.“. „Das ist merkwürdig.“, Bill tippte kurz auf seinem Laptop herum und öffnete ein paar Fenster, „Vielleicht wird das Signal gestört, ich suche sie mal übers GPS.“. Ein paar Augenblicke warteten alle still ab, als Bill etwas entdeckt hatte. „In ganz Sinnoh bekomme ich von nichts ein Signal, dort wurde offenbar ein Funkloch eingerichtet oder jedenfalls irgendeine Art Schirm, der verhindert, dass Kommunikationswellen die Region verlassen. Doch eine Sache macht mich stutzig.“. „Was denn?“, fragte Ash neugierig aber auch irgendwie beunruhigt, denn Bills Blick wurde plötzlich sehr ernst. „Garys Signal ist nirgendwo auf dem Schirm zu sehen, er befindet sich wohl immer noch in Sinnoh. Aber sagt mal, habt ihr mir nicht erzählt, dass Team Rocket ihre Basis auf der Zinnoberinsel hat?“. „Jedenfalls war Giovanni auf dem Weg dorthin.“, gab Ash zurück. „Worauf willst du hinaus?“, drängte Misty schon ein wenig nervös. „Wie gesagt, Garys Signal kann ich nicht empfangen, aber Greens Signal ist deutlich zu erkennen.“. „Die beiden sind nicht mehr zusammen? Aber wo ist sie denn dann, wenn sie nicht mehr in Sinnoh ist?“, Ash war verwirrt. „Green ist auf der Zinnoberinsel.“, erklärte Bill ernst. Misty und Ash wussten nicht, was sie dazu sagen sollten. Warum war Green alleine dort? „Ich werde sie mal anrufen.“, meinte Misty und wählte ihre Nummer an. Sie bekam wirklich ein Freizeichen, aber niemand ging ran. „Komisch.“, das war alles andere als beruhigend. Egal was los war, es bedeutete nichts Gutes. Kanto, Zinnoberinsel, Team Rocket Hauptquartier „Was hast du in Sinnoh getrieben?“, Giovannis Ton war scharf und vor allem wütend. Er durchbohrte seinen jungen Kommandanten gerade zu mit seinem Blick, doch dieser ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ich habe jemanden abgeholt.“, der rothaarige, junge Mann deutete auf die Frau, die lässig hinter ihm an der Wand lehnte. „Und wer ist das?“, Giovannis Stimme machte deutlich, dass es ihm eigentlich herzlich egal war. Viel mehr regte er sich darüber auf, dass sein Kommandant Alleingänge veranstaltete. „Eine alte Freundin, sie wird uns nützlich sein.“, erklärte er. „Ich wüsste nicht, warum wir sie hier behalten sollten. Außerdem gehört sie zu den Rebellen. Warum sollte ich dir glauben, dass sie jetzt auf unserer Seite ist?“. „Ich stehe immer auf meiner Seite.“, endlich meldete sich Green zu Wort. Lässig stieß sie sich mit ihrem Stiefel von der Wand ab und trat ein paar Schritte näher. Giovanni warf ihr einen missbilligenden Blick zu, doch Green grinste nur selbstsicher. „Ich stehe immer auf der Seite, die sich am meisten für mich auszahlt. Und sein Angebot war besser als das von Gary Eich.“. Giovanni lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und schien kurz zu überlegen. Langsam wurde seine ernste Miene zu einem interessierten Lächeln. „Die Einstellung gefällt mir. Also gut, sie kann bleiben und untersteht deinem Kommando. Aber wehe sie macht auch nur einen Fehler.“, erklärte Giovanni drohend, „Geht jetzt, du hast deinen nächsten Auftrag bereits erhalten. Du kannst sie ja mitnehmen, dann kann sie zeigen, ob sie so gut ist, wie du es mir weiß machen willst.“. Der Kommandant verbeugte sich kurz und verließ zusammen mit Green das Büro. „Was ist das für ein Auftrag?“, wollte Green wissen und blickte Silver fragend an. Dieser starrte nur geradeaus und enthielt sich zunächst einer Antwort. Green wusste über nichts Bescheid. Sofort nachdem sie gelandet waren, hatte man sie und Silver zu Giovanni befohlen und er meinte nur, sie sollte sich so geheimnisvoll wie immer geben und ihn beeindrucken. Das hatte sie ja offenbar geschafft, doch Green hatte immer noch keine Ahnung, wobei sie Silver helfen sollte. „Es geht um Pyro.“, sagte er jedoch nach einer Weile, als sie das Hauptgebäude bereits verlassen hatten und Richtung Jeep-Parkplatz gingen. „Du meinst den Arenaleiter der Zinnoberinsel?“. „Er war einst Wissenschaftler und soll uns bei bestimmten Forschungen helfen. Er hat sich hier irgendwo auf der Insel versteckt.“. „Und wir sollen ihn jetzt suchen, oder was?“. „Nein. Endlich wurde er gefunden.“, Silver stieg in einen kleinen Jeep ein und wartete, bis Green neben ihm saß, um fortzufahren, „Wir werden ihn jetzt abholen.“. Er drehte den Zündschlüssel um und fuhr los. Green verstand nicht, warum das jetzt so eine große Sache war. Und was für Forschungen? Sie würde ihrem Freund gerne so viele Fragen stellen, aber sie wusste, dass sie keine einzige Antwort bekommen würde. Vielleicht würde sie ja mehr erfahren, wenn sie bei Pyro angekommen wären. Sie hoffte nur, dass auch Gary seinen Weg weiter gehen würde. Sinnoh, Jubelstadt Paul landete den Helikopter gekonnt auf einem Landeplatz am Rande der Stadt. Die gewünschte Landeerlaubnis auf dem Radioturm hatte man ihm leider verwehrt, weil dieser gerade blockiert wäre. Aber vielleicht hatte man auch Verdacht geschöpft, denn dieser Landeplatz lag nicht einmal in Zentrumsnähe. „Sind alle bereit?“, fragte Prof. Eibe die Gruppe junger Trainer, die ihn begleitete. Alle nickten. Paul schaltete die Maschinen aus und nahm die Ohrenschützer ab. „Wir bekommen Gesellschaft.“, meinte er mit einem Blick aus dem Fenster. Schnell erkannten alle, dass sie bereits umzingelt wurden. Mitglieder von Team Galaktik hatten den Helikopter umstellt und ihre Waffen auf sie gerichtet. „Langsam aussteigen!“, rief ihnen jemand befehlend zu, offenbar der Anführer der Truppe. Das lief gar nicht gut, doch was für eine Wahl hatten sie. Gary legte seinen Laptop sicherheitshalber beiseite, damit dieser nicht beschädigt werden könnte und schob langsam die Tür auf. Lucia tat das Gleiche auf der anderen Seite und stieg zusammen mit Zoey aus. Auch Prof. Eibe und Paul waren mittlerweile ausgestiegen und standen mit erhobenen da. „Nehmt ihnen die Pokémon ab.“, befahl der Anführer und ein paar der Truppe nahmen ihren Waffen ein wenig runter und kamen auf sie zu. „Nicht so schnell. Los Staraptor, Windstoß!“, rief plötzlich jemand und ein Staraptor erschien über ihnen. Ein kräftiger Windstoß schoss auf sie hinunter. Alle hielten sich am Helikopter fest, um nicht weg zu fliegen. Die Leute von Team Galaktik hatten nicht so viel Glück. Sie feuerten zwar mit ihren Hitzestrahlern auf das Staraptor, doch sie trafen ihr Ziel nicht. Nach kurzer Zeit wurden sie alle von der Stärke des Windstoßes vom Landeplatz geweht und fielen in die um den Turm liegenden Büsche. „Gut gemacht Staraptor.“, lobte ein junger Mann mit blonden Haaren und smartem Lächeln das Flug-Pokémon, welches sanft auf dem Boden landete. „Ich danke Ihnen.“, Prof. Eibe kam auf ihren Retter zu. „Keine Ursache.“, winkte dieser grinsend ab und streichelte Staraptor über die Flügel. „Das ist ja gerade noch mal gut gegangen. Gut, dass ich den Flugverkehr abgehört habe.“, ein weiterer junger Mann, dieses Mal brünett, trat auf den Landeplatz gefolgt von einer jungen Frau. Alle drei trugen auch ähnliche Kleidung. „Primo!“, rief Lucia plötzlich aus, die den brünetten Trainer erkannt hatte. „Du kennst einen von denen?“, Zoey war überrascht. „Sie drei sind Pokémon-Ranger, richtig?“, meinte Prof. Eibe, der die Kleidung identifiziert hatte. Mittlerweile standen sich die Gruppe und ihre drei Retter gegenüber. „Richtig.“, nickte der Blondschopf, „Mein Name ist Jack Walker, aber nennt mich Jackie, das sind meine Kollegen Primo und Solana.“, stellte er alle vor. Man nickte sich anerkennend und begrüßend zu. Offenbar war die Gruppe gerade um weitere drei Leute gewachsen. ~~~ Preview chapter 15: Gary und die anderen haben also Jubelstadt erreicht, nun gilt es, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Doch Paul zieht nicht mit. Er verlässt die Gruppe und will alleine gegen Team Galaktik antreten. Lucia will das nicht zulassen und folgt ihm. Die Probleme scheinen kein Ende zu nehmen, zudem sie es auch noch mit einer weiteren Feindin zutun bekommen. Derweil verlassen Ash, Misty und Rocko Dukatia City, doch zuvor hat Ash noch eine wichtige Bitte an den Manager des Radioturms. Denn die Hoffnung ist noch nicht verloren. Zu Lesen in Kapitel 15 ‚Jubelstadt in Schutt und Trümmern’, nächster Upload-Termin ist der 11.02.2009 See you then ;) Kapitel 15: Jubelstadt in Schutt und Trümmern --------------------------------------------- Sinnoh, Jubelstadt, Pokétch-Firmengebäude Schon seit Tagen wartete sie auf ihre Chance. Es war nicht leicht gewesen, die Stadt zu erreichen und ihre Brandverletzungen und Schürfwunden zeugten von vielen Kämpfen, bei denen sie Team Galaktik entkommen war. Doch nun wäre ihre Stunde gekommen. Egal was diese Typen auch vorhatten, sie würde es heute zunichte machen. Sie hatte in einer Gasse gegenüber des Firmengebäudes Stellung bezogen. Heute war reges Treiben auf dem Helikopter-Landeplatz des Radioturms gewesen, es musste etwas passiert sein. Diesen Stressfaktor ihres Feindes musste sie ausnutzen. Gestern hatte sie bereits eine Galaktik-Handlangerin überwältigt und sich ihre Kleidung angezogen. Stand ihr zwar nicht besonders, aber immerhin fiel sie so nicht auf. Im Schatten wartete sie darauf, bis eine Gruppe das Gebäude betreten würde. Sie musste auch nicht lange warten. Nach nur einer Stunde hielt ein Hovercraft vor der Tür und eine Gruppe von fünf Galaktik Mitgliedern stieg aus, bevor das Fahrzeug weiter düste. Kurz einen Blick in alle Richtungen und geschwind lief sie los, um sich der Gruppe anzuschließen. Die beiden Kontrollposten in der Eingangshalle ließen sie auch unbehelligt passieren, man nahm tatsächlich an, dass sie an der Mission der anderen fünf beteiligt gewesen war. Unmerklich entrann ihr kurz ein Seufzer. Glück gehabt. Während ihre fünf Vordermänner weiter schweigend den Gang entlang gingen, seilte sie sich in den nächstbesten Nebengang ab. Sie musste herausfinden, was Team Galaktik vorhatte und diesen Plan vereiteln. Sie wusste, dass sie hier richtig war, sie musste nur noch den Raum finden, indem das Geheimnis bewahrt wurde. Mit diesem Wissen rannte sie durch den Gang, nur im Nächsten wieder stehen zu bleiben, weil ihr zwei ‚Teamkollegen’ entgegen kamen. Kein Mucks, nicht einmal ein Nicken zur Begrüßung. Bei so einem Verhalten würde sie glücklicherweise keiner so schnell entlarven, doch sie zog es vor, sich lieber nur gehend fortzubewegen, um nicht doch irgendwie aufzufallen. Mit schnellen Schritten setzte sie ihre Suche fort. ~*~ Reunion – Jubelstadt in Schutt und Trümmern Oder: Wenn Raum und Zeit sich treffen ~*~ Sinnoh, Jubelstadt, Helikopterlandeplatz am Rande der Stadt „Es freut mich wirklich, dass auch die Pokémon-Ranger gegen diese Verbrecherorganisationen in den Kampf ziehen.“, meinte Prof. Eibe zufrieden über diese Verstärkung. „So kann man das nicht sagen.“, Jackie wandte seinen Blick betrübt zur Seite, „Pokémon-Ranger scheint nur noch ein Begriff aus anderen Tagen zu sein.“. Auch seine beiden Kollegen hielten ihre Blicke gesenkt. „Was meinst du damit?“, Gary sah vor allem Primo eindringlich an. Dieser spürte seinen Blick und entschloss sich schließlich, eine Erklärung abzugeben. „Es ist so, die Ranger-Zentrale gibt es nicht mehr. Sie wurde überfallen und zerstört. Jeder Ranger ist also auf sich selbst gestellt, was wir tun, ist unsere Sache. Vor allem Team Rocket hat auch angefangen, die Gegenden nach Pokémon zu durchkämmen, da haben wir überhaupt keine Chance, weil wir zahlenmäßig unterlegen sind.“. „Viele Ranger haben deshalb den Kampf aufgegeben und ihr Territorium verlassen. Wir wissen nicht, was aus den anderen geworden ist.“, fügte Solana hinzu. „Aber wir drei haben uns zufällig hier in Sinnoh getroffen und beschlossen, dass wir den Kampf aufnehmen wollen, wir haben nur ein kleines Problem.“, Jackie kratzte sich ein wenig beschämt am Hinterkopf. „Was für ein Problem?“, hakte Gary nach. „Staraptor ist unser einziges Pokémon.“, gab Solana zurück, „Als Pokémon-Ranger besitzen wir keine eigenen Pokémon, wir fangen wilde Pokémon, wenn wir sie zur Unterstützung einer Mission brauchen. Nur leider haben wir in Sinnoh kaum welche angetroffen. Team Galaktik scheint nicht nur die Bevölkerung zu kontrollieren, sondern auch die Pokémon.“. „Deswegen werden zumindest wir beide keine große Hilfe für euch sein.“, erklärte Primo, „Dabei hätte ich gerne wieder mit dir zusammen gearbeitet.“, er warf Gary ein Grinsen zu. „Gleichfalls.“, dieser erwiderte die Geste. Er hatte schon ein paar Mal mit Primo zusammen gearbeitet, um einige Pokémon-Reservate in Sinnoh zu beschützen, daher kannte er seine Arbeitsweise sehr gut und er war sich sicher, dass er und Solana alles andere als nutzlos sein würden. „Du hast davon gesprochen, dass du den Flugverkehr abgehört hast.“, fügte Gary noch hinzu, „Wie hast du das geschafft?“. „Das würde mich auch interessieren.“, stimmte Prof. Eibe zu. „Ach so. Das war ganz einfach. Mit unserer Ausrüstung können wir jedes externe Netzwerk anzapfen.“, Primo hob seinen rechten Arm und deutete auf das Gerät an seinem Unterarm, „Ich hab mich einfach über eine Telefonzelle in das System geschlichen. Ich hab nur die interne Kommunikation knacken können, nach außen konnte ich keine Signale senden.“. „Sehr interessant.“, stellte Prof. Eibe fest. „Das könnte sehr hilfreich sein.“, fügte Gary hinzu, „Professor, vielleicht können wir so nicht nur das System lahm legen, sondern auch das Kommunikationssystem der Region wieder herstellen.“. „Dem stimme ich zu. Junger Mann, ich würde mich freuen, wenn Sie mir assistieren könnten.“. „Sehr gerne, aber wobei denn?“, Primo blickte ein wenig verdutzt drein. „Wir haben einen Plan.“, begann Gary und erzählte von der Jagd nach den Icognito und dass Team Galaktik beabsichtigte, eine uralte Macht zu wecken, die lieber nicht angerührt werden sollte. „Ok. Also wenn das so ist, begleite ich euch natürlich zur Pokétch-Firma.“, meinte Jackie grinsend, der voll von dem Plan überzeugt schien. „Gut, und wir beide begleiten den Professor zum Radioturm.“, erklärte Primo, Solana nickte. „Sollte dann nicht einer von uns mit euch kommen?“, warf Lucia ein. „Das wäre hilfreich. Paul, würdest du uns bitte begleiten.“, wandte sich Prof. Eibe an den neben ihm stehenden Trainer. Paul hatte bis jetzt nur schweigend mit verschränkten Armen da gestanden und einen mürrischen Blick aufgesetzt. Prof. Eibe blickte ihn erwartungsvoll an, während die anderen bereit zum Aufbruch waren. „Nein.“, diese kleine Wort lenkte alle Aufmerksamkeit auf Paul, der es ausgesprochen hatte. „Ich werde Sie nicht begleiten.“, setzte er zur Verdeutlichung nach, als alle ihn nur entgeistert angestarrt hatten. „Sag mal was soll das?“, kam es verärgert von Gary. „Ich werde gegen Team Galaktik antreten und deswegen werde ich zur Firma gehen.“, erklärte Paul nüchtern. „Drehst du jetzt völlig durch?! Wir wollen doch nicht offen gegen sie kämpfen!“, Gary verstand ihn nicht und jetzt wäre nicht die Zeit für Streitigkeiten. „Ich schon.“, erwiderte Paul jedoch. „Bist du noch zu retten?!“, nun war es Zoey, die ihn anherrschte, „Wir müssen zusammen arbeiten, wenn wir das hier schaffen wollen.“. „Ich habe nicht die Absicht, euch zu helfen. Wir hatten lediglich dasselbe Ziel, hier trennen sich jedoch unsere Wege.“. „Aber Paul, das kann nicht dein Ernst sein.“, Lucia war vollkommen verwirrt. „Glaub es oder nicht. Ich habe hier nichts mehr verloren.“, mit diesen Worten holte Paul einen Pokéball hervor und ließ sein Panferno frei. „Du bleibst gefälligst hier. Hast du mir nicht vorhin noch gesagt, wem ich trauen soll und wem nicht?! Und jetzt bist du der Nächste, der einfach abhaut?“, rief Gary ihm wütend zu. „Ich habe nie gesagt, dass ich zu eurer Gruppe gehöre, wenn du das geglaubt hast, ist das nicht mein Problem.“, stur wandte er sich um sprang auf den Rücken seines Pokémon, „Los Panferno, zur Pokétch-Firma.“, mit einem Riesensatz sprang das Affenpokèmon empor und brachte seinen Trainer Richtung Stadtzentrum. „Was geht hier nur ab?“, Zoey war sichtlich erbost über Pauls plötzlichen Abgang. „Wirklich ein netter Zeitgenosse, wo habt ihr den denn ausgegraben?“, fragte Jackie scherzhaft und blickte Paul mit der Hand über den Brauen hinterher. Doch keiner sagte mehr was dazu, Paul war weg und er würde offensichtlich nicht mehr wieder kommen. Lucia ballte die Hände zu Fäusten. Sie hatte tatsächlich geglaubt, dass er nicht mehr so ein Idiot wie früher wäre. „Das kann er doch nicht einfach machen. Dieser Idiot!“, rief sie plötzlich zur Überraschung aller und ließ ihr Schlapor aus seinem Pokéball. „Schlapor, wir müssen Paul hinterher.“, meinte sie nur, bevor sie auch auf den Rücken ihres Pokémon stieg, welches sich zum Absprung bereit machte. „Aber Lucia.“, Zoey wollte sie aufhalten. „Ich werde ihn zur Vernunft bringen. Ich habe keine Ahnung, was los ist, aber ich werde ihn nicht einfach in sein Verderben rennen lassen.“, ernst blickte sie ihre Freundin an. Ihre Entschlossenheit ließ Zoey verstummen und ihr zunicken. „Sei vorsichtig.“, meinte Gary, auch er sah ein, dass man sie nicht aufhalten könnte. Damit machte sich Lucia auf den Weg, um Paul einzuholen. „Irgendwie schrumpft unsere Gruppe immer mehr zusammen.“, meinte Jackie und legte seufzend den Kopf schief, „Ich bin dafür, dass wir uns auch langsam auf den Weg machen.“. „Dann werde ich den Professor zum Radioturm begleiten und ihr beide kümmert euch um die Icognito und den Computer-Virus.“, erklärte Zoey, alle nickten einverstanden. Gary holte den Mini-Laptop aus dem Helikopter und machte sich schließlich mit Jackie auf Staraptor auf den Weg zur Firma, während Primo den Helikopter startete, um sich, Solana, Zoey und den Professor auf den Radioturm zu bringen. Alle waren sich einig gewesen, dass es nichts brachte, sich durch die Stadt zu schleichen, außerdem wussten sie vielleicht eh längst, dass es Eindringlinge in der Stadt gab, also konnte man auch den Luftweg wählen. Sie durften keine Zeit verlieren. Johto, Dukatia City, Radioturm Mittlerweile waren Officer Rocky und einige Mitarbeiter des Radiosenders eingetroffen und zu Ash, Misty und den anderen gestoßen. Domino, die immer noch bewusstlos auf dem Dach des Turms lag, wurde sofort abgeführt bzw. abgetragen und würde sehr lange Zeit hinter Gittern verbringen müssen, genauso wie ihre Kollegen, die allesamt mit ihr aus dem Turm geführt wurden, nachdem Bill schön nacheinander alle Räume wieder frei gegeben hatte. Tracey wurde ebenfalls bereits, in Begleitung von Mistys Schwestern, in ein Krankenhaus gebracht, nachdem man Rocky mitgeteilt hatte, dass die Polizei mit Hilfe von mutigen Bürgern der Stadt die Straßen von Dukatia City wieder sicher gemacht hatten. „Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll.“, meinte Officer Rocky an die Gruppe von Trainern gewandt, ihr war die Erleichterung und das Glück regelrecht anzusehen. „Keine Ursache. Irgendjemand musste denen doch mal zeigen, wo es lang geht.“, erwiderte Ash und stemmte stolz die Hände in die Hüften. „Ja, Rocko und Bill haben wirklich ganze Arbeit geleistet.“, fügte Misty hinzu und nahm Ash damit fast buchstäblich den Wind aus den Segeln, dessen Brust nicht mehr ganz so stolz aufgebläht war. „Hast ja Recht.“, ein wenig verlegen kratzte sich Ash am Hinterkopf, eigentlich hatte er wirklich nicht viel zu Dominos Verhaftung beigetragen. „Ach hört doch auf, ohne Glurak hätten wir mit Domino noch ganz schön zu kämpfen gehabt und Mistys rechter Haken verdient ja wohl auch seinen Respekt.“, meinte Rocko grinsend. „Das ist wahr.“, stimmte Ash zu und grinste breit. „Hey, sollte dieser ganze Schrecken wirklich irgendwann mal ein Ende finden, darf ich dann eine Radiosendung daraus machen?“, fragte der Manager des Radioturms aufgeregt. „Oder noch viel besser, wenn wir jetzt wieder alle Systeme ans Laufen kriegen, könnten wir sofort auf Sendung gehen und der ganzen Welt mitteilen, was ihr in Dukatia City getan habt.“. Sein Assistent notierte neben ihm fleißig alle Ideen, die aus seinem Chef raus sprudelten. „Na ich weiß ja nicht. Wenn alle Bescheid wüssten, wird es für uns vielleicht noch schwieriger und-“. „Machen Sie das.“, unterbrach Ash Misty jedoch in ihren Bedenken und sie und auch Rocko blickten ihn fragend an. „Sagen Sie der ganzen Welt, dass Dukatia City wieder frei ist, genauso wie Azalea City. Aber erzählen Sie auch von Felicias Niederlage in Metarost City und die Kämpfe in Hoenn und Sinnoh!“. „Aber Ash…“, Misty wollte etwas einwerfen, doch sie begann zu verstehen, worauf Ash hinaus wollte. „O-Ok, wenn du willst. Aber was passiert denn in Hoenn und Sinnoh?“, fragte der Manager ein wenig überrumpelt. „Berichten Sie, dass Gary Eich Trainer zusammen gerufen hat, um sich Team Rocket und auch Team Aqua und Team Magma entgegen zu stellen. Wir haben uns in alle Regionen verteilt, um den Kampf aufzunehmen. Erzählen Sie von der Zerstörung von Teak City und Metarost City und der Abschirmung von Sinnoh, dorthin ist jeder Kontakt abgebrochen. Dann können Sie von unseren Siegen in Azalea und Dukatia City berichten, die ganze Welt soll wissen, dass es noch Hoffnung gibt, weil wir nicht aufgeben werden!“, Ash hatte die Faust als Zeichen seiner Entschlossenheit erhoben. „Er hat Recht.“, kam es nun nickend von Misty, die ihn ebenso entschlossen anblickte. „Gut gesprochen.“, stimmte Bill ebenfalls zu. „Hervorragend!“, der Manager war begeistert, „Genauso machen wir es. Haben Sie das alles notiert?“, fragte er seinen Assistenten, der wild am Schreiben war und nur eifrig nickte. „Sehr gut. Dann machen wir uns jetzt auf den Weg nach Mahagonia City.“, schlug Ash vor. „Ash, dann trennen sich jetzt unsere Wege.“, kam es von Jens, der an Ash heran trat. „Geben wir alle unser Bestes.“. „Du sagst es.“, Ash und Jens reichten sich die Hände. „Viel Erfolg euch dreien!“, kam es auch von Bill, der sich schließlich zusammen mit Jens auf den Weg machte, um in Teak City die Hilfe von Ho-oh zu erbitten. Hoffentlich würden sie Erfolg haben. „Wie wollen wir denn nach Mahagonia City kommen?“, wollte Misty nun wissen. „Kein Problem, Glurak kann uns hinfliegen, oder Glurak?“, das Feuer-Pokémon nickte entschieden. „Uns alle drei?“, fragte Rocko ungläubig nach. „Klar. Ihr beide steigt auf seinen Rücken und Pikachu und mich kann er tragen.“, erklärte Ash und Glurak versicherte mit einem überzeugenden Grummeln, dass es das schaffen würde. „Also, bereit zum Start?!“. Seine beiden Freunde nickten. So wollten sich die drei auf den Weg zum Dach machen, doch sie wurden noch von Bianka aufgehalten. „Hey ihr drei, passt bloß gut auf euch auf und viel Glück.“. „Danke.“, gab Ash entschlossen zurück, bevor die drei aus dem Raum verschwanden. „Es ist gut zu wissen, dass es noch solche Trainer gibt.“, meinte Officer Rocky und alle im Raum zurück gebliebenen stimmten mit einem hoffnungsvollen Nicken zu. Hoenn, Flossbrunn Maike und Drew hatten sich auf einer Wiese am Rande von Flossbrunn nieder gelassen. Panzearon brauchte eine Pause und auch sie hatten nichts gegen eine kleine Mittagspause einzuwenden. Morgens hatten sie sich in der Jugendherberge vorsorglich mit ein paar Sandwiches eingedeckt, die nun genüsslich verspeist worden waren. Während Panzaeron ein kleines Schläfchen hielt, um sich wieder zu erholen, hatte sich Drew auf die Wiese gelegt und Maike saß neben ihm, die Beine angewinkelt und die Arme darum geschlungen. „Das ist also dein Plan?“, merkte Drew an, während er scheinbar verträumt die Wolken beim Vorbeiziehen beobachtete. „Das ist mein Plan.“, entgegnete Maike und sah genauso verträumt in den Himmel hinauf. Während ihrer Mittagspause hatte sie ihm endlich von ihrem Vorhaben erzählt, wie sie gedachte, Team Aqua und Team Magma aufzuhalten. „Und, was meinst du?“, fragte sie ihn ein wenig zaghaft und blickte nun zu ihm herab. „Gewagt.“, kam nur seine knappe Antwort, bevor er sich plötzlich ebenfalls in eine sitzende Position aufrichtete und sie ansah, „Gewagt, aber genial.“, grinste er, „Das passt gar nicht zu dir.“. „Danke für die Blumen. Sollte er schief gehen werd ich sagen, dass er von dir war.“, gab sie schmollend zurück. „Hmm, wenn der Plan schief geht, werden wir vielleicht niemandem mehr davon erzählen können.“. Drews Aussage warf eine betrübte Stimmung über sie, aber er hatte Recht. „Aber ich denke, es ist unsere einzige Chance, sie gegen einander auszuspielen. Es ist nur bedauerlich, dass wir Groudon und Kyougre auch mit darein ziehen werden.“, meinte Drew mit Bedauern. „Ich weiß, was du meinst. Wir zwingen sie dazu, gegen einander zu kämpfen, aber wir können diese Organisationen nur aufhalten, wenn sie sich gegenseitig bekriegen und da Groudon und Kyougre gleich stark sind, sollten am Ende beide Teams verlieren. Uns muss es nur gelingen, die beiden Pokémon im richtigen Moment zu befreien.“. „Genauso wie Troy und Solidad.“, fügte Drew hinzu. Maike nickte betroffen, hoffentlich ging es ihren Freunden gut. „Sobald Panzaeron wieder fit ist, sollten wir uns sofort auf den Weg machen.“. Maike nickte zustimmend. Obwohl sie zugeben musste, dass es auch einmal schön war, an einem ruhigen Ort zu sein. Auch Flossbrunn war bis jetzt kein Ziel eines Angriffs oder Überfalls gewesen, hier war alles noch so wie vorher. Vorsichtig legte Maike ihren Kopf an Drews Schulter. Kurz erschreckte er sich über diese unerwartete Geste, doch dann lächelte er leicht und ließ Maike in ihrer Position verharren. Es war ein schönes Gefühl. Vor allem aber überraschte Maike ihn jedes Mal aufs Neue. So einen Plan hätte er ihr vor ein paar Jahren noch nicht zugetraut. Sie war reifer geworden und ihre Art noch anziehender. Er wusste, dass er sie um jeden Preis beschützen würde, denn sie war schon seit Längerem viel mehr als nur eine einfache Freundin oder Rivalin. „Du, Maike?“, fragte er behutsam. „Ja?“, gab sie zurück, ohne sich zu bewegen. „Was denkst du, ist aus Larousse City geworden?“, er wusste nicht, warum er auf einmal daran denken musste, aber sie hatten schon so viel Zerstörung gesehen, Maikes Zuhause war vollkommen von der Karte gestrichen worden, aber was war wohl mit seinem Zuhause? „Machst du dir Sorgen um deine Familie?“. „Irgendwie schon.“, gab er zu. „Fühlst du dich manchmal einsam ohne sie?“. „Eigentlich nicht. Auch jetzt nicht, denn du bist ja bei mir.“. Maike lächelte, auch wenn er es nicht sehen konnte. „Ich bin auch froh, dass du bei mir bist.“, gab sie zu, „Und ich bin mir sicher, dass es deiner Familie gut geht. Wenn alles vorbei ist, dann können wir beide ja deine Familie besuchen gehen.“. „Keine schlechte Idee.“. Irgendwie war es kurios, doch beiden gefiel dieser Gedanke. Den Rest der Zeit verbrachten sie schweigend in ihrer Position, bis es Zeit zum Aufbruch wäre. Sinnoh, Stadtzentrum von Jubelstadt „Schlapor, noch mal Eisstrahl!“, befahl Lucia und augenblicklich schossen gebündelte blaue Blitze aus dem Mund des Pokémon. Doch es verfehlte sein Ziel, wie schon die Male zuvor. „Verschwinde endlich!“, rief Paul und konterte mit einem Flammenwurf, dem aber auch Schlapor mit einem gekonnten Sprung ausweichen konnte. „Warum willst du unbedingt alleine gegen sie kämpfen?!“, schrie Lucia ihm nach. Die Verfolgungsjagd ging nun schon eine ganze Weile so, die beiden Pokémon sprangen mit ihren Trainern von Dach zu Dach, während sich unten bereits Team Galaktik Mitglieder tummelten, die alles in die Wege leiteten, um die beiden einzufangen. „Das geht dich nichts an.“, gab Paul ernst zurück und ließ Panferno erneut mit einem Flammenwurf angreifen. Doch wieder daneben. Keiner von beiden gab auf, diese Jagd könnte scheinbar noch ewig so weiter gehen. Doch den beiden Streithähnen wurde kurz darauf auch schon der Weg abgeschnitten. „Stehen geblieben.“, ertonte eine kalte Stimme aus einem Lautsprecher und vor Paul hatte sich ein Luftschiff zwischen den Gebäuden erhoben. Panferno musste augenblicklich anhalten, weil ihm dadurch der Sprung auf das nächste Haus verwehrt wurde. „Oh nein, das ist doch…“, murmelte Lucia und war ebenfalls auf dem Gebäude hinter Pauls zum Stehen gekommen. Sie kannte diese Stimme, denn sie war ihrer Besitzerin schon öfter begegnet. „Ihr kommt jetzt brav mit, wenn ihr nicht wollt, dass euch etwas passiert.“, sagte die Stimme erneut. „Paul, wir müssen sofort hier weg!“, rief Lucia alarmiert, doch dieser dachte gar nicht an Flucht. Er stieg von Panfernos Rücken und blickte seinen Gegner entschieden an. „Feuersturm.“, gab er den Befehl zum Angriff. Sofort ließ das Feuer-Pokémon seine gewaltigste Attacke los und das Luftschiff wurde direkt getroffen. Jedenfalls sah es im ersten Moment so aus. Doch die Maschine war mit einem Schutzschild ausgestattet, so dass die Attacke keinerlei Schaden hatte anrichten können. „Noch mal!“, rief Paul, er musste es schaffen. Erneut prallte die Attacke gegen den Schutzschild, doch wieder passierte nichts. Panferno war zu schwach. „Ich habe euch gewarnt.“, kam es nur noch von seiner Gegnerin, bevor eine Zange in seine Richtung abgeschossen wurde. Sie umschlang Paul und Panferno so schnell, dass sie keine Chance mehr hatten auszuweichen. Die Finger der Zange schnappten zu und die beiden saßen fest. Der Fangarm wurde wieder so schnell eingezogen, wie er auch raus geschossen kam und Lucia konnte nur noch zusehen, wie Paul im Inneren des Luftschiffs verschwand. „Paul!“, rief sie ihm verzweifelt nach, aber da war es schon zu spät. „Du bist die Nächste.“, erklärte ihre Widersacherin und das Luftschiff steuerte in ihre Richtung. „Oh nein, Schlapor, bring uns hier weg.“, drängte Lucia und ihr Pokémon wollte gerade kehrt machen, als auch sie beide in einer Fangzange feststeckten, „Was-“. Lucia hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. Sie hatte keine Chance mehr und wurde auch augenblicklich in das Innere des Schiffs verfrachtet. Ein paar Minuten später fanden sich Paul und Lucia in einer Art Frachtraum wieder, ihre Pokémon waren ihnen sofort abgenommen worden. „Das war doch schon ein recht erfolgreicher Fang.“, ihre Gastgeberin hatte den Raum betreten und grinste sie siegreich mit ihren kalten Augen an. Ihre grau-weißen Haare und der dunkelgraue Mantel ließen sie noch düsterer wirken. Sie hatte sich im Türrahmen aufgestellt und eine Hand in die Hüfte gestemmt. „Wer bist du?“, fragte Paul barsch. „Das ist Pokémon-Jägerin J.“, gab Lucia ihm die Antwort und blickte ihre Feindin scharf an. „Ganz recht und ihr seid meine Beute.“, fügte diese hinzu, „Und ihr sagt mir jetzt, wo der Rest von euch ist. Ihr seid doch sicher nicht nur zu zweit.“. „Seit wann arbeiten Sie denn für Team Galaktik?“, wollte Lucia empört wissen. Die Frau kannte anscheinend weder Moral noch Ehre. „Seitdem sie mich dafür bezahlen, dass ich Ihnen Icognitos und rebellische Trainer ausliefere.“. „Sie haben wirklich kein bisschen Würde.“, meinte Lucia abfällig. „Mir ist es egal, wer meine Auftraggeber sind, Hauptsache, sie zahlen gut. Aber ich warte immer noch auf eine Antwort.“, eiskalt blickte sie Lucia an, dass diese innerlich bereits zittern musste. „Ich werde Ihnen auf keinen Fall verraten, wo meine Freunde sind.“. „Ach nein, soll ich dann vielleicht diesen Freund so lange quälen, bis du es mit verrätst?!“, ihr Grinsen wurde noch bösartiger als zuvor. „Sie werden Team Galaktik aufhalten, also auch dich!“, gab Lucia so selbstsicher wie möglich zurück. „Verstehe, also sind sie auf dem Weg zur Firma oder zum Radiosender. Das reicht mir.“, mit diesen Worten drehte sich J wieder um und verließ den Raum. Mit einem Zischen schob sich die Tür automatisch hinter ihr zu. Lucia musste kurz seufzen, da war sie ja in einen schönen Schlamassel hinein geraten. „Bist du nun zufrieden?“, vernahm sie plötzlich eine ganz und gar nicht freundliche Stimme neben sich. „Bitte?“, auch Lucia setzte nicht gerade den freundlichsten Tonfall auf. „Das ist alles deine Schuld.“, fuhr Paul sie an. Er kochte vor Wut, so hatte Lucia ihn noch nie gesehen. Das konnte einem richtig Angst machen. „Du bist doch hier der, der alles im Alleingang machen wollte. Ich hab dir gleich gesagt, dass du so keine Chance hast.“, keifte Lucia zurück. „Du hättest dich nicht einmischen dürfen.“. „Du kapierst es einfach nicht, was?! Um Team Galaktik aufzuhalten, müssen wir zusammen arbeiten.“, versuchte Lucia ihm endlich klar zu machen. „Ich will einfach nur gegen sie kämpfen, das ist alles. Und du hast nichts damit zu tun, also hör auf, mir im Weg rumzustehen!“. Sie wurden immer lauter, so dass sie beide schon leicht nach Luft schnappen mussten. Dennoch funkelten sie sich weiter böse an. „Wieso? Wieso willst du sie herausfordern? Was hast du denn davon?“. „Das würdest du doch ohnehin nicht verstehen!“. „Woher willst du das wissen? Erklär’s mir!“, forderte sie. Sie wollte ihn wirklich verstehen. „Du bist auch gegenüber Gary so aggressiv geworden. Was ist passiert, was hast du erlebt, dass du so besessen davon bist?“, Lucia blickte ihn auf einmal ein wenig mitleidig an. „Du siehst aus wie jemand, der Rache nehmen möchte.“. Paul blickte zur Seite. Warum sollte er ausgerechnet ihr antworten. „Bitte, sag es mir. I-ich würde dir gerne helfen.“. „Lächerlich.“, meinte er abfällig, „Das ist meine Sache! Du würdest mir nur im Weg rumstehen, das hast du ja auch bereits bewiesen.“. „Ich wollte dir helfen! Gegen Pokémon-Jägerin J hast du nicht gerade eine gute Figur gemacht.“, warf sie zurück. „Du doch noch weniger.“, knurrte Paul dagegen. „Das macht doch überhaupt keinen Sinn.“, platzte es aus Lucia, die sich den Kopf hielt, das Gespräch ging in eine ganz falsche Richtung. Sie atmete einmal tief durch, bevor sie die Arme wieder hängen ließ, „Ich glaube dir nicht, dass du einfach so gegen Team Galaktik antreten willst. Du kannst doch nicht gut finden, was sie mit den Trainern und mit den Pokémon machen.“. „Und wenn doch?“. „Dann bist du ein noch mieserer Trainer als ich gedacht habe.“, gab sie entschieden zurück und sah ihn ernst an. Nein, so ein mieser Trainer und vor allem so ein schlechter Mensch konnte er einfach nicht sein. „Also, was ist passiert, dass du so zornig bist?“. Paul sah sie eine Weile abwartend an, doch Lucias Blick blieb beharrlich auf ihn gerichtet. „Es ist wegen meinem Bruder.“, offenbarte Paul schließlich und blickte zur Seite, er konnte sie dabei nicht ansehen. „Reiji?“. Er nickte betroffen. „Was ist mit ihm? Haben sie ihn auch gefangen genommen?“. „Nein.“, gab Paul zurück. Er ließ ein paar Momente verstreichen. Lucia sagte nichts, sondern wartete, dass er fortfahren würde. „Sie haben ihn getötet.“. Lucias Augen weiteten sich vor Schock. Reiji sollte tot sein? Dabei war er so ein guter Trainer und ein so talentierter Züchter, wie konnte das nur sein? „Als Team Galaktik unsere Stadt angegriffen hat, haben sich mein Bruder und diese schwächliche Arenaleiterin sich ihnen in den Weg gestellt.“, Paul ballte die Fäuste zusammen und knirschte mit den Zähnen, als er daran zurück dachte. „Du meinst Hilda?“, Lucia würde sie niemals vergessen, denn sie war in ihren Augen eine großartige Arenaleiterin. Außerdem hatte sie gegen Hilda ihren ersten Arenakampf bestritten. „Sie war so schwach, sie hat kaum gegen Team Galaktik durchgehalten.“, knirschte Paul wütend. „Und dann?“, warum spannte er sie nur so auf die Folter?! „Reiji. Er hat sich für sie geopfert. Er hat sich vor einen Angriff geworfen, der eigentlich für sie bestimmt gewesen war. Sie war am Boden und konnte sich kaum noch wehren, also hat er sie gerettet. Er, der die Arenaleiter aller Regionen bezwingen konnte, er hätte Liga-Champion sein können, und dann opfert er sich für so eine schwache Arenaleiterin.“, Paul konnte diesen Gedanken kaum ertragen. Er hatte sowieso nie verstanden, warum Reiji ausgerechnet Züchter werden wollte, obwohl er so viel mehr hätte sein können. Und dann gab er auch noch sein Leben für diese Arenaleiterin. „Und was ist aus Hilda geworden?“, Lucia traute sich kaum zu fragen, aber sie musste es wissen. „Was wohl. Sie wollte bis zum bitteren Ende weiter kämpfen, obwohl mein Bruder sein Leben für ihres gegeben hat. Kurz darauf wurde auch sie getötet und die Stadt wurde eingenommen. Nachdem ich meinen Bruder habe fallen sehen, habe ich mich ergeben.“, gab Paul zu, „Doch während meiner Zeit in dem Trainerlager habe ich den Entschluss gefasst, Team Galaktik herausfordern zu wollen. Wenn ich sie schlage, dann beweise ich damit, dass ich besser bin als mein Bruder.“. Sein lang ersehntes Ziel, er wollte seinen Bruder schlagen, der alles erreicht hatte. Plötzlich nahm Lucia seine Hand. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sie sich genähert hatte, weil er so in seinen Erinnerungen versunken gewesen war. Perplex blickte er sie an. „Das tut mir so Leid.“, sagte sie traurig, „Aber was du vorhast, ist reiner Selbstmord.“. „Na und?!“, kam seine überraschende und zugleich schockierende Antwort, „Nur der Stärkere überlebt.“, mit diesem Worten riss er sich von Lucia los. Wie vom Blitz getroffen stand sie da. Sie konnte nicht glauben, dass er das gesagt hatte. Als ob sein Leben nichts mehr wert wäre. Sie fasste es einfach nicht, aber sie würde ihn schon noch zur Vernunft bringen, denn das hatte sie sich vorgenommen. Sie holte aus und verpasste ihm mit voller Wucht eine Ohrfeige. Diese hatte Paul ebenfalls nicht kommen sehen. Wütend blickte er Lucia an, die ihn mit feuchten Augen missbilligend ansah. „Sag so etwas nie wieder!“, schrie sie ihn an, „Du darfst dein Leben nicht einfach so wegwerfen. Das ist so ein Irrsinn, was du vorhast. Dass ist doch kein Beweis von Stärke, wenn du dich allein gegen eine ganze Organisation stellst. Komm doch endlich zur Vernunft!“, ihre Stimme klang zum Schluss schon beinahe flehend. „Warum betrifft dich das so?“, fragte er sie auf einmal. „Wie meinst du das?“. „Warum interessierst du dich dafür, was aus mir wird? Es kann dir doch egal sein.“. „Da hast du Recht. Aber mir ist es nun mal nicht egal, weil ich nicht so ein Ignorant bin wie du!“, meinte sie direkt. „Ich kann dich eben nicht einfach ins Verderben rennen lassen.“. „Und dafür bist du sogar bereit, dich selbst aufzugeben?“. „Ich kämpfe nun einmal für das, woran ich glaube.“. „Du bist genau wie mein Bruder.“, mit diesen Worten drehte er sich von ihr weg. Das Gespräch war für ihn beendet. Lucia wusste mit dieser Aussage nur leider nicht ganz so viel anzufangen. Meinte er das nun beleidigend oder war es ein Kompliment? Sie konnte es aus seinen Worten und seiner Stimme nicht definieren. Doch eines wusste sie, sie würde ihn nicht einfach so allein lassen. Sie würde ihm schon noch beweisen, dass es mehr gab, als nur Stärke erreichen zu wollen. Aber erst einmal müssten sie zusehen, wie sie hier wieder raus kämen und vor allem mussten sie Gary warnen. Der war inzwischen zusammen mit Jackie auf dem Dach des Pokétch-Firmengebäudes gelandet. Garys Nidoking hatte die verschlossene Tür aufgebrochen und sie waren eingedrungen. Dass dabei jeglicher Alarm ausgelöst wurde, war eher nebensächlich, da man sie bereits bei ihrem Landeanflug entdeckt hatte und auf den Straßen bereits alle alarmiert waren. „Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt.“, meinte Gary, während die beiden durch die Gänge rannten. „Ein bisschen Sport hat noch niemandem geschadet. Aber du weißt, wo wir lang müssen?“. „Laut dem Plan hier müsste es auf dieser Etage sein. Genau in der Mitte, wo sich auch das Firmenlabor befindet. Es ist nicht weit.“, erwiderte Gary, der seinen eingeschalteten Laptop im Arm hielt und stets ihren Standpunkt kontrollierte. „Aber wir müssen mit Wachen rechnen, falls uns nicht sowieso gleich alles entgegen kommt, was hier im Gebäude stationiert ist.“. „Damit werden wir schon fertig.“, meinte Jackie zuversichtlich, auch wenn sie Staraptor auf dem Dach zurück lassen mussten, weil es sich hier in den Gängen kaum hätte bewegen können. „Aber ich glaube, da kommt schon der erste Trupp.“. Es waren Schritte zu hören, die sich ihnen näherten oder umgekehrt. Viele Schritte. Die Schatten ihrer Gegner konnten sie bereits im Gang im die Ecke ausmachen, die Konfrontation stand unmittelbar bevor. Sie verlangsamten ihre Schritte, doch bevor der erste Feind um die Ecke blinzelte, war neben ihnen eine Tür aufgegangen und sie wurden in den Raum hinein gezogen. Die Tür fiel zurück ins Schloss, als der Galaktik-Trupp gerade um die Ecke bog. Mit schnellen Schritten passierten sie den Raum. Dann waren sie weg. Verwirrt blickten Gary und Jackie zu der Person, die sie hier rein gezogen hatte. Ein kurzer Schock durchfuhr sie, als sie in das Gesicht einer von Team Galaktik blickten, doch diese hatte beruhigend den Zeigefinger auf die Lippen gelegt als Zeichen, dass sie bloß nicht los brüllen oder in Panik verfallen sollten. Die beiden nickten und die Spannung löste sich ein wenig. Die fragliche Person nahm ihre sehr hightech aussehende Brille ab und bei eingehender Betrachtung kam ihnen beiden das Gesicht der Frau nun eindeutig bekannt vor. „Bist du nicht Silvana-“, setzte Gary an. „-die Arenaleiterin von Ewigenau?“, beendete Jackie den Gedanken. „Ganz recht, live und in Farbe.“, grinste diese sie nun entspannt an, „Naja, auch wenn diese Farben alles andere als schön sind.“, sie deutete auf ihr Outfit, „Aber was tut man nicht alles, um die Welt zu retten.“. „Hey, das ist ja mal eine Überraschung. Du scheinst dich eleganter ins Gebäude geschlichen zu haben als wir.“, lachte Jackie. „Ja, ihr könnt einem echt den Tag verderben mit eurem rüden Auftreten.“, sie verschränkte die Arme vor der Brust, und doch musste sie lächeln, „Aber es ist schön, endlich mal Unterstützung zu bekommen. Denn ins Labor hab ich es noch nicht geschafft. Ich hab mir leider die falsche Person zum Ersetzen ausgesucht, denn mit dem Ausweis von meiner Vorbesitzerin gelte ich nicht als autorisiert, das Labor zu betreten.“, sie seufzte immer noch enttäuscht. „Dann kannst du die Klamotten doch auch gleich wieder wechseln. Mit diesem Outfit brauchst du dich bei uns eh nicht sehen zu lassen.“, grinste Jackie. „Das ist wohl wahr.“, Silvana nickte und schälte sich dann aus der Uniform. Endlich kam ihre gewohnte Kleidung wieder zum Vorschein mit den kurzen braunen Hosen und ihrem markanten waldgrünen Kurzcape. „Wie sieht denn eigentlich euer Plan aus?“, wollte Silvana neugierig wissen. „Wir wollen einen Virus in den Laborcomputer einspeisen, aber für das Eindringen ins Labor haben wir leider keinen wirklichen Plan.“, erklärte Gary. „Schade.“, Silvana stöhnte kurz, „Aber wie wär’s, wenn ihr mir erst einmal eure Namen verratet?“. „Ich bin Gary Eich.“, stellte er sich vor. „Und ich bin Jack Walker, aber nenn mich ruhig Jackie.“. „Freut mich.“, lächelte die Arenaleiterin, „Was meint ihr, sollen wir einfach ins Labor einbrechen? Alarmiert ist hier ja ohnehin schon jeder dank euch.“. „Ich denke, das deckt sich mit unseren bisherigen Überlegungen.“, Gary lächelte ein wenig verlegen. Eigentlich war das nicht so wirklich seine Art, so einen Einbruch hätte man wohl eher Ash zugetraut, aber so lagen nun einmal die Dinge und sie würden jetzt das Beste aus der Situation machen müssen. „Ach ja sagt mal, bevor wir gleich hier los stürmen. Sind auch noch Freunde von euch in der Stadt?“, warf Silvana ein. „Ja, wieso?“, wollte Gary alarmiert wissen. „Es scheint so, als hätte man zwei von ihnen gefangen genommen. Hier ist vor ein paar Minuten ein ziemlicher Aufruhr ausgebrochen, als es hieß, dass zwei Trainer auf dem Dach gelandet sind, zwei andere Trainer bereits im Stadtzentrum geschnappt wurden, und ein nicht genehmigter Landeanflug fand wohl auch auf dem Radioturm statt.“. „Na großartig, dann haben sie bestimmt Paul und Lucia geschnappt.“, Gary knirschte mit den Zähnen, nur wegen diesem Paul steckte jetzt auch Lucia in Schwierigkeiten. „Ich denke, wir sollten versuchen, sie zu befreien, bevor man sie in eines der Trainerlager bringt.“, meinte Silvana, „Da du der mit dem Laptop bist, würde ich vorschlagen, dass du mich begleitest, was meinst du?“, sie grinste Jackie freudig an. „Nichts lieber als das.“. Gary verkniff sich sein Seufzen, die beiden schienen sich ja blendend zu verstehen. Aber Silvana hatte Recht, sie sollten die beiden befreien, bevor es zu spät wäre. Hoffentlich war ihnen noch nichts passiert. „Dann sollten wir-“, Silvana stockte, als plötzlich jemand die Tür öffnete. Alle drei blickten entgeistert zu dem unerwarteten Eindringling. Jackie war sofort alarmiert, denn er hatte schon viel von ihr gehört. Gary dagegen hatte sie sogar schon einmal live erlebt. „Pokémon-Jägerin J.“, knirschte er fassungslos und blickte in die kalten Augen der Jägerin. „Ich wusste doch, dass ich Stimmen gehört habe. Heute ist wirklich ein beutereicher Tag.“, sie grinste gefährlich und funkelte ihre Opfer bösartig an. „Sehen wir so aus, als würden wir uns einfach so ergeben?!“, konterte Silvana empört. „Jeder ergibt sich mir.“, J schnipste einmal und ein ganzer Trupp ihrer Männer flutete in den Raum und richtete seine Waffen auf die drei. „Gutes Argument.“, Silvana schluckte, dagegen hatten sie keine Chance. Gary warf noch kurz einen Blick auf seinen Laptop und stellte fest, dass sich das Signal der anderen im Radioturm nicht mehr bewegte. Entweder hatten sie also ihr Zielt erreicht oder saßen genauso fest. Er hoffte schwer auf ersteres. Mit bitterer Miene klappte er seinen Laptop zu. „Den kannst du mir sofort übergeben.“, meinte J und grinste Gary fies an. Ohne ein Wort tat er einen Schritt nach vorn und reichte ihr das Gerät. Zufrieden nahm sie den Laptop entgegen. „Wir sollten gehen, eure Freunde warten schon.“, meinte sie noch, bevor sie voran schritt. Gary biss die Zähne zusammen. Das waren nicht gerade die besten Aussichten, wie er zugeben musste. Er wusste nicht wieso, aber er wünschte sich, dass Green noch bei ihm wäre, sie hätte sicher wieder eine geniale Idee. Doch er sollte nicht unrealistischen Gedanken hinterher hängen, er musste einen Weg finden, in das Labor zu kommen und zwar sofort! Sie hatten gerade den Aufzug erreicht, als plötzlich das gesamte Gebäude anfing zu beben. Eine gewaltige Erschütterung brachte alles zum Zittern, jeder hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Pokémon-Jägerin J stolperte gegen eine Wand. „Was ist hier los?“, schrie sie empört, während sie ihre Gefangenen und ihre Leute im Auge behielt. Aber ihre Leute lagen zum größten Teil auch bereits auf dem Boden, Gary, Jackie und Silvana drückten sich gegen die gegenüber liegende Wand, aber es war kaum möglich, auch nur einen Schritt zu tun. Plötzlich ertönte auch eine Alarmsirene, die den Flur mit einem ohrenbetäubenden Geräusch flutete, welches neben den Erschütterungen noch mehr für Kopfschmerzen sorgte. „Das ist doch kein normales Erdbeben.“, meinte Gary mit wackeliger Stimme. „Wer weiß, was diese Typen jetzt wieder angestellt haben.“, kam es von Jackie, der eine Chance sah, vielleicht zu entkommen. Doch im nächsten Moment stolperten ihnen einige Wissenschaftler und Team Galaktik Mitglieder entgegen und kurz darauf gab es hinter diesen eine laute Explosion. „Wir müssen… hier raus… alles… außer Kontrolle…“, keuchte einer der Ankommenden und brach einen Schritt später zusammen. Zwei weitere Wissenschaftler stolperten über ihn drüber, während sich die Team Galaktik Mitglieder gewaltsam Platz machten, bis sie Pokémon-Jägerin J erblickten. „Wir evakuieren, nehmen Sie die Gefangenen mit.“, sagte man zu ihr. „Was ist hier los?“, wollte sie jedoch zunächst von ihren Auftraggebern wissen. „Die Icognito, sie versuchen tatsächlich ein Dimensionstor zu öffnen, unglücklicherweise reichten unsere Sicherheitsvorkehrungen nicht aus. Das Firmengebäude wird also bald einstürzen, aber das macht nichts. Wenn alles nach Plan läuft, haben wir es geschafft.“, der Galaktik Typ grinste überheblich. Pokémon-Jägerin J war das reichlich egal, sie wusste nur, dass sie nicht hier sein wollte, wenn das Gebäude in sich zusammen fiel. „Alle Mann die Treppe runter.“, befahl sie ihrem Trupp, „Und behaltet die Gefangenen im Auge.“. Mit Mühe versuchte sich jeder wieder aufzurappeln, doch eine weitere Explosion folgte, offensichtlich aus dem Labor. Hier würde wirklich alles einstürzen. „Verdammt.“, knirschte Gary. Es durfte noch nicht zu spät sein. Entschlossen machte er einen Satz nach vorne und schnappte sich seinen Laptop aus Js Hand. Diese war von der Aktion völlig überrumpelt und bevor sie ihn aufhalten konnte, spurtete Gary auch schon Richtung Labor. „Gary!“, rief Jackie ihm noch nach, war er denn verrückt jetzt dahin zu rennen?! „Ich muss es verhindern!“, gab Gary nur zurück, bevor um die nächste Ecke bog, aus der die Wissenschaftler zuvor gekommen waren. „Wir verschwinden von hier.“, stellte J klar, sie entschied sich dafür, diesen einen Gefangenen hier sterben zu lassen, wenn er so wild darauf war. Zusammen mit ihrem Trupp, den Team Galaktik Mitgliedern und den Wissenschaftlern machten sie sich auf, die Treppe nach unten zu nehmen. Jackie und Silvana entschieden sich dafür, sich von ihnen ebenfalls hinunter geleiten zu lassen, aber von Bewachung konnte auch nicht mehr gesprochen werden. Einige fielen aufgrund der Erschütterungen sofort das erste Treppenstück hinunter. Jetzt ging es einfach nur noch darum, heil und vor allem rechtzeitig aus dem Gebäude zu kommen. Hoffentlich wusste Gary, was er tat, denn jetzt könnten sie ihm nicht mehr helfen. Gary rannte durch den Flur so schnell er konnte, immer wieder eckte er irgendwo an, weil die Erschütterungen einfach zu stark waren, um geradeaus laufen zu können. Doch er gab nicht auf, er arbeitete sich immer weiter vor. Das Labor war auch nicht schwer zu finden, es musste dort liegen, wo der Rauch herkam. „Turtok, du bist dran.“, Gary ließ seinen alten Begleiter aus seinem Pokéball und das Schildkröten-Pokémon präsentierte sich in voller Stärke neben ihm. „Turtok, setz die Hydropumpe ein, damit wir versuchen können, durch den Rauch zu kommen.“. „Turtok.“, das Wasser-Pokémon nickte und richtete seine großen Kanonen, die aus seinem Panzer herausragten, geradeaus in den Gang, aus dem der Rauch kam. Gezielt dosierte es die Wassermengen und die Sicht wurde klarer. „Sehr gut.“, Gary spurtete weiter, sein Turtok neben ihm, bis er die große Doppeltür des Labors erreichte. Die einstige Glastür war aus den Angeln gerissen und hatte einen Scherbenhaufen zurück gelassen. Gary hustete, als ihm neuer Qualm entgegenkam. „Turtok.“, hustete er und das Pokémon verstand sofort. Erneut löschte er das dieses Mal sogar in Sicht liegende Feuer und Gary atmete einmal tief durch. Das Labor war sehr groß, mittlerweile aber vollkommen verwüstet. Viele der technischen Anlagen waren explodiert, überall lagen Metallteile auf dem Boden herum, doch Garys Aufmerksamkeit galt etwas viel unglaublicherem. Sein Blick wanderte Richtung Decke, die es mittlerweile nicht mehr gab, dafür aber einen ganzen Schwarm Icognitos, die kreisende Bahnen zogen. Sie bildeten drei Ringe, die zwei Äußeren bewegten sich in dieselbe Richtung, der in der Mitte in die ihnen entgegen gesetzte. Die Icognitos waren mittlerweile von einer violetten Kugel umgeben, die stetig größer zu werden schien. Gary bemerkte sofort, dass die Pokémon nicht wussten, was sie taten, denn ihre Augen waren nicht weiß, sondern rot. „Das sieht nicht gut aus.“, murmelte er. Wenn das so weiter ging, würden sie hier vielleicht noch alles verschlingen. Plötzlich ging ein Energiestoß auf das Labor nieder und das violette Umfeld wurde schlagartig größer. Turtok hatte sich vor Gary aufgerichtet und die Druckwelle mit seinem Panzer abgefangen, so dass Gary nichts weiter passiert war. „Danke Turtok.“. „Turtok.“, das Pokémon zog ein leicht schmerzverzehrtes Gesicht. Die Druckwelle musste wirklich gewaltig gewesen sein, wenn Turtok sie durch seinen Panzer hindurch spüren konnte. Ein paar weitere Computer knisterten und Bildschirme explodierten. Eine weitere Erschütterung zog sich durch das Gebäude und langsam fielen auch die Wände auseinander. Gary sah sich um. Das Einzige, was von der Druckwelle offenbar nie getroffen zu werden schien, war so etwas wie ein Elektrizitätsleiter in der Mitte des Labors. Die violette Kugel war mit einem dünnen Strahl damit verbunden. So hatte Team Galaktik die Pokémon anscheinend kontrolliert. Irgendwie musste er diesen Leiter abstellen, nur wie? Einfach zerstören wäre zu riskant. Er ließ seinen Blick die Wände entlang schweifen und entdeckte tatsächlich noch einen Computer, der unversehrt zu sein schien. Schnell eilte er dort rüber, während sein Turtok ihm weiter Deckung gab. Zu seiner Erleichterung bekam er wirklich ein Bild, das System des PCs arbeitete noch, wenigstens einigermaßen. Er entdeckte auch eine Öffnung, in der das Verbindungskabel passte, welches er aus seiner Hosentasche hervor holte, um seinen Laptop mit dem System zu verbinden. „Komm schon.“, wild tippte er auf seiner Tastatur herum, um Zugang zu dem Programm zu bekommen, doch das war alles gar nicht so einfach. Die nächste Druckwelle folgte. Langsam stürzte auch bereits der Boden ein. Er musste sich beeilen. „Turtok!“ sein Begleiter machte auf sich aufmerksam. Gary wandte sich um und blickte zu den Icognito hoch. Mittlerweile war aus der violetten Kugel etwas ganz anderes entstanden: der ganze Himmel war von violett-schwarzer Farbe bedeckt und hoch oben erkannte er, auf was es Team Galaktik wohl abgesehen hatte. Er sah Dialga und Palkia, die erbittert gegen einander zu kämpfen schienen. Die Icongito hatten ein Tor zu der Dimension geöffnet, in der diese beiden Ursprungspokémon offensichtlich lebten. Doch was wäre, wenn sie in diese Welt eindringen würden? Gary wollte es lieber gar nicht wissen. Er musste die Icognito dazu bringen, das Tor wieder zu schließen, bevor es zu spät wäre. Lucia und Paul saßen immer noch in Jägerin Js Luftschiff fest, doch auch sie merkten die Erschütterungen. „Was ist da nur los?“, fragte Lucia besorgt. Sie wüsste zu gerne, wie es den anderen wohl ging. Paul war das natürlich egal, so antwortete er auch nicht. Doch plötzlich zog auch er eine leicht beunruhigt Miene, als plötzlich etwas auf das Dach fiel und die Decke über ihnen eingedrückt wurde. Glücklicherweise war die Decke recht hoch, so dass die Delle sie nicht erreichte. „Was war das nun wieder?“, Lucia gefiel das überhaupt nicht. Paul war wütend. Offenbar schienen alle gegen Team Galaktik zu kämpfen, nur er saß hier fest und das war alles nur die Schuld von dieser nervigen Person, die er hier jetzt auch noch ertragen musste. Doch die beiden sollten Glück im Unglück haben. Irgendwo anders schien es eine Explosion auf dem Schiff gegeben zu haben, der laute Knall und das Rumsen sprachen jedenfalls stark dafür. Aber irgendwas schien mit der Technik nicht mehr zustimmen, das Licht ging ständig an und wieder aus und die elektrische Türöffnung hatte wohl auch was abbekommen, jedenfalls hatte sich die Tür bis zur Hälfte geöffnet, bevor sie wieder stecken blieb. „Hey, das ist unsere Chance. Verschwinden wir hier!“, meinte Lucia begeistert und rannte zur Tür. Paul folgte mit schnellen Schritten. Wenigstens sagte sie einmal etwas nicht so Sinnloses, auch wenn es etwas Offensichtliches war. So schoben sie sich recht problemlos durch den Türspalt, aber wo lang jetzt? „Wir müssen unsere Pokémon finden.“, stellte Lucia fest, ohne ihre Freunde würde sie hier nicht weggehen. „Wir müssen erst wissen, was los ist.“, hielt Paul jedoch dagegen und lief auch schon los. Doch alles schien hier zu wackeln, gab es draußen etwa ein Erdbeben? Das machte das vorwärts kommen nicht gerade einfach. „Hey, wo willst du hin?“, rief Lucia ihm nach, der natürlich nicht antwortete, sondern sich so schnell vorwärts bewegte, wie es Situation ihm erlaubte. „Dieser Egoist.“, schnaufte Lucia empört und lief ihm schließlich nach. „Du musst mir nicht schon wieder nachlaufen.“, schnauzte er sie an, ihm war natürlich nicht entgangen, dass sie hinter ihm blieb. „Vergiss es!“, gab sie nur zurück. Er verstand wirklich nicht, warum sie sich so für seine Sicherheit interessierte. Wenigstens wurde er von sonst niemandem aufgehalten, aber die Crew hatte sicherlich momentan anderes zu tun. Als er um die nächste Ecke bog, entdeckte er auch die ausgefahrene Rampe, die nach draußen führte. Endlich. Entschlossen schritt er nach draußen, doch er blieb augenblicklich stehen, als er den dunklen Himmel erblickte und das, was in ihm zu sehen war. Als Lucia zu ihm aufgeschlossen hatte, folgte sie fragend seinem Blick und auch sie erstarrte, als sie Dialga und Palkia entdeckte. „Das… kann nicht sein…“, stotterte sie ungläubig. Sie war den beiden schon einmal begegnet, damals zusammen mit Ash und Rocko. Die beiden Pokémon hätten seinerzeit beinahe eine ganze Stadt in eine andere Dimension gezogen, nur mit Hilfe von Darkrai und dem Raum-Zeit-Turm war es ihnen gelungen, die beiden zu besänftigen und die Stadt wieder frei zu geben. Doch hier hatten sie weder die Unterstützung von Darkrai, noch die besänftigende Melodie, die von Raum-Zeit-Turm gespielt worden war. Wie sollten sie diese nahende Katastrophe nur abwenden? Währenddessen sprinteten Zoey, Prof. Eibe, Primo und Solana durch den Radioturm und versuchten sich in Sicherheit zu bringen. „Hier wird gleich alles zusammen brechen, wenn das Beben so weiter geht.“, stellte Primo klar und führte die Gruppe an. Ihnen blieb keine Zeit, sich mit einer Kontaktaufnahme der Außenwelt zu beschäftigen, sie mussten einfach nur noch hier raus. In dieser Hinsicht waren sie mit ihrem Feind auch relativ einer Meinung, denn auch die Team Galaktik Mitglieder, die hier stationiert waren, hatten zur Evakuierung aufgerufen, so dass sich niemand um sie kümmerte. „Oh mein Gott, seht euch das an!“, rief Zoey plötzlich aus, als sie beim Runterrennen der Treppe einen Blick durch die Fenster nach draußen warf. Alle blieben ebenfalls stehen und folgten ihrem entgeisterten Blick. „Das kann nicht sein.“, Solana war fassungslos. „Das war also ihr Plan.“, stellte Prof. Eibe entsetzt fest. Team Galaktik hatte offensichtlich wirklich vor, Dialga und Palkia zu fangen, wie größenwahnsinnig konnte man sein?! „Die Icognito müssen das Fenster zu Dialgas und Palkias Dimension geöffnet haben.“, schlussfolgerte Solana. „Jetzt können wir nur noch hoffen, dass es Gary und Jackie gelingt, das Tor wieder zu schließen, bevor unsere beiden Welten miteinander verschmelzen oder hier alles zu Schutt und Asche zerfällt.“, knirschte Primo. So gut es ging, eilten sie schließlich wieder die Treppe hinunter. Das würde alles mehr als eng werden. Die Icognito zogen immer größere Kreise, immer mehr Energie wurde frei gesetzt. Das Dimensionstor wurde immer größer. Die Attacken der beiden kämpfenden Pokémon wurden immer gewaltiger, dass man sie bereits genau spüren konnte. Gary kniete mit seinem Laptop bereits am Boden, weil ihn der Druck, der von allem ausging, nicht mehr aufrecht stehen ließ. Doch er durfte nicht aufgeben, er hatte das System fast geknackt. Schweiß lief ihm das Gesicht hinunter und tropfte auf den Boden, er schnappte bereits nach Luft, die hier oben immer dünner zu werden schien. „Komm schon, komm schon.“, versuchte er dem System gut zuzureden. Nur nicht abstürzen. „Ich hab’s!“. Endlich hatte er Zugang zu der Stromversorgung des Leiters bekommen, der die Icognito befahl. Nur noch richtig umpolen. Schneller, schneller… Die Dimension legte sich langsam aber sicher über der Stadt nieder, er spürte den tobenden Kampf immer deutlicher, alles wurde einfach immer lebendiger. Es drohte ihn zu verschlingen. „Turtok!“, rief das treue Wasser-Pokémon aus und Gary sah von seinem Laptop auf. Dialga sowie auch Palkia schienen Energie zu sammeln und zwar für eine gewaltige Attacke. Wenn diese beiden Kräfte auf einander prallen würden, würde von Jubelstadt nichts mehr übrig bleiben. „Schneller, das muss schneller gehen.“, gehetzt starrte Gary wieder seinen Laptop-Bildschirm an, auf dem er nur zusehen konnte, wie der Umpolungsvorgang lief. ‚Umpolung wird initiiert… 50%... 60%... 70%... Die Energiekugeln der beiden kämpfenden Pokémon wurden immer größer. Gleich wäre es soweit. „Jetzt mach schon.“. 80%... 90%... Dialga und Palkia ließen ihre Attacken aufeinander los. 100% „Los!“, schrie Gary und der Energieleiter sendete keine violette Strahlung mehr, sondern gelbe. Die Icognito wurden eines nach dem anderen in sekundenschnelle davon angesteckt und auch ihre Augenfarbe änderte sich wieder von rot zu weiß. Sie lösten ihre Formation auf und das Dimensionstor begann mit rapider Geschwindigkeit zu schrumpfen. „Verdammt!“, hilflos blickte Gary in den Himmel. Zu langsam. Auch wenn es nicht die volle Wucht war, der Attackenzusammenprall war so gewaltig, dass er dennoch über sie niederging, bevor sich das Tor restlos geschlossen hatte. Eine gewaltige Druckwelle erschütterte die Stadt und wie Dominosteine fielen alle Häuser in sich zusammen. Nichts blieb stehen, nichts blieb verschont. Jubelstadt wurde innerhalb Sekunden zu einem Haufen aus Schutt und Trümmern. ~~~ Preview chapter 16: Maike und Drew sind endlich in Prachtpolis City angekommen und wollen ihren Plan in die Tat umsetzen. Doch sie erhalten Gegenwehr: eine alte Freundin stellt sich ihnen zum Kampf. Ash, Misty und Rocko treffen währenddessen ebenfalls ‚alte Bekannte’ wieder, bevor sie ihren Weg nach Mahagonia City fortsetzen. Und Green erfährt etwas über Silver, was selbst sie nicht für möglich gehalten hätte. Zu Lesen in Kapitel 16 ‚Auf James’ Anwesen’, nächster Upload-Termin ist der 04.03.09. See ya ;) Kapitel 16: Auf James' Anwesen ------------------------------ Hoenn, Prachtpolis City „Endlich haben wir Kyougre.”, Admiral Isabel belächelte den gold-weißen Pokéball in ihren Händen, auf dem man die Gravur ‚GS’ zu erkennen vermuten könnte. „Damit ist unsere Abmachung fast erfüllt.“, meinte General Harlan mit ernster Stimme. „Allerdings.“, Isabel sah zu ihm auf, die beiden Teamführer funkelten sich gefährlich an. „Bleibt nur noch eins zu tun, wir müssen Team Rocket aus dem Weg räumen.“. „Ich denke ich habe da jemanden, der herausfinden kann, wo sie ihre Basis haben.“. „Ich habe schon gehört, dass du aus Metarost City Geiseln mitgebracht hast. Jetzt weiß ich also auch wieso.“, grinste die Team Aqua Führerin. „Er ist immerhin der Sohn des Leiters der Devon Corporation und Champion der Hoenn Liga, so jemanden kann man immer gut für sich nutzen.“, der Team Magma General machte seiner Gesprächspartnerin deutlich, dass er darin eindeutig einen Vorteil für sich sah. „Dann lass ihn mal arbeiten. Wir sind für einen Angriff bereit.“, erklärte Admiral Isabel. „Wir auch. Und wenn Team Rocket besiegt ist, werden wir ja endlich sehen, was stärker ist.“. „Richtig. Das Land oder das Meer.“. Die beiden Führer grinsten sich an. Jeder war von sich und der Stärke seines Teams überzeugt. Irgendwann würde der Zeitpunkt kommen, an dem es nur einen Gewinner geben konnte. ~*~ Reunion – Auf James’ Anwesen Oder: Freunde sind Feinde und Feinde sind Freunde ~*~ Johto, irgendwo zwischen Teak City und Mahagonia City „Von hier oben hat man wirklich eine tolle Aussicht.“, bemerkte Rocko, während sie auf Gluraks Rücken über Johto hinweg flogen. „Und wir sind dir wirklich nicht zu schwer?“, wollte Misty von dem Feuer-Pokémon wissen. Glurak grummelte beruhigend, er hatte keinerlei Probleme, alle seine Passagiere zu tragen. „Ich hab’s euch doch gleich gesagt.“, meinte Ash besserwisserisch, „Ich bin wirklich stolz auf dich Glurak, du bist echt stark geworden.“. Auch wenn Ash es nicht sehen konnte, weil Glurak seinen Trainer mit den Armen festhielt, lächelte es zufrieden. Denn für Ash und für sich selbst hatte es so stark werden wollen. Jetzt könnte es endlich seine wahre Stärke beweisen, indem es mit seinem Trainer in den Kampf zog. Es war ein wirklich ruhiger und angenehmer Flug. Von hier oben aus betrachtet schien die Welt noch in Ordnung zu sein. „Hey, seht mal da vorne.“, bemerkte Ash irgendwann überraschend. Prüfend blickten auch Misty und Rocko nach vorne, da schien tatsächlich etwas am Himmel zu fliegen, aber aus der Entfernung war es nicht genau zu erkennen. Doch eines sahen sie in der nächsten Sekunde ganz genau: und zwar den Hyperstrahl, der direkt auf sie zuschoss. „Glurak, du musst ausweichen!“, rief Ash, doch das war bei der Beladung alles andere als einfach. Glurak versuchte nach rechts abzudrehen, doch der Hyperstrahl kam so schnell, dass er seinen Flügel noch streifte. Sie stürzten ab. Glurak hielt Ash und Pikachu während des Falls fest umklammert, während Rocko und Misty frei in der Luft hingen und schreiend Richtung Boden zusteuerten. „Glurak, du musst wieder fliegen!“, forderte Ash bittend. Glurak versuchte, seine Flügel wieder zu bewegen, doch der Schmerz schien sie beide zu lähmen. „Glurak!“, rief Ash und versuchte seinem Freund Mut zu machen. „Pika!“, auch Pikachu glaubte an Glurak. Langsam regten sich die Flügelspitzen. Sie bewegten sich. Die Bewegungen wurden weiter, bis schließlich der gesamte Flügel wieder schwang. Immer schneller, bis Glurak endlich versuchen konnte, sein Gleichgewicht wieder zu finden. Die Flügel stießen die Luft zur Seite und aus dem Fall wurde ein Schweben. „Misty, Rocko!“, Ashs Freunde befanden sich immer noch im freien Fall. Glurak machte sich sofort auf den Weg, die beiden noch rechtzeitig aufzufangen, das würde mehr als knapp werden. „Lass uns fallen.“, meinte Ash zu seinem Freund. Glurak sah ihn ungläubig an. „Da unten sind lauter Büsche, wir werden das schon überstehen, aber wenn du uns loslässt, bist du schneller.“, meinte Ash, der sich um sich und Pikachu wenig Sorgen machte. Anders sah es bei Misty und Rocko aus, die direkt auf dem Weg landen würden, der unter ihnen herführte. Nach kurzem Zögern nickte Glurak schließlich und visierte die Büsche unter ihnen an. Im hoffentlich richtigen Moment ließ er Ash und Pikachu los. Glurak nahm sofort mehr Geschwindigkeit auf und schnellte auf Misty und Rocko zu, die Glurak Hilfe suchend ansahen. Es waren nur noch wenige Meter, die sie vom harten Boden trennten. Glurak versuchte noch schneller zu werden. Es gab sich einen letzten Stoß und ließ Rocko und Misty auf seinem Rücken landen. Doch es war bereits zu dicht am Boden, so dass es eine Bruchlandung hinlegte, als das Gewicht der beiden Trainer auf ihm aufkam. Die drei rumpelten über den Boden, doch sie lebten noch. „Uah, das war vielleicht knapp.“, stöhnte Rocko am Boden liegend, „Glurak, ist alles in Ordnung bei dir?“. Das Feuer-Pokémon rappelte sich wieder auf die Beine und nickte leicht. „Wer hat nur auf uns geschossen?“, fragte Misty verwirrt und setzte sich auf. Dabei hielt sie ihre Schulter für einen Moment. „Hey, ist alles klar bei euch?“, rief Ash ihnen plötzlich zu und kam ein wenig unbeholfen in ihre Richtung gelaufen. Seine Landung war auch nicht gerade die sanfteste gewesen. Seine Unterarme waren von den Büschen an einigen Stellen blutig aufgekratzt worden. „Hey, seht mal da oben!“, warf jedoch Rocko als Nächstes ein und zeigte in den Himmel, während er sich auch wieder auf die Beine richtete. Alle blickten hinauf in die gewiesene Richtung und entdeckten ein Dragonir am Himmel. Auf dessen Rücken saß seine Trainerin, dessen Umhang im Wind wehte. „Sandra.“, knirschte Ash mit den Zähnen. Dann flog sie auch schon wieder davon. „Ich wollte es nicht glauben.“, murmelte Rocko und sah betrübt zu Boden. Wieso tat sie das nur? „Wir werden jetzt wohl erst mal zu Fuß weiter müssen.“, meinte Misty und erhob sich ebenfalls, wenn auch langsam. „Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte Ash besorgt, der den Eindruck hatte, dass Misty für einen Augenblick ihr Gesicht schmerzhaft verzogen hatte. „Es geht schon, mir tut nur die Schulter etwas weh.“, gab sie beschwichtigend zurück. „Du hättest sie doch besser behandeln lassen sollen.“, entgegnete Ash jedoch alles andere als beruhigt. In Dukatia City hatte Misty nur erste Hilfe leisten und die Schulter verbinden lassen. „Es ist wirklich halb so wild. Ich werde euch nicht allein lassen.“, gab sie entschieden zurück. „Aber-“. „Lass gut sein Ash.“, schaltete sich Rocko ein. „Jetzt ist es ohnehin müßig, darüber zu streiten. Aber sie hat Recht, wir werden uns wohl erst mal zu Fuß auf den Weg machen müssen, Glurak braucht eine Pause.“. „Du hast Recht.“, gab Ash schließlich nach. „Ähm…“. „Was ist denn?“, wollte Rocko wissen. „Ich habe Gluraks Pokéball ja gar nicht mehr, den hatte ich Liza gegeben.“, Ash blickte zu Glurak, „Er kann sich nicht einmal in seinem Ball ausruhen.“. „Dann sollten wir wohl hier eine Rast einlegen.“, schlug Rocko vor, „Ich werde uns dann mal Mittagessen machen.“, lächelte er und hatte eigentlich angenommen, dass Ash von dieser Idee begeistert wäre, doch dem schien nicht so zu sein. Sein Freund wirkte immer noch irgendwie bedrückt. Er machte sich offenbar viele Sorgen, aber das war bei der Situation ja auch kein Wunder. „Hey, hört ihr das auch?“, warf plötzlich Misty ein und alle horchten auf. „Klingt nach einem Auto.“, vermutete Rocko. „Wir sollten uns im Wald verstecken.“, meinte Ash und alle nickten, doch da tauchte ein schwarzer Wagen bereits am oberen Ende der Straße auf. Zu spät, der Fahrer hatte sie sicher bereits gesehen. Mit starrenden Blicken beobachteten sie die sich heran nähernde Limousine. Es schien wenigstens niemand von Team Rocket zu sein, aber wer wäre denn in diesem Zeiten mit einer Limousine unterwegs? Überraschenderweise hielt sie auch noch neben ihnen an und die hinterste Fensterscheibe wurde herunter gefahren. Die drei Freunde trauten ihren Augen nicht, als sie den jungen Mann erkannten, der im Inneren des Wagens saß und sie vertraut anblickte. „James?“, kam es von allen dreien gleichzeitig. „Bitte steigt ein.“, bat er und öffnete die Tür. „Aber… was ist mit Glurak?“, meinte Ash. „Es kann hier warten, wenn du es nicht in seinen Ball zurückrufen willst. Mein Anwesen ist nicht weit von hier.“, erklärte James. Die drei sahen sich fragend an, entschlossen sich aber schließlich dazu, James’ Einladung zu folgen. So wurde Glurak aufgetragen, hier zu warten und sich auszuruhen, während die Limousine die Fahrt wieder aufnahm. „Bist du wirklich der James von dem Team Rocket Chaotentrio?“, fragte Misty sicherheitshalber noch einmal nach. Er sah wirklich genauso aus mit den blauen fast schulterlangen Haaren und den grünen Augen. „Ja. Aber ich kein Mitglied von Team Rocket mehr.“, antwortete er, seine Stimme klang schwerfällig. „Und was ist mit Jessie und Mauzi?“, Ash konnte seine Neugier nicht zurückhalten. „Ich werde euch alles erzählen, wenn wir mein Haus erreicht haben. Aber ich bin froh, dass ich euch getroffen habe.“, James legte ein leichtes Lächeln auf, doch er wirkte immer noch sehr unglücklich. Was war ihm und den anderen beiden vom Team Rocket Trio wohl widerfahren, dass sein Gesicht so von Kummer gezeichnet war? Hoenn, Prachtpolis City Panzaeron landete sanft an der Küste und ließ Drew und Maike absteigen. Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht. „Was denkst du, wird uns erwarten?“, wollte Maike von Drew wissen, irgendwie wurde ihr doch ein wenig mulmig. Immerhin hatten sie vor, zwei gefährliche Organisationen gegeneinander auszuspielen. „Ich weiß es nicht.“, gab Drew ernst zurück. Er konnte sich momentan selbst kaum vorstellen, dass sie das wirklich durchziehen wollten. Bis jetzt hatten sie noch keine offene Konfrontation vor sich gehabt, auch er fühlte sich auf einmal nicht mehr ganz so stark, wenn er an die Übermacht seiner Gegner dachte. Doch sie hatten sich für diesen Weg entschieden und gemeinsam würden sie es auch schaffen. „Aber wir sollten gehen. Jede Minute zählt.“, Drew blickte sie eindringlich an. Maike nickte. Sie war nicht allein und es gab Menschen, die auf sie warteten und auf sie bauten. „Los geht’s.“. Sie ließen Panzaeron an der Küste auf sie warten und näherten sich der Stadt. Sie mussten einen Hügel hinauf steigen, oben angekommen hatten sie einen wunderbaren Blick auf das Stadtgebiet und vor allem auf das große Stadion, in dem gewöhnlich die Hoenn-Liga-Wettkämpfe ausgetragen wurden. Der Stadt schien nichts passiert zu sein, jedoch schien sie verlassen. Die Straßen waren verweist, es sah auch nicht so aus, als hätten irgendwelche Geschäfte geöffnet. Es wirkte alles ziemlich trost- und leblos. Zu ihrer Rechten erkannten sie am Stadtrand mehrere große Luftschiffe. Sie alle hatten das Zeichen von Team Magma auf ihrer Seite. Sie waren also wirklich hier. Maike und Drew arbeiteten sich weiter vor, sie hielten sich am Küstenabhang des Hügels, um nicht gleich entdeckt zu werden. „Sieh mal da unten.“, Drew deutete auf einmal hinunter zur Küste. „Team Aqua ist also auch hier.“, stellte Maike fest und betrachtete die gewaltige Basis, die auf dem Meer schwamm und offenbar gerade an der Küste angelegt hatte. Sie befanden sich beinahe genau zwischen den beiden Fronten. „Sie suchen hier sicher nach Kyougre.“, vermutete Drew. „Da hast du bestimmt Recht. Aber um wen sollen wir uns zuerst kümmern?“. „Ich bin mir nicht sicher.“, Drew zögerte einen Moment, „Vielleicht-vielleicht sollten wir uns trennen.“. „Was?!“, kam sofort Maikes Protest. Diese Idee gefiel ihr ganz und gar nicht. „Mir passt der Gedanke ja auch nicht, aber was sollen wir sonst machen? Wir müssen die Lage bei beiden erst einmal abchecken, bevor wir entscheiden, wie wir vorgehen wollen. Über unsere PokéComs bleiben wir in Verbindung. Hast du vielleicht eine bessere Idee?“, Drew sprach schon beinahe in einem giftigen Ton zu ihr. „Drew.“, Maike sah ihn betrübt an. „Tut mir Leid. Es ist nur…“, er wandte seinen Blick von ihr ab. „Ist schon ok.“, sie schenkte ihm ein leichtes Lächeln, „Du hast ja Recht. Eine bessere Idee hab ich auch nicht. Wir müssen es wohl so machen.“. Drew wollte sie nicht gehen lassen, sie nicht alleine lassen. Aber was hatten sie für eine Wahl?! „Lass uns noch da vorne bis zu dem Abhang gehen.“, meinte Drew abschließend und ging einfach voran. Ein paar Hundertmeter weiter war der Hügel zu Ende und es ging nur noch bergab. Drew hatte genauso eine sinkende Laune, das erkannte Maike sofort. Ihm gefiel der Gedanke also auch nicht, dass sie sich trennen würden. Irgendwie machte sie das glücklich. Denn es bedeutete, dass er eigentlich bei ihr bleiben wollte. Leicht schmunzelnd trabte sie ihm schließlich nach. „Wen haben wir denn da?“, General Harlan grinste, während er durch sein Fernglas blickte. „Offenbar haben noch mehr Trainer vor, sich einzumischen.“. Er nahm das Fernglas runter und drehte sich um. „Ich hätte nicht gedacht, dass man uns so viel Widerstand leistet.“. „Es lässt sich eben nicht jeder eure Machenschaften gefallen.“, gab Troy scharf zurück. Er saß an einem Computer und analysierte Daten, die man ihm gegeben hatte. Er hätte nie gedacht, einmal für diese Bastarde arbeiten zu müssen, aber er hatte keine Wahl. „Tja, du gehörst jetzt aber offensichtlich dazu.“, meinte Harlan zufrieden. Es war ein Kinderspiel gewesen, Troy dazu zu bewegen, für ihn zu arbeiten, immerhin hatte er eine wirkungsvolle Geisel. Vor allem ergänzten sie sich so gut. Wenn er nicht tat, was er verlangte, würde er der Frau etwas antun und ihr hatte er gesagt, dass er dem Sohn des Devonchefs etwas antun würde, wenn sie seine Befehle nicht ausführte. Das war einfach nur genial und beide waren sofort darauf eingegangen. So gewann man billige aber kompetente Arbeitskräfte. Troy arbeitete jedenfalls fleißig daran, den Standort von Team Rocket zu ermitteln, es würde nicht mehr lange dauern. Nun war es aber an der Zeit, die Loyalität seiner Freundin zu testen. Das würde sicher interessant werden. „Sie scheinen sich auf irgendwas vorzubereiten.“, bemerkte Drew, als er sich das Lager von Team Magma genauer ansah. Es wurden einige Kisten von einem Luftschiff in ein anderes geladen und allgemein liefen viele Magma Mitglieder dort herum, so viel konnten sie von ihrer Position aus erkennen. „Das wird nicht einfach werden.“. „Bei Team Aqua wirkt es ruhiger, da unten tut sich gar nichts.“, Maike beobachtete währenddessen die schwimmende Basis ihres anderen Feindes. Doch am Strand vor der Festung war niemand zu sehen. „Ich werde mich um Team Magma kümmern.“, sagte Drew schließlich bestimmt. Er sah Maike in die Augen. Sie wusste, dass er sie nur beschützen wollte. Momentan sah es bei Team Magma gefährlicher aus, deswegen wollte er dorthin gehen. „Versprich mir, dass du vorsichtig sein wirst.“. Drew musste leicht lächeln. „Natürlich. Aber du genauso.“. Die beiden nickten sich zu. Es konnte los gehen. „Ich habe befürchtet, dass ihr die beiden Trainer seid, die hier rumschnüffeln.“, plötzlich vernahmen sie beide eine vertraute Stimme und wandten sich in deren Richtung um. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung: Solidad stand auf ihrem Tauboss, welches in der Luft ein paar Meter vor ihnen entfernt schwebte. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und blickte sie eisern an. „Solidad, dir geht es gut.“, Maikes Überraschung wandelte sich in Erleichterung und sie wollte sich ihrer Freundin nähern. Doch Drew streckte seinen Arm aus und versperrte ihr damit den Weg. Ernst blickte er Solidad an. „Drew, was ist los?“, fragte Maike verständnislos und blickte von Solidad zu Drew. Doch dieser erwiderte nichts. Er und Solidad starrten sich nur weiter in die Augen. Plötzlich legten beide ein leichtes Grinsen auf. „Wir sollten keine Zeit verschwenden.“, meinte Solidad ernst. „Sehe ich auch so. Libeldra, du bist dran!“, wieder einmal kam Drews Drachen-Pokémon zum Einsatz. Entschlossen sprang er auf dessen Rücken und nahm die gleiche Höhe wie Solidad auf. „Was soll das werden?“, Maike wurde immer verwirrter. „Solidad ist hier um zu kämpfen.“, erklärte Drew, „Und zwar nicht auf unserer Seite.“. „Was?“, verzweifelt blickte Maike ihre Freundin an, sie sollte ihr sagen, dass Drew Unrecht hatte. Doch wie meistens sollte dies nicht der Fall sein. „Ich habe den Auftrag, euch aufzuhalten.“, erklärte sie nur. „Deshalb hatte ich gehofft, dass es zwei andere Trainer sein würden, die hier rumschleichen.“. „Aber Solidad…“, Maike verstand nicht, was los war. Solidad sah nicht so aus, als wollte sie gegen sie kämpfen, aber aus irgendeinem Grund schien sie keine andere Wahl zu haben. „Maike!“, Drews Ruf riss sie aus ihren Gedanken und sie blickte zu ihm hoch, „Halte dich an unseren Plan. Ich kümmere mich um Solidad.“. „Drew!“, Maike wollte widersprechen, doch in diesem Moment stiegen Tauboss und Libeldra empor und der Kampf der beiden Koordinatoren begann. Maike blieb alleine am Boden zurück. Ihr Plan. Sie musste in die Basis von Team Aqua eindringen. Aber sollte sie sich nicht lieber in den Kampf einschalten? Mit besorgtem Blick verfolgte sie den Luftkampf, den ihre beiden Freunde gerade austrugen. Tauboss’ Klingensturm und Libeldras Flammenwurf prallten aufeinander und hinterließen nur eine Rauchwolke. Der Kampf ging eine Ebene höher weiter. Beide Pokémon steuerten irgendwann Richtung Küste zu, so dass Maike sie kaum noch sehen konnte. Selbst wenn sie es noch so sehr wollte, sie hatte kein Pokémon dabei, welches in der Luft kämpfen konnte, also waren hier die Hände gebunden. Sie musste Drew vertrauen, er würde schon wissen, was er tat. Aber warum war Solidad auf einmal auf der Seite von Team Magma und Team Aqua? Hatte es vielleicht etwas mit Troy zu tun? Doch sie durfte sich jetzt keine Gedanken darum machen, sie konnte ohnehin nichts tun. „Drew, komm gesund wieder zurück.“, Maike sah noch einmal in die Ferne, in die die beiden verschwunden waren, „Ich brauche dich doch.“. Mit diesen letzten Worten wandte Maike sich ab und rannte den Hügel hinab Richtung Strand, an dem die Basis von Team Aqua angelegt hatte. Erneut prallten die Attacken der beiden kämpfenden Pokémon aufeinander. Tauboss’ Wirbelwind und Libeldras Sandsturm hatten sich vermischt und beide Pokémon samt Trainer erfasst. Alle landeten hart am Rande der Klippe. Solidad und Drew rappelten sich wieder auf. Auch ihre Pokémon kamen wieder auf die Beine und sahen sich herausfordernd an, auch wenn sie bereits vor Erschöpfung nach Luft schnappten und jedes von ihnen jeden Moment zusammen brechen könnte. „Lahmus, du bist dran.“, Solidad rief ein zweites Pokémon aus seinem Ball. „Los, Psychokinese. Auf beide.“, befahl sie. Drew konnte überhaupt nicht schnell genug auf diese unerwartete Situation reagieren. Er und Libeldra wurden von Lahmus’ Psychokinese erfasst und konnten sich nicht mehr bewegen. Das hätte Drew niemals erwartet, was für ein Druckmittel brachte Solidad nur dazu, sogar unfair zu kämpfen?! „Wie-so?“, knirschte er unter dem Druck der Psychokinese. Lahmus’ Attacke schien immer stärker zu werden, so dass er auf die Knie sank. Sein Libeldra lag ebenfalls bereits am Boden, es war einfach zu geschwächt. „Es tut mir Leid Drew.“, an ihrer Stimme erkannte ihr, dass sie das ehrlich meinte, „Aber ich kann einfach nicht anders.“, tiefes Bedauern schwang in ihren Worten mit. „Lahmus, Eisstrahl!“. Das Pokémon befolgte den Befehl seiner Trainerin und feuerte während seiner Psychokinese-Attacke auch noch einen Eisstrahl auf seinen hilflosen Gegner. Zu Drews eigener Überraschung hatte sich sein Libeldra mit letzter Kraft aufgerichtet und sich zwischen ihm und den Eisstrahl geworfen. Vor sich sah er nun sein Drachen-Pokémon aufgebäumt eingefroren in einen glänzenden Eisblock. Libeldra könnte ihm jetzt nicht mehr helfen, aber es hatte bereits genug getan, denn die Sicht auf ihn verschwand hinter dem Eisklotz und die Wirkung der Psychokinese ebenfalls. Er konnte sich wieder bewegen. Reaktionsschnell holte er sein Roserade zu Hilfe. „Roserade, Strauchler!“, rief er, bevor Solidad ihren nächsten Angriff befehlen konnte. Das Pflanzen-Pokémon ließ Ranken in den Boden, die unter Solidad und Lahmus wieder hervorstießen. Die beiden wurden von den Ranken umwickelt und waren nun diejenigen, die sich nicht bewegen konnten. Doch dieser Zustand sollte auch nicht lange währen, denn Roserades Strauchler hatte den Boden unter ihnen durch die vielen Ranken so gelockert, dass sich Risse auftaten. Und im nächsten Moment brach der Boden auseinander. Verwirrt zog Roserade seine Ranken zurück, als wenn es dadurch den Erdrutsch rückgängig machen könnte, doch es trat eher das Gegenteil ein. Die Felsen brachen noch schneller ab und stürzten in die Tiefe. Solidad und Lahmus mit ihnen. „Solidad!“, Drew blickte die Klippe hinab, „Roserade, fang sie mit Rankenhieb auf, schnell!“, drängte er. Roserade versuchte die beiden zu erreichen, doch zu spät, sie fielen mit einem lauten Platschen ins Meer. „Verdammt.“, knirschte Drew. Er musste darunter, doch sein Libeldra war buchstäblich auf Eis gelegt. Sein Blick fiel auf Tauboss. „Tauboss, ich weiß, dass du erschöpft bist, aber wir müssen deine Trainerin retten.“. Das Pokémon breitete seine Flügel aus, doch kurz darauf ließ es sie wieder schlapp hängen. „Ich weiß, dass du es kannst.“, versuchte Drew es zu ermutigen. Tauboss strengte sich sichtlich an, doch vergebens. Es brach erschöpft zusammen. „Scheiße.“, rief Drew, er musste sich etwas anderes einfallen lassen. Er musste Solidad finden, er konnte sie jetzt nicht einfach so ihrem Schicksal überlassen. „Absol, du bist dran.“, das Unlicht-Pokémon präsentierte sich stolz vor seinem Trainer. „Absol, wir müssen irgendwie zur Küste runter.“, forderte Drew. Sein Pokémon nickte. Also sprang Drew auf dessen Rücken und wandte sich noch einmal an Roserade. „Versuch du in der Zwischenzeit, Libeldra aus dem Eis zu befreien. Wir kommen bald wieder.“, mit diesen Worten sprang Absol auf den nächsten Klippenvorsprung und arbeitete sich Richtung Strand vor, der ein paar Hundertmeter weiter anfing. Die Strömung würde Solidad in diese Richtung treiben, sie musste es einfach bis dorthin geschafft haben. „Solidad!“, rief er, als Absol suchend den Strand entlang lief. Es kam keine Antwort, dafür machte das Pokémon auf etwas aufmerksam, was vor ihnen lag. Drew wandte seinen Blick vom Meer ab und sah nach vorne. Dort lag sie, ihr Lahmus war an ihrer Seite. Auch entdeckte er ihr Lapras, welches sich so nah wie möglich dem Strand genähert hatte. Schnell rannte Absol auf die Gruppe zu und noch bevor es stehen geblieben war, war Drew von seinem Rücken gesprungen, um zu Solidad zu laufen. „Solidad, ist alles in Ordnung?“, besorgt kniete er neben seiner Freundin nieder und setzte sie auf. Sie keuchte und hustete Wasser. Hätte sie nicht noch ihr Lapras zu Hilfe rufen können, wäre sie wohl in den Wellen ertrunken oder gegen die Klippe geschellt. „Es geht schon.“, hustete sie schließlich, „Aber du hast gewonnen, ich kann meinen Auftrag nicht mehr erfüllen.“, traurig blickte sie Drew in die Augen. „Warum kämpfst du für sie?“. „Troy.“, flüsterte sie heiser, „Team Magma hat Troy gefangen. Sie werden ihm etwas antun, wenn ich ihnen nicht gehorche.“. Das war es also. Troy befand sich also aller Wahrscheinlichkeit nach noch in der Team Magma Basis. Aber warum hatten sie Solidad los geschickt und nicht Troy? Immerhin war er Champion der Pokémon-Liga und so was wie ein Höhlenforscher, hätte man sich von seinem Einsatz nicht mehr versprochen? Oder hatten sie mit ihm noch etwas ganz anderes vor? „Drew.“, Solidad krallte sich mit einer Hand in seinen Ärmel, beunruhigt blickte er sie an, „Ich bitte dich, rette ihn.“. Drew konnte es kaum glauben, aber Solidad hatte feuchte Augen. Tränen stiegen in ihnen auf und bahnten sich einen Weg aus den Augenwinkeln. Es war das erste Mal, dass er sie weinen sah. „Du liebst ihn?!“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage, dennoch nickte Solidad schwach. Auf ihrer gemeinsamen Reise hatte sie etwas in Troy gefunden, was ihr kein anderer Mensch geben konnte, sie wollte ihn nicht verlieren. Drew hatte ihren Blick so gut deuten können, weil er genauso empfand. Auch er würde so einen Blick haben, solche Gefühle ausdrücken, wenn es um die Rettung von Maike ginge. Er konnte verstehen, was Solidad empfand und warum sie so gehandelt hatte, denn er würde es genauso machen, denn auch er hatte jemanden, in den er sich verliebt hatte und den er unbedingt beschützen wollte. „Ich werde ihn retten, das verspreche ich dir.“, das war er Solidad schuldig. „Danke.“, sagte sie leise und ihre Hand lockerte sich wieder. Drew zog sie noch ein wenig vom Meer weg, bevor er sie niederlegte. „Ihr passt auf sie auf, ja?“, meinte er zu Lahmus und Lapras, beide Pokémon nickten, „Warte hier auf mich, ich komme wieder.“, meinte er dann zu Solidad. „Ist gut.“, sie lächelte leicht. „Ruh dich solange aus.“, Drew erhob sich wieder und sprang erneut auf den Rücken seines Absol. „Los, wir müssen uns beeilen.“. Damit ging es wieder zurück die Klippe hinauf, von der sie gekommen waren. Roserade hatte mittlerweile Libeldra aus dem Eis gemeißelt, welches wie Tauboss kampfunfähig am Boden lag. Drew rief beide in ihre Pokébälle zurück, Tauboss würde wohl oder übel hier liegen bleiben müssen, um sich auszuruhen. Schließlich machte sich Drew entschlossen auf den Weg zur Team Magma Basis. Derweil hatte Maike hinter einer Dünenbank Stellung bezogen und überlegte fieberhaft, wie sie in diese Wasserfestung eindringen könnte. So eine Aktion wie in Vertania City könnte sie hier wohl nicht bringen, also musste sie sich was anderes ausdenken. „Hmm, vielleicht sollte ich es von Dach aus probieren?“, möglicherweise gäbe es dort oben eine Luke. „Lohgock, du bist dran.“. Maike rief ihr treues Feuer-Pokémon aus seinem Ball, welches sich kampfbereit neben ihr aufstellte. „Lohgock, glaubst du, du kannst bis da oben auf das Dach springen?“, Lohgocks waren schließlich für ihre enorme Sprungkraft bekannt. „Lohgock!“, gab das Pokémon bestimmt von sich, das wäre kein Problem für es. Lohgock umfasste Maike mit seinen Armen und hielt sie gut fest, bevor es auch schon zum Sprung ansetzte. Mit einem gewaltigen Satz sprang es in die Lüfte. „Whoa.“, Maike war selbst überrascht, wie hoch ihr Lohgock springen konnte. Aber es sprang nicht nur hoch, sondern landete auch zielgenau auf dem Dach der Basis und ließ seine Trainerin wieder runter. „Wow, das war echt cool.“, lobte sie ihr Pokémon begeistert, „Vielen Dank, komm wieder zurück.“. Das Feuer-Pokémon hatte seinen Dienst getan und verschwand wieder in seinem Pokéball. „So, wollen doch mal sehen, ob ich hier nicht irgendwie rein komme.“, Maike ließ einmal ihren Blick rundum schweifen, konnte aber noch nichts Interessantes entdecken, aber das Dach war ja auch groß. So machte sie sich auf den Weg. Doch schon tat sie ihren ersten Schritt und rutschte prompt auf der nassen Oberfläche aus. „Oh nein!“, schrie sie unachtsam und rutschte über das Dach. Leider hatte das Dach eine runde Wölbung, weshalb sie zielstrebig Richtung Meer glitt. Sie musste irgendwo wieder Halt finden. Ihre Abfahrt nahm bereits eine sehr senkrechte Richtung an, als ihr eine Strebe entgegen kam, die aus der Festung hinaus ragte. Selbstsicher visierte sie die Stange an und griff im richtigen Moment danach. Sie schaffte es tatsächlich, doch es zog tierisch in ihren Armen, als sie schließlich anhielt, da sie eine ganz schöne Geschwindigkeit drauf gehabt hatte. Nun hang sie da, an der Basis ihres Feindes und hatte nur das Meer unter sich, das seine Wellen gegen die Festung schlug. „Na großartig, warum muss so was immer mir passieren.“, beschwerte sich Maike über ihre Unglückssituation. Vor allem, was sollte sie jetzt machen? Ihr Bisaflor konnte sie nicht rufen, es gab ja keine Fläche, auf der es stehen könnte. Ihr Papinella wäre nicht stark genug, sie bis zum Strand zu tragen, der leider genau auf der anderen Seite der Festung lag. Maike seufzte. Zu allem Überfluss wurden ihre Arme auch immer schwerer. Sie musste sich etwas einfallen lassen und das möglichst schnell. Maike versuchte sich an der Strebe hochzuziehen, doch keine Chance, so sportlich war sie leider nicht. „Was mach ich denn jetzt nur?“, in ihrer Stimme schwang Verzweiflung mit. „Hey, du?!“, wurde sie plötzlich von der Seite angeschnauzt. Maike erschreckte sich und blickte panisch nach links, wo sie von einer Frau in Team Aqua Uniform angestarrt wurde. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie vor einem Fenster baumelte, welches von dieser Person gerade eben geöffnet worden war. „Was treibst du da?“, der böse Unterton war nicht zu überhören. Maikes Gegnerin zog eine Augenbraue hoch und holte langsam einen Pokéball hervor, das sah gar nicht gut für sie aus. „Hey, warte doch mal.“, versuchte Maike die Situation zu retten, aber Worte wären hier nur Schall und Rauch. „Golbat, du bist-“, die Aqua Agentin hatte bereits den Arm mit dem Pokéball in der Hand erhoben, doch immer Eifer des Gefechts hatte Maike einfach wagemutig eine Hand von der Strebe gelöst und ebenfalls ihrerseits nach einem Pokéball gegriffen. „Lohgock, Megakick!“, das Pokémon erschien hinter der überraschten Aqua Agentin und beförderte sie mit einem gekonnten Kick gegen die nächste Wand. Bewusstlos ging die Frau zu Boden. Schließlich zog Lohgock Maike in das Zimmer hinein. Glücklicherweise war sonst niemand hier. Überhaupt war der Raum nicht sonderlich groß, es war eher ein kleines Büro. Es gab ein paar Aktenschränke und einen Schreibtisch, auf dem Unterlagen ausgebreitet waren. Sah richtig bürokratisch aus. Nach kurzer Überlegung öffnete Maike den Spint, der neben dem Schreibtisch stand. Er war ein Stück größer wie sie und mit einer Kleiderstange ausgestattet, ansonsten war er leer. Das brachte sie auf eine Idee. „Lohgock, ich brauche deine Hilfe.“, Maike musste ein wenig grinsen. Das war zwar gemein, aber sie wollte schließlich nicht sofort verraten werden, wenn diese Frau wieder zu sich kam. Sie zog der Agentin ihre Uniform aus und ließ Lohgock die Bewusstlose anschließend in den Sprint legen. Maike zog sich die Sachen über und steckte ihr Kopftuch in ihre Gürteltasche. Diese konnte sie zwar nicht verbergen, aber so war sie auf jeden Fall unauffälliger. Gerade wollte Maike schließlich die Türen des Spints schließen, in dem die nun nur in Unterwäsche bekleidete Aqua Agentin schlummerte, als ihr Blick noch einmal kurz auf den Schreibtisch fiel. „So nett sollten wir sein.“, sie nahm sich die Wasserflasche vom Tisch und legte sie der Agentin auf den Schoß. Dann schob sie die Tür des Spints zu und schloss sie ab. Den Schlüssel warf sie kurzerhand aus dem Fenster, welches sie danach ebenfalls wieder schloss. „Es kann los gehen.“, bereit zur Tat zu schreiten, rief sie ihr Lohgock zurück und öffnete die Zimmertür. Vorsichtig spähte sie durch den Gang. Niemand zu sehen. Maike atmete noch einmal tief durch, jetzt würde es ernst werden. Entschlossen trat sie endlich auf den Gang hinaus und schloss die Bürotür hinter sich. Sie hatte eine Mission und die würde sie jetzt erfüllen, egal was kommen würde! Johto, James’ Anwesen Die Limousine fuhr durch ein großes, doppeltüriges Tor und hielt schließlich vor dem Eingang einer riesigen Villa. Mit großen Augen stiegen Ash, Misty und Rocko aus dem Wagen und sahen an dem Gebäude empor. „Wow, ich hab ja noch das eine Anwesen von dir in Erinnerung, aber diese Villa scheint mir noch mal so groß zu sein.“, staunte Misty. Ash und Rocko konnten nur nickend zustimmen. Alle drei erinnerten sich an ihr eines Abenteuer, wo sie James Eltern und seiner Verlobten begegnet waren. Wegen seiner Verlobung mit dieser schrecklichen Jessibell war er auch unter anderem seinerzeit von zu Hause weggelaufen. „Das kann ich dir nicht genau sagen.“, erwiderte James nur belanglos auf Mistys Bemerkung und schritt die drei breiten Stufen bis zur Haustür hoch. Endlich wandten die drei Freunde ihre Blicke wieder nach vorn und folgten ihrem Gastgeber, der gerade die Tür öffnete. Es wunderte sie schon ein wenig, dass ihnen niemand die Tür aufhielt, aber manche Dinge erledigte man einfach lieber selbst. Sie betraten eine riesige Eingangshalle, an deren Decke ein gewaltiger Kronleuchter prunkte. Vor ihnen führte eine breite Treppe nach oben, die mit einem roten Teppich in der Mitte ausgelegt war und dieser wurde mit goldenen Stäben zum ordentlichen liegen bleiben gezwungen. Rocko schloss ordnungsgemäß die Tür hinter sich, ehe sie Stimmen wahrnehmen konnten. Ihre Blicke wanderten nach rechts, wo offenbar eine angeregte Diskussion im Nebenraum lief. Die Tür war einen Spat breit geöffnet und eine aufgebrachte Frauenstimme war deutlich zu vernehmen. „Das höre ich mir nicht länger an.“, aufgebracht wurde ein Türflügel besagten Raumes aufgestoßen und eine empörte Dame schritt auf sie zu. Sie hatte ihre pink-roten Haare zu großen Locken gedreht und trug ein auffälliges violettes Rüschenkleid. Auf ihrem Arm hielt sie ein Mauzi, welches zusammengerollt dort auf wundersame Weise ein kleines Schläfchen zu halten schien. Vor James blieb sie stehen und funkelte ihn an. „Du hast Besuch.“, meinte sie verstimmt. Offenbar deutete sie auf die anderen Personen, die sich noch in dem Salon aufhalten mussten, die sie durch die geöffnete Tür allerdings nicht sehen konnten. „Ich werde mich sofort darum kümmern.“, seufzte James, er schien genau zu wissen, wer dort auf ihn wartete, „Würdest du unsere Gäste bitte nach oben begleiten?“. Sie starrte die besagten drei an und schien nicht sonderlich glücklich über ihre Anwesenheit zu sein. „Meinetwegen.“, gab sie jedoch zurück und schritt ohne ein Wort an die drei jungen Trainer zu verschwenden die Treppe nach oben. Kurz blickten Ash, Misty und Rocko zu James, dieser nickte jedoch, was sie dazu bewegte, der aufgebrachten Dame zu folgen. James begab sich währenddessen in den Salon und schloss die Tür nun endgültig. Die drei Freunde folgten der Dame mit ein paar Metern Abstand. „Denkt ihr dasselbe wie ich?“, flüsterte Misty ihren beiden Freunden zu. „Das kann ich mir nicht vorstellen.“, meinte Ash ungläubig. „Warum denn nicht, vielleicht hatte er keine andere Wahl. Er sagte doch, dass er nicht mehr bei Team Rocket wäre, vielleicht ist er also nach Hause zurückgekehrt.“, warf Rocko ein. „Was tuschelt ihr da?!“, fuhr ihre Führerin sie an, ohne sich umzudrehen. „Gar nichts.“, gab Misty unschuldig zurück. Endlich erreichten sie schließlich den 1. Stock und folgten der missgelaunten Dame einen Gang entlang, von dem viele Türen abgingen. Auch hier war die Mitte des Fußbodens mit roten Läufern ausgelegt. „Ich sag euch, dass ist Jessibell, das würde auch James’ verstörtes Gesicht erklären. Wenn er mit ihr Leben muss, muss es ihm doch schlecht gehen.“, meinte Misty bestimmt. Den beiden Jungs fiel kein Gegenargument dazu ein. Sie sah aus wie diese Jessibell, benahm sich genauso zickig und egoistisch und hatte nicht mehr für sie übrig als einen abfälligen Blick. Vor einer der Türen machte sie irgendwann halt und öffnete diese. Sie trat ein, ohne die Tür zu schließen, was die drei dahin gehend auffassten, dass sie mit eintreten sollten oder durften. Dieses Zimmer hatte für sie eine normale Größe. Es gab nur einen niedrigen Tisch, um den eine edle Couch und drei Sessel standen. Alle waren sie weiß mit goldenen Verzierungen und in zartem Orange gepolstert. Jessibell ließ sich auf der Mitte der Couch nieder. „Würdet ihr die Tür wohl schließen.“, gab sie in einem Befehlston von sich. Ash kam der Aufforderung augenblicklich nach. Jetzt waren sie mit dieser Person also allein in einem Raum. Und nun? Jessibell lehnte sich zurück und seufzte einmal ausgelassen, was den drei Trainern jetzt doch einen perplexen Blick abrang. Das Mauzi öffnete seine Augen, entrollte sich und sprang von ihrem Schoß. Es richtete sich auf die Hinterbeine auf und reckte herzhaft die Arme. „Ich dachte schon, wir kommen da gar nicht mehr raus.“, stöhnte das Mauzi und ließ sich erschöpft neben Jessiball auf die Couch fallen. „Kann-nicht-sein.“, stotterte Ash ungläubig. „Hey Knirpse, ihr könnt ruhig aufhören, uns so anzustarren. Was macht ihr überhaupt hier?“. Das Mauzi konnte tatsächlich sprechen, aber das bedeutete ja… „Mauzi, bist du’s wirklich?“, Misty sprach den Gedanken als Erste aus, „Aber dann bist du-“. „Habt ihr jemand anderen erwartet?“, meinte die Angesprochene genervt, „Ich versteh überhaupt nicht, warum James euch angeschleppt hat.“. „Jessie.“, vollendete Ash immer noch überfordert mit der Situation Mistys Satz. Das war wirklich kaum zu glauben. Was war mit den dreien nur passiert? Lebten sie jetzt zusammen hier? Und warum tat Mauzi so, als wäre es ein normales Mauzi? „Ihr könnt euch ruhig setzen, es macht mich nervös, wenn ihr da so rumsteht.“, meinte Jessie zu ihnen. Stumm nahmen die drei auf den Sesseln Platz. „James wird sicher auch gleich kommen, wenn er die Typen da unten abgewimmelt hat. Die kommen auch immer häufiger.“, Jessie war über diesen Umstand offensichtlich alles andere als glücklich. „Was für Typen sind denn das?“, fragte Ash aus der Neugierde heraus. „Ich wüsste nicht, dass euch das was anginge.“, gab Jessie bissig zurück. „Du musst ja nicht gleich so unfreundlich sein.“, schnauzte Misty nun zurück, sie mussten sich doch nicht alles gefallen lassen, „Außerdem hat James uns eingeladen. Wir haben nicht darum gebeten hier zu sein.“. „Ihr hättet auch lieber gar nicht herkommen sollen. Warum seid ihr der Einladung gefolgt?“. „Nun ja…“, setzte Misty an, doch ihr fiel keine Antwort ein. Auch ihre Jungs konnten keine plausible Antwort darauf geben. Sie waren so überrascht gewesen, James auf diese Weise anzutreffen, dass sie gar nicht groß darüber nachgedacht hatten. „James ist einfach zu naiv.“, Jessie schüttelte den Kopf. „Wie meinst du das?“, wollte nun Rocko wissen. „Er hofft wohl, dass ihr den Kampf mit Team Rocket aufnehmt und uns damit aus unserer fast unerträglichen Lage befreit.“. „Wir haben den Kampf bereits aufgenommen.“, erklärte Ash, weshalb Jessie ihn überrascht ansah, „Wir haben die Pokéball-Fabrik in Azalea City zerstört und Domino in Dukatia City geschlagen. Jetzt sind wir auf dem Weg nach Mahagonia City.“. „Ist das euer Ernst?“, fragte Jessie sicherheitshalber noch einmal nach, um nichts verpasst zu haben. Doch Ash nickte bestätigend. „Das ist unglaublich.“, brachte Mauzi ebenfalls erstaunt hervor, „Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung.“, der Gedanke war zu schön. „Aber warum ist euer Leben so unerträglich?“, warf nun Misty ein, „Ihr lebt doch hier im puren Luxus, worüber beklagt ihr euch denn?“. „Was weißt du denn schon?“, fuhr Mauzi sie plötzlich an, „Unser Leben ist härter als es aussieht. Wir würden alles darum geben wieder frei zu sein.“. Die drei blickten wiederum nur fragend drein. „Es ist so, wir sind bei Team Rocket ausgestiegen, dennoch muss James sie immer noch unterstützen.“, erklärte Jessie, ihr Blick wirkte traurig und erschöpft, „James wird nämlich dazu gezwungen, mit seinem Vermögen Team Rocket finanziell zu unterstützen.“. „Also sind die Typen da unten im Salon von Team Rocket?“, hakte Rocko nach. Jessie nickte leicht. „Sie wollen schon wieder Geld. Offenbar läuft Einiges nicht so, wie sie es geplant hatten, das hat bestimmt mit euren Aktionen zu tun.“, dieses Mal klangen ihre Worte jedoch nicht vorwurfsvoll, „Doch es war dumm von James, euch herzubringen. Wenn man euch entdeckt hätte, hätte man uns vermutlich alle getötet.“, erneut keimte Wut in ihr auf. James durfte doch nicht so leichtsinnig sein. „Aber wieso seid ihr gefangen?“, Misty fehlte immer noch ein Teil im Puzzle. „Sie überwachen uns.“, erklärte Jessie, „Ich darf das Anwesen nicht verlassen und auch James darf nur zwischen seinen Villen hin und her pendeln, je nachdem, wo gerade Geld gebraucht wird. So halten sie ihn bei der Stange, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt.“. „Das erklärt natürlich, warum man euch hat aus dem Team aussteigen lassen. Denn es wirkt nicht so auf mich, als wenn das so ohne Weiteres möglich ist.“, überlegte Rocko. „Man hat uns nicht einfach so aussteigen lassen.“, es war James Stimme, die sich in das Gespräch einschaltete. Der Hausherr hatte gerade das Gästezimmer betreten und setzte sich neben Jessie auf die Couch. Das einstige Chaotentrio von Team Rocket war also nun komplett und saß in bizarrer Weise ihnen gegenüber. Sie waren irgendwie kaum wieder zu erkennen, ein sehr merkwürdiges Bild. Vor allem sahen sie alle so traurig und am Ende ihrer Kräfte stehend aus. „Wie meinst du das?“, Ash wollte mehr wissen, auch wenn es vermutlich nur noch mehr Grausamkeiten wären. „Wir wollten aussteigen, weil wir bei dieser Welteroberungstour nicht mitmachen wollten. Das ist doch nicht mehr menschlich.“, James’ Stimme trug etwas Verletztes mit sich, seine Hände zitterten, „Also wollten wir nicht mehr dabei sein. Aber man hat uns nicht gehen lassen. Wir sind weggelaufen, haben sogar gegen andere ehemalige Teamkollegen gekämpft, doch wir hatten keine Chance. Sie hatten mir den Vorschlag unterbreitet, ich sollte doch zurück nach Hause gehen, meine Verlobte heiraten und mein Erbe antreten. Würde ich sie damit finanziell unterstützen, dürfte ich gehen. Das war der Preis für mein Leben.“. „Es ist keine Schande, das Angebot angenommen zu haben.“, meinte Misty mitfühlend. Sie sah James an, wie unglücklich er war. „Das ist es nicht. Nicht nur.“, James starrte die Hände auf seinem Schoß an. Jessie legte behutsam ihre Hand auf seine und drückte sie leicht. Sie wusste genau, was ihm zu schaffen machte. Auch sie machte das nicht glücklich, aber es war nun einmal die Entscheidung, die er getroffen hatte. Die er für sie getroffen hatte. „Was ist los?“, fragte Misty. Was konnte so Schreckliches passiert sein? Alle drei waren sich nicht sicher, ob sie es wirklich wissen wollten, aber es war einfach so merkwürdig, dieses Trio so vor sich zu sehen, dass sie einfach wissen wollten, was geschehen war. „Mich und Jessie wollten sie nicht gehen lassen.“, kam es nun von Mauzi, da James offenbar nicht in der Verfassung war, weiter zu reden. „Da wir nicht mehr mitmachen wollten, wollte man uns ausschalten.“, erklärte Jessie weiter, „James hatte bereits das Angebot von Giovanni angenommen und war nach Hause gefahren, wir beide waren weiter auf der Flucht. Uns war klar, dass man uns töten würde, sollte man uns finden. Es war wirklich aussichtslos, zudem dachten wir, dass James uns einfach fallen gelassen hat. Wir überlegten wirklich, uns einfach zu ergeben, weil alles keinen Sinn mehr hatte.“. „Doch James war nur gegangen, weil er einen Plan hatte.“, sagte Mauzi. „Er hat Jessie doubeln lassen.“. Die drei Freunde verfolgten aufmerksam jedes Wort. Langsam aber sicher konnten sie sich den Plan vorstellen. Es war ein grausamer Plan. „Ich habe Jessibell dazu gebracht, eine Team Rocket Uniform anzuziehen. Sie hatte sichtlich Spaß dabei, denn sie hielt Team Rocket für eine großartige Organisation und es wäre für uns eine Ehre, die nächsten Weltherrscher finanziell unterstützen zu dürfen. Damit wäre unser Stand für immer gesichert.“, endlich war es wieder James, der das Wort ergriffen hatte, „’Zum Spaß’ bin ich dann mit ihr raus gefahren, sie wusste nicht, dass uns das eigentlich verboten war. Ich hatte Jessie gefunden und ihr meinen Plan erzählt. Es war nicht schwer, zur rechten Zeiten ein paar Leute von Team Rocket aufzutreiben. Sie sind auch sofort drauf reingefallen. Sie hatten sich nicht einmal genau angeguckt, auf wen sie geschossen haben. Sie trug einfach nur die passende Uniform und sah Jessie recht ähnlich. Jessibell hatte nicht die geringste Chance gehabt.“, James’ Stimme war zu einem Schluchzen verkommen und er hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Den Anblick, wie Jessibell tot zu Boden fiel, würde er wohl niemals vergessen. „James.“, Jessie versuchte ihn zu beruhigen und legte ihren Arm um seine Schultern. Ash, Misty und Rocko wussten nichts dazu zu sagen. Es war wirklich grausam gewesen. James hatte Jessibells Leben geopfert und es gegen Jessies eingetauscht. „Seitdem gibst du dich also für Jessibell aus und hast James als sie geheiratet?“, erklärte sich Misty das Ende der Geschichte. „So ist es. Es war die einzige Möglichkeit. James hat uns alle gerettet.“, entgegnete Jessie, während ihr Blick auf dem verzweifelten James verharrte. Er nahm sich das alles so zu Herzen und sie wusste nicht, wie sie ihm helfen könnte. „Und was ist mit dir Mauzi?“, warf nun Rocko ein. „Nach mir sucht keiner mehr. Sie sehen mich wohl nicht als Bedrohung an.“, er zuckte schwach mit den Schultern, „Solange ich mich hier also benehme wie ein ganz normales Mauzi schöpft keiner Verdacht.“. Die drei taten ihnen wirklich Leid. Sie hatten zwar immer Ärger gemacht, aber das hatten sie nicht verdient. Das hier war auch kein Leben, dabei haben sie so viel dafür gegeben. „Ihr braucht euch nicht mehr lange Sorgen zu machen.“, stieß Ash plötzlich überraschend hervor und erntete jeden Blick in der Runde. „Wir werden Team Rocket aufhalten, darauf könnt ihr euch verlassen. Dann könnt auch ihr euer Leben leben, so wie es euch gefällt.“. „Ist das dein Ernst?“, schluchzte James und sah zu ihm auf. Diese Worte klangen zu schön um wahr zu sein. Ash nickte verständnisvoll lächelnd. James’ Augen wurden feucht vor Freude. Dieser Knirps hatte sich überhaupt nicht verändert, er hatte immer noch dieselbe Entschlossenheit wie damals in den Augen. „Können wir euch irgendwie helfen?“, wollte James wissen. „Na ja, wir müssen nach Mahagonia City und alles wäre schneller als Laufen.“, deutete Rocko an. „Ich kann euch gerne bis zur Stadt bringen lassen, das ist das kleinste Problem.“, gab James zurück. „Sehr gut, dann sollten wir keine Zeit verlieren.“, Ash sprang von seinem Sessel auf. „Pika!“, auch Pikachu stimmte seinem Trainer munter zu. „Wirklich unglaublich.“, murmelte Jessie. „Was meinst du?“, Misty hatte ihre Worte durchaus verstanden. „Ach nichts.“, Jessie schüttelte nur den Kopf. „Ich benachrichtige sofort meinen Fahrer.“, damit hatte James auch schon ein Handy aus seiner Jacketttasche hervor geholt und eine Nummer eingegeben. Eine Minute später war die Limousine wieder herbestellt. „Sie wird gleich vorfahren, aber ich habe extra eine kleinere als die von eben angefordert.“, berichtete James. „Ich bringe euch noch zur Tür.“. „Nicht nötig, wir finden den Weg schon alleine. Danke für eure Hilfe.“, damit lehnte Ash das Angebot ab, „Komm Pikachu.“. „Pikachu.“, energiegeladen verließen die beiden Partner auch schon das Zimmer. „Passt auf, dass euch niemand sieht!“, rief James ihnen noch nach. „Wir gehen lieber hinterher.“, warf Rocko ein und lief Ash und Pikachu bereits nach. Misty erhob sich auch endlich und blickte nachdenklich zur Tür. Warum hatte es Ash auf einmal nur so eilig? Er hätte doch nicht gleich so aus dem Zimmer stürmen müssen. Außerdem hatte er auch irgendwie wieder so einen bedrückten Ausdruck in den Augen. Oder hatte sie sich das nur eingebildet? „Ihr könnt euch auf uns verlassen, bald werdet ihr wieder frei sein.“, Misty nickte den dreien noch einmal aufmunternd zu, bevor sie ihren beiden Jungs schließlich folgte. „Und weg sind sie wieder.“, Jessie entrann ein Seufzer. „Die Knirpse haben sich irgendwie überhaupt nicht verändert.“, meinte Mauzi, „Allerdings sind sie auch nicht mehr wirklich knirpsig.“. „Ich bin mir sicher, dass sie Erfolg haben werden.“, James lächelte zuversichtlich. „Denkst du wirklich?“, Jessie sah ihn erwartungsvoll an. „Sie haben doch immer alles geschafft.“, er warf ihr ein freudiges Lächeln zu, so wie sie es schon lange nicht mehr gesehen hatte. Doch Jessie wandte den Kopf nur nachdenklich ab. „Was ist los?“. „Es ist irgendwie merkwürdig. Ausgerechnet die Knirpse sind unsere Retter. Dabei waren wir immer nur gemein zu ihnen. Aber andererseits ist es mir egal, ich will einfach nur wieder frei sein.“, knirschte Jessie und krallte ihre Hände in den Rock ihres Kleid, „Ich dachte immer, dass ich glücklich bin, wenn ich reich bin und jeden Luxus genießen kann. Doch was soll ich mit diesem Luxus, wenn ich mich verstellen muss und hier gefangen bin?! Endlich verstehe ich, was dich damals bewegt hat, von zu Hause wegzulaufen. Du wärst ein Gefangener in deinem eigenen Leben gewesen. Und selbst mich hast du nun aus Pflicht heraus heiraten müssen. Nun ist es doch so gekommen, wie du es nie haben wolltest.“. „Jessie.“, betrübt blickte James sie an und nahm sie schließlich in den Arm. Auch Mauzi blickte betrübt zu Boden, er konnte Jessies Gefühle verstehen. Ausgerechnet die Knirpse würden ihre Retter sein, aber ob sie es nun verdient hätten oder nicht, für ihre Freiheit würden sie alles geben. „Es wird alles gut werden.“, versuchte James erneut Jessie wieder zu ermuntern. Er legte eine Hand auf ihre Wange und ließ sie ihn ansehen. „Ach James.“. „Wir dürfen jetzt nicht aufgeben. Dafür haben wir schon viel zu viel durchgemacht.“. „Du hast Recht.“, gab sie leise zu. „Außerdem solltest du wissen, dass ich dich nicht nur aus Pflichtbewusstsein heraus geheiratet habe.“, wieder schenkte James ihr ein Lächeln. Endlich bewegten sich Jessies Mundwinkel nach oben und formten ein leichtes Lächeln. James war zufrieden über den Erfolg seiner Worte. Trotz des erreichten Lächelns führte seine Hand ihr Gesicht näher an das seine, bis er ihren Lippen einen Kuss stehlen konnte. Ein Lächeln war schön, doch ein Kuss war noch schöner. „Oh bitte, ich hab euch schon tausendmal gesagt, dass ihr das in meiner Anwesenheit lassen sollt.“, tönte Mauzi und sprang von der Couch, „Ich verschwinde.“. So trabte Mauzi aus dem Zimmer und konnte sich so wenigstens nicht mehr über die schmunzelnden Gesichter seiner Freunde aufregen und auch nicht über die weiteren zärtlichen Küsse, die folgten. Ash rannte den Gang entlang und die Treppe runter, er durchquerte die Eingangshalle und riss die Eingangstür auf, um nach draußen zu gelangen. Darauf zu achten, nicht von irgendwem, beispielsweise Leuten von Team Rocket, gesehen zu werden, daran dachte er natürlich nicht. Leicht keuchend blieb er schließlich vor der Tür stehen. Er war allein, bis Rocko eine Minute später zu ihm aufschloss. „Hey Ash, alles ok?“. Sein Freund antwortete ihm nicht, er blickte nur starr gerade aus, während eine leichte Brise an ihnen vorbei zog. „Pika?“, auch sein bester Kumpel zog mittlerweile eine besorgte Miene und sah ihn von der Schulter aus an. „Hey, Jungs.“, Misty kam nun ebenfalls die Treppe runtergelaufen und lugte den beiden über die Schulter. „Hab ich was verpasst oder warum starrt ihr so ins Leere?“. Ihre Stimme klang locker, doch auch ihr Blick ruhte mit einem leicht besorgten Ausdruck auf Ash. Dieser ging schweigend die drei Eingangsstufen hinab, während Misty leise die Eingangstür hinter ihnen schloss. „Ash?“, Misty konnte sich nicht erklären, was auf einmal los war. „Die drei haben ganz schön was durchgemacht.“, erklang plötzlich leise seine Stimme, doch er stand immer noch mit dem Rücken zu seinen Freunden. „Das ist wahr. Sie tun mir richtig Leid, das haben nicht einmal die drei verdient.“, musste Misty traurig zustimmen. „Aber was beschäftigt dich?“, wollte sie lieber von ihm wissen. „James hat jemand anderen sterben lassen, nur um seine Freunde zu retten.“, knirschte Ash und seine Hände, die er zu Fäusten geballt hatte, zitterten leicht. „Aber Ash.“, war er etwa raus gerannt, um James keinen Vorwurf zu machen? „Diese Entscheidung war ihm sicher nicht leicht gefallen.“, kam es beschwichtigend von Rocko. „Ich weiß.“, meinte Ash schwach, es schien ihm egal zu sein. „Na hör mal, du kannst ihm doch keinen Vorwurf daraus machen!“, entgegnete Misty und positionierte sich neben Ash, weil er ihr endlich ins Gesicht sollte, wenn er mit ihr sprach, „Wie hättest du denn gehandelt an seiner Stelle?“, fragte sie ihn scharf, doch erstarrte einen Moment später, als er sie direkt anblickte. Ash war nicht wütend, er war zutiefst schockiert. Misty konnte seine Betroffenheit in seinen Augen sehen. „Das ist es ja gerade. Ich habe das Gefühl, dass ich auch so handeln könnte, um dich zu beschützen.“, das sagte er ihr direkt ins Gesicht. „Im Radioturm war ich wie gelähmt, als du dich vor mich gestellt hast, wo Domino ihre Waffe auf mich gerichtet hatte. Oder als du vom Turm gestürzt bist. Ich konnte dir nur hilflos nachsehen. Ich glaube, ich hätte jeden an deine Stelle gewünscht, nur damit du es nicht bist, die fällt oder von der Kugel getroffen wird.“. Endlich wandte er seinen Blick wieder ab und sah zu Boden. Misty schluckte leicht. „Bin ich deshalb ein schlechter Mensch, weil ich so denke?“. „Nein, das bist du nicht.“, sagte Misty mit sanfter Stimme zu ihm und nahm seine Hand. Ein wenig überrascht blickte er wieder zu ihr auf, „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir so etwas wie James wirklich zutrauen würde, ich kann selbst nicht sagen, ob nicht auch ich so handeln könnte, aber ich weiß nur, dass ich alles in meiner Macht stehende tun möchte, um dich zu beschützen.“. „Misty.“, Ash fühlte sich sichtlich berührt. „Lass uns einfach gemeinsam weiter gehen, ok?“, ihre Reise war schließlich nicht zu Ende. „Ok.“, Ash nickte und setzte ein leichtes Lächeln auf. Misty schmunzelte beinahe unmerklich, wie sie ihn so anblickte. Irgendwie war er immer noch der kleine Hitzkopf, den sie damals kennengelernt hatte, aber auf der anderen Seite überraschte er sie immer wieder aufs Neue, vor allem seitdem sie diese Mission angetreten hatten. Aber sie war froh, ihn so noch besser kennenzulernen. Genau aus diesem Grund war sie auch Garys Einladung gefolgt und nach Alabastia gekommen. Sie hatte genau gewusst, dass sie Ash dort begegnen würde. Ihn hatte sie wieder treffen wollen, nach all der Zeit, die verstrichen war. Und sie bereute ihre Entscheidung nicht, denn Ash war der Mensch auf der Welt, den sie auf unter keinen Umständen verlieren durfte. Die beiden lösten ihre Blicke wieder von einander, als sie plötzlich das Geräusch von fahrenden Autoreifen wahrnahmen. James’ Coupé fuhr vor und hielt genau neben den beiden an. Rocko, der die Arme vor der Brust verschränkt und sich das Ganze in aller Seelenruhe angesehen hatte, trat nun ebenfalls zu den beiden. Er konnte sie nur belächeln, auch wenn er innerlich ein wenig eifersüchtig war. Da hatten sich zwei gefunden, das war aus seiner Perspektive offensichtlich, doch offenbar würde er immer derjenige bleiben, der niemanden fürs Leben fand. „Wollen wir dann?“, fragte er die beiden, die scheinbar ganz vergessen hatten, dass er ja auch noch da war. „Auf geht’s. Wir müssen nur noch Glurak Bescheid geben.“, meinte Ash und die drei Freunde stiegen in den Wagen ein, dessen Tür von ihrem Chauffeur bereits aufgehalten wurde. Kanto, Zinnoberinsel Silver hatte den Jeep am Fuße des Vulkans abgestellt und zusammen mit Green hatte er sich mit dem Einsatzteam von Koga getroffen, der Pyro gefunden hatte. Der einstige Arenaleiter dieser Insel sah sehr mitgenommen aus. Sein bereits brauner Mantel war von Schmutz und Dreck besudelt und der rechte Ärmel war sogar abgerissen. Die Adern seines Armes hatten eine ungesunde violette Farbe angenommen und er keuchte schwer, als Koga ihn Silver vor die Füße warf. „Da haben Sie ihn.“, Koga verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust, während er grinsend zu seinem Opfer herab blickte, „Giovanni wird zufrieden sein. Endlich können wir mit der eigentlichen Arbeit beginnen.“. „Ganz recht.“, Silver würdigte Pyro keines Blickes, sondern starrte Koga mit seinen silbern schimmernden Augen an. „Du und dein Team könnt jetzt die Küste sichern.“. „Was? Aber ich dachte, ich-“. „Was du denkst interessiert hier niemanden.“, schnitt Silver ihm scharf das Wort ab, „Sicher die Nordseite der Insel!“, befahl er erneut mit Nachdruck. „Zu Befehl.“, knirschte Koga und missbilligend zog er mit seiner Truppe von Team Rocket Rüpeln ab. Dieser Silver saß leider am längeren Hebel, dabei war er doch noch ein halbes Kind! Aber seine Zeit würde noch kommen, er musste nur dafür sorgen, nicht mit Sabrina und Major Bob teilen zu müssen. „Folgen Sie mir.“, mit kühler Stimme wandte sich Silver nun an Pyro und machte bereits auf dem Absatz kehrt, um zum Jeep zurück zu kehren. Green hatte das Ganze bis jetzt mit verschränkten Armen teilnahmslos mitverfolgt. Diesem Koga könnte man nicht vertrauen, aber das wussten Silver und auch Giovanni sicherlich selbst. Und was hatten sie wohl mit Pyro vor? Sie beobachtete den schwachen Arenaleiter, der sich wieder auf die Beine aufraffte und seinen Arm hielt. Koga war Spezialist für Gift-Pokémon, sicher hatte er Pyro irgendein Gift verabreicht und ihm erst im letzten Moment das Gegengift gegeben. Ihre Blicke trafen sich. Pyros Körper war vielleicht schwach, sein Geist aber war es nicht. In seinen Augen funkelten vor Entschlossenheit. Stumm ging Pyro an ihr vorbei und folgte Silver. Nach ihm setzte sich auch Green in Bewegung. Sie wüsste zu gerne, was hier vor sich ging. Die ganze Fahrt über hatte Silver nur geschwiegen, außerdem fragte sie sich, warum sie ihn überhaupt begleiten sollte, sie hatte nicht wirklich etwas zu tun gehabt bei dieser Aktion. „Steigen Sie ein und machen Sie keine Faxen.“, befahl Silver und Pyro gehorchte widerstandslos. Mühsam aber ohne Hilfe kletterte er hinten in den Jeep. Green wollte bereits wieder auf dem Beifahrersitz einsteigen, als Silver mit einer Kopfbewegung signalisierte, dass er sie noch kurz sprechen wollte. Und das nicht in Pyros Hörweite. „Was ist?“, fragte sie erwartungsvoll und blickte zu Pyro rüber, als sie in einer paar Metern Entfernung stehen blieben. Pyro schien keine Anstalten zu machen, abhauen zu wollen, dabei wäre die Gelegenheit doch günstig. Überhaupt benahm sich der Arenaleiter ihrer Meinung nach viel zu kooperativ. Doch gerade als sie ihren Blick wieder zu Silver wenden wollte, weiteten sich ihre Augen vor Überraschung. Ganz plötzlich hatte er sie in den Arm genommen. Er hatte seine Arme um sie gelegt und seinen Kopf auf ihrer Schulter gebettet. „Silver.“, Green wusste gar nicht, was sie sagen sollte. „Ich habe dich so vermisst.“, offenbarte er ihr mit vertrauter Stimme, zum ersten Mal ohne diese Kühle. Green lächelte leicht. Ihr Freund schien sich nicht verändert zu haben. Er tat immer so taff, dabei war er durchaus sehr sensibel. „Wir haben nicht viel Zeit, bevor auffällt, dass wir schon zu lange mit Pyro an Bord nicht los gefahren sind.“, meinte er und löste die Umarmung. Er schien wieder in seine andere, böse Rolle schlüpfen zu wollen, doch Green blickte ihn ein wenig flehend an und hielt seine beiden Hände in den ihren umfasst. „Was ist hier los? Warum arbeitest du für Team Rocket?“. Egal wie wenig Zeit sie hätten, eine Antwort auf diese Frage musste er ihr einfach geben. Silver erkannte, dass er es ihr wirklich schuldig war. Voller Erwartung blickte sie ihm tief in die Augen, dass er gar nicht mehr anders konnte. Seine Lippen bewegten sich wie von selbst, ihr hatte er noch nie etwas verheimlichen können. „Giovanni.“, begann er mit leiser Stimme und ließ einen Moment verstreichen, bevor die Wahrheit seinen Mund verließ, „Er ist mein Vater.“. Entgeistert ließ Green seine Hände los. Sie hätte Vieles erwartet. Aber das nicht. Nun bekam sie doch das Gefühl, ihren alten Freund nicht mehr zu kennen. ~~~ Preview chapter 17: Ash, Misty und Rocko erreichen Mahagonia City. Sie rechnen mit den nächsten Kämpfen, doch diese Arbeit haben ihnen zwei andere Trainer bereits abgenommen. Dafür gibt es neue schlechte Nachrichten. Maike findet Kyougre, welches von Team Aqua gefangen wurde. Und sie hat einen Plan. Drew ist derweil mit einer mehr oder weniger erfolgreichen Rettungsaktion beschäftigt. Doch wie diese wirklich ausgehen wird, vermag er nicht mal selbst zu sagen. Doch es gibt auch noch Hoffnung, denn Bill und Jens haben Teak City erreicht. Sie wissen nun, dass auch die legendären Pokémon von Johto nicht untätig bleiben werden. Zu Lesen in Kapitel 17 ‚Kyougre und Maikes Plan’, upload-Termin ist der 27.03.09 See ya :D Kapitel 17: Kyougre und Maikes Plan ----------------------------------- Johto, See des Lebens Suicune wartete geduldig am Ufer des Sees und schien mit einem leichten Lächeln das klare Wasser zu betrachten. Doch in seinen Augen spiegelte sich auch Besorgnis wieder. Es war schließlich nicht hergekommen, weil hier die Welt noch in Ordnung war. Woanders war sie es nämlich nicht. Es musste auch nicht lange warten, denn kurze Zeit später erschien auch schon seine ‚Verabredung’. Es vernahm die Stimme des Waldes, was ihm signalisierte, dass es jeden Moment hier sein würde. Auf der anderen Uferseite kam es aus dem Wald geflogen und streifte über den See, bevor es direkt vor Suicune anhielt. „Celebi.“, freudig begrüßte es seinen Besucher. Doch Suicune erwiderte nichts, sondern blickte das kleine grünliche Pokémon nur ernst an. Celebi stellte seine Wiedersehensfreude sofort ein und lauschte dem, was Suicune ihm zu sagen hatte. Anschließend nickte es. „Celebi!“, rief es aus und eine Welle gleißendes Licht durchströmte den Wald. Es flog empor und verschwand scheinbar im Nichts. Aber jeder wusste, was passiert war. Wenn die Stimme des Waldes erklang, war eine Zeitreise möglich. Suicunes Wunsch gemäß war es zu einer solchen aufgebrochen. Währenddessen blieb der Nordwind am Ufer des Sees stehen und wartete erneut. ~*~ Reunion – Kyougre und Maikes Plan Oder: Eine Legende lebt ~*~ Johto, Teak City „Hier sind sie.“, zufrieden holte Jens die vier Diamantglocken aus einem Gebüsch, in dem er sie bei dem Brand in Teak City versteckt hatte. „Und wie sollen wir sie ohne Turm läuten?“, fragte Bill. Sie hatten die vier Glocken zwar unversehrt wieder gefunden, doch vor ihnen erstreckte sich eine einzige Aschewüste. Die wunderschöne Stadt war nicht mehr wieder zu erkennen. Auch die beiden stolzen Zinntürme waren nur noch zwei schwarze Haufen Asche. „Gute Frage. Schließlich wurden die Glocken nicht geläutet, sondern erklangen von ganz alleine, wenn Ho-oh seine Ankunft ankündigen wollte.“, Jens überlegte, „Lass uns einfach zum Platz des alten Zinnturms gehen.“. Jens schritt bereits voran, während Bill ihm schulterzuckend folgte. Er wusste nicht, was sich Jens davon versprach, aber vielleicht hatte er ja eine Idee und wie er bereits erfahren hatte, war nichts unmöglich. Nicht in diesen Zeiten. Jens stellte sich in die Mitte des ehemaligen Zinnturms, jedenfalls vermutete er das, auf, Bill hielt ehrfürchtig ein paar Schritte Abstand und beobachtete, wie Jens seine Arme von sich streckte. In jeder Hand hielt er zwei Glocken an ihren rot-weißen Bändern. Langsam begann er, sie hin und her zu schwenken, dann etwas schneller. Doch kein Ton drang an ihre Ohren. „Warum läuten sie nicht?“, Jens blickte verwirrt ein Glockenpaar an. „Sind sie vielleicht doch beschädigt?“. „Das-kann nicht sein.“, knirschte Jens. „Das darf einfach nicht sein.“, rief er und kniff verzweifelt die Augen zusammen. Und als wenn seine Stimme die Glocken bewegt hätte, erklang plötzlich ein sanfter Ton und durchflutete die Aschewüste. „Die Glocken, sie leuchten.“, bemerkte Bill und Jens öffnete seine Augen wieder. Bill hatte Recht, die Glocken leuchteten, aber nicht nur das, sie vibrierten auch leicht, das sanfte Läuten kam eindeutig von ihnen. Plötzlich zog ein leichter Wind über die Ebene und für einen kurzen Moment schwang Hitze in dem Luftzug mit. „Da!“, rief Bill aus und deutete auf einen Schatten, der aus dem umliegenden Wald heraus sprang und nur ein paar Meter von ihnen entfernt landete. „Unglaublich.“, flüsterte Jens. Er und Bill starrten auf die erschienene Gestalt, es war wirklich kaum zu glauben. Vor ihnen präsentierte sich erhaben und mächtig das legendäre Entei. Mit klaren Augen blickte es die beiden Männer an. Langsam ließ Jens die Arme sinken. Es erinnerte ihn an damals, als er zusammen mit Ash dem legendären Suicune begegnet war. Auch damals hatten die Glocken geleuchtet und von selbst zu läuten begonnen. Einfach faszinierend und unbeschreiblich zugleich. „Bist du hier um uns zu helfen?“, wagte er zu fragen. Entei nickte. „Wirst du Ho-oh rufen?“. Dieses Mal schüttelte Entei mit dem Kopf, ehe es plötzlich brüllte und damit ziemlich viel Staub aufwirbelte. Jens und Bill hielten schützend die Arme vor ihre Gesichter. „Ich verstehe nicht.“, rief Jens durch die fliegende Asche hindurch. „Ich denke, Ho-oh ist noch nicht bereit, den Menschen wieder zu begegnen, aber vielleicht ist deshalb Entei hier.“, versuchte Bill sich die Situation zu erklären. Allmählich legte sich die Asche auch wieder und die beiden konnten Entei erneut klar anblicken. „Werden du, Suicune und Raikou uns helfen?“, nun war es Bill, der Entei die Frage stellte, „Seid ihr hier in Ho-ohs Auftrag, um uns Menschen zu testen?“. Entei nickte. Damit war seine Botschaft überbracht. Es brüllte erneut und während sich Bill und Jens erneut vor einem Anflug Asche schützen mussten, sprang Entei empor und verschwand so schnell, wie es gekommen war. „Wenn wir das hier überstehen-“, setzte Bill an, als er die Arme wieder senkte, „- wird Ho-oh vielleicht wieder zurückkehren. Auf jeden Fall erleben wir gerade eine uralte Legende. Das ist wirklich unbeschreiblich.“. Jens nickte, „Deshalb werden die Bewohner dieser Stadt den Zinnturm auch ein drittes Mal wieder aufbauen. Das wird unser Zeichen des Friedens und des Sieges über Team Rocket sein.“. Kanto, Zinnoberinsel Schweigend saßen die drei in dem Jeep, in dem sie Richtung Team Rocket Labor unterwegs waren. Green starrte in die Umgebung, Silver konzentrierte sich auf die Fahrbahn und Pyro keuchte nur matt in hinteren Teil des Wagens. Seit Silver ihr offenbart hatte, dass Giovanni sein Vater war, war kein Wort mehr gefallen. Als er ihr entgeistertes Gesicht gesehen hatte, war er einfach an ihr vorbei gegangen und in den Jeep gestiegen. Green wusste nicht, was sie denken sollte. Sie saß auf dem Beifahrersitz, hatte den Ellenbogen auf der Tür abgestützt und der Fahrtwind wehte durch ihre Haare, da das Fahrzeug kein Dach hatte. Nachdenklich aber zugleich mit den Augen abwesend blickte sie durch die Gegend. Erst war sie froh gewesen, dass er sie so vertrauensvoll umarmt hatte und dann diese Wahrheit. Wollte er sie etwa einfach nur bei sich haben? War er wirklich zu Team Rocket übergelaufen? Einerseits konnte sie es verstehen, immerhin hatte er hier wohl so etwas wie eine Familie. Aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er wirklich böse wäre, auch wenn er zu Einigem fähig war. Doch das war sie auch. Nach einer Weile erreichten sie das speziell errichtete Labor, neben dem Major Bobs Kraftwerk prunkte. Die Stromversorgung lief auf Hochtouren, die ganze Anlage schien nur noch auf ihren Wissenschaftler zu warten. „Wir sind da.“, verkündete Silver unnötigerweise, er wollte aber einfach endlich das Schweigen durchbrechen, welches für ihn immer unerträglicher wurde. Green stieg aus dem Wagen und auch Pyro sprang von dem Jeep. Mit zielstrebigen Schritten ging Silver Richtung Labor und öffnete die Tür. „Da sind Sie ja endlich.“, krächzte eine Stimme aus dem Inneren. Green sah sich neugierig um, während sie zusammen mit Pyro Silver geradeaus in den Kern des Labors folgte. Ziemlich viel Technik wie sie feststellen musste. Eine Maschine kurioser als die andere und die Kurioseste ragte direkt vor ihnen in die Höhe. Eine große Glassäule, in der sich eine merkwürdige lilane Flüssigkeit befand. „Wurde auch Zeit!“, krächzte wieder die unbekannte Stimme, „Ich brauche hier endlich Unterstützung, ich weiß einfach nicht mehr weiter.“. Endlich erblickten sie den aufgebrachten Mann, der sich schon verzweifelt mit den Händen den Kopf hielt. Er hatte eine Halbglatze, die von orangefarbenen, abstehenden Haaren am Hinterkopt umringt wurde und einen orangehaarigen Schnurrbart, der ihm kerzengerade abstand. „Kommen Sie mal wieder runter Prof. Nanba.“, meinte Silver kühl und blieb stehen. „Wie soll man denn so ruhig bleiben?!“, entgegnete dieser nur empört, „Ich versteh einfach nicht, wie sie es seinerzeit gemacht haben. Aber mit seiner Hilfe werde ich schon hinter das Geheimnis gekommen.“, plötzlich grinste der Professor. Green war er sofort unsympathisch. Wie konnte man nur Professor werden, wenn man sofort so austickte? Er machte auch nicht gerade den kompetentesten Eindruck, gerade mal der weiße Kittel, den er trug, zeugte davon, dass er wirklich Wissenschaftler war. „Machen Sie sich umgehend an die Arbeit.“, erklärte Silver und warf dabei einen Blick auf Pyro, „Sie wissen, was Sie zu tun haben.“. Pyro nickte leicht, erwiderte aber kein Wort. „Gut gut, wir sollten keine Zeit verlieren. Also stehen Sie da nicht so rum, es gibt viel zu tun.“, meinte Prof. Nanba und wirbelte bereits wieder an den ihm am nächsten liegenden Geräten herum. Silver machte sich wieder daran, das Labor auf dem Weg zu verlassen, auf dem sie es betreten hatten. Irritiert folgte Green ihm, nachdem er sie einfach wieder passiert hatte. „Wir lassen ihn hier mit diesem Chaoten von Professor alleine?“, fragte sie ihren alten Freund, als sie wieder draußen am Jeep angekommen waren. „Der wird schon nicht weglaufen, dafür gibt es hier genügend Sicherheitsvorkehrungen.“. Ihr kam das Ganze immer noch komisch vor und ihr scharfer Blick auf ihn machte ihre Skepsis mehr als deutlich. „Jetzt sag mir endlich, was hier wirklich lo-“. Doch Silver ließ sie nicht ausreden. Er hielt ihr mit einer Hand den Mund zu und brachte sie so zum Schweigen. Den Zeigefinger der anderen Hand legte er auf seine Lippen als Zeichen, dass sie still sein sollte. Im nächsten Moment zeigte er damit auf das Innere des Jeeps. Was sollte das jetzt wieder? Green verstand nicht. Vorsichtig nahm er seine Hand von ihrem Mund und blickte sie viel sagend an, bevor er seinen Blick ebenfalls dem Jeep zuwandte. Sie folgte seinen Augen, die scheinbar auf das Autoradio deuteten. Mit seinem Daumen und Zeigefinger formte er einen Kreis, den er an sein Ohr führte. Da ging Green plötzlich ein Licht auf. Sie wurden abgehört! Im Autoradio musste sich eine Wanze befinden. Deswegen konnte er auch nicht mit ihr sprechen und ihr sagen, was sie wissen wollte. Sie nickte Silver zu, er nickte zurück. Zwar wusste sie immer noch nicht, was hier gespielt wurde, doch das wäre nur eine Frage der Zeit. Solange müsste sie eben warten. Und solange würde sie ihrem alten Freund weiter blind vertrauen. Johto, kurz vor Mahagonia City Ash, Misty und Rocko wurden von James’ Chauffeur kurz vor Mahagonia City abgesetzt, den Rest würden sie zu Fuß zurücklegen. Glurak würde nachkommen, wenn es sich noch ein wenig geschont hätte. Die drei Freunde machten sich daran, unbemerkt in die Stadt zu gelangen. Doch sie hatten gerade die Stadtgrenze passiert, da erblickten sie bereits die gewaltige Donnersäule, die mitten im Stadtzentrum empor stieg. Der Himmel verdunkelte sich für einen Moment, doch kurz darauf war alles wieder vorbei. „Was war das denn?“, fragte Misty, ihr war das überhaupt nicht geheuer. „Pika.“, kam es mit ernster Stimme von Pikachu und aus seinen Backen sprühten kleine Funken. „Das muss ein gewaltiger Donner gewesen sein, wenn Pikachu selbst auf diese Entfernung darauf reagiert.“, meinte Rocko nachdenklich. War das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen? „Das sehen wir uns genauer an.“, kam es entschieden von Ash und da lief er auch schon los. „Ash, nicht so schnell.“, rief Misty ihm zwar nach, doch Rocko und sie konnten nur versuchen, mit ihm Schritt zu halten. Aber Sorgen mussten sie sich noch keine machen, denn die Straßen waren wie ausgestorben. Für eine von Team Rocket belagerte Stadt waren äußerst wenig Mitglieder anzutreffen. Nämlich gar keine. Das machte das Ganze allerdings nur noch merkwürdiger. Sie rannten ein paar Straßen entlang und bogen schließlich noch um die letzte Ecke, bevor sie auf den Hauptplatz im Stadtzentrum blickten. Sie trauten ihren Augen kaum. Ein paar Duzend Team Rocket Mitglieder lagen paralysiert am Boden, ebenso ihre Pokémon. Keiner konnte sich mehr rühren, bis auf einer: Norbert stand als Einziger noch auf den Beinen inmitten der am Boden liegenden Männer und Frauen. Sein Jugong, welches vor ihm Stellung bezogen hatten, lag ebenfalls besiegt auf dem Platz. Norbert sank schwach auf die Knie, er wusste, dass er verloren hatte. Die drei Freunde schlossen ihre Kinnladen wieder, die sich unbewusst nach unten ausgeklinkt hatten. Es war nicht nur der Anblick des besiegten Team Rocket, der sie so überraschte, sondern mindestens genauso sehr, wer dafür verantwortlich war. „Das habt ihr wirklich großartig gemacht. Raikous Stärke ist wirklich unglaublich.“, klatschte plötzlich jemand und trat näher. Eine erneute Überraschung. Der lobende war niemand anderes als Prof. Lind. Er ging zufrieden drein blickend auf Raikou zu. Das legendäre Pokémon brüllte siegreich auf. Es war offensichtlich, dass es sein Donner gewesen war, der alle hier niedergestreckt hatte. „Raikou ist eben spitzenklasse, nicht war mein Freund?!“, sagte ein anderer Trainer und trat grinsend neben die Legende. Es war unglaublich, dort waren nicht nur Raikou und Prof. Lind, sondern auch noch zwei andere junge Trainer. Der Junge trug ein Cap ähnlich wie Ash und das Mädchen hatte blaue Haare, die sie zu zwei Zöpfen gebunden unter einer Mütze trug. „Ich nehme an, Sie geben auf?“, meinte diese nun an Norbert gewandt. Der Arenaleiter erwiderte nichts, sondern starrte nur den Boden vor ihm an. „Hey!“, rief Ash plötzlich über den Platz und machte so auf sich aufmerksam. Überraschte Blicke richteten sich auf ihn und vor allem Raikou ging alarmiert in Kampfposition. „Sieh mal an, bist du nicht Ash aus Alabastia?“, fragte Prof. Lind erstaunt und schob seine Brille zurecht. Die drei Freunde traten näher, um die Gruppe um den Professor endlich zu begrüßen. „Wir haben uns lange nicht gesehen.“, erwiderte Ash. „Kann man wohl sagen. Aber wie ich sehe, geht es euch dreien gut. Ihr reist immer noch zusammen?“. „Wieder. Aber sagen Sie-“, Ash warf einen unsicheren Blick auf Raikou, der ihn immer noch knurrend anstarrte. „Professor, kennen Sie die drei?“, mischte sich da der junge Trainer ein. „Oh ja, die drei sind ebenfalls Trainer und haben mir schon öfter sehr geholfen.“, erklärte der Professor. Daraufhin wurden die drei Neuankömmlinge von oben bis unten gemustert und auch Raikou entspannte sich langsam wieder. „Dann haben wir offenbar Verstärkung bekommen. Das freut mich, mein Name ist Jimmy.“, stellte sich der Trainer mit dem Cap vor und zeigte grinsend mit dem Daumen auf sich. „Ich bin Marina.“, stellte sich auch seine Begleiterin mit einem freundlichen Lächeln vor. „Ich bin Ash Ketchum aus Alabastia.“. „Und ich bin Misty, die Arenaleiterin von Azuria City.“. „Mein Name ist Rocko und ich bin Züchter aus Marmoria City.“. „Sagt mal, wie kommt es, dass Raikou an eurer Seite kämpft?“, fragte Ash immer noch verwundert. „Raikou ist ein alter Kumpel von uns.“, erklärte Jimmy freudig. „Kumpel?“, riefen alle drei gleichzeitig überrascht aus. „So habe ich auch geguckt, als mich die drei zusammen mit Raikou irgendwo aus dem Niemandsland gerettet haben.“, lachte Prof. Lind. „Es ist kaum zu glauben, aber Raikou scheint ihr Freund zu sein und da die Welt momentan vor dem Abgrund steht, kämpft Raikou nun mit ihnen gegen Team Rocket.“. „Cool.“, Ash war sichtlich begeistert. „Damals haben wir Raikou vor Team Rocket gerettet, seitdem sind wir gute Freunde. Marina und ich hatten uns auf den Weg gemacht, um gegen Team Rocket in den Kampf zu ziehen und dabei sind wir kürzlich Raikou wieder begegnet, der uns begleiten wollte.“, kam es nun von Jimmy. „Genau und unterwegs haben wir dann auch noch den Professor gefunden und mitgenommen.“, fügte Marina hinzu. „So, und dieser Arenaleiter hat nun ausgespielt.“, meinte Jimmy nun mit ernsten Blick an Norbert gewandt. Dieser kniete immer noch am Boden, hatte jedoch mittlerweile den Blick auf die Gruppe gerichtet seit Ash, Misty und Rocko aufgetaucht waren. „Jetzt sieht er genauso erbärmlich aus, wie er auch ist.“. „Aber Jimmy, er ist doch schon am Ende, wie willst du ihn denn noch bestrafen?“, Marina umfasste beschwichtigend seinen Arm. „Er ist Arenaleiter und trotzdem zu Team Rocket übergelaufen, wir können ihn doch nicht einfach so davon kommen lassen?!“. „Ich denke wir wissen, warum er für sie gearbeitet hat.“, warf Rocko ein und erntete nun die überraschten Blicke. „Deswegen.“, er holte einen Pokéball aus seinem Rucksack und kniete neben Norbert nieder. „Ich denke, der gehört zu Ihnen.“. „Das-das ist doch nicht etwa-“, mit zittrigen Händen umfasste der alte Mann langsam den Pokéball. „Doch, das ist Ihr Keifel.“, Rocko nickte ihm lächelnd zu. „Oh mein Gott.“, schluchzte Norbert, er war den Freudentränen nahe. „Ein Keifel?“, Jimmy war ein wenig verwirrt und kratzte sich am Nacken. „Keifel und Norbert sind alte Freunde. Wir haben sein Keifel im Radioturm von Dukatia City gefunden, dort haben sie es gefangen gehalten und sicher als Druckmittel verwendet.“, erklärte Misty. „Keifel, komm raus.“, Norbert holte seinen alten Freund aus seinem Ball und umarmte ihn überglücklich, „Es geht dir gut.“. „Keifel.“, auch das Pokémon war sichtlich froh, wieder bei seinem Trainer zu sein. „Wie soll ich euch nur je dafür danken?!“, schluchzte Norbert nun unter Tränen. „Dafür brauchen Sie uns nicht zu danken.“, versicherte Rocko, „Also sind Sie wirklich übergelaufen, weil man Ihr Keifel entführt hatte?“. Norbert schluchzte noch ein paar Mal, bevor er sich die Tränen wegwischte und sich endlich vom Boden erhob. Behutsam legte er eine Hand auf das lange Fell seines treuen Pokémon, erst dann warf er einen betrübten Blick durch die Runde. „Es war einfach nur schrecklich, als sie in die Stadt kamen.“. „Hat man Ihnen nicht auch gedroht, die Arena zu zerstören, wenn Sie sich nicht ergeben?“, wollte Misty wissen. Norbert schüttelte den Kopf, „Sandra wusste genau, wie sie mich kriegen konnte.“, die Hand, die nicht auf seinem Keifel ruhte, ballte sich zu einer Faust. „Sandra war hier gewesen?“, stieß Rocko hervor. „Genau, zusammen mit ein paar Duzend von Team Rocket. Sie hatte mich und mein Keifel zu einem Kampf herausgefordert. Wir haben verloren und sie hat es einfach mitgenommen. Wenn ich nicht täte, was sie verlangt, dann würde sie Keifel etwas antun. Ich habe also eingewilligt. Ihre Begleiter ließ sie hier in der Stadt, sie errichteten große Lagerhallen am Stadtrand, in die alle Pokémon gebracht wurden, welche von ihnen eingefangen wurden. Auch die Pokéballlieferungen aus Azalea City wurden dorthin gebracht. Ich weiß nicht, warum ausgerechnet diese Stadt, doch seit diesem Tag war es meine Aufgabe, den Pokémon-Fang zu koordinieren und rebellische Trainer auszuschalten.“, er schloss bitter die Augen, „Dieses Mal war ich mehr als nur der eiskalte Norbert.“. „Sie haben es für ihr Keifel getan.“, versuchte Ash ihn aufzubauen, „Und jetzt ist Mahagonia City wieder frei.“. „Er hat Recht. Ab jetzt können Sie die Stadt wieder als Arenaleiter beschützen.“, setzte Misty hinzu. „Nein.“, gab Norbert jedoch zurück, „Ich werde nie wieder Arenaleiter sein. Nach allem, was ich getan habe, bin ich für diesen Posten nicht mehr würdig. Ich werde nie wieder kämpfen.“. „Sie haben für Team Rocket gearbeitet, na und? Sie gehören doch immer noch zu den Guten!“, widersprach Ash. „Aber ich habe unverzeihliche Dinge getan.“. Kurzes Schweigen trat ein. „Was haben Sie getan?“, Jimmy traute sich als Erster, diese Frage zu stellen. Es hatte sich ohnehin schon eine gedrückte Stimmung gebildet, aber was sollte Norbert denn so schreckliches getan haben, dass er sich nicht einmal selbst verzeihen konnte? „Gemäß meiner Aufgabe habe ich rebellische Trainer ausgeschaltet.“, begann er langsam. „Sie wollen doch nicht etwa sagen, dass Sie-“, Prof. Lind wollte es nicht aussprechen, das konnte nicht sein. „Ich habe die Trainer, die über den Eispfad hierher kommen wollten, dort abgefangen. In dieser Eishöhle hatten sie gegen mich und meine Eis-Pokémon keine Chance. Ich habe jeden einzelnen von ihnen in einen Hinterhalt gelockt. Sie sind alle jämmerlich erfroren.“. Norbert kniff die Augen zusammen wie er daran denken musste. „Das glaube ich Ihnen nicht.“, stieß Ash hervor. Sein Blick suchte eindeutig nach der Hoffnung, dass das nur eine Lüge war. „Es ist aber wahr.“, gab Norbert zurück, konnte Ash jedoch nicht anblicken, „Einer von ihnen hat dich wohl auch gekannt, denn er hatte in seinem eisigen Schlaf noch ein paar Mal deinen Namen gemurmelt, bevor er für immer verstummte.“. „Wer soll das gewesen sein?“, Ash konnte sich da niemanden vorstellen. „Seinen Namen weiß ich nicht mehr, auch wenn wir sicher einmal mit einander gekämpft hatten. Aber offenbar war ihm klar, dass du auch gegen Team Rocket in den Kampf ziehen würdest. Er war auch ein sehr starker Trainer, aber selbst mit seinem gut trainierten Lohgock hatte er in meinem Areal keine Chance gehabt.“. „Lohgock…“, murmelte Ash. „Denkst du, es könnte Harrison gewesen sein?“, sprach Misty den Gedanken aus, den er selbst gerade im Kopf hatte. Ash erwiderte nichts. Sollte Harrison wirklich tot sein? Gerichtet von Norbert? Was für eine Vorstellung. Seinen Kampf mit Harrison bei der Silberkonferenz hier in Sinnoh würde Ash wohl nie vergessen, denn es war ein atemberaubender Kampf gewesen, auch wenn er ihn leider verloren hatte. „Ich denke, für uns gibt es hier nichts mehr zu tun.“, kam es leise von Ash. Wann würde das alles endlich aufhören? Diese Zerstörung, immer neue Opfer, wie viel mussten sie noch ertragen?! „Wir sollten dann auch weiter.“, meinte Jimmy, „Professor, Sie bleiben besser hier und passen auf diesen Arenaleiter auf, außerdem könnten Sie die Officer Rockys informieren, die wir auf dem Weg hierher getroffen haben, sie sollen alle Einrichtungen von Team Rocket dicht machen und diese Typen hinter Schloss und Riegel bringen.“. „In Ordnung, ich kann euch sowieso nicht viel mehr helfen.“, Prof. Lind nickte zustimmend. „Und wo wollen wir als Nächstes hin?“, wollte Marina wissen. „Tja, gute Frage.“, Jimmy setzte eine nachdenkliche Miene auf, an ein nächstes Ziel hatte er noch nicht gedacht. „Vielleicht sollten wir uns noch mal in Ebenholz City umsehen.“, kam es plötzlich von Rocko. „Wie kommst du darauf?“, Misty blickte ihn fragend an, so wie der Rest der Gruppe auch. „Vielleicht kriegen wir so raus, warum Sandra auf einmal für Team Rocket arbeitet.“. Alle waren sich einig, dass sie es der Arenaleiterin nie zugetraut hätten, freiwillig die Seite zu wechseln. Aber vielleicht gab es auch bei ihr ein gewisses Druckmittel, so wie es bei Norbert der Fall war. „Das denke ich nicht.“, mischte sich dieser jedoch ein, „In Ebenholz City ist alles noch friedlich, keiner von Team Rocket hat je einen Fuß in die Stadt gesetzt.“. „Vielleicht ist das gerade der Grund.“, warf Marina ein, „Sie wollte ihre Stadt beschützen.“. „Nein, denn bereits kurz nach dem Angriff auf Alabastia hat sie sich dieser Organisation angeschlossen.“. „Aber wieso sollte sie das tun?“, Misty konnte es einfach nicht verstehen, welcher Arenaleiter würde nur so etwas tun?! „Den Grund kenne ich nicht, ich weiß nur, dass sie sich zusammen mit Siegfried Team Rocket angeschlossen hat.“. „Siegfried?!“, ein ganzer Chor war los gebrochen. Ash, Misty, Rocko, sowie auch Jimmy, Marina und Prof. Lind blickten Norbert entgeistert an. „Doch nicht der Siegfried von den Elite 4?“, hakte der Professor noch mal genau nach. Jedoch erwiderte Norbert nur ein bedauerliches Nicken. Das war wirklich unfassbar. Langsam nahm das Ganze wirklich ungeahnte und vor allem dramatische Dimensionen an. Wer hätte das alles jemals für möglich gehalten? „Das glaub ich einfach nicht.“, knurrte Jimmy und ballte die Hände zu Fäusten, „Wie können sie nur? Wie können sie das nur tun?!“, seine Stimme und sein Körper zitterten vor Wut. „Dann steht uns noch ein sehr harter Kampf bevor.“, meinte Misty bitter. „Du hast Recht.“, stimmte Ash zu, doch seine Augen funkelten auf eine merkwürdige Weise, „Aber wir lassen sie nicht einfach machen, was sie wollen. Wir werden ihnen beweisen, dass sie auf der falschen Seite stehen. Und wir werden sie besiegen, wenn wir wirklich gegen sie kämpfen müssen!“. „Ash hat Recht. Auf der Zinnoberinsel werden wir ihnen vermutlich sowieso spätestens begegnen.“, fügte Rocko hinzu. „Wir haben also keine Wahl. Also warum noch Zeit verschwenden?! Wir sollten uns auf den Weg zur Zinnoberinsel machen, vielleicht sind die anderen auch bereits auf dem Weg dorthin.“, meinte Misty. „Zinnoberinsel?“, schaltete sich Jimmy in das Gespräch der Freunde ein, „Woher wisst ihr, dass sie sich auf der Zinnoberinsel aufhalten?“. „Wir hatten bereits einen kleinen Kampf mit Giovanni, dem Boss von Team Rocket. So haben wir mitbekommen, dass sie ihre Basis dort haben.“, erklärte Ash. „Hmm, ich denke, dass wir euch dann wohl begleiten werden oder was meinst du Marina?“. „Gute Idee.“, sie nickte ihrem Freund lächelnd zu. „Hättet ihr etwas dagegen?“, meinte sie dann an Ash und die anderen gewandt. Doch zu einer Antwort kamen sie nicht mehr, denn plötzlich ließ Raikou ein lautes Brüllen los und alle hielten sich für diesen Moment die Ohren zu. „Hey Kumpel, was ist los?“, fragte Jimmy irritiert. Raikou schüttelte nur mit ernstem Blick den Kopf. „Du willst sie nicht begleiten?“. Dieses Mal nickte es. „Aber warum nicht? Die drei sind doch in Ordnung.“, versicherte Marina. Raikou blickte ihr und dann Jimmy tief in die Augen. „Du-willst woanders hin?“, fragte er langsam. Erneut nickte das legendäre Pokémon. „Also gut, ganz wie du meinst.“, Jimmy nickte grinsend, bevor er sich wieder an die drei Freunde wandte, „Es sieht so aus, als hätten wir noch etwas anderes vor.“, auch wenn er selbst nicht wusste, was das wäre. Doch wenn Raikou woanders hin wollte, würde er seinen Freund begleiten. „Schade, wir hätten jede Hilfe gebrauchen können.“, meinte Rocko. „Wir werden nachkommen, versprochen. Jetzt wissen wir ja, wo wir euch finden können.“, Jimmy sprang auf Raikous Rücken und half Marina hoch. „Wir sehen uns also!“. „Viel Glück!“, Marina winkte zum Abschied, bevor Raikou zum Sprung ansetzte und zusammen mit den beiden Trainern verschwand. „Wo die wohl hinwollen? Aber offenbar werden auch die Pokémon im Kampf gegen Team Rocket aktiv.“, stellte Prof. Lind fest und richtete erneut seine Brille. „Also gut. Ich werde noch mal versuchen, Gary zu erreichen, vielleicht haben wir ja jetzt Empfang.“, meinte Ash und Misty und Rocko gaben mit einem Nicken ihr Einverständnis. Ash holte seinen PokéCom hervor und wählte Garys Nummer. Es erklang tatsächlich ein Freizeichen. Doch es klingelte sehr lange. Hoenn, Prachtpolis City Maike versuchte, ihre Anspannung zu unterdrücken. Jedes Mal, wenn ein Mitglied von Team Aqua sie passierte, zuckte sie leicht zusammen, dabei nahm keiner Notiz von ihr. Hier schien keiner den anderen zu kennen, so dass sie sich ungehindert in der Basis bewegen konnte. Allerdings hatte sie in Sabotage nicht viel Erfahrung und wie sollte sie es dann auch noch so darstellen, dass Team Magma die Schuldigen wären? Ein bisschen überfordert fühlte sie sich schon. Aber nur nicht die Nerven verlieren, ihr würde schon etwas einfallen. Wie aufs Stichwort wurde ihr auch eine passende Idee in den Schoß gelegt. „Admiral, willkommen zurück.“, ein Aqua Rüpel verbeugte sich tief. „Ich nehme an, dass wir gefechtsbereit sind?!“, erwiderte die Frau, deren rosarote Locken unter ihrem Kopftuch über ihre Schultern fielen. „Selbstverständlich.“. „Sehr gut.“, sie setzte ein zufriedenes Lächeln auf. „Ich werde mich noch um Kyougre kümmern, es wird schon noch tun, was ich ihm sage. Wenn General Harlan sich meldet, gebt mir unverzüglich Bescheid.“, mit diesen Worten setzte sie zielstrebig ihren Weg fort. Maike hatte das Gespräch mitbekommen und von ihrem Gang aus belauscht. Als Admiral Isabel diesen jedoch kurz darauf passierte, hatte Maike das Gefühl, als hätte sie ihr einen eiskalten Blick zugeworfen. Sie fühlte sich bereits ertappt. Instinktiv verbeugte sie sich gehorsam in der Hoffnung, doch nicht aufgeflogen zu sein. Aber der Admiral ging einfach weiter. Maike seufzte innerlich. War wohl noch mal gut gegangen. Allerdings schien es so, als wenn Team Aqua Kyougre bereits gefangen hätte. Sie hatte also keine Wahl, als die Pokémon mit in diese Sache hinein zu ziehen. Aber ihr kam eine Idee, so würde alles gut werden. Hoffte sie jedenfalls. Entschlossen machte sie sich auf den Weg, Admiral Isabel unauffällig zu folgen. Admiral Isabel stieg eine Treppe hinunter. Dieser Teil der Basis befand sich unterhalb der Meeresoberfläche. Das Licht schaltete sich hier automatisch an, wenn jemand die Gänge passierte. So führte eine Lichtschneise den Admiral zu der großen Schiebetür, die mit einem Sicherheitssystem vor unbefugtem Zugriff geschützt wurde. Isabel schob eine Karte durch den dafür vorgesehenen Schlitz, nannte ihren Rang und ihren Namen, als der Computer sie zur Stimmidentifikation aufforderte, bevor sich die Tür endlich aufschob und sie eintreten konnte. „Hallo Kyougre.“, sie grinste überlegen, als sie den Raum betrat. Dieser hatte keine Wände, nur starke gläserne Scheiben, die einen Blick hinaus ins Meer gewährten. Kyougre schwamm in langsamen Bahnen vor den Scheiben hin und her. „Sehr brav. Aber du tust sicher nichts unüberlegtes.“, Isabel stellte sich vor ein Computerpult, welches mitten im Raum platziert war, „Denn wenn du mir nicht gehorchst, werde ich das Meer verschmutzen und alle Wasser-Pokémon müssen sterben.“. Dieses Druckmittel half, aber sie hatte es Kyougre auch bereits eindrucksvoll demonstriert. Sie hatte es mit einem Meisterball gefangen, dennoch wollte es weiter widersetzen, also musste sie andere Mittel anwenden. Eine Inselgruppe in der Nähe von ehemals Xeneroville glich mittlerweile einer Mülldeponie. Eine von ihnen entwickelte Maschine, großzügigerweise gesponsort und hergestellt von der Devon Korporation, hatte giftige Säure ins Meer gepumpt. Genau dosiert, so dass nur ein gewisser Radius erfasst wurde, der anschließend wieder von der Gegenmaschine gesäubert werden konnte. Die Insel jedoch musste sterben, genauso wie die Pokémon, die mit dem Gift in Berührung gekommen waren. Zwar setzte sie dieses Mittel nur ungern ein, denn schließlich wollte sie das Meer nicht zerstören, aber diese Maschinenkombination, wie Virus und Antivirus, erlaubten es Team Aqua, das Meer zu kontrollieren und das Land zu zerstören. Mit Kyougres Hilfe könnten sie dann auch noch das Land wieder von allem Unnütz reinigen und damit wäre ihr Ziel erreicht. Damit hatte auch Kyougre verstanden, dass es keine Chance hatte und um wenigstens noch etwas beschützen zu können, musste es ihr gehorchen. Die Macht des Meisterballs hielt es auch an sie gebunden, es könnte nicht fliehen, so stark war es nicht. „Du wirst unsere Geheimwaffe sein, weder Team Rocket noch Team Magma wird eine Chance gegen uns haben.“, Admiral Isabel lachte kurz auf. Dieses Bündnis mit Team Magma hatte sich wirklich bezahlt gemacht. Bald hätten sie ihr lang ersehntes Ziel erreicht und das Meer würde sich über die Welt ausbreiten und sie würden es beherrschen, nachdem sie alle ihre Feinde ausgeschaltet hätten. „Dieses Mal werden wir nicht scheitern. Wenn Adrian das noch miterleben könnte, wäre er sicher stolz. Also halt dich bereit.“, mit einem letzten Grinsen in Kyougres Richtung wandte sie sich um und verließ den Raum zufrieden wieder. Maike hatte keine Ahnung, was in dem Raum passiert war, aber sicher wäre niemand mehr dort, bei den Sicherheitsvorkehrungen. Admiral Isabel ließ sicher niemanden alleine dort, wenn sich Kyougre in dem Raum befand. „Das ist meine Chance.“, kicherte Maike, „Los Papinella, hol mich jetzt wieder runter.“. Maike ließ ihr Pokémon aus ihrem Ball und Silberhauch einsetzen, um deren Fäden vom Fadenschuss durchzutrennen. Clevererweise hatte Maike sich mit Hilfe der Fäden an die Decke kleben lassen, um zu warten, bis Admiral Isabel den Raum wieder verlassen würde. Und wie geplant hatte sie sie nicht bemerkt. Und nicht nur das. „Das hat doch super funktioniert.“, lobte sie sich selbst und rief ihr Papinella zurück. Dann machte sie sich daran, an dem Faden zu ziehen, den sie nach Isabels Verlassen durch den Türschlitz geworfen hatte, bevor sich diese wieder zugeschoben hatte. Dadurch war das Schloss nicht richtig eingerastet und das Sicherheitssystem nicht aktiviert. Mit einem kräftigen Ruck zog Maike die Tür schließlich auf, da leider auch die Öffnungsautomatik so nicht funktionierte. „Puh, das wäre geschafft. Also mal sehen.“, sich neugierig umblickend, betrat sie den Raum. Bis auf ein Pult in der Mitte gab es hier nur diese gewaltige Fensterfront, die einen umwerfenden Blick in die Unterwasserwelt bot. Doch jetzt war keine Zeit für Schwärmerei, sie hatte eine Aufgabe. „Kyougre!“, stieß sie da plötzlich hervor, als sie das legendäre Pokémon an den Scheiben vorbei schwammen sah. Es bedachte die neue Gestalt mit einem deutlich bösen Blick. „Kyougre, ich bin hier, um dir zu helfen.“, versuchte Maike zu erklären, doch Kyougre schwamm aus ihrem Sichtfeld. „Was mach ich jetzt nur?“. Eine wenig ratlos blickte sie in das blaue Meer. Schließlich stellte sie sich prüfend vor das Kontrollpult, vielleicht konnte ihr da ja was weiter helfen. „Hmm, nicht gut, ich verstehe leider nur Bahnhof.“, Maike kratzte sich am Hinterkopf, „Irgendwie muss ich Kyougre davon überzeugen, dass es mir vertrauen kann. Vielleicht so. Schillok, komm raus, ich brauche dich.“, im nächsten Moment erschien das Schildkröten-Pokémon aus seinem Ball neben ihr. „So, jetzt muss Kyougre nur noch wieder kommen. Schillok, du musst mir dabei helfen Kyougre davon zu überzeugen, dass wir ihm helfen wollen und dass es mit uns zusammen arbeiten muss, wenn wir Team Aqua stoppen wollen.“. „Schillok.“, das Pokémon nickte. Ein paar Minuten vergingen, doch dann zeigte sich das legendäre Pokémon wieder. „Kyougre, wir kämpfen auch gegen Team Aqua.“, begann Maike erneut ihre Vertrauensbemühungen. „Schillok, Schillok.“, ihr Pokémon unterstützte sie diplomatisch. Kyougre schien zuzuhören. Es verharrte wie schwebend auf einer Stelle und lauschte offenbar tatsächlich Schilloks Worten. Als es fertig war, schien Kyougre Maike zu betrachten. Sie nahm ihr Aqua-Kopftuch ab und lächelte freundlich. „Wir sind deine Freunde.“. Ein paar weitere Momente verstrichen, ohne dass etwas passierte. Aber dann gab Kyougre einen merkwürdigen Laut von sich, doch der Klang war irgendwie so sanft und angenehm. „Schillok.“. „Ja, es vertraut uns.“, nickte Maike ihrem Pokémon zu, „Das hast du gut gemacht.“, ihr Blick wanderte wieder zu dem legendären Meeres-Pokémon, „Kyougre, ich habe einen Plan, wie wir Team Aqua besiegen können.“, meinte sie selbstsicher, auch wenn sie ihren Plan selbst als gewagt empfand, „Kannst du eine Flutwelle über das Hauptquartier von Team Magma einbrechen lassen?“. Kyougre bedachte Maike mit seinem Blick. In Maikes Augen funkelte Entschlossenheit. Es war ein riskanter Plan, mal wieder, aber wenn es funktionierte, dann würden bald Team Aqua und Team Magma das Weite suchen. Team Magma sollte denken, dass Team Aqua sie nun los werden wollte, nachdem sie endlich Kyougre gefangen hatten. Team Magma würde dann reagieren, darauf käme es an. Auf einmal schien Kyougre ihr zuzunicken. „Sehr gut.“, Maike holte ihren PokéCom hervor und wählte eine Nummer. „Ja?“. „Drew, wo bist du gerade?“. „Irgendwo in der Basis von Team Magma. Ich suche Troy, Solidad hat mir gesagt, dass sie ihn hier gefangen halten.“. „Du hast euren Kampf also gewonnen?“, Maikes Stimme wurde ein wenig schwerfällig bei dem Gedanken, dass sich diese beiden alten Freunde bekämpfen mussten. „Ja.“, auch Drew klang nicht allzu glücklich. „Hör zu, ich habe Kyougre gefunden, Team Aqua hat es gefangen. Aber es will uns helfen.“. „Sehr gut. Aber wie?“. „Wir werden die Basis von Team Magma fluten.“. „Was?“, Drew schien geschockt. „Ruf einfach an, wenn du und Troy die Basis verlassen habt. Um den Rest kümmern wir uns.“, gab Maike entschlossen zurück. „Du überraschst mich mal wieder.“, Drews Ton ließ Maike vermuten, dass er wieder mal schief grinste. „Kannst du mal sehen, ich habe mehr drauf als du denkst.“, gab sie schnippisch zurück. „Und was denke ich?“. „Dass ich nicht so viel drauf habe wie du zum Beispiel. Aber ich denke, ich habe dir nun oft genug das Gegenteil bewiesen.“, am liebsten hätte sie ihm jetzt frech die Zunge rausgestreckt. „Wer weiß. Vielleicht denke ich aber auch noch viel mehr.“. Was sollte das nun wieder heißen? Maike hätte ihn das gerne noch gefragt, doch sie hatten keine Zeit mehr. „Ich muss Schluss machen. Ich vertraue dir, ich werde mich melden, wenn ich mit Troy hier weg bin.“, mit diesen Worte hatte Drew das Gespräch beendet. Ein wenig verwirrt steckte Maike ihren PokéCom wieder in ihre Gürteltasche. Er vertraute ihr?! Irgendwie ließen diese Worte ihr Herz höher schlagen. Aber sie vertraute ihm auch. Vielleicht sogar mehr als jedem anderen Menschen. Maike seufzte kurz. Noch war es ruhig, doch wenn sie ihren Plan starten würde, müsste alles sehr schnell gehen. Immerhin müsste sie sich auch selbst aus der Schusslinie bringen, wenn Team Magmas Reaktion kommen würde, außerdem tat es ihr um Prachtpolis City Leid. Die Welle würde vermutlich fast die gesamte Stadt erfassen. Die Bewohner hatten zwar die Flucht ergriffen, aber es sollte nicht noch mehr zerstört werden. Doch offenbar musste es noch ein wenig mehr Opfer geben, bevor er der Frieden wieder hergestellt werden konnte. Sie würde ihren Plan durchziehen, es musste einfach sein. Leider hieß es jetzt für Maike wieder warten und die Zeit lief. Drew musste Troy befreit haben, bevor sich General Harlan bei Admiral Isabel melden würde. Drew seinerseits sprintete durch die Gänge, bedacht darauf, nicht entdeckt zu werden. Er hatte sich in einer Kiste versteckt, die von einem ihrer Luftschiffe in die Basis verladen worden war, doch leider hatte er nun überhaupt keine Ahnung, wo er war und wohin er gehen musste. Der Laden hier war nicht gerade klein und überall in den Gängen liefen ihm immer wieder Magma Anhänger über den Weg und auf eine Konfrontation hatte er nur bedingte Lust. Maike hatte ihren Part da wirklich wesentlich besser hinbekommen als er. Er musste zugeben, dass er wirklich erstaunt war, zu was Maike fähig war. Ehrlich gesagt hatte er ihr so viel Mut und Planung gar nicht zugetraut. Aber wieder einmal hatte sie ihn eines Besseren belehrt. Sie war einfach unglaublich. Doch auch er sollte langsam seinen Job zu Ende führen und sein Versprechen Solidad gegenüber halten. Aber leider kam er einfach nicht besonders weit, er konnte sich eben nicht frei bewegen und irgendein Typ lauerte hinter jeder Ecke. „Ich muss mir was einfallen lassen.“, knirschte Drew, als sein Blick auf etwas an der Decke fiel. Er seufzte kurz, das war nun wirklich nicht sein Ding, aber er hatte wohl keine andere Wahl. „Absol, du bist dran.“, bedacht darauf, von niemandem bemerkt zu werden, ließ Drew sein Pokémon frei, „Absol, ich muss kurz auf deinen Rücken steigen, um an den Lüftungsschacht zu kommen.“. Absol nickte und ließ seinen Trainer aufsteigen. Drew entfernte mit ein paar Handgriffen die Abdichtung und schob sie in den Schacht hinein. Er griff an den Rand der Öffnung und hievte sich hinterher. „Danke Absol, komm zurück.“, er rief sein Pokémon zurück, setzte die Abdichtung wieder ein und robbte vorwärts. Zum Glück kamen in regelmäßigen Abständen Öffnungen, so dass der Schacht wenigstens halbwegs angeleuchtet wurde und er sich immer wieder orientieren konnte. Irgendwann vernahm er von unten eine laute Stimme und verharrte bei der nächsten Öffnung. Interessiert blickte er hinunter in den fraglichen Raum, wo gerade zwei Männer ‚diskutierten’. „Hast du schon vergessen was passiert, wenn du nicht tust, was ich dir sage?!“, knurrte General Harlan wütend und hatte die Hände zu Fäusten geballt. „Das weiß ich sehr wohl. Dennoch will ich wissen, was ihr tun werdet, wenn ich euch die Information gebe.“, gab Troy ruhig zurück, er ließ sich nicht einschüchtern. „Wieso sollte ich dir das verraten?!“, blaffte Harlan ihn an. „Weil ich wissen will, wofür ich danach verantwortlich sein werde.“, es lag Bitterkeit in Troys Stimme. Aber wie sollte es auch anders sein, schließlich half er einer verbrecherischen Organisation, die skrupellos alles vernichtete, was ihr im Weg stand. General Harlan lachte plötzlich auf. „Wirklich nobel.“, Harlan grinste, „Mit dieser Information werden wir Team Rocket aufspüren, sie vernichten und dann die Weltherrschaft an uns reißen. Wir werden über das Land regieren.“. Troy blickte ihn scharf an. Das war doch Wahnsinn. „Nun zufrieden?“. „Hier ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Standort, von dem aus Team Rocket seine Schritte plant.“, Troy gab sich geschlagen und drückte eine Taste an seinem Computer. Es wurde ein roter Punkt auf einer Karte markiert. „Die Zinnoberinsel in Kanto also. Danke auch. Aber jetzt brauche ich dich nicht mehr.“. „Was?!“, Troy war alarmiert, doch Harlan hatte bereits seinen rechten Arm erhoben, an dessen Handgelenk eine Waffe befestigt war. „Du bist mir zu ehrgeizig und… gut. Du könntest am Ende noch unsere Pläne vereiteln. Also werde ich dich lieber jetzt los.“, gab Harlan zurück und aktivierte seine Waffe. Eine Klappe öffnete sich und gab damit das Ausschussrohr Preis, während ein Abzug in die Hand ausgefahren wurde. „Noch ein paar letzte Worte?“. Die hatte er nicht, aber selbst wenn, wären es auch nicht seine letzten gewesen. Die Abdichtung des Lüftungsschachtes löste sich und flog genau gegen General Harlans Kopf. „Was zum…“, stöhnte er und hielt sich die Stirn. Blut lief daran hinab. Wütend blickte er nach oben und sah, wie ein junger Mann aus dem Lüftungsschacht sprang. Entschlossen blickte ihm der Grünschopf entgegen, blieb jedoch auch weiterhin nicht untätig. „Maskeregen, Schlafpuder!“, befahl er seinem Pokémon, welches augenblicklich aus seinem Pokéball erschien und die Attacke ausführte. Silbernes Pulver regnete über den General nieder, bevor dieser noch etwas anrichten könnte. „Ver-verdammt…“, stöhnte er noch, bevor er schlafend auf den Boden zusammensackte. „Gut gemacht, Maskeregen.“, lobte Drew sein Pokémon und rief es in seinem Ball zurück. „Vielen Dank.“, Troy trat an seinen Retter heran. „Keine Ursache. Aber jetzt müssen wir hier schleunigst weg.“, gab Drew ernst zurück. „Wir müssen noch Solidad suchen!“, warf Troy ein, er würde sie hier sicher nicht zurück lassen. „Solidad ist in Sicherheit, sie wartet am Strand auf uns.“. Troy blickte Drew kurz verwundert an, entschied aber schnell, dass ihm diese Information genügte, für weitere Erklärungen hatten sie keine Zeit. „Ok, nur einen Moment noch.“, Troy ging neben dem General in die Hocke und kramte in seiner Jackentasche herum. Kurze Zeit später hatte er zwei Pokébälle in der Hand. „Die gehören wohl mir.“, meinte er und steckte sie sich ein. „Wir können gehen.“. „Hey ihr!“, rief plötzlich jemand den beiden zu. Die Tür war auf gegangen und drei Magma Mitglieder hatten den Raum betreten. „Keine Bewegung. Los Magnayen.“, drei Magnayen erschienen vor ihnen, zudem hielten die drei Magma Rüpel auch noch ihre Pistolen auf sie gerichtet. „Stolloß, du bist dran.“, Troy rief fast gleichzeitig sein Stolloß und zog Drew mit sich dahinter. Die Magma Mitglieder begannen augenblicklich zu schießen, doch die Kugeln prallten an Stolloß hartem Körper ab. „Stolloß, Hyperstrahl!“, das Pokémon öffnete sein Maul und sammelte Energie. „Magnayen, setzt auch Hyperstrahl ein.“. Im nächsten Moment prallten vier Hyperstrahlen aufeinander und endeten in einer gewaltigen Explosion. Alle Beteiligten wurden zurück geschleudert. Drew und Troy rutschten über den Boden bis zur Fensterfront, das Magma-Trio wurde gegen die Wand katapultiert. Die Pokémon lagen ziemlich angeschlagen am Boden, kamen aber langsam wieder auf die Beine. „So ein Mist.“, knirschte Troy. „Troy, die Fenster. Stolloß soll die Fenster zerstören.“. Troy blickte Drew kurz verwundert an, denn immerhin befangen sie sich hier im 3. Stock, weshalb Springen grundsätzlich keine Option wäre, doch sein Mitstreiter hatte offenbar einen Plan. „Stolloß, zerstöre mit Metallklaue die Fenster.“, gab er den Befehl und sein Pokémon zerschlug gleich drei Fenster auf einmal samt Rahmen. Glas splitterte und die drei Magma Rüpel schienen für einen Moment verwirrt. „Libeldra, du bist dran!“, erneut waren die Flugkünste seines Drachen-Pokémon gefragt, hoffentlich hätte es noch genug Kraft, um sie beide von hier weg zu bringen. „Stolloß, komm zurück.“, Troy rief derweil sein Pokémon zurück und stieg mit Drew auf dessen Pokémon auf. „Los Libeldra!“. Das Pokémon stieß sich ab und flog hinaus ins Freie. „Nicht so schnell, Magnayen, Spukball!“, eine Salve Spukbälle verfolgte die beiden. Libeldra war zu schwach, um zu agieren, und leider traf eine der Attacken ihr Ziel. Das Pokémon stürzte samt Trainer ab. „An alle, es befinden sich Rebellen in der Nähe der Basis, sofort ausfindig machen und eliminieren!“, rief der Teamleiter der drei in sein Funkgerät, während sie alle die Absturzstelle im Auge behielten. „Hinterher!“, mit diesem Befehl saßen die drei auf ihren Magnayen auf, welche kraftvoll aus dem Fenster sprangen. Sie landeten gekonnt und nahmen die Verfolgung auf. Es war nicht weit, die Rebellen waren direkt in ein nahe liegendes Gebäude gestürzt. Drew und Troy stöhnten auf, während sie sich jeweils den Kopf hielten. „Was für eine Bruchlandung.“, bemerkte Drew, „Komm zurück Libeldra.“, er hatte ihm zu viel zugemutet, sein Pokémon war einfach am Ende. „Autsch.“, beim folgenden Versuch aufzustehen, bemerkte er den großen Glassplitter in seinem Unterarm. Ihre Bruchlandung verlief direkt durch die Fenster des Pokémon-Liga-Verwaltungsgebäudes. Sie lagen mitten in einem großen Büroraum und hatten einige Unterlagen durch einander gebracht, die nun wild auf dem Boden verstreut lagen. Neben den ganzen Glassplittern, die teilweise Blutflecken aufwiesen. Drew tropfte es bereits aus dem Arm und vorsichtig zog er den Splitter nun ebenfalls heraus. Die Wunde war zwar nicht tief, dafür war der Schnitt ein paar Zentimeter lang. „Ist bei dir alles in Ordnung?“, fragte er an Troy gewandt. „Geht schon.“, gab dieser zurück. Er hatte allerdings offenkundig auch schon bessere Tage gesehen. Seine Wanderkleidung war überall von Rissen geprägt und er hatte einen blutigen Kratzer an der Wange. „Aber wir müssen wohl anders vorwärts kommen.“. „Und das schnell.“, fügte Drew hinzu mit einem Blick aus dem Fenster. „Wir kriegen nämlich gleich unangenehme Gesellschaft.“, er konnte bereits die drei Magma Mitglieder auf ihren Magnayen sehen. „Das sieht nicht gut aus.“, meinte Troy und Drew brauchte nichts zu erwidern, um zu zeigen, dass er es genauso sah. „Doch sie werden damit nicht durchkommen.“. „Was wollen wir denn ausrichten?“, Troy wusste ehrlich nicht, was sie jetzt tun sollten. Doch Drew holte entschieden seinen PokéCom hervor. „Maike?“. „Ja. Hast du’s geschafft?“, kam die Antwort aus dem kleinen Gerät. „Ja, Troy und ich haben es aus der Basis geschafft. Leg los.“. „Alles klar!“. Damit war das Gespräch auch schon beendet und Drew warf einen Blick zu Troy, der ihn bereits die ganze Zeit über musternd bedacht hatte. „Was wird passieren?“, Troy wusste, dass Drews Blick nichts Gutes verhieß. Drew war klar, dass sie noch viel zu nah an der Basis waren, um Maike das OK zu geben, aber Team Magma musste aufgehalten werden, vor allem wo sie nun wussten, wo sich die Team Rocket Basis befand. „Dieser Teil der Stadt wird zusammen mit der Basis geflutet werden. Wir haben also drei Möglichkeiten: entweder werden wir von Team Magma getötet, wir ertrinken in den Fluten oder wir schaffen es hier raus, ohne das Möglichkeit 1 oder 2 eintreten.“. „Besser als nichts, oder?“, Troy grinste. Drew grinste zurück. Noch war es nicht an der Zeit aufzugeben. Sinnoh, ehemals Jubelstadt Sein Kopf dröhnte fürchterlich. Im ganzen Körper verspürte er Schmerzen. Alles fühlte sich so schwer an. Fühlte sich so der Tod an? Nein, diese Schmerzen waren zu real. Mühsam versuchte er seine Gliedmaßen zu spüren und zu bewegen. Noch nie war es ihm so schwer gefallen. Plötzlich hörte er ein Geräusch. Ein Klingeln. Es kam ganz aus der Nähe. Langsam, ganz langsam versuchte Gary seine Augenlider zu heben. Seine Augen konnten nur verschwommen die Umgebung erblicken. Doch sein Fokus sammelte sich und das Klingeln wurde klarer. Es kam von ihm selbst. Sein PokéCom machte sich durch diesen Ton bemerkbar, jemand rief ihn offenbar an. Schwach griff er in seine Hosentasche und drückte irgendeinen Knopf. Es schien der richtige gewesen zu sein, denn auf der anderen Seite der Leitung war eine Stimme zu hören. „Gary? Gary bist du dran? Warum hat das denn so lange gedauert?“, diese ungeduldige Stimme würde er überall wieder erkennen. „Ash.“, stöhnte er, aber er war froh, dass er überhaupt einen Ton raus brachte. „Geht’s dir gut? Ist was passiert?“, löcherte sein alter Freund unaufhörlich weiter. „Ash.“, wiederholte Gary schwach seinen Namen, „Ich ruf dich zurück.“, mit diesen Worten drückte er denselben Knopf erneut und die Verbindung wurde getrennt. Doch nun war er wieder wach. Er hatte mit jemandem gesprochen. Das bedeutete, dass er tatsächlich noch am Leben war. Unter Schmerzen hob er seinen Kopf an, um seinen Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Im nächsten Moment wünschte sich Gary, es nicht getan zu haben. Denn er sah: nichts. Der Himmel war grau und vor ihm erstreckten sich nur Trümmer und Staub. Es gab keine Anhaltspunkte mehr dafür, dass das hier einmal eine Stadt gewesen war. Es sah noch schlimmer aus als Alabastia. Und er hatte weder das eine noch das andere verhindern können. Jubelstadt gab es nicht mehr, es gab hier nichts mehr. Wie weit sich diese Zerstörung wohl erstreckte? Aber eigentlich wollte er es gar nicht wissen. Gary wollte den Blick abwenden, einfach wieder die Augen schließen, doch er konnte nicht. Wie gebannt blickte er über die zerstörte Stadt und stellte sich eine Frage: Hatte vielleicht noch jemand überlebt? ~~~ Preview chapter 18: Die Lage in Prachtpolis City spitzt sich zu. Schließlich hatte Drew Maike nun das Signal gegeben, dass Kyougre die Stadt fluten soll. Doch von da an gerät alles außer Kontrolle… Gary wird sicher der Situation und der geschehenen Ereignisse bewusst. Er scheint nichts, was ihm wichtig ist, beschützen zu können. Die Kämpfe fordern zudem auch ihre nächsten Opfer… Zu Lesen in Kapitel 18 ‚Die Opfer der Zerstörung’, nächster Upload-Termin ist der 18.04.09 So stay tuned ;) Kapitel 18: Die Opfer der Zerstörung ------------------------------------ Zinnoberinsel, Team Rocket Hauptquartier Giovanni saß in seinem Büro und gönnte sich ein Glas Rotwein. Besinnlich schwenkte er es leicht in der Hand und betrachtete mit einem zufriedenen Grinsen die rote Flüssigkeit. „Bald wirst du wieder mir gehören, egal wie.“, er nahm einen kleinen Schluck und lehnte sich entspannt in seinem Chefsessel zurück, „Und dann wird auch Silver wissen, wo sein Platz ist.“. Giovanni lachte auf. Sein Plan war einfach nur genial, er konnte gar nicht verlieren. Auch diese Rebellen um Gary Eich würden ihn nicht aufhalten können. Früher oder später würden auch sie aufgeben und wenn er Glück hätte, würden sie ihm vorher noch diese Nervensägen von Team Aqua und Team Magma vom Hals schaffen. ~*~ Reunion – Die Opfer der Zerstörung Oder: ich will dich nicht verlieren ~*~ Hoenn, Prachtpolis City Maike hatte den Raum, in dem sie Kyougre entdeckt hatte, verlassen und war auf dem Weg zur großen Halle der Team Aqua Basis. Admiral Isabel hatte eine Durchsage gemacht, nach der sich alle dort versammeln sollten. Maike zog es vor, sich das lieber auch anzuhören, sie musste schließlich wissen, was sie plante. Zuvor hatte sie jedoch Kyougre das Signal gegeben, dass es die Flutwelle über die Stadt starten könnte. Das legendäre Pokémon war daraufhin los geschwommen, tiefer ins Meer hinaus. Es könnte jeden Moment soweit sein. In der großen Halle angekommen, die Maike glücklicherweise finden konnte, in dem sie anderen Aqua Mitgliedern nachgelaufen war, entdeckte sie Admiral Isabel, die auf einer Anhöhe stand und mit verschränkten Armen darauf wartete, dass alle ihre Leute anwesend wären. Als der Saal gut gefüllt war, bat sie um Aufmerksamkeit. „Bald ist es soweit, unser Feldzug gegen Team Rocket wird beginnen.“, Jubel in der Menge, Isabel belächelte diesen einen Moment, bevor sie weiter sprach und es augenblicklich wieder ruhig wurde, „Alles ist für den Angriff bereit. Wenn unser Zweckpartner Team Magma uns den Zielort mitteilt, werden wir aufbrechen. Ich erwarte von jedem, dass er dann bereit ist und vollen Einsatz zeigt! Diese Welt gehört uns und nicht diesen Typen von Team Rocket! Und wenn dieser Kampf gewonnen ist, werden wir auch Team Magma zum Teufel jagen!“, erneuter Applaus, dieses Mal sogar noch wesentlich lauter als der zuvor. Doch plötzlich verstummte ein Teil der Menge. Und zwar der Teil, der einen guten Blick aus den Fenstern in Richtung Meer hatte. „Seht euch das an!“, rief einer irritiert und zeigte nach draußen. Alle wandten sich um. „Das kann nicht sein.“, murmelte Admiral Isabel. Doch ihre Augen logen nicht, es kam tatsächlich eine riesige Welle auf sie zu, die mit jedem Meter schneller und größer wurde. In weniger als einer Minute würde sie das Land erreichen und über die Festung herein brechen. Maike schluckte. Hoffentlich war ihre Annahme richtig, dass diese Festung so eine Welle überstehen würde. Dass keiner hier wirklich in Panik ausbrach, bestätigte sie schon mal darin. Kurz darauf brach die Welle. Die Festung wackelte, jeder der Anwesenden wankte auf der Stelle. Keiner konnte sich das erklären. Doch Admiral Isabel hatte bereits eine Idee, was dahinter stecken könnte. Sie kannte nur ein Pokémon, welches zu so einer gewaltigen Flutwelle in der Lage wäre. Versuchte es wirklich, diese Festung auf diese Weise zu versenken? Solidad fühlte sich schwach, aber bei den Wassermengen, die sie vermutlich geschluckt hatte, war das auch kein Wunder. Sie wusste zwar, dass sie sich auf Drew verlassen konnte, doch sie wollte auch etwas unternehmen. Sie hatte diese Reise angetreten und Troy nach Hoenn begleitet, um Team Magma und Team Aqua aufzuhalten und nicht, um ihnen auch noch bei ihren bösen Machenschaften zu helfen. Sie hatte sich genug ausgeruht. Doch nur langsam kam sie wieder auf die Beine. „Ich danke euch, dass ihr auf mich aufgepasst habt.“, mit diesen Worten rief sie ihr Lahmus und Lapras zurück, welche sie beschützt hatten. Einen Augenblick später stieß sie einen schrillen, lauten Pfiff aus. Geduldig blickte sie zur Klippe hinüber, von der sie zuvor hinab gestürzt war. Ihr Freund kam in Sicht. Solidads Tauboss nahm Kurs auf seine Trainerin und landete sanft neben ihr. „Wie geht es dir?“, sanft streichelte sie das Gefieder ihres Pokémon. Tauboss gab einen wohligen Laut von sich. „Denkst du, du kannst mich bis zur Stadt fliegen?“. Tauboss nickte und kniete sich hin, damit seine Trainerin aufsteigen konnte. „Dann los!“, Tauboss breitete seine Flügel aus und stieg mit der nächsten Meeresbrise empor. Es nahm sofort Kurs in Richtung des Team Magma Hauptquartiers. Drew und Troy rannten die Straße entlang. Sie hatten es aus dem Verwaltungsgebäude geschafft und sogar zunächst ihre drei Verfolger von Team Magma abgehängt, doch diese hatten sie leider wieder gefunden. Es war eigentlich eine aussichtslose Situation, denn zu Fuß könnten sie den drei Magnayen nicht entkommen. Ihr Lauf wurde auch von pfeilschnellen Kugeln und Spukbällen begleitet, die dicht neben ihnen einschlugen. Die Straße und anliegende Gebäude waren bereits mit Löchern übersät. „Gebt doch endlich auf!“, rief der Teamleiter ihnen hinterher und sein Magnayen legte noch an Geschwindigkeit zu. Doch Drew und Troy wollten nicht einfach so aufgeben. Aber als sie um die nächste Ecke bogen, wussten sie, dass es vorbei wäre. Vor ihnen erstreckte sich eine riesige Baustelle. Ein großer Krater, in dem Bagger und andere Maschinen standen und bereits die ersten Gerüstkonstruktionen aufgebaut waren, versperrte ihnen den Weg. Hier kamen sie nicht mehr weiter. Im nächsten Moment spürten sie einen Schatten über sich springen und das Magnayen des Teamleiters landete mit diesem direkt vor ihnen. Keuchend blickten Drew und Troy ihren Widersacher an. Schweiß lief ihnen an den Gesichtern hinunter, Drew hielt sich zudem seinen immer noch blutenden Unterarm. Troy wollte erneut sein Stolloß rufen, doch der Teamleiter hatte bereits seine Waffe auf ihn gerichtet. Hinter ihnen waren mittlerweile auch die anderen beiden Handlanger zu ihnen gestoßen. Sie saßen in der Falle, das war’s dann wohl. Weit waren sie ja nicht gekommen. „Jetzt ist Schluss mit Fangen spielen.“, knurrte der Teamleiter und zielte, als plötzlich alle ein beunruhigendes Geräusch vernahmen. „Was ist das?“, einer der Magma Rüpel war sichtlich irritiert und blickte sich nach einer Antwort suchend um. Das Geräusch war tosend und wurde immer lauter. Langsam schien sogar der Boden zu beben. Drew und Troy tauschten wissende Blicke aus. Ihnen war klar, was jeden Moment auf sie herein brechen würde. Alle drei Magma Mitglieder richteten ihre Aufmerksamkeit auf die wohl heran nahende Gefahr. Drew und Troy nutzten ihre Chance. Sie rannten an dem perplexen Teamleiter vorbei und sprangen auf das Gerüst in der Baustalle. Sie mussten unbedingt Halt finden, wenn jeden Augenblick die Wassermassen herein brechen würden. „Ihr könnt nicht entkommen!“, rief ihnen der Teamleiter zu, der sich wütend und verwirrt zu ihnen umwandte. Solidad entdeckte von ihrer Luftperspektive aus das Geschehen. Die beiden Männer steckten in großer Gefahr. Doch die Magma Rüpel waren nicht die einzige Bedrohung. Gleichzeitig hatte sie auch die riesige Flutwelle bemerkt, die gerade die Grenzen der Stadt erreicht hatte und über den ersten Gebäuden zusammenbrach. Sie musste sich beeilen und die beiden da rausholen. „Tauboss, schneller!“, rief sie verzweifelt, das würde mehr als knapp werden. Endlich wollte der Teamleiter sich nun der beiden Rebellen entledigen, doch in diesem Augenblick sah er, was auf ihn zukam. Seine Kinnlade fiel hinunter, dann brach das Wasser durch die Straßen und riss ihn und seine beiden Kollegen mit sich. General Harlan wachte unter Stöhnen wieder auf. „Verdammt.“, knurrte er benebelt. Er setzte sich auf und bemerkte, dass er allein war. Ein Luftzug ging durch den Raum, ein paar der Fenster waren zerstört worden. „Wenn ich die erwische!“, drohte er und richtete sich wieder auf. Er rieb sich die verletzte Schläfe und blickte durch die zerbrochenen Fenster. „Was-“, augenblicklich verstummte er. Gewaltige Wassermassen rasten auf die Basis zu. Eine Sekunde später prallte die Flutwelle gegen das Hauptquartier. Wasser schoss durch die zerbrochenen Fenster, weitere angerissene Scheiben zersprangen unter dem enormen Druck. General Harlan riss es schreiend von den Beinen, bis das Wasser ihn gänzlich verschluckte und seinen Schrei damit erstickte. Johto, Mahagonia City Zwei Officer Rockys, von Prof. Lind benachrichtigt worden waren, waren mittlerweile eingetroffen und nahmen die immer noch bewusstlosen Team Rocket Mitglieder fest. Diese wurden zunächst in ihren eigenen Lagerhallen eingesperrt, nachdem die dort festgehaltenen Pokémon frei gelassen worden waren. „Das war wirklich hervorragende Arbeit, wie sollen wir euch nur für eure Taten danken?! Ohne euch wäre diese Stadt immer noch eine Team Rocket Hochburg.“, wandte sich die Rocky aus Mahagonia City voller Dankbarkeit an die drei Freunde. „Officer Rocky, sie müssen uns für überhaupt nichts danken.“, verliebt sprang Rocko auf sie zu und kniete wie Romeo vor ihr nieder, „Für sie würde ich doch alles tun. Aber wie wäre es, wenn wir zwei-“. „Rocko!“, ermahnte ihn Misty und wollte ihn bereits wieder am Ohrläppchen packen, doch jemand anderes kam ihr zuvor. „Argh!“, Rocko kippte zur Seite um, „Der Schmerz der Liebe kann so niederschmetternd sein.“, stöhnte er. „Glibunkel.“, wieder einmal war sein Pokémon Officer Rocky ‚zu Hilfe’ gekommen und hatte Rocko einen Seitenhieb verpasst. Geduldig schleifte es seinen Trainer beiseite. Officer Rocky blickte ein wenig verwirrt drein. Misty ging es ähnlich. „Was ist das denn?“. „Oh, das ist Rockos Glibunkel, er hatte es in der Sinnoh-Region gefangen. Seither sorgt es dafür, dass Rocko keine hübschen Frauen belästigt.“, lachte Ash. „Sieh einer an, dann brauche ich mir wenigstens nicht mehr die Mühe machen.“, grinste Misty. „Sie müssen sich aber wirklich nicht bei uns bedanken.“, erklärte Ash an Rocky gewandt, „Denn wir waren das gar nicht. Zwei Trainer und Raikou haben Team Rocket außer Gefecht gesetzt.“. „Raikou?“, Rocky war sichtlich überrascht. „Oh ja.“, Prof. Lind war zu der Gruppe gestoßen, der sich zwischenzeitlich um die gefangenen Pokémon gekümmert hatte, „Die legendären Pokémon scheinen ebenfalls unsere Welt beschützen zu wollen.“. „Das sind erfreuliche Neuigkeiten.“, erwiderte Officer Rocky, „Aber wenn ihr diese beiden Trainer und Raikou wieder sehen solltet, richtet ihnen bitte meinen herzlichsten Dank aus.“, mit einer letzten Salute verließ Officer Rocky die Gruppe und ging wieder ihrer Arbeit nach, schließlich musste sich noch um Einiges gekümmert werden. „Professor, wissen Sie eigentlich, was jetzt aus Norbert wird?“, wollte Misty wissen. „Nun ja, er ist bereit die Verantwortung für seine Taten zu übernehmen, doch da er auch beim Wiederaufbau mithelfen möchte, wird auf eine Festnahme verzichtet. Aber einen Arenaleiter hat diese Stadt jetzt definitiv nicht mehr.“. „Verstehe.“, murmelte Misty. Ob wohl jemals wieder alles normal werden würde? In Kanto waren drei Arenaleiter übergelaufen, hier in Johto waren es zwei, in Hoenn gab es bereist Tote unter ihnen zu beklagen – wenn das so weiter gehen würde, würde es überhaupt noch eine Pokémon-Liga geben? Dieses Jahr fänden sicherlich keine Wettkämpfe mehr statt. Doch um überhaupt wieder diese Wettkämpfe aufleben zu lassen, müssten sie zunächst diesem Kampf gegen Team Rocket beenden. „Trotzdem mache ich mir Sorgen. Viele Pokémon hier sind schwer verletzt und leider wissen wir nicht, wo sich die örtliche Schwester Joy befindet. Die Pokémon tun mir wirklich Leid.“, fügte der Professor hinzu. „Alleine werde ich das alles kaum schaffen.“. „Ich könnte Ihnen helfen.“, Rocko war wieder auf den Beinen und neben den Professor getreten. „Stimmt, du bist ja Züchter. Würdest du dich dazu bereit erklären, mit mir hier die verletzten Pokémon zu versorgen? Vielleicht könnten wir auch noch kleineren Städten in der Umgebung helfen, die zwar von der Besetzung nicht unmittelbar betroffen waren, aber dennoch Schaden erlitten haben.“. „Gerne.“, Rocko nickte einverstanden. „Aber Rocko.“, Ash blickte seinen Freund verständnislos an. „Geht ohne mich weiter. Meine Fähigkeiten werden hier gebraucht, ich denke, so kann ich am meisten tun. Ihr schafft das auch ohne mich, ihr habt doch genug Unterstützung.“, meinte Rocko mit einem Lächeln. „Wir brauchen jeden Trainer!“, protestierte Ash jedoch. „Jeder muss das tun, was er kann und was er für richtig hält. Ich kann die Pokémon hier nicht im Stich lassen, schon alleine weil ich Züchter bin. Ich weiß, dass ihr das auch ohne mich schaffen werdet.“. „Bist du dir sicher?“, fragte Misty nach. Rocko nickte entschieden. „Dann kann man wohl nichts machen.“, Misty lächelte leicht, „Aber ohne dich fehlt jemand.“. „Ich weiß.“. „Dann müssen wir uns ja um Mahagonia City wenigstens keine Sorgen machen, wenn du das hier in die Hand nimmst.“, meinte Ash, wenn auch immer noch ein wenig geknickt. „Du sagst es.“, Rocko grinste leicht. „Aber eine Sache wäre da noch.“, warf Misty ein und Rocko blickte sie fragend an, „Wie kommt es, dass du hier wieder mit Officer Rocky rumturtelst, in Dukatia City hat dich das völlig kalt gelassen?“. Plötzlich stand Rocko wie versteinert da. Ash hingegen war über diese Frage doch recht verwundert ,aber Misty hatte Recht, ihm war das gar nicht aufgefallen. In Dukatia City hätte man dieses Verhalten von Rocko vermisst, wenn man es jemals vermissen könnte. „Wie konnte das nur passieren, hat meine Liebe vielleicht nachgelassen? War ich so sehr in die Rettungsaktion vertieft gewesen, dass ich die liebreizende Rocky nicht bemerkt habe? Wie soll ich mit dieser Schande und dem Frevel nur weiterleben“, jammerte Rocko dramatisch bestürzt und packte sich mit den Händen haltsuchend in den Haaren. In der Tat war es untypisch für ihn gewesen, aber offenbar gab es tatsächlich Ausnahmen für alles. „Jetzt komm mal wieder runter. Aber dass ist das noch erleben darf.“, bemerkte Misty und musste kurz auflachen, „Aber da du ja auch dieses Glibunkel hast, muss ich mir auch nie wieder Sorgen um hübsche Mädchen machen, die dir über den Weg laufen.“, neckte sie ihn. Rocko stellte sein Gejammer ein und seufzte schwer, „Ich hätte es am besten bei meinen Geschwistern lassen sollen.“, er ließ den Kopf hängen. Jetzt traf er hier schon mal ein paar Rockys wieder und ein Date wurde ihm dadurch wieder einmal verwehrt. „Hey, seht mal wer da kommt!“, verkündete Misty im nächsten Moment und zeigte Richtung Himmel. „Das ist Glurak.“, meinte Ash freudig. Sein alter Freund landete neben ihnen und grummelte zum Gruß. „Geht’s deinem Flügel wieder besser?“. Erneutes Grummeln, was seine Frage offenbar bejahte. „Sollen wir uns dann auf den Weg machen?“, fragte Misty. „Ich möchte noch auf Garys Rückruf warten.“, gab Ash etwas ernst zurück, „Er klang nicht gut.“. „Denkst du, es ist etwas passiert?“. Ash nickte, „Immerhin sind er und Green getrennt worden. Außerdem hörte er sich nicht so an, als hätte er gerade keine Zeit oder Gelegenheit frei zu sprechen. Er klang eher – schwach.“, vielleicht war er ja verletzt. Bevor er zur Zinnoberinsel aufbrach, wollte Ash erst wissen, wie es seinem Freund und Rivalen ging. Vielleicht müsste er ihm ja zur Hilfe kommen. „Ok, dann können wir ja so lange auch bei der Versorgung der verletzten Pokémon helfen.“, schlug Misty vor. „Gute Idee.“, stimmte Ash zu und so machten sich die drei an die Arbeit. Hoenn, Prachtpolis City Drew hustete und spuckte Schlamm. Die riesige Flutwelle hatte ihn mitgerissen, er hatte sich nicht an dem Baugerüst halten können. Doch wie er feststellte, lag dies nicht an seiner mangelnden Kraft sondern daran, dass das gesamte Gerüst dem Druck des Wassers nachgegeben hatte. Drew richtete sich in eine sitzende Position auf. Er lag in einer Matschpfütze in der Baustelle. Überall um ihn herum lagen Teile des Baugerüstes. Stangen der Konstruktion steckten im Boden oder lagen darauf, hatten sich durch die Fenster der Baumaschinen gebohrt oder diese von außen schwer beschädigt. Es grenzte beinahe an ein Wunder, dass er nur von oben bis unten mit Schlamm besudelt hier im Dreck lag. Er röchelte den letzten Dreck aus seinen Lungen, bevor er sich langsam schwankend auf die Beine aufrichtete. Auf wackeligen Beinen machte er sich auf die Suche nach Troy, hoffentlich hatte er auch so viel Glück gehabt. Troy lag auf dem Dach der Fahrerkabine eines Baggers. Er konnte sich zunächst kaum bewegen. Bei dem Versuch sich endlich aufzusetzen, stellte er fest, dass er sich wohl Einiges geprellt und vielleicht sogar eine gebrochene Rippe hatte. Nur unter Schmerzen gelang es ihm, sich aufzurichten. Auch seine Brust schmerzte beim Atmen, er hatte offenbar viel Wasser geschluckt und das Husten verbesserte diesen Umstand nicht gerade. Doch er hatte keine Zeit, hier sitzen zu bleiben, denn er musste jemanden suchen. Als er dem entsetzten Blick des Teamleiters gefolgt war, hatte er sich ebenfalls getraut, die riesige Flutwelle, die jede Sekunde über sie hereinbrechen würde, in Augenschein zu nehmen, doch dabei hatte er noch etwas ganz anderes bemerkt. Von der Seite hatte sich eine bekannte Person genähert, er hatte sie sofort auf ihrem Tauboss erkannt. Solidad hatte auf sie zugesteuert. Er wollte nach ihr rufen, sie davon abhalten, sie noch vor dem Einbruch der Welle erreichen zu wollen, doch vergebens. Sie konnte seine Stimme unter dem Wasserdonnern nicht hören und sie hatte sie auch nicht rechtzeitig erreicht. Mit Schrecken hatte er mit ansehen müssen, wie Solidad als Erste von den Wassermassen erfasst worden war, kurz bevor es ihn selbst erwischt hatte. Er musste sie finden, bestimmt lag sie auch hier irgendwo in der Baustelle. Mühsam und unter Hustenanfällen rappelte er sich auf und rutschte unbeholfen vom Dach der Maschine herunter. Egal wie verletzt er auch sein mochte, er musste sich irgendwie voran schleppen. Troy stapfte durch den knöchelhohen Matsch und blickte besorgt durch seine Umgebung. Hier sah es schlimmer aus als nach einer Schlammschlacht. Eine Maschine war umgekippt, die Grabenwand war mit Eisenrohren des Gerüsts durchlöchert worden, Schlammlachen überzogen den Boden und tiefere Grabenteile standen sogar noch unter Wasser. „Solidad!“, hustete er so laut er konnte. „Solidad?!“. Er rief ihren Namen immer wieder, so oft er konnte. Jedes Mal wurde seine Stimme schwächer und nie bekam er eine Antwort. Doch plötzlich vernahm er ein Gurren. Das musste Solidads Tauboss gewesen sein! Er folgte konzentriert den Lauten und entdeckte bereits die ersten Federn im Schlamm. Die Spur führte ihn tatsächlich zu dem bekannten Pokémon. „Tauboss, wo ist deine Trainerin?“, bedächtig kniete er sich zu dem am Boden liegenden Vogel-Pokémon hinab. Mit schwachen Augen blickte Tauboss ihn an, es gurgelte ebenfalls Wasser und Matsch aus seiner Kehle. Es konnte kaum den Kopf heben, es war einfach zu erschöpft. Tauboss könnte ihm nicht bei seiner Suche helfen. Aber wenn schon ihr Pokémon hier war, war sie sicher auch nicht weit. „Solidad!“, er versuchte es weiter. Selbst wenn sie nicht antworten konnte, sollte sie wenigstens wissen, dass er auf der Suche nach ihr war. Schritt für Schritt trieb es ihn voran, sein Körper tat zwar weh und er fühlte sich schwach, aber seine Augen waren wachsam und sein Gehirn arbeitete hochkonzentriert. Und da fixierte er den ersehnten Punkt. Rosarote Haare, die sanft im Wind wehten, trotz des Schmutzes, von dem sie teilweise bedeckt waren. Sein Blick erfasste ihre ganze Gestalt, da war sie, mit halb offenen Augen schien sie ihn anzublicken. Doch ihr Anblick war mehr, als er ertragen konnte. Als wenn dadurch auch seine letzte Kraft aus seinem Körper gewichen wäre, sank er auf die Knie, die Augen starr auf die geliebte Person gerichtet. Drew versuchte seinen Schritt zu beschleunigen. Er hatte Troy endlich entdeckt und nach ihm gerufen, doch dieser schien ihn nicht zu hören. Irgendetwas stimmte nicht und dann war er auch noch im nächsten Moment kraftlos auf die Knie gesunken und starrte geradeaus. Den Fixpunkt seines Blickes konnte Drew nicht sehen, weil er von einem umgekippten Bagger verdeckt wurde, doch was er sah, musste grauenvoll sein. „Troy, was ist los?“, sprach er den Hoennliga-Champion an, doch dieser reagierte immer noch nicht, obwohl er fast direkt neben ihm stand. Da endlich konnte er seinem Blick folgen und erkannte, wieso er so abwesend war. Er entdeckte Solidad, ihr Körper war ebenfalls von Schlamm bedeckt. Sie hing an der Baustellenwand, aufgespießt auf einem Gerüstrohr, welches durch ihren Bauch hindurch ragte. Blut hatte sich mit dem Matsch an ihrer Kleidung und auf dem Boden vermischt. Leblos hing sie auf der Stange, ihre Augen blickten leer ins Nichts. Ihr Oberkörper lehnte an der Wand, ihre Arme hingen schlaff daran hinunter, ihre Beine berührten nicht einmal den Boden. Es war ein grausamer Anblick. Aber wie hatte es überhaupt dazu kommen können? Wieso war sie hier? Sie hatte doch am Strand in sicherer Entfernung auf ihn warten sollen! Er hatte ihr versprochen, zusammen mit Troy zurück zu kommen. Hatte sie nicht an seinen Erfolg geglaubt? Wollte sie einfach nur nicht tatenlos warten? Aber war sie nicht eigentlich viel zu schwach gewesen? Drew hätte sich noch viele solcher Fragen stellen, aber sie waren alle bedeutungslos. Solidad war tot, gerichtet von der Flutwelle, die er freigegeben hatte. Daran war nichts mehr zu ändern. Drew beugte sich zu Troy hinunter, dem mittlerweile stumme Tränen aus den Augen rannen. Er griff in seine Westentasche und holte einen Pokéball hervor. Im nächsten Moment materialisierte sich aus dem roten Licht des Balls Troys mächtiges Stolloß. „Stolloß, bist du so gut und holst Solidad da runter?“, bat er das Pokémon mit schwacher Stimme. Seine Worte klangen so, als würde man ein Kleinkind von einem Baum runter helfen. Stolloß schien Solidad zu erkennen und Drew bekam den Eindruck, als wenn auch das Pokémon einen sehr traurigen Blick in den Augen bekam. Behutsam zog es das Rohr aus der Wand und auch aus Solidads Körper. Wie eine zerbrechliche Puppe trug es anschließend den leblosen Körper und legte ihn vor seinem Trainer nieder. „Solidad.“, murmelte Troy und nahm sie in den Arm. Ihm entrann ein Schluchzen, es wurde immer intensiver, bis er auf einmal haltlos los weinte und verzweifelte und verständnislose Leidensschreie ausstieß. Er hatte den Menschen verloren, den er liebte, dieser Schmerz, den er fühlte, war nicht zu beschreiben. Warum hatte er es nicht verhindern können? Warum hatte sie ihn nur mit Team Magma begleiten wollen? Das war alles nicht fair! Drew wandte seinen Blick von dem tragischen Bild ab. Es gab nichts, was er für Troy tun konnte. Lieber ließ er die beiden jetzt allein. Das Einzige, was er jetzt noch machen konnte, war seine eigene geliebte Person zu beschützen. Und egal was es ihn kosten würde, daran würde er nicht scheitern! Mit entschlossenem Blick geradeaus und seine eigene Trauer unterdrückend, rannte er los. Er kletterte über eine der Maschinen aus der Baustelle heraus und rannte durch die Straßen. Es war egal, wie sehr seine Muskeln schmerzten und nach Ruhe schrieen. Er musste zurück zur Team Magma Basis, denn nun war es an ihnen zu reagieren, falls noch etwas von ihnen übrig wäre. Er müsste dabei sein und außerdem musste er Groudon finden. Der Kampf war noch nicht vorbei. Admiral Isabel war sichtlich wütend. Sie hatte versucht, General Harlan zu erreichen, nachdem die Welle verebbt war, doch er reagierte nicht auf ihren Funk. Wer wusste, wie es in der Team Magma Basis aussah. Dies hier war immerhin eine Unterwasserfestung, bis auf die Erschütterung durch die Kraft der Welle, hatte man hier von der gewaltigen Naturmacht wenig gemerkt. Doch für alles, was in der Stadt lag, galt das sicherlich nicht. Nach der ausgebliebenen Reaktion ihres Partners war Admiral Isabel wieder in Richtung des Raumes gestürmt, in dem sie zuvor mit Kyougre gesprochen hatte. Maike hatte dem legendären Pokémon aufgetragen, sich ihr nicht zu nähern, aber schließlich war es ja gefangen worden, also war sie sich nicht sicher, ob sich Kyougre aus dem weiteren Verlauf der Sache raushalten könnte. Doch wenn alles nach Plan lief, würde Team Magma diese Flutwelle als Angriff auf sich sehen und mit Groudon zurück schlagen. Maike musste hier weg. Sie nutzte die allgemeine Verwirrung über dieses unerwartete Ereignis und schlich sich unauffällig aus der Halle. Es wäre an der Zeit, wieder zu Drew zu stoßen, hoffentlich hatte er es geschafft. Wenn sie den Weg hier raus gefunden hätte, würde sie ihn anrufen, sonst würde sie am Ende noch belauscht werden und auffliegen. Aber den Weg erst mal finden. Maike hatte keine Ahnung, wo sie war, noch wie sie hier raus kommen sollte. Das könnte heiter werden. Drew sprintete die große Hauptstraße entlang, die ihn zur Team Magma Basis führen würde. Die Straße war rutschig nass und mit großen Pfützen übersät, das Wasser tropfte von diversen Stellen auf den Boden, man könnte fast meinen, die Stadt würde weinen. Alles, was auch nicht fest mit dem Boden verankert gewesen war, war weg gespült worden, demnach sah es an einigen Stellen gar nicht schön aus. Doch Drew konnte diese Tatsachen nur aus dem Augenwinkel heraus betrachten, denn sein Blick war stets auf sein Ziel gerichtet. Er durfte es jetzt nicht aus den Augen verlieren. Schließlich erreichte er keuchend wieder die Basis. Er erkannte sofort das Loch im Fenster, aus dem sie geflohen waren, es war mittlerweile noch größer geworden. Daran hatte er gar nicht gedacht, sicherlich war so auch mindestens ein Teil der Basis geflutet worden. Aber vielleicht umso besser, das machte sie nur noch gereizter für einen Kampf gegen Team Aqua. Hoffentlich. Mit einem Blick vor das Gebäude erkannte Drew, dass die Transporter die Flutwelle mehr oder weniger überstanden hatten. Gerade mal zwei von ihnen waren durch den Druck zusammen gestoßen, aber sicher waren sie alle noch einsatzfähig, falls sie nicht gerade wasserundicht waren. Drew musste noch einmal in die Basis, aber es wäre clever, die Sache dieses Mal besser anzugehen als zuvor, doch nur wie? Vielleicht sollte er da weiter machen, wo er aufgehört hatte. „Roserade, du bist dran!“, seine alte Freundin erschien augenblicklich neben ihm und blickte ihren Trainer bereit an. „Roserade, ich muss an deinen Ranken da hoch klettern.“, meinte Drew entschieden zu seinem Pokémon. Roserade nickte, streckte seine Rosenhände Richtung Boden und ließ mit Hilfe von Strauchler Ranken bis zu dem zerbrochenen Fenster hoch wuchern. „Sehr gut.“, Drew zog kurz testend an zwei der Ranken und machte sich schließlich daran, die Rankenwand hochzuklettern. Es fiel ihm schwerer, als er angenommen hatte, denn der Schlamm, der langsam trocknete, erschwerte und erhärtete seine Kleidung, außerdem schmerzte die Wunde an seinem Arm, die er nicht einmal hatte säubern können. Doch er biss die Zähne zusammen und erreichte schließlich die zerstörte Fensterfront. Oben angekommen deutete er Roserade an, unten auf ihn zu warten, bis er zurück käme oder jemand von Team Magma drohte, es zu entdecken. Schnell verschaffte er sich einen Überblick über die Situation. Alles hier war nass, der Computer sprühte Funken, er hatte einen Kurzschluss erlitten. Die Tür stand weit offen und hatte die Wassermassen offenbar durchgelassen oder durch lassen müssen. Die Wucht musste auch gewaltig gewesen sein, denn ein paar der anderen Fenster waren zersplittert oder hatten Risse bekommen und das Auffälligste waren die Risse in der Wand neben der Tür. Doch diese rührten nicht in erster Linie von der Flutwelle her. Neben der Tür lehnte General Harlan mit geweiteten Augen. Über ihm war die Wand angebröckelt und mit leichten Rissen überzogen. Sein Kopf lag kraftlos auf seiner Schulter, sein Mund stand offen und sein rechtes Handgelenk sah gebrochen aus. Er war offensichtlich hier im Raum ertrunken. Er hatte die Tür nicht getroffen. Drew trat näher an den leblosen General heran und betrachtete ihn für ein paar Momente. Erst Solidad, nun der Genereal. Er war bereits für zwei Menschenleben verantwortlich. War das richtig? Machte ihn das nicht so einem genauso skrupellosen Mann wie dem, der hier vor ihm saß? Doch nun war es zu spät, etwas daran zu ändern. Passiert war passiert, damit musste er leben. Leider konnte er den General nicht mehr nach Groudon fragen, wo also nach es suchen? Drew überlegte kurz. Es erschien ihm eine logische Schlussfolgerung zu sein. Nach einem Moment der Konzentration kniete sich Drew zu ihm hinunter und durchsuchte seine Kleidung. Er fand mehrere Pokébälle in der Innentasche seiner Weste. Es waren drei Hyperbälle und ein goldener Pokéball, den er vorher noch nie gesehen hatte. Das musste er sein. Drew nahm den Ball an sich und steckte ihn ein, die anderen tat er wieder in Harlans Weste zurück. Groudon war schon einmal in Sicherheit, ohne den General würde Team Magma wohl ohnehin nicht so schnell zum Gegenschlag ausholen, also nahm er das legendäre Pokémon lieber mit. Fraglich war nur, ob er es dennoch einsetzen könnte. Irgendwie mussten sie schließlich auch noch gegen Team Aqua vorgehen. Drew holte seinen PokéCom hervor, er sollte seine nächsten Schritte mit Maike abstimmen, sie könnte ihm womöglich auch etwas über die Situation in der Aqua Basis erzählen. Er wählte ihre Nummer und kurz darauf hörte er auch schon ihre Stimme, allerdings nicht mit der Begrüßung, die man erwarten könnte. „Drew! Wo steckst du? Ich bin gerade vor Team Aqua auf der Flucht, sie haben mich entdeckt. Lohgock und ich laufen gerade in Richtung der Team Magma Basis, treffen wir uns dort?“, hektisch hatte Maike ihm ihre Situation ohne Umschweife erklärt. „Ich bin gerade in der Basis und habe Groudons Pokéball. Hast du zufällig Kyougre bei dir?“. „Nein, sie halten Kyougre nicht im Pokéball, aber Admiral Isabel ist mächtig sauer, ich habe keine Ahnung, was sie nun vorhat. Ich habe ein wenig den Eindruck, als hätte sie die Sache zum Anlass genommen, ihren Bund mit Team Magma vorzeitig zu beenden und alleine gegen Team Rocket in den Kampf zu ziehen.“, keuchte Maike weiter, Drew hörte im Hintergrund ihr Lohgock und Maikes Befehl, den Feuerwirbel einzusetzen. „Ich habe da eine Idee.“, meinte Drew. „Und welche?“. „Komm einfach zur Basis, dann wirst du es schon sehen.“. „Ok.“, war nur Maikes Antwort, bevor sie auch schon wieder auflegte, um sich auf ihre Flucht zu konzentrieren. Drew steckte nachdenklich seinen PokéCom wieder ein. Hoffentlich würde das funktionieren. Er nahm noch einmal kurz den goldenen Pokéball hervor und bedachte ihn mit einem ernsten Blick. Kyougre hatte auf Maike gehört, warum sollte nicht auch Groudon auf ihn hören?! Er musste es einfach versuchen. Entschlossen ging er zurück zum Fenster, Roserade war noch dort, so dass er an ihren Ranken wieder hinunter klettern konnte. „Jetzt wird es spannend.“, Drew schluckte, er hatte ja schon Ehrfurcht vor dem Pokémon, welches er in Händen hielt. Doch das Geräusch von mehreren aufgebrachten Stimmen ließ ihn in seinem Vorhaben inne halten und er blickte nach oben zu dem Raum, den er gerade verlassen hatte. „Oh mein Gott, General!“, zwei Team Magma Mitglieder hatten den Raum betreten und natürlich sofort ihren Anführer entdeckt, wie er da so an der Wand lehnte. „Verdammt, er ist tot.“. „Was sollen wir jetzt machen?“. „Das wird Team Aqua büßen, dass sie uns so in den Rücken fallen!“, schnaufte der andere der beiden, der sich wieder von der Leiche seines Anführers entfernte und seinen Handlanger ernst anblickte, „Wir werden sie ebenfalls angreifen, so kommen sie uns nicht davon.“. „Kommandant?“. „Ruf die anderen zusammen, wir müssen einen Krisenstab einrichten, Code Rot. Beeil dich!“. „Sehr wohl.“, nach einer knappen Salute verschwand der Magma Handlanger sofort, um den Befehl des Kommandanten auszuführen. „Verdammt, wenn wir nur wüssten, wo der General Groudon aufbewahrt.“, knirschte er wütend. Er besah seinen General mit einem verfluchenden Blick dafür, dass er Groudon nur für sich selbst behielt. Da kam ihm eine Idee. Er kniete sich noch einmal zu ihm nieder und durchsuchte seine Weste, doch alles was er fand, waren die drei üblichen Bälle, in denen der General seine Pokémon hatte. Groudon hatte er nicht dabei. „Verdammt!“, fluchte der Kommandant erneut. „Erst schmeißt General Marc einfach alles hin und dann stirbt auch noch General Harlan ohne uns etwas zurückzulassen. Das darf doch alles nicht wahr sein.“. Doch schließlich machte er sich auch auf den Weg zum Krisenstab. Sie mussten handeln, sofort. Drew hatte zwar nicht alles mitbekommen, aber offenbar hatte man die Leiche des Generals gefunden. Team Magma würde handeln, er musste sich beeilen. „Also gut. Du bist dran!“, Drew warf den Ball empor und ließ das Pokémon aus dem Inneren des goldenen Pokéballs frei. Der rote Strahl des Pokéballs formte sich zu einer immer gewaltigeren Gestalt aus, bis Groudon schließlich brüllend vor ihm stand. Mit geweiteten Augen blickte Drew es an. Roserade ging vor seinem Trainer in Kampfstellung, um ihn im Fall der Fälle zu verteidigen. Groudon blickte den Trainer an, der ihn gerufen hatte. Es schien zu erkennen, dass es nicht derselbe war, der es gefangen hatte. Aber spielte das eine Rolle? „Groudon, hör mir zu, ich bin dein Freund!“, versuchte Drew endlich zu erklären, „Ich will dich befreien, aber dazu brauche ich auch deine Stärke.“. So selbstsicher wie er konnte, schaute er in die gefährlich drein blickenden Augen des legendären Pokémon. Es starrte ihn an, aber hatte es ihm auch zugehört? Hatte es verstanden? Drew lief ein Schweißtropfen am Gesicht entlang, aber er gab nicht nach. „Dein Trainer ist tot, wenn du den Pokéball zerstörst, bist du frei.“, Drew hielt den goldenen Pokéball empor. Groudon schien ihn zu verstehen, der Pokéball spiegelte sich in seinen Augen wieder. Kurzerhand warf Drew den Ball in die Luft, Groudons Blick folgte ihm. Plötzlich öffnete es sein Maul und ließ einen gewaltigen Feuersturm los. Der Ball zerschmolz unter der Hitze, doch war das nicht alles. Der Feuersturm traf auch die Magma Basis. An der betroffenen Seite gab es eine Reihe von Explosionen, Feuer brach aus und Rauch stieg in den Himmel auf. Groudon brüllte auf, bevor er es zu einer Erdbeben-Attacke ansetzte. „Weg hier!“, rief Drew und er und sein Roserade versuchten sich in Deckung zu bringen. Kurz darauf brach die Basis unter der folgenden Erschütterung wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Nun erlitten sie dasselbe Schicksal wie das, was sie Prof. Birks Labor, der Blütenburg Arena und vor allem Metarost City beschert hatten. Drew hatte sich schützend auf den Boden geworfen und starrte auf das einstige Gebäude. Er hörte panisches Kreischen, ein paar Team Magma Rüpel hatten es noch aus der Basis geschafft oder sich bereits an den Luftschiffen aufgehalten, doch so machten sie nur auf sich aufmerksam. Groudon wandte sich ihnen zu und öffnete erneut sein Maul. Drew erkannte sofort, dass es Energie für einen Solarstrahl sammelte. Der gewaltige Energiestrahl raste Momente später auf die Luftschiffe zu, welche mit einer riesigen Explosion auf einen Schlag zerstört wurden. Drew sah nur noch Feuer, Trümmer und Rauch und Groudon stand brüllend mitten dazwischen. Maikes Lohgock hielt seine Trainerin auf einem Arm, während es über die Gebäude der Stadt sprang. „Puh, Gott sei Dank können Krebutaks nicht springen oder fliegen.“, seufzte Maike erleichtert auf. Gegen so viele gegnerische Pokémon hätte sie keine Chance gehabt. Und gegen ihre sonstigen Waffen erst recht nicht. Aber es war schon dumm gelaufen. Offenbar hatte man die Tussi entdeckt, die sie im Schrank eingeschlossen hatte, so war klar, dass sich ein Spion in der Basis aufhielt, der vermutlich auch für das Chaos verantwortlich war. Tja, und wenn man sich dann auch noch in dem Teil der Basis verirrt hatte, in dem zurzeit kein anderer war und auch niemand sein sollte, war das schon verdächtig. So hatte sie kurzerhand türmen müssen. Schon wieder hatte sie zudem durch ein Fenster entkommen müssen, Maike würde sich freuen, wenn sie endlich mal wieder eine Tür benutzen dürfte, um ein Gebäude zu betreten oder zu verlassen. „Lohgock!“, ihr Pokémon riss sie aus ihren Gedanken. „Was ist?“, Maike folgte seinem Blick geradeaus. „Oh mein Gott, was ist denn da los?“, das Feuer und der Rauch waren nicht zu übersehen und es war eindeutig, dass es vom Pokémon-Liga-Gelände kam. „Drew!“, er war das Erste, woran sie denken konnte. Hoffentlich war ihm nichts passiert. „Wir sollten uns beeilen, los Lohgock!“. Das Feuer-Pokémon beschleunigte sein Tempo und hielt auf den Ort der Verwüstung zu. „Hör auf!“, schrie Drew. Er hatte sich zusammen gerissen und war wieder auf den Beinen. Er musste Groudon beruhigen, sonst würde es noch den Rest der Stadt zerstören. Groudon schien ihn gehört zu haben, denn es wandte sich zu ihm um. Es brüllte noch einmal auf, bevor es sich von der ehemaligen Basis entfernte. Es lief genau in Richtung Küste. „Drew!“, Drew horchte auf, als er die ihm nur zu bekannte Stimme vernahm. Im nächsten Moment sah er Maikes Lohgock von einem gegenüber liegenden Gebäude springen und seine Trainerin vor sich absetzen. „Drew, ist alles in Ordnung?!“, mit einem besorgten Blick rannte sie auf ihn zu. „Mir ist nichts passiert.“, gab Drew zurück und rief mit einer lässigen Handbewegung sein Roserade in den Ball zurück. „Aber- dein Arm. Und wo kommt der ganze Schlamm her?“, Drew hatte seinen linken Arm benutzt, um Roserade zurück zu rufen, dabei fiel Maike sein blutverschmirrter Unterarm auf. Jedenfalls nahm sie an, dass es sich um Blut handelte, der Arm sah nicht gut aus mit seiner Mischung aus getrocknetem Blut und Schlamm. Überhaupt sah Drew sehr mitgenommen aus, so wie er da mit Schlamm bedeckt vor ihr stand. „Das ist nur ein kleiner Kratzer, nichts Schlimmes. Und der Schlamm stammt von einer Baustelle, in der ich leider kämpfen musste.“, Drew versuchte das so locker wie möglich zu sagen. Er brachte es nicht fertig, ihr zu erzählen, dass er ihr das Zeichen für die Überflutung gegeben hatte, obwohl er noch in der Stadt gewesen war. „Aber wie siehst du überhaupt aus?“, er deutete auf ihr Team Aqua Outfit. „Ach das.“, Maike sah kurz an sich hinab, das hatte sie schon vollkommen vergessen, „Sollte der Tarnung dienen, auch wenn ich am Ende doch aufgeflogen bin. Aber ich bin froh, dass dir nichts passiert ist.“, Maike lächelte ihn erleichtert an, weshalb er ihr für einen Augenblick einen perplexen Blick zuwarf. Denn ihr Lächeln wurde von Tränen in ihren Augenwinkel begleitet, die sie sich jedoch sofort wegwischte, als sie sie selbst bemerkte. „Ist Groudon hierfür verantwortlich?“, wollte sie schließlich wissen und betrachtete das flammende Gebäude hinter ihm. „Ja.“, kam nur seine knappe Antwort. So hatte er sich das Ganze nicht vorgestellt. Er konnte zwar Groudons Wut verstehen, aber was würde es wohl noch zerstören? „Was denkst du, wo es hin will?“. „Ich weiß es nicht.“, musste Drew zugeben. „Aber wir sollten ihm nach.“. Maike nickte zustimmend und wandte sich an ihr Pokémon. „Lohgock!“, das Pokémon verstand sofort. Es nahm Maike auf den einen und Drew auf den anderen Arm und machte einen Riesensatz auf das nächste Gebäude. Mit schnellen Sprüngen nahmen sie die Verfolgung von Groudon auf. „Wenn es die Richtung beibehält, wird es die Basis von Team Aqua erreichen.“, stellte Maike fest. Drew erwiderte nichts. Sie wollten diese Organisationen zwar aufhalten, aber so? Würde Groudon die Unterwasserfestung von Team Aqua auch noch so brutal zerstören? Bald hatten sie Groudon eingeholt, welches bereits eine Spur der Zerstörung hinterlassen hatte. Seine kräftigen Fußspuren in den Straßen konnte man schon nicht mehr als Schlaglöcher bezeichnen und an nebenstehenden Gebäuden interessierte es sich auch nicht, wenn der Arm oder der Schwanz daran entlang scharten. Sie überholten und wollten am Stadtrand auf es warten. „Sieh mal.“, Lohgock hatte angehalten und Maike deutete auf die Geschehnisse, die vor der Team Aqua Basis stattfanden. Der Großteil von Team Aqua hatte sich davor versammelt, eine Truppe Krebutak hatte sich aufgestellt. Auf dem Dach der Festung war eine Art Kanone zu sehen. Im Meer sah man Kyougre, welches immer wieder mal aus dem Wasser sprang und im nächsten Moment dort wieder eintauchte. „Sie machen sich zum Gegenangriff bereit.“, stellte Drew fest. „Sollen wir- etwas unternehmen?“, fragte Maike zögerlich. Eigentlich war genau das ihr Plan gewesen, doch die Ausmaße waren nicht ganz so in den Grenzen geblieben, wie sie es sich vorgestellt hatten. Drew wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch als Groudon in Sichtweite kam und nur noch der Küstenhügel es von der Basis trennte, vernahm man plötzlich einen merkwürdigen Laut. Er war ein wenig quietschend, aber es war ein sanfter Ton. „Das ist Kyougre.“, meinte Maike. Sie hatte diesen Ton schon einmal gehört, es war eine freundliche Geste, wie sie vermutete. Augenblicklich blieb Groudon stehen und erwiderte ein Brüllen. Es folgte erneut dieser Ton. Die beiden legendären Pokémon schienen sich zu unterhalten. Irgendwann verstummten beide. Maike und Drew beobachteten, wie Groudon sein Maul öffnete und kurz darauf schoss ein Feuersturm über das Land geradewegs auf die Team Aquas Basis zu. Eine Salve Blubbstrahlen, auch von Kyougre, waren die Antwort. Die Attacken prallten auf einander. Unentschieden. Doch Groudon setzte sofort zum nächsten Feuersturm an, der auf eine Salve Blubbstrahlen traf. Dieses Mal gelangte der Feuersturm bereits ein Stückchen weiter. Der nächste Attackenzusammenprall folgte und ein weiterer. „Was soll das werden?“, Maike verstand nicht, warum Groudon immer dieselbe Attacke benutze. „Ich habe den Eindruck, als hätte er es nur auf Team Aqua abgesehen und nicht auf die Basis oder etwas anderem. Es nimmt genau Ziel.“, Drew überlegte kurz, „Ich könnte mir vorstellen, dass Kyougre ihm gesagt hat, dass es es befreien soll. Dazu muss es den Pokéball zerstören und Groudons Feuerkraft ist stark genug den Ball zu schmelzen.“. „Klingt logisch.“. Die beiden Koordinatoren verfolgten also weiter das Attackenspektakel. Wenn Team Aqua seine Taktik nicht änderte, würden sie schnell den Kürzeren ziehen. Doch da veränderte sich der Kampf. Offenbar hatte Admiral Isabel Kyougre eine andere Attacke befohlen. Kyougre tauchte ab und einen Moment lang passierte gar nichts. Doch beim genauren Hinsehen stellten sie fest, dass sich die Kanone auf dem Dach der Festung ein wenig bewegte. Gleich würde etwas passieren. Plötzlich stieg eine riesige Welle auf. „Das ist Kyougres Surfer!“, meinte Drew. Nun war genau das eingetreten, was sie befürchtet hatten, die beiden legendären Pokémon von Hoenn mussten auf einander los gehen. Aber Kyougre erhielt einen Vorteil: aus der Kanone des Daches schoss plötzlich ein Strahl schwarzer Flüssigkeit und vermischte sich mit Kyougres Surfer. Das Wasser nahm ebenfalls eine dunkle, ekelhafte Farbe und es verbreitete sich ein scharfer Geruch. „Was ist das?“, fragte Drew und hielt sich die Nase zu. „Das ist Gift, damit hat Team Aqua Kyougre dazu gebracht, für sie zu kämpfen, oder sie würden alle Meeres-Pokémon damit töten.“, schnorchelte Maike, die sich ebenfalls die Nase zuhielt, weil der Gestank immer schlimmer wurde. Doch Groudon reagierte auf die Situation und wechselte von Feuersturm zu seiner Erdbeben-Attacke. Dieses Erdbeben war sogar noch stärker als das, mit welchem er die Magma-Basis zerstört hatte. Der Grund riss auf, ein paar Gebäude am Stadtrand stürzten ein und das Wasser der giftigen Surfer-Attacke versank im Boden und auch die Krebutak Staffel geriet aus dem Gleichgewicht. Das war Groudons Chance. Der nächste Feuersturm raste auf Team Aqua zu, so schnell hatten sie damit nicht gerechnet und konnten sich nicht rechtzeitig für einen Gegenangriff ausrichten. Die Küste wurde fast wie weg gefegt, als der Feuersturm einschlug. Der Strand schien zu brennen, die Aqua Mitglieder, die sie zuvor noch dort gesehen hatten, verschwanden in den Flammen. Aber kurz darauf wurde das Feuer von Kyougre mit einer weiteren Welle gelöscht und ließ einen Aschestrand zurück. Maike und Drew konnten nicht wirklich viel erkennen, aber die Leute von Team Aqua waren nicht mehr zu sehen. Groudon setzte nun seinen Weg fort, bis es die Festung erreicht hatte. Das nächste, was noch passierte, waren die beiden Solarstrahlen, die in die Wasserfestung einschlugen und diese zum Sinken brachten. Die beiden legendären Pokémon blickten sich an, stießen noch jedes einen Laut von sich, bevor Kyougre wieder abtauchte und auch Groudon im Meer bald darauf gänzlich verschwand. Maike und Drew hatten das alles mit ansehen müssen und es war schwer zu ertragen. Maike hatte angefangen zu weinen, Drew hatte sie tröstend in den Arm genommen. So standen sie nun auf dem Hügel, vor ihnen das Meer, hinter ihnen das halb zerstörte Prachtpolis City. Es war vorbei, sie hatten gewonnen. Team Aqua und Team Magma gab es nicht mehr. Aber hatten sie wirklich das Richtige getan? Hatten diese beiden Teams wirklich dieses Ende verdient? Sie wussten es nicht und sie würden auch nie eine Antwort auf diese Frage bekommen können, denn jetzt war es egal, es war so passiert. „Maike.“, Drews sanfte Stimme ließ sie mit ihren tränenverweinten Augen zu ihm aufblicken, „Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist.“. „Drew.“, wieso sagte er das jetzt zu ihr? Doch seine Worte ließen sie sich besser fühlen. „Egal was passiert ist und was noch passieren wird, ich will dich nicht verlieren. Das ist das, was für mich zählt.“, meinte er entschieden zu ihr. Dieser Gedanke ließ ihn das alles ertragen. Er war bereit jeden Preis zu zahlen, wenn Maike nichts geschehen würde. Das war das Wichtigste für ihn. „Ich bin auch so unendlich froh, dass es dir gut geht. Denn- ich will dich auch nicht verlieren.“, Maike schmiegte sich unter sein Kinn und genoss seine sanfte Umarmung trotz seiner verschlammten Kleidung. Es war viel passiert, sie hatten viel verloren, aber sie hatten immer noch einander und dieser Gedanke ließ sie weiter machen. Sinnoh, ehemals Jubelstadt Gary blickte immer noch wie gebannt auf den Grund und Boden von Jubelstadt. Es gäbe wirklich nichts, um diesem Anblick auch nur im Entferntesten einen Funken Hoffnung zu verleihen. Mit einem Schlag war hier alles zu Staub geworden. Weil er zu langsam gewesen war. Warum hatte ausgerechnet er dann diese Kollision von Attacken überlebt? Er war doch der Mensch, der am dichtesten dran gewesen war? Es hätte ihn genauso zerstörerisch mit sich reißen müssen wie alles andere auch. Langsam versuchte Gary seine Finger zu bewegen, dann die ganze Hand. Er spürte ein wenig Kraft in seinen Gelenken. Er stützte die Hände auf, schaffte es sogar auf die Ellenbogen. Die Kraft wanderte in seine Schultern und er versuchte, seine Beine nachzuziehen. Er merkte jede kleinste Bewegung seines Körpers genau. Seine Füße gehorchten ihm, er spürte, wie sich seine Knie auf den Grund unter ihm drückten. So richtete er sich zunächst auf die Knie und wollte schließlich seinen Oberkörper heben, doch da stieß er mit dem Hinterkopf gegen etwas. Sein Kopf beschwerte sich augenblicklich mit einem Anflug von Schmerzen, die aber kurz darauf wieder abschwächten und Gary seinen Fokus wieder auf seine Umgebung richten konnte. Vorsichtig versuchte er vorwärts zu robben. Er hatte das Gefühl, als würde jedes noch so kleine Gelenk in seinem Körper knacken, wenn er sich nur ein Stück bewegte, dennoch kämpfte er sich ein paar Meter vorwärts, bevor er sich erschöpft auf die Seite rollte und sich ein paar Momente ausruhte. Schließlich zwang er seinen Körper dazu, sich hinzusetzen. Seine Arme als Stütze dienend konnte er nun endlich auf das blicken, unter dem er gelegen hatte. Gary starrte es an. Er starrte es weiter an. Sein Atem ging immer schneller, sein Gehirn arbeitete dagegen fast zu schnell, aber was er sah, war real. Garys Augen weiteten sich, das durfte nicht wahr sein. „Turtok!“, rief er plötzlich, als wenn in seinem Gehirn auf einmal ein Schalter umgelegt worden wäre, der wieder auf ‚reagieren’ stand. Die Schmerzen seines Körpers ignorierend stand er auf und trat die zwei Schritte auf sein treues Pokémon zu, welches vor ihm lag. Oder viel mehr stand es, denn es hatte alle vier Füße fest auf dem Boden. Auf seinem Panzer lag ein Stück eines Gebäudes, genauso wie vereinzelt um sie herum. „Turtok, bitte sag doch was!“, rief Gary verzweifelt, doch er rechnete eigentlich gar nicht mit einer Antwort. Bitter blickte er in die weißen Augen seines alten Freundes. Die Pupillen waren verschwunden, seine Augen waren leer. Es hatte seinen Trainer beschützt, so hatte er diese Kollision also überleben können. „Nein!“, schluchzte Gary wehmütig und sank auf die Knie. Eine Hand hatte er sanft auf den Kopf seines Freundes gelegt, die andere ruhte an dessen Panzer. Tränen traten aus seinen Augen und tropften schließlich auf den Boden. Wieso auch noch Turtok? Hatte er nicht schon genug verloren? Erst seine Heimatstadt, dann seinen Großvater, Green hatte ihn verlassen, wieso jetzt auch noch Turtok?! Er wusste noch genau, wie er es damals als kleines Shiggy von seinem Großvater bekommen hatte. Sie hatten so viele Kämpfe gemeinsam bestritten, doch er wusste, dass dies von nun an nur noch Erinnerungen an bessere Zeiten sein würden. Sein alter Freund hatte ihn für immer verlassen. Ein leises Stöhnen entrann seiner Kehle. War das wirklich passiert? Er hatte Dialga und Palkia am Himmel erblickt, die beiden Pokémon hatten unerbittlich gegen einander gekämpft. Warum wusste er nicht und es hatte ihn auch nicht interessiert. Er hatte gegen Team Galaktik in den Kampf ziehen und sie besiegen wollen, das war alles. Doch plötzlich kollidierten zwei gewaltige Attacken der beiden und das nächste, woran er sich noch erinnern konnte, war, dass es ihn von Füßen gerissen hatte. Paul spürte einen starken Schmerz am Hinterkopf, mit dem er hart aufgeschlagen war. Langsam öffnete er die Augen und blickte graues Metall an. Vermutlich gehörte es zu Pokémon-Jägerin Js Luftschiff. Als er sich versuchte aufzusetzen, bemerkte er, dass noch ein anderes Gewicht auf seinem Körper lag. Ein wenig überrascht blickte er auf Lucia, die bewusstlos auf seiner Brust lag. Man könnte meinen, sie hätte sich schützend über ihn geworfen. Dieses Mädchen hatte wirklich einen Schaden. Dennoch beließ er es dabei, mehr als sich auf die Ellenbogen aufzustützen, schaffte er momentan ohnehin nicht. Seine Unterarme und Waden brannten, seine Verletzungen aus Herzhofen machten sich bemerkbar. Also ließ er sich wieder auf den Boden zurück sinken und starrte das graue Metall an. Nach einer Weile wandte er seinen Blick zur offenen Seite, die nicht vom Metall verdeckt wurde. Dort hatte vermutlich zuvor noch das Pokétch-Firmengebäude gestanden, doch jetzt befand sich dort nichts mehr. Ein paar Steine, die auf einander lagen, Grundzüge der Außenwände waren noch zu erkennen, aber mehr als eine zerbröselte Ruine war es nicht mehr. Es grenzte an ein Wunder, dass er das überlebt hatte. Das Luftschiff musste aus einem sehr robusten Material hergestellt worden sein, so dass es diese Druckwelle irgendwie ausgehalten hatte, wenigstens teilweise. Auf jeden Fall hatte ihn das bisschen Metall, was noch übrig war, vor Schaden bewahrt. Und dieses Mädchen. Sie musste ihn unter das Schiff gestoßen haben, als die Gebäude plötzlich zusammen gefallen waren. Sie war aufgeweckter, als er gedacht hatte. Aber immer noch nervig. Wieso kümmerte sie sich nicht um ihre eigenen Angelegenheiten? Sie hätte ihn nicht beschützen müssen, was aus ihm wurde, konnte ihr doch so was von egal sein. Sie schien ein bisschen wie sein Bruder zu sein. Plötzlich vernahm er ein leises Stöhnen. Offenbar wachte sie endlich auf. „Ahh.“, wehleidig erklang ihre Stimme und ihr Kopf drückte sich ein wenig in seine Brust hinein. „Wenn du wach bist, dann geh endlich von mir runter.“. Lucia glaubte, diese Stimme und vor allem deren Tonfall gut zu kennen, doch wirklich aufnahmefähig war sie noch nicht. Lieber gönnte sie es ihrem schmerzenden Kopf, noch ein wenig liegen zu bleiben, sie hatte ihn gerade so schön auf einer warmen, weichen Fläche gebettet. „Ich sagte, du sollst von mir runter gehen.“, wiederholte Paul seine Forderung leicht genervt. Sie sollte auf ihm schließlich kein Nickerchen halten. „Ich will aber noch nicht aufstehen, lass mich noch ein wenig weiter schlafen, das Bett ist gerade so bequem.“, murmelte Lucia und bewegte sich kein bisschen. Paul glaubte sich verhört zu haben. Die hatte vielleicht Nerven. „Du bist hier nicht zu Hause sondern liegst in einem Trümmerhaufen und ich bin nicht dein Bett!“, brüllte er sie so laut er konnte an. „Whaa!“, das war angekommen. Lucia riss die Augen auf und war aufgesprungen, so dass sie nun endlich von ihm runter war und nur noch neben ihm kniete. Doch sofort hielt sie sich mit beiden Händen den Kopf. „Aua.“, sie hielt ihren Kopf ein wenig gesenkt, die Bewegung eben war eindeutig zu schnell für ihn gewesen. Ein paar Momente vergingen, ohne dass einer von beiden etwas sagte. Lucia ließ ihre Kopfschmerzen zur Ruhe kommen, bevor sie sich endlich ihrem Umfeld widmete. Natürlich fiel ihr Blick zuerst auf Paul, der vor ihr lag und sie genervt anblickte. „Paul, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie sofort. „Das geht dich nichts an.“, endlich schaffte er es, sich aufzusetzen, auch wenn er starke Schmerzen unterdrücken musste. Doch Lucia erkannte, dass er nur so stark tat und ganz schön die Zähne zusammenbiss, um sich nichts anmerken zu lassen. „Aber- wir haben überlebt. Bin ich froh.“, Lucia seufzte erleichtert. Als sie diese enorme Energiewelle gesehen hatte, hatte es in ihrem Kopf irgendwo klick gemacht und ihr war klar, dass sie eine Deckung bräuchten. Instinktiv hatte sie an das Luftschiff gedacht, also hatte sie sich Paul geschnappt und sich mit ihm darunter geworfen. Offenbar hatte ihr Plan wirklich funktioniert. Paul erwiderte nichts auf ihren Kommentar. Ihm gingen andere Dinge durch den Kopf. Jubelstadt war hinüber, von Team Galaktik war sicherlich auch nicht mehr viel da. Das Schlimmste war, dass es ihn an Schleiede erinnerte. Er war machtlos, vollkommen hilflos hatte er da gestanden und sich auch noch von diesem Mädchen retten lassen müssen. Wieder hatte er nichts tun können, es war genau wie in seiner Heimatstadt. Wenn er hierbei noch gestorben wäre, hätte er wenigstens dasselbe Schicksal wie sein Bruder geteilt. Doch was war nun? Was sollte er jetzt machen? Überall gab es nur noch Zerstörung und er konnte nur zusehen. Was brachte das alles? Wieso hatte er überlebt, wenn er sowieso nichts ausrichten konnte? „Wir sollten die anderen suchen.“, kam es plötzlich von Lucia und sie blickte Paul ernst an. „Denkst du wirklich, dass die genauso viel Glück hatten?“, meinte er gleichgültig. Lucia fasste es einfach nicht. Was war nur los mit ihm? Sie konnte ihn vielleicht nicht verstehen, aber er war doch nicht der Typ, der einfach aufgab. Langsam aber beständig erhob sich Lucia, bis sie fest mit beiden Beinen auf dem Boden stand. Wütend blickte sie zu Paul hinab. „Jetzt hör mal zu. Wenn wir überlebt haben, dann haben es die anderen vielleicht auch. Jetzt reiß dich mal zusammen! Hier geht es nicht nur um dich oder um deinen Bruder oder was du auch immer für idiotische Pläne verfolgst. Gerade ist eine Stadt einfach so zerstört worden, bedeutet dir das denn gar nichts?!“, schrie sie ihn an. Paul wandte seinen Blick von ihr ab. War es ihm egal? Bedeutete ihm die Zerstörung dieser Stadt etwas, ging es ihm nahe? „Trauerst du auch gar nicht um Schleiede? Deine Heimatstadt wurde vielleicht nicht so dem Erdboden gleich gemacht wie Jubelstadt hier, aber hast du nicht Angst, kein zu Hause mehr zu haben?!“, Lucias Stimme versiegte allmählich. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Zum ersten Mal dachte sie an ihr eigenes zu Hause. Wie es wohl ihrer Mutter ging? Ob bei ihr alles in Ordnung wäre oder vielleicht machte sie sich auch tierische Sorgen um sie? Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was es für ein Gefühl sein musste, sein zu Hause und auch seine Familie für immer zu verlieren. Paul betrachtete sie, wie sie so da stand und sich gerade die aufkeimenden Tränen aus den Augenwinkeln wischte. Es war erbärmlich und doch hatte er das Gefühl, dass in ihren Worten mehr lag. Als er seinen Bruder hatte sterben sehen, war sein erster Gedanke Wut gewesen. Wut darüber, dass er für die Arenaleiterin Hilda gestorben war und das auch noch umsonst. Dieses Mädchen hier war wirklich irgendwie genauso. Doch das war keine Naivität, wie er zuerst annahm, es musste etwas anderes sein, denn sein Bruder war auch nicht naiv gewesen. Viel mehr kämpfte er für das, was er erreichen wollte. Das hatte Paul immer an seinem Bruder bewundert. Er war so stark und erfolgreich gewesen, aber es war nicht das, was er gewollt hatte. Er hatte Züchter werden wollen, also war er nach seinen ganzen Arenakämpfen auch Züchter geworden. Aber was wollte er selbst? Wollte er einfach nur besser sein als Reiji? Kämpfte er nur, um stärker zu werden? Was war ihm eigentlich wichtig, warum trat er diese ganzen Reisen überhaupt an? Um sich etwas zu beweisen oder vielleicht sogar, um seinem Bruder etwas zu beweisen? Es gab nur eines, was er wusste. Seit dem Tod seines Bruders spürte er eine gewisse Leere in seinem Leben. Er konnte sie nicht erklären, er wusste nicht, wieso sie auf einmal da war und auch nicht, wie er sie wieder los werden oder füllen könnte. Wusste dieses Mädchen vielleicht die Antworten? „Dann suchen wir eben deine Freunde.“, murrte Paul schließlich und versuchte ebenfalls aufzustehen. Lucia blickte ihn doch ein wenig überrascht an, aber sie war glücklich, diese Worte von ihm zu hören. Doch Paul hatte sichtlich Probleme, sich zu erheben. Er hockte auf einem Knie und versuchte sich mit dem anderen Bein hoch zu drücken, doch er verlor beinahe das Gleichgewicht. Lucia griff nach seinem Arm und glich damit seine fehlende Balance aus. Sie stellte sich neben ihn und gab ihm Halt. „Du kannst es nicht lassen, was?!“, grummelte er sie an. „Nein.“, sie lächelte ihm frech entgegen. Dieses Mal konnte er sich ihr auch nicht widersetzen, also musste er es zulassen, dass sie ihm beim Gehen half. Aber immerhin kamen sie so Schritt für Schritt vorwärts. Sie traten aus dem Schatten der Schiffstrümmer. Zum ersten Mal konnte sie einen Blick über die Weite der Stadt werfen. Es sah noch schlimmer aus, als sie zunächst dachten. Hier gab es wirklich rein gar nichts mehr, nur noch Ödland, grau und staubig. Lucias Hoffnung schwand mit jedem Moment, den sie dieses Szenario betrachtete. Ob sie ihre Freunde wirklich wieder sehen würde? „Sieh mal, da vorne.“, vernahm sie plötzlich Pauls Stimme an ihrem Ohr und folgte seinem Blick. Er deutete auf das Luftschiff, welches in der Mitte durchgebrochen und von Steinen an vielen Stellen zermalmt worden war. Sie erkannten ein paar der Crew-Mitglieder, die blutüberströmt oder sichtlich ungesund zerdrückt in irgendwelchen Wrackteilen des Schiffes lagen. Doch Pauls Augenmerk lag auf etwas anderem. Mitten in den Wrackteilen erblickten sie rote-weiße Kugeln, die nun auf dem Boden lagen. Es waren Pokébälle. Hoffnungsvoll bewegten sie sich dorthin und nahmen die Pokébälle auf. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein.“, meinte Lucia und starrte die Pokébälle in ihren Händen an. Paul hielt sich jedoch nicht mit Sentimentalitäten auf und befreite stattdessen lieber die Pokémon, um zu überprüfen, ob es wirklich ihre wären. Doch tatsächlich war dem so. Zwar mussten sie ein paar Bälle gegenseitig austauschen, aber alle ihre Pokémon waren da. „Bin ich froh, dass ich euch alle wieder habe.“, strahlte Lucia und verstaute ihre Pokébälle sicher in ihrem Rucksack. „Jetzt können wir weiter.“, stellte Paul fest. Lucia nickte, so machten sich die beiden auf den Weg, um nach weiteren Überlebenden zu suchen. Sie durften die Hoffnung nicht aufgeben, jetzt erst recht nicht. Gary torkelte durch die Ruine des Firmengebäudes. Nur der Gedanke, wenigstens noch seine Freunde leben zu finden, trieb ihn vorwärts. Er musste Turtok zurücklassen, seinen Pokéball hatte er neben seinem Freund niedergelegt, er brauchte ihn nicht mehr. Mit schwachen Schritten ging er immer weiter, voller Hoffnung, Trauer und Angst. Ja, er hatte Angst davor, seine Freunde in einem Zustand vorzufinden, den er nicht sehen wollte und vielleicht auch nicht mehr ertragen könnte. Was musste er noch alles durchmachen? Was hatte ihn überhaupt dazu bewegt, hier zu sein? Doch irgendwas in ihm weigerte sich, einfach aufzugeben. Er war noch nicht am Ende seines Weges angelangt. Er hatte keine Ahnung, wo genau er sich befand und wo er überhaupt suchen sollte. Hier sah ein Stein wie der andere aus, aber merkwürdigerweise war genau hier im Raum unter der Explosion noch am meisten zu erkennen. Die restlichen Gebäude der Stadt waren einfach zu Staub zerfallen, doch hier war alles in sich zusammengefallen, als wenn es ein riesiges Erdbeben gegeben hätte. Gary stützte sich an einem größeren Trümmerbrocken ab, um kurz zu pausieren. Er schnappte nach Luft und ließ für einen Moment den Schmerz in seinen Gliedern zu, damit er im nächsten wieder vergehen konnte. Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, durchsuchte er wieder seine Umgebung. Er hatte sogar den Eindruck, jemanden zu sehen. Behutsam näherte er sich dem vermeidlichen Menschenkörper. Doch schnell erkannte er die Person, die er entdeckt hatte. Blut lag überall um sie herum und der größte Teil ihres Körpers lag unter einer Steindecke. Noch ein Opfer. Doch ihr Gesicht lag frei und er konnte es deutlich identifizieren: es war Pokémon-Jägerin J, die dort so leblos unter den Trümmern lag, den freien Arm von sich gestreckt und ihren Kopf so weit zur Seite liegend, dass sie den kleinen Felsen neben sich anstarrte. Gary wandte seinen Blick wieder ab. Zwar gab es keinen Grund, um sie zu trauern, aber es war einfach kein schöner Anblick und nicht einmal sie hatte so ein Schicksal verdient. Sein folgender Weg war mit weiteren Opfern gepflastert. Er erkannte die Professoren wieder, die ihnen entgegen gehetzt waren, weil etwas schief gelaufen war, und die Team Galaktik Mitglieder, die sie begleitet hatten. Gary war von Leichen umgeben, von Menschen, die er nicht kannte und gegen die er gekämpft hatte, aber das war dennoch nie das, was er gewollt hatte. Gary war wirklich kurz davor, einfach hier und auf der Stelle zusammenbrechen und einfach nichts mehr zu tun. Was war denn nun schon alles passiert und was hatte er alles nicht tun können?! Doch in diesem Moment hörte er eine Stimme. Einen verzweifelten Ruf, der jedoch wieder nur das nächste Opfer ankündigte. Aber es war das Zeichen eines Überlebenden. „Bitte mach doch die Augen auf!“, rief sie verzweifelt, doch er antwortete nicht. Bittere Tränen liefen ihr bereits über die Wangen, aber auch sie vermochten nicht den Körper vor ihr dazu zu bringen, die Augen aufzuschlagen. Nichts würde ihn dazu bringen, denn es war vorbei, er war tot. „Silvana.“, die Arenaleiterin vernahm eine bekannte Stimme hinter sich und drehte ihren Kopf zu der sich herannähernden Person um. Gary trat zu ihr und blickte in ihre feuchten Augen. „Er- er ist tot.“, schluchzte sie. Gary sah zu dem Körper herab, vor dem Silvana kniete. Wie nicht anders zu erwarten war, erblickte er den Pokémon-Ranger Jackie an ihrer Seite. Sein Körper war blutüberströmt, überall hatte er schwere Verletzungen erlitten, vermutlich hatten sogar Gebäudeteile auf ihm gelegen, die Silvana beiseite geschafft hatte. Doch sie hatte ihm nicht mehr helfen können. „Aber wenigstens bist du noch am Leben.“, versuchte Gary das Positive an der Situation zu sehen und legte sanft seine Hand auf ihre Schulter. „Ja, aber nur- nur weil er mich beschützt hat.“, schluchzte sie weiter und krallte sich in Garys Hemd. Haltlos weinte sie weiter und schließlich kniete sich Gary zu ihr runter und nahm sie tröstend in den Arm. Er selbst weinte merkwürdigerweise nicht. Irgendwie war ihm nicht danach. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht deswegen. Es war einfach alles so schrecklich, so viel konnte kein einzelner Mensch betrauern. Doch er würde Silvana etwas Zeit geben, sie sollte ihre Tränen für Jackie ausweinen dürfen. „Gary!“, er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit er Silvana gefunden hatte, doch die Stimme, die seinen Namen rief, holte seine Gedanken wieder an diesen Ort zurück. Er löste sich von Silvana, die sich schniefend den Rest ihrer Tränen wegwischte. Diese Stimme war keine Einbildung gewesen, es musste noch jemand überlebt haben. Gary und Silvana versuchten die Herkunft der Stimme auszumachen und schnell entdeckten sie zwei Personen, die sich ihnen näherten. Es waren Lucia und Paul! „Ihr habt es auch geschafft.“, meinte Lucia erleichtert, als sie die beiden erreicht hatten. „Es freut mich auch, euch wieder zu sehen.“, Garys Aussage galt selbst für Paul. „Ist denn alles in Ordnung mit dir?“, fragte Silvana besorgt an diesen gewandt, der sich immer noch an Lucia gestützt hielt. Paul nickte nur stumm, es könnte schlimmer sein. „Habt ihr die anderen schon gefunden?“, wollte Lucia nun mit einem besorgten Ton in der Stimme wissen. „Nun ja.“, Gary trat einen Schritt zur Seite und gab damit den Blick auf Jackie frei. Mehr musste nicht gesagt werden. „Die anderen hatten sich in den Radioturm begeben. Dort sollten wir als Nächstes hin.“, meinte Gary und alle waren einverstanden. Gemeinsam und immerhin schon zu viert setzten sie ihren Weg durch die Trümmerlandschaft fort. Keiner sagte etwas, denn was sollte auch gesagt werden. Der Weg schien in dieser Einöde ewig lang zu sein, doch bald erblickten sie etwas, was einmal der Fuß des Radioturms gewesen sein könnte. Mit jedem Schritt, den sie sich näherten, wurden die Umrisse von zwei Gestalten immer deutlicher. Doch zwei war leider weniger, als sie gehofft hatten. „Geht es Professor?“. „Ja, ich danke Ihnen. Ohne Sie hätte ich das hier wohl nicht überlebt.“, gab Prof. Eibe dankbar zurück. Er ließ sich aus den Trümmern aufhelfen. Sein linker Arm war verletzt, vermutlich gebrochen, doch ansonsten schien ihm nichts Auffälliges passiert zu sein. „Wenigstens konnte ich Sie retten. Solana und Zoey hatten leider nicht so viel Glück.“, der Pokémon-Ranger blickte betrübt ein paar Meter weiter. Prof. Eibe folgte seinem Blick. Solana lag zwischen zwei Gebäudeteilen, ihre Augen waren geweitet und leer. Ein Stück daneben lag Zoeys Körper in einer großen Blutlache. Sie lag schief auf Felsenstücken und eine blutbespritzte Glasscheibe ragte aus ihrer Brust heraus. Als das Gebäude um sie herum zusammen gebrochen war, hatte jeder für sich selbst reagiert. Primo hatte sich um den Professor und Solana sich um Zoey gekümmert. Es war offensichtlich, wer den besseren Schritt gemacht hatte. „Hey, kommt da nicht jemand?“, stellte Primo prüfend fest, als er glaubte, Personen aus Richtung des ehemaligen Firmengebäudes auszumachen. „Sie haben Recht.“, stimmte auch Prof. Eibe zu. „Professor, Primo!“, rief ihnen da bereits einer der Gruppe entgegen und machte eine ausschweifende Bewegung mit dem Arm. „Hey, Gary!“, Primo winkte zurück. Die vier näherten sich den beiden weiteren Überlebenden, bis sie schließlich vor ihnen Halt machten. „Ihr habt es auch geschafft.“, Primo hatte ein erleichtertes Lächeln aufgelegt, mit welchem er Gary bedachte. „Zoey und Solana?“. Primo schüttelte nur mit dem Kopf und deutete auf die Stelle, an der die beiden Frauen lagen. „Nein!“, rief Lucia ungläubig, doch sie hatte Zoey bereits entdeckt. Kraftlos sank sie auf die Knie, auch Paul konnte sie nicht halten. Einen Moment später musste er sich daher ebenfalls neben sie sinken lassen. „Nicht auch noch Zoey.“, rief Lucia und ließ ihren Tränen freien Lauf. Noch nie hatte sie Tote gesehen und jetzt musste sie sogar eine gute Freundin betrauern. „Dieses Ausmaß hatte wohl niemand erwarten können, nicht einmal Team Galaktik.“, sagte Prof. Eibe. Wie Recht er doch damit hatte. Team Galaktik hatte sich selbst gerichtet. Alle hochrangigen Mitglieder mussten sich ebenfalls in den Gebäuden oder zumindest in der Stadt aufgehalten haben, wenn sie Dialga und Palkia wirklich hatten fangen wollen. Sie hatten buchstäblich selbst ihr Grab geschaufelt. Ihr Größenwahnsinn hatte seine Strafe gefunden, doch zu welchem Preis nur?! ~~~ Preview chapter 19: Maike und Drew versuchen, die geschehenen Ereignisse zu verkraften, doch dieser Schrecken ist nur schwer zu ertragen. Da erhalten sie eine Nachricht von Ash: Gary hat offenbar einen Plan und ruft alle zu einer erneuten Zusammenkunft zusammen. Zu Lesen in Kapitel 19 ‚Zurück in Alabastia’, upload-Termin ist der 20.05.09 See ya ;) Kapitel 19: Zurück in Alabastia ------------------------------- ~ Kapitel 19 ~ Kanto, Zinnoberinsel Koga saß im Schneideritz auf einem Felsen und blickte auf das Meer hinaus. Am anderen Ufer läge Alabastia, wenn es die Stadt noch geben würde. Doch das war ein Sieg, den sie bereits errungen hatten, seither war nicht mehr viel passiert, an dem beteiligt gewesen wäre. Koga wollte endlich wissen, was Giovanni hier auf der Zinnoberinsel plante. Zu seinem Ärgernis gab der Team Rocket Boss nicht allzu viel Preis. Es interessierte nur allzu sehr, was für eine Art von Macht dieser Mann anstrebte und was für ihn dann dabei raus springen würde. Doch er würde sich schon sein Stück vom Kuchen nehmen, da konnte Giovanni sich sicher sein. „Wie siehst du das?“, Koga hielt sein Funkgerät an sein Ohr und hatte genau über dieses Thema mit einem Leidensgenossen diskutiert. „Im Moment ist es mir recht egal, was dieser Mann nun plant, aber hier soll endlich was passieren!“, kam die mürrische Antwort von Major Bob. „Mir ist hier stinklangweilig. Das Kraftwerk ist fertig und jetzt darf ich hier Wache schieben. Ich frag mich wirklich, wozu er so viel Strom braucht.“. „In der Tat sehr merkwürdig.“, Koga überlegte einen Moment, er schloss für eine Sekunde die Augen, um sie dann wieder zu öffnen, „Er will wohl auf Nummer sicher gehen, nicht gestört zu werden, deshalb überlässt er uns diese sinnlosen Wachaufgaben. Aber genauso verdächtig finde ich es, dass Sabrina offensichtlich eine andere Aufgabe zugeteilt bekommen hat. Sie scheint mehr zu wissen als wir.“. Diese Tatsache ärgerte den einstigen Arenaleiter aus Fuchsania City am meisten. „Schon möglich. Vielleicht solltest du sie das einfach mal fragen? Ich gebe zu, dass ich noch kein einziges Wort mit ihr gewechselt habe seit wir hier sind, aber sie ist wohl auch nicht die Gesprächigste.“. „Das ist wahr, sie geht nämlich auch nicht an ihr Funkgerät.“. „Wir haben wohl keine andere Wahl, als das hier auszusitzen.“. „Ja.“, Koga gefiel das gar nicht, er hasste es, im Unwissen gelassen zu werden. Mit einem kurzen Knopfdruck beendete er das Gespräch dann einfach ohne Vorwarnung. Er wurde einfach nach getaner Arbeit abgeschoben, Sabrina wurde in Dinge eingeweiht, die ihn sicherlich auch interessierten und auf wen wartete er hier eigentlich? Wenn nicht bald etwas passierte, würde er andere Regeln aufstellen, nämlich seine Regeln! ~*~ Reunion – Zurück in Alabastia Oder: Es muss weiter gehen! ~*~ Hoenn, Prachtpolis City Maike hatte aufgehört zu weinen, doch sie und Drew standen immer noch auf dem Küstenhügel, inmitten der Zerstörung. Eine leichte Brise zog vorbei, keiner von beiden sagte etwas, so verstrichen die Momente. „Maike, ich muss dir noch etwas sagen.“, Drew durchbrach die Stille und löste die Umarmung, um Maike direkt anzublicken. Es gab noch etwas, was Maike nicht wusste und was er ihr nicht vorenthalten könnte, auch wenn er sie nicht noch trauriger stimmen wollte. „Was denn?“, Maike traute sich kaum nachzufragen. „Es geht um Solidad. Sie-sie ist in der Flutwelle ertrunken.“, es fiel ihm schwer, das zu sagen, doch diese Wahrheit war nun einmal nicht zu verbergen. Die genaueren Umstände würde er allerdings für sich behalten. „Nein!“, stieß Maike verzweifelt hervor, „Nein, das kann ich nicht sein. Ich dachte, sie wartet am Strand auf dich, da kam die Welle doch gar nicht hin. Sie kann gar nicht-“. „Sie kam zurück in die Stadt.“, schnitt Drew ihr das Wort ab, „Sie kam zurück, um Troy zu retten. Ich weiß nicht, warum sie nicht auf mich gewartet hat.“, Drew kniff bitter die Augen zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten. Er würde es selbst gerne verstehen, aber vermutlich hätte er genauso gehandelt wie sie, wenn es um Maike gegangen wäre. Er hätte auch nicht einfach nur warten können. Maike schluchzte. Sollte sie Solidad wirklich nie wieder sehen? Sie konnte sich das gar nicht vorstellen. Es war das erste Mal, dass ihr nun wirklich bewusst wurde, was alles auf dem Spiel stand, was sie einsetzten, um diesen Terror zu beenden. Sie könnten ihre Freunde verlieren, die Menschen, die sie liebten, und ihr eigenes Leben. Die Realität schien Maike mit einem Mal einen kräftigen Schlag ins Gesicht verpasst zu haben. Es war eine schwerwiegende Wahrheit. „Maike, wir sollten zu Troy gehen.“, sagte Drew behutsam. „Troy lebt noch?“. „Er ist nur vollkommen verzweifelt, weil er Solidad verloren hat.“. Maike blickte Drew ein wenig verständnislos an. „Solidad hat uns nur angegriffen, damit Team Magma Troy nichts antun würde. Sie haben sich geliebt.“. „Oh mein Gott.“, Maike hielt sich eine Hand vor dem Mund, um das Schluchzen und die erneuten Tränen zu unterdrücken. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Warum passierte das bloß? „Also lass uns zu ihm gehen.“. Maike nickte schwach. Lohgock nahm die beiden Koordinatoren wieder auf seine Arme und ließ sich von Drew den Weg zeigen. Er ging auch richtig in der Annahme, dass Troy immer noch in der Baustelle hockte und Solidad in seinen Armen hielt. Seine Tränen schienen schon lange versiegt zu sein, sein Stolloß und ihr Tauboss hatte er zurück gerufen und Solidads Augen hatte er mittlerweile auch geschlossen, er starrte nur noch in ihr schlafendes Gesicht. „Troy?“, Drew hoffte dieses Mal auf eine Reaktion von ihm. Und tatsächlich, Troy wandte langsam seinen Kopf zu seinem Ansprecher um, sein Gesicht war blass. „Wieso war sie hier?“, diese Frage hatte ihn die ganze Zeit über beschäftigt. Drew hatte ihm gesagt, sie wäre in Sicherheit und sie würde am Strand auf sie warten. Warum war sie dann hierher gekommen? „Sie wollte dich retten.“, gab Drew nur zurück. Troy wusste, dass er von niemandem eine bessere Antwort bekommen würde. Er hatte den Menschen verloren, den er liebte, damit musste er nun leben, egal wieso das passiert war. „Lass uns ins Pokémon-Center gehen, sie sollte nicht so mit Schlamm bedeckt sein.“, teilte Drew Troy den Vorschlag mit, den er unterwegs auch schon Maike gemacht hatte, damit sie sich waschen und ein wenig ausruhen könnten. Aber bewusst so, dass er es vorrangig auf Solidad bezog, denn Troy schien es egal zu sein, dass seine Kleidung sich mit Schlamm voll gesogen hatte. Er antwortete ihm auch nicht, doch einen Moment später erhob sich, mit Solidad auf den Armen. Zu Fuß wateten sie durch den Schlamm der Baustelle und ließen sich von Maikes Lohgock aus dem Krater helfen. Gemeinsam aber schweigend gingen sie bis zum verlassenen Pokémon-Center. Drew warf immer wieder einen Blick zu Maike, leises Schluchzen war zwischendurch von ihr zu hören, aber weinen tat sie nicht. Doch er sah ihr an, wie schrecklich der Anblick ihrer toten Freundin für sie war. Im Pokémon-Center schritt Drew hinter die Anmeldetheke, hinter der für gewöhnlich eine Schwester Joy ihre Besucher begrüßte, und nahm sich drei Zimmerschlüssel von der Wand. Einen gab er Troy, der nach einem kurzen Nicken sein Zimmer bereits aufsuchte. Den anderen hielt er Maike hin, doch sie zögerte, ihn anzunehmen. „Können wir uns ein Zimmer teilen und nacheinander duschen? Ich möchte- nicht alleine auf einem Zimmer sein.“, gab Maike ein wenig schüchtern zu. Sie hatte Angst, dass doch noch etwas passieren würde, vor allem wenn sie gerade unter der Dusche stünde, außerdem wollte sie bei Drew bleiben, er sollte sie jetzt nicht allein lassen. „Von mir aus.“, erwiderte Drew ein wenig überrascht und hing den überflüssigen Schlüssel zurück ans Schlüsselbrett. Eigentlich war ihm das auch ganz recht so, wenn er ehrlich war. Ihm war auch nicht danach, jetzt alleine zu sein, außerdem wollte auch er lieber mit Maike zusammen bleiben, wer wusste schließlich, was noch passieren würde. Maike rief noch ihr Lohgock zurück in dessen Ball, ehe sie gemeinsam auf ihr Zimmer gingen. Das Bad befand sich sofort rechts von dem kleinen Flur, der in den weiteren Raum führte, wo an der rechten Wand zwei Betten standen, die in den Raum hinein ragten und an der anderen Wand war eine kleine Sitzgelegenheit bestehend aus einem kleinen Rundtisch und zwei Stühlen eingerichtet. Maike ließ sich auf das Fußende des ersten Bettes sinken, „Du solltest zuerst duschen und deine Kleidung waschen.“. Drew hatte gerade die Zimmertür hinter sich geschlossen und blickte Maike kurz schweigend an, wie sie so da saß. Er entschied sich dagegen, mit ihr erst über die geschehenen Dinge zu sprechen. „Es wird auch höchste Zeit, dass ich aus den Sachen rauskomme, ich fühle mich schon wie eingepanzert.“, meinte er stattdessen und versuchte die Stimmung damit ein wenig zu lockern. Als Maike darüber schließlich schmunzeln musste, verschwand Drew mit einem leicht zufriedenen Lächeln im Bad. Maike ließ sich nach hinten fallen und starrte gegen die weiße Decke. Diese Ruhe war irgendwie merkwürdig. Doch ihr Adrenalin sank wieder, sie sollte auch ihre Gedanken ein wenig beruhigen. Sie sollten die Zeit, die sie hier hatten, nutzen, um ein wenig auszuruhen. Doch Maike wusste nicht, ob sie das könnte. Zwar fühlte sie sich mehr als erschöpft, aber es war so viel passiert. Und dann war da noch Drew. Sie hatte so große Angst um ihn gehabt und dann hatte sie Troy gesehen, wie er Solidad in den Armen hielt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Drew etwas passieren könnte, und doch war es wahrscheinlich. Es könnte jeden treffen, sogar sie selbst. Wie Drew wohl darüber dachte? Jedenfalls schien er sehr betroffen zu sein, er sah die ganze Zeit über so traurig aus. Ob noch etwas passiert war, von dem sie nichts wusste und er es ihr nicht erzählen wollte? Drew hatte die Badewanne gefüllt und seine Kleidung darin versucht zu waschen. Der viele Schlamm sorgte allerdings beim Ablassen des Wassers für eine ordentliche Verstopfung des Abflusses. Die Wanne würde er wohl nicht wieder sauber bekommen. Doch das interessierte ihn jetzt reichlich wenig. Seine nassen Klamotten hängte er einfach über die Heizung und sprang endlich unter die wohltuende, warme Dusche. Er spürte, wie sich seine Muskeln entspannten und die Anspannung allgemein merklich nachließ. Die Schmerzen, die die ganze Zeit über an seinem Körper gezerrt hatten, wurden erträglicher, bis er endlich die Schlaffheit und Erschöpfung bemerkte, die die Ereignisse ihm abverlangt hatten. Das Wasser konnte den Schlamm und die Schmerzen von seinem Körper abwaschen, doch was auf seinem Herzen lastete, vermochte es nicht hinfort zu spülen. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich verantwortlich für Solidads Tod, denn es war seine Entscheidung gewesen, die Flutwelle so früh zu starten. Hätte er noch gewartet, hätte Solidad vielleicht nicht sterben müssen und sie hätten die Situation vielleicht anders bewältigen können. Und dann die ganze Zerstörung in Prachtpolis City, die Groudon verursacht hatte. Team Magma und Team Aqua waren beide gnadenlos nieder gemetzelt und verbrannt worden, nur weil er Groudon frei gelassen hatte. Er kam sich schon so vor, als wäre er genau wie seine Feinde, grausam und rücksichtslos. War er wirklich so geworden? Hätte er nicht eine andere Lösung finden müssen? Drew schlug mit der Faust gegen die Fliesenwand, „Verdammt.“, murmelte er leise vor sich hin. Nein, er war nicht so wie die Befehlshaber dieser Teams, denn es gab einen großen Unterschied zwischen ihnen: er konnte seine Taten nicht so einfach ertragen. Sie belasteten sein Gewissen und er konnte sie definitiv nicht gut heißen. Doch das machte das Ganze nur noch schwerer. Maike schreckte hoch, als plötzlich die Badezimmertür aufging. Sie war beinahe auf dem Bett eingenickt und hatte schon befürchtet, jemand anderes hätte vielleicht das Zimmer betreten. Drew trat ihr in einem weißen Bademantel entgegen und hatte einen Erste-Hilfe-Koffer unterm Arm. Diesen stellte er auf dem Tisch ab und setzte sich selbst auf einen der Stühle. „Du kannst jetzt duschen. Deine Klamotten musst du allerdings im Waschbecken waschen, denn der Schlamm hat den Abfluss in der Wanne verstopft.“, meinte er zu ihr. „Ok.“, gab sie leise zurück. Doch unbewusst starrte sie Drew einige Momente an. Komischerweise sah er einfach nur stumm zurück. Maike fand, dass er irgendwie noch trauriger aussah als zuvor. Er war nicht mehr von Schlamm bedeckt, er sah nicht mehr so schrecklich und mitgenommen aus, aber sein Gesichtsausdruck wirkte so schwach und verletzt. Und wie er sie ansah. Als wenn etwas in ihm zusammenbrechen würde, wenn er den Blick abwendete. „Soll ich dir gleich den Arm verbinden?“, fragte sie auf einmal und durchbrach damit diese merkwürdige Stille zwischen ihnen. „Das wäre gut.“. Maike nickte noch kurz, bevor sie endlich aufstand und im Badezimmer verschwand. Drew schob sich den Ärmel von seinem Bademantel hoch und blickte auf seine Wunde. Sein ganzer Arm war rot und blau, es schmerzte, ihn nur Millimeter zu bewegen. Der Schlamm hatte der Wunde sicherlich nicht gut getan, das müsste sich eigentlich ein Arzt ansehen. Dumm nur, dass keiner in der Nähe war. Maike lehnte sich mit dem Rücken gegen die Badezimmertür und lauschte dem schnellen Klopfen ihres Herzens. „Oh Drew.“, sie hätte ihn die ganze Zeit über so ansehen können, wenn er sich dadurch besser fühlen würde. Sie wollte ihm helfen, ihn beschützen, alles für ihn tun. Auf einmal waren diese Bedürfnisse so stark. Es war also geschehen, sie hatte sich in ihren Rivalen verliebt. Ihr Herzklopfen war der Beweis dafür. Sie wollte nicht mehr ohne ihn sein. Deswegen würde sie weiter kämpfen. Für ihn, für sich und für eine Zukunft, die sie miteinander teilen konnten. Mit Erleichterung entledigte sie sich endlich ihrer Team Aqua Uniform, bevor sie ihre eigene Kleidung darunter waschen und ihrem Körper eine wohltuende Dusche gönnen konnte. Drew wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch er war froh, als Maike endlich wieder aus dem Badezimmer trat. Die ganze Zeit über hatte er nur auf das Bett gestarrt, auf dem sie gesessen hatte. Es war, als wäre sie einfach verschwunden, ohne ihn. Deswegen war es ein schönes Gefühl, als er wieder ansehen konnte. Maike hatte sich den zweiten Bademantel übergezogen und trug ihre Haare einmal offen. Sie sah wunderschön aus. „Dann zeig mir mal deinen Arm.“, meinte sie und setzte sich auf den freien Stuhl zu Drew. Kommentarlos legte er seinen freien Unterarm auf den Tisch. Maike musste kurz die Wunde anstarren, der Arm sah schrecklich aus. Aber sie sagte nichts dazu, sondern öffnete den Erste-Hilfe-Koffer und nahm sich Desinfektionsmittel und Wattebäuschchen raus. „Das wird sicher weh tun.“, meinte sie, als sie ein getränktes Bäuschchen über die Wunde hielt. „Mach einfach.“. Maike fing an, mit dem Desinfektionsmittel über die Wunde zu tupfen. Drew biss die Zähne zusammen, ein ziehender Schmerz durchfuhr seinen ganzen Arm. Maike ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, sie wusste, dass er nichts sagen würde und die Wunde musste wenigstens ein wenig behandelt werden. Nach der Anwendung von drei Wattebäuschchen entschied Maike, den Arm endlich zu verbinden. Mehr konnte sie nicht tun. Behutsam wickelte sie die weiße Bandage um den Arm, auch wenn sie sich kaum traute, ihn anzufassen. Jede Berührung musste ihn schmerzen. Auf einmal legte Drew seine Hand auf die Ihre, als er merkte, dass sie immer langsamer vorging, denn er schaffte es einfach nicht, das Gesicht nicht ein wenig vor Schmerz zu verziehen. Überrascht blickte Maike ihn an. „Du tust mir nicht weh.“, meinte er zu ihr. „Drew.“, er nickte, also machte sie weiter. „Fertig.“, atmete sie schließlich erleichtert aus. Drew musste zugeben, dass sich der Arm nun besser anfühlte. „Danke.“, Maike hörte dieses Wort selten von ihm, aber wie er es jetzt sagte, klang es erst recht merkwürdig. Es lag so eine Schwere in diesem einen Wort. „Warum siehst du so-“, sie wollte endlich eine Antwort dafür haben, warum seine Augen so traurig aussahen, doch sie durfte diese Fragen nicht stellen. Drew hatte es verhindert. Er hatte sich kurzerhand nach vorne gebeugt und ihre Lippen mit einem Kuss versiegelt. Er wollte diese Frage nicht hören, denn er wollte ihr darauf nicht antworten. Da er sie auch nicht länger so ansehen konnte, war das seine einzige Möglichkeit gewesen. Kurz trennten sie sich von einander, doch ihre Gesichter blieben in Zentimeterabstand stehen. Keiner konnte etwas sagen. Sie mussten nichts sagen, denn es gab Dinge, die nichts ausgesprochen werden wollten und Dinge, die nicht ausgesprochen werden mussten. Maike spürte, wie ein Glücksgefühl in ihr aufstieg. Sein Kuss war so sanft und liebevoll gewesen. Er empfand dasselbe wie sie. Also schenkte sie ihm als Antwort ebenfalls so einen Kuss. Sie rutschte auf seinen Schoß und umarmte ihn, jetzt wollte sie ihn erst recht nicht mehr los lassen. Drew umfasste sie ebenfalls und von ihren Küssen beflügelt, hob er Maike, trotz des verletzten Arms, ins Bett, welches ihnen am nächsten war. Er legte sie nieder und blickte ihr erneut in die Augen. Er glaubte, ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen zu erkennen. Sie öffnete den Knoten seines Bademantels und streichelte seine Brust. Als er sich zu ihr runter beugte, schoben ihre Hände den Mantel über seine Schultern und ruhten auf seinem Rücken. Seine Lippen küssten dafür ihren Hals, ihre Brust, eröffneten sich den Weg bis zu ihrem mittlerweile frei gelegten Bauchnabel und wieder zurück bis zu ihren Lippen. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich. Die Welt schien stehen zu bleiben oder sich ohne sie weiter zu drehen. All die Sorgen, die Zerstörungen, nichts von Bedeutung schien jetzt noch Geltung zu haben, es gab nur sie und ihn und das Glück, das sie in der Nähe und der Berührung des anderen spürten. „Drew.“, keuchte Maike auf, als der letzte Kuss endete. Fragend blickte er ihr in die Augen. „Lass mich nie mehr allein.“. „Ich werde immer bei dir bleiben.“, diese Worte besiegelte er mit einem weiteren, leidenschaftlichen Kuss, bevor sie mehr miteinander teilten, als sie es je erwartet hätten. Sinnoh, ehemals Jubelstadt Die Trauer stand jedem ins Gesicht geschrieben. Lucia kauerte immer noch am Boden, doch ihre Tränen waren mittlerweile versiegt. Aber es war offensichtlich, dass sie Zoeys Tod noch nicht so wirklich realisieren konnte. Die Realität hatte sie nun endgültig eingeholt. Dies hier war kein einfacher Kampf mehr, es glich einem Krieg. Es hieß Kämpfen oder Sterben oder sich einfach Unterwerfen, doch egal wofür man sich auch entschied, es hätte immer noch mehr Leid zur Folge. Prof. Eibe hatte sich nachdenklich auf einen Felsen gesetzt, Primo saß in einer hockenden Position und starrte den Boden vor sich an, es ging ihm sichtlich nahe, seine beiden Kollegen und Freunde verloren zu haben. Was in Pauls Kopf vorging, konnte man nicht mal erahnen, aber auch an ihm schienen die Ereignisse nicht einfach so vorbei zu gehen. Bei Silvanas Anblick fragte sich Gary, wie viele Arenaleiter in Sinnoh eigentlich noch am Leben waren. Waren sie alle nur vertrieben worden und wurden sie auch wie Silvana verfolgt und sollten ausgemerzt werden? Gary wollte ihr diese Frage nicht stellen, denn die Antwort würde ihn vermutlich nur weiter belasten. Doch jetzt wäre es vorbei, in Sinnoh war das Schlimmste überstanden, um den Rest würde sich Cynthia kümmern, da war sich Gary sicher. Eines gab es noch zu tun. Gary schaltete seinen PokéCom ein, er schuldete jemandem noch einen Rückruf. Das Klicken der Tasten machte auf ihn aufmerksam. Mit fragenden Blicken sah jeder zu Gary auf. „Ash? Ich bin’s.“, meldete er sich, als jemand am anderen Ende der Leitung abgenommen hatte. „Bin ich froh, dass du endlich anrufst! Warum hat das so lange gedauert?“, ungeduldig wie immer schallte ihm Ashs Antwort entgegen, aber Gary hörte seinem Freund auch an, wie besorgt er war. „Ash, habt ihr noch was zu erledigen?“, fragte Gary allerdings seine Frage ignorierend. „Wir wollten uns jetzt auf den Weg zur Zinnoberinsel machen.“. „Macht euch bitte auf den Weg nach Alabastia.“. Schweigen. Ash war offenbar irritiert von dieser Aussage, aber Gary hatte in den vergangenen Minuten, die sie hier nur stillschweigend gesessen hatten, gut darüber nachgedacht. Aufgeben konnte er nicht. Er hatte zwar schon so viel verloren, aber alle wären umsonst gestorben, wenn er jetzt nicht weiter kämpfen würde. Für diesen Weg hatte er sich entschieden und er würde ihn zu Ende und er wusste, dass auf jeden Fall Ash genauso dachte. Aber für ihr weiteres Vorgehen brauchten sie einen Plan. Es wäre zu gefährlich, sich auf der Insel zu treffen, da sie nicht wussten, wie gut Team Rocket dort organisiert war. Also wollte er vorschlagen, sich in Alabastia zu treffen und von dort aus gemeinsam in die entscheidende Schlacht zu ziehen. Es sollte keine Opfer mehr geben, er wollte seine Freunde nicht auch noch an diese Sache verlieren. „Treffen wir uns dort?“, kam schließlich Ashs Gegenfrage. „Ja. Sag auch Maike und Drew Bescheid. Wir werden uns in Alabastia treffen und entscheiden, wie wir weiter vorgehen wollen, wir sollten nicht getrennt zur Insel gehen.“. „Ok, so machen wir’s.“. „Dann sehen wir uns.“, verabschiedete sich Gary bereits. „Gary?“. „Was ist denn noch?“. „Alles in Ordnung?“. Gary schwieg einen Moment. Was sollte er darauf jetzt antworten? Er könnte ihm weder die Wahrheit sagen noch lügen, also entschied er sich für die einfachste Alternative. „Nein.“. Erneutes Schweigen. Ash hoffte offenbar auf eine längere Antwort oder wusste einfach nur nichts darauf zu erwidern, aber auch Gary fand nichts weiter zu sagen. „Wir sehen uns.“, kam es nun von Ashs Seite und das Gespräch fand dadurch sein Ende. Gary steckte seinen PokéCom wieder ein und stellte sich den fragenden Blicken seiner Freunde. „Was hast du vor?“, Primo wagte es als Erstes zu fragen. „Ich werde zur Zinnoberinsel gehen und Team Rocket besiegen. Dieses Mal endgültig.“, harte Worte aus seinem Mund, aber sie ließen keinen Zweifel an der Entschlossenheit, zu seiner Entscheidung zu stehen. „Es hätte mich auch irgendwie überrascht, wenn du nicht an deinem Ziel festhalten würdest.“, meinte Prof. Eibe mit einem zustimmenden Nicken, „Du bist genau wie dein Großvater.“. „Hören Sie auf damit!“, fauchte er den Professor an, so dass dieser ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Irritation anblickte, „Ich bin nicht wie mein Großvater. Vielleicht werde ich mal so sein wie er, doch soweit ist es noch lange nicht. Ich regele die Dinge auf meine Weise.“. Er hatte es satt, ständig mit seinem Großvater verglichen zu werden. Er hatte diese Reise schließlich nicht angetreten, weil sein Großvater gestorben war oder weil dieser ihn als letzten Wunsch darum gebeten hatte. Er tat es aus freien Stücken, aus eigenem Willen und er würde es aus eigener Kraft schaffen oder durch die Konsequenzen untergehen. Außerdem wusste er doch überhaupt nicht, wie sein Großvater gewesen war, als er in seinem Alter steckte. Kannte Prof. Eibe ihn etwa schon so lange, um dies beurteilen zu können? Seines Wissens nach nicht. Es gab nur eine Person, die Samuel Eich noch aus seiner Jugend kannte und das war Agathe. Gary musste zugeben, dass er gehofft hatte, sie zu treffen, ihr würde er als Einzige den Vergleich zu seinem Großvater glauben. „Es tut mir Leid. Gehe deinen Weg, ich wünsche dir, dass du erfolgreich sein und wohlbehalten zurückkehren wirst.“. Gary nickte dem Professor zu. Genau das wäre der optimale Ausgang seines Plans. „Ich wusste ja schon immer, dass du sehr ehrgeizig bist, aber damit übertriffst du wirklich alle Erwartungen. Du hast meinen größten Respekt. Ich hoffe, dass wir uns wieder sehen werden.“, kam es nun auch von Primo, der sich aus seiner hockenden Position erhob und Gary leicht angrinste. Er musste sich eingestehen, dass er selbst nicht wusste, wie er noch weiter kämpfen sollte und bewunderte Gary dafür, dass dieser noch Kraft und Hoffnung hatte, an seinem Ziel festzuhalten und weiter zu machen. „Du wirst es bestimmt schaffen.“, pflichtete auch Silvana ihren Vorrednern bei. „Ohne dich wäre bestimmt noch Einiges anders. Schlimmer. Nimm all deine Kraft zusammen und beende den Schrecken, den diese Welt befallen hat.“. „Ich danke euch.“, Gary wusste wieder, woher er seine Kraft nahm. Es gab genug Menschen, die hinter ihm standen und deren einzige Hoffnung er noch war. Wenn er aufgab, dann würde er die Hoffnung vieler Menschen mit sich reißen. Er kämpfte nicht nur für sich oder für seine Freunde. Er kämpfte für die Welt, in der sie alle leben wollten. „Ich möchte mitkommen.“, überraschte Blicke wanderten nun zu Lucia. Die junge Koordinatorin hatte sich erhoben und blickte Gary aus geröteten aber entschlossenen Augen an. „Bist du sicher? Es könnte noch schlimmer werden als hier. Ich weiß nicht, was uns im Kampf gegen Team Rocket erwarten wird. Hast du dir das auch gut überlegt?“, Gary blickte sie seinerseits eindringlich an. „Ich bin mir sicher.“. „Aber Lucia, denkst du wirklich, dass du schon reif dafür bist? Wäre es nicht besser, wenn du nach Hause gehen würdest, deine Mutter macht sich sicher große Sorgen um dich.“, gab Prof. Eibe zu bedenken. „Ich kann nicht nach Hause. Ich gebe zu, ich bin zutiefst betroffen, wenn ich mich hier umsehe, aber ich weiß, dass ich etwas tun kann. Ich kann nicht zu Hause rumsitzen, wenn ich weiß, dass meine Freunde gerade gegen den Feind kämpfen. Professor, könnten Sie sich bitte um meine Mutter kümmern?! Ich würde sie zwar gerne sehen und wissen, wie es ihr geht, aber- ich habe meine Entscheidung getroffen. Bitte Gary, ich möchte dich und Ash begleiten.“. „Lucia, überleg es dir doch-“. „Einverstanden.“, fiel Gary dem Professor ins Wort. „Gary?“. „Sie hat es sich gut überlegt.“, gab er dem Professor zurück, „Du kannst mitkommen.“, er lächelte Lucia leicht an, „Ich bin froh über jede Unterstützung.“. „Auf mich kannst du zählen!“, Lucia erhob entschlossen die Faust. „Dann sollten wir uns auf den Weg machen, mit meinem Tauboss können wir nach Alabastia fliegen.“. „Gut.“, Lucia nickte Gary zu, doch da wandte sie sich plötzlich an Paul, „Komm auch mit.“. Eine Überraschung schien die nächste zu jagen, keiner erwartete von Paul irgendeine Aussage und so einen heroischen Aufbruch ganz sicher nicht. Doch Lucia blickte ihn fordernd an. Sein eigener Schock wich schnell einem prüfenden Blick, der in Lucias Augen nach dem Grund für ihre absurde Idee suchte. „Komm mit. Du wolltest doch gegen Team Galaktik kämpfen, jetzt hast du die Chance gegen Team Rocket anzutreten. Vielleicht erkennst du ja dabei, was du eigentlich willst. Außerdem denke ich, dass Reiji genauso gehandelt hätte.“. Paul starrte sie weiter an. Ihre Worte klangen so absurd und doch hielten sie die Hoffnung auf Antworten bereit. Was sollte er tun? Hier bleiben und so tun als wäre nichts geschehen? Sein Bruder war gestorben, sein Haus zerstört, an welchen Ort sollte er gehen? Hier hielt ihn nichts mehr, er hatte nichts zu verlieren. Vielleicht würde er in diesem Kampf wirklich das finden, wonach er schon die ganze Zeit über suchte. „Ich komme mit.“, gab er nüchtern zurück und erhob sich langsam. Ihm tat immer noch alles weh, aber die Pause hatte wieder Kräfte regeneriert, so dass er alleine stehen und gehen konnte. Diese Kraft würde er nutzen und in den Kampf ziehen. Wenn er zu schwach wäre, wäre der Tod die hinnehmbare Strafe. Doch er wollte nicht sterben. Nicht bevor er seine Antworten und sein Ziel gefunden hätte. Vielleicht würde er auch seinen Bruder besser verstehen lernen, wenn er mit diesen Leuten in den Kampf zog. Paul blickte von Lucia zu Gary. Die überraschten Blicke der anderen wurden ignoriert. Gary hielt dem Blick stand und trat ihm mit gleicher Intensität entgegen. „Na schön.“, er wusste nicht, was er von Paul halten sollte, aber vielleicht steckte ja mehr in ihm, als er selbst wusste. Außerdem schien Lucia ihm zu vertrauen, also würde er es auch riskieren. „Hast du ein Flug-Pokémon?“. Paul nickte und holte einen Pokéball hervor. Im nächsten Moment erschien ein Kramshef vor ihm. „Sehr gut. Tauboss, du bist dran!“, auch Gary ließ sein Flug-Pokémon frei. Da Tauboss geeigneter war, zwei Personen zu tragen, stieg Lucia also bei Gary mit auf, während Paul sich auf den Rücken seines eigenen Pokémon begab. „Tut mir Leid, dass wir euch hier lassen müssen.“, meinte Gary noch zu den anderen. „Mach dir um uns keine Sorgen, wir kommen schon klar. Jetzt funktioniert der Funk ja wieder, wir werden also schon irgendwo Hilfe herbekommen.“, gab Primo zurück, „Euch viel Glück.“. Alle bedachten ihre Hoffnungsträger noch einmal, bevor die beiden Pokémon sich in die Lüfte erhoben und schon bald nicht mehr zu sehen waren. Alle drei hielten ihren Blick in Richtung des Horizonts gerichtet, keiner sah nach unten auf die zerstörte Stadt. Diese würden sie hinter sich lassen, es galt sich auf das zu konzentrieren, was vor ihnen lag. Die untergehende Sonne kündigte das Ende dieses Tages an. Einerseits wirkte es beruhigend, denn die Kämpfe wären für heute vorbei und doch hatte dieser Anblick etwas Trauriges. Wie oft würden sie wohl noch einen Sonnenuntergang bewundern können? Diese Welt durfte ihren Glanz nicht für immer verlieren. Hoenn, Prachtpolis City Irgendwas piepte leise. Es piepte mehrmals. Maike stöhnte leicht, dieser Ton nervte und hatte sie aufgeweckt. Sie lag gerade so gemütlich auf Drews warmer Brust, gemeinsam eingewickelt in die beiden Bademäntel. Doch nach einigen Pieptönen fiel ihr ein, dass sie nur von einem PokéCom kommen könnten. Sie hatte keine Lust aufzustehen, doch wenn sie einer anrief, dann musste es wichtig sein, schließlich konnte nur ein bestimmter Personenkreis sie erreichen. Maike rutschte aus dem Bett, zog ihren Bademantel unter Drews Beinen hervor und zog ihn sich schnell über, bevor sie nach dem piependen Gerät suchte. Die PokéComs mussten noch im Badezimmer sein, wo auch noch ihre Klamotten lagen. Als Maike ihre Gürteltasche überprüfte, blinkte tatsächlich das Display ihres PokéComs und machte durch das Piepen auf einen eingehenden Anruf aufmerksam. Auf dem Display stand ‚Ash’. „Hallo Ash.“, schnell hatte sie das Gespräch angenommen, bevor Ash aufgegeben hätte. „Warum dauert das bei euch immer so lange, bis einer rangeht!“, beschwerte sich der Pokémon-Trainer als Erstes. „Entschuldige, man hat vielleicht auch noch was anderes zu tun!“, blaffte Maike genauso zurück. Was für eine Begrüßung. Außerdem hatte sie doch noch nie so lange zum Abnehmen gebraucht, also was beschwerte er sich eigentlich?! „Ist denn alles in Ordnung bei euch?“, wollte Ash schließlich wissen. „Uns geht es gut.“, auch Maikes Ton wurde wieder freundlicher, Ash hatte sich ja nur Sorgen gemacht. „Wie steht es mit Team Aqua und Team Magma?“. „Gibt es nicht mehr.“, das war die wirklich knappe Version der Ereignisse dieses Tages, aber mehr wollte Maike auch nicht dazu sagen. „Dann würdet ihr euch also auch bald auf den Weg zur Zinnoberinsel machen? Oder seid ihr etwa schon da?“. „Nein, wir sind noch in Prachtpolis City, wir wollten uns aber bald auf den Weg machen.“. „Es gibt eine Planänderung. Gary hat mich vorhin angerufen, er möchte, dass wir uns alle wieder in Alabastia treffen.“, erklärte Ash schließlich. „In Alabastia?“, Maike war doch verwundert darüber. Wieso ausgerechnet wieder da? Wieso wieder in seiner zerstörten Heimatstadt? „Er möchte, dass wir Morgen gemeinsam zur Insel reisen. Schafft ihr es noch heute Abend dorthin?“. „Das sollte zu machen sein. Es ist auch eine gute Idee.“, Maike war froh darüber, dass sie alle zusammen dorthin wollten, so würde sie alle ihre Freunde noch einmal sehen, bevor sie wohl in die letzte Schlacht ziehen würden. „Dann sehen wir uns dort. Bis dann!“. „Ja, bis dann.“, damit war das Gespräch beendet. Maike steckte ihren PokéCom wieder in die Tasche, das war wirklich eine gute Nachricht. Offenbar hatten sie es alle geschafft. Das war ein beruhigendes Gefühl. Als sie zurück ins Zimmer trat, hatte sich Drew mittlerweile ebenfalls mit dem zweiten Bademantel bekleidet und saß erwartungsvoll auf der Bettkante. „Wer hat angerufen?“. „Es war Ash. Gary will, dass wir alle nach Alabastia kommen, um Morgen früh von dort aus gemeinsam zur Zinnoberinsel zu reisen.“, gab Maike die wesentlichen Inhalte des Gesprächs wieder und setzte sich dabei neben Drew aufs Bett. Er legte einen Arm um ihren Körper und schenkte ihr einen zärtlichen Kuss. „Dann haben die anderen es also auch geschafft.“. „Sieht so aus.“, flüsterte Maike zurück. Im nächsten Moment ließ Drew von ihr ab und erhob sich, um ins Badezimmer zu gehen. Maike sah ihm ein wenig nachdenklich hinterher, bevor sie ihren Blick auf das zerknuddelte Bett richtete, in dem sie bis eben noch gemeinsam, Körper an Körper, gelegen hatten. Sie hatte immer noch das Gefühl, die Wärme seines Körpers auf ihrer Haut zu spüren, immer noch seinem Atem zu lauschen, der seinen Brustkorb leicht auf und ab schwingen ließ, während ihr Kopf darauf lag. Es war so wundervoll gewesen, ihn in seinem ganzen Sein zu spüren, dass sie sich nun fragte, ob sie die Situation nicht gegenseitig einfach nur ausgenutzt hatten. Sie waren beide am Ende ihrer Kräfte, körperlich sowie auch mental, sie wollten beide nicht alleine sein und wissen, dass jemand an ihrer Seite sein würde, egal was auch passierte. War das zwischen ihnen einfach nur passiert, um sich gegenseitig Trost zu spenden? Um die Situation einfach nur erträglicher zu machen? Maike wusste es nicht. Sie konnte nicht einmal sagen, was sie selbst darüber dachte. Sie wusste nur, dass sie es nicht riskieren könnte, Drew zu verlieren. Drew nahm seine mittlerweile trockenen Kleidungsstücke von der Heizung und zog sich an. Den Bademantel brachte er ordnungsgemäß in der Wäschetonne unter, die neben dem Waschbecken stand. Er stemmte seine Arme an den Waschbeckenrand und blickte sich selbst im Spiegel an. Er sah furchtbar aus. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals so blass und erschöpft ausgesehen zu haben und er fühlte sich einfach nur schrecklich. Und dass nicht nur wegen der Sache mit Team Aqua und Team Magma, sondern nun auch wegen Maike. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er hatte sie einfach geküsst, sie berührt und sie hatte sich nicht dagegen gewehrt, nichts dazu gesagt. Konnte sie es nicht, wollte sie es nicht? Doch hatte er ihre momentane Situation nicht ausgenutzt? Sie hatten beide viel durchgemacht, aber rechtfertigte das so ein Handeln? War es wirklich in Ordnung? War es einfach nur aus Verzweiflung heraus passiert oder war es wirklich mehr? Er sehnte sich zurück in ihre Arme und das nicht, um der Realität zu entkommen. Nein, es war einfach nur ein schönes Gefühl gewesen, sie zu berühren, sie zu küssen und sie zu spüren. Doch welche Bedeutung hatte das schon, vermutlich hatten sie sich beide einfach nur gehen lassen. Aber von nun an wäre es zwischen ihnen nie wieder so, wie es einmal war. Doch wer konnte momentan schon an sein altes Leben denken, wenn die Welt um einen herum in Zerstörung dahin raffte. Mit betrübter Miene wandte er sich von seinem Spiegelbild ab. Maikes Sachen waren auch bereits so gut wie trocken, sie könnten also bald aufbrechen. Mit schweren Schritten ging er zur Tür. Am besten wäre es wohl, das hier als einen nicht erwähnenswerten Zwischenfall abzustempeln. Maike sah zu Drew auf, als dieser wieder aus dem Bad trat. „Du kannst dich auch schon umziehen. Wir sollten dann mal nach Troy sehen.“, meinte Drew zu ihr und Maike nickte nur stumm. Troy hatte sie auch schon fast vergessen gehabt. Wie er wohl die vergangene Zeit verbracht hatte? Er war ganz allein, denn er hatte seinen geliebten Menschen in diesem Kampf verloren. Maike ging nun ebenfalls ins Bad und beeilte sich mit dem Umziehen, damit sie nach ihm sehen könnten. In der Zwischenzeit hatte Drew sogar das Bett wieder ordentlich hergerichtet und kam ihr mit dem Erste-Hilfe-Koffer entgegen, den er wieder zurück an seinen Platz im Badezimmer stellte. Das Einzige, was noch augenscheinlich von ihrem Aufenthalt hier zeugte, war die verschmutzte Badewanne und die gefüllte Wäschetonne. Maikes Magen durchzog ein merkwürdiges Gefühl, alles wirkte so surreal. „Wir sollten gehen.“, Drew war wieder aus dem Bad getreten und öffnete bereits die Zimmertür. Maike trat nach draußen auf den Gang, damit Drew den Raum wieder abschließen konnte. Die Sache zwischen ihnen schien einfach unter die Kategorie ‚nicht erwähnenswert’ einzuordnen zu sein. Vielleicht wäre es momentan einfach besser so. Doch vergessen könnte sie es nicht. Sie könnte Drew nie wieder so ansehen wie früher. Aber jetzt würde sie ohnehin am liebsten das Leid, welches sich immer noch in seinen Augen wieder spiegelte, einfach wegwischen, damit wenigstens wieder ein Stückchen an ihr an vorheriges Leben erinnerte. Doch ihr fiel nichts ein, was sie tun konnte. Sie konnte ihm nur stumm folgen. Als sie gemeinsam wieder die Eingangshalle betraten, trafen sie dort überraschenderweise Troy an. Drew hängte schnell den Schlüssel wieder ans Schlüsselbrett, bevor er und Maike sich ihrem Freund näherten. Er saß auf einem Sessel und blickte den toten Körper seiner Freundin an. Solidad lag mit einem weißen Bettlaken bedeckt auf einem Sofa neben ihm. „Troy?“, fragte Maike vorsichtig und blickte ihn an. „Ich habe sie gewaschen so gut es ging, aber ich kann ihren Anblick nicht mehr ertragen. Ich möchte sie einfach nur noch nach Hause bringen.“. „Wir wollen uns mit den anderen wieder in Alabastia treffen. Ich nehme an, du möchtest uns nicht begleiten?“, fragte ihn Drew. „Nein, ich kann nicht mehr kämpfen, ich weiß nicht mehr wofür.“, Troy blickte seine beiden Freunde an. In seinen Augen war deutlich zu erkennen, dass er alles verloren hatte, was ihm wichtig war. Sein Zuhause, seinen Vater, die Firma und nun auch noch Solidad. Mehr konnte ein Mensch kaum ertragen. Troys Wille und Kampfgeist waren gebrochen, er war nur noch ein trauernder Mann, der nicht mehr wusste, warum ausgerechnet er noch am Leben war. „Kommst du zurecht?“, fragte Drew weiter. Er klang dabei merkwürdig sachlich und Maike warf ihm bereits einen verwirrten Blick zu. „Ihr braucht euch um mich keine Gedanken zu machen. Wenn Solidads Tauboss wieder bei Kräften ist, werde ich sie von hier weg bringen. Aber wenn ihr wirklich euren Weg fortsetzen wollt, solltet ihr keine Zeit verlieren. Und eure Freunde warten doch auf euch.“. „Hoffentlich sehen wir uns mal wieder.“. „Das hoffe ich auch. Und ich hoffe ihr wisst, was ihr riskiert und was ihr aufzugeben bereit seid.“, Troy blickte Drew eindringlich an, dieser nickte entschieden. Troy nickte leicht zurück, „Ich wünsche euch viel Glück.“. „Danke. Lebwohl.“, Drew wandte sich ab und wollte gehen. „Aber Drew-“, Maike wollte widersprechen, sie konnten Troy doch hier nicht allein zurück lassen, aber Drew packte sie am Handgelenk und zog sie mit sich, bis sie das Pokémon-Center verlassen hatten. „Drew!“, rief sie mit Nachdruck und endlich hielt er an und ließ sie los. „Er kommt schon zurecht, wir können ihm nicht helfen.“, in Drews Stimme schwang tiefes Bedauern mit. „Du hast ja Recht, es fällt mir nur so schwer.“, Maike umfasste ihr Handgelenk, welches Drew festgehalten hatte. „Denkst du, dass wir das Richtige tun?“, fragte Drew sie plötzlich, ohne sie dabei anzusehen. „Wie meinst du das?“. „Ich rede von seinen Worten. Was sind wir bereit aufzugeben?“. Maike starrte schweigend den Boden an. Sie wusste, was sie nicht bereit war aufzugeben, dennoch lief sie Gefahr, es zu verlieren. „Ich weiß nur, was ich nicht aufgeben werde, aber vielleicht wird mich das später daran hindern, das Richtige zu tun.“. „Drew.“, Maike blickte ihn wieder an, auch wenn sie nur seinen Rücken anstarren konnte. Er selbst hielt den Kopf leicht gesenkt, es schien ihn sehr zu beschäftigen. Sahen seine Augen vielleicht deswegen immer noch so traurig aus? „Mir geht es genauso.“, meinte sie schließlich und erntete einen überraschten aber auch hoffnungsvollen Blick von ihm, „Vielleicht werden wir zu einem Punkt gelangen, an dem wir nicht das Richtige für unsere Sache tun, aber ich werde so handeln, wie ich mich entschieden habe. Und deswegen werde ich nach Alabastia gehen.“. Drew lächelte leicht, „Und ich werde dich begleiten.“. Maike hatte nichts anderes erwartet, denn er hatte es ihr doch versprochen. Er würde sie nie mehr allein lassen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Küste, wo Panzaeron treu auf sie gewartet hatte. Ein letztes Mal müssten sie die Dienste von Wibkes Pokémon in Anspruch nehmen. Ohne Prostest nahm es die beiden Koordinatoren auch wieder auf seinen Rücken auf und stieg mit ihnen in die Lüfte empor. So konnten sie noch einen letzten Blick auf die Stadt werfen, in der alles geendet hatte. Die Flammen waren fast vollkommen erloschen, nur noch Asche und Trümmer blieben zurück. Was sie zurückließen, waren sie bereit gewesen aufzugeben, doch was vor ihnen lag würde alles entscheiden. Irgendwo in Johto „Schau nicht so nachdenklich, das passt nicht zu dir.“. „Ob du’s glaubst oder nicht, auch ich mache mir ab und zu Gedanken.“, murrte Ash zurück. Gemeinsam mit Misty befand er sich wieder auf den Weg zurück in seine Heimatstadt, zurück nach Alabastia. Dort wollten sie sich mit Gary treffen. Glurak hatte sie in Mahagonia City abgeholt und flog sie beide nun zu ihrem Zielort. Misty saß hinter ihm und hielt sich an seiner Taille fest. Über seine Schulter hinweg konnte sie deutlich erkennen, wie bedrückt er wirkte und dass er offenbar über Einiges nachzudenken schien. „Rocko hat eine Familie, für die er sorgen muss, ich kann verstehen, dass er seinen Geschwistern versprochen hat, nicht mit in die große Schlacht zu ziehen.“, versuchte Misty Ashs Gedanken zu beruhigen. „Ich denke nicht nur an Rocko.“, gab Ash jedoch zurück, „Ich frage mich, ob bei Gary alles in Ordnung ist. Ich frage mich, wie es meiner Mutter geht und jetzt fliegen wir wieder nach Alabastia, ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt dorthin zurück möchte. Ich muss mir noch einmal diese ganze Zerstörung ansehen. Das zerstörte Labor von Prof. Eich und mein… mein zerstörtes Zuhause.“. „Ash.“, Misty bedachte ihren Freund mit einem besorgten Blick, so kannte sie ihn gar nicht. Aber es gab wirklich viele Dinge, um die sie sich sorgen konnten. Um ihre Familien, um alle Menschen, die noch von Team Rocket unterdrückt wurden, um ihre Freunde und um sich selbst. Sie riskierten ihr Leben. Würde ihnen etwas zustoßen, wären viele Menschen sicher sehr traurig. Zum Beispiel ihre Schwestern, Tracey oder Ashs Mutter. So einen Verlust wollte niemand erleiden, auch sie nicht. Sie wollte niemanden verlieren, der ihr lieb und teuer war, aber genau deswegen war sie ja hier. Diese Zerstörung und Unterdrückung musste ein Ende finden. „Ich weiß, wie du dich fühlst.“, meinte sie zu Ash. Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu. Ihre Augen bedachten ihn mit einem sanften Blick und ein leichtes, freundliches Lächeln zierte ihre Lippen. „Auch ich habe mein Zuhause verloren und habe Angst um meine Schwestern, aber wir kämpfen, damit niemand mehr leiden muss. Und wir werden es schaffen.“, in ihren Augen funkelte nun auch Entschlossenheit. Diese Entschlossenheit kannte er von ihr. Wenn Misty sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog sie es auch durch. Vielleicht sollte er sich wirklich nicht so viele Gedanken machen. Er hatte es selbst in der Hand, wie das alles hier ausgehen sollte. Er konnte seinen Sorgen hinterher hängen oder versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. „Pika-Pi!“. „Pickachu?“, Ash blickte zur seinem Freund hinunter, der vor ihm hockte. Auch er war Mistys Meinung. Sie kämpften dafür, dass niemand mehr leiden musste, niemand mehr sein Zuhause verlieren und niemand mehr in Angst leben müsste. „Misty.“. „Ja?“. „Ich bin froh, dass du an meiner Seite bist.“. Sie lächelte glücklich, auch wenn er nur starr nach vorne blickte. Er richtete seinen Blick entschlossen auf den Horizont, denn dort lag ihr Ziel, ihre Zukunft und ihre Hoffnung. In Alabastia hatte alles begonnen und sie würden es auf der Zinnoberinsel enden lassen! Kanto, ehemals Alabastia Tauboss und Kramshef landeten sanft auf der Hauptstraße, die durch Alabastia führte. Sie standen genau vor dem Hügel, auf dem einst das Labor von Prof. Eich gestanden hatte. Die drei Trainer stiegen von ihren Pokémon und riefen diese zurück. Lucia blickte sich geschockt und mit offen stehendem Mund um. „Gary?“. „Hmm?“. „Wurde die Stadt angegriffen, als alle Bewohner hier waren?“, Lucia fand die Zerstörung von Jubelstadt bereits grausam, aber die Stadt war zu dem Zeitpunkt wenigstens unbewohnt gewesen, von Team Galaktik mal abgesehen. Aber eine Stadt anzugreifen, in der unschuldige Menschen wohnten und nichts ahnend ihr Leben lebten, wäre einfach nur unmenschlich. „Sie haben einfach alles zerstört. Ob noch jemand in den Häusern war, war ihnen egal. Sie wollten einfach nur die Stadt vernichten, die ein Beispiel für das harmonische Zusammenleben von Menschen und Pokémon darstellte. Sie wollten das vernichten, wofür mein Großvater sein Leben lang gearbeitet hatte, denn deswegen stellte er sich nicht in ihre Dienste.“, erklärte Gary recht nüchtern. Er konnte es selbst kaum glauben. Als er die Bilder der zerstörten Häuser im Fernsehen gesehen hatte, war sein erster Gedanke gewesen, dass es sich nu um einen schlechten Film handelte. Doch ein paar Überlebende waren zu ihm gekommen. Sie hatten nicht einmal gewusst, wer sie angegriffen hatte, weil einfach alles so schnell gegangen war. Sie hatten einfach nur grundlos ihr Zuhause verloren und konnten froh sein, wenigstens noch ihr Leben behalten zu haben. Jedoch hatte keine Vorstellung, wie viele der anderen Bewohner auch dieses Glück teilen konnten. Gary brauchte auch Lucia nicht anzusehen um zu wissen, wie schockiert sie in diesem Moment die Stadt betrachtete. Genauso war es ihm auch gegangen, als er hier das erste Mal angekommen war. „Nicht nur in Alabastia ist es so gewesen.“, kam es von Paul. Gary und Lucia wussten, dass er Recht hatte. Schleiede war es nicht anders ergangen oder Teak City und sicherlich gab es noch weitere Städte, deren Bevölkerung einfach so vernichtet werden sollte, weil die Stadt an sich zu bedeutungsvoll war, um weiter zu existieren. Diese Organisationen befürchteten Gefahr, die von diesen Orten ausgingen, also mussten sie ausgelöscht werden. Doch Gary wollte seine Heimat nicht aufgeben. Es war noch nicht alles verloren. Und trotz der Zerstörung stand er schließlich immer noch hier. Team Rocket konnte seine Heimat zerstören, aber er würde nicht eher ruhen, bis er Team Rocket endgültig besiegt wusste. „Jetzt können wir erst mal nur auf die anderen warten.“. „Ja.“, stimmte Lucia ihm leise zu. Schon wieder warten. Doch es gab ihr einen kleinen Grund zur Freude. Endlich würde sie ihre Freunde wieder sehen, auch wenn sie sich andere Umstände gewünscht hätte. Lucia setzte sich auf ein Stück Wiese und starrte in den Himmel. Da Paul nichts Besseres zu tun wusste, legte er sich ein paar Meter von ihr entfernt ebenfalls ins Gras und schloss die Augen. Er würde die Zeit nutzten, um sich noch ein wenig auszuruhen. Derweil hatte Gary etwas anderes vor. Es war ihm recht, dass sonst noch niemand hier war. Zielstrebig stieg er den Hügel zum ehemaligen Labor hinauf. Zum zweiten Mal stand er in dem kaum noch erkennbaren Grundriss des Hauses, in dem er aufgewachsen war. Er hatte so viel Zeit hier verbracht und hier hatte er auch das wundervolle Zusammenleben mit den Pokémon entdeckt. Doch jetzt war von diesem Ort nichts mehr übrig als ein paar Steine. Sein Blick schweifte über den Grund, er entdeckte Teile eines Tisches, irgendwelche Metallplatten lagen in der Gegend herum und viele kleine Stücke von Pokébällen. Diese Frage hatte er sich schon beim letzten Mal gestellt: was war aus den vielen Pokémon geworden, die hier im Labor gelebt hatten? All die Pokémon der vielen Trainer, die ihre Reise hier in Alabastia begonnen hatten. Wenn die Bälle zerstört waren, waren die Pokémon wieder frei. Hoffentlich hatten sie sich in Sicherheit gebracht. Doch er machte sich Sorgen um seine Pokémon. Er hatte nicht alle mit nach Sinnoh genommen, damit er immer einen Grund hätte, nach Hause zurückzukehren. Gary richtete seinen Blick in den Garten. Ob dort wohl jemals wieder Pokémon spielen würden? Jetzt sah er nur umgestürzte oder abgebrannte Bäume, aufgewühlte Erde, der Teich war verschüttet, kein Ort mehr, an dem man leben wollte. Was war noch von seinem Leben übrig geblieben? Gary wusste, dass es noch nicht vorbei war. Aber er hatte einen Punkt erreicht, an dem er sich sagen wollte, dass er nicht mehr konnte. Wenigstens für einen Moment. Einen Moment dürfte er doch wohl schwach werden. Dieser Augenblick ließ ihn in den Trümmern auf die Knie sinken. Er starrte einen zerstörten Pokéball vor ihm an und schlug mit der Faust daneben auf den Boden ein. Er wollte keine Zerstörung mehr sehen und er vermisste Turtok und vor allem seinen Großvater. „Komm zurück.“, schluchzte er, bevor bittere Tränen aus seinen Augen drangen und auf den Boden tropften. Er konnte es nicht mehr zurückhalten, es war einfach an der Zeit, seine Verluste zu betrauern. ~~~ Preview chapter 20: Alle finden sich wieder in Alabastia ein. Jeder ist erschöpft und macht sich seine Gedanken über den bevorstehenden Kampf. Gary ist sich nicht sicher, wie es weiter gehen soll, doch er bekommt überraschenden Beistand, der ihm neuen Mut zusprechen kann. Green weiß nun über alles Bescheid. Silver hat ihr endlich von seinen Plänen erzählen können. Nun ist an ihr, ihr weiteres Vorgehen zu planen. Vor allem weil sie sich sicher ist, dass die anderen bald hier sein werden. Sie weiß jedoch nicht, dass Sabrina sie längst durchschaut hat… Zu Lesen in Kapitel 20 ‚Beistand aus der Vergangenheit’, nächster upload-Termin ist der 04.07.09 (Es tut mir Leid, dass der nächste upload-Termin erst im Juli sein wird. Doch aufgrund meiner schriftlichen Staatsprüfungen vom 15.-26.06. werde ich das FF-Schreiben in den nächsten Wochen überwiegend einstellen) See you then^-^/) Kapitel 20: Beistand aus der Vergangenheit ------------------------------------------ Johto, See des Lebens Die Blätter raschelten. Seichte Wellen zogen ihre Bahnen über die Wasseroberfläche. Eine Sekunde später schien die Zeit stehen zu bleiben. Ein helles, grünes Licht durchzog den Wald und eine Lichtkugel erschien über der Mitte des Sees. Allmählich wurde das Licht schwächer, bis es gänzlich verschwand und alles wieder in seinem gewohnten Antlitz zu sehen war. Suicune betrachtete erwartungsvoll das Spektakel. Auf diesen Moment hatte es gewartet. Es beobachtete, wie Celebi aus der verblassenden Lichtkugel erschien und es hatte jemanden bei sich. Denjenigen, den es in einer anderen Zeit für ihn suchen sollte. Behutsam schwebte das legendäre Pokémon mit seinem Reisegefährten ans Ufer. „Vielen Dank, Celebi“, der junge Mann mit den braunen Haaren lächelte seinen alten Freund freundlich an, bevor er sich an Suicune wandte, „Dir soll ich helfen?“. Suicune nickte einmal, bevor es sich niederkniete und dem jungen Mann deutete, auf seinen Rücken zu steigen. „Ok“, er nickte entschieden und stieg auf. Sofort machte sich Suicune auf den Weg. ~*~ Reunion – Beistand aus der Vergangenheit Oder: die Einsamkeit vertreiben ~*~ Kanto, ehemals Alabastia Lucia wusste nicht, wie lange sie schon warteten. Paul schien zu schlafen, jedenfalls hatte er seine Augen geschlossen und bis jetzt keinen Ton gesagt. Gary war auch noch nicht wieder zurückgekommen. Was er dort oben wohl trieb? Für ihn musste es doch ein schrecklicher Anblick sein, das zerstörte Labor seines Großvaters zu sehen, dennoch war er hierher gekommen und wollte ausgerechnet diesen Ort aufzusuchen. Vermutlich weil es immer noch sein Zuhause war, egal wie es hier auch aussah. Lucia gähnte einmal herzhaft, sie fühlte sich müde und erschöpft. Mittlerweile merkte sie allzu deutlich, dass die Anspannung, die Aufregung und all die Gefühle, die sich noch dazu mischten und die sie gar nicht alle aufzählen konnte, langsam abklangen. Die Erschöpfung spülte alles wenigstens für den Moment hinfort. Sie musste ihre Gedanken einfach mal verloren gehen lassen, denn im Augenblick konnte sie sich nichts Entspannenderes vorstellen, als an nichts zu denken. „Hey, Lucia!“, eine bekannte Stimme riss die junge Koordinatorin jedoch schnell wieder aus ihrer Gedankenlosigkeit. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung hatte sie auch die Herkunft der Stimme ausfindig gemacht. Sie erhob sich von der Wiese und winkte ihrer Freundin zurück, „Hallo Maike!“ Panzaeron landete sanft neben Lucia und ließ seine beiden Passagiere absteigen. Maike sprang sofort ab, um ihre Freundin zu umarmen. „Bin ich froh dich zu sehen. Hat Gary dich also in Sinnoh gefunden?!“ „Hey, du erdrückst mich ja“, stöhnte Lucia, musste jedoch auch leicht lachen. Diese Umarmung tat gut, es war schön auch wieder ein wohliges Gefühl zu empfinden. „Tut mir Leid“, Maike ließ verlegen von ihr ab, „Aber ich habe mir Sorgen gemacht. Garys Brief hatte dich nicht erreicht und dann hörten wir von diesen Trainerlagern in Sinnoh und-“ „Mir geht es gut. Ich bin auch froh, dass euch nichts passiert ist“, lächelte Lucia ihre Freundin an, bevor sie auch Drew diese Geste schenkte. Sie wusste, dass Maike ihn sehr gern hatte, auch wenn die beiden sich gerne mal stritten, doch er war ein guter Koordinator und ein guter Freund. Es hatte sie gefreut, gegen ihn bei einigen Wettbewerben antreten zu dürfen. „Sind die anderen noch nicht da?“, wollte Drew jedoch nur wissen, nachdem er Panzaeron wieder zu seiner Trainerin zurück geschickt hatte. Eine überschwängliche Begrüßung war von ihm definitiv nicht zu erwarten, aber Lucia hatte auch den Eindruck, dass ihn etwas sehr verletzt hatte. Was den beiden wohl widerfahren war? Auch Maike sah bei genauer Betrachtung hinter ihrem Lächeln nicht wirklich glücklich aus. „Nur wir beide und Gary sind hier.“ „Ihr beide?“, Maike warf einen neugierigen Blick über Lucias Schulter. Erst jetzt entdeckte sie Paul, der sich für ihre Ankunft offenbar wenig interessierte, da er immer noch schlafend im Gras lag. „Und wo ist Gary?“, wollte sie schließlich von Lucia wissen, da sie ihn hier nirgends entdecken konnte. „Der ist zum Labor gegangen“, Lucia wusste nicht, wie sie es besser ausdrücken konnte, denn ein Labor war ja eigentlich nicht mehr zu sehen, aber Maike wusste, was sie sagen wollte. „Er wollte bestimmt seine Heimat noch einmal sehen, bevor wir Morgen zur Zinnoberinsel aufbrechen.“ „Das denke ich auch“, stimmte Lucia ihrer Freundin zu. Und wer könnte es ihm verübeln. Welche Trauer der Anblick dieser Stadt auch hervorrufen mag, es war immer noch Alabastia, es war immer noch die Heimatstadt von Gary. Und die von Ash. „Ich hoffe, die anderen sind schon da, ich kann es kaum erwarten, alle zu sehen“, Ash versuchte seine traurigen Gedanken beiseite zu schieben und lieber der Freude Platz zu machen, die er verspürte, wenn er an das Wiedersehen mit seinen Freunden dachte. „Dann schau mal genau hin, ich kann auf jeden Fall Maike und Drew bereits sehen. Und wer ist da noch?“, Misty warf einen Blick nach unten in die Ferne, sie war sich sicher, dass bei den beiden Koordinatoren noch jemand stand. „Das ist ja Lucia!“, rief Ash begeistert aus, er wusste gar nicht, dass sie auch herkommen wollte. Gary musste sie in Sinnoh getroffen haben. Er hätte ahnen müssen, dass sie ihn ebenfalls begleiten würde. „Hey, Leute!“, rief er überschwänglich zu der Gruppe hinunter und machte so gut auf sich aufmerksam. Noch bevor Glurak wirklich gelandet war, war Ash bereits von dessen Rücken gesprungen, um seine Freunde zu begrüßen. „Ich bin so froh euch zu sehen! Vor allem dich Lucia. Du hast Gary in Sinnoh getroffen und dich entschlossen, mit uns zu kämpfen, was?!“ „Genau“, Lucia nickte entschlossen, „Und ich freu mich auch dich zu sehen, es ist schon eine Weile her.“ „Du bist also Lucia?!“, mischte sich Misty ein, bevor Ash weiter reden konnte. „Richtig, ihr habt euch ja noch nie getroffen“, fiel ihm jetzt wieder ein, „Misty, das ist Lucia, wir sind auch eine Zeit lang zusammen gereist, sie kommt aus Sinnoh. Und das ist Misty, sie ist die Arenaleiterin von Azuria City“, machte Ash die beiden nun miteinander bekannt. „Wow, du bist Arenaleiterin?! Aber willst du dann nicht lieber deine Stadt beschützen?“, Lucia warf ihr einen besorgten Blick zu. Wenn es hier auch so wäre wie in Sinnoh, dann wurden alle Arenen überfallen, die Leiter vertrieben und die Städte besetzt. „Nicht mehr nötig. Die Arena wurde bereits zerstört und Team Rocket ist weiter gezogen“, gab Misty bitter zu. „Das tut mir Leid“, Lucia hätte sich ohrfeigen können, warum nur musste sie das erwähnt haben?! „Sag mal, wo ist eigentlich Gary?“, Ash hatte sich inzwischen vergebens nach seinem Rivalen umgesehen. „Der ist im Labor“. „Wirklich?“, Ash sah Lucia mit einer Mischung aus Überraschung und Schock an. „Ich denke, er wollte gerne dort allein sein.“ „Hmm“, Ash wirkte auf einmal nachdenklich, so kannte sie ihn gar nicht. Doch Ash konnte Gary hier vermutlich von allen am besten verstehen. Doch plötzlich erregte ein anderer Rivale seine Aufmerksamkeit. „Das ist doch nicht etwa Paul?!“ „Doch, ist er“, Lucia lächelte leicht, während sie Ashs Blick folgte und sich zu Paul umdrehte. Doch sofort verstarb dieses Lächeln, als sie Pauls Augen sah. Er hatte sich aufgesetzt und starrte Ash mit funkelnden Blicken an. Ash hatte denselben Blick in den Augen wie er. Es war ein gruseliger Anblick, man bekam den Eindruck, als würde die Luft zwischen ihnen gleich Feuer fangen. „Ash, was ist los?“, fragte Misty besorgt. Warum sah Ash auf einmal so ernst aus? Wer war dieser Trainer dort überhaupt? Mit einem Blick durch die Runde schien außer Lucia niemand so wirklich zu wissen, was hier gerade passierte. „Gar nichts“, grummelte er und wandte sich ab. „Glurak, du kannst dich jetzt ausruhen. Ich werde zu Gary gehen“, mit diesen Worten setzte er sich wieder in Bewegung. „Aber Ash, denkst du nicht wir sollten ihn-“ „Schon gut. Ich weiß, was ich tue, das hier ist auch meine Stadt“, nach dieser Aussage ließ ihn jeder ziehen. Alle blickten ihm zwar noch ein wenig besorgt nach, aber was sollten sie schon tun?! Glurak versuchte auch nicht, das merkwürdige Verhalten seines Trainers zu verstehen und suchte sich stattdessen lieber ein sonniges Plätzchen, um noch die letzte Wärme des Tages aufzunehmen. Morgen hätte es sicher wieder Einiges zu tun. „Jetzt klär uns mal auf“, begann Misty schließlich, als Ash außer Hörweite war, „Wer ist der Typ und was ist da gerade zwischen den beiden abgelaufen?“, neugierig blickte sie zu Lucia. Auch Maike fand diese Frage sehr interessant und Drew sah bereits wieder einen Anflug von Schwierigkeiten, denn Streithähne könnten sie hier wahrlich nicht gebrauchen. Aber auch Paul verhielt sich weiterhin ruhig und hatte sich zurück ins Gras gelegt. „Paul ist ein alter Rivale von Ash, dem er während unserer Reise in Sinnoh immer wieder begegnet ist. Die beiden haben sich noch nie verstanden, aber seit einer Sache ist es besonders schlimm.“ Lucia dachte nicht gerne daran zurück, dennoch erzählte sie den anderen von dem Doppelkampf-Turnier in Herzhofen und dass Ash an diesem Tag Panflam von Paul übernommen hatte. Die beiden hatten danach so viele Kämpfe gemeinsam bestritten, doch irgendwie schien Panflam an seine Grenzen gestoßen zu sein und auch die besondere Fähigkeit Großbrand konnte Ash nicht kontrollieren, so dass Panflam nach einem Kampf, wo es zum Einsatz von Großbrand kam und es Ash angegriffen und schwer verletzt hatte, weggelaufen war. Ash hatte es tagelang gesucht und am Ende feststellen müssen, dass es zurück zu Paul gegangen war. „So war das. Mittlerweile hat sich Panflam zu Panferno weiter entwickelt, Paul hat es also geschafft. Ash fühlte sich schrecklich, als er gegen Panferno gekämpft hatte. Er kam sich verraten vor und hatte selbst das Gefühl versagt zu haben. Ich wusste gar nicht, was ich tun sollte, ich konnte ihm nicht helfen“, Lucia wusste noch genau, wie hilflos sie sich damals gefühlt hatte und es war das erste Mal gewesen, dass sie Ash so verletzt gesehen hatte. „Das hat er nie erzählt“, meinte Maike sichtlich berührt, aber vermutlich war das auch kein Thema, welches man mal eben beiläufig in eine E-Mail packte. „Rocko und ich mussten ihm versprechen, nicht mehr darüber zu reden. Seither hat er auch jeden Kampf mit Paul abgelehnt und der scheint das stillschweigend zu genießen, denn er hielt Ash schon immer für einen Schwächling. Ich glaube zwar, dass Panferno seine Entscheidung bei ihrem ersten Wiedersehen erklären wollte, aber Ash war es egal gewesen. Er kann weder Panferno noch Paul verzeihen, aber vermutlich am wenigstens sich selbst. Er hatte sich damals jedenfalls Vorwürfe gemacht, kein guter Trainer zu sein.“ „Ganz Unrecht hat er damit ja nicht“, kam es nüchtern von Drew und alle sahen ihn entsetzt an. „Drew?! Wie kannst du das nur sagen?“ Er blickte Maike ernst an, „Er konnte die Kräfte seines Pokémon nicht kontrollieren, er war als Trainer nicht stark und nicht fähig genug. Der beste Beweis ist, dass dieser Paul es war. Panferno wusste, bei welchem Trainer es stärker werden konnte, also hat es eine Entscheidung getroffen, die für es selbst am besten war. Das ist vollkommen normal. Was hättest du denn getan?“ „Ich hätte nicht einfach einen Freund im Stich gelassen“, entgegnete Maike stur. „Denkst du, Ash wurde im Stich gelassen? Für mich sieht es eher so aus, als wollte Panferno ihn in gewisser Weise beschützen.“ „Wie meinst du das?“, wollte auch Lucia wissen, beide Mädchen blickten den Koordinator verständnislos an. „Das kann gut sein“, kam es auf einmal von Misty, die Drews Argumente überdacht hatte und ihm im Nachhinein eher zustimmen musste, „Es hatte Ash verletzt und vermutlich Angst, dass es wieder passieren würde. Daher wollte es unbedingt diese Fähigkeit beherrschen, doch alleine schaffte es das nicht. Also hat es von sich aus wieder den Trainer gewechselt, weil es wusste, dass dieser Paul ihm helfen könnte, egal warum die beiden sich zuvor getrennt hatten. So wollte es vielleicht auch Ash beweisen, dass es stark sein konnte, auch wenn es nicht bei ihm als Trainer wäre.“ „Hmm“, Maike wollte es nicht wirklich zugeben, aber das wäre eine Erklärung dafür. Doch Ash tat ihr trotzdem Leid. Sie konnte sich vorstellen, dass es vor allem ihm aufs Selbstvertrauen schlug. „Wir sollten uns deswegen jetzt nicht streiten, es ist ohnehin nicht zu ändern. Ich denke, wir sollten uns lieber ein wenig ausruhen, wir haben Morgen viel vor“, schlug Misty vor. „Das ist eine gute Idee“, stimmte Drew ihr zu und wandte sich von der Gruppe ab. „Wo willst du hin?“, fragte Maike irritiert. „Mir einen ruhigen Platz suchen“, mit diesen Worten ging er unbehelligt weiter. „Maike?“, Lucia blickte besorgt zu ihrer Freundin, als sie diesen traurigen Gesichtsausdruck bei ihr bemerkte. „Ich weiß nicht, was los ist.“ „Willst du ihn allein lassen?“ „Ich weiß nicht, ich-“ „Geh ihm lieber nach“, mischte Misty sich ein und erntete einen fragenden aber auch hoffnungsvollen Blick von Maike. „Wenn er so viel nachdenkt, könnte er selbst schnell zu einem unfähigen Trainer werden. Er sollte sich lieber auf Morgen konzentrieren, aber er scheint mir sehr abwesend zu sein. Du bist sicherlich die Einzige, mit der er über seine Probleme reden kann, du solltest herausfinden, was ihn belastet. Außerdem habe ich den Eindruck, dass dir das auch auf der Seele brennt“, Misty schenkte ihrer Freundin ein verständnisvolles Lächeln. „Danke“, Maike nickte und folgte Drew schließlich. „Tja, und wir?“, fragte Lucia. „Wir können ja hier auf die beiden Jungs warten. Ich wollte eigentlich gerne von Gary wissen, wie wir Morgen vorgehen wollen, aber die beiden haben wohl auch erst Einiges zu klären. Wir können die Zeit ja nutzen, um uns besser kennen zu lernen.“ „Gern“, gab Lucia freudig zurück, auch wenn sie das Gefühl bekam, dass Misty ihr nicht wirklich zuhören würde, denn auch jetzt blickte sie nachdenklich zu dem zerstörten Labor hinauf. Sie schien sich auch so ihre Gedanken zu machen. „An was denkst du?“ „Ach, ich frage mich einfach, was die beiden so bereden. Vermutlich hat jeder von uns etwas auf dem Herzen liegen. Auch bei Ash sehe ich zwischendurch immer wieder so einen traurigen Blick in den Augen, den ich gar nicht von ihm kenne. Ich würde gerne wissen, was ihn beschäftigt.“ „Ihr kennt euch schon lange, oder?“ „Ich bin ihm ganz am Anfang seiner Pokémonreise begegnet, als er noch ein blutiger Anfänger war. Er hatte wirklich keinen Plan“, Misty musste ob dieser Erinnerungen schmunzeln, „Aber er ist erwachsen geworden. Er ist ein hervorragender Trainer, wenn auch immer noch sehr hitzköpfig.“ „Das wird er wohl immer bleiben“, auch Lucia musste kichern. „Aber mal eine andere Frage. Green ist nicht hier, oder?“ „Nein“, Lucias Ausdruck wurde wieder betrübt. Sie hatte Green kaum kennen gelernt, doch was sie getan hatte, hatte auch sie schwer erschüttert. „Ash und ich wissen, dass sie auf der Zinnoberinsel ist. Was ist in Sinnoh passiert?“ Lucia blickte sie ernst an. Die Antwort würde Misty rasend machen, denn offenbar war ihr erster Eindruck von Green doch der Richtige gewesen. Gary kniete immer noch in den Trümmern, als er Schritte hinter sich hörte. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Ash sein musste, der in diesem Moment stehen geblieben war. Ash verharrte stumm in ein paar Meter Entfernung in seiner Position und betrachtete seinen Rivalen und Freund. Er konnte sich nicht daran erinnern, Gary jemals am Boden zerstört gesehen zu haben. Er hatte ihn noch nie weinen sehen, auch jetzt sah er die Tränen nicht und doch wusste er genau, dass sie da waren. Aber er wollte sie gar nicht sehen, er wollte Gary keine bitteren Tränen um seine Heimat und seinen Großvater weinen sehen, denn am Ende würde er auch noch damit anfangen. „Ich weiß, wie du dich fühlst“, endlich erhob er seine Stimme und er sah, wie Gary mit seiner Hand über sein Gesicht fuhr. Er hatte sich die letzten Tränen weggewischt und erhob sich aus den Trümmern, um Ash endlich anzusehen. „Wirklich?“, seine Stimme war leise und doch war die Wut in seinen Worten herauszuhören. „Auch ich habe meine Heimat verloren. Ich habe auch schreckliche Dinge gesehen, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Wir alle werden dir folgen.“ Gary wandte seinen Blick wieder ab und verzog sein Gesicht zu einer bitteren Miene. „Bin ich denn so ein guter Anführer? Würdet ihr mir alle wirklich in den Tod folgen? Wenn wir Morgen aufbrechen, gibt es kein Zurück mehr.“ „Das weiß ich. Das weiß jeder von uns. Aber ohne dich wäre keiner von uns hier. Wer sollte uns denn sonst in den letzten Kampf führen?!“, Ashs Worte sollten aufbauend klingen, doch diese Wirkung vermochten sie bei Gary nicht hervorzurufen. „Was habe ich denn bewirken können?!“, Gary wurde lauter und blickte Ash ernst an. Seine Augen funkelten und schimmerten vor erneut aufkeimenden Tränen. „Gary…“, Ash sah, dass er ihn mit seinen Worten verletzt hatte, anstatt ihn aufzubauen. Was war nur los mit ihm? Doch Ash gab nicht nach, Gary sollte erkennen, das alles, was sie bis erreicht hatten, auch sein Verdienst war, „Du hast entschieden und wir sind deinen Entscheidungen gefolgt. Aber du hast das hier doch erst ins Leben gerufen. Tu nicht so, als wenn sich nichts verändert hätte. Wir konnten viele Menschen retten, sie alle bauen auf uns. Was ist nur los mit dir? Was würde denn Prof. Eich sagen, wenn er dich jetzt so sehen würde? Du bist sein Enkel, du hast die gleichen Talente wie er, also mach dich nicht so fertig.“ „Sei still!“, schrie Gary ihn wütend an, „Nicht auch noch du. Ausgerechnet du vergleichst mich mit meinem Großvater. Es reicht!“, Gary holte ein paar Mal Luft, doch seine Aufregung war dadurch leider nicht verflogen, „Ich konnte überhaupt nichts tun. Ich habe Jubelstadt nicht vor der Zerstörung retten können, ich habe Freunde dort verloren, ich konnte nicht einmal mein Zuhause beschützen! Mein Großvater hat mich verlassen, ich musste zusehen, wie sich Turtok für mich opferte und Green…“, Gary schluckte schwer und verstummte. Er hatte es die ganze Zeit nicht zugegeben, doch dass sie einfach gegangen war, hatte ihn schwerer getroffen, als er es je erwartet hätte. Er fühlte sich verraten, er fühlte sich im Stich gelassen und er wusste nicht einmal wofür. Der Gedanke daran schmerzte sehr. „Was ist mit Green passiert? Wir haben über Bills Radar gesehen, dass sie auf der Zinnoberinsel ist. Wurde sie etwa von Team Rocket entführt?“, das hatte sich Ash schon die ganze Zeit über gefragt und sein Blick zeugte von Besorgnis und Anteilnahme, doch wieder hatte er überhaupt keine Ahnung. Wieder stach er in eine offene Wunde. „Sie ist freiwillig gegangen“, leise verließen diese Worte Garys Mund. „Was?“, aufkeimender Schock machte sich in Ash breit. „Sie hat diesen Kommandanten einfach begleitet. Das Letzte, was sie zu mir sagte, war ‚es tut mir Leid’“, leider gaben ihm diese letzten Worte keinen tieferen Sinn Preis. Was sollte ihr schon Leid tun? Dann hätte sie doch gar nicht erst gehen dürfen. Ash war sprachlos. War Green wirklich übergelaufen? Und auch in Jubelstadt muss er Schreckliches erlebt haben, vielleicht konnte er das wirklich nicht verstehen, doch was Gary über Green dachte, konnte er sich sehr wohl vorstellen. „Also sag nicht, du weißt, wie ich mich fühle. Ich gehe diesen Weg nur noch weiter, weil sonst alles umsonst wäre. Ich hoffe einfach, dass am Ende noch irgendwas übrig sein wird, wofür sich das alles gelohnt hat. Wenn diese Hoffnung umsonst ist, bleibt uns sowieso nur noch der Tod. Du bist einfach mal wieder viel zu naiv“, Gary kehrte ihm den Rücken zu, „Also lass mich allein!“, schrie er über seine Schulter und rannte in den verwaisten Laborgarten hinunter. Ash sah ihm noch eine Weile lang nach. Er konnte es nicht erklären, aber sein Vertrauen in Gary würde nicht weichen. Er war sich sicher, dass er sich wieder fangen würde. Irgendwie. Gary gab nicht auf und auch wenn es ihm noch nicht klar war, er litt nicht allein. „Pika?“, sein bester Freund meldete sich besorgt zu Wort. Das Gespräch war nicht gut verlaufen und Pikachu wusste nicht, was es tun sollte. „Schon gut Kumpel. Doch ich weiß, wie er sich fühlt. Ich fühle mich jetzt nämlich auch hilflos, weil ich nicht weiß, wie ich dir helfen kann, Gary.“ „Das glaube ich einfach nicht“, knirschte Misty, „Diese hinterhältige Schlange, ich hab es doch geahnt!“, sie war außer sich. Green war tatsächlich eine Verräterin, vielleicht sogar wirklich eine Spionin. Giovanni würde wissen, dass sie irgendwann zur Zinnoberinsel kommen würden, er musste damit rechnen. Das raubte ihnen einen entscheidenden Vorteil. Sicher wäre er vorbereitet, wenn sie Morgen angreifen würden. Hätten sie so überhaupt eine Chance? „Du bist nicht überrascht?“, Lucia hatte jedenfalls nicht den Eindruck. „Ich wollte nicht daran denken, aber diesen Gedanken hatte ich bereits, als ich den Signalpunkt ihres Pokécoms auf der Zinnoberinsel gesehen habe. Doch dass es tatsächlich so ist… diese miese Verräterin!“ „Wir sollten uns davon nicht aufhalten lassen“, hörten die beiden Frauen plötzlich Ashs Stimme und sahen zu, wie er den Hügel zu ihnen runterkraxelte. „Es erschwert die Sache aber ungemein!“, meckerte Misty weiter. „Es ist nicht zu ändern. Ich bin ja auch enttäuscht“, er sprang den letzten Meter und lief auf seine beiden Freundinnen zu, „Es kommt eben auch mal vor, dass man verraten wird, aber keiner von uns kann was dafür.“ Mistys Wut wich ein wenig dem Schrecken. Es war Erschrecken darüber, wie Ash auf einmal redete. Er wirkte beinahe unmittelbar betroffen. Ob da vielleicht diese andere Sache mitspielte? Misty warf einen kurzen Blick rüber zu Paul, dieser hatte sich nicht wieder gerührt. Es war wirklich zum verzweifeln, jetzt hatten sie sich hier endlich getroffen, doch die Wiedersehensfreude hatte ja nicht lange gehalten. Im Prinzip war doch alles nur noch schlimmer geworden. „Was ist mit Gary?“, fragte Misty schließlich. „Er braucht ein wenig Freiraum. In Jubelstadt ist was Schreckliches, oder?“, Ash blickte betroffen zu Lucia. Diese nickte stumm und schluckte einmal laut, bevor sie eine Antwort in Worte fassen konnte, „Jubelstadt gibt es nicht mehr. Sie wurde von Dialga und Palkia vollkommen zerstört.“ Ashs Augen weiteten sich, er konnte sich noch gut an seine Begegnung mit Dialga und Palkia erinnern. Hatten sie etwa gegen diese beiden Pokémon kämpfen müssen? Gary hatte also davon gesprochen, als er meinte, Jubelstadt nicht beschützt zu haben. „Fast alle sind tot. Die Pokémon-Ranger Solana und Jackie, Pokémon-Jägerin J, Team Galaktik und… Zoey“, Lucia musste schluchzen, sie versuchte erneute Tränen zu unterdrücken. Doch es fiel schwer, wenn sie daran dachte, wie sie ihre Freundin von einer Glasscheibe durchbohrt dort hatte liegen sehen. „Nur wir drei, Prof. Eibe und Primo haben überlebt.“ „Wie schrecklich“, entglitt es Ash. Und er war so taktlos gewesen und hatte Gary eine Aufbaupredigt halten wollen. Kein Wunder, dass er nur Wut geerntet hatte. „Ich könnte mir vorstellen, dass Maike und Drew Ähnliches erlebt haben“, warf Misty mit bitterer Stimme ein. Die anderen beiden stimmten schweigend zu. Ihr Verhalten deutete daraufhin. Die Zerstörung schien kein Ende zu nehmen. Eigentlich waren sie hergekommen, um neuen Mut zu finden, doch jetzt sah es so aus, als könnte nichts mehr besser werden. Zerstörung, Tod, Verrat… was erwartete sie denn noch?! Was könnte sie nur aus diesem grausamen Sumpf herausziehen, damit sie Morgen nicht scheitern würden? Erfrischender Wind zog über Alabastia. Es war eine wohlige Brise, man glaubte beinahe, sie könnte all diese negativen Gedanken davon tragen. Die drei Trainer richteten ihre Gesichter dem Wind entgegen, es war wirklich ein befreiendes Gefühl. Doch der Wind trug noch etwas anderes mit sich. „Was ist das?“, fragte Lucia als Erstes mit konzentriertem Blick in die Ferne gerichtet. Etwas schien sich ihnen mit hoher Geschwindigkeit zu nähern. „Das ist-“ „Suicune!“, vollendete Misty Ashs Satz. Alle drei blickten ungläubig zu dem legendären Pokémon, welches immer näher kam. Mit gewaltigen Sprüngen bewegte es sich über das verwüstete Plateau. Elegant und geschmeidig vollführte es seine Bewegungen, bis es schließlich mit einem letzten großen Satz auf die Gruppe zusprang und vor ihnen landete. Erst jetzt erkannten die drei die Person auf seinem Rücken. „Ash, bist du es?“, die ungläubige Stimme richtete sich an den ebenso ungläubig drein blickenden Trainer. Der junge Mann stieg von Suicunes Rücken ab und kam aus dem Staunen kaum noch raus. „Und Misty?! Hat mich Celebi tatsächlich in eure Zeit gebracht?!“ „Sam?“, Ash glaubte es immer noch nicht. „Genau. Wir haben uns im Wald von Celebi getroffen.“ „Pika!“, Pikachu erkannte sofort ihren gemeinsamen Freund und sprang freudig in dessen Arme. „Hallo Pikachu, wie ich sehe, geht es dir auch gut.“ „Suicune, haben du und Celebi Sam wieder hierher gebracht, damit er uns helfen kann?“, fragte Misty das legendäre Pokémon, während Ash langsam feuchte Augen vor Freude bekam. Suicune nickte. „Und wirst du uns auch helfen?“ Wieder nickte es, jedoch wandte es sich kurz darauf um, um sich wieder auf den Weg zu machen. „Suicune, wo willst du hin?“, nun war es Sam, der die Frage an seinen Bringer stellte. Sucine blickte alle Anwesenden eindringlich an. Danach war es mit gewaltigen Sprüngen wieder unterwegs zu seinem nächsten Ziel. Alle vier blickten ihm noch so lange hinterher, bis es aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Es war schwer zu beschreiben, doch sie alle waren sich sicher, dass sie Suicune schon bald wieder sehen würden. „Wer weiß, wem es jetzt helfen wird“, meinte Misty mit einem leichten Lächeln. „Aber ich bin mir sicher, dass wir es auf der Zinnoberinsel wieder sehen werden. Es scheint genau zu wissen, was in der Welt vor sich geht.“ „Du hast Recht“, Ash rieb sich schnell eine Träne aus dem Augenwinkel, „Sam, du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen!“ „Ich kann es auch kaum glauben. Aber-“ „Ähem“, Lucia räusperte sich und erlangte so die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden, „Vergesst mich nicht schon wieder“, schmollend stemmte sie die Hände in die Hüften. „Entschuldige“, kam es sofort von Ash, „Du glaubst es vielleicht nicht, aber Sam ist ein alter Freund und er kommt aus einer anderen Zeit.“ „Echt jetzt?“, sie konnte es wirklich kaum glauben. Sie fand das ganze Gespräch mit Suicune bereits sehr suspekt, aber irgendwie hatte sie sich nicht vorstellen können, dass sie das alles so wörtlich meinten. „Es stimmt“, bestätigte Sam nun selbst die Aussage, „Ich komme aus der Vergangenheit. Es müssten ca. 50 Jahre vor eurer Zeit sein. Es freut mich, noch eine Freundin von Ash und Misty kennen zu lernen“, Sam lächelte sie freundlich an. „Freut mich auch“, Lucia blickte mit einer Mischung aus Skepsis und Faszination an, „Ich bin Lucia. Aber-“, sie schaute durch die Runde, „Wie habt ihr euch denn kennen gelernt und wie kommst du überhaupt hierher?“ „Celebi hat mich hergebracht. Damals allerdings eher aus Versehen. Es kann nämlich durch die Zeit reisen“, erklärte Sam. „Ich dachte, das wäre nur eine Legende.“ „Sie ist aber wahr. Es war damals wirklich unglaublich“, kam es von Misty, „Aber es wundert mich nicht, dass auch Celebi uns hilft, wenn man bedenkt, was Team Rocket ihm damals angetan hat.“ „Es geht also wieder um Team Rocket?“, fragte Sam betroffen, „Ich wollte vorhin schon fragen, was eigentlich los ist“, er ließ seinen Blick ein wenig schweifen, „Wo sind wir hier? Hier sieht es ja schrecklich aus. Trotzdem kommt mir dieser Ort irgendwie bekannt vor.“ „Das ist hier ist – war einmal Alabastia“, gab Ash zurück und sah bedrückt zu Boden, diese Worte waren wirklich schwer auszusprechen, sie wirkten immer noch so unreal. „Das ist Alabastia?!“, in Sams Augen machte sich offensichtlicher Schock breit. „Du kennst Alabastia?“, wollte Misty wissen. „Das ist meine Heimatstadt“, gab er leicht entgeistert zurück und betrachtete seine Umgebung nun genauer. „Dieser Hügel. Dort oben befindet sich das Labor meines Großvaters.“ Ash horchte auf und sah Sam teilnahmsvoll an. „Es ist auch meine Heimatstadt. Und der Professor… er wurde von Team Rocket getötet.“ „Ist das wirklich wahr?“, Sam sah Ash direkt in die Augen, „Was haben sie nur getan? Wie kann die Zukunft nur so aussehen?!“ Ash wusste keine Antwort. Sie hatten keine Ahnung, wie es soweit kommen konnte, doch es gab nichts mehr zu verhindern. Sie konnten es nur noch beenden. „Team Rocket hat viel Unheil angerichtet. Doch ein paar Trainer versammeln sich hier in Alabastia und wir wollen Morgen zur Zinnoberinsel aufbrechen, wo Team Rocket sein Hauptquartier errichtet hat. Wir wollen diese Zerstörung endlich beenden“, gab Ash mit entschlossenem Blick zurück. „Dann hat mich Celebi also geholt, damit ich euch helfen kann“, auch Sams Blick wurde entschlossen, „Ich weiß nicht, was ich ausrichten kann, aber ich werde euch helfen. Es ist vielleicht nicht meine Zeit, trotzdem fühle ich mit euch.“ Die beiden jungen Männer nickten sich zu. Sie waren sich einig. „Wie viele seid ihr denn?“, wollte Sam noch wissen. „Wir drei, der Typ dahinten, dann waren es eigentlich noch zwei Koordinatoren, wo sind Maike und Drew eigentlich?“, fiel es Ash gerade erst auf. „Die beiden haben sich zurück gezogen und wollen sich für Morgen ausruhen“, meinte Misty. „Ach so. Na ja, und dann noch der Trainer, der uns alle überhaupt erst hier versammelt hat, er ist auch der Enkel des Professors. Doch diese Verwandtschaft und sein Tod scheinen ihn sehr zu belasten. Ich hoffe, dass er Morgen bereit sein wird. Ich wünschte, ich könnte ihm helfen, aber er hat viel durchgemacht.“ „Soll ich vielleicht mal mit ihm sprechen?“ Überrascht blickte Ash seinen Freund an. „Ich kenne ihn zwar nicht und ich war auch nicht dabei, als all das hier passiert ist, aber vielleicht kann ich ihm gerade deswegen helfen. Außerdem möchte ich ihn kennen lernen.“ „Ok. Sein Name ist Gary und er hat sich irgendwo in den Garten hinter dem Labor zurück gezogen.“ „Danke“, also machte Sam sich auf den Weg, um nach Gary zu suchen. „Er ist wirklich nett“, stellte Lucia mit einem Lächeln fest, „Vielleicht kann er uns wirklich aufbauen, weil er von allem hier gar nichts mitbekommen hat.“ „Genau das, was wir jetzt brauchen“, stimmte Misty zu. „Kann er denn auch kämpfen?“, alle drehten sich überrascht um. Plötzlich stand Paul hinter ihnen, er hatte die Unterhaltung offenbar mitverfolgt und sicherlich keine einzige Minute geschlafen. „Er ist ein guter Trainer, vermutlich besser als du“, entgegnete Ash sofort scharf. „Das hast du von dir auch behauptet“, Paul zog einen Mundwinkel zu einem überlegenen Grinsen nach oben. Ash knurrte wütend, er würde Paul am liebsten eine verpassen. „Das reicht“, ging Misty jedoch dazwischen, „Sam wird uns eine große Hilfe sein. Er ist nicht nur ein guter Trainer, sondern auch ein guter Mensch.“ „Gut reicht aber nicht. Außerdem bringt es nichts, wenn er viel reden kann, hier kommt es nur aufs Kämpfen an. Wenn er zu viel an andere denkt, wird er nicht lange überleben.“ „Du…“, Ash fand gar keine Worte für das, was er Paul am liebsten sagen wollte. Wie konnte man nur so sein wie er? Das würde er wohl nie verstehen. „Du spuckst große Töne. Hoffentlich bist du auch so ein großer Kämpfer für den du dich offenbar hältst“, erwiderte Misty dafür schlagfertig. „Du brauchst keine Sorgen an mich zu verschwenden“, gab Paul zurück, „Passt lieber auf, dass wir nicht zu viele Versager werden“, mit diesen Worten wandte er sich von der Gruppe ab und schlenderte davon. Hier wurde es ihm zu blöd. „Dieser Paul“, knirschte Ash, seine Fäuste zitterten vor Wut. „Wirklich ein unangenehmer Zeitgenosse. Wieso habt ihr den nur mitgebracht?“, wollte Misty von Lucia wissen. „Tut mir Leid, das war meine Idee gewesen. Er ist auch gegen Team Galaktik in den Kampf gezogen, ich dachte, er könnte uns helfen. Außerdem hat er auch sein Zuhause und seinen Bruder verloren.“ „Du meinst Reiji?“, Ash sah sie fassungslos an. „Ja. Deswegen ist er auch noch unnahbarer als sonst. Er musste zusehen, wie Reggie von Team Galaktik getötet wurde, er ist für Hilda gestorben. Deswegen ist er auch so enttäuscht, sein Bruder würde vielleicht noch Leben, wenn er sich nicht für sie eingesetzt hätte.“ „Das erklärt zwar seine Worte, aber er sollte sie lieber für sich behalten, wenn er keinen Ärger haben will“, Misty verschränkte ungehalten die Arme vor der Brust. Sein Verhalten passte ihr ganz und gar nicht, egal was er auch erlebt haben mochte. Doch Ash sah das irgendwie anders. Paul hatte auch Verluste erlitten, er hatte ein Recht, bei diesem Kampf dabei zu sein. Er hatte dasselbe Ziel wie sie. Auch wenn es ihm nicht passte, er könnte ihnen helfen und vielleicht würde er Paul am Ende vielleicht doch noch ein wenig verstehen. „Ich werde ihm mal nachgehen. Nicht dass er am Ende noch alleine loszieht“, meinte Lucia und verließ die beiden ebenfalls. „Na großartig und was machen wir beide jetzt?“, Misty blickte Ash fragend an, doch er schien ihr gar nicht zuzuhören. „Ash?“ „Was ist?“, er schreckte überrascht auf. „Was ist nur los mit dir?“, besorgt blickte sie ihn an. „Ach, es ist nichts weiter.“ „Wie kannst du nur erwarten, dass Gary mit dir redet, wenn du dich selbst nicht öffnest? Dich belastet doch auch etwas, du kannst es mir ruhig erzählen.“ „Misty“, betroffen blickte er sie an, doch sie schenkte ihm nur ein sanftes Lächeln. Sie kannte er von allen am längsten, sie war seine beste und vertrauteste Freundin. Er hatte seine Stadt nicht retten können, er hatte dem Professor nicht helfen können, er musste seine Mutter allein und in Sorge zurücklassen, es gab so viele Opfer, die er nicht hatte verhindern können. Er hatte nicht das Gefühl, viel erreicht zu haben und das Schlimmste war, dass er sogar Misty schon verloren hätte, wenn nicht jemand sie gerettet hätte. Doch er hatte nichts tun können. Die größte Angst, die er verspürte war, sie zu verlieren und nichts dagegen tun zu können. „Ich…“ „Ich werde an deiner Seite bleiben, das solltest du auf jeden Fall wissen“, sagte sie auf einmal zu ihm, als sie merkte, dass er sowieso nur albern rumstottern würde. „Ohne mich wärst du doch aufgeschmissen, dich kann man doch nicht aus den Augen lassen. Gemeinsam werden wir Team Rocket aufmischen, so wie immer eben. Nicht wahr?!“, sie zwinkerte ihm zu. Ash musste leicht lächeln. „Hiernach möchte ich mit dir noch viele Abenteuer erleben, hier wird keiner von uns sterben, falls du daran gedacht haben solltest. Wir werden es schaffen, alle zusammen!“, setzte sie noch nach. Ash war ein wenig verblüfft, sie wusste genau, woran er dachte. Sie war immer für ihn da, manchmal hatte ihm das in all den Jahren wirklich gefehlt. Selbst während seiner Reisen mit Maike und Lucia, Misty hatte einfach etwas, das niemand ihm ersetzen konnte. Sein Körper schien sich auf einmal von alleine zu bewegen, doch irgendwas trieb ihn einfach dazu, einen Schritt nach vorne zu machen und Misty in den Arm zu nehmen. „Danke“, flüsterte er ihr über ihre Schulter. Überrascht doch glücklich legte sie ebenfalls ihre Hände auf seinen Rücken und drückte sich an ihn. „Misty?“ „Ja?“, ihre Frage klang irgendwie erwartungsvoll. Hatte er endlich die richtigen Worte gefunden, die er vorhin schon hatte sagen wollen? „Ich-“, großes Knurren war plötzlich zu hören. „Sag nicht, du hast schon wieder Hunger?“, stöhnte Misty und löste sich aus der Umarmung, um ihn strafend anzublicken. „Offenbar doch“, er hielt sich verlegen die Hände über den Magen. „Rocko hat uns in Mahagonia City doch extra noch etwas gekocht, bevor wir abgereist sind.“ „Na und? Deswegen kann ich doch trotzdem schon wieder Appetit haben.“ „Dein Magen stört sich wirklich an nichts“, Misty schüttelte verständnislos den Kopf. „Zum Glück hat uns Rocko noch ein paar Sandwiches mitgegeben, auch wenn diese eigentlich fürs Frühstück gedacht waren, aber er meint es ja immer noch gut mit uns. Aber wir sollten die anderen auch fragen, ob sie noch was essen möchten, sie hatten vermutlich keinen so guten Koch dabei.“ „Also suchen wir Maike und Drew?“ Misty nickte, „Vielleicht haben die beiden ja Appetit. Hoffentlich haben sie sich in der Zwischenzeit ausgesprochen.“ „Was ist denn passiert? Hab ich was verpasst?“, Ash blickte verwirrt drein. „Ach, nicht so wichtig“, winkte Misty jedoch ab, er würde die Problematik vermutlich ohnehin nicht verstehen und dass sie nun alle über die Geschichte zwischen ihm und Paul wussten, musste sie ihm auch nicht unbedingt unter die Nase halten. Dass sich die beiden nicht leiden konnten, sah man ja auch so. „Nun sag schon!“, drängte Ash jedoch bereits mit einem leicht schmollenden Gesichtsausdruck. „Lass uns die beiden suchen gehen, weit sind sie bestimmt nicht gegangen“, erwiderte Misty allerdings nur und ging bereits voran. Ash stöhnte beleidigt, ehe er ihr schließlich folgte. Wenn sie ihm schon nichts erzählte, hoffte er wenigstens so schnell wie möglich was zu Futtern zu bekommen. Drew saß am Boden und lehnte mit dem Rücken gegen eine Wand, das letzte Stück was von diesem Haus noch übrig geblieben war. Er ließ seinen Hinterkopf gegen das harte Gestein zurück sinken und schloss die Augen. Erst hatte er die Zerstörung dieser Stadt so wirklich wahrgenommen, als er durch ihre Straßen gegangen war. Hier gab es wirklich nichts mehr außer Verwüstung. Kein Haus stand mehr, die Wege und Straßen waren aufgerissen, Bäume und Pflanzen vernichtet, nichts und niemand war mehr hier. Es sah noch schlimmer aus als Prachtpolis City, sogar noch schlimmer als Metarost City. Wie es wohl seiner Familie ging? Ob Larousse City vielleicht auch bereits zerstört worden war? Er hoffte es nicht und es würde bedeuten, dass sein Zuhause in Sicherheit wäre, denn Team Aqua und Team Magma gab es nicht mehr, dafür hatte er wohl ausreichend gesorgt. Er hatte sie vernichtet, so wie sie alles vernichtet hatten. War er jetzt nicht auch ein Verbrecher?! Ließ sich das überhaupt rechtfertigen? „Drew?“, er öffnete wieder seine Augen und blickte in das besorgte Gesicht von Maike. Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie ihm gefolgt war. Er hatte auf nichts weiter geachtet als auf seine zerstörte Umgebung und als er irgendwann nicht mehr durch diese Einöde und Einsamkeit wandern wollte, hatte er sich hier einfach niedergelassen, denn einen besseren Ort würde er hier nicht mehr finden. Maike trat an ihn heran und er beobachtete, wie sie sich neben ihm niederkniete. Er sagte kein Wort und sie sah ihn einfach nur an. Es war fast wie in dem Zimmer im Pokémon-Center. Er könnte sie die ganze Zeit über einfach nur so anblicken, das würde ihm schon reichen. Maike wusste nicht, wie sie anfangen sollte. Sie spürte seinen intensiven Blick und er verschlug ihr beinahe die Sprache. Sie könnten sich die ganze Zeit einfach nur ansehen, es war irgendwie ein beruhigendes Gefühl. Nichts tat mehr weh, nichts schien mehr von Bedeutung zu sein, sie sahen sich einfach nur an und ließen die Zeit um sie herum an ihnen vorbei ziehen. Doch sie atmete einmal tief durch und durchbrach diesen Moment. „Drew, warum siehst du so traurig aus?“, sie fragte es einfach direkt heraus. Sie musste es wissen, denn sie wollte ihm helfen. Wenn er litt, sollte er dies nicht alleine tun müssen. Doch Drew wandte seinen Blick auf einmal ab und starrte den Boden vor ihm an. Was sollte er ihr antworten, sie würde ihm doch eh nur sagen, dass er so nicht denken dürfte und ihn keine Schuld träfe. „Bitte sag es mir“, ihre Stimme drängte ihn nicht, sie war vielmehr ein Flehen. Er spürte, wie wichtig es ihr war. „Ich habe sie getötet.“ Maike versuchte den Sinn seiner Worte zu verstehen, doch es gelang ihr nicht. Was meinte er nur? Auf einmal sah er sie wieder an und sein Blick war noch viel trauriger und verletzter als jemals zuvor. „Ich habe sie alle getötet. Weil ich Groudon nicht kontrollieren konnte, mussten sie alle sterben.“ „Aber Drew“, Maike durchfuhr ein Schock. Wie konnte er nur so etwas sagen? Aber war er derjenige gewesen, der Groudon frei gelassen hatte? Was hatte er nur im Hauptquartier von Team Magma erlebt? „Was ist genau passiert?“ Drew überkam ein kurzer Anflug von Überraschung. Er hatte nicht erwartet, dass sie so eine Frage stellte, doch irgendwie war er ihr dankbar dafür. Wieder einmal bewies sie, wie besonders sie doch war. Drew erzählte ihr von seiner Rettungsaktion und wie er zusammen mit Troy durch die Stadt geflohen war, bis die Flutwelle kam. Schließlich auch, dass er General Harlan tot vorgefunden und ihm Groudon abgenommen hatte. „Ich habe es frei gelassen und ließ es seinen Pokéball zerstören. Danach konnte es machen, was es wollte und es ließ seiner Wut freien Lauf. Es hörte nicht auf meine Worte. Ich kann wohl nicht so gut mit Pokémon umgehen wie du“, kurz glaubte Maike ein kleines, schmerzliches Lächeln auf seinen Lippen gesehen zu haben. Wieso sagte er ausgerechnet so was, das stimmte doch überhaupt nicht. „Bei mir war die Situation doch auch ganz anders. Außerdem hat Kyougre Groudon doch auch aufgetragen, Team Aqua zu vernichten. Was hätten wir denn tun sollen?“ „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es wohl getan“, erwiderte Drew, „Ich fühle mich einfach nicht so, als wenn es so hätte enden sollen.“ „So ein Schicksal habe ich den beiden Teams auch nicht gewünscht, aber vielleicht war das der einzige Weg, um der Welt ihren Frieden wieder zurückzubringen. Die beiden legendären Pokémon haben sich so entschieden. Du solltest dir keine Vorwürfe machen, nur weil du Groudon befreit hast. Es wäre auch nicht besser, wenn Team Magma und Team Aqua diese Welt weiter zerstören würden.“ „Doch wenn es dort schon so ausgegangen ist, wie soll es dann nur gegen Team Rocket enden? Ich – habe Angst“, gab Drew mit leiser Stimme zu. Maike blickte ihn überrascht an. Drew hatte Angst? Sie wollte ihn gerne fragen wovor, doch sie ließ ihm Zeit. Er sollte es ihr nur sagen, wenn er es auch wollte. Drew sah in ihre Augen und wusste, dass sie warten würde. Er musste es ihr nicht sagen, doch er wollte es, denn sie würde seine Gefühle verstehen. „Ich habe Angst, zum Mörder zu werden. Was ist, wenn ich gegen meinen nächsten Gegner kämpfe und ihnen töten muss, um zu gewinnen? Mir war nicht klar, dass es so ausgehen könnte.“ „Mit dieser Angst bist du nicht allein. Ich denke sogar, sie betrifft jeden von uns. Aber wir müssen einfach versuchen, ohne weitere Opfer zu gewinnen.“ „Maike…“ „Ich hoffe nur, dass du dein Versprechen nicht vergisst“, sie lächelte ihn leicht an, „Wir bleiben zusammen. Wenn so etwas passiert, dann bist du nicht allein. Du musst deinen Schmerz nicht allein tragen. Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Wir dürfen nicht genauso werden wie unsere Feinde, aber das werden niemals werden, denn es gibt einen großen Unterschied!“ Drew sah Maike erwartungsvoll an. Ihre Augen strahlten eine ihm unbekannte Entschlossenheit aus, die er bei ihr noch nie gesehen hatte. „Wir wollen diese Welt beschützen! Es ist natürlich keine Rechtfertigung für das, was in Prachtpolis City passiert ist, aber du bist nicht so wie sie. Du bist kein skrupelloser Mörder so wie sie. Wir können einfach nur hoffen, dass unsere Entscheidungen die richtigen sind, aber so lange wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren, bin ich mir sicher, dass wir das Richtige tun und am Ende wird alles gut werden.“ Maike atmete hörbar aus. Sie war selbst ein wenig von ihren eigenen Worten überwältigt, aber sie gaben genau das wieder, was sie empfand. Sie durften nicht von ihrem Kurs abweichen, sie waren auf dem richtigen Weg, auch wenn dieser genauso mit Opfern gepflastert war wie der ihrer Feinde. Schweigen legte sich über die beiden Koordinatoren. Drew fand Maikes Worte unglaublich. Sie waren längst nicht mehr so naiv wie früher. Nun war sie es, die ihn belehrte und nicht mehr andersrum. Ihre Worte, ihre Gegenwart und der Blick in ihre Augen ließen ihn sich wirklich besser fühlen. Er hatte sich für den richtigen Weg entschieden und er würde ihn mit ihr zusammen weiter gehen. „Ich glaube auch, dass alles bis jetzt irgendeine Bedeutung hatte“, kam es weiter von Maike, doch ihre Stimme wurde spürbar unsicherer. Sie blickte auch ein wenig verlegen zu Boden. Doch im Gegensatz zu ihr hatte Drew eine Vorstellung, auf was sie anspielte. „Ich weiß nicht genau, wie das passieren konnte. Ich habe das Gefühl, auch diese Situation einfach falsch ausgenutzt zu haben.“ „Das hast du nicht!“, platzte es sofort aus Maike heraus, „Ich-“ Wie sollte sie es sagen? Irgendwie machte sie das nervös. Sie wollte von ihm hören, dass es ihm auch etwas bedeutet hatte und was sie für ihn empfand, aber irgendwie war das noch schwieriger, als ihre Gewissen zu beruhigen. „Ich weiß, dass es nie wieder so wird früher, aber seit wir Alabastia vor ein paar Tagen verlassen hatten, war mir klar, dass ich diese Reise nur mit dir zusammen antreten würde. Ich will dich nicht verlieren. Vielleicht hätte das in Prachtpolis City zwischen uns nicht passieren sollen, aber an dieser Entscheidung wird sich nie etwas ändern.“ Er würde an ihrer Seite bleiben, egal was sie auch von ihm dachte. Doch ein weiteres Mal sollte sie ihn überraschen. Ihr fielen die richtigen Worte nicht ein, aber sie wusste, was sie tun wollte: sie schenkte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Dieser Kuss drückte mehr aus als alle Worte dieser Welt. Es war mehr als Freundschaft, mehr als Zuneigung, es war wahre Liebe und genau das konnte er fühlen. Und was noch wichtiger war: er tat nichts lieber, als dieses Gefühl zu erwidern. „Oh Gott, wie peinlich. Guck weg!“, Misty war rot angelaufen und drückte Ash ihre Hand ins Gesicht. „Hey!“, protestierte dieser und erntete nur ein bissiges ‚leise verdammt’, bevor Misty ihn in eine andere Richtung zog. Ihr Timing war ja wirklich perfekt gewesen, hatten sie die beiden ausgerechnet beim Küssen erwischt. „Musst du gleich so brutal sein?!“, beschwerte sich Ash nach einigen Metern wieder und rieb sich über das Gesicht. „Was heißt hier brutal? Wir hätten das einfach nicht sehen sollen und du hättest sicher nicht von alleine weg geguckt, dein Blick hat Bände gesprochen!“, gab sie nur wild zurück. Ganz Unrecht hatte sie nicht, er hatte schon nicht schlecht gestaunt und brauchte erst einmal ein paar Momente, die er dank ihr nicht gehabt hatte, um die Situation zu realisieren. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass Drew und Maike sich so nahe standen. Sie hatte nie was in der Hinsicht angedeutet oder er hatte es nur nicht verstanden und von Drew hätte er das überhaupt nicht erwartet. Doch irgendwie bewunderte er die beiden, er kam sich deswegen auf einmal ziemlich verklemmt vor. „Misty?“ „Was?!“, sie drehte sich abrupt zu ihm um und funkelte ihn beinahe furchteinflößend an. „Wo gehen wir jetzt eigentlich hin?“, wollte Ash ganz naiv wissen. Misty stöhnte auf, das war mal wieder typisch Ash in so einer Situation so eine Frage zu stellen, sie wusste gar nicht, wie sie auch nur für einen Moment etwas anderes erwarten konnte. „Keine Ahnung“, gab sie nur zurück. „Dann komm bitte mit?“, meinte er und übernahm nun die Führung ohne auf ihre Antwort zu warten. Perplex blickte sie ihm nach, während sie sich ebenfalls in Bewegung setzte. Was war das nun wieder? Wo wollte er denn auch hin? Sie gingen eine ehemalige Straße entlang, die von Schlaglöchern und Holzteilen einstiger Häuser gepflastert war. Misty kam dieser Weg irgendwie bekannt vor und ihr kam plötzlich ein Gedanke, wo er hin wollte. Vor einem kleinen Kieselweg, der von der Straße abzweigte, blieb er auf einmal stehen und starrte auf das Grundstück. Neben dem Weg zogen sich weiße Splitterlinien, hier hatte vermutlich einmal ein Gartenzaun gestanden und das Grundstück von der Straße getrennt. Der Kieselweg war verwischt und er führte nur noch in einen Trümmerhaufen aus Steinen, Holz und Staub. Man konnte nicht mehr viel von dem identifizieren, was es hier einmal gegeben hatte. „War hier – dein Haus?“, fragte Misty zaghaft, als er einfach nur schweigend so da stehen blieb und auf die Überreste des Hauses starrte. „Gehst du mit mir rein?“, fragte er zurück, „Als ich hier in Alabastia angekommen war, stand ich auch hier, bevor ich Gary getroffen habe, aber ich habe mich getraut, das Grundstück zu betreten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das hier einmal das Haus gewesen sein soll, in dem mich meine Mutter immer begrüßt hatte, wenn ich von einer Reise zurückkehrte und Pantimos immer so fleißig mit der Haus- und vor allem der Gartenarbeit beschäftigt war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht mehr so sein soll.“ Sein Blick sah traurig und sehnsüchtig aus, diese Erinnerungen überfluteten ihn beim Anblick seines Zuhauses. Alles war zerstört, das Haus, sein Zimmer, der geliebte Garten seiner Mutter, dieser Anblick tat weh, aber trotzdem fühlte er sich hier immer noch Zuhause. Er war immerhin hier aufgewachsen und diese Erinnerungen würden niemals vergehen. „Ich bin an deiner Seite“, vernahm er plötzlich Mistys Stimme und spürte, wie sich eine Hand sanft um seine legte. Er blickte zur Seite und direkt in ihr sanftes und verständnisvolles Lächeln. Er lächelte leicht zurück. Mit ihr hätte er den Mut, der Zerstörung ins Auge zu sehen und ein letztes Mal sein Haus zu betreten, bevor er alles hinter sich lassen würde. Er wollte seinem Zuhause auf Wiedersehen sagen, ehe sie Morgen in den Kampf ziehen würden. Er drückte ihre Hand und trat endlich einen Schritt nach vorn. Er hatte das Grundstück betreten und folgte dem Kieselweg, bis er die vermeintliche Haustür passierte und im Inneren des Hauses stand. Er schritt noch ein paar weitere Meter voran, hier müsste die Küche gelegen haben und darüber sein Zimmer. Auf dem Boden entdeckte er zwischen den Trümmern noch Reste seines Weckers, ein paar Stofffetzen, die vielleicht einmal zu seiner Bettwäsche gehörten, lagen ebenfalls im Staub. Überraschend ließ er Mistys Hand los und setzte sich an Ort und Stelle einfach nieder. Er faltete seine Beine im Schneidersitz und blickte in den Himmel hinauf. Er versuchte sich vorzustellen, auf seinem Bett zu sitzen und wie in der Nacht, bevor seine Pokémon-Reise begonnen hatte und er nicht schlafen konnte, die Decke seines Zimmers anzublicken und sich alle 150 Pokémon vorzustellen, von denen er damals glaubte, dass es nur diese gäbe und sie alle fangen wollte. Stattdessen sah er jetzt jedoch in den klaren Sternenhimmel, der sich mittlerweile über der Stadt ausgebreitet hatte. Die Sonne war ganz still und leise hinterm Horizont verschwunden, doch auch der Nachthimmel war ein schöner Anblick und irgendwie beruhigend. Ash bemerkte, wie Misty sich neben ihn setzte und zudem stieg ihm noch der Geruch von Essen in die Nase. Überrascht wandte er seinen Blick vom Himmel ab und starrte auf eines von Rockos berühmten Sandwiches und von da aus zu Misty. „Du hattest doch Hunger, also solltest du was essen, nachher meckerst du wieder, dass du nicht genug bekommst und deshalb niemals Pokémon-Meister wirst“, scherzte sie. „Ist ja auch so, ich muss gut essen, damit ich stärker werde“, gab er zurück, nahm ihr das Sandwich ab und biss einmal herzhaft hinein. Misty zog die Beine an und schlang ihre Arme darum. Ihren Kopf bettete sie auf ihre Knie und sah Ash beim Essen zu. Jetzt war er wieder so, wie sie ihn kannte. Ein Trainer, der nur Pokémon und seinen Traum vom Meistertitel im Kopf hatte und daneben nur noch Platz für Essen war. Und doch hatte sich etwas verändert. Sie wusste nicht, was es war, vielleicht hatte sich auch nicht er verändert, sondern irgendetwas zwischen ihnen, auf jeden Fall bemerkte sie selbst, dass sie ihn anders ansah als früher. Er war mehr als nur ein Weggefährte und der naive Junge, der ihr Fahrrad gegrillt hatte. Pikachu war mittlerweile sogar auf Ashs Schoß eingeschlafen und auch Ash grinste zufrieden, nachdem er sein Sandwich verspeist hatte. „Das war gut“, sanft streichelte er über das gelbe Fell seines besten Freundes. So eine Pause tat wirklich gut und er würde sie mit niemandem lieber verbringen als mit Pikachu und mit Misty. „Wir sollten uns auch hinlegen“, meinte er zu ihr. „Willst du wirklich hier schlafen? In den Trümmern deines Hauses?“ „Ja, hier fühle ich mich immer noch am wohlsten. Außerdem bin ich ja nicht allein, also ist es ok. Misty?“ „Ja?“, sie hob den Kopf von ihren Knien und blickte ihn neugierig an. „Ich danke dir. Für alles, was du immer für mich getan hast. Du bist für mich der wichtigste Mensch auf diesem Planeten.“ Misty konnte irgendwie nicht anders, als zu lachen anzufangen. „Was ist daran bitte lustig?!“, meinte Ash empört und lief ein wenig rot an. „Tut mir Leid, doch das klang einfach nur so kitschig. Aber-“, sie lehnte sich in seine Richtung, „Du bist für mich auch der wichtigste Mensch auf diesem Planeten“, sie stahl ihm einen Hauch von den Lippen, bevor sie sich erhob und ihren Schlafsack auspackte. Er schien das gleiche zu empfinden wie sie und das machte sie unendlich glücklich. Doch den leichten Rotschimmer auf ihren Wangen musste er trotzdem nicht sehen. Also krabbelte sie einfach stumm in ihren Schlafsack und drehte ihm den Rücken zu. Ash saß noch ein wenig so da, bevor auch er sein Lager aufschlug. Man konnte es drehen, wie man wollte, aber nirgendwo war es schöner wie Zuhause. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen schliefen die beiden Trainer schließlich ein, Seite an Seite. Dieses Mal lehnte er sitzend an einem Baum. Lucia lehnte an der Seite 90 Grad weiter an demselben Baum. Warum rannte sie ihm schon wieder nach? Paul verstand dieses Mädchen einfach nicht. „Willst du da die ganze Zeit sitzen bleiben?“ „Warum nicht? Was dagegen?“ „Mach was du willst.“ Lucia war gereizt, man konnte aber auch nicht vernünftig mit ihm reden. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm am besten etwas sagen sollte, denn er würde eh nur abblocken oder schweigen. Aber wenigstens hatte er nicht vor, einfach wegzugehen. „Warum hast du mich überhaupt gefragt, ob ich mitkomme?“, diese Frage seinerseits war zwar irrelevant und er war auch aus freien Stücken hier, dennoch interessierte es ihn. „Weil du nicht aufgibst“, kam sofort ihre Antwort, die ihn doch ein wenig überraschte. „Dein Zuhause wurde zerstört, du hast deinen Bruder verloren. Du bist aus dem Trainerlager geflohen, als du die Chance dazu hattest und du hast mit uns gegen Team Galaktik gekämpft. Du hast sicher deine eigenen Gründe dafür hier zu sein, aber du lässt dich nicht unterkriegen und ich wollte, dass du weiter kämpfst, denn der Kampf ist noch nicht vorbei.“ Schweigen. Was sollte er von dieser Antwort halten? „Vermisst du deinen Bruder?“, kam nun ihrerseits eine Frage an ihn. „Selbst wenn, ich werde ihn nie wieder sehen, es bringt nichts, darüber nachzudenken.“ „Also ich vermisse meine Mutter, obwohl ich weiß, dass sie in Zweiblattdorf auf mich wartet. Ich vermisse Zoey und könnte immer noch weinen, wenn ich an sie denke. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein muss, einen geliebten Menschen sterben zu sehen. Doch ich bin mir sicher, Reiji wäre stolz auf dich.“ „Woher willst du das wissen?“, entgegnete er ihr und Lucia glaubte sogar, einen bissigen Unterton in seiner Stimme zu hören. „Ich verstehe meinen Bruder nicht, das habe ich noch nie. Ich wollte stärker werden und ihn herausfordern, vielleicht hätte ich dann eine Antwort bekommen. Doch nun er ist tot“, Paul knirschte mit den Zähnen. „Dein Bruder war ein guter Mensch.“ „Na und? Ich verstehe einfach nicht, warum er sein Leben als Trainer aufgegeben hat. Er hat einmal verloren, ihm fehlt nur das letzte Abzeichen der Kampfzone. Er hat Brendon einmal herausgefordert und verloren, danach kam er mit einem Grinsen nach Hause und meinte, er wollte von nun an Züchter sein. Was für ein Schwachsinn ist das bitte?! Er hätte es noch mal versuchen können, aber einfach so ohne irgendeinen bestimmten Grund hat er aufgegeben. Und dann opfert er sich auch noch für diese Arenaleiterin, obwohl er hätte wissen müssen, dass sie auch nicht viel länger überleben würde. Dennoch hat er so gehandelt. Ich verstehe es nicht. Also hör auf so zu reden, als wenn du Bescheid wüsstest oder gib mir eine Antwort auf diese Fragen!“, Paul wurde immer lauter und er gab es zwar nicht zu, doch der Tod seines Bruders verletzte ihn sehr. Nicht nur, weil er nicht mehr gegen ihn kämpfen konnte, sondern weil er seinen Bruder doch geliebt hatte. Er würde ihn nie wieder sehen, er würde ihn nie verstehen können, es verursachte ein gewisses Gefühl der Leere in ihm. Wofür lohnte es sich denn zu kämpfen? Es schien doch alles nur vollkommen absurd zu sein. „Manchmal tut man eben Dinge, die andere nicht verstehen können“, kam es unerwartet von Lucia, „Oder man tut verrückte Dinge, weil man jemanden gern hat.“ „Das ist doch erbärmlich!“ „Findest du? Wer weiß, was sich dein Bruder alles dabei gedacht hat, aber er hat jedenfalls so gehandelt, wie er es für richtig hielt und war glücklich mit seiner Entscheidung und das ist doch die Hauptsache. Vielleicht wirst du so etwas auch mal tun.“ „Niemals“, schnaufte Paul. Doch Lucia sah das anders. Vielleicht würde Paul auch irgendwann einmal für andere einstehen. Sie wusste eigentlich selbst auch nicht so genau, warum sie das ausgerechnet ihm alles erzählte und wieso sie gerade ihm die ganze Zeit über hinterher lief. Das könnte man beinahe wirklich schon als erbärmlich bezeichnen, doch sie machte sich einfach Sorgen um ihn. Sie konnte seine Gefühle verstehen, doch ihn konnte sie nicht verstehen. Aber sie würde es gerne. Sie mochte ihn gerne besser kennen lernen, denn er war nicht anders als sie. Er war Teil eines Kampfes, den sie alle auszufechten hatten, sie saßen alle im selben Boot. Jeder musste einmal das Ruder in die Hand nehmen. Sie hatte einfach das Gefühl, ihm vertrauen zu können, er würde sie nicht im Stich lassen, auch wenn er sie alle vielleicht als Versager abtat. Er würde seine Meinung schon noch ändern, im Kampf würde er vielleicht etwas entdecken, dass er bis jetzt noch nicht kannte. Denn das erhoffte sie sich auch. Sie war Koordinatorin, doch wurde sie überhaupt besser? Sie hatte noch kein Festival gewonnen, sie schien noch weit von dem Rang einer Top-Koordinatorin entfernt zu sein. Doch was war ihr Problem? Vielleicht war sie hier, um genau das herauszufinden. Jeder hatte seinen Grund zu kämpfen, jeder wollte diese Welt beschützen, aber es ging in diesem Kampf um mehr. Deswegen war sich Lucia sicher, dass sie nicht scheitern würden. Sam streifte durch die zerstörte Landschaft, so etwas Schreckliches hatte er noch nicht gesehen. Es war nur schwer vorstellbar, dass das hier Alabastia sein sollte. Die Trümmer des Labors hatte er bereits hinter sich gelassen und wanderte durch den verwaisten Garten. Hier hatten bestimmt einmal viele Pokémon in Frieden gelebt, so wie bei ihm zu Hause. Auf einmal vernahm er ein Platschen. Kurz darauf noch eines. Sam wandte seinen Blick nach links und glaubte, den Umriss einer Person auszumachen. Die Sonne war mittlerweile untergegangen, so dass er nicht so viel erkennen konnte, doch dort drüben bewegte sich ganz sicher etwas. Sam beschloss, dem nachzugehen. Je näher er kam, umso so deutlicher wurden die Umrisse und die schwarze Figur nahm immer mehr die Gestalt an. Jemand saß auf einem Felsen und schien Gegenstände in den Tümpel vor sich zu werfen. „Bist du Gary?“, fragte er ins Ungewisse und die Person wandte sich ihm überrascht zu. „Wer will das wissen?“, Gary war so in Gedanken versunken gewesen, dass er diese Person gar nicht bemerkt hatte. Der junge Mann kam näher, er war vermutlich so alt wie er und setzte sich neben ihn auf einen anderen Felsen. „Mein Name ist Sam. Ash sagte mir, dass ich dich hier finde.“ Gary musterte den Fremden. Er war sich sicher, diesen Jungen noch nie gesehen zu haben, trotzdem kam ihm irgendetwas an ihm vertraut vor. „Du bist ein Freund von Ash?“ „Ja, wir haben uns vor ein paar Jahren einmal getroffen, als Celebi mich aus der Vergangenheit hergebracht hatte.“ „Aus der Vergangenheit? Celebi kann also wirklich durch die Zeit reisen?“, Gary war verblüfft. „Ja, es war wirklich unglaublich. Und ich war noch überraschter, als Celebi heute auf einmal zu mir kam und wollte, dass ich es begleite. Es brachte mich dann wieder in diese Zeit und Suicune hat mich dann hier in Alabastia abgesetzt, damit ich euch helfen kann.“ „Die legendären Pokémon nehmen die Gefahr also auch wahr. Weißt du, was hier passiert ist?“ „Ash hat mir erzählt, dass Team Rocket alles zerstört hat. Und Morgen wollt ihr zur Zinnoberinsel, um gegen sie zu kämpfen“, Sam blickte betrübt in den kleinen Tümpel vor ihnen. Sicher war das einmal ein klarer, blauer See gewesen, der jetzt vollkommen verschüttet war. „Ich gebe zu, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, wie jemand nur so viel Zerstörung anrichten kann, andererseits habe ich damals mit Ash schon einmal gegen Team Rocket gekämpft, als sie Celebi für ihre Zwecke missbrauchten wollten und dabei haben sie beinahe den ganzen Wald zerstört, in dem Celebi und all die anderen Pokémon lebten. Wir müssen sie aufhalten.“ „Es wirkt für mich auch immer noch nicht real, hier zu sitzen und auf das zerstörte Labor meines Großvaters zu blicken.“ „Für mich auch nicht“, meinte Sam und Gary warf ihm einen verständnislosen Blick zu, „Ich komme auch aus Alabstia“, erklärte Sam mit einem leichten Lächeln, „Und in meiner Zeit gehört meinem Großvater das Labor hier auf dem Hügel.“ „Wie viele Jahre liegen denn zwischen unseren Zeiten?“ „Es müssen ungefähr 50 sein.“ Konnte das sein? Gary empfand den Gedanken als unmöglich und doch könnte es passen und es würde dieses vertraute Gefühl erklären, welches er in Sams Gegenwart spürte. „Hast du auch dein erstes Pokémon von deinem Großvater bekommen? Welches war es?“ „Ich habe mir Glumanda ausgesucht“, gab Sam zurück, „Mein Großvater ist wirklich unglaublich, er scheint einfach alles über Pokémon zu wissen und er kümmert sich sehr gut um sie. Ich hoffe ein wenig so zu werden wie er. Deswegen habe ich mich auch auf die Reise gemacht, um alle Pokémon dieser Welt zu sehen.“ Gary musste schmunzeln. „Mir geht es mit meinem Großvater genauso. Doch jetzt, wo er tot ist, fühle ich mich irgendwie ratlos und jeder scheint auf einmal zu denken ich sei er.“ „Vermutlich denken sie, dass auch er in diesem Kampf ziehen würde, wenn er gekonnt hätte. Aber so sehr man es sich auch wünscht, man wird nie so sein, wie jemand anderes. Jeder geht seinen eigenen Weg und jeder besitzt ganz eigene Fähigkeiten. Bei Pokémon ist es genauso, es gibt keine zwei Pokémon, die genau gleich sind, denn irgendwas unterscheidet sie am Ende doch immer von einander. Ich denke, dass ist das, was alle Lebewesen auszeichnet.“ „Du wirst bestimmt mal ein besserer Pokémon-Forscher werden als dein Großvater, wenn du jetzt schon so redest.“ „Du vielleicht auch. Oder ist dein Großvater in deinem Alter auch schon los gezogen, um die ganze Welt zu retten?“ „Mittlerweile bin ich mir sicher, dass er es getan hätte. Aber vielleicht hätte er es anders gemacht“, Gary ließ ein paar Momente verstreichen, in denen sie nur schweigend nebeneinander saßen, „Was denkst du? Ist es richtig, einfach zu Team Rockets Hauptquartier aufzubrechen? Es gab schon so viele Opfer, so viel Zerstörung und vielleicht reiße ich alle die mich begleiten mit in den Tod.“ „Ich würde mich freuen, dass ich so viele Freunde habe, die mich begleiten. Alleine würde ich so einen Kampf niemals durchstehen. Ich weiß nur nicht, ob ich den Mut gehabt hätte, wirklich alle zusammen zu rufen, um diesen Kampf anzutreten. Vermutlich wäre ich dazu zu feige gewesen. Deswegen bewundert dich wahrscheinlich jeder. Wenn du schon diesen Mut hast, wirst du es auch schaffen, uns alle anzuführen. Sonst ist auch keiner da. Ich habe den Eindruck, dass keiner alleine los ziehen würde, alle warten auf dich. Ich weiß zwar nicht, was hier alles passiert ist, vielleicht steht es mir auch gar nicht zu, dir so etwas zu sagen, aber ich denke, du solltest das zu Ende bringen, was du begonnen hast. Du kannst jetzt nicht einfach auf halbem Weg aufhören. Schon gar nicht, wenn sie alle auf dich warten und an dich glauben.“ Gary blickte Sam eindringlich an. Seine Worte schienen tief in seine Seele einzudringen, es waren eigentlich genau die Worte, die er von seinem Großvater hatte hören wollen, wenn er ihm diese Frage hätte stellen können. Aber was dachte er da, er hatte sie ihm doch gestellt. „Du hast Recht, allein würde ich das alles gar nicht ertragen können, aber ich habe Freunde, die an mich glauben und die ich nicht enttäuschen darf.“ „Siehst du. Alle sind bereit für diesen Kampf, du solltest dir also keine Sorgen um die anderen machen, du solltest dich lieber auf die Aufgabe konzentrieren, die vor dir liegt, so wie sie sich auf das konzentrieren, was vor ihnen liegt“, entgegnete Sam und sah ihn entschlossen an. „Danke.“ „Wofür?“ „Ich wollte es einfach nur sagen“, Gary lächelte leicht und erhob sich von seinem Felsen. „Wir sollten uns schlafen legen, Morgen ist ein großer Tag.“ „Da hast du Recht, die anderen haben sich bestimmt auch schon hingelegt. Zelten wir hier im Garten?“ „Warum nicht“, für ein letztes Mal wäre es sicher eine gute Sache. Sam erhob sich ebenfalls und suchte die Umgebung nach einer geeigneten Fläche ab, um ein Zelt aufzuschlagen, welches Gary aus seinem Rucksack holte. Doch er kam nicht umhin, Sam aus dem Augenwinkel zu beobachten. „Danke, dass du meinen Wunsch erhört hast, Großvater.“ Kanto, Zinnoberinsel Green lag in ihrem Bett und konnte nicht schlafen. Nach ihrer Ankunft zurück im Hauptquartier hatte Silver sie in sein Zimmer gezogen, wo sie nicht beobachtet oder abgehört wurden und endlich hatte er ihr alles erzählt. Seine Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. ’Ich war genauso geschockt wie du, als ich erfahren hatte, dass Giovanni, der Boss vom Team Rocket, mein Vater ist. Doch er hat mir gar keine andere Wahl gelassen, als ihm zu folgen. Ich hoffe nur, du glaubst nicht, dass ich wirklich vorhabe, diese Welt zu unterwerfen. Mein Vater hat mich mit nach Alabastia genommen, ich sollte zusehen, wie er seinen Siegeszug begann und es war einfach nur schrecklich. Die Bilder der Zerstörung haben sich in meinen Kopf gebrannt, die Flammen, die alles in Asche verwandelte, die schreienden Menschen, die um ihr Leben rannten und gar nicht wussten, warum sie auf einmal angegriffen wurden. Ich wusste ja, dass mein Vater böse war, aber das hätte selbst ich ihm nicht zugetraut.’ Sein trauriges Gesicht erschien vor ihren Augen. Silver hatte so viel durchgemacht, es war ihm noch schlimmer ergangen als ihr selbst. ‚Nachdem wir uns damals getrennt hatten, habe ich nach meiner Familie gesucht, bis er auf einmal kam. Ich hatte Angst, dass er mich wieder zurück bringen würde, als ich dieses rote R auf seiner Jacke gesehen hatte. Doch er hatte sich als mein Vater vorgestellt, aber das war noch nicht das Schlimmste gewesen’, Silver holte einmal tief Luft, ‚Er sagte, er hätte mich entführen lassen, damit ich von Anfang an Disziplin lerne und stark genug werde, um später an seiner Seite zu kämpfen. Da es mir gelungen war zu fliehen, wäre ich bereit ihm zu folgen. So hat er mich mitgenommen und ich war wieder bei Team Rocket gelandet. Allein und ohne Fluchtmöglichkeit. Mich hielt nur noch die Hoffnung aufrecht, dass es dir besser gehen würde als mir.’ Green fand es schrecklich. Man ließ sich seinen eigenen Sohn entführen, er war erst fünf gewesen! In den ganzen Jahren musste er an der Ausbildung von Team Rocket teilnehmen und es musste hart gewesen sein. Und doch hatte er nicht aufgegeben, er hatte sich nicht geweigert, denn man konnte es drehen und wenden wie man wollte, Giovanni war seine Familie, das konnte er nicht einfach ignorieren und er konnte auch nicht gegen ihn kämpfen, außerdem war er dafür auch gar nicht stark genug gewesen. Doch vielleicht war das mittlerweile anders. Silver hatte versucht, seinen Vater zu beeinflussen, doch nun war ihm endgültig bewusst geworden, dass er seinem Vater nicht helfen könnte, er würde immer ein böser, machtgieriger Mensch bleiben. Doch seine Ausbildung war nicht umsonst gewesen, denn er hatte andere Opfer vermeiden können und vielleicht wäre er auch jetzt in der Lage, seinen Vater zu besiegen und seinen Machenschaften Einhalt zu gebieten. ’Deswegen habe ich dich gesucht. Alleine habe ich das Gefühl, nicht den nötigen Mut zu haben, meinen Vater herauszufordern. Und du sagtest doch, dass deine Freunde kommen würden, um ihn zu bekämpfen. Das wird der Moment sein, in dem auch ich mich für die richtige Seite entscheiden werde. Ich kann meinen Vater nicht weiter machen lassen, was er will. Deswegen habe ich einen Plan entwickelt. Pyro ist auch auf unserer Seite, er wird dieses Mal die Entwicklung sabotieren, mein Vater wird nicht noch einen Klon von Mew erschaffen. Allerdings weiß ich nicht, ob es ihm gelungen ist, das bereits existierende Mewtu aufzuspüren, er erzählt mir leider nicht alles. Vertrauen ist wirklich ein Fremdwort für ihn und wenn ich dich nicht getroffen hätte, würde ich die Bedeutung sicherlich auch nicht kennen.’ Und er war nicht allein! Sie hatte sich also nicht in ihm getäuscht, sie wusste doch gleich, dass er niemals zu Team Rocket gehören könnte. Wenn sie das nur Gary erzählen könnte. Doch sie würde warten müssen, bis er herkäme, doch ob er sie dann überhaupt noch ansehen würde? Ob er ihr noch vertrauen könnte? Sie könnte es ihm nicht verübeln, wenn dem nicht so wäre. Doch Giovannis Plan schien es unter anderem zu sein, Mewtu zu fangen, sie hatte gar nicht gewusst, dass Team Rocket einmal versucht hatte, Mew zu klonen. Es musste mächtig sein, wenn Giovanni es haben wollte und eines war sicher: es würde nichts Gutes bedeuten, wenn er es fangen würde! Green war froh, dass sie sich entschieden hatte, Silver zu begleiten, sie musste ihm einfach helfen. Doch eine gewisse Trauer blieb zurück, wenn sie an Gary dachte. Sie musste zur Verräterin werden, um ihren Weg weiter zu gehen, doch dadurch hatte sie vermutlich den einzigen Menschen verloren, der ihr ohne Grund einfach sein Vertrauen geschenkt hatte. „Giovanni hatte tatsächlich Recht, wir haben eine Verräterin unter uns“, Sabrina saß in ihrem Sessel, ihre Augen leuchteten in einem unheilvollen violett. In ihrem Kopf hatte sie genau Greens Gedanken gehört, so wie Giovanni es ihr aufgetragen hatte. Dieser Mann erkannte einen Verräter sofort, wenn er ihm in die Augen sah. Seit einiger Zeit sah er diesen speziellen Blick auch in den Augen seines Sohnes, doch den sollte sie schließlich nicht abhören, also war es ihr egal. Sie beendete den Kontakt zu Greens Gedanken, als diese eingeschlafen war. Sie sah herab zu der Puppe auf ihrem Schoß. Mit Hilfe ihrer psychokinetischen Fähigkeiten ließ sie einen Kamm schweben und kämmte damit das seidige Haar ihrer Puppe. „Doch niemand wird verhindern, dass Mewtu auf diese Insel kommt, dafür werde ich schon Sorgen.“ Der Kamm rutschte ab und hatte der Puppe ein paar Haare herausgerissen. Sie legte ihn beiseite und streichelte den Kopf ihrer Puppe, bevor sie ihr wieder ihren Hut auf- und sie in ihren eigenen Sessel setzte und noch kurz anstarrte. „Niemand.“ ~~~ Preview Chapter 21: Der Tag des Aufbruchs ist gekommen. Gary ist bereit, die Gruppe in die entscheidende Schlacht zu führen, der erste Kampf lässt auch nicht lange auf sich warten. Aber auch Giovanni ist sehr zufrieden mit dem Lauf der Dinge und alles läuft genau nach Plan. Zu Lesen in Kapitel 21 ‚Der Giftmischer’, nächster Upload-Termin ist der 25.07.09 An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal auf meine Sidestory/Vorgeschichte zu Reunion aufmerksam machen. Der One-Shot ‚Balance of nature’ erzählt die Geschichte von einem letzten Kampf zwischen Team Aqua und Magma und wie sie schließlich zu Verbündeten geworden sind. Den Link findet ihr in der Kurzbeschreibung^^ Kapitel 21: Der Giftmischer --------------------------- Irgendwo auf einer unbewohnten Insel… „Du suchst also nach mir“, seine Augen formten sich zu Schlitzen. Sie blickten auf eine Projektion der Außenwelt, sie zeigte die Zinnoberinsel mit ihrem Labor, dem Kraftwerk und dem Team Rocket Hauptquartier. „Du hast genug Zerstörung angerichtet, das kann ich nicht länger mit ansehen. Du willst mich, dann werde ich kommen, aber du wirst nicht gewinnen.“ Mit einer Handbewegung verschwand die Projektion und Mewtu schwebte aus einem Loch in der Höhle nach draußen und landete auf dem Berg, der die Mitte der verlassenen Insel markierte, auf der er nun schon seit Jahren lebte. Er hatte sich mit all den geklonten Pokémon hierhin zurückgezogen, um in Frieden zu leben, doch dieser Mensch hielt einfach an seiner Existenz fest. Wieso erinnerte sich Giovanni noch an ihn? Er hatte seine Erinnerung doch gelöscht. Er hatte sich nicht mehr in die Angelegenheiten der Menschen einmischen wollen, doch dieses Mal war Giovanni zu weit gegangen. Er konnte nicht einfach diese Welt zerstören, denn sie war für alle da, egal ob Mensch oder Pokémon, und das würde er ihm schon beibringen. Sobald die ersten Sonnenstrahlen diese Welt erhellten, würde er sich auf den Weg machen und sich seinem Schöpfer zum letzten Gefecht gegenüber stellen. ~*~ Reunion – Der Giftmischer Oder: Aufbruchsstimmung ~*~ Kanto, ehemals Alabastia Gary schlug die Augen auf, wie spät mochte es wohl sein? Er setzte sich in seinem Schlafsack auf und reckte sich einmal, bevor sein Blick auf Sam fiel, der immer noch friedlich in seinem Schlaflager schlummerte. Er hatte es also nicht geträumt. Dieser Junge hatte Raum und Zeit durchquert und wollte an seiner Seite gegen Team Rocket kämpfen, obwohl es ihn überhaupt nicht betraf. Doch das spielte für ihn keine Rolle. Allerdings hatte Gary nicht vor, ihn in die letzte Schlacht mitziehen zu lassen. Er verließ das Zelt und erblickte sofort das Licht der aufgehenden Sonne. Der Tag der Entscheidung war angebrochen, heute würde sich zeigen, wer untergehen und wer siegen würde. „Guten Morgen!“, vernahm Gary die schläfrige Stimme Sams hinter sich. Dieser lugte aus dem Zelt und rieb sich die Augen. „Guten Morgen.“ „Ob die anderen wohl schon auf sind?“, wunderte sich Sam und gähnte einmal, bevor er ebenfalls gänzlich aus dem Zelt trat. Gary musste schmunzeln, „Einer nur, wenn er Hunger hat.“ Sam blickte ein wenig verwirrt drein, half Gary aber schließlich dabei, das Zelt und die Schlafsäcke wieder einzupacken und sich auf die Suche nach den anderen zu machen. „Ist es schon Morgen?“, stöhnte Maike und hielt sich eine Hand vors Gesicht, da sie genau von ein paar Sonnenstrahlen in den Augen getroffen wurde. Waren sie gestern doch tatsächlich einfach hier eingeschlafen. Drew lehnte immer noch an dem Meter Hauswand, was aus ihrer Sicht sehr unbequem aussah, sie hingegen hatte weich auf seinem Oberkörper gelegen und gut geschlafen. „Sieht ganz so aus“, erhielt sie Drews Antwort und blinzelte ihn an. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, zog ihre Hand nach unten und schenkte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. „Du darfst jetzt auch aufstehen, mein Rücken ist schon genug verrenkt.“ „Oh“, für Maike kam der Kuss so überraschend, dass sie vor Aufregung sofort aufsprang. Drew erhob sich ebenfalls aus seiner Position und dehnte einmal seinen Rücken durch. Es wunderte ihn selbst ein wenig, dass er so hatte schlafen können, aber wie hätte er sich anders hinsetzen sollen, wenn sie einfach so in seinen Armen einschlief?! „Wir sollten uns nach den anderen umsehen“, schlug er schließlich vor. „Gute Idee.“ „Guten Morgen ihr zwei!“, hörten sie jedoch prompt jemanden ihnen zurufen. Beide suchten die Herkunft der Stimme und entdeckten Gary in Begleitung eines anderen jungen Mannes, den sie verwunderlicherweise gar nicht kannten. „Guten Morgen“, entgegnete Maike, als die beiden sie erreicht hatten, „Wer bist du denn?“, wandte sie sich auch sofort an den Unbekannten. „Ich bin Sam, ich bin ein alter Freund von Ash und Misty“, stellte er sich vor, dieses Mal zog er es jedoch vor, auf die Geschichte mit der Zeitreise erst einmal zu verzichten. „Ich bin Maike, freut mich, dich kennen zu lernen.“ „Guten Morgen. Mein Name ist Drew“, stellte sich auch der Koordinator vor, „Wann bist du denn angekommen?“ „Kurz vor Einbruch der Nacht. Euch beide habe ich daher wohl nicht mehr getroffen.“ „Bist du auch ein Trainer?“, wollte Maike in ihrer Neugier wissen. „Sozusagen. Ich ziehe durch die Gegend, um Pokémon zu beobachten und zu studieren“, erwiderte Sam. „Dann passt ihr beiden ja gut zusammen. Jetzt haben wir schon zwei Forscher“, grinste Maike. „Wisst ihr, wo die anderen sind?“, wollte Gary nun lieber von ihr wissen. „Keine Ahnung, wir haben uns gestern als Erste zurück gezogen.“ „Na ja, ich habe schon so eine Idee, wo wir Ash finden werden.“ Maike legte den Kopf ein wenig schief ob Garys Bemerkung. Doch als er weiter schritt, folgten ihm alle einfach. Gary vermutete, dass Ash dieselben Intentionen hegte wie er selbst. Denn wie er gestern bereits gesagt hatte, er konnte seine Gefühle verstehen, es war schließlich auch seine Stadt. Hier waren sie Zuhause. Er hätte Ash nicht so anschreien dürfen, das tat ihm heute Leid. Er musste sich unbedingt noch bei ihm entschuldigen, bevor sie aufbrechen würden. „Guten Morgen!“, rief auf einmal eine bekannte Stimme die Straße runter und Gary und die anderen erkannten Lucia, die direkt in der aufgehenden Sonne stand und ihnen zuwinkte. Neben ihr erschien auch Paul, der einen passenden Kontrast zu ihrer freudigen Art bildete, indem er die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte und mürrisch drein blickte. Gemeinsam kamen sie der Gruppe entgegen. „Guten Morgen!“, begrüßte jeder die beiden. „Fehlen ja nur noch Ash und Misty“, stellte Lucia fest, „Aber sagt mal, habt ihr eigentlich irgendeine Idee, was wir zum Frühstück essen könnten? Ich habe nämlich tierischen Hunger, aber nichts zu Essen dabei“, musste sie verlegen zu geben. Seit dem fantastischen Frühstück bei Prof. Eibe hatte sie auch nichts mehr gegessen, was ihr heute Morgen schlagartig bewusst wurde, als sie nachdem Aufwachen als Erstes das Knurren ihres Magens vernommen hatte. „Das ist eine gute Frage“, stellte nun auch Maike mit Schrecken fest. „Notfalls müssen wir im Wald nach Beeren suchen und uns damit begnügen. Doch erst einmal sollten wir den Rest von uns finden“, meinte Gary nüchtern und bog in eine andere Straße ab. Lucia und Maike seufzten, die Männer blieben standhaft und ließen sich die Enttäuschung über das mangelnde Essen nicht anmerken und geschlossen folgten sie dem jungen Forscher. „Ash, wach endlich auf!“, Misty rief immer lauter und rüttelte mittlerweile schon seinen Körper hin und her. „Was ist denn?“, stöhnte der Trainer nur und drehte sich weiter in seinen Schlafsack ein. „Pikachu, hilf mir mal“, bat Misty und Ashs bester Freund nickte nur schief. „Pika-chu!“, ein Donnerschock ging los und traf auf den schlafsuchenden Trainer, dass es ihm durch Mark und Bein ging. „Ok-“, hustete er kurz, „Ich bin wach“, und alles drehte sich um ihn herum. Das war ein niederschmetterndes Erwachen. „Das wurde auch Zeit. Komm endlich in die Gänge, wir müssen noch nach den anderen suchen.“ „Nicht nötig“, vernahm Misty plötzlich Garys Stimme und drehte sich um. Er stand zwischen den Trümmern und blickte die beiden grinsend an. Der Rest der Gruppe wartete am Eingang des Grundstücks, wie sie durch einen Blick über seine Schulter erkannte. „War ja klar, dass wir die letzten sind. Nun komm schon“, drängte Misty und zog Ash den Schlafsack weg. „Jetzt hetz doch nicht so“, beschwerte er sich. „Immer noch die alte Schlafmütze.“ „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Gary“, stöhnte Ash und rappelte sich endlich auf. Prompt bekam er auch seinen Rucksack von Misty gegen die Brust gedrückt, ehe sie ihren Schlafsack zusammenrollte und neben Ashs legte. Das Gepäck könnten sie ruhig hier lassen, dort wo sie hingingen, würden sie sie nicht brauchen. „Dann können wir ja wenigstens sofort frühstücken“, versuchte Ash das positive am Aufstehen zu sehen. „Wir müssen nur zusehen, wo wir welches herbekommen“, meinte Gary. „Wir haben Sandwiches dabei“, warf Misty freudig ein und hob präsentativ ihren Rucksack, „Rocko hat uns gestern welche mitgegeben, die sollten für alle reichen, na ja, jedenfalls wenn Ash nur eine Portion bekommt“, sie schielte ihm frech entgegen. „Ich werde mich zurückhalten“, fauchte er zurück. „Na bestens, dann lasst uns ein Fleckchen Wiese suchen“, mit diesen Worten trat Gary durch die Trümmer, um zu den anderen zurückzukehren. Ash und Misty folgten ihm mit interessierten Blicken. Er war merkwürdig gut gelaunt, wie sie fanden. Sam hatte offensichtlich etwas erreicht. „Ihr habt wirklich Sandwiches von Rocko dabei?!“, wollte Maike sofort von den beiden bestätigt bekommen und hatte bereits ein überwältigtes Funkeln in den Augen. „Haben wir“, entgegnete Misty mit einem Grinsen, als sie alle drei zur restlichen Gruppe gestoßen waren. „Das ist ja Wahnsinn!“, Maike war sichtlich zufrieden, es gäbe nicht nur was Vernünftiges zum Frühstück, sondern es gab auch noch Frühstück von Rocko. Seine Kochkünste hatte sie wirklich vermisst. „Wie geht es Rocko denn? Warum hat er euch denn nicht begleitet?“, wollte Lucia wissen und bekam einen Anflug von Besorgnis. Ihm wäre doch hoffentlich nichts passiert. „Er will Prof. Lind in Mahagonia City helfen. Dort haben sie nämlich viele Pokémon festgehalten und er möchte nun bei der Pflege helfen“, entgegnete Misty. „Außerdem hat er seiner Familie versprochen, sich nicht in zu große Gefahr zu begeben“, und sie konnte seinen Entschluss gut nachvollziehen. „Verstehe. Wirklich schade, ich hätte ihn gerne wieder gesehen, aber diese Entscheidung ist irgendwie typisch Rocko“, gab Lucia mit ein wenig Bedauern zurück. „Dafür haben wir in Mahagonia City auch noch zwei andere Trainer getroffen“, fiel es Ash in diesem Moment wieder ein. Während sich alle auf einem Fleckchen Gras niederließen und Misty die Sandwiches aus ihrem und Ashs Rucksack holte, erzählte Ash von ihrem Aufeinandertreffen in Mahagonia City, „Die beiden waren mit Raikou zusammen und haben alle Mitglieder von Team Rocket mit einem Schlag ausgeknockt.“ „Mit Raikou?“, Maike war verblüfft, während sie sich das erste Sandwich schnappte. „Erst Suicune und jetzt Raikou, sicherlich wird auch Entei aktiv geworden sein. Hoffentlich werden wir die drei auf der Zinnoberinsel treffen und wer weiß, welche Pokémon sich noch am letzten Kampf beteiligen wollen. Sie scheinen genau zu wissen, dass die Welt in großer Gefahr schwebt“, kam es von Gary. „Hmm.“ „Ash, was ist los?“, Misty warf ihm einen fragenden Blick zu, denn plötzlich wurde Ashs Gesichtsausdruck wieder betrübt. „Ich frage mich, was aus meinen Pokémon geworden ist, die hier im Labor des Professors waren, als es passiert ist.“ „Sie werden sich in Sicherheit gebracht haben“, wandte Gary ein und blickte Ash entschieden an. Diese Frage hatte er sich auch gestellt, aber er war sich sicher, dass es ihnen gut ging. Es musste einfach so sein. „Da fällt mir ein, dass wir uns noch bei Bill melden sollten, vielleicht ist er schon auf“, kam Gary auf den Gedanken und holte sofort seinen PokéCom hervor, als er den letzten Bissen seines Sandwiches einschob. „Gute Idee, Bill hatte nämlich auch vor Jens, dem Arenaleiter von Teak City, in seine Stadt zu begleiten, weil sie hofften, Ho-oh rufen zu können“, gab Ash Gary noch schnell die Info, als auch schon Freizeichen zu hören waren. „Ich bin der Größte!“, vernahm man plötzlich eine enthusiastische Stimme am anderen Ende der Leitung, die so laut war, dass Gary seinen PokéCom sofort vom Ohr weg hielt und auch gleich lieber auf Freisprechanlage umschaltete. „Guten Morgen Bill“, meinte er trocken zu dem Erfinder. „Guten Morgen! Tut mir Leid, dass das eben so aus mir rausgeplatzt ist, aber gerade habe ich es endlich geschafft, ich bin ins System gekommen, dass die Pokémon Center der Kanto und Johto Region miteinander vernetzt. Jetzt kann ich endlich ein neues Kommunkationssystem einrichten. In Hoenn laufen die Arbeiten auch auf Hochtouren, denn ich habe endlich Lanette erreicht und wisst ihr wie?! Ich habe ihr ein verschlüsseltes Radiosignal auf ihr Handy geschickt, welches der Direktor des Radioturms in Dukatia City netterweise für mich gesendet hat. Ich sag euch, es läuft! Bald können wir jedem mitteilen, dass es noch Hoffnung gibt und zum Widerstand aufrufen“, sprudelte es voller Elan aus Bill heraus. „Hast du etwa wieder die ganze Nacht durchgearbeitet?“, kommentierte Gary nüchtern Bills Elan, „Wo steckst du überhaupt?“ „Na was denkst du denn?! Wie hätte ich das sonst hinbekommen sollen. Ich befinde mich in Oliviana City, um genau zu sein im hiesigen Leuchtturm in netter Gesellschaft von Jens und Jasmine. Jens uns ich hatten uns letzte Nacht hier einschleichen können und Jasmine lassen Team Rocket hier in Ruhe, dafür, dass sich nicht einmischt und nur auf den Leuchtturm aufpasst, wir sind hier also erst mal sicher. Ich brauche gleich aber erst mal einen Kaffee. Gibt es denn auch gute Neuigkeiten von deiner Seite aus? Ist Ash zufällig bei dir? Er hat mich gar nicht angerufen um mir zu erzählen, wie es in Mahagonia City gelaufen ist?!“ „Dort ist alles wieder in Ordnung“, kam auch sofort die Antwort des gefragten Trainers. „Ah, hallo Ash. Sehr gut, ich wusste ihr würdet es schaffen! Seid ihr etwa alle wieder zusammen?“ „Wir haben uns alle wieder in Alabstia getroffen und wollen uns gleich auf den Weg zur Zinnoberinsel machen“, erklärte Gary mit dem nötigen Ernst in der Stimme. „Verstehe, es geht also los, was?!“, auch Bill wurde ernst, „Wir sind alle bei euch Leute! Ihr müsst es einfach schaffen!“ „Sag mal Bill, wie war es denn in Teak City?“, wollte Misty unbedingt noch wissen. „Die Stadt sieht einfach nur schrecklich aus, sie haben wirklich alles niedergebrannt. Ho-oh haben wir auch nicht getroffen, dafür aber Entei! Ich bin mir sicher, dass die drei legendären Hunde-Pokémon aus Johto sich auch an dem Kampf beteiligen werden, seid also nicht überrascht, falls ihr Unterstützung bekommen solltet!“ „Sind wir nicht, denn Suicune und Raikou haben wir auch bereits getroffen“, gab Ash grinsend zurück. „Ehrlich? Das ist großartig und ihr macht mich gerade ein wenig eifersüchtig. Aber ich sehe schon, dass ihr alles im Griff habt. Wie sieht’s denn in Hoenn und Sinnoh aus?“, meinte Bill neugierig. „Wir haben Team Magma und Team Aqua geschlagen, in Hoenn braucht also niemand mehr Angst zu haben“, entgegnete Maike ihm, ein wenig erfüllte es sie auch auf einmal mit Stolz. Denn sie hatten wirklich etwas erreicht und die Menschen in der Region vor weiterem Leid bewahrt, auch wenn es anders kam, als sie es sich ausgemalt hatten. „Team Galaktik ist auch besiegt“, fügte Gary hinzu, „Team Rocket ist also die letzte Organisation auf unserer Liste.“ „Ihr seid wirklich der Wahnsinn!“, Bill konnte es kaum glauben, „Team Rocket schafft ihr auch noch, da bin ich mir ganz sicher!“ „Bill?“, Gary forderte die volle Aufmerksamkeit des Pokémon-Experten, dieser erkennte die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme und wartete gebannt am anderen Ende der Leitung, „Mach auf jeden Fall mit deiner Arbeit weiter. Sollte – etwas schief gehen, liegt es an dir!“ Kurzes Schweigen kehrte ein. Jeder wusste, dass es so oder so kommen könnte, man musste auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. „Das werde ich, ihr könnt euch auf mich verlassen!“ „Danke“, gab Gary erleichtert zurück. Egal was passierte, der Rest der Welt würde sich nicht so einfach unterwerfen. Sollten sie scheitern, würden hoffentlich andere kommen. „Wir hören von einander.“ „Viel Glück!“, damit war das Gespräch beendet. „Ihr habt in Johto ganz schön was erlebt, was?“, warf Maike ein und blickte zu Ash und Misty. „Kann man so sagen. Wir haben sogar Jessie, James und Mauzi getroffen“, gab Ash ein wenig bedrückt zurück. „Ehrlich?!“, kam es gleichzeitig von Maike und Lucia. „Sind sie immer noch Mitglieder von Team Rocket? Habt ihr gegen sie gekämpft?“ „Nein, sie sind ausgestiegen“, erwiderte Ash und von den beiden Mädchen war erleichtertes Ausatmen zu hören. Sie konnten sich auch nicht vorstellen, dass die drei wirklich bei der Zerstörung und Unterwerfung der Welt mitmachen würden, dazu wären sie einerseits nicht fähig und außerdem nicht annähernd stark genug. Sie hatten sich sowieso gefragt, wie solche Chaoten es schafften, in so einer Organisation zu bleiben. „Allerdings-“, wollte Ash fortführen, doch Gary ließ ihn nicht. „Ich denke, das reicht jetzt“, alle blickten ihn an und entschieden erhob er sich aus seiner sitzenden Position, „Es ist nicht wichtig, dass jeder von uns erzählt, was wir so erlebt haben. Wichtig ist, was noch vor uns liegt.“ Keiner antwortete ihm, doch er erkannte in den Gesichtern der anderen, dass sie seiner Meinung waren. Sie mussten nicht über die schrecklichen Ereignisse reden, die sie bis jetzt erlebt hatten, denn sie waren unbedeutend für die Aufgabe, die nun vor ihnen lag. „Wir wissen nicht, was uns auf der Zinnoberinsel erwarten wird. Wir wissen nicht, wie viele es sein werden, wie sie dort organisiert sind oder mit welchen Waffen sie kämpfen werden. Doch egal, mit was sie uns entgegen treten, wir dürfen nicht eher aufgeben, bis wir Giovanni besiegt haben! Dass er ein starker Trainer ist, haben wir dafür schon zu spüren bekommen, ein offener Angriff kommt also nicht in Frage. Wenn ich euch sage, dass wir ihnen haushoch unterlegen sind, erzähle ich euch nichts Neues. Sie sind in der Überzahl und haben mächtige Waffen, um ihre Feinde auszulöschen“, Gary blickte in jedes einzelne Gesicht seiner Gefährten. Er erkannte den Schock in ihren Augen, doch er hatte nur die Wahrheit ausgesprochen, die jeder von ihnen bis hierher verdrängt hatte. Der Kampf schien aussichtslos, doch sie hatten eine Chance, das wusste er. Er würde diese Chance ergreifen, so mussten es die anderen auch für sich selbst entscheiden. „Aber wir haben eine Chance, diesen Kampf zu gewinnen“, alle blickten ihn erwartungsvoll an, „Wir werden jede Konfrontation vermeiden, denn wir wollen nicht gegen alle Team Rocket Rüpel kämpfen, wir müssen nur einen schlagen und das ist Giovanni. Darauf müssen wir uns konzentrieren. Außerdem müssen wir versuchen, soweit wie möglich zusammen zu bleiben, damit wir uns gegenseitig Rückendeckung geben können. Keiner macht einen Alleingang. Wir sind alle fähige Trainer und wir haben schon viel erreicht. Meinen Plan habe ich euch nun mitgeteilt, ich habe die Entscheidung getroffen, diesen Kampf anzutreten. Nun seid ihr dran. Wer wird mir folgen?“ Damit hatte er die entscheidende Frage gestellt. Doch keiner musste lange nachdenken. Mit entschlossenen Blicken erhob sich jeder von ihnen. „Hast du für diesen Plan etwa auch die ganze Nacht durchgemacht?“, warf Drew mit einem leichten Grinsen ein. „Nein, mich musste nur jemand an etwas Wichtiges erinnern, da erstreckte sich der Weg vor mir von ganz alleine“, antwortete Gary und warf Sam einen kurzen Blick zu. Dieser nickte lächelnd. „Ich bin froh, dass der alte Gary wieder da ist“, kam es nun von Ash, der sich die Nase rieb, „Wie ich gestern bereits sagte, wir stehen alle hinter dir.“ Gary nickte allen aufrichtig dankend zu, „Aber da ist noch etwas“, sein Blick wurde sehr ernst, „Sollte einer von uns nicht mehr in der Lage sein weiter zu kämpfen, wird er zurück gelassen.“ Erneuter Schock spiegelte sich in den Augen der anderen wieder. Er wusste, was er damit verlangte, er hatte lange genug darüber nachgedacht, aber er wollte niemanden dabei haben, der die Mission in Gefahr brachte, nur weil einer von ihnen verletzt wurde. Ihr Ziel musste oberste Priorität haben, sonst würde es nicht funktionieren. „Ich weiß, dass das nicht einfach ist. Aber wir dürfen nicht vergessen, warum wir uns diesem Kampf stellen. Wir dürfen das Ziel nicht vergessen, nur weil einer von uns nicht mehr weiter machen kann. Ansonsten wäre auch alles umsonst gewesen. Nicht nur der Einsatz eines von uns, sondern alle, die sich bis jetzt für diese Sache aufgeopfert haben. Deshalb ist das meine Bedingung. Ich kann niemanden mitnehmen, der sich nicht daran halten will.“ „Wenigstens einer, der das Wesentliche des Kampfes verstanden hat“, kam es von Paul. „Dass du jeden von uns eiskalt links liegen lassen würdest, war ja klar“, giftete Ash ihn sofort an. „Hier ist nicht jeder so ein Weichei wie du. Schwächlinge bleiben eben auf der Strecke.“ „Was willst du damit sagen?!“, knurrte Ash und ballte die Hände zu Fäusten, seine Augen funkelten Paul wütend an. „Er wird mir langsam sympathisch“, mischte sich Gary ein und Ash warf ihm einen ungläubigen Blick zu, „In diesem Fall hat er Recht Ash. Wir dürfen nicht noch mehr an Stärke verlieren, nur weil einer von uns mit einem Verletzten zurück bleibt. So können wir einfach nicht gewinnen.“ „Aber-“ „Kein aber“, schnitt Gary ihm scharf das Wort ab, „Ich verlange ja auch nicht, dass wir jemanden von uns aufgeben oder in der Schusslinie liegen lassen sollen. Aber es darf uns nicht daran hindern weiter zu gehen. Wir dürfen unsere Kräfte dort nicht verschwenden.“ Paul fühlte sich bestätigt, zudem hätte er diesem Professorenenkel so eine Einstellung gar nicht zugetraut. Vielleicht wäre er doch nicht so naiv, wie er zunächst glaubte und dieser Kampf könnte doch noch interessant werden. Währenddessen blickte Ash nur bitter zur Seite und war sich nicht sicher, was er tun sollte. „Also, kannst du es oder kannst du es nicht?“, hakte Gary nach und sah Ash eindringlich an. Momente des Wartens und Schweigens verstrichen. Ash wusste nicht, was er ihm antworten sollte. „Ich bin dabei“, es war Misty, die ihm schließlich als Erste entschlossen eine Antwort gab. Ash zuckte kurz zusammen. Sie konnte das also so einfach? Könnte er es dann auch? Aber wie sollte er seine Freunde im Stich lassen oder wie sollte er sie einfach zurück lassen? Auch Maike und Drew äußerten sich noch nicht. Maike hatte seine Hand ergriffen und sah ihn fragend an. Er verstand Garys Entschluss und er hatte Recht damit, es wäre der einzige Weg. Also gab es nur eine Möglichkeit, dieses Dilemma zu lösen: sich nicht besiegen lassen! „Wir sind auch dabei!“, sprach er entschieden für sie beide und drückte fest Maikes Hand. Er dachte also dasselbe wie sie und sie war froh darum. Es würde zwar schwer fallen, sollte wirklich einem von ihnen etwas passieren, aber es war der einzige Weg. „Auf mich könnt ihr auch zählen“, kam es nun entschlossen von Lucia. „Auf mich ebenso“, brachte sich Sam ein. Gary ließ seinen Blick über jeden von ihnen schweifen, sie hatten ihre Entscheidung getroffen. Ash war der Einzige, der noch fehlte. „Ash?“ „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann“, musste er mit leiser Stimme zugeben. „Ich schon.“ Überrascht blickte er seinen alten Rivalen an. Wie könnte er sich da so sicher sein? Er schien keine Probleme damit zu haben, woher sollte er also wissen, wie er sich fühlte?! „Ich weiß, wie du dich fühlst.“ Tatsächlich? Ash konnte es sich nicht vorstellen und wollte ihn gerade wütend anschreien, doch plötzlich hielt er inne. Er sah direkt in Garys Augen, er sah den Schmerz hinter seiner Entschlossenheit. Er verstand ihn wirklich, denn er wusste wie es war, jemanden zu verlieren. Auch er hatte Angst davor, dennoch würde er diesen Preis bezahlen, denn wenn sie es nicht täten, würde sich nichts ändern. Nichts würde besser werden, ganz im Gegenteil, die Verluste könnten nur wachsen. Die Situation war genau wie gestern, nur andersherum. Wenn er genau darüber nachdachte, wusste auch er, dass Gary Recht hatte und schließlich hatte er sich schon lange entschieden, seinen Freund zu begleiten. Denn das war der Grund. Es würde ihm schwer fallen, einen Freund zurückzulassen, aber noch schwerer fiel es ihm, seine Freunde nicht zu begleiten. Das wollte Gary ihm damit sagen. Er brauchte seine Hilfe in diesem Kampf. Wie könnte er ihm die nur ausschlagen?! Ash zog sich sein Cap zurecht und grinste beinahe unmerklich, „Schon gut, du kannst auf mich zählen.“ Die beiden schienen sich unvermittelt anzublicken. Zwar wusste keiner der anderen genau, was gerade eben zwischen den beiden passiert war, doch jeder war froh, dass keiner zurück bleiben würde. Gemeinsam könnten sie es schaffen, daran glaubte jeder von ihnen. „Sam, du musst allerdings zurück bleiben“, meinte Gary auf einmal an ihren neuen Freund gewandt. „Wieso?“, Unverständnis und Schock schwangen in seinen Worten mit. „Das ist nicht dein Kampf“, erwiderte Gary gelassen aber bestimmt, „Du kommst aus der Vergangenheit, wenn du hier kämpfst oder dir womöglich etwas passiert, könnte das die Gegenwart verändern.“ „Aber ich kann euch doch nicht alleine gehen lassen! Celebi hat mich extra hergebracht, damit ich euch helfen kann.“ „Du hast bereits geholfen. Ich weiß nicht, was sich Suicune und Celebi dabei gedacht haben, aber wir können es nicht verantworten, auch noch den Lauf der Zeit zu verändern. Die Vergangenheit sollte Vergangenheit bleiben und wir bestimmen heute unsere Zukunft. Du solltest hier warten“, versuchte Gary ihn zu überzeugen. „Aber damals haben wir doch auch gemeinsam gekämpft, denkst du wirklich, dass sich die Zeit dadurch verändern würde?“, warf nun Ash ein. „Ich bin mir da sogar recht sicher“, gab Gary zurück, denn er musste an ein bestimmtes Skizzenbuch seines Großvaters denken, welches er bei einer Recherche hier im Labor einmal gefunden hatte. Es zeigte ein Bild von Celebi und einem Pikachu. Damals hatte er sich nichts dabei gedacht, er war nur beeindruckt, dass sein Großvater einmal ein Celebi getroffen hatte, doch von diesem Abenteuer hatte er ihm nichts erzählen wollen. Aber jetzt machte es Sinn. Er wollte es verschweigen, weil es das Abenteuer war, bei dem er Ash das erste Mal begegnet war. Sie hatten die Zeit verändert, denn eigentlich war es eine Freundschaft, die schon seit Jahren Bestand hatte. Doch scheinbar wusste Ash überhaupt nicht, wer Sam wirklich war. „Schon gut, du hast vermutlich Recht. Wenn ich nicht in meine Zeit zurückkehre, hätte das sicher Folgen, doch ich bin froh, euch alle getroffen zu haben. Ich hoffe wirklich, dass ich euch in meiner Zeit auch begegnen werde.“ „Das wirst du bestimmt“, meinte Gary mit einem freundlichen Lächeln. Sam nickte dankend. „Wirklich schade, aber ich bin auch froh, dass wir uns wieder gesehen haben“, kam es auch von Ash. „Finde ich auch. Und wir werden einfach für dich mitkämpfen“, zwinkerte Misty ihm zu. „Danke Leute. Ich werde dann hier auf euch warten oder bis Suicune mich wieder abholt. Vielleicht hatte es wirklich nicht vor, mich mit euch kämpfen zu lassen“, ein wenig betrübt wirkte sein Blick schon, doch so wäre es wirklich das Beste. „Dann sollten wir uns langsam abreisefertig machen. Am einfachsten wird wohl der Luftweg sein“, meinte Gary. „Glurak kann wieder mich und Misty tragen. Wo steckt Glurak eigentlich?“, Ash fiel auf, dass er sein Pokémon heute noch gar nicht gesehen hatte. „Ich fliege wieder selbst“, kam es trocken von Paul, Gary hatte auch nichts anderes erwartet. „Kann ich wieder mit dir auf deinem Tauboss fliegen, ich besitze nämlich kein Flug-Pokémon“, kam es ein wenig verlegen von Lucia. „Ich habe zwar mein Libeldra, aber es ist leider immer noch verletzt von den gestrigen Kämpfen, ich bin mir nicht sicher, ob es mich und Maike bis zur Zinnoberinsel bringen kann“, Drew hätte sein Pokémon beinahe vergessen. Es hatte sich zwar ausruhen können, aber Verletzungen hatte es nichtsdestotrotz, er würde es auch vermeiden, es im Kampf einzusetzen. „Dann haben wir ein Problem.“ „Wir können ja mit meinem Turtok die Seeroute nehmen, das geht doch fast genauso schnell“, warf Maike ein und Gary zuckte kurz zusammen, bevor er ins Grübeln fallen konnte. Ja, das wäre eine Möglichkeit, so war er gelegentlich auch gereist, um die Distanzen zwischen den kleineren Inseln in Sinnoh zu überbrücken. Doch diese Art des Reisens sollte er nie wieder erleben. Drew warf Maike auch einen leicht irritierten Blick zu. Mit einem Turtok war er noch nie gereist, schon gar nicht gesurft. „Das ist cool, auf einem Pokémon zu surfen macht echt Spaß“, erinnerte sich Ash an seine Reise mit Lapras zurück. Das waren noch Zeiten. „Oh ja, es kann vor allem auch sehr entspannend sein.“ „Ich will euch ja nicht unterbrechen, aber da kommt etwas auf uns zu geflogen, ist das nicht Glurak?“, mischte sich Misty in das Gespräch von Ash und Maike ein und zeigte in den Himmel. „Aber das sind zwei Pokémon“, meinte Maike und versuchte in der Ferne etwas zu erkennen. „Das ist Glurak und – Tauboss!“, rief Ash plötzlich aus. Die beiden Pokémon kamen mit schneller Geschwindigkeit immer näher, bis sie schließlich bei der Gruppe landeten. Die Schwingen der beiden Pokémon machten ziemlich viel Wind, bevor sie sanft auf dem Boden aufsetzten. Ash blickte das Tauboss mit großen Augen an, sein Blick war so vertraut. Konnte das wirklich sein? „Tauboss, bist du es wirklich?!“ „Grrruh“, es nickte freudig. „Mein alter Freund“, mit aufkeimenden Freudentränen in den Augen umarmte Ash sein Pokémon. Das war sogar noch länger her als die Reise mit Lapras. Tauboga hatte er als Allererstes im Vertania Wald gefangen und sie hatten gemeinsam viele Kämpfe bestritten. Bis er nach der Indigo Liga wieder nach Hause gekehrt war und sie auf eine Horde Taubsi und Tauboga trafen, die von Ibitaks und Habitaks angegriffen wurden. Damals hatte sich Tauboga zu Tauboss weiter entwickelt, um die Taubsi und Tauboga zu beschützen und es war als ihr Anführer bei ihnen geblieben. Das war nun schon so lange her, seitdem hatte er seinen alten Freund nicht mehr gesehen. „Glurak, hast du Tauboss etwa hergebracht?“, wandte sich Ash nun an sein Feuer-Pokémon. Glurak grummelte zur Bestätigung. „Habt ihr auch andere Pokémon gesehen?“, wollte er weiter aufgeregt wissen. „Was ist mit Bisasam, Kingler , Karnimarni, Tauros und all den anderen?“ Tauboss stupste ihn sanft an und deutete dann in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Ash verstand nicht so ganz. „Sie sind alle dort irgendwo in Sicherheit, richtig?“, nun war es Gary, der die Frage an Ashs Tauboss richtete und das Vogel-Pokémon nickte. „Alle Pokémon, die hier im Labor lebten?“ Auch Gary konnte sein brennendes Interesse nicht verbergen und er und Ash sahen Tauboss erwartungsvoll an, wieder nickte es. „Das sind super Neuigkeiten“, meinte Ash glücklich, „Und willst du uns nun begleiten?“ Tauboss hob seine Schwingen, es war zum Kampf bereit. „Doch die anderen wollten dich nicht begleiten? Sind etwa ein paar von ihnen verletzt?“ Erneut musste Tauboss nicken und es sah dabei traurig aus. Ash konnte verstehen, wie es sich fühlte. Es war ein Beschützer und jetzt ließ es sogar seine verletzten Freunde zurück, um ihnen zu helfen. Doch da kam Ash eine Idee. „Staravia, du bist dran!“, er rief sein anderes Vogel-Pokémon herbei, „Staravia, lass dir von Tauboss sagen, wo die anderen sind und kümmer dich bitte um sie.“ Staravia blickte zu Tauboss und die beiden schienen die gewünschte Information auszutauschen. Kurz darauf machte ich Staravia auch schon auf den Weg und verschwand in die Richtung, aus der Tauboss und Glurak gekommen waren. Staravia würde seine Aufgabe gut machen und Tauboss würdig vertreten. Außerdem könnte es ihm jetzt nicht helfen, da es zu klein war, um auch nur eine Person bis zur Zinnoberinsel zu tragen. „Dann hätten wir das mit dem Flug ja auch geklärt, ihr beiden könnt auf Glurak fliegen und Misty und ich nehmen Tauboss“, wandte er sich nun an die beiden Koordinatoren. „Auf Glurak?“, fragte Maike zweifelhaft, Tauboss oder Turtok waren ihr da irgendwie lieber. „Du möchtest gerne wieder auf Tauboss fliegen, stimmt’s?“, Misty grinste ihn wissend an. Ash hatte bis jetzt nur einmal die Gelegenheit dazu gehabt, aber es musste ein tolles Gefühl gewesen sein. „Ja“, meinte er schon ein wenig schwärmerisch, „Das ist doch ok für dich, oder Glurak?“, grinste er sein anderes Pokémon an und erntete sofort wieder einen neckenden Flammenwurf in seine Richtung. „Ich wusste, du würdest es verstehen“, hustete Ash. „Ich würde sagen, es wird Zeit“, warf Gary nun ein. Alle waren bereit und Gary und Paul riefen nun ebenfalls ihre Flug-Pokémon herbei. Paul war natürlich sofort auf den Rücken seines Kramshef gesprungen, während Gary Lucia beim aufsteigen auf sein eigenes Tauboss half. Maike blickte Glurak immer noch unsicher an, doch einmal aufgesessen war es gar nicht so schlimm, wie sie erwartet hatte. Drew setzte sich hinter ihr und stützte sich mit den Händen auf Glurak vor ihr ab. Sie legte ihre Hände zur Stütze neben seine, so fühlte es sich wirklich sicher an. Ash sprang ebenfalls voller Elan auf Tauboss’ Rücken und half Misty dann beim Aufsteigen. Sie wären nun zum Abflug bereit. „Kommt ja alle gesund wieder, ja?!“, richtete Sam noch letzte Worte an seine Freunde. „Verlass dich drauf!“, gab Ash selbstsicher zurück. „Nochmals danke“, Gary nickte ihm ein letztes Mal zu, bevor alle Pokémon ihre Flügel ausbreiteten und mit einem gewaltigen Aufschwung befanden sich die sieben Trainer im nächsten Moment auch schon in der Luft, „Richtung Süden!“, leitete Gary die Gruppe an und so ließen sie sich vom Wind über das Meer tragen, an deren Ende sie auf die Zinnoberinsel stoßen würden, dort, wo ihr Schicksal auf sie wartete. Kanto, Zinnoberinsel, Team Rocket Hauptquartier Giovanni stand in seinem Büro und blickte aus dem Fenster. Von dort hatte er Sicht auf die großen Hallen, in denen seine neue Luftflotte gebaut wurde, auf das Labor, in dem Prof. Nanba und Pyro ihre Arbeit leisteten und hoffentlich bald von einem Ergebnis berichten würden, und auf den Rest der bereits kleinen Stadt, die er hier auf der Insel errichtet hatte. Von einem Touristenparadies konnte schon lange nicht mehr die Rede sein. Die Stadt am Fuße des Vulkans hatte er ausradiert, denn sie hatte hier keinen Platz mehr. Dafür konnte man Teile von ihr gut gebrauchen, um bessere Dinge zu bauen. Neu entwickelte Waffen und Lagerhallen beispielsweise. Die Niederlagen in Dukatia und Mahagonia City waren bedauerlich, aber unbedeutend, wenn seine Arbeit hier vollendet wäre. Seine Flotte wartete bereits beladen mit seinen Panzern an der Küste, er wartete nur noch auf die Fertigstellung seiner Luftwaffe. Dann könnte sich ihm niemand mehr widersetzen und alle seltenen Pokémon würde er mit Leichtigkeit fangen können. Alle! Zufrieden betrachtete er sein eigenes Grinsen in der Fensterscheibe. Vor ein paar Jahren hatten sie alle tatsächlich geglaubt, dass er aufgegeben hätte. In der Tat hatten viele Mitglieder Team Rocket verlassen oder waren verhaftet worden, doch von seinem Traum, die Welt in seinen Händen zu halten, konnte ihn niemand abhalten. Auch sein eigener Sohn nicht. Bald würde er seinen rechtmäßigen Platz einnehmen, das wäre ein denkwürdiger Tag für einen stolzen Vater. In diesem Moment klopfte es an der Tür und eben dieser Sohn, auf den der Vater stolz sein wollte, trat ein. Green war an seiner Seite. „Das Outfit steht deiner Freundin gut“, bemerkte Giovanni, der sich zu den beiden umgedreht hatte. Green hatte in ihrem Zimmer die Kleidung eines Team Rocket Kommandanten gefunden, ihr war sofort klar gewesen, dass es nicht nur zur Dekoration ihres Bettes diente. Sie trug schwarze kniehohe Stiefel, einen schwarzen Minirock und eine schwarze Lederjacke, auf der groß das rote ‚R’ von Team Rocket prunkte. „Danke“, gab Green mit einem leichten Lächeln zurück, dabei hatte sie heute noch in keinen Spiegel gesehen, seit sie die Sachen anhatte. „Weshalb hast du uns rufen lassen?“, wollte Silver viel lieber wissen und blickte seinen Vater starr aus seinen grauen Augen an. „Bald ist es an der Zeit“, verkündete er bedeutungsvoll, „Ihr-“ Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. „Mach es kurz!“, forderte Giovanni ungehalten durch den Hörer. „Jemand ist in den äußeren Luftraum der Insel eingedrungen, sie werden in ein paar Minuten die Nordküste erreichen“, antwortete die Stimme gehorsam am anderen Ende der Leitung. „Wie viele?“ „Vier Pokémon und sieben Menschen.“ „Sehr gut. Sag Koga und Major Bob Bescheid, sie sollen sich um die Eindringlinge kümmern, dafür sind sie schließlich hier.“ „Sehr wohl. Soll sich auch die Mannschaft bereit halten?“ „Nicht nötig. Außerdem möchte ich das auf konventionelle Weise regeln. Doch ruft die beiden aus Ebenholz City zurück, sie sollen sich auch hier nützlich machen!“ „Verstanden“, damit war das Gespräch auch schon beendet. „Wie es aussieht, sind deine alten Freunde auf dem Weg hierher“, bemerkte Giovanni zu Green. Diese setzte wieder ein geheimnisvolles Lächeln auf und bedachte Giovanni mit einem kalten Blick, „Ich habe keine Freunde“, er grinste sie ebenfalls an, „Wirklich schade, ich wollte sie eigentlich selbst erledigen, wenn sie kommen.“ „Da findet sich vielleicht noch eine Gelegenheit“, gab Giovanni zurück, denn er war gespannt darauf, ob Koga und Bob überhaupt in der Lage sein würden, den Nachkommen von Prof. Eich und seine Truppe aufzuhalten. Aber diese Trainer wollte er nicht mit Waffengewalt zur Strecke bringen. Sie sollten vor ihm im Staub kriechen, wenn er sie mit der geballten Kraft seiner Pokémon niederstreckte. Es wäre ein viel glorreicher Erfolg, wenn er sie mit ihren eigenen Waffen schlagen würde. Green wollte gerade etwas erwidern, als es plötzlich wieder an der Tür klopfte. „Herein“, wer störte nun schon wieder? Doch Giovanni war nicht lange ungehalten, denn es war Sabrina, die eintrat. Zu seiner Überraschung trug sie auch nicht ihre Puppe auf dem Arm, die sie sonst immer dabei hatte, das hatte sicher etwas Wichtiges zu bedeuten. „Er ist auf dem Weg hierher“, sagte sie starr. „Hervorragend!“, das waren gute Nachrichten, „Kommt er also von allein hierher, dann hat er die Situation sicherlich mitverfolgt. Ich wollte nicht daran glauben. Du weißt ja, was du zu tun hast“, Giovanni sah Sabrina erwartungsvoll an und wieder tat sie etwas Ungewohntes: sie lächelte kalt. Green lief ein leichter unwohler Schauer über den Rücken. Sie mochte Sabrina schon nicht, wenn sie immer so leblos drein blickte, aber dieses Lächeln war noch gruseliger. Was war sie nur für eine Person und wieso folgte sie Giovanni? Die beiden mussten eine besondere Vereinbarung getroffen haben, denn sie war anders als Koga und Bob und Giovanni schien ihr auch mehr Vertrauen entgegen zu bringen, wenn man es so nennen wollte. Sie musste eine besondere Rolle in diesem Plan spielen. Leider konnte Green diese Frau überhaupt nicht einschätzen. Als sie einmal in Saffronia City war und auch dort in der Arena gekämpft hatte, hatte sie Sabrina nie getroffen. Die Arenaleitung hatte jemand anderes übernommen. Doch was war in der Zeit wohl mit Sabrina gewesen? „Es gibt eine kleine Planänderung“, Giovannis Stimme holte Green zurück an den Ort des Geschehens, „Geh zu Pyro und Nanba, sie sollen ihre Arbeit einstellen und sich auf den eigentlichen Plan konzentrieren. Ihr beiden begleitet sie.“ „Verstanden“, entgegnete Silver mit einer kurzen Verbeugung. „Verstanden“, Green reagierte eine Sekunde später mit derselben Geste. Was hatte das zu bedeuten? Was war der eigentliche Plan? Green verstand überhaupt nichts und sie hatte auch keine Vorstellung, was er ihnen gerade genau auftragen hatte. Sabrina verließ stumm das Büro und Silver folgte ihr zusammen mit Green. Giovanni lachte leicht, es lief alles noch besser, als er es geplant hatte. Er musste nichts weiter tun, als zu warten. Prof. Eichs Enkel war auf dem Weg und er musste ihn nur noch erledigen und seine eigene Schöpfung kehrte ebenfalls zurück. „Ich freue mich auf unser Wiedersehen, Mewtu.“ Seeroute zur Zinnoberinsel „Da vorne ist die Küste!“, rief Misty den anderen zu und deutete in die Ferne. „Dort werden wir landen und uns dann zu Fuß weiter vor arbeiten“, teilte Gary den anderen mit und die vier Flug-Pokémon nahmen Kurs auf die Insel. Sie flogen tief über das ruhige Wasser, es war ein unglaubliches Gefühl. So fühlte sich Freiheit an und mehr denn je wollten sie dieses Gefühl mit allen anderen teilen. Jeder sollte wieder wissen, was Freiheit bedeutete! Die Küste kam immer näher und bis jetzt war nichts Verdächtiges zu sehen, sie könnten wohl sicher dort landen, Team Rocket schien sich mehr im Inselinneren angesiedelt zu haben. Dennoch wunderte es Gary, dass sie nicht auch die Küste vor Eindringlingen sicherten oder rechneten sie vielleicht gar nicht mit Widerstand? Doch nach den Ereignissen in Johto sollten sie eigentlich annehmen, dass es Trainer gab, die ihre Pläne durchkreuzen wollten. Gary war sich auch sicher, dass Giovanni nicht glaubte, sie hätten nach ihrem Kampf in Vertania City einfach aufgegeben. Gary blieb wachsam, aber es war wirklich nichts zu sehen. Sie waren nur noch ein paar Meter vom sicheren Land entfernt und die Pokémon drosselten bereits ihre Geschwindigkeit, um mit ihren Trainern sanft auf dem Boden aufsetzen zu können. Plötzlich zog Wind auf und wehte ihnen aus westlicher Richtung entgegen. Die Pokémon mussten sich neu ausrichten, um nicht zur Seite abzudriften. Der Wind peitschte auch eine Welle gegen die Küste, deren Tropfen Gary ins Gesicht spritzten. Er kniff ein Auge zu, das Wasser abbekommen hatte und bemerkte zu spät das gefährliche Funkeln im nahe gelegenen Wald. Alle befanden sich noch in der Luft, als plötzlich etwas auf sie zuschoss. Die Pokémon drehten ab, um ihre Trainer vor dem Angriff zu beschützen, doch dafür wurden sie von den unaufhörlich auf sie zurasenden Giftstacheln getroffen. Schmerzerfüllt fingen ihre Flügel an zu lahmen, eine gute Landung war nicht mehr möglich. Garys Tauboss hielt mit letzter Kraft auf das Land zu und schlitterte schließlich über den Boden, bevor es leise gurrend liegen blieb. Gary hatte sich so gut es ging an Tauboss festgehalten und Lucia hatte seine Taille dafür so stark sie konnte umklammert, um nicht runterzufallen, so lagen sie nun beide auf dem schwachen Pokémon. Paul war abgesprungen, als sein Kramshef über Land flog, jedoch spürte er immer noch die Schwäche in seinen Unterschenkeln und kam nicht besonders glücklich auf. Sein Pokémon landete ein paar Meter entfernt noch unglücklicher auf dem Boden und wurde sofort von ihm, noch am Boden liegend, zurück gerufen, da es ihm nicht mehr würde helfen können. Sein Blick suchte auch bereits den Feind, denn der erste Kampf stand an. Misty und Ash hatten sich dagegen nicht mehr auf Tauboss halten können, als es stark abgedreht war, doch Ash hatte es noch geschafft, sich an Tauboss’ Fuß festzuhalten und hatte auch noch Misty am Arm erwischt. Als Tauboss dann ebenfalls die Küste erreicht hatte, hatte Ash losgelassen und die beiden kamen mehr oder weniger heil auf dem Boden auf. Tauboss schaffte es um Zentimeter, über dem Grund weiter zu fliegen und drehte wieder ab. Der Giftstachelhagel war noch nicht abgebrochen und Tauboss steuerte mit letzter Kraft in den Flügeln auf deren Quelle zu. Gluraks Flügel brachten dagegen kaum noch eine Bewegung zustande und es prallte gegen die Klippe. Es klammerte sich an der Kante der Küste fest. Drew und Maike reagierten sofort und versuchten von seinem Rücken runter zu klettern. Maike sprang auf das sichere Land und Drew hinterher, gemeinsam schafften sie es schließlich auch, Glurak vor dem Absturz zu bewahren. Es kniete keuchend neben ihnen am Boden. Es ging alles wahnsinnig schnell, plötzlich bemerkten alle nur noch einen starken Wirbelwind und der Giftstachelhagel brach ab. Doch das bedeutete keineswegs, dass die Gefahr damit abgewendet war, sie wurde nur von anderer Seite fortgeführt. „Vorsicht!“, schrie Drew und wollte sich zusammen mit Maike zur Seite werfen. Eine Horde Golbat hielt auf sie zu und setzte sie erneut mit Giftstacheln unter Beschuss. Drew spürte den stechenden Schmerz in seinem Arm, während er mit Maike eine halbe Drehung vollführte. Doch als sein Fuß wieder auf dem Boden aufsetze, gab dieser plötzlich nach. Ein Teil der Golbat hatte mit Durchschnitt den Grund der Küste abgetrennt. Maike hörte nur einen Schrei von Drew, bevor sie merkte, dass er sie von sich gestoßen hatte und vor ihren Augen in die Tiefe stürzte. „Drew!“, entglitt es ihrer Kehle, sah aber auch im gleichen Moment die Golbat vor sich. Hitze schoss an ihr vorbei und überrascht blickte sie zu Glurak, das Pokémon hatte einen Flammenwurf abgefeuert und die Golbat hatten sich zerstreut. Maike nutzte den Moment, den sie brauchten, um sich wieder zu formatieren, um ihr Lohgock zu rufen. „Los, setzt beide eure stärkste Feuerattacke ein!“, befahl Maike und im nächsten Moment brach eine gewaltige Feuerwelle los, denen die Golbat nichts entgegen zu setzen hatten. Manche krachten zu Boden, andere stürzten ins Meer und wieder andere flogen zum Teil brennend davon. „Gut gemacht!“, freute sich Maike, doch der Moment war nur von kurzer Dauer, denn sofort kniete sie an der Klippe und hielt Ausschau nach Drew. Doch das Einzige, was sie sah, war das Meer, welches nur noch seichte Wellen an die Klippe schlug. Ashs Tauboss hatte den Giftstachelhagel aus dem Wald zwar gestoppt, doch damit hatte es die Golbat von dort nur vertrieben und wurde stattdessen selbst von einem Wirbelwind vernichtend zu Boden gedrängt. „Tauboss?! Wo kommt dieser Wind nur her?“, Ash wusste nicht, was los war, sie schienen aus dem Nichts angegriffen zu werden. „Wir brauchen Deckung!“, schrie Gary und rief sein Tauboss zurück. „Ihr könnt euch nicht verstecken“, eine bösartige Stimme war zu hören, gefolgt von leichtem fiesem Gelächter. „Endlich seid ihr angekommen, mir wurde schon langweilig.“ Alle blickten gespannt in die verdächtige Richtung. Zwischen Klippe und Wald stand eine Person, neben ihr schwebte ein Pokémon in der Luft. Der Wirbelwind legte sich wieder und man konnte etwas erkennen. „Das ist Koga!“, Gary erkannte als Erstes den ehemaligen Arenaleiter von Fuchsania City, der die Gruppe amüsiert angrinste. „Hier ist eure Reise leider zu Ende“, erwiderte er und richtete seine Hand bedeutungsvoll nach vorne, „Zeit zu sterben.“ Sein Omot, welches neben ihm flatterte, schlug schneller mit seinen Flügeln und erzeugte einen erneuten Wirbelwind. Doch in dem Wind vermischte sich auf einmal grünes Gas. Dieses Gas schien sonderlicherweise aus Kogas Körper zu kommen. Wie konnte das nur sein? Doch es breitete sich schnell aus und stechender Gestank drang in ihre Nasen. „Verdammt, das ist eine Giftwolke“, meinte Gary und hielt sich bereits eine Hand vor Mund und Nase. Die giftige Wolke verschlang die sechs Trainer und Koga lauschte zufrieden dem Husten und Keuchen seiner Opfer. Doch seine Freude war auch nur von kurzer Dauer, denn plötzlich erschien ein Maskeregen und ein Smettbo an der Klippe und setzten Silberhauch und Windstoß ein. Drew stand in einer höhlenartigen Ausbuchtung inmitten der Klippenwand. Er hatte einen Felsvorsprung zu fassen bekommen und war hier hinein gesprungen. Klettern konnte er nämlich nicht mehr. Vorsichtig zog er sich die Giftstachel aus seinem Unterarm. Sie hatten auch ausgerechnet seinen rechten Arm getroffen, der ohnehin schon verletzt war. Seine Muskeln fühlten sich mehr als schwach an, er konnte kaum noch seine Hand bewegen und die Lähmung zog sich bereits bis über den Ellenbogen. Doch das durfte ihn jetzt nicht aufhalten. Er rief sein Maskeregen und sein Smettbo herbei, sie könnten den anderen helfen, denn eines war sicher, sie hatten ihren ersten Feind bereits getroffen! Plötzlich nahm er auch einen starken Gestank wahr, da oben musste etwas passieren. Die beiden Pokémon machten sich augenblicklich auf den Weg, während ihr Trainer überlegte, wie er wieder hier raus kommen könnte. Die Klippe war felsig, klettern wäre also grundsätzlich keine Schwierigkeit, wenn nicht plötzlich der Wellengang stärker würde. Er selbst war dazu zwar nicht mehr in der Lage aber sicherlich sein Absol. „Absol, du bist dran!“, ein weiteres Mal brauchte er die Hilfe seines Unlicht-Pokémon. „Denkst du, du kannst mich die Klippe hochtragen?“ Das Pokémon warf einen kurzen Blick auf seine Umgebung, bevor es ein wenig in die Hocke ging und seinem Trainer damit deutete, dass er aufsteigen sollte. Drew fackelte natürlich nicht lange und setzte auf. Absol machte sich sofort auf den Weg und sprang von Felsvorsprung zu Felsvorsprung. Die Giftwolke verzog sich, Koga kam mit seiner Mischung aus Giftwolke und Wirbelwind nicht gegen die Kombination von Maskeregen und Smettbo an. „Wer zum Teufel-“, knurrte er ungehalten. „Kann das sein“, Maike warf erneut einen Blick die Klippe hinab und nun entdeckte sie Drew, der sich ihnen auf Absol näherte. Das Pokémon setzte zum letzten Sprung an, bevor es sicher mit seinem Trainer auf dem Boden landete. „Drew, dir ist nichts passiert“, Maike war voller Freude und Erleichterung, ihn wieder zu sehen. „Dachtest du vielleicht, ich würde mich so einfach aus dem Rennen werfen lassen oder was?!“, gab er mit einem leichten Grinsen zurück. „Schade, ich dachte, dass ich dich bereits aus dem Weg geräumt hätte.“ „So leicht wird das nicht“, gab Drew nun mit ernstem Blick an Koga gewandt zurück. „Ihr geht besser weiter, ich werde mich um ihn kümmern.“ „Was?!“, Maike war entsetzt, er könnte doch nicht alleine gegen ihn kämpfen. „Ich werde dir helfen!“ „Nein!“, sein Ton ließ keine Widerworte zu. Gary beobachtete den Koordinator, er war entschlossen, alleine zu kämpfen. Doch seine Hand zitterte leicht und allgemein wirkte sein rechter Arm merkwürdig. Er hing schlaff an seinem Körper herab, Drew versuchte zwar, das durch seinen Stand zu verbergen, aber Gary erkannte es genau, Drew musste verletzt sein. Offenbar war er der Meinung, es ohnehin nicht mehr weit zu schaffen und wollte daher zurück bleiben. „Aber Drew!“, Maike wollte sich nicht so einfach abspeisen lassen. „Das hier wird nicht der letzte Gegner sein. Ihr müsst weiter. Major Bob und Sabrina warten sicher auch noch auf euch. Ich mach das schon.“ „Aber nicht alleine!“, schrie Maike ihn an. „Vertrau mir“, Drew blickte sie eindringlich an. Maike standen bereits Tränen der Verzweiflung in den Augen, doch sie erkannte, dass Drew sich nicht einfach opfern wollte. Sie hatte sich dazu entschlossen, ihm zu vertrauen, also sollte sie das auch tun. Schließlich nickte sie leicht. „Dann sollten wir keine Zeit verlieren“, Gary umfasste Maikes Handgelenk und zog sie bereits mit sich. Er warf Drew noch einen anerkennenden Blick zu, bevor sie sich auf dem Weg machten. Ash und Misty warfen dem Koordinator auch noch einen letzten Blick zu, doch sie respektierten seine Entscheidung, denn er hatte Recht. Koga wäre nicht der letzte Gegner. Lucia half Paul wieder auf die Beine und gemeinsam begaben sich die sechs restlichen Trainer ins Inselinnere. „Das könnte interessant werden“, grinste Koga seinen Gegner an. Drew fixierte ihn. Dieser Arenaleiter steckte voller Überraschungen. Wie zum Beispiel hatte er diese Giftwolke erzeugt? Sein Omot konnte doch nicht zwei Attacken zur selben Zeit einsetzen. Drews Pokémon nahmen vor ihm Kampfstellung ein. Hinzu rief er auch noch sein Roserade. Wenn er eine Chance haben wollte, musste er alles geben, was er noch hatte. Er riss sich seinen Ärmel ab, nahm das eine Ende in den Mund und wickelte das andere wie einen Verband um seinen Oberarm. Er zog sehr fest und band den Stoff schließlich zusammen. „Ich dachte mir schon, dass dein Arm getroffen wurde, so schlapp wie er aussieht. Das Gift tut gut, nicht wahr? Meine Eigenkreation. Deswegen muss ich mich noch für das Feuer deiner Freundin revanchieren, die meine herangezüchteten Golbat so zugerichtet hat.“ „Du wirst dein Gift höchstens noch selber schlucken“, gab Drew kühl zurück. Dieser Giftmischer würde kein Unheil mehr anrichten, dafür würde er sorgen. Wenigstens das wollte er erreichen, denn er spürte genau in seinem Arm, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Doch für diesen Kampf würde es reichen! ~~~ Preview chapter 22: Gary und die anderen erreichen das Kraftwerk der Insel und treffen dort auf den ehemaligen Arenaleiter von Orania City: Major Bob. Das Gebäude ist die reinste Zeitbombe, doch der Meister der Elektro-Pokémon weiß seine Umgebung für sich zu nutzen. Misty kann es nicht hinnehmen, dass er einmal Arenaleiter war und stellt sich ihm entgegen. Währenddessen müssen Green, Silver und Pyro erkennen, dass sie sich Sabrina besser nicht widersetzen... Zu Lesen in Kapitel 22 ‚Die Donnerkuppel’, nächster Upload-Termin ist der 14.08.2009 See ya :D Kapitel 22: Die Donnerkuppel ---------------------------- Johto, Ebenholz City Die Sonne ging gerade über der Stadt auf. Der junge Mann, dessen Umhang sanft im Morgenwind wehte, steckte gerade sein Funkgerät wieder ein. „Was will er?“, Sandra stand hinter ihm und hatte geduldig auf das Ende des Gesprächs gewartet. Sie wusste genau, wer angerufen haben musste, denn diese Nummer kannte nur eine bestimmte Gruppe von Leuten. „Wir sollen sofort zur Zinnoberinsel aufbrechen. Das Hauptquartier wird offenbar von Rebellen angegriffen.“ „Das müssen Ash und seine Freunde sein“, Sandra würde niemand anderes erwarten, dabei hatte sie wirklich für kurze Zeit gehofft, dass sie aufgegeben hätten. „Wir sollten uns beeilen. Dragoran, du bist dran!“, der junge Mann rief sein treues Pokémon herbei, welches sich flugbereit vor ihm präsentierte. „Willst du das wirklich tun? Kannst du gegen Ash kämpfen?“, ihre Frage ließ ihn vor dem Aufsteigen noch einmal inne halten. Er wandte sich ihr mit einem entschiedenen Blick zu. „Du hast dich dafür entschieden, mir zu folgen. Ich habe mich dafür entschieden, Giovanni zu folgen. Ich bleibe bei meiner Entscheidung. Was ist mit dir?“ Ein paar Sekunden verstrichen, in denen sie sich nur starr ansahen. „Ich bleibe auch bei meiner Entscheidung. Ich weiß, wieso du das tust, es gibt keine Ausnahmen. Ich werde dir auch weiterhin folgen, egal, wer unser Gegner sein wird“, Sandra lächelte leicht, „Aber offenbar kam nicht alles so, wie du es erwartet hast.“ „In diesem Punkt hätte ich es in der Tat besser wissen müssen“, gab er zurück, doch er konnte nicht darüber lächeln, auch einmal Unrecht zu haben. Er wünschte sich, sich bereits damals geirrt zu haben, doch es war genauso gekommen, wie er es bereits seinerzeit befürchtet hatte. Die Welt hatte sich verändert und er hatte seinen Weg gewählt. Doch er hatte in der Tat nicht erwartet, ausgerechnet gegen Ash kämpfen zu müssen. „Wir sollten uns beeilen“, wiederholte er nur noch einmal und stieg endlich auf den Rücken seines Dragoran. Erwartungsvoll reichte er Sandra seine Hand, doch sie zögerte. „Eine Sache wäre da noch“, bemerkte sie, „Wofür braucht er uns auf der Zinnoberinsel? Er hat doch seine ganze Armee dort.“ „Er will nicht mit Waffen gegen die Rebellen vorgehen, er will sie so besiegen.“ „Also wirst du es wieder tun?“, mit klaren Augen sah sie ihn direkt an. Er konnte nicht anders, als ihrem Blick auszuweichen. Die Erinnerung daran tat immer noch weh. „Siegfried!“, sein Name in ihrer Stimme klang auf einmal so fremd. „Du bist der Liga-Champion und der stärkste Trainer, den ich kenne, vermutlich sogar der stärkste von allen. Troy, Wassili und Cynthia teilen deine Meinung nicht, doch egal was du tust, du solltest mit ganzem Herzen dahinter stehen. Tust du das? War es so, als du gegen Agathe gekämpft hast?“ „Ich bin kein Champion mehr, diesen Titel habe ich nicht mehr verdient, denn ich erfülle seine Bedeutung nicht mehr“, gab Siegfried leise zurück. Er hatte nicht mehr das Recht, sich so zu betiteln. Er war nicht mehr der, der er einmal war. Dennoch hatte er sich für den Weg entschieden, den er für richtig erachtete. Aus diesem Grund hatte er gegen Agathe antreten können, auch wenn es ihm Leid tat. „Wenn du wirklich so denkst, dann solltest du deine Handlungen überdenken“, Sandras Ton war ernst und sie warf ihm einen scharfen Blick zu. „Ich weiß, was ich zu tun habe“, er schaffte es, sie wieder anzublicken. Er stand zu seiner Entscheidung und zu seinen Taten. „Dann ist ja gut“, endlich sprang Sandra hinter ihm auf Dragoran und das Pokémon konnte abheben. Siegfried hatte den Entschluss gefasst, jeden zu besiegen, der sich Team Rocket widersetzte. Denn die Welt hatte sich verändert. ~*~ Reunion – Die Donnerkuppel Oder: Stolz eines Arenaleiters ~*~ Kanto, Zinnoberinsel, Labor Green und Silver fuhren zusammen mit Sabrina zum Labor, wo sie gestern noch Pyro abgesetzt hatten. Sabrina saß schweigend im hinteren Teil des Wagens und Green beobachtete sie fast ununterbrochen durch den Rückspiegel. Sie saß einfach nur so da und starrte teilnahmslos in die Ferne. Green wurde einfach nicht schlau aus ihr. Außerdem wollte sie wissen, was sie eigentlich in dem Labor sollten. Es waren doch nicht drei Leute notwendig, um den beiden Professoren zu sagen, dass sie ihre Arbeit einstellen und wieder zu Plan A übergehen sollten. Was war überhaupt Plan A? Green hasste es, nicht ausreichend informiert zu sein. Silver erkannte ihr Unbehagen, auch er hielt nicht viel von Sabrina und sein Vater hatte ihm die Hintergründe für ihr Hiersein verschwiegen. Koga und Bob wollten einfach nur Macht haben in der neuen Welt, die Giovanni errichten wollte. Sie wollten auf der Gewinnerseite stehen. Doch Sabrina machte auf ihn nicht den Eindruck, als verfolgte sie dieselben Ziele wie ihre beiden Arenaleiterkollegen. Auch fand er es sehr erschreckend, dass es wirklich Arenaleiter gab, die sich Giovanni angeschlossen hatten. Das hätte er niemals für möglich gehalten, aber am wenigsten hatte er mit der Unterstützung von den beiden Drachen-Trainern Siegfried und Sandra gerechnet. Die Welt schien auf einmal Kopf zu stehen. Sie mussten unbedingt etwas dagegen unternehmen, egal mit welchen Mitteln. Er war wirklich froh, dass Green an seiner Seite war. „Wir sind gleich da“, verkündete er trocken, um aber wenigstens etwas das Schweigen zu durchbrechen. Kurze Zeit später hielt er vor dem Labor. Sabrina stieg einfach aus und näherte sich dem Eingang. Silver und Green folgten ihr stumm ins Innere der Einrichtung, wo Prof. Nanba und Pyro bereits ihrer Arbeit nachgingen. „Ihr könnt die Arbeit einstellen“, sagte Sabrina sofort in einem scharfen Ton. Die beiden Wissenschaftler blickten überrascht zu ihren unerwarteten Besuchern. „Wieso das, wenn man fragen darf?“, wandte Pyro ein. „Der Echte ist auf dem Weg hierher.“ „Das ist nicht dein Ernst?“, Pyro war sichtlich schockiert über diese Mitteilung. „Na und?“, kam es dagegen von Prof. Nanba, „Wir sind kurz davor, den Durchbruch zu schaffen, wir können doch jetzt nicht einfach aufhören. Soll er doch das erste Exemplar wieder einfangen, wir sind hier gerade dabei ein neues Mewtu zu erschaffen! Sozusagen ein Mewtri“, Prof. Nanba lachte krankhaft los. Er war bereits besessen von diesem Projekt und einfach nur fasziniert von der Technik des Clonens. „Ich sagte, ihr sollt die Arbeit einstellen!“, jedes Wort aus Sabrinas Mund hatte an Lautstärke zugenommen, bei der letzten Silbe hatten auch ihre Augen violett zu glühen angefangen und sie hatte Nanba damit erfasst. Sein Körper war ebenfalls von einer violetten Schicht umgeben und er schwebte auf einmal in der Luft. „Hey, was soll das. Lass mich sofort runter. Wie machst du-“, der Rest verstarb unter Krächzen. Sein Hals zog sich zusammen und er röchelte nach Luft. „Keine Einmischungen“, sagte sie nüchtern. „Aber – das Projekt – der Durchbruch-“, Nanba wollte einfach nicht kurz vor dem Ziel aufhören. „Sei still!“, rief Sabrina und drückte noch ein wenig fester zu. Nanbas Gesicht lief bereits blau an und mittlerweile bekam er gar keinen Ton mehr raus. Seine Finger zuckten, zu mehr Bewegungen war er gar nicht in der Lage, da sie seinen ganzen Körper fest im Griff hatte. Seine Augäpfel färbten sich allmählich weiß und Speichel trat aus seinen Mundwinkeln. Im nächsten Moment schleuderte sie ihn in die Computerkonsole hinter ihm, was kleine Explosionen und Kurzschlüsse zur Folge hatte. Die Energiezufuhr wurde unterbrochen und die Systeme fuhren hörbar runter. Die leuchtende Röhre in der Mitte des Labors verlor ihr Leuchten und die letzten Sauerstoffblasen stiegen nach oben, bevor das Gebilde in ihrem Inneren einfach zu Boden sank. „Macht die Schilde bereit, er darf nicht von der Insel fliehen, wenn er hier ist“, meinte sie mit wieder normal aussehenden Augen an Pyro und ihre beiden Begleiter gewandt, doch ihr Blick war stechend. „Verstanden“, meinte Pyro und spürte, wie ihm eine Schweißperle bis zum Kinn runter rann. Sabrina wandte sich um und verließ das Labor wieder. Sie würde draußen auf Mewtus Ankunft warten. Green, Silver und Pyro blieben fassungslos zurück. Sie warfen noch einen letzten Blick auf den leblosen Körper von Prof. Nanba, bevor sie unter Pyros Anweisung alles für den Psychoschild bereit machten, der über die Insel gespannt werden würde, sobald Mewtu hier einträfe. Kraftwerk „Da läuft ziemlich viel Energie durch“, bemerkte Gary, der hockend auf seinem Laptop tippte. Die Gruppe hatte mittlerweile das Kraftwerk der Insel erreicht, welches hier einsam am Fuße des Vulkans stand, und in nahe liegender Sichtweite Stellung hinter einem Felsvorsprung bezogen. „Ich frage mich, wofür die so viel Strom brauchen.“ „Dann sollten wir es abschalten“, meinte Ash logisch schlussfolgernd. „Pika“, stimmte das Elektro-Pokémon seinem Trainer zu. Es spürte deutlich die Spannung in der Luft und aus seinen Wangen sprühten ebenfalls immer wieder Funken. Wenn da so viel Energie erzeugt wurde, wäre es das Beste, den Laden einfach dicht zu machen. „Das sagst du so leicht. Bei der Energiekonzentration könnte die halbe Insel in die Luft fliegen, wenn da irgendwas passiert, sogar dein Pikachu kann das bis hierhin spüren“, entgegnete Gary und klappte seinen Laptop wieder zu. „Da hat unser Ash ja Erfahrung, wenn es um das in die Luft jagen von Gebäuden geht“, Misty schielte leicht grinsend zu ihrem Freund, seine Aktionen in der Pokéball-Fabrik waren ihr noch in guter Erinnerung geblieben. „War ja nur so ein Gedanke“, nuschelte er zurück und blickte dann wieder zu Gary, „Und was machen wir dann?“ „Wir sollten da rein gehen und die Stromverbindung trennen. Allerdings macht mich eine Sache stutzig.“ „Und die wäre?“, Ash blickte seinen alten Rivalen erwartungsvoll an, warum konnte er nicht einfach sagen, wie sie das Ding lahm legen konnten?! „Das Kraftwerk steht hier ganz einsam mitten im Nirgendwo, anstatt in der Nähe irgendwelcher anderen wichtigen Gebäude zu liegen. Das sollte selbst dir auffallen“, beantwortete Paul Ashs Frage. „Hab ich dich vielleicht gefragt?!“, fauchte Ash zurück. „Aber er hat Recht“, ging Gary dazwischen und erhob sich aus seiner hockenden Position, „Das hat etwas zu bedeuten, dass es hier so rum steht. Außerdem ist davon auszugehen, dass es besondere Sicherheitsvorkehrungen hat.“ „Na toll“, murrte Ash nur noch. Am liebsten hätte er wieder Relaxo los geschickt und den Laden kurz und klein geschlagen, das hatte doch schon mal funktioniert. „Aber was machen wir dann? Sollen wir einfach weiter gehen?“, fragte Lucia unsicher. Sie hatte überhaupt keinen Plan, was sie jetzt machen sollten. „Hmm“, Gary überlegte. „Ich finde, wir sollten versuchen rein zu kommen, denn wir wissen nicht, wofür der Strom gebraucht wird, aber sicher für nichts Gutes. Wenn wir das Kraftwerk abschalten, haben wir sicher einen Vorteil“, tat Misty ihre Meinung Kund. „Seh ich auch so. Vielleicht steht es hier auch nur so einsam rum, damit es nicht so schnell entdeckt wird?! Also ist es vielleicht gar nicht so stark bewacht. Konntest du auf deinem Laptop nichts erkennen?“, kam es von Ash. „Das ist es ja gerade, mehr als das Energieniveau, welches man nicht verstecken kann, konnte ich nicht feststellen, deshalb kann ich überhaupt nicht sagen, was uns erwarten wird“, gab Gary immer noch nachdenklich zurück, ihm war das Ganze nicht geheuer. Er wünschte sich, dass Green nun hier wäre, sie hätte sicher eine Idee, wie man dort einsteigen könnte. „Wie wär’s, wenn einer von uns die Sicherheitsvorkehrungen abcheckt?“, schlug Paul vor. „Wie stellst du dir das vor?“, hakte Misty nach. „Ganz einfach, einer von uns nähert sich dem Kraftwerk und überprüft mögliche Einstiegspunkte.“ „Und wenn diese Person angegriffen wird? Von hier aus wären wir nie rechtzeitig da, um zu helfen.“ „Pech gehabt“, gab Paul kühl zurück und Misty sah ihn entsetzt an. „Wenn du das schon so vorschlägst, dann bist du sicherlich auch bereit, die Aufgabe des Lockvogels zu übernehmen?“, warf Gary ein. „Meinetwegen. Ich habe kein Problem damit.“ „Aber Paul“, Lucia fand das gar nicht gut. Er plante doch hoffentlich nicht schon wieder so selbstmörderische Aktionen?! „Halt die Luft an, ich weiß schon was ich tue“, gab er nur zurück und wollte sich bereits auf dem Weg machen, doch Gary hielt ihn an der Schulter fest und sah ihn ernst an. „Übertreib es nicht. Sobald du etwas herausgefunden hast, kommst du hierher zurück.“ Paul nickte und Gary ließ von seiner Schulter ab. Damit machte er sich auch schon behutsam auf den Weg und näherte sich gekonnt dem Gebäude. „Ist das nun Mut oder Selbstmord?“, fragte sich Misty laut und sah Paul gespannt hinterher. „Er ist einfach ein Idiot“, knirschte Ash. Lucia seufzte schwer und Gary blickte sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Du machst dir ganz schön viele Sorgen um ihn, wenn man bedenkt, wie er sich anderen gegenüber verhält.“ „Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Ich will einfach nicht, dass er sich sinnlos opfert, nur weil er sein Ziel aus den Augen verloren hat.“ „Sein Ziel?“, hakte Gary nach und nun blickten auch Ash und Misty neugierig zu der Koordinatorin. „Er wollte stärker als sein Bruder werden und ihn irgendwann schlagen, um ihn besser verstehen zu können. Doch jetzt ist er tot und Paul weiß, denke ich, nicht so richtig, was er jetzt tun soll. Er will es nicht zugeben, aber der Tod seines Bruder trifft ihn härter, als er denkt.“ „Verstehe“, Gary blickte wieder in Pauls Richtung. Dieser hatte das Kraftwerk fast erreicht. War es ihm also egal, ob er das hier überlebte oder nicht? Konnte dieser junge Mann so verzweifelt sein? Gary konnte sich das nicht so wirklich vorstellen, dazu sahen seine Augen viel zu klar aus. Er hatte noch irgendetwas, das er erledigen wollte, das hier war weder eine selbstlose noch selbstmörderische Tat von ihm. „Er bleibt trotzdem ein Idiot und ich werde ihn niemals verstehen.“ „Sag mal Ash, gibt es da zwischen euch beiden etwas, dass ich wissen sollte?“, fragte Gary mit fragendem Blick an seinen Freund gewandt. „Nicht so wichtig. Paul und ich haben uns noch nie verstanden.“ Diese andere Geschichte musste er jetzt nicht erzählen und es war auch nicht nötig, dass Gary davon wusste. Misty und Lucia sahen sich nur wissend an. Dabei fiel Mistys Blick auch auf Maike, die die ganze Zeit über nur schweigend an der Felswand hockte. „Maike, du machst dir Sorgen, nicht wahr?“. Die Angesprochene reagierte nur mit einem stummen Nicken. „Verlier nicht den Mut. Wenn wir hier fertig sind, holen wir ihn an der Küste wieder ab und in der Zeit wird er Koga auch mit Leichtigkeit besiegt haben“, versuchte Lucia sie aufzubauen. „Ja“, Maike setzte ein leichtes Lächeln auf. Es half, daran zu glauben, dass Lucia Recht haben könnte. Und dennoch fand sie den Gedanken schrecklich, dass Drew ganz alleine gegen diesen Arenaleiter antrat. Nordküste Drew kniete auf der Erde und stützte sich mit seinem gesunden Arm auf dem Boden ab. Er keuchte schwer, doch sein Blick wich nicht von seinem Gegner ab. Auch Koga sah bereits ziemlich mitgenommen aus, er hatte nicht erwartet, dass ihm ein einziger Trainer so viel Widerstand leisten könnte. Er rieb sich mit dem Handrücken den Schweiß von seinem Kinn und spuckte Blut auf den Boden, was ihn selbst ein wenig schockierte. Das musste von dem Psystrahl passiert sein, der ihn vorhin noch von dem gegnerischen Smettbo getroffen hatte, bevor dieses seinerseits fertig gemacht wurde. „Das wirst du mir büßen“, knurrte er Drew wütend an. Mittlerweile waren nur noch Kogas Omot und Drews Roserade kampffähig, Drews restliche Pokémon und Kogas Iksbat und Arbok lagen besiegt um sie herum am Boden. Auch Ashs Tauboss und Glurak hatten keine Kraft mehr zu kämpfen, das Gift, mit dem Koga ständig attackierte, streckte einfach jeden nieder. Die Luft stank bereits erbärmlich und auch sie beide hatten bereits Unmengen von Kogas Giftgas eingeamtet, nur Koga hatte den Vorteil, dass er ein Gegengift bei sich hatte, was der einzige Grund war, warum er im Gegensatz zu Drew noch stehen konnte. Jedoch hatte Drew immer noch nicht herausgefunden, wie Koga dieses Gas erzeugte. Jedes Mal schien es aus seinem Oberkörper zu strömen, aber das war doch vollkommen unmöglich. „Jetzt mich ich dich fertig, Omot, Giftpuder!“ „Zauberblatt!“, konterte Drew und leuchtende Blätter schossen durch den Pulverregen. Omot hatte keine Kraft mehr auszuweichen und wurde volle Wucht von der ohnehin zielsicheren Attacke getroffen. Seine Flügel wurden schwer verletzt und es sank zu Boden. Es zuckte noch, aber Kämpfen konnte es nicht mehr, seine Kraftreserven waren vollends erschöpft. Roserade machte das Giftpuder nicht viel aus, so stellte sie sich schützend über ihren Trainer, bis das Pulver verflogen war. „Wer macht hier nun wen fertig?!“, entgegnete Drew, als Roserade den Blick auf Koga wieder frei gab. „Tja, ich habe wohl keine Pokémon mehr, um mich zu verteidigen“, er hob wie ergebend die Hände. Doch da war noch dieses leichte Lächeln in seinem Gesicht. Drews Augen spielten ihm zwar bereits die ersten kleinen Streiche, er sah auch mehr verschwommen als scharf, das rührte sicher von dem vielen Gift und der Erschöpfung her, doch er glaubte nicht, dass Koga schon am Ende wäre. Würde dieser am Ende doch noch unfair vorgehen und eine Waffe ziehen, mit der er ihn einfach erschießen würde? Doch irgendwie traute er dem Meister des Giftes so etwas nicht so wirklich zu, er hatte da seine eigenen hinterhältigen Methoden. Nur welche? Koga nahm die Hände wieder runter, als wenn er genau wüsste, dass Drew erkannt hatte, dass er noch nicht aufgab. „Roserade, setz Strauchler ein!“, Drew musste ihn festnageln, so könnte der Arenaleiter seine Trumpfkarte vielleicht nicht ausspielen. Ranken schossen aus dem Boden und umwickelten Koga, der jedoch unbeeindruckt dem Treiben der Pflanzen zusah. Die Rankenspitzen wollten sich auf seinen Schultern und an seiner Brust und Rücken festkrallen, doch merkwürdigerweise versanken sie in einem schleimigen Untergrund. Drew war sich nicht sicher, bildete er sich das nur ein? Doch die Rankenspitzen bewegten sich weiter, sie bekamen keinen Halt. Kogas Grinsen wurde breiter. Bevor Drew überhaupt wusste, was los war, erhob sich um Kogas Kopf herum grauer Schleim. Was zuvor noch wie ein Brustüberwurf seiner Kleidung aussah, verwandelte sich nun in ein wabbeliges Gebilde und drängte die Ranken zurück. Der Schleim schoss auf Roserade zu und umwickelte ihren Kopf. Sie musste die Attacke beenden und taumelte orientierungslos einige Schritte hin und her. „Was zum-“, knirschte Drew, dieser Schleim schien lebendig zu sein. Er breitete sich immer weiter über Roserade, bis es beinahe vollständig bedeckt war. Es sank sichtbar auf die Knie und kurz darauf sprühte eine Giftwolke aus dem Schleim und das Pflanzen-Pokémon brach endgültig zusammen. Der Schleim zog sich wieder zurück und formte vor Koga einen Klumpen. Erst jetzt zeigte es seine wahre Gestalt. Drew erkannte die beiden Augen und ein fieses Grinsen auf dem Schleim, das war ein Sleima! Es hatte sich als Teil von Kogas Kleidung ausgegeben, daher kam auch die ganze Zeit das giftige Gas, das Sleima hatte es immer wieder ausgestoßen. „Du hast ausgespielt“, Koga verschränkte seine Arme vor der Brust und grinste siegreich. Drews Blick lag auf seinem besiegten Roserade. Er hatte kein Pokémon mehr, das für ihn kämpfen könnte, sein Körper fühlte sich schwach und schmerzvoll an, hatte er denn noch irgendeine Option? Noch nie hatte er so kurz vor dem Aufgeben gestanden, noch nie war eine Situation für ihn so ausweglos gewesen. Doch hier war es offenbar zu Ende. Es gab nichts, was er noch tun konnte, außer darauf zu warten, dass Koga die Sache ein für allemal beenden würde. Dieser kam langsam auf ihn zugeschritten. Sein Sleima hatte wieder die Form seines Brustüberwurfes angenommen und schien Drew sogar anzustarren. So wirkte es allerdings einfach nur noch irgendwie lächerlich. Drew konnte sich nicht kaum noch rühren, Koga trat so nah an ihn heran, dass er zu ihm aufsehen musste. Kogas Hand reichte hinter seinen Rücken und kam mit einem Wurfstern zurück. Koga war ein Ninja, er wollte es also so zu Ende bringen. „Sag adé!“, er winkelte seinen Arm an und hielt den Wurfstern zwischen Zeige- und Mittelfinger. Wie eine tödliche Klinge sauste die Hand mit der Waffe auf Drew zu. Doch dieser war einfach noch nicht bereit, aufzugeben. Er drehte sich ein wenig nach links und anstatt seines Halses schnitt sich der Wurfstern in das Fleisch seiner rechten Schulter. Drew spürte nicht einmal Schmerz, denn sein rechter Arm war schon lange taub und unbeweglich. Es kam also genau so, wie er es erwartet hatte. Koga war dagegen sichtlich überrascht und wollte den Wurfstern wieder aus seinem Opfer herausziehen. Er führte ihn bereits wieder zum erneuten Ausholen zurück, doch da geschah das wirklich Unerwartete: Drew griff mit seiner linken Hand nach Kogas Wurfarm. Mit letzter Kraft und der letzten Motivation befahl er seinen Beinen, ihn noch einmal zu erheben und tatsächlich, sie gehorchten, wenigstens für einen Moment. Drew warf sich mit ganzer Kraft auf Koga, den Arm fest umgriffen, drückte er diesen gegen seinen Besitzer. Koga kippte hinten über und beide Männer fielen zu Boden. Drew ließ von dem Arenaleiter ab und rollte an dessen Körper seitlich runter, bis er schließlich neben ihm auf dem Rücken landete. Er starrte in Kogas entsetztes Gesicht. In sein erstarrtes, entsetztes Gesicht. Das Sleima glitt ratlos von seinem Trainer runter und starrte ihn ebenfalls an. Kogas Augen waren aufgerissen und sein Mund stand ebenfalls offen. Drew sah nur den Ansatz, doch es war eindeutig Blut, das aus seinem Hals floss. Die große Lache auf der anderen Seite seines Körpers, von der sich Sleima immer weiter entfernte, sah Drew nicht einmal. Das Pokémon wusste nicht, was es tun sollte, also flüchtete es verängstigt vom Anblick seines Trainers. Drew hatte ihn also mit dem Wurfstern getroffen. Ein leises Seufzen entglitt seiner Kehle. Genau so einen Ausgang hatte er vermeiden wollen, aber er hatte es nicht geschafft. Doch er hatte sich nicht einfach so töten und diesen Kerl weiter ziehen lassen wollen, dabei sah er selbst vermutlich auch nicht besser aus als sein Widersacher. „Es tut mir Leid“, flüsterte er noch, bevor er in die Bewusstlosigkeit fiel. Er konnte nicht mehr, dabei hätte er so gerne sein Versprechen gegenüber Maike gehalten. Doch er hatte seinen Job erledigt. Kraftwerk Paul hatte mittlerweile sein Elevoltek gerufen, da er bereits in der Luft starke Spannungen spürte. Dieses Kraftwerk war die reinste Energiebombe. Doch sein Elevoltek würde ihn schon zur Energiequelle führen, denn wenn er den Strom in der Luft schon fühlen konnte, dann könnte sein Pokémon sicher auch die Quelle finden. Sie schlichen sich einmal halb um das Bauwerk herum, bis jetzt hatte Paul als einzigen Eingang die Tür an der Front gesehen, ansonsten besaß dieses Gebäude nicht einmal Fenster. Auch auf der Rückseite fand sich kein brauchbarer Einstieg. „Ele-voltek!“, das Pokémon wurde immer unruhiger, die hohe Spannung machte es bereits aggressiv und es hatte die Hände zu Fäusten geballt. „Komm zurück“, entschied Paul daher und rief sein Elevoltek zurück in seinen Pokéball. Wenn es sich nicht beherrschen könnte, wäre es dort noch am besten aufgehoben. Besonders weit hatte es ihn ja auch nicht gebracht. Es blieb ihnen also nur eine Möglichkeit. Paul kehrte zur Vorderseite des Kraftwerkes zurück und deutete den anderen, sie sollten herkommen. Sie zögerten ein wenig, aber Paul blieb einfach seelenruhig mit den Händen in den Hosentaschen vergraben vor dem Kraftwerk stehen. Er schien nichts Auffälliges gefunden zu haben, also trat Gary schließlich als Erster aus ihrer Deckung hervor und die anderen folgten ihm. „Nichts entdeckt?“, fragte Gary sofort, als sie Paul erreicht hatten. „Nein.“ „Und wie kommen wir jetzt da rein?“, meinte Ash ungeduldig. „Durch die Tür“, Paul deutete hinter sich. „Das ist jetzt ein Witz, oder?“, kam es von Misty, die Ash schnell den Mund zuhielt. Er hatte ihr ein wenig zu viel Luft geholt und wildes Rumgebrülle und Streit konnten sie jetzt nicht gebrauchen. „Nein“, gab Paul wieder nur nüchtern zurück. Gary trat behutsam an die Tür heran. Sie wurde durch eine Schließvorrichtung verriegelt und diese durch ein Sicherheitssystem gesichert. „Das wird nicht einfach.“ „Das habe ich auch nicht behauptet“, entgegnete Paul, „Aber es ist der einzige Eingang.“ „Na dann“, Gary wollte gerade seinen Laptop wieder hervor holen, um das Sicherheitssystem zu analysieren, doch da war plötzlich ein merkwürdiges Klacken zu vernehmen. Im nächsten Moment sprang ein Eisenbalken, der die Doppeltür verriegelte, ein Stück nach oben und wurde eingefahren. Ungläubig sahen alle zur Tür: sie hatte sich soeben selbst entriegelt. „Praktisch“, kommentierte Paul das unerwartete Ereignis. „Sollen wir da wirklich reingehen?“, Lucia fand das nun mehr als verdächtig. „Jetzt ist es eh egal, denn es bedeutet, dass sie wissen, dass wir hier sind“, Gary gefiel das gar nicht. Er fragte sich, ob Koga Team Rocket benachrichtigt hatte oder sie hier einfach von irgendeiner Kamera entdeckt worden waren. „Dann lasst uns rein gehen“, meinte Ash und trat einen Schritt näher an die Tür heran. Dadurch wurde ein Signal ausgelöst und sie öffnete sich automatisch. Die beiden Türflügel glitten zur Seite und ließ die Gruppe von Trainern eintreten. „He he, endlich ein wenig Gesellschaft. Unser Koga ist wohl doch nicht so gut, wie er immer glaubt“, Major Bob saß im Überwachungsraum des Kraftwerks und grinste auf den Bildschirm vor ihm. Überall hatte er Videokameras installiert, die zwar vorrangig dazu dienten, eine Störung im System oder der Einrichtung sofort zu lokalisieren, jedoch diente sie auch gut zur Überwachung von Eindringlingen. „Wirklich eine nette Mischung. Der Enkel von Prof. Eich, die Arenaleiterin von Azuria City und dieser Zwerg mit seinem Baby-Pikachu. Gibt dem Kleinen wohl zu wenig zu Essen“, lachte Bob, „Haben sich ja nicht sonderlich gemacht, aber ich werde trotzdem meinen Spaß haben.“ Er erhob sich von seinem Stuhl und überließ den Überwachungsraum wieder den beiden Rocket Rüpeln, die sonst dafür zuständig waren. Er freute sich schon richtig auf die kleine Abwechslung, denn hier im Kraftwerk war nicht wirklich viel los, denn alles lief reibungslos. Genügend Energie für den Psychoschild würde er auch liefern können, doch bis dahin könnte er sich doch noch einen kleinen Kampf gönnen. Ash und die anderen traten sofort in eine große Halle. Die Tür schloss sich automatisch hinter ihnen und verriegelte sich wieder mit einem lauten Knacken, aber dafür hatten sie den Ursprung der gewaltigen Energiemassen gefunden: vor ihnen erhob sich ein riesiger Generator, der vom Boden bis zur Decke reichte und das waren locker 20 Meter. Sie standen an einer Brüstung und konnten von dort aus hinab blicken. Um den Generator herum befanden sich Unmengen an Computersystemen und Vernetzungen, an der Decke verliefen Kabel und Rohre, die die Energie an ihre Zielorte leiten sollte. „Ich hoffe wirklich, dass der Generator irgendwie gesichert ist, denn sollte auch nur eines der Rohre beschädigt werden, könnte es zu einem Systemabsturz kommen und die restliche Energie würde hier alles hochgehen lassen“, schluckte Gary. So eine gewaltige Konstruktion hatte er noch nie gesehen, wer hatte dieses Kraftwerk hier nur gebaut? Doch der Generator konnte nicht von alleine laufen, er vermehrte den Strom und leitete ihn weiter, aber wer oder was brachte die Maschine erst einmal in Gang? Ein Generator dieser Größe brauchte sicherlich auch schon Unmengen an Startenergie. „Willkommen in meinem Kraftwerk!“, vernahmen die sechs auf einmal eine kräftige Stimme. Alle blickten nach oben. Eine Ebene über ihnen auf der ihnen gegenüber liegenden Seite stand Major Bob, die Hände protzig in die Hüften gestemmt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Neben ihm stand sein Raichu und es schien nur so vor Kraft zu strotzen. „Pika“, fauchte Ashs Pikachu. Die beiden Elektro-Pokémon funkelten sich wild an, am liebsten wären sie sofort auf einander los gegangen. „Ich habt echt Nerven, hierher zu kommen, das muss ich schon sagen, aber hier endet euer Ausflug!“, lachte Bob gehässig, „Ihr werdet hier nicht heil rauskommen, aber es wundert mich schon, das Koga so viele Eindringlinge hat passieren lassen. Wie dem auch sei, für die Zwerge von euch, die mich noch nicht kennen, werde ich mich kurz vorstellen: ich bin der Arenaleiter von Orania City und meine Spezialität sind Elektro-Pokémon. Es gibt nichts Besseres, als seinen Gegner mit einem kräftigen Donner zu schockieren“, lachte er weiter, offenbar fand er den Spruch witzig, „Man nennt mich Major Bob.“ „Du Verräter!“, platzte es plötzlich aus Misty heraus und alle sahen sie überrascht an. Wütend hielt sie die Fäuste und biss die Zähne zusammen. Wie konnte er nur so reden?! „Du bist kein Arenaleiter mehr, du hättest auch nie einer werden dürfen! Du bist dieser Aufgabe niemals gerecht geworden, ich frage mich wirklich, wie du es geschafft hast, solange diesen Posten zu behalten.“ Das war ihr wirklich ein Rätsel. Von daher hatte es sie nicht wirklich überrascht, dass er zu Team Rocket übergelaufen war, aber wie konnte sich so jemand nur Arenaleiter nennen dürfen?! „Du hast hier doch überhaupt nichts zu melden, du kleine Wasser-Ballerina“, gab Bob amüsiert zurück, „Außerdem ist die Pokémon-Association doch ein Loser-Verein, da hat keiner wirklich die Hosen an und Rückgrad haben sie auch nicht. Den habe ich mal deutlich klar gemacht, wer in Orania City das sagen hat, von da an haben sie mich mit ihren Regeln in Ruhe gelassen. Bei mir wird nach meinen Regeln gespielt, aber das werdet ihr gleich erleben.“ „Du verdammter-“, knirschte sie leise. Ihr fiel nicht einmal ein passendes Wort für diesen Mistkerl ein. „Dann lass uns kämpfen!“, rief Ash dem Major entschieden zu, er konnte Mistys Gefühle verstehen. So sollte kein Arenaleiter sein. „Dann komm doch her, wenn du dich traust“, gab Major Bob mit einem fiesen Grinsen zurück. „Kannst du haben. Los Pikachu, Donnerblitz!“ „Ash, nein!“, versuchte Gary ihn aufzuhalten, doch Pikachu war viel zu geladen und heiß auf den Kampf, als das irgendjemand es noch aufhalten könnte. „Pi-ka-chu!“, ein gewaltiger Donnerblitz schoss empor, so dass alle schutzsuchend zur Seite sprangen. Der Donner flog unkontrolliert durch das Innere des Kraftwerks. Pikachu war viel zu geladen und die Spannung hier im Raum war viel zu groß, als das man hier eine vernünftige Elektro-Attacke starten könnte. Donnerfunken schossen in alle Richtungen, sie trafen die Wände, die Rohre, die Brüstungen, den Boden und auch den Generator, doch zur Erleichterung aller geschah sonst nichts weiter. Gary hatte auf einmal irgendwie die Vermutung, dass die Blitze gar nicht wirklich eingeschlagen waren, sondern dass die magnetischen Felder überall so stark waren, dass sie den Strom von außen abhielten und so auch innen sichern konnten. „Pikachu, hör auf!“, schrie Ash. Pikachu versuchte mit aller Kraft, seine Elektro-Attacke zu stoppen. Nur unter großer Anstrengung schaffte es das kleine Pokémon, den Energieausstoß zu beenden. Es taumelte ein wenig, bevor es sich auf den Boden setzen musste. „Hey Kumpel, alles in Ordnung?“, Ash nahm seinen Freund besorgt in den Arm. „Pika“, stöhnte es leise, es war nur ausgepowert. „Ash, bist du wahnsinnig geworden?! Das hätte auch nach hinten los gehen können“, fuhr Gary ihn an, sie konnten auch schon glücklich sein, dass niemand von ihnen von einem Donnerblitz getroffen worden war. „Tut mir Leid, wie hätte ich das ahnen können?!“ „Du wirst es wohl nie lernen“, kam es darauf von Paul und er sah Ash abfällig an, „Du hast einfach nicht das Zeug zum Trainer und das stellst du immer wieder unter Beweis. Wann lernst du endlich, die Kräfte deiner Pokémon zu kontrollieren?!“ Ash knirschte mit den Zähnen, was hatte das denn damit zu tun? Er gab ja zu, dass er die Situation falsch eingeschätzt hatte, aber deswegen war er noch lange kein schlechter Trainer. „Ihr seid wirklich süß“, hörten sie Major Bob wieder lachen. „Ich zeig euch mal, wie so was richtig geht!“, er fixierte die Gruppe, „Los Raichu, setz deinen Donner ein und verpass ihnen eine!“ Das Pokémon grinste nun ebenfalls mehr als fies und sammelte Energie, „Rai-chu!“ Mit einem Schlag entlud es diese Energie wieder, doch das gelang ihm ganz anders als Pikachu. Es konnte diese gewaltige Spannung in seinem Körper kontrollieren. Der Donner schoss in gerader Linie auf die Gruppe zu, jeder hechtete in irgendeine Richtung noch weiter zur Seite. Sie hörten nur noch, wie der Donner einschlug und irgendwas zu Bruch ging. Entgeistert blickten sie schließlich alle auf das Loch im Boden. Der Donner hatte die Brüstung samt Ebene mitgerissen und das fast komplett bis zur Wand. Lucia lehnte bereits mit dem Rücken an der Eingangstür und hatte die Beine angewinkelt. Sie trennten nur ein paar Zentimeter vor dem Abgrund. „Hilfe“, jauchzte sie und robbte zur Seite, wo mehr Boden war. Misty half ihr auf, auch ihr und Ash waren auf ihrer Seite nichts passiert. Auf der anderen Seite des Loches erhoben sich Gary, Paul und Maike ebenfalls vom Boden. Gary trat an das Loch heran und begutachtete die Auswirkungen der Attacke. Die Ränder des Bodens waren angeschmolzen und auch auf dem Grund eine Etage unter ihnen hatte sich der Boden schwarz gefärbt. „Verdammt“, entglitt es leise seiner Kehle. Major Bob war in der Lage, so kraftvolle Attacken in diesem Raum gezielt einzusetzen, ihm gelang es, die magnetischen Felder gekonnt zu durchbrechen; sie würden alle gegrillt werden. Wie sollten sie da mithalten?! Sie müssten so präzise vorgehen wie er, aber selbst wenn ihnen das gelänge, an das Energieniveau von Bobs Raichu würden sie niemals heran kommen. „Seht ihr nun ein, dass ihr keine Chance habt? Ihr werdet hier nicht raus kommen und Giovanni wird die ganze Welt unterwerfen“, lachte Major Bob siegessicher und sein Raichu lachte mit ihm. Die beiden waren mächtig und das wussten sie auch. „Was machen wir denn jetzt? Wir müssen ihn doch irgendwie besiegen können?!“, doch Maikes Stimme sprach deutliche Verzweiflung. Sie hatte keine Vorstellung, wie sie diesen Arenaleiter und sein Raichu aufhalten wollen. Ihr konnte auch niemand eine Antwort geben. Keiner hatte ein Pokémon, welches in dieser Arena auch nur den Hauch einer Chance hätte. Misty könnte vor Wut fast platzen. Hier durfte noch nicht Endstation sein, nicht gegen ihn. „Gary, bekommst du die Tür wieder auf?“ „Was? Vielleicht“, irritiert blickte er die Wasser-Pokémon-Trainerin an. „Dann versuch es bitte.“ Gary wusste nicht, was sie vorhatte, dennoch holte er seinen Laptop hervor und überprüfte das Sicherheitssystem der Tür. „Wollt ihr etwa fliehen? Gebt es doch auf“, Major Bob entging diese Aktion natürlich nicht und er fand sie einfach nur lächerlich. „Du hältst dich wohl für den Größten, was?!“, warf Misty ihm an den Kopf. „Der bin ich ja auch.“ „Du bist gar nichts und jeder Arenaleiter hat mehr Rückgrad im kleinen Finger als du im ganzen Körper. Du fühlst dich stark, weil du nach deinen Regeln spielen kannst, aber in einem richtigen Kampf bist du doch auch nur ein Versager.“ „Was sagst du da?! Ich und ein Versager? Pass bloß auf, was du sagst, Kleine!“, Bob wurde langsam ungehalten. „Misty, was soll das?“, Ash blickte sie verwirrt an, doch sie grinste nur leicht. „Ich fordere dich heraus. Ein Kampf eins gegen eins, nur wir beide.“ „Interessant, doch was bringt dich zu der Annahme, dass ich gegen dich fair kämpfen sollte? Das hier ist meine Arena und das ist doch auch der Sinn eines Arenakampfes oder nicht? Wir testen die Fähigkeiten unserer Herausforderer. Wenn du hier nicht bestehen kannst, dann hast du auch nichts drauf.“ Da hatte er mal nicht ganz Unrecht. Also schön, wenn er es so wollte. „Gary“, Misty wandte sich zu dem Forscher um, „Wie sieht es aus?“ „Ich schaffe es nicht“, musste dieser leider zugeben. Das System war zu komplex, dafür bräuchte er Stunden, außerdem arbeitete sein Laptop hier drin nicht richtig und er wollte auch nicht ausschließen, dass das Gerät etwas in Jubelstadt abbekommen hatte. Misty hatte es befürchtet, also wandte sie sich wieder an den Major, „Nur du und ich. Von Arenaleiter zu Arenaleiter sozusagen. Die anderen lässt du gehen. Solltest du mich besiegen, kannst du ihnen immer noch hinterher jagen, bis zum Hauptquartier ist es schließlich noch ein Stück, nicht wahr?!“ Bob schien wirklich über ihren Vorschlag nachzudenken. Erst diese Ballerina von Arenaleiterin fertig machen und dann noch eine wilde Jagd über die Insel, das könnte ihm gefallen. Auf jeden Fall wäre der Spaß dann nicht so schnell vorbei, als wenn er sie jetzt alle gleichzeitig erledigen würde. „Einverstanden“, grinste er, holte eine Fernbedienung hervor und drückte einen Knopf. Die Tür entriegelte sich hörbar wieder. „Misty, was soll das?“, Ash sah sie schockiert an. „Diesem Typen werde ich eine Lektion erteilen. Er zieht den Namen aller Arenaleiter in den Schmutz, er ist ein widerlicher Mistkerl, ich werde ihm sein großspuriges Maul stopfen!“, gab sie entschieden zurück. „Aber Misty, du hast doch nur Wasser-Pokémon, du hast keine Chance gegen ihn!“, protestierte Ash weiter. „Ash“, Misty sah ihn eindringlich an, „Gerade von dir hätte ich mehr erwartet. Wann hat dich jemals so etwas Banales interessiert? Du hast in Steinarenen mit Pikachu gekämpft und du hast gewonnen. Ist das hier etwa etwas anderes?“ „Ja, das ist es. Hier geht es nicht nur um einen Orden!“ „Richtig, hier geht es um Ehre und den Stolz aller Arenaleiter“, erwiderte Misty, „Das ist mein Kampf. Außerdem lässt er euch gehen, ihr müsst weiter, wenn ihr Giovanni aufhalten wollt.“ „Aber Misty“, Ash wollte sie nicht hier zurücklassen, nicht sie. Was, wenn sie es nicht schaffte? Was würde aus ihr werden? Diese Ungewissheit könnte er nicht ertragen. „Dann bleibe ich mit dir hier“, meinte er schließlich. „Nein Ash, du hast damit nichts zu tun. Außerdem braucht Gary dich, ich komme hier schon klar, vertrau mir! Ich werde euch schon nicht hängen lassen, ich bin zäh“, sie zwinkerte ihm zu. Ja, das war sie. Sie konnte ihren Kopf durchsetzen und ließ sich nichts gefallen. „Misty“, wandte Lucia ein und die beiden Freunde blickten sie an, „Du bist die mutigste Arenaleiterin, der ich je begegnet bin“, sie lächelte die Wasser-Pokémon-Trainerin freundlich an. „Danke“, Misty erwiderte das Lächeln. „Seid ihr dann endlich fertig“, es war wieder einmal Pauls mürrische Stimme, die die Stimmung durchbrach. Er stand bereits in der Tür und trat in diesem Moment nach draußen. „Komm Ash, lass uns gehen, es ist ihre Entscheidung“, und Gary konnte sie verstehen. Major Bob trat die Würde jedes Arenaleiters mit Füßen, Misty sah es sicherlich schon als ihre Pflicht an, diesen Typen zu besiegen. „Du schaffst das schon!“, Lucia nickte noch einmal aufbauend zu, bevor sie Paul nach draußen folgte. „Misty, willst du wirklich hier bleiben und alleine gegen ihn kämpfen?“, Maike blickte ihre Freundin traurig an. „Das war der Deal“, Misty lächelte ihr sanft zu. Sie konnte sehen, wie traurig Maike war, sie hatte Angst noch jemanden zu verlieren. „Haut endlich ab, damit der Kampf beginnen kann, ich warte nicht ewig!“, schrie in diesem Moment Major Bob der Gruppe zu. „Wir sollten gehen“, meinte Gary schließlich, bevor er es sich noch anders überlegte. „Du kommst nach, wenn du ihn besiegt hast, ja?“, wollte Maike noch von der Arenaleiterin wissen. „Sicher.“ So verließ auch Maike endlich das Kraftwerk. Nur Ash blieb noch bei Misty stehen. „Komm zu mir zurück, versprichst du mir das? Ohne dich bin ich doch aufgeschmissen.“ „Ash“, Misty sah ihn perplex an, er machte sich sichtlich Sorgen um sie, doch sie musste auch lächeln, „Natürlich komme ich zurück, denn ich möchte euch doch alle wiedersehen. Ganz besonders dich.“ „Gut“, er nickte leicht, bevor er sich von ihr abwandte. In der Tür drehte er sich noch einmal zu ihr um, dann ging auch er. „Viel Glück“, mit diesen Worten verließ auch Gary das Kraftwerk. Major Bob drückte erneut den Knopf auf der Fernbedienung und die Tür verriegelte sich wieder. „Jetzt heißt es nur noch wir beide. Willkommen in der Donnerkuppel!“, grinste Major Bob Misty musste ebenso grinsen, „Richtig. Zwei gehen rein, aber nur einer kommt wieder raus. Sie holte einen Pokéball aus ihrem Rucksack, mit diesem Pokémon würde sie gewinnen, denn es zeichnete sie seit jenem Tag als wahre Arenaleiterin aus. „Garados, du bist dran!“ „Whahahaha, damit willst du mich also aufhalten?!“, Major Bob hielt sich den Bauch vor Lachen. „Dir wird dein mieses Lachen gleich im Hals stecken bleiben“, gab Misty nur selbstsicher zurück. Garados nahm jedoch auch viel Platz ein. Vom Boden aus ragte es so hoch, dass sein Kopf auf gleicher Höhe endete, wie Misty stand. „Wenn deine Riesenschlange nicht aufpasst, dann fliegt hier alles in die Luft“, bemerkte Bob, schien jedoch überhaupt keine Sorgen deswegen zu hegen. „Würde dir nicht gefallen, oder?!“ „So weit wird es gar nicht erst kommen. Ein Donnerblitz und dein Pokémon ist erledigt.“ „Das werden wir ja sehen.“ So leicht würde das nicht werden. Aber sie musste wirklich aufpassen, dass sie den Generator nicht beschädigte, das war mit Garados ihr größtes Handycap. „Na los Raichu, verpass ihr noch einen Donnerblitz!“, befahl Bob schließlich. Raichu sammelte wieder Elektrizität. Hier im Kraftwerk schien seine Kraft auch nicht abzunehmen. Drei Sekunden später entlud sich zum zweiten Mal ein gewaltiger Donnerblitz und steuerte auf Misty und ihr Garados zu. „Garados, Flammenwurf!“, gegen diesen enormen Donner schoss das Drachen-Pokémon einen gewaltigen Flammenwurf. Donner prallte auf Feuer, die Verbindung dieser beiden Energien war gewaltig. Sie verschmolzen zu einer einzigen Masse und bildeten ein riesige Energiekugel mitten in der Halle. Der Generator sprühte bereits Funken von dem Druck, doch keiner der beiden Arenaleiter stoppte den Angriff, denn nachgeben war hier keine Option, wenn man gewinnen wollte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, rannte die Gruppe über das Plateau am Fuße des Vulkans. Sie hofften, dass sie es endlich unbehelligt bis ins Hauptquartier schaffen würden, doch es war noch nicht einmal in Sicht. Außerdem konnten sie davon ausgehen, dass Giovanni wusste, dass sie hier waren. Keiner sagte ein Wort, denn es war für jeden zu sehen, dass sie immer weniger wurden. Doch es ging nur darum, dass am Ende noch einer von ihnen stand. Und keiner ihrer Feinde! Die Luft im Kraftwerk wurde immer dünner. „Gib doch endlich auf, du hast es einfach nicht drauf!“, rief Major Bob seiner Widersacherin zu. „Niemals!“ Eigentlich verstanden sie einander kaum noch, denn mittlerweile war auch ein Alarm los gegangen und irgendeine Computerstimme faselte etwas von Systemüberlastung. Doch das interessierte die beiden Arenaleiter gerade herzlich wenig. Sie mussten dieses Gefecht beenden. Doch irgendwann vertrugen die beiden Energien sich nicht mehr mit einander. Und es kam zur Explosion. Labor „Das System ist bereit, jetzt warten wir nur noch auf Mewtu“, bekundete Pyro. „Woher wissen wir eigentlich, dass er her kommt?“, wollte Green wissen. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, Sabrina spürt, dass er sich nähert. Ihre psychischen Fähigkeiten machen mir wirklich Sorgen“, gab Pyro besorgt zurück. „Ich frage mich, warum sie sich so für Mewtu interessiert“, warf Silver ein, „Denn dass sie es nicht fangen darf, muss ihr klar sein, denn mein Vater will es für sich haben und in diesem Punkt wird er sich sicher durchsetzen.“ „Vielleicht soll sie ihn ja für Giovanni fangen. Doch einen Nutzen für sie sehe ich darin auch nicht“, gab Pyro zu. „Das gefällt mir nicht“, meinte Green und blickte ernst in Richtung Tür. Da draußen stand sie und wartete darauf, dass das Psycho-Pokémon die Insel erreichen würde. „Haben wir jetzt eigentlich noch irgendeine Aufgabe?“ „Wir warten ebenfalls. Im Moment können wir nichts tun. Wir müssen aber auf jeden Fall verhindern, dass Mewtu gefangen wird. Ich habe extra einen Fehler in den Psychoschild programmiert. Mewtu wird fliehen können, sollte es nötig sein“, erklärte Pyro. „Das gefällt mir noch weniger“, Green hasste es zu warten. Hier spielte jeder eigentlich mit verdeckten Karten und doch kannte jeder einen Teil vom Blatt des anderen. Eine heikle Situation, es käme am Ende nur darauf an, wer besser gepokert hätte. „Ich werde Gary benachrichtigen.“ „Wie willst du das denn machen?“, Silver blickte seine Freundin verwirrt an. „Mit meinem Ditto“, sie grinste und rief ihr Pokémon herbei. „Würdest du bitte dein Kramurx rufen?“ „Denkst du, er wird noch irgendwie auf dich hören?“ „Diese Nachricht wird er schon nicht wegwerfen“, gab sie zurück und sah Silver weiterhin fordernd an. Dieser nickte nur leicht und tat, was sie wollte. Ditto verwandelte sich kurz darauf in das Flug-Pokémon. „Ditto, finde Gary und gib ihm diese Nachricht“, Green hielt ihm einen zusammengefalteten Zettel hin, welchen es in seinen Schnabel nahm. Es stieg empor und verließ das Labor durch ein offenes Fenster. „Wann hast du denn diese Nachricht geschrieben? Und wird er denn irgendwas ausrichten können?“, wollte Silver wissen und rief sein Kramurx wieder zurück. „Gestern Abend in meinem Zimmer. Ich wusste, er würde kommen und ich glaube an ihn“, gab sie mit einem sanften Lächeln zurück. „Wir sollten dann-“, begann Pyro, doch er wurde von einem Alarm unterbrochen. „Was ist das?“, Green blickte den Wissenschaftler irritiert an. Dieser betätigte einen Knopf und wurde in seiner Vermutung bestätigt. „Mewtu hat soeben die Insel erreicht!“ Er wollte gerade eine Bildschirmsicht ermöglichen, als plötzlich das System komplett abstürzte. „Was ist jetzt? Wurde etwa die Energiezufuhr unterbrochen?“, das wäre für Pyro die einzig logische Erklärung. „Vielleicht haben deine Freunde das Kraftwerk erreicht und Major Bob besiegt“, meinte Silver an Green gewandt. Sie musste grinsen, „Gut möglich.“ „Das wird Sabrina aber gar nicht gefallen“, schluckte Pyro. „Stimmt. Aber lasst uns auch raus gehen, wir müssen den Kampf der beiden verfolgen“, kam es von Silver und alle nickten. Hier gab es jetzt nun wirklich nichts mehr für sie zu tun und wenn sie Mewtu helfen wollten, mussten sie dabei sein. Sabrina hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schwebte in der Luft. Mit einem leichten Grinsen hieß sie Mewtu willkommen. Das Pokémon verharrte ebenfalls in schwebender Position und funkelte Sabrina prüfend an. „Bist du – ein Mensch?“, sagte er zu ihr. Ihre enorme psychische Aura hatte ihn angezogen, daran gab es keinen Zweifel, aber er hatte nicht erwartet, dass sie zu einem Menschen gehörte. „Du bist mein Gegner, auf den ich schon lange gewartet habe. Lass uns kämpfen!“, meinte sie nur und hob ihre Hände. „Ich bin hier, um Giovanni endgültig von seinem Wahn abzuhalten, ich habe kein Interesse an einem Kampf gegen dich“, erwiderte Mewtu und seine Augen formten sich zu Schlitzen. Energie schien sich in ihren Handflächen zu sammeln. Wie konnte ein Mensch nur solche Kräfte haben? Doch er war nicht hier, um diese Frau zu bekämpfen, er hatte Wichtigeres zu tun. Silver, Green und Pyro beobachteten die beiden mit Schrecken. Was würde das wohl für ein Kampf werden?! ~~~ Preview Chapter 23: Mewtu ist also endlich auf der Zinnoberinsel gelandet. Ein unerbittlicher Kampf zwischen ihm und Sabrina bricht aus. Green und Silver wird allmählich das Ausmaß ihrer Fähigkeiten bewusst und sie wollen versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Auch die anderen stehen kurz davor, das Hauptquartier zu erreichen. Sie trennen sich und ausgerechnet Ash soll mit Paul gemeinsam los ziehen. Ihr alter Konflikt flammt wieder auf. Und eskaliert… Zu Lesen in Kapitel 23 ‚Sabrinas Fähigkeiten’, nächster Upload-Termin ist der 04.09.09 See you then :D Kapitel 23: Sabrinas Fähigkeiten -------------------------------- Kanto, ehemals Alabastia Sam war wieder zu dem See im Garten des Labors zurückgekehrt. Er bot zwar immer noch einen traurigen Anblick und dennoch war es ein Stück zu Hause. Er selbst war schon längere Zeit nicht mehr daheim gewesen, vielleicht wäre es mal wieder an der Zeit, seine Familie zu besuchen. Er hatte nun schon viel gesehen und er musste sich eingestehen, dass es viel interessanter war, Pokémon zu erforschen, als sie zu trainieren und mit ihnen in Arenen anzutreten. Ja, er spielte mit dem Gedanken Forscher zu werden, genau wie sein Großvater. Seinen Gedanken hinterher träumend, bemerkte er auf einmal einen sanften Wind, der über das Areal zog. Dieser Wind kam ihm sehr bekannt vor. Er erhob sich von seinem Felsen und blickte in die Ferne, aus der der Wind kam. Sam hatte sich nicht getäuscht, es war der Nordwind, der die Ankunft des legendären Suicune ankündigte. Doch zu seiner Verwunderung war es nicht allein. Es waren drei hundeartige Pokémon, die über das Plateau sprangen und sich der zerstörten Stadt näherten. „Wow“, entglitt es Sam im Erstaunen und er beobachtete, wie Suicune vor ihm landete. Neben ihm berührten auch das legendäre Entei und Raikou sanft das Gras. Zu Sams weiterer Überraschung befanden sich zwei Menschen auf Raikous Rücken. „Sag mal kennst du zufällig einen Trainer namens Ash?“, wollte ein junger Trainer von Sam wissen, der genau wie Ash ein Base-Cap trug. „Ja. Er und seine Freunde haben sich auf den Weg zur Zinnoberinsel gemacht.“ Die drei Hunde-Pokémon sahen einander an und nickten einstimmig. „Puh, dann sollten wir uns beeilen, sonst verpassen wir noch alles“, meinte der Trainer und hob die Hand zum Abschied, „Man sieht sich.“ Mit diesen Worten verließen die beiden Trainer zusammen mit dem drei legendären Pokémon Alabastia wieder und bewegten sich in Richtung Zinnoberinsel. „Ihr werdet es schaffen“, sagte Sam dem Wind noch hinterher und blickte zuversichtlich den mutigen Trainern und Pokémon nach, die bereit waren, für den Frieden dieser Welt zu kämpfen. ~*~ Reunion – Sabrinas Fähigkeiten Oder: Differenzen klären ~*~ Zinnoberinsel Die Trainergruppe vernahm plötzlich einen lauten Knall aus der Richtung, aus der sie gekommen waren. Alle wandten sich um und erkannten gewaltige Rauchschwaden, die in den Himmel aufstiegen. Das Kraftwerk war explodiert. „Oh nein. Misty!“, schrie Ash und wollte bereits wieder zurück rennen, doch Gary hielt ihn mit festem Griff an der Schulter fest, „Lass mich los“, wütend wandte er sich zu seinem Rivalen um, aber Gary schüttelte nur mit ernster Miene den Kopf. Ash schlug seinen Arm weg und funkelte ihn wütend an, „Wir müssen zurück, vielleicht ist ihr was passiert!“ „Das darf uns jetzt nicht mehr zu kümmern“, erklärte Gary und versuchte dabei seine eigene Sorge zu unterdrücken, „Sie wollte zurück bleiben, wenn wir zurückgehen, hat sie umsonst gekämpft!“ „Aber ich kann sie nicht so zurücklassen. Ich werde zum Kraftwerk zurück gehen und du wirst mich nicht aufhalten!“, schrie er Gary an und wandte sich wieder um. „Das lässt du schön bleiben“, knurrte Gary nun seinerseits. Langsam wurde er auch wütend. Er konnte Ash verstehen, aber dieses Mal würde er seinen Dickschädel nicht durchsetzen. „Ich komme nach“, sagte Ash nur noch und wollte los sprinten. „Bleib hier!“, es war zu aller Überraschung Maike, die sich in den Streit einmischte. Ihre Stimme war laut und klang verzweifelt, Ash hielt inne und drehte sich zu seiner Freundin um. Alle sahen sie an, ihre Augen waren feucht und sie war den Tränen nahe. „Wir dürfen nicht zurück!“, sagte sie entschieden, auch wenn es schwer fiel, „Das haben wir vor unserer Abreise vereinbart. Außerdem würde Misty das nicht wollen. Sie war bestimmt nicht mehr im Kraftwerk, als es explodiert ist.“ „Aber woher willst du das wissen? Ich werde nachsehen gehen“, Ash blieb beharrlich. „Wir müssen es einfach glauben!“, Maike wollte ihn gehen lassen, „Wir dürfen nicht zurück gehen. Wir müssen einfach glauben, dass es ihr und auch Drew gut geht.“ Maike schluchzte einmal und rieb sich aufkeimende Tränen aus dem Augenwinkel. Es fiel ihr schwer, ihre Freunde zurück zu lassen, doch das war die Bedingung gewesen und sie mussten sich alle daran halten. „Maike“, Ash sah seine Freundin traurig an. Er hatte beinahe ganz vergessen, dass sie auch Drew bereits zurück gelassen hatten. Er und Misty hatten sich ihren Feinden gestellt, damit sie wenigstens weiter gehen könnten und das Hauptquartier von Team Rocket erreichen würden. Ash senkte beschämt den Kopf. Er spürte, wie weh es tat, Misty zurück lassen zu müssen und dann war da noch die Ungewissheit, ob sie die Explosion überstanden hatte. Doch sie war nicht leichtfertig, sie hatte einen Plan gehabt. Bestimmt hatte Maike Recht und sie war gar nicht mehr in dem Kraftwerk gewesen, als es passierte. Sie wollte, dass er seinen Weg fortsetzte. Er sollte Gary begleiten und gemeinsam mit ihm Giovanni besiegen, denn nur so könnten sie der Welt der Frieden zurückbringen. Außerdem sollte er sich an Maike ein Beispiel nehmen. Sie hatte Drews Entscheidung einfach akzeptiert, dabei hatte er gestern gesehen, was er ihr bedeuten musste. Und ausgerechnet er stellte sich jetzt so an, das war wirklich beinahe schon erbärmlich. „Uns fällt es allen schwer, jemanden zurückzulassen. Deswegen sollten wir schnell weiter, damit dieser Alptraum endlich ein Ende findet!“, kam es unterstützend von Lucia. „Sie hat Recht. Es sollte auch nicht mehr allzu weit sein. Wenn wir Glück haben, dann treffen wir bis zum Hauptquartier auf niemanden mehr und können zusehen, wie wir Giovanni unauffällig aufspüren“, meinte Gary. Ein bisschen mehr Glück erhoffte er sich wirklich. Ihre Ankunft auf der Zinnoberinsel hatte sich wesentlich schlechter dargestellt, als er es sich erhofft hatte. Wenn das so weiter gehen würde, würden bald nicht mehr viele von ihnen übrig sein und mit jedem, der zurück blieb, schwanden ihre Chancen. „Ok, lasst uns weiter gehen“, mit schweren Schritten setzte sich Ash wieder in Bewegung. Schritte, die ihn vom Kraftwerk und von ihr fernhalten würden. Die anderen begleiteten ihn. Sie würden weiter gehen, bis der Letzte von ihnen nicht mehr stehen könnte. Ein paar Kilometer weiter auf der anderen Seite des Vulkans verfolgten Green, Silver und Pyro ein unfassbares Duell. Sabrina und Mewtu standen tatsächlich kurz davor, gegeneinander anzutreten. Was sollte das nur für ein Kampf werden? Die Schlacht der Psycho-Giganten?! Pyro schluckte, die Luft schien immer dünner zu werden. Die Spannung zwischen den beiden war regelrecht zu spüren. Sabrina und Mewtu schwebten in der Luft, sie war umgeben von einem violetten Schleier und er von einem dunkelblauen. „Zeig mir deine Kraft“, erklang Sabrinas Stimme und sie richtete ihren rechten Arm nach vorn. Sie streckte Mewtu ihre Handfläche entgegen und plötzlich leuchteten auch ihre Augen violett auf. im nächsten Moment zog eine violette Welle über den Boden. Sabrinas Haare flogen beinahe senkrecht empor und die Druckwelle raste über das Plateau und riss den Boden auf. Steinsplitter flogen durch Luft und die Psywelle hielt genau auf Mewtu zu. Doch das Psycho-Pokémon gab sich unbeeindruckt. Kurz vor dem Aufprall hüllte er sich gänzlich in eine dunkelblaue Kugel ein und der Angriff schoss an ihm vorbei. Als die violette Psywelle verflogen war, schwächte er seinen Schild wieder und blickte durch die matte blaue Hülle hindurch, die ihn noch umgab. „Wie kann ein Mensch solche Kräfte haben? Was bist du?“, wollte er von ihr wissen. Sabrina antwortete nicht. Sie starrte ihn nur weiter mit ihren violett leuchtenden Augen an, doch ihre psychische Aura war stärker geworden. Der violette Schleier hatte eine tiefere Farbe angenommen und ihre langen Haare standen ihr nach hinten hin in alle Richtungen ab und schwebten in der Luft, als wenn sie auf Wellen getragen werden würden. Mittlerweile waren auch die letzten Kieselsteine wieder auf dem Boden gelandet, die ihre Attacke in die Luft befördert hatte und sie erhob nun auch ihren anderen Arm. Mewtu erkannte, dass diese Frau es ernst meinte, er sollte diesen Kampf lieber sofort beenden. Die nächste Psywelle zog über die Insel, dieses Mal hatte sie das dreifache der Stärke ihrer Ersten. Mewtu kreuzte die Arme vor seinem Körper und fuhr erneut einen Schild auf. Sabrinas Psywelle war so stark, dass man die dunkelblaue Kugel, die Mewtu schützen sollte, überhaupt nicht mehr sehen konnte, als ihre violetten Bahnen über sie hinweg zogen. Starker Wind zog über die gesamte Gegend. „Hah“, Green drohte weggeweht zu werden, ihre schwarze Mütze wurde bereits vom Wind davon getragen. „Ich hab dich!“, Silver hatte nach ihrem Arm gegriffen und zog sie näher an das Gebäude heran. „Wir sollten nicht hier stehen bleiben“, kam es von Pyro, der die Tür zum Labor wieder öffnete. Sie hatten keine andere Wahl, als im Inneren des Gebäudes Schutz zu suchen. „Das ist doch Wahnsinn, wie konnte Sabrina nur solche Kräfte nur solche Kräfte entwickeln?!“, keuchte Pyro und rieb sich mit seinem Ärmel Schweiß vom Kinn. „Weißt du etwas über ihre Fähigkeiten?“, fragte Silver interessiert. Er hatte noch nie mit ihr gesprochen, er wusste nicht, warum sie sich Team Rocket angeschlossen hatte und was eigentlich ihre Ziele und er hatte keine Ahnung, zu was sie überhaupt fähig war. „Nun ja, ihre psychischen Fähigkeiten waren bereits als Kind sehr stark gewesen. Ich weiß auch überhaupt nicht, wie sie zur Arenaleiterin geworden ist, jedenfalls haben seitdem viele Trainer die Arena von Saffronia City gemieden. In dieser Stadt gibt es viele Psybegabte, aber ihre Fähigkeiten beschränken sich zumeist auf das kurzzeitige Bewegen von leichten Gegenständen oder Teleportation. Doch bei Sabrina war es anders. Man bekam Angst vor ihr. Sie hatte mit ihren Kräften nicht nur Dinge bewegt oder Löffel verbogen. Ich weiß nicht, was sie alles kann, aber die Arena war zu einer Festung geworden. Selbst ihre eigenen Eltern hatte sie verstoßen, sie hatte sich immer nur für ihre Kräfte interessiert. Doch eines Tages hat sie wohl jemand besiegt und von dahin war sie eigentlich eine verantwortungsvolle Arenaleiterin gewesen. Ich weiß nicht, was passiert ist, dass sie wieder so wie früher geworden ist“, musste Pyro zugeben. Sabrina war schon immer eine merkwürdige Person gewesen, die er selten getroffen hatte, aber das hatte er auch nie bedauert. Er lebte schließlich selbst zurück gezogen und hatte seine Arena auf der Zinnoberinsel geschlossen, seit sie nur noch eine Touristenattraktion war. Es war schon bedauerlich, was eigentlich aus den Arenen in der Kanto-Region geworden war. „Weißt du denn, was es mit dieser Puppe auf sich hat?“, kam es wieder von Silver. „Die hat sie immer noch?“, Silver nickte als Antwort, „Man hatte sich erzählt, dass diese Puppe ihr kindliches Ich symbolisieren sollte. Sie war nie wirklich ein Kind gewesen, hatte keine Freunde, überhaupt war sie nie wie andere Kinder gewesen. Daher diese Puppe. Sie stellt die Sabrina dar, die wie alle anderen Kinder spielen und rumtoben wollte. Aber sie ist eben nur eine Puppe. Diese Persönlichkeit scheint die wahre Sabrina nie für sich entdeckt zu haben.“ Silver blickte ein wenig betrübt drein. Er wusste, wie es war, keine Kindheit zu haben. Doch Sabrina schien von ihren Kräften regelrecht besessen zu sein. „Wir sollten uns ihre Puppe holen“, überrascht wandten sich die beiden Männer zu Green um. Sie hatte kurz nachgedacht. Sabrina musste auch eine Schwachstelle haben und wenn sie Pyros Worte so zuhörte, könnte diese Puppe vielleicht der Schlüssel sein. „Das halte ich keine gute Idee. Es ist zu gefährlich, ihr Zimmer zu betreten, wenn ich daran denke, wie es in ihrer Arena zugegangen sein soll. Ich bin mir auch nicht sicher, ob wir überhaupt hier wegkommen, wenn die beiden da draußen kämpfen“, gab Pyro zu bedenken. „Du musst ja nicht mitkommen. Ich kann das auch alleine regeln“, Green grinste entschlossen. Es war an der Zeit, sich einzumischen. „Ich werde dich begleiten“, kam es jedoch von Silver, der Green mit seinen silbergrauen Augen fixierte. „Willst du das wirklich? Vielleicht treffen wir auf Giovanni?“ „Das ist mir egal. Heute ist sowieso der entscheidende Tag gekommen. Und weißt du überhaupt, wo Sabrina ihr Zimmer hat?“ „Äh-“, Green musste sich eingestehen, dass sie das nicht wusste und auch spontan keine Idee hatte, wie sie das rauskriegen sollte. „Also komme ich mit. Ich weiß, welchen Teil des Hauptquartiers die Arenaleiter bewohnen.“ „Du könntest es mir auch einfach sagen“, Green lächelte ihn lieb guckend an. Sie wollte ihn nicht in unnötige Gefahr bringen und eine Konfrontation zwischen ihnen beiden und Giovanni wollte sie auch nicht herausbeschwören. Es wäre sicherer, wenn sie allein gehen würde. „Dann würde ich ja meinen Vorteil dir gegenüber verspielen. Du hast mir beigebracht, genau das nicht zu tun“, er grinste sie an. Sie seufzte leicht. Das hatte sie wohl. „Also schön, dann lass uns zusammen gehen.“ „Passt bloß gut auf euch auf. Ich habe das Gefühl, dass hier noch Einiges passieren wird“, meinte Pyro zu seinen beiden jungen Mitstreitern. „Wir schaffen das schon“, Green zwinkerte ihm zu. Silver öffnete die Tür des Labors und die beiden traten erneut nach draußen. Pyro blickte den beiden hinterher, bis sich die Tür wieder zwischen ihnen schloss. Green und Silver standen vor dem Labor und erwarteten, einen unerbittlichen Kampf zu sehen. Doch die beiden Psybegabten waren weg. Nur ein leichter Wind zog über die Ebene und der Boden zeugte von harten Attacken, denn die Erde war von Rissen durchzogen oder wiesen Krater auf, als wenn kleine Meteoriten eingeschlagen wären. „Wo sind sie hin?“, Green war verwirrt. „Wenn beide Teleportation einsetzen können, könnten sie überall sein“, bemerkte Silver. „Wir sollten das Pyro sagen.“ „Lass ihn einfach hier. Im Labor ist er noch am sichersten, außerdem kann er uns nicht helfen“, meinte Green jedoch und stapfte davon. Silver blickte ihr kurz mit großen Augen hinterher, bevor sie beide schließlich wieder in seinen Jeep einstiegen und sich auf dem Weg zu Sabrinas Quartier machten. Gary und die anderen hatten nun ein gutes Stück den Vulkan umrundet und konnten die Dächer von irgendwelchen Lagerhallen erkennen. „Sind wir endlich da?“, fragte Lucia hoffnungsvoll. Vom vielen Laufen fühlte sie sich schon müde, dabei hatte sie noch gar nicht kämpfen müssen. „Auf jeden Fall ist da vorne etwas“, meinte Gary. „Wir gehen noch ein Stück weiter und sehen uns das an.“ Die Gruppe arbeitete sich weiter vor, bis tatsächlich die Wand einer riesigen Halle in Sicht kam. Bei genauerer Betrachtung erkannten sie gleich vier von diesen großen Hallen. „Wenn die alle mit Waffen, Panzern oder Ähnlichem gefüllt sind, dann sieht es schlecht aus“, schluckte Gary. Die anderen sagten nichts dazu. Dieses Ausmaß wollte sich keiner von ihnen vorstellen, doch zum ersten Mal war Team Rockets Übermacht offensichtlich. „Was machen wir jetzt?“, wollte Lucia wissen. „Hmm, wir wissen nicht, ob hier Leute sind, außerdem scheint das hier noch nicht das Hauptquartier zu sein. Wir sollten einfach weiter gehen“, meinte Gary. Ash wollte etwas sagen, doch er ließ es lieber. Was sollten sie hier schon groß ausrichten? Auch wenn es ihm widerstrebte, würde er Gary nicht widersprechen. Gary erkannte jedoch sein Unbehagen und den Drang, etwas zu unternehmen. Doch er würde noch warten müssen. Er konnte nachvollziehen, wie Ash sich fühlen musste, aber er war sich sicher, dass sein alter Freund noch genau zur rechten Zeit am richtigen Ort sein würde. Dazu hatte er ein Talent. Ehe sie sich jedoch auf Garys Vorschlag einigten, vernahm die Gruppe auf einmal das Geräusch von rutschender Erde. Etwas war in den Vulkan gestoßen. „Was ist das?“, Maike deutete in den Himmel. Vom Vulkan entfernten sich zwei leuchtende Kugeln, die eine violett, die andere dunkelblau. Sie prallten immer wieder auf einander oder schleuderten sich gegenseitig violett- oder blaufarbene Blitze zu. Sie schienen auf nichts Rücksicht zu nehmen: ihre Angriffe schlugen in den Vulkan ein, auf den Boden, im Wald und selbst eine der Hallen entging nur knapp einem Treffer. „Kann das sein?“, nuschelte Ash. Irgendwie kam ihm das bekannt vor. „Was meinst du?“, fragte Maike nach, die seine Worte verstanden hatte. „Ich glaube, einer von den beiden ist Mewtu. Denkst du das nicht auch Pikachu?“ „Pika“, sein Kumpel nickte zustimmend. „Mewtu? Was soll das sein?“, nun war Lucia die Neugierige. „Es ist... ein geklontes Pokémon“, Ash suchte nach der Erinnerung, konnte sie aber nicht wirklich finden. Er konnte sich nur noch an sein Zusammentreffen mit Giovanni und Domino auf dem wundersamen Gipfel eines Berges erinnern. Dort lebten alle Pokémon glücklich und zufrieden zusammen, ungestört von Menschen. Und dort lebte auch Mewtu. Seinerzeit hatten er, Misty und Rocko ihm in seinem Kampf gegen Giovanni zur Seite gestanden. Dieses Abenteuer hatte er nicht vergessen. Aber irgendwie wusste er sonst nichts mehr über Mewtu, dabei hatte er das Gefühl, ihm zuvor schon einmal begegnet zu sein. „Das sollen geklonte Pokémon sein?“, Lucia beobachtete mit ungläubigen Augen den Kampf. „Klone von was denn? Und wer tut denn so was?“ „Na Giovanni natürlich. Da fällt mir ein, dass wir doch in der Vertania Arena so merkwürdige Pläne gesehen haben”, Ash blickte zu Gary. „Stimmt. Und zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall. Aber ich denke nicht, dass das andere auch ein Pokémon ist“, der Forscher blickte weiter konzentriert auf die schimmernden Kugeln. Wenn sie nicht gerade eine Attacke los ließen, konnte man durch die Kugeln hindurch blicken. Es erschien ihm unmöglich, dennoch glaubte er zu wissen, wer sich in der violetten Kugel befand. „Was soll es denn sonst sein?“, fragte Maike skeptisch. „Es sieht aus, als wäre das Sabrina, die Arenaleiterin von Saffronia City.“ Alle sahen Gary an in der Hoffnung, dass er das nicht ernst meinte. Doch leider sagte ihnen sein Blick das Gegenteil. „Wie soll das bitte gehen?“, Paul stellte als Erstes die Frage, die sich jeder gestellt hatte. „Keine Ahnung, doch sie ist bekannt dafür, psychische Kräfte zu besitzen.“ „Er könnte Recht haben“, kam es da von Ash, „Wenn ich an meine erste Begegnung mit ihr denke, könnte ich mir das schon vorstellen. Bereits damals besaß sie gruselige Kräfte. Sie hat uns in kleine Puppen verwandelt und ihre Puppe hat dann mit uns gespielt. Und sie konnte Dinge mit ihren Gedanken bewegen, sie war einfach nur unheimlich. Also ich finde es da gar nicht so abwegig, dass sie auch so was kann“, er blickte wieder zu den beiden Kämpfenden hinauf. Beide Kugeln rasten plötzlich mit gewaltiger Wucht Richtung Boden und schlugen in dem Wald hinter der Gruppe ein. Äste und Blätter wirbelten durch die Luft und Staub umkreiste die Einschlagstelle. Alle erwarteten, dass die beiden Kugeln sich im nächsten Moment wieder weiter bewegen würden, doch nichts dergleichen geschah. „Wir müssen Mewtu helfen!“, kam es besorgt von Ash. „Denkst du, da sollten wir uns einmischen?“, meinte Lucia unsicher. Sie fand diesen Kampf immer noch unheimlich. „Du meinst also, Mewtu kämpft auch gegen Team Rocket?“, Gary blickte seinen alten Freund ernst an. „Ich bin mir ganz sicher. Mewtu bekämpft Giovanni genau wie wir und ich will ihm helfen, genau wie damals“, Ash sah entschlossen zurück. „Hast du denn auch eine Idee, wie du das anstellen willst? So wie ich dich einschätze, hast du kein einziges Geist-Pokémon bei dir, oder?“ „Na und? Das brauche ich auch nicht! Wir schaffen das auch so, stimmt’s Pikachu?!“, sein gelber Freund nickte ihm genauso entschlossen zu und sprühte kampfbereit Funken aus seinen Wangen. Gary war nicht überzeugt. Er hielt es für keine gute Idee, sich in den Kampf von Psybegabten einzumischen. „Kra-kra.“ Plötzlich erregte ein anderes Pokémon ihre Aufmerksamkeit. Ein Kramurx hatte die Gruppe erspäht und flog genau in ihre Richtung. „Ein Spion“, Paul hatte bereits alarmiert einen Pokéball hervor geholt. „Warte!“, Gary streckte seinen Arm aus und hielt ihn zurück. Entnervt blickte Paul ihn an, doch Gary fixierte seinen Blick auf das Kramurx. Das Pokémon schien nur ihn anzustarren und setzte langsam zum Sinkflug an. Gary erkannte, dass etwas aus seinem Schnabel heraus guckte. Erwartungsvoll beobachteten alle das Flug-Pokémon. Es schien zu erkennen, dass es nicht angegriffen werden würde und landete schließlich direkt vor Garys Füßen. Es streckte ihm den Schnabel entgegen. Es hatte offenbar eine Nachricht für ihn. Neugierig nahm Gary den Zettel entgegen und entfaltete das kleine Papier. Erst überflog er die Zeilen, doch der Name des Absenders ließ ihn die Zeilen ein weiteres Mal konzentrierter lesen. „Was ist los?“, fragte Maike mit einer Mischung aus Besorgnis und Neugierde. Gary hielt den Zettel so, dass niemand außer ihm ihn lesen konnte. „Ich weiß jetzt, wo sich das Hauptquartier befindet“, sagte er schließlich. „Im Ernst?!“, nicht nur Maike war überrascht, alle blickten den jungen Forscher verwundert an. „Von wem ist die Nachricht?“ „Einem Verbündeten. Das Kramurx kann uns hinführen. Ash?“ „J-ja?“ „Willst du wirklich diesem Mewtu helfen?“ „Ja!“, Ash nickte entschieden, bevor er sich der Einschlagstelle zuwandte. Die beiden mussten auf dem Boden weiter kämpfen, denn ihre Attacken waren immer noch zu hören und Blitze schossen durch die Luft. „Ok, aber du solltest das nicht alleine machen. Paul wird dich begleiten, damit ihr euch gegenseitig Rückendeckung geben könnt.“ „Was?!“, kam es sogar gleichzeitig von Ash und Paul und beide blickten sich abstoßend an. „Ihr habt mich schon verstanden. Ihr beiden habt die stärkste Angriffskraft. Die Fähigkeiten von Koordinatoren kann ich besser als Unterstützung im Hauptquartier gebrauchen“, erklärte Gary und die beiden wandten sich ihm wieder zu, „Ich habe keine Ahnung, was zwischen euch vorgefallen ist und es ist mir auch egal. Aber ihr solltet eure Differenzen endlich klären, alleine wird hier sowieso keiner von euch weit kommen. Auch ihr müsst wenigstens dieses eine Mal zusammen halten.“ „Aber Gary, ich-“ „Kein aber!“, Gary richtete seinen Blick von Ash erwartungsvoll an Paul. „Ich habe weder vor diesem Mewtu noch diesem Versager von Trainer zu helfen“, er verschränkte die Arme vor der Brust. „Willst du lieber alleine gegen Giovanni kämpfen? Du kannst es ruhig zugeben, wenn das dein Plan ist. In Jubelstadt war es doch ähnlich.“ Paul sagte nichts zu Garys Aussage. „Das kannst du dir ohnehin Abschminken. Alleingänge dieser Art gibt es hier nicht. Du könntest deine Fähigkeiten sinnvoller einsetzen. Außerdem bist du in meinen Augen eher der Versager, wenn du es nicht einmal schaffst, mit anderen zusammenzuarbeiten. Du musst weder auf Ash hören noch ihm Arbeit abnehmen. Vielleicht ist das auch genau die Art von Kampf, die du suchst. Hattest du es schon mal mit Psybegabten zu tun? Ich denke nicht. Außerdem sollt ihr nachkommen, wenn ihr Sabrina besiegt habt. Du bekommst also noch deine Chance gegen Giovanni anzutreten, aber sagen wir mal, die musst du dir erst verdienen.“ Gary und Paul starrten sich an. Das Wortgefecht schien gedanklich weiter zu gehen. „Meinetwegen. Es wird auch nicht schlimmer sein, als alleine mit den beiden Mädchen unterwegs zu sein.“ „Wie bitte?!“, warf Maike sofort bissig zurück. „Reiß dein Maul nicht immer so weit auf. Wir werden ja sehen, was du drauf hast. Ich bin gespannt, ob du es überhaupt bis ins Hauptquartier schaffst. Vielleicht unterzieht dich Sabrina ja auch einer Gehirnwäsche und du wirst endlich mal vernünftiger“, wandte Lucia schlagfertig ein. Langsam war sie von seiner Art auch echt angenervt. „Und du mach dir mal lieber Gedanken um dich selbst. Wenn du dich weiter ständig in die Angelegenheiten anderer Leute einmischst, wirst du sicher die Nächste sein, die auf der Strecke bleibt.“ „Hört auf, das reicht!“, ging Gary mit erhobener Stimme dazwischen. „Ash, macht euch auf den Weg und kommt nach, sobald ihr könnt. Lasst euch von Sabrina sagen, wo das Hauptquartier ist. Tut aber nichts Unüberlegtes“, Gary betonte das letzte Wort besonders. Das war einer der Gründe, wieso Paul ihn begleiten sollte. Die beiden verstanden sich vielleicht nicht, ergänzten sich jedoch hervorragend. Außerdem waren sie beide stark. Er war überzeugt, dass sie erfolgreich sein würden, wenn sie gemeinsam kämpften. „Alles klar. Wir sehen uns dann dort“, mit einem leichten Grinsen an Gary wandte er sich schließlich um und rannte in Richtung Wald. Gary bedachte Paul mit einem vielsagenden Blick. „Sei nicht der Nächste, der auf der Strecke bleibt.“ Paul wandte sich schweigend ab und lief Ash endlich hinterher. „Ob das so eine gute Idee war?“, überlegte Maike, „Denn weißt du-“ „Ich will es gar nicht wissen“, schnitt Gary ihr das Wort ab und sah sie entschieden an. „Das ist genau die richtige Situation, um ihre Differenzen zu begleichen. Ich weiß, wovon ich rede.“ „Na gut“, Maike nickte ein wenig beruhigt. „Und dieses Kramurx bringt uns nun zum Hauptquartier?“, Lucia lenkte wieder zu ihrem eigenen Vorhaben ein. „Genau“, Gary wandte sich dem Pokémon zu, „Es kann los gehen.“ Das Kramurx erhob sich wieder in die Lüfte und dirigierte der Gruppe den Weg. Gary faltete den kleinen Zettel wieder zusammen und steckte ihn in seine Hosentasche. „Kennen wir diesen Verbündeten eigentlich auch?“, wollte Maike noch wissen, als sie sich von den Hallen entfernten. „Vielleicht kennt sie noch keiner von uns so richtig, aber ich vertraue ihr.“ Maike war mit dieser Antwort natürlich alles andere als zufrieden, wollte aber nicht weiter nachfragen, da Gary nicht so aussah, als würde er ihr mehr verraten wollen. Auch Lucia hielt sich zurück. Wenn Gary meinte, die Nachricht wäre von einem Verbündeten, dann glaubten sie ihm das auch. Gary hielt derweil den kleinen Zettel immer noch in seiner Hand verschlossen, die er mit ihm in seiner Tasche vergraben hatte. >Ich weiß, wo sich das Team Rocket Hauptquartier befindet. Mein Ditto wird euch hinbringen. Ich bitte dich, mir noch dieses eine Mal zu vertrauen. Ich warte auf dich. Green< Er wusste nicht wieso, doch er wollte ihr vertrauen. Vielleicht war es nur der Funke Hoffnung, der ihn so handeln ließ. Vielleicht würde er die anderen geradewegs in eine Falle führen und sie würden alle geschnappt werden. Doch eine Stimme in seinem Herzen sagte ihm, dass Green doch keine Verräterin war. Diese Stimme vermochte auch den Schmerz darüber zu unterdrücken. Er wollte sie sehen. Er wollte sie wieder sehen und sie sagen hören, dass sie sie nicht verraten hatte. Dass sie ihn nicht verraten hatte. Gary glaubte nun erst recht daran. Ash und Pikachu spurteten durch den Wald. Ob Paul nun hinter ihnen war oder nicht, war Ash egal, er wollte einfach nur so schnell wie möglich den Kampfschauplatz erreichen. Er konnte die aufeinander prallenden Attacken bereits hören. Auf einmal fegte eine dieser Attacken dicht an ihm vorbei und er blieb abrupt stehen. Die Bäume, die ihm zuvor noch die Sicht genommen hatten, waren verschwunden und Holzspäne prasselten auf ihn nieder. Ash hatte schützend die Arme vors Gesicht gehoben und spähte durch einen Schlitz zwischen diesen hindurch. Sabrina und Mewtu standen sich schwebend und mit leuchtenden Augen gegenüber. Mewtu hielt seine Hände neben seinem Körper übereinander und sammelte Energie zwischen ihnen, während Sabrina ihre Arme vor ihrem Körper gekreuzt hatte. „Du bist ein verrückter Mensch. Wieso stellst du dich und deine Fähigkeiten auf die Seite dieses Mannes?“, wollte Mewtu von ihr wissen, bevor er seine entscheidende Attacke los lassen würde. „Giovanni ist mir egal. Du bist mein einziges Verlangen.“ Ein überraschter Blick lag für den Bruchteil einer Sekunde in Mewtus Augen, doch das gab Sabrina genau die nötige Zeit, um ihre Psychoenergie zu konzentrieren, denn sie erwartete den nächsten Angriff. Mewtu feuerte schließlich die dunkelblau leuchtende Kugel in Sabrinas Richtung ab, die er zwischen seinen Händen unsichtbar vorbereitet hatte. Doch Sabrina konnte die Kraft von Mewtus Angriff genau einschätzen und schlug die Kugel mit dem vorderen Arm weg und streckte nun ihrerseits den anderen Mewtu entgegen. Eine violette Schockwelle fegte über das Plateau, denn die beiden hatten alle umstehenden Bäume mittlerweile vernichtet. Sabrinas gesammelte Energie wurde mit einem Atemzug frei gesetzt, aber Mewtu schwebte mit erhobenem Schutzschild höher und wich der Schockwelle und ihren Auswirkungen aus, dafür fiel eine weitere Reihe Bäume. „Pikachu, greif Sabrina mit deinem Donnerblitz an!“, Ash wollte die Gelegenheit nutzen. Pikachu machte sich zu seinem Angriff bereit. Eine Sekunde später schoss ein leuchtendgelber Donnerblitz auf Sabrina zu. Doch er traf sein Ziel nicht. Er wurde von einem leicht violett schimmernden Schutzschild davon abgehalten. Die ehemalige Arenaleiterin wandte ihren Kopf zu den Störenfrieden um. „Es mischt sich niemand ein“, sagte sie starr und feuerte nun eine Psywelle in Ashs Richtung ab. Doch auch diese sollte auf ein Hindernis stoßen. Mewtu hatte sich vor Ash und Pikachu gestellt und nun seinerseits eine Barriere errichtet, die Sabrinas Angriff abfangen konnte. „Was wollt ihr hier?!“, das Psycho-Pokémon schien nicht sonderlich erfreut über ihre Anwesenheit zu sein. „Wir sind hier um dir zu helfen. Kennst du uns noch?“ „Wie könnte ich dich und deine Freunde jemals vergessen“, entgegnete Mewtu kurz in Erinnerungen schwelgend. „Aber was wollt ihr hier? Das hier ist mein Kampf, sie hat mich herausgefordert.“ „Wir haben auch schon mal gegen Sabrina gekämpft, wir kennen sie.“ „Heißt das, diese Frau besaß schon immer diese Fähigkeiten und war so stark?“ „Das nicht. Aber diese psychischen Kräfte hatte sie schon immer.“ „Lass uns weiter machen!“, forderte da die kalte Stimme Sabrinas und ein lilaner Blitz prallte auf die immer noch erhobene Barriere von Mewtu. „Ihr solltet gehen. Du musst diesen Mann finden. Der, der sich mein Schöpfer nennt. Ihr müsst ihn aufhalten, denn dieses Mal ist er zu weit gegangen!“ „Aber was ist mit Sabrina? Wir können dir helfen!“, widersprach Ash. „Nein. Gegen ihre Kräfte kommt nur jemand an, der auch solche Kräfte hat. Ich kümmere mich darum. Aber dieser Mann muss aufgehalten werden! Ich bitte dich. Ich weiß, dass ihr das schaffen könnt, ich habe eure Stärke gesehen.“ „Mewtu-“ Ein weiterer Blitz traf die Barriere. „Nun macht schon! Ich werde in der Zwischenzeit diesem Kampf endlich ein Ende setzen“, forderte Mewtu. „Ok. Aber pass auf dich auf.“ „Ihr auch auf euch.“ Ash und Pikachu liefen wieder in den Wald zurück. Mewtu ließ seine Barriere fallen und ging nun selbst wieder zum Angriff über. Zwei Psychoblitze prallten ein weiteres Mal aufeinander und wirbelten Blätter auf. Die beiden Psybegabten schwebten empor und trugen ihr Gefecht in höheren Sphären aus. Paul hatte alles beobachtet und auch mitgehört. Ash kam direkt auf ihn zugelaufen und blieb vor ihm stehen. „Bist du also doch gekommen. Hast du mal wieder nur hier gestanden und dich rausgehalten?“ „Warum hätte ich mich einmischen sollen? Er hat doch selbst gesagt, dass es sein Kampf ist.“ „Er ist ein Freund“, knirschte Ash. „Na und? Du bist wirklich naiv.“ „Du hast doch überhaupt keine Ahnung. Sicherlich hast du keine Freunde, sonst wüsstest du, wieso ich das hier tue.“ „Da hast du Recht. Und da ich nicht so erbärmlich werden will wie du, werde ich mir auch nie Freunde anschaffen. Sie würden mir doch nur im Weg rumstehen“, Pauls nüchterner Tonfall brachte Ash fast zur Weißglut. „Was sind denn eigentlich deine Pokémon für dich?“ Ash sah Paul eindringlich an. Er ließ ein paar Momente verstreichen, bevor er sich zu einer Antwort herabließ. „Sie sollen für mich kämpfen und für mich gewinnen. Zu was anderem sind Pokémon für mich nicht da.“ Das war’s. Ash verlor die Beherrschung. Ohne es selbst wirklich zu bemerken, hatte er seine Faust erhoben und Paul ins Gesicht geschlagen. „Pika-Pi!“, Pikachu zog an seinem Hosenbein und sah seinen Trainer besorgt an. So hatte er ihn noch nie gesehen. Wut und Enttäuschung strahlten aus seinen Augen. Paul dagegen hatte einen Schritt zurück weichen müssen. Mit funkelnden Augen bedachte er seinen Schläger. „Ich sagte doch, du bist jämmerlich. Hast dich nicht einmal selbst unter Kontrolle wie mir scheint. Kein Wunder, dass deine Pokémon auch so schwach sind“, meinte er zu Ash. „Halt endlich die Klappe!“, schrie der Trainer aus Alabastia vor Wut. Seine Fäuste zitterten. Er versuchte krampfhaft, seine Beherrschung wieder zu finden. „Was ist dein Problem? Sind deine Pokémon etwa Freunde für dich? Diese erbärmliche Einstellung passt zu dir.“ „Ich werde es nie verstehen-“, knurrte Ash mit zusammen gebissenen Zähnen, „Ich werde niemals verstehen, wie Panflam nur zu dir zurückkehren konnte.“ Er ließ den Kopf hängen und sein Pony und sein Cap verdeckten seine Augen. Sie wurden feucht. Vor Wut und Verständnislosigkeit darüber, wie ihn ein Freund für diesen Mistkerl nur verraten konnte. Paul hatte Panflam sicher nie gut behandelt. Wieso? Wieso hatte Panflam das nur getan?! „Es wollte unbedingt stärker werden“, vernahm er wieder Pauls kühle Stimme, „Ich wollte es gar nicht erst wieder zurücknehmen, aber es hat bewiesen, dass es unbedingt stärker werden wollte. Von da an hat es auch nie wieder beim Training rumgemeckert oder aufgegeben. Es hat alles getan, was ich von ihm verlangt habe und es hat sich gelohnt. Ich habe es geschafft, aus ihm ein starkes Panferno zu machen, dass die Fähigkeit Großbrand perfekt beherrscht.“ „Sicher hast du es fast zu Tode gequält. Dass so jemand wie du sich Trainer nennt.“ „Das Gleiche könnte ich zu dir sagen. Was hast du denn schon vorzuweisen?!“ „Sei still“, dieses Mal wollte er es. Er wollte es wirklich. Seine rechte Faust schnellte ein weiteres Mal in Pauls Richtung, doch sie streifte nur seine Wange. Aber die Linke zog gleich nach und traf ihr Ziel. Es war ein gutes Gefühl. Einfach nur die Wut los lassen. Genauso hatte er ihm das Maul stopfen wollen. Er hatte diesem Drang einfach nachgeben müssen, denn er konnte Pauls Worte nicht mehr hören. Denn sie taten so weh. Ash wollte sich gar nicht vorstellen, wie er Panflam gequält hatte. Was war nur so wichtig an der Fähigkeit Großbrand? Panflam war auch ohne sie ein großartiges Pokémon und das hatte er ihm immer wieder gesagt. Wieso also dann? Und warum gerade Paul? Es hätte sicher einen anderen Weg gegeben. Seine Gedanken schweiften ab. Wie oft hatte er sich diese Fragen nun schon gestellt? Doch die Realität holte ihn buchstäblich mit einem Schlag zurück. Und zwar schnell und hart. Er spürte kaum Pauls Faust im Gesicht, da stolperte er auch schon seitwärts und fiel zu Boden. Zum Ausgleich des Schmerzes an der Wange kam sein Kopf auch noch auf einem Stein auf, der auf dem Boden lag. „Pika. Pikachu!“, Pikachu war vor Ash gesprungen und sah Paul kampfbereit an. Es hörte seinen Trainer hinter sich stöhnen. Sein Cap lag neben seinem Kopf und nur langsam konnte Ash sich aufsetzen. Seine linke Wange pochte und seine rechte Schläfe fühlte sich warm an. Die Wärme zog sich hinunter über den Rand seiner Augenbraue und dann an seinem Gesicht entlang, bis er einen roten Fleck auf seinem Handschuh bemerkte. Und einen weiteren. Das Blut tropfte auf seine Hand, mit der er sich vom Boden abstützte. Bei dem Aufprall hatte er sich eine Platzwunde zugezogen. Er setzte sich richtig auf und wischte sich das Blut mit der bereits blutbefleckten Hand ab. Sein Blick wanderte von seinem roten Handrücken zu Paul. „Hast du gedacht, ich lass mir das von dir gefallen? Komm mal wieder runter. Du machst dich nur noch mehr zum Affen“, kommentierte Paul die Aktion. „Du-“, doch Ash wollte sich nicht beruhigen und Pauls Worte waren auch sicherlich nicht sehr förderlich. „Yoahhh!“ Ash sprang auf und rannte Paul einfach um. Er warf sie beide zu Boden. „Bist du jetzt völlig übergeschnappt?!“, schrie Paul ihn an. „Von dir höre ich mir das nicht länger an!“, brüllte Ash zurück und wollte wieder auf Paul einschlagen. Doch Paul rammte ihm das Knie in den Bauch und stieß ihn von sich. „Du bist noch verrückter als ich dachte“, Paul rappelte sich wieder auf. „Gleichfalls“, schnaufte Ash und kam ebenfalls wieder auf die Beine. Er griff nach seinem Cap und setzte es sich wieder auf. Paul stellte sich darauf ein, dass Ash wieder auf ihn los gehen würde, was dieser sicherlich auch vorgehabt hatte. Pikachu wusste nicht, was es tun sollte, doch jemand anderes nahm es sich heraus, sich in den Streit einzumischen. Einer von Pauls Pokébällen hatte sich einfach von selbst geöffnet und entsandte sein rotes Licht genau zwischen die beiden Trainer. Aus dem Pokéball erschien Panferno, der den Streit zwischen den beiden unbedingt beenden wollte. „Pan-ferno“, es sah beide Trainer nach einander an. „Was soll das, ich habe dich nicht gerufen“, Paul gefiel das natürlich überhaupt nicht, außerdem war es noch nie passiert, dass sich eines seiner Pokémon selbst befreit hatte. Ash hatte nur einen abfälligen Blick für Panferno übrig. „Los, geh zurück in deinen Ball!“, befahl Paul, der Panfernos Pokéball hervor geholt hatte und richtete ihn auf das Pokémon. Doch Panferno schüttelte den Kopf. Dem roten Strahl des Pokéballs wich es aus. „Tu gefälligst, was ich dir sage!“ „Panferno“, wieder schüttelte es den Kopf. Paul wurde sichtlich wütend. „Verdammt“, schrie Ash auf einmal los, „Wieso bist du nur wieder zu Paul zurück gegangen? Er behandelt dich schlecht, er behandelt alle seine Pokémon schlecht. Wieso hast du mich verlassen, um zu ihm zu gehen?“ Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus, er konnte diese Fragen nicht länger unterdrücken. Panferno warf auch Ash ein Kopfschütteln zu. „Pan-pan-panferno“, es hob und senkte die Arme und wollte die Situation erklären. Es sah traurig aus. Es bedauerte, dass es so weit kommen musste. „Pika-Pi“, Pikachu schien es zu verstehen. Ash ließ die Fäuste und die Schultern sinken. „Was habe ich falsch gemacht?“ „Panferno!“, es schüttelte nun vehement mit dem Kopf. „Aber wieso dann? Warum bist du ausgerechnet zu Paul gegangen?“ Panferno stellte sich Stärke ausstrahlend auf und grinste Ash an. Es nahm eine Kampfpose ein. „Hätten wir nicht auch zusammen stärker werden können?“, Ash musste zugeben, dass er sich natürlich irgendwie für Panferno freute. Es schien das erreicht zu haben, was es erreichen wollte. Panferno trat an Ash heran und streckte seine Hand nach ihm aus. Es wischte mit seinem Finger eine weitere Blutlinie von seinem Gesicht. „Pika“, auch Pikachu lächelte leicht. „Du wolltest mich beschützen?“ Panferno nickte. „Aber wieso Paul? Er hat dich doch immer schlecht behandelt.“ Panferno schüttelte leicht mit dem Kopf und stemmte seine Fäuste gegeneinander, wodurch seine Armmuskeln zur Geltung kamen. „Weil er stark ist?“, Panferno nickte wieder. Ash warf einen Blick zu seinem Rivalen, dieser stand nur genervt mit verschränkten Armen da. „Du wolltest also Großbrand unbedingt beherrschen. Du wolltest mich nicht noch einmal verletzen und bist dann zu Paul gegangen, weil er stark genug war, deine Kräfte zu kontrollieren?“, Ash warf Panferno einen traurigen Blick zu. Panferno nickte ein weiteres Mal bestätigend. Es selbst wirkte dabei ebenfalls betrübt. Es hatte Ash nicht verlassen wollen, aber es hatte keinen anderen Weg gesehen. Außerdem hatte es durch die Zeit bei Ash auch erkannt, was der Unterschied zwischen ihm und Paul war. Daher hatte es sich dazu entschlossen, wieder zu Paul zu gehen, denn es wusste genau, dass er nur mit seinen Trainingsmethoden wirklich stark werden und Großbrand beherrschen könnte. „Also sind wir immer noch Freunde?“ Panferno lächelte freudig. Ash tat in etwas schwächerer Form dasselbe. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich besser. Panferno hatte ihn nicht verraten. Es war immer noch schwer zu akzeptieren, dass Paul etwas geschafft hatte, was er nicht konnte. Doch diese Stärke müsste er wohl anerkennen. Aber vielleicht würde er Paul auch noch beweisen können, dass es einen auch stärker machte, wenn man Freunde an seiner Seite hatte. Jedenfalls hatte Ash nicht vor, Gary zu enttäuschen. „Wir sollten uns auf den Weg machen und den anderen folgen“, meinte er daher nur noch. „Und wie stellst du dir das vor? Durch deine blöde Aktion haben die anderen uns schon abgehängt und wir können schlecht einen dieser beiden Psychos nach dem Weg fragen“, erwiderte Paul genervt. Leider hatte er damit Recht, das hatte Ash ganz vergessen. Doch sie sollten noch ganz andere Probleme bekommen. „Pika!“ „Panferno!“ Die beiden Pokémon blickten zurück in den Wald, von dem allerdings auch nicht mehr viel übrig war. „Was ist los?“, auch Ash drehte sich um. Am Himmel entdeckte er Sabrina und Mewtu. Die beiden schienen Energie zu sammeln, denn die Kugeln, die sie umgaben, wurden immer größer. Die übrigen Bäume des Waldes wackelten, selbst der Boden vibrierte. „Das ist nicht gut, wir sollten hier verschwinden“, meinte Paul. „Ok. Los.“ Die beiden Trainer rannten in die Richtung, aus der sie ursprünglich gekommen waren, ihre beiden Pokémon folgten ihnen, die beiden Psybegabten immer im Augenwinkel behaltend. Der Boden bebte immer heftiger, Paul und Ash bekamen Mühe, beim Laufen ihr Gleichgewicht zu halten. „Verdammt, was wird das nur?“, Ash sah über die Schulter, die beiden Kugeln waren so groß, dass sie sich gleich tangieren würden. „Nichts Gutes“, meinte Paul nur und die beiden liefen weiter. „Pika!“ „Was ist los Pikachu?“ Doch das Pokémon konnte seiner Warnung keinen weiteren Ausdruck mehr verleihen. Sie hörten nur noch eine laute Explosion und die daraus entstandene Schockwelle erfasste sie keine Sekunde später. Der Zusammenprall der beiden Psycho-Attacken mähte alles im Umkreis von einigen Hundertmetern nieder. Paul, Ash und ihre Pokémon wurden wild durch die Luft geschleudert, sie konnten schon nicht mehr sagen, wo oben und unten wäre. Irgendwann rollten sie noch ein paar Meter über den Boden, bevor sie endlich zum Stehen kamen. „Ahh – ist alles in Ordnung bei euch?“, Ash suchte mit einem Auge zwinkernd seine Umgebung nach den anderen ab. Er erkannte, dass sie wieder den Fuß des Vulkans erreicht hatten. „Pika.“ „Panferno.“ Den beiden Pokémon schien es also gut zu gehen. Paul antwortete nicht auf seine Frage, doch Ash konnte ihn schmerzvoll stöhnen hören. Offenbar ging es ihm nicht so gut. Paul lag am Boden und versuchte sich aufzusetzen, doch seine Unterarme schmerzten. Ein weiteres Mal verfluchte er sich innerlich dafür, dass er sich von Team Galaktik und ihren Hitzestrahlern hatte treffen lassen. Auch seine verletzen Beine schmerzten wieder sehr und in seinem Kopf drehte sich alles, denn nach der Prügelei war es nicht gerade förderlich, auch noch so durchgeschüttelt zu werden. Er blinzelte mit den Augen und versuchte sich zu orientieren. „Panferno!“ „Was ist?“, Ash wandte sich um, sie waren noch nicht in Sicherheit. Sabrina und Mewtu schwebten im Luftraum über ihnen und trugen immer noch ihr Gefecht aus. Keiner von beiden schien die Oberhand gewinnen zu können, doch ihre Kräfte wurden vor allem nach dem letzten Angriff deutlich schwächer. Sabrina ließ aus ihren Handflächen zwei violette Kugeln erscheinen und feuerte sie auf Mewtu ab. Dieser konnte ausweichen und die beiden Energiekugeln schlugen an die Außenwand des Vulkans ein. Felsbrocken lösten sich und stürzten in die Tiefe. „Vorsicht!“, schrie Ash, denn die Steine drohten genau auf sie drauf zu fallen. Er hechtete zur Seite und schnappte sich dabei auch gleich Pikachu, welches noch kopfschüttelnd am Boden gelegen hatte. Dort, wo es bis eben noch verweilte, landete ein mittelgroßer Felsbrocken mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden. Paul sah nur, wie ein großer Felsen auf ihn zurollte, wusste aber genau, dass er ihm nicht würde ausweichen können. „Panferno!“, das Feuer-Pokémon nutzte auch seine Kampfattacken gut. Es sprang nach vorn und zerschlug den Felsbrocken mit seiner Faust. Das Gestein zersprang in viele kleine Stücke und flog an seinem Zerstörer sowie auch an Paul vorbei. „Panferno?“, das Pokémon hatte sich nach seiner Landung umgewandt und blickte seinen Trainer besorgt an. Paul starrte den Kampfaffen einfach nur an. Er hatte nie von seinen Pokémon verlangt, ihn zu beschützen. Dennoch hatte Panferno es getan. Das hätte es gar nicht tun müssen, denn er war selbst zu langsam gewesen, um ihm diesen Befehl überhaupt zu erteilen. Er hätte die Konsequenzen für seine Schwäche getragen. Doch Panferno reichte ihm eine Hand und wollte ihm aufhelfen. Paul zögerte einen Moment, ergriff aber schließlich die starke Hand seines Pokémon und ließ sich von ihr wieder auf die Beine ziehen. Kleinere Felsen rollten noch den Berg hinab, doch die Gefahr war vorerst gebannt. „Alles ok bei euch?“, Ash kam mit Pikachu auf dem Arm angelaufen. Er hatte Panfernos Aktion gesehen und konnte es selbst kaum glauben. Es hatte Paul wirklich beschützt, ob der das überhaupt zu schätzen wusste? Doch war Paul vielleicht doch nicht so grausam zu seinen Pokémon? „Es könnte schlimmer sein“, gab dieser zurück. „Und nun?“ Ash sah in den Himmel hinauf. Diverse Psy-Attacken flogen immer noch wild durch die Luft und trafen alles außer ihre eigentlichen Ziele. Wenn das so weiter ginge, würden beide noch vor Erschöpfung zusammen brechen, ohne das ein Sieger aus diesem Kampf hervor gehen würde. Obwohl... egal wer gewann, am Ende wäre vermutlich Giovanni der Sieger. Mewtu war sicherlich jetzt schon so geschwächt, dass Giovanni die Möglichkeit hätte, es zu fangen. Doch da passierte es. Mewtu hatte wohl für einen Moment seine Deckung vernachlässigt und wurde von Sabrinas Psychoblitz getroffen. Er wurde gegen den Vulkan geschleudert und konnte sich erst nach ein paar Metern Fall wieder fangen und schwebte keuchend in der Luft. „Du lässt nach“, bemerkte Sabrina. „Ich werde nicht gegen dich verlieren.“ Mewtu verstand es einfach nicht, wieso war diese Frau so stark? Wo nahm sie ihre Reserven her? Ihre Kraft schien nicht nachzulassen, ganz im Gegenteil: mit jedem Angriff schien sie stärker zu werden. Das hatte er nicht erwartet. Sabrina holte zu einer weiteren Attacke aus. Mewtu errichtete eine Barriere. Ihre Psywelle erfasste ihn mit voller Wucht und drängte Mewtu Zentimeter für Zentimeter zurück. Er knirschte mit den Zähnen und versuchte mit aller Macht dagegen zu halten. Doch Sabrina ließ den Angriff nicht versiegen. Am Ende war sie die Stärkere. Mewtus Barriere zerfiel unter ihrem Druck und wurde ein weiteres Mal gegen den Vulkan befördert. Sein Gesichtsausdruck konnte den Schmerz nicht verbergen. Dieses Mal fiel er endgültig zu Boden und landete nur ein paar Meter von Ash und Paul entfernt. „Mewtu!“, rief Ash dem Pokémon zu. Er regte sich und kurz darauf versuchte er auch wieder auf zu stehen. Seine Augen funkelten vor Entschlossenheit, er würde nicht aufgeben, er durfte nicht aufgeben. „Offenbar bist selbst du meinen Kräften nicht gewachsen“, Sabrina schwebte langsam hinab, bis sie ein paar Zentimeter über dem Boden zum Stehen kam. Das Glühen in ihren Augen verschwand und sie bedachte ihren Gegner mit kalten Blicken. „Dann ist unser Kampf jetzt wohl vorbei“, sie streckte ihm ihre Hand für einen letzten Angriff entgegen. Mewtu war immer noch nicht wieder aufgestanden. Doch entschlossen und mit ausgebreiteten Armen stellte sich Ash vor ihm auf. Pikachu hatte er bei Paul gelassen. „Hör auf.“ „Geh beiseite, sie wird dich töten“, keuchte Mewtu hinter ihm. „Aus dem Weg!“, forderte auch Sabrina sofort verstimmt. „Nein. Ich werde dich aufhalten“, Ash griff nach einem Pokéball, „Relaxo, Bodyslam!“ Das riesige Pokémon wurde in den Kampf geschickt. Nach einem kurzen Gähner stürmte es auf die kurz überraschte Sabrina zu. Doch die ließ sich davon nicht aufhalten. Ihre Handfläche glühte violett auf, bevor auch Relaxo von einer violetten Hülle erfasst wurde. Sein Angriff wurde gestoppt und im nächsten Moment zappelte es hilflos in der Luft. „Ich sagte aus dem Weg!“, sie schleuderte Relaxo neben Ash in den Boden. Das dicke Pokémon war schwer angeschlagen, es kam kaum wieder hoch. „Relaxo, du musst durchhalten!“ „Ich werde dich beseitigen“, Sabrinas Augen leuchteten wieder auf und mit ihren psychischen Kräften umfasste sie Ashs Hals. Auch er zappelte nun in der Luft und rang nach dem lebenswichtigen Element. „Dieser Idiot“, knirschte Paul. „Pika!“, Pikachu war wieder halbwegs fit und bat Paul um Hilfe. „Panferno“, das Feuer-Pokémon wollte seinem ehemaligen Trainer ebenfalls zur Seite stehen. „Mach doch was du willst.“ „Pika. Pika-pika!“, Panferno nickte. Pikachu hielt mit einem Volttackle auf Sabrina zu. Diese warf Ash zur Seite, welcher röchelnd am Boden landete und erfasste nun Pikachu mit ihren psychischen Kräften. Sein Donner, der ihn umgab, verstarb augenblicklich und es hing in der Luft fest. Doch da sprang Panferno plötzlich von der Seite auf Sabrina zu. Leider schlug der Plan fehl. Die Arenaleiterin erhob ihre andere Hand und ließ Panferno ebenfalls in der Luft zum Stehen kommen. „Törichte Pokémon“, sie ließ Pikachu und Panferno gegeneinander prallen und dann zu Boden fallen. „Nun zu dir“, ihre glühenden Augen fixierten wieder Mewtu. Das Psycho-Pokémon stand mittlerweile wieder, wenn auch nur auf wackeligen Beinen. Eine leichte Brise wehte zwischen den beiden her und trug ein paar Blätter davon. Es war still, sehr still, die beiden Psybegabten starrten sich tief in die Augen. „Ich habe es zugelassen, dass du meine Verteidigung durchbrichst, das wird mir nicht noch einmal passieren. Nun wirst du meine ganze Kraft zu spüren bekommen“, Mewtus Augen leuchteten wieder in einem gefährlichen dunkelblau auf. Auch Sabrina Augen nahmen ihr violettes Leuchten wieder an. Die Steine und Blätter, die zwischen ihnen auf den Boden lagen, gingen in einen schwebenden Zustand über. Die Luft schien stehen zu bleiben, es war, als wenn sich ein Vakuum über sie legte. Doch die Atmosphäre wurde plötzlich durch einen schrillen Alarmton gestört. In den nicht allzu weit entfernten Hallen war Alarm ausgelöst worden. Team Rocket Rüpel machten sich mobil und strömten zu den Waffen und Panzern. Die Erschütterungen und Blitze sowie die beiden merkwürdigen Objekte auf dem Radarschirm gaben ausreichend Grund zur Annahme, dass sie angegriffen wurden. Der Befehl zum Ausrücken wurde erteilt. Hauptquartier, Arenaleiterunterkunft Silver parkte den Jeep nahe der Arenaleiterunterkünfte. Er und Green stiegen aus und näherten sich dem Gebäude. Auf dem Vorplatz begegneten ihnen ein paar Rüpel, was Green für einen Moment unruhig werden ließ, doch alle verbeugten sich kurz vor Silver und zogen dann weiter. „Du bist hier wirklich ein hohes Tier, was?“ „Ich bin der Sohn vom Boss“, gab Silver nur leise zurück und öffnete die Gebäudetür. „Aber das ist doch nicht alles. Du trägst doch auch eine spezielle Uniform“, Green folgte ihm, während sie weiter redete. Silver wirkte ein wenig verlegen. Sie wusste genau, dass es ihm unangenehm war, darüber zu reden, doch sie wusste auch, dass er es ihr verraten würde, wenn sie danach fragte. „Ich habe auch die Prüfung zum Kommandanten bestanden. Alle Männer nebenan im Hauptquartier unterstehen meinem Kommando. Sie befolgen nur Befehle von mir oder meinem Vater.“ Green pfiff beeindruckt, „Das ist super.“ „Es ist bedeutungslos“, Silver hielt den Kopf leicht gesenkt. Das war keine Karriere, auf der die er stolz war. „Das finde ich nicht. Du hast bewiesen, dass du stark bist, das habe ich immer gehofft. Du kannst mittlerweile auf dich selbst aufpassen“, sie lächelte ihm zu, was ihn leicht rot werden ließ. Sie war schon immer wie eine große Schwester für ihn gewesen und hatte ihn beschützt. Daher empfand er es schon als merkwürdig, sie durch dieses Gebäude zu führen. Sonst hatte sie immer die Richtung angegeben. Aber sie hatte Recht, eigentlich könnte er darauf stolz sein. Endlich wäre er nun in der Lage, sie einmal zu beschützen, wenn es darauf ankäme. „Außerdem ist es wichtig für deinen Plan. Wie willst du deinen Vater aufhalten, wenn du hier nichts zu sagen hast und nicht ernst genommen wirst?!“ „Stimmt“, gab er kleinlaut zu. Genau das war auch sein Hintergedanke gewesen. All das, was er bis jetzt erreicht hatte, war unter diesen Gesichtspunkten in der Tat alles andere als bedeutungslos. „Hier müssen wir nach oben.“ Sie hatten bis jetzt eine Halle durchquert und nun führte ein Gang nach rechts, nach links oder eine Treppe nach oben. „Dann mal los, wir sollten keine Zeit verlieren.“ Silver nickte. Die beiden Trainer liefen entschieden die Stufen hinauf, hinein in den Teil des Gebäudes, der für die Arenaleiterin von Saffronia City reserviert war. Nordküste „Er sieht wirklich nicht gut aus“, die blauhaarige Trainerin kniete am Boden und strich dem jungen Mann eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das muss hier ganz schön zugegangen sein“, Jimmy blickte sich um. Hier lagen nicht nur die beiden besiegten Trainer, sondern auch einige besiegte Pokémon und es roch auch ziemlich unangenehm. „Ich hab das Gegengift gefunden!“, meinte Marina erfolgreich, die in Kogas Kleidung danach gesucht hatte, „Aber sollen wir ihn hier einfach so liegen lassen?“ Ihr war schon nicht wohl bei dem Anblick eines Toten. Sie hätte nie gedacht, mal in so einer Situation zu sein. Doc sie hatten keine andere Wahl, sie wussten, dass sie mit Opfern zu rechnen hatten, egal auf welcher Seite. „Was sollen wir denn bitte mit ihm machen? Wir lassen ihn hier. Viel wichtiger ist es, diesen Grünschopf hier von der Insel, lange wird er auch nicht mehr durchhalten.“ „Du hast Recht. Aber er heißt nicht Grünschopf, sondern Drew. Er ist einer der besten Koordinatoren weit und breit!“, korrigierte Marina ihren Freund, während sie sich daran machte, Drews Pokémon zurück in ihre Bälle zu rufen. „Wie du meinst“, stöhnte Jimmy desinteressiert. „Suicune?“ Der junge Trainer wandte sich an den Nordwind. Die drei legendären Pokémon standen um die beiden herum und bedachten betrübt das Kampffeld. Suicune blickte ebenfalls zu Jimmy. „Würdest du Marina und den Grünschopf zurück nach Alabastia bringen?“ „Er heißt Drew!“ „Schon gut“, tat Jimmy ihren Einwand ab. Suicune nickte und trat an Marina heran. Sie setzte auf und Jimmy hiefte Drew ebenfalls mit der Brust auf Suicune. „Wir beeilen uns. Aber was ist mit den anderen Pokémon hier?“, Marina blickte hinüber zu dem Tauboss und dem Glruak, die bewusstlos am Boden lagen. Es konnte ihnen nicht gut gehen, sicher hatten sie auch etwas Gift abbekommen. „Gib dann mal kurz das Fläschchen her, das meiste scheint verflogen zu sein, vielleicht wirkt es ja auch so.“ Marina holte die Flasche wieder aus ihrer Tasche, die sie Koga abgenommen hatte und reichte sie Jimmy. Dieser flößte den beiden Pokémon etwas von der blauen Flüssigkeit ein. Sie zuckten kurz, sie hatten es also geschluckt. „Haltet durch Bodies, wir finden eure Trainer“, Jimmy ging zurück zu Marina und blickte sie entschieden an, „Wir gehen schon mal vor“, meinte er und gab Marina das Fläschchen zurück, bevor sich Suicune auch schon auf den Weg zurück zur Stadt machte. „Passt auf euch auf!“, rief Marina ihrem Freund noch über die Schulter zu. Geschwind sprang das legendäre Pokémon über das Wasser. Wie der Wind schwebte er über die Oberfläche und setzte immer wieder sanft auf dem Wasser auf. Levitation war schon etwas Tolles. „Ok, Raikou, Entei, lasst uns weiterziehen und die anderen suchen!“, Jimmy schwang sich wieder auf Raikous Rücken und die drei setzten ihren Weg ins Landesinnere fort. ~~~ Preview Chapter 24: Der Kampf zwischen Sabrina und Mewtu geht in die entscheidende Phase. Auch Paul und Ash sind dabei, als die beiden mitten im Team Rocket Stützpunkt ihr Gefecht austragen. Währenddessen erreichen Gary, Maike und Lucia das Team Rocket Hauptquartier, wo sich auch Green und Silver aufhalten. Doch Giovanni ist entschlossen, den Kampf nach seinen Regeln laufen zu lassen… Zu Lesen in Kapitel 24, nächster upload-Termin ist der 09.10.09 See you^-^ Kapitel 24: Greens Entführung ----------------------------- Kanto, Zinnoberinsel, Team Rocket Hauptquartier „Du hast uns rufen lassen.“ Siegfried und Sandra standen in Giovannis Büro und sahen den Team Rocket Boss abwartend an. Giovanni musste leicht grinsen. In jedem seiner Worte machte Siegfried deutlich, dass er ihm keinen Funken Respekt entgegen brachte. Er fragte sich wirklich, warum er seinerzeit zu ihm gekommen war und meinte, dass er ihn unterstützen würde. Siegfried war wahrlich ein merkwürdiger Mann. „Langsam wird es interessant“, erwiderte Giovanni. Siegfrieds Blick wurde noch abfälliger. Diese beiden Männer würden sich gegenseitig wohl nie verstehen. „Was sollen wir tun?“ „Es gibt Eindringlinge auf der Insel. Ich gehe davon aus, dass es ein paar von ihnen bis hierher schaffen werden. Ihr sollt sie erledigen.“ „Ist das alles?“, Siegfrieds Stimme klang mit jedem Satz emotionsloser. „Hast du mehr erwartet?“ „Das kann auch genauso gut jemand anderes regeln. Wozu hast du denn auch Arenaleiter hier? Sind sie nicht stark genug.“ „Koga und Bob wurden offenbar besiegt, denn Koga meldet sich nicht und unser Sicherheitssystem meldet, dass das Kraftwerk abgeschaltet ist. Ich gehe also davon aus, dass sie besiegt wurden oder wie würdest du das sehen?“ „Dann hast du wirklich starke Eindringlinge. Willst du deshalb mit ihnen spielen?“, die beiden Männer funkelten sich gefährlich an. „Sie sollen meinen Triumph miterleben und dann in Verzweiflung vor mir nieder knien. Sie sollen dem Aufbruch meiner Truppen beiwohnen, sie sollen die Nutzlosigkeit ihres Kampfes erkennen. Daher will ich auch, dass sie von Trainern besiegt werden und nicht von meinen Waffen. Das wäre Verschwendung.“ „Warum trittst du nicht selbst gegen sie an, wenn sie so gut sind?“ „Vielleicht werde ich das noch, aber mir fehlt noch etwas. Das hätte ich gerne, bevor ich mich persönlich einmische.“ „Und das wäre?“ „Nichts, was euch zu interessieren hat. Sabrina kümmert sich darum. Und ihr kümmert euch um die Eindringlinge, sollten sie die Basis hier erreichen. Ich möchte nicht gestört werden, denn ich habe letzte Vorbereitungen zu treffen.“ „Ganz wie du meinst“, mit diesen Worten drehte sich Siegfried einfach um. Gerade als er die Tür geöffnet hatte, hörte er noch einmal Giovannis Stimme. „Enttäusche mich nicht.“ „Dazu habe ich keinen Grund“, er verließ gefolgt von Sandra Giovannis Büro. Der Team Rocket Boss lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück und punktete seine Fingerspitzen. „Es dauert nicht mehr lange, dann habe ich alles, was ich immer wollte. Ich werde Recht behalten“, er vollführte eine Neunziggraddrehung mit seinem Stuhl und starrte ein Foto in einem kleinen hölzernen Rahmen an, welches auf einer Kommode an der Wand stand. Sein Grinsen wurde noch breiter und fieser. ~*~ Reunion – Greens Entführung Oder: Vertrauenssache ~*~ Arenaleiterunterkünfte „Das muss es sein“, Silver hielt vor einer weißen Doppeltür. Er und Green waren bis jetzt nur einen langen, weißen Gang entlang gegangen. Es kam einem beinahe so vor, als stünde man vor einem Tor zu einer anderen Welt. Sabrinas Zimmer lag ziemlich abgeschieden vom Rest des Hauses, dieser Gang war lediglich eine Art Brücke, der sie dorthin geführt hatte. Entweder schätzte niemand ihre Nähe oder sie schätze die Nähe von niemandem. „Lass uns rein gehen“, meinte Green entschlossen. Silver nickte und drückte die goldene Klinke nach unten. Doch wie erwartet, war die Tür verschlossen. „Wir müssen sie aufbrechen“, Silver holte einen Pokéball hervor, „Ursaring, du bist dran!“ Grölend erschien der große Grizzlybär vor ihnen und ließ seine Muskeln spielen. „Ursaring, brich die Tür auf!“ Das Pokémon holte zum Schlag aus. Seine Faust schnellte auf die wehrlose Tür zu. Und prallte ab. Ursaring taumelte durch den Rückstoß ein paar Zentimeter zurück. „Was ist das? Ursaring, setz den Power-Punch ein!“ Silvers Pokémon versuchte es erneut. Dieses Mal leuchtete seine Faust auf, bevor sie auf die Tür zuschnellte. Mit ganzer Kraft hielt es dagegen, doch es spürte wieder einen Rückstoß. „Das muss eine Art Psychobarriere sein“, meinte Green. Ob sie da durch kommen würden? „Du schaffst es!“, Silver forderte von seinem Pokémon, nicht aufzugeben. Ursaring brüllte auf und drückte weiter. Schließlich vernahmen Green und Silver ein Geräusch, als würde Glas in Scherben zerbrechen. Es folgte der Schlag gegen die Tür. Beide Türflügel wurden von der Wucht des Schlages aus den Angeln gerissen und landeten halb zersplittert auf dem roten Teppich im Inneren des Zimmers. Silver rief sein Ursaring lobend zurück und betrat langsam zusammen mit Green den Raum. „Gar nicht mal so übel, so viel Geschmack hätte ich ihr gar nicht zugetraut“, pfiff Green. Hier sah es ein wenig aus wie in einem königlichen Schloss. Der rote Teppich, ein Kamin mit einem wundervoll verzierten Sims, ein violett gepolstertes Sofa aus Walnussholz mit einem dazu passenden Tisch und an der Wand zur ihrer Rechten stand noch eine hölzerne Kommode. „Ein richtiges Empfangszimmer“, fügte Green hinzu. „Aber uninteressant für uns. Ihre Puppe werden wohl im hinteren Zimmer finden“, meinte Silver und deutete auf den Durchgang neben dem Kamin, der von einem roten Schlaufenvorhang verdeckt wurde. Green ging zielstrebig auf den Durchgang zu, Silver war dicht hinter ihr. Sie schob den Vorhang beiseite und blieb wie angewurzelt stehen. „Was zum-“ Auch Silver wagte es nicht, den Raum zu betreten. Es war einfach ein unheimlicher Anblick. An der Wand hinterm Kamin stand das große Himmelbett und dem gegenüber war ein Vorsprung in der Wand, auf dem ein kleiner Sessel stand. Vermutlich der Sitzplatz ihrer Puppe. Doch die Puppe, die aussah wie Sabrina als kleines Mädchen, saß nicht auf ihrem Platz. Sie schwebte mitten im Raum, ihre Augen glühten in einem bedrohlichen Violett und sie ließ alle beweglichen Gegenstände im Raum schweben bis auf das Bett und ihren Sessel. Doch die Bettdecke, der Kleiderschrank und die eigentlich darin verstauten Kleider schwebten in der Luft. „Wie kann das sein?“, flüsterte Silver mit einem hörbaren schweren Schlucken. Im nächsten Moment drehte sich die Puppe zu ihnen um. Sie schien sie regelrecht mit ihrem Blick zu durchbohren. „Zerstören.“ „Hat die Puppe gerade wirklich etwas gesagt?“, fragte Green ungläubig und ein wenig verängstigt. „Ich-ich glaube ja.“ „Zerstören!“, die Stimme der Puppe erklang dieses Mal lauter, doch mit ihrem Ausruf wehte den beiden Trainern auch ein starker Wind entgegen, so dass sie schützend ihre Arme hochhielten. „Verdammt, was soll das?!“, rief Green und blinzelte durch ihre Arme hindurch. „Vorsicht!“, schrie sie auch schon, als sie sah, dass der Kleiderschrank auf einmal auf sie zuflog. Silver drehte sich nach hinten zurück in den Eingangsraum, doch Green wollte dieser Puppe den Wind aus den Segeln nehmen. Sie sprang nach vorne und vollführte eine vorwärts Rolle, um dem schweren Möbelstück zu entgehen. „Green, ist alles in Ordnung?“, hörte sie Silver rufen. Die Schrauben des Schrankes hatten sich gelöst und die Wände fielen auseinander. Der Durchgang war vollkommen blockiert. „Ja, aber ich muss unserer Gastgeberin wohl ein paar Manieren beibringen“, Green stand wieder auf und fixierte die schwebende Puppe. Ihr Blick war ihr gefolgt, doch das Leuchten in ihren Augen war etwas schwächer geworden. „Was hast du vor?“, in Silvers Stimme schwang hörbar Besorgnis mit. „Wirst du sehen, wenn ich fertig bin. Warte lieber draußen auf mich“, Green konnte sich denken, dass Silver bereits einen Pokéball in der Hand hatte, um den Durchgang für sich wieder frei zu machen. Es kam keine Reaktion, er hörte also auf sie. Er vertraute ihr nach all den Jahren immer noch so sehr. Doch nun war es an ihr. „Pixi, du bist dran!“, das Feen-Pokémon erschien zwischen ihr und der kleinen Sabrina. „Zer-stören“, sagte die Puppe wieder, schwebte jedoch plötzlich ein wenig tiefer. „Pixi, Aquawelle!“ Zwischen den Händen des rosa Pokémon bildete sich eine blaue Kugel. Nach Ansammlung der nötigen Energie hob sie diese empor und warf sie in Richtung der Puppe. Die blaue Kugel raste über den Teppich und wurde dabei von Wasser umhüllt. Die Puppe tat nichts, um dem Angriff auszuweichen, sie wurde volle Breitseite erwischt. Die Aquawelle fegte durch das Fenster nach draußen und die Puppe fiel vollkommen durchnässt auf den Boden. Alle Gegenstände kehrten ebenfalls aus dem schwebenden Zustand wieder auf den Boden zurück. Green trat an die Puppe heran und bedachte sie mit einem neugierigen Blick. Ihr Kopf war zur Seite gedreht, ihr weißer Hut lag neben ihren langen dunkelgrünen Haaren und ihre Augen leuchteten nicht mehr. Schließlich sie die Puppe auf und drehte sie prüfend in ihren Händen. „Green, was ist passiert?“, das Zerbrechen der Fensterscheibe hatte Silver alarmiert. „Alles in Ordnung, du kannst rein kommen.“ Wieder übernahm sein Ursaring die Schwerstarbeit und verschaffte seinem Trainer ein weiteres Mal Zugang. Mit besorgtem Blick trat er in den Raum, war jedoch im nächsten Moment sofort überrascht, als er Green auf dem nassen Teppich mit der Puppe in den Händen stehen sah. „Was ist passiert?“, fragte er erneut. „Ich habe nur eine Aquawelle abgefeuert, aber sie hat sich überhaupt nicht gewehrt. Ich habe sogar erwartet, dass ich sie nicht einmal treffe, weil auch sie von einer Barriere umgeben ist, aber dem war nicht so.“ „Dann ist sie jetzt also ungefährlich?!“, Silver trat neben Green und blickte die Puppe prüfend an. „Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt gefährlich war. Irgendwas kommt mir auch noch komisch vor, ich weiß nur nicht genau, was es ist“, Green überlegte, doch sie konnte es nicht in Worte fassen, was noch an ihren Gedanken nagte. Die Puppe hatte die ganze Zeit über von Zerstören gesprochen, doch was meinte sie damit? Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass diese Puppe auch psychokinetische Kräfte besaß, das wäre doch Unsinn. Und welche Bedeutung hatte sie wirklich für Sabrina? Irgendwie passte das alles noch nicht zusammen, aber Antworten auf ihre Fragen würde sie wohl nur von der Arenaleiterin selbst bekommen. Plötzlich vernahmen die beiden auch ein piependes Geräusch. Es war Silvers Kommunikationsgerät. Er holte es aus seiner Jackentasche hervor und sah auf das Display. „Das ist mein Vater.“ „Verdammt, man hat sicher mitbekommen, dass wir hier eingebrochen sind.“ „Das kann nicht sein, denn hier gibt es keine Kameras“, bemerkte Silver und drückte schließlich auf den Annahmeknopf, „Was gibt es?“ „Bei der Einheit der Panzerdivision am Vulkan wurde unnötigerweise Alarm ausgelöst. Vermutlich von Mewtu und Sabrina. Kümmere dich darum.“ „Jawohl!“, damit war das Gespräch auch schon beendet. „Sehr passend“, Green grinste. „Was meinst du?“ „Wenn ich Sabrina sehe, dann kann ich sie gleich mal ein paar Dinge fragen. Es wird ihr bestimmt nicht gefallen, wenn wir ihr ihre Puppe vorbei bringen.“ „Aber erst einmal müssen wir verhindern, dass die Panzerdivision los zieht, obwohl sie gar kein Ziel hat.“ Green nickte und schließlich verließen die beiden die Arenaleiterunterkunft wieder. Green nahm Sabrinas Puppe natürlich mit. Sie war schon gespannt auf das Gesicht der Arenaleiterin, wenn sie sie ihr unter die Nase halten würde. Sie liebte es, einen Trumpf im Ärmel zu haben. Ehemals Alabastia Er blinzelte, alles war so verschwommen. Ein stechender Schmerz traf seinen Kopf und er hielt die Augen lieber noch einen Moment geschlossen. „Bist du wach?“, hörte er eine Stimme sagen. Sie trieb ihn dazu, doch noch einmal zu versuchen, seine Augen zu öffnen. Er blinzelte wieder ein paar Mal, doch er schaffte es, ein Auge offen zu halten und blickte in ein erleichtertes Gesicht. Noch einmal kniff er die Augen zusammen, dann endlich gelang es Drew, die Person mit beiden Augen zu fixieren. „Bin ich froh. Ich habe doch Angst bekommen, dass es schon zu spät war.“ „Sam?“, stöhnte Drew schwach. Er war verwirrt. Wo kam Sam auf einmal her? Was war überhaupt passiert? Hatte er nicht eben noch gegen Koga gekämpft?! „Es wird alles wieder gut. Du bist wieder in Alabastia“, erklärte der junge Trainer. Drew drehte den Kopf ein wenig, um sich umzusehen. Er lag auf einer Wiese, in seinem Nacken spürte er eine weiche Decke. Er erkannte Gebäudetrümmer, er schien wirklich wieder zurück zu sein. „Wie?“, war alles, was er hervorbrachte. „Eine blauhaarige Trainerin hat dich mit Suicune hergebracht. Sie haben dich drüben bewusstlos gefunden. Dann haben sie dich zusammen mit einer Flasche Gegengift hier abgesetzt und sind wieder zurück zur Insel. Sie meinte, du hättest gegen Koga gekämpft.“ „Ganz langsam“, stöhnte Drew und versuchte sich aufzusetzen. Er wollte nicht mit Sam diskutieren, während er da so am Boden lag. Der angehende Forscher hockte die ganze Zeit neben ihm und half ihm dabei, sich aufzurichten. Schließlich konnte Drew in Augenhöhe mit ihm sprechen. „Suicune kam also mit einer Trainerin auf die Insel? Und die beiden haben mich dort an der Küste gefunden“, fasste er einen Teil der Geschichte zusammen. „Nicht nur Suicune. Alle drei legendären Hunde-Pokémon waren zuvor hier gewesen. Sie wurden von zwei Trainern begleitet und sie hatten mich nach euch gefragt. Irgendjemand von euch wird sie sicher kennen. Als ich ihnen gesagt hatte, dass ihr euch bereits auf den Weg zur Insel gemacht habt, sind sie auch sofort los. Und vor etwa einer Stunde kam Suicune mit dir zurück. Die Trainerin hat sich mir übrigens als Marina vorgestellt. Kennst du sie?“ „Wenn, dann nur vom Hörensagen“, aufgrund von Sams Beschreibung hatte er ein Gesicht vor Augen, „Sie ist eine bekannte Pokémon-Choreografin und –Stylistin. Und die hat mich hier mit dem Gegengift abgesetzt?“ „Genau“, Sam nickte und zeigte Drew auch die kleine Flasche als Beweis, „Du sahst auch ziemlich übel aus. Leider hatte ich auch kaum etwas, um deinen Arm zu verbinden, mein Tuchverband sieht daher etwas unbeholfen aus.“ Erst jetzt fiel Drews Blick auf seinen schwer verletzten Arm. Er war in einem weißen Tuch eingewickelt, durch das die Röte seines Blutes jedoch hindurch schien. Er vermochte auch kaum seinen Unterarm oder seine Hand zu bewegen, sein Arm fühlte sich einfach nur steif an. „Ich sehe vermutlich immer noch übel aus“, merkte Drew an. Er sah auch vermutlich nicht nur so aus, sondern er fühlte sich auch so. Eine Herde Tauros schien über ihn drüber gestampft zu sein, doch er musste zugeben, dass er die lähmende und stechende Wirkung des Giftes nicht mehr spürte. Die Taubheit verschwand allmählich. „Aber immerhin bist du noch am Leben. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, du hast kaum noch geatmet!“ „Ich hatte auch nicht wirklich geglaubt, wieder aufzuwachen“, musste Drew zugeben. Es war ein wirklich gutes Gefühl, seinen Körper wieder zu spüren, auch wenn er noch schmerzte. Aber es war das Zeichen dafür, dass er noch lebte. „Das Gegengift hat sie sicher Koga abgenommen. Hat sie dir auch gesagt, was aus ihm geworden ist?“ „Koga ist tot“, Sam blickte ein wenig betrübt vor sich auf den Boden. „Es hat einfach keinen anderen Weg gegeben“, Drew richtete die Worte mehr an sich selbst als an Sam, doch dieser konnte die Schwere der Worte ebenfalls verstehen. Drew war mit dem Wissen in den Kampf gezogen, dass es so kommen konnte, es gab nichts zu bereuen. Er konnte nur hoffen, dass die anderen weiter gekommen waren. „Haben meine Pokémon auch von dem Gegengift bekommen?“ „Natürlich. Das hatten sie sofort auf der Insel erledigt und die Pokémon dann wieder in deine Bälle gerufen. Sie werden wieder gesund werden“, meinte Sam aufmunternd. „Marina hat auch von einem besiegten Tauboss und einem Glurak gesprochen, sie wurden auch versorgt.“ „Sehr gut“, meinte Drew und versuchte schließlich, aufzustehen. „Was hast du vor? Du solltest lieber noch liegen bleiben!“, Sam war sofort aufgesprungen und wollte Drew zur Vernunft bringen. „Ich habe jedenfalls nicht vor, hier tatenlos rumzusitzen.“ „Aber, was willst du denn tun? Du willst doch wohl nicht etwa wieder auf die Insel zurück? Deine Pokémon sind auch viel zu schwach zum Kämpfen.“ „Meine schon. Aber mir ist da eine andere Idee gekommen. Besitzt du ein Pokémon, dass uns transportieren kann?“, Drew warf Sam einen ernsten Blick zu. „Ja, ich habe ein Glurak, aber wir sollten hier auf die anderen warten. Ich habe versprochen, mich nicht in den Kampf einzumischen.“ „Ich will dich auch nicht zum Kämpfen bewegen. Dein Glurak soll uns nicht auf die Insel bringen, sondern woanders hin.“ Nun war Sam verwirrt. „Ich bitte dich nur, mir dein Glurak dafür auszuleihen oder du begleitest mich.“ „Was hast du vor?“ „Verstärkung suchen. Den Rest erkläre ich dir unterwegs. Wir sollten keine Zeit verlieren.“ Sam hatte zwar keine Vorstellung davon, was Drew genau vorhatte, doch es war offensichtlich, dass er einen Plan hatte. Außerdem hatte er Recht, auch er wollte nicht länger tatenlos hier rumsitzen und nichts tun. Er rief sein Glurak aus seinem Pokéball und die beiden Trainer stiegen auf. „Richtung Westen“, gab Drew an, das Feuer-Pokémon stieg in die Lüfte auf und folgte dem Pfad der Hoffnung. Zinnoberinsel, an der Station der Panzerdivision Sabrina und Mewtu standen sich immer noch gegenüber. Die Kieselsteine unter ihnen und um sie herum schwebten in der Luft. Die Spannung war buchstäblich in der Luft zu spüren. Beide schienen hochkonzentriert, doch das schallende Läuten der Sirenen war immer noch zu hören. „Wir sollten unseren Kampf woanders hin verlegen“, meinte Sabrina, die genau wusste, dass sie bald unerwünschte Gesellschaft bekommen würden. „Wozu, der Kampf wird nicht mehr lange dauern. Lass es uns endlich zu Ende bringen“, Mewtus Augen leuchteten wieder auf. Er suchte nicht gerne die Konfrontation, aber diese Frau musste besiegt werden. Und danach wäre Giovanni an der Reihe! Auch Sabrinas Augen leuchteten wieder violett auf und beide schwebten über dem Boden. Mewtu sammelte funkensprühende Energiekugeln über seinen Handflächen, während Sabrina langsam ihren Arm hob und den Zeige- und Mittelfinger ihrer linken Hand nach vorne ausstreckte. Zwei schwarze Kugeln rasten in die eine Richtung, ein blitzschneller violetter Strahl zwischen ihnen hindurch in die andere. Doch die beiden Angreifer waren plötzlich mit einem Zischen verschwunden. „Wo sind sie hin?“, Ash war hustend wieder aufgesprungen und richtete sein Cappy. „Pikachu, Panferno, ist alles in Ordnung?“, er rannte zu den beiden Pokémon, die ihm schwach zunickten. „Wir sollten uns mehr Gedanken darum machen, was bald auf uns zukommt. Dieser Alarmton verheißt sicher nichts Gutes“, Paul trat an Ash heran und bedachte ihn mit einem genervten Blick. „Wir sollten von hier verschwinden.“ „Aber wir-“, Ash wollte ihm mal wieder widersprechen, doch in diesem Moment war ein weiteres Mal der Lärm einer Explosion zu hören. Paul und Ash wandten ihren Blick zum Ort des Geschehens. Rauch stieg aus dem Team Rocket Stützpunkt auf und der Alarm war augenblicklich verstummt. Zwei Lichtsäulen - die eine violette, die andere blau - stiegen in den Himmel empor. „Das müssen Sabrina und Mewtu sein!“ „Bist du da ganz allein drauf gekommen?! So nehmen sie uns wenigstens Arbeit ab“, bemerkte Paul, Ashs wütendes Knurren ignorierend, „Während sich dort alle gegenseitig vernichten, sollten wir uns auch auf den Weg zum Hauptquartier machen.“ „Wir können Mewtu nicht einfach im Stich lassen!“, schrie Ash wütend, „Und außerdem, kennst du überhaupt den Weg?“ „Ich suche lieber nach einem sinnvollen Weg, als hier drauf zu gehen.“ „Feigling!“ „Das musst du gerade sagen, du Schwächling.“ „Vielleicht hast du Recht“, Ashs Stimme wurde ruhiger und er zog sein Cap ein wenig nach unten, „Vielleicht bin ich ein Schwächling“, im nächsten Moment sah er entschieden zu Paul auf, „Aber wenn das bedeutet, dass ich für meine Freunde kämpfe und das verteidige, was mir wichtig ist, dann stehe ich dazu ein Schwächling zu sein! Das ist mir immer noch lieber, als so ein gefühlskalter und egoistischer Trainer zu sein wie du. Ich wette, du weißt überhaupt nicht, was für ein starkes Gefühl es ist, wenn man Seite an Seite mit einem Freund kämpft. Mach was du willst, denn ich werde weiter auf diese Weise kämpfen. Das ist meine Stärke. Pikachu, komm wir gehen“, mit diesen Worten lief er auch schon los, direkt an Paul vorbei. Pikachu rannte seinem Trainer nach und Paul und Panferno blieben allein zurück. „Pan-ferno?“ „Was ist?“, schnauzte Paul sein Pokémon wütend an, dabei wusste er nicht einmal wieso. „Panferno!“, das Feuer-Pokémon deutete in Richtung des Kampfschauplatzes. „Was sollen wir da? Wenn er unbedingt ins Verderben rennen will, dann soll er doch. Ich habe kein Interesse daran, mich in diesen Kampf einzumischen“, Paul drehte sich desinteressiert um. „Pan-pan!“, Panferno hüpfte auf und ab, es ließ nicht locker. „Sei endlich still. Komm sofort in deinen Pokéball zurück!“, Paul holte Panfernos Pokéball hervor und hielt ihm dem Pokémon entgegen. Der Ball sendete einen roten Strahl aus, doch er traf Panferno nicht. Der Kampfaffe sprang immer zur Seite, es wollte nicht in den Pokéball zurück. „Wieso gehorchst du mir nicht?!“, knirschte Paul mehr als empört. Panferno blickte seinen Trainer ein wenig mitleidig an. Es wollte sich Paul nicht widersetzen, doch es fand, dass sein Trainer endlich etwas unternehmen sollte. Er sollte den anderen helfen. Denn das war die Lektion, die es von Ash gelernt hatte: man stand für seine Freunde ein! „Komm sofort zurück oder ich lass dich hier“, drohte Paul. Auf einmal wurde Panfernos Blick tief entschlossen. Es wollte nicht noch einmal von Paul verstoßen werden, aber mit ihm gehen wollte es auch nicht. Also gab es nur eine Möglichkeit: Panferno sprang auf Paul zu, griff mit einem Arm um ihn und schulterte seinen Trainer, bevor es sich ebenfalls in Richtung Team Rocket Stützpunkt auf den Weg machte. Paul war viel zu überrumpelt und auch absolut machtlos. Er konnte es nicht fassen, er war doch der Trainer, wieso tat sein Pokémon dann so etwas? Wieso gehorchte es ihm nicht? Lag es daran, dass Ash für eine Zeit lang sein Trainer gewesen war? Warum handelte es gegen seinen Willen, wieso hatte es ihn zuvor auch beschützt? Er verstand es nicht, was hatte es nur davon? Egal ob er nun wollte oder nicht, er würde sich in diesen Kampf einmischen müssen. Ob sein Bruder sich wohl genau wie Ash auch sofort auf den Weg gemacht hätte? Team Rocket Hauptquartier „Das muss es sein”, Gary deutete mit einem Nicken geradeaus. Vor ihnen erstreckten sich mehrere graue Gebäude, die nur von Team Rocket errichtet worden sein konnten. Das Schlimme dabei war, dass Gary in Erinnerung hatte, dass hier einmal eine kleine Stadt gestanden hatte. Was hatte Team Rocket wohl alles weichen müssen? Auf einmal krähte auch das Kramurx auf und flog mitten in die eintönige Stadt. Sie waren also wirklich richtig. „Was glaubt ihr, erwartet uns dort?“, fragte Lucia ihre beiden Begleiter. Maike fiel dazu keine Antwort ein, doch Gary blickte nur mit einem ernsten und starren Blick auf die Gebäudekomplexe. „Giovanni.“ Der Name des Team Rocket Bosses ließ den beiden Mädchen kurz einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Nun wäre es also so weit. Zum zweiten Mal würden sie gegen ihn antreten und vor allem Maike hoffte, dass es dieses Mal besser ausgehen würde als das erste Mal. In Vertania City hatte er sie mit nur einem Pokémon besiegt und hier hätte er noch Duzende von Leuten, die sie sicherlich aufhalten wollten. Maike entrann ein schweres Schlucken. „Wollen wir?“, nun sah Gary seine beiden Gefährtinnen direkt an. Kurzes Schweigen trat ein, doch schließlich nickten beide entschlossen. Es gab kein Zurück mehr. Sie hatten ihr Ziel erreicht, schon bald hieß es alles oder nichts. Hintereinander, allen voran Gary, schlichen sie über das letzte Stück Wiese, ehe sie die erste Gebäudewand erreichten. Sie liefen um den Bau herum, bis sie zwischen den weiteren Gebäuden hindurch spähen konnten. „Seht ihr irgendwelche Überwachungskameras oder Patroulien?“, fragte Gary und sah sich weiter skeptisch um. „Nein, gar nichts. Aber hier sieht auch alles gleich aus“, erwiderte Maike. „Ich kann auch nichts Verdächtiges erkennen“, entgegnete Lucia, „Aber wie sollen wir Giovanni überhaupt finden?“ „Ich denke, dass wir das Hauptgebäude schon erkennen werden, wenn wir es sehen“, Gary rannte über die Straße und ging hinter dem nächsten Gebäude in Deckung. Er gab den beiden Mädchen ein Zeichen, dass sie ihm folgen könnten. Auch von dieser Position aus konnte er nichts entdecken und rannte weiter. „Weißt du, wo du hin läufst?“, wollte auch Maike wissen, aber Gary schien eine bestimmte Richtung einzuschlagen. „Ins Zentrum, die wichtigsten Gebäude stehen immer im Zentrum, weil sie dort am besten geschützt sind und von dort aus alles am besten koordiniert werden kann“, rief er ihr über die Schulter zu. „Macht Sinn“, gab sie ein wenig verlegen zu, denn da hätte sie auch drauf kommen können. Sie rannten um ein paar Kreuzungen, vorbei an kleineren Gebäuden und Lagerhallen, vor denen bereits Kisten und einige Jeeps standen sowie ein Helikopterlandeplatz. „Da vorne“, Gary nahm hinter einem Kistenstapel Stellung, Lucia und Maike gesellten sich neben ihn und lugten an den Holzkisten vorbei. Sie spähten auf einen Platz auf dessen anderer Seite ein riesiges Gebäude in die Höhe ragte. Etwas weiter dahinter befanden sich mehrere flachere, dafür längere Gebäude. Daneben verwinkelten sich weitere kleinere Bauten, doch in deren Kreis stach ganz besonders eine riesige Halle hervor. „Was die dort wohl untergebracht haben?“, fragte sich Maike, alle kamen nicht umher, ihren Blick kurz auf dem Gebäude ruhen zu lassen. „Noch mehr Zerstörungskraft“, gab Gary nur zurück. „Aber das da wird wohl das Hauptgebäude sein, nach dem wir gesucht haben, oder?“, Lucia deutete auf das hohe Gebäude auf der anderen Seite des Platzes. „Ganz genau. Ich gehe jede Wette ein, dass Giovanni dort ist.“ „Aber gehen wir da einfach rein und stürmen sein Büro oder wie?“, Maike blickte Gary ein wenig verwirrt an. „Warum nicht? Wenn wir ihn haben, können wir alles beenden. Und jeden, der sich uns bis dahin in den Weg stellt, müssen wir besiegen.“ „O-okay“, Maike hatte sich das Ganze nie so vorgestellt gehabt, aber Gary hatte auch nicht Unrecht. Sie konnten ja schlecht warten, dass er einfach so raus käme, das würde die Sache außerdem nicht besser machen. „Dann lasst uns ge-“, Gary wollte sich gerade in Bewegung setzen, als er plötzlich verstummte. Seine Augen weiteten sich vor Schock. Die ganze Zeit über hatten sie niemanden gesehen, doch gerade hatte er zwei ihrer Feinde entdeckt. Ein hochrangiger Offizier und eine Rüpelin überquerten gerade den Platz. Sie trug schwarze Kleidung, ihre braunen Haare wehten unter ihrer schwarzen Mütze im Wind. Unterm Arm hielt sie eine Puppe in einem weißen Kleid. Sie rannten genau in ihre Richtung. „Ist das nicht Green?“, Maike sprach aus, was Gary nicht glauben wollte zu sehen. Aber sie war es, zusammen mit dem rothaarigen Team Rocket Kommandanten. Er hatte sich nie vorgestellt, ihr so zu begegnen. In dieser schwarzen Kleidung, die sie wirklich wie den Feind aussehen ließ. Doch er durfte sich davon nicht beirren lassen, es war immer noch Green, die da auf ihn zukam und sie gehörte nicht zu Team Rocket. Er glaubte jedenfalls immer noch daran. „War die Nachricht etwa eine Falle?“, doch Maike sprach wieder genau den anderen Gedanken aus, der auch Gary im Kopf rumspukte. „Aber sie sind nur zu zweit. Was haben sie wohl vor und was ist das für eine Puppe, die sie da unterm Arm hat?“, Lucia konnte sich keinen Reim daraus machen. Gary zögerte. Sollte er sich den beiden zu erkennen geben oder sollten sie sich lieber vor ihnen verstecken und beobachten, was sie vorhatten? Doch er wollte ihr so gerne gegenüber treten. Er wollte endlich Gewissheit haben, auch wenn es am Ende zu einem Kampf zwischen ihnen beiden kommen würde, weil er sich in ihr getäuscht hatte. „Gary?“, Maike bemerkte Garys zitternde Faust. Ihr war schon länger klar, dass Gary Green sehr gern hatte, für ihn musste diese Situation besonders schwer sein. Aber er müsste sich entscheiden. Jetzt! Gary sprang hinter dem Kistenstapel hervor und blickte die beiden Team Rocket Mitglieder erwartungsvoll an. Sofort blieben Silver und Green stehen und sahen perplex in das ihnen bekannte Gesicht. Schließlich gaben sich auch Lucia und Maike zu erkennen und stellten sich versetzt hinter Gary auf. Silver warf kurz einen Blick zu Green, er erkannte ihren leicht hochgezogenen Mundwinkel. Sie war froh, diesen Gary wieder zu sehen. Hoffentlich hatte er ihre Nachricht erhalten und glaubte ihr auch, so wie es erwartete. Silver konnte sich nicht vorstellen, jemand anderem als ihr zu vertrauen, doch dieser Gary musste etwas Besonderes sein, wenn sie glaubte, dass er ihr immer noch vertrauen konnte, nachdem sie ihn verraten hatte. „Ich wusste, du würdest kommen“, sie lächelte Gary leicht an. „Doch wieso bist du gegangen?“, er konnte sich kein Lächeln abringen, er wollte einfach nur die Wahrheit hören. „Das können wir unterwegs noch klären, wir müssen Sabrina und Mewtu finden“, mischte sich Silver ein. Gary warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Es ist ok, er ist auf unserer Seite“, versicherte Green. „Wir glauben, dass wir Sabrina mit Hilfe ihrer Puppe Einhalt gebieten können.“ Green hob die Puppe demonstrativ hoch. „Wieso mit dieser Puppe? Ist sie irgendwie besonders?“, Maike war verwirrt. Erst plauderten sie mit einem Team Rocket Kommandanten und dann sollte ihre stärkste Waffe gegen Sabrina eine Puppe sein? „Diese Puppe stellt Sabrinas kindliches Ich da“, erklärte Silver. „Und sie wird sicher nicht erfreut sein, dass sie sich in unserem Besitz befindet“, grinste Green. „Wir wollen uns mit dem Helikopter auf den Weg zum Vulkanstützpunkt machen. Kommt ihr nun mit oder nicht?“, drängte Silver. „Wir hatten eigentlich ein anderes Ziel“, Gary sah zu dem Gebäude rüber, in dem er den Team Rocket Boss vermutete. „Ihr wollt euch mit Giovanni anlegen? Nur ihr drei? Ihr müsst verrückt sein, ihr habt keine Chance!“ „Woher willst du das wissen?“ „Wenn es so einfach wäre, hätte ich es schon längst getan“, gab Silver zurück. Er und Gary funkelten sich herausfordernd an, irgendwie konnten sie sich auf Anhieb nicht leiden. „Wir können durchaus schaffen, was dir nicht gelingt.“ „Glaub mir, ich kenne Giovanni gut genug. Ihr werdet untergehen und dann war alles umsonst.“ „Wir haben schon viele Opfer gebracht, wir sind doch nicht umsonst bis hierher gekommen, um jetzt wieder zu gehen!“, mischte sich Maike ein, bevor Gary etwas hatte erwidern können. „Ich will euch keineswegs aufhalten. Macht doch was ihr wollt“, gab Silver nüchtern zurück. „Woher weißt du so genau über Giovannis Stärke Bescheid, hast du ihn schon oft kämpfen sehen?“, fragte Lucia, denn sie beunruhigten seine Worte doch. „Ja, denn er ist mein Mentor – und Vater.“ Das verschlug den dreien wirklich die Sprache. Vor ihnen stand wirklich Giovannis Sohn?! Aber wieso sollte dieser seinen eigenen Vater verraten? „Wir können ihm vertrauen“, Green erkannte vor allem Garys misstrauischen Blick, „Ich kenne ihn schon lange, denn wir teilen dasselbe Schicksal. Er hat nichts mit seinem Vater zu tun und versucht schon seit Langem, Giovanni aufzuhalten.“ „Dasselbe Schicksal? Er wurde also auch als kleines Kind entführt? Doch für mich passt das alles nicht wirklich zusammen“, Gary blickte Silver finster an. „Das ist eine längere Geschichte, für die jedenfalls wir keine Zeit haben. Also geht uns aus dem Weg!“ Gary biss sich auf die Unterlippe. Er könnte Green nicht einfach so gehen lassen. Aber sollte er sie nun begleiten oder sollten sie an ihrem ursprünglichen Plan festhalten? Er wusste es einfach nicht. Auf der Suche nach einer Antwort blickte er wieder zu dem hohen Gebäude rüber. Dort saß ihr Feind, sie müssten ihn nur besiegen. Doch plötzlich weiteten sich seine Augen. „Gary, was ist los?“, wollte Green ein wenig beunruhigt wissen. „Giovanni – er sieht zu uns rüber“, brachte er entgeistert hervor. Je länger er hinsah, umso sicherer war er sich dabei: der Team Rocket Boss stand am Fenster und sah zu ihnen herüber. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht. Giovanni nahm den Hörer des schnurlosen Telefons in die Hand und drückte nur eine Taste. „Nehmt diese Green gefangen und bringt meinen Sohn zu mir.“ „Jawohl Sir. Und die anderen drei?“ „Vernichtet sie!“, gleichgültig sprach er diese Worte aus. Er hätte sich gerne einen Kampf mit dem jungen Eich geliefert, aber offenbar hatte dieser noch nicht einmal annähernd die Fähigkeiten seines Großvaters erreicht. „Und jemand soll meinen Hubschrauber bereit machen“, befahl er weiter und legte auf, ohne auf die Bestätigung seines Gesprächspartners zu warten. Der Sieg würde seiner sein, auch wenn sein Sohn ihn enttäuscht hatte. Doch mit dieser Green hätte er vielleicht noch einen Trumpf im Ärmel. „Dann haben wir keine Zeit mehr“, meinte Silver und packte Green am Handgelenk, „Wir müssen los“, wenn sein Vater sie entdeckt hatte, blieb ihnen wirklich nicht mehr viel Zeit zu handeln. „Aber-“, Green wollte nicht einfach so gehen. Sie leistete Silvers Kraft Widerstand. Überrascht blickte er sie an, doch sie sah nur fragend zu Gary. Er hatte noch nicht auf Silvers Frage geantwortet. „Kommt mit.“ Gary hatte seinen Mund bereits geöffnet, um ihr eine Antwort zu geben, doch plötzlich schlugen auf allen Seiten des Platzes die Türen der Häuser auf. Aus dem Hauptgebäude, aus Nebenbauten und sogar aus dem Helikopterhangar strömten bewaffnete Team Rocket Rüpel auf den Platz. Schnell hatten sie sich formatiert und richteten ihre Gewehre auf die fünf Trainer, über ihnen schwebte eine Horde Golbat zur Sicherung. „Was machen wir jetzt?“, fragte Lucia ein wenig panisch. Sie waren umstellt, es schien keinen Ausweg mehr zu geben. „Ihr richtet eure Waffen gegen euren Kommandanten?“, rief Silver über den Platz und sah einmal durch die Runde. Keiner zuckte, alle starrten die Gruppe nur an. „Wir haben den Befehl, Sie und das Mädchen gefangen zu nehmen“, entgegnete der offenbare Leiter dieses Angriffs. Silver biss sich auf die Unterlippe. Giovanni wusste, dass er ihn verraten hatte, doch er war wohl noch nicht bereit, ihn aufzugeben. Aber warum auch Green? Silver ahnte nichts Gutes, doch was aus den anderen dreien werden sollte, war für ihn offensichtlich. Er erkannte auch, dass nicht alle Rüpel denselben Gewehrtyp angelegt hatten. Ein paar von ihnen hatten Netzwerfer bei sich, ihr erster Schritt wäre es also, ihn und Green weit genug von den anderen zu entfernen oder die anderen zunächst zu beseitigen, ehe man sie gefangen nähme. Sie hatten noch eine Chance. Silver trat einen Schritt zurück und stand nun genau neben Gary, er lehnte sich etwas zu dem jungen Forscher rüber. „Der Helikopter ist startbereit, ihr habt nun keine andere Wahl als mitzukommen, wenn ihr überleben wollt“, flüsterte er ihm zu. Gary antwortete nicht, bemerkte jedoch, wie Silver mit seiner Hand in seine Jackentasche griff. Egal welchen Plan sie auch verfolgten, sie würden für ihre Freiheit und ihr Leben kämpfen müssen. „Ergebt euch!“, rief der Angriffsleiter der Gruppe in scharfem Ton zu. Würden sie nicht tun, was er sagte, würde er ohne zu Zögern den Angriffsbefehl erteilen. „Green!“, die Angesprochene nickte einmal, bevor sie mit ihren Fingern einen schrillen Pfiff ausstieß. Plötzlich schoss wie aus dem Nichts etwas über den Platz und riss überraschte Team Rocket Rüpel zu Boden. „Snibel, Finte!“, Silver hatte seinen Pokéball geworfen, den er in seiner Jackentasche schon bereit gehalten hatte, und ließ sein getreues Pokémon frei, welches sofort in den Angriff überging, um weitere Team Rocket Rüpel auf die Matte zu schicken. „Glaziola, Eisstrahl!“ „Ambidiffel, Sternenschauer!“ Auch Maike und Lucia mischten sich nun in den Kampf ein und die Attacken flogen nur so über den Platz. „Los, zum Helikopter!“, Silver gab das Zeichen los zu rennen. Im gleichen Moment rief der Angriffsleiter von Team Rocket zum Geschütz auf. Es wurde auf alles geschossen, was sich bewegte. Die Pokémon waren schnell und verwirrten ihre Gegner. Snibel wich gekonnt allen Schüssen aus, es war so schnell, dass man seine Bewegungen kaum noch sehen konnte und streckte einen Rüpel nach dem anderen nieder. Das gute Training war nicht zu übersehen. Aber auch Glaziola und Ambidiffel wussten ihre Gegner in Schach zu halten. Doch auch die Golbat formatierten sich zu einer Angriffsstaffel. Sie wollten gerade einen kollektiven Superschallangriff starten, als auch sie plötzlich von etwas erfasst und nieder gestreckt wurden. „Was ist das?“, rief Maike durch den Kugellärm hindurch, die einfach nicht erkennen konnte, was sich so schnell durch die Luft bewegte und ihnen Deckung gab. Das war nicht nur Silvers Snibel, da musste noch ein Pokémon sein, das ihnen half. „Das ist mein Ditto, das sich in ein Tauboss verwandelt hat, ich war mir sicher, dass ihr wieder mit einem herkommen würdet und habe Ditto auf die Suche geschickt, nachdem es euch hergebracht hat“, Green zwinkerte Maike mit einem Grinsen zu. „Redet nicht so viel, sondern rennt weiter!“, schrie Silver dazwischen. Er hatte Recht. Green klemmte sich die Puppe unter den Arm, spurtete los und zog Lucia und Maike an je einem Arm mit sich in Richtung Helikopter. Gary hatte sich das Ganze lange genug angesehen, hier würde es nicht vorbei sein. „Arkani, Feuersturm!“, der große Feuerhund erschien vor seinem Trainer und fackelte nicht lange, ehe es den Platz in Brand setzte. Die Rocket Rüpel wichen zurück und versuchten genervt einen Weg durch die Flammen zu finden. Silver nutzte die Chance und rief sein Snibel zurück. Er und die Pokémon der Mädchen stießen zu den anderen am Helikopter. Silver sprang auf den Pilotensitz und startete die Maschinen. Maike rief ihr Glaziola zurück und stieg hinten ein. Lucia wollte ihr folgen, nachdem auch Ambidiffel wieder sicher in seinem Ball war, doch sie bemerkte, dass noch jemand fehlte. „Gary!“ „Was treibt der da?“, schnaufte Silver und blickte genervt in Garys Richtung, während er ein paar Schalter umlegte, er wollte nicht länger warten. „Ich werde ihn holen“, Lucia wollte bereits los laufen, wurde jedoch von Green zurückgehalten. „Ich mach das.“ „Green, lass diesen Trottel und steigt ein, wir können nicht länger warten!“ „Ich werde nicht ohne ihn gehen“, Green funkelte Silver entschieden an. Sie würde nicht noch einmal ohne Gary in diesen Helikopter steigen. Die Propellerblätter fingen bereits an sich zu drehen und verursachten einen ohrenbetäubenden Lärm. Green drückte Lucia die Puppe in die Arme und rannte los. „Green!“, Silver biss die Zähne zusammen. Die Hitze und die Anspannung trieben ihm den Schweiß ins Gesicht. Warum hing sie nur so an diesem Typen, er brachte sie noch alle in Schwierigkeiten?! „Los Arkani, vorwärts“, Gary sprang auf seinen Rücken und gab seinem Pokémon den Befehl, die gegnerischen Fronten zu durchbrechen, nachdem er sich sicher sein konnte, dass alle anderen am Helikopter waren. „Gary, warte!“, Greens Stimme ließ ihn inne halten und sich perplex umwenden. „Was hast du vor? Komm mit uns!“ Keuchend blieb sie ein paar Meter vor ihm stehen und sah ihn bittend an. Ihre Haare wehten wild im Wind, ihre schwarze Mütze hatte sie unterwegs verloren, so dass sie fast stets ihr schönes Gesicht verdeckten, doch ihre klaren Augen konnte er deutlich sehen. Aber er hatte nicht mehr für sie übrig als einen betrübten Blick. „Ich kann nicht.“ „Es tut mir Leid!“, schrie Green da auf einmal, „Ich wollte dein Vertrauen nicht missbrauchen, aber ich konnte Silver nicht enttäuschen. Ich-“ „Das ist es nicht“, fiel er ihr ins Wort, „Ich bin froh, dass ich mich nicht in dir getäuscht habe und du auf unserer Seite bist“, Gary schenkte ihr ein leichtes Lächeln, „Doch ich kann so kurz vor dem Ziel nicht umdrehen. Ich werde mich Giovanni stellen und diese Sache beenden. Oder sterben. Das habe ich mir und meinem Großvater versprochen. Ash kümmert sich um Sabrina, ich weiß also nicht, was ich dort ausrichten sollte. Ich halte mich an meine Versprechen!“, sein Blick wurde ernst und wandte sich wieder zu dem Hauptquartier, in dem Giovanni ihn erwartete. „Dann begleite ich dich!“, kam es auf einmal von Green und ehe er sich versah, war sie hinter ihm auf Arkani gesprungen. Er wollte etwas sagen, doch als sie ihre Arme um ihn legte, verschlug es ihm die Sprache. „Nicht so schnell!“, hörten sie plötzlich eine mies gelaunte Stimme knurren. Team Rocket war noch nicht geschlagen und der Staffelleiter kam mit seinem Gewehr durch die abklingenden Flammen gesprungen. Er kniete sich hin und Gary und Green sahen direkt in den Lauf seiner Waffe. „Arkani!“, das Pokémon hatte die Gefahr schon längst erkannt und setzte zum Ausweichen an. Der Schuss ertönte, doch die große Kugel, deren Rückstoß den Staffelleiter beinahe nach hinten fallen ließ, wäre sowieso an ihnen vorbei geflogen. Sie hatte ein ganz anderes Ziel. Geschockt wandten sich die beiden Trainer nach hinten um. Die Kugel traf genau die richtige Stelle des Helikopters und einen Moment später hörte man nur noch eine Explosion und das Zerbarsten von Metall. „Scheiße“, knirschte Gary wütend, „Arkani, wir müssen was tun!“ Das Pokémon verpasste dem Staffelleiter, der seine Waffe auf sie richten wollte, einen Bodycheck und schlug ihn bewusstlos, ehe es sich dem brennenden Hubschrauberwrack näherte. „Maike, Lucia!“ „Silver?!“ Verzweifelt riefen sie die Namen ihrer Freunde. „Gary-“, mit einem schweren Husten machte Lucia auf sich aufmerksam. Sie hatte ihre Mütze nicht mehr auf und ihre Haare waren vollkommen zerzaust, doch bis auf ein paar Kratzer und geröteter Haut schien sie unverletzt zu sein. Verschreckt kniete sie am Boden und hielt Sabrinas Puppe fest umklammert. Sie hatte Glück gehabt, dass sie noch nicht im Helikopter gesessen hatte, die Explosion hatte sie dennoch ein paar Meter durch die Luft geschleudert. Gary sprang von Arkani, um seiner Freundin zu helfen. Green hielt dagegen weiter nach Silver und Maike Ausschau. Sie glaubte auch, durch die flackernden Flammen eine Bewegung zu erkennen, doch sie bemerkte nicht, was hinter ihr vorging. Sie sprang von Arkanis Rücken, doch sie kam nicht mal dazu, einen Schritt zu machen, denn da wurde sie auch schon von einem Netz erfasst und zu Boden gerissen. „Hilfe!“ „Green“, Gary wandte sich sofort um und erkannte vier Team Rocket Rüpel, die sich ihnen näherten. Der eine hatte aus seinem Gewehr mit einem Netz auf Green geschossen und zog sie nun zu sich. Zwei andere hielten ihr Gewehr auf Arkani gerichtet. „Komm zurück!“, im letzten Moment wurde das Pokémon von dem roten Licht erfasst und in seinen Pokéball zurückgezogen, bevor die tödlichen Kugeln es treffen konnten. Sie prallten lediglich auf glühendes Metall. „Ditto!“, rief Green, doch darauf hatte der letzte Rüpel nur gewartet. Er schoss sein Netz einfach empor und landete einen Treffer. Tauboss war in die Falle gegangen und fiel mit einem dumpfen Aufprall zu Boden. Schließlich verwandelte sich das Pokémon wieder in seine richtige Form zurück. Green zog verzweifelt an dem Netz, doch sie könnte sich nicht befreien. Ein weiteres Pokémon zu rufen, würde auch nichts bringen, da es sofort erschossen werden würde. „Ditto, komm zurück“, der Formwandler verschwand wieder in seinem Ball und der Rocket Rüpel löste das leere Netz aus seiner Waffe. „Ergebt euch endlich!“ Sie hätten wohl keine andere Wahl. „Scheiße“, hustete Silver und kroch von dem Helikopterwrack weg. Er zog Maike ebenfalls in sichere Entfernung und lehnte sie schließlich an eine Lagerkiste. „Wie geht’s dir?“ „Ich spüre kaum was“, Maike konnte ihm nur schwach antworten. Sie konnte sich nicht bewegen und ihr Körper war von blutigen Stellen überzogen. Schwach lehnte sie ihren Kopf gegen die Kiste und schloss die Augen. Silver wischte sich Schweiß vom Kinn. Das war mehr als knapp gewesen. Er hatte gerade noch rechtzeitig erkannt, dass auf sie geschossen wurde, um das Kommando zu geben, aus dem Heli zu springen. Doch die Explosion war heftig und größer als erwartet. Wer hätte gedacht, dass dieser Typ so gut schießen konnte?! Er blickte an dem glühenden Wrack vorbei in Richtung des Kampfplatzes. Er sah die hilflose Green, die vergeblich versuchte, sich aus dem Netz zu befreien, aber sie hätten alle keine Chance. „Mist!“, fluchte er weiter, „Das habe ich mir anders vorgestellt.“ Er warf noch einen letzten Blick auf die bewusstlose Maike, bevor er sich – die Zähne zusammen beißend – erhob. „Du kriegst sie nicht, Vater. Du hast mein Leben zerstört, aber sie bekommst du nicht!“ Silver humpelte vorwärts. In seinem rechten Bein steckte eine verbogene Metallplatte, deren Wunde sein Bein bereits mit Blut getränkt hatte. Sein linker Ärmel war abgerissen und sein arm wurde langsam taub, er lechzte nach Luft, aber er würde so nicht aufgeben. Einmal wollte er es sein, der sie beschützt. Er hatte sie nie benutzen wollen, doch es war an der Zeit, seine eigene Pistole hervor zu holen. „Was machen wir mit den beiden?“, fragte ein Rüpel mit Schießgewehr. „Der Befehl lautete, nur den Kommandanten und sie gefangen zu nehmen. Die anderen sollten erledigt werden“, meinte der andere und beide richteten ihre Gewehre auf Gary und Lucia. Gary drückte die immer noch verängstige Lucia an sich und sah seinen Gegnern ins Gesicht. Bis der Schuss fiel und einer zu Boden ging. „Was zum-“, fluchte einer der vermeidlichen Schützen, als er seinen Kollegen stöhnend am Boden liegen sah. Er wollte gerade in die Richtung des vermuteten Angriffs gucken, als auch er von einer Kugel ins Bein getroffen und unter Schmerzen zu Boden fiel. Green erkannte sofort das ihr vertraute Gesicht. „Der Kommandant“, einer der Rocket Rüpel hatte ebenfalls an seinen Gürtel gegriffen und eine Handpistole hervor geholt. Doch Silver war schneller und hatte auch ihm ins Knie geschossen. Der nächste Schuss traf jedoch den jungen Kommandanten in der Schulter seiner Schusshand und er musste seine Waffe fallen lassen. Der andere Rüpel, der auch Green gefangen hielt, hatte geschossen und grinste nun überlegen. „Du bist der Nächste!“, schnaufte der Rocket Rüpel und wollte seine Waffe auf Gary richten, doch Green stolperte auf ihn zu und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Der sich lösende Schuss streifte ihren Oberarm und ging weiter ins Leere. „Du Miststück.“ Gary sah seine Chance, die Situation doch noch für sie zu entscheiden. „Nachtara, Finte!“, das Pokémon sollte ihren Gegner entwaffnen, doch der Rocket Rüpel war nicht auf den Kopf gefallen. Er hatte seinen Netzwerfer fallen lassen und seinen Fuß darauf gestellt, um auch seine zweite Pistole hervor zu holen. Ein Schuss nach dem anderen verließ seine Waffen und Nachtaras Angriff wurde abgewehrt. Gary hatte Lucia hinter eine Lagerkiste geschoben und rief sein Pokémon zu sich zurück. „Nachtara, hat er dich erwischt?“, besorgt besah er sich sein Pokémon. Das Unlicht-Pokémon kniff ein Auge zusammen, es hatte einen Streifschuss an seinem linken Hinterlauf abbekommen. „Das war gute Arbeit, komm zurück und ruh dich aus“, das war doch Wahnsinn, wie sollte er nur gegen diesen schießwütigen Kerl ankommen? „Kommt raus, ich krieg euch doch sowieso!“, lachte dieser und schoss einfach weiter. Die Kugeln schlugen in die Kiste ein, hinter der sich Gary und Lucia versteckten oder zischten daran vorbei. Unglücklicherweise traf eine Kugel einen Benzinkanister im Hubschrauberhangar hinter ihnen. Die brennbare Flüssigkeit lief aus und bildete eine kleine Ölspur, die sich ihren Weg an ihnen vorbei bahnte. „Unsere einzige Chance“, murmelte Gary und hockte sich an den äußersten Rand der Kiste. „Was hast du vor?“ „Bleib wo du bist!“, antwortete er nur und nutzte den Moment, in dem der Kugelhagel aussetzte und der Rocket Rüpel Munition nachladen musste. Er schnappte sich ein Stück glühendes Metall. Den kurzen Moment des brennenden Schmerzes nahm er in Kauf, den er brauchte, um das Metall in die Ölspur zu werfen. „Jetzt bist du fällig!“, schrie der Rocket Rüpel und hatte seine Waffen wieder geladen. Doch eine Feuerlinie schoss in seine Richtung. Er hatte die Ölspur, die durch seine Beine lief, einfach ignoriert oder nicht bemerkt, jetzt konnte er nur noch panisch zur Seite springen. Gary und Lucia wurden durch die Feuerlinie von ihrem Feind und Green getrennt. „Lucia“, Gary war wieder zu seiner Gefährtin gestoßen. „Was machen wir jetzt?“, sie war immer noch aufgeregt und kniete ratlos am Boden. „Hör mir zu“, Gary fasste sie bestimmt an den Schultern und sah sie eindringlich an, „Du musst die Puppe zu Ash und Paul bringen, vielleicht kann sie ihnen wirklich helfen, den Kampf zwischen Sabrina und Mewtu zu beenden.“ „Aber wie, ich-“ „Mein Tauboss wird dich hinbringen“, Gary ließ besagtes Pokémon im nächsten Moment aus seinen Ball. Das Vogel-Pokémon war zwar angeschlagen, aber es hätte noch genug Kraft, um eine Person bis zum Fuße des Vulkans zu bringen. „Du schaffst das, reiß dich zusammen!“, ermahnte er Lucia. „Und was wird aus dir? Und was ist mit Maike und Green und-“ „Hey. Ich werde hier bleiben und wenn alles geregelt ist, kommen wir nach. Konzentrier du dich nur darauf, die Puppe zu Ash zu bringen. Schaffst du das?!“ Ein Moment des Schweigens verstrich. Lucia schluckte und atmete einmal tief durch, sie musste sich beruhigen. „Ok. Aber versprich mir, dass ihr nachkommt!“ „Versprochen“, Gary nickte ihr zu. Er half Lucia hoch und dabei, auf Tauboss’ Rücken zu steigen, ehe er seinem Pokémon deutete, Lucia zu Ash zu bringen. Die Koordinatorin warf noch einen letzten Blick auf ihre Freunde und das Feuer und hoffte inständig, dass Gary sein Versprechen halten würde. Gary wandte sich nun wieder dem Geschehen am Boden zu. Es war noch nicht überstanden, er musste Green noch aus den Fängen von Team Rocket befreien, ohne sie würde er hier nicht weggehen. Außerdem hatte sie ihr eigenes Leben verdient. Behutsam schlich er um die Kiste herum und versuchte seinen Feind zu erspähen. „Hunduster, Flammenwurf!“, hörte Gary plötzlich jemanden rufen und durch die Flammen kam das Hunde-Pokémon gesprungen und spie heißes Feuer in seine Richtung. Gary rollte sich zur Seite ab und konnte gerade noch so ausweichen, um zuzusehen, wie die Holzkiste und ihr Inhalt zu Ruß zerfielen. Das Hunduster landete kampfbereit auf dem Boden und knurrte ihn an. „Jetzt hab ich dich“, grinste der Rocket Rüpel, der um das Ende der Flammenlinie gegangen war und Green im Netz geschultert hatte. „Du wolltest ja unbedingt mit dem Feuer spielen. Los Hunduster, vernichte ihn!“ Das Pokémon öffnete sein Maul für einen weiteren Flammenwurf, Gary war vollkommen ungeschützt. „Despotar, Hyperstrahl!“, ein gewaltiger Lichtstrahl erfasste das Hunde-Pokémon und schleuderte es einige Meter weit weg, bis es besiegt am Boden liegen blieb. Überrascht blickte Gary hinter sich. Silver kroch am Boden, vor ihm stand sein Despotar, das diesen starken Hyperstrahl abgefeuert und ihn gerettet hatte. „Verzieh dich!“, schnauzte der Rocket Rüpel und feuerte mit seiner Waffe auf das Pokémon. Silver rief es noch rechtzeitig zurück und die Kugeln schlugen im Boden ein. „Tz“, meinte er nur und richtete seine Pistole wieder auf Gary. „Gary!“, Green konnte zwar nicht sehen, was los war, aber sie wusste, dass Gary und Silver in Schwierigkeiten streckten. Sie zappelte und versuchte den Rocket Rüpel zu treten. „Halt still!“, er ließ sie von seiner Schulter und schlug ihr mit dem Griff seiner Waffe gegen die Schläfe, so dass sie bewusstlos zu Boden sank. „Du Mistkerl“, knurrte Gary wütend, als er plötzlich erneuten Helikopterlärm bemerkte. Ein Schatten legte sich über den Platz und die Maschine schwebte ein paar Meter über ihnen. Eine Leiter wurde neben dem Rüpel ausgeworfen. „Bring sie rauf!“, Gary kam diese Stimme sehr bekannt vor. Es war Giovanni, der überlegen in der Helikoptertür stand und arrogant auf sie herab blickte. Sein Blick blieb kurz auf Silver hängen, die beiden schienen sich wortlos etwas zu sagen, doch da wandte sich Giovanni auch schon ab. Der Rocket Rüpel schulterte Green wieder und schnappte sich die Strickleiter. Er stieg auf eine Stufe und unter tosendem Lärm nahm der Helikopter wieder Höhe auf. „Ich erwarte dich am Fuße des Vulkans, junger Eich!“, das waren Giovannis letzte Worte, ehe der Helikopter beidrehte und sich entfernte. Gary stand alleine da, inmitten von Metalltrümmern und ablodernden Flammen. Die Luft stank nach Öl und Verbranntem. Er lief die letzten Schritte bis zu Silver und half diesem dabei, sich aufzusetzen. „Danke für deine Hilfe.“ „Du bist so ein Idiot. War dein Großvater auch so stur?“, keuchte Silver. „Manchmal“, Gary musste schmunzeln. „Du musst sie retten!“, in Silvers Stimme schwang Verzweiflung mit. Er hatte versagt, er hatte weder seinen Vater aufhalten noch Green retten können. Er hatte nichts erreicht. „Versprich mir, dass du sie retten wirst! Ich weiß nicht wieso, aber sie vertraut dir wie noch nie einem Menschen zuvor. Das hätte ich nicht erwartet. Aber sie hat deinen Namen gerufen, du sollst derjenige sein. Sie hat ein besseres Leben verdient als das eines Team Rocket Mitgliedes. Mein Vater muss aufgehalten werden.“ „Ich verspreche dir, dass ich sie retten werde“, denn genau das war auch sein Ziel. Silvers Worte berührten ihn, er hatte also wirklich ihr Vertrauen gewonnen, das würde er nicht enttäuschen. „Weißt du, was Giovanni vorhat?“ „Ich denke, er will zum Stützpunkt am Fuße des Vulkans, dort ist die Panzerdivision stationiert. Mewtu ist dort, richtig?“ „Dort habe ich es jedenfalls zuletzt gesehen“, Gary nickte bestätigend. „Er will es fangen und damit die Menschen manipulieren. Nur dafür braucht er Sabrina. Er darf Mewtu nicht kriegen, deswegen wollten wir sie aufhalten. Pyro ist auch noch im Labor, es liegt – auf dem Weg“, Silvers Keuchen wurde stärker, er wurde immer schwächer. Gary zog Silver ein wenig zur Seite, da entdeckte er auf einmal auch Maike. Er setzte Silver neben sie und fühlte ihren Puls. Erleichtert stellte er fest, dass sie noch lebte. „Hier“, hörte er wieder Silvers leise Stimme und seine silbergrauen Augen blickten ihn schwach an. Der einstige Team Rocket Kommandant reichte ihm einen Messing-Schlüssel. „Das ist ein Allzweckschlüssel, er passt in jeden Jeep auf der Insel. Beeil dich endlich mal.“ Gary grinste leicht. „Ich werde zurückkommen, denn Green wäre bestimmt böse, wenn wir dich zurücklassen würden. Außerdem habe ich auch nicht vor, Maike hier zu lassen. Wir werden euch holen kommen, wenn alles vorbei ist.“ „Sei vorsichtig, mein Vater hat Pläne, von denen er nicht mal mir was erzählt hat, vielleicht wusste er schon die ganze Zeit, dass ich ihn verraten wollte, vielleicht hat er noch was ganz anderes vor.“ „Verstanden. Ich mache mich jetzt auf den Weg“, Gary erhob sich und betrachtete den Schlüssel in seiner Hand. Er würde Green zurückholen. Er würde sein Versprechen gegenüber Ash halten, gegenüber Lucia und gegenüber Silver. Es würde nicht einfach werden, aber er hatte sich für diesen Weg entschieden und er war bereit, ihn zu gehen. Gary drückte den Schlüssel in seiner Hand und rannte in den Helikopterhangar. Bingo! Er hatte in Erinnerung, hier einen Jeep gesehen zu haben. Er sprang auf den Fahrersitz und steckte den Schlüssel ins Schloss. Er passte und ließ sich drehen. Silver hatte Recht und der Motor sprang an. Gary legte den Rückwärtsgang ein und setzte kurz zurück, ehe er schließlich durch das offene Tor nach draußen fuhr und die Team Rocket Stadt verließ. Er schaltete das Radargerät ein und entdeckte ein einzelnes Gebäude nicht weit von hier. Vielleicht wäre das das Labor, von dem Silver gesprochen hatte und er würde dort auf Pyro treffen. Gary entschied sich dazu, zunächst dorthin zu fahren. „Du hast noch nicht gewonnen, Giovanni“, sagte Gary zu sich selbst und lenkte den Jeep durch das Gelände, sein Ziel immer vor Augen. ~*~ Preview Chapter 25: Der Kampf zwischen Mewtu und Sabrina nähert sich seinem Ende. Die stärksten Attacken werden aufgefahren, bis Lucia Ash und Paul findet… Gary trifft derweil auf Pyro, der ihn begleiten will, und auch andere Trainer wie z.B. Jimmy und Marina bleiben nicht untätig… Zu Lesen in Kapitel 25, nächster upload-Termin ist der 29.11.2009. See ya^-^/ Kapitel 25: Giovannis Erfolg ---------------------------- ~ Kapitel 25 ~ Kanto, Zinnoberinsel, Team Rocket Hauptquartier Das Dragoran und das Dragonir der beiden Drachen-Trainer aus Ebenholz City schwebten über dem Hauptquartier. Unter ihnen waren noch die Spuren des vergangenen Kampfes zu sehen. „Wieso haben wir nicht eingegriffen, Giovanni hatte uns doch angewiesen, die Eindringlinge aufzuhalten, wenn sie die Basis erreichen“, fragend blickte die einstige Arenaleiterin zu Siegfried, der schon die ganze Zeit über in die Ferne blickte und zwar genau in die Richtung, in die Giovannis Helikopter verschwunden war. „Er sagte, er möchte nicht gestört werden, weil er Vorbereitungen zu treffen hätte. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen. Wie wir gesehen haben, hat die Falle zugeschnappt.“ „Ich verstehe das nicht. Giovanni wollte sie doch auch gar nicht mit Waffengewalt bekämpfen, was sollte diese Aktion auf einmal?“ Sandra hatte den Kampf aufmerksam verfolgt und jeden Moment Siegfrieds Zeichen abgewartet, sich einzumischen. Schließlich waren zwei von den Trainern entkommen. „Es wäre leicht für ihn gewesen, sie alle zu erledigen, aber er hat es nicht getan, weil er lieber auf einen direkten Kampf zwischen Pokémon aus ist. Die Falle war auch nicht für die Eindringlinge gedacht.“ „Sondern für diesen Kommandanten und das Mädchen?“ Siegfried nickte, „Ich verstehe nur nicht, warum er den Kommandanten hier einfach zurück gelassen hat, denn ihm scheint viel an ihm zu liegen.“ „Wie kommst du denn darauf?“, Sandra wäre das jedenfalls nicht in den Sinn gekommen. „Sein Blick. Giovanni hat ihn beinahe sehnsüchtig angesehen, so als ob es ihm weh tun würde, ihn so zu sehen.“ Sandra sagte nichts dazu, sie konnte in Giovannis Blick nicht so viel rein interpretieren. „Und was machen wir jetzt? Es wird sicher niemand mehr kommen, den wir hier bekämpfen sollten.“ „Vielleicht. Ich bitte dich trotzdem, hier zu warten und die beiden unauffällig im Auge zu behalten. Sag mir Bescheid, falls sich doch etwas tun sollte.“ „Und was machst du?“ „Ich werde mir ansehen, was diese Rebellen zu bieten haben“, ohne ein weiteres Wort klopfte er auf den Rücken seines Dragoran und dieses flog sofort los. Rasend schnell hatte es die Verfolgung des Helikopters aufgenommen und Sandra blieb allein zurück. Ihr verdutzter Blick wanderte vom freien Himmel hinunter zu Silver und Maike. Die beiden saßen mit etwas Abstand neben einander an eine Holzkiste gelehnt und schienen auf ein Wunder zu warten. Doch könnte dieses Wunder vielleicht kommen? Denn Sandra hatte irgendwie den Eindruck, als würde sich Siegfried dieses Wunder wünschen, dass diese Rebellen in der Lage wären, Giovanni und Team Rocket aufzuhalten. Sie wünschte es sich auch. ~*~ Reunion – Giovannis Erfolg Oder: Tränen einer Arenaleiterin ~*~ Am Kraftwerk Die Arenaleiterin lag keuchend auf dem Rücken, sie spürte den nassen Schweiß auf ihrem Gesicht. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub aber auch irgendwie starr an, sie kam sich vor, als hätte sie eine Ladung Magnetwellen, die sich jetzt in ihrem Körper tummelten, gegessen. „Gar nicht so übel, Kleine“, hustete ein paar Meter weiter ihr Gegner, der ebenfalls am Boden lag und sich seitlich auf seinem Ellenbogen abstützte, um in ihre Richtung zu blicken. Misty grinste leicht und wandte ihren Kopf zur Seite, um auch ihm ins Gesicht sehen zu können. „Du bist wirklich ganz schön gerissen. Deine Elektro-Pokémon für ein Kraftfeld einzusetzen und so einen riesigen Generator in Gang zu halten. Da gehört schon was zu, dass muss ich neidlos anerkennen“, Misty setzte sich langsam auf, musste sich aber noch mit ihren Armen nach hinten abstützen, „Aber wir sind noch nicht fertig.“ Sie ließ ihren Blick über ihre Umgebung schweifen. Mehrere Magnetilos und Magnetons lagen um sie herum auf dem Boden verstreut. Über ihre Metallkörper sprühten Funken, sie hatte alle ihre Energie verbraucht. Der Zusammenprall von Raichus Donnerblitz und Garados’ Flammenwurf hatte den Generator überhitzt, da konnte auch das Magnetfeld nichts mehr abwenden. Schließlich war der ganze Laden in die Luft gegangen, das Magnetfeld brach zusammen und die gesamte elektrische Ladung für den Generator wurde auf einmal freigesetzt. Sie hätte gegrillt werden können, doch im letzten Moment hatte sie für ihre Rettung gesorgt: ihr Starmie stand vor ihr, das sie mit Schutzschild vor dem schlimmsten Schaden bewahrt hatte. Raichu und Garados hatten jedoch nicht so viel Glück. Die beiden Pokémon hatten schlimme Verbrennungen erlitten und lagen besiegt neben ihren Trainern. Doch auch Major Bob war nicht wehrlos, denn auch er hatte ein Pokémon, das ihn vor Schaden bewahrte. „Denkst du wirklich, dass du gegen mein Magnezone eine Chance hast?“, lachte Bob wieder leicht gehässig. Misty wusste, dass sie eindeutig im Nachteil war. Garados’ Feuerkraft konnte ihr nicht mehr helfen, vom Typ her hätte Korasonn noch die besten Chancen, aber sie schätzte Bobs Magnezone sehr stark ein, da würde keines ihrer Pokémon mithalten können. Außer ihr Starmie. Bedächtig blickte sie ihr Pokémon an. Dieses Starmie hatte sie nun schon am längsten und sie hatten viele Kämpfe bestritten, selbst wo es noch ein Sterndu gewesen war. Wenn, dann könnte nur ihr treuer Freund etwas ausrichten und Misty wusste, dass sie mit ihm eine Chance hatte. „Lass es uns herausfinden“, meinte sie selbstsicher und kam langsam wieder auf die Beine. Ihre Unterschenkel fühlten sich immer noch wie eingeschlafen an, aber sie würde nicht vor diesem Kerl auf die Knie gehen. Sie zwang sich dazu, halbwegs gerade zu stehen. Ihr Haarband war in der Hitze gerissen, so dass ihr ihre roten Haare zerzaust am Gesicht herunterhingen, doch ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit. „Du willst es so“, grinste Major Bob und rappelte sich ebenfalls mit einem leichten Stöhner auf. „Magnezone, zeig ihr nun mal eine richtige Donnerwelle!“ Das Magnet-Pokémon schwebte vor Bob über dem Boden und sammelte für einen Moment Energie. Eine Art Spannungshülle bildete sich um seinen Körper, ehe eine gewaltige Donnerwelle direkt auf Starmie zuschoss. „Starmie, Schutzschild!“ Der Seestern bündelte ebenfalls seine Kräfte und errichtete eine kraftvolle Barriere. Misty biss die Zähne zusammen. Starmie musste länger durchhalten als das Magnezone, sonst wäre nicht nur ihr stärkstes Pokémon besiegt, sondern die Donnerwelle würde auch sie selbst auf die Matte schicken und auf dieses schockierende Erlebnis konnte sie wirklich verzichten. „Gib doch endlich auf, langsam macht es keinen Spaß mehr!“, rief Major Bob zu ihr rüber. Doch wenn er wirklich daran glaubte, sie würde aufgeben, hätte er sich geschnitten. Sie würde ihm niemals verzeihen, wie er das Ansehen und das Prestige eines Arenaleiters in den Schmutz zog und das schon seit er zu einem ernannt worden war. Nun wäre endgültig Schluss! „Starmie, Psychokinese!“, es half nichts, sie musste zum Angriff übergehen, wenn sie gewinnen wollte. So wurde auch Starmie von einem Kraftfeld umgeben und ein violetter Strahl wollte das Innere seines Edelsteins verlassen. Die Psy-Kraft drückte gegen die Elektrowellen, doch Starmies Angriff konnte sich nicht ausbreiten, das magnetische Kraftfeld war zu stark. Der Angriff würde auf diese Weise sein Ziel nie erreichen. „Verdammt“, knirschte Misty leise zu sich selbst. „Los Magnezone, setz noch einen drauf!“, lachte Bob und die Kraft der Donnerwelle schien sich tatsächlich noch zu erhöhen. Misty war entsetzt, wie konnte ein Elektro-Pokémon nur so viel Energie haben?! Wie hatte er seine Pokémon nur trainiert? Doch das war Wahnsinn, das würde sein Magnezone niemals durchhalten können, was war er nur für ein Trainer. Sie musste diesen Angriff nur abwehren, nur diesen einen. Aber wie? Ihr Starmie wurde immer schwächer, seine Psychokräfte reichten nicht aus. Dennoch gab es nicht auf, es wollte seine Trainerin um jeden Preis beschützen. „Starmie“, Misty war verzweifelt. Sie konnte doch nicht gegen diesen Angeber verlieren. Außerdem hatte sie Ash versprochen, nach zu kommen. Ash, was würde er jetzt wohl tun? Sie sah ihr Starmie an und spürte bereits die Funken der Donnerwelle, die ihre Haut pieksten. Was würde er tun? Sie wusste es nicht, doch eines war ihr klar: aufgeben würde er nicht! „Starmie, du musst durchhalten, du kannst es schaffen!“, sie mussten nur zusammen halten. Zusammen halten. So wie sie es immer taten. Plötzlich hörte sie in diesem Moment ein leises Ploppen und ein roter Strahl schoss aus ihrem Rucksack, der zu ihren Füßen lag. Neben Starmie erschien ihr Entoron. „Entoron, du?“, sie wusste nicht einmal, wie sie es geschafft hatte, dass sich ihr kleines, trotteliges Enton weiter entwickelte und jetzt wollte es wirklich kämpfen? Es konnte nicht einmal schwimmen und offenbar wusste es auch immer noch nicht, wann es in seinem Ball zu bleiben hatte. Dieser Kampf war viel zu gefährlich für ihn und es musste nicht zu viele Opfer geben. „Entoron, komm zurück“, sie wollte nach seinem Ball greifen, doch das Pokémon schüttelte den Kopf. Es fixierte seinen Gegner und schien sich zu konzentrieren. So was hatte es bis jetzt noch nie gemacht. Es punktete seine Mittelfinger vor der kleinen Kugel an seiner Stirn und plötzlich richtete es beide Fingerspitzen nach vorn. Ein weiterer Psystrahl vermischte sich mit Starmies versuchter Psychokinese-Attacke. Entorons Augen leuchteten lila auf und selbst sein Körper war von einem lilanen Schleier umgeben. Misty war sprachlos. Ihr Pokémon kämpfte für sie, um sie zu beschützen. Nein, sie kämpften nicht nur, um zu gewinnen, sie waren nicht so wie Major Bob. Sie kämpften, damit endlich wieder Frieden in der Welt herrschte. Pokémon-Trainer wollten auf Reisen gehen und in den verschiedenen Arenen der Regionen ihre Orden gewinnen, um am Ende gegen alle Trainer auf einem großen Turnier den Besten von ihnen zu ermitteln. So sollte es sein und so würde es wieder werden. „Ihr müsst alles geben, was ihr könnt, ich bitte euch!“, rief Misty ihren Pokémon zu. Der Major konnte das nur belachen. Er war der festen Überzeugung, dass kein Pokémon der Welt sein Magnezone aufhalten könnte. Er hätte auch Recht behalten, wenn seinem Pokémon nicht der Saft ausgehen würde. Der Generator, von dem auch das Magnezone Energie bezogen hatte, gab es nicht mehr und ganz langsam nahm seine Stärke ab. Seine Kräfte überlasteten seinen Körper und es verlor allmählich die Kontrolle. „Mach sie endlich fertig!“, Bob wurde langsam ungehalten, die aufkeimende Schwäche seines Pokémon interessierte ihn nicht. Er konnte anfangen zu fluchen und zu schreien, dennoch wurde er Zeuge seines eigenen Hochmuts, der seinen Untergang einläutete. Eine lilane Welle wurde immer größer, die gelben Funken immer kleiner und die Strahlen dünner. Magnezone wankte manchmal, es konnte kaum noch den Schwebezustand halten. „Das darf nicht sein, was machst du denn da?!“, knurrte Bob. Doch sein Pokémon konnte ihm nicht mehr gehorchen. Magnezone sackte mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden hinab und die Donnerwelle drehte in alle Richtungen ab. Die beiden Psychoattacken hatten endlich Raum, um ihr Ziel zu treffen. Der Psychostrahl traf auf Magnezones Magnetfeld. Die Donnerwelle, die das Pokémon nicht mehr stoppen konnte, brach nach hinten aus. Genau auf Major Bob. Der Arenaleiter von Orania City wurde von jedem kleinen Donnerstrahl erfasst, er war wie gefangen in einer Röhre aus Donnerstrahlen. Er schrie auf vor Schmerz und seine Kleidung fing vor Hitze an zu qualmen. Seine Augen wurden weiß und nach einer fast unendlichen Zeitspanne, in der Misty seinen leidenden Anblick ertragen musste, versiegte die Donnerwelle. Magnezone blieb einfach liegen und Major Bobs Körper fiel einfach um. Seine Kleidung und der größte Teil seiner Haut waren verbrannt. Seine weißen Augäpfel waren kurz davor gewesen, ihre Höhlen zu verlassen. Aus seinem offenen Mund stieg Qualm heraus. Diese Donnerwelle hatte ihn wirklich gegrillt, seine Haut konnte nicht einmal mehr bluten. Misty sank keuchend auf die Knie. Ihre Pokémon ließen sich ebenfalls geschwächt auf dem Boden nieder. Es war vorbei, sie hatten den Kampf gewonnen. Und Major Bob war tot. War das der Preis für Freiheit? Dass Menschen sterben mussten? Doch sie war noch am Leben, sie hatte ihr Versprechen gehalten. „Jetzt müssen wir nur noch Ash finden“, meinte sie und rief alle ihre Pokémon wieder in ihre Bälle zurück. „Ich danke euch, vor allem dir, Entoron“, sie belächelte den Ball ihres Pokémon. Nie hätte sie gedacht, dass ihr Entoron zu so etwas fähig wäre. Es war damals wirklich eine schicksalhafte Begegnung gewesen, dass dieses dumme Enton zu ihr gestoßen war. Für dieses Zusammentreffen war sie noch nie so dankbar gewesen. Misty packte ihre Bälle wieder ein, erhob sich schließlich vom Boden und schulterte ihren Rucksack. Bitter wandte sie sich von diesem Kampfschauplatz ab, als sie auf einmal jemanden fluchen hörte. „So ein Mist, schon wieder so ein Elektrogewitter, schneller Raikou, wir müssen uns beeilen.“ Raikou und Entei sprinteten über das Plateau, bis sie einen letzten großen Satz auf einen Hügel machten und das Ergebnis eines erbitterten Kampfes erblickten. „Scheiße, wir sind zu spät gekommen“, fluchte Jimmy lauthals und ballte die Hände zu Fäusten. Wieder sah er einen toten Arenaleiter am Boden liegen, er hatte bis jetzt jeden Kampf verpasst. Doch da fiel sein Blick auf die Arenaleiterin von Azuria City. Gott sei Dank, sie war noch am Leben. Er deutete Raikou, zu ihr zu gehen. Misty war sichtlich überrascht, doch auch nur für die erste Minute. Dieser junge Trainer hatte doch gesagt, dass sie sich wieder sehen würden, weil sie denselben Kampf kämpften. Offenbar war mittlerweile nicht nur Raikou auf seiner Seite sondern auch Entei. Da Suicune sie auch unterstützte, hatten sie wahrlich starke Hilfe bekommen. „Hallo“, sagte sie freundlich zu ihm. „Was ist denn hier abgegangen? Warst du das?“, Jimmy deutete ungläubig auf das Kampffeld. Es waren nur noch Trümmerteile des Kraftwerks, besiegte Pokémon und ein Toter zu sehen. Es war kein schöner Anblick und dafür sollte ledigliche ein Kampf zwischen zwei Arenaleitern verantwortlich sein?! „Major Bobs Hochmut war sein Untergang“, gab Misty nur zurück. Er war selbst schuld, wenn er die Grenzen seiner Pokémon nicht kannte. „Oh mann, erst Koga und jetzt Bob. Wie werde ich wohl Sabrina vorfinden?“, sagte Jimmy neugierig zu sich selbst. „Koga? Was ist mit ihm, hat Drew ihn besiegt? Wie geht es ihm?“, Misty fielen sofort viele Fragen ein, auf die sie gerne eine Antwort hätte. „Koga ist ebenfalls tot. Gestorben an seinem eigenen Gift könnte man sagen. Dieser Drew ist dem Gifttod auch nur ganz knapp von der Schippe gesprungen.“ „Aber er lebt noch“, Misty atmete erleichtert aus, das war eine gute Nachricht, vor allem für Maike. „Wo ist eigentlich deine Begleiterin?“, in Mahagonia City waren sie doch zu zweit gewesen. „Marina hat den Grünschopf zurück nach Alabastia zu eurem anderen Freund gebracht, sie ist hoffentlich auch bald wieder zurück. Ich werde jetzt Sabrina suchen gehen, kommst du mit?“ „Das ist auch mein Ziel. Aber deshalb bitte ich dich, einen anderen Weg einzuschlagen“, Misty blickte ihn entschieden an. „Wieso das? Sie ist doch der letzte Arenaleiter hier“, Jimmy war verwirrt. „Wir kümmern uns um sie, versuch du lieber, dich zum Hauptquartier durchzukämpfen. Wir müssen Giovanni aufhalten, egal wie. Also überlass die Arenaleiter uns. Geh mit Raikou und Entei zum Hauptquartier und besiegt Giovanni!“ Jimmy sah ihr direkt in die Augen, es war ihr ernst. „Ok, ich nehm dich beim Wort, haltet diese Psychotante auf und wir kümmern uns um den Big Boss“, eigentlich war ihm das ohnehin lieber. „Danke.“ „Nichts zu danken“, Jimmy grinste keck, „Wir sitzen doch alle im selben Boot und wir alle wollen, dass dieses Team Rocket unsere schöne Welt in Ruhe lässt.“ „Du hast Recht“, Misty nickte mit einem leichten Lächeln. „Kommst du denn alleine klar?“, fragte Jimmy noch mal nach, denn sie sah nicht gerade gut aus. „Ich muss“, denn sie wollte Ash unbedingt finden und an seiner Seite kämpfen. Sie wusste nicht, was sie noch ausrichten könnte, aber sie musste es auf jeden Fall versuchen. „Hoh“, Entei trat einen Schritt vor und blickte Misty durchdringend an. „Er bietet dir an, dich zu bringen“, grinste Jimmy. „Wirklich?“, perplex blickte Misty das legendäre Pokémon, doch es nickte bestätigend. „Vielen Dank“, Misty schwang sich Enteis Rücken und war nun auf Augenhöhr mit Jimmy. „Ich bin froh, dass ihr wirklich gekommen seid uns zur Seite steht.“ „Was denn sonst. Ihr seid auch echt voll in Ordnung, ich frage mich wirklich, warum sich nicht mehr Trainer dieser Sache angeschlossen haben, aber wir werden ihnen zeigen, dass sie bald keine Angst mehr zu haben brauchen. Wie viele von euch sind nun eigentlich auf der Insel?“ „Ohne Drew sind wir noch sechs. Ich bin hier zurück geblieben, um Major Bob zu besiegen, die anderen haben sich weiter auf den Weg zum Hauptquartier gemacht“, erklärte Misty. „Weißt du, wo es sich befindet?“ „Ich nicht, aber mein Kumpel findet das schon raus“, Jimmy klopfte Raikou auf den Rücken, „Genauso wie Entei auch für dich Sabrina finden wird. Aber zwischendurch haben wir auch immer mal wieder violette Kugeln durch den Himmel fliegen sehen, sie sollte also nicht schwer zu finden sein. Sei auch lieber vorsichtig, ich stelle mir ihre Psychokräfte echt schräg vor.“ „Ja, die habe ich auch schon erlebt, als sie noch Arenaleiterin war, ich hab also eine Ahnung, was mich erwartet“, gab Misty zurück und Raikou und Entei wandten sich bereits ihrem nächsten Ziel zu. „Also dann, lassen wir Team Rocket endlich hochgehen!“, Jimmy hielt den Daumen hoch und zwinkerte Misty noch einmal zu, ehe Raikou empor sprang und mit riesigen Sprüngen auch schon weiter ins Inselinnere wanderte. „Genau“, sagte Misty noch, ehe sich auch Entei in Bewegung setzte, um sie zu Ash zu bringen. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Stützpunkt der Panzerdivision Die beiden Lichtsäulen waren abgeebbt. Die umstehenden Team Rocket Mitglieder waren allesamt gegen die nächste Wand geschleudert worden, selbst der Boden war dem gewaltigen Druck der Psychokräfte gewichen und bildete eine leichte Kuhle inmitten der Team Rocket Basis. Panzer kamen angefahren, wagten sich jedoch nur bis an den Rand des entstandenen Kraters. Sie wären gefechtsbereit, doch Sabrina hatte deutlich gemacht, dass sie keine Einmischung duldete. Sie würden Mewtu nur angreifen, wenn sie verlieren sollte. Die beiden Psybegabten sahen sich immer noch aus leuchtenden Augen an. Die Luft schien unter Strom zu stehen, genauso wie sie selbst. Schwarze Blitze zuckten über die Oberflächen ihrer Körper und die Energie sammelte sich um sie herum. Beide Kontrahenten hielten ihre Hände nach vorn und bildeten eine schwarze Kugel zwischen ihnen. Beide waren entschlossen, ihren Gegner zu besiegen. Sabrina verfolgte starr ihr Ziel und auch Mewtu hatte es aufgegeben, diese Frau zu verstehen. Sie musste vernichtet werden, wenn sie sich zwischen ihn und Giovanni stellte, er würde keine Rücksicht mehr nehmen, sie trieb ihn zum Äußersten. Der Moment war gekommen, die Kugeln hatten ihre gewünschte Größe erreicht und wurden abgefeuert. Genau in der Mitte zwischen den beiden trafen die Attacken aufeinander. Und explodierten. Rauch zog über den ganzen Platz, niemand konnte mehr etwas sehen. „Kommandant, sollen wir die Ventilatoren anschmeißen?“, hustete ein Rocket Rüpel zu seinem Vorgesetzten, der nur ein paar Meter von ihm entfernt stand, er ihn jedoch schon nicht mehr sehen konnte. „Nein, wir halten uns noch raus“, kam nur die hustende Antwort zurück. Der Kommandant hatte das Gefühl, als wenn der Kampf noch nicht vorbei wäre. Ash und Paul hatten hinter einer Kiste in einer kleinen Gasse zwischen zwei Hallen Stellung bezogen und beobachteten den Kampf zwischen Sabrina und Mewtu. Pikachu saß wie immer auf Ashs Schulter und Panferno hockte hinter seinen beiden Trainern. „Hast du einen Plan?“, murrte Paul, der es immer noch nicht fassen konnte, dass er hier war. Panferno hatte ihn buchstäblich einfach her geschleppt und er wusste immer noch nicht, was er hier sollte. Wieso sollten sie sich dort einmischen? Sie hatten wichtigeres zu tun. „Noch nicht“, musste Ash zugeben und konnte so nur noch mehr zu Pauls Missmut beitragen. Ash war sich irgendwie unsicher. Vor allem kam ihm dieser Kampf so bekannt vor, als wenn er so was schon einmal gesehen hätte. Der Rauch hatte sich immer noch nicht gelegt, doch es war etwas zu hören. Eine Sekunde später folgte die nächste Explosion. Die Attacken tobten weiter und schließlich verfolgten die beiden Trainer, wie Mewtu und Sabrina aus dem Rauch nach oben schossen und immer weiter schwarze Blitzkugeln auf einander abfeuerten. Der Kampf wurde schneller, die Attacken immer stärker und mittlerweile sah man den beiden Kämpfenden tatsächlich Erschöpfung an. Sie atmeten unkontrollierter und Schweiß lief ihnen am Gesicht hinab. Der Kampf würde nicht mehr lange dauern. Eine Explosion jagte die nächste, es war nur eine Frage der Zeit, bis sich entscheiden würde, wer das längere Stehvermögen hatte. Es würde derjenige gewinnen, der am Ende mehr Kraft hätte und die Blitzkugel des anderen schlagen würde. Doch bis jetzt war ihre Stärke genau gleich. Wenn nichts passieren würde, würden sie sich am Ende noch gegenseitig vernichten. „Verdammt“, knirschte Ash leise, doch natürlich konnte Paul ihn hören. Ash fühlte sich hilflos, er konnte nichts tun. Das passierte ihm in letzter Zeit ziemlich oft, was ihn nur noch mehr nervte. Die Welt brach vor ihm zusammen und er wusste nicht, wie er es verhindern könnte, das war ein schreckliches Gefühl. „Du bist wirklich erbärmlich. Du kommst hierher, obwohl du genau weißt, dass du nichts tun kannst. Was für eine Zeitverschwendung.“ „Du bist doch auch hier“, stellte Ash klar, auch wenn ihm das nicht weiterhalf, „Aber es muss etwas geben. Wir müssen etwas tun können. Aber wie soll Mewtu gewinnen, wenn die Attacken der beiden sich in der Luft immer nur gegenseitig treffen?!“ „Das Kräftegleichgewicht zwischen den beiden ist ausgeglichen, so lange das der Fall ist, wird keiner von beiden gewinnen“, erklärte Paul nüchtern. „Das heißt also, wir müssen dafür sorgen, dass sich das Gleichgewicht so verschiebt, dass Mewtu stärker ist?“, fragte Ash noch einmal nach. „Idiot, als ob das so einfach wäre. Wie willst du diese Arenaleiterin denn schwächen, wir kommen nicht einmal an sie heran.“ Da hatte Paul leider Recht. Ashs neue Erkenntnis brachte ihn also immer noch nicht weiter. Eine Lösung, er brauchte eine Lösung. „Grrr, denk nach Ash“, er hämmerte sich leicht auf den Kopf, als wenn das sein Denkvermögen steigern könnte. „Gib es doch endlich auf“, meinte Paul nur. „Nein, ich habe Mewtu gesagt, dass ich ihm helfen werde und das werde ich auch tun“, Ash blieb stur. Er würde einen Weg finden, es musste einfach einen geben! Doch bis er ihn gefunden hätte, musste er weiterhin das sinnlose Explosionsspiel im Luftraum der Team Rocket Basis beobachten. Garys Tauboss flog so schnell es mit einem Passagier konnte durch die Lüfte. Lucia blickte nach unten und sah die umgestürzten Bäume mitten im Wald. Hier hatte es offenbar einen Kampf gegeben, sie war also nicht mehr weit von ihrem Ziel entfernt. Jedenfalls hoffte sie das. Sie spürte immer noch ein wenig die Angst in den Knochen, denn sie hatte immer noch den Überfall im Team Rocket Hauptquartier vor Augen. Sie hatte wirklich gedacht, es wäre aus. Sie dachte auch, dass sie Maike nie wieder sehen würde, als der Helikopter explodierte, hinzu kam die Erkenntnis, dass sie selbst in der Maschine hätte sitzen sollen. Sie war vollkommen hilflos gewesen. Gary, Green und selbst dieser Silver hatten entschlossen gekämpft, nur sie war zu nichts zu gebrauchen gewesen. Dass sie nun womöglich den Schlüssel zum Sieg über Sabrina in Händen hielt, gab ihr wieder Mut. Sie war nicht nutzlos und sie würde auch nicht aufgeben. Schließlich war sie nicht hierher gekommen, um sich töten zu lassen. Jetzt wäre es auch Ash, der einmal ihre Hilfe brauchte und sie hoffte auch, dass Paul nichts passiert war. Sicher hielt sie Sabrinas Puppe im Arm, als auch endlich ein weitere Team Rocket Basis in Sicht kam. „Das muss es sein“, stellte sie fest und Tauboss visierte es als sein Ziel an. Der mächtige Vogel flog dicht am Vulkan entlang, um noch so lange wie möglich wieder aus dem Sichtfeld zu verschwinden. Dabei reduzierte er die Flughöhe stetig. Kurz vor Erreichen der ersten Hallen landete Tauboss im Schutz der Bäume. Mit einem Sprung landete Lucia wieder auf sicherem Boden. „Vielen Dank fürs Mitnehmen“, entschlossen lächelte sie Garys Pokémon an. „Wartest du hier auf uns?“ Das Pokémon nickte und setzte sich auf die Wiese nieder. Es konnte eine Pause auch gut gebrauchen. Lucia nickte ebenfalls und lief los. Jetzt müsste sie nur noch Ash und Paul finden, aber sie war sich sicher, dass dies nicht so schwer sein würde, denn so wie sie Ash kannte, wäre er genau im Zentrum des Geschehens. Die große Rauchwolke mitten zwischen den Gebäuden und die ständigen Explosionen waren auch nicht zu übersehen bzw. überhören. Im Anflug hatte sie auch nicht erkennen können, was für die Explosionen verantwortlich war, doch nun verriet ihr ein Blick in den Himmel, dass es Sabrina war und irgendein anderes Wesen, das musste Mewtu sein. Die beiden bewegten sich so schnell durch die Luft, man könnte meinen, sie teleportierten sich von einer Stelle zur nächsten und dennoch trafen ihre schwarzen Blitze immer wieder auf einander. Lucia rannte an der grauen Hallenwand entlang, ihrer Meinung nach müsste sie bald links abbiegen. Vorsichtig blickte sie in die nächste Abbiegung: Bingo! „Ash, Paul!“, Lucia rief die Namen der beiden gerade so laut, dass sie sie hören konnten, während sie erleichtert auf die beiden Trainer zulief. „Lucia?“, Ash blickte ein wenig verdutzt drein, mit der Koordinatorin hatte er nun nicht gerechnet. Paul blickte sie nur stumm an, auch wenn ihr Erscheinen für ihn ebenfalls unerwartet kam. Doch irgendwie auch wieder nicht, denn scheinbar war dieses Mädchen immer da, wenn er mal nicht weiter kam. Es würde ihn jetzt nicht überraschen, wenn sie einen weiterführenden Plan hätte, zumal die Puppe in ihrem Arm sehr kitschig, wenn auch verdächtig aussah. „Bin ich froh, dass ich euch gefunden habe“, Lucia kniete sich erst einmal zum Luft holen vor Ash auf den Boden, doch sie lächelte ihn erleichtert an. „Sind die anderen auch hier?“, fragte Ash neugierig. „Nein“, Lucia schüttelte leicht den Kopf, „Sie sind im Hauptquartier zurück geblieben“, nun wurde Lucias Blick eher traurig. „Ihr habt es gefunden?“, nun war es Paul, der mehr wissen wollte. „Ja, aber wir sind in eine Falle getappt. Giovanni musste gewusst haben, dass wir da sind. Wir haben auch gerade Green und den Kommandanten getroffen, den sie begleitet hatte, als wir plötzlich umzingelt wurden.“ „Jetzt mach es nicht so dramatisch, was ist mit den anderen?“, Ash stand der Schock in den Augen. Auch Paul machte sich so seine Gedanken. Es hörte sich nach einer zerschmetternden Niederlage an. „Ich weiß es nicht genau“, musste Lucia bitter zugeben, „Maike und Greens Kommandant sind schwer verletzt und Gary ist zurück geblieben, um Green aus Team Rockets Fängen zu befreien. Er hat mich mit seinem Tauboss zu euch geschickt und wollte nachkommen“, sie blickte Ash direkt in die Augen, sie war sich sicher, dass Gary sein Wort halten würde. „Verstehe“, auch Ash hatte dieses Vertrauen in Gary. „Und was ist das dann für eine lächerliche Puppe, die du bei dir hast?“, wandte Paul das Gespräch zu einem für ihn interessanteren Thema. „Ach ja“, das hätte Lucia beinahe ganz vergessen. Sie hielt die Puppe nun gut sichtbar vor sich. „Das ist-“ „Sabrinas Puppe!“, platzte es da aus Ash heraus. „Ge-genau. Du kennst sie?“, Lucia war recht verdutzt über seinen spontanen Ausruf. „Ja, leider. Und ich habe keine guten Erinnerungen daran“, stöhnte er. Diese Puppe konnte einem Alpträume einjagen, außerdem konnte er darauf verzichten, noch mal in ihr Spielzeug verwandelt zu werden. „Kann sie uns weiter helfen?“, wollte Paul viel lieber wissen. „Ich bin mir nicht sicher, aber Green ist überzeugt davon. Leider kam sie nicht dazu, mit zu sagen, was genau ich damit machen soll.“ „Na großartig“, seufzte Paul mürrisch. „Sie könnte Recht haben“, merkte Ash fast zeitgleich dagegen an, „Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist diese Puppe so etwas wie Sabrina kindlichen Ich, dass immer einsam war und gerne wie alle anderen Kinder sein wollte, also ganz normal ohne diese Psychokräfte.“ „Sprich der Teil, der Sabrina heute gänzlich zu fehlen scheint?! Aber was machen wir damit? Ihr die Puppe einfach unter die Nase halten oder wie?“ „Warum nicht?“ „Hä?“, Lucia blickte Ash ein wenig entgeistert an, das war eigentlich mehr als Scherz von ihr gemeint gewesen. „Es kann doch sein, dass Sarbina Angst vor ihrem anderen Ich hat. Auf jeden Fall könnte es sie ablenken und Mewtu könnte sie besiegen. Wir sollten es auf einen Versuch ankommen lassen.“ „Aber Ash, das ist doch Wahnsinn! Was, wenn es nicht funktioniert?“, besorgt blickte die junge Koordinatorin ihren Freund an. „Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist“, mit diesen Worten hatte er sich auch schon die Puppe geschnappt und die Deckung verlassen. Der Rauch legte sich auch langsam wieder und Mewtu und Sabrina schwebten in etwa ein paar Meter über den Dächern der hiesigen Hallen. „Komm Pikachu!“, Ash rannte los, während sein Kumpel und von seiner Schulter sprang und vor seinem Trainer herlief, um ihm Deckung zu geben. „Ash, nicht!“, rief Lucia ihm nach, doch ihr Ruf wurde von einer Erschütterung abrupt beendet. Plötzlich bebte der Boden, denn zwei Blitzkugeln waren zusammengeprallt und gemeinsam in den Boden gerast, anstatt zu explodieren. Mitten durch den zentralen Platz riss der Grund auf und eine Erdspalte zog sich einmal quer durch die Basis. Der Riss bewegte sich genau in ihre Richtung und zog mit einem Mal durch ihre Gasse. Lucia sprang zur Seite und knallte mit dem Rücken gegen die Hallenwand, während Paul sich zur anderen Seite rollte, aber sofort wieder aufsprang, um Ash in die schwindende Rauchwolke zu folgen. „Paul!“, Lucia bemerkte sein Verschwinden, doch auch ihn konnte sie nicht aufhalten. „Scheiße, was wackelt der Boden auf einmal so? Außerdem kann ich hier leider doch noch nichts sehen“ fluchte Ash, lief dennoch weiter. „Pika!“, Pikachu blieb plötzlich stehen. „Was ist?“ fragte Ash verwirrt, doch der Boden wackelte weiter und er wankte ungewollt zur Seite, „Wha?!“ „Pika, Pika-Pi-ka?!“, Pikachu rannte zu seinem Trainer, der plötzlich gänzlich aus seinem Sichtfeld verschwunden war. „Pikachu!“, Ash war nicht verschwunden, er hing jedoch nur mit einer Hand an der Steinkante, während der Rest seines Körpers in der Erdspalte hing. Sabrinas Puppe hielt er jedoch weiterhin fest in seiner anderen Hand, er durfte sie nicht verlieren. Pikachu wusste nicht, was es tun sollte, denn es war nicht in der Lage, seinen Trainer nach oben zu ziehen. „Verdammt“, Ash spürte, wie seine Finger langsam abrutschten. Er versuchte mit den Beinen halt zu finden, aber jedes Mal wenn er einen Fuß an der Felswand aussetzte, bröckelte das Gestein ab und sie baumelten wieder ins Leere. „Pika-chu“, stöhnte Pikachu, es versuchte verzweifelt, Ash an einem Finger nach oben zu ziehen, obwohl es wusste, dass es nichts helfen würde, aber es konnte seinen Trainer nicht im Stich halten. Es bräuchte Hilfe. Doch natürlich war niemand zu sehen. Dafür war ein Knirschen zu hören, irgendetwas rutschte über den Boden. „Ich - kann nicht mehr…“, Ashs Finger rutschten ab. Er kniff die Augen zusammen und stellte sich gedanklich auf den freien Fall ins Nichts ein, doch das Gefühl des Fallens blieb aus. Ungläubig schlug er die Augen wieder auf, irgendjemand hatte ihm am Arm gepackt. Ash sah auf und erblickte - Paul. Der Sinnoh-Trainer biss die Zähne zusammen, doch er würde ihn nicht fallen lassen. „Gib mir - deine anderen Hand“, knirschte er. Ash wagte es, die Puppe nach oben zu werfen. Mit einem hörbaren Aufprall war sie auf festem Boden gelandet, so dass Ash endlich auch seine zweite Hand frei hatte. Gerade noch rechtzeitig streckte er sie aus, so dass Paul nach seinem Arm greifen konnte, denn sonst wäre Ash ihm auch noch aus den Händen geglitten. Mit einem kräftigen Ruck gelang es Paul nun endlich, Ash nach oben zu ziehen. „War das knapp“, keuchte der Trainer aus Alabastia, während er sich auf allen vieren vom Boden abstützte, „Sag mal, was hat dich denn geritten?“ Fragend blickte er Paul an, der ebenfalls keuchend am Boden saß und sich nach hinten auf den Armen abstützte. Ash konnte sich keinen Grund vorstellen, aus dem Paul ihn retten würde. „Jetzt sind wir quitt“, meinte dieser jedoch nur. „Schade, ich dachte wirklich kurz, du wärst zur Vernunft gekommen.“ „Träum weiter. Deine Blödheit ist außerdem sowieso durch nichts zu übertreffen“, was diese halsbrecherische Aktion nur ein weiteres Mal unter Beweis stellte. „Wir sollten hier verschwinden!“ Paul rappelte sich wieder auf und wollte wieder zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Auch Ash stand wieder auf, bewegte sich jedoch nicht von der Stelle. Er hob die Puppe vom Boden auf, richtete ihren Hut und grinste entschlossen. „Warte lieber ab, was ich als Nächstes mache, ich bin hier nämlich noch nicht fertig!“ Paul sah Ash ein wenig fassungslos an. Was hatte er denn jetzt noch vor? „Sabrina!“, Ash schrie den Namen der Arenaleiterin so laut er konnte. „Ich bin hier unten!“ Paul verschlug es die Sprache, drehte der Typ jetzt völlig durch?! Wieso machte er diese Irre auch noch auf sich aufmerksam? Sabrina hatte ihn auch sehr wohl gehört, genau wie Mewtu. Die beiden unterbrachen ihr Attackengewitter und Sabrina nutzte ihre Psychokräfte, um die Rauchwolke endgültig wegzublasen. Sie wollte sehen, wer es wagte, sich nun wieder einzumischen. Mewtu dagegen war überrascht, dass sich Ash hier wirklich hinwagte. Er war doch kein dummer Mensch und so leichtsinnig hatte er ihn auch nicht in Erinnerung. Aber wenn nötig, würde er ihn gegen diese Frau beschützen, doch er schien etwas vorzuhaben, denn er hatte diesen Gesichtsausdruck aufgelegt. Ein menschlicher Ausdruck, der meist bedeutete, dass einen nichts aufhalten könnte. „Du schon wieder“, stellte Sabrina nüchtern fest, „Hast du es immer noch nicht begriffen?!“, sie richtete ihre Handfläche gegen ihn. „Ash!“, Mewtu schwebte vor ihn und war bereit, eine Barriere gegen Sabrinas Angriff aufzubauen, doch so weit sollte es nicht kommen. „Ich hab hier was von dir“, meinte Ash mit einem breiten Grinsen im Gesicht und trat wieder hinter Mewtu hervor. Er hielt ihre Puppe mit einer Hand von sich, so dass Sabrina sie auch ja gut sehen könnte. „Wie kannst du-“, knurrte sie leise und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Ihre Augen weiteten sich vor Schock, sie schien sogar zu zittern. Ihre Hand senkte sich wieder und plötzlich fixierten die kleinen Puppenaugen ihre Besitzerin. „Geh mir aus den Augen!“, bei Sabrina schien auf einmal ein Schalter umgesprungen zu sein und sie setzte ihre Kräfte unkontrolliert frei. Blitze schossen in allen Richtungen von ihrem Körper, ihre Haare wehten wild durch die Luft und ihre Augen nahmen wieder ein tiefes Violett an. „Verschwinde!“, sie versuchte, alle ihre Kräfte gegen die kleine Puppe zu richten, doch aus irgendeinem Grund konnte sie sie nicht treffen. „Was ist das?“, Mewtu hatte sich wieder schützend vor Ash gestellt, doch alle Angriffe sausten an ihnen vorbei. „Das ist Sabrinas kindliches Ich, so wie sie eigentlich immer sein wollte“, erklärte Ash. „Verstehe. Diese Puppe hält sie offenbar davon ab, endgültig bösartig zu werden, denn insgeheim wünscht sich diese Frau immer noch, unschuldig wie ein Kind zu sein, daher kann sie diese Puppe auch nicht treffen“, schlussfolgerte Mewtu. „Zerstören.“ „Was?“, Ash sah sich irritiert um. „-mich zerstören.“ „Was war das?“, Ash war verwirrt. Wenn er es nicht besserte wüsste, würde er meinen, die Puppe hätte gerade gesprochen. Er drehte sich zu sich um, um in ihr unschuldiges Gesicht zu sehen, doch so unschuldig, wie er es angenommen hatte, war es leider nicht. „Whaa!“, rief er kurz vor Schock aus und auch Mewtu wandte sich nun der Puppe zu. Ihre Augen leuchteten Blau und ihr ganzer Körper war auf einmal von einer blauen Aura umgeben. „Diese Puppe besitzt einen Teil ihrer psychischen Kräfte. Diese Frau muss so darauf fixiert sein, dass sie diesem Ding so etwas wie - Leben eingehaucht hat“, Mewtu fielen diese Worte schwer zu benennen, denn was bedeutete schon Leben? Er selbst war sich dessen nicht so sicher, aber diese Frau schien es noch weniger zu wissen. Vielleicht hatte sie nie wirklich gelebt. „Aber was will sie uns sagen?“, Ash nahm die Situation einfach mal so hin. „Ihr müsst – mich zerstören“, hauchte die Puppe ihre Worte wieder aus. Ash erinnerte es ein wenig an damals. Die Puppe wollte einfach nur spielen. Mittlerweile war es wohl so schlimm geworden, dass Sabrina dieser Puppe eine eigene Stimme gegeben hatte, auf die sie selbst jedoch nicht hören würde. Sie konnte diese Puppe nicht vernichten, also musste sie sie weggesperrt haben. Doch was würde passieren, wenn er die Puppe zerstörte? „Kommandant? Wie lauten Ihre Befehle?“, rief einer der Rüpel durch den starken Wind hindurch, der aufgrund von Sabrinas Kraftausbruch tobte. „Das darf doch alles nicht wahr sein“, fluchte er erst einmal, um sich ein paar Sekunden Bedenkzeit zu verschaffen, „Wir nehmen das lieber selbst in die Hand. Eröffnet das Feuer und pustet mir dieses Psycho-Pokémon und diese Trainer vom Platz. Dann kommt diese Arenaleiterin vielleicht auch wieder auf den Teppich.“ „Verstanden!“, die umstehenden Rüpel machten sich auf, den Befehl an alle Einheiten weiter zu geben. „Lass mich das machen“, Mewtu nahm die Puppe an sich und sammelte Energie in seiner Handfläche. „Macht lieber, dass ihr da wegkommt!“, hörte Ash auf einmal Paul rufen, der mittlerweile wieder bei Lucia war. Ash wollte gerade fragen, was er meinte, doch da merkte er es selbst: die umstehenden Panzer setzten sich in Bewegung und alle richteten ihre Kanonenrohre in ihre Richtung. „Mewtu…“ „Keine Sorge“, das Feuer brauch aus, doch Mewtus Barriere konnte die Kugeln abwehren. „Noch einmal, Feuer!“, hörten sie die Stimme des Kommandanten rufen und eine weitere Salve Kanonenkugeln brach los, doch wieder erreichten sich nicht hier Ziel. „Aufhören!“, brüllte unerwartet Sabrina und eine Schockwelle jagte über den gesamten Platz. Mewtu blieb standhaft und schirmte sich und Ash vor der Druckwelle ab, doch alle Panzer kippten nach hinten über, manche rasten sogar gegen die Hallenwände und begruben sie unter sich, so dass ganze Gebäudeteile einstürzten. „Das darf doch nicht wahr sein. Los, an die Gewehre!“, knurrte der Rocket Kommandant und einige Fußsoldaten bezogen mit angelegten Gewehren Stellung um den Platz. „Diese Menschen. Sie sind genau wie er, denn sie lernen nicht, wann sie aufgeben sollten“, Mewtu würde diesem Unsinn hier nun ein Ende setzen. Er schwebte empor und konzentrierte seine Gedanken. Mit seinen Kräften hielt er jeden Rocket Rüpel fest, so dass sich niemand mehr bewegen konnte. Mit einem Schlag wollte er sie alle besiegen, doch er hatte seine Rechung ohne Sabrina gemacht. „Lass sie los!“, rief sie und feuerte unerwartet eine Energie auf Mewtu. Nur auf seine Energie konzentriert, bemerkte er ihren Angriff zu spät und wurde getroffen. Angeschlagen sank er auf den Boden. „Mewtu!“ „Ash, lauf weg, ich kann dir – nicht mehr helfen“, schwarze Blitze zuckten über seinen Körper, Mewtu war wie gelähmt. Das hätte ihm nicht passieren dürfen, außerdem merkte er erst jetzt, dass ihn der Kampf mit dieser Frau doch mehr gefordert hatte, als er erwartete. Sabrina dagegen wütete weiter. Das Kugelgewitter brach schließlich los, doch alle Kugeln flogen nur wild durch die Gegend und schlugen in irgendeine Wand oder dem Boden ein, so dass das Feuer schnell eingestellt wurde, ehe noch die eigenen Leute getroffen würden. Ash nutzte die Gelegenheit und rannte in Richtung Mewtu. Er musste diese Puppe vernichten, die nun neben Mewtu immer noch blau leuchtend am Boden lag. „Das wirst du nicht tun“, Sabrina erfasste Ash mit ihren Psychokräften und ließ ihn in der Luft zappeln. „Lass mich los“, knirschte er und versuchte verzweifelt, sich zu befreien. „Jetzt ist Schluss mit den Spielchen.“ „Du bist es doch, die gerne spielen würde. Wieso zerstörst du alles? Du willst doch eigentlich ganz normal sein. Hör doch endlich auf, deine Psychokräfte gegen anderen einzusetzen!“, warum wollte sie nicht zur Vernunft kommen? Sabrina konnte ihm darauf nicht antworten. „Niemand kann sich mit mir messen. Erst bist du dran und dann er“, ihr Blick wanderte zu Mewtu, der krampfhaft versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Sie näherte sich Ash, langsam legte sich der stürmische Wind auch wieder und sie gewann die Kontrolle über ihre Kräfte zurück. Für Ash sah es nicht gut aus, doch plötzlich spürte er, wie ihre Kräfte nachließen. Über Sabrina brach auf einmal ein starker Schneesturm herein und sie musste Ash los lassen, um mit ihren Kräften den gegnerischen Angriff zu stoppen. Erst wehrte sie ihn nur ab, doch sie stieß ihre Barriere in Richtung ihres Widersachers und kehrte so die Kraft des Angriffs um. Nun brach der Schneesturm über das Mamutel ein, das ihn losgelassen hatte. „Mist, es funktioniert nicht“, Lucia hatte sich zusammen mit Paul hinter der letzten Kiste in Deckung gebracht, die nicht in die Erdspalte gefallen war. Ihr Mamutel konnte den Schneesturm zwar aushalten, doch durch die zusätzliche Psychokraft war es doch sichtlich geschwächt, als der Sturm endlich vorüber war. „Was sollen wir nur machen, wir müssen Ash da raus holen?!“, jammerte Lucia und rief ihr Pokémon zurück in den sicheren Ball. „Jetzt reiß dich mal zusammen“, mahnte Paul sie an, „Er hat sich das doch selber eingebrockt, mal abgesehen davon glaubt ihr doch sonst immer an einander. Wenn er sich weiter so anstellt, schafft er es am Ende sicherlich wieder irgendwie da raus zu kommen.“ „Paul“, Lucia sah ihren Nebenmann überrascht an. Es war ungewohnt, so etwas von ihm zu hören, aber er hatte Recht. Ash würde es schon irgendwie schaffen. Er musste! „Lorblatt, Rankenhieb!“, Ash hatte die Ablenkung genutzt und sein Lorblatt gerufen. Zwei Ranken schnellten auf Sabrina zu, doch sie brachte sie in der Luft zum Stehen, ehe sie sie erreichten. „Denk bloß nicht, dass du noch eine Chance hättest“, sagte sie mit kalter Stimme zu ihm. Das durfte einfach nicht wahr sein, ihr war einfach nicht beizukommen. Es war genau wie damals. Warum hatte er nur kein Geist-Pokémon?! Plötzlich spürte Ash auch einen Luftzug hinter sich und in der nächsten Sekunde raste eine schwarze Psychokugel an ihm vorbei. Abrupt drehte er sich um. Mewtu lag immer noch am Boden, doch er hatte seine letzten Kräfte für einen Angriff mobilisiert. Lorblatts Ranken wurde wieder frei gelassen, damit Sabrina Mewtus Angriff leider erfolgreich abwehren konnte. „Los Lorblatt, Solarstrahl!“ „Lo~or“, das Pokémon sammelte Energie in seinem Blätterkranz, der immer stärker zu leuchten begann. „Lächerlich“, kommentierte Sabrina diesen weiteren Versuch. Im nächsten Moment schoss der Solarstrahl auf sie zu. Sie richtete nur ihre rechte Handfläche nach vorn und teilte damit den mächtigen Strahl, so dass er genau an beiden Seiten an ihr vorbei schoss. Und doch blendete er sie, so dass sie ihren Augen zu schlitzen formen musste, bis das Licht versiegte. „Langsam reicht es mir“, mischte sich der Rocket Kommandant wieder ein und richtete sein Gewehr auf Ash. „Ash, pass auf!“, er hörte nur Lucias Stimme und sah aus dem Augenwinkel, wie sie ihm etwas zuwarf. Er fing den grauen Metalldeckel auf und hielt ihn unbewusst vor sich. Ein knallendes Geräusch verriet ihm jedoch, dass gerade dieser Deckel die tödliche Kugel abgelenkt hatte, die der Kommandant für ihn bestimmt hatte. „Rasierblatt, schnell!“, Ashs Pflanzen-Pokémon kam seinem geliebten Trainer sofort zu Hilfe und ließ eine Salve rasiermesserscharfer Blätter über Team Rocket los. Die Blätter schnitten ihnen blutig in die Gliedmaßen, so dass anschließend großes Stöhnen und das Aufschlagen von Gewehren auf dem Boden zu hören war. „Gut gemacht!“, lobte Ash sein Pokémon, während seine Augen wieder sein eigentliches Ziel suchten. Doch Sabrina schwebte nicht mehr vor ihm über dem Boden. „Nein.“ Doch Ash wusste genau, was passiert sein musste, als er sie so sah: Sabrina kniete am Boden und hielt entgeistert ihre Hände vor sich. Überall an ihren Fingern klebte Blut. Es war das Blut aus ihrem Bauch, genau dort wo die eiserne Kugel sie getroffen hatte. Die Kugel, die eigentlich für Ash bestimmt war und die er an sie weiter geleitet hatte. Ihr ganzer Körper begann zu zittern, doch kurz darauf brach sie auch schon zusammen. „Nein“, Ash rannte zu ihr. Sie durfte nicht einfach tot sein. Mitten im Rennen bremste er ab und wirbelte dabei noch ein wenig Staub auf, ehe er sich neben sie kniete. Er drehte sie zu sich und sah ihr in die Augen, aus deren die Klarheit mit jedem Moment immer weiter wich. Sie sah nichts mehr, sie sagte nichts mehr, es passierte nichts mehr, bis ihre Arme nur noch leblos von ihrem Körper rutschten und Ash spürte, dass sie gerade wirklich gestorben war. „Nein, du darfst nicht sterben, das wollte ich nicht!“ Mewtu hatte sich auf die Knie aufgerichtet und betrachtete die Puppe neben sich. Sie hatte aufgehört zu leuchten. Die weiße und schwarze Farbe ihrer Augen hatte sich zudem verflüssigt und lief an ihrem blassen Gesicht herunter. Aus dem einen Auge weiß, aus dem anderen schwarz. Es wirkte so, als würde jede der beiden Sabrinas eine Träne vergießen. So hatte der Kampf doch noch sein Ende gefunden, auch wenn es nicht so kam, wie man es sich gewünscht hätte. „Ash“, Mewtu trat auf wackeligen Beinen an seinen Freund heran. Der junge Trainer konnte das Psycho-Pokémon nicht anblicken, denn er sollte nicht seine feuchten Augen sehen, die starr auf den leblosen Körper des Opfers lagen, das er gefordert hatte. „Ich habe sie umgebracht“, meinte Ash schwach mit gebrochener Stimme. „Das ist nicht wahr. Diese Frau hat sich selbst gerichtet. Vielleicht ist sie jetzt auch glücklicher, weil sie nicht mehr dieses Leben führen muss. Sie war von ihren Kräften besessen, es war vermutlich der einzige Weg, sie davon zu erlösen.“ „Aber-“ Ash fühlte sich nicht wirklich besser. Es hätte einen anderen Weg geben müssen. Damals war Sabrina doch auch wieder normal geworden, er hatte sie sogar mal lachen sehen. Wieso nur war sie wieder so böse geworden? Er wollte diese Gedanken gerade Mewtu gegenüber aussprechen, als sie plötzlich das Geräusch eines Helikopters wahrnahmen. Dieser schien näher zu kommen, denn der Lärm der rotierenden Flügel wurde immer lauter. Schließlich kam die Maschine in Sicht. Ash entdeckte sofort das rote R auf ihrer Seite. Über dem Platz der Basis blieb der Helikopter in der Luft stehen und ruckartig öffnete sich die Seitentür und ein runder Gegenstand schnellte auf Mewtu zu und traf ihn an der Schulter. „Was – ist – das?“, das Psycho-Pokémon wurde von einem schwarzen Licht umhüllt und sank auf die Knie. „Mewtu!“, Ash legte Sabrina nieder und wollte seinem Freund helfen, doch wieder wusste er nicht wie. Aber immerhin entdeckte er die Quelle des schwarzen Lichts: es kam aus einem schwarzen Pokéball, der vor Mewtu auf dem Boden lag. Der Ball war etwas größer als gewöhnliche Pokébälle, außerdem hatte er noch ein anderes markantes Merkmal: das rote R auf seinem Deckel. Ash versuchte den Ball an sich zu nehmen und den Fang-Vorgang zu beenden, doch es gelang ihm nicht. Nur der Werfer des Balles konnte diesen Prozess jetzt noch stoppen. „Mewtu, kämpf dagegen an!“, flehte Ash, der jedoch mitansehen musste, wie das Pokémon immer schwächer wurde. „Ich kann – nicht mehr. Bitte, beende diesen Kampf. Für alle“, das waren seine letzten Worte, ehe Mewtu schließlich von dem schwarzen Licht in den Ball gezogen wurde. „Nein!“, schrie Ash voller Verzweiflung, doch er konnte nur zusehen, wie der Ball in die Hand seines Werfers zurück kehrte. „Du nimmst das alles viel zu schwer“, es war Giovannis arrogante Stimme, die Ash wütend knurren und seine Hände zu Fäusten ballen ließ. Der Team Rocket Boss stand in der Helikoptertür und hielt siegreich den schwarzen Pokéball in seiner Hand. „Lass Mewtu sofort wieder frei!“, brüllte Ash. „Wieso sollte ich? Ich habe mir zurück geholt, was sowieso schon immer mir gehörte. Außerdem soll sich Sabrinas Einsatz doch irgendwie bezahlt machen, findest du nicht auch?“, sein Blick fiel kurz auf die tote Arenaleiterin. „Was soll das heißen? Bist du etwa dafür verantwortlich, dass sie wieder so geworden ist?“ „Dieses Lob verdiene ich nicht, das hat sie ganz allein geschafft. Sie konnte die Macht, die sie besaß, einfach nicht ignorieren. Wusstest du, dass sie jeden Psybegabten herausgefordert hat und bei einem Kampf sogar ihren eigenen Vater getötet hat?“, abwartend blickte Giovanni hinunter zu Ash und zufrieden bemerkte er seinen schockierten Blick, daher erwartete er auch keine Antwort des jungen Trainers, „Da wusste ich, dass ich sie für meine Pläne benutzen könnte.“ „Du wolltest, dass sie gegen Mewtu kämpft?!“ „Du hast es verstanden. Ich gab ihr ein Ziel und sie folgte mir beereitwillig. Ich hab ihr einen ebenbürtigen Gegner versprochen und den hat sie auch bekommen. Als Gegenleistung habe ich nun Mewtu.“ „Sie ist tot! Ist dir das vollkommen egal?“, Ash war fassungslos. „Ein notwendiges Opfer“, gab Giovanni kühl zurück, „Mich stört es da eher, dass hier alle meine Männer faul auf dem Boden rumliegen. Ihr seid wirklich lästig. Aber bald habt ihr’s hinter euch, das kann ich dir versprechen“, mit einem letzten Grinsen schob er die Helikoptertür wieder zu und die Flugmaschine drehte bei. „Warte!“, schrie Ash durch den Lärm hindurch, aber natürlich brachte es nichts. Der schwarze Hubschrauber nahm Kurs und steuerte offenbar die Spitze des Vulkans an. Ashs Fäuste zitterten vor Wut und Verzweiflung. „Verdammt!“, schrie er in den Himmel. Er hatte versagt. Weder Sabrina noch Mewtu hatte er helfen können. Wie würde Paul es nennen: er war einfach nur erbärmlich. Paul und Lucia hatten die ganze Zeit über hinter der letzten Kiste zwischen den Hallen verharrt. Paul hielt Lucia an sich gedrückt und hatte ihren Mund mit einer Hand fest verschlossen. Als der Helikopter seinen Weg wieder fortsetzte, ließ er sie endlich wieder frei. „Was sollte das?!“, wütend stieß sie sich von ihm. „Du hättest uns verraten“, bemerkte er trocken und erhob sich endlich. „Wir hätten vielleicht helfen können!“ „Hätten wir nicht“, eindringlich blickte er sie an, „Er ist vielleicht dein Freund, aber deshalb solltest du nicht genauso dumme Sachen machen wie er. Was hätten wir denn tun sollen? So hat er uns wenigstens nicht bemerkt und weiß nicht, dass wir auch noch hier sind, das könnte uns später noch einen Vorteil verschaffen.“ Lucia wandte sich beleidigt von ihm ab, aber ganz Unrecht hatte er leider nicht. Sie kam sich dabei nur so hilflos vor. „Sie es wie du willst, aber falls es dir nicht aufgefallen ist, werden wir immer weniger. Wir sollten uns gut überlegen, was wir tun, wenn wir diesen Kampf noch gewinnen wollen. Du bist zwar nur Koordinatorin, aber so viel solltest du vom Kämpfen auch verstehen. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem ein falscher Schritt über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Dieses Mal hab ich dich noch aufgehalten, aber vielleicht ist das nächste Mal niemand da, um dich zu beschützen“, auch Paul wandte sich endlich von ihr ab, vergrub seine Hände in seinen Jackentaschen und stapfte auf Ash zu. Lucia folgte ihm nur langsam ein paar Sekunden später. Wenn sie so darüber nachdachte, fragte sie sich wirklich, was sie eigentlich schon allein geschafft hatte. In Jubelstadt hatte sie Paul nicht helfen können, stattdessen hatte man sie beide entführt. Und hier auf der Insel war es Gary gewesen, der sie nach der Helikopterexplosion hatte beruhigen müssen und nun war es auch noch Paul, der sie beschützte. War sie in diesem Kampf überhaupt schon jemandem eine Hilfe gewesen? Sie hatte zwar Sabrinas Puppe hergebracht, aber geholfen hatte sie ihnen auch nicht. Ganz im Gegenteil, Sabrina war tot und Mewtu wurde gefangen. So nutzlos hatte sie sich wirklich noch nie gefühlt. Aber trotzdem durfte sie nicht aufgeben, denn wie Paul sagte, sie wurden immer weniger. Doch warum war ausgerechnet so noch dabei? Eigentlich war die Erklärung ganz einfach: sie war die Einzige, die noch nicht wirklich gekämpft hatte. Für einen Moment musste sie Tränen unterdrücken. Sie blickte zu Paul, der gerade vor Ash stehen blieb. Selbst er hatte sich verändert. Früher hätte er niemandem geholfen. Was wohl der Grund dafür war, dass er auf einmal so handelte? In Jubelstadt war es noch anders gewesen. „Du stürmst ja gar nicht sofort los, um Giovanni hinterher zu eilen“, bemerkte Paul trocken, als er schließlich bei Ash stehen blieb und diesen abwartend anblickte. „Was weißt du denn schon?! Dich interessiert das hier doch alles überhaupt nicht!“, giftete er seinen alten Rivalen wütend an, „DU hast dich ja nur raus gehalten. Wenn ich könnte, hätte ich Giovanni am liebsten sofort fertig gemacht!“ Ash biss die Zähne zusammen. Er war wirklich mehr als wütend und zutiefst enttäuscht. „Lorblatt“, das Pflanzen-Pokémon trat langsam an seinen Trainer heran. Es sah auch ziemlich fertig aus, dieser Kampf hatte wohl jeden einige Kräfte gekostet. Außer Paul vielleicht. „Ich habe mich raus gehalten, weil ich keinen Moment gesehen habe, an dem wir hätten gewinnen können. Denn im Gegensatz zu dir habe ich vor, diesen Kampf zu gewinnen und dabei selbst am Leben zu bleiben“, Paul drehte sich dabei um und richtete seinen Blick auf Lucia, die mit langsamen Schritten ebenfalls auf sie beide zukam. Ihr Blick war irgendwie traurig und auch nachdenklich auf den Boden vor ihr gerichtet. Sie schien über seine Worte von vorhin tatsächlich nachzudenken. Sie musste ja nicht wissen, dass es ihm ähnlich ging mit dem, was sie ihm in Alabastia gesagt hatte. Er war sich nicht sicher, was er tun wollte, aber vielleicht würde er es herausfinden, wenn sie es wirklich schafften, Giovanni zu besiegen. Doch eines war ihm klar geworden, er mochte es noch so sehr verabscheuen, aber alleine würde er wohl keine Chance haben, denn Giovanni kämpfte neben seinen Pokémon auch noch mit anderen Waffen, damit konnte er leider nicht dienen. „Ich habe nicht vor, auf diesen Moment zu warten!“, schnauzte Ash Paul wieder an, so dass dieser sich wieder unbeeindruckt zu ihm umwandte. „Ich werde diesen Moment selbst bestimmen!“ Er wusste nicht wieso, aber er spürte eine tiefe Zuversicht in sich selbst aufkommen. Seine Pokémon hielten zu ihm, das konnte er in den Augen von Pikachu und auch Lorblatt genau sehen. Auch Mewtu hatte an ihn geglaubt. Egal was kommen würde, er könnte einfach nicht aufgeben. Sie hatten noch nicht verloren. „Und was machen wir jetzt?“, Lucia mischte sich endlich in die Diskussion ein, allerdings wirkte sie ziemlich unmotiviert, doch Ash bemerkte dies nicht. „Wir werden ihm folgen, was sonst!“ „Was ist mit Gary und den anderen?“, Lucia fragte sich wirklich, was aus Gary geworden war. „Wir können ihn ja mal anrufen“, kam Ash die Idee und er wählte die Nummer von Garys Poké-Com. Doch es sollte nur beim Versuch bleiben, denn es kam keine Verbindung zustande. „Das muss gar nichts heißen“, tat Ash das Ganze ab, „Bestimmt ist sein Gerät kaputt gegangen.“ „Sollten wir nicht nach ihnen sehen? Maike ist schließlich auch schwer verletzt“, Lucia wusste nicht wieso, aber sie wollte Giovanni nicht folgen. „Ach was. Er hat dir gesagt, dass er das schon regeln und dann nachkommen wird, also wird er das auch tun. Er wird sich schon nicht abhängen lassen. Ich werde Giovanni jedenfalls auf den Vulkan folgen“, entschlossen blickte Ash den großen Berg hinauf, auf deren Spitze ein großer Lavasee blubberte. Er kannte diesen Ort, denn dort hatte er schließlich seinen Arenakampf gegen Pyro gewonnen. „Und wie willst du dahin kommen?“, wieder einmal war es Paul, der dem Trainer aus Alabastia offenbar den Wind aus den Segeln nehmen wollte. „Ich komm da schon hoch.“ Paul zog wissend einen Mundwinkel zu einem kleinen Grinsen nach oben, Ash hatte wie immer keinen Plan. „Garys Tauboss wartet da vorne im Wald, aber es wird uns sicher nicht alle tragen können“, meinte Lucia. „Und jetzt sag nicht, du fliegst dann eben alleine!“ Dieser Gedanke war ihm wirklich als Erstes durch den Kopf geschossen, doch Lucia würde ihn nicht alleine gehen lassen. „Wir bräuchten noch mindestens ein anderes Pokémon, das einen Trainer mitnehmen kann. Mein Panferno schafft es sicherlich den Vulkan nach oben, aber was ist mit dir? So wie ich die Sache sehe, bist du auf so was wieder einmal nicht vorbereitet“, merkte Paul an, was Ashs Wut nur noch mehr noch oben schnellen ließ. Kurz spielte er mit dem Gedanken, Paul noch einmal eine runter zu hauen, aber das würde sein Problem nicht lösen. „Ash!“, eine sehr vertraute Stimme schrie im nächsten Moment den Namen des jungen Trainers. Ungläubig blickte Ash in die Ferne und versuchte die Herkunft der Stimme auszumachen. Und er lag richtig: von dem Dach eines Gebäudes sprang Entei von einer Halle zur nächsten und näherte sich ihnen mit schnellen Sprüngen. Und auf seinem Rücken saß Misty! Ash konnte es kaum glauben, sie lächelnd vor sich zu sehen, als Entei den Hauptplatz erreicht hatte und vor ihnen stehen blieb. Zudem hatten sie offenbar ihr drittes Transport-Pokémon gefunden. Der Helikopter näherte sich seinem Ziel, das konnte Giovanni mit einem zufriedenen Blick aus dem Fenster erkennen. „Du brauchst mich gar nicht so ansehen. Ich bin auch längst noch nicht an meinem Ziel angekommen. Ich kann dir versprechen, es wird noch viel besser werden“, Giovanni hatte seinen Blick wieder Green zugewandt, die ihm gegenüber saß und wütend anfunkelte.. Sie war jedoch an den Armlehnen angekettet und im Mund mit einem Seil geknebelt, so dass sie ihm leider nichts erwidern konnte. Aber was hatte dieser Mann nur vor? Wozu zerstörte er alles? Ihm schien nicht mal etwas an seinem eigenen Sohn zu liegen, denn wieso hätte er ihn sonst schwer verletzt zurück lassen sollen?! Doch was hatte er nur für eine Rolle für sie vorgesehen? Erst einmal konnte sie nur abwarten, aber wenn der richtige Moment gekommen wäre, würde sie sich wehren. Noch einmal würde sie sich nicht so leicht von ihm entführen und benutzen lassen! Siegfried ließ sein Fernglas sinken. Sein Dragoran schwebte in der Luft und hatte seinen Trainer den Kampf aus der Ferne beobachten lassen. „Dra?“, das Pokémon wartete auf die Reaktion seines Trainers, doch Siegfried war in Gedanken versunken. Er hatte den gesamten Kampf mitverfolgt. Das Ergebnis war eine halbzerstörte Team Rocket Basis, deren Leute allesamt besiegt am Boden lagen. Sabrina war tot und triumphierend standen die jungen Trainer in ihrer Mitte und waren am Leben. Und dann war da noch Entei. Selbst ein legendäres Pokémon kam den jungen Rebellen zu Hilfe. Die Sache entwickelte sich anders, als er erwartet hatte und doch hatte Giovanni bekommen, was er wollte. Endlich hatte er Mewtu, das musste von Anfang an sein Plan gewesen sein, was auch erklärte, wieso er sich die unberechenbare Sabrina zu Nutze gemacht hatte. Giovanni schien nun auf dem Weg zum Gipfel des Vulkans zu sein. Würde er dort den letzten Teil seines Plans umsetzen? Er musste es wissen. Er musste wissen, was die Welt erwartete. „Los Dragoran, wir folgen dem Helikopter!“ Das Drachen-Pokémon richtete seine Flügel aus und nahm Kurs auf die Spitze des Vulkans. Dort oben wartete das Schicksal. ~~~ Preview chapter 26: Gemeinsam mit Misty verfolgen Ash, Paul und Lucia den Giovannis Helikopter. Der Team Rocket Boss ist derweil dabei, den letzten Teil seines Plans umzusetzen. Gary gabelt in der Zwischenzeit Pyro auf, der noch ein paar interessante Informationen mitzuteilen hat… Zu Lesen in Kapitel 26, nächster upload-Termin ist der 10.01.2010. Ich wünsche allen bereits jetzt schöne Feiertage^___^ Kapitel 26: Das letzte Ziel des Weges ------------------------------------- Johto, Strudelinseln Der junge Trainer stand an der Küste der Insel, das Meer war recht ruhig und schlug nur leichte Wellen gegen die Felsen. Das kleine Pikachu mit den franseligen Haaren stand erwartungsvoll neben ihm. „Komm schon, ich weiß, dass ich dich hier finde“, murmelte Richie vor sich hin. Er stand nun schon seit einer Stunde hier und wartete. Er wartete darauf, dass sein Mantax zurückkam und einen alten Freund mitbringen würde. „Pika!“, Sparky spitzte die Ohren. Richies Blick wurde konzentrierter. Wind zog auf und die See wurde rauer. Plötzlich war ein schwarzer Schatten im Wasser zu sehen, der ein paar Mal im Kreis vor ihnen her schwamm. Da tauchte auf einmal sein Mantax wieder auf. „Man-tax“, überbrachte es seine frohe Botschaft. „Du hast ihn gefunden, das hast du gut gemacht, komm zurück“, Mantax wurde vom roten Strahl seines Pokéballs eingesaugt. „Lugia, bitte zeig dich!“, rief Richie ins Meer hinaus. Er war sich sicher, dass der große, schwarze Schatten, der sich hier durchs Meer bewegte, zu dem legendären Pokémon gehörte, das er vor Jahren einmal kennenlernen durfte. Und es schien seine Stimme tatsächlich zu hören, denn plötzlich schoss ein Wasserstrom nach oben und wurde im nächsten Moment von innen heraus in unzählige Tropfen zerschlagen. Ein lautes Brüllen ertönte und der klare Blick des legendären Pokémon lag auf dem jungen Trainer. „Danke, dass du gekommen bist“, Richie hatte fast aufgehört, daran zu glauben. Er hatte zudem befürchtet, dass Lugia womöglich wieder in die Hände von Team Rocket gefallen war. Er wusste, dass sie sich in Oliviana City stationiert hatten, um nach Lugia zu suchen. Ihm selbst war auch nur knapp die Flucht aus der Stadt gelungen, nachdem er erfolglos versucht hatte, die Arenaleiterin Jasmin aus dem Leuchtturm zu befreien. „Ich möchte dich um etwas bitten, Lugia“, fing er an, als sich auf einmal das Gesicht des Pokémon zu einer Art Lächeln formte. Der Meeresherrscher schien sich tatsächlich an ihn zu erinnern, doch da steckte mehr dahinter. „Bist du – Silber?“, könnte es tatsächlich das kleine Lugia sein, das er damals zusammen mit Ash und den anderen retten wollte? Wieder ertönte ein Laut und das Lugia nickte freudig. Was für eine Überraschung. „Du bist groß geworden“, bemerkte Richie mit einem Grinsen, „Glaubst du, du kannst mir helfen? Du weißt bestimmt, dass Team Rocket hinter dir her ist?“ Wieder nickte das Pokémon und sein Blick wurde traurig. Richie konnte auch nicht wissen, dass er seine Mutter nicht mehr finden konnte. „Du weißt doch bestimmt, wo die anderen drei legendären Vogel-Pokémon leben, oder?“, Lugia gab einen bestätigenden Laut von sich, „Ich bitte dich, überrede sie, gegen Team Rocket anzutreten. Ich weiß, dass sich viele Trainer ihnen entgegen stellen, aber alleine schaffen sie es nicht. Wir brauchen eure Hilfe, um unsere Welt zu beschützen, in der wir alle leben“, Richies Stimme klang ein wenig verzweifelt, denn er fühlte sich hilflos. Er selbst hatte nichts gegen Team Rocket ausrichten können, er wusste nicht mehr, was er noch tun sollte, als die Hilfe der Pokémon zu erbitten. Silber fing an zu kreischen und Richie sah überrascht zu ihm auf. Er hatte seine Flügel weit ausgebreitet und brachte das Meer zum Toben. Richie spritzte das Wasser bis ins Gesicht, doch er wusste, dass Silber ihn verstanden hatte. Im nächsten Moment legte Silber seine Flügel wieder eng an seinen Körper an und schoss fast senkrecht ins Wasser. Er machte sich sofort auf den Weg, um Richies Bitte zu erfüllen. „Vielen Dank, mein Freund“, er lächelte leicht und blickte schließlich in den blauen Himmel hinauf, „Was meinst du Sparky, ob Ash auch gerade gegen Team Rocket kämpft?“ „Pika-Pikachu!“, da war sich sein kleiner Freund scheinbar ziemlich sicher. „Das denke ich auch“, er wäre gerne an seiner Seite, doch er wusste nicht einmal, wo sein Freund steckte. Doch für ihn war der Kampf vorbei. Er hatte Team Rockets Waffen und Angriffskraft gesehen, alleine hätte er keine Chance und auch seinen Pokémon konnte er diesen Kampf nicht zumuten. Er konnte nur noch hoffen und warten, dass irgendjemand es schaffen würde, Team Rocket endlich zu besiegen. ~*~ Reunion – Das letzte Ziel des Weges Oder: Final Destination ~*~ Kanto, Zinnoberinsel „Ist das dein Ernst?“, Gary lenkte den Jeep über den huckeligen Waldboden. Er hatte Pyro am Labor getroffen, doch als sie den Team Rocket Helikopter in Richtung der Vulkanspitze gesehen hatten, machten sich ebenfalls auf den Weg und verschoben den Smalltalk auf unterwegs. „Ja. Ich habe dort oben ein kleines Forschungslabor. Dort hätten sie mich auch fast erwischt, aber ich konnte durch einen von mir errichteten Geheimgang im Vulkan fliehen. Leider haben sie mich ja trotzdem im Wald gestellt“, gab der einstige Arenaleiter zurück. „Und welche Möglichkeiten hat Giovanni also?“, Gary war beunruhigt, Giovanni schien hier mehr zu planen, als einfach nur eine Invasion mit seinen Truppen. „Viele, aber was genau er mit meinem Labor anfangen will, das weiß ich nicht. Ich kann dir nur sagen, dass er viele verschiedenen Technologien für seine Waffen und Maschinen gesammelt hat und wollte, dass ich in seinem Forschungsteam arbeite. Aber ich habe abgelehnt und bin geflohen. Doch wie ich mittlerweile feststellen musste, hat er es tatsächlich geschafft, eine Armee aufzubauen. Er hat Boote, Landsoldaten und –fahrzeuge sowie auch eine Luftwaffe, wer sollte sich dagegen wehren? Außerdem hat er es auch auf Mewtu abgesehen. Ich war dafür zuständig, den Psychoschild zu aktivieren, sollte es hier auf die Insel kommen.“ „Ich habe es gesehen.“ „Mewtu ist sehr mächtig und ich war leider damals anfangs an seiner Erschaffung beteiligt“, Pyro hatte keine guten Erinnerungen an diese Zeit. „Giovanni hat Sabrina für sich gewonnen, um es zu fangen. Er hat wirklich alles gut unter Kontrolle. Die Kanto-Region konnte er leicht unterwerfen, vor allem wenn sich ihm drei Arenaleiter bereitwillig anschließen. Und in Johto hat er seine anderen Handlanger stationiert, um für Ordnung zu sorgen. Ich bin mir sicher, er bereitet gerade seine letzten Schritte vor, um mit seiner Armee auszurücken. Ich frage mich nur, ob es ihm auch gelungen ist, Mewtu zu fangen“, Pyro blickte besorgt zur Spitze des Vulkans hinauf. „Was könnte er mit Mewtu denn ausrichten?“, Gary konnte sich keine konkreten Ausmaße vorstellen. „Nun ja, Mewtu könnte die Gedanken der Menschen manipulieren, wenn er Mewtu auf seiner Seite hätte, wäre er selbst auf jeden Fall absolut unangreifbar. Moment mal“, Pyro beschlich ein schrecklicher Gedanke. „Was ist los?“, Gary warf dem älteren Mann neben ihm einen beunruhigten Blick aus dem Augenwinkel zu, während er beide Hände fest am Lenkrad halten musste, um nicht vom Weg abzukommen. „Vielleicht ist es nur ein utopischer Gedanke und ich bete, dass ich falsch liege, aber wenn er es schaffen sollte, Mewtus Fähigkeiten zu verstärken und beispielsweise per Satellit vom Vulkan aus steuern könnte, dann bräuchte er vermutlich schon gar keine Armee mehr, um sich jeden Menschen gefügig zu machen. Jedenfalls nicht in Kanto“, für so einen Plan könnte der Team Rocket Boss sein Labor auch sicher gut gebrauchen. „Du meinst – Mewtu könnte die Menschen einer gesamten Region kontrollieren, wenn Giovanni es schafft, seine Kräfte zu verstärken?“, Gary wurde bei diesem Gedanken sichtlich anders. „Ich könnte mir vorstellen, dass Mewtu dazu in der Lage wäre. Wenigstens solange, bis Giovanni die absolute Kontrolle hätte“, Pyro senkte den Blick. Seine Sonnenbrille verdeckte zwar seine Augen, aber Gary konnte sich trotzdem den Schrecken in ihnen vorstellen, den die dunklen Gläser verbargen. „So weit wird es nicht kommen“, kam es jedoch entschieden von dem jungen Forscher. „Glaubst du, wir können noch irgendetwas dagegen tun?“, Pyro sah Gary hoffnungsvoll an. Der junge Eich blickte zielstrebig auf den steinigen Weg vor ihm, er glaubte an das, was er eben gesagt hatte. „Ash ist dort, ich bin mir sicher, dass er das Schlimmste verhindern wird. Und er ist nicht allein. Keiner von uns gibt auf, es ist also noch lange nicht vorbei!“ Ein Moment des Schweigens legte sich zwischen die beiden Männer. Pyro war von Garys Entschlossenheit tief beeindruckt. Diese Generation schien anders zu sein. Diese jungen Trainer waren nicht korrumpiert, machtgierig oder nur auf Erfolg aus. Dank ihnen konnte ein harmonisches Leben zwischen Menschen und auch Pokémon funktionieren. Vielleicht war der Kampf doch noch nicht verloren. „Euch bringt nichts von eurem Weg ab, richtig?“, Pyro blickte in den Himmel hinauf, „Ash, ich würde gerne sehen, was aus diesem jungen Trainer geworden ist. Meinen Kampf mit ihm habe ich bis heute nicht vergessen.“ Gary grinste. Auch er hatte einmal gegen Pyro gekämpft und gewonnen, auch das wusste Pyro noch, aber Ash hatte sicherlich mal wieder irgendeine dumme Show abgezogen, die den Menschen im Gedächtnis blieb. Damals waren sie auf der Zinnoberinsel aneinander geraten, weil er behauptet hatte, auf der Zinnoberinsel gäbe es schon lange keine Arena mehr und Ash behaarte natürlich auf dem Gegenteil. Und sein Rivale hatte schließlich Recht gehabt. So hatte er selbst erst viel später gegen Pyro und sein Magmar gekämpft. „Doch bist du sicher, dass du den Kampf durchstehst?“, wandte Pyro plötzlich ein und schenkte Gary einen erneuten prüfenden Blick. Der junge Trainer sah nämlich alles andere als gut aus. Er hatte schon viel geschwitzt, was seine teilweise durchnässte Kleidung deutlich zeigte. Seine Sachen waren auch an manchen Stellen ziemlich zerfetzt oder aufgescheuert und Brandwunden zeichneten seine Haut. Er hatte schon Einiges hinter sich. „Ich muss“, kam nur Garys entschlossene Antwort. Egal wie sehr seine Kräfte auch schwanden oder wie erschöpft er auch war, er würde erst aufhören, wenn Giovanni besiegt wäre. Außerdem hatte er noch ein anderes, persönlicheres Ziel: er musste Green retten! Ohne sie würde er nicht von hier weg gehen. Gary lenkte den Jeep weiter über das huckelige Gelände. Pyro zeigte ihm einen schmalen Weg, auf der er bis zum Ausgang seines Fluchttunnels würde fahren können, auf diese Weise würden sie es hoffentlich noch rechtzeitig auf den Gipfel des Vulkans schaffen. Team Rocket Hauptquartier Auch das letzte Feuer war mittlerweile erloschen, nur an einigen Stellen zeugte noch ein wenig Glut von den Flammen, die noch vor kurzem hier gewütet hatten. Silver lag keuchend am Boden und stellte sich nur eine Frage: könnte jemand seinen Vater aufhalten? Er selbst hatte versagt. All die Jahre, die er versucht hatte, Giovanni von seinen Plänen abzubringen, eine Gegenoffensive zu starten oder ihn am Ende verraten zu müssen, doch all das hatte nicht funktioniert. Er hatte nicht einmal Green vor ihm beschützen können, schlimmer noch, er hatte sie ihm in die Hände gespielt. Ihm war nichts mehr geblieben. Wofür hatte er dann nur die ganzen Jahre gekämpft? Auf einmal erschien alles so sinnlos. „Wen haben wir denn da?“, eine abfällige Stimme erregte Silvers Aufmerksamkeit und der Rothaarige setzte sich auf, um dem jungen Mann direkt in die Augen sehen zu können, der sich ihm näherte. „Was wollt ihr denn hier?“, gab er mindestens genauso abfällig zurück. Jimmy sprang von Raikou und Marina, die er unterwegs getroffen hatte, stieg von Suicunes Rücken. Die beiden kamen auf ihren einstigen Widersacher zu, Jimmy schien der Anblick zu gefallen, den Silver ihm bot. „Wir sind hier, um Leute wie dich aufzuhalten, unsere Welt zu zerstören“, Jimmy schien das rote R auf Silvers Brust regelrecht anzustarren. „Wie immer seid ihr ziemlich spät dran. Vor euch sind schon andere hier gewesen“, meinte Silver nüchtern. Jimmy war immer nur Zweiter, er war stets nach ihm gekommen und hatte es verpasst, ihn bei seinen Einsätzen aufzuhalten. „Ich weiß und wir sind hier, um ihnen zu helfen. Ihr habt ausgespielt!“ „Du bist so naiv“, blaffte der ehemalige Kommandant zurück. „Giovanni hat sich bereits auf den Weg gemacht. Es wird nicht mehr lange dauern, bis er die Invasion befiehlt.“ „Wir werden das verhindern!“, Jimmy schrie ihn an, „Los, sag uns wo er ist.“ „Ihr wollt gegen ihn kämpfen? Das ich nicht lache“, Silver grinste leicht, das war wirklich ein guter Witz. „Du-“, Jimmy ballte die Hände zu Fäusten, doch Marina umfasste sanft seinen linken Arm und blickte ein wenig mitleidig zu Silver. Ihr war sofort der notdürftige Verband aufgefallen, der um Silvers Bein gebunden war. Er hatte sich den unteren Teil seines Hosenbeins abgerissen und um die Wunde geknotet, doch sie blutete weiter. Der Verband war bereits mit Blut getränkt, diese Verletzung musste sehr wehtun. Aber auch ihre Umgebung sprach Bände. Hier war eindeutig etwas explodiert und überall lagen bewusstlose Team Rocket Soldaten. Nur er schien übrig geblieben zu sein, aber wieso? „Wir wissen, dass du viele schlimme Dinge getan hast, aber wieso hast du dich Team Rocket angeschlossen?“, Marina stellte sich diese Frage wirklich. Sie konnte sich noch gut an damals erinnern, wo Prof. Lind sie gebeten hatte, Jimmy bei der Suche nach dem Karnimanidieb zu helfen. Sie hatte seinerzeit von ihm ihr Endivie bekommen und war mit Jimmy losgezogen. Sie hatten beide ohnehin das Alter erreicht, als Pokémon Trainer in die Welt ziehen zu dürfen. Die Nachricht, dass jemand Karnimani gestohlen hatte, hatte alle in der Stadt erschüttert, aber es war ihnen nicht gelungen, es zurück zu bekommen. Schlimmer noch, Karnimani wurde zu Silvers Pokémon. Sie hatte nie verstanden, wieso er sich ein Starter-Pokémon gestohlen hatte, aber auch danach hatten sie ihn mehrere Male bei zwielichtigen Aktionen angetroffen, doch immer war er mit dem entkommen, was er haben wollte. Daher konnte sie auch Jimmys Wut verstehen, nie hatte er gegen ihn gewonnen, immer hatte er das Nachsehen gehabt und das war etwas, was Jimmy immer sehr nahe ging. „Sagen wir mal, ich hatte keine andere Wahl, aber-“ „Man hat immer eine Wahl!“, schnitt ihm Jimmy scharf das Wort ab, „Aber du bist doch schon immer so gewesen.“ „Hmpf, vielleicht liegt es mir ja im Blut“, Silver erwiderte ein Achselzucken, was Jimmy noch rasender machte, „Aber das ist alles irrelevant. Wenn ihr Giovanni aufhalten wollt, dann geht zum Gipfel des Vulkans, dort hat er sein Labor, von dem aus er alles starten wird. Aber sollte es ihm gelungen sein, Mewtu zu fangen, ist eh alles vorbei.“ „Wieso? Und was ist überhaupt Mewtu?“, warf Marina ein, ehe Jimmy etwas sagen konnte. „Mewtu ist geklontes Pokémon mit enormen Psychokräften. Giovanni hat Wissenschaftler dazu gezwungen eine Maschine zu entwickeln, die seine Kräfte noch verstärken kann. Damit ist er in der Lage, jeden Menschen zu kontrollieren, wenn Mewtu seine Kräfte freisetzt. Dann kann man ihn nicht mehr aufhalten.“ Marinas Blick trübte sich. Irgendetwas war komisch an Silver. Müsste er sich nicht freuen, wenn es dazu kommen sollte? Doch er wirkte so hoffnungslos und voller Trauer. Er schien sich selbst sogar aufgegeben zu haben. Es war auf jeden Fall nicht der Silver, den sie kannte. „Dann sollten wir keine Zeit verlieren“, meinte Jimmy und wandte sich wieder ab. Er sprang auf Raikous Rücken und richtete seinen Blick auf die Spitze des Vulkans. „Ihr werdet wieder kläglich versagen“, murmelte Silver, jedoch hatte Marina ihn trotzdem verstanden und lächelte leicht darüber. „Vielleicht“, überrascht musste Silver sie anblicken, „Aber das wissen wir erst, wenn wir es versucht haben, oder?“, sie kehrte ebenfalls zu Suicune zurück und stieg auf. „Lass uns gehen“, mit diesen Worten gab Jimmy die Richtung vor und die beiden setzten ihren Weg fort. Silver sah den beiden noch eine ganze Weile lang nach. Sie hatten ihn schon nie aufhalten können, wie wollen sie dann seinen Vater besiegen? Aber hatte er es richtig gesehen, dass sie auf zwei der legendären Pokémon aus Johto hergekommen waren? Sie hatten diese Pokémon doch nicht etwa gefangen?! Doch für ihn war der Kampf vorbei, sollte die Welt doch untergehen, er würde dadurch nichts verlieren, was er nicht schon verloren hatte. Silver hatte seinen Blick immer noch gen Himmel gerichtet, als ihm plötzlich etwas Ungewöhnliches auffiel. Es schien sich noch etwas zu nähern, jedenfalls hielt eine Horde Pokémon auf ihn zu. Staraptor flog so schnell es konnte. Es führte die Gruppe Pokémon an, die sich auf den Weg zur Zinnoberinsel gemacht hatte, um ihren Trainern zur Seite zu stehen. Es war Ashs Staraptor, das mehr als glücklich war, einen Grund bekommen zu haben, um seinem Trainer zu folgen. Alle anderen, die ebenfalls zur Insel fliegen konnten, waren mitgekommen: Schwalboss, das Krebscorp auf seinem Rücken trug, Noctuh, welches Bisasam hergetragen hatte und zwei Smettbos begleiteten das Vogel-Pokémon aus Sinnoh. Ihnen hatten sich ein weiteres Smettbo, ein Bibor und ein Ibitak angeschlossen, auch einige von Garys Pokémon waren in der Nähe von Prof. Eichs Labor zurück geblieben und hatten auf ihre Chance gewartet. Nun war sie gekommen. „Star!“, gurrte Staraptor, welches bereits den Standort des Team Hauptquartiers erspähen konnte. „Na endlich, hoffentlich finden wir dort endlich jemanden, langsam mache ich mir wirklich Sorgen. Wo stecken die nur alle?!“, knirschte der grünhaarige Koordinator. Drew saß auf Staraptors Rücken und war von der bisherigen Aussicht alles andere als begeistert. Erst das zerstörte Kraftwerk, dann war Rauch bereits von der Ferne aus an einigen Stellen auf der Insel zu sehen gewesen, aber einen von seinen Mitstreitern hatte er bis jetzt noch nicht. Die Angst, dass den anderen etwas passiert war, wuchs mit jeder Sekunde in ihm, allen voran die Angst, Maike nie wieder zu sehen. Er hatte seinen Kampf gewonnen, knapp, aber er hatte gewonnen. Er wäre den anderen keine Hilfe mehr, seine Pokémon konnten nicht mehr kämpfen und auch sein Körper zeigte kaum noch ausdehnbare Kraftreserven, dennoch hatte er herkommen müssen. Aber bei dem Gedanken an Sams letzte Worte an ihn, musste er leicht grinsen. ‚Jeder gute Trainer sollte seine Grenzen kennen. Ist eine Grenze einmal überschritten, kann man nicht mehr zurück. Sollte es also so weit kommen, dreh dich nicht um. Aber ich werde hier sein und warten.’ Mit einem entschlossenen Blick hatte sich Sam von ihm verabschiedet. Er hatte nicht versucht, ihn aufzuhalten, wohl wissend wie es ihm ging. Drew hatte auch nicht vor zu kämpfen, aber er würde keine Ruhe finden, so lange er nicht wusste, wie es Maike ging. Er würde ihr so gerne die Erfahrung ersparen, die er bereits zweimal gemacht hatte. Sie sollte nicht bewusst für den Tod von Menschen verantwortlich sein, sie sollte keine Grenze überschreiten müssen. Aber Sam hatte Recht, er durfte sich nicht umdrehen. Er konnte die Dinge, die geschehen waren, nicht mehr ändern. Seine Vergangenheit stand festgeschrieben und er würde damit leben müssen. Doch wie sollte er mit seiner Vergangenheit leben, wenn er nicht einmal wusste, ob es überhaupt eine Zukunft gäbe? „Da unten ist jemand“, bemerkte Drew und deutete Staraptor, dort unten auf dem Platz zu landen. Das Vogel-Pokémon breitete seine Flügel zur Landung aus und setzte gekonnt auf dem Boden auf. Die anderen Pokémon folgten ihm. „Was ist denn hier passiert?“, fragte sich Drew und sah sich um. Besiegte Team Rocket Rüpel, Metallreste und Holzsplitter lagen überall verteilt und die Luft stank nach Benzin. „Bist du auch so ein Größenwahnsinniger, der Giovanni aufhalten will?“, vernahm Drew eine männliche Stimme und warf der Person, die er bereits aus der Luft gesehen hatte, einen ungehaltenen Blick zu. „Und was, wenn es so wäre?“, er näherte sich dem rothaarigen Mann in Schwarz und erkannte sofort das rote R auf seiner Brust. „Dann solltest du lieber wieder umkehren.“ „Erst, wenn ich jemanden gefunden habe.“ „Wenn du Jimmy und Marina suchst, die sind gerade weg. Aber es befinden sich zurzeit ohnehin alle auf dem Weg zum Gipfel des Vulkans, du bist hier also falsch.“ Drew warf dem geschlagenen Kommandanten einen skeptischen Blick zu. Wieso erzählte er ihm das alles? Und Marina war doch die Koordinatorin, die ihn zurück nach Alabastia gebracht hatte. Der Kampf schien sich der entscheidenden Phase zu nähern. „Danke für die Auskunft“, mit diesen Worten wandte sich Drew wieder ab und wollte seinen Weg fortsetzen. „Oder bist du hier, um Schadensbegrenzung zu betreiben?“ Drew warf einen fragenden Blick über seine Schulter zu Silver. „Du siehst mir nicht so aus, als ob du noch in der Lage wärst zu kämpfen“, Drew wandte sich nun vollends um, die Blicke der beiden Männer trafen sich, Silver hatte Drews Zustand offenbar gut erkannt, „Dort drüben liegt noch ein Mädchen, das bei der Helikopterexplosion verletzt wurde“, fuhr er fort, „Sie gehört wohl auch zu dir, denn sie war zusammen mit diesem Forscher und noch einem blauhaarigen Mädchen hier.“ „Was?“, nun wurde Drew hellhörig. Sofort überprüfte er Silvers Behauptung. Er lief um den letzten größeren Metallrest der Flugmaschine herum und entdeckte tatsächlich den bewegungslosen Körper, der an einer Holzkiste lehnte. „Maike!“, geschockt rannte er so schnell zu ihr wie er konnte und kniete neben ihr nieder, „Maike, Maike, bitte wach auf.“ Er hielt ihr Gesicht mit beiden Händen umfasst. Doch ihre Augen öffneten sich nicht, sie gab keine Antwort. Nervös legte Drew zwei Finger auf ihre Halsschlagader, ihr Puls war schwach aber da. Doch ihr Körper sah schlimm zugerichtet aus. Ihre Wunden hatten zwar aufgehört zu bluten, doch die getrocknete Flüssigkeit überzog den Großteil ihres Körpers, so dass er nicht einzuschätzen vermochte, wie ihr Zustand wirklich war. „Maike, bitte mach die Augen auf, ich bin’s“, der Ton seiner Stimme wurde mit jedem Wort flehender. Noch nie hatte sich der Koordinator so hilflos gefühlt. Wieso war er nicht da gewesen? Warum hatte er das nicht verhindert? Er hatte es doch versprochen. Er kniff die Augen zusammen und musste Tränen der Verzweiflung unterdrücken. Er nahm Maike in den Arm und lehnte sie an sich. Ihr warmer Körper in seinen Armen war ein kleiner Trost. „Drew“, kaum hörbar vernahm er den Laut seines Namens und öffnete ungläubig seine Augen. „Maike“, er blickte in zwei Augenschlitze. Das Blau ihrer Augen blitzte kurz auf, ehe sich ihre Lider wieder schlossen. „Drew“, ihr Kopf rutschte gegen seine Brust. Maike konnte sich nicht weiter bewegen, doch die Gewissheit, dass er noch am Leben und zu ihr gekommen war, machte sie unendlich glücklich. Drew hauchte einen Kuss auf ihre Stirn, „Alles wird gut, ich bring dich hier weg.“ Mit der Kraft, die er noch hatte, hob er sie auf seine Arme und trug sie zu Staraptor, „Bringst du sie für mich nach Alabastia zurück?“ Das Vogel-Pokémon deutete Drew, Maike auf seinen Rücken zu legen. Auch die Smettbos flatterten über ihnen und wollten Maike mit ihrem Fadenschuss sichern. Er setzte sie auf dem weichen Gefieder ab und wollte sie gerade los lassen, als er ihren schwachen Griff an seinem Hemd spürte. „Komm – mit“, flüsterte sie bittend und ihre Augen blinzelten ihn flehend an. „Ich werde nachkommen, versprochen“, mehr konnte er ihr nicht antworten, denn Staraptor könnte nur einen von ihnen tragen. „Du solltest sie nicht allein lassen“, hörten sie alle plötzlich eine feste Frauenstimme und sahen empor. Die Überraschung war deutlich in den Gesichtern der beiden Koordinatoren und des Kommandanten zu sehen. „Ihr könnt mein Dragonir haben. Flieht damit von der Insel, für euch ist der Kampf vorbei“, die Frau stieg von besagtem Pokémon und blickte die beiden Koordinatoren scheinbar traurig an. „Sandra, die Arenaleiterin von Ebenholz City?“ „Das ist mein Name, aber den Titel verdiene ich nicht länger“, betrübt blickte sie ihr Drachen-Pokémon an, welches sie sanft am Hals streichelte. Schließlich wandte sie sich wieder Drew zu, „Du solltest deine Freundin nicht alleine lassen. Ihr scheint viel für einander zu empfinden und wie du bereits sagtest, bist du nicht hier, um weiter zu kämpfen. Also geht, der Kampf wird durch andere entschieden. Ihr habt euren Beitrag geleistet.“ „Wieso hilfst du uns? Hast du dich nicht Team Rocket angeschlossen?“, Drew blieb skeptisch. „Sie hätten meine Stadt zerstört. Alles, was uns heilig ist, die Geburtsstätte der Drachen, der heilige Tempel, alles wäre vernichtet worden, wie hätte ich das als ihre Hüterin zulassen können? Und er ist ihnen auch gefolgt.“ „Wen meinst du?“ „Sie redet von Siegfried“, mischte sich Silver ein, „Ich dachte mir schon, dass ihr nicht so seid wie die drei Arenaleiter aus Kanto.“ „Wie könnte ich das jemals gut heißen, was Team Rocket getan hat?! Doch es gab keine andere Möglichkeit. Ich musste mich dazu zwingen, all diese schrecklichen Dinge zu tun und zu befehligen, allein der Gedanke, dass Siegfried der Überzeugung ist, es sei der einzig richtige Weg, hat mich weiter machen lassen. Aber-“, Sandra hielt kurz inne, um sich zu sammeln, „Ich bin mir nicht mehr sicher, ob er weiß, was er tun soll.“ „Wieso hat er sich überhaupt Team Rocket angeschlossen?“, fragte Drew. Immerhin war Siegfried Champion, wenn sich einer wehren könnte, dann doch wohl er. Es wäre sogar seine Aufgabe gewesen! „Ich bin nicht mehr so sicher. Er will einfach nur, dass die Welt wieder ein Gleichgewicht wiederfindet. Doch vielleicht haben wir uns für die falsche Seite entschieden“, gestand sich Sandra ein. „Ich hoffe wirklich, dass eure Freunde Giovanni aufhalten können. Vielleicht erkennt auch Siegfried dann, welchen Weg er eigentlich gehen will.“ „Das fällt ihm ja reichlich spät ein. Aber vermutlich hat Giovanni sein Ziel ohnehin schon erreicht“, Silvers entmutigte Stimme drang durch die Luft. „Du hast ihn doch auch verraten. Wieso glaubst du nicht daran, dass diese Trainer ihn aufhalten können?“, stellte Sandra nun ihrerseits eine Frage an den geschlagenen Kommandanten. Drew war überrascht. Doch das erklärte, wieso dieser Mann der Einzige war, der nicht bewusstlos am Boden lag und ihm alles so bereitwillig erzählt hatte. „Weil bis jetzt jeder Teil seines Plans aufgegangen ist. Und sieh sie dir doch nur mal an, sie werden am Ende alle geschlagen am Boden liegen, so wie jeder bisher auch. Kurz glaubte ich auch daran, dass sie gewinnen könnten, aber ich sehe keinen Sinn darin, meine Hoffnungen in sie zu legen. Ich habe Jahre damit verbracht, diesen Tag zu verhindern, aber ich bin kläglich gescheitert, wieso sollte es ihnen dann auf einmal gelingen?!“ „Weil wir die Hoffnung nicht einfach aufgeben!“ gab Drew bissig zurück, „Du bist ganz schön erbärmlich, weißt du das?! Solange noch einer von uns steht, ist dieser Kampf nicht zu Ende. Wir wollen unsere Welt nicht einfach aufgeben, aber dir scheint ja nicht viel an ihr zu liegen.“ „Da hast du vielleicht Recht. Ich wüsste nicht, was mir diese Welt noch zu bieten hat“, Silver senkte seinen Kopf, sein Pony fiel ihm ins Gesicht. „Was ist mit dem Mädchen, das Giovanni mitgenommen hat?“, fragte Sandra, „Ich hatte den Eindruck, dass du sie unbedingt retten wolltest. Außerdem hast du dein Leben riskiert und dieses Mädchen mit aus dem Helikopter gezogen und Gary Eich dabei geholfen, Giovanni zu verfolgen“, die einstige Arenaleiterin hatte schließlich alle gut beobachtet und stets überlegt, sich einzumischen, doch was hätte das geändert. „Sie bedeutet mir alles, aber ich habe es nicht geschafft, sie vor ihm zu beschützen. Es ist meine Schuld, dass sie sich nun in einer Gewalt befindet. Außerdem braucht sie mich nicht mehr, sie will von diesem Gary gerettet werden, nicht von mir“, es hatte ihn schwer getroffen, dass sie den Namen eines anderen gerufen hatte und nicht seinen. Silver wusste nicht, was er jetzt noch tun sollte, doch mit einem Faustschlag wurde er buchstäblich auf den Boden der Realität befördert. Überrascht und sich die Wange haltend sah er auf. Drew stand keuchend vor ihm und zog langsam seine Faust zurück. „Wie bescheuert bist du eigentlich?!“, schrie er ihn an, so hatte er sich noch nie gehen lassen, aber das war zu viel gewesen, „Wenn sie dir wirklich wichtig ist, wie kannst du dann hier nur rumsitzen und in Selbstmitleid versinken?! Und wie kommst du darauf, dass sie dich nicht mehr braucht? So wie ich das sehe, ist sie immer noch Giovannis Geisel und wieso Gary die ganze Arbeit machen lassen? Reiß dich mal zusammen! Wenn du nicht mehr bereit bist zu kämpfen, dann sag auch nicht, dass sie dir wichtig ist. Und du redest sicher von Green, richtig?“, wen sonst sollte Gary auch so sehr retten wollen und wie es schien hatte sie nicht sie, sondern Giovanni verraten. Silver nickte schwach, er fühlte sich wie benommen. „Ich kenne sie noch nicht lange, ich würde sie also nicht als meine Freundin bezeichnen. Aber sie hat sich unserer Sache angeschlossen und Gary hat ihr vertraut. Offenbar war dieses Vertrauen gerechtfertigt. Wenn ich könnte, würde ich ihr auch helfen, aber meine Kraft ist damit erschöpft, dass ich die Frau, die ich liebe, von dieser Insel bringe“, Drew warf einen kurzen Blick zu Maike, „Ich weiß nicht, was Green dir bedeutet, aber wenn du sagst, dass sie dir wichtig ist, dann setz endlich deinen Arsch in Bewegung und rette sie!“ Silver ließ die Worte auf sich wirken. Könnte er wirklich noch etwas ausrichten? Doch eigentlich war diese Frage nebensächlich, denn egal, wie es ausgehen würde, er musste es wenigstens versuchen. Für wen sollte er sonst kämpfen, wenn nicht für sie? Seinen Vater konnte er aufgeben, aber doch nicht den Menschen, der ihm mehr bedeutete als alles andere. Drew wandte sich von der Jammergestalt vor ihm ab und trat an Sandra heran, „Ich würde dein Angebot gerne annehmen.“ „Bitte“, die junge Frau half ihm dabei, Maike auf Dragonir zu heben und selbst hinter ihr aufzusteigen. „Vielen Dank“, mit einem anerkennenden Nicken verabschiedeten sie sich von einander und Sandra wandte sich wieder Silver zu, da dieser auf einmal ein schweres Stöhnen von sich gab. Er hatte sich aufgerafft und stand wieder auf den Beinen. Das Gewicht war zwar auf ein Bein verlagert, doch sein Blick zeugte auf einmal wieder von Entschlossenheit. „Du willst also doch kämpfen?“ „Kannst du mich hinbringen?“ Sandra nickte und holte einen Pokéball hervor. Ein weiteres Dragonir erschien vor ihr. Es war das Jüngere von beiden und wäre daher nicht so kampferfahren, aber es würde sie sicher auf den Berg bringen. „Steig auf“, meinte sie, als sie selbst auf dessen Rücken saß und reichte Silver eine Hand. Dieser nahm sie dankend an und schwang sich hinter Sandra auf das Drachen-Pokémon. „Los!“, gab Sandra den Befehl zum Abflug. Der letzte Kampf stand bevor und beide waren entschlossen, nicht nur unbeteiligt auf das Ende zu warten. Die Pokémon, die aus Alabastia her gekommen waren, entschieden sich ebenfalls dafür, dem einstigen Kommandanten und der Arenaleiterin zu folgen. Standort der Team Rocket Panzerdivision Misty war vollkommen überrumpelt. Sie spürte regelrecht, wie ihr die Wärme und Röte ins Gesicht schoss. „A-Ash, was soll das?“, stotterte sie, doch eigentlich wollte sie nicht, dass er sie wieder los ließ. Endlich hatte sie ihn wieder gefunden, doch sobald sie ihm gegenüber stand, hatte er sie plötzlich und vollkommen unerwartet einfach umarmt und drückte sie nun so stark an sich, als wenn er Angst hätte, sie würde jeden Moment weg laufen. „Ich bin so froh, dich zu sehen“, gab er abwesend zurück. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie froh er war. Es war so viel passiert und er hatte das Gefühl, so vieles falsch gemacht zu haben, doch egal war passierte, sie schien immer an seiner Seite zu sein, auch jetzt. Sie hatte es geschafft, sie musste Major Bob besiegt haben, sonst wäre sie jetzt nicht hier. „Ash“, Misty fasste ihn sanft an die Schulter und löste sich aus seiner Umarmung, „Was ist mit Sabrina passiert?“ Über seine Schulter hatte sie den toten Körper der Arenaleiterin gesehen und blickte Ash nun besorgt an. Doch sie konnte sich denken, was er auf jeden Fall sagen würde, denn er musste denselben Ausdruck im Gesicht haben wie sie selbst. „Sie hat gegen Mewtu gekämpft und plötzlich hat Team Rocket das Feuer eröffnet. Ich wollte nicht, dass sie von der Kugel getroffen wird, die für mich gedacht war, aber als alles vorbei war, sah ich sie nur noch vor mir zusammen brechen“, Ash ballte die Hände zu Fäusten. „Das ist doch nicht deine Schuld, hör endlich auf dir Vorwürfe zu machen“, rief Lucia dazwischen und blickte Ash ernst an, „Ich will nicht sagen, dass sie es verdient hat, aber würdest du lieber so am Boden liegen? Ich bereue es jedenfalls nicht, dir den Deckel zugeworfen zu haben, der dich vor der Kugel gerettet hat. Wir wussten doch alle, dass es so kommen könnte.“ Ash blickte nur betrübt zur Seite, das war nur ein kleiner Trost. „Sie hat Recht. Außerdem weiß ich, wie du dich fühlst“, musste Misty schließlich zugeben. „Du meinst-“ Die Arenaleiterin nickte bestätigend, „Major Bob ist tot. Unterwegs habe ich auch Jimmy getroffen, den Jungen aus Mahagonia City, er sagte mir, dass auch Koga tödlich besiegt wurde.“ „Wirklich…“, Ashs Stimme wurde immer leiser. Unaufhaltsam stiegen die Erinnerungen an die drei Arenaleiter in ihm hoch. Er konnte nicht verstehen, wieso sie sich Team Rocket angeschlossen hatten, doch eines wusste er: die Arenakämpfe, die er gegen sie bestritten hatte, waren gute Kämpfe gewesen und er würde ihre Orden stets in Ehren halten. „Die entscheidende Figur ist aber noch übrig“, kam es auf einmal von Paul und alle blickten ihn an. „Er hat Recht. So lange wir nicht Giovanni besiegt haben, ist es noch nicht vorbei“, stimmte Lucia zu. „Wir sollten also aufbrechen“, meinte Misty entschieden, „Ash?“ „Natürlich komme ich mit. Giovanni und ich haben noch eine Rechnung offen. Außerdem muss ich Mewtu retten“, Ashs Augen funkelten entschlossen. „Du meinst – er hat Mewtu tatsächlich gefangen?“ Ash nickte bitter. Er hätte es verhindern müssen, aber er hatte sich ablenken lassen und seine Aufmerksamkeit der falschen Sache gewidmet. „Dann sollten wir keine Zeit verlieren. Ich will mir gar nicht vorstellen, was er mit Mewtu machen wird.“ „Dann hört auf zu labern und kommt in die Gänge. Wir haben noch einen guten Weg vor uns, wenn wir bis zum Gipfel wollen“, murrte Paul und deutete Panferno, sich auf den Weg zu machen. Das Pokémon nahm seinen Trainer auf den Unterarm, hielt ihn mit der anderen Hand fest und sprang los. „Er hat auch nicht dazu gelernt, oder?“, fragte Misty und stemmte seufzend die Hände in die Hüften. „Kann man so nicht sagen“, musste Ash ein wenig widerwillig zurückgeben und erntete einen fragenden Blick von Misty. „Ist nicht so wichtig.“ „Wir sollten ihn also nicht alleine gehen lassen“, Lucia nahm zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus. Kurz darauf war Garys Tauboss zu sehen, das aus dem Wald auf sie zugeflogen kam und vor Lucia landete. Die Koordinatorin setzte sich auf und wartete darauf, dass auch Misty, Ash und Pikachu auf Entei aufgestiegen waren. „Wo kommt Entei überhaupt her?“, fragte Ash neugierig. „Es kam zusammen mit Jimmy und Raikou auf die Insel. Es war damit einverstanden, mich herzubringen und offenbar will es selbst auf den Vulkan“, das Pokémon drängte die beiden regelrecht zum Aufsteigen und sprang auch schon los, Tauboss hob ebenfalls mit starken Schwingstößen ab. „Ash?“ „Ja?“, abwartend blickte der junge Trainer seiner Freundin über die Schulter. „Ich bin auch froh, dich wieder zu sehen. Und ich gebe Lucia Recht, es wäre zu schrecklich gewesen, wenn du an Stelle von Sabrina dort gelegen hättest.“ Ash ließ einen Moment verstreichen, „Schon. Aber wie viele müssen noch sterben? Ich hatte gehofft, dass ich das endlich beenden könnte“, knirschte er bitter. „Wir sind auch nur Menschen, wir können nicht mehr als unser Bestes geben. Aber wenn wir zusammenhalten, dann schaffen wir es auch, diesen Kampf zu beenden.“ „Ja“, Ash nickte entschieden. „Pika!“ „Du siehst das auch so, stimmt’s Pikachu?“, Misty musste lächeln. Ash war stark und er schaffte es immer irgendwie, alles wieder gerade zu biegen, doch was wäre er ohne seine Freunde?! Alleine wären sie hier alle nicht viel wert. „Wo sind eigentlich Gary und Maike?“, dies war noch die offene Sache, die Misty auf der Seele brannte. Dass die beiden nicht hier waren, musste auch heißen, dass sie irgendwo zurück geblieben waren. „Gary und Maike haben im Team Rocket Hauptquartier gekämpft. Lucia sagte, dass Maike schwer verletzt ist und was mit Gary ist, wissen wir nicht. Ich erreiche ihn auch nicht auf dem PokéCom“, gab Ash recht nüchtern zurück. „Verstehe“, es war also nicht unbedingt damit zu rechnen, dass die beiden auch auf dem Weg zu Giovanni waren. Schweigen trat ein. Paul gab den Weg vor und er war schon ein paar Ebenen höher als Ash und Misty, doch die Pokémon sprangen zielstrebig den immer steiler werdenden Berg nach oben. Lucia behielt derweil die Gegend und ihre Freunde im Auge. Doch plötzlich blieb Panferno stehen, offenbar hatte er eine Höhle entdeckt. Paul ließ die anderen aufschließen und Tauboss schwebte neben ihnen in der Luft. „Durch die Höhle strömt warme Luft“, stellte Paul fest. „Es könnte also ein Durchgang sein, der ins Innere des Vulkans führt“, meinte Misty und überlegte kurz, „Am Fuße des Berges befand sich doch auch die Arena und von dort aus sind wir nach oben zum Lavasee gestiegen, aber von dem Treppenaufgang führten noch weitere Gänge ab. Es kann gut sein, dass Pyro diesen Gang gebaut hat.“ „Wir sollten ihn benutzen, denn das ist am Unauffälligsten“, entschied Paul und blickte die anderen bestimmt an. Es gab auch niemand Widerworte. Lucia sprang von Tauboss auf den Felsvorsprung ab, „Dann nichts wie los. Tauboss, du kannst zurück zu deinem Trainer!“ Das Vogel-Pokémon gurrte kurz auf, ehe es abdrehte und wieder in tiefere Ebenen flog. „Du gehst vor“, mit einer Kopfbewegung wies Paul Panferno an, als Erstes den Durchgang zu betreten. Seine Flamme würde ihnen Licht spenden und sollten Angreifer oder Fallen auf sie lauern, wäre Panferno genau das richtige Pokémon, um sie unschädlich zu machen. Das Pokémon nickte und ging bereitwillig voraus. „Sei ja vorsichtig“, meinte Ash jedoch noch, folgte Panferno und Paul aber schließlich. Lucia und Misty schlossen sich den beiden Jungs ebenfalls an und Entei gab den Trainern Rückendeckung. Zunächst verlief die Höhle sehr felsig, doch nach einigen Metern waren Stufen in das Gestein geschlagen. „Sehr interessant“, Paul grinste, während warmer Wind den Gang hinunter wehte. Ein Indiz, dass sie sich in die richtige Richtung bewegten. Die Gruppe ging weiter mit der Zuversicht, diesen Kampf bald endlich beenden zu können. Auf dem Gipfel des Vulkans, Lavasee Giovannis Helikopter stand still neben dem brodelnden Lavasee. Der Pilot und sein Begleiter waren ausgestiegen, um eine andere Maschine klar zu machen. Giovanni lehnte sich zu Green vor und nahm ihr das Knebelseil aus dem Mund. Als er sich wieder zurücksetzen wollte, spürte er etwas Schleimiges auf seiner Wange. Angewidert griff er nach ihrer Mütze und wischte sich ihre Spucke von der Haut. „Du bist wirklich ganz schön frech, du hast dich offenbar kein Stück verändert.“ „Was weißt du denn schon?!“, giftete sie an und zerrte an den Ketten, die ihre Arme gefangen hielten. „Vergiss nicht, ich kenne deine Vergangenheit. Ich kenne jeden Tag deines Trainings und ich kenne deinen Ruf. Du bist eine Diebin und Betrügerin, wieso willst du dich mir nicht anschließen?“, Giovanni grinste leicht. „Eher sterbe ich!“, brüllte sie ihn wütend an. Er wusste überhaupt nichts über sie, sonst hätte er sie das nicht gefragt. Jeder Tag ihres Trainings damals nach ihrer Entführung war eine Qual gewesen, an dem sie nur daran gedacht hatte, wie sie zusammen mit Silver von dort fliehen könnte. Sie hatte immer nur sich selbst helfen müssen, wem hätte sie also vertrauen sollen? Ihren Pflegeeltern? Wohl kaum, die nahmen sie doch überhaupt nicht ernst, außerdem erzählten sie niemandem, wie sie eigentlich zueinander gekommen waren, viele dachten, sie wäre ihr leibliches Kind. Wer war hier also der Betrüger gewesen? Sie hatte doch nichts anderes gelernt. Stehlen war vielleicht nicht richtig, aber sie hatte niemanden bis auf die Haut ausgenommen, sondern sich nur das genommen, was sie für sich brauchte oder was später einmal für sie nützlich sein könnte. Viele dieser Menschen konnten sich auch nicht gerade mit Lorbeeren schmücken. Auf dieser Welt hatte sie schon viel gesehen, aber so einem Menschen wie Giovanni war sie noch nie begegnet. Wie konnte man nur kleine Kinder entführen und rekrutieren und ganze Städte zerstören wollen?! „Pass auf, was du sagst, ich könnte deinem Wunsch nachkommen“, gab Giovanni zurück und stieg nun ebenfalls aus dem Helikopter. „Und warum hast du es nicht schon längst getan? Wozu brauchst du mich noch?“ „Du sollst mein Köder sein.“ „Köder? Wofür?“, fauchte sie, doch Giovanni warf ihr nur ihre beschmierte Mütze vor die Füße und wandte sich zum Gehen um. „Antworte mir gefälligst!“, schrie sie ihm nach. Tatsächlich blieb er stehen, drehte sich aber nicht zu ihr um, „Du weißt, wer Silver ist, oder? Er hat es dir doch bestimmt erzählt.“ „Er ist dein Sohn. Na und?“ „Ganz genau. Leider konnte ich ihn bis jetzt nicht dazu bringen, mir gegenüber loyal zu sein, also muss ich andere Mittel einsetzen“, Giovannis warf Green einen stechenden Blick über die Schulter zu, „Du bist der einzige Mensch, dem er jemals vertraut hat, seine Loyalität gehört dir. Doch wenn er nicht will, dass ich dich in diesem Lavasee versenke, wird er kommen und er wird mir die Treue schwören. Du solltest dir also überlegen, für was du dich entscheidest. Es wäre wahrlich eine Verschwendung, dich beseitigen zu müssen“, mit diesen Worten schritt Giovanni endlich weiter. Green starrte ungläubig auf den Boden vor sich. Silver hatte die ganze Zeit versucht, seinen Vater zu bekehren, während dieser seinerseits das Gleiche vorhatte. Doch wie es aussah, würde der Vater am Ende am längeren Hebel sitzen. „Komm nicht her“, flehte sie leise. Silver hatte schon genug durchgemacht, für seinen Vater hatte er bereits so viele Dinge getan, aber sie könnte es sich nicht verzeihen, wenn er ihretwegen zu seinem willenlosen Sklaven würde. Doch noch war nicht alle Hoffnung verloren. Green war sich sicher, dass auch Gary noch nicht geschlagen war. Würde ihm so viel an ihr liegen, dass er zu ihr kommen würde? Auf jeden Fall gäbe es noch Menschen auf dieser Insel, die Giovanni aufhalten wollten. Sie würde auf ihre Ankunft warten müssen, hoffentlich kämen sie nicht zu spät, denn wie lautes Knacken verlauten ließ, hatte Giovanni gerade eine weitere Maschinerie in Gang gesetzt, die ihn der Erfüllung seines Planes einen Schritt näher brachte. ~~~ Preview chapter 27: Jeder auf der Insel ist auf dem Weg zur Spitze des Vulkans. Ash und die anderen kommen als Erstes dort an und stellen sich Giovanni entgegen. Dieser ist jedoch wenig überrascht und froh darüber, seine neue Maschine an den Rebellen testen zu können… Zu Lesen in Kapitel 27, nächster Upload-Termin ist der 26.02.2010 See ya ;D Kapitel 27: Überläufer ---------------------- Johto, Oliviana City, Leuchtturm Bill hämmerte auf der Tastatur des alten PCs rum, der in einem kleinen Raum im Leuchtturm stand, während er zwischendurch immer mal wieder eine Hand dazu benutzte, seine Kaffeetasse an seinen Mund zu führen. „Wie weit sind Sie?“, wie oft hatte der Direktor des Radioturms in Dukatia City das nun schon gefragt?! „Ich sagte doch schon, ich bin gleich so weit!“, gab Bill genervt zurück, der Pokémon-Experte war sichtlich gestresst und wandte seinen Blick nicht einen Moment von seinem Bildschirm ab. „Das sagten Sie bereits vor einer halben Stunde!“, entgegnete der Direktor aufgeregt durch den Lautsprecher des Telefons. „Wenn Sie mich endlich in Ruhe arbeiten lassen würden, wäre ich schneller. Das ist alles gar nicht so einfach!“, Bill nahm noch einen Schluck Kaffee und knallte die Tasse zurück auf den Tisch. Seine Finger tippten unaufhörlich weiter und auf dem Bildschirm richteten sich diverse Wellen in verschiedenen Frequenzen aus. „Haben Sie denn wenigstens alle Informationen, die ich Ihnen noch gegeben habe, für Ihre Sendung verwendet?“, stellte Bill nun seinerseits die Gegenfrage, er war schließlich nicht der Einzige, der sich hier ins Zeug zu legen hatte. „Selbstverständlich!“, kam es sofort von seinem Gesprächspartner, „Also beeilen Sie sich, damit wir endlich auf Sendung gehen können!“ „Was glauben Sie denn, was ich hier mache?!“, rief Bill gestresst aus und arbeitete konzentriert weiter. Schweiß lief ihm bereits an der Seite seines Gesichts hinab und man sah ihm an, dass er schon seit einiger Zeit nicht mehr geschlafen hatte. Doch das war es wert. Sie wollten Ashs Wunsch erfüllen und der ganzen Welt berichten, was diese Trainer bereits geleistet hatten. Zudem hoffte Bill, dass diese Nachricht die jungen Trainer, die für sie kämpften, auch erreichen würde, damit sie wussten, sie waren nicht allein. Denn Bill wollte sich gar nicht vorstellen, in welcher Situation sie sich womöglich gerade befanden. ~*~ Reunion – Überläufer Oder: Aufgeben ist keine Option ~*~ Kanto, Zinnoberinsel Paul stieg Schritt für Schritt die Felsstufen hinauf, die ihn hoffentlich an sein Ziel bringen würden. Panferno achtete vor ihm konzentriert darauf, ob der Weg auch sicher wäre. Doch für alle wurde es merklich wärmer. Dort oben würde der entscheidende Kampf auf ihn warten, doch wäre er bereit dafür? Er konnte die Ereignisse in Schleiede nicht vergessen. Als die ersten Explosionen bei der Arena zu hören waren, war sein Bruder sofort los gestürmt, nur er wusste nicht, was er tun sollte. Reiji hatte ihm einen enttäuschten Blick zugeworfen, doch das war ihm egal gewesen. Von einer Arenaleiterin hatte er erwartet, dass sie ihre Arena und ihre Stadt selbst verteidigen könnte, aber er hatte sich geirrt. Nicht nur die Arena fiel, sondern auch Schleiede, zusammen mit seiner Arenaleiterin und seinem Bruder. Er wusste nicht, ob er sich einmischen sollte oder nicht, er hatte gezögert und als er Reiji hatte fallen sehen, hatte er einfach aufgegeben. Wieso war er dann überhaupt hier? Kurz warf Paul einen Blick über seine Schulter zu Lucia, die hinter ihm ging. Sie hatte ihm die Chance gegeben, aus Herzhofen zu fliehen, da er jedoch nicht wusste, was er mit seiner ‚Freiheit’ anfangen sollte, hatte er sie begleitet. Und nun war er hier und stand kurz vor dem Kampf gegen den Boss von Team Rocket. War es das, was er wollte? Er hatte schon viele Herausforderungen auf sich genommen, denn aus seinem damaligen Kampf mit der Kampfkoryphäe Brendon hatte er gelernt, dass er seinen Weg zu Kämpfen finden musste. Doch bis jetzt hatte er keine Ahnung, ob er ihn gefunden hatte. Wofür lohnte es sich denn noch zu kämpfen? Vielleicht war er hier, um genau das herauszufinden. Vielleicht wollte er den Worten dieser naiven Koordinatorin einfach glauben, dass sein Weg noch nicht zu Ende war. „Ist schon ein Ende der Treppe zu sehen?“, rief Misty auf einmal, die als Letzte der Gruppe hinaufstieg. „Nein“, gab Paul nur zurück, aber er hätte nicht behaupten können, eine besonders weite Sicht zu haben. Die Treppe verlief nicht gradlinig, sondern mehr in Schlangenlinien, dieser Gang hier war sicher genau geplant worden. Doch plötzlich blieb Panferno stehen, sie hatten eine Abzweigung erreicht. „Und was nun?“, fragte Lucia unsicher, wie sollten sie den richtigen Weg finden? „Wir müssen uns wohl wieder aufteilen“, schlug Paul vor, denn auch er hatte keine Ahnung, wie sie den richtigen Weg sonst finden sollten. „Nein!“, platzte es sofort aus Lucia und alle sahen sie ein wenig verwundert an, was ihr sichtlich peinlich war, „Ich meine, ich halte es für keine gute Idee. Wenn wir auf Giovanni treffen, sollten wir zusammen sein, denn ich denke nicht, dass wir zu zweit gegen ihn eine Chance haben“, gab sie verlegen zu. „Ganz Unrecht hat sie nicht“, meinte Misty, es wäre wirklich gefährlich und vielleicht würden sie so ihre einzige Chance auf seinen Sieg verspielen, wenn sie jetzt nicht mit allem kämpfen würden, was sie auffahren konnten. „Dann müssen wir wohl losen“, Ash zuckte ein wenig ratlos mit den Schultern. „Huw“, ertönte da auf einmal ein Laut von Entei und die Trainer drehten sich zu ihrem legendären Gefährten um. Entei deutete mit dem Kopf auf den linken Weg. „Du meinst, wir sollen da lang?“, fragte Ash verwundert. Entei nickte entschieden. „Also gut, dann lasst uns weiter gehen!“ Ash war sich seiner Sache sicher, er hegte keinerlei Zweifel an der Entscheidung des legendären Pokémon. Paul blickte ihn ernst an, doch dieses Mal setzte Ash nur ein sicheres Grinsen auf. Ohne ein weiteres Wort deutete Paul Panferno, ihren Pfad nach links fortzusetzen. Nach einer Weile glaubte Paul auch tatsächlich Licht zu sehen. Ein Ausgang! „Panferno, mach dich bereit!“ „Pan“, Panferno wusste, dass der Gegner direkt am Ausgang lauern könnte. „Giovanni, wir kriegen dich“, nuschelte Ash und ballte seine rechte Hand zu einer Faust. Misty hatte ihn jedoch verstanden und sah seine Wut. Sie alle hatten viel verloren und Giovanni war Schuld daran. Sie mussten ihn einfach besiegen. Doch hoffentlich würde es nicht noch mehr Opfer geben. Panferno sprang durch den Ausgang. Hier war niemand zu sehen, sie standen nur wieder am Rande des Vulkans. Doch hier oben war die Luft schon ziemlich dünn und der pfiff an dem Gestein vorbei. Paul schloss auf und blickte sich um. Rechts führte ein weiterer Weg hinauf, sie hatten den Gipfel also noch nicht erreicht. „Wie sieht es aus?“, fragte Ash aufgeregt und rannte schließlich die letzten Stufen nach oben und schob sich an Lucia vorbei. „Wir sind noch nicht ganz oben angekommen“, gab Paul nüchtern bekannt und folgte Panferno weiter den Weg, der sie hoffentlich zum Gipfel führen würde. Ash blieb Paul dicht auf den Versen, er war heiß auf den Kampf, er wollte es endlich zu Ende bringen. Die Anspannung stieg mit jedem Schritt, aber er wollte nicht nur Giovanni schlagen, sondern auch Mewtu aus dessen Gewalt befreien. Der Weg führte sie durch eine Rauchwolke, auf deren anderer Seite ihnen plötzlich eine Hitzewelle entgegen strömte. Sie hatten die Grenze zum Gipfel überschritten. Da vernahm die Gruppe auch merkwürdige Geräusche und diese kamen sicher nicht vom Vulkan. Es musste sich um irgendwelche Maschinen handeln. Giovanni schien gerade seine letzten Vorbereitungen zu treffen. „Beeilen wir uns!“, Ash wollte gerade wieder voran stürmen, als Paul ihn abrupt am Arm festhielt. „Bist du so blöd oder tust du nur so?! Wir können doch nicht einfach da aufkreuzen ohne zu wissen, was uns erwartet. Wir wissen nicht einmal, wie viele Leute er da oben hat.“ „Wir können aber nicht länger warten!“, hielt Ash dagegen, „Und wie willst du denn die Situation da oben einschätzen können?“ „Da muss ich Ash mal Recht geben“, warf Misty ein und erntete einen beleidigten Blick von Ash, den sie ignorierte, „Eine Konfrontation ist doch sowieso unvermeidlich, also können wir auch geschlossen dort auflaufen.“ Paul blickte die beiden ernst an und warf dann seinen Blick zu Lucia, „Hast du auch eine Meinung?“ Überrascht blickte sie ihn an. Seit wann fragte er denn nach ihrer Meinung? Doch sie hatte keine wirkliche Antwort parat. „Ich bin mir nicht sicher.“ „Das solltest du aber sein. Was machst du sonst hier?!“, kam sofort Pauls bissiger Kommentar, doch Lucia wusste, dass er Recht hatte. Eigentlich gab es keinen Grund, unsicher zu sein. Doch wenn sie darüber nachdachte, was nun schon alles passiert war, spürte sie doch Angst in sich aufkommen. Das hatte sie so noch nie erlebt und sie wusste nicht, wie sie es abstellen sollte. „Lucia, du musst dir wirklich sicher sein, dass du mitkommen willst“, Misty legte der Koordinatorin beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Komm schon, wir haben doch schon so viel gemeinsam überstanden, das ziehen wir jetzt auch noch durch!“, meinte Ash entschlossen zu ihr. Sie hatten wirklich schon viel zusammen erlebt und in den letzten Jahren hatte sie auch bewiesen, dass sie alleine klar kommen konnte. Sie musste einfach kämpfen, schon alleine weil sie ihre Freunde nicht im Stich lassen konnte. „Ihr habt Recht und ich werde mit euch kommen“, Lucias Blick wurde zuversichtlicher. Alle waren froh, dies von ihr zu hören, sogar Paul. Hätte sie sich anders entschieden, wäre er sehr enttäuscht von ihr gewesen, denn dann hätten ihre ganzen Worte an ihn nichts bedeutet. „Dann lasst uns gehen!“, nun war es Ash, der voranschreiten wollte. Doch plötzlich zog ein schneller Schatten über ihn hinweg. „Entei?“ Das legendäre Pokémon war über die Gruppe gesprungen und übernahm nun die Führung. Es machte noch einen weiteren großen Satz und war damit auf dem Gipfel des Vulkans angekommen. Die Trainer rannten dem Pokémon so schnell sie konnten nach. Giovannis Leute waren fast fertig mit der Konfiguration seiner Maschine. Es hatte sich gelohnt, so lange auf deren Entwicklung zu warten und selbst ohne die führenden Pokémon-Professoren war sie gelungen. „Wir können Mewtu jetzt anschließen, Sir.“ „Sehr gut“, grinsend holte Giovanni den schwarzen Poké-Ball hervor, in dessen Inneren seine Schöpfung ruhte. „Es ist an der Zeit.“ Der Pokéball öffnete sich und entsandte mit einem schwarzen Lichtstrahl das Pokémon auf ein Podest, welches neben der Maschine aufgebaut war. Sofort schossen Kabel daraus hervor, die sich an seinen Oberarmen, Brust und Schläfen durch seine Venen in seinen Körper bohrten. Mewtu konnte sich nicht dagegen wehren und ein Schmerzenschrei ertönte über das Plateau, als einer der Rocket Rüpel den Schalter umklappte, der die Maschine in Gang setzte. „Gleich ist es soweit und alle Menschen werden unter meiner Kontrolle stehen“, Giovanni wollte gerade über seinen bevorstehenden Erfolg lachen, als er plötzlich die Ankunft des legendären Entei bemerkte. „Sieh einer an.“ „Giovanni!“, eine bekannte Stimme rief erzürnt seinen Namen. Kurz darauf traten Ash und die anderen neben Entei ins Bild. „Habt ihr es tatsächlich hier hoch geschafft ohne von den Sicherheitsvorkehrungen der Arena aufgehalten zu werden“, er konnte ja nicht wissen, dass Entei ihnen die Abkürzung zum Gipfel gezeigt hatte, „Und wie ich sehe, habt ihr auch Verstärkung mitgebracht. Das erklärt natürlich, wieso meine Leute in Johto es nicht fangen konnten.“ „Halt endlich die Klappe und lass Mewtu sofort frei!“, schrie Ash mit Funkeln in den Augen, in denen sich das leidende Mewtu wiederspiegelte. „Ganz sicher nicht“, gab Giovanni zurück, „Viel lieber gebe ich euch eine Kostprobe seiner neuen Macht. Mewtu, übernimm die Kontrolle über Entei!“ Mewtus Augen leuchteten dunkelblau auf. Seine Gedanken wurden von der Energie der Maschine beherrscht, er spürte nur noch die Kraft der Zerstörung, die durch seinen Körper floss. Er konnte nur auf die Stimme dieses Mannes hören, egal ob er wollte oder nicht. Er würde es tun, denn vielleicht würde dann der Schmerz endlich aufhören. Entei wollte gerade zu einem Flammenwurf ansetzen und diesen gegen die Maschine richten. Die drei Rocket Rüpel starrten bereits Angst erfüllt in das energiesammelnde Maul des Pokémon, doch Entei sollte seine Attacke nicht ausführen können. Sein Feuer erlosch, als es plötzlich von einem blauen Licht umhüllt wurde. Es schien Schmerzen zu haben und krümmte sich zusammen. „Entei, was ist los?“, Ash konnte sich das alles kaum länger ansehen. Entei riss die Augen auf, diese leuchteten genau so blau wie Mewtus. Es sprang auf Giovanni zu, und drehte sich um. Erneut sammelte es Energie für einen Flammenwurf, doch dieses Mal richtete er ihn gegen Ash und die anderen. „Entei, tu es nicht!“, schrie Ash verzweifelt, doch die Attacke ging los. Panferno schnappte sich Paul und Ash, die am meisten in der Schusslinie standen, und sprang mit ihnen aus der Flugbahn. Misty und Lucia konnten auch gerade noch rechtzeitig zur Seite springen. „Mewtu, hör sofort auf! Giovanni ist doch dein Feind!“, rief Ash wieder, doch Mewtu konnte ihn nicht hören. Es ließ nicht von Entei ab und befahl einen weiteren Flammenwurf. Wieder sprang Panferno aus der Schusslinie und eröffnete nun seinerseits das Feuer. Doch Entei blockte den Flammenwurf mit einem Schutzschild ab. „Verdammt“, knirschte Paul und ließ sich von Panferno absetzen. „Setz noch einmal Flammenwurf ein!“ Panferno tat wie befohlen, doch dieses Mal setzte auch Entei seinen Flammenwurf ein. Das Feuer prallte mit einer gewaltigen Wucht auf einander und trennte sich in einer starken Hitzewelle. Ash peitschte die heiße Luft ins Gesicht, trotzdem wandte er den Blick nicht von dem Kampffeld ab. So durfte das nicht weiter gehen, sie durften nicht gegen Entei kämpfen. „Panferno, du musst die Maschine zerstören!“, rief Ash dem Pokémon zu, das mit zusammen gebissenen Zähnen seinen Gegner fixierte. „Pan?“, es warf dem Trainer einen Blick über die Schulter zu. „Wir dürfen nicht gegen Entei kämpfen, es ist nicht unser Feind. Wir müssen Mewtu befreien, dann ist auch Entei wieder normal“, erklärte Ash. Nur so könnten sie größeren Schaden verhindern. „Panferno“, das Pokémon nickte uns visierte die Maschine an, vor der immer noch die drei Rocket Rüpel standen. Bei Mewtu hatte sich immer noch Giovanni aufgestellt, dessen Grinsen zeigte, dass er der Überzeugung war, nicht verlieren zu können. Doch Panferno sprang auf die drei Rocket Rüpel zu. Bevor er sie jedoch erreichte, schoss ein weiterer Flammenwurf durch die Luft, dem er nur knapp entging. Entei würde ihn nicht bis zur Maschine kommen lassen. Panferno musste sich wehren, es wich einem weiteren Flammenwurf aus und sprang auf Entei zu. Es holte mit den Fäusten aus, doch sie schlugen nur auf dem Schutzschild auf. Panferno prallte zurück und rutschte ein paar Meter mit den Füßen über den Boden. Dieses Schutzschild würde er so nicht durchbrechen können. „Was fällt dir eigentlich ein?“, knurrte Paul und packte Ash grob am T-Shirt. „Ich werde nicht gegen Entei kämpfen“, beharrte Ash und blickte Paul entschieden an. Dessen Augen funkelten vor Wut, „Das kannst du deinen verweichlichten Pokémon sagen, aber Panferno ist mein Pokémon, also halt dich da raus.“ „Wieso willst du gegen Entei kämpfen?“, Ash packte Pauls Arm und löste sich aus seinem Griff. „Weil wir nicht anders an die Maschine ran kommen, wie du vielleicht bereits gesehen hättest, wenn du aufpassen würdest.“ „Du hast es doch gar nicht anders versucht. Ich werde nicht zulassen, dass noch mehr verletzt werden, egal ob Mensch oder Pokémon.“ „Bist du naiv“, Paul wandte sich genervt ab. „Vielleicht“, diese Bemerkung ließ Pauls Augenbraue nach oben zucken und Ash nun vollends verständnislos anblicken, der Trainer aus Alabstia legte ein sicheres Grinsen auf, „Aber bis jetzt habe ich noch immer mein Ziel erreicht.“ „Jungs, ihr solltet den Smalltalk auf später verschieben, denn Panferno verliert gerade“, merkte Misty an, die zusammen mit Lucia zu den beiden Trainern stieß. „Wir müssen was tun“, meinte die Koordinatorin, doch in ihrer Stimme war auch ihre Ratlosigkeit zu hören. „Ich kümmere mich um Entei, ihr könnt ja in der Zeit die Maschine abstellen“, schlug Paul vor und wollte sich bereits wieder dem Kampfgeschehen widmen. Denn für Panferno sah es alles andere als gut aus. Entei war dazu übergegangen, den Kampfaffen mit mächtigen Spukbällen zu attackieren und Panferno hatte bereits einige Treffer einstecken müssen. Sein Gegner gönnte ihm auch keine Pause, es fiel ihm schwer, den Attacken Enteis noch lange auszuweichen und selbst war es ihm noch nicht gelungen, einen Treffer zu landen. Entweder schlug Entei zurück oder verteidigte sich mit Schutzschild, wie sollte er da nur durchkommen? „Also gut, mischen wir mit“, meinte Misty und holte einen Pokéball hervor, „Azumarill, du bist dran.“ „Schlapor, du bist dran“, Lucia hatte ebenfalls keine Lust, hier einfach nur rumzustehen und nichts zu unternehmen. „Pikachu, bist du bereit?“, Ash blickte entschieden zu seinem besten Freund hinunter, in Pikachus Augen spiegelten sich auch die gleiche Entschlossenheit wie die seines Trainers wieder und aus seinen roten Wangen sprühten kampfbereit kleine Elektro-Funken. „Dann mal los, befreien wir Mewtu“, Misty blickte entschieden zu Ash, dieser nickte. Mewtu war nicht nur sein Freund, auch Misty hatte ihre letzte Begegnung mit Mewtu und Giovanni nicht vergessen. Paul stand nur abwartend hinter Panferno und ließ es immer wieder unaufhörlich angreifen. Doch während es immer mehr Rückschläge einstecken musste, blieb Entei so gut wie unverletzt. Ein legendäres Pokémon war eben nicht so leicht zu schlagen, doch Giovanni hatte den Eindruck, dass Paul auf etwas wartete. Dieser Trainer blieb viel zu ruhig, sah aber auch nicht so aus, als hätte er den Kampf bereits aufgegeben. Panferno ging erneut zu Boden. Seine Finger zuckten, es schien endlich besiegt zu sein. Doch plötzlich loderte seine Flammenmähne auf. Auf Pauls Lippen legte sich ein Grinsen, Giovanni zog interessiert eine Augenbraue hoch. Das erwartete Ereignis stand bevor. „Panferno, setz Großbrand ein!“ Panferno riss die rot glühenden Augen auf, sprang vom Boden auf und trommelte mit den Fäusten auf seine Brust. Sein ganzer Körper schien auf einmal in Flammen zu stehen. „Flammenwurf!“, rief Paul, mit Großbrand musste es einfach funktionieren. Ein Feuerwall schoss kurz darauf auf Entei zu. Dieses errichtete wieder sein Schutzschild, doch dieses hatte es mittlerweile zu oft eingesetzt. Seine letzte Verteidigung fiel und Entei wurde mit voller Wucht von dem gewaltigen Großbrand-Flammenwurf getroffen. Qualmend lag es am Boden, doch es biss die Zähne zusammen und wollte mit wackeligen Beinen wieder aufstehen. Ash und die anderen wollten währenddessen die drei Rocket Rüpel zu einem Kampf herausfordern, doch Ash hielt auf seinem Weg inne, als er Panferno in seinem Großbrand sah. Er hatte es tatsächlich unter Kontrolle. Doch wieso hörte er nach dieser Attacke dann nicht auf? Paul lieferte ihm schnell die Antwort auf seinen Gedanken, „Noch einmal Flammenwurf!“ „Tu es nicht!“, schrie Ash und wechselte die Richtung. „Pika?!“, Pikachu war verwirrt, warum lief sein Trainer auf einmal auf das Kampffeld zu? „Ash!“, Misty wusste nicht wieso, aber irgendwie kam ihr diese Situation unglaublich bekannt vor. Ash ignorierte die Rufe seiner Freunde und lief einfach weiter. „Panferno, das darfst du nicht machen!“ Paul blickte zur Seite, wieso mischte er sich schon wieder ein?! Doch nicht nur das, er musste mit ansehen, wie sich Ash direkt vor Panferno aufstellte. Es hatte seine Energie für den Flammenwurf bereits gesammelt und feuerte ab. Doch im letzten Moment lenkte er den Strahl noch ab und er schoss knapp an Ash vorbei. Ash warf sich zur Seite und spürte noch, wie die Hitze über seinen Arm brandte. Er rollte sich über die Schulter ab und wollte schnell wieder auf die Beine kommen, doch unerwartet fand er keinen Halt mehr auf dem Boden, denn dieser war plötzlich zu Ende. Hinter ihm fing bereits der brodelnde Lavasee an. Ash rutschte mit den Beinen ab und bekam gerade noch so die Steinkante mit den Händen zu fassen. Der abgelenkte Flammenwurf schoss genau auf Giovanni zu, doch diesen störte das wenig, denn er ließ von Mewtu ein sehr wirkungsvolles Schutzschild errichten. Entei, das zwar immer noch am Boden saß, aber noch nicht besiegt war, hatte neue Energie für einen Spukball gesammelt, den es kurz darauf ebenfalls abfeuerte. Panferno wurde mit voller Wucht getroffen und gegen Paul geschleudert. Der Kampfaffe war besiegt und Paul lag mit Schmerz verzehrtem Gesicht am Boden. Pikachu rannte zum Lavasee, während die beiden Frauen sich entschlossen wieder der Maschine zuwenden wollten, um dieses grausame Spiel endlich zu beenden, doch da stellten sie fest, dass sich ihre beiden Pokémon gegen sie gewandt hatten. Ihre Augen leuchteten genau so blau wie die von Mewtu und Entei. Mewtu musste auch die Kontrolle über Schlapor und Azumarill übernommen haben. „So ein Mist“, knirschte Misty. Sie könnten mit keinem Pokémon kämpfen, denn egal welches sie auch rufen würden, Mewtu könnte es kontrollieren. Plötzlich hörten sie alle Giovanni auflachen. Sie hatten keine Chance gegen ihn, keiner wusste das besser als er selbst. „Ihr habt mich wirklich amüsiert, doch es wird Zeit, euch aus dem Weg zu räumen, ich muss nämlich noch die ganze Welt unterwerfen.“ Alle Pokémon machten sich für einen letzten Angriff bereit. „Das werden wir nicht zulassen!“, rief plötzlich eine Stimme und ein gewaltiger Donner schlug ein. Blitze sprangen in alle Richtungen und Schlapor, Azumarill und selbst Entei lagen paralysiert am Boden. Raikou kam den Aufgang hinauf gesprungen mit Jimmy auf den Rücken, gefolgt von Suicune mit Marina oben auf. „Diese Welt gehört dir nicht!“, kam es erneut von Jimmy mit fester Stimme. „Ihr kommt leider zu spät. Ich habe bereits gewonnen. Mewtu, schnapp sie dir und bring es zu Ende, langsam werden diese Trainer lästig.“ Mewtu leuchtete ein wenig stärker in blauem Licht auf und wie Entei krümmten sich nun auch Raikou und Suicune vor Schmerz. Jimmy und Marina sprangen besorgt von ihnen runter. „Raikou, Kumpel, was ist los?“ Die beiden legendären Pokémon brüllten auf und rissen ihre blau leuchtenden Augen auf. Sie sprangen vor Giovanni und Mewtu und waren dazu bereit, die Rebellen zu vernichten. „Das kann nicht sein“, entsetzt blickte Jimmy seinen alten Freund an, der sich auf einmal gegen ihn stellte. Wie konnte Giovanni sie nur einfach so kontrollieren? Er musste etwas tun. „Tormupto, du bist-“ „Warte, das bringt nichts. Giovanni kann alle unsere Pokémon kontrollieren, wenn er will“, es war Misty, die dazwischen ging und ihr Azumarill wieder zurück gerufen hatte. Es wäre zwecklos, weitere Pokémon zu rufen und sie wollte nicht mit ansehen, wie sich noch mehr ihrer Freunde gegen sie stellten. „Aber-“, Jimmy knirschte wütend mit den Zähnen. Sie konnten doch nicht einfach so aufgeben. „Was sollen wir denn sonst machen?“, sprach Marina die Frage aus, die ihm selbst durch den Kopf geschossen war. „Ihr könnt nichts machen“, lachte Giovanni, „Gebt ihr endlich auf?“ Eigentlich wäre das langweilig, aber so müsste er sich nicht länger mit diesen Trainern ärgern, die es trotzdem weit gebracht hatten. Zu schade, dass sie sich nicht Team Rocket anschließen würden. Auf seine Frage wollte jedoch niemand antworten. Natürlich wollte keiner aufgeben, doch welche Optionen hatten sie denn noch? „Pikachu, hilf mir“, stöhnte Ash, der immer noch verzweifelt versuchte, sich am Rande des Lavasees wieder nach oben zu ziehen. Die Steine unter seinen Füßen gaben stets nach, er fand keinen wirklichen Halt. Dafür lief ihm jedes Mal ein Schauer über den Nacken, wenn wieder ein Stein in die brodelnde Lava fiel, denn er könnte der Nächste sein. „Pika“, Pikachu versuchte ihn am Arm hochzuziehen, aber seine Kraft reichte natürlich nicht aus. Schon wieder. Doch erneut kam ihm jemand zu Hilfe. Überrascht bemerkte Ash, wie er ruckartig nach oben gezogen und auf festem Boden abgesetzt wurde. Schnaufend blickte er zu seinem Retter hoch. „Panferno?“ Das Pokémon lächelte ihn an. Es sah so schwach und verletzt aus, trotzdem hatte es ihm geholfen. Ashs Blick wanderte rüber zu Paul, der immer noch auf dem Boden saß und zu den beiden legendären Pokémon hinüber starrte, die mittlerweile eingetroffen waren. „Nicht auch noch Raikou und Suicune“, Ash war sofort klar, dass die glühenden Augen der beiden bedeuteten, dass sie wie Entei kontrolliert wurden. „Pika-pi“, Pikachus Stimme klang traurig und ziemlich hoffnungslos. Es wollte nicht gegen die beiden kämpfen und selbst wenn es das tun würde, was würde es bringen? „Es muss doch noch etwas geben, das wir tun können“, murmelte Ash und ballte die Hände zu Fäusten. Wofür waren sie denn sonst so weit gekommen?! Sie hatten so viel erreicht, doch das alles verblasste im Angesicht dieser Übermacht. Es wäre alles umsonst gewesen. All die Hoffnung, die sie gegeben hatten, wäre vollkommen unberechtigt gewesen, denn es war so, als hätte es sie nie gegeben. Sie würden alle, die an sie glaubten, enttäuschen. „Bringen wir es endlich hinter uns“, Giovannis kalte Stimme war der Beginn ihres Untergangs. Suicune machte sich zu einem Eisstrahl und Raikou zu einer Donner-Attacke bereit. Und keiner von ihnen könnte sich dagegen wehren, denn sie wussten, dass sie sich nicht gegen Mewtus Macht wehren könnten. „Hör sofort auf!“, wieder wurde das Szenario von einer starken Männerstimme unterbrochen. Alle sahen empor, denn die Stimme schien aus dem Himmel zu kommen. Die beiden Hunde-Pokémon brachen ihre Angriffe ab. Langsam wurde die Gestalt eines Dragonir sichtbar. Es schwebte durch den Rauch hinab und trug den verletzten Silver und überraschenderweise Sandra mit sich. Giovannis Grinsen wurde immer zufriedener, die absolute Erfüllung seines Planes rückte immer näher. „Ich wusste, du würdest kommen.“ „Ach ja?“, verachtend blickte Silver seinen Vater an und stieg von Dragonir ab. „Ich wusste, dass du dieses Mädchen nicht im Stich lassen könntest“, Giovanni deutete auf den Helikopter, in dem Green immer noch gefesselt war. „Und? Ich bin nicht hier, um dir zur Seite zu stehen. Dieses Mal nicht. Ich habe lange genug versucht, dich hiervon abzuhalten, aber es ist mir nicht gelungen. Ich wollte dir niemals gehorchen, aber ich wollte dich auch nicht aufgeben. Doch du lässt mir keine andere Wahl, ich werde dich vernichten und die Welt vor dir beschützen.“ „Wie heroisch. Aber du liegst wieder falsch, denn du wirst diese Welt an meiner Seite regieren.“ „Träum weiter. Ich werde niemals wieder für dich arbeiten“, fauchte Silver. Es reichte, er hatte seinen Vater endgültig aufgegeben, er hatte keine Hilfe mehr verdient. „Das sehe ich anders.“ Alle Anwesenden beobachteten das Gespräch mit Neugier und Verwirrung. Was ging denn nun ab? Selbst Sandra lauschte nur den Worten der beiden Männer. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, zudem sah sie auch keine allzu großen Chancen darin, zwei legendäre Pokémon auf einmal zu bekämpfen. Und ob der Sohn den Vater wirklich aufhalten könnte? Sie wusste es nicht und leider konnte sie auch nicht, wie eigentlich erhofft, Siegfried entdecken. Er wüsste sicher, was sie noch tun könnten und er wäre sicher stark genug, um den Kampf mit Raikou und Suicune aufzunehmen, doch offenbar würde er sich nicht auf ihre Seite stellen. „Schwöre mir die Treue und regiere an meiner Seite, dann werde ich deine kleine Freundin verschonen.“ „Das war also dein Plan. So denkst du, kriegst du mich?“ Vater und Sohn blickten sich finster an, der eine mit Überlegenheit, der andere mit Hass in den Augen. „Ich bin sogar sicher. Oder willst du etwa, dass ich sie in den Lavasee springen lasse?“ „Wag dich“, knurrte Silver. „Du drohst mir? Mit was? Hab ich dir nicht was anderes beigebracht? Du hast nichts in der Hand, also sei vernünftig und tu das einzig Richtige.“ „Das kommt wohl auf die Perspektive an. Was tust du denn mit ihr, wenn ich dir die Treue schwöre? Du würdest sie doch trotzdem in den Lavasee werfen, also warum sollte ich mich ergeben? Ich werde sie retten und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“ „Sie dürfte an deiner Seite weiter leben. Wäre das nicht schön, es wäre doch fast so wie früher in eurem Training.“ „Der Ausdruck Rabenvater ist für dich wirklich noch viel zu gut“, fauchte Silver und biss wütend die Zähne zusammen. „Ich habe immer nur das Beste für dich gewollt und das war nun einmal die beste Ausbildung für dich. Nur leider hat sie deine Ansichten nicht so geprägt, wie ich es mir wünschte und daran ist nur dieses Mädchen Schuld. Dabei hätte sie es auch schnell zur Kommandantin gebracht. Doch ich warte immer noch auf eine Antwort. Stellst du dich an meine Seite?“ Silvers Fäuste zitterten, schließlich löste er sie. Er hatte buchstäblich nichts in der Hand. Er starrte in seine leeren Handflächen, er starrte auf die schwarzen Handschuhe, die sie ihm damals geschenkt hatte. Seine ganzen Hoffnungen und Wünsche ruhten in ihren Händen. „Na schön“, verkündete er schließlich mit gesenktem Haupt. Seine Haare verdeckten sein Gesicht und langsam trat er die letzten Schritte zur Seite seines Vaters an. Entgeistert blickte Sandra den einstigen Kommandanten an, der scheinbar wieder zu einem wurde. Sie hatte ihn doch nicht hierher gebracht, damit er sich seinem Vater wieder anschloss. Doch sie hatte am wenigstens das Recht, ihn aufzuhalten. Hatte sie nicht genauso gehandelt, als man sie vor die Wahl gestellt hatte?! Die anderen wussten gar nicht so recht, was eigentlich los war, doch offenbar waren ihre Feinde nun um einen mehr gewachsen, was ihre Lage nicht gerade verbesserte. Green hatte alles genau beobachtet, sie konnte es Silver nicht übel nehmen, dass er sich sofort ergab, doch wie gewöhnlich hatte er einen Plan B in der Hinterhand. So musste es sein, also hatte er sich doch Einiges von ihr abgeguckt. „Beeil dich“, drängte sie das präzise arbeitende Snibel, welches unauffällig ihre Ketten mit seinen Krallen durchsägte. Während Silver seinen Vater ablenkte, hatte er sein Snibel geschickt, um sie zu befreien, sie wäre die Einzige, die die Situation noch retten könnte und sie wollte Silvers Vertrauen nicht enttäuschen. Eine der beiden Ketten klirrte bereits gegen den Sitz, die andere war auch fast durch. Nur noch ein bisschen. Der einzige Wehmutstropfen für sie war, dass sie Gary noch nirgends entdecken konnte. War er etwa besiegt worden? Das konnte sie sich nicht vorstellen, sicher würde er noch kommen. Dieser Gedanke gab ihr Hoffnung und Zuversicht. Schließlich hatte es Snibel geschafft, auch die zweite Kette zu durchtrennen. „Gut gemacht und jetzt mischen wir endlich mit“, Green rieb sich kurz die Handgelenke, ehe sie sich, bedacht darauf nicht entdeckt zu werden, aus dem Helikopter schlich. Giovannis Aufmerksamkeit lag wieder auf den Rebellen, denn nun hatte er ja bekommen, was er wollte. Sie musste sich beeilen. „Snibel.“ „Was ist denn?“ Das Pokémon deutete auf seinen Rücken, dort war etwas angebunden. „Aber das sind doch-“, Green löste den Faden und nahm das Paar weiße Handschuhe an sich, welches Snibel bei sich getragen hatte. „Ich danke dir“, mit einem Lächeln zog sie die schwarzen Rüpel Handschuhe aus und ihre weißen Handschuhe wieder über. Das schwarze und das weiße Paar Handschuhe, das Geschenk der Freundschaft und Zuneigung, das sie und Silver miteinander verband. Nun war sie bereit. Gary bretterte ohne Rücksicht auf Verluste den Vulkan hoch. Pyro zeigte ihm den Weg, den er auch mit dem Jeep befahren könnte, doch er hatte nicht erwartet, dass der junge Forscher so rücksichtslos fahren würde. Wären die Reifen nicht so dick gewesen, wären sicherlich bereits die Achsen des Fahrzeuges gebrochen. Der Wagen bollerte über das felsige Gelände und Pyro klammerte sich so fest er konnte an der Wagentür fest. Seit heute wusste er die Erfindung eines Anschnallgurtes zu schätzen. „Da vorne müssen wir gleich links rein, dort führt uns dann eine Treppe direkt nach oben zum Gipfel“, klapperte Pyro und wäre froh, wenn er dann endlich aus dieser Wackelkiste aussteigen könnte. „Dann mal gut festhalten.“ „Was?“, verwirrt warf der ältere Mann seinem jungen Fahrer einen Blick zu. Im nächsten Moment riss Gary das Lenkrad rum und bog in besagten Gang ab. Das Ruckeln wurde stärker, als die Reifen unaufhaltsam die in den Fels geschlagenen Treppenstufen hinauf fuhren. Die Karrosserie scheuerte an der Felswand und kurze Zeit später verabschiedeten sich sogar die Seitenspiegel. Doch Gary dachte nicht daran, seinen Fuß auch nur einen Millimeter vom Gaspedal nachgeben zu lassen. Er hatte keine Ahnung, wie lange er noch kämpfen könnte. Bei dieser Höllenfahrt spürte er seine Arme bereits nicht mehr, aber das war ihm egal. Er hatte so vielen Leuten etwas versprochen. Er würde zusammen mit Ash gegen Giovanni kämpfen, Lucia hatte er versprochen, nachzukommen, wenn er im Hauptquartier alles erledigt hätte, Silver hatte er versichert, dass er Green retten würde und dies hatte er sich auch selbst versprochen. Diese Gedanken trieben ihn an und würden ihn nicht eher aufhören lassen, bis er seine Ziele erreicht hätte. „Mewtu, lass Raikou und Suicune das Ganze beenden“, befahl Giovanni und dieses Mal glaubte keiner daran, dass noch jemand diesen letzten Angriff stoppen könnte. Wieder sammelten die beiden legendären Pokémon Energie für ihre Angriffe. „Raikou, wehr dich dagegen! Du bist stärker als dieses Ding da!“, schrie Jimmy voller Verzweiflung. Betroffen blickte er seinen Freund an, doch seine Stimme erreichte Raikou nicht. Ein gewaltiger Donner schoss in die Luft und ging über sie alle nieder, gleichzeitig machte ein mächtiger Eisstrahl seine Runde. Silver hatte seinen Blick abgewandt, er konnte sich das nicht ansehen. „Sieh genau hin Junge, das ist wahre Macht“, erklärte Giovanni und Silver folgte zögerlich seiner Anweisung. Doch er sah etwas anderes, als er erwartete hatte. Auch Giovannis siegreiches Grinsen verschwand für einen Moment, als sich der entstandene Rauch wieder lichtete. Duzende Pokémon lagen besiegt in Asche auf dem Boden, ihre Trainer knieten ungläubig hinter ihnen. Alle Pokémon, die noch einen Funken Kraft hatten, um zu kämpfen, hatten sich aus ihren Pokébällen befreit und sich mit ihren Attacken oder ihren Körpern wehrend vor ihre Trainer gestellt, um sie zu beschützen. „Wie kannst du nur“, leise war ein wütendes Knirschen von Jimmy zu hören, der neben seinem Tornupto kniete, das ihn schwach aber erleichtert ansah, „Wie kannst du nur Pokémon gegen einander aufhetzen?!“, schrie er Giovanni an. Auch Marina kniete betroffen neben ihrem Meganie, Misty hielt ihr Entoron in den Armen und Lucia drückte ihr Plinfa an sich und streichelte über das verstaubte Fell ihres Mamutel. Jimmys Schrei echote über den Gipfel und durch ihre Köpfe. Wie konnte jemand nur so grausam sein?! Selbst Sandra, die bei ihrem besiegten Dragonir hockte, könnte sich selber Ohrfeigen, wie sie diesem Mann nur hatte folgen können. Auch Paul blickte entgeistert auf sein Elevoltek und Chelterrer, die keuchend vor ihm auf dem Boden lagen. Seine eigenen Pokémon hatten ihn aus freiem Willen beschützt, es war das erste Mal, dass sie von selbst aus ihren Pokébällen gekommen waren. Diese törichte Selbstlosigkeit hatten sie jedenfalls nicht von ihm gelernt. Was hatten sie sich nur dabei gedacht? Wieso standen sie für seine Unfähigkeit ein? Seit sie hier auf der Insel waren, konnte Paul seine Pokémon nicht mehr verstehen. „Pikachu“, mit besorgtem Blick nahm Ash seinen besten Freund auf den Arm, ehe er seinen Blick auch über seine Freunde schweifen ließ. Lorblatt, Panferno, Relaxo und selbst Sleimok waren aus ihren Bällen gekommen und hatten sich schützend vor ihn gestellt. „Meine Freunde.“ Er warf einen Blick zu Misty und Lucia, auch den anderen war nichts passiert. Alle Pokémon hatten sich für die geopfert. Doch wofür? Ash betrachtete Raikou und Suicune, die beiden wären wieder bereit, einen weiteren Angriff zu starten und wer sollte sie jetzt noch daran hindern? „Pika“, ein leichtes Stöhnen drang an Ashs Ohr. „Pikachu, wie geht’s dir?“ „Pika, pikachu“, Pikachu sprang aus Ashs Armen und landete vor ihm auf dem Boden. Kurz sah es so aus, als würden seine Beine nachgeben, doch es blieb stehen. „Pika-pika, pikachu!“, rief es wütend in Richtung Giovanni. „Lorblatt“, ein weiteres Stöhnen verkündete den Willen eines Pokémon, jetzt nicht aufzugeben. Lorblatt zwang sich ebenfalls wieder auf die Beine. „Chel-terrar.“ „Elevoltek.“ Selbst Pauls Pokémon blieben nicht am Boden liegen, sondern stellten sich ihrem Feind gegenüber. „Plin-fa.“ „Plinfa, du auch?“, Lucia ließ ihr Pokémon ebenfalls aus ihren Armen und vor sich aufbäumen. „Tornupto“, auch Jimmys Feuer-Pokémon stellte sich auf die Hinterläufe auf und schob seinen Trainer hinter sich. „Langsam aber sicher geht ihr mir auf die Nerven“, Giovanni wurde sichtlich ungehalten. Selbst nach diesem Angriff gaben diese Rebellen einfach nicht auf, die hatten wohl nie gelernt, wann man aufzugeben hatte. Silver war wirklich beeindruckt, er hatte tatsächlich geglaubt, nun wäre alles vorbei. Doch diese Trainer wollten einfach nicht aufgeben, dabei standen ihre Chancen noch zu gewinnen mehr als schlecht. Aber das ließ auch ihn nicht den Glauben verlieren, dass es noch nicht zu spät war. Unauffällig warf er einen Blick hinter Giovannis Rücken vorbei zur Maschine, die Mewtu kontrollierte und quälte. Die drei Rocket Rüpel schienen sich über die Vorstellung hier sehr zu amüsieren, ihnen gefiel es, auf der Gewinnerseite zu stehen. Dafür wurden sie auch ziemlich unachtsam. Das war Greens Chance. Silver bemerkte, wie sie sich hinter Mewtu langsam an die Maschine ran schlich. Sie musste nur diesen einen dummen Schalter umklappen und sein Snibel würde ihr Rückendeckung geben. Doch sie sollte sich beeilen, ehe sein Vater den nächsten Angriff befähle. „Wie du siehst, sind wir noch nicht fertig!“, rief Ash entschlossen und war ebenfalls wieder aufgesprungen. Wenn Pikachu und Lorblatt noch kämpfen wollten, würde er sie jetzt nicht hängen lassen. „Er hat Recht“, auch Lucia stand zu ihrem Plinfa. Sie wollte ihr Pokémon zwar nicht diesen aussichtslosen Kampf kämpfen sehen, aber sie wusste, dass sie es nicht aufhalten könnte. Außerdem gab es auch ihr neuen Mut, so wie ihr Plinfa da entschlossen vor ihr stand. Natürlich war auch Jimmy mit von der Partie und so stellten sich die drei Trainer mutig dem Team Rocket Boss entgegen. Misty bedauerte es, dass sie kein Pokémon mehr hatte, das kämpfen konnte, so könnte sie ihre Freunde nur moralisch unterstützen. Die besiegten Pokémon wurden zurück gerufen, es waren nur noch die übrig, die bereit und gewillt waren, weiter zu kämpfen. Alle standen entschlossen zusammen. Bis auf Paul. Lucia war die Einzige, die bemerkte, dass er noch immer am Boden saß und seine beiden Pokémon verständnislos anblickte. Wieso wollte er nicht mit ihnen kämpfen? Hatte er etwa bereits aufgegeben? „Na los, greift an!“, schrie Ash schließlich, auch wenn er so einen Kampf eigentlich hatte vermeiden wollen. Doch alle Pokémon machten sich zum Angriff auf Giovanni und seine Maschine bereit. Außer Pauls Pokémon, was Giovanni natürlich nicht entging. Die Ansammlung von Attacken steuerte auf ihn zu, doch auch Raikou und Suicune setzten Schutzschild ein und schafften es, alle Angriffe unbeschadet abzuwehren. „Verdammt“, knirschte Jimmy enttäuscht. Mehr hatten sie doch nicht zu bieten. „Das reicht jetzt, ich werde jeden von euch einzeln auseinander nehmen und mit dir fange ich an“, Giovanni fixierte Paul, der kurz überrascht aufsah, „Raikou, erledige diesen Jammerlappen mit Donnerblitz.“ Die Attacke entlud sich augenblicklich und der Donnerblitz schoss genau auf Paul zu. Seine beiden Pokémon waren machtlos, da sie auch gar nicht wussten, was sie tun sollten, wenn ihr Trainer auch nicht mehr kämpfen wollte. Alle Augen lagen auf Paul, der jedoch dem Donnerblitz haarscharf entging. Es war Lucia, die ihn aus der Schussbahn warf, jedoch aber selbst von einigen Blitzen gestreift wurde. Der Stromschlag schoss durch ihren Arm und lähmte fast ihre ganze linke Körperhälfte. Den Schmerz unterdrückend lag sie am Boden neben Paul und blickte diesen mit einem versuchten Lächeln an. „Du darfst nicht einfach aufgeben“, keuchte sie. Paul war fassungslos, sie hatte ihn schon wieder gerettet. „Du musst zu deinen Pokémon stehen, also darfst du jetzt nicht aufgeben. Du musst weiter machen, denn ich bin sicher, dass noch etwas auf dich wartet, wenn wir diesen Kampf hier überstehen.“ „Du bist ein so dummes Mädchen“, und trotzdem hoffte er, dass sie Recht haben würde. Vielleicht hatte er nur noch nicht lange genug gesucht. Außerdem durfte er sich nicht so einfach töten lassen, nicht so wie Reggie. Doch da fiel ihm plötzlich etwas auf. Dieses Mädchen hatte sich genau so vor den Angriff geworfen, der eigentlich für ihn bestimmt war, so wie es sein Bruder auch für Hilda getan hatte. Ob sie ihm vielleicht sagen könnte, wieso er so gehandelt hatte? „Wie süß, doch beim nächsten Mal hast du nicht so viel Glück. Raikou, noch einmal Donnerblitz!“ Ein weiterer Donnerblitz schoss auf ihn und Lucia zu. „Das reicht jetzt, Pikachu-“ „Donner!“, dieses Mal reagierte Paul, ehe Ash sich einmischen konnte. Sein Elevoltek zögerte keine Sekunde, endlich mitmachen zu dürfen und ging auf einen Frontalzusammenstoß mit Raikou ein. Die beiden gewaltigen Elektroattacken prallten aufeinander, der Strom zischte durch die Luft und fast jeder spürte einen leichten Schlag auf seiner Haut. Doch beide Pokémon standen noch, ebenso wie beide Trainer. Endlich hatte sich Paul erhoben und sich vor Lucia gestellt. Er würde das hier zu Ende bringen und dann würde er ihr die Frage stellen, die ihn seither beschäftigte. „Suicune-“ „Sir!“, wieder wurde Giovanni unterbrochen, doch dieses Mal aus gutem Grund. Die drei Rocket Rüpel hatten es auf einmal mit einem verdammt schnellen Snibel zu tun, dass sie ausreichend auf Trapp hielt. Sie starrten scheinbar ständig ins Leere oder drehten wild ihre Köpfe in diverse Richtungen, bekamen ihren trickreichen Angreifer jedoch kaum zu Gesicht. Das grinsende Snibel sprang auf ihre Köpfe, huschte durch ihre Beine hindurch und säbelte zwischendurch ein Golbat nach dem anderen aus der Luft nieder. Doch Giovanni war sofort klar, dass es Green war, die mal wieder die Schuldige an diesem Aufruhr war. Es war ihre Spezialität, zunächst für Ablenkung zu sorgen, das war ihm längst bekannt. So war es für ihn auch sofort erkennbar, was ihr eigentliches Ziel war: sie stand halb verdeckt hinter der Maschine und streckte ihren Arm nach dem alles entscheidenden Schalter aus. Aber sie machte einen billigen Anfängerfehler, denn anstelle ihres wahren Gegners behielt sie nur ihr Pokémon und die nutzlosen Handlanger im Auge. „Mewtu, das Mädchen!“ Silvers Snibel stand augenblicklich ebenfalls unter Mewtus Kontrolle, aber nicht nur das, auch Greens Augen leuchteten plötzlich in diesem dunklen blau auf und sie zog ihren Arm wieder zurück. Sie hatte den Schalter nicht erreicht. „Das darf nicht sein“, Misty starrte ungläubig in das Gesicht ihrer einstigen Gefährtin. Jetzt kontrollierte er nicht nur Pokémon, sondern auch noch Menschen. Für Giovanni wäre es die ganze Zeit so einfach gewesen, sie alle bereits zu erledigen. Er könnte sie genauso gut gegen einander aufhetzen. Eigentlich hätte ihr das schon vorher klar werden können, aber Green wirklich so zu sehen, wie sie als Marionette neben Giovanni trat, traf nicht nur Misty sehr hart. „Nein! Lass sie frei!“, kam es sofort von Silver, der seinen Vater wütend anblickte. „Sie hat sich nicht an die Regeln gehalten, dafür wird sie jetzt bezahlen. Und was dich angeht, überleg dir genau, was du tust. Ich denke dir ist klar, was passiert, wenn du wieder die Seite wechselst. Außerdem wäre es mir ein Leichtes, dich auch noch zu kontrollieren.“ „So weit würdest du also gehen, um deine Ziele zu erreichen?“ „Das und noch weiter, wenn es sein muss“, gab Giovanni seinem Sohn mit einem finsteren Grinsen zurück. „Ich musste sogar deine Großmutter zu Hause einsperren, da sie doch tatsächlich versuchen wollte, mich aufzuhalten. Sie hielt mich für – wie nannte sie es – größenwahnsinnig und das mein Plan niemals funktionieren würde.“ „Sie hatte Recht“, nur leider traf der zweite Punkt momentan nicht so ganz zu. Er hätte wohl lieber auf sie hören sollen, allerdings war er sich nicht sicher, als was er seine Großmutter bezeichnen würde. „Aber kommen wir wieder zum Thema zurück, denn Verräter kann ich nicht leiden“, kurz warf Giovanni auch einen viel sagenden Blick zu Sandra. Doch da setzte sich Green auch schon Bewegung. Zielstrebig ging sie auf den Lavasee zu. „Das tut er nicht wirklich, oder?“, Marina klammerte sich an Jimmys Arm. Fassungslos verfolgten alle Greens Weg. Giovanni würde sie direkt in den Lavasee laufen lassen. „Green, komm zu dir!“, rief Misty. Vielleicht konnte sie sie nicht allzu gut leiden, aber hierbei könnte sie doch nicht einfach so zugucken. Doch Rufen brachte auch hier nichts. „Bleib sofort stehen“, mit ausgebreiteten Armen hatte Ash sich vor ihr aufgebaut und wollte ihr die letzten Schritte zum Abgrund verweigern. Doch sie schien ihn gar nicht zu sehen und ging einfach weiter. Er fasste sie an den Schultern, doch sie hielt dagegen. Sie holte mit dem Arm aus und verpasste Ash einen Faustschlag ins Gesicht. Er musste einen Schritt zurücksetzen und brachte so die Steinkante am Rande des Sees zum Bröckeln. Beim Versuch, sein Gleichgewicht zu halten, verlor Ash sein ohnehin schon verrutschtes Cappy. Es glitt hinunter in die glühende Lava und verrauchte in Sekunden. Ein paar Zentimeter weiter und es wäre auch für ihn aus. „Green, bleib stehen!“ „Ash!“, Misty stand die Panik in den Augen, am Ende würden sie noch beide fallen. Doch plötzlich war das Quietschen eines – Motors zu hören. Durchdrehende Reifen folgten und eine Sekunde später polterte ein ziemlich mitgenommen aussehender Jeep auf das Gipfelplateau. Endlich sah Gary den Zeitpunkt gekommen, die Bremse des Fahrzeugs in Anspruch zu nehmen. Mit quietschenden Reifen schlitterte der Jeep über den Boden. Er rutschte an der Kante des Lavasees entlang, wo Gary sofort Ash und Green erkannte. Das Fahrzeug kam qualmend zum Stehen und Gary verlor keine Zeit, er stützte sich an Frontscheibe und Kopflehne ab, um über Pyro zu springen und außerhalb des Jeeps zu landen. Er wusste nicht genau was los war, aber das Greens Augen blau leuchteten, konnte nichts Gutes bedeuten. Außerdem hatte sie Ash am T-Shirt gepackt und schien kurz davor, ihn in den Lavasee zu stoßen. Dieser Trottel starrte sie natürlich nur planlos an und schien nicht mal genau Kraft zu haben, ein Mädchen an den Schultern nach hinten zu drücken. Gary überbrückte die letzten Meter und riss Green zu Boden. Perplex schnappte Ash nach Luft und ging einen Meter nach vorn auf die Knie. Das war knapp gewesen. „Green, was ist los mit dir, komm zu dir!“, Gary und Green knieten vor einander und der junge Eich blickte ein wenig ängstlich in ihre leuchtenden Augen. Was hatte Giovanni nur mit ihr gemacht? Doch auch auf ihn reagierte sie nicht, sondern wollte sich ebenfalls von ihm befreien und ihren Weg in den Lavasee fortsetzen. Sie hatte wirklich viel Kraft, diese schien jedoch nicht ihre eigene zu sein. Ihr ganzer Körper war von einem leichten blauen Licht überzogen, das war also nicht ihre Kraft, sondern die desjenigen, der sie kontrollierte. Aber Gary hielt sie an beiden Unterarmen fest, als sie gerade wieder ihren Weg fortsetzen wollte, er ließ sie nirgendwo mehr hingehen. „Du verlässt mich nicht noch mal“, er drehte sie zu sich um und ohne groß zu überlegen, schenkte ihr einen innigen Kuss, auf den er lange hatte warten müssen. Anfangs hatte er noch ihren Widerstand gespürt, dass sie sich von ihm los reißen wollte, doch auf einmal ließ der Gegendruck nach und ihre Arme blieben locker in seinen Händen liegen. Sie erwiderte sogar seinen Kuss. Als sich ihre Lippen wieder von einander lösten und er in ihr Gesicht blickte, entdeckte er ein sanftes Lächeln. Und er konnte wieder in ihre blauen Augen sehen, in ihre richtigen, klaren Augen. „Du gehst aber ran“, schmunzelte sie verspielt, doch er sah sie weiter ernst an. „Wehe, du steigst noch einmal ohne mich in diesen Hubschrauber, dann werde ich wirklich böse.“ Green blickte ihn für einen Wimpernschlag perplex an, lachte dann aber kurz auf. Er war wirklich gekommen und er war auch wegen ihr gekommen. Um ihrer Freunde Ausdruck zu verleihen, warf sie ihre Arme um ihn und drückte sich an ihn. Sie wollte ihn nie wieder los lassen. „Hab ich was verpasst?“, Ash blickte ziemlich verdutzt drein, als er die beiden da so sah. Allgemein sorgte die Szene für Überraschung. Silver hätte Gary ja am liebsten eine runter gehauen, doch er wusste, dass es so hatte kommen müssen. Offenbar mochte sie diesen Typen wirklich und immerhin hatte er sie vor dem Sturz in den Lavasee bewahrt. Allerdings fragte sich Silver, wieso Mewtus Gehirnkontrolle nur aufgrund eines Kusses einfach abbrechen konnte. Auf Garys Lippen huschte ein zufriedenes Lächeln, ehe er ihre Umarmung jedoch wieder lösen musste. Mit einem ernsten Blick wandte er sich der Szene zu und blieb schließlich bei Ash hängen. „Ich hätte erwartet, dass du schon mehr Vorarbeit geleistet hättest, aber wie ich sehe, bleibt wieder alles an mir hängen.“ „Du hast gut reden, du hast ja alles verpasst. Und dann kommst du hier an und knutscht erst mal rum, tolle Nummer“, gab Ash mürrisch zurück. „Ich habe mich schon gefragt, ob du auch noch kommst, junger Eich“, es war Giovannis Stimme, die die Aufmerksamkeit der beiden wieder zu dem Team Rocket Boss lenkte. „Das hier lass ich mir doch nicht entgehen. Ich habe immer noch vor, dich zu besiegen.“ „Dann versuch dein Glück. Dein Großvater ist ja bereits kläglich gescheitert.“ Garys Gesichtszüge verhärteten sich vor Wut. Giovanni hatte ihm Vieles genommen, doch er würde nicht gewinnen. Seine erste Situationsanalyse ergab allerdings nicht gerade gute Aussichten auf Erfolg. Dieses Mewtu, welches mit Schmerz erfüllt an einer Maschine hing, Raikou und Suicune, die offenbar von ihm kontrolliert wurden, wenn er deren leuchtende Augenfarbe richtig ergründete. Und dann hatte er offenbar auch noch Green kontrolliert. Eigentlich hatten sie überhaupt keine Chance. „Es ist noch nicht vorbei, ich habe noch einen Plan B“, flüsterte Green ihm zu, „Wir müssen ihn nur ablenken, Ditto erledigt dann den Rest.“ Gary warf kurz einen Blick in Richtung der Maschine. Mittlerweile hatten die drei Rocket Rüpel drei Nidorinos gerufen und bewachten das Gerät ein wenig aufmerksamer als noch kurz zuvor. Doch bei genauerer Betrachtung erkannte er ein Snibel, das scheinbar nur darauf wartete, zum Einsatz zu kommen. „Warum kämpfst du dann nicht selbst und zeigst mir, wozu du fähig bist!“, schlug Gary dem Team Rocket Boss vor. Gegen Raikou und Suicune zusammen hatte er kaum eine Chance, aber vielleicht könnte er zumindest gegen Giovannis Pokémon in einem fairen Kampf bestehen. Oder wenigstens etwas Zeit schinden. „Interessanter Vorschlag, aber bisher habe ich nicht viel von dir gesehen, dieser Kampf würde sich für mich nicht lohnen.“ „Dann übernehme ich das“, Silver trat einen Schritt vor. Er glaubte zu wissen, was Gary vorhatte. Dem Forscher musste klar sein, dass Giovanni auch nicht davor zurückschrecken würde, Mewtus Macht wieder einzusetzen, sollte er wirklich einen Kampf gegen ihn zu verlieren drohen. Doch ihm ging es nicht um den Sieg in einem Pokémon-Kampf, sondern darum, Zeit zu gewinnen. Denn Greens Ditto trieb sich immer noch an der Maschine rum, das hatte sein Vater offenbar nicht bemerkt. „Sieh an Junge, wie kommt das denn? Etwa eifersüchtig?“, Giovanni musste kurz lachen. „Das geht dich nichts an“, aber er gab zu, dass es eine gute Gelegenheit wäre, Garys Fähigkeiten im Kampf zu testen. „Schon gut. Aber nur zu, der Kampf interessiert mich jetzt doch“, Giovanni verschränkte abwartend die Arme vor der Brust. Silver humpelte ein paar Schritte nach vorn und holte seinen ersten Pokéball hervor, „Bereit?“ „Gegen dich immer“, auch Gary holte einen Pokéball aus seiner Gürteltasche. „Elevoltek, du bist dran!“ „Ursaring, ich wähle dich!“ Die beiden Pokémon standen sich kampfbereit gegenüber. Keiner der Anwesenden würde sich einmischen, denn es schien so, als hätte dieser Kampf etwas ganz Spezielles, das auch nur die beiden Männer anging, die ihn austrugen. ~*~ Preview chapter 28: Alle verfolgen gespannt den Kampf zwischen Gary und Silver. Doch wird er auch seinen eigentlichen Zweck erfüllen? Andernorts sind alle in Gedanken bei den mutigen Trainern, denn die Radiosendung aus Dukatia City geht endlich auf Sendung. Zu Lesen in Kapitel 28, nächster Upload-Termin ist der 10.04.2010. Bis dahin alles Gute^^ Kapitel 28: Siegfrieds Entscheidung ----------------------------------- Kanto, Vertania City Es war nun schon drei Tage her, seitdem er Ash das letzte Mal gesehen hatte. Scott saß draußen vor dem Krankenhaus am Rande von Vertania City und starrte in den blauen Himmel hinauf. Alles wirkte so friedlich und sogar die Team Rocket Patroulien waren weniger geworden. Er humpelte nicht mehr und auch die Schlinge um seinen Arm könnte er Morgen bereits wieder abnehmen. Doch wie es wohl Ash und den anderen ging? Ashs Mutter jedenfalls machte sich große Sorgen. Die arme Frau konnte kaum essen vor Kummer, aber das konnte er ihr nicht verübeln. Sie hatte auch nicht hier weg gewollt, aber wo hätte sie auch hingehen sollen? Ihr Zuhause war zerstört und ihr einziger Sohn war in den Kampf gegen den Feind gezogen, der daran Schuld war. Wie versprochen blieb er bei ihr und wartete mit ihr darauf, dass Ash zurückkommen würde. Scott blickte die Straße hinab mit der kleinen Hoffnung, dass Ash tatsächlich auf ihn zukommen würde. Überraschenderweise erkannte er wirklich ein bekanntes Gesicht, auch wenn es nicht das von Ash war. Scott erhob sich und trat auf den Bürgersteig. „Hallo Scott“, eine pinkhaarige Frau in einem blauen Kostüm lächelte ihn leicht an. „Lorelei. Dich habe ich hier nun nicht erwartet, aber ich bin froh, dich zu sehen“, der pummelige Mann erwiderte das Lächeln. Die Frau der Top Vier blieb schließlich vor dem kleineren Mann stehen und schob ihre Brille zurecht. „Du hast auch schon bessere Tage gesehen, was?!“ „Ich kann nicht klagen. Aber wie ist es dir ergangen? Ich dachte, du und Bruno seid vor Team Rocket geflohen?“ „Sind wir auch, aber ich bin nicht wie Bruno, ich kann dieses Versteckspiel nicht länger ertragen. Er meditiert weiter in seiner Höhle, aber ich konnte nicht länger dort bleiben. Also bin ich hierher, um herauszufinden, was aus Agathe geworden ist. Ich bin allerdings ein wenig überrascht, wie wenig Team Rocket Handlanger ich gesehen habe. Es ist überhaupt nicht schwierig für mich, mich in der Stadt fortzubewegen. Ich habe den Eindruck, als wenn die etwas anderes zu tun hätten, als nach uns zu suchen.“ „Den Eindruck habe ich mittlerweile auch. Das gibt mir Hoffnung, dass Ash und seine Freunde etwas erreicht haben.“ „Ash?“ „Ja, ein sehr begabter Trainer aus Alabastia“, Scott grinste. „Aus Alabastia? Also ein Schützling von Professor Eich? Interessant. Soll das heißen, es sind wirklich Trainer gegen Team Rocket in den Kampf gezogen?“ „Genau das.“ „Ich bin beeindruckt. Vielleicht können sie das Schicksal ja verändern.“ „Wieso Schicksal?“ „Ach, das ist nur so ein Gedanke von mir. Eigentlich ist es Siegfrieds. Er sprach gerne davon, dass wir das Gleichgewicht der Welt erhalten müssten, doch vielleicht sei alles nur Schicksal und man kann es nicht verhindern. Ich habe mich immer gefragt, was genau er damit gemeint hat, aber dass er sich Team Rocket anschließen würde, hätte ich nie gedacht. Weißt du, ob er gegen Agathe gekämpft hat?“ „Nein, keine Ahnung. Wie kommst du darauf?“, Scott betrachtete neugierig seine Gesprächspartnerin. Nachdenklich legte sie einen Zeigefinger an ihr Kinn, „Vor etwa einer Woche hatte mich Agathe auf dem PokéCom angerufen, sie meinte, Siegfried wäre auf dem Weg zu ihr, wie sie darauf kam, weiß ich nicht. Ich habe allerdings den Eindruck, dass Siegfried nach uns suchen sollte, ich habe zwischendurch ein Dragonir durch den Himmel fliegen sehen und es schien nach etwas Ausschau zu halten.“ „Es wäre eine Möglichkeit.“ „Was denkst du, können wir noch irgendwas tun oder haben wir unser Schicksal bereits in die Hände dieser Trainer gelegt, von denen du mir gerade erzählt hast?“, es schien sie ein wenig zu ärgern, dass andere Trainer ihren Job erledigten. „Ich denke, das haben wir bereits getan. Und ich bin mir sicher, dass sie uns nicht enttäuschen werden. Sie können Großes bewirken.“ „Wenn du das sagst, wird es wohl so sein.“ ~*~ Reunion – Siegfrieds Entscheidung Oder: eine hoffnungsvolle Radiosendung ~*~ Zinnoberinsel, auf dem Gipfel des Vulkans Eine Rauchschwade nahm allen Anwesenden die Sicht. Man hörte Husten, andere keuchten, der Kampf hatte gerade erst begonnen, doch beide Kämpfer gaben sofort alles. Der Rauch verzog sich nur langsam, es waren lediglich Umrisse zu erkennen. „Elevoltek, noch einmal Donner!“ Eine gewaltige Ladung Strom erhellte den Gipfel des Vulkans und schlug mit einem vernichtenden Aufprall in den Boden ein. Steine flogen durch die Luft, doch sein Gegner war ausgewichen. „Ursaring, Power-Punch!“, das Pokémon war in die Luft gesprungen und holte nun mit seiner mächtigen Pranke aus. Es stürzte genau auf Elevoltek zu. Das Pokémon hob beide Arme und hielt die leuchtende Faust seines Gegners fest. Zähne knirschend standen sich die beiden Pokémon gegenüber. Ursaring brüllte auf und holte mit seiner freien Faust aus. Doch Elevoltek reagierte schnell, zog eine Hand zurück und konterte mit einem Donnerschlag. Die beiden Fäuste prallten auf einander und es gab eine weitere Explosion. Beide Pokémon wurden von der Energie ihrer Angriffe zurückgeschleudert und lagen am Boden vor ihren Trainern. Gary und Silver standen sich gegenüber und starrten sich an. Der Rauch stieg langsam auf und gab den Blick aufeinander wieder frei. Gary hatte so viel Widerstand nicht erwartet, Silver war definitiv nicht nur aufgrund seines Verwandtschaftsgrades zum Team Rocket Kommandanten aufgestiegen. Er rieb sich Schweiß vom Kinn und wartete darauf, dass sein Elevoltek wieder in Angriffsstellung ging. Auch Ursaring rappelte sich knurrend wieder auf und funkelte Elevoltek finster an. Es verlor offenbar nicht gern. Silver knöpfte seine Jacke auf, bei dieser Hitze bekam er kaum noch Luft. Den Schmerz in seinem Bein ignorierte er, in diesem Kampf durfte er keine Schwäche zeigen. Dieser Kerl war zwar ein Forscher, aber er konnte auch kämpfen. „Ursaring, Durchbruch! Das Bären-Pokémon rannte wütend und mit erhobener Pranke auf Elevoltek zu. Gary dachte eine Sekunde über eine Konterstrategie nach. „Eisenschweif!“ Ursarings gerade Pranke schnellte auf den zu Eisen erhärteten Schwanz Elevolteks herab, so dass ein lauter Knall ertönte. Plötzlich leuchtete Ursarings andere Pranke auf und schoss geradewegs auf Elevoltek zu. Das Pokémon wurde an der Brust getroffen und nach hinten hin weggeschleudert. Es sauste knapp an Gary vorbei, rutschte scharf über den Boden und kam schließlich ein paar Meter vor dem Lavasee zum Liegen. „Elevoltek, du musst wieder hochkommen!“, rief Gary und blickte hoffnungsvoll über seine Schulter zu seinem Pokémon. Mühsam und mit zitternden Armen kam es wieder auf die Beine. Dieser Treffer hatte gesessen, Gary sah, wie es keuchte und sich nur schwerfällig vorwärts bewegte. Elevoltek hatte nicht mehr viel Energie. „Elevoltek, Donnerschlag!“ Das Pokémon sammelte seine Energiereserven und stürmte mit funkensprühender Faust auf seinen Gegner zu. „Ursaring, noch einmal Hyperstrahl!“, befahl Silver dagegen. Ursaring öffnete sein Maul und sammelte ebenfalls für ein paar Momente Energie. Bis diese sich auf einen Schlag entlud und ein gewaltiger Strahl auf Elevoltek zuhielt. „Spring!“, rief Gary und in letzter Sekunde wich das Elektro-Pokémon dem Angriff aus. Der Strahl versiegte und Ursaring war aufgrund des Energieverlustes wie gelähmt. Elevoltek sprang mit seiner Donnerfaust auf es zu. Es landete einen direkten Treffer und stampfte Ursaring regelrecht in den Boden. Als es seine Faust wieder zurückzog, lag Ursaring besiegt am Boden und Funken sprühten über seinen Körper. In der nächsten Sekunde wurde es auch schon vom roten Strahl seines Pokéballs erfasst und zurückgerufen. Mürrisch steckte Silver den Pokéball weg und holte einen weiteren hervor. „Impergator, du bist dran!“, das große, blaue Krokodil erschien auf dem Kampffeld. Gary musterte seinen neuen Gegner. Dieses Pokémon hatte noch seine volle Stärke und es musste ein enorm hohes Level haben und sah verdammt gut trainiert aus. Elevoltek war zwar vom Typ her im Vorteil, doch es hatte kaum noch Energie, Gary bezweifelte, dass es den Kampf gewinnen würde, außerdem wusste Silver schon, was er tat. „Komm zurück“, schließlich entschied sich Gary für ein anderes Pokémon, Elevoltek verschwand in seinen Ball, um durch ein anderes Pokémon ersetzt zu werden, „Nidoqueen, du bist dran!“ Das Gift-Pokémon erschien bereit auf dem Feld und erhob brüllend die Fäuste. Alle Anwesenden verfolgten den Kampf mit Staunen. Es war wirklich nicht abzusehen, wer am Ende gewinnen würde. Wie gebannt verfolgten alle die zweite Runde. Green musste schlucken, sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass die beiden so stark waren. Am Ende würde derjenige gewinnen, der die bessere Ausdauer hätte. Doch es war gut, dass die beiden so einen faszinierenden Kampf boten. Green zwang sich dazu, ihre Aufmerksamkeit auf Giovanni und die Maschine zu richten. Ditto versteckte sich weiterhin als Snibel hinter den Konsolen und Giovanni verfolgte scheinbar amüsiert den Kampf. Sie müsste Ditto nur noch ein Zeichen geben und es würde zu dem Schalter springen, der die Maschine abstellen würde. Doch irgendwas ließ sie zögern. Ditto wäre ihre Chance, es endlich zu beenden und Mewtu zu befreien, doch was würde passieren, wenn sie die Maschine jetzt abstellte? Würden die beiden einfach aufhören zu kämpfen? Könnten sie die Situation schnell genug unter Kontrolle bringen, bevor zum Beispiel Giovanni die Maschine wieder einschaltete? Er stand ihr immerhin am nächsten und er würde sicherlich sofort reagieren, wenn sie ihren Zug gemacht hätte. Sie musste sich gut überlegen, wann die Ditto das Zeichen gab. Doch noch etwas anderes beunruhigte sie. Sie wusste genau, wie sie auf den Lavasee zugelaufen war, als sie von Mewtu kontrolliert wurde. Sie hatte kurz einen stechenden Schmerz in ihrem Kopf gefühlt und danach gehörten ihre Gedanken nicht mehr ihr. Sie konnte alles verfolgen, sie erinnerte sich an alles, doch sie hatte nichts dagegen tun können. Irgendeine Stimme hatte ihr gesagt, sie sollte in den See laufen und ihr Körper hat darauf reagiert. Und doch hatte sie den Gedanken, dies nicht tun zu wollen. Sie spürte einen bestimmten Schmerz, eine Art Trauer, als wenn es da noch eine andere Stimme, eine viel leisere gäbe, die eigentlich sagen wollte ‚tu es nicht’. Greens Blick fiel auf Mewtu. Es schien so sehr zu leiden, sein ganzer Körper musste unter Schmerz stehen, doch sie glaubte, dass nicht nur sein Körper litt, sondern auch sein Herz. Es wollte diese Dinge nicht tun, aber auch sein Verstand wurde kontrolliert. Auch er musste eine Stimme hören, die ihm sagte, dass es diese Dinge tun sollte. Aber innerlich weinte er. Seine eigene innere Stimme und seine Gedanken waren nicht stark genug, den Eindringling in seinem Kopf zu vertreiben. Sie selbst hatte es auch nicht geschafft, erst als sie Gary gespürt hatte, hatte ihr eigener Wille wieder die Oberhand gewonnen. Sie musste Mewtu helfen, um jeden Preis! Nidoqueen und Impergator gerieten in einem Faustkampf aneinander. Beide Pokémon hielten je eine Faust ihres Gegners in ihrer eigenen Hand fest. Mit gefletschten Zähnen funkelten sie sich an. „Hyperstrahl!“, riefen beide Trainer gleichzeitig. Die beiden Pokémon machten sich für den Angriff bereit. Zeitgleich entluden sich die beiden Hyperstrahlen und trafen sofort auf einander. Die Explosion löste eine gewaltige Schockwelle aus, dass sogar der Boden bebte. Die Pokémon landeten auf allen vieren auf dem Boden, ihre Blicke ließen nicht von einander ab. Sie wollten weiter kämpfen, bis nur noch einer von ihnen stehen konnte. Doch beide taten sich schwer, überhaupt noch hoch zu kommen. „Nidoqueen, ich weiß, dass du es schaffen kannst, du musst noch durchhalten“, Gary gab nicht auf. Nidoqueen kniff die Augen zusammen, es mobilisierte seine letzten Kräfte. Plötzlich brüllte es auf, stampfte seine Beine in den Boden und richtete sich wieder auf. Auf der anderen Seite versuchte Impergator sich mit seinen Armen hoch zu drücken, doch im nächsten Moment brach es zusammen und blieb einfach liegen. Silver starrte von Impergator zu Gary. Er hatte sein stärkstes Pokémon besiegt. Die Niederlage schmeckte bitter, doch immerhin hatte sich Green keinen Schwächling ausgeguckt. Ohne ein Wort rief er Impergator zurück. „Eine ziemlich jämmerliche Vorstellung mein Sohn, ich hatte mehr von dir erwartet“, kam auch schon Giovannis niederschmetternder Kommentar. Er wusste genau, dass der Kampf vorbei war, da Silvers stärkstes Pokémon besiegt worden war. Für seinen Sohn hatte er nur einen recht enttäuschten Blick übrig. Er hatte nicht gedacht, dass er sich von diesem Eich so vorführen ließ. „Dann mach es doch besser“, gab Silver zurück und warf seinem Vater einen bösen Blick über die Schulter zu. „Kein Problem. Das Ganze hat ohnehin schon lange genug gedauert, es wird Zeit sich der letzten Rebellen zu entledigen.“ Gary fixierte Giovanni. Würde dieser nun eines seiner Pokémon rufen? „Mewtu, setz Psychokinese ein!“, befahl er. Damit hatte niemand gerechnet. Mewtus Augen leuchteten noch mehr auf und eine blaue Welle schoss ihren Kreis über das Plateau. Der Psychoschock erfasste jeden, es dröhnte in ihren Köpfen und ihre Körper fühlten sich schwer an. Entweder fiel man auf die Knie oder gleich ganz zu Boden. „Ach ja, und vergessen wir nicht den Spion hinter der Maschine“, grinste Giovanni und drehte sich um. Mewtu hob Ditto mit seiner Psychokinese hinter der Maschine hervor, so dass es hilflos in der Luft zappelte. Einen Moment später schoss es in Richtung seiner Trainerin und landete hart vor ihr auf dem Boden. Snibel nahm wieder die Gestalt von Ditto an. „Ditto, nein“, keuchte Green, die blinzelnd am Boden lag. „Hast du wirklich geglaubt, dass dein Plan funktioniert?“, Giovanni warf ihr einen finsteren Blick zu, „Ich kenne deine Methoden und deine Tricks. Damit kannst du vielleicht anderen Leuten die Brieftaschen klauen, aber hier spielen wir in einer anderen Liga.“ Green kroch zu ihrem Ditto und nahm es in den Arm. Wütend biss sie die Zähne zusammen. War ihre ganze Hoffnung umsonst gewesen? Und gerade wo sie so wunderbare Menschen kennengelernt hatte, wo sie Silver wieder gefunden hatte, sollte alles auf einmal vorbei sein? „Warum kämpfst du nicht wie ein echter Trainer, anstatt Mewtu die ganze Arbeit machen zu lassen?“, rief Gary ihm zu und versuchte, seinen Focus wieder zu finden. Um ihn herum drehte sich alles und auch seine Stimme klang vollkommen verzerrt in seinen Ohren. „Wieso, Mewtu ist mein Pokémon, es ist meine Schöpfung!“, das letzte Wort betonte er deutlich mit Stolz, „Endlich wird die Welt erfahren, zu was Team Rocket wirklich fähig ist.“ „Du bist doch wahnsinnig!“, schrie Ash und zwang sich auf die Beine. Auch er wackelte ein wenig vor Schwindel zur Seite, hielt jedoch den Blick in Giovannis Richtung gerichtet. „Du nennst es Wahnsinn, ich nenne es Genie“, Giovanni grinste breit, „Mewtu, vernichte sie alle mit deinem Psyschock!“ Mewtu streckte seine Arme von sich, er schien kurz Energie zu sammeln, bis er seine Hände plötzlich vor such zusammenschlug. Im selben Moment gab es eine gewaltige Explosion mitten auf dem Vulkan und sie alle versanken in dichtem Rauch. Giovannis Lachen war zu hören, Silver sank mit vor Schock geweiteten Augen auf die Knie. Die drei Team Rocket Rüpel standen fassungslos vor der Bedienungskonsole der Kontrollmaschine und starrten in die große Rauchwolke, die den Gipfel bedeckte. Es schienen Minuten zu vergehen und nichts passierte. „Mewtu, entferne den Rauch“, befahl Giovanni, denn er wollte nicht so lange warten, bis er das Ergebnis seiner Schöpfung sah. Mewtu nutzte seine Psychokräfte und ließ den Rauch einfach weiter ziehen. Schnell hatten sie alle wieder freie Sicht auf das, was vor ihnen lag. Im Boden prunkte ein großer Krater, er war gerade so tief, dass noch keine Lava von unten hinein strömte. In ihm lagen die Rebellen und ihre Pokémon, sie waren alle mit Asche bedeckt und rührten sich nicht. Der Jeep lag halb zerquetscht am Rande des Kraters und sprühte einige Funken. Ein komisches Störgeräusch ging von ihm aus, das immer schriller wurde. Auf einmal gab es einen kleinen Knall am vorderen Teil des Wagens, es musste das Funkgerät sein. Ein Quietschen raunte über den Gipfel, ehe eine leicht verzerrte Stimme zu sprechen begann. »Ich wiederhole, wir berichten nun live und exklusiv über die Ereignisse, die sich in den letzten Tagen in der Kanto-, Johto-, Hoenn- und Sinnoh-Region ereignet haben. Denn es geschehen wahrhaftig noch Wunder, liebe Zuhörer! Die Hoffnung ist noch nicht verloren. Es gibt mutige Trainer, die die verschiedenen Organisation der einzelnen Regionen bekämpfen, erfolgreich bekämpfen! Auch diese Sendung ist nur möglich, weil Dukatia City von der Terrorbesetzung durch Team Rocket befreit wurde...« Giovanni zog eine Augenbraue hoch. Es war nicht das Funkgerät, sondern das Radio, das diese komischen Geräusche von sich gegeben hatte. Außerdem verbreitete es Nachrichten, die er nicht hören wollte, denn sie wären nun eh irrelevant. Doch zwischen den Worten hörte er ein leises Stöhnen. War etwa noch jemand da unten am Leben? Er blickte prüfend in den Krater, tatsächlich löste sich etwas Asche von einem der Köpfe, weil dieser sich leicht bewegte. Es war Gary, der leicht den Kopf hob. Er lag auf dem Bauch und hatte seine Arme vor sich liegen, seine Beine zuckten, doch wollten sich noch nicht bewegen. Er blinzelte mit einem Auge nach vorn, konnte aber kaum etwas erkennen, doch eines wusste er sicher: er hatte das Wort ‚Hoffnung’ gehört. Irgendjemand erzählte Dinge, die ihm bekannt vorkamen und er versuchte, dieser Stimme weiter zu lauschen. »Ich erzähle hier keine Märchen, ich habe diese Trainer selbst gesehen. Und sie haben nicht nur Dukatia City von Team Rocket befreit, auch die Pokéball-Fabrik in Azalea City und das Lager in Mahagonia wurden gestürmt und die Bürger gerettet. Domino, eine Kommandantin von Team Rocket und Norbert, der einstige Arenaleiter aus Mahagonia City wurden verhaftet...« „Schaltet das ab“, befahl Giovanni seinen Rüpeln, doch keiner von ihnen reagierte. Sie waren ohnehin schon schockiert genug von Mewtus Angriff, aber von all diesen Dingen in Johto hatten sie nichts gewusst. Ihr Boss hatte ihnen nicht erzählt, dass es solche Rebellen gab und wo sie überall bereits geschlagen wurden. „Hey!“, ermahnte Giovanni und blickte wütend zu seinen Handlangern, doch sie lehnten nur sitzend gegen die Konsole und starrten zu dem kaputten Jeep hinüber. Aber sie waren nicht die Einzigen, die die Radiosendung aus Dukatia City mit Spannung verfolgten. Mahagonia City »Wir wissen aus sicherer Quelle, dass sich vielerorts Officer Rockys mit diversen Trainern organisiert haben, um auch die restlichen Verbrecher in unserer Region hinter Gitter zu bringen. Noch sind nicht alle Orte frei, doch aufgrund dieser mutigen Trainer fassen sich immer mehr Menschen ein Herz, um gegen Team Rocket vorzugehen...« „Das ist großartig, macht weiter so!“, Rocko saß aufgeregt im Pokémon Center und lauschte der Radiosendung. Neben ihm saßen Schwester Joy und Prof. Lind, die ebenfalls gebannt das kleine Gerät vor ihnen anstarrten. Der Professor wollte es zunächst kaum glauben, als Schwester Joy ihnen erzählte, dass sie auf einmal Radioempfang hätten und dann auch noch aus Dukatia City berichtet wurde. „Es geschehen wirklich noch Wunder“, der Professor schob seine Brille zurecht. „Ich hätte nicht gedacht, dass eine handvoll Trainer so viel erreichen könnte.“ „Meistens kommt es nicht auf die Anzahl an, sondern nur auf die Strategie“, meinte Rocko und er war sich sicher, dass vor allem Gary eine gute Strategie verfolgte. „Los, Ash und Gary, zwingt Team Rocket in die Knie!“ Prismania City »Auch in der Kanto Region wird von Abzügen berichtet. Wie wir wissen, sind dort auch einige Arenaleiter übergelaufen und haben ihre Städte im Stich gelassen, andere Arenen wurden einfach zerstört. Wir beten für alle Arenaleiter, die auf der Flucht sind und sagen euch hiermit: kämpft mit, denn ihr seid nicht allein. Eure Städte werden zurückgefordert!« „Schnell, setz euch alle und hört genau zu, unsere Hoffnungsträger sind kurz davor, unser aller Ziel zu erreichen!“, Erika kniete neben dem Radio und deutete damit ihren Schülern und allen anwesenden Trainern, es ihr gleich zu tun. Sie alle sollten den hoffnungsvollen Nachrichten lauschen, auf die sie so lange gewartet hatten. Vertania City, in einem Krankenhaus am Stadtrand „Scott, Scott, kommen Sie schnell, das müssen Sie sich anhören!“, Frau Ketchum kam fast vollkommen aufgelöst aus dem Krankenhaus gerannt und deutete dem Trainersucher mit einer winkenden Geste, dass er so schnell wie möglich kommen sollte. „Was ist denn jetzt los?“, verwirrt lief er zurück zum Haupteingang des Krankenhaus, Lorelei folgte ihm interessiert. „Im Radio berichten sie darüber, was gerade in der Welt passiert“, schluchzend setzte sich Frau Ketchum wieder auf eines der Sofas, die um den kleinen Tisch herum standen, auf dem die Krankenschwester das Radio abgestellt hatte, welches die interessanten Neuigkeiten berichtete. Gespannt setzten sich Scott und Lorelei neben sie. »Wir wissen auch von den Gräultaten, die in Hoenn und Sinnoh angerichtet wurden. Auch dort treiben Organisationen wie Team Rocket ihr Unwesen, doch selbst dorthin sind Trainer gezogen, um diese Organisationen zu bekämpfen und ich bin mir sicher, dass sie genauso erfolgreich sein werden wie hier...« „Das ist unglaublich, nun wird die ganze Welt wissen, dass Ash und seine Freunde nicht tatenlos dabei zusehen, wie diese Organisationen unsere Welt zerstören“, Scott konnte es kaum fassen, dass sie diese Nachrichten tatsächlich im Radio hörten. Eigentlich hatte Team Rocket alle Sender blockiert, irgendwer musste da seine Finger im Spiel haben, sicher wusste Team Rocket nicht einmal etwas davon, wenn sie nicht gerade diesen freien Sender eingeschaltet hätten. „Das ist der Beginn einer neuen Hoffnung“, meinte Lorelei und schlug entspannt die Beine übereinander. „Mein Ash“, aus Delia Ketchums Augen rollten kleine Tränen der Freude. Sie wusste schon immer, dass Ash etwas Besonderes war und dass er Dinge tat, die nicht jeder tun würde, aber dass er mal die ganze Welt retten würde, daran hatte selbst sie nicht geglaubt. Sie hatte immer noch Angst um ihn, doch sie wusste, dass er niemals aufgeben würde und seine Freunde waren auch noch bei ihm. „Du wirst es ganz sicher schaffen, wir alle glauben an dich.“ Hoenn, in einer kleinen Stadt bei Metarost City »Viele Arenaleiter in Hoenn mussten bereits ihr Leben lassen, daher hoffe ich, dass alle anderen diese Botschaft hören werden und nun wissen: der Kampf in Hoenn ist vorbei! Die dortigen Organisationen Team Aqua und Team Magma wurden besiegt!« Lauter Jubel brauch aus in dem kleinen Gemeinschaftsraum des örtlichen Krankenhauses. „Habt ihr das gehört?! Maike und Drew müssen es geschafft haben!“, rief Max begeistert, erleichtert und auch ein wenig fassungslos, dass gerade seine Schwester so etwas vollbracht hatte. „Das ist die beste Nachricht, die ich seit Langem gehört habe“, auch Prof. Birk war begeistert und tänzelte vor dem Radio rum. Caroline hatte erleichtert ihre Arme um ihren Mann geschlungen und ihren Kopf auf seine Schulter gelegt. Er legte sanft eine Hand auf ihren Arm, „Unsere Tochter hat es wirklich geschafft.“ Keiner konnte es so recht fassen. Vor allem Harley war die Kinnlade runter gefallen und sein Mund stand immer noch offen, während er ungläubig das Radio anstarrte. Das sollte wirklich Maike gewesen sein? Sie und der Grünschopf hatten diese beiden Verbrecherorganisationen geschlagen? Das würde er wohl erst glauben, wenn er sie das selbst gefragt hatte. Und doch war er irgendwie erleichtert. Maike war zwar manchmal naiv, aber dieses Mal hatte sie nicht übertrieben. Er hoffte, dass er sie bald hier wiedersehen würde. Sinnoh, Sandgemme, Prof. Eibes Labor »Auch in Sinnoh trieb eine Organisation namens Team Galaktik ihr Unwesen. Sie wollten die Welt mit Hilfe von legendären Pokémon vernichten, aber auch sie sind gescheitert. Die dortigen Trainerlager wurden befreit und Team Galaktiks Pläne vereitelt...« „Wie können wir hier Radioempfang haben?“, Primo war verblüfft. Prof. Eibe hatte aus Langeweile versucht, ein Kommunikationsgerät zu basteln, um andere Leute über die Vorfälle in Jubelstadt zu informieren, dabei war er zufällig auf diesen Radiosender gestoßen. „Offenbar hatte jemand dieselbe Idee wie ich, er war damit nur schneller und effektiver“, meinte der Professor und stellte das Gerät so auf, dass jeder im Raum alles gut hören könnte. Es war wirklich erbaulich, endlich mal wieder gute Nachrichten zu hören. Nach dem Vorfall in Jubelstadt hatten sie sich zu Fuß auf den Weg nach Sandgemme gemacht. Sie hatten gesehen, was von der einstigen lebhaften Stadt übrig geblieben war: Nichts. Dagegen war es erfrischend gewesen, hier in Sandgemme wieder Menschen anzutreffen. Ihre toten Freunde hatten sie leider zunächst zurücklassen müssen. Darum musste sich später gekümmert werden. Denn der Kampf wäre erst wirklich vorbei, wenn auch die letzte Organisation geschlagen sein würde. „Diese Trainer sind wirklich unglaublich. Da komme ich mir als Arenaleiterin richtig fehl am Platz vor“, gab Silvana zu, die die beiden Männer begleitet hatte. „Manchmal ist das Unscheinbare genau das Entscheidende“, meinte Prof. Eibe, „Mit diesen Trainern hat wohl niemand gerechnet. Daher bin ich überzeugt, dass sie auch die letzte Hürde auf ihrem Weg meistern werden.“ „Das denke ich auch“, kam es gleichzeitig von Silvana und Primo. Alle drei hatten ein leichtes Lächeln aufgesetzt, in dieser Hinsicht waren sie sich einig. Sonnewik, Arena »Ich mache euch nichts vor, es hat viele Opfer gegeben, viele Städte wurden zerstört und viel Leid musste ertragen werden, doch die Zeit des Schreckens ist fast vorbei. Lasst uns gemeinsam auf die Trainer hoffen, die in diesem Moment gerade in den Kampf ziehen, um uns den Frieden zurück zu bringen...« „Sie haben es tatsächlich weit gebracht“, es lag ein Lächeln auf Cynthias Gesicht. „Denkst du wirklich, dass das die Trainer waren, die du in Herzhofen getroffen hast?“, fragte Volkner, der hiesige Arenaleiter ein wenig skeptisch, er konnte sich das kaum vorstellen. „Wer sollte es denn sonst gewesen sein?“, ihr Lächeln wurde breiter. Dass die Kämpfe in Sinnoh vorbei waren, hatte sie deutlich gemerkt, denn plötzlich hatten sich die Truppen zurückgezogen, die schon seit einer Woche versuchten, in Sonnewik einzudringen. Doch es war ihnen nicht gelungen. Die Arenaleiter wussten, dass sie alleine keine Chance hatten, also haben sie sich hier zusammen mit einigen Trainern getroffen. „Es freut mich wirklich, dass es noch solche Trainer gibt, die noch echten Mumm in den Knochen haben“, lachte Marinus, „Hey Cynthia, vielleicht kriegst du bald Konkurrenz.“ „Gut möglich. Aber auch ich freue mich, dass diese Trainer den Kampf aufgenommen haben. Aber sie legen sich nicht nur ein einer Region mit diesen Verbrechern an, sondern nehmen es wirklich mit dem Übel der ganzen Welt auf. Das ist mehr als bemerkenswert.“ „Und bei diesen Trainer soll wirklich Lucia dabei gewesen sein?“, ungläubig starrte Kenny, Lucias Freund aus Kindertagen, den Champion aus Sinnoh an. „Sie war auf jeden Fall in Herzhofen dabei und so wie ich sie einschätze, wird sie Gary Eich auch weiter begleitet haben.“ Kenny musste schlucken, das sollte wirklich seine Lucy sein? „Dann drücken wir mal die Daumen, dass sie auch noch dieses Team Rocket vernichten, sonst geht das Ganze nachher noch mal von vorne los“, meinte Herbaro und verschränkte die Arme vor der Brust. Auch die Top vier aus Sinnoh hatten sich hier eingefunden, um wenigstens Sonnewik zu verteidigen. Doch in Sinnoh schien der Kampf wirklich gelaufen zu sein. „Hey, ich habe gute Nachrichten!“, Volkners Assistent kam in den Aufenthaltsraum der Arena gerannt, „Frida teilt ebenfalls mit, dass Team Galaktik aufgegeben hat.“ „Sehr gut. Hat sie auch gesagt, wer noch bei ihr ist?“, wollte Cynthia wissen. Leider hatte sie auf ihrem Weg nach Sonnewik nicht jedes Trainerlager aufsuchen können, das von Team Galaktik errichtet wurde, aber sie hatte es für wichtiger gehalten, eine Stadt zu beschützen, die noch nicht eingenommen wurde. „Lamina aus Herzhofen hat es bis nach Blizzach geschafft. Doch was mit Veit und Adam ist, wissen sie dort auch nicht. Auch Silvana scheint immer noch auf der Flucht zu sein.“ „Das macht mir Sorgen“, Cynthias Blick wurde nachdenklich. Sie hatte gehofft, dass sie es nach Blizzach geschafft hätten, da sie sie hier nicht vorgefunden hatte. Sonnewik hatten sie mit gemeinsamen Kräften verteidigen können und in Blizzach hatte Frida alles unter Kontrolle, für Team Galaktik musste der Kampf dort oben eine Eishölle gewesen sein. Doch was war nur aus Adam und seinem Sohn geworden? Silvana war sie entgegen ihrer Hoffnung auch nicht auf ihrem Weg begegnet. „Dann sollten wir sie suchen gehen. Oder hat mal jemand dort in den Arenen angerufen, die Funkverbindungen funktionieren doch wieder wie es scheint“, es war Wassili, der sich lässig in seinem Stuhl zurücklehnte, der diese einfache Idee in die Runde warf. „Ich werde sofort versuchen Kontakt aufzunehmen!“, Volkners Assistent verließ den Raum wieder genauso schnell, wie er gekommen war. Daran hatte er gar nicht gedacht. „Er hat Recht, wir sollten sie suchen gehen, wenn wir sie nicht in ihren Arenen erreichen“, stimmte Lucien von den Top vier zu. Alle Anwesenden waren für diesen Vorschlag. Sie mussten wissen, was los war. Aus Fleetburg und Erzelingen hatten sie ohnehin nie eine Mitteilung erhalten, das war schon mehr als beunruhigend. Ein paar Minuten später kam der Assistent auch wieder keuchend angerannt. „Ich erreiche niemanden, eine Verbindung steht zwar, aber es nimmt keiner ab.“ „Dann lasst uns gehen“, Wassili erhob sich und wollte sich scheinbar so schnell wie möglich auf den Weg machen. „Wassili, kann ich mal kurz mit dir unter vier Augen sprechen?“ Der Wettbewerbsmeister hielt inne und warf Cynthia einen fragenden Blick über die Schulter zu. Sie starrte ihm ernst entgegen. Wassili wandte seinen Blick kurz ab, drehte sich aber schließlich um und trat an sie heran. „Ihr anderen geht schon mal vor, ich schlage vor, dass wir in ihren Heimatstädten anfangen. Gib auch eine Meldung nach Blizzach raus, dass noch drei Arenaleiter vermisst werden.“ Der Assistent machte sich sofort wieder auf den Weg. Die anderen Anwesenden waren ein wenig verwundert über Cynthias plötzliche Ernsthaftigkeit, verließen aber kommentarlos den Raum. So blieben nur sie und Wassili zurück. „Wieso bist du überhaupt hier?“, diese Frage hatte sie ihm schon lange stellen wollen, auch wenn sie dankbar für seine Hilfe war. „In Sinnoh war zuerst etwas passiert, also bin ich her, um euch zu helfen.“ „Doch als du von den Vorfällen in Hoenn gehört hast, hätte ich angenommen, dass du dich sofort auf den Weg machst.“ „Ich habe mich für dieses Kampffeld entschieden, ich konnte doch nicht einfach mittendrin gehen und euch im Stich lassen.“ „Jeder hätte es verstanden, wenn du gegangen wärst, um deine Heimat zu beschützen und diejenigen, die du liebst“, Cynthia bedachte Wassili mit einem besorgten Blick. Es war nicht zu übersehen gewesen, dass er lieber woanders gewesen wäre, als hier mit ihnen zu kämpfen, doch sie hatte ihn auch nicht einfach wegschicken wollen. Es war immerhin seine Entscheidung. „Ich bin mir sicher, sie ist auch ohne mich klar kommen, sie schafft doch sonst auch immer alles allein. Und Troy hat bestimmt auch den Kampf gegen Team Magma und Team Aqua aufgenommen. Wir haben es doch vorhin gehört, die Organisationen sind besiegt.“ „Ja, und viele Arenaleiter tot.“ Cynthia merkte, wie sich seine Hände verkrampften, er senkte den Blick. Vielleicht war sie ein wenig zu direkt gewesen, aber er sollte endlich zugeben, was er wirklich wollte. Behutsam legte sie eine Hand auf seine Schulter. „Der Kampf ist vorbei, du solltest zu ihr gehen. Ihr beiden habt zwar eure Streitigkeiten, doch du liebst sie doch immer noch. Sie wird dich jetzt brauchen.“ Wassili blickte zu der blonden Trainerin auf. Schmerz spiegelte sich in seinen Augen wieder. Sie hatte Recht, er wollte zu der Frau, die er liebte. Doch er hatte Angst, dass sie ihn wieder verstoßen würde, denn ihr letztes Treffen war damit geendet, dass sie ihn fortgeschickt hatte. Ihre Worte hatte er immer noch im Kopf ‚du bist doch sowieso nie für mich da’. „Geh. Geh zu ihr, egal was passiert ist, sie wird dich jetzt brauchen.“ Wassili unterdrückte Tränen. „Ich danke dir.“ Er verbeugte sich kurz anerkennend, ehe er wie vom Blitz getroffen aus der Arena rannte. Er rief sein Milotic, stieg auf und machte sich auf den Weg nach Hoenn. Er wusste, dass sie Felicia in Metarost City unterstützen wollte, also würde er dort zuerst nach ihr suchen. „Wibke, bitte sei noch am Leben“, so verließ er Sinnoh mit der Hoffnung, dass ihr Streit nicht ihre letzte Worte füreinander gewesen waren. Cynthia trat kurz darauf ebenfalls aus der Arena und rief ihr eigenes Milotic. Sie würde sich auf den Weg nach Fleetburg machen. Sie bedauerte Wassili und hoffte für ihn, dass Wibke noch am Leben wäre. Es war nicht leicht, immer die richtige Entscheidung zu treffen, vor allem musste man bei jeder Entscheidung bedenken, auf wessen Wohl man Rücksicht nahm: sein eigenes oder das von allen anderen. „Eigentlich dachten wir immer, dass du derjednige bist, der immer weiß, welche Entscheidung die Richtige ist“, sie konnte bei dieser Annahme wohl wissend von Wassili, Troy und sich sprechen, „Was hast du dir also nur dieses Mal dabei gedacht, Siegfried?“ Johto, Oliviana City, Leuchtturm Bill sprang jubelnd durch die Gegend, sein Plan hatte wirklich funktioniert. „Lanette, du bist spitze, die Sendung müsste wirklich jeder empfangen können.“ „Ich habe nur gemacht, was du gesagt hast, das Lob verdienst allein du“, seine Kollegin aus Laubwechselfeld war aber auch hörbar erfreut, dass die Übertragung funktionierte, „Ich hoffe, dass auch andere wieder neuen Mut fassen, denn das sind Nachrichten, die wir wirklich alle dringend gebraucht haben.“ „Wenn ich jetzt noch die Nachricht bekomme, dass auch Team Rocket geschlagen ist, dann könnte ich platzen vor Begeisterung. Aber Gary und die anderen werden das Kind schon schaukeln, da bin ich mir sicher!“, Bill klatschte zuversichtlich in die Hände, „Lanette, ich melde mich wieder bei dir, wenn ich mehr weiß. Gute Arbeit!“ „Ich erwarte mit Ungeduld deinen Anruf, mach’s gut!“ Damit war das Gespräch zwischen den beiden Technikexperten beendet. „Das ist einfach fanstastisch, unsere Radiosendung geht um die ganze Welt und die Leute in Dukatia City machen das wirklich gut“, Bill drehte das Radio nun noch ein wenig lauter. »Der entscheidende Kampf findet gerade in diesem Moment auf der Zinnoberinsel in Kanto statt. Die Trainer stellen sich dem Boss von Team Rocket. Es gibt eigentlich nur noch eines zu sagen... „Ja, sie werden es schaffen!“, die letzten Worte des Moderators erstickten in Bills enthusiasthischem Aufschrei. Vor Freude umarmte er sogar Jasmin, die den Experten bis jetzt nur amüsiert beobachtet hatte. Er drehte sich ein paar Mal mit ihr um die eigene Achse, bis er plötzlich innehielt, als ihm die Situation bewusst wurde. „Oh, verzeih bitte, ich bin wohl ein wenig überschwenglich“, er ließ peinlich berührt von ihr ab und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Eine peinliche Röte stieg in seinem Gesicht auf. Doch Jasmin kicherte nur, „Das macht doch nichts, ich freue mich auch. Du bist wirklich ein bemerkenswerter Mann“, sie nahm seine Hände und lächelte ihn an. Bill verschlug es tatsächlich einmal die Sprache und er genoss es einfach, die wohlige Wärme in seinem Gesicht zu spüren und ihr sanftes Lächeln zu betrachten. Kanto, Zinnoberinsel, auf dem Gipfel des Vulkans »... Es gibt eigentlich nur noch eines zu sagen: gebt nicht auf, wir stehen alle hinter euch und glauben an euren Sieg!« Die Stimme des Radiomoderators war lauter geworden und hallte über den Krater. Gary wusste nicht, wo diese Stimme auf einmal herkam, doch er hatte vor allem ihre letzten Worte deutlich verstanden. Er stöhnte auf, seine Knochen fühlten sich steif an und sein ganzer Körper schien ein einziger Bleiklumpen zu sein, den es zu bewegen galt. Doch er stützte sich auf den Armen ab und schob sich schließlich auf die Knie. Endlich konnte er seine Umgebung erfassen. Asche fiel von ihm ab, das Blut, das seinen Körper an einigen Stellen bedeckte oder seine Kleidung tränkte, merkte er kaum, er war nur froh, das Auf- und Absenken seines Brustkorbes zu spüren. Sein Atem ging schwer, ein Keuchen war nicht wegzudenken, doch er atmete, er war noch am Leben. Gary konnte seinen Kopf kaum drehen, er sah nur Green ein paar Meter neben sich liegen, ihr Ditto in ihren Armen. Ein tiefes Husten erklang plötzlich von ihr und sie drehte sich von ihrer Rücken- in eine Seitenlage. Langsam öffnete sie ihre Augen, sie blickten ihn direkt an. Gary war beruhigt, auch sie war noch am Leben. Was war das nur für ein Angriff gewesen? Er schien alles niedergemäht zu haben, was ihm im Weg gestanden hatte. „Ash?“, leise rief Gary den Namen seines Freundes und ersehnte eine Antwort. „Direkt hinter dir“, krächzte eine Stimme. Ash hustete Asche aus seiner Lunge, er hatte sich selten so elend gefühlt. Er kniete am Boden, die Ellenbogen vor sich abgestützt und röchelte so lange den Boden an, bis er wieder halbwegs vernünftig Luft bekam. „Pikachu?“ Ash blinzelte zur Seite, sein Kumpel blickte zurück. Pikachu lag neben ihm in der Asche und rührte sich nicht, es konnte sich nicht mehr bewegen. Aber es war wach und es war am Leben, das war das, was im Moment für ihn zählte. „Misty? Lucia? Paul?“, keuchte er. Er konnte Misty sehen, sie lag neben Marina und ebenfalls fast vollkommen von Asche bedeckt einige Meter von ihm entfernt. Doch sie reagierte nicht auf seinen Ruf. Doch er hörte noch jemand anderen husten. Ashs Blick wanderte scharf zur Seite. Fast an der Kante des Kraters entdeckte er Lucia, die auf dem Rücken lag und ebenfalls Asche ausspuckte. Paul lag halb auf ihr, es sah für Ash schon fast so aus, als hätte er sich vor sie gestellt, um sie vor dem Angriff zu beschützen. „Paul?“, hustete Lucia, „Hey, Paul“, sie rüttelte an seiner Schulter, doch er antwortete nicht. Irgendwo blutete er am Kopf, denn eine Blutrinne lief ihm übers Gesicht. Sie setzte sich auf und nahm legte seinen Kopf in ihren Schoß. Sie senkte ihren Oberkörper und horchte nach seinem Atem. Er war flach, doch ein leichter Luftzug berührte spürbar ihr Ohr. „Verdammt“, knurrte jemand und ein Spucken folgte. Jimmy stützte sich auf die Ellenbogen und spie Asche aus seinem Mund. Mehr war nicht zu hören. Pyro und Sandra lagen ebenfalls bewegungslos in der Asche. Die Radiosendung war vorüber bzw. fing wieder von vorne an. Doch die leicht verzerrte Stimme verstummte plötzlich, als eine Explosion ertönte. Der Jeep flog in die Luft und seine Überreste landeten in dem brodelnden Lavasee, der ihn endgültig vernichtete. „Schluss damit“, die wütende Stimme gehörte eindeutig Giovanni, „Seid ihr tatsächlich noch am Leben, ihr seid zäher als ich dachte, das muss ich zugeben. Aber den nächsten Angriff werdet ihr sicher nicht überstehen. Mewtu!“ Mewtu machte sich erneut für seinen Psychoangriff bereit. Den würden sie wirklich nicht überstehen, das war jedem von ihnen klar. „Das darf nicht das Ende sein“, Ash schlug mit beiden Unterarmen und seinen Fäusten wütend und verzweifelt auf den Boden. „Angriff!“, gab Giovanni schließlich den Befehl. Die Psywelle schoss ein zweites Mal über das Plateau, doch mittendrin wurde sie von etwas aufgehalten. Wie aus dem Nichts schossen Blitze, ein Feuerwirbel und ein Eissturm aus dem Himmel und wehrten die Psywelle über dem Krater ab. „Was zum-“, knirschte Giovanni und blickte empor. Er war überrascht, was er zusehen bekam: die drei legendären Vogel-Pokémon Zapdos, Lavados und Arktos kreisten über dem Gipfel. Und in ihrer Mitte schwebte Silber, das mächtige Lugia, welches Giovanni böse anblickte. Gary, Ash und Jimmy blickten ebenfalls empor, die Pokémon hatten sie tatsächlich gerettet. Doch was als Nächstes geschah, war für sie nicht wirklich unerwartet. Die Pokémon setzten alle zu einem weiteren Angriff an, doch Mewtu errichtete rechtzeitig eine Psychobarriere, um sich und Giovanni zu schützen. Die vier Vögel hatten keine Chance. „Mewtu, übernimn die Kontrolle über sie!“ Das musste kommen. Doch Ash wollte sich das nicht noch mal ansehen. Er rappelte sich auf seine wackeligen Beine, streifte den letzten Rest seiner Weste von den Schultern und holte einmal tief Luft, „Mewtu, hör endlich auf!“, schrie er so laut er nur konnte. Mewtu schien tatsächlich einen Moment zu zögern. Das nutzten die vier Vogel-Pokémon, um ihren nächsten Angriff auszuführen. „Mewtu!“, kurz spiegelte sich Furcht in Giovannis Augen wieder, doch er sollte noch einmal davon kommen. Mewtu reagierte zu spät, dafür übernahm jemand anderes seine Rolle und wehrte die Angriffe mit drei Hyperstrahlen ab. Giovanni blickte erleichtert hinter sich. „Bist du schon die ganze Zeit hier?“ „Natürlich, ich wollte schließlich selbst sehen, wie dein entscheidender Plan letztendlich aufgeht.“ Der Trainer stand auf seinem Dragoran, welches sich dem Gipfel näherte, eskortiert von seinen zwei Dragonir, und blickte über die Szenerie. „Siegfried“, murmelte Silver, er hätte nicht gedacht, dass der einstige Champion hier seine Aufwartung machen würde und leider hatte er denkbar schlechtesten Zeitpunkt gewählt. „Wieso tust du das?“, wieder war es Ashs Stimme, die seinen Feinden entgegen schrie. Siegfried fixierte den Trainer, der keuchend und im Schweiße seines Angesichts im Krater stand und ihn wütend anfunkelte. „Antworte mir!“ Doch Siegfried folgte seiner Aufforderung nicht. Stattdessen beobachtete er, wie auch Gary wieder auf die Beine kam. „Eigentlich wäre es deine Aufgabe gewesen – diese Welt in diesem Kampf zu beschützen. Was könnte dich also – dazu treiben – sie zu verraten?“, keuchte Gary schwer. Auch er hätte gerne eine Antwort auf diese Fragen. „Der Champion weiß eben, auf welche Seite er sich schlagen muss, um zu gewinnen“, lachte Giovanni, doch das wollten ihm Ash und Gary nicht abkaufen. Siegfried musste einen Grund haben, so zu handeln. Es musste ihn einfach geben. „Ja, es gibt einen Grund, warum ich mich auf die Seite dieses Mannes geschlagen habe“, Siegfried blickte zu Giovanni herab. „Das ist doch jetzt vollkommen egal. Mewtu?“, ein wenig erbost blickte er seine Schöpfung an, die seinen Befehl vorhin nicht ausgeführt hatte. Doch Mewtus Augen leuchteten starr auf, er war bereit für den nächsten Angriff. Aber auch die Vogel-Pokémon wollten nicht länger warten und sammelten ihre Energien. „Angriff!“, Mewtus Psychokinese entlud sich und prallte auf die Attacken der Legendären. Erneut kam es zu einer gewaltigen Energieexplosion. Doch Mewtu sorgte mit seiner Barriere dafür, dass niemandem auf seiner Seite des Gipfels etwas passierte. Doch die vier Vögel hatten nicht so viel Glück. Lavados wurde seitlich getroffen, so dass sein linker Flügel lahmte und es landen musste. Zapdos wurde nach oben hin weggeschleudert, es war aufgrund der dichten Wolken nicht mehr zu sehen. Aktos stürzte gegen den Vulkan und blieb zunächst angeschlagen liegen. Nur Lugia konnte sich sichtbar in der Luft halten, auch wenn es selbst Schaden davon getragen hatte. „Los Mewtu, mach sie fertig!“, wozu sie kontrollieren, wenn man sie so leicht besiegen konnte?! „Tu es nicht!“, rief Ash und kämpfte sich durch den Aschekrater vorwärts. Er durfte das nicht zulassen. Gary hatte es geschafft, Green von der Kontrolle zu befreien, also musste es auch möglich sein, dass Mewtu wieder seinen eigenen Willen zurück bekam. Ash zog seine Füße durch die Asche am Boden, was sie noch schwerer machte, doch er merkte, wie er sich vorwärts bewegte. Sein weißes nassgeschwitztes T-Shirt klatschte ihm gegen den geschundenen Körper und schien ihn am Weitergehen zu hindern, doch er ließ sich davon nicht aufhalten. „Bitte tu es nicht!“, rief er wieder, denn es ließ Mewtu zögern. Er konnte ihn hören, er erkannte seine Stimme, das wusste Ash. Giovanni hatte noch nicht gewonnen. Mewtu stöhnte auf und schüttelte den Kopf, es hörte so viele Stimmen auf einmal, dass es nicht wusste, was es tun sollte. Lugia setzte zu einem weiteren Hyperstrahl an, dieses Mal wollte es treffen. Der Strahl schoss direkt auf Giovanni zu, doch kurz vorher traf er auf einen anderen Hyperstrahl und beide Angriffen endeten im Himmel. Wieder war es Siegfried gewesen, der sich eingemischt hatte. „Mewtu, ich weiß, dass du mich hören kannst, du musst damit aufhören! Du hast einen eigenen Willen“, hustete Ash und setzte weiter einen Schritt vor den nächsten. Er kam vorbei an Gary, der seinem Freund und Rivalen hoffnungsvoll hinterher blickte. Er passierte Jimmy, der ihm aufbauend zunickte. Er warf kurz einen Blick zu Marina und Misty. Ash hatte sich vorgenommen, alle seine Freunde zu retten und Mewtu zählte auch dazu. „Das darf doch nicht wahr sein“, knrischte Giovanni, „Du bist meine Schöpfung und du hast mir zu gehorchen!“ Mewtu hielt es nicht mehr aus. Er schrie schmerzerfüllt auf, seine leuchtenden Augen weiteten sich und starrten in den dunklen Himmel. Die Kabel, die mit seinem Körper verbunden waren, sprühten Funken. „Was passiert hier?“, Silver war verwirrt, würde Mewtu sich am Ende noch selbst vernichten? Siegfried konnte sich das nicht länger ansehen, schließlich landete er mit seinem Dragoran und stieg vor Giovanni ab. „Verdammt, es sieht so aus, als müsstest du dich noch einmal um die Rebellen kümmern, in der Zwischenzeit werde ich Mewtu wieder unter Kontrolle bringen“, meinte Giovanni und wandte sich der Maschine zu. Mewtus Schrei war weiterhin zu hören. Lugia blickte den einstigen Champion eindringlich an, Ash sank auf die Knie, er würde Mewtu so gern von seinem Leid befreien. Gary, Green, Jimmy und Lucia blickten ebenfalls erwartungsvoll auf die andere Seite des Kraters. An dessen Kante stand Siegfried. Er wusste, dass er die Entscheidung in der Hand hatte. Er könnte Lugia mit seinem Dragoran und den Dragonir leicht besiegen, er könnte die Rebellen leicht zur Strecke bringen, aber genauso leicht könnte er auch Giovanni oder Mewtu erledigen. Die Entscheidung lag ganz allein bei ihm. Siegfried hatte immer gute Gründe für seine Entscheidungen gehabt und er hatte nicht eine Einzige bereut. Doch wie er es sich gedacht hatte, die Welt hatte sich verändert. „Dragoran, Hyperstrahl!“, das Pokémon machte sich für den Angriff bereit, doch die Attacke entlud sich schneller, als es jeder erwartet hätte. Siegfried hatte seine letzte Entscheidung getroffen. ~~~ Preview chapter 29: Der letzte Kampf geht in die entscheidende Phase. Doch wofür hat Siegfried sich entschieden? Haben Gary, Ash und die anderen überhaupt noch eine Chance? Am Ende kann nur eine Seite gewinnen und die vom Untergang bedrohte Zinnoberinsel verlassen… Zu Lesen in Kapitel 29, nächster upload-Termin ist der 15.05.2010 See ya :D Kapitel 29: Giovannis Ende -------------------------- Kanto, Vertania City In dem kleinen Krankenhaus am Rande von Vertania City wagte es niemand, das Radio abzustellen, das immer wieder aufs Neue von den Ereignissen in der Welt berichtete. Niemand wollte diese Nachricht zum Verstummen bringen. Der junge Koordinator hatte sich auf dem Sofa vor dem kleinen, schwarzen Gerät niedergelassen und nahm die Worte wie eine Gebetsformel in sich auf. Er hielt seine Ellenbogen auf den Knien abgeschützt, seine Hände waren zusammen gefaltet und er lehnte seinen Kopf erschöpft dagegen. Er konnte nichts weiter tun, als den Worten aus dem Radio zu lauschen und darauf hoffen, dass alles gut werden würde. Doch es fiel ihm schwer. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt und er hätte nie erwartet, dass dieses Gefühl so weh tun würde. Drew saß einfach nur da und das bereits seit einer geschlagenen Stunde. Er ließ sich weder von Frau Ketchum, Scott oder sonst jemandem trösten, er blieb für sich allein und gab sich einfach nur seiner Hoffnung hin, um den Schmerz zu ertragen. Sandras Dragonir hatte ihn und Maike nicht wie zunächst gedacht in Alabastia abgesetzt. Es war einfach an Sam vorbei gelaufen, der dort immer noch auf sie wartete und hatte seinen Weg Richtung Norden fortgesetzt. Irgendwann waren sie bei diesem Krankenhaus angekommen. Er hatte Maike sofort zur Notaufnahme gebracht, die Ärzte hatten sich auch umgehend um sie gekümmert, doch sie operierten sie immer noch. Drew wusste gar nicht, ob er alles mitbekommen hatte, er hatte nur ein paar Ärzte rufen hören, dass sie sich beeilen müssten, sie könnte innere Blutungen haben und irgendetwas musste umgehend besorgt werden, woraufhin einige Krankenschwestern ausgeschwärmt waren. Eine Schwester war auch an ihn heran getreten, doch er hatte sich einfach von ihr abgewandt. Er brauchte keine Hilfe, nicht wenn Maike sie dringender brauchte. Lange hatte er ihr nachgesehen und die Tür zum OP angestarrt, bis er irgendwann die Worte aus dem Radio vernommen hatte. Er hatte sich dort auf einen freien Platz auf eines der Sofas gesetzt, seinen Kopf gegen seine gefalteten Hände gelegt und die Augen geschlossen. Jemand hatte ihn angesprochen, doch er wollte keine andere Stimme hören. Er sagte kein Wort, sondern blieb einfach nur in seiner Position verharrend vor dem Radio sitzen. Drew hoffte nur noch auf zwei gute Nachrichten, nur noch zwei, mehr wollte er gar nicht. Maike musste einfach überleben, sie musste leben, ansonsten wüsste er nicht, was er tun sollte. Schon allein der Gedanke daran, dass er sie nicht mehr sehen könnte, schnürte ihm das Herz zusammen und ließ es beinahe stehen bleiben. Zum anderen mussten Gary und die anderen es einfach schaffen, Giovanni zu besiegen, denn sonst wären all ihre Opfer umsonst gewesen. Dieser Alptraum musste endlich ein Ende haben, denn was wäre ein Leben sonst noch wert in dieser Welt? ~*~ Reunion – Giovannis Ende Oder: Siegfrieds letzter Plan ~*~ Zinnoberinsel, auf dem Gipfel des Vulkans Alle hatten sich auf den Boden geworfen, um den Auswirkungen der Explosion zu entgehen. Alle außer Siegfried. Sein Dragoran stand vor ihm und hielt mit Schutzschild alle schädlichen Auswirkungen von ihm fern. Rauch zog belanglos an ihnen vorbei, er wartete nur starr darauf, dass das Ergebnis seines Angriffs sichtbar wurde. Silver lag am Boden, er hatte die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen. Metallsplitter landeten knisternd neben oder auf seinem Körper. Nur langsam traute er sich, sich auf die Knie zu richten und sich umzudrehen. Ungläubig starrte er hinter sich. Sein Blick wanderte zu Siegfried, der mit verschränktem Armen und einem todernsten Blick immer noch am Rande des Kraters stand. Silvers Blick wanderte wieder zurück, doch er konnte kaum glauben, was er sah. Siegfrieds Hyperstrahl hatte nicht Lugia oder die Rebellen getroffen, er hatte auf die Maschine gezielt, die Mewtu kontrollierte. Diese war nun in tauschend Stücke zersprungen. Doch was war mit seinem Vater und mit Mewtu? Durch den elektrisierten Rauch war noch nichts zu erkennen, doch bei genauerem hinhören, vernahm Silver ein leises Stöhnen. „Dragoran, blas den Rauch weg“, befahl Siegfried und sein Pokémon begann, durch gezieltes Flügelschwingen den dichten Rauch aufzulösen. Die Überreste der Maschine wurden sichtbar. Es war gerade mal noch die Stelle erkennbar, auf der sie gestanden hatte, der Rest war von dem Hyperstrahl einfach weggefegt worden. Die drei Rocket Rüpel lagen verletzt am Boden. Panisch und jaulend versuchten sie aus der Schusslinie zu kriechen. Giovanni lag vor den Maschinenresten auf dem Ascheboden. Er blutete an der Stirn, sein schwarzes Jackett war fast vollkommen zerrissen und seine Finger zuckten, bis sie sich schließlich in den Boden krallten. Seine eiskalten Augen funkelten Siegfried an, in ihnen brodelte das Feuer der Vergeltung. Siegfried hatte ihn verraten. Giovanni fletschte die Zähne, das würde er dem ehemaligen Champion nicht durchgehen lassen. Er würde sich nicht geschlagen geben, nicht so kurz vor dem Ziel. Der Team Rocket Boss prüfte innerlich die Beweglichkeit seiner Gliedmaßen. Er konnte noch jeden Muskel spüren, denn es war der Schmerz, der ihm sagte, dass er noch nicht verloren hatte. Er spannte jeder Faser seines Körpers an, riss sich das Jackett vom Leib und stand mit einem brüllenden Aufschrei wieder auf. Wütend starrte Giovanni Siegfried an. Kurz wanderte sein Blick aus dem Augenwinkel heraus zu Mewtu. Auch dessen Kontrollplattform war zerstört, die Kabel steckten zwar immer noch in seinen Adern, aber es gab keine Stromverbindung mehr. Mewtu war einfach zusammen gebrochen und lag bewegungslos am Boden. Mewtu könnte er nicht mehr benutzen, seine einzigartige Schöpfung hatte offenbar ausgedient. „Wie kannst du es wagen?!“, knurrte Giovanni wieder in Siegfrieds Richtung. Schweigen. Giovanni wartete geduldig auf eine Antwort, doch Siegfried bedachte den Team Rocket Boss nur mit einem ruhigen Blick. Die Anspannung zwischen den beiden war regelrecht zu spüren. Silver traute sich kaum zu atmen. Er hatte sich sowieso die ganze Zeit gefragt, wieso Siegfried sich seinem Vater angeschlossen hatte, aber er hatte wirklich alles für ihn getan, wieso also sollte er ihn gerade jetzt verraten? Dafür hätte Siegfried sicherlich einen besseren Zeitpunkt gewählt, wenn dies wirklich von Anfang an seine Absicht gewesen wäre. Irgendetwas musste passiert sein, dass er seine Meinung geändert hatte. Auch Ash und Gary sahen zu den beiden Männern herüber und konnten sich kaum vorstellen, was in den Köpfen der beiden gerade vorging. Sie schienen ein Duell in einer anderen Sphäre auszutragen. „Du hast doch bereits zu viel für mich getan, als dass du mich nun verraten würdest“, Giovannis Worte zeigten deutlich, dass er nicht daran glaubte, dass Siegfried ihm einfach so in den Rücken fiel. Vor allem nicht zu diesem Zeitpunkt. Das passte einfach nicht zu dem einstigen Champion. Doch was hatte er wirklich vor? „Es muss endlich ein Ende haben. Endgültig“, Siegfrieds Stimme klang ungewöhnlich nüchtern. Ihm schienen seine eigenen Worte egal zu sein, doch seine Augen spiegelten eine Entschlossenheit wieder, die Giovanni nervös machte. So hatte dieser Mann ihn noch nie angesehen. „Könntest du endlich mal deutlicher werden?!“, schnauzte Giovanni ihn an. Siegfrieds Blick blieb weiter auf dem Team Rocket Boss ruhen. Es war still auf dem Gipfel des Vulkans, es war lediglich das Brodeln der Lava und das wilde Flattern seines Capes im Wind zu hören. „Zeig mir deine wahre Macht. Nicht Mewtu, nicht deine Armee, sondern Deine Macht“, sagte Siegfried schließlich, mit so viel Ernst in der Stimme, dass es einem eiskalt den Rücken runter laufen konnte. „Soll das eine Herausforderung sein?“ Siegfried machte nur eine leichte Kopfbewegung und sein Dragoran ging vor ihm in Kampfposition. Seine beiden Dragonir warteten schwebend neben ihm. Giovanni warf noch einen letzten Blick zu Mewtu, ehe er einen seiner Pokébälle hervorholte. Er brauchte seine Schöpfung nicht, um andere in einem Pokémon-Kampf zu besiegen. Er wusste nicht, was Siegfried vorhatte, aber er würde sich sicher nicht von diesem Mann aufhalten lassen. „Geowaz, du bist dran!“, er warf den Pokéball nach vorne und das Gestein-Pokémon erschien grölend vor ihm auf dem Ascheboden. Das Plateau bot nur bedingt gute Kondition für sein Pokémon, zudem konnte sein Gegner auch noch Fliegen, aber er war nicht umsonst Meister der Boden-Pokémon und in den letzten Jahren hatte er nicht nur seine Leute zu Bestleistungen trainiert. „Du hast den ersten Angriff“, grinste Giovanni. Das überraschte Siegfried nicht im Geringsten, schließlich setzte der Team Rocket Boss mit seinem Gestein-Pokémon auf eine hohe Defensive und musste auf den richtigen Moment warten, um effektiv zuschlagen zu können. Doch so einen Moment würde er ihm nicht geben. „Dragoran, Donner!“, der Drache heulte auf und sammelte Elektrizität in seinen Fühlern. Nur wenige Sekunden später schoss ein gewaltiger Donnerstrahl auf das Gestein-Pokémon zu. Giovanni zog eine Augenbraue hoch. Wieso Energie für eine Donnerattacke verschwenden? Doch schnell wurde ihm Siegfrieds Hintergedanke klar. Das ganze Kampffeld war nun elektrisiert, die Asche blieb beinahe buchstäblich in der Luft stehen und raubte einem die Sicht, den Atem und alle anderen Sinne, doch das betraf ihn doch genau so. Giovanni spürte bereits, wie die Asche in seinen Augen juckte, er rieb kurz daran, danach glaubte er jedoch, Dragoran gar nicht mehr sehen zu können. Auf einmal hörte er nur noch, wie etwas in den Boden schoss. Kurz flackerte ein gleißendes Licht auf, ehe es genauso schnell wieder verschwand. Die Asche in der Luft verteilte sich und sank langsam wieder bis kurz über dem Boden, über dem es jedoch auf der fließenden Elektrizität weiter schwebte. Giovanni hustete kurz in seinen Ärmel, ehe er wieder etwas erkennen konnte. „Das darf doch nicht wahr sein…“, murmelte er und starrte wütend in das Loch im Boden. Sein Geowaz lag besiegt in dem tiefen Krater, es war mit Asche und Gesteinsbrocken bedeckt, sogar seine Panzerung wies Risse auf. Auf der anderen Seite des Kampffeldes sank Dragoran wieder langsam vor Siegfried hinab und blieb in schwebender Position über dem Rauch in der Luft stehen. „Deinem Hyperstrahl entgeht nichts, was?!“ Siegfried antwortete nicht auf Giovannis Kommentar. Geduldig beobachtete er nur, wie dieser Zähne knirschend sein Pokémon zurück rief und stattdessen sein Heatran aufs Feld befahl. Das Pokémon stampfte einmal kräftig mit einem Fuß auf den Boden und die Elektrizität in der Luft verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Der Rauch zog davon und die Asche fiel zu Boden. Giovanni würde Siegfried nicht erlauben, dieselbe Strategie zweimal einzusetzen. „Feuersturm!“, befahl Giovanni schließlich und sein Pokémon setzte sofort die mächtigste Feuerattacke ein, die es beherrschte. Dieses Mal waren die Kampfbedingungen auf seiner Seite, denn die Hitze hier oben, verstärkte noch sein Feuer und zog eine erdrückende Hitzewelle mit sich. Eine Walze aus Feuer und Hitze schien Dragoran unter sich begraben zu wollen. „Dragoran, Drachenwut“, das Pokémon zögerte keinen Moment und schickte seinerseits seine energiegeladene Attacke in Richtung seines Gegners. Eine Hitze- und Energiewelle schoss über den ganzen Gipfel, sie riss Giovanni sowie auch Siegfried von den Beinen und schleuderte sie nach hinten. Die beiden Pokémon versuchten, standhaft zu bleiben, aber irgendwann brachen auch ihre Kräfte ein. Die Energieexplosion verschwand so schnell, wie sie entstanden war, und zurück ließ sie nur zwei kampfunfähige Pokémon und ihre am Boden liegenden Trainer. Giovanni war am Rande des Gipfels liegen geblieben. Kleine Gesteinsbrocken kullerten den Abhang hinunter und Giovanni wollte sich nicht vorstellen, wie er auf diesem Weg nach unten aussehen würde. Stöhnend rappelte er sich wieder auf. Sein linkes Auge zuckte, das Weiße in dessen Inneren lief blutrot an, was Giovanni nun wirklich eine teuflische Ausstrahlung verlieh. Wie ein wütender Herrscher starrte er zu seinem einstigen Untertan herüber. Siegfried lag auf dem Rücken, sein Kopf hing bereits über dem brodelnden Lavasee. Vorsichtig drehte er sich zur Seite und starrte für einen Augenblick hinab in die feurige Masse. Irgendwie kam ihm diese Situation unglaublich bekannt vor. Schon einmal hatte er sich einen Kampf auf einem Vulkan geliefert, doch dieser war nicht so ausgegangen, wie er es sich erhofft hatte. Doch dieses Mal würde es anders sein, denn genau diese Erinnerung an damals brachte ihn auf eine Idee. Den Plan, diese Sache ein für allemal zu beenden. Auch Siegfried kam wieder auf die Beine und rief sein besiegtes Dragoran zurück. Seine beiden Dragonir richteten sich auch gerade wieder auf und schüttelten die Asche von ihren Körpern. Eines von ihnen rief er ebenfalls zurück, er würde es noch brauchen. Giovanni hatte sein Pokémon bereits ausgewechselt. Sein Sandamer stand kampfbereit vor ihm, seine Krallen blitzten gefährlich auf. „Denkst du wirklich, ich hätte dich für mich arbeiten lassen, wenn ich nicht in der Lage wäre, dich zu besiegen?!“ „Ich habe mich dir auch nicht mit der Auffassung angeschlossen, dass du einfach zu schlagen wärst“, gab der einstige Champion zu. Er wusste um die Stärke des Team Rocket Bosses, denn er hatte sie gesehen… Siegfried waren Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Mitglieder von Team Rocket auf der Zinnoberinsel gesehen worden waren. Niemand konnte es so wirklich glauben, aber da er es besser wusste, war er der Sache lieber nachgegangen. Und da hatte er es gesehen. Die Basis, die Armee und die Trainingseinheit, die Giovanni seinen Kommandanten gegeben hatte. Er hatte zwölf Befehlshaber seiner Armee auf einmal geschlagen und das mit nur zwei Pokémon. Eines davon war Sandamer gewesen. Es war unglaublich schnell, präzise und fast so gerissen wie sein Trainer. Bevor man wusste, dass es einen ins Visier genommen hatte, hatte man schon verloren. In diesem Moment hatte Siegfried gewusst, dass er versagt hatte. Er hatte nichts davon mitbekommen, dabei gehörte zu so einer Armee eine Vorbereitungszeit, die vermutlich über Jahre ging. Dagegen hätte er vorgehen müssen, es bemerken müssen, doch nun war es zu spät. Alleine hatte er keine Chance. Am nächsten Tag hatte er gerade Metarost City erreicht, um Troy aufzusuchen, als er es in den Nachrichten hörte: Alabastia war vollkommen zerstört worden. Und er gab sich die Schuld daran. Es wäre seine Aufgabe gewesen, es zu verhindern, doch es war ihm nicht möglich gewesen. Eine Welle der Zerstörung hatte angefangen, sich zu bewegen und sie würde alles unter sich begraben, was sich ihr in den Weg stellte. Vor zwei Jahren hatte er bereits das Gefühl, dass es einmal so weit kommen würde, doch dass dieser Moment nun da war, erschütterte ihn bis auf Innerste. Das Gleichgewicht der Welt hatte sich verschoben, also gab es für ihn nur noch eines zu tun: das neue Gleichgewicht zu erhalten. Er suchte Giovanni auf und bot ihm seine Dienste an, denn als Champion hatte er versagt, also wollte er wenigstens dafür sorgen, dass so wenig Schaden wie nur möglich entstünde. Immerhin das war ihm gelungen. Er hatte viele Städte, die Polizei und Pokémon-Center dazu bringen können, sich einfach zu ergeben, denn was hätten sie Giovannis Armee auch entgegen setzen können?! Es war seine einzige Möglichkeit, eine blutige Invasion zu verhindern, Alabastias Zerstörung war bereits eine Stadt zu viel gewesen. Nur die Arenaleiter hatten ihn mit Verachtung gestraft, Siegfried hatte es ihnen nicht verübeln können, also hatte er keine andere Wahl, als sie und seine Top 4 zu vertreiben. Nur Sandra war ihm gefolgt, weil sie seinem Urteil vertraute. Doch nun musste Siegfried sehen, dass alles ganz anders gekommen war, als er es sich gedacht hatte. Es gab Trainer, die nicht aufgeben wollten und für ihre Freiheit kämpften. Zunächst hielt er es für belanglos, denn was könnten ein paar Trainer schon ausrichten? Doch er hatte sie beobachtet und gesehen, wozu sie in der Lage waren. Siegfrieds Blick wanderte zu Mewtu. Es lag immer noch am Boden und es sah schrecklich aus, wie konnte man einem Pokémon nur so etwas antun? Wie oft hatte es ihm das Herz zerrissen, wenn er doch einmal kämpfen musste, als er Teak City hatte verbrennen sehen oder als er Agathe hatte töten müssen, weil sie nicht einfach stillschweigend wie die anderen gehen wollte? Und nun das hier. Dieses Pokémon wurde von Giovanni kontrolliert, doch es hatte sich mit aller Kraft dagegen gewehrt. Und das alles dank dieser Trainer. Siegfried beobachtete, wie Ash sich neben dem besiegten Psycho-Pokémon niederkniete. Hätten alle Menschen so viel Güte und Mut, wäre die Welt wohl perfekt. Doch um wenigstens eine Grundlage dafür zu schaffen, musste Giovanni vernichtet werden. Dies sollte die letzte Tat sein, die er noch ausführen würde. Mit entschlossenem Blick fixierte Siegfried den Team Rocket Boss, „Aber ich weiß, dass ich dich besiegen kann. Das letzte Gefecht wird entscheiden“, mit einer Handbewegung befahl er seinem Dragonir in Kampfposition zu gehen. „Du wirst genau so untergehen wie alle anderen vor dir!“, schnauzte Giovanni und schnipste nur einmal. Sein Sandamer setzte sich sofort in Bewegung und grub sich ein. „Dragonir, sei auf der Hut, es kommt blitzschnell aus dem Boden geschossen!“, warnte Siegfried seinen Drachen. Das Pokémon schloss seine Augen und konzentrierte sich auf seine innere Ruhe, um die Bewegungen in der Erde unter sich wahrzunehmen. Im nächsten Moment schoss Sandamer mit einer Kralle spitz nach oben gerichtet direkt von unten auf es zu. Dragonir wich geschickt aus, schlängelte sich um seinen Gegner und wollte ihn zerquetschen, doch das ließ Sandamer nicht mit sich machen. Es stieß seine spitzen Zähne in Dragonirs Körper, der Drache heulte auf und lockerte seinen Griff. Sandamer sprang ihm fest auf den Kopf und setzte eine Salve Schlitzerattacken nach. Das erste Kreischen des Drachen tat in den Ohren weh, doch es beendete die scharfen Angriffe auf sich, in dem es zielgenau mit dem Schwanz ausholte und das Boden-Pokémon Richtung Erde schlug. Mit einer gekonnten Rolle landete dieses jedoch heil auf den Hinterbeinen und ging sofort wieder in Angriffsposition. „Mach es fertig!“, war nur von Giovanni zu hören, ehe Sandamer aus dem Blickfeld aller verschwand. Eine Sekunde später tauchte es springend hinter Dragonir wieder auf, doch das Pokémon reagierte und hielt der Kralle seines Gegners sein Horn entgegen. „Aquawelle!“ Siegfrieds Ruf war noch nicht ganz verklungen, da wurde Sandamer auch schon von einer immer größer werdenden Wasserkugel erfasst und weggespült. Es prallte gegen einen Felsen, der daraufhin zerschellte. Doch schnell schob es die Steine beiseite und wollte sich für den nächsten Angriff bereit machen. Es kam gerade wieder auf die Beine, als es auch schon von der nächsten Aquawelle erfasst wurde und diesmal genau vor Giovannis Füßen landete. „Los, greif weiter an!“, befahl er wutentbrannt seinem Pokémon, welches nur noch schwerfällig wieder auf die Beine kam. Es war offensichtlich, dass es diesen Kampf nicht mehr gewinnen könnte, auch wenn selbst Dragonir keuchend vor Erschöpfung vor seinem Trainer landete. „Zwing mich nicht dazu, weiter zu gehen“, Siegfrieds Worte wussten jedoch nur Giovannis Wut noch mehr anzufachen. „Harte Worte von jemandem, von dem man glaubte, er würde die Welt beschützen. Gib es doch zu, wir beide sind gar nicht so verschieden.“ „Halt doch endlich die Klappe!“, der Aufschrei des jungen Mannes erregte die Aufmerksamkeit der beiden Kämpfer. Es war Ash, der Mewtu in seinen Armen hielt und Giovanni wütend anfunkelte. Er konnte die beiden nicht mehr länger hören. „Was willst du denn, du Wicht? Als ob du eine Ahnung davon hättest, wie die Welt funktioniert. Du hast keine Ahnung von Macht“, keifte Giovanni ihn abfällig an, „Sandamer, komm endlich hoch, der Kampf ist noch nicht vorbei! Ich werde mich nicht einfach geschlagen geben, Nidoking, auch du bist dran!“ Siegfried blieb unbeeindruckt, er hatte sich gedacht, dass Giovanni noch ein Pokémon bei sich hätte, doch das würde ihm jetzt auch nichts mehr bringen. Nicht in seiner mentalen Verfassung. Giovanni war nur noch ein verzweifelter Mann, der zappelnd versuchte, sich aus der Schlinge zu befreien, die sich jedoch bereits zu fest um seinen Hals gelegt hatte. „Dragonir!“, Siegfried deutete seinem Pokémon, dass der Kampf weiter ging. „Hört endlich auf zu kämpfen, das bringt doch nichts! So behandelt man seine Pokémon nicht!“, rief Ash, er wollte nicht noch mehr Pokémon leiden sehen. War es denn nicht schon genug? Doch die beiden Männer ignorierten ihn, sie würden weiter kämpfen, bis nur noch einer von ihnen stehen würde. Aber es gab andere, die seine Worte hörten. Plötzlich fielen klebrige Fäden vom Himmel und bedeckten die drei Pokémon, die dadurch in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt wurden. Es folgte ein Rankenhieb, der die Kämpfenden von einander entfernte und eine effektive Hypnose-Attacke versetzte alle drei in Schlaf. „Was soll das?“, knurrte Giovanni entsetzt und alle blickten in den Himmel auf. Dort sahen sie nicht nur Lugia, sondern auch eine Gruppe anderer Pokémon. „Das sind doch-“, murmelte Ash ungläubig, doch seine Augen betrogen ihn nicht: über ihnen schwebte sein Staraptor zusammen mit Bisasam, Noctuh und Krebscorps und sogar sein Smettbo, das er vor so langer Zeit die Freiheit geschenkt hatte, war zusammen mit seiner rosanen Freundin hergekommen. „Meine Freunde.“ Auch Gary starrte mit großen Augen in den Himmel. Ihre Pokémon aus dem Labor hatten sich wirklich in Sicherheit gebracht, doch was machten sie auf einmal hier? „Verdammt, nun wacht schon auf! Lasst euch doch nicht von diesen Schwächlingen fertig machen!“, brüllte Giovanni seine Pokémon an, doch diese schliefen ruhig weiter. „Du bist hier der Schwächling!“, kam es auf einmal entschlossen von Ash, der Giovanni mit einem leichten Grinsen ansah, „Euch scheinen Pokémon ja gar nichts zu bedeuten, aber sie sind Lebewesen genau wie wir! Wer gibt euch das Recht, über andere so zu entscheiden?! Mir ist es scheißegal, ob Siegfried nun auf unserer Seite kämpft, aber du solltest endlich aufgeben! Mewtu hat sich deinem Willen widersetzt und es wird immer jemanden geben, der sich dir nicht beugen wird und so lange das so ist, wirst du auch niemals gewinnen! Denn wir müssen nicht wissen, was Macht ist, so lange unsere Freunde hinter uns stehen, kann uns niemand aufhalten!“, Ash schrie diese Worte so energisch, dass er erst mal keuchend nach Luft schnappte. „Er hat Recht!“, drang daraufhin auf einmal Garys Stimme aus dem Aschekrater und unterstützte die starken Worte seines Freundes. Er hockte neben Green und hatte ihr in eine sitzende Position verholfen, ehe er sich nun selbst wieder aufrichtete. Das Grau der Asche haftete überall an seinem Körper, es wurde nur an einigen Stellen von dem Rot seines Blutes durchdrungen. Jede Faser seines Körpers schien einen stechenden Schmerz zu verursachen, jeder Kampf, den er bisher ausgetragen hatte, zerrte an ihm, doch noch war es nicht an der Zeit aufzugeben. „Du kannst nicht einfach machen, was du willst!“, brachte er Giovanni entgegen, „Wir werden dich nicht einfach weiter machen lassen. Und du hast die Nachrichten doch gehört, sollten wir scheitern, wird es andere geben, die unsere Hoffung weiter tragen werden. Selbst Mewtu konnte sich deiner Kontrolle entziehen, deine Pokémon sind besiegt, was willst du denn noch?“ „Ich bin nicht so weit gekommen, um jetzt so kurz vor dem Ziel zu scheitern!“, brüllte Giovanni. „Ergib dich, es ist vorbei“, kam es nun mit recht ruhiger Stimme von Siegfried. Er wollte nicht mehr kämpfen, dieser Alptraum sollte endlich zu Ende gehen. „Niemals! Sohn!“, Giovanni wandte sich zu Silver um. Dieser war mittlerweile auch aufgestanden und hielt sich auf einem Bein aufrecht. Er schüttelte ernst den Kopf, er würde seinem Vater nicht mehr folgen. „Wenn dich das immer noch nicht überzeugt, dann sieh noch mal nach oben“, kam es von Gary. Langsam richtete Giovanni seinen Blick in den Himmel. Dort oben schwebte Lugia immer noch in der Luft und es wurde von den drei legendären Vogel-Pokémon umkreist. Sie hatten den Angriff überstanden und erfüllten den Himmel mit ihren Elementen. Es könnte jeden Moment schneien, gewittern oder Feuer vom Himmel regnen. Ohne Mewtu, ohne seine Pokémon und ohne irgendjemanden auf seiner Seite hatte Giovanni dieser Übermacht nichts entgegen zu setzen. Das Blatt hatte sich gewendet. „Das – darf nicht sein“, langsam schien er seine Niederlage zu realisieren. Ehrfürchtig trat er ein paar Schritte rückwärts, er wusste nicht, was er dagegen rausrichten sollte. Der bittere Geschmack der Niederlage stieg ihm unweigerlich in den Mund und lag auf seiner Zunge, die sich wie gelähmt anfühlte. Er wusste nicht einmal mehr etwas zu sagen. Die Erkenntnis, hier oben von seinen Feinden umzingelt zu sein, war niederschmetternd. Mit einem Schlag war Giovannis Zuversicht dahin. Aber wieso? Hatten die Rebellen ihm gegenüber nicht genauso da stehen müssen? Wieso sollte er an ihnen scheitern? Er konnte es nicht verstehen, denn er war ganz allein. Seine Armee, die am Fuße des Vulkans auf seine Befehle wartete, konnte ihm nicht helfen. Sein Sohn würde ihn nicht verteidigen, sein ganzer Plan war den Bach runter gegangen. „Nein...“, murmelte er und trat weiter zurück. „Bleib stehen!“, rief Siegfried alarmiert und rannte bereits auf den Team Rocket Boss zu. Doch dieser setzte einen weiteren Schritt nach hinten. Und rutschte ab. Seine Beine rutschten an der Kante des Gipfels hinab, er bekam gerade noch Halt mit einer Hand an dem Gestein. Siegfried kniete am Rande des Abhangs nieder und reichte Giovanni seine Hand. Die beiden Männer sahen sich direkt in die Augen. Giovanni wusste, dass dort oben nichts auf ihn warten würde. Also ließ er einfach los und fiel in die Tiefe. Kein Schrei erklang, den Aufprall würden sie auch nicht hören, Siegfried konnte nur beobachten, wie der Fokus in seinen Augen immer schwächer wurde, ehe er durch die dicke Wolkendecke aus seiner Sicht fiel. Enttäuscht sackte Siegfried nach hinten auf seine Beine. Genau das hatte er verhindern wollen. Zum zweiten Mal musste er mit ansehen, wie jemand in den Tod stürzte. Es war kein schöner Anblick, selbst wenn es sich um einen Feind handelte. Wieso musste es immer so enden?! „Er ist fort“, Mewtus Schwache Stimme durchbrach das aufgekommene Schweigen. „Mewtu, wie geht es dir?“, wollte Ash sofort wissen, der schon das Schlimmste befürchtet hatte. „Jetzt geht es mir gut, denn ich bin endlich frei.“ „Nein, noch sind wir nicht frei!“, Siegfried erhob sich wieder und blickte von Silver über Gary zu Ash und Mewtu. „Unten warten noch tausende Team Rocket Mitglieder auf ihren Einsatz. Und auch wenn ihr Boss geschlagen wurde, wieso sollten sie einfach aufgeben? Doch ich werde dieses Grauen ein für allemal beenden.“ „Was hast du vor?“, wollte Ash gespannt wissen. „Das werdet ihr schon noch sehen, doch ihr solltet dann nicht mehr hier sein“, Siegfried blickte in den Himmel, „Könnt ihr diese Menschen von dieser Insel bringen?“ Lugia hatte ihn gehört und warf einen prüfenden Blick in seine Augen. Es schien ihm zu glauben, denn auf einmal nickte es zustimmend. Die vier Legendären landeten schließlich und Lugia deutete Gary und den anderen, dass sie aufsteigen sollten. Gary half Green auf Lavados, ehe er auch noch Pyro auf die Schultern stemmte und auf dessen Rücken ablud, schließlich stieg er selbst auf. Silver humpelte zu Sandra, nahm sie auf seine Arme, legte sie auf Arktos ab und schwang sich selbst auf den Rücken des Eisvogels. Jimmy schnappte sich die beiden Mädchen neben ihm und stieg zusammen mit Misty und Marina auf Zapdos auf. Ash half Mewtu beim Gehen, während Lucia Paul bis zu Lugia schleifte und unterwegs auch noch Pikachu aufnahm. Auch Ash und Mewtu stiegen auf, ehe alle vier Pokémon sich gleichzeitig in die Lüfte erhoben. Die drei legendären Vögel aus Kanto kreischten kurz auf und jeder schickte eine kleine Attacke nach unten. Sie weckten die drei Legendären aus Johto auf. Suicune, Entei und Raikou kamen langsam wieder auf die Beine. Die Pokémon schienen kurz mit einander zu reden, ehe die drei Pokémon aus Johto nickten. Sofort machten sich die drei auf den Weg und sprangen vom Gipfel hinunter. „Kommst du nach?“, rief Ash noch zu Siegfried hinunter, ehe auch sie sich auf den Weg machen würden. Der einstige Champion blickte dem jungen Trainer in die Augen, „Sorgt dafür, dass so etwas nicht noch einmal passiert“, erwiderte er nur. „Aber – wir können ihn doch nicht einfach hier lassen“, Ash blickte hilfesuchend zu Gary. „Er wird schon wissen, was er tut, wir müssen ihm vertrauen. Außerdem hat er immer noch sein Dragonir, auf dem er von hier fliehen kann, also mach dir keinen Kopf. Wir sollten uns jetzt lieber in Sicherheit bringen, denn wer weiß, was hier gleich passieren wird.“ „Ich weiß, was er vorhat“, murmelte Mewtu, denn er hatte Siegfrieds Gedanken gelesen. Er blickte zu ihm hinunter, Siegfried bemerkte seinen Blick. Sein eigener bat das Psycho-Pokémon, seine Gedanken nicht zu verraten. „Was hat er nun vor?“, drängte Ash neugierig und angespannt zugleich. „Er will uns alle vor Team Rocket retten“, erwiderte Mewtu lediglich. „Hat er sich also doch für die Welt entschieden, wie wir sie kennen“, kam es von Silver, der dies vielleicht auch nur zu sich selbst gesagt hatte, aber jeder wusste, was er meinte. Der einstige Champion hatte geglaubt, dass man Team Rocket nicht mehr besiegen könnte, daher hatte er sich ihnen lieber angeschlossen, als in einem Krieg zu kämpfen, der nur Opfer kannte. Doch offenbar hatten sie ihn eines Besseren belehrt. Es gab immer einen Weg, man musste nur den Mut und die Hoffnung haben, ihn zu finden. „Ich werde ihm helfen“, meinte Mewtu plötzlich und sah Ash ein wenig betroffen an. „Ihr habt so viel für mich getan, aber jetzt muss ich es auch zu Ende bringen.“ „Was willst du damit sagen?“, Ash verstand nicht. „Ich danke dir für deine Freundschaft. Ich wünschte, jeder Mensch wäre so wie du, dann wäre es sicher niemals so weit gekommen. Leb wohl“, Mewtu stieß Ash mit seinen Psychokräften von sich und sprang von Lugia ab. „Mewtu!“, schrie er dem Pokémon nach, aber sie waren mittlerweile so weit oben, dass er kaum noch sehen konnte, wie er unten aufkam. In der nächsten Sekunde setzten sich die vier Pokémon in Bewegung und flogen Richtung Norden. „Pika“, erklang leise die Stimme von Ashs bestem Freund und Gefährten, der an ihn gelehnt neben ihm saß. „Hey, Kumpel“, er nahm Pikachu auf den Arm und drückte es leicht an sich. Irgendwie hatte er ein komisches Gefühl im Magen und es war sicher kein Hunger. Es beschlich ihn so eine Ahnung, als würde er Mewtu nie wieder sehen. „Ash“, es war Lucia, die ihm sanft eine Hand auf die Schulter legte. „Lass uns nach Hause fliegen.“ Diese Worten klangen zunächst belanglos und auch vollkommen fehl am Platz, doch irgendwie beruhigten sie jene, die sie hören konnten. Auch Ashs und Garys Pokémon, die sie begleiteten, gaben unterstützende Laute von sich. Sie flogen heim, weg von hier. Der Kampf war für sie vorbei. Sie hatten ihre Mission erfüllt und Giovanni besiegt. „Ich kann es kaum erwarten“, erwiderte Ash noch und es legte sich tatsächlich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. Sie waren alle am Ende ihrer Kräfte und mussten versorgt werden. Die Hälfte von ihnen war immer noch ohne Bewusstsein und die andere war verletzt. Sie waren bis über die Grenzen ihrer Kräfte hinausgegangen und es hatte sich gelohnt. „Hey, wartet mal, was ist mit Maike?“, in Lucia stieg Panik auf, automatisch blickte sie zu Silver, der zuletzt bei ihr gewesen war. „Sie wurde bereits von der Insel gebracht. Ein arroganter Grünschopf hat sie abgeholt und eines von Sandras Dragonir hat sie von der Insel geschafft. Mit ihm kamen übrigens auch die Pokémon auf die Insel“, erklärte der Rothaarige trocken. „Dann ist ja gut“, Lucia atmete erleichtert aus, „Aber Drew hat echt mehr drauf als ich dachte“, sie musste schief grinsen, was für allgemeine Erheiterung sorgte. Nun waren wirklich alle beruhigt und bald wären sie alle in Sicherheit. Jetzt musste nur noch Siegfried die Mission zu Ende führen, die er sich selbst gestellt hatte. Siegfried stand am Rande des Lavasees und blickte in die brodelnde Masse. Sein schlafendes Dragonir hatte er wieder zurück gerufen und Giovannis Pokémon eingefangen. Da ihr Trainer tot war, waren sie wieder frei gewesen und er hatte sie nicht einfach so da liegen lassen wollen. „Willst du das wirklich tun?“, Mewtus Stimme erklang leise hinter ihm. Das Pokémon konnte sich kaum auf den Beinen halten, doch es wollte hier sein. „Es ist der einzige Weg, das alles hier zu beenden. Außer Team Rocket gibt es hier doch sowieso nichts mehr.“ „Aber du beabsichtigst nicht, die Insel zu verlassen, oder?“ „Ich habe so viele Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin. Ich werde nicht mehr gebraucht. Auch das hier ist vielleicht nicht richtig, aber dann will wenigstens ich es sein, der es tut.“ „Wieso? Wieso hast du dich am Ende doch gegen ihn gestellt?“, Mewtu trat neben Siegfried und blickte ihn an, auch wenn dieser den Blick nicht erwiderte. „Weil ich falsch lag. Ich hätte einen Weg finden müssen, doch ich hatte vielleicht einfach nicht den Mut dazu. Diese Trainer, die ich hier nicht sterben lassen konnte, sind alle viel stärker als ich, ich bin überzeugt, dass sie den Frieden und das Gleichgewicht dieser Welt erhalten werden.“ „Das denke ich auch.“ „Was ist mit dir?“, stellte Siegfried nun die Gegenfrage und sah endlich zu Mewtu auf. „Mein ganzes Leben habe ich nach dem Sinn meines Daseins gesucht, aber eigentlich habe ich mich nur vor ihm versteckt. Eigentlich wollte er nur mich und ich sollte ihm diese Welt gefügig machen. Wäre Ash nicht gewesen, wäre es wohl auch so gekommen. Ich will diese Sache hier beenden, also helfe ich dir. Außerdem kannst du jede Kraft gebrauchen, die du kriegen kannst.“ „Du hast Recht. Dann lass es uns gemeinsam beenden. Dragonir, Garados, ihr seid dran!“, Siegfried rief seine letzten beiden Drachen herbei. „Möge die Welt diesen Tag nie vergessen und er dafür sorgen, dass so ein Unglück nicht wieder das Gleichgewicht dieser Welt stört.“ Nach diesen Worten feuerten Dragonir, Garados und Mewtu ihre Attacken direkt in die Mitte des Lavasees ab. Das Brodeln wurde schneller und der Lavaspiegel stieg an. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde der Vulkan ausbrechen und die ganze Insel mit Lava und Asche bedecken. ~~~ Anmerkung: Wer wissen möchte, an welche Ereignisse Siegfried zurück denkt, ist herzlich eingeladen, bei der Sidestory ‚Showdown auf dem Schlotberg’ reinzuschauen, die über die Ereignisse von damals erzählt^^ ***** Preview chapter 30: Für die Gruppe junger Trainer ist der Kampf vorbei, doch alle stellen sich die Frage, was nun aus Siegfried und Mewtu würde. Was planen die beiden? Wird Team Rocket am Ende zusammen mit der Zinnoberinsel untergehen? Dennoch freut man sich über einige Wiedersehen. Zu Lesen in Kapitel 30, nächster upload-Termin ist der 27.06.2010 Bis dahin also ;) Kapitel 30: Prof. Eichs Notizbuch --------------------------------- Kanto, Vertania City, Krankenhaus Es herrschte reger Trubel in dem Krankenhaus, alle Ärzte wurden alarmiert, um die eingetroffenen Trainer, die zunächst umjubelt worden waren, zu behandeln. Schon ihr Auftritt hatte für Aufsehen gesorgt, denn wann sah man schon alle drei legendären Vögel und Lugia zusammen am Himmel. Leider war den Eintreffenden nicht einmal Zeit geblieben, sich richtig von Sam zu verabschieden, denn dieser wurde sofort von Suicune in den Wald des Lebens gebracht. Mehr als ein ‚Vielen Dank’ hatten sie ihm nicht mehr hinterher rufen können. Vor allem Gary hätte gern noch etwas Zeit mit ihm verbracht, dennoch ließ er ihn mit einem zufriedenen Gefühl gehen. Im Krankenhaus herrschte jedoch zunächst Chaos. Silvers Eintreten sorgte aufgrund seiner Team Rocket Uniform zunächst für Panik, Ashs Mutter bekam beinahe einen Ohnmachstanfall, als sie ihren Sohn leibhaftig vor sich sah und umstehenden Ärzte und Schwestern versuchten sie alle auf die bereit stehenden Räume zu verteilen. Doch das war leichter gesagt als getan. „Halten Sie den Mund und hören Sie mir zu!“, schrie Gary den Oberarzt der Notaufnahme an, der sich scheinbar fragte, woher der junge Mann nur seine Kraft nahm, denn er sah nicht gerade so aus, als wenn er überhaupt noch stehen könnte. „Ich brauche dringend ein Telefon und einen Computer!“ „Was Sie jetzt brauchen ist ärztliche Behandlung!“, widersprach ihm der Arzt, „Sie können doch kaum noch Stehen.“ Gary ignorierte genervt den Chefarzt und wandte sich zu der Dame hinter der Aufnahme um, „Ich muss Ihr Telefon benutzen, sofort! Und verbinden Sie Ihren Computer mit dem weltweiten Netzwerk!“ „Aber – das wird doch –“ „Von Team Rocket kontrolliert, ich weiß, aber genau darum geht es mir. Die haben jetzt aber sicher Besseres zu tun, als ggf. Patientendaten oder Ähnlichen herunter zu laden. Also machen Sie schon, es ist wichtig!“, Gary stützte sich keuchend mit beiden Armen auf der Theke ab, doch sein Blick war fest entschlossen. Die junge Frau schluckte, kurz wanderte ihr Blick zu dem beinahe ratlos wirkenden Chefarzt. Doch wie könnte sie diesem jungen Trainer seine so dringende Bitte abschlagen?! „Ok, kommen Sie rein“, sie deutete auf die Tür, die ihn hinter den Aufnahmebereich führen würde, der für gewöhnlich nicht für Patienten zugänglich war. Aber noch war er ja kein Patient. Gary verlor keine Zeit und stolperte voran. Keiner wusste, was er vorhatte, doch es musste wirklich wichtig sein, wenn er alles andere ignorierte. Die Frau hatte mittlerweile den PC richtig eingestellt und mit dem Netzwerk verbunden, sofort erschien ein kleines, rotes R in der oberen, rechten Ecke des Bildschirms. Wenn sie wollten, könnte nun jedes Team Rocket Mitglied an einem Computer zusehen, was sie gleich für Daten abrufen würden. Gary ließ sich auf den Stuhl fallen und fing an zu tippen, „Das Telefon?“ „Hier“, die Frau wirbelte herum, so dass ihr ihr blonder Pferdeschwanz über die Schulter schlug. Sie holte ein Telefon vom Nachbartisch und stellte es neben Gary an den Platz. „Danke“, Gary löste eine Hand von der Tastatur, während die andere zur Maus wanderte. Er wählte eine Nummer und lauschte dem Freizeichen. „Hallo?“, eine überrascht und skeptisch klingende Stimme antwortete. „Bill? Hier ist Gary Eich.“ „Gary? Bist du’s wirklich? Wo bist du? Wie geht’s dir? Sind die anderen auch da? Habt ihr Team Rocket besiegt? Was ist passiert? Wie habt ihr-“ „Bill!“, unterbrach der junge Eich scharf das Gebrabbel des Pokémon-Experten. „Sorry. Es ist nur – wow, ich kann es kaum glauben, etwas von dir zu hören“, Bill war hörbar darum bemüht, seine Aufregung unter Kontrolle zu halten. „Bill, du musst mir noch ein letztes Mal helfen.“ „Klar, schieß los, was kann ich tun?“, auf einmal war sein Gesprächspartner hochkonzentriert. Wenn es ums Arbeiten ging, war er immer sofort auf Draht. „Ich bin gerade online. Wir müssen uns in die Computer-Systeme der Team Rocket Basis einhacken, wir müssen dort Alarm auslösen.“ „Alarm? Was für Alarm? Aber wie stellst du dir vor, dass wir da rein kommen?“ Gary wandte sich zu der Schwester um, „Bitte holen Sie den rothaarigen Mann in der Team Rocket Uniform her.“ „Ok“, meinte diese zaghaft, sie hatte schon einen Schreck bekommen, als sie diesen nur gesehen hatte. Doch sie machte sich sofort auf den Weg. „Hier ist jemand, der sicherlich die nötigen Passwörter kennt. Ihr beide müsst die Leute auf der Insel warnen.“ „Wovor?, Bill klang beunruhigt. „Ich habe das Gefühl, dass Siegfried beabsichtigt, die ganze Insel zu versenken“, denn aus welchem Grund hätten sie die Insel sonst so schnell verlassen sollen? Gary befürchtete, dass der einstige Champion etwas plante, dass er eigentlich nicht verantworten wollte. Es trat ein Moment des Schweigens ein. „Gary?“, erklang schließlich wieder Bills Stimme durch den Hörer. „Gary!“, bevor Bill weiter sprechen konnte, hatte sich Ash fast über die Theke geworfen und blickte seinen Freund mit panischen Augen an. „Gary, das musst du dir ansehen!“ „Was ist denn los?“, er hatte ja wohl gerade etwas Wichtigeres zu erledigen. „Gary, es läuft gerade in den Nachrichten! Ich weiß nicht wie und wer das übertragt, aber es kommt auf allen Sendern!“, verkündete Bill. „Was denn?“ „Der Vulkan auf der Zinnoberinsel ist ausgebrochen!“ ~*~ Reunion – Prof. Eichs Notizbuch Oder: Krankenhausaufenthalt ~*~ Zinnoberinsel Mewtu schwebte eingehüllt in einer dunkelblauen Kugel über dem Vulkan der Zinnoberinsel. Seine Augen leuchteten und er hielt seine Arme weit von sich gestreckt. Sein Kopf schmerzte sowie jedes Glied in seinem Körper. Er spürte die Erschöpfung und die Kraftlosigkeit, doch seine Kräfte mussten für diese letzte Aufgabe reichen. Kurz bevor er und Siegfried den Vulkan zum Ausbruch bewegt hatten, sollte er seine Kräfte nutzen und die Welt an den Ereignissen teilhaben lassen. Er sandte seine Psychowellen zumindest über ganz Kanto und störte damit das Radio- und Fernsehsignal. Die Welt sollte sehen, was hier geschah. Vielleicht würden so auch die Team Rocket Mitglieder, die hier immer noch stationiert waren, rechtzeitig von dem Ausbruch erfahren und noch fliehen können. Mewtu wusste, dass Siegfried diese Menschen nicht töten wollte, also wollte er ihnen eine Chance geben. Ob sie sie nutzten, blieb ihnen überlassen. Doch Mewtu spürte keine Bewegung auf der Insel. In den einzelnen Stationen schien kaum noch jemand zu sein. Aber wenn er an seinen Kampf mit Sabrina dachte, fiel ihm ein, dass viele der Team Rocket Mitglieder vermutlich immer noch bewusstlos oder verletzt wären. Doch das war ihm egal. Wäre es ihr Schicksal zu sterben, dann sollte es so sein. Vielleicht wäre das ja ihre gerechte Strafe. „Ich werde die Menschen wohl nie verstehen“, murmelte Mewtu zu sich und wandte seinen Blick unter sich. Er hatte die Energieexplosion gesehen, die gefolgt wurde von einer gewaltigen Lavafontäne. Der Lavasee lief über und die heiße, rote Flüssigkeit bahnte sich ihren Weg über das Gestein. Mewtu fragte sich, ob sich Siegfried wirklich geopfert hatte. Der Champion nahm viel auf sich, um die Welt von ihrem Übel zu befreien und vielleicht würde ihm niemand dafür Anerkennung zollen, denn in vielen Augen würde er sicher immer ein Verräter bleiben. Doch jeder musste selbst die Konsequenzen seiner Entscheidungen tragen. Auch Mewtu würde diese Lebensweisheit beherzigen. Siegfried stand auf einem großen Felsen mitten in dem Lavastrom. Hitze umwehte ihn, schnürrte ihm fast die Kehle zu und die heißen Dämpfe vernebelten seine Sinne. Doch er hatte seine Aufgabe erfüllt, der Rest lag bei Mewtu. Seine Pokémon hatten ihre restliche Kraft gegeben, sie hatten sich ihre Ruhe verdient. Die Pokébälle sollten auch zumindest so stabil sein, dass sie sie in ihrem Inneren vor der Lava schützen würden. Danach wären sie frei, vielleicht war es besser so. Er stand hier und konnte nur darauf warten, dass das Gestein unter seinen Füßen nachgeben würde oder seine Sinne in die Bewusstlosigkeit abtrieben und ihn nie wieder erwachen ließen. Doch es war ihm egal. Er hatte in dieser Welt genug Dinge getan, gute wie schlechte. Seine Zeit war nun vorbei. Er übergab die neue Welt lieber in die Hände des jungen Eich und seiner Gefährten, sie würden schon gut auf sie aufpassen, da war er sich sicher. Eine weitere Feuerfontäne schoss aus dem Krater und trieb die Lava dazu an, noch schneller zu fließen. Siegfried starrte in das lodernde Feuer. Die Zukunft wartete. Vertania City „Silver, beeil dich, wir müssen wenigstens den Alarm auslösen“, meinte Gary zu dem Rothaarigen, der seinen Platz am PC übernommen hatte. „Denkst du nicht, dass die sich schon allein in Sicherheit bringen werden. So einen Vulkanausbruch bekommt man doch mit, außerdem wird es sogar schon im Fernsehen übertragen“, Silver war es anzusehen, dass er froh wäre, wenn er nie wieder etwas von Team Rocket hören oder sehen musste. „Sie haben auch gekämpft, viele von ihnen sind bewusstlos oder verletzt und bis sie wirklich alle realisieren, dass die Lava die ganze Insel verschlingen wird, ist es vielleicht zu spät. Immerhin haben sie auch keine Führung mehr“, erklärte Gary. „Haben sie das denn verdient?“, Silver blickte Gary direkt in die Augen. „Das haben wir nicht zu entscheiden, denn dann wären wir nicht besser als sie. Sie haben das Recht, wenigstens eine Chance zu bekommen und selbst zu entscheiden.“ „Du hast Recht“, Silver nickte und nahm den beiseite gelegten Hörer in die Hand, „Die Passwörter der einzelnen Stationen lauten wie folgt.“ Silver erklärte Bill, wie er in den Team Rocket Hauptrechner gelangen könnte und dieser hörte aufmerksam zu. Gary bedachte zufrieden das Gespräch der beiden. Es musste nicht noch mehr Opfer geben, sie mussten Team Rocket wenigstens eine Chance geben, denn schließlich waren es auch nur Menschen. Vielleicht hier nach sogar bessere als zuvor. Gary wollte nur noch eines erledigen, ehe er sich dem Chefarzt anvertrauen würde, der sich so zunächst erst einmal Ash angenommen hatte. „Schwester?“, die blonde Frau sah ihn aufmerksam an, „Wo bewahren Sie die persönlichen Gegenstände von verstorbenen Patienten auf?“ „Dafür haben wir einen extra Lagerraum.“ „Können Sie mich bitte dorthin bringen. Ich würde mir gern die Sachen meines Großvaters ansehen.“ „Natürlich, bitte folgen Sie mir.“ Die Schwester verließ den Aufnahmeraum und warf noch einen letzten prüfenden Blick zu Silver, der ihr immer noch nicht ganz geheuer schien. Doch sie hielt Gary, die ihr nur mit langsamen Schritten folgte, die Tür auf und ließ diese hinter ihm zufallen. Sie kamen vorbei an dem Warteraum, in dem Green an einem Inhaliergerät saß und darauf wartete, dass Misty aus dem CT gebracht wurde, denn sie sollte die Nächste sein. Doch als sie den schwachen Gary der Schwester hinterher schlendern sah, legte sie das Inhaliergerät beiseite und folgte ihm. Gary pendelte ein wenig hin und her und versuchte krampfhaft seinen Fokus nicht zu verlieren. Er kippte kurz zur Seite, gedanklich rechnete er schon damit, kurz gegen die Wand zu stoßen und dort Halt machen zu müssen, doch stattdessen wurde er von zwei Armen aufgefangen. „Wo willst du hin? Solltest du dich nicht endlich mal ausruhen?“, eine vertraute Stimme drang an sein Ohr. Er sah seiner Helferin in die Augen, „Ich muss vorher noch etwas wissen“, flüsterte er. „Ich begleite dich.“ Gary nickte schwach und ließ sich von ihr stützen. Die Schwester fragte, ob sie schnell einen Rollstuhl besorgen sollte, doch Gary winkte ab. Er wollte einfach nur weiter gehen. Nachdem sie um zwei Ecken gegangen waren, blieb die Schwester schließlich vor einer Tür stehen und schloss diese auf. Gary und Green warteten im Gang. Die junge Frau holte einen kleinen Karton aus einem der Regale und übergab ihn an Gary. „Es sind nicht viele Sachen, Prof. Eich hatte kaum etwas bei sich.“ Ein trauriger Blick hatte sich auf ihr Gesicht gelegt. Das ganze Krankenhaus war in tiefer Trauer ausgebrochen, als sie vom Tod des Professors erfahren hatten. „Ich danke Ihnen.“ „Wir sollten uns setzen“, meinte Green und die Schwester führte die beiden ein paar Zimmer weiter in einen kleinen Gemeinschaftsraum, wo sie sich auf einer kleinen Couch niederließen. „Kann ich noch etwas für Sie tun?“ „Nein danke. Wenn ich hier fertig bin, dann lasse ich mich auch gern von Ihnen behandeln, solange könnten Sie bitte den Chefarzt beschwichtigen“, Gary schenkte ihr ein schwaches Lächeln. Die Schwester nickte und ließ die beiden allein. Gary öffnete den Karton und Green beobachtete gespannt, was der junge Mann neben ihr gleich für wertvolle Dinge hervorholen würde. Doch in dem Karton befanden sich nur zwei Sachen: ein Pokéball und ein kleines Notizbuch. Gary drehte den kleinen Pokéball ein paar Mal in seiner linken Hand. Der Ball war schon recht alt und Gary wusste genau, welches Pokémon sich darin befand. Vielleicht würde er sich dafür entscheiden, der nächste Trainer dieses Dragoran zu werden, doch diese Entscheidung würde er auf später verschieben. Was ihn interessierte, war das Notizbuch. Er atmete einmal durch, auf Green wirkte er so, als wenn er beinahe Angst hätte, den Buchrücken aufzuschlagen und darin zu lesen. „Was erhoffst du dir darin zu finden?“, fragte sie ihn daher zunächst. „Mein Großvater hatte immer ein Notizbuch dabei, egal wo er hinging. Dort schrieb er jeden noch so kleinen Gedanken auf, den er für wichtig hielt. Es waren meist ganz banale Dinge, doch bei genauerer Betrachtung waren sie unglaublich wertvoll. Ich würde gern seine letzten Gedanken lesen, denn...“ Gary schwieg unerwartet, doch er konnte seine Gedanken nicht in Worte fassen. Er wollte einfach wissen, ob sein Großvater etwas zu den Ereignissen in Alabastia aufgeschrieben hatte, irgendwie erhoffte er sich, sich danach besser zu fühlen, dabei wusste er nicht einmal, wieso er überhaupt eine Art schlechtes Gewissen hatte. Im nächsten Moment legte Green sanft ihre Hand auf die seine. Ein wenig perplex blickte er sie an. „Ich bin mir sicher, dass dich seine letzten Worte aufbauen werden. Ich war bei ihm, kurz bevor er starb und er hatte gelächelt. Ich bin mir sicher, dass er stolz auf dich wäre, wenn er dich jetzt hier sehen könnte.“ Gary wandte seinen Blick wieder auf das Buch. Endlich schlug er es auf. Auf der Innenseite stand links oben der Name und die Adresse seines Besitzers geschrieben. Sein Großvater hatte selbst in hohem Alter noch eine hervoragende Handschrift. Er schlug behutsam Seite für Seite um, bis er die letzte erreicht hatte. Auf dieser stand nur ein einziges Wort in krakeliger Schrift geschrieben. Sein Großvater musste es mit seiner letzten Kraft hineingeschrieben haben. „Großvater...“, murmelte Gary, ehe ihm das Notizbuch aus den Händen glitt und auf den Boden fiel. „Gary!“, Greens besorgte Stimme hallte durch den Raum. Der junge Forscher kippte plötzlich zur Seite und fiel bewusstlos auf die Bank. Green sprang sofort auf, schob den Tisch ein paar Zentimeter weg und kniete sich vor die Bank. Sie rüttelte sanft an Garys Schulter, doch er antwortete er ihr nicht. Sie legte behutsam ihre Hand auf seine Wange, sie war glühend heiß und Gary begann zu schwitzen. Sein Atem ging auf einmal sehr schnell und seine Gesichtszüge zeigten immer deutlicher, wie die Erschöpfung an seinem Körper zerren musste. Green verlor keine Zeit mehr und rief die Schwester herbei. Es wurde eine Trage gebracht und Gary wurde sofort in einen Behandlungsraum getragen. Während sie Gary wegbrachten, holte sie das Buch unterm Tisch hervor und starrte auf das Wort der letzten Seite. Alabastia Dieses Wort musste Gary tief berührt haben, denn auch sie spürte die Schwere in seiner Bedeutung. Es war nicht nur ihre Heimat. Auch Prof. Eichs Herz hing an dieser Stadt, so wie die vieler anderer Menschen auch. Es war eine Stadt des Friedens und der Harmonie gewesen. Genau so sollte die ganze Welt sein, friedlich und Menschen und Pokémon lebten in Harmonie zusammen. Was in Alabastia geschehen war, würde immer unvergessen bleiben, die Stadt setzte damit ein Zeichen und eine wichtige Erinnerung, die sicherlich noch Jahrzehnte überdauern würde, wenn nicht sogar eine Ewigkeit. Green fragte sich, was Gary in dem Moment empfunden hatte, in dem er das Wort gelesen hatte. Sie würde auf ihn warten und so lange an seiner Seite bleiben, bis er wieder aufwachte. Doch jetzt sollte auch sie sich besser untersuchen lassen, ehe sie auch noch umkippen würde. Green trat in den leeren Gang hinaus. Hoffentlich würde es Gary schnell wieder besser gehen, auch wenn sie langsam den Eindruck bekam, dass er sich die Sache sehr zu Herzen nahm. Dabei hatte gerade er alles in seiner Macht stehende getan und sie hatten sogar gewonnen. Der Alptraum hatte ein Ende, eigentlich könnten sie ihren Sieg doch sogar feiern. Aber in Feierstimmung war von ihnen zurzeit vermutlich niemand, dafür saßen ihnen die Kämpfe und Verluste noch zu sehr in den Knochen. „Da sind Sie ja!“, eine Schwester lugte um die Ecke und war erleichtert, Green zu sehen. Diese blickte die braunhaarige Frau nur verwundert an. „Das CT ist nun bereit für Sie“, die Schwester forderte Green dazu auf, ihr unverzüglich zu folgen. Auf dem Weg zum CT musste sich die Pokémon-Trainierin noch eine kleine Mahnung dafür anhören, dass sie das Inhaliergerät einfach so im Wartebereich hatte liegen lassen. Mit einem leichten Augenverdrehen ließ sie es jedoch über sich ergehen. Ash saß auf einem Sofa in einem Gemeinschaftsraum. Er war müde und könnte vermutlich eine ganze Woche durchschlafen, doch er hatte keine Lust auf ein Krankenbett, viel lieber würde er in seinem eigenen Bett schlafen. Doch wieder wurde ihm bewusst, dass er kein Zuhause mehr hatte. Das Haus, in dem er wohnte, war zerstört. Alle seine Sachen von daheim waren vernichtet worden, alles, was er noch aus Alabastia hatte, waren die Gegenstände, die er auf seiner Reise mit sich trug. Wie z.B. den Pokéball von Pikachu. Alle ihre Pokémon hatte Scott ins Pokémon-Center gebracht, so dass dies der einzige Ball war, den er noch bei sich trug. Er hatte diesen Ball immer bei sich, obwohl er ihn noch nie benutzt hatte. Er und Pikachu hatten schon viele Kämpfe bestritten und es gab auch Momente, in denen er seinen Kumpel gern dadurch beschützt hätte, dass er in seinem Ball verschwand. Doch mittlerweile dachte er schon gar nicht mehr daran. Pikachu war einfach da und er konnte sich nicht vorstellen, dass er eines Tages nicht mehr an seiner Seite sein würde. Und doch war ihm dieser Ball wichtig, denn er hatte ihn von Prof. Eich in Alabastia bekommen. Er war das Zeichen, dass er als Pokémon-Trainer seine große Reise angetreten hatte. Leises Gemurmel holte ihn in die Realität zurück und ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Seine Mutter hatte ihren Kopf auf seinem Schoß gebettet und schlief seelenruhig. Vermutlich hatte sie die letzten Nächte kaum ein Auge zugetan, weil sie in ständiger Sorge um ihn wach blieb. Es tat ihm Leid, dass er sie so hatte leiden lassen, aber er bereute keinesfalls seine Entscheidung, Gary begleitet zu haben. Doch er war froh, nun wieder bei ihr zu sein, sie gab ihm einen gewissen Halt und auch wenn ihr Zuhause zerstört war, gemeinsam würden sie sich etwas Neues aufbauen. „Ash?“, der Angesprochene vernahm eine bekannte Stimme und blickte zur Tür. Misty lugte vorsichtig in den Raum hinein. „Darf ich rein kommen?“ „Klar.“ Die Arenaleiterin betrat leise den Raum und setzte sich auf den letzten freien Sofaplatz neben Ash. „Deine Mutter ist sicher froh, dass du wieder da bist“, sie schenkte der schlafenden Frau Ketchum ein sanftes Lächeln. „Oh ja, sie hat mich vor Freude fast erwürgt“, sie war ihm sofort in die Arme gefallen und hatte zu weinen angefangen. Er hatte in dem Moment gar nicht gewusst, was er ihr sagen sollte außer ‚ich bin wieder da’, aber mehr wollte sie auch gar nicht hören. Noch nie war er so froh über die Umarmung seiner Mutter gewesen, denn es war fast so, als wäre er nach langer Zeit wieder nach Hause gekommen. „Und wie geht es dir?“, wollte Misty wissen und blickte nun ihren Freund an. „Die Ärzte sagen, ich bin einfach nur lädiert und bräuchte eine Mütze voll Schlaf. Aber ich will nicht hier bleiben, ich hasse Krankenhäuser“, Ash klang beinahe wie ein kleines Kind, was Misty zum Kichern brachte, „Was ist daran so witzig?“, er warf ihr genervten Blick zu. „Ach gar nichts. Ich bin einfach nur froh, dass alles in Ordnung ist. Ich denke, dass wir alle einfach nur etwas Ruhe brauchen. Ich mache mir allerdings Sorgen um Maike. Ich habe vorhin Drew getroffen, er sagte mir, dass sie zwar operiert wurde, ihr Zustand aber immer noch kritisch sei und sie sei immer noch nicht aufgewacht. Er selbst sah auch ziemlich fertig aus.“ Ash blickte Misty beunruhigt an, dann wandte er sich traurig ab. Maike und Drew hatte er fast vollkommen vergessen. Auch Pyro und Sandra könnten schwer verletzt sein. Und er saß hier und versuchte sich irgendwie zuhause zu fühlen. Was war er nur für ein Freund?! „Wir können nichts tun“, Ash spürte, wie Misty sanft seine Hand griff, „Drew ist ja bei ihr, ich bin mir sicher, dass alles gut werden wird.“ „Misty?“ „Ja?“, ein wenig verwundert über den nostalgischen Tonfall ihres Freundes blickte sie ihn fragend an. Ash hob den Kopf und erwiderte ihren Blick. „Danke für alles.“ „Wofür bedankst du dich?“ „Einfach für alles, dass du für mich getan hast. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich machen würde. Immer stehst du mir bei und baust mich auf oder hältst mich zurück, wenn ich etwas Dummes machen will. Das war schon früher so, aber ich war noch nie so dankbar, dass du an meiner Seite bist.“ „Ich werde auch immer für dich da sein, das verspreche ich dir“, Misty musste unweigerlich lächeln. „Wirklich?“ „Wirklich, denn ich will dich nicht mehr allein lassen“, Misty legte ihre andere Hand an seine Wange und beugte sich zu ihm vor. Sanft küsste sie seine Lippen. Momente vergingen, bis sich beide fasziniert anblickten. Misty hatte es kaum für möglich gehalten, doch seit sie auf James’ Anwesen waren, wusste sie, dass sie mehr für Ash sein wollte als nur seine Wegbegleitung. Sie liebte ihn und sie würde auch weiter auf ihn aufpassen, aber sie wollte es nicht nur als seine Gefährtin tun. „Danke“, flüsterte er in ihr Ohr, ehe er seinen Kopf an ihre Schulter lehnte. Sie beide lehnten sich zurück und saßen einfach nur schweigend da, das Gefühl des Augenblicks genießend. „Ash?“ Keine Antwort. Sie bemerkte nur sein leises Atmen auf ihrer Schulter. Ash war eingeschlafen. Dieses Mal konnte sie ihm das nicht einmal übel nehmen. Auch sie war müde, also lehnte sie ihren Kopf gegen seinen und war ebenfalls schnell im Reich der Träume verschwunden. Drew saß auf einem Stuhl an Maikes Krankenbett. Die Ärzte hatten getan, was sie konnten, doch ob sie wirklich durchkommen würde, würde sich dadurch entscheiden, ob sie bis Morgen früh wieder aufwachte oder nicht. An ihrem Arm hing ein Tropf und ein anderes Gerät zeigte ihren langsamen Herzschlag an. Drew hatte dem piependen Geräusch die ganze Zeit in der Hoffnung gelauscht, dass es schneller werden würde, aber auch um ständig zu hören, dass Maike noch am Leben war. Ihr Atem war so flach, dass man unter der Bettdecke nicht einmal ihren Brustkorb heben und sinken sah. Doch irgendwann war Drew dabei eingeschlafen. Er hing in einer unbequem aussehenden Position in seinem Stuhl, sein linker Arm hing schlaff neben ihm runter und sein Kopf war auf seine rechte Schulter gefallen. Maike würde sicher über ihn lachen, wenn sie ihn so sehen würde, denn das passte so überhaupt nicht zu dem sonst immer so auf Stil bedachten Koordinator. Doch seine Kräfte hatten ihn einfach verlassen. Der Arzt hatte ihm zwar gesagt, er sollte sich in seinem eigenen Zimmer ausruhen, doch das konnte er nicht. Er könnte nicht ruhig in seinem Bett liegen, wenn er wusste, dass Maike vielleicht nie wieder die Augen öffnen würde. Er musste einfach bei ihr sein. Vielleicht hoffte er, dass sie seine Anwesenheit bemerkte und so bei ihm bleiben würde. Irgendwann rutschte sein Kopf von seiner Schulter. Der ruckartige Zug in seinem Nacken ließ ihn ungemütlich aufwachen. Mit einem leisen Stöhnen warf er den Kopf nach hinten, er hatte sich selten so verspannt gefühlt. Er blinzelte ein paar Mal, ehe sich sein Fokus schärfte. Drew warf einen Blick zur Uhr, die über der Tür hang, er saß nun schon drei Stunden hier. Wie er von Misty wusste, die er auf dem Gang getroffen hatte, waren die anderen mittlerweile auch hier angekommen und sicher hatte man sie auch schon alle behandelt. Mit müdem Blick bedachte er wieder das Krankenbett vor sich. Er sah in Maikes zierliches Gesicht. Wieder blinzelte er und rieb sich die Augen. Mit einem Mal war er hellwach. „Maike?“, ungläubig sprach er ihren Namen aus. Doch er träumte nicht, ein blaues Augenpaar blickte ihn an und wenn er es nicht besser wüsste, würde er sogar behaupten, dass ihre Lippen zu einem leichten Lächeln geformt waren. „Schläfst du immer so unbequem?“, ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch Drew konnte jedes ihrer Worte verstehen und hatte das Gefühl, noch nie etwas Schöneres gehört zu haben. „Du bist endlich aufgewacht“, Drew beugte sich vor und griff nach ihrer Hand. Er spürte regelrecht die Erleichterung, die durch seinen Körper floss, als sich ihre Finger ebenfalls um seine Hand legten und versuchten, diese leicht zu drücken. Er spürte, wie schwach sie war, dennoch war es ein Zeichen, dass sie das Schlimmste überstanden hatte. „Ja. Und ich habe das Gefühl, mindestens eine Woche verschlafen zu haben“, Maike hatte ihr Zeitgefühl vollkommen verloren, es kam ihr so vor, als wenn seit den Kämpfen ganze Tage vergangen wären. „Was ist passiert?“ „Team Rocket ist besiegt, wir haben gewonnen“, verkündete Drew und Maike schloss erleichtert die Augen. Kurz darauf flossen Tränen aus ihren Augenwinkeln. „Es ist also endlich vorbei?“, mit feuchten Augen blickte sie Drew wieder an. „Ja“, er nickte mit einem sanften Lächeln. „Und geht es allen gut?“ „Ganz sicher. Sie sind alle hier, die Ärzte werden sie schon wieder auf die Beine bringen.“ „Das ist super“, Maike konnte ihrer Freude kaum Ausdruck verleihen. Dieser Kampf war tatsächlich vorbei und sie hatten ihn gewonnen. Und allen würde es gut gehen. An so einen Ausgang hatte sie schon fast nicht mehr geglaubt. Drew löste sich aus ihrer Hand und wischte ihr die Tränen weg. „Du brauchst dir also keine Sorgen mehr zu machen“, denn das konnte sie ja immer besonders gut. „Ja“, doch seine Worte klangen merkwürdig. Drew setzte sich wieder zurück auf seinen Stuhl und suchte wieder mit seiner rechten Hand die ihre. Doch sein linker Arm hing weiter bewegungslos an ihm herunter. „Was ist mit deinem Arm?“ „Den hab ich mir im Kampf mit Koga verletzt, ist halb so wild. Das wird schon wieder“, doch er schaffte es nicht, sie bei diesen Worten anzusehen. „Du lügst“, erwiderte sie traurig. Mittlerweile kannte sie Drew gut genug um zu wissen, wann er ihr etwas verheimlichen wollte. Scheinbar verstört blickte er zur Seite. Eigentlich hatte er es ihr nicht sagen wollen, jedenfalls noch nicht. Betroffen legte er seine rechte Hand auf seinen linken Oberarm. „Ich werde den Arm nie wieder bewegen können.“ Diese Worte gingen ihm sogar schwerer über die Lippen, als er es erwartet hatte. Als der Arzt es ihm gesagt hatte, kam es für ihn nicht einmal sonderlich überraschend. Er hatte zwar ein Gegengift bekommen, doch irgendwann hatte der Schmerz einfach aufgehört und sein Arm fühlte sich wie gelähmt an. Die Ärzte hatten nichts mehr tun können, denn Kogas Gift hatte die Muskeln in seinem Arm fast vollständig aufgefressen und es gab keine Möglichkeit, das Muskelgewebe wieder herzustellen. Widerwillig blickte er nun doch wieder Maike an, aber er sah genau das, was er nicht sehen wollte: das Entsetzen in ihren Augen. „Es gibt Schlimmeres“, versuchte er die Sache abzutun. „Aber man kann wirklich nichts tun?“ „Nein.“ Maike fand es schrecklich. Vor allem musste sie auch wieder an ihren Vater denken. Erst musste sie sehen, dass er im Rollstuhl saß und nie wieder würde laufen können und nun hatte es auch Drew getroffen, der seinen Arm nicht mehr gebrauchen konnte. Wieso nur passierte das, womit hatten sie das denn verdient? Unweigerlich liefen ihr wieder Tränen aus den Augen. Das war einfach nicht fair. „Bitte weine nicht deswegen. Nicht wegen mir“, er konnte es kaum ertragen, sie zum Weinen gebracht zu haben. Genau das hatte er vermeiden wollen. „Ich will aber!“, gab sie quengelnd zurück und verschluckte sich dabei, was ein schweres Husten zur Folge hatte. „Maike!“, Drew sprang sofort auf und holte endlich einen Arzt her, schließlich war Maike noch weit davon entfernt, wieder gesund zu sein. Lucia saß zusammengekauert auf einem Stuhl im Gang. Sie fühlte sich schlecht. Immer wieder schielte zur Seite, denn ein paar Meter weiter auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges befand sich die Tür zu Pauls Zimmer. Die Ärzte hatten ihr gesagt, dass er bald wieder auf die Beine kommen würde, er brauchte nur ein paar Tage Ruhe. Diese Nachricht hatte sie erleichtert, doch schnell plagten sie Schuldgefühle und Angst. Sie saß nun schon knappe drei Stunden hier und traute sich nicht, sein Zimmer zu betreten, dabei interessierte sie nichts mehr zu wissen, ob er mittlerweile schon aufgewacht wäre. Sie wollte mit ihm reden, sich bei ihm bedanken, doch sie hatte Angst, dass er sie nicht sehen wollte und wieder rausschicken würde. Denn immerhin war sie doch so schwach gewesen und musste sich von ihm beschützen lassen. Er würde sie sicher wieder als naiv und dumm beschimpfen und das wollte sie jetzt nicht von ihm hören. Auch wenn es vielleicht stimmte. War sie naiv, weil sie glaubte, Paul könnte sich verändert haben? War sie dumm, weil sie auf einmal anfing, ihn zu mögen, obwohl sie wusste, wie arrogant und egoistisch er war? Doch in den letzten Tagen hatte sie das Gefühl bekommen, ihn ein wenig besser zu verstehen. Sie hatte ihn von einer neuen Seite kennen gelernt und sie hatten sogar gemeinsam gekämpft. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie beide nun etwas verband, das sie nicht mehr verlieren wollte. Lucia rieb sich über die verbundenen Oberarme. Sie hatte nur ein paar Blessuren und Prellungen davon getragen, aber Paul hätte bei dem letzten Angriff sterben können. Immer wieder malte sie sich aus, was sie empfinden würde, wenn es wirklich so weit gekommen wäre. Er hatte sie vorher gefragt, warum Reggie Hilda mit seinem Leben beschützt hatte, dabei schien er die Antwort doch selbst zu kennen. Aber war sie ihm denn auch so wichtig? Lucia würde es gern verstehen und zu gern würde sie ihn nun auch fragen, wieso er das für sie getan hatte. Immerhin hatte sie noch die Gelegenheit dazu. Plötzlich hörte Lucia, wie eine Tür geöffnet wurde. Eine Schwester ging in Pauls Zimmer. Das war gut, denn dann könnte sie sie ja fragen, wie es ihm so ging. Zehn Minuten später trat die junge Frau auch wieder in den Gang hinaus und kam sogar sofort auf sie zu. „Bist du Lucia?“ „Ja?“, verwundert blickte sie die Frau vor sich an. „Der junge Mann in dem Zimmer hat nach dir gefragt?“, sie warf ihr ein verspieltes Grinsen zu. „Was? Ehrlich?“, Lucia wurde nervös, sie spürte förmlich, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Ihre Nervosität musste auch auffallen, denn die Schwester musste kichern. „Dacht ich mir doch, dass du ihn magst. Nun geh schon rein, er wartet.“ „Ok…“, langsam erhob sich Lucia von ihrem Stuhl und trat an die Tür heran. Sie wartete noch, bis die Schwester um die nächste Ecke verschwand und atmete noch einmal tief durch. Dann klopfte sie an. Es kam keine Antwort. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr, entschlossen drückte sie Klinke nach unten und trat ein. Sofort spürte sie ein Augenpaar auf sich liegen. Darauf bedacht ihr Selbstbewusstsein nicht zu verlieren, schloss sie die Tür hinter sich und trat an das Krankenbett heran. „Hallo.“ „Du warst also wirklich noch hier“, bemerkte er. Was sollte sie nun darauf erwidern? Es offen zu geben, dass sie wie ein kleines Schulmädchen draußen auf dem Gang gesessen hatte? „Wie geht es dir?“, fragte sie schließlich, da ihr nichts Besseres einfiel. „Es könnte mir besser gehen, wenn du nicht wärst.“ Lucia biss sich auf die Unterlippe. Da waren sie schon, Worte, die sie von ihm erwartet hatte. Und sie taten weh. „Du hast echt Nerven, hier aufzutauchen. Du-“ „Halt den Mund!“, Lucia schnitt ihm wütend das Wort ab. Ihr ganzer Körper bebte, das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen. „Du hast mich doch hergebeten. Und ich habe dich nicht darum gebeten, mich zu beschützen, das war deine Entscheidung! Du kümmerst dich doch sonst auch nur um dich selbst, was kann ich also dafür, dass du auf einmal den Helden spielst. Aber ich bin nicht so egoistisch wie du! Ich hätte auch einfach gehen können, aber ich habe mir Sorgen um dich gemacht und – und…“ Lucia brach auf einmal in den Tränen aus und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie ließ sich auf den Stuhl fallen, der neben dem Bett platziert war. Sie konnte nicht mehr. Wieso tat er ihr das nur an?! Sie hatte sich solche Sorgen um ihn gemacht und dann bekam sie nur solche Worte von ihm zu hören. Eigentlich hatte sie es ja gewusst, dennoch kränkte es sie. „Du hättest einfach gehen können. Warum bist du für mich hier geblieben? Ich bedeute dir doch nichts, was geht dich also mein Leben an?“ „Das ist nicht wahr!“, schrie sie und blickte ihn mit ihren tränenden Augen an, „Du bist mir nicht egal. Du – du…“ „Ich glaube, ich kann meinen Bruder nun ein wenig verstehen“, meinte Paul und starrte die Decke an. „Er hat diese Arenaleiterin beschützt, weil er nicht anders konnte. Sie schien ihm wichtig gewesen zu sein“, Paul hatte nun genug Zeit gehabt, darüber nachzudenken und ihm war Einiges klar geworden. Reggie hatte Hilda nicht einfach so sterben lassen können, sie war ihm wichtig gut, dass er sogar sein Leben für sie gab. Die Erkenntnis hatte ihn wie einen Schlag getroffen, dass auch er selbst jemanden hatte, den er nicht hatte verlieren wollen. Ein wenig hatte er gehofft, dass es nur ein kurzer Moment der Schwäche gewesen war. Sie würde wieder aus seinem Leben verschwinden und alles wäre wieder so wie vorher. Doch das war sie nicht. Sie war nicht gegangen und nun saß hier und weinte wegen ihm. „Was willst du damit sagen?“, schluchzte Lucia und brachte ihn so dazu, sie wieder anzusehen. „Aus irgendeinem Grund bedeutest du mir etwas. Daher hast du Nerven, hier noch aufzutauchen. Dich werde ich wohl nicht mehr los, denn auch egal an was ich denke, irgendwann tauchst du auf und bringst alles durcheinander.“ Lucia war sichtlich überrascht. Paul dachte also nur noch an sie? Hieß das nun, dass er froh war, dass sie hier bei ihm war? Oder nervte sie ihn doch nur und am liebsten wäre es ihm, wenn sie für immer verschwinden würde? „Könntest du einmal Klartext reden?“, beschwerte sie sich bei ihm. „Hör auf mich so zu quälen. Willst du nun, dass ich gehe oder – darf ich bleiben?“ Was für eine Frage, er hätte nicht gedacht, dass sie sie ihm wirklich stellte. Sie beschwerte sich ständig über seinen Egoismus, dabei ließ sie ihn nun entscheiden, anstatt einfach selbst ihre Entscheidung zu treffen. „Was ist dir denn lieber? Du weißt, dass ich Schwächlinge hasse, also reiß dich mal zusammen. Von einer angehenden Koordinatorin würde ich mir erwarten, so schaffst du es nie bis an die Spitze. Dabei hast du ja wohl bewiesen, dass du genug Mut dazu hast. Also hör endlich auf zu heulen, das hält man ja kaum aus. Sag du doch auch einmal, was du willst und kümmer dich nicht um andere“, eindringlich sah er sie an. Lucia musste schlucken. Nahm sie denn zu viel Rücksicht auf andere? Allerdings hatte er nicht ganz Unrecht, wieso sollte sie sich von ihm vertreiben lassen? Sie wusste, dass er sich nicht um 180 Grad drehen würde, doch sie glaubte trotzdem, dass sie in ihm etwas gefunden hatte, dass sie festhalten möchte. Sie wusste noch nicht was, aber genau das wollte sie herausfinden. „Ich werde hier bleiben“, meinte sie schließlich bestimmt zu ihm und wischte sich die Tränen weg. „Dann werde ich dich weiter ertragen“, und unbewusst legte sich sogar ein erleichtertes Lächeln auf seine Lippen. Er schloss die Augen und schlief kurze Zeit später wieder ein. Er war froh über ihre Entscheidung, die auch seinen Egoismus befriedigte. Und es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass sie noch da wäre, wenn er wieder aufwachte. Lucia zog wieder die Beine an und legte ihre Arme um ihre Knie, um ihr Kinn darauf zu betten. Ein leichtes Lächeln stahl sich auch auf ihre Lippen. Nun fühlte sie sich glücklich. Es tat gut, dass alles mal gesagt zu haben und sie freute sich schon darauf, mit Paul noch weiter denselben Weg zu gehen. Green war regelrecht aus ihrem Zimmer geflüchtet, sie war es nicht gewohnt, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen, außerdem hasste sie es, wenn so viel an ihr herumgewuselt wurde. Ihr ging es gut bis auf die Kopfschmerzen, also sollten sie die Schwestern doch einfach in Ruhe lassen. Vielmehr interessierte sie, wie es Gary ging. Leider war sie so schnell getürmt, dass sie gar nicht gefragt hatte, wo sie ihn denn überhaupt finden könnte. Natürlich hatte sie auch nicht das Glück, auf dem Flur jemanden zu treffen, der ihr weiter helfen könnte. Aber war ja auch kein Wunder, hier hatte sicherlich gerade jeder was zu tun. Vielleicht sollte sie einfach die Dame an der Aufnahme fragen. Green suchte den Weg zurück zum Eingang, als sie im nächsten Gang auf ein Mädchen traf. Sie trug ebenfalls die typische Schwesternkleidung und hielt eine Klemmakte in den Armen, doch sie stand nur unsicher vor einer Tür, die zu einem Patientenzimmer führte, wie das Schild daneben verriet. Das Mädchen sah sehr jung aus, sicherlich arbeitete sie hier auch noch nicht lange, aber wenn sie Angst vor Patienten hatte, hatte sie nach Greens Meinung den falschen Beruf gewählt. „Hallo“, doch das würde sie nicht davon abhalten, sie nach einer Auskunft zu fragen. Das Mädchen mit dem kurzen blonden Pferdeschwanz zuckte erschreckt zusammen und blickte Green für einen Moment ängstlich an. „’tschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken“, winkte Green ab. „Kei-kein Problem.“ „Alles ok?“, das Mädchen erschien Green immer suspekter. „Na ja, wissen Sie…“, sie starrte auf das Zimmerschild, „In diesem Zimmer liegt dieser Team Rocket Kommandant. Seine Werte liegen vor und da kein anderer Zeit hat, soll ich sie ihm mitteilen.“ Green horchte auf, „Ist denn alles in Ordnung mit ihm?“ „Ja“, die Schwester blickte kurz auf das Krankenblatt, „Sein Bein ist zwar ziemlich lädiert, aber es wird wieder vollständig heilen und ansonsten sind alle seine Werte im normalen Bereich. Oh-“, wieder schreckte sie nervös hoch. „Oh nein, das hätte ich Ihnen gar nicht sagen dürfen.“ „Schon gut, ich bin so was wie seine große Schwester, ich hätte es also eh herausbekommen“, Green zwinkerte ihr zu und das Mädchen sah sie nur mit großen Augen an, „Und wenn Sie so große Angst vor ihm haben, dann lassen Sie mich das doch einfach machen“, Green schnappte ihr einfach die Akte aus der Hand weg und platzte ohne Anklopfen in das Zimmer herein. „Moment!“, doch die Schwester war natürlich zu langsam und ehe sie es sich versah, stand sie zusammen mit Green im Zimmer des Kommandanten. „Green“, Silvers Gesichtszüge hellten sich auf, als er seine Freundin kommen sah. „Haben sie dich auch gut durchgecheckt?“ „Und wie, ich dachte schon, sie nehmen mir das Bein ab. Ich warte allerdings noch auf meine Ergebnisse.“ „Meinst du die hier?!“, Green hob grinsend die Akte hoch. „Klaust du nun schon Krankenakten?“, Silver musste leicht grinsen. „Du weißt doch, dass ich mir immer die wichtigsten Informationen unter den Nagel reiße“, sie streckte ihm kurz frech die Zunge raus. Die Schwester stand nur entgeistert vor der Tür und beobachtete das neckische Gespräch der beiden. „Ich kann dir also gern sagen, wie es um dich steht“, meinte Green weiter, wandte sich dann jedoch zu der Schwester um, „Oder wollen Sie das lieber machen, ist ja schließlich Ihr Job.“ „Äh..“, das Mädchen musste sich erst sammeln, doch sie riss sich zusammen und trat endlich an Green heran und nahm ihr die Akte ab. Green grinste zufrieden und beobachtete das Mädchen dabei, wie sie Silver die Testergebnisse mitteilte. Sie schien sehr erleichtert danach zu wirken, manche Menschen brauchten einfach nur einen Schubs nach vorn. Green konnte ein wenig verstehen, dass es sie nervös machte, dass ausgerechnet ein Team Rocket Kommandant hier behandelt wurde, aber in einem Krankenhaus sollte das keine Rolle spielen. Aber Silver konnte auch böse gucken, sicherlich wurde er häufig falsch verstanden oder eingeschätzt, dabei war er so ein lieber Mensch. Er hatte in den letzten Jahren sicherlich viel gelitten, aber das hatte ihn auch stärker gemacht, das hatte sie gesehen. „Ich lasse Sie beide dann nun allein.“ „Danke sehr“, Silver schien erleichtert, dass wirklich alles in Ordnung war. „Noch eine kurze Frage“, warf Green ein, ehe das Mädchen durch die Tür verschwunden war, „Wissen Sie zufällig auch, wie es Gary Eich geht oder in welchem Zimmer ich ihn finde?“ „Herr Eichs Zimmer befindet sich hier rechts am Ende des Ganges, über seinen Zustand weiß ich leider nichts, tut mir Leid.“ „Kein Problem, ich werd gleich einfach selbst vorbei schauen, vielen Dank.“ Die Schwester nickte noch kurz, ehe sie endlich das Zimmer verlassen konnte. „Du magst ihn wirklich, was?“, erklang Silvers Stimme und Green drehte sich mit einem Lächeln zu ihm um. „Ja, das tue ich.“ „Na ja, immerhin ist er kein Schwächling.“ „Keine Sorge, er kann schon auf mich aufpassen, wenn du dir darüber Gedanken machst. Deswegen wolltest du auch mit ihm Kämpfen, richtig?“ Silver nickte nur stumm. Leider hatte der Typ seinen Test auch bestanden. „Aber ich bin auch genauso froh, dass es dir gut geht“, Green nahm seine Hand, „Denn du bist mir auch wichtig. Ich möchte nicht, dass wir uns noch einmal aus den Augen verlieren. Willst du mich nicht begleiten, wenn du entlassen wirst?“ „Wo willst du denn hin?“, eigentlich war es ihm egal, denn er wusste selbst nicht, wohin er gehen sollte, denn er hatte weder Familie, noch ein richtiges zu Hause, in das er zurückkehren konnte. „Nach Hause“, Silver machte große Augen, doch Green lächelte nur geheimnisvoll. „Also, begleitest du mich? Oder willst du lieber auch nach Hause gehen?“ „Welches Zuhause?“, Silver wandte seinen Blick ab. Green erkannte dennoch die Wut und die Traurigkeit in seinen Augen. „Auf dem Vulkan hattest du deine Großmutter erwähnt. Du hast also noch Familie.“ „Das ist keine Familie.“ „Aber ich weiß, wie sehr du dir immer eine gewünscht hast. Du hast deine Familie also aufgegeben?“, Green erkannte, wie sehr ihn diese Worte schmerzten, aber es war auch eine Entscheidung, die er für sich treffen musste. Silver drückte ihre Hand, er sah verzweifelt aus. „Du darfst ruhig traurig sein, er war schließlich dein Vater.“ Green wusste genau, was mit ihm los war. Er hatte seinen Vater verloren und obwohl er diesen nicht hatte leiden können, ja vielleicht hatte er ihn sogar gehasst, war er traurig, denn schließlich hatte man nur einen Vater. Silver begann zu zittern. Kurz darauf flossen erste Tränen aus seinen Augen. Er wollte es nicht, doch aus irgendeinem Grund musste er den Tod seines Vaters betrauern. Es war einfach ein Gefühl und es wollte nicht weggehen. Doch Green konnte ihn verstehen. Sie nahm ihn in die Arme und zog ihn zu sich. Er durfte ruhig weinen und so lange würde sie bei ihm bleiben. „Es ist ok.“ Silver konnte gar nicht sagen, wie dankbar er Green war, dass sie bei ihm war. Er weinte so lange in ihren Armen, bis er keine Tränen mehr hatte. Vermutlich weinte er nicht nur um seinen Vater, sondern einfach weil er das Gefühl hatte, dass eine große Last von ihm gefallen war. Die Zeit von Team Rocket war vorbei, nun war er endlich frei, auch wenn es ihm leider nicht gelungen war, auch seinen Vater zu retten. Schließlich löste er sich von Green und rieb sich die letzte Feuchtigkeit aus den Augen. „Ich würde dich gern begleiten“, schluchzte er schließlich, als er sich wieder besser fühlte, doch er blickte sie immer noch ein wenig verwundert an, „Du bist die einzige Familie, die ich noch habe, aber willst du nicht viel lieber mit ihm reisen?“ „Na ja“, Green schmuntelte verspielt, „Ich hab da so einen Plan.“ „Und bei dem soll ich dir helfen?“ „Nur wenn du willst. Für dich wird es nicht viel Bedeutung haben, aber ich würde mich dennoch freuen.“ „Du weißt, dass ich dir keine Bitte abschlage.“ „Das stimmt. Aber weißt du, ich will endlich zurück nach Alabastia.“ „Aber Alabastia wurde doch-“ „Ich weiß“, nun wurde auch Greens Blick von Traurigkeit erfüllt, „Aber das muss nicht das Ende sein.“ „Egal was du vorhast, ich werde dir helfen. Vielleicht kann ich so der Stadt auch etwas zurückgeben“, denn er konnte die Schuldgefühle nicht leugnen, die er empfand. „Gut. Dann muss also nur noch dein Bein gut verheilen.“ „Das wird schon. Aber jetzt solltest du lieber zu ihm gehen, er braucht dich jetzt vermutlich mehr.“ „Du bist lieb, weißt du das?“, Green lächelte Silver an, der nur verlegen zur Seite blickte. „Ich komme wieder.“ Mit diesen Worten erhob sie sich von ihrem Stuhl und schenkte Silver noch einen Kuss auf die Wange, ehe sie zufrieden sein Zimmer wieder verließ. „So, letztes Zimmer im Gang“, murmelte Green und hatte auch schon das Schild entdeckt, auf dem ‚Gary Eich’ geschrieben stand. Beschwingt klopfte sie an, doch es kam keine Antwort. Green klopfte nochmals, dieses Mal etwas lauter, doch wieder war keine Reaktion zu vernehmen. Vorsichtig drückte sie die Klinke hinunter und spähte in den Raum hinein. Gary lag in dem einzigen Krankenbett und schien zu schlafen. Leise trat Green ein und schloss die Tür hinter sich. Sie schritt an sein Bett heran und musste leicht schmunzeln, als sie ihn so betrachtete. Er trug ein hellblaues Krankenhemd mit gelben Entchen drauf. Ob er das wohl wusste? Es sah auf jeden Fall sehr niedlich aus. Seine eigentliche Kleidung lag auf einem Stuhl auf der anderen Seite des Bettes. Auf dem Bettisch stand eine Flasche Wasser sowie ein dazugehöriges Glas, aber auch Garys Pokébälle und sein Pokédex lagen dort platziert. Green holte das kleine Notizbuch aus ihrer Kleidtasche hervor und legte es daneben. Genau hier gehörte es hin, denn sie war sich sicher, dass Gary diese Angewohnheit seines Großvaters übernehmen würde. Sicherlich würde er das Buch auch irgendwann einmal lesen, doch der letzte Eintrag war momentan das Einzige, was zählte. Man sollte seine Heimat niemals vergessen. Auch sie hatte stets an Alabastia denken müssen, auch wenn sie sich nicht mehr an die Stadt erinnern konnte und leider nicht dort aufwachsen durfte, dennoch war es ihre Geburtsstadt und sie würde gern dorthin zurückkehren. Schließlich setzte sich Green auf die Bettkante und beobachtete, wie sich Garys Gesichtszüge immer wieder ein wenig veränderten. Ob er wohl etwas träumte? Wenn ja, schien es etwas Schönes zu sein, denn sein Gesichtsausdruck sah irgendwie glücklich aus. Überhaupt fiel ihr auf, dass sie Gary noch nie entspannt gesehen hatte. Sein Gesicht war immer so voller Sorge gewesen. Sogar mit Sorge um sie. Green streichelte sanft über seine Wange. Endlich konnte er sich ausruhen. Wie weit war er wohl über seine Grenzen gegangen? Jetzt hatte er sich eine Pause verdient und sie wäre an der Reihe, etwas zu bewegen. Das schuldete sie ihm, ihrer Heimat und auch sich selbst. Sie wollte ihn mit ihrem Plan überraschen und ihm dann endlich sagen, dass sie bei ihm bleiben wollte und nicht mehr weg rennen würde. Nie wieder. Sie beugte sich nach vorn und küsste zärtlich seine Lippen. Überraschenderweise bekam sie eine Reaktion darauf. Gary erwiderte die Berührung und der Kuss wurde inniger. Ein wenig perplex blickte Green ihm in die Augen. „Du bist ja wach.“ „Wer könnte denn dabei schlafen?“, Gary grinste leicht. „Wie geht es dir?“, fragte sie ihn, ohne sich jedoch wieder zurückzusetzen. Lieber blickte sie ihm weiter so tief in die Augen und flüsterte ihm ihre Worte zu. „Müde, sehr müde. Ich habe das Gefühl, ein paar Mal von einer Walze überrollt worden zu sein.“ „Nicht ganz unverständlich, wenn du mich fragst. Du bist über deine Grenzen hinaus gegangen und hast die Welt gerettet.“ „Das habe ich nicht allein geschafft. „Ich weiß, aber ohne dich wären gar nicht erst in den Kampf gezogen. Du hast uns angespornt, uns geführt, du hast nie aufgegeben. Du hast sogar an mich geglaubt.“ „Und ich bin so froh, dass ich mich nicht getäuscht habe“, Gary schob ihre Haare zur Seite und ließ seine Hand an ihrem Kopf ruhen, während er ihr einen weiteren Kuss entlockte. Green lehnte sich noch ein wenig weiter auf seine Brust und gab diesem wohligen Gefühl einfach nach. „Bleib bei mir“, hauchte Gary, als sie eine kurze Pause einlegten. „Ich habe da schon so meine Pläne“, erwiderte Green nur und merkte sofort, dass Gary etwas dazu sagen wollte, doch sie legte bestimmt ihren Zeigefinger auf seine Lippen und lächelte geheimnisvoll. „Vertrau mir, ich werde dich nicht enttäuschen“, sie löste ihre Finger von seinen Lippen, um diese wieder mit den ihrigen zu einem Kuss zu versiegeln. „Ich vertraue dir“, keuchte Gary noch, ehe er sich Green voll und ganz hingab. Sie schob die Bettdecke beiseite und suchte sich den Weg durch sein Entchen-Nachthemd. Die Berührungen ihrer Hände und ihre zarten Küsse ließen ihn aufstöhnen. Seine Hände fanden dennoch auch den Weg zu dem Reißverschluss ihres Kleides und öffneten diesen. Green streifte sich ihr Kleid vom Körper und schmiegte sich schließlich zärtlich an seinen. Gary genoss ihre Wärme und die aufkeimende Erregung, er wollte nichts mehr, als sie zu spüren und Green hatte keine Hemmungen, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Zinnoberinsel Mewtu fielen langsam die Augen zu, es könnte sich kaum noch konzentrieren. Ein schriller Alarmton dröhnte durch seinen Kopf, aus irgendeinem Grund war auf der ganzen Insel auf einmal Alarm ausgebrochen. Er hatte ein paar Helikopter wegfliegen sehen und Boote wurden bereit gemacht, doch im Gegensatz zu einer Invasionsarmee war das nur eine handvoll Menschen, die die Insel zu verlassen schienen. Doch im Angesicht dieser Naturkatastrophe kannte wohl selbst Team Rocket nur ein Bedürfnis: Überleben, was in diesem Fall Flucht bedeutete. Jeeps, Panzer, alle Flugzeuge der Luftwaffe wurden stehen gelassen, denn die Unterbringungshallen waren von der Lava am Fuße des Vulkans längst erreicht worden. Alle Team Rocket Mitglieder strömten zu den Helikoptern und zu den Booten an der Küste, um die Insel einfach nur noch zu verlassen. Mit Verständnislosigkeit und Panik bedachten sie den Vulkan, der nicht nur symbolisch für ihren Untergang stand. Mewtu schnappte ein paar Gedanken auf. Es war nicht nur Alarm geschlagen worden, sie wussten auch, dass Giovanni tot war. Das erklärte den fluchtartigen Aufbruch, denn der Kampfgeist war gebrochen. Die kopflose Bestie konnte nur noch den Schwanz einziehen und sich verkriechen. Hoffentlich für immer. Doch Mewtu war sich sicher, dass es so schnell keinen zweiten Giovanni mehr geben würde, aber wer wusste schon, was die Welt als Nächstes erwartete. „Ich werde die Menschen wohl niemals verstehen. Aber ich bin froh, dass ich einige von ihnen kennen lernen durfte“, Mewtu blickte in Richtung Alabastia, „Jedes Lebewesen hat das Recht, zu existieren, aber auch diese Welt hat ein Recht darauf, weiter zu bestehen. Niemand sollte über sie herrschen dürfen. Ich hoffe, dass dies auch so bleibt. Für alle von uns.“ Mewtu schloss die Augen. Seine dunkelblaue Aura löste sich langsam auf, schließlich stürzte er ab. Im Fall blinzelte Mewtu noch einmal auf. „Diese Aura – ich kenne sie“, er blickte in den fernen Himmel, hinter einer Wolke glitzerte Etwas auf, „Du? Wieso bist du nicht eher hergekommen? Mew…“, die glitzernde Gestalt verschwand in der Ferne. Mewtu schloss endgültig die Augen – und versank in der alles verschlingenden Lava unter sich. Die rote Masse erstreckte sich unaufhaltsam über die ganze Insel, bis sie die Küste erreichte. Der Vulkan spie weiter Feuer und drückte die Insel nach unten. Bald würde sie vom Meer verschlungen werden. Es war der letzte Preis für den Frieden und das endgültige Zeichen für das Ende von Giovanni und seinem Team Rocket. ~~~ Preview Epilog: Endlich herrscht Frieden in der Welt, so dass die Zeit des Wiederaufbaus beginnen kann. Alle kehren zu ihren Familien nach Hause zurück und Gary und Ash machen sich auf den Weg zurück nach Alabastia, denn sie wollen ihre Heimat wieder aufbauen. Dabei stellen sie fest, dass sie mit diesem Gedanken nicht alleine sind... Zu Lesen im Epilog, upload-Termin ist der 25.07.2010. Also nicht verpassen ;) Epilog: Alabastia, Stadt des Friedens und der Harmonie ------------------------------------------------------ Die Sonne ging auf und streichelte den Horizont. Keiner der Bewohner hatte sich vorstellen können, diesen Anblick noch einmal genießen zu dürfen. Und doch war er da und sie alle wussten, er würde wieder kommen, denn das Grauen war endlich vorüber… ~*~ Reunion – Alabastia, Stadt des Friedens und der Harmonie Oder: Willkommen Zuhause! ~*~ Kanto, Vertrania City, Krankenhaus Im Wartebereich des kleinen Krankenhauses am Rande der Stadt hatten sich die sieben Trainer eingefunden, die sich die letzten beiden Wochen hier erholt hatten. Doch nun war es an der Zeit zu entscheiden, wie es weiter gehen sollte. Paul und Lucia hatten ihre Taschen bereits gepackt und waren bereit für ihre Heimreise. Paul wäre am liebsten schon vor ein paar Tagen gegangen, doch Lucia hatte darauf bestanden noch zu bleiben, bis auch Gary das Krankenhaus wieder verlassen durfte. Ash und Misty waren auch vor ein paar Minuten wieder eingetroffen, die beiden waren zusammen mit Ashs Mutter bei einem netten Nachbarpaar untergekommen. Während Misty neben Lucia auf der Bank saß, zog Ash es vor, neben Gary stehen zu bleiben, sein Kumpel Pikachu saß ebenfalls wieder fit auf seiner Schulter. „Wir bleiben doch wohl hoffentlich alle in Kontakt, oder? Ihr müsst mir alle schreiben, wenn ihr angekommen seid!“, darauf bestand Maike unter allen Umständen. Sie war die Einzige in der Runde, die das Krankenhaus noch nicht verlassen durfte. Eine Schwester hatte sie in einem Rollstuhl her geschoben, weil sie aufgrund ihrer Operationswunde an der Hüfte noch nicht wieder laufen durfte. Und Drew war nicht in der Lage, sie selbst zu schieben. Er lehnte scheinbar abwesend an der Wand des Wartebereichs und starrte auf den Tisch, der in ihrer Mitte stand. „Natürlich schreiben wir dir! Du musst aber auch Bescheid sagen, wenn du endlich entlassen wirst!“, forderte Lucia im Gegenzug. „Ich versprech’s“, Maike nickte mit einem Lächeln, „Ihr geht alle nach Hause, nehme ich an?“, dabei lag ihr Blick besonders auf Ash und Gary. Die beiden hatten noch kein Wort über ihre weiteren Pläne verloren, aber alle wussten, dass sich die beiden Freunde in den letzten Tagen des Öfteren hier im Krankenhaus getroffen hatten. „Meine Mutter macht sich schon unglaubliche Sorgen. Aber Prof. Eibe hat mir versichert, dass zu Hause alles in Ordnung ist. Ich freue mich schon darauf, endlich wieder in Zweiblattdorf zu sein!“, Lucia konnte es wirklich kaum erwarten, nach allem was passiert war. „Ich werde erst mal nach Dukatia City gehen, denn meine Schwestern und Tracey sind noch dort, außerdem ist die Arena in Azuria City ja auch zerstört worden“, Misty blickte traurig zu Boden. Sie wusste wirklich nicht, wo sie sonst hingehen sollte, aber sie war froh, dass es ihren Schwestern gut ging. Gemeinsam würden sie schon eine Lösung finden. „Und was ist mit euch?“, Maike traute sich schließlich, diese Frage an Gary und Ash zu richten, nachdem nun Schweigen eingetreten war. Ash blickte hinunter zu Gary. Der junge Forscher hatte die ganze Zeit über stumm auf seinem Stuhl gesessen, die Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln abgestützt und nachdenklich zu Boden geblickt. Endlich hob er seinen Kopf, sein Blick war ernst aber auch gleichzeitig entschlossen. „Wir gehen zurück nach Alabastia.“ Die Worte schwebten kurz im Raum. Alle mussten unweigerlich mit überraschten Blicken den Forscher betrachten, der dies mit einer Überzeugung sagte, als wenn in Alabastia nichts passiert wäre. Gary konnte sich vorstellen, was die anderen dachten. „Ash und ich sind uns einig, wir wollen die Stadt wieder aufbauen. Wir werden zurück gehen und überprüfen, wie man die Stadt am besten wieder errichten kann, die Bewohner sollen ihre Heimat wieder bekommen, genauso wie alle Pokémon, die vertrieben wurden. Alabastia soll die Stadt bleiben, die für Frieden und Harmonie steht“, Gary blickte zu Ash auf, dieser nickte entschieden. Es war der erste Gedanke der beiden gewesen, als sie die letzte Notiz in Prof. Eichs Notizbuch gelesen hatten. „Das habt ihr also in den letzten Tagen besprochen“, meinte Misty mit einem leichten Lächeln, „Aber wollt ihr das denn ganz alleine machen? Sollen wir euch nicht dabei helfen?“ „Das ist unsere Sache“, gab Gary bestimmt zurück, „Jeder von uns hat seine Opfer gebracht, nicht nur wir haben unser Zuhause verloren. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen und sich jetzt erst mal um sich selbst kümmern. Ash und ich können nicht von euch verlangen, uns in dieser Sache auch noch zu helfen. Alabastia war unsere Stadt, also werden wir sie auch wieder aufbauen.“ „Und wir sind nicht allein!“, fügte Ash hinzu, „Viele Bewohner befinden sich hier in der Stadt und wir haben Scott los geschickt, sie zu suchen und ihnen von unserem Plan zu erzählen. Wir sind sicher, dass wir nicht die Einzigen sein werden, die nach Hause zurück wollen“, Ash grinste leicht. Gemeinsam könnten sie ihre Stadt wieder aufbauen, davon war er überzeugt. „Dann trennen sich hier wohl unsere Wege fürs Erste wieder“, meinte Lucia ein wenig betrübt. „Irgendwie ein komisches Gefühl“, musste Misty zugeben. „Na ja, ein paar sind ja schon wieder vorher abgehauen“, warf Paul trocken ein und erntete vor allem von Maike einen bösen Blick. Alle wussten, worauf er anspielte. Vor ca. einer Woche war Green einfach verschwunden und vor zwei Tagen auch noch Silver. Keiner von beiden hatte etwas gesagt, Green hatte sich nicht verabschiedet, nicht einmal von Gary. Doch dieser schien sich nicht allzu viele Gedanken deswegen zu machen. „Die haben wir sicher nicht zum letzten Mal gesehen“, meinte er daher auch vollkommen ruhig. Er hatte Green versprochen, ihr zu vertrauen und das würde er auch tun. Er war sich sicher, dass sie wieder etwas vorhatte und danach würde sie zurückkommen. Er musste zugeben, dass es ihm lieber wäre, wenn sie ihn in ihre Pläne mit einbeziehen würde, aber vielleicht musste er ihr einfach diese Freiräume geben. Vorerst. „Jimmy und Marina haben sich ja auch schon auf den Heimweg nach Neuborkia gemacht, schade eigentlich. Aber wir werden uns alle wieder sehen!“, meinte Ash beflügelt und alle sahen ihn an. „Irgendwann und irgendwo trifft man sich immer wieder. Außerdem sind wir doch wohl Freunde fürs Leben, stimmt’s Pikachu?!“ „Pika!“, pflichtete ihm auch sein gelber Freund bei. Leichtes Lachen kam auf. „Was ist daran bitte so witzig?!“, protestierte Ash. „Du hast dich wirklich kein bisschen verändert“, meinte Maike. „Ash bleibt eben immer Ash“, aus Garys Mund klang dies fast wie eine Beleidigung, seinen herablassenden Tonfall würde er wohl auch niemals mehr ablegen. „Ihr seid gemein“, Ash verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und ließ sich auf den Stuhl hinter sich fallen, was dem Lachen der anderen jedoch nicht wirklich Abhilfe schaffte. „Leute?“ Der plötzliche Aufruf erregte die Aufmerksamkeit der Gruppe. Alle sahen Richtung Eingang, wo gerade Scott durch die Tür gekommen war. Als er die jungen Trainer entdeckte, kam er sofort grinsend auf sie zu. „Ich habe gute Neuigkeiten!“, meinte der Talentsucher euphorisch. Scott hatte sein ganzes Organisationstalent aufgefahren, um seinen Lieblingstrainern zur Hand zu gehen. Aber auch sie waren froh, Scott wieder in alter Frische zu erleben. Er trug auch wieder wie gewohnt seine Shorts und ein kitschiges Hawaiihemd und seine Sonnenbrille durfte natürlich auch nicht fehlen. Die Schlinge um seinen Arm war auch weg, so dass er sich voller Elan wieder auf die Arbeit stürzen konnte. „Ich habe mal ein bisschen rumtelefoniert und ihr bekommt von überall her Unterstützung. Erikas Papungha-Luftschiff ist am Pokémon-Center eingetroffen und wird Misty nach Dukatia City bringen, wo Bianka und ihre Schwestern sie schon aufs Sehnlichste erwarten. Ich soll euch übrigens beste Grüße von allen ausrichten. Und wie ihr hört, landet gerade ein Helikopter auf dem Dach des Krankenhauses, das müsste der Assistent von Prof. Eibe sein, der Lucia und Paul abholen will. Es könnte allerdings gut sein, Lucia, dass deine Mutter auch mitgekommen ist“, Lucia verzog ein wenig verschreckt das Gesicht, denn dieses Wiedersehen könnte heiter werden. „Prof. Birk hat sich ebenfalls bereits persönlich auf den Weg gemacht, um Maike und Drew abzuholen. Deine Eltern freuen sich schon sehr auf das Wiedersehen, außerdem erwarten sie dich dann bereits in Blütenburg City.“ „Ehrlich?“, Maike war sichtlich perplex, aber mindestens genauso viel Freude spiegelte sich in ihren Augen wieder. Scott nickte bestätigend, „Ich soll euch auch ausrichten, dass Wibke das Schlimmste überstanden hat. Wassili ist sie besuchen gekommen. Übrigens weiß ich auch von Cynthia aus Sinnoh, dass Team Galaktik sich verzogen hat. Dort wird gerade nach den vermissten Arenaleitern gesucht. Bill ließ auch von sich hören“, Scotts Grinsen wurde breiter, „Er bleibt bei Jasmin in Oliviana City, offenbar hat sie den Guten aufgenommen. Er scheint sich jedenfalls sehr wohl bei ihr zu fühlen.“ „Welch Überraschung“, Gary musste kurz lachen, er konnte sich Bill und Jasmin gar nicht so recht zusammen vorstellen. „Hast du auch was von Prof. Lind und Rocko gehört?“, wollte Ash unbedingt wissen. „Die Schwester Joy in Mahagonia City teilte mir mit, dass sich Prof. Lind wieder auf den Weg nach Neuborkia gemacht hat, nachdem die Nachrichtensendung überall übertragen wurde. Rocko ist wohl auch nach Hause gegangen. Sandra ist auch wieder wohl behalten in Ebenholz City angekommen.“ „Und was ist mit Pyro?“, Gary blickte Scott fragend an. Sandra hatte sich noch von ihnen allen verabschiedet, ehe sie ihre Pokémon aus dem Pokémon-Center abholen und nach Hause fliegen wollte. Außerdem hatte sie sich aufrichtig bei ihnen entschuldigt und bedankt. Doch von Pyro fehlte jede Spur. „Ach, der alte Hase wird schon seinen Weg gehen. Sicherlich weiß er schon, was er als Nächstes machen will. Vielleicht hat er sich sogar schon einen neuen Standort für seine Arena ausgeguckt, wer weiß“, Scott hob nur grinsend die Schultern. „Wäre wünschenswert“, meinte Gary und wirkte wieder ein wenig trübsinnig, „Dieses Jahr wird es das erste Mal keine Pokémon-Liga geben und das nirgendwo, oder?“ „Nein, wohl kaum“, dieser Gedanke war auch Scott schon gekommen, „Aber Lorelei hat sich auf den Weg zum Vorsitzenden der Pokémon-Liga gemacht, denn trotz allem, was passiert ist, will man die Liga nicht aufgeben. Ich bin mir sicher, dass es sie wieder geben wird.“ „Das wäre schön. Aber vorher müssten auch noch die Posten der Arenaleiter neu besetzt werden“, kam es von Misty. Sie musste schon allein daran denken, dass vier Arenaleiter aus Kanto gestorben und die anderen vier Arenen zerstört waren. In Kanto würde es wohl so schnell keine Pokémon-Liga mehr geben. Aber vielleicht würde aus dieser Tragödie auch etwas ganz Neues entstehen. „Hast du auch etwas von Troy gehört?“, es war das erste Mal, dass Drew etwas in der Runde sagte. Zwischendurch hatte er immer wieder an den Hoenn-Champion denken müssen und sich gefragt, was aus ihm geworden war. „Wassili hat mir erzählt, dass er zurück nach Metarost City wollte. Sicherlich will er die Überreste der Firma seines Vaters retten.“ „Jetzt bricht die Zeit des Wiederaufbaus an“, kam es von Gary, der sich schließlich von seinem Stuhl erhob. „Da hast du Recht. Auch Teak City wird wieder aufgebaut. Falk ist mittlerweile auch dort und Jens’ Freund Eusin hilft ebenfalls. Die Bewohner packen alle mit an, sie wollen zumindest den Turm für Ho-oh wieder aufbauen. Ich hab mir auch sagen lassen, dass ich die übrigens Team Rocket Mitglieder in den Städten auch ganz schnell verzogen haben, nachdem nun auch bekannt wurde, dass Giovanni besiegt. Spätestens haben sie die Flucht ergriffen, als Officer Rocky und die Polizei anrückte“, Scott lachte schadenfroh auf. „Und wie steht es um die Bewohner aus Alabastia?“, das war Garys entscheidende Frage. „Ich habe einige Leute auftreiben können, sie haben sich schon auf den Weg gemacht und erwarten euch beide in der Stadt“, Scott musste unweigerlich grinsen. Gary zog eine Augenbraue hoch, irgendwas verheimlichte er ihm doch noch. Aber er beließ es dabei, denn er würde es ja ohnehin bald erfahren. „Dann machen wir uns endlich auf den Weg, ich platze sonst bald vor überschüssiger Energie!“, Ash sprang von seinem Stuhl auf. „Mein Wagen steht draußen, ich fahre euch hin“, meinte Scott. Die Zeit des Abschieds war also gekommen. Ein paar Sekunden später wurde das Krankenhaus auch schon von Lucias Mutter gestürmt, die ihre Tochter überglücklich in den Arm nahm. Paul trabte bereits Richtung Aufzug, der ihn aufs Dach bringen würde, doch überraschenderweise hob er sogar die Hand zum Abschied. Ash rieb sich die Nase, Paul würde immer sein Rivale bleiben, doch sie hatten beide etwas dazu gelernt. Paul und Lucia waren also die Ersten, die gingen. Ash, Gary und Misty verabschiedeten sich noch von Maike und Drew, ehe sie alle in Scotts Wagen stiegen. Sie machten noch kurz Halt am Pokémon Center, um Misty dort abzusetzen. „Ich wünsch euch alles Gute“, meinte sie noch zu den beiden und schloss die Wagentür. „Dir auch“, entgegnete Gary. „Werdet ihr in Dukatia City bleiben?“, wollte Ash noch wissen. Er musste zugeben, dass es ihm schwer fiel, sich von Misty zu trennen, doch sie beide mussten sich jetzt um ihr eigenes Zuhause kümmern. „Ich weiß es nicht. Aber ich melde mich bei dir, wenn wir entschieden haben, wie es weiter gehen soll“, Misty lächelte ihn an, „Dann werden wir uns wieder sehen.“ „Ich kann es kaum erwarten“, grinste er, „Und sag Tracey, dass er auch jederzeit wieder kommen kann!“ „Das mach ich. Doch ich habe eher das Gefühl, dass meine Schwester ihn lieber für sich behalten will“, Misty musste leicht lachen, aber eigentlich passten die beiden ganz gut zusammen. „Mach’s gut und viel Erfolg!“, kam es auch noch von Scott, ehe er wieder aufs Gaspedal stieg. Alle winkten sich noch zu, bevor das Cabrio das Stadttor passierte und sich die beiden Trainer aus Alabastia auf den Weg in ihre verlorene Heimat machten. „Willst du wieder zurück aufs Zimmer?“, fragte Drew Maike, doch diese schüttelte nur den Kopf. „Es ist so schön draußen, lass uns in den Garten gehen“, sie lächelte ihn an. Im nächsten Moment rief sie die Schwester herbei, die ihren Rollstuhl schieben würde. Drew schritt stumm neben den beiden her. Es bedrückte ihn, Maike nicht helfen zu können, er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, seinen Arm nicht mehr benutzen zu können. Könnte er so überhaupt weiter als Koodinator tätig sein? Zurzeit hatte er das Gefühl, nichts mit sich anfangen zu können. Im Garten platzierte die Schwester den Rollstuhl neben einer Bank, doch Drew zog es vor, stehen zu bleiben. Mit einem freundlichen Lächeln ließ die Schwester die beiden allein. „Wirst du auch nach Hause gehen?“, das hatte sich Maike schon die ganze Zeit gefragt. Drew hatte ihr zwar gesagt, er würde bleiben, bis auch sie entlassen würde, aber er hatte ihr nicht verraten, was er danach tun wollte. „Ja, ich will meine Familie suchen. Ich habe dort im Pokémon Center angerufen, Larousse City gehört offenbar zu den Städten, die am meisten zerstört wurden. Team Aqua hatte die Stadt überfallen, um die Technologien zu stehlen, die dort entwickelt wurden.“ „Stimmt, deine Heimat ist ja eine wahre Technikstadt“, sie erinnerte sich noch gut an ihren Besuch dort, als ihr gemeinsamer Weg mit Ash und Rocko sie dorthin geführt hatte. „Ich weiß nicht, was aus meiner Familie geworden ist, das will ich herausfinden.“ „Aber wieso hast du dich dann nicht schon längst auf den Weg gemacht? Mir geht es gut, deine Familie ist jetzt wichtiger!“, Maike konnte es nicht verstehen. „Ich weiß es nicht genau. Vielleicht habe ich Angst vor dem, was mich dort erwartet“, er blickte sie mit seinen grünen Augen direkt an, „In deiner Gegenwart fühle ich mich sicherer. Bei dir weiß ich, dass du mich nicht verlässt.“ „Drew...“, wenn sie gekonnt hätte, wäre sie jetzt aufgesprungen und hätte ihn in den Arm genommen. „Ich bin sicher, dass alles wieder gut werden wird“, sie konnte ihm nur ein warmes Lächeln schenken, „Wir gehen wieder nach Hause, wo unsere Familien auf uns warten. Und danach-“ „Was ist?“, Drew zog eine Augenbraue hoch. Warum brach sie mitten im Satz ab? Maike blickte verdächtig zur Seite, „Na ja, wie soll es mit uns weiter gehen? Ich habe gedacht, dass wir vielleicht...“ „Was?“, erwartungsvoll blickte er sie an. Maike punktete verlegen ihre Zeigefingerspitzen aneinander, „Ich habe daran gedacht, dass wir dann vielleicht zusammen auf Reisen gehen könnten. Ich weiß zwar nicht mal, ob bald überhaupt wieder Wettbewerbe stattfinden, aber ich weiß, dass ich mit dir zusammen sein möchte!“ „Maike“, Drew beugte sich zu ihr runter und küsste sie zärtlich, „Ich kann dir noch nicht sagen, was ich tun will. Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, kein Koordinator mehr zu sein, aber das ist etwas, dass ich jetzt noch nicht entscheiden möchte. Ich weiß auch nur, dass ich dich wieder sehen will, nachdem ich zu Hause war“, er schenkte ihr ein Lächeln. „Versprochen?“ „Versprochen“, Drew ließ sich schließlich auf die Banken sinken und ergriff Maikes Hand, „Willst du mir denn auch verraten, warum wir den anderen nicht sagen sollten, dass Green mit Silver getürmt ist? Weißt du, was die beiden vorhaben?“ „Yap. Du weißt doch, mir entgeht nichts“, meinte sie stolz und hob angeberisch das Kinn. „Lässt du mich an deinem Wissen teilhaben?“ „Nur weil du es bist. Ich hab Green nämlich dabei erwischt, wie sie um das Krankenhaus herumschlich, nachdem sie eigentlich schon als ‚verschwunden’ galt. Natürlich hab ich sie sofort zur Rede gestellt“, nun ja, es hatte viel mehr zu ausgehen, als würde sie aus dem Fenster im Erdgeschoss fallen, als sie Green nachgerufen hatte. „Und sie hat dir wirklich was verraten? Du bist ja nicht gerade in der Postion, anderen überlegen zu sein.“ „Das war doch ganz einfach. Wenn sie mir nichts erzählte, hätte ich sie an Gary verraten. Daraufhin hat sie mir ihren Plan verraten unter der Bedingung, eben nichts weiter zu erzählen.“ „Und was hat sie nun vor?“, stöhnte Drew, Maike schaffte es auch immer wieder, lange drum herum zu reden. Außerdem konnte er sich überhaupt nichts vorstellen, da er Green nicht einschätzen konnte. Maike kicherte kurz, sie mochte es, Drew auf diese Weise ein wenig zu necken, aber sie freute sich auch, in Green eine neue Freundin gefunden zu haben. Sie war wirklich großartig. „Ihr Plan ist folgender...“ Alabastia Scotts Wagen hielt auf einem Hügel an, von dem aus man einen hervorragenden Blick hinunter auf die Stadt hatte. Der Weg führte direkt ins Stadtzentrum und rechts ging es hinauf zu dem Labor von Prof. Eich. So hatten die beiden Trainer ihre Heimat in Erinnerung. Doch nun erwarteten sie zerstörte Häuser und Wege, durchfugte Wiesen und herausgerissenen Bäume überall auf der Fläche. Doch auch dieses Bild sollte sich ihnen nicht bieten. „Wie kann das...“, Gary stieg ungläubig aus dem Wagen und trat ein paar Schritte näher. Er bemerkte, wie Ash neben ihn trat und er musste ihn nicht mal ansehen, um zu wissen, dass dieser genauso überrascht drein blickte wie er selbst. „Damit habt ihr nicht gerechnet, was?!“, grinste Scott und lehnte sich lässig mit dem Ellenbogen auf die Tür seines Cabrios. Selbst das ‚nein’ auf Scotts Frage blieb ihnen im Halse stecken. Nein, daran hatten sie wirklich nicht geglaubt. Sie hatten es vorgehabt und sich selbst bereits ausgemalt, aber dass sie es schon sehen würden – nein, das hatten sie nicht erwartet. Überall waren Menschen in der Stadt. Kräne und Bagger räumten Trümmer und Bäume beiseite. Was nicht gebraucht wurde, wurde auf LKWs abtransportiert, im Gegenzug wurden neue Baumaterialien hergeschafft. Wege wurden mit Walzen geglättet und neu aufgeschüttet, Erde wurde umgegraben und neu bepflanzt. Einige Gesichter kamen den beiden Trainern bekannt vor, andere gehörten Arbeitern diverser Bau- und Transportfirmen, die hier ihre Arbeit verrichteten. „Hast du das organisiert?“, brachte Gary endlich hervor. „Nein“, gab Scott leicht lachend zu, „Wenn du denjenigen suchst, der hierfür verantwortlich ist, dann solltest du mal das Labor aufsuchen.“ Gary blickte zu seinem einstigen Zuhause empor. Beim letzten Mal fand er dort nichts, nicht einmal Trost. Was sollte er also nun dort oben vorfinden? „Geh schon mal vor, ich werde meine Mutter suchen“, meinte Ash und Gary blickte seinen Freund an. Ash hatte ein freudiges Strahlen im Gesicht, aber er hatte es ja die ganze Zeit schon gesagt, gemeinsam würden sie ihre Stadt wieder aufbauen. Ash hatte Recht gehabt. „Ok. Treffen wir uns dann später im Stadtzentrum?“ „Darauf kannst du dich verlassen!“, Ash erhob enthusiastisch die Faust, „Komm Pikachu, gehen wir nach Hause!“, mit diesen Worten rannte Ash auch schon den Hügel hinab, sein Kumpel folgte ihm. Gary grinste, Ash hatte wirklich zu viel überschüssige Energie gepachtet. Schließlich wandte er sich zu Scott um. „Und was wirst du jetzt tun?“ „Ich werde Lorelei unterstützen. Die Arenaleiter und Kampfkoryphäen sollen wieder ihre Lager beziehen und Neue müssen gesucht werden. Wer käme dafür wohl am besten in Frage?!“ „Scheint, als hättest du den perfekten Job für dich gefunden“, Gary zuckte mit den Schultern, „Sorgt dafür, dass es die Liga wieder gibt, denn sie ist sehr wichtig für viele Menschen.“ „Ich weiß. Also, halt die Ohren steif! Man sieht sich!“, damit legte Scott auch schon den Rückwärtsgang ein, wendete seinen Wagen und brauste davon. Gary war froh, dass sie offenbar den Weg aus der Krise gefunden hatten. Keiner steckte den Kopf in den Sand, sondern alle packten mit an. „Habe ich alles richtig gemacht, Großvater?“, Gary wandte seinen Blick wieder in Richtung des einstigen Labors. Er war gespannt darauf, was ihn dort oben erwarten würde, schließlich setzte auch er sich endlich in Bewegung. „Ja, das sieht doch schon gut aus“, meinte die Braunhaarige zufrieden. „Wie bist du eigentlich schon wieder an diese Baupläne gekommen?“ „Ganz einfach, ich habe denjenigen gefunden, der sie entworfen hat“, grinste sie und betrachtete den ausgebreiteten Bauplan vor sich auf dem Tisch. Prof. Eichs Labor sollte wieder genau so aussehen wie früher und der fertige Grundriss war bereits viel versprechend. Aber die Leute arbeiteten auch unermüdlich daran, keiner beschwerte sich auch nur ein einziges Mal und was das faszinierende war: sie taten es alle freiwillig! Sie hatte eine ganze Woche überlegt, wie sie Baufirmen für ihr Vorhaben gewinnen sollte, doch keiner wollte für diese Arbeit hier bezahlt werden, sie taten es gern und sie alle wollten Prof. Eich damit den letzten Respekt zollen. „Seid ihr beiden hierfür verantwortlich“, eine ernste Stimme sprach sie an. Die Braunhaarige hob sofort skeptisch den Kopf, doch schnell legte sich sein Lächeln auf ihre Lippen. „Gary! Du wurdest endlich entlassen. Hat Scott euch hergebracht?“ „Du hast ja ganz schön Nerven, diese Nummer hier vor mir abzuziehen. Da hätte ich mich ja auch noch länger im Krankenhaus ausruhen können.“ „Machst du Witze?!“, Green kam um den Tisch gelaufen und fiel ihm in die Arme, „Ich brauche dich doch.“ „Wirklich? Sieht mir ja nicht so aus“, bemerkte der junge Forscher, ließ sich jedoch willig von ihr küssen. „Wirklich“, meinte sie leise und löste die Umarmung. „Ich wollte dich überraschen und auch meinen Beitrag leisten. Ich würde nämlich gern wieder in meine Heimat zurückkehren“, Green blickte ein wenig beschämt zur Seite, so ein Verhalten kannte er gar nicht von ihr. „Ich habe auch Leute getroffen, die meine richtigen Eltern kennen und – sie wollen auch wieder herkommen.“ „Das freut mich für dich“, Gary lächelte sie an und legte eine Hand auf ihre Wange, um sie wieder dazu zu bringen, ihn anzusehen. Denn er wusste, dass sie ihm noch etwas sagen wollte. „Endlich habe ich wieder ein Zuhause, aber – ich möchte bei dir bleiben.“ „Du weißt, ich bin Forscher, im Gegensatz zu deinem bisherigen Leben könnte das ziemlich langweilig werden.“ „Ich denke, ich weiß, wie ich mich unterhalten kann“, Green grinste keck. „Dann wünsche ich mir nichts lieber, als dass du bei mir bleibst“, nun war es Gary, der einen Kuss von ihr forderte. „Aber –“, Gary blickte er ihr direkt in die Augen, „Die Überraschung hier ist dir zwar gelungen, aber bitte lass mich nicht mehr einfach so zurück.“ „Das werde ich nicht.“ „Ok. Kann ich mich denn hier überhaupt noch irgendwie nützlich machen?“, wollte Gary schließlich wissen, denn eigentlich war er ja zum Arbeiten hergekommen. „Du kannst ins Stadtzentrum gehen“, kam es plötzlich von Silver, der mit verschränkten Armen gegen die Tischkante lehnte und Gary immer noch finster anblickte. Wirklich mögen würde er diesen Forscher wohl nie. Aber auch Gary konnte nicht behaupten, dass der rothaarige Mann in seiner schwarzen Jacke und der beigen Hose nun wesentlich freundlicher aussah. „Was ist denn im Stadtzentrum?“ „Lass uns zusammen hingehen, dann wirst du es sehen“, Green grinste wie immer geheimnisvoll, „Silver hat sich nämlich etwas Tolles überlegt.“ Mit diesen Worten zog sie ihn auch schon wieder den Weg zurück und gefolgt von Silver begaben sich die beiden schließlich ins Stadtzentrum, wo bereits alle Bewohner Alabastias sie erwarteten. „Gary, komm schnell her!“, es war Ashs Stimme, die ihn durch die Menge hindurch erreichte. Die Bewohner bildeten für Gary, Green und Silver eine Schneise, so dass sie die Mitte des Platzes erreichen konnten. Sie alle standen um einen komischen glatt geschliffenen Stein herum. Gary stellte sich neben Ash und betrachtete neugierig das Gebilde. Zunächst sah es aus wie ein grauer rechteckiger Klotz, doch es sollte viel mehr sein. „Ist das nicht super?“, fragte Ash seinen Freund, der gerade dabei war, die eingemeißelten Worte zu lesen. „Den hast du anfertigen lassen?“, ungläubig wandte sich Gary an Silver. „Ich finde, die Stadt hat ihn verdient und ihr auch.“ Garys Blick wanderte wieder zu den steinernen Worten. »Alabastia Die Stadt des Friedens und der Harmonie Das Symbol der ewigen Hoffnung In Gedenken an all diejenigen, die getötet und verfolgt wurden und die ihr Zuhause und wichtige Menschen in ihrem Leben verloren haben. Sie alle leben in den Grundfesten dieser Stadt weiter. Die Retter von Alabstia« Unter diesem Text standen acht Namen in den Stein gemeißelt. Der Erste war sein eigener. Über dem Text entdeckte Gary das Bild eines Kopfes, das von einem Lorbeerkranz eingerahmt wurde. Es war das Gesicht seines Großvaters, darunter mit der Angabe seines Geburts- und Todestages. „Danke“, meinte Gary mit abwesender Stimme und legte behutsam eine Hand an den Stein. „Hier“, Green riss ihn aus seinen Gedanken und hielt ihm eine weiße Rose hin. Ihm fiel auf, dass plötzlich alle um ihn herum eine weiße Rose in die Hand bekamen, die von einigen Anwesenden verteilt wurden. „Wir wollen das Mahnmal einweihen. Alle wollen, dass du etwas sagst.“ Gary sah sich um. Tatsächlich blickten ihn alle voller Erwartung an. Er starrte wieder auf seinen in Stein gemeißelten Namen. Green und Silver hatten ganze Arbeit geleistet, dies hier alles in die Wege zu leiten. Alabastia war klein und er war der Enkel des berühmtestes Pokémon-Professors der Welt, so kannte er natürlich jeden einzelnen der Anwesenden. Doch sicherlich wussten sie auch, was er alles für sie tun wollte, was alle für diese Stadt getan haben und welche Opfer gebracht wurden. Gary stellte sich in angemessenem Abstand zu dem Mal auf und hielt die Rose sicher in der Hand. „Die Welt hat eine Zeit des Schreckens erlebt. Hier in Alabastia hat die Tragödie begonnen. Wir haben mit ansehen müssen, wir unsere Stadt, unsere geliebte Heimat zerstört wurde. Jeder hier hat etwas, um das er trauern kann, aber diese Trauer sollte uns nicht davon abhalten, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Ich bin mir sicher, dass mein Großvater, Professor Samuel Eich, derselben Meinung wäre. Es muss weiter gehen und wir sind alle bereits auf dem besten Weg dorthin. Wir bauen unsere Stadt wieder auf. In Andenken an ihn, an diese Tragödie, für jeden, der diese Stadt seine Heimat nannte und für uns selbst. Lasst uns gemeinsam den Weg in eine neue Zukunft beschreiten.“ Gary legte die Rose vor dem Mahnmal nieder und Applaus brach aus. Die Bewohner klatschten ihm respektvollen Beifall, einige hatten sogar Tränen in den Augen. Sie würden ihre Stadt nicht aufgeben, Alabastia würde wieder neu aus dieser Tragödie auferstehen. Nach Ash, Green und Silver legten auch alle anderen ihre Rose rund um das Mal herum. Die Aufbauarbeiten würden weiter gehen und dieses Mal würde jeden daran erinnern, wofür sie dies taten. Der Weg in die Zukunft begann mit dem ersten Schritt... ~ ENDE ~ ~~~ Nachwort der Autorin Endlich hat auch diese Fanfic ihr Ende gefunden, ich hoffe auch ein würdiges. Sie begann mit einer kleinen Idee und wurde doch zu einer Art eigenen Serie. Am meisten freut es mich natürlich, diese kleine Idee so viele begeisterte Leser gefunden hat. Damit hatte ich wirklich nie gerechnet. Daher möchte ich mich ganz herzlich bei allen Lesern und Kommentarschreibern bedanken und auch denen, die meine FF in ihre Favoritenliste aufgenommen haben! Diese Anerkennung bedeutet mir wirklich sehr viel. Hiermit ist der erste Teil der Geschichte also vorbei. Doch das bedeutet nicht das endgültige Ende. Reunion wird weiter gehen, der zweite Teil ist sicherlich schon seit fast einem Jahr in Planung und wird noch in 2010 seine Umsetzung finden! Nach einer Sommerpause wird es fleißig weiter gehen. Ich hoffe, dass euch der zweite Teil vielleicht auch wieder so begeistern kann, ich würde mich jedenfalls freuen, wenn ich einige von euch dort wieder sehen würde! In diesem Sinne verabschiede ich mich von Reunion Teil 1 und liefere bereits den nächsten Ausblick: Preview Reunion II – Prolog: Zwei Jahre nach den schrecklichen Ereignissen, die die Welt heimgesucht haben, sind fast alle Spuren der Zerstörung beseitigt. Das Leben scheint sich wieder normalisiert zu haben. Doch eines Tages klingelt es nachts an James’ Anwesen. Am nächsten Tag muss festgestellt werden, dass es mit den Ereignissen von vor zwei Jahren noch nicht zu Ende ist... Zu Lesen in Reunion II – Prolog, upload-Termin ist der 01.11.2010 Sayonara! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)