Penalty of Life von abgemeldet (wenn die Strafe zum Verlangen wird) ================================================================================ Kapitel 37: Eine alte Geschichte -------------------------------- Ich hatte so viel und lange geheult das ich eingeschlafen war. Als ich aufwachte war alles dunkel. So wie immer. Ich setzte mich auf und sah mich um. Natürlich konnte ich nicht viel erkennen. Wie auch? Es war ja alles dunkel. Also kramte ich blind in meiner Tasche umher und zog eine Kerze und das Feuerzeug heraus. Ich steckte die Kerze in die Halterung und entzündete sie. Sofort konnte ich alles sehen. Ich war allein. Ein tiefer Seufzer entfuhr mir und ich ließ mich zurück in die Lehne fallen. Was sollte ich nur die ganze Zeit machen? Und vor allem, wie sollte ich ihm erklären warum ich ihm nicht sagen konnte das ich ihn liebte? Warum konnte ich es nicht sagen? Irgendetwas musste sich in meinem Kopf verbarrikadiert haben. „Ich liebe dich.“ Es ging doch. Ich konnte es doch sagen. Ich hatte es ja auch meinem Ex-Freund gesagt. Also lag es nicht an den Worten. Es musste wohl daran liegen das ich es Liam sagen wollte. Doch was war da bitte der Unterschied? Warum konnte ich etwas, das ich jedem anderen sagen konnte, ihm nicht sagen? Es war zum verrückt werden. Und immer wieder stellte ich mir die selben Fragen. Und immer wieder kam ich zu den selben Ergebnissen. Keinen. Ich konnte mir keine dieser Fragen beantworten. Es würde auch nichts bringen wenn ich jetzt weiter darüber nach dachte. Ich würde eh nicht weiter kommen. Und außerdem hatte ich noch lange genug Zeit ehe er wieder kommen würde. Auf dem Tisch lagen 3 Bücher. Das eine hatte ich ja bereits gelesen. Ich hatte mir aber noch 2 andere mit hoch gebracht die ich gerne lesen wollte. Jetzt hatte ich ja genug Zeit. Welches wollte ich zuerst lesen? Mal sehn. Was haben wir denn da? Ich beugte mich vor, zum Tisch und griff nach den beiden Büchern. Hm. `Mein ist die Stunde der Nacht´ von Mary Higgins Clark. Und `Und hinter dir die Finsternis´ ebenfalls von Mary Higgins Clark. Beide Titel waren zwar sehr ansprechend, doch nicht in meiner jetzigen Situation. Na ja, etwas besseres hatte ich nicht zu tun. Auf der Rückseite des ersten Buches `Mein ist die Stunde der Nacht´ stand: Raffinierter Psychothriller über eine mysteriöse Serie von Frauenmorden Ein Fluch scheint auf der ehemaligen Schulklasse von Jean Sheridan zu liegen. Bereits fünf ihrer früheren Mitschülerinnen sind auf tragische Weise ums Leben gekommen. Noch ahnt niemand, dass ein wahnsinniger Serienkiller, der sich selbst »die Eule« nennt, dahinter steckt. Wird er sein mörderisches Werk bei dem bevorstehenden Klassentreffen vollenden? »Ein süchtig machendes, unglaublich dichtes und spannendes Werk.« Bild am Sonntag »Mary Higgins Clark – die international erfolgreichste Thrillerautorin.« Welt am Sonntag. Es klang wirklich nicht schlecht. Ich glaubte sogar mich an einzelne Stellen aus diesem Buch erinnern zu können. Meiner Meinung nach ging es noch irgendwie um die Tochter von Jean die sie abgeben musste, weil ihr Freund umgebracht wurde und sie zu jung war. Am Ende waren beide jedoch vereint. Ich wusste also zu viel von diesem Buch. Es war noch nicht lange her das ich es gelesen hatte. Also fiel es weg. Ich legte es neben mich auf das Sofa und drehte `Und hinter dir die Finsternis´ um. Wem kannst Du trauen? Das war ein relativ guter Aufmacher. Wem konnte man trauen? Die Frage die sich mir stellte war doch eher: Wem konnte ich trauen? Mit Sicherheit konnte ich Liam trauen und meinem Vater. Diesem anderen Vampir und Liams Freund konnte ich nicht trauen. Genau so wenig wie ich meiner Mutter und meinem Bruder trauen konnte. Freunde hatte ich nur meine beiden besten. Denen konnte ich auch trauen. Und da hörte die Sache dann auch schon wieder auf. Es gab nur 4 Leute in meinem Leben denen ich trauen konnte. Traurig, aber wahr. Die junge Bibliothekarin Kay lernt bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung den klugen und deutlich älteren Peter Carrington kennen. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf ineinander und heiraten. Zwar lastet seit Jahren in zwei Mordfällen ein vager Verdacht auf Peter, aber Kay ist von seiner Unschuld überzeugt. Doch als auf dem Anwesen der Carringtons eine Leiche entdeckt wird, reißen die Geheimnisse der Vergangenheit das Paar in einen zerstörerischen Strudel. Na super. Jetzt sollte ich über ein Paar lesen das auseinander gerissen wurde? Oder in einen zerstörerischen Strudel gezogen wurde? Nein danke! Dazu hatte ich jetzt keine Lust. Also fiel auch dieses Buch weg. Weitere hatte ich nicht hier. Obwohl. Hatte ich nicht auch etwas in meinen Rucksack gepackt? Stimmt. Ich hatte auch noch ein Buch aus meinem Zimmer eingepackt. Es war ebenfalls eines meiner Lieblinge. Ich beugte mich über die Armlehne zu meinen Taschen und kramte es heraus. Dann setzte ich mich wieder ordentlich hin und las mir die Rückseite durch. Du gehörst mir... Die Kreuzfahrt auf der »Gabrielle« wird für die erfolgreiche Anlageberaterin Regina Clausen zur Reise ohne Wiederkehr. Als Psychologin Susan Chandler Jahre später versucht, die Wahrheit hinter dem spurlosen Verschwinden zu ergründen, stößt sie auf eine Reihe ähnlicher Fälle. Schicksale, die auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden scheinen – durch einen Ring mit der Inschrift »Du gehörst mir«. »Wettlauf zwischen kaltblütigem Killer und smarter Jägerin« Stern Na ja. Auch nicht ganz das was mir jetzt passte. Es ging dabei auch um Frauenmorde, aber besser als die anderen beiden. Also legte ich die anderen beiden Bücher auf den Tisch zurück, machte es mir bequem und begann zu lesen. Zwischendurch ging ich wie üblich ins Bad und vergriff mich am Kühlschrank. Die Brötchenration würde sicher am nächsten Tag zur neige gehen. Ich musste also entweder vorübergehend etwas anderes Essen oder später dann auf die Brötchen verzichten. Irgendwann war dann auch die Kerze abgebrannt und ich musste eine Neue anzünden. Ich entschied immer nur eine zu verwenden. Wer weiß für wie lange sie reichen würden. Als ich das letzte Mal auf mein Handy sah war es 4 Uhr morgens. Ich hatte ja am morgen noch bis 13 Uhr geschlafen. Kurz nachdem ich auf mein Handy gesehen hatte klappte ich das Buch zu, ging noch einmal ins Bad und ging dann schlafen. Am nächsten morgen, so schien es mir, wurde ich durch ein Krachen geweckt. Ich hatte natürlich sofort Befürchtungen. Sie wären ihm nicht gefolgt, sie hatten gesehen das ich nicht bei ihm war, sie würden kommen und mich holen. Vorsichtig stand ich auf und ging zur Wand die auf den Hof zeigte. Ich konnte zwar nicht durch die Bretter, die vor die Fenster genagelt waren, durchsehen, aber ich konnte hören was draußen geschah. Auf dem Hof waren Mähdrescher zu Gange. Kein Wunder das es so laut war. Ich war also nicht in Gefahr. Puh. Ich ging wieder zurück zum Sofa und kramte in meiner Tasche nach meinem Handy. Ach verdammte Scheiße. Der Akku war alle. Ich wusste nicht wie spät es war. Und ich würde es auch nicht erfahren. Na super. Hier musste es doch sicher irgendwo eine Steckdose geben. Wie sonst sollten der Computer und der Kühlschrank Strom bekommen? Ich schnappte mir den kleinen Kerzenhalter vom Fensterbrett, nahm eine der halb abgebrannten Kerzen aus dem großen Kerzenständer auf dem Tisch und steckte sie hinein. Dann entzündete ich sie und machte mich auf die Suche nach einer Steckdose. Doch ich fand keine. Da waren keine Steckdosen. Der Kühlschrank war durch ein Kabel, das nach draußen durch die Wand führte, mit einer verbunden. Und beim Computer war gar kein Stromkabel oder eine Steckdose. Vielleicht hatte ich auch einfach nur nicht richtig hin gesehen. Super. Jetzt durfte ich wirklich in der Zeit umher irren. Doch ich könnte ja durch die Geräusche erfahren wie spät es war. Sofort ging ich wieder zurück zu den Fenstern und lauschte. Ich konnte nur Gemurmel hören. Ich verstand nicht was sie sprachen. Wahrscheinlich war es eine der Maschinen die jetzt auf dem Feld sein müsste. Sie war bestimmt kaputt. Also musste es Mittag sein, oder Nachmittag. Ich hatte also einen ungefähren Wert. Es half mir zwar nicht viel aber immer hin besser als gar nicht zu wissen ob es Tag oder Nacht war. Ich blies die Kerze vorsichtig aus und stellte sie auf den Tisch. Dann kramte ich aus meiner Tasche ein paar Sachen heraus und ging ins Bad. Dort hatte ich auch noch eine Kerze. Mit dem Feuerzeug entzündete ich sie und begann dann meine Zähne zu putzen. Als ich damit fertig war bereitete ich alles fürs Duschen vor und ging dann auch schließlich duschen. Dieses Mal konnte ich mir richtig Zeit lassen. Ich konnte mich praktisch an das Wasser gewöhnen. Mich mit ihm vertraut machen. Ich hatte ja eh nichts besseres zu tun. Insgesamt brauchte ich zum Duschen vielleicht 40 Minuten. So wie beim letzten Mal. Nur das ich auch schon früher hätte fertig sein können. Dann trocknete ich mich ab und zog mich an. Meine Haare trocknete ich wieder nur mit dem Handtuch und hing es dann über die Dusche. Als ich meine Haare gekämmt hatte blies ich die Kerze aus, schloss die Tür auf und ging raus. Warum hatte ich überhaupt abgeschlossen? Es war doch niemand hier. Angewohnheit. Ohne zu wissen wohin ich ging lief ich zum Sofa. Ich fand es sofort. Das Feuerzeug hatte ich in meiner Hose und zog es heraus. Dann steckte ich eine neue Kerze in den Kerzenständer und entzündete sie. Hätte ich es nur besser nicht getan. Ich erstarrte förmlich. Jetzt war es vorbei. Ich war erledigt. Ich brauchte gar nicht fragen wer er war und was er hier wollte. Ich erkannte ihn sofort obwohl ich ihn noch nie gesehen hatte. Vor mir, in dem Sessel in dem Liam immer gesessen hatte, saß sein Freund. Ich starrte ihn einfach nur an und er betrachtete mich interessiert. Er sah mich wirklich interessiert an. Stop. Er war ein Vampir. Natürlich interessierte er sich für Menschen. Warum begrüßte er mich freundlich? Ich verstand es nicht und ich konnte auch nicht antworten. Er fand es unhöflich doch sagte nichts weiter dazu. Was wollte er hier, wenn nicht mich töten? Und wie war er hier hinein gelangt? Er fragte mich warum ich hier war. Doch auch dieses Mal sagte ich ihm nichts. Er wollte wissen ob ich wirklich freiwillig hier war, darauf antwortete ich ihm mit: „Ja.“ Belustigt sah er mich an. Was bitte war daran lustig? Doch ich konnte auch etwas genüssliches in seinem Blick erkennen. Ob ich alles über Liam wusste wollte er von mir wissen. Ich antwortete ihm nicht. Schließlich ging es ihn nichts an. Wie viel Liam mir sagen wollte und wann er es tat war seine Sache. Nicht die irgendeines Vampirs. Ob Liam mir erzählt hatte wie er zum Vampir wurde fragte er mich als nächstes. Dann sagte er das er an meinem Blick erkennen konnte das ich es wusste. Was zum Teufel wollte er von mir? „Was willst du von mir?“ Ich schrie ihn zwar nicht an, doch freundlich war ich auch nicht. Ich war feindselig. Er wollte mir eine Geschichte erzählen. Als nächstes fragte er mich ob ich wusste wer er war. Natürlich wusste ich das. „Ja.“ Mehr sagte ich dazu nicht. Wenn er schon nicht gekommen war um mich zu töten, wovon ich auch nicht mit Sicherheit ausgehen konnte, wollte ich ihn nicht reizen es doch zu tun. Er sollte mir seine Geschichte erzählen, von mir aus. Ändern würde es nichts. Er fragte mich ob ich wusste das er Liam gesucht hatte. Das wusste ich ja bereits und ich wusste ja auch das Liam ihn weggeschickt hatte und dann ein paar Jahre später wieder aufgesucht hatte. Was gab es denn da zu erzählen? Auch das was ich schon wusste sagte er mir noch einmal. Und dann fragte er mich ob ich wusste wieso Liam wieder zu ihm gekommen war. Nein. Das wusste ich nicht. Und er begann zu grinsen. Ich hatte nichts gesagt, doch wahrscheinlich sah er es an meinem Gesicht. Ich hatte mich nicht ganz unter Kontrolle. Scheiße, verdammt. Jetzt würde er mir erzählen was passiert war. Ich wollte doch aber nicht mehr wissen als Liam mir sagen wollte. Wer weiß was damals passiert war. Er begann zu erzählen als er Liam auf dessen Bitte, oder Drohung, hin verlassen hatte. Er erzählte mir das er Liam all die Jahre weiter hin beobachtet hatte. Es dauerte nicht lange da hatte Liam jemanden gefunden. Es war eine junge Frau. So wie sein Freund es mir erzählte wollte Liam sie wohl sofort töten. Doch er tat es nicht. Warum tat er es nicht. Was? Er fand sie anziehend? Er fühlte sich zu ihr hingezogen? Er wollte aufhören Menschen zu jagen? Für einen Menschen? Hatte er sich verliebt? Sofort beantwortete er meine Fragen, die ich nicht gestellt hatte. Er hatte sich verliebt, er wollte mit ihr zusammen sein. Und so wie es aus sah hatte auch sie sich in ihn verliebt. Er hatte es sogar eine Zeit lang geschafft? Wow. Er hatte es aus eigener Kraft geschafft. Er war nicht schwach. So wie er es manchmal sagte. Er war damals nicht schwach gewesen. Er war stark, schon immer. Doch warum blieb er dann nicht bei ihr? Warum musste er zu diesem Typen damit er ihm half? Er erzählte mir das er nicht mehr länger über Liam wachen wollte und verschwunden sei. Ein paar Jahre danach sei Liam bei ihm aufgetaucht. Die Frau war gestürzt und hatte sich das Bein aufgerissen. Sie war auf eine Glasscherbe gefallen, die ihr das Bein aufgeschnitten hatte. Das musste eine Menge Blut gewesen sein. Hatte Liam sie etwa? Er konnte sich ja schon bei meiner kleinen Wunde nicht kontrollieren. Also zumindest am Anfang nicht. Hatte er die Frau die er liebte getötet? Natürlich wurde mir auch diese Frage beantwortet. Ja, er hatte sie getötet. Sein Verlangen und dieser Drang, waren zu groß als das er dagegen stark genug war. So zumindest stellte er es hin. Wer weiß ob das überhaupt alles stimmte. Doch wer war diese Frau, warum erzählte er mir das alles? „Warum erzählst du mir das?“ Weil es mich betrifft? Warum sollte es mich betreffen? Wer war sie? Oh mein Gott. Nein. Das konnte gar nicht wahr sein. Meine Großmutter? Sie lebte doch noch. Meine Großmutter war noch am leben. Ich hatte sie doch vor ein paar Wochen erst besucht. Und die Mutter meines Vaters war vor 2 Jahren gestorben. Das ergab keinen Sinn. Er sah den inneren Kampf in mir und erklärte mir noch den Rest. Angeblich, denn zu dem Zeitpunkt als er meine Großmutter tötete war meine Mutter 3 Jahre alt, wurde meine Mutter adoptiert und weiß bis heute nicht das sie nicht das leibliche Kind ihrer Eltern ist. Das waren gar nicht meine richtigen Großeltern? Das konnte doch gar nicht sein. Sie hatten Kinderbilder von meiner Mutter. Sie hatten Dokumente, Aufzeichnungen. Das war einfach unmöglich. Liam sollte meine Großmutter geliebt und getötet haben? Nein. Das konnte ich nicht glauben. Warum sollte er es getan haben? Und warum kam dieser Typ jetzt um es mir zu erzählen? Und warum wurde dann gerade ich ausgewählt? Diese Frage schien er gesehen zu haben. Er erklärte es mir recht plausibel. Es sollte ja eine Strafe für Liam sein. Er würde in mir immer einen Teil seiner früheren Liebe sehen. Er würde immer wieder daran erinnert werden. Er sollte es nie vergessen. Plötzlich wurde mir etwas klar. Das, was vor 2 Tagen geschehen ist... Mich hätte fast das gleiche Schicksal getroffen wie meine Großmutter. Genau das gleiche. Es musste ihm noch viel mehr weh getan haben wie ich zuerst gedacht hatte. Hier ging es nicht mehr nur um mich. Es ging auch um einen Teil von Liam und einen Teil von mir, der uns beide für immer mit einander verband. Der uns aber auch trennte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)