Gefängnis Namens Liebe von Rotkaepchen (Die erdrückende Liebe) ================================================================================ Prolog: Intro ------------- Wie ist das wohl jeden Tag in das Gesicht zu schauen, von der Person die man am meisten hasst? Und du weißt du kannst daran nie etwas ändern. Kann man das wirklich Leben nennen? Am Anfang hatte sie das Gefühl es würde nie soweit kommen, doch es kam noch viel schlimmer. Sie dachte der einzige Weg aus diesem Teufelskreis raus zu kommen, wäre ihr eigener Tod, aber durch ihren Selbstmordversuch wurde er nur besitzergreifender. Er ließ sie keinen Augenblick mehr alleine, denn sonst könnte er ja sein kostbares Püppchen verlieren. Doch so konnte und wollte sie ihr Leben nicht länger durchleben. Dies hier ist die Geschichte über ein junges Mädchen, dass in ihrem Leben viel Leid durchleben musste, bis sie endlich Frei war. Ihr Name ist Fiona Curse. Sie wurde als sie fünf Jahre alt war entführt, doch die Polizei fand den Entführer und brachte sie zu ihren Eltern zurück. Seit diesem Tag halten ihre Eltern sie, wie einen Vogel im Käfig, im Haus fest. Fionas Eltern leben im Ausland durch ihre Arbeit, deshalb ist die einzige Person die mit Fiona zusammen im Elternhaus wohnt ihr älterer Bruder Noah. Doch Noah benimmt sich weniger wie ein Bruder für sie, er ist ihr größter Peiniger. Er sieht Fiona eher als sein Eigentum und lässt kaum jemand mit ihr reden. Doch seit dem Fiona ihren 16. Geburtstag hatte begann erst ihr wirklicher Alptraum. Kapitel 1: Der Alptraum beginnt ------------------------------- +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Der Alptraum beginnt Es war ein paar Tage nach Fionas 16. Geburtstag. Ihre Klavierlehrerin Mrs. White hatte ihr gerade die Noten für das nächste Stück gegeben, als Noah ins Zimmer kam. “Ich glaube sie hat für heute genug geübt, Mrs. White.”, sagte er höflich. “Ja das glaube ich auch. Fiona macht auch wirklich große Fortschritte am Flügel. Ich bin von ihr sehr beeindruckt. Mit ein bisschen Übung jeden Tag, könnte sie schon nächstes Jahr mit ein paar anderen großen Pianisten auf der Bühne stehen.”, sagte Mrs. White stolz und strahlte Fiona freudig an. “Bitte so gut bin ich nun auch wieder nicht.”, nuschelte Fiona mit rotem Gesicht. “Doch, doch du bist eine meiner besten Schülerinnen. Na gut ich werde mich dann jetzt auf dem Weg machen.”, entgegnete die Klavierlehrerin und stand auf. “Wir sehen uns dann nächsten Freitag. Und vergesse das Üben nicht.” Mrs. White nahm ihre Tasche und verließ mit Noah das Zimmer. Nachdem Noah Mrs. White nach draußen gebracht hatte, kam er in das Wohnzimmer zurück. Nun war wieder diese Spannung im Raum. Fiona hasste es wenn sie mit ihrem Bruder alleine im Zimmer war. Er hatte ihr zwar nie etwas angetan, aber seine Blicke machten ihr Angst. “Was hast du? Du bist so ruhig Schwesterchen.”, fragte Noah während er sich neben ihr auf das Sofa setzte. “Nichts, gar nichts.”, entgegnete sie prompt. “Ich glaube ich werde mich jetzt fürs Bett fertig machen.” “Gut mach das.”, sagte Noah gelassen. Als Fiona das Zimmer verließ spürte sie Noahs Blicke. Es waren keine normalen Blicke, es waren eher gierige, lüsterne Blicke die ihr Bruder hatte. Im Badezimmer angekommen, sperrte sie sofort die Tür zu. Sie atmete einmal tief durch und tauchte dann ihr Gesicht in ihre Hände, die mit Wasser gefüllt waren. “(Warum habe ich bloß solche Gedanken. Er ist doch mein Bruder)” Fiona blickte sich im Spiegel an und sagte zu ihrem Spiegelbild: “Ja du bist schon ein bemitleidenswertes Ding. Du hast keine Freunde und musst Zuhause lernen. Deine Haut ist auch ganz blass, dass kommt nun mal davon wenn du kaum aus dem Haus kommst. Wie bemitleidenswert du doch bist.” Dann füllte sie noch einmal ihre Hände mit Wasser, doch dieses Mal ließ sie es ganz langsam wieder raus laufen. Fiona zog sich ihre Schlafsachen an und ging in ihr Schlafzimmer. Sie wollte sich gerade schlafen legen, als ihr Bruder an ihrer Tür klopfte. “Ja?”, sagte sie leise. “Darf ich rein kommen?”, fragte Noah freundlich. “Ja schon.” Noah trat ein, schloss hinter sich die Tür und setzte sich auf Fionas Bett. Fiona setzte sich auch, doch sie hielt etwas Abstand. “Du hast sehr schön gespielt heute.”, flüsterte er. “Danke. Ich habe mir ja auch Mühe gegeben.” Noah rutschte etwas näher zu ihr und legte eine Hand auf ihrem Knie. “Ich hoffe du spielst einmal ein Lied nur für mich.”, hauchte er in ihr Ohr. “Ja das kann ich schon machen, aber bitte nimm deine Hand weg.”, stammelte sie aufgeregt. “Wieso gefällt es dir nicht?”, flüsterte er verführerisch. “Noah was soll das?”, fragte Fiona verwirrt und ängstlich zugleich. “Was soll was?”, fragte Noah und seine Hand glitt höher. Er grinste Fiona frech ins Gesicht. “Hör auf.”, schrie sie ihren Bruder an und schlug seine Hand weg. “Ah du willst es also auf die harte Tour.”, sagte er grinsend und packte dabei ihre Hände. “Lass mich los. Du tust mir weh.”, fauchte sie. “Wirklich? Tu ich das?”, entgegnete Noah und drückte sie auf ihr Bett. Doch bevor Fiona nur ein Wort noch sagen konnte küsste er sie. Fiona starrte ihn entsetzt an. “Du weißt gar nicht wie lange ich schon darauf gewartet habe.”, flüsterte Noah ihr dann ins Ohr und küsste sie dann am Hals. Dann glitt er mit einer Hand unter ihrem Pyjamaoberteil. Fiona wehrte sich mit ihrer freien Hand doch es half nichts. Nach wenigen Minuten lag sie halb nackt auf ihrem Bett. Tränen flossen über ihr Gesicht und Noah grinste sie nur an. “Was denn… was denn gefällt es dir etwas nicht?”, fragte er. “Ich hasse dich.”, schluchzte sie. Fiona versuchte sich noch einmal zu wehren und Kratzte ihn im Gesicht. Ein paar Tropfen Blut liefen über seine Wange. Nun grinste er nicht mehr. In diesem Moment, als Fiona dachte es sei vorbei, holte Noah mit seiner linken Hand aus und Ohrfeigte sie. “Mach das nie wieder!”, brüllte er sie an und ließ von ihr los. Noah richtete sein Hemd und ging zur Tür. Er drehte sich noch einmal um und sagte: “Das bleibt unter uns, hast du verstanden.” Fiona starrte ihn nur an, dann öffnete er die Tür und ging. Nach ein paar Sekunden sprang Fiona aus ihrem Bett, rannte zur Tür und verschloss diese. Sie weinte immer noch bittere Tränen. Dann sackte sie in die Knie und weinte weiter bis sie einschlief. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Kapitel 2: Suicide ------------------ Suicide Am nächsten Morgen schlich sie sich in die Küche. Noah war nirgends zu sehen. Erleichtert atmete sie auf. “(Was ist nur mit ihm los… warum hat er so etwas gemacht…)” Fiona war kurz davor erneut zu weinen, doch sie riss sich zusammen. Sie hatte eigentlich überhaupt keinen Hunger und deshalb ging sie leise in das Treibhaus. Dort hielt sie sich am liebsten auf. Überall waren wunderschöne Blumen und sie konnte etwas frische Luft einatmen. Fiona kniete sich auf den Boden, pflückte eine gelbe Rose und zupfte ihr ein Blütenblatt raus. “Ihr habt es gut. Am Tage könnt ihr blühen und die Sonne genießen. Und wenn es finster wird, schließt ihr euch einfach und bemerkt nichts von alldem was die Nacht mit sich bringt.”, seufzte sie. Fiona sah sich das Blütenblatt genauer an. “So ein schönes warmes gelb. Wie die Sonne. Wie gerne würde ich jetzt draußen mit den anderen Leuten die Sonne genießen. Was wohl die Jugendlichen in meinem Alter jetzt alles machen?” Jedes Mal wenn Fiona im Treibhaus war fragte sie sich dies. Doch herausfinden würde sie es wohl nie. “Schon so früh am Morgen hier draußen?” Noah war plötzlich im Treibhaus aufgetaucht. “Möchtest du nicht erst mal Frühstücken?”, fragte er. Fiona konnte es nicht glauben, dass Noah ihr überhaupt noch ins Gesicht blicken konnte, nachdem was er gestern Nacht getan hatte. “Was fällt dir ein mit mir überhaupt noch zu reden. Du tust ja fast so als ob Gestern nichts gewesen wäre.”, schrie sie ihn an. “Was soll denn gewesen sein?”, fragte Noah der sich keine Schuld bewusst war. “Tu nicht so unschuldig. Du Schwein!”, brüllte Fiona ihren Bruder an und war die Blume nach ihm. “Sag bloß du bist deswegen immer noch wütend?” Fiona war kurz davor vor Wut zu platzen. “Ich hasse DICH!”, zischte sie ihn an. “Ich bin eigentlich nur hier um dir zu sagen, dass wir Besuch haben.”, sagte dann Noah knapp und ging aus dem Treibhaus. Fiona wartete noch einige Minuten, bis sie hinein ging um zusehen wer zu Besuch gekommen war. Sie betrat das Wohnzimmer und wurde sofort Freundlich begrüßt. “Hallo Fiona, schön dich mal wieder zu sehen. Bist seid unserer letzten Begegnung ganz schön gewachsen.”, sagte Thomas. Thomas war der Polizist der Fiona damals gerettet hatte und ist seitdem ein guter Freund der Familie. Er kommt alle paar Monate zu Besuch um nach Fiona und Noah zu sehen. “Hallo Tom. Wie geht es dir?”, fragte Fiona und war sehr froh darüber Thomas wieder zu sehen. “Mir geht es prächtig. Meine Frau hat nun unser zweites Kind gebärt. Es ist ein Mädchen und ihr Name ist Marianne.” “Oh das ist ja mal eine freudige Nachricht. Wie geht es denn deinen Sohn?”, fragte Fiona neugierig, weil sie wusste, dass dieser im selben Alter wie sie war. “Gabriel geht es gut.”, sagte Tom und grinste. “Ich hatte letztens so eine Idee. Es wäre doch nicht schlecht wenn du mal etwas mit Gabriel unternehmen würdest. Er ist ja schließlich in deinem Alter und ich denke ihr beide würdet euch gut verstehen.” “Ich halte das für keine so gute Idee Thomas. Fiona hat in letzter Zeit so viele Schwächeanfälle.”, erwiderte Noah ernst. “Das stimmt doch überhaupt nicht!”, protestierte Fiona wütend. “Sie leugnet es immer wieder, aber wenn sie dann zusammen bricht hat sie den Salat.”, sagte Noah kopfschüttelnd. “Hm… das klingt ja gar nicht gut. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass sie so wenig nach draußen geht.”, stellte Tom die Theorie auf. “Nein, nein der Arzt meine es habe etwas mit ihrem Kreislauf zutun, sie solle sich in den nächsten Wochen einfach nur schonen.”, erklärte Noah Tom. “Ach wenn das so ist. Dann machen wir es einfach wenn es dir wieder besser geht.”, schlug Tom vor. “Aber mir geht es doch gut. Noah lügt doch wie gedruckt. Ich habe keine Kreislaufprobleme.”, erwiderte Fiona. Thomas sah sie etwas verwirrt an, doch dann sagte Noah: “Das macht sie immer.” “Was?”, fragte Thomas. “Sie leugnet es. Wenn das unsere Eltern wüssten…”, seufzte Noah. “(So ein verdammter Lügner)” “Ich glaube ich werde sie wieder in ihr Zimmer bringen, damit sie sich noch einwenig erholen kann.”, fügte Noah hinzu. “Ich wollte jetzt sowieso gehen. Es war schön euch beide einmal wieder zusehen.”, sagte Thomas und stand aus dem Sessel auf. “Aber…”, warf Fiona panisch ein, denn ihr wurde klar, dass sie dann wieder alleine mit ihrem Bruder war. Thomas grinste sie liebevoll an und sagte leise zu ihr gewandt: “Kein aber ich komme ja bald mal wieder zu Besuch und dann bringe ich Gabriel einfach mit.” Dann umarmte er Fiona, gab Noah die Hand und ging. Fiona stand blitzschnell auf und wollte in ihr Zimmer verschwinden. “Wohin willst du?”, fragte Noah sie streng. “Da wo du nicht bist.”, sagte sie und wollte durch die Tür gehen, als Noah sie an der Hand packte. “Du gehst nirgendwo hin.”, sagte er streng. “Lass mich los. Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben.”, schrie Fiona ihn an. “Knie dich hin!”, befahl er ihr. “Bitte wie?”, fragte ihn Fiona total verwirrt und wütend. “Hast du mich nicht verstanden? Knie dich hin!”, sagte er abermals und drückte ihre Hand zusammen. Fiona blickte ihren Bruder, mit Tränen in den Augen, fassungslos an. “Mach schon! Oder soll ich fester zudrücken.”, sagte er ungeduldig. Fiona schüttelte wimmernd den Kopf und kniete sich. “So gehört sich das. Hast du gut gemacht und den Rest brauch ich dir wohl nicht erklären.”, sagte er erregt und öffnete seine Hose. Nach einer Stunde war alles vorbei. Fiona lag auf dem Sofa und suchte ihre Kleidung. Sie hatte überall blaue Flecke und sie blutete etwas unterhalb der Brust. Denn immer wenn sie nicht Noah gehorchte, nahm er ein Kutter und schnitt sie. Noah war mittlerweile aufgestanden und sah seiner Schwester dabei zu, wie sie schwächlich auf dem Sofa lag und unter den Kissen ihre Kleidung suchte. “Wie Schwach du doch bist!”, sagte er und grinste ihr frech ins Gesicht. “Das ist wohl auch der Grund warum du mich so interessierst.” “Ich hoffe du erstickst an deiner eigenen Zunge.”, zischte sie und zog sich an. Dann rannte sie an ihm vorbei ins Badezimmer. Jedes Mal wenn sie an ihm dachte wurde ihr total übel. Sie duschte sich und versuchte so den Geruch ihres Bruders von sich zu spülen. “( Es ist so widerlich. Ich bekomme seinen Geruch einfach nicht weg.)” Danach ging sie schnell in ihr Zimmer und schloss sich darin ein. So ging das Tag für Tag, Woche für Woche und niemand bemerkte etwas. Fiona fühlte sich alleine gelassen von jedem. Sie wusste auch nicht wem sie sich anvertrauen sollte, denn Freunde hatte sie ja keine und die Erwachsenen würden ihr sowieso nicht glauben, da Noah alle mit seinem Scharm um den Finger gewickelt hatte. Eines Nachts lag Fiona wach im Bett und wusste nicht mehr was sie tun sollte. “(Was soll ich nur tun. Ich kann so einfach nicht weiter Leben)” Sie wälzte sich von einer Seite des Bettes auf die andere. Dann fiel ihr plötzlich das Familienfoto auf, das auf der Kommode neben ihrem Bett stand. “(Alle sehen so glücklich aus.)” Fiona blickte auf Noah der nur ein kleines Lächeln aufgesetzt hatte. Sie wurde zornig, ihr hass auf ihren Bruder verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde. “Diese Lächeln. Dieses Gesicht. Ich verabscheue ihn.”, zischte sie durch ihren zusammen gebissenen Zähnen. Fiona nahm das Foto und schmiss es gegen die Wand. Die Scherben des Bilderrahmens glitzerten im Schein des Mondes. Sie stand langsam auf und betrachtete eine mittlere Scherbe wie hypnotisiert. “Es scheint wohl mein einziger Ausweg zu sein. Es tut mir Leid Mama… Papa.”, nuschelte sie und nahm die Scherbe in die Hand. Fiona überlegte nicht lange und setzte das Stück Glas an ihrer Pulsader an. Ein Tropfen Blut sickerte aus ihrem Unterarm. Es wurde immer mehr Blut. Fiona biss sich vor Scherz auf ihre Unterlippe und zog die Scherbe ihren Unterarm entlang. Ihr wurde schwarz vor Augen und sie spürte nur noch den Schmerz und wie sich das warme, feuchte Blut über ihren ganzen Arm ergoss. Noah wollte gerade zu Bett gehen als er einen dumpfen Schlag hörte. Er rannte zu Fionas Zimmer und wollte die Tür öffnen, doch sie war verschlossen. “Fiona was machst du da drin. Mach sofort die Tür auf.”, schrie er und hämmerte gegen die Tür. Doch Fiona antwortete ihm nicht und öffnete ihm auch nicht die Tür. Noah wurde immer panischer, nahm Anlauf und rammte mit seiner Schulter gegen die verschlossene Tür. Er wiederholte dies sooft bist die Tür aufsprang. Der Anblick der sich ihm bot verschlug ihm die Sprache. Fiona lag Bewusstlos auf dem Boden. Neben ihrem linken Arm war überall Blut verteilt. Noah rannte zu ihr hin und fühlte an ihrem Hals ihren Puls. “Schwach, aber sie lebt noch.”, sagte er zu sich selbst und stand auf. Er lief die Treppe hinunter, nahm das Telefon und rief den Hausarzt an. Kapitel 3: RENN PÜPPCHEN, RENN ------------------------------ RENN PÜPPCHEN, RENN Fiona war einige Tage ohne Bewusstsein. Niemand konnte sich erklären warum sie sich selbst umbringen wollte. Jeder dachte doch sie führt ein glückliches Leben, weshalb sollte sie also Selbstmord begehen? Fiona öffnete an einem sonnigen August Nachmittag ihre Augen. Sie hörte leise Musik spielen. Es klang wie Mozart mit seinem Requiem Lacrimosa. Es wurden immer nur die ersten acht Takte gespielt. Fiona sah sich im Zimmer um und sah eine kleine Spieluhr. “Du bist also wieder wach. Ich dachte mir schon, dass dir die Musik dabei helfen würde.”, ertönte es plötzlich aus einer Ecke im Zimmer. Noah stand von seinem Stuhl auf, ging auf die Spieluhr zu und nahm sie in die Hand. “Weißt du noch. Die hier habe ich dir zu deinem siebten Geburtstag gekauft. Seit diesem Tag hast du die Musik geliebt.” Noah blickte die Spieluhr verträumt an. Fiona sah ihren Bruder nicht an, sondern blickte nach draußen und lauschte der Musik. Mit einem Mal packte Noah Fionas linkes Handgelenk. Ihr linker Arm war verbunden. Schmerz stieß in ihren Kopf und ließ Tränen aus ihren Augen kullern. “Warum hast du das getan?”, schrie Noah sie an und deutete dabei auf ihren Verband. “Noah bitte, du tust mir weh.”, schluchzte Fiona. “Du hättest sterben können. Und was wäre dann aus mir geworden?”, fragte Noah mit erstickter Stimme und löste seinen Griff. “Was hätte mein Leben dann für einen Sinn gehabt, wenn mein kleines Püppchen nicht mehr bei mir wäre?”, sagte er in sich versunken und nahm zwischen zwei Fingern eine Haarsträhne von Fiona. Fiona starrte ihren Bruder fassungslos an. “Mach das nie wieder!”, sagte er nun wieder streng. Fiona widerte es an wie ihr Bruder mit ihr sprach und überhaupt jedes einzelne Wort das er sagte machte sie wütend. “Ich hoffe du hast mich verstanden. Heute wird wohl nichts mehr, aber wenn es dir besser geht, werde ich auf jeden Fall an deiner Seite sein.”, flüsterte er ihr ins Ohr und verließ dann das Zimmer. In Fiona baute sich eine gewaltige Angst auf. “Wieso konnte ich nicht einfach sterben.”, jammerte sie und war sogleich wütend auf sich selbst, denn Selbstmitleid würde ihr auch in dieser Situation nicht helfen. Sie stand langsam auf und nahm die Spieluhr in die Hand. Überall waren kleine Muster und ein kleines Bild zeigte Kinder wie sie auf einer Wiese spielten. Fiona hatte sich noch nicht richtig in ihrem Zimmer umgesehen bis sie bemerkte, dass ihr Spiegel und jegliche spitzen und scharfen Gegenstände fehlten. Noah wollte wohl wirklich kein Risiko eingehen Fiona zu verlieren. Sie setzte sich ans Fenster und blickte hinaus. “Was wohl die anderen Jugendlichen jetzt machen? Vielleicht sitzen sie noch in der Schule oder haben draußen ihren Spaß”, dachte Fiona nach und geriet ins grübeln, was würde sie wohl jetzt an so einem schönen Tag draußen machen? Dann öffnete sie das Fenster und ließ den Sommerwind durch ihre Haare wehen. “Wie herrlich es ist…”, sie stockte mitten in ihrem Satz. Denn vor ihrem Fenstern stand nicht weit eine alte Eiche, sie hatte gerade gesehen wie ein kleines Eichhörnchen diesen Baum rauf und runter gerannt war. Fiona überlegte nicht lange, packte sich etwas Geld ein und legte all ihre Kleider unter ihrer Bettdecke, damit es so aussah als ob sie immer noch dort liegen würde. Dann streckte sich aus dem Fenster und versuchte den Baum zu erreichen. “Wenn ich doch nur noch ein Stückchen näher kommen könnte…”, seufzte sie und hörte auf sich zu strecken. Doch dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, stieg auf das Fensterbrett und sprang aus dem Stand hinüber zu der Eiche. Beinahe hätte sie das Gleichgwicht verloren, doch sie hielt sich noch rechtzeitig an einem merkwürdig abstehenden Zweig fest. “War der schon immer so?”, überlegte sie verwirrt und zuckte dann mit den Schultern. Sie kletterte vom Baum herunter und blickte sich um, ob Noah auch nicht in der Nähe war. Als sie sich sicher war, dass Noah nichts bemerkt hatte schlich sie sich endgültig vom Grundstück. Mit jedem Schritt wurde sie schneller und glücklicher. “Frei!”, keuchte sie als sie mindestens schon zwei Meilen hinter sich hatte. Es war schon dunkel und sie konnte nur noch Licht erkennen, dass von der nächsten Stadt ausgestrahlt wurde. Fiona lief noch einwenig weiter bis sie vor einem kleinen Gasthaus stand. “Ich glaube ich sollte mich jetzt erstmal ausruhen.”, sprach sie erleichtert und betrat die Gaststätte. Sie setzte sich an einem Tisch in einer abgedunkelten Ecke und bestellte sich etwas zu Trinken. Der Wirt brachte ihr das Getränk und machte sich dann ohne weitere Fragen zu stellen zurück zu seinem Tresen. Fiona lehnte sich erleichter in ihrem Stuhl zurück und kicherte in sich hinein. “Frei…”, dies war Momentan ihr einziger Gedanke. Plötzlich setzte sich eine Person neben sie. Fiona erschrak und saß kerzengerade auf ihrem Stuhl. “Oh habe ich dich erschreckt. Tschuldigung, das wollte ich nicht.” Eine Junge hatte sich zu ihr gesellt, er schien sogar in ihrem alter zu sein. Er hatte dunkles Haar und ein besonderes Merkmal an ihm war, dass er eine Augenklappe trug. “Macht nichts…”, nuschelte Fiona verlegen und nahm schnell einen Schluck. “Wollte dich nur begrüßen, scheinst ja neu hier zu sein. Hab dich nämlich noch nie hier gesehen und glaub mir du wärst mir aufgefallen.”, ratterte der Junge herunter. “Jahh ich bin neu hier, besser gesagt auf Durchreise.”, sagte Fiona leise und lächelte ihn verlegen an. “Wie ist denn dein Name, also wenn ich fragen darf?”, fragte der Junge nervös. “Ich bin Fiona und du?” “Fiona ist ein sehr schöner Name. Ist auch sehr selten in dieser Gegend. Genauso wie ein hübsches Mädchen wie du.” “Danke Ähm…”, Fiona blickte ihn fragend an. “Oh ich bin Gabriel, hab ganz vergessen mich vorzustellen. Glaub das lag daran, dass deine Ausstrahlung mich einfach verzaubert hat.”, sagte er etwas errötet. “Danke.”, nuschelte Fiona. Die beiden unterhielten sich noch eine ganze weile. Doch währenddessen wollte Noah seiner Schwester einen kleinen Besuch abstatten. Aber was er vorfand entsprach nicht gerade seinen Vorstellungen. Er stellte sich an das offene Fenster und blickte wütend nach draußen. “Lauf nur Fiona. Ich werde dich schon wieder finden, da mach dir mal keine Sorgen.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)