Penalty of Life von abgemeldet (wenn die Strafe zum Verlangen wird) ================================================================================ Kapitel 6: Der Typ und das Handy -------------------------------- Den ganzen Tag lag ich in meinem Bett und dachte nach. Mittlerweile war es schon 22 Uhr. Irgendwann gegen 12 war mir aufgefallen das ich meinen Freund nicht, so wie es eigentlich geplant war, angerufen hatte. Geschlagene 40 Minuten hatte ich damit verbracht nach meinem Handy zu suchen, doch ich konnte es nicht finden. Dann gab ich auf und legte mich wieder ins Bett. Er würde darüber hinweg kommen. Einen Tag mal nicht mit mir Telefonieren, das war kein Beinbruch. Und auch sollch einer wäre nicht tödlich gewesen. Was bitte sollte auch an einem Beinbruch tödlich sein? Soweit ich mich erinnern kann hatte ich noch nie so wirre Gedanken. Mein Kopf begann seinen eigenen Weg zu gehen. Was war nur los? Ich stellte mir diese Frage heute bestimmt schon zum tausendsten Mal. Bekam ich eine Antwort? Nein. Woher auch? Doch wo hatte ich nur mein Handy gelassen? Es gab einfach keine logische Erklärung für das verschwinden besagten Gerätes. Oder doch? Und ich kam nur nicht drauf? Ich bekam auch nichts mehr mit, wie zum Beispiel das gerade an meiner Tür geklopft wurde. Erst als dieser kleine, freche, abstoßende Giftzwerg neben mir am Bett stand bemerkte ich ihn. Was wollte der denn jetzt? Ich sah ihn wütend an. Er war wirklich ein gutes Opfer um meine Wut raus zu lassen. Doch genau so ein gutes Opfer war ich für ihn. Hatte er überhaupt geklopft? Was fiel ihm ein einfach in mein Zimmer zu platzen? Das warf ich ihm natürlich gleich an den Kopf, gehässiger hätte ich nicht sein können, doch es machte ihm gar nichts. Es war wie ein Deja vu. Irgendwo war es mir doch schon so ähnlich ergangen. Nur wo? Ich konnte mich einfach nicht erinnern. Vielleicht lag es daran das ich schon den ganzen Tag nicht klar denken konnte. Wie dem auch sei, dieses nervige etwas stand hier neben mir und sah mich dämlich an. Wiederwillig fragte ich ihn was denn los sein. Mein Handy liegt im Bad? Wie kam er nur darauf? Wie bitte sollte mein Handy ins Bad gelangt sein? Außer heute Morgen war ich nicht mehr im Bad gewesen, wenn auch nur aus dem Grund nicht das Haus und wohlmöglich IHN sehen zu müssen. Klein Giftzwerg meinte also mein Handy würde im Bad liegen, die Frage war nur in welchem? In dem großen, meinem Bad? Dem, von welchem ich perfekte Sicht auf das Haus und seine Fenster hatte? Oder liegt es doch in dem kleinen Bad, das ich schon seit Wochen nicht betreten hatte. Welches meine Eltern nutzten? Und von aus es keine Möglichkeit gab das alte Haus zu sehen. Wobei mir auffiel das ich mir das große Bad ja mit diesem Würmchen teilte. Vielleicht hatte er ja mein Handy dorthin verschleppt. Konnte ein 10 jähriger wirklich so gemein sein und meine einzige Schwäche ausnutzen um mich zu quälen? Die Frage stellte sich gar nicht, denn definitiv wäre mein kleiner Bruder dazu in der Lage. Genervt motzte ich ihn an er solle verschwinden und stand auf. Es konnte gar nicht im Bad liegen. Wie sollte er es denn in die Finger bekommen haben? Wer weiß, ich tue es nicht. Als ich den Flur betrat durchfuhr mich ein Schütteln. Die Heizung musste aus sein, denn es war recht kühl. Im Bad würde es wärmer sein, also beeilte ich mich den Flur zu überqueren, auch wenn es bedeutete das ich geradewegs in meine eigene kleine Hölle steuerte. Möglichste bedacht nicht ein einziges Mal zum Fenster zu sehen durchsuchte ich das Bad. Mir blieb natürlich nichts anderes übrig als das Licht an zu machen. Sich beobachtet fühlen war ein Klacks gegen das, was ich gerade fühlte. Aber warum fühlte ich mich so? Es war doch gar nichts. Er war doch auch nur ein Typ, so wie alle anderen. Die Tatsache das er in einem zerfallenden, alten Haus, dazu noch ganz allein und auf meinem Hof wohnte ließ ich ganz gekonnt außer Acht. Auch dafür würde es eine Erklärung geben. Ob ich sie jemals hören würde war die nächste Frage. Zwei Mal hatte ich das Bad jetzt auf den Kopf gestellt, nichts. Ich atmete tief durch und ging wieder auf den Flur. Ich würde noch bereuen was ich jetzt tat, das wusste ich. Dann rief ich nach meinem kleinen Bruder. Breit grinsend und das schadenfroh und gehässig kam er aus seinem Zimmer, das neben meinem lag. Wo mein Handy war wollte ich von ihm wissen, doch was macht er? Am liebsten hätte ich ihm rechts und links eine Gescheuert. Doch dafür konnte er ja nun wirklich nichts. Also wie schon gesagt, das einzige was er tat war auf das Fenster zu deuten. Dann verschand, er immer noch grinsend, wieder in seinem Zimmer. Das Leben trieb seine Scherze mit mir. Erst dieser ungehobelte, dazu unverschämt gut aussehende Typ der mich auslachte und dann dieses Nervenbündel das es wagte mich weiter zu reizen. Hatte ich denn irgend etwas unrechtes getan? Sollte ich für etwas bestraft werden? Man könnte mich wegsperren, bitte das wäre mir tausend Mal lieber als das. Ich drehte mich um, schloss die Tür hinter mir und wiederwillig sah ich zum Fenster. Es musste ein Scherz gewesen sein. Dort lag nichts. Dieses dumme Gefühl der albernheit stieg wieder in mir auf. Es war doch nur ein Fenster, warum wollte ich auf gar keinen Fall dort hin? Nur weil ER dort drüben war? Irgendwann musste ich es mir ja eingestehen. Doch noch nicht jetzt. Es war nicht weil er dort drüben war. Wer weiß ob er überhaupt dort war. Ich redete mir also ein das er nicht dort war, das er mich nicht beobachtete und das er nicht heimlich über meine Dummheit lachte. Das Licht war immer noch an, er würde mich perfekt sehen können. Nein würde er nicht! Denn er war ja gar nicht da. Ich sah nichts, das Licht blendete im Fenster, ich sah nur mich. Wahrscheinlich wäre es mir sogar lieber gewesen nur mich zu sehen, doch ich musste ja wissen wo mein Handy war. Tief durchatmend ging ich zurück zur Tür und legte den Lichtschalter um. Für einige Momente sah ich gar nichts, denn meine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Dann ging ich zurück zum Fenster und sah mich erneut um. Das durfte doch nicht wahr sein! Was machte mein Handy auf der Fensterbank? Ich war zu geschockt, warum auch immer, um an die Folgen zu denken. Ich riss das Fenster auf und schnappte mir das Handy. Es war noch ganz, nichts war verändert oder kaputt. Als das Display erleuchtet wurde, weil ich die Tastensperre löste, sah ich das ich 5 Anrufe verpasste und 3 Nachrichten bekommen hatte. Von wem die wohl waren? Natürlich sah ich gleich nach. Die Tatsache das ich am Fenster stand, dem Fenster, das dazu auch noch geöffnet war, war mir total entfallen. Die Anrufe stamten alle samt von meinem Freund, genau so wie die Nachrichten. Er hatte sich also Sorgen gemacht. Diese Nachricht musste er geschickt haben nachdem ich nicht auf seine Anrufe reagiert hatte. Nachricht nummer zwei. Ich wusste ja das er eifersüchtig war. Doch was er mir hier vorwarf war wirklich nicht sein ding und es war nicht fair. Es wäre ihm schon komisch vorgekommen das ich nicht zu ihm kommen wollte. Und jetzt das ich mich nicht bei ihm melden würde. Ob ich einen Anderen hätte. Das stand da wirklich. Ich musste es noch einmal lesen und dann gleich noch einmal. Das er, wegen sollcher Kleinigkeiten, so austicken würde hatte ich nicht gedacht. Aber der Hammer kam erst noch. Die dritte wollte ich eigentlich gar nicht lesen. Natürlich musste ich es aber, ich musste ja wissen was morgen auf mich zu kommen würde. Also öffnete ich Nachricht nummer drei. Mein Handy hatte wohl einen eingebauten Stoßdämpfer, denn es fiel nicht auseinander als es auf die Fliesen knallte. War das gerade die Androhung der Trennung gewesen? Ich war mir nicht ganz sicher, doch es klang so. Würde er soweit gehen nur weil ich eine Nacht nicht bei ihm verbracht hatte und weil ich mich nicht bei ihm gemeldet hatte? Würde er seine Meinung ändern wenn ich ihm sagen würde was passiert war? Das was IHN anging würde ich natürlich nicht erwähnen, aber ich konnte doch erzählen das ich durch den Regen nicht nach Hause konnte, das ich in diesem Haus eingesperrt war, was ja mehr oder weniger auch stimmte und das ich mein Handy verlegt hatte. Jetzt fiel mir auch wieder ein wo ich es verlegt hatte. Wahrscheinlich hatte ich es auf dem Sessel liegen lassen. Moment mal. Das würde ja bedeuten er hatte es hier hin gelegt. Also war er doch da. Reflexartig sah ich nach vorn. Die Fenster des Hauses waren leer. Ich konnte ihn nicht sehen. Für einen kurzen Moment überkam mich Erleichterung. Doch auch sie sollte ein baldiges Ende finden. Was machte mein Handy in der Luft? Wieso um Himmels willen schwebte es neben meiner Schulter? "Du hast da was fallen lassen." Dieser Klang, diese Stimme, es war unverkennbar, genau so wie das grinsen das darin lag. Ich drehte mich um und da stand er. Jetzt direkt vor mir und er hielt mir das Handy vor die Nase. Was zum Himmel machte er in meinem Bad? Wie bitte war er hier rein gekommen? Ich stand doch die ganze Zeit vor dem Fenster, ich hätte es doch bemerken müssen. Und selbst wenn er durch das Fenster gekommen wäre. Wo war die Leiter? Es wäre auch viel zu auffällig wenn er mit einer Leiter hier hoch gekommen wäre. Er saß definitiv in der Falle. Ich würde ihn nicht gehen lassen bevor ich nicht ein paar Antworten hatte. Das Handy ignorierte ich weiter hin einfach und schloss das Fenster so schnell wie ich konnte. Dann stellte ich mich zur Sicherheit auch noch davor. Er konnte gar nicht entkommen. Es war halb 11. Was würde er meiner Mutter sagen wenn sie ihn entdecken würde wie er durch unsere Wohnung ging? Nein! Was würde ich meiner Mutter sagen müssen? Hatte ich mich etwa eben selber in die Falle gelockt? Nein, bestimmt nicht. Also, was war das wichtigste das ich wissen wollte? Ich wusste es nicht. Ich stellte die erste Frage die mir in den Sinn kam. "Wie bist du hier rein gekommen?" Und wieder erschien dieses verschmitzte Grinsen auf seinem Gesicht. So eine unverschämtheit! Denn es sah so gut aus. Er kam näher. Was sollte das denn jetzt? Hatte er irgendetwas vor? Jetzt stand er direkt vor mir. Nur cm trennten uns. Leicht beugte er sich zu mir und ich konnte seinen Atem spüren. Was zum Henker hatte dieser Typ vor? Er sah mir direkt in die Augen. Es lag ein Ausdruck in ihnen den ich nicht deuten konnte. Und dann, dann streckte er seine Hand nach mir aus. Seine Hand? In der er das Handy hielt. Neben mir war die einzige Ablage. Ganz gemächlich legte er besagtes auf die Ablage und entfernte sich wieder von mir. Wie ich wohl geguckt habe? Erschrocken? Entsetzt? Ich weiß es nicht, ich sah nur dieses Grinsen das immer mehr zu nahm. "Ich kam durchs Fenster." Durchs Fenster, ja klar. Ich stand ja auch die ganze Zeit neben der Badewanne. Wollte er mich verarschen? Hatte ich mir diese Frage nicht schon einmal gestellt? Ja, durchaus, das tat ich. Dann drehte er sich um und setzte sich auf die Wanne, an die ich gerade gedacht hatte. Erst jetzt bemerkte ich, das ich die Heizung umklammert hatte. Ich entkrampfte meine Finger und ließ von ihr ab. "Es war offen und du warst da, ich wollte dir nur sagen das du dein Handy vergessen hattest." Jetzt sah er mich wieder an und er musterte mich. Das gefiel mir ganz und gar nicht. War jetzt der Moment indem ich irgend etwas tun sollte? Da war schon wieder dieses Kribbeln und ich konnte es weder abstellen, noch sagen warum es kam. "Jetzt weis ich ja das ich es vergessen hatte und ich habe es ja jetzt auch wieder." Was laberte ich da für eine Scheiße? "Dann kannst du jetzt wieder gehen." Ich wollte ihn doch noch so vieles fragen. Warum schickte ich ihn weg? Weil ich mich unbehaglich fühlte? Weil ich dieses Kribbeln endlich los werden wollte? Weil ich wichtigere Dinge zu tun hatte, wie zum Beispiel meinen Freund, wenn er das denn noch war, anzurufen? "Das kann ich nicht." Ich wurde immer unsicherer denn dieses Grinsen trieb mich in den Wahnsinn. "Warum?" Es war das einzige das ich raus brachte. Und es war ein Warum. Eines der vielen die in meinem Kopf rumschwirrten. "Du versperrst mir den Weg." Er sagte es mit einer solchen Gelassenheit das mir ganz anders wurde. Ich versperrt ihm den Weg. Ja, stimmt! Und das hatte auch seinen Sinn. Wollte ich ihn nicht ausfragen? "Ich las dich gehen, wenn du mir ein paar Fragen beantwortest." Ich wollte sicher und standhaft klingen, doch das tat ich ganz und gar nicht. "Bitte, nur zu. Stell deine Fragen. Ich bin schon ganz gespannt." Er lehnte sich leicht in meine Richtung. Hatte das einen Grund? Ist doch auch egal. Vergiss es einfach. Stell deine dummen Fragen. "Warum lebst du in diesem alten Haus?" "Diese Frage habe ich dir schon beantwortet." Er machte nur eine kurze Pause, so schnell konnte ich nichts sagen. "Es ist die einzige Möglichkeit Tag und Nacht in deiner Nähe zu sein." Er meinte das gerade wirklich ernst. Es war kein dummer Scherz von ihm. Dazu war die Aufrichtigkeit in seinen Augen viel zu groß. "Warum?" Es war das dritte Warum das ich endlich los werden würde. Ich konnte es noch gar nicht richtig glauben. Mein Kopf würde sich wieder meinen Gedanken widmen und nicht diesen hunderten von Warum. "Es ist meine Strafe, ich muss dich beschützen. Das weißt du." Und da kam schon das nächste Warum zum vorschein. "Warum?" Er atmete tief ein. Wollte er sich etwa beruhigen? Oder brauchte er etwa Geduld die er nicht hatte? "Es ist eben so." "Und warum zeigst du dich mir gerade jetzt?" Das war eine weitere sehr gute Frage. So wie es aussah auch für ihn. Das Grinsen war einem nachdenklichen Ausdruck gewichen. "Es war nicht meine Absicht. So weit hätte es nie kommen dürfen. Ich hab dir gesagt du sollst mich vergessen. Aber du konntest ja nicht hören. Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Ich kenn dich ja schließlich gut genug." Er kannte mich? So leicht und locker wie diese Aussage über seine Lippen kam so hart und gewaltig traf sie mich. Wie konnte er sich die Frechheit erlauben zu sagen mich zu kennen? Er konnte mich doch gar nicht kennen. Irgend etwas musste diese Frage ausgelöst haben. Ich hatte nur einmal geblinzelt, da stand er schon vor mir. "Geh zur Seite." Er sagte es sanft, aber bestimmend. "Warum?" "Weil ich nicht länger hier bleiben kann, darum!" Da war etwas in seiner Stimme das mir ganz und gar nicht gefiel. Doch ich hatte nicht die Absicht zur Seite zu gehen. Ich wollte das Fenster noch nicht frei geben. "Geh zur Seite!" Wiederholte er und diesmal mit mehr Ausdruck. Es war ein Befehl, in dem irgendwo eine Drohung versteckt war. Ich würde nicht zu Seite treten. Soweit würde es nicht kommen. Noch nicht. Und dann, ganz plötzlich, ich hatte nicht damit gerechnet, packte er mich an den Schultern und stellte mich neben das Fenster. Es hatte ihm kein bisschen Mühe bereitet. Ich hätte eine Pappfigur sein können. Er hatte mich einfach genommen und weggestellt. Dann öffnete er das Fenster und war verschwunden ehe ich noch etwas sagen konnte. Natürlich stand ich sofort am Fenster und sah hinaus. Er war verschwunden. Und er würde nicht wieder auftauchen. Nicht jetzt und nicht in dieser Nacht. Als ich auf mein Handy sah bemerkte ich das es bereits 23 Uhr war. Zeit ins Bett zu gehen. Ich würde morgen Schule haben, keine Zeit um ihn zu suchen, keine Zeit um in das alte Haus zu gehen. Er hätte Ruhe, 5 Tage lang. Die sollte er ruhig auskosten. Denn danach, am Freitag Abend, würde ich wieder in das Haus gehen. Und dann würde ich mich nicht so einfach aus dem Weg schaffen lassen. Dessen war ich mir sicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)