Über den Mann den ich vergessen habe von van_winkel66 ================================================================================ Epilog: -------- Ich war viel zu früh am Treffpunkt, keiner meiner Freunde war schon da, die Kneipe war noch recht leer. Ich seufzte und setzte mich in eine dunkle Ecke am Tresen. Einige Minuten später setzte sich ein junger Mann neben mich, er lächelte mich an und bestellte sich ein Mineralwasser. Ich sah mir den Typen genauer an; er hatte mittellanges, gewelltes, braun-blondes Haar und einen Kinnbart. Er trug einen abgewetzten braunen Mantel, darunter blitzte ein weißer Pullover hervor. Still schweigend beobachtete ich ihn aus den Augenwinkeln. Als der Wirt ihm sein Wasser brachte, sah der junge Mann mich wieder an. „Möchten Sie nicht auch etwas trinken? Ich gebe einen aus.“ Ich reagierte nicht sofort nickte dann aber, „Eine Cola hätte ich gern.“ der Wirt ging. Der junge Mann drehte sich mir zu. „Was tun Sie hier allein?“ Ich zuckte die Schultern. „Ich warte auf meine Freunde.“ Wieder lächelte er und nickte mir zu. „Verstehe, sie werden wohl bald kommen.“ Das Gespräch erstarb bis meine Cola eintraf. Sympathisch fand ich den Mann ja, aber er kam mir merkwürdig bekannt vor. „Danke für die Cola.“ Er antwortete nicht, schenkte mir nur wieder ein Lächeln. „Ich habe Sie hier noch nie gesehen.“ Meine ich schließlich. „Ich bin nur auf der Durchreise, ich bleibe nicht lange an einem Ort.“ Erklärte er und ich musste schmunzeln. „Ähnlich wie mein Vater, er ist auch viel rum gekommen in der Welt.“ – „Und Sie?“ wieder musste ich schmunzeln.. „Ich bin eher bodenständig, genau wie meine Mutter es war.“ Ich musste nicht weiter erklären, in seinen Augen sah ich, dass er verstand, meine Mutter war vor einigen Jahren gestorben. Ich war froh, dass er mir kein geheucheltes Höflichkeits-Beileid an den Kopf warf. Es wurde später, keiner meiner Freunde hatte sich bis jetzt blicken lassen. Ich unterhielt mich weiter mit ihm, über persönliche Dinge und er lächelte, nickte und verstand. Über sich erzählte er nicht viel. Zwischendurch nippte er an seinem Wasser, nickte und lächelte. Schließlich sagte ich: „Manchmal frage ich mich, wieso all das geschieht.“ Ich erwartete keine große Antwort, doch was er dann tat genügte. Er nahm einige Bierdeckel und baute geschickt ein Kartenhaus, es war nicht besonders groß und trotzdem zeigte es mir alles, als er es zum Einsturz brachte. „Nichts geschieht ohne Grund. Alles ist miteinander verwoben.“ Er schob die Bierdeckel zusammen und in diesem Moment bestätigte sich meine Vermutung, dieses mulmige Gefühl, dass ich den Fremden schon einmal gekannt hatte. Ich wagte die alles entscheidende Frage: „Warum?“ wieder lächelte er, nahm den letzten Schluck aus seinem Glas und sagte: „Ich weiß nicht.“ Ich schüttelte den Kopf, ich hatte wirklich geglaubt er würde mir meine Frage beantworten, wie töricht ich doch war. „Das musst du selbst heraus finden.“ meinte er und stand auf. „Natürlich.“ Ich lächelte resigniert und konnte mich nun vage an seinen Namen erinnern, einen Namen den ich lange vergessen hatte. Er verließ die Bar kurz bevor meine Freunde eintrafen. Sein leeres Glas stand verlassen da, keiner würde mir glauben, dass Er daraus getrunken hatte. Wie töricht ich doch war... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)