Reunion von MichiruKaiou (Die letzte Instanz) ================================================================================ Kapitel 24: Greens Entführung ----------------------------- Kanto, Zinnoberinsel, Team Rocket Hauptquartier „Du hast uns rufen lassen.“ Siegfried und Sandra standen in Giovannis Büro und sahen den Team Rocket Boss abwartend an. Giovanni musste leicht grinsen. In jedem seiner Worte machte Siegfried deutlich, dass er ihm keinen Funken Respekt entgegen brachte. Er fragte sich wirklich, warum er seinerzeit zu ihm gekommen war und meinte, dass er ihn unterstützen würde. Siegfried war wahrlich ein merkwürdiger Mann. „Langsam wird es interessant“, erwiderte Giovanni. Siegfrieds Blick wurde noch abfälliger. Diese beiden Männer würden sich gegenseitig wohl nie verstehen. „Was sollen wir tun?“ „Es gibt Eindringlinge auf der Insel. Ich gehe davon aus, dass es ein paar von ihnen bis hierher schaffen werden. Ihr sollt sie erledigen.“ „Ist das alles?“, Siegfrieds Stimme klang mit jedem Satz emotionsloser. „Hast du mehr erwartet?“ „Das kann auch genauso gut jemand anderes regeln. Wozu hast du denn auch Arenaleiter hier? Sind sie nicht stark genug.“ „Koga und Bob wurden offenbar besiegt, denn Koga meldet sich nicht und unser Sicherheitssystem meldet, dass das Kraftwerk abgeschaltet ist. Ich gehe also davon aus, dass sie besiegt wurden oder wie würdest du das sehen?“ „Dann hast du wirklich starke Eindringlinge. Willst du deshalb mit ihnen spielen?“, die beiden Männer funkelten sich gefährlich an. „Sie sollen meinen Triumph miterleben und dann in Verzweiflung vor mir nieder knien. Sie sollen dem Aufbruch meiner Truppen beiwohnen, sie sollen die Nutzlosigkeit ihres Kampfes erkennen. Daher will ich auch, dass sie von Trainern besiegt werden und nicht von meinen Waffen. Das wäre Verschwendung.“ „Warum trittst du nicht selbst gegen sie an, wenn sie so gut sind?“ „Vielleicht werde ich das noch, aber mir fehlt noch etwas. Das hätte ich gerne, bevor ich mich persönlich einmische.“ „Und das wäre?“ „Nichts, was euch zu interessieren hat. Sabrina kümmert sich darum. Und ihr kümmert euch um die Eindringlinge, sollten sie die Basis hier erreichen. Ich möchte nicht gestört werden, denn ich habe letzte Vorbereitungen zu treffen.“ „Ganz wie du meinst“, mit diesen Worten drehte sich Siegfried einfach um. Gerade als er die Tür geöffnet hatte, hörte er noch einmal Giovannis Stimme. „Enttäusche mich nicht.“ „Dazu habe ich keinen Grund“, er verließ gefolgt von Sandra Giovannis Büro. Der Team Rocket Boss lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück und punktete seine Fingerspitzen. „Es dauert nicht mehr lange, dann habe ich alles, was ich immer wollte. Ich werde Recht behalten“, er vollführte eine Neunziggraddrehung mit seinem Stuhl und starrte ein Foto in einem kleinen hölzernen Rahmen an, welches auf einer Kommode an der Wand stand. Sein Grinsen wurde noch breiter und fieser. ~*~ Reunion – Greens Entführung Oder: Vertrauenssache ~*~ Arenaleiterunterkünfte „Das muss es sein“, Silver hielt vor einer weißen Doppeltür. Er und Green waren bis jetzt nur einen langen, weißen Gang entlang gegangen. Es kam einem beinahe so vor, als stünde man vor einem Tor zu einer anderen Welt. Sabrinas Zimmer lag ziemlich abgeschieden vom Rest des Hauses, dieser Gang war lediglich eine Art Brücke, der sie dorthin geführt hatte. Entweder schätzte niemand ihre Nähe oder sie schätze die Nähe von niemandem. „Lass uns rein gehen“, meinte Green entschlossen. Silver nickte und drückte die goldene Klinke nach unten. Doch wie erwartet, war die Tür verschlossen. „Wir müssen sie aufbrechen“, Silver holte einen Pokéball hervor, „Ursaring, du bist dran!“ Grölend erschien der große Grizzlybär vor ihnen und ließ seine Muskeln spielen. „Ursaring, brich die Tür auf!“ Das Pokémon holte zum Schlag aus. Seine Faust schnellte auf die wehrlose Tür zu. Und prallte ab. Ursaring taumelte durch den Rückstoß ein paar Zentimeter zurück. „Was ist das? Ursaring, setz den Power-Punch ein!“ Silvers Pokémon versuchte es erneut. Dieses Mal leuchtete seine Faust auf, bevor sie auf die Tür zuschnellte. Mit ganzer Kraft hielt es dagegen, doch es spürte wieder einen Rückstoß. „Das muss eine Art Psychobarriere sein“, meinte Green. Ob sie da durch kommen würden? „Du schaffst es!“, Silver forderte von seinem Pokémon, nicht aufzugeben. Ursaring brüllte auf und drückte weiter. Schließlich vernahmen Green und Silver ein Geräusch, als würde Glas in Scherben zerbrechen. Es folgte der Schlag gegen die Tür. Beide Türflügel wurden von der Wucht des Schlages aus den Angeln gerissen und landeten halb zersplittert auf dem roten Teppich im Inneren des Zimmers. Silver rief sein Ursaring lobend zurück und betrat langsam zusammen mit Green den Raum. „Gar nicht mal so übel, so viel Geschmack hätte ich ihr gar nicht zugetraut“, pfiff Green. Hier sah es ein wenig aus wie in einem königlichen Schloss. Der rote Teppich, ein Kamin mit einem wundervoll verzierten Sims, ein violett gepolstertes Sofa aus Walnussholz mit einem dazu passenden Tisch und an der Wand zur ihrer Rechten stand noch eine hölzerne Kommode. „Ein richtiges Empfangszimmer“, fügte Green hinzu. „Aber uninteressant für uns. Ihre Puppe werden wohl im hinteren Zimmer finden“, meinte Silver und deutete auf den Durchgang neben dem Kamin, der von einem roten Schlaufenvorhang verdeckt wurde. Green ging zielstrebig auf den Durchgang zu, Silver war dicht hinter ihr. Sie schob den Vorhang beiseite und blieb wie angewurzelt stehen. „Was zum-“ Auch Silver wagte es nicht, den Raum zu betreten. Es war einfach ein unheimlicher Anblick. An der Wand hinterm Kamin stand das große Himmelbett und dem gegenüber war ein Vorsprung in der Wand, auf dem ein kleiner Sessel stand. Vermutlich der Sitzplatz ihrer Puppe. Doch die Puppe, die aussah wie Sabrina als kleines Mädchen, saß nicht auf ihrem Platz. Sie schwebte mitten im Raum, ihre Augen glühten in einem bedrohlichen Violett und sie ließ alle beweglichen Gegenstände im Raum schweben bis auf das Bett und ihren Sessel. Doch die Bettdecke, der Kleiderschrank und die eigentlich darin verstauten Kleider schwebten in der Luft. „Wie kann das sein?“, flüsterte Silver mit einem hörbaren schweren Schlucken. Im nächsten Moment drehte sich die Puppe zu ihnen um. Sie schien sie regelrecht mit ihrem Blick zu durchbohren. „Zerstören.“ „Hat die Puppe gerade wirklich etwas gesagt?“, fragte Green ungläubig und ein wenig verängstigt. „Ich-ich glaube ja.“ „Zerstören!“, die Stimme der Puppe erklang dieses Mal lauter, doch mit ihrem Ausruf wehte den beiden Trainern auch ein starker Wind entgegen, so dass sie schützend ihre Arme hochhielten. „Verdammt, was soll das?!“, rief Green und blinzelte durch ihre Arme hindurch. „Vorsicht!“, schrie sie auch schon, als sie sah, dass der Kleiderschrank auf einmal auf sie zuflog. Silver drehte sich nach hinten zurück in den Eingangsraum, doch Green wollte dieser Puppe den Wind aus den Segeln nehmen. Sie sprang nach vorne und vollführte eine vorwärts Rolle, um dem schweren Möbelstück zu entgehen. „Green, ist alles in Ordnung?“, hörte sie Silver rufen. Die Schrauben des Schrankes hatten sich gelöst und die Wände fielen auseinander. Der Durchgang war vollkommen blockiert. „Ja, aber ich muss unserer Gastgeberin wohl ein paar Manieren beibringen“, Green stand wieder auf und fixierte die schwebende Puppe. Ihr Blick war ihr gefolgt, doch das Leuchten in ihren Augen war etwas schwächer geworden. „Was hast du vor?“, in Silvers Stimme schwang hörbar Besorgnis mit. „Wirst du sehen, wenn ich fertig bin. Warte lieber draußen auf mich“, Green konnte sich denken, dass Silver bereits einen Pokéball in der Hand hatte, um den Durchgang für sich wieder frei zu machen. Es kam keine Reaktion, er hörte also auf sie. Er vertraute ihr nach all den Jahren immer noch so sehr. Doch nun war es an ihr. „Pixi, du bist dran!“, das Feen-Pokémon erschien zwischen ihr und der kleinen Sabrina. „Zer-stören“, sagte die Puppe wieder, schwebte jedoch plötzlich ein wenig tiefer. „Pixi, Aquawelle!“ Zwischen den Händen des rosa Pokémon bildete sich eine blaue Kugel. Nach Ansammlung der nötigen Energie hob sie diese empor und warf sie in Richtung der Puppe. Die blaue Kugel raste über den Teppich und wurde dabei von Wasser umhüllt. Die Puppe tat nichts, um dem Angriff auszuweichen, sie wurde volle Breitseite erwischt. Die Aquawelle fegte durch das Fenster nach draußen und die Puppe fiel vollkommen durchnässt auf den Boden. Alle Gegenstände kehrten ebenfalls aus dem schwebenden Zustand wieder auf den Boden zurück. Green trat an die Puppe heran und bedachte sie mit einem neugierigen Blick. Ihr Kopf war zur Seite gedreht, ihr weißer Hut lag neben ihren langen dunkelgrünen Haaren und ihre Augen leuchteten nicht mehr. Schließlich sie die Puppe auf und drehte sie prüfend in ihren Händen. „Green, was ist passiert?“, das Zerbrechen der Fensterscheibe hatte Silver alarmiert. „Alles in Ordnung, du kannst rein kommen.“ Wieder übernahm sein Ursaring die Schwerstarbeit und verschaffte seinem Trainer ein weiteres Mal Zugang. Mit besorgtem Blick trat er in den Raum, war jedoch im nächsten Moment sofort überrascht, als er Green auf dem nassen Teppich mit der Puppe in den Händen stehen sah. „Was ist passiert?“, fragte er erneut. „Ich habe nur eine Aquawelle abgefeuert, aber sie hat sich überhaupt nicht gewehrt. Ich habe sogar erwartet, dass ich sie nicht einmal treffe, weil auch sie von einer Barriere umgeben ist, aber dem war nicht so.“ „Dann ist sie jetzt also ungefährlich?!“, Silver trat neben Green und blickte die Puppe prüfend an. „Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt gefährlich war. Irgendwas kommt mir auch noch komisch vor, ich weiß nur nicht genau, was es ist“, Green überlegte, doch sie konnte es nicht in Worte fassen, was noch an ihren Gedanken nagte. Die Puppe hatte die ganze Zeit über von Zerstören gesprochen, doch was meinte sie damit? Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass diese Puppe auch psychokinetische Kräfte besaß, das wäre doch Unsinn. Und welche Bedeutung hatte sie wirklich für Sabrina? Irgendwie passte das alles noch nicht zusammen, aber Antworten auf ihre Fragen würde sie wohl nur von der Arenaleiterin selbst bekommen. Plötzlich vernahmen die beiden auch ein piependes Geräusch. Es war Silvers Kommunikationsgerät. Er holte es aus seiner Jackentasche hervor und sah auf das Display. „Das ist mein Vater.“ „Verdammt, man hat sicher mitbekommen, dass wir hier eingebrochen sind.“ „Das kann nicht sein, denn hier gibt es keine Kameras“, bemerkte Silver und drückte schließlich auf den Annahmeknopf, „Was gibt es?“ „Bei der Einheit der Panzerdivision am Vulkan wurde unnötigerweise Alarm ausgelöst. Vermutlich von Mewtu und Sabrina. Kümmere dich darum.“ „Jawohl!“, damit war das Gespräch auch schon beendet. „Sehr passend“, Green grinste. „Was meinst du?“ „Wenn ich Sabrina sehe, dann kann ich sie gleich mal ein paar Dinge fragen. Es wird ihr bestimmt nicht gefallen, wenn wir ihr ihre Puppe vorbei bringen.“ „Aber erst einmal müssen wir verhindern, dass die Panzerdivision los zieht, obwohl sie gar kein Ziel hat.“ Green nickte und schließlich verließen die beiden die Arenaleiterunterkunft wieder. Green nahm Sabrinas Puppe natürlich mit. Sie war schon gespannt auf das Gesicht der Arenaleiterin, wenn sie sie ihr unter die Nase halten würde. Sie liebte es, einen Trumpf im Ärmel zu haben. Ehemals Alabastia Er blinzelte, alles war so verschwommen. Ein stechender Schmerz traf seinen Kopf und er hielt die Augen lieber noch einen Moment geschlossen. „Bist du wach?“, hörte er eine Stimme sagen. Sie trieb ihn dazu, doch noch einmal zu versuchen, seine Augen zu öffnen. Er blinzelte wieder ein paar Mal, doch er schaffte es, ein Auge offen zu halten und blickte in ein erleichtertes Gesicht. Noch einmal kniff er die Augen zusammen, dann endlich gelang es Drew, die Person mit beiden Augen zu fixieren. „Bin ich froh. Ich habe doch Angst bekommen, dass es schon zu spät war.“ „Sam?“, stöhnte Drew schwach. Er war verwirrt. Wo kam Sam auf einmal her? Was war überhaupt passiert? Hatte er nicht eben noch gegen Koga gekämpft?! „Es wird alles wieder gut. Du bist wieder in Alabastia“, erklärte der junge Trainer. Drew drehte den Kopf ein wenig, um sich umzusehen. Er lag auf einer Wiese, in seinem Nacken spürte er eine weiche Decke. Er erkannte Gebäudetrümmer, er schien wirklich wieder zurück zu sein. „Wie?“, war alles, was er hervorbrachte. „Eine blauhaarige Trainerin hat dich mit Suicune hergebracht. Sie haben dich drüben bewusstlos gefunden. Dann haben sie dich zusammen mit einer Flasche Gegengift hier abgesetzt und sind wieder zurück zur Insel. Sie meinte, du hättest gegen Koga gekämpft.“ „Ganz langsam“, stöhnte Drew und versuchte sich aufzusetzen. Er wollte nicht mit Sam diskutieren, während er da so am Boden lag. Der angehende Forscher hockte die ganze Zeit neben ihm und half ihm dabei, sich aufzurichten. Schließlich konnte Drew in Augenhöhe mit ihm sprechen. „Suicune kam also mit einer Trainerin auf die Insel? Und die beiden haben mich dort an der Küste gefunden“, fasste er einen Teil der Geschichte zusammen. „Nicht nur Suicune. Alle drei legendären Hunde-Pokémon waren zuvor hier gewesen. Sie wurden von zwei Trainern begleitet und sie hatten mich nach euch gefragt. Irgendjemand von euch wird sie sicher kennen. Als ich ihnen gesagt hatte, dass ihr euch bereits auf den Weg zur Insel gemacht habt, sind sie auch sofort los. Und vor etwa einer Stunde kam Suicune mit dir zurück. Die Trainerin hat sich mir übrigens als Marina vorgestellt. Kennst du sie?“ „Wenn, dann nur vom Hörensagen“, aufgrund von Sams Beschreibung hatte er ein Gesicht vor Augen, „Sie ist eine bekannte Pokémon-Choreografin und –Stylistin. Und die hat mich hier mit dem Gegengift abgesetzt?“ „Genau“, Sam nickte und zeigte Drew auch die kleine Flasche als Beweis, „Du sahst auch ziemlich übel aus. Leider hatte ich auch kaum etwas, um deinen Arm zu verbinden, mein Tuchverband sieht daher etwas unbeholfen aus.“ Erst jetzt fiel Drews Blick auf seinen schwer verletzten Arm. Er war in einem weißen Tuch eingewickelt, durch das die Röte seines Blutes jedoch hindurch schien. Er vermochte auch kaum seinen Unterarm oder seine Hand zu bewegen, sein Arm fühlte sich einfach nur steif an. „Ich sehe vermutlich immer noch übel aus“, merkte Drew an. Er sah auch vermutlich nicht nur so aus, sondern er fühlte sich auch so. Eine Herde Tauros schien über ihn drüber gestampft zu sein, doch er musste zugeben, dass er die lähmende und stechende Wirkung des Giftes nicht mehr spürte. Die Taubheit verschwand allmählich. „Aber immerhin bist du noch am Leben. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, du hast kaum noch geatmet!“ „Ich hatte auch nicht wirklich geglaubt, wieder aufzuwachen“, musste Drew zugeben. Es war ein wirklich gutes Gefühl, seinen Körper wieder zu spüren, auch wenn er noch schmerzte. Aber es war das Zeichen dafür, dass er noch lebte. „Das Gegengift hat sie sicher Koga abgenommen. Hat sie dir auch gesagt, was aus ihm geworden ist?“ „Koga ist tot“, Sam blickte ein wenig betrübt vor sich auf den Boden. „Es hat einfach keinen anderen Weg gegeben“, Drew richtete die Worte mehr an sich selbst als an Sam, doch dieser konnte die Schwere der Worte ebenfalls verstehen. Drew war mit dem Wissen in den Kampf gezogen, dass es so kommen konnte, es gab nichts zu bereuen. Er konnte nur hoffen, dass die anderen weiter gekommen waren. „Haben meine Pokémon auch von dem Gegengift bekommen?“ „Natürlich. Das hatten sie sofort auf der Insel erledigt und die Pokémon dann wieder in deine Bälle gerufen. Sie werden wieder gesund werden“, meinte Sam aufmunternd. „Marina hat auch von einem besiegten Tauboss und einem Glurak gesprochen, sie wurden auch versorgt.“ „Sehr gut“, meinte Drew und versuchte schließlich, aufzustehen. „Was hast du vor? Du solltest lieber noch liegen bleiben!“, Sam war sofort aufgesprungen und wollte Drew zur Vernunft bringen. „Ich habe jedenfalls nicht vor, hier tatenlos rumzusitzen.“ „Aber, was willst du denn tun? Du willst doch wohl nicht etwa wieder auf die Insel zurück? Deine Pokémon sind auch viel zu schwach zum Kämpfen.“ „Meine schon. Aber mir ist da eine andere Idee gekommen. Besitzt du ein Pokémon, dass uns transportieren kann?“, Drew warf Sam einen ernsten Blick zu. „Ja, ich habe ein Glurak, aber wir sollten hier auf die anderen warten. Ich habe versprochen, mich nicht in den Kampf einzumischen.“ „Ich will dich auch nicht zum Kämpfen bewegen. Dein Glurak soll uns nicht auf die Insel bringen, sondern woanders hin.“ Nun war Sam verwirrt. „Ich bitte dich nur, mir dein Glurak dafür auszuleihen oder du begleitest mich.“ „Was hast du vor?“ „Verstärkung suchen. Den Rest erkläre ich dir unterwegs. Wir sollten keine Zeit verlieren.“ Sam hatte zwar keine Vorstellung davon, was Drew genau vorhatte, doch es war offensichtlich, dass er einen Plan hatte. Außerdem hatte er Recht, auch er wollte nicht länger tatenlos hier rumsitzen und nichts tun. Er rief sein Glurak aus seinem Pokéball und die beiden Trainer stiegen auf. „Richtung Westen“, gab Drew an, das Feuer-Pokémon stieg in die Lüfte auf und folgte dem Pfad der Hoffnung. Zinnoberinsel, an der Station der Panzerdivision Sabrina und Mewtu standen sich immer noch gegenüber. Die Kieselsteine unter ihnen und um sie herum schwebten in der Luft. Die Spannung war buchstäblich in der Luft zu spüren. Beide schienen hochkonzentriert, doch das schallende Läuten der Sirenen war immer noch zu hören. „Wir sollten unseren Kampf woanders hin verlegen“, meinte Sabrina, die genau wusste, dass sie bald unerwünschte Gesellschaft bekommen würden. „Wozu, der Kampf wird nicht mehr lange dauern. Lass es uns endlich zu Ende bringen“, Mewtus Augen leuchteten wieder auf. Er suchte nicht gerne die Konfrontation, aber diese Frau musste besiegt werden. Und danach wäre Giovanni an der Reihe! Auch Sabrinas Augen leuchteten wieder violett auf und beide schwebten über dem Boden. Mewtu sammelte funkensprühende Energiekugeln über seinen Handflächen, während Sabrina langsam ihren Arm hob und den Zeige- und Mittelfinger ihrer linken Hand nach vorne ausstreckte. Zwei schwarze Kugeln rasten in die eine Richtung, ein blitzschneller violetter Strahl zwischen ihnen hindurch in die andere. Doch die beiden Angreifer waren plötzlich mit einem Zischen verschwunden. „Wo sind sie hin?“, Ash war hustend wieder aufgesprungen und richtete sein Cappy. „Pikachu, Panferno, ist alles in Ordnung?“, er rannte zu den beiden Pokémon, die ihm schwach zunickten. „Wir sollten uns mehr Gedanken darum machen, was bald auf uns zukommt. Dieser Alarmton verheißt sicher nichts Gutes“, Paul trat an Ash heran und bedachte ihn mit einem genervten Blick. „Wir sollten von hier verschwinden.“ „Aber wir-“, Ash wollte ihm mal wieder widersprechen, doch in diesem Moment war ein weiteres Mal der Lärm einer Explosion zu hören. Paul und Ash wandten ihren Blick zum Ort des Geschehens. Rauch stieg aus dem Team Rocket Stützpunkt auf und der Alarm war augenblicklich verstummt. Zwei Lichtsäulen - die eine violette, die andere blau - stiegen in den Himmel empor. „Das müssen Sabrina und Mewtu sein!“ „Bist du da ganz allein drauf gekommen?! So nehmen sie uns wenigstens Arbeit ab“, bemerkte Paul, Ashs wütendes Knurren ignorierend, „Während sich dort alle gegenseitig vernichten, sollten wir uns auch auf den Weg zum Hauptquartier machen.“ „Wir können Mewtu nicht einfach im Stich lassen!“, schrie Ash wütend, „Und außerdem, kennst du überhaupt den Weg?“ „Ich suche lieber nach einem sinnvollen Weg, als hier drauf zu gehen.“ „Feigling!“ „Das musst du gerade sagen, du Schwächling.“ „Vielleicht hast du Recht“, Ashs Stimme wurde ruhiger und er zog sein Cap ein wenig nach unten, „Vielleicht bin ich ein Schwächling“, im nächsten Moment sah er entschieden zu Paul auf, „Aber wenn das bedeutet, dass ich für meine Freunde kämpfe und das verteidige, was mir wichtig ist, dann stehe ich dazu ein Schwächling zu sein! Das ist mir immer noch lieber, als so ein gefühlskalter und egoistischer Trainer zu sein wie du. Ich wette, du weißt überhaupt nicht, was für ein starkes Gefühl es ist, wenn man Seite an Seite mit einem Freund kämpft. Mach was du willst, denn ich werde weiter auf diese Weise kämpfen. Das ist meine Stärke. Pikachu, komm wir gehen“, mit diesen Worten lief er auch schon los, direkt an Paul vorbei. Pikachu rannte seinem Trainer nach und Paul und Panferno blieben allein zurück. „Pan-ferno?“ „Was ist?“, schnauzte Paul sein Pokémon wütend an, dabei wusste er nicht einmal wieso. „Panferno!“, das Feuer-Pokémon deutete in Richtung des Kampfschauplatzes. „Was sollen wir da? Wenn er unbedingt ins Verderben rennen will, dann soll er doch. Ich habe kein Interesse daran, mich in diesen Kampf einzumischen“, Paul drehte sich desinteressiert um. „Pan-pan!“, Panferno hüpfte auf und ab, es ließ nicht locker. „Sei endlich still. Komm sofort in deinen Pokéball zurück!“, Paul holte Panfernos Pokéball hervor und hielt ihm dem Pokémon entgegen. Der Ball sendete einen roten Strahl aus, doch er traf Panferno nicht. Der Kampfaffe sprang immer zur Seite, es wollte nicht in den Pokéball zurück. „Wieso gehorchst du mir nicht?!“, knirschte Paul mehr als empört. Panferno blickte seinen Trainer ein wenig mitleidig an. Es wollte sich Paul nicht widersetzen, doch es fand, dass sein Trainer endlich etwas unternehmen sollte. Er sollte den anderen helfen. Denn das war die Lektion, die es von Ash gelernt hatte: man stand für seine Freunde ein! „Komm sofort zurück oder ich lass dich hier“, drohte Paul. Auf einmal wurde Panfernos Blick tief entschlossen. Es wollte nicht noch einmal von Paul verstoßen werden, aber mit ihm gehen wollte es auch nicht. Also gab es nur eine Möglichkeit: Panferno sprang auf Paul zu, griff mit einem Arm um ihn und schulterte seinen Trainer, bevor es sich ebenfalls in Richtung Team Rocket Stützpunkt auf den Weg machte. Paul war viel zu überrumpelt und auch absolut machtlos. Er konnte es nicht fassen, er war doch der Trainer, wieso tat sein Pokémon dann so etwas? Wieso gehorchte es ihm nicht? Lag es daran, dass Ash für eine Zeit lang sein Trainer gewesen war? Warum handelte es gegen seinen Willen, wieso hatte es ihn zuvor auch beschützt? Er verstand es nicht, was hatte es nur davon? Egal ob er nun wollte oder nicht, er würde sich in diesen Kampf einmischen müssen. Ob sein Bruder sich wohl genau wie Ash auch sofort auf den Weg gemacht hätte? Team Rocket Hauptquartier „Das muss es sein”, Gary deutete mit einem Nicken geradeaus. Vor ihnen erstreckten sich mehrere graue Gebäude, die nur von Team Rocket errichtet worden sein konnten. Das Schlimme dabei war, dass Gary in Erinnerung hatte, dass hier einmal eine kleine Stadt gestanden hatte. Was hatte Team Rocket wohl alles weichen müssen? Auf einmal krähte auch das Kramurx auf und flog mitten in die eintönige Stadt. Sie waren also wirklich richtig. „Was glaubt ihr, erwartet uns dort?“, fragte Lucia ihre beiden Begleiter. Maike fiel dazu keine Antwort ein, doch Gary blickte nur mit einem ernsten und starren Blick auf die Gebäudekomplexe. „Giovanni.“ Der Name des Team Rocket Bosses ließ den beiden Mädchen kurz einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Nun wäre es also so weit. Zum zweiten Mal würden sie gegen ihn antreten und vor allem Maike hoffte, dass es dieses Mal besser ausgehen würde als das erste Mal. In Vertania City hatte er sie mit nur einem Pokémon besiegt und hier hätte er noch Duzende von Leuten, die sie sicherlich aufhalten wollten. Maike entrann ein schweres Schlucken. „Wollen wir?“, nun sah Gary seine beiden Gefährtinnen direkt an. Kurzes Schweigen trat ein, doch schließlich nickten beide entschlossen. Es gab kein Zurück mehr. Sie hatten ihr Ziel erreicht, schon bald hieß es alles oder nichts. Hintereinander, allen voran Gary, schlichen sie über das letzte Stück Wiese, ehe sie die erste Gebäudewand erreichten. Sie liefen um den Bau herum, bis sie zwischen den weiteren Gebäuden hindurch spähen konnten. „Seht ihr irgendwelche Überwachungskameras oder Patroulien?“, fragte Gary und sah sich weiter skeptisch um. „Nein, gar nichts. Aber hier sieht auch alles gleich aus“, erwiderte Maike. „Ich kann auch nichts Verdächtiges erkennen“, entgegnete Lucia, „Aber wie sollen wir Giovanni überhaupt finden?“ „Ich denke, dass wir das Hauptgebäude schon erkennen werden, wenn wir es sehen“, Gary rannte über die Straße und ging hinter dem nächsten Gebäude in Deckung. Er gab den beiden Mädchen ein Zeichen, dass sie ihm folgen könnten. Auch von dieser Position aus konnte er nichts entdecken und rannte weiter. „Weißt du, wo du hin läufst?“, wollte auch Maike wissen, aber Gary schien eine bestimmte Richtung einzuschlagen. „Ins Zentrum, die wichtigsten Gebäude stehen immer im Zentrum, weil sie dort am besten geschützt sind und von dort aus alles am besten koordiniert werden kann“, rief er ihr über die Schulter zu. „Macht Sinn“, gab sie ein wenig verlegen zu, denn da hätte sie auch drauf kommen können. Sie rannten um ein paar Kreuzungen, vorbei an kleineren Gebäuden und Lagerhallen, vor denen bereits Kisten und einige Jeeps standen sowie ein Helikopterlandeplatz. „Da vorne“, Gary nahm hinter einem Kistenstapel Stellung, Lucia und Maike gesellten sich neben ihn und lugten an den Holzkisten vorbei. Sie spähten auf einen Platz auf dessen anderer Seite ein riesiges Gebäude in die Höhe ragte. Etwas weiter dahinter befanden sich mehrere flachere, dafür längere Gebäude. Daneben verwinkelten sich weitere kleinere Bauten, doch in deren Kreis stach ganz besonders eine riesige Halle hervor. „Was die dort wohl untergebracht haben?“, fragte sich Maike, alle kamen nicht umher, ihren Blick kurz auf dem Gebäude ruhen zu lassen. „Noch mehr Zerstörungskraft“, gab Gary nur zurück. „Aber das da wird wohl das Hauptgebäude sein, nach dem wir gesucht haben, oder?“, Lucia deutete auf das hohe Gebäude auf der anderen Seite des Platzes. „Ganz genau. Ich gehe jede Wette ein, dass Giovanni dort ist.“ „Aber gehen wir da einfach rein und stürmen sein Büro oder wie?“, Maike blickte Gary ein wenig verwirrt an. „Warum nicht? Wenn wir ihn haben, können wir alles beenden. Und jeden, der sich uns bis dahin in den Weg stellt, müssen wir besiegen.“ „O-okay“, Maike hatte sich das Ganze nie so vorgestellt gehabt, aber Gary hatte auch nicht Unrecht. Sie konnten ja schlecht warten, dass er einfach so raus käme, das würde die Sache außerdem nicht besser machen. „Dann lasst uns ge-“, Gary wollte sich gerade in Bewegung setzen, als er plötzlich verstummte. Seine Augen weiteten sich vor Schock. Die ganze Zeit über hatten sie niemanden gesehen, doch gerade hatte er zwei ihrer Feinde entdeckt. Ein hochrangiger Offizier und eine Rüpelin überquerten gerade den Platz. Sie trug schwarze Kleidung, ihre braunen Haare wehten unter ihrer schwarzen Mütze im Wind. Unterm Arm hielt sie eine Puppe in einem weißen Kleid. Sie rannten genau in ihre Richtung. „Ist das nicht Green?“, Maike sprach aus, was Gary nicht glauben wollte zu sehen. Aber sie war es, zusammen mit dem rothaarigen Team Rocket Kommandanten. Er hatte sich nie vorgestellt, ihr so zu begegnen. In dieser schwarzen Kleidung, die sie wirklich wie den Feind aussehen ließ. Doch er durfte sich davon nicht beirren lassen, es war immer noch Green, die da auf ihn zukam und sie gehörte nicht zu Team Rocket. Er glaubte jedenfalls immer noch daran. „War die Nachricht etwa eine Falle?“, doch Maike sprach wieder genau den anderen Gedanken aus, der auch Gary im Kopf rumspukte. „Aber sie sind nur zu zweit. Was haben sie wohl vor und was ist das für eine Puppe, die sie da unterm Arm hat?“, Lucia konnte sich keinen Reim daraus machen. Gary zögerte. Sollte er sich den beiden zu erkennen geben oder sollten sie sich lieber vor ihnen verstecken und beobachten, was sie vorhatten? Doch er wollte ihr so gerne gegenüber treten. Er wollte endlich Gewissheit haben, auch wenn es am Ende zu einem Kampf zwischen ihnen beiden kommen würde, weil er sich in ihr getäuscht hatte. „Gary?“, Maike bemerkte Garys zitternde Faust. Ihr war schon länger klar, dass Gary Green sehr gern hatte, für ihn musste diese Situation besonders schwer sein. Aber er müsste sich entscheiden. Jetzt! Gary sprang hinter dem Kistenstapel hervor und blickte die beiden Team Rocket Mitglieder erwartungsvoll an. Sofort blieben Silver und Green stehen und sahen perplex in das ihnen bekannte Gesicht. Schließlich gaben sich auch Lucia und Maike zu erkennen und stellten sich versetzt hinter Gary auf. Silver warf kurz einen Blick zu Green, er erkannte ihren leicht hochgezogenen Mundwinkel. Sie war froh, diesen Gary wieder zu sehen. Hoffentlich hatte er ihre Nachricht erhalten und glaubte ihr auch, so wie es erwartete. Silver konnte sich nicht vorstellen, jemand anderem als ihr zu vertrauen, doch dieser Gary musste etwas Besonderes sein, wenn sie glaubte, dass er ihr immer noch vertrauen konnte, nachdem sie ihn verraten hatte. „Ich wusste, du würdest kommen“, sie lächelte Gary leicht an. „Doch wieso bist du gegangen?“, er konnte sich kein Lächeln abringen, er wollte einfach nur die Wahrheit hören. „Das können wir unterwegs noch klären, wir müssen Sabrina und Mewtu finden“, mischte sich Silver ein. Gary warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Es ist ok, er ist auf unserer Seite“, versicherte Green. „Wir glauben, dass wir Sabrina mit Hilfe ihrer Puppe Einhalt gebieten können.“ Green hob die Puppe demonstrativ hoch. „Wieso mit dieser Puppe? Ist sie irgendwie besonders?“, Maike war verwirrt. Erst plauderten sie mit einem Team Rocket Kommandanten und dann sollte ihre stärkste Waffe gegen Sabrina eine Puppe sein? „Diese Puppe stellt Sabrinas kindliches Ich da“, erklärte Silver. „Und sie wird sicher nicht erfreut sein, dass sie sich in unserem Besitz befindet“, grinste Green. „Wir wollen uns mit dem Helikopter auf den Weg zum Vulkanstützpunkt machen. Kommt ihr nun mit oder nicht?“, drängte Silver. „Wir hatten eigentlich ein anderes Ziel“, Gary sah zu dem Gebäude rüber, in dem er den Team Rocket Boss vermutete. „Ihr wollt euch mit Giovanni anlegen? Nur ihr drei? Ihr müsst verrückt sein, ihr habt keine Chance!“ „Woher willst du das wissen?“ „Wenn es so einfach wäre, hätte ich es schon längst getan“, gab Silver zurück. Er und Gary funkelten sich herausfordernd an, irgendwie konnten sie sich auf Anhieb nicht leiden. „Wir können durchaus schaffen, was dir nicht gelingt.“ „Glaub mir, ich kenne Giovanni gut genug. Ihr werdet untergehen und dann war alles umsonst.“ „Wir haben schon viele Opfer gebracht, wir sind doch nicht umsonst bis hierher gekommen, um jetzt wieder zu gehen!“, mischte sich Maike ein, bevor Gary etwas hatte erwidern können. „Ich will euch keineswegs aufhalten. Macht doch was ihr wollt“, gab Silver nüchtern zurück. „Woher weißt du so genau über Giovannis Stärke Bescheid, hast du ihn schon oft kämpfen sehen?“, fragte Lucia, denn sie beunruhigten seine Worte doch. „Ja, denn er ist mein Mentor – und Vater.“ Das verschlug den dreien wirklich die Sprache. Vor ihnen stand wirklich Giovannis Sohn?! Aber wieso sollte dieser seinen eigenen Vater verraten? „Wir können ihm vertrauen“, Green erkannte vor allem Garys misstrauischen Blick, „Ich kenne ihn schon lange, denn wir teilen dasselbe Schicksal. Er hat nichts mit seinem Vater zu tun und versucht schon seit Langem, Giovanni aufzuhalten.“ „Dasselbe Schicksal? Er wurde also auch als kleines Kind entführt? Doch für mich passt das alles nicht wirklich zusammen“, Gary blickte Silver finster an. „Das ist eine längere Geschichte, für die jedenfalls wir keine Zeit haben. Also geht uns aus dem Weg!“ Gary biss sich auf die Unterlippe. Er könnte Green nicht einfach so gehen lassen. Aber sollte er sie nun begleiten oder sollten sie an ihrem ursprünglichen Plan festhalten? Er wusste es einfach nicht. Auf der Suche nach einer Antwort blickte er wieder zu dem hohen Gebäude rüber. Dort saß ihr Feind, sie müssten ihn nur besiegen. Doch plötzlich weiteten sich seine Augen. „Gary, was ist los?“, wollte Green ein wenig beunruhigt wissen. „Giovanni – er sieht zu uns rüber“, brachte er entgeistert hervor. Je länger er hinsah, umso sicherer war er sich dabei: der Team Rocket Boss stand am Fenster und sah zu ihnen herüber. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht. Giovanni nahm den Hörer des schnurlosen Telefons in die Hand und drückte nur eine Taste. „Nehmt diese Green gefangen und bringt meinen Sohn zu mir.“ „Jawohl Sir. Und die anderen drei?“ „Vernichtet sie!“, gleichgültig sprach er diese Worte aus. Er hätte sich gerne einen Kampf mit dem jungen Eich geliefert, aber offenbar hatte dieser noch nicht einmal annähernd die Fähigkeiten seines Großvaters erreicht. „Und jemand soll meinen Hubschrauber bereit machen“, befahl er weiter und legte auf, ohne auf die Bestätigung seines Gesprächspartners zu warten. Der Sieg würde seiner sein, auch wenn sein Sohn ihn enttäuscht hatte. Doch mit dieser Green hätte er vielleicht noch einen Trumpf im Ärmel. „Dann haben wir keine Zeit mehr“, meinte Silver und packte Green am Handgelenk, „Wir müssen los“, wenn sein Vater sie entdeckt hatte, blieb ihnen wirklich nicht mehr viel Zeit zu handeln. „Aber-“, Green wollte nicht einfach so gehen. Sie leistete Silvers Kraft Widerstand. Überrascht blickte er sie an, doch sie sah nur fragend zu Gary. Er hatte noch nicht auf Silvers Frage geantwortet. „Kommt mit.“ Gary hatte seinen Mund bereits geöffnet, um ihr eine Antwort zu geben, doch plötzlich schlugen auf allen Seiten des Platzes die Türen der Häuser auf. Aus dem Hauptgebäude, aus Nebenbauten und sogar aus dem Helikopterhangar strömten bewaffnete Team Rocket Rüpel auf den Platz. Schnell hatten sie sich formatiert und richteten ihre Gewehre auf die fünf Trainer, über ihnen schwebte eine Horde Golbat zur Sicherung. „Was machen wir jetzt?“, fragte Lucia ein wenig panisch. Sie waren umstellt, es schien keinen Ausweg mehr zu geben. „Ihr richtet eure Waffen gegen euren Kommandanten?“, rief Silver über den Platz und sah einmal durch die Runde. Keiner zuckte, alle starrten die Gruppe nur an. „Wir haben den Befehl, Sie und das Mädchen gefangen zu nehmen“, entgegnete der offenbare Leiter dieses Angriffs. Silver biss sich auf die Unterlippe. Giovanni wusste, dass er ihn verraten hatte, doch er war wohl noch nicht bereit, ihn aufzugeben. Aber warum auch Green? Silver ahnte nichts Gutes, doch was aus den anderen dreien werden sollte, war für ihn offensichtlich. Er erkannte auch, dass nicht alle Rüpel denselben Gewehrtyp angelegt hatten. Ein paar von ihnen hatten Netzwerfer bei sich, ihr erster Schritt wäre es also, ihn und Green weit genug von den anderen zu entfernen oder die anderen zunächst zu beseitigen, ehe man sie gefangen nähme. Sie hatten noch eine Chance. Silver trat einen Schritt zurück und stand nun genau neben Gary, er lehnte sich etwas zu dem jungen Forscher rüber. „Der Helikopter ist startbereit, ihr habt nun keine andere Wahl als mitzukommen, wenn ihr überleben wollt“, flüsterte er ihm zu. Gary antwortete nicht, bemerkte jedoch, wie Silver mit seiner Hand in seine Jackentasche griff. Egal welchen Plan sie auch verfolgten, sie würden für ihre Freiheit und ihr Leben kämpfen müssen. „Ergebt euch!“, rief der Angriffsleiter der Gruppe in scharfem Ton zu. Würden sie nicht tun, was er sagte, würde er ohne zu Zögern den Angriffsbefehl erteilen. „Green!“, die Angesprochene nickte einmal, bevor sie mit ihren Fingern einen schrillen Pfiff ausstieß. Plötzlich schoss wie aus dem Nichts etwas über den Platz und riss überraschte Team Rocket Rüpel zu Boden. „Snibel, Finte!“, Silver hatte seinen Pokéball geworfen, den er in seiner Jackentasche schon bereit gehalten hatte, und ließ sein getreues Pokémon frei, welches sofort in den Angriff überging, um weitere Team Rocket Rüpel auf die Matte zu schicken. „Glaziola, Eisstrahl!“ „Ambidiffel, Sternenschauer!“ Auch Maike und Lucia mischten sich nun in den Kampf ein und die Attacken flogen nur so über den Platz. „Los, zum Helikopter!“, Silver gab das Zeichen los zu rennen. Im gleichen Moment rief der Angriffsleiter von Team Rocket zum Geschütz auf. Es wurde auf alles geschossen, was sich bewegte. Die Pokémon waren schnell und verwirrten ihre Gegner. Snibel wich gekonnt allen Schüssen aus, es war so schnell, dass man seine Bewegungen kaum noch sehen konnte und streckte einen Rüpel nach dem anderen nieder. Das gute Training war nicht zu übersehen. Aber auch Glaziola und Ambidiffel wussten ihre Gegner in Schach zu halten. Doch auch die Golbat formatierten sich zu einer Angriffsstaffel. Sie wollten gerade einen kollektiven Superschallangriff starten, als auch sie plötzlich von etwas erfasst und nieder gestreckt wurden. „Was ist das?“, rief Maike durch den Kugellärm hindurch, die einfach nicht erkennen konnte, was sich so schnell durch die Luft bewegte und ihnen Deckung gab. Das war nicht nur Silvers Snibel, da musste noch ein Pokémon sein, das ihnen half. „Das ist mein Ditto, das sich in ein Tauboss verwandelt hat, ich war mir sicher, dass ihr wieder mit einem herkommen würdet und habe Ditto auf die Suche geschickt, nachdem es euch hergebracht hat“, Green zwinkerte Maike mit einem Grinsen zu. „Redet nicht so viel, sondern rennt weiter!“, schrie Silver dazwischen. Er hatte Recht. Green klemmte sich die Puppe unter den Arm, spurtete los und zog Lucia und Maike an je einem Arm mit sich in Richtung Helikopter. Gary hatte sich das Ganze lange genug angesehen, hier würde es nicht vorbei sein. „Arkani, Feuersturm!“, der große Feuerhund erschien vor seinem Trainer und fackelte nicht lange, ehe es den Platz in Brand setzte. Die Rocket Rüpel wichen zurück und versuchten genervt einen Weg durch die Flammen zu finden. Silver nutzte die Chance und rief sein Snibel zurück. Er und die Pokémon der Mädchen stießen zu den anderen am Helikopter. Silver sprang auf den Pilotensitz und startete die Maschinen. Maike rief ihr Glaziola zurück und stieg hinten ein. Lucia wollte ihr folgen, nachdem auch Ambidiffel wieder sicher in seinem Ball war, doch sie bemerkte, dass noch jemand fehlte. „Gary!“ „Was treibt der da?“, schnaufte Silver und blickte genervt in Garys Richtung, während er ein paar Schalter umlegte, er wollte nicht länger warten. „Ich werde ihn holen“, Lucia wollte bereits los laufen, wurde jedoch von Green zurückgehalten. „Ich mach das.“ „Green, lass diesen Trottel und steigt ein, wir können nicht länger warten!“ „Ich werde nicht ohne ihn gehen“, Green funkelte Silver entschieden an. Sie würde nicht noch einmal ohne Gary in diesen Helikopter steigen. Die Propellerblätter fingen bereits an sich zu drehen und verursachten einen ohrenbetäubenden Lärm. Green drückte Lucia die Puppe in die Arme und rannte los. „Green!“, Silver biss die Zähne zusammen. Die Hitze und die Anspannung trieben ihm den Schweiß ins Gesicht. Warum hing sie nur so an diesem Typen, er brachte sie noch alle in Schwierigkeiten?! „Los Arkani, vorwärts“, Gary sprang auf seinen Rücken und gab seinem Pokémon den Befehl, die gegnerischen Fronten zu durchbrechen, nachdem er sich sicher sein konnte, dass alle anderen am Helikopter waren. „Gary, warte!“, Greens Stimme ließ ihn inne halten und sich perplex umwenden. „Was hast du vor? Komm mit uns!“ Keuchend blieb sie ein paar Meter vor ihm stehen und sah ihn bittend an. Ihre Haare wehten wild im Wind, ihre schwarze Mütze hatte sie unterwegs verloren, so dass sie fast stets ihr schönes Gesicht verdeckten, doch ihre klaren Augen konnte er deutlich sehen. Aber er hatte nicht mehr für sie übrig als einen betrübten Blick. „Ich kann nicht.“ „Es tut mir Leid!“, schrie Green da auf einmal, „Ich wollte dein Vertrauen nicht missbrauchen, aber ich konnte Silver nicht enttäuschen. Ich-“ „Das ist es nicht“, fiel er ihr ins Wort, „Ich bin froh, dass ich mich nicht in dir getäuscht habe und du auf unserer Seite bist“, Gary schenkte ihr ein leichtes Lächeln, „Doch ich kann so kurz vor dem Ziel nicht umdrehen. Ich werde mich Giovanni stellen und diese Sache beenden. Oder sterben. Das habe ich mir und meinem Großvater versprochen. Ash kümmert sich um Sabrina, ich weiß also nicht, was ich dort ausrichten sollte. Ich halte mich an meine Versprechen!“, sein Blick wurde ernst und wandte sich wieder zu dem Hauptquartier, in dem Giovanni ihn erwartete. „Dann begleite ich dich!“, kam es auf einmal von Green und ehe er sich versah, war sie hinter ihm auf Arkani gesprungen. Er wollte etwas sagen, doch als sie ihre Arme um ihn legte, verschlug es ihm die Sprache. „Nicht so schnell!“, hörten sie plötzlich eine mies gelaunte Stimme knurren. Team Rocket war noch nicht geschlagen und der Staffelleiter kam mit seinem Gewehr durch die abklingenden Flammen gesprungen. Er kniete sich hin und Gary und Green sahen direkt in den Lauf seiner Waffe. „Arkani!“, das Pokémon hatte die Gefahr schon längst erkannt und setzte zum Ausweichen an. Der Schuss ertönte, doch die große Kugel, deren Rückstoß den Staffelleiter beinahe nach hinten fallen ließ, wäre sowieso an ihnen vorbei geflogen. Sie hatte ein ganz anderes Ziel. Geschockt wandten sich die beiden Trainer nach hinten um. Die Kugel traf genau die richtige Stelle des Helikopters und einen Moment später hörte man nur noch eine Explosion und das Zerbarsten von Metall. „Scheiße“, knirschte Gary wütend, „Arkani, wir müssen was tun!“ Das Pokémon verpasste dem Staffelleiter, der seine Waffe auf sie richten wollte, einen Bodycheck und schlug ihn bewusstlos, ehe es sich dem brennenden Hubschrauberwrack näherte. „Maike, Lucia!“ „Silver?!“ Verzweifelt riefen sie die Namen ihrer Freunde. „Gary-“, mit einem schweren Husten machte Lucia auf sich aufmerksam. Sie hatte ihre Mütze nicht mehr auf und ihre Haare waren vollkommen zerzaust, doch bis auf ein paar Kratzer und geröteter Haut schien sie unverletzt zu sein. Verschreckt kniete sie am Boden und hielt Sabrinas Puppe fest umklammert. Sie hatte Glück gehabt, dass sie noch nicht im Helikopter gesessen hatte, die Explosion hatte sie dennoch ein paar Meter durch die Luft geschleudert. Gary sprang von Arkani, um seiner Freundin zu helfen. Green hielt dagegen weiter nach Silver und Maike Ausschau. Sie glaubte auch, durch die flackernden Flammen eine Bewegung zu erkennen, doch sie bemerkte nicht, was hinter ihr vorging. Sie sprang von Arkanis Rücken, doch sie kam nicht mal dazu, einen Schritt zu machen, denn da wurde sie auch schon von einem Netz erfasst und zu Boden gerissen. „Hilfe!“ „Green“, Gary wandte sich sofort um und erkannte vier Team Rocket Rüpel, die sich ihnen näherten. Der eine hatte aus seinem Gewehr mit einem Netz auf Green geschossen und zog sie nun zu sich. Zwei andere hielten ihr Gewehr auf Arkani gerichtet. „Komm zurück!“, im letzten Moment wurde das Pokémon von dem roten Licht erfasst und in seinen Pokéball zurückgezogen, bevor die tödlichen Kugeln es treffen konnten. Sie prallten lediglich auf glühendes Metall. „Ditto!“, rief Green, doch darauf hatte der letzte Rüpel nur gewartet. Er schoss sein Netz einfach empor und landete einen Treffer. Tauboss war in die Falle gegangen und fiel mit einem dumpfen Aufprall zu Boden. Schließlich verwandelte sich das Pokémon wieder in seine richtige Form zurück. Green zog verzweifelt an dem Netz, doch sie könnte sich nicht befreien. Ein weiteres Pokémon zu rufen, würde auch nichts bringen, da es sofort erschossen werden würde. „Ditto, komm zurück“, der Formwandler verschwand wieder in seinem Ball und der Rocket Rüpel löste das leere Netz aus seiner Waffe. „Ergebt euch endlich!“ Sie hätten wohl keine andere Wahl. „Scheiße“, hustete Silver und kroch von dem Helikopterwrack weg. Er zog Maike ebenfalls in sichere Entfernung und lehnte sie schließlich an eine Lagerkiste. „Wie geht’s dir?“ „Ich spüre kaum was“, Maike konnte ihm nur schwach antworten. Sie konnte sich nicht bewegen und ihr Körper war von blutigen Stellen überzogen. Schwach lehnte sie ihren Kopf gegen die Kiste und schloss die Augen. Silver wischte sich Schweiß vom Kinn. Das war mehr als knapp gewesen. Er hatte gerade noch rechtzeitig erkannt, dass auf sie geschossen wurde, um das Kommando zu geben, aus dem Heli zu springen. Doch die Explosion war heftig und größer als erwartet. Wer hätte gedacht, dass dieser Typ so gut schießen konnte?! Er blickte an dem glühenden Wrack vorbei in Richtung des Kampfplatzes. Er sah die hilflose Green, die vergeblich versuchte, sich aus dem Netz zu befreien, aber sie hätten alle keine Chance. „Mist!“, fluchte er weiter, „Das habe ich mir anders vorgestellt.“ Er warf noch einen letzten Blick auf die bewusstlose Maike, bevor er sich – die Zähne zusammen beißend – erhob. „Du kriegst sie nicht, Vater. Du hast mein Leben zerstört, aber sie bekommst du nicht!“ Silver humpelte vorwärts. In seinem rechten Bein steckte eine verbogene Metallplatte, deren Wunde sein Bein bereits mit Blut getränkt hatte. Sein linker Ärmel war abgerissen und sein arm wurde langsam taub, er lechzte nach Luft, aber er würde so nicht aufgeben. Einmal wollte er es sein, der sie beschützt. Er hatte sie nie benutzen wollen, doch es war an der Zeit, seine eigene Pistole hervor zu holen. „Was machen wir mit den beiden?“, fragte ein Rüpel mit Schießgewehr. „Der Befehl lautete, nur den Kommandanten und sie gefangen zu nehmen. Die anderen sollten erledigt werden“, meinte der andere und beide richteten ihre Gewehre auf Gary und Lucia. Gary drückte die immer noch verängstige Lucia an sich und sah seinen Gegnern ins Gesicht. Bis der Schuss fiel und einer zu Boden ging. „Was zum-“, fluchte einer der vermeidlichen Schützen, als er seinen Kollegen stöhnend am Boden liegen sah. Er wollte gerade in die Richtung des vermuteten Angriffs gucken, als auch er von einer Kugel ins Bein getroffen und unter Schmerzen zu Boden fiel. Green erkannte sofort das ihr vertraute Gesicht. „Der Kommandant“, einer der Rocket Rüpel hatte ebenfalls an seinen Gürtel gegriffen und eine Handpistole hervor geholt. Doch Silver war schneller und hatte auch ihm ins Knie geschossen. Der nächste Schuss traf jedoch den jungen Kommandanten in der Schulter seiner Schusshand und er musste seine Waffe fallen lassen. Der andere Rüpel, der auch Green gefangen hielt, hatte geschossen und grinste nun überlegen. „Du bist der Nächste!“, schnaufte der Rocket Rüpel und wollte seine Waffe auf Gary richten, doch Green stolperte auf ihn zu und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Der sich lösende Schuss streifte ihren Oberarm und ging weiter ins Leere. „Du Miststück.“ Gary sah seine Chance, die Situation doch noch für sie zu entscheiden. „Nachtara, Finte!“, das Pokémon sollte ihren Gegner entwaffnen, doch der Rocket Rüpel war nicht auf den Kopf gefallen. Er hatte seinen Netzwerfer fallen lassen und seinen Fuß darauf gestellt, um auch seine zweite Pistole hervor zu holen. Ein Schuss nach dem anderen verließ seine Waffen und Nachtaras Angriff wurde abgewehrt. Gary hatte Lucia hinter eine Lagerkiste geschoben und rief sein Pokémon zu sich zurück. „Nachtara, hat er dich erwischt?“, besorgt besah er sich sein Pokémon. Das Unlicht-Pokémon kniff ein Auge zusammen, es hatte einen Streifschuss an seinem linken Hinterlauf abbekommen. „Das war gute Arbeit, komm zurück und ruh dich aus“, das war doch Wahnsinn, wie sollte er nur gegen diesen schießwütigen Kerl ankommen? „Kommt raus, ich krieg euch doch sowieso!“, lachte dieser und schoss einfach weiter. Die Kugeln schlugen in die Kiste ein, hinter der sich Gary und Lucia versteckten oder zischten daran vorbei. Unglücklicherweise traf eine Kugel einen Benzinkanister im Hubschrauberhangar hinter ihnen. Die brennbare Flüssigkeit lief aus und bildete eine kleine Ölspur, die sich ihren Weg an ihnen vorbei bahnte. „Unsere einzige Chance“, murmelte Gary und hockte sich an den äußersten Rand der Kiste. „Was hast du vor?“ „Bleib wo du bist!“, antwortete er nur und nutzte den Moment, in dem der Kugelhagel aussetzte und der Rocket Rüpel Munition nachladen musste. Er schnappte sich ein Stück glühendes Metall. Den kurzen Moment des brennenden Schmerzes nahm er in Kauf, den er brauchte, um das Metall in die Ölspur zu werfen. „Jetzt bist du fällig!“, schrie der Rocket Rüpel und hatte seine Waffen wieder geladen. Doch eine Feuerlinie schoss in seine Richtung. Er hatte die Ölspur, die durch seine Beine lief, einfach ignoriert oder nicht bemerkt, jetzt konnte er nur noch panisch zur Seite springen. Gary und Lucia wurden durch die Feuerlinie von ihrem Feind und Green getrennt. „Lucia“, Gary war wieder zu seiner Gefährtin gestoßen. „Was machen wir jetzt?“, sie war immer noch aufgeregt und kniete ratlos am Boden. „Hör mir zu“, Gary fasste sie bestimmt an den Schultern und sah sie eindringlich an, „Du musst die Puppe zu Ash und Paul bringen, vielleicht kann sie ihnen wirklich helfen, den Kampf zwischen Sabrina und Mewtu zu beenden.“ „Aber wie, ich-“ „Mein Tauboss wird dich hinbringen“, Gary ließ besagtes Pokémon im nächsten Moment aus seinen Ball. Das Vogel-Pokémon war zwar angeschlagen, aber es hätte noch genug Kraft, um eine Person bis zum Fuße des Vulkans zu bringen. „Du schaffst das, reiß dich zusammen!“, ermahnte er Lucia. „Und was wird aus dir? Und was ist mit Maike und Green und-“ „Hey. Ich werde hier bleiben und wenn alles geregelt ist, kommen wir nach. Konzentrier du dich nur darauf, die Puppe zu Ash zu bringen. Schaffst du das?!“ Ein Moment des Schweigens verstrich. Lucia schluckte und atmete einmal tief durch, sie musste sich beruhigen. „Ok. Aber versprich mir, dass ihr nachkommt!“ „Versprochen“, Gary nickte ihr zu. Er half Lucia hoch und dabei, auf Tauboss’ Rücken zu steigen, ehe er seinem Pokémon deutete, Lucia zu Ash zu bringen. Die Koordinatorin warf noch einen letzten Blick auf ihre Freunde und das Feuer und hoffte inständig, dass Gary sein Versprechen halten würde. Gary wandte sich nun wieder dem Geschehen am Boden zu. Es war noch nicht überstanden, er musste Green noch aus den Fängen von Team Rocket befreien, ohne sie würde er hier nicht weggehen. Außerdem hatte sie ihr eigenes Leben verdient. Behutsam schlich er um die Kiste herum und versuchte seinen Feind zu erspähen. „Hunduster, Flammenwurf!“, hörte Gary plötzlich jemanden rufen und durch die Flammen kam das Hunde-Pokémon gesprungen und spie heißes Feuer in seine Richtung. Gary rollte sich zur Seite ab und konnte gerade noch so ausweichen, um zuzusehen, wie die Holzkiste und ihr Inhalt zu Ruß zerfielen. Das Hunduster landete kampfbereit auf dem Boden und knurrte ihn an. „Jetzt hab ich dich“, grinste der Rocket Rüpel, der um das Ende der Flammenlinie gegangen war und Green im Netz geschultert hatte. „Du wolltest ja unbedingt mit dem Feuer spielen. Los Hunduster, vernichte ihn!“ Das Pokémon öffnete sein Maul für einen weiteren Flammenwurf, Gary war vollkommen ungeschützt. „Despotar, Hyperstrahl!“, ein gewaltiger Lichtstrahl erfasste das Hunde-Pokémon und schleuderte es einige Meter weit weg, bis es besiegt am Boden liegen blieb. Überrascht blickte Gary hinter sich. Silver kroch am Boden, vor ihm stand sein Despotar, das diesen starken Hyperstrahl abgefeuert und ihn gerettet hatte. „Verzieh dich!“, schnauzte der Rocket Rüpel und feuerte mit seiner Waffe auf das Pokémon. Silver rief es noch rechtzeitig zurück und die Kugeln schlugen im Boden ein. „Tz“, meinte er nur und richtete seine Pistole wieder auf Gary. „Gary!“, Green konnte zwar nicht sehen, was los war, aber sie wusste, dass Gary und Silver in Schwierigkeiten streckten. Sie zappelte und versuchte den Rocket Rüpel zu treten. „Halt still!“, er ließ sie von seiner Schulter und schlug ihr mit dem Griff seiner Waffe gegen die Schläfe, so dass sie bewusstlos zu Boden sank. „Du Mistkerl“, knurrte Gary wütend, als er plötzlich erneuten Helikopterlärm bemerkte. Ein Schatten legte sich über den Platz und die Maschine schwebte ein paar Meter über ihnen. Eine Leiter wurde neben dem Rüpel ausgeworfen. „Bring sie rauf!“, Gary kam diese Stimme sehr bekannt vor. Es war Giovanni, der überlegen in der Helikoptertür stand und arrogant auf sie herab blickte. Sein Blick blieb kurz auf Silver hängen, die beiden schienen sich wortlos etwas zu sagen, doch da wandte sich Giovanni auch schon ab. Der Rocket Rüpel schulterte Green wieder und schnappte sich die Strickleiter. Er stieg auf eine Stufe und unter tosendem Lärm nahm der Helikopter wieder Höhe auf. „Ich erwarte dich am Fuße des Vulkans, junger Eich!“, das waren Giovannis letzte Worte, ehe der Helikopter beidrehte und sich entfernte. Gary stand alleine da, inmitten von Metalltrümmern und ablodernden Flammen. Die Luft stank nach Öl und Verbranntem. Er lief die letzten Schritte bis zu Silver und half diesem dabei, sich aufzusetzen. „Danke für deine Hilfe.“ „Du bist so ein Idiot. War dein Großvater auch so stur?“, keuchte Silver. „Manchmal“, Gary musste schmunzeln. „Du musst sie retten!“, in Silvers Stimme schwang Verzweiflung mit. Er hatte versagt, er hatte weder seinen Vater aufhalten noch Green retten können. Er hatte nichts erreicht. „Versprich mir, dass du sie retten wirst! Ich weiß nicht wieso, aber sie vertraut dir wie noch nie einem Menschen zuvor. Das hätte ich nicht erwartet. Aber sie hat deinen Namen gerufen, du sollst derjenige sein. Sie hat ein besseres Leben verdient als das eines Team Rocket Mitgliedes. Mein Vater muss aufgehalten werden.“ „Ich verspreche dir, dass ich sie retten werde“, denn genau das war auch sein Ziel. Silvers Worte berührten ihn, er hatte also wirklich ihr Vertrauen gewonnen, das würde er nicht enttäuschen. „Weißt du, was Giovanni vorhat?“ „Ich denke, er will zum Stützpunkt am Fuße des Vulkans, dort ist die Panzerdivision stationiert. Mewtu ist dort, richtig?“ „Dort habe ich es jedenfalls zuletzt gesehen“, Gary nickte bestätigend. „Er will es fangen und damit die Menschen manipulieren. Nur dafür braucht er Sabrina. Er darf Mewtu nicht kriegen, deswegen wollten wir sie aufhalten. Pyro ist auch noch im Labor, es liegt – auf dem Weg“, Silvers Keuchen wurde stärker, er wurde immer schwächer. Gary zog Silver ein wenig zur Seite, da entdeckte er auf einmal auch Maike. Er setzte Silver neben sie und fühlte ihren Puls. Erleichtert stellte er fest, dass sie noch lebte. „Hier“, hörte er wieder Silvers leise Stimme und seine silbergrauen Augen blickten ihn schwach an. Der einstige Team Rocket Kommandant reichte ihm einen Messing-Schlüssel. „Das ist ein Allzweckschlüssel, er passt in jeden Jeep auf der Insel. Beeil dich endlich mal.“ Gary grinste leicht. „Ich werde zurückkommen, denn Green wäre bestimmt böse, wenn wir dich zurücklassen würden. Außerdem habe ich auch nicht vor, Maike hier zu lassen. Wir werden euch holen kommen, wenn alles vorbei ist.“ „Sei vorsichtig, mein Vater hat Pläne, von denen er nicht mal mir was erzählt hat, vielleicht wusste er schon die ganze Zeit, dass ich ihn verraten wollte, vielleicht hat er noch was ganz anderes vor.“ „Verstanden. Ich mache mich jetzt auf den Weg“, Gary erhob sich und betrachtete den Schlüssel in seiner Hand. Er würde Green zurückholen. Er würde sein Versprechen gegenüber Ash halten, gegenüber Lucia und gegenüber Silver. Es würde nicht einfach werden, aber er hatte sich für diesen Weg entschieden und er war bereit, ihn zu gehen. Gary drückte den Schlüssel in seiner Hand und rannte in den Helikopterhangar. Bingo! Er hatte in Erinnerung, hier einen Jeep gesehen zu haben. Er sprang auf den Fahrersitz und steckte den Schlüssel ins Schloss. Er passte und ließ sich drehen. Silver hatte Recht und der Motor sprang an. Gary legte den Rückwärtsgang ein und setzte kurz zurück, ehe er schließlich durch das offene Tor nach draußen fuhr und die Team Rocket Stadt verließ. Er schaltete das Radargerät ein und entdeckte ein einzelnes Gebäude nicht weit von hier. Vielleicht wäre das das Labor, von dem Silver gesprochen hatte und er würde dort auf Pyro treffen. Gary entschied sich dazu, zunächst dorthin zu fahren. „Du hast noch nicht gewonnen, Giovanni“, sagte Gary zu sich selbst und lenkte den Jeep durch das Gelände, sein Ziel immer vor Augen. ~*~ Preview Chapter 25: Der Kampf zwischen Mewtu und Sabrina nähert sich seinem Ende. Die stärksten Attacken werden aufgefahren, bis Lucia Ash und Paul findet… Gary trifft derweil auf Pyro, der ihn begleiten will, und auch andere Trainer wie z.B. Jimmy und Marina bleiben nicht untätig… Zu Lesen in Kapitel 25, nächster upload-Termin ist der 29.11.2009. See ya^-^/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)