Gefängnis Namens Liebe von Rotkaepchen (Die erdrückende Liebe) ================================================================================ Kapitel 3: RENN PÜPPCHEN, RENN ------------------------------ RENN PÜPPCHEN, RENN Fiona war einige Tage ohne Bewusstsein. Niemand konnte sich erklären warum sie sich selbst umbringen wollte. Jeder dachte doch sie führt ein glückliches Leben, weshalb sollte sie also Selbstmord begehen? Fiona öffnete an einem sonnigen August Nachmittag ihre Augen. Sie hörte leise Musik spielen. Es klang wie Mozart mit seinem Requiem Lacrimosa. Es wurden immer nur die ersten acht Takte gespielt. Fiona sah sich im Zimmer um und sah eine kleine Spieluhr. “Du bist also wieder wach. Ich dachte mir schon, dass dir die Musik dabei helfen würde.”, ertönte es plötzlich aus einer Ecke im Zimmer. Noah stand von seinem Stuhl auf, ging auf die Spieluhr zu und nahm sie in die Hand. “Weißt du noch. Die hier habe ich dir zu deinem siebten Geburtstag gekauft. Seit diesem Tag hast du die Musik geliebt.” Noah blickte die Spieluhr verträumt an. Fiona sah ihren Bruder nicht an, sondern blickte nach draußen und lauschte der Musik. Mit einem Mal packte Noah Fionas linkes Handgelenk. Ihr linker Arm war verbunden. Schmerz stieß in ihren Kopf und ließ Tränen aus ihren Augen kullern. “Warum hast du das getan?”, schrie Noah sie an und deutete dabei auf ihren Verband. “Noah bitte, du tust mir weh.”, schluchzte Fiona. “Du hättest sterben können. Und was wäre dann aus mir geworden?”, fragte Noah mit erstickter Stimme und löste seinen Griff. “Was hätte mein Leben dann für einen Sinn gehabt, wenn mein kleines Püppchen nicht mehr bei mir wäre?”, sagte er in sich versunken und nahm zwischen zwei Fingern eine Haarsträhne von Fiona. Fiona starrte ihren Bruder fassungslos an. “Mach das nie wieder!”, sagte er nun wieder streng. Fiona widerte es an wie ihr Bruder mit ihr sprach und überhaupt jedes einzelne Wort das er sagte machte sie wütend. “Ich hoffe du hast mich verstanden. Heute wird wohl nichts mehr, aber wenn es dir besser geht, werde ich auf jeden Fall an deiner Seite sein.”, flüsterte er ihr ins Ohr und verließ dann das Zimmer. In Fiona baute sich eine gewaltige Angst auf. “Wieso konnte ich nicht einfach sterben.”, jammerte sie und war sogleich wütend auf sich selbst, denn Selbstmitleid würde ihr auch in dieser Situation nicht helfen. Sie stand langsam auf und nahm die Spieluhr in die Hand. Überall waren kleine Muster und ein kleines Bild zeigte Kinder wie sie auf einer Wiese spielten. Fiona hatte sich noch nicht richtig in ihrem Zimmer umgesehen bis sie bemerkte, dass ihr Spiegel und jegliche spitzen und scharfen Gegenstände fehlten. Noah wollte wohl wirklich kein Risiko eingehen Fiona zu verlieren. Sie setzte sich ans Fenster und blickte hinaus. “Was wohl die anderen Jugendlichen jetzt machen? Vielleicht sitzen sie noch in der Schule oder haben draußen ihren Spaß”, dachte Fiona nach und geriet ins grübeln, was würde sie wohl jetzt an so einem schönen Tag draußen machen? Dann öffnete sie das Fenster und ließ den Sommerwind durch ihre Haare wehen. “Wie herrlich es ist…”, sie stockte mitten in ihrem Satz. Denn vor ihrem Fenstern stand nicht weit eine alte Eiche, sie hatte gerade gesehen wie ein kleines Eichhörnchen diesen Baum rauf und runter gerannt war. Fiona überlegte nicht lange, packte sich etwas Geld ein und legte all ihre Kleider unter ihrer Bettdecke, damit es so aussah als ob sie immer noch dort liegen würde. Dann streckte sich aus dem Fenster und versuchte den Baum zu erreichen. “Wenn ich doch nur noch ein Stückchen näher kommen könnte…”, seufzte sie und hörte auf sich zu strecken. Doch dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, stieg auf das Fensterbrett und sprang aus dem Stand hinüber zu der Eiche. Beinahe hätte sie das Gleichgwicht verloren, doch sie hielt sich noch rechtzeitig an einem merkwürdig abstehenden Zweig fest. “War der schon immer so?”, überlegte sie verwirrt und zuckte dann mit den Schultern. Sie kletterte vom Baum herunter und blickte sich um, ob Noah auch nicht in der Nähe war. Als sie sich sicher war, dass Noah nichts bemerkt hatte schlich sie sich endgültig vom Grundstück. Mit jedem Schritt wurde sie schneller und glücklicher. “Frei!”, keuchte sie als sie mindestens schon zwei Meilen hinter sich hatte. Es war schon dunkel und sie konnte nur noch Licht erkennen, dass von der nächsten Stadt ausgestrahlt wurde. Fiona lief noch einwenig weiter bis sie vor einem kleinen Gasthaus stand. “Ich glaube ich sollte mich jetzt erstmal ausruhen.”, sprach sie erleichtert und betrat die Gaststätte. Sie setzte sich an einem Tisch in einer abgedunkelten Ecke und bestellte sich etwas zu Trinken. Der Wirt brachte ihr das Getränk und machte sich dann ohne weitere Fragen zu stellen zurück zu seinem Tresen. Fiona lehnte sich erleichter in ihrem Stuhl zurück und kicherte in sich hinein. “Frei…”, dies war Momentan ihr einziger Gedanke. Plötzlich setzte sich eine Person neben sie. Fiona erschrak und saß kerzengerade auf ihrem Stuhl. “Oh habe ich dich erschreckt. Tschuldigung, das wollte ich nicht.” Eine Junge hatte sich zu ihr gesellt, er schien sogar in ihrem alter zu sein. Er hatte dunkles Haar und ein besonderes Merkmal an ihm war, dass er eine Augenklappe trug. “Macht nichts…”, nuschelte Fiona verlegen und nahm schnell einen Schluck. “Wollte dich nur begrüßen, scheinst ja neu hier zu sein. Hab dich nämlich noch nie hier gesehen und glaub mir du wärst mir aufgefallen.”, ratterte der Junge herunter. “Jahh ich bin neu hier, besser gesagt auf Durchreise.”, sagte Fiona leise und lächelte ihn verlegen an. “Wie ist denn dein Name, also wenn ich fragen darf?”, fragte der Junge nervös. “Ich bin Fiona und du?” “Fiona ist ein sehr schöner Name. Ist auch sehr selten in dieser Gegend. Genauso wie ein hübsches Mädchen wie du.” “Danke Ähm…”, Fiona blickte ihn fragend an. “Oh ich bin Gabriel, hab ganz vergessen mich vorzustellen. Glaub das lag daran, dass deine Ausstrahlung mich einfach verzaubert hat.”, sagte er etwas errötet. “Danke.”, nuschelte Fiona. Die beiden unterhielten sich noch eine ganze weile. Doch währenddessen wollte Noah seiner Schwester einen kleinen Besuch abstatten. Aber was er vorfand entsprach nicht gerade seinen Vorstellungen. Er stellte sich an das offene Fenster und blickte wütend nach draußen. “Lauf nur Fiona. Ich werde dich schon wieder finden, da mach dir mal keine Sorgen.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)