Reunion von MichiruKaiou (Die letzte Instanz) ================================================================================ Epilog: Alabastia, Stadt des Friedens und der Harmonie ------------------------------------------------------ Die Sonne ging auf und streichelte den Horizont. Keiner der Bewohner hatte sich vorstellen können, diesen Anblick noch einmal genießen zu dürfen. Und doch war er da und sie alle wussten, er würde wieder kommen, denn das Grauen war endlich vorüber… ~*~ Reunion – Alabastia, Stadt des Friedens und der Harmonie Oder: Willkommen Zuhause! ~*~ Kanto, Vertrania City, Krankenhaus Im Wartebereich des kleinen Krankenhauses am Rande der Stadt hatten sich die sieben Trainer eingefunden, die sich die letzten beiden Wochen hier erholt hatten. Doch nun war es an der Zeit zu entscheiden, wie es weiter gehen sollte. Paul und Lucia hatten ihre Taschen bereits gepackt und waren bereit für ihre Heimreise. Paul wäre am liebsten schon vor ein paar Tagen gegangen, doch Lucia hatte darauf bestanden noch zu bleiben, bis auch Gary das Krankenhaus wieder verlassen durfte. Ash und Misty waren auch vor ein paar Minuten wieder eingetroffen, die beiden waren zusammen mit Ashs Mutter bei einem netten Nachbarpaar untergekommen. Während Misty neben Lucia auf der Bank saß, zog Ash es vor, neben Gary stehen zu bleiben, sein Kumpel Pikachu saß ebenfalls wieder fit auf seiner Schulter. „Wir bleiben doch wohl hoffentlich alle in Kontakt, oder? Ihr müsst mir alle schreiben, wenn ihr angekommen seid!“, darauf bestand Maike unter allen Umständen. Sie war die Einzige in der Runde, die das Krankenhaus noch nicht verlassen durfte. Eine Schwester hatte sie in einem Rollstuhl her geschoben, weil sie aufgrund ihrer Operationswunde an der Hüfte noch nicht wieder laufen durfte. Und Drew war nicht in der Lage, sie selbst zu schieben. Er lehnte scheinbar abwesend an der Wand des Wartebereichs und starrte auf den Tisch, der in ihrer Mitte stand. „Natürlich schreiben wir dir! Du musst aber auch Bescheid sagen, wenn du endlich entlassen wirst!“, forderte Lucia im Gegenzug. „Ich versprech’s“, Maike nickte mit einem Lächeln, „Ihr geht alle nach Hause, nehme ich an?“, dabei lag ihr Blick besonders auf Ash und Gary. Die beiden hatten noch kein Wort über ihre weiteren Pläne verloren, aber alle wussten, dass sich die beiden Freunde in den letzten Tagen des Öfteren hier im Krankenhaus getroffen hatten. „Meine Mutter macht sich schon unglaubliche Sorgen. Aber Prof. Eibe hat mir versichert, dass zu Hause alles in Ordnung ist. Ich freue mich schon darauf, endlich wieder in Zweiblattdorf zu sein!“, Lucia konnte es wirklich kaum erwarten, nach allem was passiert war. „Ich werde erst mal nach Dukatia City gehen, denn meine Schwestern und Tracey sind noch dort, außerdem ist die Arena in Azuria City ja auch zerstört worden“, Misty blickte traurig zu Boden. Sie wusste wirklich nicht, wo sie sonst hingehen sollte, aber sie war froh, dass es ihren Schwestern gut ging. Gemeinsam würden sie schon eine Lösung finden. „Und was ist mit euch?“, Maike traute sich schließlich, diese Frage an Gary und Ash zu richten, nachdem nun Schweigen eingetreten war. Ash blickte hinunter zu Gary. Der junge Forscher hatte die ganze Zeit über stumm auf seinem Stuhl gesessen, die Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln abgestützt und nachdenklich zu Boden geblickt. Endlich hob er seinen Kopf, sein Blick war ernst aber auch gleichzeitig entschlossen. „Wir gehen zurück nach Alabastia.“ Die Worte schwebten kurz im Raum. Alle mussten unweigerlich mit überraschten Blicken den Forscher betrachten, der dies mit einer Überzeugung sagte, als wenn in Alabastia nichts passiert wäre. Gary konnte sich vorstellen, was die anderen dachten. „Ash und ich sind uns einig, wir wollen die Stadt wieder aufbauen. Wir werden zurück gehen und überprüfen, wie man die Stadt am besten wieder errichten kann, die Bewohner sollen ihre Heimat wieder bekommen, genauso wie alle Pokémon, die vertrieben wurden. Alabastia soll die Stadt bleiben, die für Frieden und Harmonie steht“, Gary blickte zu Ash auf, dieser nickte entschieden. Es war der erste Gedanke der beiden gewesen, als sie die letzte Notiz in Prof. Eichs Notizbuch gelesen hatten. „Das habt ihr also in den letzten Tagen besprochen“, meinte Misty mit einem leichten Lächeln, „Aber wollt ihr das denn ganz alleine machen? Sollen wir euch nicht dabei helfen?“ „Das ist unsere Sache“, gab Gary bestimmt zurück, „Jeder von uns hat seine Opfer gebracht, nicht nur wir haben unser Zuhause verloren. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen und sich jetzt erst mal um sich selbst kümmern. Ash und ich können nicht von euch verlangen, uns in dieser Sache auch noch zu helfen. Alabastia war unsere Stadt, also werden wir sie auch wieder aufbauen.“ „Und wir sind nicht allein!“, fügte Ash hinzu, „Viele Bewohner befinden sich hier in der Stadt und wir haben Scott los geschickt, sie zu suchen und ihnen von unserem Plan zu erzählen. Wir sind sicher, dass wir nicht die Einzigen sein werden, die nach Hause zurück wollen“, Ash grinste leicht. Gemeinsam könnten sie ihre Stadt wieder aufbauen, davon war er überzeugt. „Dann trennen sich hier wohl unsere Wege fürs Erste wieder“, meinte Lucia ein wenig betrübt. „Irgendwie ein komisches Gefühl“, musste Misty zugeben. „Na ja, ein paar sind ja schon wieder vorher abgehauen“, warf Paul trocken ein und erntete vor allem von Maike einen bösen Blick. Alle wussten, worauf er anspielte. Vor ca. einer Woche war Green einfach verschwunden und vor zwei Tagen auch noch Silver. Keiner von beiden hatte etwas gesagt, Green hatte sich nicht verabschiedet, nicht einmal von Gary. Doch dieser schien sich nicht allzu viele Gedanken deswegen zu machen. „Die haben wir sicher nicht zum letzten Mal gesehen“, meinte er daher auch vollkommen ruhig. Er hatte Green versprochen, ihr zu vertrauen und das würde er auch tun. Er war sich sicher, dass sie wieder etwas vorhatte und danach würde sie zurückkommen. Er musste zugeben, dass es ihm lieber wäre, wenn sie ihn in ihre Pläne mit einbeziehen würde, aber vielleicht musste er ihr einfach diese Freiräume geben. Vorerst. „Jimmy und Marina haben sich ja auch schon auf den Heimweg nach Neuborkia gemacht, schade eigentlich. Aber wir werden uns alle wieder sehen!“, meinte Ash beflügelt und alle sahen ihn an. „Irgendwann und irgendwo trifft man sich immer wieder. Außerdem sind wir doch wohl Freunde fürs Leben, stimmt’s Pikachu?!“ „Pika!“, pflichtete ihm auch sein gelber Freund bei. Leichtes Lachen kam auf. „Was ist daran bitte so witzig?!“, protestierte Ash. „Du hast dich wirklich kein bisschen verändert“, meinte Maike. „Ash bleibt eben immer Ash“, aus Garys Mund klang dies fast wie eine Beleidigung, seinen herablassenden Tonfall würde er wohl auch niemals mehr ablegen. „Ihr seid gemein“, Ash verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und ließ sich auf den Stuhl hinter sich fallen, was dem Lachen der anderen jedoch nicht wirklich Abhilfe schaffte. „Leute?“ Der plötzliche Aufruf erregte die Aufmerksamkeit der Gruppe. Alle sahen Richtung Eingang, wo gerade Scott durch die Tür gekommen war. Als er die jungen Trainer entdeckte, kam er sofort grinsend auf sie zu. „Ich habe gute Neuigkeiten!“, meinte der Talentsucher euphorisch. Scott hatte sein ganzes Organisationstalent aufgefahren, um seinen Lieblingstrainern zur Hand zu gehen. Aber auch sie waren froh, Scott wieder in alter Frische zu erleben. Er trug auch wieder wie gewohnt seine Shorts und ein kitschiges Hawaiihemd und seine Sonnenbrille durfte natürlich auch nicht fehlen. Die Schlinge um seinen Arm war auch weg, so dass er sich voller Elan wieder auf die Arbeit stürzen konnte. „Ich habe mal ein bisschen rumtelefoniert und ihr bekommt von überall her Unterstützung. Erikas Papungha-Luftschiff ist am Pokémon-Center eingetroffen und wird Misty nach Dukatia City bringen, wo Bianka und ihre Schwestern sie schon aufs Sehnlichste erwarten. Ich soll euch übrigens beste Grüße von allen ausrichten. Und wie ihr hört, landet gerade ein Helikopter auf dem Dach des Krankenhauses, das müsste der Assistent von Prof. Eibe sein, der Lucia und Paul abholen will. Es könnte allerdings gut sein, Lucia, dass deine Mutter auch mitgekommen ist“, Lucia verzog ein wenig verschreckt das Gesicht, denn dieses Wiedersehen könnte heiter werden. „Prof. Birk hat sich ebenfalls bereits persönlich auf den Weg gemacht, um Maike und Drew abzuholen. Deine Eltern freuen sich schon sehr auf das Wiedersehen, außerdem erwarten sie dich dann bereits in Blütenburg City.“ „Ehrlich?“, Maike war sichtlich perplex, aber mindestens genauso viel Freude spiegelte sich in ihren Augen wieder. Scott nickte bestätigend, „Ich soll euch auch ausrichten, dass Wibke das Schlimmste überstanden hat. Wassili ist sie besuchen gekommen. Übrigens weiß ich auch von Cynthia aus Sinnoh, dass Team Galaktik sich verzogen hat. Dort wird gerade nach den vermissten Arenaleitern gesucht. Bill ließ auch von sich hören“, Scotts Grinsen wurde breiter, „Er bleibt bei Jasmin in Oliviana City, offenbar hat sie den Guten aufgenommen. Er scheint sich jedenfalls sehr wohl bei ihr zu fühlen.“ „Welch Überraschung“, Gary musste kurz lachen, er konnte sich Bill und Jasmin gar nicht so recht zusammen vorstellen. „Hast du auch was von Prof. Lind und Rocko gehört?“, wollte Ash unbedingt wissen. „Die Schwester Joy in Mahagonia City teilte mir mit, dass sich Prof. Lind wieder auf den Weg nach Neuborkia gemacht hat, nachdem die Nachrichtensendung überall übertragen wurde. Rocko ist wohl auch nach Hause gegangen. Sandra ist auch wieder wohl behalten in Ebenholz City angekommen.“ „Und was ist mit Pyro?“, Gary blickte Scott fragend an. Sandra hatte sich noch von ihnen allen verabschiedet, ehe sie ihre Pokémon aus dem Pokémon-Center abholen und nach Hause fliegen wollte. Außerdem hatte sie sich aufrichtig bei ihnen entschuldigt und bedankt. Doch von Pyro fehlte jede Spur. „Ach, der alte Hase wird schon seinen Weg gehen. Sicherlich weiß er schon, was er als Nächstes machen will. Vielleicht hat er sich sogar schon einen neuen Standort für seine Arena ausgeguckt, wer weiß“, Scott hob nur grinsend die Schultern. „Wäre wünschenswert“, meinte Gary und wirkte wieder ein wenig trübsinnig, „Dieses Jahr wird es das erste Mal keine Pokémon-Liga geben und das nirgendwo, oder?“ „Nein, wohl kaum“, dieser Gedanke war auch Scott schon gekommen, „Aber Lorelei hat sich auf den Weg zum Vorsitzenden der Pokémon-Liga gemacht, denn trotz allem, was passiert ist, will man die Liga nicht aufgeben. Ich bin mir sicher, dass es sie wieder geben wird.“ „Das wäre schön. Aber vorher müssten auch noch die Posten der Arenaleiter neu besetzt werden“, kam es von Misty. Sie musste schon allein daran denken, dass vier Arenaleiter aus Kanto gestorben und die anderen vier Arenen zerstört waren. In Kanto würde es wohl so schnell keine Pokémon-Liga mehr geben. Aber vielleicht würde aus dieser Tragödie auch etwas ganz Neues entstehen. „Hast du auch etwas von Troy gehört?“, es war das erste Mal, dass Drew etwas in der Runde sagte. Zwischendurch hatte er immer wieder an den Hoenn-Champion denken müssen und sich gefragt, was aus ihm geworden war. „Wassili hat mir erzählt, dass er zurück nach Metarost City wollte. Sicherlich will er die Überreste der Firma seines Vaters retten.“ „Jetzt bricht die Zeit des Wiederaufbaus an“, kam es von Gary, der sich schließlich von seinem Stuhl erhob. „Da hast du Recht. Auch Teak City wird wieder aufgebaut. Falk ist mittlerweile auch dort und Jens’ Freund Eusin hilft ebenfalls. Die Bewohner packen alle mit an, sie wollen zumindest den Turm für Ho-oh wieder aufbauen. Ich hab mir auch sagen lassen, dass ich die übrigens Team Rocket Mitglieder in den Städten auch ganz schnell verzogen haben, nachdem nun auch bekannt wurde, dass Giovanni besiegt. Spätestens haben sie die Flucht ergriffen, als Officer Rocky und die Polizei anrückte“, Scott lachte schadenfroh auf. „Und wie steht es um die Bewohner aus Alabastia?“, das war Garys entscheidende Frage. „Ich habe einige Leute auftreiben können, sie haben sich schon auf den Weg gemacht und erwarten euch beide in der Stadt“, Scott musste unweigerlich grinsen. Gary zog eine Augenbraue hoch, irgendwas verheimlichte er ihm doch noch. Aber er beließ es dabei, denn er würde es ja ohnehin bald erfahren. „Dann machen wir uns endlich auf den Weg, ich platze sonst bald vor überschüssiger Energie!“, Ash sprang von seinem Stuhl auf. „Mein Wagen steht draußen, ich fahre euch hin“, meinte Scott. Die Zeit des Abschieds war also gekommen. Ein paar Sekunden später wurde das Krankenhaus auch schon von Lucias Mutter gestürmt, die ihre Tochter überglücklich in den Arm nahm. Paul trabte bereits Richtung Aufzug, der ihn aufs Dach bringen würde, doch überraschenderweise hob er sogar die Hand zum Abschied. Ash rieb sich die Nase, Paul würde immer sein Rivale bleiben, doch sie hatten beide etwas dazu gelernt. Paul und Lucia waren also die Ersten, die gingen. Ash, Gary und Misty verabschiedeten sich noch von Maike und Drew, ehe sie alle in Scotts Wagen stiegen. Sie machten noch kurz Halt am Pokémon Center, um Misty dort abzusetzen. „Ich wünsch euch alles Gute“, meinte sie noch zu den beiden und schloss die Wagentür. „Dir auch“, entgegnete Gary. „Werdet ihr in Dukatia City bleiben?“, wollte Ash noch wissen. Er musste zugeben, dass es ihm schwer fiel, sich von Misty zu trennen, doch sie beide mussten sich jetzt um ihr eigenes Zuhause kümmern. „Ich weiß es nicht. Aber ich melde mich bei dir, wenn wir entschieden haben, wie es weiter gehen soll“, Misty lächelte ihn an, „Dann werden wir uns wieder sehen.“ „Ich kann es kaum erwarten“, grinste er, „Und sag Tracey, dass er auch jederzeit wieder kommen kann!“ „Das mach ich. Doch ich habe eher das Gefühl, dass meine Schwester ihn lieber für sich behalten will“, Misty musste leicht lachen, aber eigentlich passten die beiden ganz gut zusammen. „Mach’s gut und viel Erfolg!“, kam es auch noch von Scott, ehe er wieder aufs Gaspedal stieg. Alle winkten sich noch zu, bevor das Cabrio das Stadttor passierte und sich die beiden Trainer aus Alabastia auf den Weg in ihre verlorene Heimat machten. „Willst du wieder zurück aufs Zimmer?“, fragte Drew Maike, doch diese schüttelte nur den Kopf. „Es ist so schön draußen, lass uns in den Garten gehen“, sie lächelte ihn an. Im nächsten Moment rief sie die Schwester herbei, die ihren Rollstuhl schieben würde. Drew schritt stumm neben den beiden her. Es bedrückte ihn, Maike nicht helfen zu können, er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, seinen Arm nicht mehr benutzen zu können. Könnte er so überhaupt weiter als Koodinator tätig sein? Zurzeit hatte er das Gefühl, nichts mit sich anfangen zu können. Im Garten platzierte die Schwester den Rollstuhl neben einer Bank, doch Drew zog es vor, stehen zu bleiben. Mit einem freundlichen Lächeln ließ die Schwester die beiden allein. „Wirst du auch nach Hause gehen?“, das hatte sich Maike schon die ganze Zeit gefragt. Drew hatte ihr zwar gesagt, er würde bleiben, bis auch sie entlassen würde, aber er hatte ihr nicht verraten, was er danach tun wollte. „Ja, ich will meine Familie suchen. Ich habe dort im Pokémon Center angerufen, Larousse City gehört offenbar zu den Städten, die am meisten zerstört wurden. Team Aqua hatte die Stadt überfallen, um die Technologien zu stehlen, die dort entwickelt wurden.“ „Stimmt, deine Heimat ist ja eine wahre Technikstadt“, sie erinnerte sich noch gut an ihren Besuch dort, als ihr gemeinsamer Weg mit Ash und Rocko sie dorthin geführt hatte. „Ich weiß nicht, was aus meiner Familie geworden ist, das will ich herausfinden.“ „Aber wieso hast du dich dann nicht schon längst auf den Weg gemacht? Mir geht es gut, deine Familie ist jetzt wichtiger!“, Maike konnte es nicht verstehen. „Ich weiß es nicht genau. Vielleicht habe ich Angst vor dem, was mich dort erwartet“, er blickte sie mit seinen grünen Augen direkt an, „In deiner Gegenwart fühle ich mich sicherer. Bei dir weiß ich, dass du mich nicht verlässt.“ „Drew...“, wenn sie gekonnt hätte, wäre sie jetzt aufgesprungen und hätte ihn in den Arm genommen. „Ich bin sicher, dass alles wieder gut werden wird“, sie konnte ihm nur ein warmes Lächeln schenken, „Wir gehen wieder nach Hause, wo unsere Familien auf uns warten. Und danach-“ „Was ist?“, Drew zog eine Augenbraue hoch. Warum brach sie mitten im Satz ab? Maike blickte verdächtig zur Seite, „Na ja, wie soll es mit uns weiter gehen? Ich habe gedacht, dass wir vielleicht...“ „Was?“, erwartungsvoll blickte er sie an. Maike punktete verlegen ihre Zeigefingerspitzen aneinander, „Ich habe daran gedacht, dass wir dann vielleicht zusammen auf Reisen gehen könnten. Ich weiß zwar nicht mal, ob bald überhaupt wieder Wettbewerbe stattfinden, aber ich weiß, dass ich mit dir zusammen sein möchte!“ „Maike“, Drew beugte sich zu ihr runter und küsste sie zärtlich, „Ich kann dir noch nicht sagen, was ich tun will. Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, kein Koordinator mehr zu sein, aber das ist etwas, dass ich jetzt noch nicht entscheiden möchte. Ich weiß auch nur, dass ich dich wieder sehen will, nachdem ich zu Hause war“, er schenkte ihr ein Lächeln. „Versprochen?“ „Versprochen“, Drew ließ sich schließlich auf die Banken sinken und ergriff Maikes Hand, „Willst du mir denn auch verraten, warum wir den anderen nicht sagen sollten, dass Green mit Silver getürmt ist? Weißt du, was die beiden vorhaben?“ „Yap. Du weißt doch, mir entgeht nichts“, meinte sie stolz und hob angeberisch das Kinn. „Lässt du mich an deinem Wissen teilhaben?“ „Nur weil du es bist. Ich hab Green nämlich dabei erwischt, wie sie um das Krankenhaus herumschlich, nachdem sie eigentlich schon als ‚verschwunden’ galt. Natürlich hab ich sie sofort zur Rede gestellt“, nun ja, es hatte viel mehr zu ausgehen, als würde sie aus dem Fenster im Erdgeschoss fallen, als sie Green nachgerufen hatte. „Und sie hat dir wirklich was verraten? Du bist ja nicht gerade in der Postion, anderen überlegen zu sein.“ „Das war doch ganz einfach. Wenn sie mir nichts erzählte, hätte ich sie an Gary verraten. Daraufhin hat sie mir ihren Plan verraten unter der Bedingung, eben nichts weiter zu erzählen.“ „Und was hat sie nun vor?“, stöhnte Drew, Maike schaffte es auch immer wieder, lange drum herum zu reden. Außerdem konnte er sich überhaupt nichts vorstellen, da er Green nicht einschätzen konnte. Maike kicherte kurz, sie mochte es, Drew auf diese Weise ein wenig zu necken, aber sie freute sich auch, in Green eine neue Freundin gefunden zu haben. Sie war wirklich großartig. „Ihr Plan ist folgender...“ Alabastia Scotts Wagen hielt auf einem Hügel an, von dem aus man einen hervorragenden Blick hinunter auf die Stadt hatte. Der Weg führte direkt ins Stadtzentrum und rechts ging es hinauf zu dem Labor von Prof. Eich. So hatten die beiden Trainer ihre Heimat in Erinnerung. Doch nun erwarteten sie zerstörte Häuser und Wege, durchfugte Wiesen und herausgerissenen Bäume überall auf der Fläche. Doch auch dieses Bild sollte sich ihnen nicht bieten. „Wie kann das...“, Gary stieg ungläubig aus dem Wagen und trat ein paar Schritte näher. Er bemerkte, wie Ash neben ihn trat und er musste ihn nicht mal ansehen, um zu wissen, dass dieser genauso überrascht drein blickte wie er selbst. „Damit habt ihr nicht gerechnet, was?!“, grinste Scott und lehnte sich lässig mit dem Ellenbogen auf die Tür seines Cabrios. Selbst das ‚nein’ auf Scotts Frage blieb ihnen im Halse stecken. Nein, daran hatten sie wirklich nicht geglaubt. Sie hatten es vorgehabt und sich selbst bereits ausgemalt, aber dass sie es schon sehen würden – nein, das hatten sie nicht erwartet. Überall waren Menschen in der Stadt. Kräne und Bagger räumten Trümmer und Bäume beiseite. Was nicht gebraucht wurde, wurde auf LKWs abtransportiert, im Gegenzug wurden neue Baumaterialien hergeschafft. Wege wurden mit Walzen geglättet und neu aufgeschüttet, Erde wurde umgegraben und neu bepflanzt. Einige Gesichter kamen den beiden Trainern bekannt vor, andere gehörten Arbeitern diverser Bau- und Transportfirmen, die hier ihre Arbeit verrichteten. „Hast du das organisiert?“, brachte Gary endlich hervor. „Nein“, gab Scott leicht lachend zu, „Wenn du denjenigen suchst, der hierfür verantwortlich ist, dann solltest du mal das Labor aufsuchen.“ Gary blickte zu seinem einstigen Zuhause empor. Beim letzten Mal fand er dort nichts, nicht einmal Trost. Was sollte er also nun dort oben vorfinden? „Geh schon mal vor, ich werde meine Mutter suchen“, meinte Ash und Gary blickte seinen Freund an. Ash hatte ein freudiges Strahlen im Gesicht, aber er hatte es ja die ganze Zeit schon gesagt, gemeinsam würden sie ihre Stadt wieder aufbauen. Ash hatte Recht gehabt. „Ok. Treffen wir uns dann später im Stadtzentrum?“ „Darauf kannst du dich verlassen!“, Ash erhob enthusiastisch die Faust, „Komm Pikachu, gehen wir nach Hause!“, mit diesen Worten rannte Ash auch schon den Hügel hinab, sein Kumpel folgte ihm. Gary grinste, Ash hatte wirklich zu viel überschüssige Energie gepachtet. Schließlich wandte er sich zu Scott um. „Und was wirst du jetzt tun?“ „Ich werde Lorelei unterstützen. Die Arenaleiter und Kampfkoryphäen sollen wieder ihre Lager beziehen und Neue müssen gesucht werden. Wer käme dafür wohl am besten in Frage?!“ „Scheint, als hättest du den perfekten Job für dich gefunden“, Gary zuckte mit den Schultern, „Sorgt dafür, dass es die Liga wieder gibt, denn sie ist sehr wichtig für viele Menschen.“ „Ich weiß. Also, halt die Ohren steif! Man sieht sich!“, damit legte Scott auch schon den Rückwärtsgang ein, wendete seinen Wagen und brauste davon. Gary war froh, dass sie offenbar den Weg aus der Krise gefunden hatten. Keiner steckte den Kopf in den Sand, sondern alle packten mit an. „Habe ich alles richtig gemacht, Großvater?“, Gary wandte seinen Blick wieder in Richtung des einstigen Labors. Er war gespannt darauf, was ihn dort oben erwarten würde, schließlich setzte auch er sich endlich in Bewegung. „Ja, das sieht doch schon gut aus“, meinte die Braunhaarige zufrieden. „Wie bist du eigentlich schon wieder an diese Baupläne gekommen?“ „Ganz einfach, ich habe denjenigen gefunden, der sie entworfen hat“, grinste sie und betrachtete den ausgebreiteten Bauplan vor sich auf dem Tisch. Prof. Eichs Labor sollte wieder genau so aussehen wie früher und der fertige Grundriss war bereits viel versprechend. Aber die Leute arbeiteten auch unermüdlich daran, keiner beschwerte sich auch nur ein einziges Mal und was das faszinierende war: sie taten es alle freiwillig! Sie hatte eine ganze Woche überlegt, wie sie Baufirmen für ihr Vorhaben gewinnen sollte, doch keiner wollte für diese Arbeit hier bezahlt werden, sie taten es gern und sie alle wollten Prof. Eich damit den letzten Respekt zollen. „Seid ihr beiden hierfür verantwortlich“, eine ernste Stimme sprach sie an. Die Braunhaarige hob sofort skeptisch den Kopf, doch schnell legte sich sein Lächeln auf ihre Lippen. „Gary! Du wurdest endlich entlassen. Hat Scott euch hergebracht?“ „Du hast ja ganz schön Nerven, diese Nummer hier vor mir abzuziehen. Da hätte ich mich ja auch noch länger im Krankenhaus ausruhen können.“ „Machst du Witze?!“, Green kam um den Tisch gelaufen und fiel ihm in die Arme, „Ich brauche dich doch.“ „Wirklich? Sieht mir ja nicht so aus“, bemerkte der junge Forscher, ließ sich jedoch willig von ihr küssen. „Wirklich“, meinte sie leise und löste die Umarmung. „Ich wollte dich überraschen und auch meinen Beitrag leisten. Ich würde nämlich gern wieder in meine Heimat zurückkehren“, Green blickte ein wenig beschämt zur Seite, so ein Verhalten kannte er gar nicht von ihr. „Ich habe auch Leute getroffen, die meine richtigen Eltern kennen und – sie wollen auch wieder herkommen.“ „Das freut mich für dich“, Gary lächelte sie an und legte eine Hand auf ihre Wange, um sie wieder dazu zu bringen, ihn anzusehen. Denn er wusste, dass sie ihm noch etwas sagen wollte. „Endlich habe ich wieder ein Zuhause, aber – ich möchte bei dir bleiben.“ „Du weißt, ich bin Forscher, im Gegensatz zu deinem bisherigen Leben könnte das ziemlich langweilig werden.“ „Ich denke, ich weiß, wie ich mich unterhalten kann“, Green grinste keck. „Dann wünsche ich mir nichts lieber, als dass du bei mir bleibst“, nun war es Gary, der einen Kuss von ihr forderte. „Aber –“, Gary blickte er ihr direkt in die Augen, „Die Überraschung hier ist dir zwar gelungen, aber bitte lass mich nicht mehr einfach so zurück.“ „Das werde ich nicht.“ „Ok. Kann ich mich denn hier überhaupt noch irgendwie nützlich machen?“, wollte Gary schließlich wissen, denn eigentlich war er ja zum Arbeiten hergekommen. „Du kannst ins Stadtzentrum gehen“, kam es plötzlich von Silver, der mit verschränkten Armen gegen die Tischkante lehnte und Gary immer noch finster anblickte. Wirklich mögen würde er diesen Forscher wohl nie. Aber auch Gary konnte nicht behaupten, dass der rothaarige Mann in seiner schwarzen Jacke und der beigen Hose nun wesentlich freundlicher aussah. „Was ist denn im Stadtzentrum?“ „Lass uns zusammen hingehen, dann wirst du es sehen“, Green grinste wie immer geheimnisvoll, „Silver hat sich nämlich etwas Tolles überlegt.“ Mit diesen Worten zog sie ihn auch schon wieder den Weg zurück und gefolgt von Silver begaben sich die beiden schließlich ins Stadtzentrum, wo bereits alle Bewohner Alabastias sie erwarteten. „Gary, komm schnell her!“, es war Ashs Stimme, die ihn durch die Menge hindurch erreichte. Die Bewohner bildeten für Gary, Green und Silver eine Schneise, so dass sie die Mitte des Platzes erreichen konnten. Sie alle standen um einen komischen glatt geschliffenen Stein herum. Gary stellte sich neben Ash und betrachtete neugierig das Gebilde. Zunächst sah es aus wie ein grauer rechteckiger Klotz, doch es sollte viel mehr sein. „Ist das nicht super?“, fragte Ash seinen Freund, der gerade dabei war, die eingemeißelten Worte zu lesen. „Den hast du anfertigen lassen?“, ungläubig wandte sich Gary an Silver. „Ich finde, die Stadt hat ihn verdient und ihr auch.“ Garys Blick wanderte wieder zu den steinernen Worten. »Alabastia Die Stadt des Friedens und der Harmonie Das Symbol der ewigen Hoffnung In Gedenken an all diejenigen, die getötet und verfolgt wurden und die ihr Zuhause und wichtige Menschen in ihrem Leben verloren haben. Sie alle leben in den Grundfesten dieser Stadt weiter. Die Retter von Alabstia« Unter diesem Text standen acht Namen in den Stein gemeißelt. Der Erste war sein eigener. Über dem Text entdeckte Gary das Bild eines Kopfes, das von einem Lorbeerkranz eingerahmt wurde. Es war das Gesicht seines Großvaters, darunter mit der Angabe seines Geburts- und Todestages. „Danke“, meinte Gary mit abwesender Stimme und legte behutsam eine Hand an den Stein. „Hier“, Green riss ihn aus seinen Gedanken und hielt ihm eine weiße Rose hin. Ihm fiel auf, dass plötzlich alle um ihn herum eine weiße Rose in die Hand bekamen, die von einigen Anwesenden verteilt wurden. „Wir wollen das Mahnmal einweihen. Alle wollen, dass du etwas sagst.“ Gary sah sich um. Tatsächlich blickten ihn alle voller Erwartung an. Er starrte wieder auf seinen in Stein gemeißelten Namen. Green und Silver hatten ganze Arbeit geleistet, dies hier alles in die Wege zu leiten. Alabastia war klein und er war der Enkel des berühmtestes Pokémon-Professors der Welt, so kannte er natürlich jeden einzelnen der Anwesenden. Doch sicherlich wussten sie auch, was er alles für sie tun wollte, was alle für diese Stadt getan haben und welche Opfer gebracht wurden. Gary stellte sich in angemessenem Abstand zu dem Mal auf und hielt die Rose sicher in der Hand. „Die Welt hat eine Zeit des Schreckens erlebt. Hier in Alabastia hat die Tragödie begonnen. Wir haben mit ansehen müssen, wir unsere Stadt, unsere geliebte Heimat zerstört wurde. Jeder hier hat etwas, um das er trauern kann, aber diese Trauer sollte uns nicht davon abhalten, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Ich bin mir sicher, dass mein Großvater, Professor Samuel Eich, derselben Meinung wäre. Es muss weiter gehen und wir sind alle bereits auf dem besten Weg dorthin. Wir bauen unsere Stadt wieder auf. In Andenken an ihn, an diese Tragödie, für jeden, der diese Stadt seine Heimat nannte und für uns selbst. Lasst uns gemeinsam den Weg in eine neue Zukunft beschreiten.“ Gary legte die Rose vor dem Mahnmal nieder und Applaus brach aus. Die Bewohner klatschten ihm respektvollen Beifall, einige hatten sogar Tränen in den Augen. Sie würden ihre Stadt nicht aufgeben, Alabastia würde wieder neu aus dieser Tragödie auferstehen. Nach Ash, Green und Silver legten auch alle anderen ihre Rose rund um das Mal herum. Die Aufbauarbeiten würden weiter gehen und dieses Mal würde jeden daran erinnern, wofür sie dies taten. Der Weg in die Zukunft begann mit dem ersten Schritt... ~ ENDE ~ ~~~ Nachwort der Autorin Endlich hat auch diese Fanfic ihr Ende gefunden, ich hoffe auch ein würdiges. Sie begann mit einer kleinen Idee und wurde doch zu einer Art eigenen Serie. Am meisten freut es mich natürlich, diese kleine Idee so viele begeisterte Leser gefunden hat. Damit hatte ich wirklich nie gerechnet. Daher möchte ich mich ganz herzlich bei allen Lesern und Kommentarschreibern bedanken und auch denen, die meine FF in ihre Favoritenliste aufgenommen haben! Diese Anerkennung bedeutet mir wirklich sehr viel. Hiermit ist der erste Teil der Geschichte also vorbei. Doch das bedeutet nicht das endgültige Ende. Reunion wird weiter gehen, der zweite Teil ist sicherlich schon seit fast einem Jahr in Planung und wird noch in 2010 seine Umsetzung finden! Nach einer Sommerpause wird es fleißig weiter gehen. Ich hoffe, dass euch der zweite Teil vielleicht auch wieder so begeistern kann, ich würde mich jedenfalls freuen, wenn ich einige von euch dort wieder sehen würde! In diesem Sinne verabschiede ich mich von Reunion Teil 1 und liefere bereits den nächsten Ausblick: Preview Reunion II – Prolog: Zwei Jahre nach den schrecklichen Ereignissen, die die Welt heimgesucht haben, sind fast alle Spuren der Zerstörung beseitigt. Das Leben scheint sich wieder normalisiert zu haben. Doch eines Tages klingelt es nachts an James’ Anwesen. Am nächsten Tag muss festgestellt werden, dass es mit den Ereignissen von vor zwei Jahren noch nicht zu Ende ist... Zu Lesen in Reunion II – Prolog, upload-Termin ist der 01.11.2010 Sayonara! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)