Tausend und 1 Nacht von Kio4578 ================================================================================ Prolog: -------- Prolog Die Wipfel der Bäume wiegten sich im kühlen Nachtwind und erzählten von dem was ihnen bevorstand. Die Dächer des Horstes und seiner Gebäude schimmerten im hellen Mondlicht. Vor ein paar Tagen hatten auch die Letzen den Hochsitz für dieses Jahr Verlassen. Der Winter würde bald Einzug halten und die Lebensbedingungen hier oben unnötig erschweren oder gar unmöglich machen. Im Winter war hier nie jemand, zumindest keiner außer ihm. Raphael genoss die kühle Nachtluft die nun sein langes Haar durchfuhr und es wie eine glitzernde Flagge im Licht aussehen ließ. Es war kühl heut Nacht, sicher würde auch seine Jagd bald schwierig werden, doch hier würde ihn niemand suchen, hier würde ihn keiner Vermuten, hier war er allein. So wie immer…so war es seit 900 Jahren und so würde es auch bleiben. In freudiger Erwartung ruhte sein Blick auf dem Dorf zu seinen Füßen, das allmählich in Dunkelheit versank und seine Bewohner in den Schlaf säuselte. Bald würde es dort ein letztes großes Fest geben, eine letze Gelegenheit sich noch einmal ganz entspannt auf den Winter vorzubereiten, die letze Möglichkeit um sich vielleicht für die kommenden Monate eine Versorgungsquelle zu beschaffen? Raphael schüttelte den Kopf. Oh nein, das würde er nicht tun, er würde hier warten, ab und zu nach unten gehen und die Ruhe auf dem Horst genießen. Die Nacht war wirklich kühl geworden, selbst in seinem Unterschlupf, oder seinem Heim, wie er es bezeichnete, war es reichlich ausgekühlt, dabei waren die heißen Quellen und das zähe, zu abstrakten Skulpturen, teils erstarrt, teils noch nach Wegen windende, Magmagestein, ganz in der Nähe. Raphael war es gleich, er fühlte die Kälte nicht, genau genommen, kam es kaum vor das er sie auch nur wahr nahm, daher war er umso erstaunter, das er ausgerechnet deswegen erwacht war. Er erhob sich und ging, wie so oft, durch viele Gänge und Zimmer die die Menschen vor langer Zeit vergessen hatten. Ihm war es Recht, niemand würde ihn suchen und nur die wenigstens würden sich im nächsten Jahr noch an ihn erinnern können. Es war doch immer wieder dasselbe. Menschen waren zu vergänglich. Kreaturen, die der Übermacht der Naturgewalten noch lange nicht gewachsen waren. Wesen die so leicht zu vernichten waren, das es irgendwann anfing langweilig zu werden. Doch ganz selten gab es Exemplare, die sich wehrten, auch wenn sie wussten, dass sie nicht gewinnen konnten. Oh wie hasste er diese Erinnerungen. Doch das allein hatte ihn nicht über die Jahre so werden lassen. Als Mensch war auch er schwach und es hatte lange gedauert bis er mit seinen neuen Leben etwas anfangen konnte. Es waren nicht die vergänglichen Erinnerungen, oder Schmerzen. Es war einfach die Zeit. Im Laufe der Jahrhunderte hatte die Zeit ihm einfach genommen, was er zu schätzen wusste, was er kannte, und bis auf ein Gefühl von unvergänglicher Trägheit ließ sie ihm nichts mehr. Kälte oder Hitze….Kanonenkugeln oder einfache Pfeile. Raphael spürte nichts von alledem. Nicht das reißen der Glieder wenn man sie zwang, trotz erstarrten Blutes, sich zu bewegen, nicht die hinterlistigen Schmerzen wenn sie unbedacht, Feuer berührten, selbst das Wissen das es diese Schmerzen gab, ruhte in ihm schon lange nicht mehr. Das einzige was ihn seit Jahrhunderten erfüllte, war unendliche Leere. Sein Leben bestand heute aus der Jagd, nicht etwa aus Abwechslung oder Freude. So oft hatte er sich gefragt, wann diese Leere endlich wieder vergehen würde, wann sie ihn wieder zurück führen würde, oder wann sie endlich ganz verschwinden würde. Er lebte, doch ein Leben ohne Inhalt…er hatte keine Wahl, sterben konnte er nicht, immer wenn er es versucht hatte, überwog der Drang des Überlebens…oder ein andrer war der Meinung sich als Retter aufzuspielen. 900 Jahre gingen in die Welt. 900Jahre in denen nur die Erkenntnis wuchs, dass es nicht besser wurde, eher noch schlimmer. Soviel Zeit auf dieser Erde und trotzdem konnte er bisher noch immer keinen Grund finden, der ihn an die Ewigkeit gefesselt hätte. Er sah soviele Menschen sterben und wiederkehren. Er selbst hatte so viele Menschen gehen lassen müssen. Er sah soviele Menschen zweimal in seinem Leben, doch niemals konnten sie sich an ihn erinnern. Ein lautloser Schatten, ein unsichtbarer Beobachter der das Elend und das Leben sah. Jemand der zwar da war, doch niemals wirklich gesehen wurde. Raphael….er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern wer ihm diesen Namen gab. Er war es nicht das wusste er. Was blieb war einzig das Gefühl von Leere. 100 Jahre später … -…- stand er wieder auf den Forst und belächelte das kleine Städtchen zu seinen Füßen, dann war er als Schatten zwischen den Häusern verschwunden. Der Zahn der Zeit…Raphael musste schmunzeln. Im Grunde war es nur ein Kommen und gehen von mehr Menschen die das Dorf inzwischen zu einer Stadt anwachsen ließen. Irgendwann vor ein paar Jahren hatte sie die heißen Quellen entdeckt und einfach ein Haus davor gebaut. Den Horst ließ man unangetastet. Erst hatte man überlegt ihn umzubauen, aber zu viele Unfälle gab es schon allein während der Planungsphasen, also ließ man ihn wie er war und kümmerte sich nicht weiter um ihn. Ihm war es Recht, jetzt, wo die Menschen selbst im Winter hier blieben war es vorbei mit der Ruhe. Eigentlich so etwas wie ein Feuerroter Farbspritzer im monotonen Grau seines Lebens. Doch die anfängliche Begeisterung war genauso schnell verflogen wie sie aufgestiegen war. Irgendwann hatte man auch das wieder aufgegeben, heute war es nur noch ein Schatten von dem was einst dort gestanden hatte. Sie waren zu laut und viel zu ängstlich. Einige waren gar nicht mehr gekommen, als man feststellte, dass der Berg im Grunde ein Vulkan war, der jeden Moment erwachen könnte. Er wusste es besser, seit über 1000 Jahren war hier niemand mehr erwacht, höchsten, und auch das nur ganz selten, in ewigen Schlummer gefallen. _____________________ Nun seid ihr dran. Wie hat euch der Prolog gefallen? Was das genügt noch nicht? Ok Kapitel 1 steht auch schon da. Kritik Vorschläge ect unbedingt erwünscht, natürlich auch alles was dazu motivieren könnte weiter zu schreiben. LG Kio ^^ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1 Es roch nach gebratenen. Das Fest am Ende eines jeden Jahres, hatte sich zur Touristenaktration gemausert. In der Zeit war es ein leichtes für ihn sich Nahrung zu beschaffen. Er musste sich nicht verstecken. Er würde hier genauso wenig auffallen wie es immer war. Er mischte sich unter die Menschen, derjenige der dumm genug war sich ihn zu nähern würde nicht mehr die Zeit haben über den seltsamen Fremden mit dem hellen Haar zu berichten. Meist waren es Leute die nicht hier lebten und noch viel häufiger waren es die Frauen, die nach ein paar Gläsern Wein wesentlich unbefangener auf die Männer zu kamen, nicht etwa umgedreht, so wie es einmal war. An eine konnte er sich noch ganz genau erinnern, ein ehrgeiziges Mädchen das wusste was es wollte. Sie musste nur einmal nach außen treten schon war sie umringt. Er hatte gesehen was es ihr bedeutete. Da war nichts, sie konnte mit all den Leuten um sich nichts anfangen. Gedanken wie Überheblichkeit und Arroganz hatten sie voll vereinnahmt. Sie wusste was sie wollte und wie sie wirkte. Normale Männer langweilten sie, sie alle waren einfach zu leicht zu manipulieren. Dann muss er ihr aufgefallen sein, denn plötzlich stand sie vor ihm und sah ihn unverhohlen und neugierig an. Raphael hatte an diesen Abend nur müde gelächelt, so wie jede folgende Nacht in diesen beiden Jahren, sie war wie die andren, ein hübsches Spielzeug, doch irgendwann verfallen und verbraucht, keine die es wert war seine Welt kennen lernen zu dürfen. Ihren Namen hatte er schon wieder vergessen. „He! Verdammtes Weib!“ eine schallenden Ohrfeige durchriss die feierliche Stimmung, gefolgt von einem lautlosen wimmern. Einige Passanten waren stehen geblieben, eine junge Frau rannte davon, ihn beinahe um. Sie brachte ihn zum stolpern. Mit einem flüchtigen Nicken bat sie um Entschuldigung und rannte weiter. Plötzlich durchfuhr ein Knall die Dunkelheit, die Frau sackte zusammen und fiel. Mehr konnte er nicht mehr sehen, denn sofort hatte sich eine Traube Menschen um sie gescharrt. Er stand nur wenige Meter von ihr entfernt. [So ein dummes Volk…stehen da und halten Maulaffenpfeil anstatt etwas zu unternehmen…Sei´s drum…sie wird ohnehin sterben.] Raphael ging weiter und die Menge teilte sich. So war es immer, der mysteriöse Fremde, den man regelmäßig in der Stadt sah. Alle hatten Angst, er konnte es förmlich riechen. Plötzlich hatte etwas an seinem Mantel gezupfte. Der Vampir sah hinab und sah, dass das Mädchen ihn festhielt. Er ging in die Knie. Das Leben floss unaufhörlich aus ihr heraus, doch das war es nicht was seine Aufmerksamkeit erregte. Sie sah ihn an. Oft hatte er schon einen sterbenden in die Augen gesehen, immer wieder hatte er die Angst vor dem ungewissen darin gelesen, den um Gnade nahezu bettelten Blick, nicht so bei diesem Mädchen. Sie hatte keine Angst, sie schien auch nicht sonderlich überrascht, es war fast als hätte sie es vorher geahnt, vielleicht auch gewusst, als eine Folge dessen, wenn sie davon rennen würde. Jetzt sah sie ihn nur an und lächelte leicht, wie um ihn erneut um Verzeihung für ihre Aufdringlichkeit zu bitten. Wie alt mochte sie sein? 17 oder 18? Ihr Blickkontakt dauerte nur Sekunden. „Lian…“ Raphael sah sie fragend an. Ein altes Gefühl stieg in ihm hoch. Was wollte das Mädchen mitteilen? „Lian?“ Er hatte sie ein wenig angehoben um ihr das atmen zu erleichtern, auch wenn das ebenso eine Verschwendung war wie alles was man hätte tun können. Sie würde es nicht schaffen. „Er weiß es nicht besser…“ „Maja! Maja!!“ Raphael fuhr herum als er die fremde Stimme hörte. Als der Junge bei ihnen ankam war bereits alles vorbei. „NEIN!!! Maja!!“ Er rüttelte und zerrte an ihr. Vielleicht war er gerade 13 oder 14. Raphael zerrte ihn zurück. „Lass das…“ sagte er leise. Sofort verstummte er und sah ihn an. Er hatte damit gerechnet das er voller Angst davon laufen würde und eigentlich hatte er auch damit gerechnet das der Zorn über die eigene Hilflosigkeit dieses Jungens auf ihn übertragen wurde, doch nichts der gleichen geschah. „Wieso hast du heut nicht auf mich gewartet…“ Raphael war inzwischen wieder aufgestanden. Ein paar wenige mutige standen noch immer in der Nähe der kleinen Gruppe. Von der Ferne hörte man das Horn blasen. Doch selbst ein Arzt würde ihr nicht mehr helfen können. Das Mädchen war rettungslos verloren. „Geh nach Hause…hier damit kannst du ihr einen Platz auf den Friedhof kaufen und dir was zu essen…“ sagte er noch bevor er ihm ein paar Münzen in die Hand drückte und einfach ging. Im Laufe der Nacht hatte er den Schützen, der das Mädchen so feige hinterrücks erschossen hatte, gefunden. Er hatte nicht einmal lange suchen müssen. Sein Geprahle über die tödlich endende Flucht und sein hervorragendes Auge, waren noch Strassen weiter zu hören. Scheinbar war ihm das Mädchen tatsächlich davon gelaufen. Zumindest roch Raphael geradezu die boshafte Natur dieses Menschen. Er hatte nicht vor das Mädchen mit Geld für ihre Arbeit zu entlohnen…oh nein in seinem Gehirn waren ganz andere Vorstellungen verknüpft, es war widerlich diese Gedanken so weit zu spüren. Nun würde er niemanden mehr davon erzählen können. Als er einen Gedanken daran verschwendete, wunderte er sich weshalb er plötzlich das Bedürfnis hatte, diesen Menschen die Angst zu zeigen die man vor dem Tod verspürte. Es hatte gewirkt, er hatte schon Angst als er noch nicht einmal nah genug bei ihm stand. Raphael hatte die Stadt schon fast wieder hinter sich gelassen, als das Feuerwerk begann. „Und wieder ein Jahr mehr…Tausend und 1 Jahr voller Leere…“ Es war nur ein kurzer Weg zurück bis zum Fuß des Berges. Doch plötzlich blieb er erneut stehen. „Wieso folgst du mir?“ Raphael musste sich nicht umdrehen um zu wissen dass es der Junge vom Markt war, doch tat er es. „Ich habe den Mann gefunden…er ist tot…“ antwortete der Junge. „Nun…dann hat er es wohl verdient.“ „Ich möchte das nicht haben…“ er ging ein paar Schritte auf Raphael zu und gab ihm die Münzen zurück. „Trotzdem möchte ich euch danken.“ Der Vampir sah ihn an. Es war seltsam, dieser Junge schien genauso wenig Angst vor ihm zu haben wie das Mädchen vorhin. „Gut…Aber hast du gar keine Angst?“ war sein Kommentar dazu. „Wieso sollte ich Angst haben? Es gibt schlechtere Menschen und schlimmere Dinge vor denen man Angst haben sollte.“ Damit drehte er sich um und lief zurück. Raphael blieb verwundert zurück. Es war eine Weile her, dass er sich mit einem Menschen unterhalten hatte. Meist waren die viel zu verängstigt gewesen um ein Wort von sich zu geben. Doch er schüttelte die Gedanken ab und ging weiter. Es würde bald hell werden. Als er zurück war legte er sich hin und schlief fast augenblicklich ein. Es war sehr lange her, dass er wirklich gut geschlafen hatte. Das wurde ihm klar, als er am nächsten Abend erwachte. Das nächste woran er sich erinnerte war der Tag davor. Das Mädchen und der Junge. Vielleicht hätte er ihm ja sagen können wer Lian war. Er entschied sich noch einmal nach ihm zu sehen, wenn er ihn finden sollte, konnte er ihn fragen, wenn nicht, würde er die beiden sowieso bald vergessen haben, schließlich würden sie das auch tun. Seine Suche verlief erfolglos, der Junge war nicht mehr da, wahrscheinlich war er direkt nach ihrem kurzen Zusammentreffen gegangen. So setzte er seine Jagd fort und ging anschließend zurück. Nach ein paar Wochen, als das Neue Jahr schon fast wieder den Frühling entgegensah, hatte er sie noch immer nicht vergessen, es war ungewöhnlich, vielleicht lag es auch einfach daran, das er noch in seinen Träumen, sofern das möglich war, an die beiden erinnert wurde. Raphael ignorierte die Erinnerung an jene Neujahrsnacht, es waren nur Menschen und in ein paar Jahren waren sie ganz fort. So zogen die Jahre ins Land, außer ein paar Reisen bedingt durch die Jagd, war sein Leben genauso eintönig wie immer, nur eines hatte er bisher noch immer nicht vergessen können. Den Namen des Jungen den das Mädchen, Maja, aussprach bevor sie starb. Wie lang war das jetzt her? 4 Jahre oder doch schon 5? Neben ihm bewegte sich etwas. Es war eine Frau die ihn vor ein paar Tagen, oder waren es Wochen? Ganz unverhohlen nachgestellt war und ihn solang beobachtete bis er schließlich entschied ein wenig mit ihr zu spielen. Eines von vielen hübschen Spielzeugen, unglücklicherweise schien dieses ausgerechnet tatsächlich Interesse an ihm zu haben und nicht daran etwas Unbekanntes und Wildes zu bändigen. „Woran denkst du?“ fragte sie als sie seinen nachdenklichen Ausdruck bemerkte. Raphael maß sie mit einem undeutsamen Blick. „Ich denke dass du gehen solltest.“ War seine kurze Antwort. Er war kein Freund vieler Worte das hatte sie recht bald erfahren können. Doch diesmal klang es anders. „Wie meinst du das?“ fragte sie ihn. „So wie ich es sage. Du solltest gehen und nicht mehr her kommen.“ Die Frau sah ihn verwirrt an. Er war aufgestanden und bereits angezogen. Der fordernde Blick in seinen Augen blieb. Langsam richtete sie sich auf, griff nach ihren Kleidern und schlich beinahe demütig an ihm vorbei. Raphael wusste dass sie so leicht nicht aufgeben würde, doch er war ihrer einfach überdrüssig geworden. Sie war zweifellos hübsch und wahrscheinlich würde sie das auch noch eine Weile bleiben, doch wie würde sie sich wohl fühlen, wenn sie ihn in ein paar Jahren ansehen müsste, nur um festzustellen, das sie allmählich alt und runzlig wurde, doch er seine Jugend nicht verloren hatte. Gerade als sie die Tür erreicht hatte sah sie ihn noch einmal an. „Warum?“ „Du willst eine Antwort?“ Sie blieb stehen und sah ihn entschlossen an. Raphael ließ dies vollkommen unberührt. „Ich bin es leid, du solltest einfach gehen, such dir einen andren und lass dich hier einfach nicht mehr blicken. Wenn wir uns in ein paar Jahren wieder treffen sollten, würdest du dich nicht einmal mehr an mich erinnern und wenn doch, dann wirst du deine Antwort haben.“ Damit war das Thema für ihn beendet in ein paar Tagen würde er auch ihren Namen vergessen haben und in ein paar Jahren würde er feststellen das nichts mehr von ihrer Schönheit geblieben war. Sie ging. An diesem Abend, als er durch die Gassen ging, ertönten aufgeregte Rufe durch die Strassen. Es klang ein wenig panisch und auch ein bisschen Fassungslos. Als er dein Rufen folgte fand er den Grund, es war Claire, sie hatte sich in den Tod gestürzt. Raphael kümmerte es nicht. Entweder war sie dumm, oder naiv, beides war ihm gleich. Plötzlich drehten sich einige zu ihm um und musterten ihn eindringlich. Zwei drei weitere schienen ihn erkannt zu haben, denn einer von den Männern machte einen kleinen Schritt auf ihn zu. „Wart ihr es nicht mit dem sie vor ein paar Tagen gesehen wurde?“ „Schon möglich.“ „Dann sagt uns weshalb sie ihrem Leben so ein Ende setzen wollte.“ „Woher soll ich das wissen? Ich kann keine Gedanken lesen.“ „Ich sage euch, sollte ich erfahren das es eure Schuld...“ „Dann ist sie dümmer gewesen als sie aussah.“ Damit drehte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort. Er spürte die Fassungslosigkeit die von denen ausging die ihnen zugehört hatten, doch sie hatten erbärmliche Angst. Keine von ihnen würde es wagen ihm zu folgen. „Wartet!“ Doch Raphael ignorierte die Stimmen einfach, stattdessen verschwand er in der Dunkelheit. Im Laufe des abends hatte sich die Nachricht weit verbreitet und auch die unliebsame Andeutung, das der mysteriöse Mann etwas damit zu tun haben könnte. Er musste nicht einmal nachdenken wer solch einen Blödsinn in die Welt gesetzt hatte. Es konnte nur einer der drei Männer gewesen sein, der ihn schon einmal gefragt hatte, ob er etwas wüsste. Er hörte weg und ging weiter. Sollten sie doch ihr dummen Ammenmärchen weiter hinaustragen. _________________________ Thx an alle die bis hier her gelesen haben. Das war also Kapitel 1 Anregungen, Vorschläge, Kritik und alles was euch sonst noch einfällt, bitte am Ausgang hinterlassen. LG Kio ^^ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 Als der Berg mit dem Hochsitz bereits schemenhaft zu sehen war, hörte er Schritte hinter sich. Es waren schnelle Schritte, jemand rannte auf ihn zu. Der Vampir drehte sich gewohnt langsam um und sah schon von weitem, das es tatsächlich einer dieser Idioten war. „Bleibt stehen!“ „Was wollt ihr noch von mir?“ „Ich weiß nicht wer ihr seit, aber ihr seit ein gefährlicher Mann…“ fuhr er ihn an. „Und das sagst du weil du der Meinung bist dass es so sein muss?“ fragte er spöttisch. „Claire hatten keinen Grund, sterben zu wollen! Ihr ging es gut bis ihr sie verhext habt!“ Raphael verzog die Lippen zu einen amüsierten Grinsen. Es war immer wieder belustigend was in den Köpfen von Menschen vor gingen mochte. Sein gegenüber erstarrte. Im Licht des Vollmondes waren seine Reißzähne klar und deutlich zu erkennen. Seine improvisierte Waffe begann zu zittern, seine Augen weiteten sich. „Glaubst du ich hatte es nötig ihr solchen Umständen zu machen?“ seine Stimme klang belustigt, doch die Angst in den Augen seines Gegenübers wuchs immer weiter. „Du…du…Teufel!“ presste er hervor. „Ihr Menschen seit so klein und so schwach…Nur zu lauf davon, ich sehe das es das ist was du möchtest. Na los lauf schon.“ Der Vampir maß ihn mit durchdringendem Blick. „Du hast Angst…ist es nicht so…Angst vor mir? Oder Angst vorm sterben?“ Der Mann ließ seine Waffe fallen und stürmte davon. Raphael sah ihm belustigend hinterher, es würde ihn nur einen Wimpernschlag kosten um ihn einzuholen, er entschied sich noch ein wenig zu warten, sollte er sein bisschen Hoffnung noch nähren, leben lassen konnte er ihn ohnehin nicht, nicht weil er befürchtete er könnte seine Geschichte erzählen, ihm würde ohnehin keiner glauben, doch er wusste, wenn es nur einer tat, dann würde man bald nach ihm suchen und damit würde man vielleicht auch anderen, unwissend den Weg zu ihm zeigen. Sicher war es ungewöhnlich, dass ein Vampir soviele Jahrhunderte an einem Ort blieb, aber es war das sicherste Versteck vor denen, deren Leben er mehr verachtet als das eigene. Er ging auf die Jagd wenn er Hunger hatte, die anderen gingen auf die Jagd weil es ihnen Freude bereitete Menschen zu quälen und zu töten. Menschen waren ein seltener Fang und meist waren es keine unschuldigen, über die wärmeren Monate gab es genug Wild in den Wäldern und in der Stadt wurde man nicht stutzig wenn einer am nächsten Tag gestorben war, nachdem jeder wusste was er getan hatte und ihn dafür jeder hasste und am liebsten selbst getötet hätte. Im Grunde tat er denen sogar einen Gefallen. Auch dieser Mann war einer von denen. Er musste irgendwann begonnen haben, festzustellen, dass man nahezu alles bekommen kann, wenn man nur genügend Gewalt gebrauchte. Alle hatten Angst vor ihm, und jeder ging ihn, wenn möglich, aus dem Weg. Heute hatte er scheinbar ihn als Opfer ausgesucht, nun war er es selbst. Er hatte die Stadtmauer beinahe erreicht als Raphael vor ihm stand. Er stolperte zurück und landete unsanft auf dem Hinterteil. Das letze was er sah, wahren silberne Haare die wehend im Mondlicht schimmerten. Erneut holten ihn in dieser Nacht die Erinnerungen ein. Er erwachte zu früh, das fühlte er ganz deutlich, doch etwas ließ ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Es war später Nachmittag, die letzen Sonnenstrahlen färbten den Horizont in viele Rottöne als er nach draußen trat. Etwas lag in der Luft, etwas schien sich zusammen zu brauen. Als er in die Stadt sah stockte ihm für einen Moment der Atem. Nicht nur die Sonne färbte den Himmel rot, auch das Glimmen über der Stadt verhieß nichts Gutes. Es schien als sei ein Feuer ausgebrochen. Er beobachtet Menschen die eilig Eimer mit Wasser durch lange Schlagen reichten, doch sie würden das Feuer nicht unter Kontrolle bekommen. Er schüttelte den Kopf, sollten sie doch erst einmal die nahen Gebäude schützen bevor sie sich um den Brandherd kümmerten. Die aufgeregten Rufe hallten bis in den Horst hinauf. Raphael sah sich das Schauspiel noch eine Weile an. Das Feuer wurde immer größer, die Flammen hatten schon lang angrenzende Gebäude erreicht und setzten ihr Vernichtungswerk fort. Zwischen all den Rufen hörte er immer wieder ein paar Stimmen die danach klangen was er sich schon selbst gedacht hatte, erstmal die angrenzenden Gebäude sichern und dann den Rest erledigen. Kopfschüttelnd wollte er gerade zurück gehen als etwas andres seine Aufmerksamkeit erregte. Es war nur ein Hauch von etwas was er sicher noch nicht gesehen hatte, doch es war da und es stand vor ihm. Als es sich verdichtete er kannte er Maja´s Gesicht und sofort hallte der Name des Jungen in seinem Kopf wider, dann war es wieder verschwunden und er sah die neuen Flammen züngeln. Er sollte sich nicht einmischen. Das waren seine Gedanken als er nach unten gegangen war und zur Stadt ging. Sofort sahen ihn alle ängstlich an und die Schreie hörten auf. Einer der Männer die mit Helmen und blauen Uniformen ganz deutlich aus der Menge stach, wiederholte noch einmal seine Anweisung. Mit dem beunruhigenden Blick des Fremden im Nacken taten tatsächlich einige das was er sagte. Als die anderen sahen dass sie scheinbar nicht völlig unsinnig erst die nahen unversehrten Gebäude benässten, nahmen alle ihre Aufgabe wieder auf. Inmitten der brennenden Gebäude sah er immer wieder einen Schatten laufen. Einer der Männer musste es auch sehen, denn er reagierte. „He! Kommt raus da! Das ist gefährlich! Heda!“ doch wer auch immer es war, schien sich wenig um die Rufe von draußen zu kümmern. Raphael war näher gekommen. Es war ein junger Mann, er holte wieder und wieder etwas aus den Flammen. Die meisten davon waren Kinder die entweder schrieen oder das Bewusstsein durch den Rauch verloren hatten. Der Vampir blickte auf, es war eines der größeren Wohngebäude in der Stadt. Irgendwann hatte man Kinder dort immer wieder hin gebracht, meist waren es die, die ihre Eltern verloren hatten. Irgendeiner hatte es dann Waisenhaus genannt und seit dem schien es eine Aufgabe zu haben. „Um Himmels willen! Im Haus sind noch Kinder!“ schrie eine der Frauen, die ein Bündel auf dem Arm trug. „Madam, wisst ihr wie viel Kinder ungefähr noch drin sind?“ Einer der Männer war zu ihr gegangen. „Einige waren draußen hinter dem Haus, aber die Kleinen sind noch zu jung um dort zu spielen, es ist zu gefährlich. Das Haus beherbergt ungefähr 30 Kinder, die Hälfte davon ist krank oder zu klein!“ Erwiderte sie schluchzend. „Wir werden sehen was wir tun können, bitte tretet zurück.“ Die Frau nickte schwach und folgte der Aufforderung. Der junge Mann lief noch immer unermüdlich durch die Flammen ins Haus, ganze 7 Kinder hatte er bisher nach draußen gebracht. Ein andere war wahnsinnig genug ihm zu folgen. Raphael beobachtete ihn, der Rauch nahm in den Atem, seine Kleider waren angesengt und hier und da hatte sich die Haut schon rot gefärbt. Es würde nicht mehr lang dauern bis er zusammenbrechen würde. Kaum das er den Gedanken zu Ende gebracht hatte, sollten sie sich bewahrheiten. Der Junge Mann kam nicht mehr heraus. Eines der Kinder fehlte noch, das hatte er gehört als die Frau, die die Männer erst darauf aufmerksam gemacht hatte, die Kinder fragte wer noch alles bei ihnen war. Dann kam der Mann der ihm half, allerdings allein und schüttelte den Kopf. „Da drin gibt es nichts mehr zu retten…“ sagte er. „Aber dort sind noch 2 Menschen drin!“ protestierte einer der Helfer. „Es tut mir Leid…es ist zu gefährlich noch einmal hinein zu gehen.“ Inzwischen war der Vampir nach hinten gegangen und versuchte durch die Flammen und den Rauch zu spähen. Raus gekommen war er definitiv nicht mehr. Dann sah er ihn, einer der Balken musste ihn erwischt haben. Das schreiende Kind lag vor ihm. Es war fast noch ein Baby. Mit einer schnellen Bewegung war der Vampir nach drinnen gegangen. Die Hitze war unerwartet groß, allerdings störte ihn das wenig, er hob das Kind auf, zerrte den Jungen auf die Beine und war auf selben Weg wieder nach draußen gelangt. An der frischen Luft verstummte das plärren des Kleinen und es sah ihn aus großen Kulleraugen an, griff sich eine Haarsträhne und lachte. Ein wenig irritiert schaute er auf die Kleinen Finger die einfach nicht los lassen wollten. Was tun? Dann hörte er das Rascheln des Grases neben ihn. Der Junge war zu sich gekommen. Er schien nicht ernsthaft verletzt zu sein, aber seine Kleider hingen nur noch in Fetzen an ihm und seine Haarspitzen waren angesengt. Als er ihn ansah zuckte Raphael unter seinem Blick zusammen. Er kam ihn merkwürdig bekannt vor. Ohne ein weiteres Wort drückte er ihm das, immer noch lachende, Bündel in die Hand. Er nahm es und löste vorsichtig seine Finger. Dann fing es zu schreien an. Raphael war bereits aufgestanden und zurück getreten. Der Junge sah ihn an, in seinen Augen meinte er ebenfalls etwas wie erkennen zu sehen. „Hör auf…alles ist gut.“ sagte er leise, und tatsächlich wurde es ruhig. Dann sah er noch einmal auf. „Danke…“ murmelte er. Der Vampir nickte und wollte gerade gehen, als das Kleine erneut nach eine seiner Strähnen griff und sie festhielt. In Momenten wie diesen, hasste er es lange Haare zu haben. Sofort reagierte der Junge und versuchte sie erneut davon abzubringen weiter damit zu spielen, doch diesmal ließ es nicht so schnell locker. „Tut mir leid…das tut sie sonst nie…“ „Sie?“ eigentlich wollte er gar nichts sagen. Der Junge sah ihn an. „Sie ist erst vor ein paar Wochen gefunden wurden, sie ist nicht älter als 10 oder 11 Monate. Ich hab ihr den Namen Maja gegeben…und eigentlich ist sie sonst ein braves Mädchen.“ „Maja?“ nun war der Vampir doch überrascht. „Ich hab sie so genannt in Gedenken an das Mädchen das sie vor 5 Jahren erschossen hatten…“ Raphael sah ihn an. War er etwa der Junge der damals zu ihr lief? „Ich hab sie nicht vergessen…“ er sah ihn an und ein resignierender Ausdruck war auf dem rußgeschwärzten Gesicht zu sehen. Scheinbar hielt es Maja nicht für nötig die Haare des Fremden los zu lassen. Seufzend drehte sich der Vampir um. Zu seinem Füßen lag eine Glasscherbe, die beim bersten, durch die Hitze hier her geschleudert wurden sein musste. Raphael hob sie auf, griff nach der Strähne die das Mädchen immer noch dickköpfig festhielt und schnitt sie einfach ab. Der Junge sah ihn irritiert an, gleichzeitig aber auch wie um ihn um Verzeihung zu bitten. „Es tut mir wirklich sehr leid….“ Murmelte er immer wieder. Doch der andre winkte nur ab und ging. Den Jungen und das schreiende Kind ließ er zurück. Vom schreien des Kindes aufmerksam geworden, hatten sich die ersten um sie gesammelt und ihn beglückwünscht. Doch Lian sah noch immer in die Richtung in der der Fremde verschwunden war. Genauso schnell und ruhig wie schon vor 5 Jahren. Auch jetzt noch musste er an diese Begegnung denken. Der Fremde mit den langen Haar und den roten Augen. Scheinbar hatte er sich nicht verändert, er sah noch genauso aus wie damals, allerdings erschien er ihm nun nicht mehr so groß, immerhin war er jetzt selbst alt genug um ihn in die Augen sehen zu können. Als die Nacht ganz hereingebrochen war, hatten sie das schlimmste verhindern können, das Feuer hatte zwar einen großen Schaden angerichtet, aber den würde man reparieren können. ____________________________________ Thx für´s lesen. Anregungen, Kritik und alles was euch sonst einfällt immer gern gesehen. LG Kio Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3 In seinem Behausung angekommen, stellte Raphael fest, das seine Kleider ebenfalls ein wenig mit genommen wirkten. Er tauschte sie einfach gegen die tausend anderen die sich um laufe der Jahrhunderte angesammelt und nicht von Motten und Zeit zerfressen wurden. Er war nachdenklich zurück gelaufen. Es war seltsam und er fragte sich noch immer wie die Ereignisse vor und während des Feuers zusammenpassen könnten. Doch wieso war der Junge jetzt da? Jetzt nach 5 Jahren? War er doch nicht gegangen? Aber wieso hatte er ihn dann nicht gefunden? Allerdings schob er die Gedanken weit von sich, er wollte nicht darüber nachdenken, auch nicht darüber, wieso er ihn scheinbar wiedererkannt hatte, und wieso er selbst jemanden erkannt hatte dem er nur kurz begegnet war. Als er erwachte war es wieder dunkel. Er genehmigte sich einen Besuch bei den heißen Quellen, bevor er auf die Jagd gehen wollte. Noch immer hing der Geruch von Rauch in der Luft, aber die Menschen hatten bereits versucht, das schlimmste zu bewältigen. Verbrannte Balken und Türen waren wegeschafft wurden. Die Späne vor den Schreinereien zeugten davon, dass man bereits dabei war, das Alte gegen das neue zu ersetzen. Raphael registrierte es nur am Rande. Jemand war ihm gefolgt, durch die Stadt, nach draußen bis hier her. Er hatte sich nicht weiter darum gekümmert, normalerweise ließen es die meisten sein, auch wenn er nicht vor ihnen stand, musste sie spüren das man ihn nicht zu nah kommen sollte. Doch diesmal schien es einer tatsächlich wissen zu wollen. Angst war ebenfalls nicht zu spüren. „Sie haben den ganzen Tag gearbeitet.“ Der Vampir war stehen geblieben und drehte sich um. Am Klang der Stimme hatte er ihn wieder erkannt. Es war der junge Mann von gestern. „Das ist nicht zu übersehen.“ Erwiderte er als er ihn schließlich ansah. Er war jetzt sauber und seine Kleider waren ebenfalls neu, selbst seine versengten Spitzen hatte man ihm abgeschnitten. Er wirkte ein bisschen zierlich und seine feinen Züge erinnerten ihn an einen verwöhnten Burgknaben den man niemals befahl etwas anderes zu tun als zu lesen. Aus ihnen wurden meistens, zierlich oder grazile Männer mit Zügen feiner als die jedes Mädchen im selben Alter. Aber sie waren auch immerzu blass und kränklich. Er selbst hatte es schon selbst gesehen. Wenn diese wohlbehüteten Menschen etwas anderes tun mussten, waren sie entweder überfordert oder wurden wahnsinnig, die ganz besonders schwachen starben auch einfach. Sie waren nicht dazu geboren wurden Kriege zu führen oder Schlachten zu schlagen. Sie sollten immer nur hübsch anzusehen sein. Jeder Bauernjunge im Dorf hätte es besser wegstecken können. Aber diese Zeiten waren vorbei, dieser Junge war auch zierlich und hatte feine Züge, doch er hatte auch schon gearbeitet und erfahren müssen was es hieß vor Erschöpfung einzuschlafen. „Wieso folgst du mir?“ fragte er ihn. „Ich habe nicht die Zeit gefunden euch zu danken.“ Erwiderte er, ließ ihn dabei jedoch nicht aus den Augen. „Das ist nicht nötig…ich war nur zufällig dort.“ Entgegnete der Vampir. „Selbst wenn…ich weiß das kein andere mehr in das Gebäude gegangen wäre. Ihr habt Maja und mir das Leben gerettet.“ Raphael sah ihn an. „Warum bist du überhaupt in dieses Haus gegangen?“ wollte der Vampir wissen. „Weil ich nicht noch einmal zu spät sein wollte.“ „Wie?“ „Ich kam damals zu spät…ihr wisst es vielleicht nicht mehr, aber ihr wart damals ebenfalls da…auf dem Marktplatz. Ich war zu spät…Maja war schon gestorben.“ Raphael sah ihn an. Wieso konnte der Junge sich nun noch ausgerechnet an ihn erinnern? Noch immer ruhte sein Blick auf ihm. Er hatte auch heute genauso wenig Angst vor ihm, selbst wenn er etwas mitbekommen hätte, wie konnte er sich dann erklären das er so schnell bei ihm und genauso schnell hinter dem Gebäude gewesen sein mochte? „Ich erinnere mich, aber das ist doch schon eine Weile her.“ Erwiderte er nun. „Maja hatte mir gesagt, dass sie gehen würde, ich habe es zwar nicht verstanden, aber ich wollte mit ihr gehen, sie sollte warten.“ „Wieso erzählst du mir das?“ fragte der andere. „Ich weiß das Maja mit euch gesprochen hat, ich möchte wissen was sie gesagt hat.“ Ehrlich verblüfft sah er ihn nun an. „Dir scheint dieses Mädchen sehr viel bedeutet zu haben, aber ich kann dir nicht helfen, sie hat nicht mit mir gesprochen, sie hat nur einen Namen gesagt.“ „Sie war meine Schwester…“ Raphael sah ihn an, dann seufzte er lautlos. „Gut…sie sagte nur Lian und etwas davon das er es nicht besser wusste.“ Sein gegenüber sah ihn an. „Das war es also…“ „Habe ich damit deine Frage beantwortet?“ Lian nickte. „Gut.“ Damit wandte er sich ab und wollte gehen. „Wartet!“ Raphael blieb widerwillig stehen. Es war nicht gut zu lang mit einem Menschen zu sprechen, früher oder später würden sie weiter fragen und fragen und irgendwann würden sie anfangen lästig zu werden. „Was ist denn noch? Willst du jetzt auch noch wissen wer das ist? Da muss ich dich enttäuschen. Ich hatte überlegt eher dich das zu fragen.“ Erwiderte er schon ein wenig gehaltener. „Nein…das ist nicht nötig. Ich bin Lian…“ Erneut sah ihn der Vampir überrascht an. „Maja lief davon weil sie nicht so enden wollte wie die anderen Mädchen. Sie wusste, dass es ihr Ende wäre, wenn er sie erwischen würde. Sie wollte mich nicht mit nehmen, aber ich bin ihr gefolgt und habe es erfahren, dann haben wir beschlossen zu gehen. Dieses Heim…es war das Haus unserer Eltern, sie sind bei einer ihrer Reisen überfallen und getötet wurden. Sie haben ein großes Erbe zurückgelassen. Maja und ich hatten beschlossen es für die Waisen zu geben und stellten unser Haus zur Verfügung. Als ein neuer Direktor kam wurde es immer schlimmer. Maja war bald alt genug und konnte Lohn verlangen, aber er hatte ganz anderes im Sinn. Aber wieso erzähle ich euch das eigentlich alles. Entschuldigt, aber ich denke ich sollte jetzt besser gehen.“ Er sah ihn noch kurz an dann ging er schnellen Schrittes zurück. Raphael sah ihm nach. Majas letzte Gedanken galten also ihrem Bruder, aber was hatte sie mit diesem einen Satz gemeint? Raphael entschloss sich nicht länger darüber nach zu denken, vielleicht würde es damit getan sein und die Träume würden endlich wieder aufhören. Auch wenn sie nicht störend waren, es passte ihm nicht das sie ihn an Dinge erinnerten die geschehen waren. Er hatte den Jungen gefunden und er hatte ihm mitgeteilt was das Mädchen sagte. Was auch immer es war, er hoffte das es damit vorbei sein würde. ________________ Thx fürs lesen. Anregungen Krutik ect gern gesehen *Kekse da lass* LG Kio ^^ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4 Im Horst angekommen ging er durch die Gänge. Jemand war her gekommen über den Tag, zumindest aber spürte er eine Art Präsenz die über den Hof hing. Vielleicht nur einer der Wärter die neben den Stadtmauern auch sicher gehen sollten, dass der alte Horst nicht irgendwann einstürzen würde. Doch der Vampir war zuversichtlich, wenn alles einstürzen würde, dieser Hochsitz würde mit hoher Wahrscheinlichkeit als einziger stehen bleiben. Dann ging er zurück. Das erdrückende Gefühl der Hitze die sich über den Tag angestaut hatte, bekam ihm nicht. Außerdem hasste er es, das er noch immer an den Jungen dachte und daran was er ihm erzählt hatte. Nicht das er es nicht schon selbst wusste, vielmehr deswegen weil…ja warum eigentlich? Unwirsch ließ er sich auf sein Lager fallen. Raphael schlief nicht gleich ein, erst als es schon um die Mittagszeit gewesen sein musste, hatte er seine Gedanken loslassen können und war eingeschlafen. Dementsprechend zur falschen Zeit war er wieder aufgewacht. Es war noch hell und viel zu heiß um nach draußen zu gehen. Ein wenig Sonne konnte er ertragen, aber eben nur ein wenig, es musste nicht stockdunkle Nacht sein, aber die strahlen sollten auch nicht unbedingt ungebremst auf ihn brennen. Morgen und Abenddämmerungen oder dicht bewölkte Tage, da störte sie ihn weniger, aber Tage wie dieser waren einfach nicht das was er sich antun musste. Zuviel Leben…zu viel Licht, alles was es in seiner Welt nicht mehr gab. Als es allmählich abkühlte und die Sonne fast ganz verschwunden war, ging er nach oben. Er wollte sehen ob heut wieder jemand auf dem Horst war, obwohl er es nach wie vor nicht so Recht glauben mochte. Was sollte ein Mensch auch hier oben suchen? Jeder der in der Stadt fragen würde, bekäme den Rat er solle alles was mit dem alten Hochsitz zu tun hatte schlicht und einfach vergessen. Raphael´s Weg führte in die Stadt, wie jeden Tag eigentlich. Mindestens aber in ihre Nähe. Doch heute war es ein wenig merkwürdig. Die sonst um diese Zeit noch besuchte und belebte Strasse war fast leer und die wenigen die noch unterwegs waren versuchten so schnell wie möglich in ihre Häuser zu kommen. Einige stürzten beinahe panisch davon, als sie ihn sahen. Raphael kümmerte es wenig, bis ihn jemand in eine Gasse zog. „Ihr solltet besser nicht mehr so oft hier her kommen.“ Hörte er eine Stimme. Er erkannte sie fast sofort wieder. „Die Menschen hier sind beunruhigt, irgendjemand schien es wohl für nötig zu halten, Geschichten zu erzählen, und er hatte dabei Hilfe.“ „Lian?“ Der Junge war endlich stehen geblieben und sah sich um. Hier würde keiner mehr um diese Zeit vorbei kommen. Das kleine Häuschen schmiegte sich in den Schatten der Dunkelheit, nur ein einzelnes Kerzenlicht machte den Besucher darauf aufmerksam, das es nicht nur eine Wand war. „Kommt mit, dann werde ich es euch erzählen.“ Raphael musterte ihn misstrauisch. Wenn alle andren Angst hatten, woher sollte er wissen das der Junge ihn nicht zufällig hier her gelockt hatte. Andererseits spürte er nicht die geringste Nervosität und keine Prise Angst in seiner Gegenwart. „Warum möchtest du es mir erzählen?“ fragte er ihn. „Weil es um euch geht, und weil ich denke, das ich noch etwas gut zu machen habe.“ „Gut zu machen?“ „Ihr habt Maja´s und mein Leben gerettet, auch wenn ihr nur zufällig da war. Ich begleiche meine Schulden immer und ich glaube das es euch interessieren wird.“ Raphael sah ihn noch immer misstrauisch an, doch schließlich folgte er ihm. Was mochten sich die Menschen diesmal wieder ausgedacht haben? „Kommt nur herein, ich weiß es ist nicht besonders groß, aber es reicht. Setzt euch.“ Der Vampir sah sich um. Es war wirklich ein kleines Haus, aber es schien so etwas wie Geborgenheit auszustrahlen, und der Geist des Jungen war überall zugegen, auch der des Mädchens, obwohl sie schon lange nicht mehr hier sein konnte. „Was ist das hier?“ „Das ist ein kleines Nebenhaus meiner Familie gewesen. Meine Eltern wollten alle Angestellten gut versorgt wissen wenn sie für längere Zeit unterwegs waren, jeder hatte ein kleines Haus bekommen.“ „Nun…deine Eltern scheinen gute Leute gewesen zu sein.“ Erwiderte er. „Nein, das waren sie ganz und gar nicht, aber das ist es nicht, was ich euch erzählen möchte. Ihr habt sicher schon bemerkt wie man euch hier ansieht nicht wahr?“ „Es ist nicht zu übersehen.“ „Im Grunde hat nur einer Schuld daran. Ich weiß nicht was geschehen ist, während ich die Kinder aus dem Haus geholt habe, aber ich habe gehört, das alle schreie und Rufe verstummten als ihr beim Heim gesehen wurdet. Einer der Feuerwehrmänner hatte wohl die Sekunde genutzt um allen noch einmal eine wichtige Anweisung zu geben, erst später fiel ihm auf das das schon ziemlich merkwürdig gewesen war. Er ist heut in der ganzen Stadt rumgegangen um euch zu suchen. Ich glaube er wollte sich nur für eure Hilfe bedanken, aber die Leute die er fragte, waren auf einmal ganz komisch und alles andere als gut auf euch zu sprechen. Einige ältere waren sogar soweit zu behaupten, dass ihr kein Mensch seid. Als er nachfragte bekam er immer dieselbe Antwort. Ihr kommt den Menschen hier sehr merkwürdig vor. Ihr redet mit keinem und auch sonst sagt ihr nie etwas, viele finden das komisch, weil sie nicht wissen was sie davon halten sollen. Ein altes Paar, so um die 60, sagte ihr wäret schon immer hier gewesen, aber sie fanden es sehr seltsam dass ihr um kein Jahr gealtert seid, aber sie behaupten fest das sie in der Stadt geboren wurden, aufgewachsen sind und auch sterben würden.“ „Es wundert mich kaum dass all diese Dinge über mich gesagt werden, so war es schon immer.“ Erwiderte Raphael ungerührt. Im Grunde war er eher überraschst darüber, das er scheinbar doch einigen im Gedächtnis geblieben war. „Ist das alles was euch dazu einfällt?“ Lian sah ihn ein wenig irritiert an. „Natürlich, was soll mir auch anderes einfallen? Menschen erfinden nun einmal viele Geschichten wenn sie der Meinung sind etwas nicht erklären zu können.“ „Aber ich finde es dennoch merkwürdig, wenn euch doch soviele schon gesehen haben, wieso kennt dann keiner euren Namen?“ „Mein Name ist völlig ohne Bedeutung. Wenn es das war was du mir erzählen wolltest, dann werde ich jetzt wieder gehen.“ „Wartet!“ Raphael sah ihn an. „Was von diesen ganzen Geschichten ist wahr? Ich meine, ihr seid wirklich um kein Jahr gealtert seid ich euch das erste Mal gesehen habe…“ „Das waren nur 5 Jahre…so schnell verändert sich niemand.“ Plötzlich schüttelte Lian den Kopf. „Nein…als ich euch das erste Mal sah war ich erst 3 oder 4, trotzdem seht ihr noch genauso aus. Euer helles Haar und die ungewöhnlichen Augen…ich konnte es nicht mehr vergessen. Meine Amme erzählte mir von Menschen die so aussehen, sie hatte aber auch erzählt das diese nicht sehr alt wurden weil sie einfach zu schwach zum Leben waren.“ „Dann war deine Amme ein kluge Frau, doch ich muss dich enttäuschen, ich gehöre nicht zu diesen Menschen.“ Damit stand er auf und wollte gerade gehen. „Wartet! Ihr habt mir noch keine Antwort gegeben.“ „Warum sollte ich das tun? Was erhoffst du dir von einer Antwort?“ „Weil ich es unfair finde. Menschen können nicht andere beurteilen wenn sie nie etwas mit ihnen zu tun hatten, oder wenigstens versucht haben mit ihnen zu reden.“ „Ich rede nun einmal nicht gern mit den Menschen.“ „Wieso redet ihr dann mit mir?“ Darauf hatte er keine Antwort. „Warum redest du mit mir? Du hast es doch selbst gehört, ich bin ein seltsamer Mensch, nur du scheinst das noch nicht begriffen zu haben.“ „Ich habe euch bereits gesagt, das ich es nicht fair finde, Dinge über Menschen zu erfinden, wenn ich sie nicht kenne. Doch das beantwortet noch immer nicht meine Frage.“ Erwiderte Lian. „Such dir doch einer der Geschichten aus, dann hast du deine Antwort.“ „Ihr meint also ich soll diesen ganzen Unfug glauben?“ „Tust du das nicht bereits indem du mich danach fragst?“ Damit stand er endgültig auf und ging. Lian wollte ihm folgen, doch er war weg. Raphael war kaum aus der Tür als er in seinem gewohnten Tempo durch die Strassen lief und dabei einfach nicht zu sehen war. Er gab es nicht gern zu, aber all diese Geschichten hinterließen einen bestimmten Eindruck bei ihm, und Lian´s Frage konnte er sich selbst nicht beantworten. Wieso hatte er dann mit ihm gesprochen? __________________________________ Wahnsinn ist das echt schon das 4.? Thx für lesen und Kommis.^^ Ja ich weiß eine blöde Stelle für den Abschluß des 4. Kapis. (Es geht noch weiter) aber so kann die Frage noch etwas wirken. Bin gespannt welche Begründungen euch so einfallen. LG Kio Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Hi zusammen, Tut mir unheimlich Leid das es so lang gedauert hat mit dem Upload des nächsten Chappters. Mein Internet (mobiles) ging bis heute einfach nicht. Und da ich in den nächsten Wochen nicht mal in die Nähe von zu Hause komme, hoffe ich das es nun so wieter gehen wird und der Empfang wenn auch dürftig wenigstens da ist. Kapitel 5 An diesen Abend ließ er die Jagd aus, er hatte keine Lust mehr etwas anderes zu tun, als sich zu verkriechen und zu Ruhen. Doch so Recht wollte ihm auch das nicht gelingen. Er musste ständig, und das nervte ihn schon jetzt fürchterlich, immerzu an die Worte des Jungens denken. Obwohl er kaum älter als 20 sein konnte, hatte er schon eine recht vernünftige Einstellung zu den Menschen und deren Leben um sich. Auch schien er keine böswilligen Absichten zu haben, zumindest hatte er schon lange nicht mehr solche ehrlich gemeinten Worte gehört. Missmutig scheuchte er die Gedanken an den vergangenen Abend zurück. Doch selbst als er schlief ließ ihn die Frage des Jungen nicht in Ruhe. Es war ebenfalls erst am Nachmittag als er wieder erwachte. Er hatte Hunger, so entschied er schon nach oben zu gehen und ein wenig zu jagen. Heute war es nicht so heiß wie am vergangenen Tag, aber etwas war anders, die Stimmung in der Stadt war eine andere geworden, seit irgendjemand solche Geschichten erzählt hatte. Raphael sah hinab und entschied sich heute nicht nach unten zu gehen, es wäre am effektivsten wenn man den Geschichten nicht noch mehr Nahrung gab, indem man erneut zu sehen sein würde. Als die Sonne ihre letzte kraft sendete und langsam unterging, hatte er seinen Hunger gestillt und war in den Horst zurückgekehrt. Scheinbar schien wieder jemand hier oben gewesen zu sein. Es musste derselbe sein wie schon vor 2 Tagen. Auch das interessierte ihn wenig als plötzlich ein Knall am Fuße des Berges zu hören war. Raphael schüttelte missmutig den Kopf und wollte gerade wieder in hinein gehen, als er wieder das Gefühl hatte, etwas wäre ganz in seiner Nähe. Als er sich noch einmal umdrehte, hatte sich ein leichter Nebel vor ihn gebildet. Und wieder erkannte er das Mädchen. Es war jedoch nach weniger als einer Sekunde schon wieder verschwunden. Schnell war der Vampir zur Stadtmauer gelaufen und sah ein paar Männer innerhalb der Stadtmauern, jemanden verfolgen. „Bleib gefälligst stehen!“ schrie einer der Leute. Er hatte eine Flinte in der Hand. „Stehen bleiben hab ich gesagt!“ wieder knallte ein Schuss, aber er ging ins Leere. Ein weiterer schoss, diesmal schienen sie mehr Erfolg zu haben, er hörte das Fetzen von Stoff und den eindeutigen Klang einer Kugel die die Haut streifte. Dann blieben die Männer stehen und gingen langsam weiter. „Wärest du stehen geblieben, wäre das nicht passiert. Also…du verfluchter Sohn eines Henkers…was hast du mit diesem seltsamen Mann zu schaffen?“ „Ich weiß nicht was ihr meint.“ Erwiderte er. Es war zweifellos Lian. „Man hat dich mehrfach mit ihm gesehen, du hast dich mit ihm unterhalten, also hör auf zu lügen.“ Forderte der Mann erneut auf. Seine Stimme klang bedrohlich, würde der Junge auch nur einen falschen Ton sagen, würde er nicht zögern ihn zu beseitigen. In seinen Augen war er sowieso nichts wert. „Ich wiederhole es nochmal, ich habe keine Ahnung wovon ihr da redet! Seit wann ist es ein Verbrechen sich mit anderen zu unterhalten? Ihr tut es doch ebenfalls gerade in diesem Moment!“ „Es ist kein Verbrechen sich mit anderen zu unterhalten! Aber andere sind bei weiten auch nicht so seltsam wie dieser Kerl!“ „Ist das eure Meinung über Leute die euch unbekannt sind?“ Lian klang ziemlich beherrscht. Im Grunde fragte sich Raphael wieso er ihnen nicht einfach sagte was er erzählt hatte. Letztendlich würde das doch sowieso keiner für voll nehmen und man würde es vermutlich als Irrtum deklarieren. „Der ist nicht unbekannt, er ist oft hier zu sehen, außerdem hat er sich noch nicht ein einziges Mal verändert seit ich ihn, schon als Kind, gesehen habe. Er ist um kein Jahr gealtert. Dieser Kerl kann kein Mensch sein! Das ist ein Dämon! Ein Diener des Bösen, er wird uns sicher großes Unglück bringen.“ „Hat er jemals ein Unglück gebracht seit ihr ihn gesehen habt? Die Stadt steht noch und seltsame Todesfälle gibt es auch nicht. Was seit ihr nur für Menschen die sich solche furchtbaren Geschichten ausdenken, nur weil einer einmal nicht so aussieht wie sie selbst?“ „Halt dein loses Mundwerk! Du kannst es nicht wissen, du bist ja fast noch ein Kind! Es gab hier aber tatsächlich schon die ein oder anderen Tode die ein wenig seltsam waren, und immer, hörst du, immer, war er vorher hier gewesen!“ „Und ihr wollt gottesfürchtig sein? Vielleicht hat der Herr die, die vom rechten Weg abkamen, unter euch, gleich betraft!“ „Und wieso gab es dann auch unschuldige Opfer?“ „Gab es die?“ „Es gab hier vor ein paar Jahren eine junge Frau, ihr Leben war das einer Königin, sie hatte alles was sie sich wünschte und plötzlich stürzt sie in den Tod. Wo ist da eine Schuld zu sehen?“ „Soweit ich es weiß, hat sie ihr Leben selbst beendet. Vielleicht war es einfach der Grund dass sie schon alles hatte und keine Freude mehr auf Neues gewann. Geld macht die Menschen nicht glücklich, auch wenn ihr es nicht glauben mögt, doch die ärmeren unter uns sind die glücklicheren Menschen.“ „Du redest Unsinn! Er hat auch dich mit der Saat des Bösen infiziert!“ Raphael schüttelte über soviel Dummheit nur den Kopf. Er wollte sich gerade abwenden als einer der Männer die Flinte anlegte. Selbst jetzt noch sah er keine Angst in den Augen des Jungen. „Habt ihr euch schon mal selbst reden hören?“ Sofort wirbelten alle 3 herum und starrten ihn aus angstgeweiteten Augen an. „Verschwindet! Ihr seid ein Teufel! Ein Dämon in Menschengestalt!“ „Und als nächstes werde ich euch wohl töten…“ erwiderte Raphael ungerührt. Einer der Männer legte tatschlich die Flinte auf ihn an, doch so wie das Eisen in seinen Händen vibrierte, würde er keinen Treffen erzielen, und selbst wenn, ihn würde das nicht stören. „Was seit ihr? Ein Dämon? Oder doch eher ein Vampir? Ihr seit kein Mensch!“ die Stimme klang beinahe hysterisch. „Vampiren und Dämonen sagt man nach, das sie sich nur in der Nacht bewegen….ist es Nacht?“ Seine Stimme klang monoton, man konnte förmlich spüren, wie sehr ihn diese Menschen langweilten. Dann löste sich tatsächlich ein Schuss, er hatte sogar getroffen. Ein wenig überrascht, sah der Vampir an sich herab. In Höhe seines Brustkorbes hatte es den Stoff zerschlissen und die Kugel war an einer seiner Rippen abgeprallt und auf den Boden gefallen. Er selbst jedoch hatte keine offensichtlichen Verletzungen. Als er wieder nach oben blickte, loderte das rot seiner Augen kurz auf und die ersten ließen ihre Flinten fallen und nahmen die Beine unter den Arm. So schnell wie sie mit dem Mundwerk waren, schneller waren sie davon gelaufen. Nur einer blieb stehen und starrte ihn mit Angstgeweihteten Augen an. „Teufel…Dämon“ stotterte er hervor, starr vor Angst und nicht und er Lage sich zu bewegen. Ungerührt ließ Raphael ihn einfach stehen und sah zu dem Jungen. Der war zwar auch verstummt, aber er hatte bei weitem nicht so viel Angst vor ihm. „Kannst du aufstehen?“ fragte er ihn. Lian nickte und rappelte sich auf. „Seit ihr verletzt?“ „Wie bitte?“ Der Vampir sah ihn überrascht an, er hatte eher damit gerechnet, dass er ebenfalls versuchen würde von ihm weg zu kommen und nicht etwa sich nach seinem Befinden zu erkundigen. „Ich hab euch gefragt ob ihr verletzt seid.“ „Nein.“ „Das ist gut.“ Plötzlich vernahm er das zusammensacken von Fleisch. Der Mann der eben noch stand war einfach umgefallen und in sich gesackt, die Lafette seiner Flinte hatte sich dabei unglücklich in seinen Körper gebohrt. Lian sah ihn erschrocken an. „Oh nein…er muss zu einem Arzt.“ „Er wird sterben.“ Erwiderte der Vampir ungerührt. „Wollt ihr ihn etwa hier lassen? Dann denken doch gleich alle das ihr etwas mit seinem Tod zu tun habt.“ „Das denken sie ohnehin, aber gut, wenn es dich beruhigt bring ich ihn zu einem Arzt.“ Beinahe ein wenig angewidert zog er ihn auf die Beine und schleifte ihn 2 Strassen weiter, dort ließ er ihn achtlos auf den Boden fallen und präparierte ihn so geschickt, das der Lauf gegen die Tür schlug, dann war er wieder bei dem Jungen, schnappte ihn ebenfalls und bewegte sich schnell auf das weite Feld vor dem Berg. „Du solltest dich besser nicht mehr sooft in der Stadt blicken lassen, du hast gesehen was sie tun werden.“ „Das ist mir gleich. Es tut mir nur leid das all diese Lügen überall verbreitet werden.“ „Das sollte es nicht, schließlich lebst du dort.“ „Das mag sein, dennoch ist es täglich eine Qual all diese verlogenen Menschen zu sehen.“ Raphael sah ihn an. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten, er schien sie auch nicht mehr weiter zu spüren. „Glaubst du etwa tatsächlich an das was du gesagt hast?“ „Nein...es kann keinen Gott geben wenn all diese Dinge geschehen, doch manchmal muss man sie einfach daran erinnern. Ihre Angst vor der Hölle halten sie oft auf.“ Raphael sah ihn an. Dieser Junge war irgendwie so ganz anders als die anderen. Er war noch ziemlich jung, und vielleicht war es auch die Verbitterung die ihn solche Worten finden ließen, dennoch hatte er das Gefühl, das er wirklich das sagte was er meinte. „Du solltest vorerst nicht in der Stadt bleiben. Spätestens wenn dieser Mensch tot ist, werden sie dich suchen.“ „Und wenn…dann sollen sie mich doch erschießen, es wird ihr Gewissen ohnehin nicht erleichtern.“ „Ich kenne einen Ort der dich vorerst schützen kann und wo diese Verletzung ausheilen kann.“ „Ihr meint ich soll mit euch gehen?“ Der Vampir sah ihn an. Hatte er tatsächlich gerade in Erwägung gezogen ihn mit auf den Hochsitz zu nehmen? „Es ist nur ein Vorschlag.“ Erwiderte er ausweichend. „Und wo soll dieser Ort sein?“ „Der Alte Horst, der auf dem Berg steht, dort ist schon lang keiner mehr gewesen, doch die Gebäude können noch genutzt werden.“ Lian sah nach oben und staunte. Er hatte das riesige Gebäude immer wieder gesehen, und er wusste das es schon sehr lange Zeit dort oben stand, er hatte nicht gedacht das es dort noch einen Menschen hin ziehen würde. „Und ihr meint es ist sicherer als die Stadt?“ „Dort wird keiner nach dir suchen, du kannst ausruhen.“ „Gut…dann zeigt mir wie ich nach oben kommen kann.“ Raphael musterte ihn, was tat er hier überhaupt? Er ging näher zu ihm. „Ich werde dir den Weg nach oben nicht zeigen…doch ich werde dich hinauf bringen. Halt dich einfach fest.“ Ein wenig zögerlich kam der Junge der Aufforderung nach, fast im nächsten Augenblick, so kam es ihm jedenfalls vor, sah er die Stadt unter sich. Als er sich umdrehte, erhob sie der Horst vor ihm und dahinter sah er einen Wald. Die Gebäude sahen wirklich noch recht gut aus. „Und hier lebt tatsächlich schon lang keiner mehr?“ Lian folgte dem Vampir in den Hof und anschließend in den großen Saal. „Die letzen Bewohner dieses Horstes, sind vor 200 Jahren ganz in die Stadt gegangen. Vor etwa 100 Jahren hat man ihn dann ganz aufgegeben. Doch sein Zustand ist unverändert. Wer immer ihn errichtet hat, hatte entweder außergewöhnlicher Materialen oder etwas schläft in diesen Mauern und hält sie jung.“ Lian sah ihn an. So wie er es sagte, klang es beinahe so als hätte er es selbst erlebt. „Und ihr seit hier geblieben?“ Er sah ihn an. Er war genau genommen, der erste der hier war bevor die Menschen kamen. „Ich war schon vor den Menschen hier.“ Erwiderte er. „Nun, ihr seid ein seltsamer Vampir…“ Nun war er tatsächlich überrascht. „Es waren eure Augen die euch verrieten…Ihr seit wie der Horst…ihr habt sicher schon viel erlebt und wisst vieles zu erzählen, aber eure Natur könnt ihr nicht verbergen, wenn man euch nur ein wenig genauer betrachtet. Allein wie ihr euch bewegt und wie ihr redet. Doch ich habe noch keinen gesehen der sich am Tag im Licht bewegt hätte…“ ______________________ Thx für´s lesen, Kommis bitte am Ausgang hinterlassen ^^ Und nochmal Mega Sorry das es so lang gedauert hat LG Kio Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6 Raphael sah ihn noch immer ein wenig verwirrt an. „So wie du es sagst klingt es fast so, als ob du es tatsächlich glauben würdest.“ Er wurde ein wenig verlegen. „Nun, ich habe viele Geschichten gehört und ich hab sie alle nicht geglaubt, aber irgendwann einmal kam jemand in die Stadt. Es ist lange her, aber ich weiß dass in dieser Zeit viele Menschen gestorben sind und er nur in der Nacht zu sehen war. Meine Schwester wusste das, und sie hatte ihn einmal beobachtet. Er hat ein Mädchen getötet. Maja hatte keine Angst vor ihm, als er sie bemerkte, vermutlich hatte ihr das das Leben gerettet.“ „Dann war er wohl noch ziemlich jung oder einfach ein armer irrer.“ „Wie meint ihr das?“ „Wenn es ein Vampir war, so wie du sagst, hätte deine Schwester es nie geschafft ihm zu folgen ohne dass er es vorher schon bemerkt hätte. Vampire haben sehr scharfe Sinne, sie hören selbst noch ein Glas zersplittern wenn sie beinahe eine Meile entfernt sind. Ihre Augen sehen in der Dunkelheit ebenso viel wie am Tag und noch viel mehr. Außerdem bewegen sie sich so schnell das sie von Menschen nicht mehr gesehen werden können.“ „Das haben sie auch erzählt.“ „Sie?“ „Ja, die die kamen um Vampire zu jagen, sie haben die Menschen geängstigt, deswegen fürchten sie euch, obwohl sie nicht wissen ob ihr ein Vampir seid.“ „Nun, du kannst ja nach unten gehen und es ihnen sagen…“ erwiderte Raphael. „Nein…das wäre keine gute Idee, dann müsstet ihr den Horst verlassen.“ Allmählich begann das Gespräch in eine Richtung zu laufen, die Raphael nicht mehr gewohnt war. Er betrachtete den Jungen genauer. Wenn er so überzeugt davon war, das er ein Vampir war, wieso war er dann überhaupt erst mit ihm gegangen? „Du glaubst also, dass ich ein Vampir bin? Hast du denn keine Angst?“ Lian sah ihn an. „Wieso sollte ich euch fürchten? Wenn ihr mich töten wolltet, hättet ihr schon mehr als eine Möglichkeit gehabt dies zu tun. Ihr hättet euch nicht einmal viel Mühe machen müssen, das Feuer hätte sein Werk getan. Oder auch das was vorhin geschehen wäre. Zweifellos hätte mich einer erschossen. Außerdem bin ich verletzt, wenn ihr wirklich so böse seid wie alle sagen, dann würde ich kaum hier bei euch sitzen und mit euch reden.“ Der Vampir sah ihn an. Entweder war der Junge tatsächlich völlig furchtlos, oder aber er hatte die Lage nicht richtig begriffen. Er war hier völlig allein, niemand würde ihn hören, wenn Raphael ihn am Ende doch würde töten wollen. Vielleicht war er aber auch einfach nur naiv. „Komm mit.“ Lian folgte ihm. Das Sitzen hatte ihm nicht gut getan, er fühlte wie sein verletztes Bein zu schmerzen begann. Raphael führte ihn durch den Hof in eines der Gebäude. Er wusste das in vielen Häusern Menschen lebten, die für alles Mögliche Arznei und Verbandsmaterial hatte, die meisten hatten auch Kleider da gelassen und einen Vorrat an Feuerholz und Wasser, in Form von kleinen Brunnen, angelegt. Jagen konnte man immer, verhungern würde man nicht. Selbst als sie den Horst zum letzen Mal verlassen hatten, um nicht mehr zurück zu kommen, schienen sie all das nicht wirklich zu vermissen. Es kam vielleicht auch vor, dass sich ein paar Fremde über die Berge verirrt hatten und die Stadt am Fuße des Berges, erst am Licht des Tages sahen. Er führte ihn zu einem der Gebäude, die direkten Anschluss zu den Quellen hatten und wo er auch die Kälte nicht fürchten brauchte, selbst dann nicht wenn er sich entschließen würde, länger als nur über den Sommer zu bleiben. Von diesen Gebäuden gab es nur ganze 2 und diese waren meist direkt an eine Art Hauptplatz, der ein wenig an eine kleine Burg erinnerte. Eines war irgendwann zerstört wurden, es befand sich fast an der Außenmauer des Horstes, das andre, im Zentrum war ebenso gut erhalten wie der gesamte Hochsitz. Vielleicht war an den Grenzen, der Zauber verflogen der sonst im gesamten Hof ruhte. „Hier kannst du dich ausruhen, dir Kleider nehmen und dich waschen, bis ich wieder da bin.“ Lian sah sich ein wenig verunsichert um. „Seid ihr sicher? Es sieht so aus als wäre der Hausherr nur kurz unterwegs.“ „Keine Sorge, wie ich bereits sagte, der Horst ist seid 100 Jahren völlig unbewohnt.“ Dann war er verschwunden. Raphael musste nicht einmal lang suchen um etwas Essbares zu finden. Im angrenzenden Wald, waren genügend, Beeren, Kräuter und vor allem Wild. Von allem ein wenig, ging er zurück und legte es auf den Tisch. Lian kam gerade zurück und sah ihn an. „Du solltest etwas essen und dich dann ein wenig ausruhen, ein paar der Kräuter die hier im Haus sind, sollten genügend um das schlimmste zu verhindern.“ „Werdet ihr wieder gehen?“ „Nein, aber ich werde mich zurück ziehen. Versuch nicht nach mir zu suchen, ich werde morgen wieder hier sein und nach dir sehen.“ Der Vampir wandte sich gerade ab. „Wartet!“ „Was ist?“ „Ich möchte euch Danken…“ „Das ist nicht nötig.“ „Habt ihr wirklich keinen Namen?“ Der Vampir sah ihn an. „Braucht ihr Menschen für alles einen Namen?“ „Nun es wäre mir lieber wenn ich einen Namen zu meinem Gastgeber habe.“ „Raphael…“ damit war er verschwunden. Lian sah noch eine Weile auf die Stelle, auf der er eben noch gestanden hatte. War er wirklich freiwillig mit einem Vampir gegangen? Der Junge schüttelte leicht den Kopf. Dann sah er sich noch ein wenig genauer um. Neben ein bisschen Verbandzeug fand er tatsächlich noch ein paar Kräuter die er nutzen konnte. Er wusste nicht viel darüber, aber einige wichtige hatte ihm seine Schwester erklärt. So wie all die Kleidung und auch das Geschirr aussahen, schienen sie tatsächlich schon länger hier zu liegen. Als Lian seine Verletzung soweit versorgt und etwas gegessen hatte, ging er noch einmal auf den Hof und sah sich alles ein wenig genauer an. Von Raphael war tatsächlich nichts mehr zu sehen. Wo er sich wohl aufhalten mochte? Lian war sich fast sicher, das er ganz in der Nähe sein musste. Als er den Hof einmal umrundet hatte, ging er zurück. Es war bereits dunkel und er war ein wenig erschöpft. Vielleicht würde es sich ergeben, dass er seinen Gastgeber einmal nach all dem hier fragen konnte, wenn er länger hier bleiben würde. In ein paar Tagen würde sein Bein wieder soweit in Ordnung sein, das er sich selbst um etwas zu essen und Holz kümmern konnte. Zwischenzeitlich würde er nach einem Weg nach unten suchen, doch das hatte noch Zeit. Dann war er eingeschlafen. Später in dieser Nacht kam der Vampir zurück. Entgegen seiner Gewohnheit ging er nicht direkt nach unten, sondern sah noch einmal kurz nach dem Jungen. Er musste ziemlich erschöpft sein, denn selbst als Raphael neben ihm stand, bemerkte er ihn nicht. Ein wenig ratlos sah er auf ihn herab. Was tat er hier eigentlich? Mürrisch ging er zurück und legte sich ebenfalls hin. Sollte etwa doch noch so etwas wie menschliches Gefühl in ihm vorhanden sein? Irgendwie fühlte er sich für diesen Jungen verantwortlich, dabei hatte er ihm weder je etwas getan, noch irgendetwas genommen. Dabei hatte er ihn nur wenige male gesehen, und trotzdem schien irgendetwas zu wollen, das er, Raphael, sich nun für ihn verantwortlich fühlte, ohne je etwas getan zu haben. Vielleicht waren auch einfach nur die seltsamen Vorkommnisse, die vor 5 Jahren begannen, daran schuld. Schließlich wäre er nicht ein einziges Mal zurück gegangen, wenn dieses, was auch immer es war, nicht plötzlich aufgetaucht und genau so schnell verschwunden wäre. Wieder schüttelte er den Kopf, die über tausend Jahre Einsamkeit, schienen ihn so langsam den Verstand zu vernebeln. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, stand der Vampir erneut auf und ging nach oben. Die Nacht war inzwischen vollends hereingebrochen, doch für ihn schien es Tag zu sein. Da er ohnehin keine Ruhe fand, entschied er noch einmal in den Wald zu gehen und noch etwas Essbares zu holen. Schließlich würde der Junge auch am nächsten Morgen irgendwann Hunger haben. Er blieb diesmal lange weg und kehrte erst zurück, als der Morgen bereits wieder graute. Als er ins Haus ging, schlief Lian noch genauso fest wie vorher. Raphael legte Früchte und Kräuter sowie ein wenig Wild auf den Tisch und das Fleisch in einen der Töpfe die hier und da standen. Dann ging er zurück. Lian erwachte, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster fielen. Zuerst noch erschrocken, erinnerte er sich jedoch schnell wieder an den vergangenen Tag. Er blinzelte noch ein paar mal, dann fiel sein Blick auf den Tisch. Wann war er hier gewesen? Lian dachte einen Moment nach, doch das Ergebnis war dasselbe, er konnte sich nicht erinnern in der Nacht wach geworden zu sein. Ein wenig verwundert darüber, stand er schließlich ganz auf und begutachtete zuerst einmal seinen Verband. Als er ihn löste, stellte er zufrieden fest, dass es gut zu heilen schien, zumindest war nichts entzündet. Er ging an den kleinen Brunnen und holte sich einen Eimer frisches Wasser nach oben, goss einen Teil in eine Schüssel und den anderen in den Topf. Dann wusch er sich, zündete das Feuer an und überlegte was er essen und danach anstellen sollte. Viel konnte er nicht tun, lange Wege würde er noch nicht laufen können und wo der Vampir war, wusste er auch nicht. Er hoffte allerdings, dass er nicht allzu spät nach ihm sehen wollte, denn Lian hatte viele Fragen an ihn. Allen voran hatte er es zwar gesagt, aber so Recht glauben konnte er noch immer nicht dass Raphael ein Vampir sein sollte. Andererseits, war es schon sehr auffällig gewesen, als er seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde, leicht aufleuchten sah, auch die Tatsache, das er sich wirklich nicht verändert hatte, seit er ihn das erste Mal gesehen hatte. Vielleicht würde er ihm heute auch ein wenig erzählen. Sollte es stimmen, wusste er sicher viel über diesen Horst und die Stadt, unter ihnen, zu erzählen. Vielleicht würde er ihm auch erlauben länger hier zu bleiben. Bei diesem Gedanken erschrak er selbst ein wenig. ______________________________ Thx für´s lesen. Kritik, Anregungen, Missverständnisse ect am Ausgang hinterlassen. *kekse da lass* LG Kio ^^ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Kapitel 7 Als es langsam Mittag wurde, entschied sich der Junge auf den Hof zu gehen und sich noch ein einmal ein wenig genauer umzusehen, vielleicht gab es mehr hier zu entdecken als er bisher geglaubt hatte. Der Innenhof war ein halbrunder Kreis, seine Grenzen zeigten Gebäude und eine kleine Mauer, rechts und links, vom Tor aus. Schutzvorrichtungen gab es, soweit er sehen konnte, nicht. Vielleicht war das aber auch gar nicht nötig, wenn der Horst tatsächlich schon so lang hier stand, dann hatte man vielleicht ohnehin Angst gehabt sich ihm weiter zu nähern, als bis zum Fuß des Berges selbst. Als Lian den Hof bis zum Tor gegangen war, erkannte er etwas weiter vorn ein Gebäude, es stand ein wenig tiefer und war ebenso verlassen, allerdings sah es schon ein wenig Neuer aus, davor konnte er einen, inzwischen, ziemlich verwilderten Garten erkennen, der von hohen Eisenzäunen geschützt war. Vielleicht war es einmal eine Residenz gewesen, heute jedenfalls, war dort keiner mehr. Der Hof hatte neben dem Ausgang oder Eingang beim Tor noch ein weitläufiges Gelände hinter den Mauern, doch er wagte es noch nicht so weit zu gehen. Das nahm er sich für die nächsten Wochen vor. Als er zurück gehen wollte, fiel sein Blick auf ein kleines Gebäude, das sich im Schatten der anderen zu verstecken schien. Als er näher kam er kannte er ein verrottetes Holzschild, vermutlich war es mal eine kleine Schmiede oder eine kleine Schneiderei gewesen. Anders als die Gebäude daneben und davor, war dieses hier verschlossen. Lian ging zu einem der Fenster und lugte hinein. Drinnen war es reichlich dunkel, die kleinen Fenster spendeten kaum Licht, aber er meinte so etwas wie ein paar Regale zu erkennen, vielleicht eine Art Archiv. Als auch die anderen Fenster keinen weiteren Offenbarungen gaben, ging er schließlich zurück. Obwohl es schon wieder die völlig falsche Zeit war, wachte Raphael auf. Er spürte dass der Abend noch nicht einmal in greifbarer Nähe war. Was sollte er tun? Abwarten oder einfach nach oben gehen und nachschauen wer diesmal im Hof umhergeschlichen sein mochte. Doch dann fiel ihm ein, dass er den Jungen mit nach oben genommen hatte, um ihn wenigstens die Chance zu geben, sich von seiner Verletzung zu erholen, bevor er ihn wieder in der Stadt absetzen würde. Danach sollte er seinetwegen sehen wo er blieb, vielleicht kreuzten sich ihre Wege dann auch nicht mehr ständig, andererseits, was wäre wenn er nun doch eine Möglichkeit fände hier herauf und wieder nach unten zu gehen. Heut und morgen sicher nicht, das war ihm schon klar, aber was war in 2 oder auch 3 Wochen? Bis dahin würde es sich nicht vermeiden lassen, sich mit ihm zu beschäftigen. Missmutig rappelte er sich auf, ging unter der Erde zu einer der Quellen und auf selben Weg zurück. Schließlich ging er doch nach oben. Wie er erwartet hatte, war die Sonne noch nicht einmal rot gefärbt. Unter dem Schutz der Schatten, lief er zum Haus des Jungen. Zögerlich blieb erstehen, natürlich konnte er einfach hineingehen, andererseits wollte er sicher gehen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Vielleicht waren es gar nicht die seltsamen Träume und der damit unruhige Schlaf, die ihn geweckt hatten. Der Vampir horchte noch eine Weile, bis er sich sicher war das hier keiner war, zumindest keiner den er sah. Dann klopfte er gegen die schwere Holztür und trat ein. Er fand Lian lesend am Tisch vor, scheinbar so vertieft das er ihn erst dann bemerkte, als er die Tür, lauter als beabsichtigt, ins Schloss fallen ließ. Der Junge zuckte leicht zusammen und sah auf. Fast im selben Augenblick legte er das Buch auf den Tisch und wollte aufstehen. Raphael winkte mit einer Geste ab, er war sowieso fast bei ihm. „Wie ich sehe geht es dir besser.“ Die Stimme des Vampirs schmückte ein kühler Unterton und irgendwie wirkte er auch so, als hätte er allem, was einmal menschlich war schon vor sehr langer Zeit entsagt. Lian war das schon oft aufgefallen, auch wenn er nicht gerade behaupten konnte ihn so häufig gesehen zu haben. Ihn schien scheinbar gar nichts zu kümmern, selbst sein Auftauchen hier, schien ihm mehr eine lästige Aufgabe zu sein. „Ja, schon viel besser. Danke. Was führt euch hierher?“ „Gab es im Laufe des Tages ein paar seltsame Dinge die dir aufgefallen sind, oder irgendetwas anderes was dir seltsam vorkam?“ Raphael machte sich nicht einmal die Mühe seinen Unmut zu verbergen. Doch den Jungen störte das eher wenig. „Nein, ich habe weder etwas gesehen oder gehört. Wieso fragt ihr?“ „Es scheint als wäre jemand hier gewesen.“ Erwiderte der Vampir. Der Junge sah ihn an, gerade als er Anstalten machte zu gehen hielt er ihn zurück. „Wartet!“ „Was ist denn noch?“ „Wie lang werde ich bleiben müssen, bis ihr mich zurück bringt?“ Nun war er doch ein wenig überrascht, er war dem Tod entkommen, und wahrscheinlich würde ihn sowieso keiner mehr in der Stadt haben wollen, doch trotzdem wollte er zurück? „Nun das kommt darauf an.“ „Worauf?“ „Ob du überhaupt in die Stadt zurück willst, oder weiter ziehen möchtest. Du weißt selbst, das es dort keinen mehr gibt der auf dich wartet. Keinen, außer dem Mädchen, und das ist zu jung um es zu wissen.“ Lian sah ihn an. „Ich könnte natürlich weiterziehen oder hier bleiben, aber wenn ich hier bliebe, was könnte ich da schon anderes tun, als darauf zu warten das Tag auf Tag vergeht?“ Raphael maß das Buch, sicher gab es davon noch mehr. Der Junge folgte seinem Blick. „Wo hast du das gefunden?“ „Das lag hier herum und draußen gibt es eine Art Archiv davon. Glaubt ihr das es das schon länger gab?“ „Das Archiv stand schon immer hier.“ „Gut, angenommen ich würde es auslesen, was bliebe mir dann noch hier zu tun?“ Wieder sah ihn der Vampir ein wenig irritiert an. „Keiner hat gesagt, dass du hier bleiben sollst, und was du tust, nachdem dein Bein ausgeheilt ist, bleibt auch dir überlassen. Oder sehe ich vielleicht so aus als würde es mich kümmern?“ Damit wollte er sich abwenden und gehen. „Könnt ihr mir nicht ein wenig erzählen? Es ist nicht besonders abenteuerlich den ganzen Tag herumzusitzen und keine weiten Strecken gehen zu können.“ „Ich dir etwas erzählen? Wieso sollte ich das tun?“ „In vielen Büchern stehen viele Geschichten, und niemand wird heute noch wissen ob sie wahr sind, außer jemand hat es erlebt. Wenn ihr schon so lang durch die Welten wandelt, und tatsächlich ein Vampir seid, wisst ihr sicher viel mehr zu erzählen als ich je lesen könnte.“ „Dass ich kein Mensch bin, solltest du inzwischen bemerkt haben.“ Murrte Raphael. „Nein, nun nicht mehr, aber einmal wart ihr es. Doch ich bitte euch nicht mir eure Geschichte zu erzählen, ich bitte euch nur darum über das hier zu erzählen.“ Er machte eine Bewegung die das Haus und alles um es herum einnahm. Der Junge war ziemlich hartnäckig, wahrscheinlich könnte er noch ewig fragen. „Ich weiß nichts über diesen Horst oder über diese Gebäude, es hat mich niemals interessiert.“ „Das glaube ich euch nicht.“ „Das solltest du aber.“ „Ich bitte euch, auch wenn ihr die Menschen verachtet, ich möchte doch nur ein wenig Gesellschaft in dieser verlassen Hütte haben. Ihr müsst doch irgendetwas Interessantes zu erzählen wissen.“ Lian ließ nicht locker. Ihm war tatsächlich langweilig, und eigentlich wollte er ihn soviel mehr fragen, aber so wie die Dinge standen, schien das noch eine kleine Ewigkeit zu dauern. „Wenn du Gesellschaft möchtest, bin ich definitiv der falsche dafür.“ „Ihr seid aber als einziger hier.“ Der Vampir gab es auf, er würde wahrscheinlich nie Ruhe geben wenn er ihm die Antwort auf die simple Frage, was der Horst einmal war, schuldig bleiben würde. „Also gut…Was willst du wissen?“ „Was war das hier? Wieso ist es so gut erhalten?“ Der Vampir zuckte mit den Schultern. In den Jahren war es vieles gewesen. „Dieser Horst war vieles, ein Dorf, eine Stadt, eine Festung, ein Unterschlupf für Gaukler und Reisende, für geächtete und verstoßene, oder auch ein Hofstaat. Könnten die Steine sprechen, hätten sie viel zu erzählen. Wieso es heut noch so gut erhalten ist kann ich dir nicht sagen. Es ist nicht einmal bekannt wer den Hochsitzt gebaut hat.“ „Es war eine Stadt?“ „Eine kleine Stadt.“ „Und warum hat man sie aufgegeben?“ „Weil man sie gestürmt hatte, geplündert hatte, weil man sie aufgab, weil man sie nicht halten konnte oder weil einige tatsächlich glaubten sie kaufen zu können…“ Lian sah den Vampir an, wirklich Freude darüber sich mit ihm zu unterhalten schien er nicht zu haben. Vielleicht war er aber auch schon sehr lange Zeit allein und Gesellschaft nicht mehr gewohnt. „Ihr sagtet er war auch ein Hofstaat?“ „Ja vor etwas mehr als 500 Jahren gab es hier einen Herrscher. Der Hofstaat lebte hier in dieses Mauern, das einfache Volk in einem Dorf am Fuße des Berges.“ „Ein Dorf? Was ist mit ihm geschehen? Wurde es auch vernichtet?“ „Nein, das Dorf ist heute deine Stadt. Das Kommen und gehen von Menschen hat es anwachsen lassen.“ „Wie lang stand der Horst unter königlichen Befehl?“ „Laut den Schriften etwa 300 Jahre, allerdings war er niemals jemandes Besitz.“ „Und warum sind heute keine Menschen mehr hier?“ „Das hab ich dir doch schon gesagt, man gab ihn auf.“ „Aber aus welchem Grund?“ „Niemand lebt gern auf einem tobenden Berg.“ „Ihr meint der Berg lebt?“ „Natürlich nicht, dieser Berg ist kein normaler Berg, sondern ein ruhender Vulkan. Aber der ruht schon seit Ewigkeiten.“ „Jetzt verstehe ich, die heißen Quellen und das warme Gestein, werden von der glühenden Hitze im Inneren des Berges erwärmt.“ Raphael war überrascht. Dumm war er nicht, das stand fest. „So kann man es wohl interpretieren. Hat dir das auch deine Schwester erzählt?“ „Nein, ich habe darüber etwas gelesen.“ „Wer hat dir denn lesen beigebracht?“ Raphael sah ihn zweifelnd an, nach allem was er wusste, konnten es nicht seine Eltern gewesen sein die sich erbarmt hatten einen Gelehrten zu bezahlen. „Meine Amme. Sie stammte aus einer Gelehrten Familie.“ „Gut, gibt es sonst noch etwas was du wissen willst?“ schon wieder klang der Vampir leicht gereizt. „Es gibt vieles was ich wissen möchte, allerdings scheint ihr kein besonders redseliger Mensch zu sein.“ Erwiderte der Junge. „Ich rede gewöhnlich nicht mehr als das nötigste.“ „Also könnt ihr mir auch heute nicht sagen, wieso ihr euch mit mir unterhaltet.“ Stellte Lian fest. „Das kann ich tatsächlich nicht, vielleicht will ich einfach nur meine Ruhe haben, die ich nicht habe, wenn ich nicht antworte.“ Raphael war aufgestanden und zur Tür gegangen. „Darf ich euch noch etwas fragen?“ „Ich finde du hast genügend Fragen für den heutigen Tag gestellt.“ „Wieso seid ihr nur so gleichgültig?“ Nun klang er eindeutig wütend. „Vielleicht weil es nichts mehr gibt was ich nicht bereits erlebt hätte.“ Antwortete er in ruhigen Ton. Normalerweise hätte er einen heftigeren Ton angeschlagen, aber er hatte gesehen, dass der Junge ihn ganz bewusst versuchte zu provozieren. Doch diesen Triumph wollte er ihm schlicht und einfach nicht gönnen, schließlich konnte Lian nicht wissen über welche Fähigkeiten ein Vampir normalerweise noch verfügte. Das ersehen oder erraten von Gedanken war nur eine die er manchmal verfluchte. Lian sah noch eine ganze Weile zur Tür. Er würde vor morgen nicht mehr kommen. Erst jetzt registrierte er, dass die Sonne noch nicht einmal untergegangen war und noch immer ihre hellen Strahlen durch das Fenster sahnte. Wann hatte Raphael es geschafft, sich dagegen zu schützen? Nun gut, er würde noch Zeit genug finden ihn danach zu fragen. Jetzt erschien es ihm wichtiger irgendetwas zu finden, um den Vampir die lästige Aufgabe, die er scheinbar für ihn darstellte, so erträglich wie möglich zu machen. Der Gedanken hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in ihm. Raphael war auf selben Weg zurück gegangen. Er hasste es bei Tag zu erwachen und noch mehr, wenn es noch so früh war. Doch viel mehr fragte er sich, wieso er sich überhaupt dazu herab ließ, mit Lian ausgerechnet über den Horst zu reden? Dass der Junge seine Zeit nicht stillschweigend verbringen würde, war abzusehen, doch wieso fragte er nach dem Horst? Die meisten menschlichen Wesen die ihn über den Weg liefen fragten nach ihm. Er hatte allen ein und dieselbe Geschichte erzählen, doch was könnte er Lian erzählen? Bisher hatte keiner gleich geäußert, dass er ein Vampir war, und ihm dasselbe zu erzählen grenzte an Lächerlichkeit. Doch diesen Jungen schien das alles nichts im mindestens zu interessieren, oder war es nur eine Täuschung? Vielleicht war er auch wirklich einfach nur anders als die anderen, er schien beinahe eine Art Plan zu verfolgen. Raphael war sich fast sicher, das er früher oder später doch nach ihm fragen würde, er war sich allerdings nicht so sicher, ob er ihn darauf eine Antwort geben würde. Ärgerlich schob er die Gedanken beiseite, es gefiel ihm nicht das er nachdachte, noch weniger das der Junge das scheinbar ganz gezielt tat. Bisher war ihm immer alles völlig gleich gewesen, und es würde ihm auch alles völlig gleich bleiben. All das interessierte ihn nicht, es interessierte ihn nicht ob man die Flucht ergriff wenn man ihn sah, im Gegenteil dann hatte er wenigstens seine Ruhe. Doch hier ging sein Plan nicht ganz auf. Lian würde etwas länger bleiben, er ging nicht so schnell und etwas essen musste er auch. Es passte ihm gar nicht das er, zumindest für die nächsten Tage, auf Fragen vorbereitet sein musste, es passte ihm auch nicht, das er für zwei jagen musste. Allerdings war es im Grunde doch eigentlich ganz einfach. Er würde der ganzen Sache einfach entgehen. Er würde ihm das Essen bringen wenn er schlief, so umging er Fragen und so konnte er seine Ruhe behalten. Das war vielleicht keine besonders gute Lösung, aber es war eine mit der er zufrieden war. ___________________ Thx für´s lesen. Kritik, Wünsche Verbesserungen bitte unbedingt anmerken. ^^ LG Kio @ReinaDoreen: Thx für deine lieben Kommis. ^^ In welchen Zusammenhang wurden die Besonderen Vorkommen genannt? *irgendwie nicht die richtige Textstelle gefundne hat* Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Kapitel 8 Als der Abend hereingebrochen war und Lian sein essen vernichtet hatte, fragte er sich ob Raphael noch einmal auftauchen würde. Bisher tat er es nicht, also entschied er sich zu schlafen. Es war ohnehin bereits viel zu dunkel draußen, als das man noch etwas hätte er kennen können. Inzwischen war auch der Vampir wieder auf der Jagd. Als er in den frühen Morgenstunden zurück kam, hatte er genügend Nahrung für den nächsten Tag bei sich. Er legte sie wie gewohnt in das Haus und zog sich zurück um zu schlafen. Als Lian am nächsten Morgen erwachte, war er nicht überrascht, als er den Tisch sah. Er konnte sich denken, dass ihn der Vampir kaum verhungern lassen würde, solang er nicht selbst in der Lage war sich zu versorgen. Er fragte sich, welches Leben er wohl geführt haben mochte, bevor er als Wesen der Nacht erweckt wurde. Von seiner Amme wusste er, das man Vampire erschuf, im Grunde waren es Menschen, denen man gerade noch genügend Blut ließ, damit sich noch schwach atmeten und sie dann sofort mit anderem Blut versorgte. Dann würden sie sterben um kurz darauf als ein Wesen der Nacht erneut geboren zu werden. Doch was hatte ihn dazu werden lassen? Oder hatte er am Ende gar keine Wahl gehabt? Das waren einige der Fragen die er ihn zu gegebener Zeit stellen würde. Der Tag verging, doch von Raphael war keine Spur zu sehen oder zu hören. Am nächsten Tag lag nur wieder etwas zu essen auf dem Tisch und die einzige Unterhaltung, waren die Bücher die Lian fand und las. So ging es auch in den folgenden Tagen weiter. Als sein Bein soweit geheilt war, das er bereits wieder weiter gehen konnte, entschloss er sich noch einmal die Stadt zu erkunden, vielleicht würde er den Vampir zufällig sehen. Er entschied sich dafür, noch einmal zu dem kleinem, im Schatten kauernden Haus zu gehen und sich anschließend das zentrale Gebäude anzusehen. Vielleicht fand sich ja ein Hinweis darauf, wohin sich der Vampir zurück ziehen mochte. Doch auch an diesem Tag, schien er nicht die Absicht zu haben noch einmal nach ihm zu sehen. Lian überlegte, warum das wohl so sei. Selbst als er über ihr letzes und bisher einzige, längere Gespräch nachdachte, fand er keinen Grund für die Abwesenheit seines Gastgebers. Vielleicht war es doch einfach nur Zufall gewesen, das der Vampir so früh auf den Beinen war. Vielleicht war er tatsächlich nur in der Nacht unterwegs, wenn er schlief, vielleicht sollte er auch einfach nur abwarten. Noch, dachte er, würde er sich selbst um das Essen kümmern, doch auch Raphael muss irgendwann sehen, dass er wieder allein zurecht kommen würde. Bis dahin mochten vielleicht nur noch ein paar Tage vergehen, vielleicht auch nur noch diese Nacht. Kurzentschlossen entschied sich der Junge dafür, auf ihn zu warten. Er ging zurück, zog die Fenster zu und schlief. Schließlich konnte er nicht sagen wann er kam. Als die Sonne gänzlich verschwunden war, erwachte Raphael. Er stand auf und ging nach oben. Noch immer ließ ihn das Gefühl nicht los, das sich seit Tagen jemand hier oben aufhielt, doch sosehr er auch suchte, er hatte bisher einfach nichts finden können. Scheinbar war es auch dem Jungen nicht aufgefallen. Raphael war sich sicher, das er es wenn, erfahren hätte. Als er von der Jagd zurückkehrte, war es morgens um drei. Seit gut einer Woche, oder waren es zwei oder drei? War Lian im Horst. Er würde ihm nur noch heute etwas bringen, inzwischen musste sein Bein soweit gut verheilt sein, das er sich selber aufmachen konnte. Als er zum Haus kam stutze er. Es war ruhig in seinem Inneren. Entweder war er fort, oder er war wach. Als er die Tür öffnete, stellte er fest, dass letzeres der Fall war. „Wie ich sehe, geht es dir wieder gut.“ Erwiderte er kurz angebunden, bereit gleich wieder zu verschwinden. Im Grunde war er nicht wirklich überrascht, aber erstaunt, er hatte damit gerechnet, das Lian schon eher so etwas tun würde. „Ihr lasst mir ja keine Möglichkeit mich am Abend bei euch zu bedanken.“ „Das ist nicht nötig, inzwischen solltest du selbst wieder in der Lage sein dich zu versorgen.“ „Allerdings, aber wieso habt ihr mich nicht einfach hungern lassen?“ „Wieso sollte ich das tun? Tod bist du niemanden von Nutzen. Außerdem ist es reichlich unfair einen wehrlosen hungern zu lassen, weil er keine weiten Strecken laufen kann.“ Erwiderte er und war fast schon wieder ganz zur Tür hinaus verschwunden. „Raphael…“ abrupt blieb der Vampir stehen. Er hatte schon lange niemanden mehr seinen Namen aussprechen hören, und noch weniger hatte er damit gerechnet, dass ihn sich der Junge tatsächlich gemerkt hatte. „Wieso seid ihr noch hier?“ Lian sah ihn genau an. Doch er sah nicht mehr oder weniger als vorher bei ihm. Ihm schien wirklich alles gleich zu sein. Aber was hielt ihn dann noch auf dieser Welt, wenn er keinen Sinn und keinen Grund mehr für sein da sein hatte? Wieso lebte er dann noch? „Vampire sterben nicht, sie sind bereits tot. Hat dir das deine Amme etwa nicht erzählt?“ fragte er beinahe spöttisch. „Doch das hat sie, aber dennoch verstehe ich nicht, was euch hier noch hält. Was hält euch hier, das ihr noch immer über die Erde wandelt, wenn ihr doch keinen Sinn mehr in eurem Sein sehen könnt?“ „Nun, woher willst ausgerechnet du das wissen?“ „Es ist offensichtlich. Ich weiß nicht, was mit euch geschehen ist, aber was es auch war, es muss sehr schlimm gewesen sein.“ Raphael sah ihn an. Sicher verfolgte er keine bösen Absichten, mit seinen Worten, doch er schaffte es ihn zum nachdenken zu bewegen, das gefiel ihm nicht, der Junge sollte einfach nur verschwinden. Vieles hatte ihn die Zeit genommen, selbst seine Erinnerungen vor diesem Leben waren beinahe völlig verschwommen oder einfach hinfort gespült wurden. „In so vielen hundert oder tausend Jahren geschehen viele Dinge, doch all das vergisst man irgendwann einfach wieder. Selbst du wirst dich nicht mehr ganz an deine Jugend erinnern können wenn du das Ende deines Lebens erreicht hast.“ „Das mag sein, doch ich glaube, das man wichtige Dinge im Leben niemals ganz vergessen wird, und sie bewahrt. Doch eigentlich wollte ich euch mit meinen Fragen nicht zu nahe treten. Ihr habt sicher ebenso eure Gründe, doch viele davon würde ich wahrscheinlich nicht einmal bergreifen können.“ Erwiderte der Junge. „Was willst du eigentlich?“ „Fragen, viele Antworten auf Fragen die ich euch gern stellen würde, doch die Zeit scheint mir dafür einfach nicht gerechtfertigt. Fragen die ich nicht stellen kann, weil ihr nichts über euch erzählt, Fragen die ich euch wahrscheinlich niemals stellen können werde.“ Noch immer sah ihn Lian an. „Wie sollen diese Fragen denn aussehen?“ Der Junge winkte ab, er würde ihn nicht frage, nicht heute, nicht jetzt, aber ganz sicher irgendwann. „Könnt ihr den Weg in den Wald zeigen?“ „Sicher, doch nicht jetzt, aber wenn der Morgen dämmert kann ich dir einen Weg zeigen.“ „Danke, doch was tut ihr danach?“ „Mich zurückziehen. Was du tust ist mir gleich.“ „Ihr fragtet einmal, ob jemand hier war. Wie kann ich euch finden wenn es tatsächlich so sein sollte?“ „Gar nicht, ich werde es selbst bemerken.“ Lian nickte, diese Antwort hatte er beinahe erwartet. „Wisst ihr wieso das Archiv als einziges Gebäude verschlossen ist?“ „Vielleicht gibt es Dinge, die niemand erfahren soll.“ „Gibt es die?“ „Genügend davon, wenn es dich so interessiert, kann ich die Tür öffnen.“ „Könnt ihr es mir nicht einfach erzählen?“ „Es gab vieles was man verbarg, aber gut wenn du unbedingt möchtest…“ „Ich bitte euch. Ich habe in einem der Bücher von furchtbaren Unglücken und Schrecklichen Herrschern gelesen. Gab es hier so etwas auch?“ „Allerdings, wie du weißt war der Horst keinermans Besitz, niemand weiß wann, wie, oder von wem er errichtet wurde. Er stand bereits als ich hier her kam. Doch die Jahre danach waren sehr wohl geprägt von Guten, wie von schlechten Dingen. Aber vieles davon, habe ich ohnehin vergessen.“ „Gab es verheerende Katastrophen?“ „So wie in allen Dörfern, Krankheiten und Seuchen. Der schwarze Tot kehrte ebenfalls hier ein, der Krieg, die Verstoßenen. Vieles gab es hier, doch nichts hat gereicht um diesen Horst zu zerstören.“ „Ich verstehe, doch was war in dieser Zeit mit dem Dorf?“ „Das Dorf war oft zerstört, aber immer wieder wurde es neu besiedelt und aufgebaut. Was daran so besonders war, oder ist, kann ich dir aber auch nicht sagen.“ Lian hatte noch viele Fragen gehabt. Als ihm endlich keine mehr einfielen, zumindest für den Moment, war es bereits beinahe ganz hell. Raphael hatte ihn ungefähr aus den vergangen 700 Jahren jeweils ein wenig erzählt. Was geschehen war und auch was danach geschah und wie es weiterging. Der Vampir war sich fast sicher, dass er im Archiv etwas Ähnliches finden würde. „Gut, lass uns gehen. Ich zeige dir einen Weg in den Wald. Raphael war aufgestanden und bereits an der Tür. Lian folgte ihm. Als sie den Platz überquert hatten, zeichneten sich schon die ersten Sonnenstrahlen am Horizont ab. Dem Jungen war schon mehrmals aufgefallen, das sich Raphael auch am Tag bewegen konnte. Bisher wusste er nur von Vampiren die im Licht der Sonne starben. Er fragte sich wie er das wohl schaffte. Der Morgen war bereits ganz hereingebrochen, als sie endlich zurück gingen. „Ich habe noch eine Frage.“ Innerlich seufzte Raphael auf. Würde er denn nie aufhören Fragen zustellen, bevor er tot war? „Was?“ fragt er schon wieder leicht gereizt. Lian ignorierte es. „Wie kommt es das ihr euch völlig ohne Schaden zu nehmen, auch am Tag, draußen bewegen könnt? Ich kenne nur Geschichte von Vampiren, die in der Nacht jagen, weil sie das Sonnenlicht umbringen würde.“ Erwiderte er beinahe vorsichtig. Es war nicht klug ihm nach dem zu fragen was er war, das hatte er schon recht früh feststellen müssen. „Es ist kein Vergnügen das Tageslicht zu sehen, ich bevorzuge die Nacht. Das Licht ist zu grell, ich habe eine wesentlich schärfere Sicht als du es dir vorstellen kannst. Ich bevorzuge die Nacht, aber wie du siehst, bringen mich auch ein paar Sonnenstrahlen nicht um.“ „In etwa so wie wenn ich zu lang in die Sonne sehen würde?“ „In etwa, nur noch schlimmer.“ „Und wie habt ihr es dann trotzdem geschafft oder ist das bei allen so?“ „Nein.“ Erwiderte Raphael, er war einfach schon weiter als die anderen seiner Art, er war schon sehr lange auf der Welt, die Zeit hatte ihn zu dem gemacht was er war. Die Lange Zeit seines Lebens hatten ihn gegen vieles gewappnet, wenn auch nicht endgültig, doch wenn man ihn umbringen wollte, so müsste man vieles auf einmal tun und selbst dann konnte man sich nicht sicher sein. „Doch es stimmt, Vampire vertragen das Sonnenlicht nicht sehr gut. Aber seit ich auf dieser Welt bin, habe ich vieles ignoriert. Ich kann mich an Tagen wie diesen völlig uneingeschränkt bewegen. Dennoch meide auch ich die ganze Kraft der Sonne im Zenit. Ganz besonders in den Sommermonaten. Ich bin nicht immun gegen ihre Strahlen, nur anders als die meisten.“ „Ihr habt also eine Grenze überschritten?“ „Nicht nur eine.“ „Also könnte man euch gar nicht umbringen?“ „Natürlich kann man mich auch umbringen. Ich mag ein fast unendliches Leben haben, doch das macht mich deswegen nicht völlig unsterblich.“ Dann schwieg er. Lian war klug genug nicht weiter zu fragen, zumindest vorerst nicht. Am letzen Satz hatte er deutlich gehört, dass er schon wieder belästigt schien. ___________________________ Thx für´s lesen. Kritik, Verbesserungen und Anmerkungen bitte am Ausgang hinterlassen. *Eisschoklade da lass* LG Kio ^^ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9 Als er wieder allein war, stellte er fest, das er im Grunde nicht mehr wusste als vorher. Jeden Ansatz den er gefunden hatte, wurde entweder gleich überhört, oder sofort im Keim erstickt. Es würde eine Menge Zeit beanspruchen und sehr viel Geduld brauchen, weiter an diesen Vampir heranzukommen. Plötzlich erschrak er selbst über seine Gedanken. Wieso war es auf einmal so interessant für ihn zu erfahren, was Raphael in den vielen Jahren gemacht hatte? Lian sah sich verlegen um, er hoffte, dass die Geschichten von Gedankenlesenden Vampiren nur Märchen waren, anderenfalls würde er sich ab sofort sehr unwohl in der Nähe seines Gastgebers fühlen. Er fragte sich, was ihn wohl so werden ließ und wieso er überhaupt solang hier geblieben war. Er hätte zu gern erfahren was damals geschehen ist, doch Raphael schien nicht ansatzweise die Absicht zu haben, mehr als das nötigste zu erzählen, und selbst das eher sehr ungern. Lian schüttelte den Kopf, er musste aufhören über den Vampir nachzudenken, wenn Maja noch leben würde, hätte sie ihn sicher schon hundertfach damit aufgezogen. Maja…plötzlich wurde seine Stimmung wieder trüb. Obwohl schon einige Zeit vergangen war, wirklich vergessen würde er diesen Tag nicht. Schließlich stand er demonstrativ auf und begann ein wenig Ordnung zu machen, er musste sich ablenken. Als Raphael endlich wieder in seiner Behausung angekommen war, atmete er noch einmal durch. Endlich, endlich war er wieder für sich. Diese ganzen Fragen und die viel zu lange Zeit mit dem Jungen, nein, das war einfach nichts für ihn. Er hasste Menschen, ganz besonders die, die viel zu viele Fragen stellten. Warum das so war, wusste er nicht mehr, aber er legte auch keinen Wert darauf es irgendwann wieder in Erfahrung zu bringen. Er hatte sich daran gewöhnt, ständig allein zu sein, zeitweise hatte er Monatelang kein einziges Wort gesagt. Die Leere die in ihm wohnte, war zwar nicht besonders befriedigend, aber sie war etwas Vertrautes geworden. Mit einem Menschen, der scheinbar nicht die mindeste Scheu vor ihm hatte, konnte er nichts anfangen. So etwas hatte er bisher nicht erlebt. Er würde Lian bald zurück bringen oder an einem anderen Ort, natürlich ohne das er einen Weg hierher zurück finden würde. Es war bereits wieder Abend als Lian zurück kam. Er hatte sich nicht sehr weit entfernt gerade weit genug, dass er den Horst noch immer sehen konnte. Es war vielleicht altmodisch, doch irgendwie war ihm nicht wohl bei dem Gedanken, wenn er sich womöglich verirren würde. Irgendwie bezweifelte er, das es dem Vampir auffallen würde, und wenn, dann wäre es ihm wahrscheinlich sogar egal. Schon wieder hatte er einen bitteren Geschmackim Mund. Was war nur in ihn gefahren? Er schüttelte den Kopf, dann legte er sich hin und schlief fast sofort ein. Der lange Tag hatte deutlich seine Spuren hinterlassen. Das fiel Raphael sofort auf als er noch einmal nach oben gegangen war. Das Gefühl etwas wäre hier, hatte sich verstärkt, doch wie immer war hier nichts zu sehen. Vielleicht war es nur ein Tier. Vielleicht war es aber auch nur die Anwesenheit des Jungen, oder der Gedanke an Maja, schließlich hatte er schon in der Stadt bemerkt, das diese beiden besonders starke Energie besaßen, sodass Majas Anwesenheit, selbst noch Jahre nach ihrem Tod, zu spüren war. Der Vampir schüttelte den Kopf, schon wieder dieses Mädchen. Er ging zurück und legte sich hin. Es war bereits später Nachmittag als Raphael die Augen wieder aufschlug. Er spürte eine Unruhe in sich, als ob etwas geschehen würde. Er ging nach oben. Zuerst sah er sich intensiv um, aber es war nichts Ungewöhnliches zu sehen, dann ging er zum Haus. Der Junge war also verschwunden. Weit war er nicht, aber er schien etwas bemerkt zu haben. Auch in der Luft war die Nervosität zu fühlen. Der Vampir lief durch den Hof, zum Waldrand und entdeckte Lian unweit einer Waldlichtung. Er sah so aus als würde er etwas beobachten, allerdings sah Raphael selbst nichts. Er ging zu ihm, war dabei allerdings so leise, das Lian zunächst leicht erschrak. „Ach ihr seid es.“ Die Erleichterung in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Was tust du hier draußen?“ Er stand auf, klopfte seine Kleider flüchtig ab und sah den Vampir an. „Ich dachte ich hatte etwas gesehen, aber ich habe mich wohl geirrt.“ „Kaum, irgendwas war hier, aber jetzt ist es weg.“ „Mhm, ich habe vorhin nur einen Schatten gesehen, aber vielleicht war es auch nur der Schatten eines Baumes.“ „Einen Schatten?“ der Vampir horchte auf. „Ja, für einen Moment sah es aus wie ein großes Tier, aber als ich näher kam, war es wieder verschwunden.“ „Wer weiß, vielleicht nur ein Hirsch.“ Erwiderte Raphael. Lian sah ihn an. Wirklich überzeugt sah er nicht aus, doch er hielt es für klüger, ihn vorerst nicht darauf anzusprechen. „Ich habe eine Frage an euch.“ „Für einen Menschen hast du erstaunlich viele Fragen.“ Der Vampir maß ihn mit einem Blick, den man leicht missverstehen konnte, doch Lian war sich fast sicher, dass er ihn ganz bewusst so ansah. „Ich würde gern noch ein wenig länger hier bleiben, nur wenn ihr es erlaubt. Natürlich werde ich euch auch weiterhin nicht zur Last fallen, doch der Horst hat mich neugierig gemacht.“ „Das ist mir egal. Wenn du willst kannst du das Haus behalten, solange du hier bist, aber erwarte nicht das du mich deswegen öfters sehen wirst.“ „Natürlich nicht.“ Lian hatte den Blick leicht gesenkt. Täuschte er sich oder klang das eben ein wenig resignierend? „Allerdings habe ich noch eine Bitte. Ich muss noch einmal in die Stadt…“ „Wenn du das musst…“ „Könnt ihr mich hinbringen? Ich habe den Horst bereits mehrfach umrundet, aber keinen Weg nach unten gefunden.“ „Gut, ich bringe dich in die Stadt, aber beeil dich, ich hab nicht vor länger als nötig zu bleiben.“ „Nein, ich danke euch.“ Lian lief ihm hinterher. „Wann willst du nach unten gehen?“ „Wann es euch beliebt.“ Raphael sah ihn an. „Es ist mir gleich, nicht ich muss dort hinab.“ „Dann vielleicht gleich jetzt, umso schneller kann ich das Kapitel abschließen.“ Raphael nickte und blieb stehen. „Also gut, dann halt dich fest.“ Erneut war er schneller vor den Toren der Stadt als er erwartet hatte. Er ging zum Tor. Raphael war stehen geblieben. Schon nach ein paar Minuten war der Junge nicht mehr zu sehen, allerdings schien das nur für den Vampir zu gelten, denn plötzlich hörte er Rufe. Erneut schüttelte er in Gedanken den Kopf, wie kam der Junge nur darauf gut sichtbar durch die Stadt zu gehen? Er musste doch selbst wissen, dass das keine besonders gute Idee sein konnte. Als er sich abwandte, fühlte er erneut einen leichten Hauch hinter sich. Diesmal drehte er sich nicht um, er wusste auch so, dass es wieder einmal das Nichts war, wie immer wenn bald etwas geschehen würde. „Ist ja schon gut…was willst du überhaupt noch hier?“ knurrte er als er sich widerwillig in Bewegung setzte. Er musste nicht einmal besonders lang suchen, er hatte fast erwartet das Lian entweder noch einmal in sein Haus ging, oder aber zum Heim. Letzteres war inzwischen wieder fast völlig aufgebaut und ein paar Kinder tobten auch schon wieder im Garten herum. „Du hast ja Nerven dich noch einmal hier blicken zu lassen!“ Raphael blieb stehen. Irgendwie kam er ihm bekannt vor. „Ich habe nichts getan, weswegen ich mich schämen müsste oder mich gar davon schleichen müsste.“ „So meinst du das? Und was hast du dann hier verloren?“ „Ich wohne hier, ebenso wie ihr auch.“ Erwiderte er forsch. „Du bist keiner von uns! Du hast dich mit dem Teufel verbündet!“ „So ein Unsinn! Woher habt ihr diese Absurden Unterstellungen?“ „Ich war dabei, ich habe dich gesehen!“ „Ihr habt auf mich geschossen, wenn ich euch daran erinnern kann und das obwohl ihr keinen Grund hattet!“ „Dieser Mann, mit dem du mehr als einmal gesehen wurdest, ist Grund genug! Er ist ein Dämon! Ein Teufel! Willst du mir etwa auch noch sagen du hättest es nicht gesehen?“ „Ich habe keine Ahnung wovon ihr redet.“ „Diese teuflischen Augen! Das Glühen darin! Du bist mit ihm im Bunde!“ „Woher nehmt ihr nur diese Überzeugung? Ich habe nichts dergleichen gesehen. Was hat er euch nur getan das ihr ihn derart verurteilt? Kennt ihn denn einer von euch? Wart ihr es nicht auch, der seine Waffe gegen einen unschuldigen erhoben hat? Solltet ihr nicht besser der sein der sich fürchten müsste? Vor sich selbst?“ Lian sprach ganz ruhig. Er konnte es sich nicht leisten unbedacht zu handeln. Leider schien mit den Menschen seit jenem Vorfall nicht mehr vernünftig zu reden zu sein. „Dann soll er beweisen das er unschuldig ist und reinen Herzens.“ Zu dem einen hatten sich noch ein paar mehr gesellt, und natürlich hatte einer den Vampir auf der anderen Seite bemerkt und deutet nun auf ihn. Lian sah sich bewusst gelassen um. Wann war er denn hier aufgetaucht? „Seid ihr so voller Angst, dass ihr euresgleichen jetzt schon fürchtet?“ fragte er. „Nein, doch wenn er tatsächlich einer von uns ist, so wie du meinst, dann wird er sicher nichts gegen einen Kirchengang haben.“ Für einen Moment kamen Zweifel in dem Jungen auf. Doch er verwarf sie bevor man sie ihm ansehen konnte. Er wusste nicht viel über ihn, doch er hoffte, dass er außer der Sonne auch einen Wirkungsvollen Gegeneffekt zur Kirche hatte. Er mochte sich nicht vorstellen was sie mit Raphael oder ihm anstellen würden, wenn sie am Ende erfuhren das ihre Zweifel schon berechtig waren. „Einen Kirchengang? Was erhofft ihr euch davon?“ wollte er wissen. „Die Männer sagen er wäre ein Dämon, ein Vampir oder gar schlimmeres.“ „So ein Unsinn…wer denkt sich nur all diese Lügen aus?“ „Du kannst also ruhigen Gewissens sagen, das dem nicht so ist?“ fragte einer mehr als nur misstrauisch. Seine Stimme hatte etwas Lauerndes. „Wenn dem so wäre, wäre ich dann noch am Leben?“ fragte er. „Das kommt darauf an.“ Lian sah zu dem Vampir, der hatte sich noch immer nicht von der Stelle gerührt, aber er glaubte fast, die Verachtung in seinen Augen erlesen zu können. „Ach tatsächlich…“ endlich hatte auch der Fremde etwas gesagt. Allerdings klang er so herablassend und kühl das die ersten schon wieder vor ihm zurückwichen, obwohl er noch immer an derselben Stelle stand. Als er schließlich doch auf sie zu kam, huschten die umstehenden im selben Abstand zurück. Nur Lian blieb stehen. „Das müsst ihr nicht, diese Tölpel spinnen sich nur wieder etwas zusammen.“ Erwiderte er so leise dass es nur für den Vampir verständlich war. „Wenn ihr tatsächlich ein sterblicher Mensch seid, dann sollte euch der Gang zur Kirche doch erleichtern. Dann werden wir alle sehen, dass sich ein paar von uns geirrt haben.“ Erwiderte einer. „Was wenn ich kein Kirchengänger bin? Bin ich dann etwa schlechter als ihr?“ erwiderte der Vampir feindselig. „Nun, wenn ihr kein Kirchengänger seid, wohl nicht, doch wenn ihr gar nicht dorthin gehen könnt, dann würde das kein gutes Bild auf euch werfen.“ „Hat schon jemals irgendetwas ein gutes Bild auf mich geworfen? Seid ich in dieser Stadt bin, begegnen mir die Menschen hier schon im ersten Augenblick an feindselig. Ich kann nicht behaupten das ich gern in deren Gesellschaft wäre.“ „Nun, dann bieten wir euch die Gelegenheit das Gegenteil zu beweisen. Beweist uns, das ihr die Kirche nicht fürchtet und geht mit uns, beweist uns das ihr kein Teufel seid.“ Die lauernde Stimme des Mannes wurde noch ein wenig eindringlicher. „Raphael, ihr solltet euch auf dieses Kinderspiel nicht einlassen, es ist nur ein Vorwand mehr, Geschichten zu erzählen.“ Erwiderte Lian. „Es kommt ganz auf euch an, die Geschichten werden niemals verstummen, doch ihr könnt es mit einem kleinen Gang beenden. Oder weiß der Junge vielleicht etwas das wir nicht wissen?“ „Kaum, alles was ich weiß, ist das ihr euch reichlich naiv verhaltet. Hat man jemals etwas Lächerlicheres gehört? Sagt mir Pater, was scheut euch so? Ist es sein Aussehen? Oder habt ihr einfach nur Angst das auf euch ein falschen Licht fallen könntet, wenn es euch nicht gelingt etwas zu beweisen, das es gar nicht gibt? Habt ihr den Menschen etwa all diesen Unsinn erzählt?“ Der angesprochene sah ihn an. „Kann es sein, das du versucht uns von unserem Vorhaben abzubringen?“ „Wieso sollte ich das tun? Ich hab euch lediglich ein paar Fragen gestellt, die ihr mir ganz offensichtlich nicht beantworten könnt oder wollt.“ „Wäre es nicht so absurd, könnte man es vermutlich als amüsantes Bühnenspiel auffassen.“ Erwiderte der Vampir. Ihm gefiel es gar nicht das sich der Junge in Dinge einmischte, die ihn im Grunde gar nichts angingen und noch weniger das er schon wieder hier war, obwohl er stets darauf bedacht war, möglichst gar nichts mit diesen Menschen hier zu tun zu haben. Ihn widerten sie regelrecht an. Jeder der hier stand wartet nur darauf dass einer in ihren Reihen einen Fehler tat und schon hätte man ein Neues Opfer. „Ihr solltet nicht so überzeugt von euch sein. Ihr wollt also nicht mit uns gehen?“ „Ich bin nicht daran interessiert irgendjemanden irgendetwas zu beweisen. Ihr habt genügend unfreiwillige Sünder unter euch, wieso also sollte ausgerechnet ich euch einen Gefallen tun?“ „Nun dann müssen wir wohl davon ausgehen, dass ihr die Kirche fürchtet.“ Raphael sah ihn an. Das war albern. Wieso sollte er ein Haus fürchten? „Wohl kaum.“ Er schritt an ihnen vorbei und ging geradewegs in den Garten der kleinen Kathedrale. Lian folgte ihm. Er hielt das alles für gar keine gute Idee, doch sicher wusste Raphael was er tat, das zumindest hoffte er. „Nun wie mir scheint scheut ihr die Kirche doch nicht, doch ein Garten ist nur ein Garten.“ „Raphael, wollt ihr euch wirklich auf deren Niveau herablassen?“ „Wenn sie mich dann endlich in Ruhe lassen, ist es mir ein Vergnügen.“ Erwiderte er. „Bedenkt, dass ihnen das nicht genügen wird.“ Warnte Lian ihn. „Nun dann werden sie bald bitter enttäuscht sein.“ Raphael war bis zur Tür gegangen. Als alle hinter ihm versammelt waren, trat er ganz in das Haus, das Getuschel verstummte, einige wandten sich ab, andere versuchten fieberhaft noch etwas anderes zu finden, was ihn vielleicht überführen könnte. „Sehr interessant, nur zu, geht nur weiter.“ Erwiderte der den Lian vorher Pater nannte. Der Vampir erahnte seine Absicht. Geheiligter Boden beinhaltete meistens auch Weihwasser. Und davon stand ein ganzer Kelch auf dem Altar. „Seid ihr sicher? Ihr wollt euch doch nicht völlig blamieren.“ erwiderte Raphael gelassen, obwohl ihn dieser Boden alles andere als beruhigte. Im Gegenteil, er fühlte förmlich wie das, was die Menschen als heilig bezeichneten, allmählich in seine Glieder kroch. Er sollte dieses Theater schnell hinter sich bringen, sonst könnte es schwieriger werden hier wieder herauszukommen. „Nur zu.“ Missmutig und in keinster Weise begeistert ging er weiter. Das widerliche Stechen erinnerte ihn daran wo er sich befand. Lian sah es noch immer mit Sorge, ein wenig anders schien er ihm vorzukommen. Vielleicht war er doch nicht gegen alles so gefeit wie gegen das Tageslicht. „Und ist euch das Beweis genug?“ fragte er. „Es ist beachtlich, doch überzeugt sind wir nicht.“ Raphael war am Altar angekommen und blickte angewidert in den Kelch. Auf der Oberfläche spiegelte sich sein Ebenbild und es schien ihn geradezu anzugrinsen. Allerdings war ihm grad gar nicht mehr zu lachen zumute, wieso sah er sich in diesen Kelch? Lag das am Wasser? Er schüttelte in Gedanken den Kopf und hob ihn an um ihn an seine Lippen zu führen. Er nippte nur ganz kurz dann stellte er ihn wieder zurück. Was zum Donner tat er hier? Dieses Wasser schmeckte wie es roch, widerlich stickend und es fühlte sich heiß an als es seinem Hals hinabronn. Es war nur ein kleiner Schluck, aber er genügte. Er musste aus dieser verflixten Kathedrale raus, sonst würde er nicht mehr heil auf dem Horst ankommen. „Seit ihr jetzt zufrieden?“ er ließ sich nichts anmerken. „Nicht ganz, woher wissen wir denn das ihr tatsächlich vom Wasser getrunken habt?“ Der Pater kam zu ihm und schüttete ihn den Kelch über. „Ich hatte schon ein Bad…“ knurrte der Vampir ihn an. Als auch nach einer Minute noch nichts geschah, schüttelte der Pater den Kopf. „Ich muss mich wohl für unser Fehlverhalten entschuldigen.“ Murmelte er widerwillig. Raphael ging ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei. Lian folgte ihm. Täuschte er sich oder wankte er leicht? „Wartet ich hol nur noch schnell etwas, dann können wir gehen.“ Matt nickte der Vampir, es wurde Zeit das er aus der Stadt kam. Nur wenige Minuten später waren sie wieder zurück. Als er sicher war das sie keiner mehr sehen konnte, ließ er sich auf die Mauer sinken. „Ist alles in Ordnung?“ sofort war der Junge hellwach und diesmal klang er wirklich besorgt. Raphael war ein wenig nach vorn gesunken und konnte gerade noch verhindern, dass er ganz die Kontrolle über seine Motorik verlor. Den Jungen registrierte er schon gar nicht mehr. Lian sah ihn besorgt an. Noch immer war er patschnass vom Wasser. „Ihr solltet das Hemd ausziehen…“ murmelte er bevor er ganz an ihn herangetreten war und begann die Knopfleiste zu lösen. Als der Vampir noch immer keinerlei Anzeichen von Gegenwehr zeigte, stellte der Junge fest, dass es beinahe so aussah als schliefe er, allerdings bezweifelte er das. Nach ein paar Minuten hatte er es geschafft, ihm vom Hemd zu befreien. Er war noch einmal kurz zur Hütte gelaufen, und hatte ein andres geholt, außerdem ein Tuch um ihn wenigstens ein bisschen abzutrocknen und ihm dann das andere Hemd anzuziehen. Als er zurück kam nahm etwas anderes seine Aufmerksamkeit ein. Lian hatte schon gedacht, das das Sterbealter des Vampires nicht sehr hoch war, allerdings fragte er sich, inwiefern die Narben damit zu tun hatte Es waren viele, sie waren fast nicht mehr zu sehen, aber wenn man bedachte das er schon mindestens ein paar Hundert Jahre lebte, mussten sie einmal sehr tief gewesen sein, wenn man sie selbst heut noch sah. Er schüttelte den Kopf und beeilte sich mit dem neuen und trockenen Hemd. Schließlich hatte er sich zurück gezogen. Er mochte sich nicht ausmalen, was es als nächstes Schlagen würde, wenn Raphael wieder wach war. Er hielt es für besser wenn er dann nicht mehr bei ihm wäre. Schließlich war er nicht ganz unschuldig an dem Vorfall, doch als er nach einer Stunde noch immer regungslos war, nahm Lian sich ein paar Steine und baute eine kleine Feuerstelle, es war zwar am Tage nicht kalt, doch die Nächte konnten tückisch werden. Irgendwann war er davor eingeschlafen. ________________________ Thx für´s lesen ^^ *Kaffee und Kuchen da lass* Kommis, Kritik, Fragen ect...wie immer ... LG Kio ^^ Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Kapitel 10 Es war tiefste Nacht als Raphael endlich wieder die Augen aufschlug. Verschwommen erinnerte er sich an den Nachmittag und die unfreiwillige Dusche. Ein wenig verwundert war er allerdings, das er bereits wieder bei Bewusstsein war. Als er das letze Mal ein wenig zu viel Wasser abbekommen hatte, musste er gut 2 Tage lang geschlafen haben, so jedenfalls fühlte er sich, damals. Hatte das vielleicht dazu geführt das er heut schon wieder wach war? Er rappelte sich auf, dann fiel sein Blick in das Feuer. Es war weit nach unten gebrannt, aber es spendete noch genügend Wärme. Als er den Jungen sah, keimte eine leise Ahnung in ihm auf. Als er sich genauer betrachtete, stellte er fest, dass er damit gar nicht so falsch lag. Und schon wieder machte sich Unmut in ihm breit. Soweit hätte es gar nicht kommen dürfen. Dachte er. Gleichzeitig fragte er sich, was Lian dazu bewegt haben mochte, lag das in seiner Natur? Raphael hatte sich inzwischen ganz aufgesetzt. Noch immer fühlte er den leichten Schwindel, doch er rang ihn einfach nieder und ging weiter in den Wald. Er brauchte erstmal ein wenig Energie, dann würde er sich überlegen was er mit dem Jungen anstellen sollte. Vielleicht war es keine gute Idee ihm zu erlauben hier zu bleiben. Im Morgengrauen kam er zurück, er hatte sich umgezogen und etwas gegessen. Als er sich wieder zu Mauer begab, schlug Lian plötzlich die Augen auf. Verwunderte sah er den Vampir an, als ihm plötzlich siedend heiß einfiel, was am Tag geschehen war. Er war schnell aufgesprungen und hatte seinen Kopf gesenkt, als er irgendwas von Verzeihung brabbelte, davon lief und die Tür mich starker Wucht hinter sich ins Schloss schmiss. Ganz offensichtlich hatte er nicht vor hier einzuschlafen und scheinbar ahnte er schon, dass das keine gute Idee gewesen war. So zumindest kam es dem Vampir vor als er ihm ein wenig irritiert nachblickte. Lian versuchte mit Gewalt seinen rasenden Puls zu beruhigen. Er war so erschrocken gewesen Raphael zu sehen, das er ganz vergas ihn zu fragen wie es ihm ging. Außerdem hatte er immer ein recht eigenartiges Gefühl in dessen Gegend. Doch es war keine Angst oder eine Abneigung. Vielmehr mahnte er sich mehr als einmal, seine Gedanken besser für sich zu behalten. Jeder Tag den er länger hier blieb, wurde er neugieriger auf die Geschichte dieses Lebewesens. Nicht weil er sich schuldig fühlte, viel eher deswegen, weil er den Wunsch hatte, Raphael einfach näher kennlernen zu wollen. Der Besuch in der Stadt hatte ihm klar gemacht, dass er scheinbar wirklich nicht ganz normal zu sein schien. Nicht nur das er den Vampir in Schutz nahm, nein, er fühlte sich immer wohler je länger er in dessen Nähe sein konnte. Vielleicht war es aber auch nur der Schreck. Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, atmete er noch einmal durch und entschloss nach draußen zu gehen. Seine Reaktion musste ein seltsames Schauspiel abgegeben haben. Schließlich ging er zur Tür und horchte noch einmal kurz in sich. Er würde sich entschuldigen und versuchen seinen rasenden Puls keine weitere Beachtung zu schenken. Wenn er sich nicht zu sehr in dem Vampir getäuscht hatte, würde er ihm schon nichts antun. Raphael war schon fast wieder verschwunden, als er die Tür hörte. Er blickte kurz auf und sah, das Lian auf ihn zu hielt, ein paar Schritte vor ihm blieb er stehen und sah ihn an. Was nun? Irgendwie schien ihm die Stimme ein wenig zu versagen. „Tut mir leid…soweit hätte es gar nicht kommen dürfen. Es war meine Schuld, das der Pater euch provoziert hat.“ Sagte er schließlich, allerdings konnte er ihn dabei nicht länger ansehen. „Schon gut, ich kenne meine Grenzen.“ Antwortete Raphael. „Ich hoffe, ihr habt euch nicht verletzt…ich meine…das Wasser...also…“ er suchte nach Worten. „Du musst dich nicht entschuldigen, das Wasser kann mich nicht verletzen, es entzieht nur einen Teil meiner Energie. Der ganze Kelch war allerdings nicht besonders nett.“ Merkte er an. „Es tut mir wirklich Leid, ich hätte damit rechnen müssen…“ Raphael sah ihn an. Was tat er hier? „Ich hoffe ihr seid nicht zu erbost darüber gewesen, das ich das Hemd…ausgetauscht habe.“ „Das hättest du nicht tun müssen.“ „Ich fühlte mich aber verantwortlich dafür, dass es euch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so gut ging.“ Diesmal hatte er ihn wieder angesehen. Raphael wusste darauf nichts mehr zu sagen und maß ihn nur mit durch dringenden Blick. „Ich nehme an, dass das dein letzter Besuch in der Stadt war.“ Stellte er stattdessen fest. Das war keine Frage, wie Lian bemerkte, das war eine ganz klare und unüberhörbare Tatsache. „Ich verspüre nicht den Wunsch noch einmal dort hin zu gehen.“ Der Vampir nickte. Dann wandte er sich ab. „Was habt ihr jetzt vor?“ „Ich Ruhe mich aus, das solltest du auch tun.“ Doch Lian schüttelte den Kopf. „Ich möchte mir das Archiv ansehen, wenn ihr gestattet.“ „Gut wenn es sein muss.“ Der Klang seiner Stimme klang bereits gereizt. Er ging an ihm vorbei zu dem kleinen Haus und öffnete die Tür, oder riss viel eher das Schloss aus dem Rahmen. „Werde ich euch im laufe das Tagen noch einmal sehen?“ „Das weiß ich nicht, vielleicht, aber ich denke nicht.“ dann wandte er sich ab. „Warum seid ihr so unterkühlt, war es wirklich die Zeit?“ sofort biss sich der Junge auf die Lippen, als ihn der Blick des Vampires fixierte. „Ich glaube nicht, dass dich das in irgendeiner Weise zu interessieren hat.“ „Ich möchte es nur gern in Erfahrung bringen. Ich möchte wissen wer ihr seid!“ „Tu was du nicht lassen kannst, ich werde dir keine Hilfe dabei sein.“ Damit ließ er ihn stehen und verschwand. Der Junge sah ihm noch kurz nach, aber er war so schnell verschwunden, dass es ihm unmöglich war, zu erkennen wohin. Seufzend wandte er sich dem zerstörten Türschloss um. Vielleicht würden ihn die alten Schriften ein wenig auf andere Gedanken bringen, das heißt, wenn es hier noch ein paar geben sollte. Doch schon als er eine Schritt ins Innere des Hauses tat, konnte er erkennen, das tatsächlich niemand der Meinung war, hier irgendetwas zu verändern. Zuerst ging Lian direkt auf das erste Regal zu das er sah, doch schon bald stellte er fest, dass die Schriften die es verbarg, seine Fähigkeiten überstiegen. Die Schrift hatte etwas Gezeichnetes an sich. Irgendwo hatte er so etwas ähnliches schon einmal gesehen, er meinte sich daran zu erinnern, dass man es Runen nannte. Als er sich weiter umsah, fand er bald etwas, dass er lesen konnte. Darunter auch ein paar Aufzeichnungen die, mit großer Wahrscheinlichkeit, zum entschlüsseln genutzt wurden. Zumindest hatte sich irgendjemand die Mühe gemacht, alle Zeichen aufgemalt und deren Bedeutung dahinter geschrieben. Vielleicht sollte er es einfach versuchen selbst zu erlernen. Das hingegen kam ihn unabdingbar vor, denn die anderen Schriften, konnten sicher mehr aussagen. Er war sich fast sicher, dass er nichts über den Horst finden würde, dass ihm der Vampir nicht schon erzählt hatte, zumindest nichts seit die Menschen hier her kamen und es geschrieben hatten. Ob er diese seltsame Schrift lesen konnte? Lian schüttelte den Kopf, er musste dringend versuchen nicht immer an Raphael zu denken. Als der Abend hereingebrochen war, stellte Lian fest das er nun doch langsam Hunger bekam. Kaum verwunderlich, schließlich hatte er heut noch nichts gegessen. Seine Konzentration wurde ganz von ein paar Aufzeichnungen gefangen. Nämlich solche, die einen groben Umriss des gesamten Hochsitzes festhielten. Auch wenn vieles in dieser Zeichenschrift beschrieben wurde, so wie es aussah, war der Horst tatsächlich noch um ein paar Geheimnisse gewachsen. So z.B. erkannte er aus den Zeichnungen, das er einst viel größer war, allerding nur für kurze Zeit, danach sah er so aus wie heute, doch er ging weiter nach unten. Eine Art Tunnelsystem wurde einmal hier angelegt. Wenn es ebenfalls so gut erhalten war, wie die Oberwelt, konnte man es vielleicht noch begehen. Außerdem schien man ein paar Kammern und Tiefen eingelassen zu haben. Lian konnte lediglich nicht sagen, ob es einmal eine Art Verließ war, oder etwas anderes. Vielleicht war es auch ein geheimer Treffpunkt, oder auch ein gut versteckter Handelsweg mit Lagermulden. Er nahm sich vor, das auf jeden Fall einmal zu überprüfen. Allerdings musste er dazu erst einmal einen Zugang finden, den hatte man wohl, entweder in weiser Voraussicht nicht mit eingezeichnet, oder man hatte ihn vergessen. Letzteres schien ihn aber ein wenig zu abwegig. Sollte es sich ergeben, konnte er vielleicht auch Raphael danach fragen, das hieß, wenn er überhaupt noch einmal das Glück hatte, das er ihm etwas erzählte. Er seufzte, wenn er schon immer so war, dann war er sicher nicht er einzige dem es nicht leicht gemacht wurde. Vielleicht gab es aber auch keinen der ihn vorher zu irgendetwas je gefragt hatte. Auch das würde er herausbekommen, das nahm er sich fest vor. Raphael war fast auf der Stelle eingeschlafen. Das Wasser tat sein übriges. Erst als der nächste Morgen schon wieder erwachte, schlug auch er die Augen auf. Leicht benommen sah er sich um? Was war das? Er horchte, doch scheinbar hatte er sich geirrt. Er stand auf, ging zu einem der unzähligen Gänge und kam schließlich unter dem Zentralen Gebäude zum stehen. Irgendetwas war anders als sonst. Es war zu ruhig, nicht einmal den Wind konnte er hören. Als er ganz nach oben gegangen war, blieb er stehen, auch hier war nichts zu hören. Dann nahm er am Rande eine Bewegung war. Es war eine ziemlich schnelle und er war sich sicher, das er sie unter normalen Umständen nicht einmal gesehen hätte, gut das Normal, ein Fremdwort seiner Persönlichkeit war. Leise ging er näher. Wahrscheinlich war es nur ein Tier, doch dann würde es vermutlich noch immer hier stehen. Doch es war weg. Hatte es ihn gesehen? Raphael sah sich noch einmal besonders aufmerksam um, doch es war nichts mehr zu sehen. Eine leise Prise strich ihm durch Haar. Als er sich umwandte, sah er das Licht. War der Junge etwa noch auf, oder schon wieder? Und wenn was machte er dann um diese Zeit noch im Archiv? Bevor er sich darum kümmerten würde, entschied er sich erstmal in den Wald zu gehen. Vielleicht war er bis dahin auch verschwunden, wenn nicht konnte er immer noch nachsehen. Lian hatte tatsächlich die ganze Nacht im Archiv verbracht, er hatte nicht einmal bemerkt wie die Zeit verging. Als er zum Fenster sah, bemerkte er, dass es schon wieder hell wurde. Vielleicht sollte er doch besser erstmal eine Pause machen, bevor er sich weiter um die ganzen Rollen und Schriften kümmern sollte? Er seufzte, legte die Sachen zurück und stand auf. Gerade als er die Tür schließen wollte, blieb er stehen. Auf dem Platz vor dem Gebäude stand Raphael. Er schien ihn erst gar nicht bemerkt zu haben, etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Als Lian seinem Blick folgte, sah er auch was es war. Es war nicht greifbar und im Grunde sah er auch nichts, aber da wo er hinsah war irgendetwas anders. Vielleicht war er auch einfach nicht in der Lage es zu sehen, oder er war wirklich schon so müde, das seine Sinne ihm einen Streich spielten. Erst als er fast gegen den Vampir gelaufen war und erschrocken zurückprallte, stellte er fest, dass sich dort doch etwas bewegte. Fragend sah er zu dem Vampir, doch der schien auch noch nicht Recht zu wissen was er davon halten sollte. Vielleicht sollte er sich auch einmal ein wenig genauer mit dem Archiv beschäftigen. Irgendwo weit hinten in seinem Gedächtnis kam ihm das irgendwie bekannt vor. Lian, inzwischen wieder hell wach, sah allerdings nun nicht mehr nach vorn. Der leichte Wind, der über den Horst säuselte, ließ Raphael irgendwie anders erscheinen als sonst. Der Junge starrte ihn beinahe an, bevor er bemerkte, dass es dem andren nicht entgangen war. Schnell senkte er den Blick und richtete ihn wieder nach vorn. Natürlich sah er jetzt nichts mehr, nur dass da noch etwas war, konnte er sagen. „Was ist das?“ fragte er, wenn auch nur, um irgendetwas zu sagen. „Woher soll ich das wissen.“ „So etwas Ähnliches hab ich schon einmal gesehen, allerdings nicht hier.“ „Vielleicht ist es nur ein Tier.“ „Seid ihr sicher? Ich meine, irgendwie glaube ich das nicht.“ „Wie ich schon sagte, ich hab keine Ahnung.“ „Das Archiv…ich habe etwas gefunden, ich meine über den Horst.“ „Nun, das wundert mich nicht besonders.“ „Ja…aber ich meine, es wurde auch in einer anderen Schrift geschrieben.“ „Runen ich weiß.“ „Könnt ihr sie lesen?“ „Weiß ich nicht, möglich.“ „Könntet ihr es mir beibringen?“ „Such weiter, vielleicht findest du noch ein Buch in dem du es dir selbst beibringen kannst.“ „Das habe ich bereits, aber dort sind nicht alle aufgezeichnet.“ Endlich sah der Vampir ihn an. „Dann wirst du dir den Rest eben auch beibringen müssen, wenn du sie lesen möchtest.“ Lian erwiderte seinem Blick. Die Gleichgültigkeit seines Gegenübers reizte ihn, allerdings nicht zum Positiven. „Und wenn ich euch nun darum bitte?“ fragte er schroffer zurück als beabsichtigt. „Sehe ich keine Notwendigkeit dieser Bitte nachzukommen.“ Erwiderte der Vampir. „Vielleicht steht in den Schriften etwas, das das eine oder andere erklären könnte.“ „Und wenn schon, es interessiert mich nicht.“ Damit wandte er sich ab und verschwand. Lian schüttelte den Kopf. Er würde sich wohl etwas anderes einfallen lassen müssen, wenn er weiter zu Raphael vordringen wollte, so jedenfalls, würde es ihm entweder nicht gelingen, oder die Zeit seines Lebens dafür nicht genügen. Doch für den Moment, entschied er sich erst einmal, sich ein wenig auszuruhen. _________________ Ein Kleines Jubileum Kapitel 10. Wow als ich anfing hatte ich nicht erwartet das es so viel Spaß machen würde eine Story auf diese Weise zu schreiben und hier und da ein paar Legenden zu verdrehen. Wie immer freu ich mich über Anregungen und Kommis und bedanke mich ganz herzlich für die bisherigen. *Kuchen und Kaffe da lass* LG Kio ^^ Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Kapitel 11 Es war bereits Nachmittag als er wieder aufwachte. Er stand auf und wusch sich. Heut war es wieder sehr heiß, zumindest flimmerten die Dächer der Stadt unter der Hitze der Sonne. Lian sah sich um, doch er was sich sicher, das der Vampir jetzt noch nicht hier her kommen würde, selbst dann nicht, wenn er wach wäre. Er hatte nicht vergessen was er erzählt hatte. Was also tun? Er sah sich um, nein so auf die schnelle konnte er nichts finden, das woanders hin, als ins Zentrum des Horstes führte. Schließlich blieb sein Blick auf einem der größeren Gebäude hängen. Er war zwar immer wieder daran vorbei gelaufen, aber noch niemals hatte er es von drin gesehen. Vielleicht sollte er es nachholen, schließlich gab es noch vieles was er noch eingehender untersuchen wollte. Er ging näher. Wie erwartet war das Tor nicht verschlossen. Drin war es angenehm kühl, gerade so, als hätte man das Gestein so bearbeitet, das es die Sonnenstrahlen gierig verschlang, ohne etwas in sein inneres gelangen zu lassen. Es war ein großer Raum, er erinnerte ihn an einen Tanzsaal, allerdings vermisste er Leuchter und andere Dinge die man dort für gewöhnlich fand. Alles was hier zu sehen war, war ein einzelner Tisch, oder eher eine Tafel, die trotz ihrer Größe ziemlich verloren aussah. Um sie herum standen etwa 12 Stühle, vielleicht eher eine Empfangshalle, als ein Tanzsaal. Schoß es dem Jungen durch den Kopf. An der hinteren Wand, hing ein großer Teppich herunter. Er war sicher einmal sehr wertvoll, doch hier schien die Zeit nicht auf wundersame Weise stehen zu bleiben. Er war eingestaubt und das dunkle Rot, war beinahe rosa. Er ging näher. Nein, es war keine Flaggen, auf dem Wandteppich konnte er nichts erkennen, was in irgendeiner Weise darauf hindeutete, das hier etwas Höheres als ein Stadtrat gesessen hatte. Doch dann spürte er einen leichten Luftzug. Wo kam er her? Lian sah sich um. Er hatte die Tür geschlossen, von da kam er nicht, auch die Fenster waren nicht geöffnet. Plötzlich hielt er inne, er ging noch einmal zur Wand. Ja, es war eindeutig zu spüren, hier stieg die Prise auf. Vorsichtig lugte er um den Teppich, die Wand dahinter war ebenso mit Holz verziert wie die davor, allerdings war in der Mitte eindeutig etwas vergessen wurden, es wirkte dunkler und ein wenig deplatziert. Er trat ganz hinter den Teppich, es war eine Art Tür, doch sie musste mit einem anderen Mechanismus verschlossen sein, denn er fand keinen Knauf, oder sonst etwas anderes als das glatte Holz, das sich lediglich ein wenig in seiner Masserung von dem um ihn herum abhob, wie er jetzt feststellte. Von weitem würde man es vermutlich nicht einmal sehen. Ob das wohl so beabsichtig war? Vielleicht hing auch der Teppich nicht schon von Beginn an davor, das jedenfalls, mochte eine Erklärung sein. Er suchte die Wand ab, vielleicht war es eine lose Leiste oder etwas anderes. Nach ein paar Minuten hatte er aufgehört, die Wand abzuklopfen, er fand nichts. Noch einmal sah er die Tür etwas genauer an, vielleicht war sie auch gar nicht mit einem heimlichen Mechanismus gesichert, sondern schwang einfach um? Doch auch als er dagegen drückte, geschah nichts. Lian ging ein wenig zurück. Vielleicht war sie doch verschlossen. Gerade als er sich abwenden wollte, stolperte er über den Läufer der bis zum Boden Reichte, jedoch fing er den drohenden Sturz mit den Händen ab und glitt zur Seite, nur um dann erst recht auf die Nase zu fallen. Schnell rappelte er sich auf. Glücklicherweise, hatte er sich nicht wirklich verletzt, allerdings sah er reichlich überrascht in einen weiteren Raum an dessen Ende ein Gang nach unten führte. Es war also eine Schiebetür. Ungläubig schüttelte er den Kopf, wer kam den auf die Idee die Tür in die Wand zu schieben? Doch dann ging er weiter, immerhin war das die Gelegenheit sich noch ein wenig genauer umzusehen und zu testen ob die Tunnel ebenfalls so gut erhalten waren. Der Tunnel führte weit nach Unten, ohne Licht würde er nicht weit kommen. Lian ging zurück und nahm sich eine der Fackeln von der Wand, zündete sie an und machte sich noch einmal auf den Weg. Als er ungefähr 500m gelaufen war, blieb er stehen. Hier unten war es angenehm kühl, trotzdem war der Fels ein wenig erwärmt. Als er am Ende des Ganges ankam, teilte sich der Weg. Doch es ging nur in eine Richtung weiter, denn, so schien es, die andere war einmal eingestürzt, oder zerstört wurden. Je weiter er nach unten ging, umso wärmer und feuchter wurde es. Als er etwa 1 Stunde gelaufen war kam er noch einmal an eine Gabelung. Beide Tunnel schienen gut erhalten und betretbar zu sein, doch bevor er weiterging sah er sich noch einmal staunend um. Was auch immer es hier unten gewesen sein mag, oder wozu es auch gedient haben mochte, es hatte die Ausmaße eines Tanzsaales. Vielleicht sollte es einmal eine Zuflucht sein, wenn es nötig geworden wäre, er schätze dass hier um die 100 Menschen Platz gefunden hätten. Auch schien man hier etwas anderes verbaut zu haben als es üblich war. Schließlich entschied er sich dafür gerade aus weiter zu gehen, auch wenn der Gang wieder nach unten führte, so würde er sich nicht ganz so schnell verlaufen und hier in den Saal führte nur der Weg den er eben gekommen war. Doch dann blieb er abermals stehen, der Weg ging nach unten, allerdings sehr steil und in Form einer Stiege die man aus dem Fels geschlagen hatte. Nach kurzem Zögern jedoch ging er weiter. Als er am Sockel angekommen war, stellte er fest, dass der Boden abermals anders zu sein schien. Doch gerade als er stehen geblieben war, um sich das Material etwas genauer anzusehen, soweit das möglich war, gab er unter seinem Gewicht nach. Lian fiel nicht tief, dennoch landete er unsanft auf dem Rücken. Als er die Augen wieder öffnete, wünschte er sich das er noch ein wenig tiefer gefallen wäre. Eigentlich hatte er angenommen in einen weiteren Gang zu landen, doch das hier sah eher wie ein Raum aus und ganz offensichtlich schien der noch genutzt zu werden. Der Junge musste nicht lang überlegen wer dafür in Frage kommen könnte, glücklicherweise schien sein Bewohner gerade nicht hier zu sein. Er rappelte sich auf, horchte kurz in sich und sah sich um. Als er nach oben sah, stellte er fest, das die Decke nur mit Holzpfosten und Lehm gefestigt wurde. Scheinbar sollte man nicht von ober hier her kommen. Lian schüttelte den Kopf, er sollte so schnell wie möglich hier raus finden. Glücklicherweise, war dieser Raum durch eine Tür begehbar, allerdings sah die eher aus wie ein großer Stein. Wenn es ihm nicht gelingen würde ihn zur Seite zu schieben, müsste er sich eine sehr gute Geschichte ausdenken. Das Glück schien ihm heut jedoch wohl gesonnen zu sein, der Stein, oder die Tür ließ sich mühelos öffnen und schwang beinahe völlig lautlos nach außen und mündete in einem weiteren Tunnel. Vermutlich führte auch hier ein Handelsweg oder etwas Ähnliches durch, denn der Gang war sehr stabil und gut gestützt. Vielleicht führte der eingestürzte Gang hier her, doch zunächst sollte er sehen das er wieder nach draußen fand. Zögerlich ging er weiter in den Gang hinein an der nächsten Gabelung entschied er sich diesmal für links, er hatte einen leichten Luftzug gespürt. Lian wandte sich immer wieder um, um sicher zu gehen dass ihm keiner gefolgt war. Gerade als er sich wieder nach vorn drehen wollte stolperte er gegen ein Hindernis. Er zuckte innerlich zusammen, es war definitiv keine Wand. Erschrocken und irgendwie ertappt drehte er sich ganz um. Raphael sah ihn nicht minder überrascht an, allerdings war seine Verwunderung über ihn beinahe in derselben Sekunde aus seinen Augen gewichen. Stattdessen sah er nun mehr ziemlich ärgerlich und keineswegs erfreut aus. „Was suchst du hier?“ Lian zuckte zusammen, er sah nicht nur verärgert aus, er klang auch so. „Ich hab ein paar alte Pläne gefunden in denen ein Tunnelsystem mit einer Art Lagermulden unter dem Horst eingezeichnet war. Als ich dann im großen Saal war, fiel mir eine Tür in der Wand auf.“ Erwiderte er noch immer erschrocken. Was hätte er auch anderes sagen sollen? Schließlich war es so. „Das erklärt aber nicht was du hier unten verloren hast. Die Gänge die vom großen Saal hier rein führen enden auf dem Verlassen Anwesen unterhalb des Horstes!“ knurrte der Vampir. „Ihr wusstet hier von?“ „Natürlich weiß ich davon! Also wie kommst du hier runter?“ „Ich bin durch eine Oberfläche gebrochen…“ erwiderte der Junge kleinlaut. Er hatte gleich ein ungutes Gefühl, als die Decke nachgegeben hatte. Raphael sah ihn durchdringend an. Scheinbar hatte er den Jungen unterschätzt. Er kannte die alten Pläne, allerdings war er sich sicher, dass die noch in der Runenschrift geschrieben wurden. Doch wie kam es das man sie auch jetzt noch lesen konnte? Scheinbar waren die Steine und die Mauern nicht das einzige, was mit einem besonderen Material gefertigt wurde. Normales Papier oder Tinte hätte man heut nicht mehr lesen können. „Was willst du hier?“ „Ich wollte nur sehen ob die Pläne der Wahrheit entsprechen und ob man hier vielleicht noch mehr über die Vergangenheit des Horstes erfahren konnte.“ „Kriechst du eigentlich in jeden Tunnel den du siehst?“ fragte der Vampir noch immer gereizt. Er war zu ihm getreten, hatte ihn gepackt und in Windeseile wieder nach oben befördert. Wenn er Glück hatte, würde es ihm eine Lehre sein, wenn er Pech hatte und Lian den Zugang des alten Anwesens finden würde, wäre es nur noch eine Frage der Zeit bis er wieder vor seiner Tür stehen würde. Normalerweise hätte er ihn allein laufen lassen sollen, doch das Risiko war zu groß, so würde er noch eine Weile brauchen um alle Zugänge zu finden. Doch egal wie er es wendete, es gefiel ihm ganz und gar nicht. „Ich wusste nicht das Teile der Gänge so labil sind.“ Erwiderte der Junge trotzig. „Dann tu dir selbst einen Gefallen und halt dich daraus fern, dann kann so etwas auch nicht passieren!“ erwiderte Raphael verärgert. „Ihr müsst schließlich auch irgendeinen Zugang haben! Wie kommt ihr sonst dort runter?“ fragte Lian ihn. Wenn gleich er doch noch immer ein wenig verwundert über seine Reaktion war, langsam machte sich eine leise Ahnung in ihm breit wieso er so reagiert hatte. „Ich habe etwas gehört!“ knurrte er. „Dieser Horst ist kein Spielplatz!“ „Es tut mir leid, ich wollte sicher nicht solche Umstände machen.“ Raphael sah ihn an. „Geh zurück zu deinen Büchern, das ist wesentlich ungefährlicher, dann passiert sowas auch kein zweites mal mehr.“ „Wieso seid ihr so gereizt? Ich habe doch gar nichts getan!“ „Es reicht schon dass du hier, und der Meinung bist, überall suchen zu müssen. Ich dulde dich hier nur, nicht mehr und nicht weniger!“ „Vielleicht würde ich es lassen, wenn ihr einfach ein paar Fragen beantworten würdet.“ „Ich sehe keinen Grund wieso ich das tun sollte.“ „Vielleicht weil es nicht schaden kann? Ihr wart sicher lange Zeit allein, vielleicht habt ihr nur vergessen wie man sich unterhält.“ „Vielleicht wollte ich es auch genauso haben.“ „Was ist mit euch passiert? Wieso seid ihr so derart gleichgültig? Ihr seid nicht so schlecht oder böse wie man es vielen nachsagt, aber doch nur weil man es nicht besser weiß.“ „Das geht dich nichts an, und ich sagte bereits, dass es nichts gibt was ich nicht schon erlebt hätte!“ „So wird es auch bleiben, wenn ihr weiterhin den einsamen Wolf spielen wollt!“ konterte der Junge. Warum stritt er sich eigentlich mit ihm? War es nicht das Gegenteil was er wollte? Konnte es wirklich sein das ihn gar nichts mehr interessierte? „Ich denke nicht dass du alt genug bist um das beurteilen, oder verstehen zu können.“ „Das solltet ihr doch besser mir überlassen. Vielleicht bin ich noch jung, aber ich habe wenigstens noch ein paar Zukunftswünsche!“ „Ach und wie sollen die bitte aussehen? Willst du die Macht erarbeiten und alle unterwerfen die einmal ungerecht zu dir waren?“ „Nein, Macht interessiert mich nicht und die, die Unrecht taten, straft man am besten damit wenn an ihnen vergibt. Doch wie viel davon könnt ihr heute noch verstehen? Ihr lasst ohnehin keinen näher an euch um etwas gegen eure gegenwärtige Situation zu unternehmen.“ Nun sah der Vampir doch überrascht aus. „Was willst du eigentlich?“ Lian sah ihn an. „Nur etwas über euch erfahren.“ „Über mich gibt es nicht zu erfahren!“ „Davon bin ich aber nicht überzeugt. Auch ihr habt eine Geschichte und ich werde nicht eher aufhören zu fragen bis ich sie gehört habe. Ich weiß das es anmaßend von mir ist, doch auch wenn ihr es nicht glauben wollt, ihr interessiert mich wirklich.“ Damit wandte er sich ab und ging zurück. Sein Puls raste und er fragte sich allen Ernstes ob er ihm wirklich eben gesagt hatte, dass er ihn interessiere? Was mochte er jetzt denken, das hieß wenn er überhaupt darüber nachdachte? Vielleicht war das eine der wenigen guten Ideen gewesen, doch er wusste, wenn er Raphael zum Reden bringen wollte, musste er ihn so weit provozieren bis er freiwillig etwas erzählte und sei´s nur damit er endlich wieder seine Ruhe genießen konnte. Doch Lian wollte genau das nicht, er wollte nichts erfahren das er erzwungen hatte. Er würde noch hinter sein Geheimnis kommen, und wenn er sich nicht ganz irrte, würde der Vampir vielleicht bald bei ihm aufkreuzen. Entweder um ihn einfach irgendwo abzusetzen, oder um ihn zu fragen, ob er nicht ein wenig verwirrt war. Vielleicht sollte er bis dahin einen anderen Zugang suchen, so wäre es sicher nur eine Frage der Zeit, in Erfahrung zu bringen wo er sich über den Tag aufhielt, doch zunächst musste er abwarten und sich wieder ein wenig beruhigen. Der erste Gedanke, der Raphael in den Sinn kam, war die Vermutung, dass er sich den Kopf heftiger gestoßen haben musste als er dachte. Sein zweiter war die Tatsache, das es ihm eigentlich gar nicht interessierte und er seine Worte ohnehin nicht wirklich ernst genommen hatte. Zu oft hatte er erlebt, dass Menschen in prekären Situationen sowieso nicht ganz zurechnungsfähig waren. Als der Vampir gerade zurück gehen wollte, erregte erneut etwas seine Aufmerksamkeit. Vom Torbogen aus, zog ein leichter Nebel auf, er kam sicher aus dem Wald, doch ein kleiner Teil sah merkwürdig bekannt aus. Anders als sonst schien es diesmal allerdings Trauer zu sein die er glaubte im Dunst zu erkennen. Dann war es wieder verschwunden und gab den Blick auf einen Schatten frei. Doch als er auf der Stelle stand, war er bereits wieder verschwunden. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Sollte es etwas anderes als ein Tier sein? Dass es so schnell verschwunden war, sprach dafür, doch Raphael schüttelte den Kopf. Es war ausgeschlossen dass ihn jemand oder etwas gefunden haben konnte. Alle die ihm etwas hätten wollen würden, lebten heut nicht mehr, und die, die durchaus in der Lage gewesen wären ebensolang zu leben wie er selbst, hatten, entweder zielstrebige und verbohrte Menschen vernichtet, aus Angst, oder er selbst hatte sie getötet. Doch das Ungute Gefühl wich nicht vollends von ihm. Bevor er jedoch einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, tauchte der Schatten erneut auf. Diesmal war er deutlicher zu erkennen. Er sah aus wie ein Tier, ein großer Hund, oder ein großer Wolf, doch dafür bewegte es sich eigentlich viel zu schnell. Als es erneut verschwunden war schüttelte er den Kopf, vielleicht war er einfach nur übermüdet, schließlich hatte er die vergangenen Tage kaum Schlaf gefunden. Nachdem er sich noch ein weiteres Mal davon überzeugt hatte, das nichts mehr hier war, ging er zurück und legte sich hin. __________________________ Thx für´s lesen. LG Kio ^^ *Kuchen und Kaffe da lass* Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Kapitel 12 Nach einigen Stunden wachte er auf. Seine ersten Gedanken, glitten zu den Worten des Jungen zurück, noch bevor seine Laune den endgültigen Tiefpunkt erreicht hatte. Doch ganz abschütteln konnte er sie nicht, stattdessen wechselten sie ihren Platz mit dem seltsamen Schatten der ihm aufgefallen war. Missmutig rappelte er sich auf, obwohl ihm seine innere Uhr bereits sagte, dass es noch lang nicht Zeit für ihn war. Doch an Schlaf brauchte er vorerst keinen Gedanken verschwenden und entschied sich dafür nach oben zu gehen. Lian der gerade aus dem Archiv kam, blieb unvermittelt stehen als er Raphael bemerkt hatte. Er hatte im Archiv etwas gefunden, was ihn ein wenig beunruhigt hatte. Genau genommen handelte es sich um die Schriftrolle, die er auch jetzt unter den Arm geklemmt hatte. Er würde Hilfe brauchen um sie zu entschlüsseln. Raphael seufzte leicht auf, als er sie sah und auch ahnte was er damit wohl vor hatte. Zögerlich ging der Junge weiter und blieb letztlich vor ihm stehen, doch bevor er den ersten Satz gesprochen hatte, glitt sein Blick zum Torbogen, als der Vampir dem folgte, sah er auch gleich den Grund dafür. Lian sah einen Schatten, doch fast in derselben Sekunde war er wieder verschwunden. Raphael, der seinem Blick bemerkte fragte sich ob er ihn wohl auch gesehen hatte. „Was war das?“ beantworte Lian seine innerliche Frage bevor er sich überhaupt gestellt hatte. „Wer weiß, vielleicht ein Tier oder so etwas.“ „Mhm…ein Tier? Seid ihr sicher dass es das war? Ich meine es sah irgendwie so anders aus…“ „Wer weiß was sich sonst noch im Wald herumtreibt.“ Erwiderte der Vampir. „Vielleicht ist es so, obwohl ich etwas vergleichbares noch nicht gesehen habe. Aber ich wollte euch fragen, ob ihr das lesen könnt.“ „Was ist das?“ „Ich habe die Rolle im Archiv gefunden. Es geht um Schatten, Geister, Böses, gleichsam um den Tod. Vielleicht ist es eine Art Prophezeiung, ich konnte nicht viel mehr entschlüsseln. Nur noch das es ein Mann geschrieben hat, er gab sich allerdings keinen Namen. Doch er muss vor langer Zeit gelebt haben.“ „Und was soll ich hierin bitte lesen?“ Lian sah ihn an. „Ich habe nur ein paar vereinzelte Worte entziffern können, aber ich habe herausgefunden, dass es um eine Gefahr geht, die seltsamerweise als Schatten dargestellt wird. Vielleicht gab es dieses Tier damals schon und es ist gar kein Zufall das es jetzt wieder hier aufgetaucht ist.“ „Ich glaube nicht das es ein normales Tier war.“ Raphael betrachtete die Runen. In der Tat beinhalteten die Schriftzeichen eine Warnung, vor etwas dass schlimmer war als man es sich vorstellen mochte. Zumindest wenn man dem Verfasser glauben konnte. Der Schreiber bezeichnete es als lauernden Schatten, der immer dann zu sehen war, wenn ein großes Unglück bevorstand. Weiter unten bezog er seinen Worte auf Zitate von alten Texten, die bereits in der Antike verfasst wurden waren. Sie handelten von der These, das Zeit ein sensibles Gefüge darstellet das ab und an Störungen aufwies. Diese Störungen lösten bei Menschen verschiedene Dinge aus, sie sahen Dinge die geschehen waren oder die vielleicht erst noch geschehen würden. Raphael schüttelte den Kopf. „Was habt ihr?“ „Diese Rolle ist absoluter Blödsinn.“ „Wie meint ihr das?“ „Wer auch immer sie geschrieben hat, muss zu diesem Zeitpunkt sehr verwirrt gewesen sein…“ „Denkt ihr wirklich so?“ „Natürlich.“ „Nun und wenn das so ist, was genau steht dann darauf?“ „Eine von vielen Geschichten.“ „Könnt ihr es mich lehren?“ „Was?“ „Ich möchte es lesen lernen.“ „Was interessiert dich daran nur so?“ „Diese Runenschrift ist schon sehr alt, und man wird ihr vermutlich nur wenig Beachtung schenken. Doch sie war schon länger hier als die Menschen, deswegen möchte ich sie gern lesen können.“ Der Vampir seufzte lautlos. Dieser Junge war wirklich seltsam. „Gut wenn es sein muss…“ „Ich danke euch.“ „Nicht so voreilig. Schreibe auf was du selbst schon lesen kannst, dann sehen wir weiter.“ „Gut. Aber was ist der Grund?“ „Brauchst du für alles einen Grund? Ich bin nicht interessiert dir soviel Zeit zu opfern, für etwas was du bereits beherrscht. Schreibe auf was du lesen kannst und nur das was du nicht findest werde ich dir übersetzen.“ „Gut wie ihr meint.“ Damit ging er zum Haus. Der Vampir sah ihm zweifelnd nach. Er rechnete noch nicht damit, dass es ihm tatsächlich gelingen würde. Lian arbeitet bis in die Nacht. Irgendwann musste er eingeschlafen sein, denn als er die Augen aufschlug war es bereits wieder Tag. Er sah auf dem Tisch vor sich. Viel hatte er noch nicht geschafft, kaum mehr als ein Drittel hatte er entziffern können, doch er würde es einfach weiter versuchen. Raphael war an diesem Tag ebenfalls früh unterwegs. Der Schatten unter den Bogen hatte ihn mehr beunruhigt, als er zugeben konnte. Vielleicht sollte er in diesem Fall den Runen doch mehr Beachtung schenken. Doch vielleicht war es auch wirklich nur das abergläubische Gewäsch für was er es hielt. Als er von der Jagd zurückkam, war es bereits wieder Nacht geworden. Im Haus des Jungen brannte noch immer Licht. Versuchte er etwa tatsächlich die Schriftzeichen zu lesen? Er ging zu ihm. Einigermaßen überrascht sah der Junge auf. Er schien ihn nicht gleich zu bemerkt zu haben. „Was machst du da?“ „Aufschreiben was ich lesen kann, doch besonders viel ist es nicht.“ erwiderte er. Raphael ging näher an den Tisch, scheinbar hatte er den Jungen wirklich unterschätzt. Lian hatte gut die Hälfte übersetzt und das in 2 Tagen. Das einzige was noch fehlte, waren Teile des ersten Absatzes. „Ich weiß es ist nicht so viel, doch kann ich mit dem ersten Abschnitt nichts anfangen. Ich glaube, dass die Rolle fortwährend geschrieben wurde. Es scheint fast so als hätte man sie weitergegeben. Haltet ihr das für möglich?“ „Es würde mich nicht sonderlich überraschen.“ Raphael ging noch weiter heran und nahm sie eine Feder. Er hatte schon seit Ewigkeiten keine Feder mehr gehalten. Erstaunlicherweise schien er noch immer Schreiben zu können. Auf einem separaten Blatt notierte er die ersten und den mittleren Absatz, sowie den letzen, in einer Geschwindigkeit die ihn selbst staunen ließ. „Sonst noch was?“ fragte er als er fertig war. Lian schüttelte den Kopf. „Nein, vorerst nicht. Danke.“ Dann war der Vampir auch schon verschwunden. Lian beugte sich über den Text und lass ihn. Scheinbar musste Raphael einmal aus einer wohlhabenden Familie stammen, denn es gab nicht sehr viele Menschen die vor ein paar Jahrhunderten schreiben lernen konnten. Vielleicht war er selbst ein Gelehrter gewesen? Doch sein junges Alter, das er zweifellos hatte als er das erste Mal gestorben war, stand dahingehen stark im Widerspruch. Seine Schrift jedoch war sauber und gestochen scharf. Wenn auch ein wenig ungewöhnlich und in einer Form, die er heut so nicht mehr kannte, er hatte so eine ähnliche Schrift schon einmal gesehen. Damals in den Regalen seines Vaters lagen verschiedenen Rollen. Er wusste dass sie sehr alt waren, teilweise sogar aus der Antike stammten, aber, und das war sehr ungewöhnlich, diese Schriften waren schon weit über tausend Jahre alt. Das entnahm er den Daten die meist ganz am Anfang standen und oftmals ähnlich den heutigen ausgesehen hatten. Plötzlich fragte er sich wie lang es ihn schon gab. Konnte er tatsächlich so alt sein wie diese Schrift? Und wenn, würde das nicht bedeuten das er wesentlich älter war als nur ein paar Jahrhunderte? Sicher war, dass 700 Jahre nicht ausreichten um so zu schreiben, doch wenn das so war, was war dann davor? Lian entschied sich dafür erstmal aufzuhören und sich auszuruhen. Am nächsten Tag würde genügend Zeit sein sich alles noch einmal anzusehen und gegebenenfalls die Tabelle zu vervollständigen. Wenn er das schaffen würde, könnte er vielleicht wirklich bald mehr herausfinden. Dann war er eingeschlafen. Raphael war nach unten gegangen. Vielleicht würde er heut ein wenig mehr Ruhe finden als die Tage davor. Doch wirklich gelingen wollte es ihm nicht, erst als es bereits wieder dämmerte, schlief er ein. Lian erwachte kurz vor Mittag. Er stand auf, wusch sich und lief in den Wald um sich etwas zu Essen zu sammeln. Während er lief, beschlich ihn ständig das Gefühl, nicht allein zu sein. Immer wieder blieb er stehen und sah sich um, doch obwohl er nichts entdecken konnte blieb er unruhig. Erst als er den Horst schon fast wieder erreicht hatte, nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr. Abrupt blieb er stehen und spähte nach vorn durch den Bogen. Scheinbar war es mehr als eine Einbildung gewesen, denn jetzt sah er ganz deutlich dass sich etwas bewegte. Es sah aus wie der Schatten vom vergangenen Tag. Er ging noch ein wenig näher heran, von weitem sah es aus wie ein großer Hund, eher noch wie ein Wolf, doch seine Bewegung widersprach der eines normalen Tieres. Sie wirkte nicht tierisch genug. Erleichtert stellte er allerdings fest, dass es nicht das war, was er insgeheim befürchtet hatte. Von Raphael wusste er, das wäre es ein Vampir, er schon lang bemerkt wurden wäre, außerdem war heller Tag. Der Junge zweifelte daran, dass es viele von ihnen gab, die wie sein Vampir, sorglos bei Tag durch die Strassen laufen konnten. Sein Vampir? Er schüttelte den Kopf, jetzt war nicht die Zeit lang nachzudenken. Was sollte er nun tun? Ins Haus zurück gehen konnte er nicht. Früher oder später würde er gesehen werden. Zu weit in den Wald gehen wollte er auch nicht, schließlich war er sehr dicht und ihm war wohler wenn er den Horst sah, außerdem konnten in diesem Wald tatsächliche gefährliche Tiere leben, ganz besonders wenn die Hunger hatten. Welche Option blieb ihm also noch? Ihm fiel das verlassene Anwesen ein, vielleicht sollte er dorthin gehen und versuchen den anderen Zugang zu finden, der von dem Raphael gesprochen hatte. Und es war ein wenig sichere, da es unterhalb lag, konnte man nicht gleich sehen ob sich jemand darauf aufhielt. Schließlich entschied er dass das wohl die vernünftigste Lösung war. Langsam und vorsichtig zog er sich zurück, erst als er sich noch einmal versichert hatte dass er tatsächlich nicht mehr zu sehen war, ging er normal. Der Weg dorthin war länger als er erwartet hatte. Erdrutsche und Ausspülungen als folge vom Regen, hatten den Weg zu einer gefährlichen Steige werden lassen, auf dem jeder Schritt eine Gefahr sein konnte, oder den sicheren Tod bedeuten würde. Doch er schätze, dass es weitaus ungefährlicher war, wenn man sich so schnell wie Raphael bewegen konnte. Als er endlich angekommen war, musste er seinen ersten Eindruck korrigieren. Das Haus und der Garten mussten doch länger verlassen sein als er zunächst angenommen hatte. Das Gebäude glich eher einer Ruine, und die Eisenstangen waren teilweise so stark verrostet, dass man sie mühelos mit der bloßen Hand zerdrücken konnte. Lian sah sich um. So wie das aussah, was einmal ein Haus gewesen war, würde dort sicher kein Zugang sein, die Gefahr das das Gebäude, oder der Rest davon, unter der kleinsten Böe zusammenbrechen würde, war einfach zu groß. Der Garten kam auch nicht in Frage, man hätte es schon längst gefunden. Eher wahrscheinlich war es dann doch, dass man ihn unter den Felsen verbarg, schließlich säumten sie die ganze Anlage ein. Er beschloss erst einmal die Felsen abzugehen und dort zu suchen, doch schon nach ein paar Minuten war ihm klar, dass er nichts finden würde. Dann fiel sein Blick auf die Innenseite des Gebäudes. Als er näher trat, erkannte er, dass es wie ein U um einen Platz errichtet wurde. In dessen Mitte stand ein alter Brunnen. Dass er zweifellos älter war, erkannte er auf den ersten Blick. Als er sich überzeugt hatte, dass er gefahrlos durch den Bogen gehen konnte, sah er sich das Gebilde genauer an. Er trug kein Wasser mehr, scheinbar war er schon lange versiegt, doch was war das? In der Mitte sah er einen Spalt. Er ging noch ein wenig näher und beugte sich über den Rand. Der Spalt war nicht zufällig da, er sah aus wie ein Quadrat. Wer auch immer dafür verantwortlich war, so sollte es nicht aussehen. Als er sich noch weiter vorn über beugte und nach einem verborgenen Mechanismus zu suchen, gab ein Teil des Randes nach und träge schob sich die Platte unter eine andere. Verblüfft sah er auf. Er hatte tatsächlich einen Gang gefunden? Die Stufen, die er jetzt erkennen konnte, führten ins Innere und in die Tiefe. Er sah sich noch einmal um. Eine Fackel hatte er nicht, und wahrscheinlich würde der Lichtschein durch den Einstieg nicht weit genug reichen, außerdem war er davon überzeugt das eine der Stufen den Mechanismus auslöste der die Platte wieder in ihre Ausgangposition zurück schob. Doch viel mehr Möglichkeiten hatte er nicht mehr. Er raffte sich auf und stieg die Treppen hinab. Gegen jede Erwartung war der Gang hell, aber nicht etwa durch Fackeln erleuchtet, sondern durch das Gestein selbst. Es war ein seltsamer grün schimmernder Glanz der ihn das meiste erkennen ließ, während die Platte über seinen Kopf den Zugang wieder verschloss. Nun gab es kein Zurück mehr. Aufmerksam prägte er sich jedes Detail ein, er hatte so gar kein gutes Gefühl dabei und auch das schimmern des Gesteins trug nicht unbedingt dazu bei das es sich besserte. Doch er ging trotzdem weiter, schließlich wusste er ohnehin nicht wie er wieder hier heraus käme. Diesmal folgte er den schimmernden Steinen, bis er ein einer Abbiegung kam. Es führte nur ein Weg davon ab, dieser war erhellt, als er näher trat staunte er nicht schlecht, es war derselbe Gang den er schon vor zwei Tagen unfreiwillig gefunden hatte. Erst jetzt fiel ihm jedoch auf, dass er nochmal hinter einer zusätzlichen Wand verschwand. Er folgte ihm und kam vor eine große, aus Stein, geschlagenen Tür. Vor ihr standen noch ein paar alte Holzkisten und Tonkrüge, wahrscheinlich das was man irgendwann einmal hierher gebracht hatte um es zu lagern. Allerdings waren auch die schon sehr alt. Wahrscheinlich hatte man sie einfach vergessen. Doch er mahnte sich selbst zur Ordnung, darüber würde er später noch genug nachdenken können. Jetzt musste er erstmal den Vampir finden und sich einreden, das er sich keine Sorgen machen musste wenn er, vermutlich alles andere als erfreut, nach seinem Auftauchen fragte. Er ging näher heran, klopfte kurz an, stellte aber bald fest, dass es nicht viel Sinn machte. Der Stein verschluckte sein klopfen noch ehe es überhaupt dahinter dringen könnte. Selbst wenn Raphael es vermutlich sogar hören würde, Lian war sich fast sicher, dass er noch schlief. Zögerlich betrachtete er die Flügel des Tores. Konnte er es sich erlauben einfach hineinzugehen? Er schüttelte den Kopf, es schien ihm unangemessen. Er empfand es schon jetzt als völlig absurd, das er überhaupt hier stand. Und wenn das nun gar kein Eingang zum Unterschlupf des Vampires war? Doch das war eher unwahrscheinlich, viel mehr gab es hier nicht, nur noch den kleinen Raum am anderen Ende, und der sah nicht so aus als würde er den Ansprüchen des Vampires gerecht werden können, bestenfalls war es ein Wandschrank, aber mehr auch nicht. Vielleicht war es das Beste einfach hier zu warten bis Raphael heraus kam. Doch schließlich schüttelte er auch darüber den Kopf, das war auch keine gute Lösung, schließlich würde das über ihn nicht auf ihn warten und war bis dahin längst verschwunden. Er atmete noch ein paarmal tief ein und aus, doch schließlich trat er entschlossen zu einem der Flügel und schob ihn auf. Erstaunt stellte er fest, dass er noch einmal in einen Gang stand, doch dieser war bei weitem nicht so lang und er hatte ein Ende, aus ihm führte eine verzierte Holztür. Es war also eine Art Flur, den das Steintor verschloss. Lian ging weiter und blieb abermals stehen, noch einmal klopfte er an, als er nichts hörte öffnete er die Tür und ging ganz hinein. Auch hier verschlug es ihm schier die Sprache. Der Raum war ebenso riesig wie die leeren vor ihm, doch dieser hier war ausgefüllt mit antiken Möbeln und noch sehr viel älteren Kostbarkeiten, hätte er noch Zweifel gehabt, spätestens jetzt musste er sie aus dem Weg räumen. Hier würde er Raphael ganz sicher finden, soviele andere Möglichkeiten bot ihm der Saal nicht. Sein hinterer Teil war im Schatten verschwunden, er scheute sich ganz an sein Ende zu gehen, doch so wie es aussah blieb ihm nichts anderes übrig, denn hier sah er den Vampir nicht. Zögerlich ging er weiter. Ein größerer Raum, auf der anderen Seite, wurde noch ein weiteres Mal, mit einem dichten Vorhang, abgetrennt. Jetzt blieb er stehen, atmete noch einmal tief durch und machte auf sich aufmerksam. „Entschuldigt mein Eindringen, doch ich habe keine erfreulichen Neuigkeiten.“ Auf dem Hof streunt etwas herum. Es scheint dasselbe zu sein wie gestern.“ Raphael war schon bei dem ersten Atemzug des Jungen hellwach, verständlich, normalerweise hielt sich auch niemand weiter hier auf. Missbilligend schlug er die Augen auf und mahnte sich selbst zu Beherrschung. Hatte er dem Jungen nicht ausdrücklich gesagt das er nicht nach ihm suchen sollte? Ein wenig überrascht war er dann allerdings doch, als Lian nicht wie erwartet vor ihm stand, sondern gar nicht im Raum war, sondern vor dem Eingang stand. Nicht sicher ob der Vampir ihn gehört hatte fuhr Lian fort. „Ich weiß dass ich nicht nach euch suchen sollte, doch ich wusste keine andere Lösung. Ich konnte nicht in den Hof zurück ohne gesehen zu werden, da fiel mir das ein was ihr erwähnt hattet.“ Erwiderte er zögerlich. „Ich hoffe für dich, dass das kein böser Scherz ist.“ „Nein, es tut mir wirklich Leid, aber ich glaube nicht dass es sich dabei um einen Vampir handelt. Zum einen ist es noch viel zu früh und zum anderen hätte ich es nicht geschafft näher heranzugehen ohne bemerkt zu werden. „Hast du erkannt was es ist?“ Raphael war aufgestanden und zu ihm gegangen. ____________________________ Thx für´s lesen Kritik, Fragen, Anregungen ect, wie immer gern gesehen. LG Kio ^^ Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Kapitel 13 Lian sah ihm nicht an, er stand ziemlich verloren weit in der Mitte des Raumes und hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet. „Nein, habe ich nicht. es sieht merkwürdig aus, nicht wie ein Tier, aber auch nicht wie ein Mensch, eher wie etwas von beidem.“ Antwortete er ohne den Blick zu heben. „Und jetzt ist es auf dem Hof?“ Der Junge nickte. Raphael hatte ihn misstrauisch beobachtet, doch er sagte die Wahrheit. Er hatte bis vor kurzen noch nicht einmal den Gedanken gefasst nach ihm zu suchen und er sah auch keinen Gedanken daran das alte Anwesen zu besuchen. Und es war ihm nicht besonders angenehm, dass er nun doch hier stand. „Gut, lass uns nachsehen.“ Schweigend folgte Lian dem Vampir. Es überraschte ihn nicht einmal sonderlich, als ihm auffiel, dass er ihn durch einen anderen Gang nach draußen führte. Vielleicht gab es nur die beiden Zugänge und auf selben Weg keinen Ausgang? Bis sie aus dem Tunnel heraus waren, sagte der Vampir kein Wort. Als sie endlich auf den Hof ankamen, war dort nichts mehr zu sehen, außer der kahle Stein mit dem verdorrten Unkraut das hier und da aus dem Boden gewachsen war, jedoch der sengenden Hitze der Sonne zum Opfer fiel. „Es ist nicht mehr hier, vielleicht ist es wieder verschwunden.“ Durchbrach Lian das Schweigen. Zum einen um sich selbst Mut zum machen, zum anderen um überhaupt etwas zu sagen. „Nein, ist es nicht. Es ist noch hier.“ Erwiderte sein Begleiter. „Seid ihr sicher?“ Raphael sah ihn an, er zuckte unter seinem Blick zusammen. Scheinbar hatte er grad etwas Unbedachtes gesagt. „Warte hier, ich werde allein nach sehen.“ Lian nickte, dann stand er allein da. Der Vampir war weit auf den Hof gegangen und sah sich um. Zumindest sahen die kurzen Momente in dem er seine Bewegungen sah, so aus als täte er es. Es war noch vor wenigen Minuten hier gewesen, sein weg musste also in eines der umliegenden Gebäude geführt haben. Dann verriet es sich selbst. Es war im großen Saal und schien etwas Bestimmtes auf den Boden zu tun. Vielleicht schleifte Stoff auf den bearbeiten Steinplatten. Vorsichtig ging er näher und sah hinein. Tatsächlich kauerte die Gestalt in der Mitte und schien ihn nicht einmal zu bemerken, auch nicht als er fast hinterm ihm stand. Der Junge hatte recht, ein Vampir war das schon mal nicht. Erst als eine leichte Windböe durch die offene Tür in seinem Stoff fuhr, der dann ebenfalls auf den Boden streifte, drehte es sich um und wich erschrocken zurück. Raphael musste sich korrigieren. Es war eine ältere Frau und ihre blinden Augen sahen ihn erschrocken an. Sie war komplett vermummt und bis auf die Augen sah man nichts vom Körper unter dem schwarzen Schatten. Es war als ob sie bemerkt hatte, dass er hinter ihr Geheimnis gekommen war, denn im nächsten Augenblick war sie fast ganz verschwunden. Sie bewegte sich schnell, nicht schnell genug für ihn, aber schnell genug um den Jungen zu beunruhigen. Doch schon einen Moment später schob er die Gedanken beiseite, denn er war zu ihm gekommen. „Was war das?“ fragte er beinahe ehrfürchtig. „Solltest du nicht warten?“ „Ich habe etwas gehört und wollte nachsehen...Wer weiß ob es hier noch mehr gibt…“ Wich er der direkten Antwort aus. „Das sollte unwahrscheinlich sein, hier ist sonst keiner mehr.“ „Was war das?“ „Ein Mensch, ich habe nicht viel gesehen.“ „Ein Mensch ganz sicher kein Tier?“ „Du kannst zurück gehen, so schnell taucht es hier sicher nicht mehr auf.“ „Ich möchte nicht…“ murmelte der Junge. „Es ist nicht mehr hier.“ „Was wenn es wiederkommt?“ „Wird es auch nicht gefährlicher sein.“ Raphael wandte sich ab und ließ ihn stehen. Unsicher sah sich der Junge um, hoffentlich hatte er Recht damit. Zögerlich trat Lian wieder ganz nach draußen. Vielleicht sollte er noch einmal das Archiv besuchen, vielleicht würde er da etwas finden das ihn entweder auf andere Gedanken brachte, oder ihm eine Erklärung dazu liefern konnte. Das erschien ihm für den Moment am einfachsten, also machte er sich auf den Weg. Im Archiv selbst allerdings wandelte sich sein Optimismus allerdings eher in die Realität zurück, denn obwohl noch unzählige Aufzeichnungen, Niederschriften und Rollen zu finden waren, war ein großer Teil davon für ihn ein einziges Rätsel. Nach gefühlten zwei Stunden hatte er doch noch etwas gefunden und nahm es mit. Schon als er noch nicht einmal richtig im Haus war, begann er die ersten Zeilen zu lesen um sie anschließend niederzuschreiben. Wie auch schon bei der Rolle davor, gelang ihm das nur Teilweise. Raphael war zurück gegangen. Wegen dem bisschen war Lian zu irritiert das er sich über seine Aufforderung hinwegsetze und ihn suchte? Nicht aus einer Laune heraus, wie er schnell festgestellt hatte, sondern hatte er etwa…? Wie nannte man das gleich? Angst? Der Zynismus ließ ihn müde lächeln. Vor ihm hatte er keine Angst, aber vor einer harmlosen alten Frau. Sie schien ihm nicht gefährlich und auch kam es ihm ein wenig merkwürdig vor, dass sie allein war. Sie stammte mit hoher Wahrscheinlich nicht aus dieser Gegend, weder aus dem Wald noch aus der Stadt. Selbst das verlassene Anwesen kam nicht in Frage. Lian arbeite bis in die Nacht herein. Ein wenig desorientiert war er nur, als er die Augen aufschlug und die Sonne schon hoch am Horizont stand. Als er wieder einigermaßen klar denken konnte, stand er auf, wusch sich und widmete sich noch einmal seinen Übersetzungen. Schon nach ein paar Sätzen hatte er gestockt, teilweise schienen die Rollen aus verschiedenen Epochen zu standen. Einige Zeichen hatte er vorher noch nicht gesehen. Als er die Sätze noch einmal überflog, stellte er fest, das es sich wie eine Überlieferung lass. Sie erzählte davon, dass man vor langer Zeit in der Wüste eine Festung gefunden hatte. Die war so prächtig das man sie für ein Geschenk der Götter hielt. Der Text stammte aus einer Zeit, die er nicht benennen konnte. Niemand hatte sich weiter an sie heran gewagt, oder sie gar betreten, denn durch das Tor sah man immer Bewegung. Bewegung von Schatten. Das Wort Mensch konnte er allerdings nicht finden. Als es sich herumgesprochen hatte, zog man weiter und die Festung geriet in Vergessenheit. Den Rest konnte er noch nicht lesen. So wie es aussah würde er noch einmal die Hilfe des Vampires brauchen wenn er das ganz übersetzen wollte. Vielleicht hatte er davon auch selbst schon mal etwas gehört. Er stand auf und ging nach draußen. Wenn würde er erst am Abend nach ihm suchen, vielleicht kam er auch selbst nach oben. Die Zeit jetzt konnte er nutzen um sich noch ein wenig umzusehen und vielleicht einen Weg zu suchen, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte. Doch auch in diesem Jahr würde es einen Winter geben und für den Notfall, sollte er vorbereitet sein. Auch Raphael war rastlos. Nun saß er im Sessel und starrte ärgerlich die Wände empor. Letztendlich ging er weiternach unten, anschließend wieder nach oben und nach draußen. Es war Nacht als er zurück kam. Als er das erleuchtete Fenster des Jungen sah, wunderte ihn das nicht sonderlich. Er entscheid sich einfach weiter zu gehen und ihm keine Aufmerksamkeit weiter zu schenken, sollte er sich doch die Nächte um die Ohren schlagen, das war nicht sein Problem und es interessierte ihn auch nicht weiter. Allerdings kam er diesmal nicht sehr weit. „Raphael! Wartet, bitte!“ „Was ist?“ fragte er gereizt. „Ich möchte euch noch einmal um eure Hilfe bitten.“ „Was ist es diesmal?“ „Ein Text.“ Mürrisch sah er ihn an, schließlich folgte er ihm doch ins Haus, sonst würde er nie wieder seine Ruhe haben. Lian zeigte ihm die Rolle. Der Vampir sah sich den Text an, er war älter als der letzte, allerdings noch immer nicht alt genug um ihm unbekannt zu sein. Er schrieb auf was noch fehlte. Der Junge sah ihm dabei zu. „Wo habt ihr das gelernt?“ fragte er ihn als er fertig war. „Warum?“ „Weil das eine sehr alte Schrift ist. So etwas habe ich das letze mal vor 10 Jahren gesehen, damals löste man die Schriftensammlung meines Vaters auf. Er hatte immer davon gesprochen das einige Schriftzeichen, eben solche wie diese, eintausend Jahre und älter waren.“ „Und? Sollte mich das in irgendeiner Weise interessieren? Ich weiß nicht mehr wann ich es gelernt habe, oder wo.“ Erwiderte Raphael mürrisch. „Aber ihr könnt doch nicht all eure Erinnerungen aus eurem Gedächtnis verbannt haben.“ Lian seufzte. „Ich bezweifle sehr das du das irgendeiner Weise beurteilen kannst.“ „Das habe ich auch nicht gesagt. Doch es fällt mir schwer zu glauben dass ihr wirklich alles vergessen habt. Und gerade so etwas wie diese Zeichenschrift. Sicher hat man ein Vermögen dafür zahlen müssen, wenn man in irgendeiner Weise lesen oder schreiben lernen wollte.“ „Wie ich schon sagte, es interessiert mich nicht.“ „Gab es denn keine Zeit die es wert war sie als Erinnerung zu bewahren? Ihr seid solang auf dieser Erde, es kann doch nicht alles schlecht gewesen sein.“ „Wieso interessiert dich das überhaupt? Du bist ein Mensch, du wirst sterben. Dein Leben ist zeitlich begrenzt, du wirst noch genügend Dinge selbst erleben. Ist dein Leben so langweilig das du dich nach anderen erkundigen musst?“ Lian sah ihn an. In der Art wie er seine Worte aussprach fiel es ihm schwer zu glauben, dass er immer so gleichgültig war wie er sich gab. Vielmehr war es wohl eher so, dass es mehr als nur einen Grund dafür geben musste, oder konnte das wirklich sein Ernst sein? „Ich möchte nichts über andere Leben erfahren, sondern nur über eures. Doch ich fürchte ihr könnt das schwerlich verstehen. Ihr seid sturer als ein alter Esel der es leid ist die Lasten zu tragen die den Menschen zu viel sind. Ich frage mich nur was geschehen sein muss - letztendlich gab es sicher einen Grund für euer da sein, vielleicht gab es auch Menschen die euch vermisst haben als ihr fort wart. Es fällt wirklich schwer zu glauben dass euch das nicht ein einziges mal interessiert hat.“ Raphael seufzte lautlos. Vielleicht wäre es besser gewesen, den Jungen seinem Schicksal zu überlassen. „Wie wahrscheinlich ist es das du irgendwann aufhören wirst dich in die Belange anderer einzumischen?“ „Einmischen ist vielleicht nicht das rechte Wort und auch nicht meine Absicht.“ „Wenn es dir gelingt mir eine gute Begründung zu liefern, warum du trotz allem nicht aufhörst nach Dingen zu fragen die sonst niemanden interessieren, werde ich es mir überlegen.“ Damit stand er auf und ließ ihn zurück. Überrascht sah ihn Lian hinterher. In Gedanken schüttelte der Vampir den Kopf. Wieso er ihm das gesagt hatte wusste er selbst nicht genau. Wahrscheinlich wollte er nur seine Ruhe haben, doch solang Lian hier war, schien das nicht möglich zu sein. Er war überrascht als er feststelle, dass er keineswegs ungebildet schien, umso seltsam kam es ihm vor, das er ihn, Raphael nach dem fragte was er schon lange in den hintersten ecken einer Erinnerungen vergraben hatte. Er hatte all das vergessen wonach ihm der Junge in den Tagen die er hier war, gefragt hatte. Erst da wurde ihm klar, dass es scheinbar doch nicht möglich war, alles zu vergessen oder zu leugnen was man einmal war, selbst nach so langer Zeit nicht. Jetzt würde er abwarten ob ihm wirklich eine gute Begründung einfallen würde und dann würde er entscheiden ob er hielt was er eben gesagt hatte. Die Nacht brach an und Lian starrte die Decke an. Eine Gute Begründung…Wie konnte die wohl aussehen? Er hatte schon den ganzen Nachmittag überlegt, aber einen wirklichen Gedankenblitz hatte er bisher noch nicht gehabt und je länger er nachdachte umso unwahrscheinlicher schien es ihm einen zu finden. Vielleicht bestand die einzige vernünftige Begründung darin, dass es keine gab wenn man danach suchte. Er würde sich also vorerst noch auf die Rollen stützen müssen und auf seine Intuition, sofern sie ihm nicht gänzlich im Stich lassen würde. Lian seufzte, dann drehte er sich zur Seite und schloss die Augen. Schlafen konnte er zwar noch nicht, aber versuchen den Zustand schneller herauf zu beschwören konnte er ja wenigstens. _______________________- Thx für´s lesen. Kommis, Fragen ect. wie immer. LG Kio ^^ Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Kapitel 14 Raphael ging nicht mehr nach draußen. Die Begegnung mit dieser seltsamen Frau beschäftigte und störte ihn gleichermaßen. Vielleicht sollte er einfach keinen weiteren Gedanken daran verschwenden, blieb noch das Problem, das Lian sicher nicht über ein Gedächtnis verfügte, welches den Zugang zu ihm schon wieder gelöscht hätte. Vermutlich würde es ihm eher noch nützen um ein paar der Alten Pläne zu entziffern. Schließlich kannte er die gut genug, um zu wissen was sie alles verbargen. Fragte sich bloß für wie lang und weiter, wie er alles zusammen kombinieren würde. Wahrscheinlich würde er kein Jahr dafür brauchen. Wieso also hatte er ihm überhaupt geholfen? Mürrisch stand er auf und ging zu einem der Regale. In ihnen türmten sich weitere Rollen und Aufzeichnungen, eben die die wirklich nicht für menschliche Augen bestimmt waren. So zumindest sahen sie aus, nicht gerade einladend und alles andere als interessant. Er konnte sich düster daran erinnern, dass er sich hier heruntergebracht hatte, nachdem ein paar den Verstand verloren, als sie sie gelesen hatten. Der Vampir ging zurück. Er sollte sich besser etwas anderes einfallen lassen, sonst würde er den Jungen nie mehr los werden, am Ende würde er vielleicht noch mehr Zeit hier unten verbringen als im Haus und das war etwas was er besser nicht heraufbeschwören wollte. Am nächsten Morgen wachte Lian sehr früh auf. Die altersschwachen Fensterläden knarrten in den Angeln, ein paar schienen ausgerissen wurden zu sein und schepperten jetzt gegen die Wände. Er hörte das prasseln des Regens auf dem Dach und das heulen des Windes. Er stand auf und ging zum Fenster. Der Regen fiel so dicht, dass es unmöglich war, bis zur nächsten Hauswand zu schauen. Er fröstelte und verzog sich wieder unter seine Decke. Vom angrenzenden Tisch nahm er sich noch ein paar Bögen Papier, Feder und Schriftrolle mit. Heut konnte er ohnehin nicht weit gehen ohne unfreiwillig durchnässt zu werden, also konnte er sich auch ebenso gut, weiter den alten Schriften widmen. Erstaunlicherweise ging es ihm recht schnell von der Hand. Mit der Liste, die er mitgenommen hatte, und den unfreiwilligen? Aufzeichnungen von Raphael dauerte es nicht mal den ganzen Vormittag um eine Rolle zu entschlüsseln, allerdings war das auch eher eine die nicht gerade interessantes verbarg. Alles was sie enthielt waren noch ein paar Wegbeschreibungen, ein paar alte Pläne und noch eine Liste über den Vorrat den der Horst besaß. Alles in allem, konnte man sagen es waren nur Handelsaufzeichnungen, allerdings reichten die weit zurück. Lian datierte die Rolle irgendwo ins 12.Jh, also gute 600 Jahre. Obwohl er sich so langsam an die Zeitsprünge gewöhnt hatte, kam ihm das noch immer nahezu unglaublich vor. Allerdings fiel ihm noch etwas auf. Alle Aufzeichnungen die mehr oder weniger in denselben Zeitraum fielen, enthielten nichts was etwas über den Horst verriet. Bisher hatte er nur 2 Rollen gefunden und bei beiden war es ihm nicht gelungen, mehr als ein Viertel zu entschlüsseln. Diese reichten allerdings auch ein paar Jahrhunderte weiter zurück. Genau genommen hatte er ein paar gefunden die weit über 1000 Jahre zurückfielen, in eine Zeit in der man wahrscheinlich nicht so viel Aufmerksamkeit auf Handel und Nahrung widmete, eher darauf, das scheinbar ein paar seltsame Dinge einhergegangen waren, allerdings wusste Lian nicht welche es waren, und wenn es ihm nicht gelingen würde, wüsste er es auch heut und morgen nicht. Vermutlich würde es eine ganze Weile dauern sie wirklich zu entschlüsseln und natürlich auch zu verstehen. Als er die ältere der beiden Rollen überflog stutzte er. Er hatte ziemlich in der Mitte der Zeichen etwas gefunden was ihn verdächtig an Raphael erinnerte. Natürlich stand nicht sein Name auf dem Pergament, aber ein paar merkwürdige Übereinstimmungen konnte er erkennen. Sie erzählten von einem jungen Mann, der sich hier niedergelassen hatte, der verdächtig ruhig war und sich auch sonst nicht mit Menschen abgab. Viele waren allerdings auch fasziniert von ihm, da er so ungewöhnlich auf sie wirkte. In wie fern, das konnte er nicht mehr entziffern. Weiter unten liefen die Aufzeichnungen fort. Der Horst war scheinbar oft von Unwettern heimgesucht wurden und schließlich entschied man nur noch über die ruhigen Monate da zu bleiben, allerdings gab es wohl immer jemanden den selbst das nicht vertreiben konnte. Lian musste nicht einmal lang überlegen wer das wohl gewesen sein konnte. Er suchte weiter, in der Hoffnung, dass er ein Datum oder wenigstens einen Hinweis auf das Jahr finden konnte. Unwetter waren schließlich auch in der heutigen Zeit nicht selten, der einzige Unterschied lag darin, dass hier keiner mehr war, das hieß natürlich keiner außer ihm und dem Vampir. Letztendlich wurde er tatsächlich fündig. Die Rolle sprach von einer Katastrophe die viele Tode opferten, weit ab von hier, und doch so gewaltig das sie selbst bis hier her getragen und niedergeschrieben wurde. Ein gewaltiger Vulkanausbruch soll es gewesen sein. Ein Vulkanausbruch der 2 Städte zerstört haben soll. Einen Namen den er nie vorher gehört hatte und einen Namen der ihn vage bekannt vorkam. Die Rede war von einem Vulkan im Vulkan. Lian kannte nur eine einzige solche Formation, irgendwo in Italien. Sein Vater hatte etwas in der Art einmal erwähnt und war sogar selbst einmal aufgebrochen um sich eine Bild vom Ausmaß der Bedrohung machen zu können. Natürlich fand er nicht viel. Damals datierte er die Katastrophe aufgrund von mündlichen Sagen und Legenden etwa ins Jahr 100, natürlich war er sich nicht sicher. Sofort war der Junge hellwach. Das war mehr als 1600 Jahre her. Er schluckte schwer. Sollte Raphael etwa schon zu dieser Zeit gelebt haben? Unschlüssig starrte er auf die Rolle, nun war er wirklich erschrocken, oder viel eher sehr überrascht. Wenn er nur mehr aus den Bildern lesen konnte, dann hätte er etwas was er dem Vampir vor die Nase legen konnte, eine Begründung wieso er war der er war, oder wenigstens einen Grund, allerdings schien das noch eine Menge Arbeit zu werden. Was das wohl alles bedeuten mochte? Lian wusste das er diese Frage nicht nur mit den Rollen beantworten konnte, nur einer würde ihm darüber Auskunft geben können, sofern er dazu gewillt war. Er würde nicht aufgeben, er würde noch hinter sein Geheimnis kommen und wenn er sein Leben dafür widmen würde. Blieb nur die Frage ob ihn Raphael überhaupt solang dulden würde. Er seufzte auf und suchte weiter. Allerdings waren immer nur vereinzelte Sätze für ihn entschlüsselbar. Das größte Problem waren die vielen verschiedenen Schreiber. Jeder für sich hatte seinen eigenen Stil und setzte das ein oder andere Bild anders, jedoch war die Bedeutung dieselbe. Schließlich stutze er erneut. Lian blieb an einer Stelle stehen, die abermals einen Fremden beschrieb. Es handelte sich um einen Mann, nicht älter als 27 vielleicht, ohne einen Namen und ohne dass man wusste wo her er kam. „Da ward er nun und blieb. Rufen tat man ihn nicht, doch auch das ward kaum Abschreckung der weiblichen Neugier.“ Der Junge stutzte und versuchte weiter zu lesen. „Da kam der Mar und auch der Lenz. Da blieb er darnieder. Da war es die jüngste der Töchter die der Frechheit entsprungen. Fortan tat er einen Namen tragen.“ Konnte das sein? Konnte es wirklich sein das der Vampir auch schon damals hier war? Kopfschüttelnd nahm sich Lian die nächste Rolle. Zwischen den beiden lag etwa ein Jahrhundert. Doch diese war weniger Interessant. Soweit er lesen konnte gab es ein Dürrejahr. In der Zeit waren viele gegangen, jedoch kamen sie alle zurück als das Jahr vorüber war. Auch die 3. Und die 4. Rolle, die aus demselben Jahr stammte verriet, dass den Bewohnern ein Fremder aufgefallen war. Der jedoch blieb nur kurz und war bald darauf wieder verschwunden. Viele schien das wohl zu beunruhigen, mitunter, so schrieb man, gab es einige, die ihn für die Dürre verantwortlich machten. Das war nichts Neues, man suchte oft nach einem Sündenbock. Viel mehr beunruhigte Lian der Name Raphael, der auch hier drin erwähnt wurde. Der Junge zuckte leicht zusammen als er den Namen dass Vampir erneut lass. Inzwischen waren etwa 200 Jahre vergangen. In diesem Jahr allerdings war man wohl recht froh das er da war. Er wurde als eine Art Held gefeiert, was auch immer er getan hatte, es musste den Bewohnern auf dem Horst geholfen haben. Er wurde in den Stadtrat aufgenommen, oder wenigstens etwas ähnlichen und sorgte fortan für die Diplomatischen Geschicke. Er war oft auf Reisen und schließlich war man sehr enttäuscht als er von einer nicht mehr zurück gekommen war. Trotz aller Trauer war es auch diesmal auffällig, das hier ein Fremder war. Doch man konnte ihm nicht helfen, denn der einzige der auf die Beschreibung das Fremden gepasst hätte, galt als verschollen oder sogar tot. Wohl eher, dachte Lian, im Berg verkrochen. Der Klang von 2 aufeinandertreffenden Fensterläden ließ ihn hoch fahren. Das Unwetter hatte er ganz vergessen während er lass. Wie er erwartet hatte, blieb er heut allein. Nicht nur das Wetter war schlecht auch hing eine seltsame Stimmung über den Horst. Auch Lian selbst fühlte sich irgendwie komisch, gerade so als hätte er etwas gelesen, was eigentlich nicht für ihn gedacht war. Das zumindest war das, was er fühlte als er die Rollen am Abend endlich bei Seite legte. Auch Raphael war heut sehr Rastlos. Irgendetwas war seltsam, irgendwie anders, nicht so wie es eigentlich sein sollte. Ausnahmsweise war heut nur keiner dafür verantwortlich. Mürrisch legte er sich hin und schlief. Bei diesem Wetter konnte er die Jagd ohnehin vergessen. Am nächsten Morgen merkte man nichts mehr vom Unwetter am Tag davor. Der Horst und der Wald waren still wie immer und die Sonne brannte erbarmungslos jedes bisschen Rest Feuchtigkeit aus Boden, Bäumen und Mauern. Lian stand auf und ging nach draußen. Heute würde er ohnehin in den Wald gehen müssen wenn er etwas Essbares über den Tag haben wollte. Außerdem war ein kleiner See versteckt, den er durch Zufall einmal gesehen hatte. Der Junge schnürte ein paar Sachen zu einem Bündel und ging los. Er war froh darüber das die Äste so dicht behangen waren, so wie die Sonne bereits brannte, würde er es ohne sie nicht lang hier draußen aushalten. Welche Auswirkungen das wohl auf Raphael haben würde, wenn er jetzt raus gehen würde? Lian schüttelte den Kopf, er sollte aufhören ständig an den Vampir zu denken und sich lieber etwas einfallen lassen wenn er wirklich mehr erfahren wollte. Das er dazu bald Hilfe bekämen würde wusste er noch nicht. __________________________ Thx fürs lesen. Anregen, Fragen ect. wie immer *Kekse und Kaffe da lass* Lg Kio ^^ Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Kapitel 15 Als er den See schon aus der Ferne sah hellte sich seine Miene weiter auf. Nachdem er sich einen Plätzchen zum ausruhen gesucht hatte, stutze er. Es roch ein wenig nach Verbrannten. Lian stand auf und sah unweit vom See eine kleine Rauchwolke aufsteigen. Ein Lagerfeuer bei diesen Temperaturen? Vorsichtig ging er näher und musste sich korrigieren. Es war ein Lager nicht nur ein Feuer. Etwa ein dutzend Leute saßen im Kreis und wahrscheinlich waren noch ein paar in den Zelten. Nomaden. Lian wusste das es Stämme gab, die durchs Land zogen und niemals für immer blieben. Beruhigt ging er zurück. Er genoss das Wetter und döste etwas vor sich er, als sich plötzlich ein Schatten über sein Gesicht legte. Lian blinzelte. Er erkannte im Gegenlicht der Sonne nicht viel, aber zumindest das es ein Mann war, der bei ihm stand konnte er erahnen. Mittleres Alter und für dieses Wetter reichlich warm gekleidet. Als er sicher war das der Junge wach war, lehnte er sich wieder gegen einen Baum. Sofort setzte sich Lian auf und sah ihn an. „Hab ich dich erschreckt?“ Seine Stimme klang seltsam, auch wenn Lian sie schwer zuzuordnen vermochte. Er hörte ganz deutlich heraus, dass er nicht zufällig hier war. „Wer seid ihr?“ „Spielt das eine Rolle?“ „Nein eigentlich nicht, dann kann ich mich ja weiter ausruhen.“ Erwiderte der Junge und legte sich wieder hin. Er wusste nicht wieso, aber irgendwas an ihm ließ ihn sehr vorsichtig sein. Er glaubte, dass es besser war, wenn er sich seine Überraschung nicht anmerken ließ. „Das ist sehr unhöflich.“ „Ihr scheint mir auch nicht grad ein Edelmann zu sein. Oder wieso steigt ihr jungen Männer nach oder schleicht euch an sie heran?“ Der Fremde rührte sich und trat einen Schritt zu ihm. „Wo kommst du her?“ „Von überall und nirgends. Ich bin mit meinem Stamm unterwegs, ich denke das wir bald weiter ziehen werden.“ „Und das soll ich dir glauben?“ „Das bleibt euch überlassen. Aber wollt ihr mir nicht sagen warum ihr hier seid und ausgerechnet mir aufgelauert habt?“ „Ich bin auf der Suche nach jemand und wie es der Zufall will, bin ich dir über den Weg gelaufen.“ „Bedauerlicherweise werde ich euch nicht helfen können.“ „Das seh ich etwas anders.“ Der Fremde nahm die Brille ab und sah den Jungen eindringlich an. Seine Augen hatte eine unnatürliche Farbe und auch sonst sprach alles dafür dass er nicht nur nicht besonders höflich war, sondern dummerweise auch kein Mensch mehr. Jetzt musste Lian wirklich nicht mehr überlegen nach wen oder was er suchte. „Was seid ihr? Ein Vampir oder ein Dämon?“ fragte er ihn erstaunlich gelassen. „Glaubst du diese Geschichten Junge?“ „Warum auch nicht? Mir ist zwar weder das eine noch das andre begegnet, aber wie man sieht gibt es ja immer wieder ein paar Überraschungen.“ „Du gefällst mir. Hast du denn gar keine Angst davor, wenn ich wirklich ein Vampir oder ein Dämon wäre?“ „Nein, es gibt mehr Dinge die einen wirklich Angst machen sollten. Und ihr habt mir bisher ja nichts getan.“ „Nun, dann hast du sicher auch das eine oder andere gehört nicht wahr?“ „Ich habe viel gehört, ihr müsst euch schon deutlicher ausdrücken.“ „Über Vampire, Dämonen und Teufel.“ „Ach so natürlich, all das Geschwätz. Nun, Ausnahmen bestätigen die Regel nicht wahr?“ „Du hältst dich wohl für mutig?“ „Nein.“ „Sag mir wo er ist.“ „Das würde ich, wenn ich wüsste wen ihr meint, und weiter ob ich ihn überhaupt kenne.“ „Sein Geruch klebt an dir, also versuche nicht etwas zu verbergen.“ „Tue ich nicht.“ „Dann weißt du also wo Lásah sich versteckt hält?“ „Nein. Den Namen höre ich heute zum ersten Mal. Bedaure, aber so wie es scheint kann ich euch wirklich nicht helfen.“ „Junge, strapaziere meine Geduld nicht.“ „Tue ich nicht. Ich kenne keinen Lásah.“ Der Fremde sah ihn noch immer eindringlich an. Lian fühlte wie er ihn regelrecht musterte. Doch weiter kam er nicht. Obgleich er wusste das Vampire durchaus in der Lage waren Gedanken zu lesen, hoffte er, das das Ammenmärchen, ein Opfer ohne Angst kann man nicht lesen, genauso bestand hatte. Schließlich sah der Fremde ihn endlich wieder an und nicht in ihn hinein. „Du scheinst wirklich nichts zu wissen.“ „Gibt es etwas was dieser Lásah wissen sollte? Vielleicht begegnet er mir irgendwann.“ „Nun, das glaube ich nicht. Doch sollte es so sein, dann kannst du ihm sagen das Daeíon nach ihm sucht. Du solltest dir diesen Namen ebenfalls gut merken.“ „Ich denke das wird möglich sein. Einen so seltenen Namen vergisst man nicht mehr.“ Dann war der Fremde verschwunden. Innerlich atmete Lian auf. Das war gerade so noch einmal gut gegangen. Jetzt verstand er auch die Angst die einige Menschen vor dem hatten was sie nicht kannten. Er legte sich wieder hin, er wusste, auch wenn dieser seltsame Daeíon für ihn nicht mehr zu sehen war, er dennoch in der Nähe sein konnte oder gar war. Er musste abwarten bis er verschwunden war. „Das war unvorsichtig.“ Hörte er eine Stimme. Sofort schrak Lian zusammen. „Keine Angst. Ich wollte dich nicht erschrecken.“ „Wer seid ihr?“ fragte er als er den Mann erkannte der unweit hinter dem Busch stand. „Ich heiße Abat.“ „Mein Name ist Leon.“ Erwiderte Lian schnell. Wer auch immer das schon wieder war, er war vielleicht nicht so wie der Mann von eben, aber immer noch musste er sich ins Gedächtnis rufen das sie möglicherweise nicht allein waren. „Leon also. Ein Guter Name für dich. Du scheinst nicht zu wissen wer da gerade vor dir stand oder?“ „Wie lang ward ihr schon hier?“ „Lang genug.“ „Das glaube ich euch nicht.“ Plötzlich grinste der Fremde. „Stimmt, ich kam grad zufällig vorbei.“ Lian sah Abat an. Ein komischer Kautz. „Und was verschlägt euch hierher?“ „Nun ich bin eine Art Jäger.“ „Ihr meint ein Jäger für besondere Arten.“ „So kann man es auch ausdrücken. Der Kerl der grad bei dir war ist nicht ganz ungefährlich.“ „Das glaube ich euch sofort.“ „Vielleicht klingt das Verrückt aber ich nenne sowas einen Wiederkehrer.“ „Und das ist?“ „Naja vielleicht ist dir Vampir ja lieber.“ „Ach so ich verstehe. Warum sucht ihr nach ihm?“ „Nicht nur nach ihm, nur besonders. Er ist einer der ältesten seiner Art ich jage ihn schon fast 30 Jahre.“ „Aha und das sagt euch dass er sehr alt ist?“ „Nein, natürlich nicht, das sagen Aufzeichnungen.“ „Nun dann solltet ihr euch beeilen. Vampire sind doch recht schnell oder etwa nicht?“ „Ach etwas weiter nördlich von hier ist ein kleines Dorf. Er hat seit längeren nichts mehr zu sich genommen.“ „Nun nicht weit von hier ist ein Lager, vielleicht versucht ihr dort euer Glück bevor er euch wieder entwischt.“ Abat sah den Jungen noch immer grinsend an. „Und du solltest gehen solang er weg ist.“ „Meint ihr?“ „Ja, er ist nicht mehr in der Nähe. Aber mir scheint das du es eilig hast.“ „Nein nicht wirklich.“ „Na dann.“ Er verabschiedete sich und ging tatsächlich weiter. Ein weiteres mal atmete Lian auf. Jetzt sollte er sehen dass er so schnell wie möglich zurück kam. Vielleicht war Daeíon ja der der immer wieder im Laufe der Zeit aufgekreuzt war um nach ihm zu suchen. Und wenn war das sicher ganz und gar nicht gut, denn genau das und nichts anderes hatte er ausgestrahlt. Auf den Weg zurück versicherte er sich noch ein paar mal dass wirklich keiner mehr in seiner Nähe war, ging ein paar Umwege und verschwand schließlich im Verlassen Anwesen. Nach weiteren 30 Minuten war er schon unter der Erde verschwunden. Als er vor der Tür stand wurde er nervös, doch er atmete noch ein paar mal durch und klopfte schließlich an. Er konnte sich fast denken dass Raphael nicht mehr schlief, denn fast in derselben Minute sah er ihn mürrisch an. „Was willst du denn schon wieder hier?“ „Mit euch reden.“ „Es gibt nichts zu reden…“ „…ohne guten Grund. Ich weiß, dennoch solltet ihr vielleicht nur eine Minute zuhören.“ Raphael seufzte innerlich. „Was ist es diesmal? Schon wieder Rollen und Runen die du nicht lesen kannst?“ „Auch, aber darum bin ich nicht hier. Sagt euch der Name Daeíon irgendetwas?“ Lian hatte den Namen noch nicht einmal vollständig ausgesprochen, da sah ihn der Vampir todernst an. „Wo hast du den her?“ „Nicht aus den Rollen…ich hatte ungemütlichen Besuch als ich draußen war.“ „Wo draußen?“ „Im Wald, bei dem kleinen See. Meint ihr nicht ihr solltet mir vielleicht doch das eine oder andere erzählen? Es muss ja nicht viel sein.“ „Du kennst meine Antwort.“ „Nun vielleicht genügt euch die Begründung dass ich euch nicht verraten habe. Daeíon oder wie auch immer er tatsächlich heißen mag, ist davon überzeugt das ich nichts weiß. Außerdem gab es da noch einen Abat der ihn sucht und vermutlich auch euch, wenn er erfährt dass es mehr gibt. Ich weiß dass ihr über 1400 Jahre alt sein müsst, ich weiß auch dass Raphael nicht euer richtiger Name ist und ich weiß dass ihn euch irgendeine junge Frau vor langer Zeit gegeben hat. Und ich bin nicht an weiteren Zusammentreffen der Art Daeíon interessiert.“ Raphael sah ihn verwirrt an. Das konnte er unmöglich in so kurzer Zeit herausgefunden haben. Doch wenn es stimmte was er sagte, dann war er ihm wirklich etwas schuldig. Er musste ihm wohl oder übel Recht geben. Doch bevor er dementsprechend handelte, sah er sich den Jungen lieber noch einmal genau an. _________________________ Thx für´s lesen. Kommis, Fragen ect wie immer *schoki da lass* LG Kio ^^ Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- Hi zusammen, da das Kapitel der vergangenen Woche fehlt gibt es diesmal 2 an einem Wochenende. An dieser Stelle möchte ich allen Danken die die Story begleiten. Tatsächlich habe ich wenig daran geglaubt das sich jemand hierher verirrt, doch ich habe mich gern eines besseren belehren lassen. Ihr seit super. Vielen, vielen Dank. ^^ *Kuchen und Kaffe hinstell* Kapitel 16 Lian sperrte sich diesmal nicht, schließlich blieb ihm keine Wahl wenn er den Vampir irgendetwas entlocken wollte. Tatsächlich war es ihm gelungen Daeíon zu täuschen. Aber warum hatte er das getan? Raphael war sich ziemlich sicher, dass er nicht gerade besonders freundlich zu ihm gewesen war. Lásah…dieser Name hinterließ einen leichten nachgeschmack in dem Vampir. „Also gut…komm mit.“ Raphael führte ihn durch die Gänge nach oben. „In welche Richtung ist er verschwunden?“ „Im Wald, etwas weiter, gibt es eine kleine Gruppe Nomaden, ich nehme an, dass er dort sein könnte. Diesen Abat hab ich in dieselbe Richtung geschickt. Unter Umständen habe ich so ein wenig Zeit gewonnen. Allerdings glaube ich nicht, dass er ihn finden würde. Aber wen oder was sucht er ausgerechnet hier?“ „Sagen wir so, er hat sich nicht zum ersten mal hierher verlaufen. Er war schon öfters hier gewesen im Laufe der Zeit.“ „War er der Fremde der in den Rollen öfters auftaucht?“ „Schon möglich, aber woher weißt du das?“ „Einige Rollen waren ganz hinten versteckt, wahrscheinlich fehlen auch ein paar. Ich würde aus dem was ich bereits gefunden habe sagen, sie sollten nicht mehr gefunden oder sogar gelesen werden.“ „Die Rollen die du suchst habe ich. Ich hab sie irgendwann hier herunter gebracht, da viele die sie lasen schlicht und einfach den Verstand verloren hatten. Ihr Inhalt ist alles andere als begreifbar.“ „Vielleicht war es aber auch einfach nur zu früh dieses Wissen neu zu entdecken.“ Der Vampir sah ihn an. „Ich glaube du unterschätzt die Macht der Worte.“ „Nun das kann ich nicht sagen, bisher habe ich nicht so viel gelesen, und das was ich bereits gelesen hatte, war natürlich teilweise erschütternd geschrieben. Doch mir schien es so gewollt, als sollten nur die es lesen die es begreifen könnten.“ „Hat er was zu diesem Lásah gesagt?“ Lian schüttelte den Kopf. „Nicht viel mehr als ich bereits gesagt habe. Kennt ihr ihn?“ „Weiß ich nicht.“ „Hat ihr denn gar nichts behalten? Es kann doch nicht sein, das ihr euer ganzes Leben verbannt habt.“ „Ich bin die Ewigkeit. Mein Leben begann, endete und begann von Neuen. Das ist sehr lang her.“ „Wie lang? Laut den Aufzeichnungen wart ihr schon vor über 1300Jahren hier, was hat euch hier gehalten?“ „Seit 1380 Jahre, ungefähr, ich weiß es nicht mehr genau. Mich hält es nicht an diesem Ort, ich kann ihn nur nicht für immer verlassen.“ „Wie meint ihr das? Könnt ihr den Ort eures Todes nicht verlassen?“ Der Vampir sah ihn an und seufzte lautlos. Wieso hatte er sich auf diesen Kompromiss eingelassen? „Ich bin nicht hier gestorben, ich bin nur seit 1380 Jahren hier. Ich kann den Ort meiner Verwandlung nicht mehr betreten, er wurde versiegelt.“ „Wisst ihr wenigstens wo dieser Ort war?“ „Weit entfernt.“ „Wie kamt ihr dann hier her? Und wenn ihr schon so weit gereist seit, wieso seit ihr dann nicht einfach wieder gegangen?“ „Das ist unmöglich.“ Lian sah ihn an. „Die Gesetze der Ewigkeit sind anders als die, die du kennst.“ „Es gibt Gesetze für die Ewigkeit?“ „Vielleicht ist das nicht das richtige Wort, sagen wir es gibt Regeln. Spielregeln an die sich jeder halten muss, wenn er in Ruhe leben möchte.“ „Ihr meint also, man sollte sich nicht unnötig gegen gewisse Dinge auflehnen, wenn man sicher sein möchte, das man nicht in das Visier der anderen gerät?“ „Nein. Andere haben nichts damit zu tun.“ „Nun lasst euch doch nicht jedes Wort entlocken. Erklärt es mir.“ „Ich glaube nicht das ich das kann, und selbst wenn, wirst du es nicht verstehen.“ „Das könnt ihr nicht wissen, wenn ihr es nicht versucht.“ „Es ist sinnlos es erklären zu wollen.“ „Dann zeigt mir die anderen Rollen, die die ihr her gebracht habt.“ „Die dir was aufzeigen sollen?“ „Das was keiner wissen sollte.“ „Es gibt vieles was man nicht wissen sollte.“ „Das ist wahr, doch ich habe wenig Lust auf eine weitere Begegnung mit einem der beiden. Wenn ihr etwas wisst, dann sagt es mir. Ich bitte euch Raphael.“ „Das geht nicht.“ „Warum? Weil ich ein Mensch bin oder weil ihr es so bestimmt habt?“ „Weil ich es selbst nicht genau weiß und weil du ein Mensch bist.“ Erwiderte der Vampir gereizt. Lian seufzte. „Dann erzählt mir was ihr wisst, ihr braucht nicht lang überlegen, ich bin sehr wohl in der Lage mich zu wehren.“ „Das ist ja das Problem.“ „Mit welcher Begründung? Seht es doch einmal so, ihr könnt mir erzählen was immer ihr erzählen möchtet, ich werde irgendwann sterben und schon weiß niemand mehr etwas davon. Das ist es doch was euch beunruhigt oder etwa nicht?“ „Ja, du wirst irgendwann sterben und das was du weißt mit dir, sofern du sterben darfst. Ein Fehler, ein falsche Wort und du bist schneller tot oder untot als du dir vorstellen kannst.“ Sie waren wieder nach unten gegangen und vor der Tür stehen geblieben. Raphael deute ihm hineinzugehen. „Ich habe gesagt es gibt Spielregeln an die wir uns halten müssen, nun das ist eine davon. Wenn ein sterblicher mehr weiß als gesund für ihn ist, straft man ihn mit dem was er so mühsam über Jahre zusammengesucht hat, um sicher zu gehen dass wir überleben können. Du hast sicher davon gehört das man uns oft gejagt hat, und auch heute noch immer jagt, und das von Menschen.“ Lian hatte ihm zugehört. „Die Menschen fürchten was sie nicht kennen, so war es doch schon immer.“ „Das ist richtig, aber was sie fürchten, suchen sie nicht. Es gibt sie, die die sich die Jäger nennen, die fürchten höchstens um einen leeren Geldbeutel. Glaub mir, diese Menschen haben keine Angst, denn sie erwarten nichts mehr vom Leben, und wenn sie es verlieren wird sie keiner vermissen. Es gibt viel von ihnen, und mit der Zeit werden es immer mehr werden, so wollen es die Spielregeln. Würde ich dir also zuviel erzählen müsste ich dich entweder töten oder zu einem Wesen der Nacht machen. Du hast niemanden mehr, die Gefahr das du das Wissen nutzt ist einfach zu groß.“ „Das würde ich nicht tun, das habt ihr selbst gesehen. Ich schlage doch keinen Profit aus dem was ich weiß. Ich möchte euch einfach nur besser verstehen.“ Raphael sah ihn an. Wieso war er nur so hartnäckig? Kein sterblicher würde freiwillig ein packt mit dem Tod eingehen, nur um etwas zu erfahren, das nach ihm sowieso kein anderer mehr wissen würde. „Warum?“ Lian sah ihn an. Er wurde nervös. „Nun?“ „Weil ich gerne wissen möchte wer ihr seid…oder wer ihr wart und was euch passiert ist.“ Sagte er stockend. Der Vampir seufzte. __________________________ Thx für´s lesen. Unklarheiten, Fragen ect gerne am Ende des Kapitel. LG Kio ^^ Kapitel 17: Kapitel 17 ---------------------- [Kapitel 17 Der Vampir seufzte. „Du scheinst ja wirklich Langeweile zu haben.“ Der Junge erwiderte nichts darauf. „Gut…bevor ich starb lebte ich im alten Frankreich, damals hieß es aber noch nicht so. Ich kann mich nicht mehr an den Namen erinnern.“ Der Junge blickte auf und sah ihn an. „Ihr müsst in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen ein, eure Bildung hat es verraten.“ „Eine ganz normale Händlerfamilie. Die Bildung die du meinst, war nicht ungewöhnlich.“ „Dann habt ihr sicher zu ruhigen Zeiten gelebt.“ Der Vampir schüttelte den Kopf. „Nein, das Land befand sich im Umbruch und wurde in mehrere kleine Königreiche gegliedert, das war nach dem Verfall das römischen Imperiums. Die Folgen davon waren noch bis in meine Zeit hinein zu spüren. Aber das ist nicht so wichtig.“ „Das ist aber schon sehr lang her nicht wahr? Müsste das nicht im 1. Jahrtausend gewesen sein?“ „Schon möglich ich weiß es nicht mehr.“ „Nun, und was ist dann passiert?“ „Neben unzähligen Bürgerkriegen und Zusammenhortungen, dem vergeblichen Versuch das Land irgendwie zu vereinen fielen viele Menschen und es kamen trotzdem noch immer mehr. Ich lebte auf einem kleinen Gut, ich weiß nicht mehr was genau passiert ist, aber es war nicht besonders angenehm in diesen Zeiten.“ „Ich verstehe. Es gab wahrscheinlich neben den ganzen Angriffen auch die die unter allen Umständen ihre Ländereien verteidigen oder behalten wollten.“ „Das auch, zeitweise hat man sogar Kinder verkauft um das bisschen was man hatte behalten zu können.“ „Eure Familie auch?“ „Das ist nicht wichtig, ich kann mich sowieso nicht mehr an sie erinnern.“ „Ihr wollt euch nicht daran erinnern…“ stellte Lian fest. Der stechende Blick den er dabei auffing ignorierte er. „Entschuldigt…wenn es so war, kann ich verstehen wieso man vieles besser vergisst.“ „Nun wie dem auch sei, ich wurde fortgeschickt. Später habe ich den Grund dafür erfahren.“ Er schwieg. Lian sah ihn an. „Ihr wurdet verkauft…?“ Raphael stand auf und ging zu einem der Regale, er kam mit einem Buch zurück. „Wenn es dir gelingt, es zu lesen kannst du es behalten.“ Der Junge sah ihn verwirrt an. Es war nur ein kleines Buch und die Seiten waren sichtbar älter als der Umschlag der sie zusammenhielt. Vorsichtig klappte er es auf und besah sich die erste Seite. Es war von Hand geschrieben und es gehörte dem Vampir, dessen war er sich sicher, diese Schrift war unverkennbar. Schon beim ersten überfliegen wusste er, das es sehr lang dauern würde etwas daraus zu erlesen und ihn beschlich das Gefühl, das Raphael dies ganz bewusst wollte. Vielleicht hätte er ihn nicht zu Antworten drängen wollen, andererseits war es nicht trotz allem ein kleiner Fortschritt? Lian betrachtete die letzen Seiten, das Datum war kaum mehr zu lesen, die Jahreszahl war allerdings 3 Stellig das konnte er sehen. Der Letzte eintrag wurde im Jahr 203 getätigt. Er schluckte, sie befanden sich im Jahr 1597. Neben dem fiel ihm auf, dass die Seiten so gut wie unberührt, dafür aber getränkt waren, vielleicht von Blut. „Ihr wurdet also fortgeschickt. Damals müsst ihr noch sehr jung gewesen sein, was ist passiert? Wurdet ihr verkauft?“ „Ich war tatsächlich noch sehr jung. Fast noch ein Kind. Meine Geschwister waren schon fort, oder tot. Ich weiß es nicht mehr.“ „Also wurdet ihr nicht verkauft?“ „Ich wurde getötet.“ Lian sah ihn erschrocken an. „Und dann wurdet ihr zu dem was ihr seid…aber wieso?“ Raphael sah ihn an. „Ich wanderte Jahrelang durchs halbe Land und traf irgendwann, irgendwelche Leute. Sie nahmen mich mit und ich konnte ein paar Monate, für die damaligen Umstände, normal Leben bis ich dahinter kam was diese Leute für ein Geheimnis teilten.“ Lian sah ihn an. „Ich wollte unbemerkt gehen, und es wäre mir auch fast gelungen, denn dieses Leben zu verlieren schien mir der bessere Weg als deren Leben zu führen. Sie wussten es obwohl ich es nicht laut ausgesprochen hatte.“ „Dann wurdet ihr also von ihnen getötet….“ „Nein, ich habe selbst geschossen.“ „War es so schlimm?“ „Schlimmer…aber das ist ebenfalls sehr lang her.“ „Und dann haben sie euch gefunden und zu einen von ihnen gemacht. Ihr hattet also gar keine Chance und keine Wahl?“ „So ist es…und jetzt verschwinde.“ Lian schluckte leicht, nickte aber und folgte seiner Aufforderung. Der Vampir würde erst einmal nicht mehr erzählen. Er klang nicht besonders verärgert, nicht einmal gereizt, doch er hatte das Gefühl das das was er eben erfahren hatte etwas war, was Raphael lieber aus seinem Gedächtnis gestrichen hätte. Er klang als hätte er das in diesem Moment begriffen und war darüber selbst überrascht. Als der Vampir allein war ließ er sich auf einen der Sessel sinken. Vielleicht wäre es doch besser gewesen dem Jungen erst gar nicht zu helfen. Vieles von dem was er ihm erzählt hatte, glaubte er vergessen, nun stellte er fast, dass er sich geirrt hatte. Gleichzeitig wusste er, das Lian mehr Fragen würde, sofern es ihm tatsächlich gelang etwas aus den Seiten zu lesen. Es würde lange dauern. Aber er hatte sich bereits mehrfach in ihm getäuscht. Er mag sicher schon vieles erlebt haben und war eigentlich noch viel zu jung für das was er bereits wusste, aber er war nicht dumm, er hatte eine Begabung für Dinge die vielen schwer fielen zu begreifen. Der Junge war intelligent und, das war etwas was ihn am meisten ärgerte, er würde nicht aufhören zu suchen bis er das Heft gelesen und übersetzt hatte. Ganz gleich wie alt die Seiten waren, sicher würde er einen Weg finden, es zu lesen. Lian war inzwischen wieder oben angekommen. Nun saß er am Tisch und blätterte die Seiten des kleinen Buches behutsam durch. Er war nervös, er hielt das Leben des Vampires in den Händen, sein Leben als Mensch und damit war es die einzige Chance etwas über ihn zu erfahren. Er ahnte dass er nur noch Fragen beantworten würde, die er nicht ohne Hintergrund stellte. Also musste er nun eine Möglichkeit finden die Seiten zu lesen. Es würde sicher schwierig werden, aber Teile waren schon jetzt zu entziffern. Allen voran schien das was er eben erfahren hatte tatsächlich so gewesen zu sein. Einen Namen konnte er zwar nicht ausmachen, allerdings wurde ein Weg beschrieben. Die Sprache war ungewohnt und stellenweise konnte er mit den einzelnen Worten nicht viel mehr anfangen. Scheinbar war er kein Einzelkind gewesen, er hatte Geschwister, und er war der mittlere. Vor ihm wurden bereits der ältere Bruder eingezogen und fiel, die Schwester wurde verkauft, er sollte ihr Schicksal teilen, aber am Tag des Vertrages war er verschwunden. Danach schien er weite Strecken zurückgelegt zu haben. Seine Familie, schrieb er, wurde getötet. Das hatte er aus Erzählungen erfahren die er im Vorübergehen aufgeschnappt hatte. Seine Schwester musste er ihrem Schicksal überlassen, denn er hatte nicht mehr die Möglichkeit etwas für sie zu tun. Als er in ihrem Dorf ankam, waren die Menschen darin schwer erkrankt oder bereits gestorben. Sie war wohl während seinen Besuch verstorben. Und der Vampir zog weiter. Danach war fast keine einziges Zeichen mehr zu lesen, entweder waren sie stark verblasst, oder verschmiert. Lian blätterte weiter, hier und da konnte er einige Wort entziffern, teilweise auch einzelne Sätze, was er allerdings lass, schien ihm unbegreifbar zu sein. Raphael kam herum, fand ein paar Gaukler und zog mit ihnen, bis dahin war sein Leben geprägt von, Flucht, Angst, Tod und Teufel. Scheinbar schien er nicht erst mit den Jahren als Vampir sein Aussehen geändert zu haben, so wie der Junge es lass, fiel er allein durch sein ungewöhnliches Aussehen immer wieder auf. Meist brachte ihm das jedoch nicht etwa Beachtung, nein, Raphael war schon immer gejagt wurden. Er war anders als die Menschen denen er auf seiner Flucht begegnet war. Viele hatte einfach nur Angst vor ihm, dabei konnte er kaum gefährlich sein. Auf den letzen Seiten schien er ein wenig Ruhe gefunden zu haben, zumindest befand er sich nicht mehr unentwegt auf der Flucht. Die Gruppe mit der er gegangen war, war anders als die die ihm bisher begegnet waren. Sie akzeptierten ihn ohne Vorbehalt und behandelten ihn nicht anders als jeden Menschen denen sie über den Weg liefen. Sie zogen nur in der Dämmerung los und ruhten am Tag. Ihm sagte man, es sei zum Schutz. Ein paar Monate Später entdeckte er einen der Leute wie er sich am Blut eines Menschen labte und er auf einmal fremd wirkte. Zunächst schien ihn das nicht weiter zu interessieren, denn die Erklärung war simpel. Sie arbeiteten an einer Neuen Nummer und die Person stand am nächsten Morgen putzmunter vor ihm. Erst als er länger mit ihnen zog, stellte er fest, dass sie so ihr Überleben sicherten, ein paar nahmen sie mit, ein paar blieben reglos liegen. Erst als es schon fast zu spät war, begriff er welcher Grund dahinter stand. Misstrauisch geworden, schlich er sich eines Tages zum Zelt des Anführers und belauschte ein Gespräch, danach entschied er sich zu gehen solang sie ihn noch nicht bemerkt hatten. Allerdings kam er nicht weit, denn was er noch nicht wusste war die Tatsache über ihre scharfen Sinne. Er wurde bemerkt und man war ihm gefolgt. Die Bewegung die er kaum sah, der Geruch des nahenden Todes. Lian hatte das Gefühl alles würde sich um ihn drehen. Wenn er sich vor Augen führte das all das was er bisher erlesen konnte nur Bruchteile des ganzen waren, was mochte ihn noch erwarten? Er zögerte, denn wirklich sicher ob er es wirklich lesen wollte, war er sich plötzlich nicht mehr. Andererseits hatte ihm der Vampir nicht grundlos das Heft überlassen, aber welchen Gedanken verfolgte er damit? War das ein Test oder wusste er welchen Nachgeschmack er haben würde? Warum ließ er ihm das Buch und schickte ihn fort? Konnte es denn sein das er ihn einfach nur davon überzeugen wollte, sich nicht weiter in Dinge einzumischen die ihn nicht zu interessieren hatten? Lian schüttelte den Kopf. Selbst wenn es so war, nun war er entschlossener denn je das Leben Raphaels zu erfahren, selbst wenn es weiterhin düster und alles andere als glücklich war. Er würde dieses Heft übersetzen, er würde herausfinden was passiert war und wieso er heute war wie er war und er würde versuchen einen Weg zu finden zu ihm vorzudringen. Es würde kein Spaziergang werden und sicher würde er eine sehr lange Zeit und beinahe unendlich viel Geduld brauchen, doch er hatte sich entschieden hier auf den Horst zu bleiben. So ungewöhnlich dieser Gedanke auch schien und so aussichtlos seine Lage zuweilen aussah, er würde hier bleiben. Zögerlich legte er das Heft zur Seite und atmete tief ein. Es wurde Zeit sich auszuruhen und die aufwühlenden Gedanken hinter seiner Stirn zu besänftigen und sie für ein paar Stunden nicht mehr zu hören. Am nächsten Morgen erwachte er früh. Er fühlte sich gut erholt und konnte sich auch nicht daran erinnern schlecht geträumt zu haben. Nachdenklich richtete er sich auf, doch ließ sich wieder ins Kissen sinken. Als er gestern Abend das Heft zur Seite gelegt hatte schienen seine Gedanken auf einmal glasklar zu werden. All die Fragen die er weder sich selbst noch dem Vampir beantworten konnte, waren verflogen. Ihm wurde auf einmal klar wieso er hier war und wieso er so erpicht darauf gewesen war mehr über all das hier zu erfahren. Die Antwort war so simple das er sich heute frage wieso sie ihm nicht gleich eingefallen war. Schließlich stand er doch auf, wusch sich, aß eine Kleinigkeit und machte sich auf das Archiv erneut zu betreten. Er wollte sich etwas Papier holen und ein paar Rollen die er schon mehrmals zu Rate gezogen hatte. Er wurde schnell fündig, ging zurück, legte alles auf einen Tisch und nahm plötzlich eine Bewegung aus dem Augenwinkel war. Vorsichtig schlich er zum Fenster und spähte nach draußen. Er hatte sich nicht getäuscht, er sah wie eine dunkle Gestalt durch den Hof huschte. Es war nicht schwer zu erraten um wen es sich handelte, es war schon des Öfteren hier gewesen. Lian schlich zur Tür und nutze den Schutz der Schatten und Häuser um sich unbemerkt zu nähern. Er hatte sich nicht getäuscht. Die dunkle Gestalt war in das Große Gebäude in der Mitte des Platzes verschwunden. Er schlich ihr nach und suchte Deckung hinter den alten Bänken. Soweit es sein Schutz zuließ bewegte er sich nach vorn. Doch es genügte nicht um etwas Genaues zu erkennen. Er sah lediglich wie sie um sich herum einen unsichtbaren Kreis schlug, und einige seltsame Bewegungen tat, dann blieb sich reglos sitzen und starrte nach vorn. Lian bewegte sich vorsichtig zurück zur Tür und lief nach draußen und in sein Haus. Ohne zu wissen wonach er eigentlich suchte, durchwühlte er die verschiedenen Rollen und Schriftstücke bis er schließlich fündig wurde. Im Grunde war er sich nicht einmal sicher ob es das richtige war, seine Aufmerksamkeit galt nur von einer Zeichnung die eine Gestalt im schwarzen Umhang zeigte. Schon nach ein paar Zeilen wusste er dass es das richtige war. Die Rolle erzählte von Leuten die her kamen um zu beten. Niemand konnte genau sagen was sie eigentlich taten, denn im Grunde kamen sie so lautlos wie sie verschwanden. Oft gingen sie in die alte Galerie, wahrscheinlich nannte man das Gebäude in der Mitte damals so. Sie sprachen mit keinem und waren immer vermummt. Eines Tages hatte man ein paar von ihnen gefunden. So wie es aussah wurden sie überfallen, nur 2 von den insgesamt 9 Leuten waren noch am Leben. Man nahm sie mit und pflegte sie, den anderen zollte man ein ehrwürdiges Begräbnis aus Angst, sie einfach zu verscharren, könnte die Götter erzürnen. Tatsächlich erholten sich die überlebenden nur sehr langsam. Nur eine ganz bestimmte Person durfte sich ihnen nähern und nur diese Person konnte danach erzählen wer diese Leute waren. Man nannte sie Shaira, sie war eine einfache Schneidertochter, doch sagte man ihr eine seltenen Begabung nach. Sie hatte schon oft Diplomatisches Geschick bewiesen und mehr als einmal ein großen Unheil abgewendet. Lian überflog die letzen Zeilen, doch was sie über die Fremden zu erzählen wusste tauchte nicht auf. Vielleicht war es in eine der Rollen die Raphael mitgenommen hatte. Hier jedenfalls würde er nicht viel mehr über sie finden. Allerdings schien von ihnen keine Gefahr auszugehen, zumal es mit keiner Silbe erwähnt wurde. _________________ Thx für´s lesen und Kommentieren. Fragen, Anregungen ect, immer gern. *Kekse und Kaffee hinstell* LG Kio ^^ Kapitel 18: Kapitel 18 ---------------------- Kapitel 18 Lian schlich sich wieder nach draußen zum Gebäude, doch es war leer. Irritiert stand er auf und sah sich um, so langsam wurde es hier von Tag zu Tag merkwürdiger. Kopfschüttelt ging er zurück als er unsanft gegen eine Mauer gedrückt wurde. Überrascht schaffte er es gerade noch seine Hand zwischen seinen Hals und die Hand seines Gegenübers zu bringen. Vor ihm stand eine Gestalt, gut einen Kopf kleiner als er selbst und bis auf einen schmalen Streifen im Gesicht vollständig verhüllt. Die wenigen Falten die die Augen umspielten verrieten ihm zumindest, das es sich um eine Person mittleren Alters handeln mochte. Die Augen die ihn musterten hatten etwas Seltsames an sich. Erst nach dem er seine erste Überraschung verwunden hatte, fiel ihm auf was es war. Sie waren blind. Lian schluckte leicht. Woher war der Fremde so plötzlich gekommen? Ihre Blicke trafen sich und obwohl sich der Junge sicher war das er oder sie ihn gar nicht sehen konnte, konnte er das Gefühl nicht abschütteln intensiv gemustert zu werden. Nach scheinbar endlosen Sekunden, oder waren es doch schon Minuten? Die er gegen die Wand gepresst wurde, lockerte sich der Griff um seinen Hals, ohne jedoch aus den Augen gelassen zu werden, scheinbar schien der Fremde nicht der Ansicht zu sein das von ihm Gefahr zu befürchten war. Schließlich fiel das beklemmende Gefühl von ihm ab und er wagte, sich wieder normal zu bewegen. Was für ein Zauber war das, der ihn eben noch fest in seinen Bann gehalten hatte? Er vernahm noch ein paar zischende Worte, die er nicht verstand, bevor sich sein gegenüber zurück zog und schließlich ganz verschwunden war. Lian blieb noch weitere Minuten stehen und rührte sich nicht. Erst als er das Gefühl endgültig abgeschüttelt hatte, etwas würde ihn beobachten, ging auch er zurück. Als er das Haus erreichte verschloss er die Tür und wandte sich erneut dem Tisch zu. Schließlich breitete er Zettel und Feder vor sich aus, bevor er das kleine Heft erneut aufschlug und sich Notizen machte. Als der Abend bereits hereingebrochen war, war es ihm gelungen mit Hilfe der Rollen, Schriften und Raphaels Notizen ein Muster zu erstellen, mit dessen Hilfe er den Text entschlüsseln konnte. Raphael hatte sich an diesem Tag nicht zur Ruhe gelegt. Er war unruhig unter der Erde auf und ab gegangen. Die Präsenz einer weiteren Person hatte ihn kurzzeitig aus seinen Gedanken gerissen, doch sie war sehr schnell wieder verschwunden. Vielleicht wurde es Zeit die gewohnte Ruhe auf den Horst zurück zu holen, doch wie konnte er das jetzt noch anstellen? Lian hatte es tatsächlich geschafft Erinnerung in ihm aufleben zu lassen. Erinnerungen die er Jahrelang ignoriert und verschlossen hatte um sie zu vergessen, doch nun waren sie erneut entfesselt und stießen mit aller Gewalt in sein Bewusstsein vor. Jahre oder Jahrhunderte der Unterdrückung und der Abscheu gegen sich selbst. Jahre die den Geruch des Todes mit sich trugen, der Hass und die Abneigung gegen seine unfreiwilligen Freunde die nun von neuem aufzusteigen drohten. Jahre die das Wort Schmerz neu zu definieren vermochten, Jahre in denen er gefangen war in einem Körper der nach und nach zerfiel. Jahre die ihn das nahmen was er einst als Begriff für Ehrbar gebrauchte. Die Kälte des Todes die ihn stetig begleitetet und die vielen unfruchtbaren Versuche das ihm so verhasste und aufgezwungene Leben zu beenden. Empfindungen die er irgendwann vollkommen verdrängt und restlos ignoriert hatte. Das alles stimmte ihn wütend, nicht gegen Lian oder dessen unbarmherzige Neugier, der wahrscheinlich nicht einmal im geringsten ahnte was es bedeutete unfreiwillig zwischen den Welten zu wandeln und allem zu entsagen was er als Mensch als das bezeichnete was sein Leben einst bereicherte. Seine Unzufriedenheit richtete sich gegen ihn selbst, gegen die Schwäche die dieser Körper niemals endgültig verlieren würde. Doch war das nicht auch einer der Gründe die es ihm ermöglichte vor all dem zu fliehen oder fort zu gehen? Doch wohin und zu welchem Preis? Daeíon konnte er lange Zeit, Jahrhunderte oder gar länger Abschütteln und von sich ablenken, ihm kurz glauben lassen er wäre gestorben, doch mit der Zeit hatte schließlich auch er herausfinden müssen, das dem nicht so war. Nicht umsonst war er dann und wann hier erschienen, er den er mehr hasste als man es mit Worten auszusprechen vermag und mehr hasste als sein eigenes Leben, als Geschöpf der Nacht. In der Nacht hatte Lian das Muster nahezu vervollständigt und begann nun die ersten Seiten des Heftes zu lesen. Mit jedem Satz den er sorgfältig notierte, wurde ihm das Ausmaß und die Grausamkeit der Wörter aus jener Zeit überdeutlich vorgeführt. Der Zerfall des römischen Imperiums, entfachte eine Kette der Folgenschweren Zeit, die voller Elend, Not und Angst geprägt war. Raphael konnte nicht viel Freude am Leben zu diesen Zeiten gefunden haben. In seiner Zeit als Mensch wuchs er zwischen Trümmern und Ruinen auf, die allesamt, entweder, erneut, zerstört, oder geplündert wurden. Er erlebte wie seine Familie und die Freunde seiner Zeit geschändet, erschlagen oder versklavt wurden. Auch seine Eltern waren auf der Flucht, ohne je an ein Ziel zu gelangen und ohne wirkliche Hoffnung auf bessere Zeiten. Viele Freunde und Verwandte hatten sie schon in seinen ersten Jahren verloren. Eines Tages dann, wurde er mit 2 seiner Geschwister weggebracht. Unter die Erde, in ein Versteck das sonst niemand kannte, dort wurden sie zurück gelassen. Erst Tage später, ohne Essen, Trinken oder Schlaf, hatte man sie gefunden. Letztendlich wurde sie doch aufgelesen, mitgenommen und verkauft, oder versklavt. Ihm allerdings, war das Schicksal besser gewogen, seine Geschwister hatten weniger Glück. Raphael sollte später erfahren wem er sein ungewöhnlich gütiges Schicksal zu verdanken hatte. Es war ein ferner Verwandter, der ihn wiedererkannt und mit sich genommen hatte, da er ohnehin keinen Nachfolger besaß. Die Zeit danach wurde ruhiger, durch diese Fügung war es ihm ermöglicht wurden, für ein paar Jahre, ein ruhigeres Leben zu führen und er genoss eine sehr gute Bildung. Doch diese Zeit war vorüber als er gerade 14 geworden war. Sein Vormund starb und er befand sich erneut auf der Flucht. Auf seinen Weg hörte er vielerlei Geschichten, so erfuhr er von dem Überfall dort wo er zuvor gelebt hatte, und noch vielerlei anderer schrecklicher Dinge und Wahrheiten, die an Brutalität und Schrecken kaum zu übertreffen waren. Seine Familie wurde, bis auf ihn, vollständig ausgelöscht, nicht einmal sein Lehrmeister wurde verschont, obgleich er nichts mit ihnen zu tun hatte. Erst als sich die Schatten des Krieges allmählich zurückgezogen hatten und er wieder einmal auf seiner Reise in ein Dorf kam, erfuhr er den wahren Hintergrund dieser beispiellosen Hetzjagd. Der Grund dieses haltlosen Hasses gegen seine Familie war sein eigener Vater gewesen. Er war engster Freund und Bruder des schlimmsten Tyrannen die die Zeit damals erlebte. Als dies bekannt wurde, floh er mit Frau und Kind in den sicheren Tod. Zwar konnte er untertauchen, doch die Häscher die ihn folgten ließen keinen Stein auf den anderen bis sie ihn schließlich aufgespürt hatten und die Treibjagd ihren Anfang nahm, schon damals musste sein Vater geahnt haben, das er mit einem Bein im Grabe stand. Das jedoch hielt ihn nicht davon ab, weitere Versuche zu starten, seine Nachkommenschaft, die stetig schrumpfte, in Sicherheit zu bringen. Lian klappte das Heft schließlich zu. Es waren kaum mehr als 3 Seiten die er bisher gelesen hatte, doch sie genügten um ihn schwindeln zu lassen. Nun musste er sich zusammenreißen und das eben erfahrene für sich selbst begreifen. Er wusste nicht viel über diese Zeiten und soviel mehr war nicht bis in seine Zeit erhalten geblieben. Doch er war sich fast sicher, dass nicht einmal die ältesten Schriften es vermochten das Ausmaß dieser Jahre voller Hass so beschreiben zu können wie es diese wenigen, ungeschickt, geformten Sätze, geboren aus Flucht, in höchster Eile gebannt und der Garantie oder gar dem Wissen, sie würden die Zeit nicht überdauern, taten. Für ihn war es kaum fassbar mit welcher Grausamkeit die Menschen damals miteinander umgegangen waren. Hätte er es in Geschichten gehört, würde er sich vermutlich einfach weigern auch nur ein Wort davon anzunehmen oder zu glauben. Doch diese Seiten getränkt mit Blut und nicht selten damit geschrieben, offenbarten ihm die schonungslose Wahrheit mit entschlossener Klarheit, unverkennbar und so bitter wie sie war. Doch noch etwas geschah mit ihm, während er versuchte das erfahrene zu begreifen. Die Bewunderung und Hingabe die er dem Vampir entgegenbrachte und empfand, sowie der Wunsch sich ihm nähern zu wollen, war gewachsen. ____________________________ Thx für´s lesen. *Kaffee und Kuchen da lass* Fragen, Anregungen, Mordrohungen ect...wie immer am Ausgang hinterlassen. BtW Wer per ENS benachrichtigt werden möchte möge es mir bitte sagen. ^^ (normalerweise versuche ich jede Woche ein Kapitel einzustellen.) LG Kio ^^ Und hier ist ein kleines Dankeschön, an alle die Die Story verfolgen Nein, das ist kein Spoiler. http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1383779&sort=zeichner&ordner=-1 Kapitel 19: Kapitel 19 ---------------------- Kapitel 19 Als der Abend hereingebrochen war, hatte sich Lian mehr als einmal zur Ordnung gerufen. Zu sehr hatten ihn die Zeilen aufgewühlt, zu viele Fragen waren aufgeworfen wurden, oft war er in Gedanken zurück zu dem Vampir gewandert und ungefähr genauso oft war es ihm nicht gelungen sich das Unfassbare vor Augen zu führen. Entweder nahmen die Bilder bizarre Formen an, oder sich lösten sich schon wieder auf bevor sich überhaupt erst eine Form bekommen hatten. Nun hatte er das Heft beiseite gelegt, und zwang sich ihm keine weitere Aufmerksamkeit zu schenken, er befürchtete sonst, das ihn jede weitere Seite nahe an den Rand der Zweifel tragen würde. Und was nützte es ihm, das Heft zu entschlüsseln wenn er am Ende nicht mehr klar zu denken vermochte? Schließlich hatte er sich ein Ziel gesetzt, das es zu erreichen galt. Natürlich würde er das Heft zu Ende lesen, aber in einem beständigen Tempo. Lian nahm ohnehin nicht an, das Raphael es so schnell zurück erwarten würde. Nun hatte er es hinter die Bücher gestellt, und nur er wusste wo. Natürlich kam es ihm seltsam vor, jedoch war die seltsame Frau und die beiden ungleichen Gegner, Grund genug zur Vorsicht. Schließlich konnte sie alle plötzlich hier auftauchen, natürlich hoffte er das nicht, jedoch ganz ausschließen wollte er es eben so wenig. Inzwischen war die Nacht angebrochen und der Vampir hatte kaum Ruhe gefunden. Unstet war er im Raum auf und ab gegangen. Ihm behagte es gar nicht, das der Junge nun das Heft besaß, welches er ihm selbst gegeben hatte, selbst die Tatsache das er sich heut kaum noch daran erinnern konnte was, die Seiten erzählten, änderte nichts daran. Im Laufe der Nacht war er auf die Jagd gegangen und erst in den frühen Morgenstunden zurück gekehrt. Als er den Horst erreicht hatte, schlug er den Weg zum Haus des Jungen ein, doch als er es betreten hatte, ließ nichts darauf schließen mit was er den Tag verbracht hatte. Erneut war der Vampir überrascht, nicht etwa über die Ordnung die hier herrschte, sonder über die Umsicht die der Junge walten ließ. Scheinbar hatte ihm seine Schwester nicht nur ein paar Geschichten erzählt, sondern ihn darüber hinaus noch erzogen. Nicht einmal als er sich genauer umsah konnte er das Heft irgendwo entdecken. Ob er es bereits gelesen hatte? Widerwillig schüttelte Raphael den Kopf, hatte er ihm doch das Heft gegeben um ihn zu beschäftigen. Ein leichter Zweifel über die Richtigkeit seiner Absicht verstummte dennoch nicht vollständig. Ein seltsamer Mensch. Diesen Eindruck hatte er schon seit seiner ersten Begegnung mit ihm gehabt. Inzwischen war er nah daran tatsächlich zu glauben, das Lian einfach nur ein bisschen mehr über all das hier herausfinden wollte. Vielleicht würde es ihm sogar gelingen. Doch er wäre nicht der erste Mensch der sein Vorhaben nach dem ersten Strohfeuer sofort wieder aufgab, doch wirklich vorstellen konnte er sich das irgendwie ebenso wenig. Irritiert verscheuchte der Vampir seine Gedanken. War das nicht schon beinahe gleichbedeutet damit, dass er wollen würde, dass er bliebe? Unwirsch wandte sich Raphael ab. Nein das wäre sicher nicht in seinem Interesse und eine ganz besonders ungute Idee. Zu groß war die Gefahr sich zu sehr an seine Gesellschaft zu gewöhnen, die, auch das war eine Tatsache, begrenzt war. Allerdings musste er dennoch zähneknirschend feststellen, dass ein Teil dieser Bedenken bereits eingetreten war. Dieser kleine Wissensjäger war fast nicht mehr aus dem Horst weg zu denken, er kam ihm auf einmal ein wenig lebendiger vor. Doch schon in der nächsten Sekunde, stemmte sich Raphael ganz entschieden gegen diese verräterischen Gedanken. Lian war ein Mensch. Er würde in ein paar Jahren sterben und er wäre noch immer hier, würde, wie immer, zurückgezogen leben, das war alles was ihn interessieren sollte. Seltsamerweise fühlte er sich nicht wohl dabei, während er sich diese Tatsachen klar vor Augen führte. Noch einmal schüttelte er den Kopf. Das würde er ganz schnell vergessen. Er hatte schon einmal erfahren müssen, wie es war einen Freund gehen lassen zu müssen, auch wenn er sich an das zweite Mal nicht mehr erinnern konnte, denn damals war er selbst das Opfer, das wiederkehrte und die ersten Jahre ein gähnendes schwarzen Loch dort vor fand, was einst seine Erinnerungen gewesen waren. Beides jedoch hatten diese Erinnerungen gemein, sie schmerzten, auch heute noch. Ob auch darüber etwas im Heft geschrieben war? Missmutig verließ er schließlich das Haus und zog sich zurück. Er sollte seine Gedanken ordnen, besser noch sie vertreiben. Er sollte sich nicht mehr damit befassen was einmal war oder was einmal sein würde. Er wollte es nicht. Doch bereits während des Tagesanbruches war ihm mindestens genauso klar, dass es nicht mehr so einfach war wie sonst. In der vergangenen Nacht hatte Lian ein paar schlimme Träume, dabei war es nicht einmal die Handlung die ihn erschreckte, sonders eher das Chaos das sie beherrschten. Neben all den Ereignissen der vergangenen Tage und Wochen, vermischten sich auch die Eindrücke von dem, was er hier erfahren und gelesen hatte, sowie die schicksalhafte Nacht die ihm seine Schwester nahm. Heraus kam ein bizarr geformter Albtraum, in dem er sich gefangen fühlte. Erst als er durch einen lauten Donnerschlag aufschreckte, registrierte er, zwar noch benommen und schweißgebadet, dass er nur im Traum erwacht war und sich danach noch immer in ihm befand. Jetzt war er endlich wirklich wach. Als er seinen rasenden Puls beruhigt hatte, fingen seine Gedanken die wenigen Fetzten seiner unfreiwilligen Reise des Geistes auf, ohne jedoch vollends greifbar zu sein. Er war sich sicher dass der Traum schlimm war, ja er wusste es sogar, doch die Bilder waren verschwunden, es gelang ihm nicht sie sich ins Gedächtnis zu rufen, nur die Gefühle der er im Traum spürte waren ihm bis in die reale Welt gefolgt. War das nun ein Fluch oder doch eher ein Segen? Lian entschied sich für keins von beiden. Es war weder das eine noch das andere, als er darüber nachdachte empfand er es eher wie ein dunkles Loch in das kein Licht fiel und in dem die Welt wie er sie kannte, einfach nicht existierte. Der Junge schüttelte den Kopf, er sollte diesem Traum nicht mehr Bedeutung zugestehen, als er verdiente. Schließlich war und blieb es nur ein Traum. Ob Raphael sich ähnlich fühlte wenn er an das dachte was er erlebt hatte? Lian schüttelte erneut den Kopf. Wieso schlich sich der Vampir sofort in seine Gedanken? Warum verglich er ihn mit dem was er in diesen seltsamen Traum spürte? War dieses Gefühl das was man als Einsamkeit bezeichnen mochte? Wenn dem so war, so musste es furchtbar sein so zu leben. Wahrscheinlich würde man mit der Zeit verbittern und unzugänglich für alles werden, was die Gelehrten schreiben würden, wenn man sie fragte, was das Sein eines Wesens ausmachte, oder was der Sinn dieses Seins wäre. Lian war aufgestanden und im angrenzenden Raum verschwunden. Er wusch sich, zog sich an und aß eine Kleinigkeit. Obgleich das Wetter nicht besonders einladend wirkte und sich in der Ferne schon eine neue Unwetterfront zusammenbraute, die ihr kommen mit Donnergrollen in regelmäßigen Abständen ankündigte, ging er nach draußen. Er brauchte ein wenig frische Luft und der kühle Wind, würde ihm helfen seine Gedanken zu ordnen und sie zu besänftigen. Als die ersten Regentropfen fielen, registrierte der Junge das er weiter gelaufen war als er wollte. In der Ferne zeichnete sich der klägliche Rest des Lagers ab, das er vor ein paar Tagen gesehen hatte. Ob es den Menschen gelungen war aufzubrechen bevor sie der sichere Tod erreicht hatte? Der Junge sah sich um und ging näher. Die Feuerstelle war erloschen, das Holz ließ darauf schließen, dass man sie ausbrennen ließ. Vielleicht nur ein Trick. Sonst war nichts mehr zu sehen, die Zelte waren verschwunden. Vielleicht waren sie tatsächlich vorher aufgebrochen ohne das Daeíon sie je entdeckt hatte. Vielleicht waren sie aber auch gegangen während er sich noch mit ihm unterhalten hatte. Plötzlich knackte es hinter ihm. Doch als er herumwirbelte und die Stelle fixierte, hüpfte nur ein Hase eilig davon. Er sollte sich ein Beispiel an ihm nehmen und auch umkehren solang das Unwetter nicht ganz über ihm angekommen war und er im strömenden Regen den Weg am Ende nicht mehr fand. Er hatte den Horst fast erreicht, als plötzlich ein dunkler Umriss vor ihm auftauchte. Blitzschnell hechtete der Junge hinter einen Baum, dann kam der Schatten bereits näher. Er atmete auf als er die schmächtige Gestalt erkannte. Daeíon oder Abat waren das schon mal nicht. Plötzlich wurde er unsanft auf die Beine gezogen und blinde Augen starrten ihn an. Dann erschien eine weitere Gestalt und er wurde los gelassen. Unsicher blickte er zwischen beiden hin und her. Was wollten sie? Der größere trat näher an ihn heran und musterte ihn. „Was wollt ihr? Ich habe nichts was ich euch geben kann.“ Erwiderte Lian zögerlich. Schon in derselben Sekunde war die andere Gestalt nach vorn geschnellt und hielt ihn gepackt. Der andere gab nur einen Laut von sich und sie zog sich wieder zurück. „Meine Kundschafterin sagte, hier seien Menschen. Sie hatte Recht.“ Erwiderte der kräftigere von beiden. Erstaunt darüber dass er ihn verstand sah Lian ihn an. „Wer…wer seid ihr?“ fragte er nachdem er seine erste Überraschung verwunden hatte. „Wir sind Balduin aus dem Stamm der Orakel. Wir reisen viel.“ Erwiderte der angesprochene. „Und wieso lauert ihr mir auf?“ „Uns wunderte die Kunde von eurer Anwesenheit. Seit langen Jahren lebt dort keiner mehr.“ Er deutete auf den Horst der sich unweit vor ihnen fast im Regen verlor. „Davon habe ich gelesen, doch wieso seid ihr hier?“ wiederholte er sein indirekt gestellte Frage noch einmal, bemüht höflich zu bleiben. „Wie sind hier weil wir hier her kamen.“ Nun soweit konnte Lian auch denken, doch seine Frage war damit nicht beantwortet. „Nun und was hat euch hier her geführt? Soweit ich weiß, lebt euer Volk nicht in Bergen oder Wäldern.“ Erwiderte er. „Das ist richtig, doch wir hatten keine Wahl.“ „Wurdet ihr angegriffen?“ „Das auch, doch das ist kein Grund unser Heim zu verlassen.“ „Stammt ihr aus dem Süden? Kommt ihr aus der Wüste?“ fragte Lian verwundert. Sein gegenüber nickte bedächtig. „Ich habe davon gelesen, dass vor sehr vielen Jahren ein Volk in der Wüste entdeckt wurde. Es steht geschrieben, das es dort eine Festung gab, so prachtvoll, das man kaum an ihr vorbei gehen mochte, doch man hatte Angst als man die Menschen in ihr sah und sie geriet in Vergessenheit.“ Erzählte der Junge. Vielleicht hatten sie sich geirrt, vielleicht war es nur ihr Äußeres gewesen was die Menschen damals verschreckte. „Das ist richtig, doch wieso habt ihr dann nicht ebenso große Angst wie eure Vorfahren?“ „Wieso sollte ich mich fürchten? Hättet ihr die Absicht mir etwas anzutun, würde ich kaum jetzt noch vor euch stehen. Außerdem haben sich die Zeiten geändert.“ erwiderte Lian. Der andere nickte. „Also habt ihr nicht die Absicht Unheil zu verbreiten.“ Stellte er fest. Lian sah ihn perplex an. Er wusste bis vor ein paar Tagen noch nicht einmal das es mehr wie die gab, die auf dem Horst war, geschweige denn, das die Geschichte über das Wüstenvolk reell war. Wie kam er auf die Idee, dass er ihn oder sein Volk angreifen wollte? „Verzeiht, aber wie kommt ihr auf solch eine absurde Idee? Vor ein paar Tagen wusste ich noch nicht einmal etwas über euer Volk, oder das ihr existiert.“ Der Angesprochene nickte erneut. „Wir fürchteten ihr wäret auf der Jagd und gehörtet zu denen die sich anschleichen können ohne bemerkt zu werden.“ Auf der Jagd? Lian fiel ein das Raphael sich einmal an die Person auf dem Horst angeschlichen hatte, ohne das sie ihm zunächst bemerkt hatte. Natürlich er musste geglaubt haben, sein Volk wäre in Gefahr und war daraufhin geflohen. „Nein, ich kann euch beruhigen, wir hegen keine Absichten in dieser Weise. Habt ihr Grund für eure Bedenken?“ fragte er vorsichtig nach. „Nun hin und wieder kamen Fremde, einige waren wie ihr, einige waren anders.“ „Anders? Was meint ihr mit anders? Haben sie euch angegriffen?“ „Ein paar wenige von ihnen waren anders als ihr es seid. Sie waren nicht wirklich.“ „Ihr meint böse?“ „Was heißt böse?“ Lian seufzte innerlich, inzwischen war er bis auf die Knochen durchgeweicht und auch der kalte Wind war alles andere als angenehm und half sicher nicht ihn zu wärmen. „Das bedeutet, man tut Unrecht, ohne Grund, aber mit dem Ziel anderen zu schaden, selbst dann, wenn sie nichts getan haben.“ Der kräftigere hörte ihm zu und Lian meinte eine Geste des Verstehens in seiner Körpersprache zu erkennen. „Nun, dann waren sie auch böse, doch eigentlich lebten sie gar nicht.“ Nun horchte der Junge auf. Also doch, die Worte des Mannes zielten tatsächlich auf das zurück, was es offiziell gar nicht gab. „Ihr meint sie waren lebende Tode, die der Zeit spotteten und ihre dunklen Gedanken oder ihr Gift verbreiteten?“ „Genau, ich denke diese Erklärung ist gut. Sie waren auch so stumm.“ Lian grübelte kurz nach, doch er nahm an, dass er meinte, dass sie sich lautlos bewegen konnten. „Ich verstehe, doch ich gebe euch mein Wort, das wir nicht deren Absichten teilen.“ „Was bedeutet ein Wort geben?“ „Das bedeutet, dass ihr von uns keine Gefahr befürchten müsst, wir werden euch nichts antun.“ Klärte er ihn auf. Was war das nur für ein seltsames Volk? Vielleicht war es ja schon für sie eine hohe Leistung in seiner Sprache zu sprechen. Doch wirklich vorstellen konnte er sich das auch nicht. „Dann ist es gut. Wir werden uns nun wieder zurück ziehen. Doch denkt an meine Worte, die Balduin werden sich zu wehren wissen.“ Lian sah ihn an. „Natürlich.“ Dann waren die beiden Fremden genauso schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht waren. Der Junge beeilte sich zum Horst zurück zu kehren. Inzwischen war der Wind noch etwas stärker geworden und das Gewitter heran. Er hatte wenig Lust sich im Wald aufzuhalten, wenn es über ihm war. Während er sich abtrocknete und umzog, dachte er an die Worte des rätselhaften Fremden. Ob Raphael auch etwas damit zu tun hatte als er von den anderen sprach? Vielleicht sollte er sich das Heft wieder vornehmen und darin weiter lesen, doch er war sich sicher, dass er darin kaum etwas über sie erfahren würde, schließlich war der Vampir beim verfassen der Zeilen noch ein Mensch gewesen. Eine Antwort darauf würde er, wenn überhaupt, in den Rollen finden können, oder gar nicht. Doch da er annahm, dass ihn die Balduin nun in Ruhe lassen würden, entschied er, sich das für später vorzunehmen. Im Moment galt es wichtigeres herauszufinden. Wenigstens dann wichtiger, wenn er nach seinen Zielen ging. Das Unwetter tobte unaufhaltsam, selbst unter dem Horst konnte man seine Kraft spüren, sodass auch Raphael davon erwachte. So wie es klang, würde es heut nicht mehr aufhören. Der Vampir erhob sich und sah sich um, dann entschied er sich auch die restlichen Rollen, die er einst hierher brachte, dem Jungen zugänglich zu machen, sofern es ihm gelungen war, das kleine Heft zu übersetzen. Vielleicht würde er es nicht schaffen, doch im Grunde war es fast nicht denkbar, dass dies eintrat. Er würde es versuchen, selbst wenn dabei ein paar Jahre ins Land gehen würden. Missmutig ging er auf und ab, schon wieder dachte er nicht, an das was hier einmal war, sondern verschwendete Gedanken an etwas, das er schon vor langer Zeit aus seinem Wortschatz gestrichen hatte. Glaube. Der Vampir ging nach oben, seine Laune konnte kaum noch schlechter werden und dem Jungen würde es ohnehin nicht auffallen, da er scheinbar schon darauf vorbereitet war, das er eine weniger höfliche Antwort von ihm ernten konnte. Und es würde ihm helfen, Lian nicht zu zeigen was er eigentlich vor hatte. Während er weiter lief, wunderte er sich woher der Junge all seine Fragen nahm und wie er es schaffte, nicht eine davon doppelt zu stellen. War das Absicht, oder war er am Ende doch Klüger als er tat? Anderseits, behagte ihm nicht, dass der Junge schon jetzt mehr über ihn wusste als sonst ein lebendes Wesen vor ihm. Er musste sich zum einen selbst zur Ordnung mahnen und zum anderen dafür sorgen, das sich der Junge nicht zu sehr an ihn gewöhnte oder umgekehrt. Vielleicht würde dieses Vorhaben nicht gelingen, doch das war das letze woran er jetzt denken wollte. Als er oben angekommen war, steuerte er direkt auf das Haus zu, schob die letzen Gedanken beiseite und ging einfach hinein. Lian saß am Tisch und sah einige Zettel durch. Wahrscheinlich, waren es eigene Aufzeichnungen, denn sie umfassten ein heilloses Durcheinander von Runen und Schriftzeichen, aus allen nur denkbaren Ären die er bisher kannte. Innerlich seufzte Raphael auf. Bei diesem Chaos war es schon fast ein kleines Wunder das er überhaupt etwas lesen konnte. Vielleicht sollte er ihm helfen. Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Doch weiter kam er nicht, denn Lian hatte ihn gerade bemerkt. Er zuckte nicht einmal zusammen, er sah ihn einfach nur an und senkte dann den Blick. „Ich habe einen Teil des Heftes gelesen…“ begann er, stockte allerdings und sah wieder auf. „Und was hast du erfahren?“ „Viel und doch sehr wenig. Es muss eine schlimme Zeit gewesen sein.“ Murmelte er leise. Sie war nicht nur schlimm, sie musste die Hölle auf Erden gewesen sein. Dachte er bedrückt. Raphael ignorierte diese Gedanken. Es war zu früh, er hatte nur einen Teil gelesen, und der war harmlos. Fiel ihm ein. „Gab es irgendwelche Probleme seit das Unwetter losgebrochen ist?“ „Nein, bisher nicht…Aber…ich habe diese Wesen getroffen. Sie nennen sich Balduine. Habt ihr von ihnen gehört?“ fragte er direkt, froh darüber, das Raphael das Thema wechselte. Der sah ihn zunächst ein wenig erstaunt an. Irgendwo hatte er diese Bezeichnung einmal vernommen, doch ihm fiel auf die Schnelle nicht ein wann oder wo, ganz zu schweigen von woher. Vielleicht hatte er sie schon einmal gesehen oder getroffen, vielleicht klang die Bezeichnung auch nicht ungewöhnlich genug. Obwohl Raphael nicht sicher war, nickte er schließlich doch. „Ich habe schon einmal davon gehört. Was wollten sie?“ „Nichts, nur sicher gehen, das sie außer Gefahr sind.“ „Außer Gefahr?“ „Ja. Welche Gefahr sie allerdings meinten, weiß ich leider nicht. Vielleicht wurden sie überfallen. Ich denke ich werde später nachsehen ob es etwas dazu zu finden gibt. Bisher wurden sie kaum erwähnt. Es ist für mich allerdings durchaus vorstellbar, das sie diejenigen sind die mit der Wüste in einem Satz genannt werden.“ „Das ist kaum denkbar.“ „Wie meint ihr das?“ Lian sah ihn verwundert an. „Es ist schon sehr lang her, aber die Festung in der Wüste wurde angegriffen.“ „Was? Von Wem?“ „Erst von Menschen, danach von Vampyren.“ „Vampyren?“ „Eine andere Art von Vampiren, eine sehr viel schrecklichere. Ein Clan von Wesen die nur nach Blut und Macht gieren. Ihr einziges Bestreben ist es Angst und Schrecken zu verbreiten.“ „Das haben sie auch erzählt.“ „Sie?“ „Die Balduin. Sie erwähnten, die anderen. Aber wer sind diese Vampyr?“ „Das solltest du nicht fragen, vergiss den Namen am besten gleich mit.“ „Warum? Sind das die deren Namen man nicht ausspricht? Oder sind es die gegen die immer noch gekämpft wird?“ er klang ein klein wenig belustig, als Lian allerdings die ernste Mine von Raphael bemerkte wurde er nachdenklich. „Das ist nicht komisch. Es sind die, denen man besser nicht über den Weg läuft, also vergiss es einfach wieder.“ „Sind die irgendwo erwähnt?“ „Keine Ahnung, es interessiert mich auch nicht und dich sollte es ebenfalls nicht interessieren. Das einzige was mich ein bisschen wundert, ist die Tatsache, das sie scheinbar nicht alle erwischt haben.“ Lian sah ihn fragend an, wagte aber nicht etwas zu sagen. So wie es aussah, hatte der Vampir auch nicht vor, noch mehr zu erzählen. _______________________ Thx für´s lesen. Ich hoffe einige Umstände auf den Bezug der Balduin konnten die Fragen der letzen Kapitel ein wenig beantworten. Ansonsten fragt einfach direkt bei mir nach. Anregungen,Kritik...ect wie immer. *Kekse da lass* LG Kio ^^ *noch drei Worte-Schnapszahl* Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- Kapitel 20 Plötzlich nahm sich Raphael Blatt und eine Feder, dann begann er etwas zu schreiben. „Wenn du so weitermachst, wirst du bald alle Buchstaben in deine Sprache übersetzt haben, aber keine Ahnung mehr haben, wohin was gehört. Die Runenschrift ist eine Zeichenschrift. So wie das Alphabet was du kennst, folgen auch sie einer Reihenfolge. Dieses Schema solltest du beachten, wenn du sie wirklich lesen möchtest.“ Erwiderte der Vampir eher nebenbei, als tatsächlich an den Jungen gewandt. Dann begann er damit ein paar Zeichen aufzuzeichnen. Lian, noch ein wenig überrumpelt, sah ihn dabei irritiert an. Erst nach der ersten Seite, konnte er erahnen, nach welchem Schema die Runen tatsächlich aufgebaut waren. So wie Raphael es schrieb, hatte er das Gefühl, es wären unendlich viele. Tatsächlich überwiegte in ihm dennoch die Verwunderung über die unerwartete Hilfe. Sollte er endlich einen Schritt voran gekommen sein? Konnte es möglich sein, das der Vampir die Tatsache akzeptierte, das er sich mit ihm hier oben aufhielt, oder war das nur wieder ein neuer Trick um ihn für die nächsten Wochen hin zu halten? Trotz allem kam er nicht umher ihn zu beobachten, während er schrieb. Woher kam plötzlich dieser Sinneswandel? Was hatte er vor, oder hatte er am Ende gar nichts vor? Als er fertig war, deutete Raphael ihm, näher zu kommen. Irritiert folgte der Junge der Aufforderung und musterte neugierig die Zettel die der Vampir auf dem Tisch ausgebreitet hatte. „Im Grunde ist es ganz einfach. Insgesamt gibt es nur 3 verschiedenen Grundzeichen. Ein paar einfache, die hier, ein paar geheiligte und naja…ein paar verhexte wenn du so willst, dabei sind sie nicht wirklich verhext.“ Fügte er dazu als er den fragenden Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen bemerkte. „Ich habe dir die wichtigsten Grundlagen für die 3 Runenbasen beschrieben, ich denke dass du sie allein zuordnen solltest. Letztendlich ist es nicht schwer, wenn man das Schema erst einmal erkannt hat.“ „Und wie komme ich zu der Ehre dass ihr mir helfen möchtet?“ fragte Lian verblüfft, biss sich aber fast in derselben Sekunde auf die Zunge. Er sollte besser froh sein, schließlich könnte er ihn auch einfach machen lassen. „Ich meine, wieso möchtet ihr mir jetzt plötzlich doch helfen?“ fügte er nach ein paar Sekunden schnell dazu. „Ich helfe dir nicht, ich zeige dir nur wie man das, was du bisher entschlüsselt hast, richtig liest.“ Erwiderte er. Lian nickte. „Danke.“ Murmelte er ein wenig verlegen. Er hatte sich schon wieder dabei ertappt wie er Raphael beinahe anstarrte. „Wenn du fertig bist, kann ich es mir ja noch mal ansehen.“ Damit wandte er sich ab und ging. Lian sah noch eine Weile auf die Tür, bevor er sich wieder den Blättern widmete. Was war mit ihm los? Doch er schüttelte den Kopf, jetzt war nicht die Zeit sich über seine unerwartete Hilfe zu wundern oder ihm gar etwas unterstellen zu wollen. Raphael hatte neben seinen Notizen ein paar Beispiele gezeichnet, und anhand dieser die einzelnen Merkmale noch ein wenig genauer beschrieben. Lian vermutete das sich die Runen ergänzten oder gegeneinander aufhoben, zumindest wenn man mit Dunkelheit und Licht arbeitet. Er war ein wenig erstaunt über die Ausführungen des Vampirs. Er musste eine wirklich gute Bildung genossen haben, oder aber ebenfalls einmal sehr wissbegierig gewesen sein, bevor er gestorben war…oder vielleicht auch danach? Vielleicht hatte er sich selbst gebildet um die unerträgliche Zeit der Ewigkeit zu überbrücken. Allerding war das schwierig vorstellbar, nach allem was er bereits in Erfahren bringen konnte, waren die ersten Jahre nicht unbedingt von Glück beseelt und er war oft und lang unterwegs, oder eher auf der Flucht. Er würde ihn eines Tages fragen, das nahm er sich zum wiederholten male vor. Jetzt galt es erst einmal alles was er bisher gefunden hatte zu, zu ordnen und das Heft vollständig zu entschlüsseln, auch auf die Gefahr hin, das er den Verstand verlor, oder das Ausmaß der Geschehnisse, einfach nicht erfassen oder begreifen konnte. Vielleicht war er danach auch ein bisschen schlauer. Gegen Abend hatte Lian seine Aufzeichnungen geordnet, sie vorsorglich beschriftet und einen Vermerk auf ihnen hinterlassen woher er sie hatte. Schließlich wollte er nicht nochmal ganz von vorn beginnen, wenn er die Runen nach System aufbaute. Schon als er die ersten Blätter verglich, stellte er, ohne große Überraschung fest, das es länger dauern würde. Wahrscheinlich war es doch eher die Absicht des Vampires ihn noch ein wenig länger zu beschäftigen. Ein schleichendes Gefühl von Trauer stieg in ihm auf. Sofort schüttelte er den Kopf, er wollte nicht nach einem Grund suchen oder nachdenken über etwas was nicht ganz sicher war. Schließlich machte er sich wieder an die Arbeit, und schlief irgendwann darüber ein. Als Raphael von der Jagd zurück kam, ging er noch einmal ins Haus um zu sehen wie weit Lian gekommen war. Er fand ihn schlafend über seinen Notizen wieder, daneben lagen weitere Blätter. Als er sich näher betrachtet, stellte er wenig verwundert fest, dass er keineswegs faul gewesen war. Er hatte bisher zwei verschiedene Tabellen gefüllt. Erstaunt war er lediglich darüber, das er schnell verstanden hatte worin die Unterschiede in den Runen lagen. Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht, erstarb allerdings fast sofort wieder und Ärger stieg in ihm auf. Es widerstrebte ihn seine Gedanken zu beschreiben. Zufrieden sein. Ein Zustand den er nie wirklich richtig erreicht hatte und wenn, ihn kaum genoss, zuviel war in den Jahren geschehen und wenn man ohnehin nichts mehr verlieren konnte, außer sein armseliges Leben, dass im Grunde keines mehr war, sollte man kaum von Zufriedenheit sprechen können. Mürrisch schob er seine Gedanken beiseite und vergrub sie. Als sein Blick erneut den Jungen striff, stellte er fest dass er friedlich wirkte und schien zufrieden über das was er bisher geschafft hatte. Schon wieder huschte ein leichtes Lächeln über die Lippen des Vampires, jedoch war dessen Dauer nur sehr kurz, denn in derselben Sekunde wandte er sich ärgerlich ab und ging. Das hatte gerade noch gefehlt. Er hätte den Jungen nicht herbringen sollen. Das Leben in ihm konnte nur nach außen strömen und das tat es, in jeder Bewegung, in jedem Atemzug und es widerte ihn an, zumindest tat es das, als er ihn vor ein paar Wochen erneut getroffen hatte. Soweit hätte es nicht kommen sollen, nicht genug, das er sich immer noch fragte wieso er ihn überhaupt jemals geholfen hatte, nein, jetzt war er schon so sehr ein Teil dieses Horstes geworden, das es kaum vorstellbar war, wie es sein würde, wenn er fort ginge. Raphael scheuchte die Gedanken weg und ging ärgerlich in seinen Unterschlupf. Er war sauer, sauer auf sich selbst. Bisher hatte er es nicht besonders gut geheißen, wenn man seinen Weg streifte, jede Seele die ihn irgendwann einmal hierher gefolgt war, war ebenso lautlos wieder verschwunden und nie, niemals war er bös darüber gewesen. Jetzt jedoch musste er, zähneknirschend zugeben, dass er sich tatsächlich daran gewöhnt hatte nicht mehr allein hier zu sein. Vielleicht sollte er versuchen zu Retten was noch zu Retten war und sich zurückziehen, doch das hatte er bereits erfolglos versucht. Seufzend legte er sich hin. Es war nicht gut nachzudenken, und schon gar nicht über solche Dinge, es war schon schlimm genug dass er überhaupt nachdachte, noch dazu wenn der Grund, ein Mensch war. Am nächsten Morgen erwachte Lian sehr früh. Die Dämmerung musste gerade erst angebrochen sein, denn daws grau der Nacht hüllte den Wald noch immer in einen Nebenschleicher aus frischen Tautropfen ein. Langsam verabschiedete sich der Sommer scheinbar von dem Horst. Langsam sollte er sich aufmachen und Holz für den Winter suchen, schließlich war es auch jetzt schon empfindlich kühl in der Nacht. Als er sich ganz aufsetzte stutze er. Seine Notizen lagen anders als am Abend davor. Konnte es sein? War Raphael tatsächlich noch einmal hier gewesen? Irritiert stand er auf, wusch sich, zog sich an und aß etwas, bevor er sich erneut seinen Notizen widmete. Nach ein paar erfolglosen Versuchen ließ er es sein, er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab, immer wieder schlich sich ein, inzwischen vertrauter, Name in sie ein. Was hatte er eigentlich erwartet als er sich entschloss hier zu bleiben? War es wirklich nur die bloße Neugier die ihm letztendlich diesen Entschluss fassen ließ? Doch wenn das so war, dann war diese bereits ein wenig gestillt wurden. Letztendlich hatte er noch nicht viel an Raphael gefunden der in irgendeiner Weise das Gefühl vermittelte, seine Abscheu gegenüber Menschen wäre kleiner geworden. Nicht einmal das verhalten, ihm gegenüber, hatte sich nennenswert verändert. Mit fast jeden Satz machte er ihm unmissverständlich klar, dass er nicht sonderlich begeistert über sein Hiersein war. Im Grunde war es bisher immer er selbst gewesen, der überhaupt Kontakt gesucht hatte. Diese unverhohlene Tatsache traf ihn hart, fast schon bitter. Vielleicht…doch abrupt schnitt er diese Gedanken ab. Er sollte so nicht denken, letztendlich lebte er schließlich noch und Raphael hatte ihm auch mehrmals geholfen. Er sollte lieber bei seiner ersten Vermutung bleiben und die Zeit nicht hetzen. Schließlich hatte der Vampir genügend davon, und wenn es ihm nicht gelang etwas zu verändern, dann aber zumindest hatte er es versucht und dabei gelernt. Schließlich wusste er noch immer nicht genau was wirklich geschehen war. Die Zeit würde sich entweder gegen ihn stellen, oder ihn Schritt für Schritt voran bringen und diese Hoffnung wollte er nicht aufgeben. Schließlich war er nicht nur wegen der alten Schriften hier, es war er, Raphael, er war der einzige Grund wieso er hier bleiben wollte und wenn er sich noch nicht ganz irrte war er doch schon ein gutes Stück vorangekommen. Raphael hatte kaum Ruhe gefunden. Es war ihm nicht gelungen seine Gedanken ganz zum Schweigen zu bringen, das führte dazu dass seine Laune schon wieder weit unter Null gesunken war. Er stand auf. Es war schon ein wenig kühler geworden. Nicht mehr lang und der Weg hier hoch, würde bald wieder seine gefährliche Seite zeigen. Im Grunde hatte er kaum bemerkt wie das Jahr ins Land gezogen war, so wie jedes Jahr. Wieso also fiel es im gerade jetzt wieder auf? Er seufzte. Es brachte ja doch nichts. Vielleicht sollte er einfach nach oben gehen und sehen was der Tag mit ihm anstellen sollte. Als er den Blick hob, fiel ihm auf das er tatsächlich schon auf dem Hof angekommen war. Der Wind pfiff um die Gebäude und die Wipfel der Bäume wiegten sich tänzerisch. Allerdings stellte er bald fest dass der Tag ihm heute kaum etwas antun konnte, denn der Himmel war mit dicken Wolken verhangen. Innerlich schüttelte er den Kopf, das war ja eigentlich fast logisch. Ihm hatte das Tageslicht nie besonders viel ausgemacht, nicht seit er das wurde was er, heute noch so wie damals, verabscheute. Warum das allerdings so war konnte ihn auch bisher nie ein andere erklären. Vielleicht lag es ja an den der ihn zu einem Vampir werden ließ? Doch selbst wenn, auch all die anderen Mythen und Legenden waren unzureichend. Natürlich das geweihte Wasser, doch wie geweiht konnte das Wasser sein, wenn sein Schöpfer alles andere als ein heiliger war? Raphael erinnerte sich plötzlich wieder an kleine Momente die ihm aufgefallen waren. Das berüchtigte Wasser, konnte nur ernsthaften Schaden anrichten, wenn der der es weihte genauso rein war wie das Wasser selbst, und schaden konnte es nur denen wirklich, die nichts Gutes im Schilde führten. Wie die Vampyr. Ihnen würde wahrscheinlich alles Wasser die Seele aus dem Leib brennen wenn man das Wort heilig auch nur benutze. Ein boshaftes Grinsen zog über sein Gesicht. Wie viele hatte er auf diese Weise schon von ihrem Dasein erlöst? Plötzlich erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Etwas weiter im Wald hatte sich etwas bewegt, und die Art wie es sich bewegt hatte, wollte ihm so gar nicht behagen. Er bewegte sich schnell, er wollte zunächst nur versuchen außerhalb des Horstes zu gelangen. Es fehlte gerade noch das man ihn am Ende doch noch fand. Als er nah genug an die Stelle herangekommen war, nutzte er die Bäume um sich ein genaueres Bild zu machen. Er hatte sich nicht geirrt, tatsächlich stand ein Schatten dort. Er musste nicht näher gehen um zu erkennen, dass es weder ein Balduin, noch Lian noch irgendein anderes menschliches Wesen war. [Abat] dachte er in Gedanken. Natürlich war er ein Mensch, aber die Art wie er mit seinesgleichen umzugehen verstand, machte aus ihm eher ein Ungeheuer als irgendetwas anderes. Wenn er hier war, dann sicher nicht völlig grundlos. Hatte Lian nicht erwähnt das er jemanden begegnet sei, der sich Abat nannte? Den zweiten Namen strich er vorläufig aus seinem Gedächtnis, nicht das er nicht wusste um wen es sich handelte, doch er weigerte sich einfach ihn auszusprechen oder auch nur zu denken. Schnell zog er sich zurück, es war das erste Mal das ihm der Umstand, am Tag nach draußen gegangen zu sein, wie gerufen kam, selbst sein selbsternannter Erzfeind konnte sich nur begrenzt um diese Zeit im Freien aufhalten. Die beiden waren nah, zu nah, wenn er nicht schnell handelte, würde das am Ende noch ganz gewaltigen Ärger nach sich ziehen. Er ging ohne weitere Umwege ins Haus. Lian, der sich gerade wieder an die Arbeit machen wollte, sah ihn verwundert an. Im ersten Moment hatte er den Eindruck gehetzt zu wirken, allerdings reichte dieser Augenblick nur eine Sekunde bevor er verschwand. „Ist alles in Ordnung?“ fragte er vorsichtig. „Nimm deine Sachen.“ War die knappe, aber wirkungsvolle Anweisung des Vampires. Kaum eine halbe Minute später, spürte er nur noch wie ihn etwas, reichlich unsanft noch dazu, packte und im nächsten Augenblick war er unter dem Horst. Lian war zwar klar was gerade geschehen war, allerdings war ihm auch klar dass es anders war als sonst. Normalerweise würde sich sein Magen danach nicht lauthals über die unabsichtliche Reise beschweren. Diesmal tat er es, ein weiteres Indiz dafür dass etwas anders war. Er hatte Mühe sich überhaupt auf den Beinen halten zu können. „Was ist denn passiert?“ fragte er mühsam, damit beschäftigt irgendwie stehen zu bleiben. Schließlich gab er es auf und setze sich einfach auf den Boden, in der Hoffnung dass dann auch das Karussell in seinem Kopf aufhören würde sich zu drehen. „Abat ist in der Nähe.“ „Der…Jäger?“ „Das ist kein normaler Jäger.“ „Das glaube ich euch gern. Er ist gefährlich, oder?“ „Nein, aber gerissen.“ „Wieso habt ihr mich hier herunter gebracht?“ „Er ist in der Nähe des Horstes. Ich hege nicht die Absicht ihn einen Grund zu liefer länger hier zu suchen, deswegen bist du hier.“ „Ist das möglich?“ „So wie immer.“ „Was meint ihr damit?“ Raphael sah den Jungen an. „Ich meine damit, Abat gibt es schon seit Generationen. Ihn natürlich nicht, aber seine Familie.“ „Auch schon damals?“ „Wann?“ „203?“ „Nein.“ Erwiderte er. Lian hatte es inzwischen geschafft sich wieder auf die Beine zu bringen und stand nur vor ihm. Obwohl er schon eine ganze Weile hier war, stellte er immer wieder aufs Neue fest, das ihn Raphael um mindestens anderthalb Kopflängen überragte. Entweder war er reichlich kurz geraten, oder der Vampir tatsächlich größer als die meisten Menschen denen er bereits begegnet war. Das wiederum bestärke Lians Verdacht jedoch eher, dass er einfach nur nicht besonders groß war. „Seit wann gibt es diese Familie?“ „Seit mehreren Jahrhunderten.“ „So ist das also.“ Erwiderte der Junge und sah nachdenklich zu Raphael. „Und seit wann gibt es Vampyr?“ „Seit Ewigkeiten.“ Erwiderte der Vampir. „Moment…ihr meint es gibt Vampire und Vampyr schon immer?“ „Natürlich gibt es die schon immer. Vampyr sind auch nur Vampire die dem Blutrausch verfallen sind.“ Erklärte Raphael leicht gereizt. „Abat jagt also Vampyr und Vampire weil er beides nicht auseinanderhalten kann?“ „Wie kommst du darauf?“ „Ich hab euch von dem Treffen erzählt. Und ich weiß nicht wieso, aber Daeíon war so ganz anders als ihr…“ „Natürlich, ist er anders!“ „Wieso seid ihr schon wieder so gereizt? Ich habe doch nur gesagt, dass ich ihn für sehr gefährlich halte und nicht weiß warum.“ „Daeíon ist keiner von uns, er war es nie, er wird es nie und er will es auch nie werden.“ Entgegnete der Vampir schärfer als beabsichtig. Lian schluckte. Also wusste er jetzt zumindest wem Raphael sein unliebsames Leben zu verdanken hatte. „Er ist ein Wiederkehrer…ich habe nachgesehen, es gab eine Rasse von, entschuldigt diesen Ausdruck bitte, Blutsaugern, die man so nannte. Sie waren eine Mischung von beiden. Es steht in einer der Rollen…aber ich weiß nicht was dort sonst noch steht, die Zeichen wurden absichtlich vernichtet.“ „Das stand also in einer der Rollen?“ Lian nickte. „Shaira…“ „Wie?“ überrascht sah der Junge ihn an. „Shaira.“ „Sie war eine Schneiderin die damals die überlebenen Balduin gepflegt hatte.“ Stimmte Lian unter Nicken zu. „Sie soll eine besondere Begabung besessen haben, aber welche das war das stand dort nicht.“ „Sie beherrschte das Orakel.“ Erwiderte der Vampir. „Sie war so etwas wie eine Hellseherin?“ „Nein, das Hellsehen und das Orakel sind nicht dieselben Begriffe, wie man irrtümlich annimmt.“ „Nicht? Aber hat nicht beides etwas mit Vorahnung zu tun?“ „Nicht direkt. Ich kann versuchen es dir zu erklären.“ „Ich bitte euch darum.“ Erwiderte Lian. „Orakel arbeiten mit Offenbarungen. Das sind die, die meistens auf einen Messias warten, oder aber mit Riten ihre Götter anrufen um dann etwas zu erfahren. Hellsehen ist die Fähigkeit, die Zukunft oder die Gegenwart vorher zu sagen, allerdings gibt es nur sehr wenige die diese Gabe tatsächlich besitzen. Der Grundlegende Unterschied ist einfach das Orakel eine sehr viel zuversichtlichere Vergangenheit und Gegenwartsprognose erfüllen können und das die, die regelmäßig Orakel befragen immer einer ganz bestimmten Bestimmung folgen.“ Versuchte der Vampir zu erklären. „Ich verstehe. So hab ich das noch nicht gesehen, aber jetzt wo ihr es sagt, klingt es logisch.“ Erwiderte der Junge nachträglich. Er sah nachdenklich aus fand der Vampir. „Also kann man annehmen, das Shaira, damals, so etwas wie eine Erlöserin war?“ „Nicht damals. Sie ist es noch.“ „Wie?“ nun war Lian wirklich überrascht. „Die Nachkommen dieses Mädchen, sind noch immer bei den Balduin. Shaira hatte 2 Kinder eine Tochter und einen Sohn, ihr Sohn starb bei einem der Überfälle auf das Lager, das Mädchen überlebte und heiratete. Und so ging es fortan. Und auch heute noch lebt dort ein Mädchen das Shaira genannt wird.“ Erklärte Raphael. „Woher wisst ihr das?“ „Ich weiß es eben.“ Erwiderte der Vampir schon wieder gereizt. „Moment mal…in den Rollen steht etwas von jemanden der so was wie ein Vermittler unter den Stämmen war, er ist irgendwann weggegangen und kam nicht mehr zurück…das wart ihr, nicht wahr?“ „Spielt das eine Rolle?“ „Es würde einiges aufklären, zum Beispiel die vielen Besuche von Fremden während eurer Abwesenheit hier auf dem Horst.“ „Du liest zuviel unnötiges Zeug.“ Schnitt Raphael dem Jungen das Wort ab. „Nun das bleibt nicht aus, würdet ihr ein paar Fragen beantworten könnte ich mir wahrscheinlich einen großen Teil davon sparen. Doch wie ich euch einschätze werdet ihr mir in 50 Jahren noch keine Antwort geben. Doch das seltsamste dabei ist, das ich glaube euch zu verstehen.“ Schloss Lian, bevor er wieder etwas Unüberlegtes sagte. Dann sah er ihn zweifelnd an. Der Vampir sah ein wenig gedankenverloren aus und schien ihm auch nicht wirklich zugehört zu haben. „Raphael?“ fragte er als er noch immer nicht reagierte. „Ruhig!“ fuhr er ihn an. Sofort schoss ihm die Röte ins Gesicht. Lian hatte ihn nicht ein einziges Mal aus den Augen gelassen. Plötzlich war er ganz froh dass Raphael seinen Blick nicht auf ihn gerichtet hatte und so nicht mitbekam wie er ihn schon anstarrte und dabei feststellte dass er eine ganz besondere Anziehung auf ihn hatte. Obgleich er schon so alt war, war er eine beeindruckende Erscheinung, jeder Maler hätte sich über so ein Makeloses Modell gefreut, ob ihre Seelen etwas davon hätten erahnen können welches Schicksal ihm beschieden war? Er schüttelte leicht den Kopf. „Verhalt dich einfach ganz ruhig und bleibe hier.“ Erwiderte der Vampir bevor er in beinahe derselben Sekunde verschwunden war. ________________________ Thx für´s lesen. Kommis, fragen, evt wie immer am Ausgang hinterlassen. Ich wünsche schönes Halloween und freudiges erwachen. ;) *Süßes in nem groß0en Topf hinstell* LG Kio^^ Kapitel 21: Kapitel 21 ---------------------- Kapitel 21 Lian ging zu einem Stuhl um sich zu setzen. Er war irgendwie froh, dass er für den Moment allein war, doch eigentlich auch wieder nicht. Im Grunde konnte er fast dankbar sein, das er überhaupt noch lebte, wenn Raphael nicht gewesen wäre, dann wäre er vermutlich gar nicht mehr da. Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit sich über das Gedanken zu machen, was alles anders wäre, dafür hätte er im Alter noch genügend Zeit. „Du kannst nicht hier bleiben.“ Erschrocken fuhr Lian zusammen, er hatte Raphael nicht kommen hören. „Wie?“ fragte er als er sich von seinem ersten Schreck erholt hatte. „Du kannst nicht hier bleiben. Abat schleicht durch den Horst. Das heißt du kannst nicht nach oben sondern nur nach unten.“ „In die Stadt zurück?“ Raphael sah ihn entgeistert an. „Wenn er nicht verschwindet, fürs Erste wenigstens.“ Erwiderte er nach einigem Zögern. [Oder du bleibst erst einmal hier] fügte er in Gedanken noch dazu. Allerdings würde er das sicher nicht vorschlagen, und eigentlich wollte er den Gedanken schon wieder zurückdrängen, doch scheinbar hatte dieser andere Pläne, zumindest verstummte er nicht mehr. Lian nickte. Im Grunde hatte er fast damit gerechnet. Innerlich wünschte er sich einen Erdrutsch oder etwas anderes, was auch den Abstieg nicht einfach bewältigen ließ. Raphael wirkte angespannt, sofern er das beurteilen mochte. Zumindest schien er über die Anwesenheit von Abat nicht eben begeistert zu sein. „Gibt es keine andre Möglichkeit?“ fragte der Junge nach einem Moment ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben diese Frage auch nur in Erwägung zu ziehen, den Bruchteil einer Sekunde später erfasste er den Sinn seiner Frage. Raphael sah ihn an. War das etwa gerade ernst gemeint? „Wie soll die bitte aussehen? Willst du warten bis er dich gefunden hat?“ Trotz seines rasenden Pulses sah Lian ihn an. „Nein, natürlich nicht. Doch wenn es so wäre? Was sollte er denn tun?“ „Er wird sich ganz sicher nicht mehr an dich erinnern.“ Erwiderte der Vampir spitz. „Das habe ich nicht gesagt.“ „Ich versteh dich nicht. Mir scheint du verkennst du Lage in der du dich gerade befindest. Ganz gleich wo du dich nun aufhältst ob hier oder im Haus, jeder würde sehen das an beiden Orten der sichere Tod auf dich warten könnte.“ „Das ist aber nicht wahr.“ „Abat wird dich sicher kein zweites mal ohne weiteres gehen lassen und er ist auch ganz bestimmt nicht zufällig hier.“ „Wisst ihr das sicher?“ Raphael seufzte leicht. „Hör mir zu Lian.“ Der Vampir stutzte kurz, hatte er den Jungen gerade mit seinem Namen angesprochen? Doch dann schüttelte er in Gedanken den Kopf. „Abat und Daeíon sind niemals weiter als 500 Schritt auseinander. Glaube nicht das er ihn sucht, nein, er sucht die, die Daeíon finden will.“ „Wie bitte?“ „Du hast mich schon verstanden. Wenn er dich erst mal wieder findet, dann wird er auch nicht mehr aufhören zu suchen.“ „Aber was will er von mir?“ „Er will nicht dich, sondern mich.“ erwiderte Raphael resignierend. Scheinbar wollte der Junge tatsächlich nicht weg. „Was? Wenn das stimmt, dann wundert mich einiges nicht mehr.“ Murmelte Lian, für einen normalen Menschen wahrscheinlich nicht mehr verständlich, für den Vampir jedoch laut genug. „Abat ist direkt nach Daeíon aufgetaucht oder? Du ahnst noch nicht einmal was für ein Glück du tatsächlich hattest.“ Erwiderte der Vampir. Lian nickte. „Und was möchtest du nun anstellen? Oder anders, wieso sträubst du dich eigentlich so, der Sicherheit wegen, erst einmal irgendwo anders hin zu gehen?“ Seine Stimme hatte etwas lauerndes, das war nicht mal ihm entgangen. Wie auf Stichwort stieg eine leichte Röte in ihm auf, diese jedoch ignorierte er einfach. „Ihr erwartet vermutlich eine gute Begründung. Ich hab nicht viel mehr zu verlieren, nur mein Leben und wenn euch das hilft, dann ist das ein Preis den ich gern bereit bin zu zahlen. Das ist alles was ich zu eurer Frage sagen kann.“ Dann verstummte er, nicht mehr in der Lage den Vampir länger ansehen zu können. Sein Blick war auf den Boden gerichtet. Raphael sah ihn überrascht an. Es dauerte einen Moment bis er überhaupt etwas sagte. „Das ist keine Begründung das ist ziemlich dumm…“ erwiderte er leise. „Dann ist es so, aber das ist alles was ich dazu sagen kann.“ Der Vampir sah ihn eine Weile schweigend an. Eine ganze Weile wie Lian feststellte, als er hin und wieder versuchte aufzublicken. „Komm mit.“ Sagte er schließlich nach einer ganzen Weile. „Wohin?“ Raphael maß ihn mit einem Blick der nicht zu deuten war. Jede weitere Frage sparte er sich und folgte ihm stattdessen. Der Vampir führte ihn zu einem Gang den Lian bisher nicht gefunden hatte. Er wirkte ebenso alt wie alles andere hier, aber schon nach einem ersten intensiveren Blick, war es nicht zu übersehen das er ebenso gut erhalten war. Dann blieb er stehen. Als der Junge ihn fast umrannte blickte er schließlich auf. Er fand sich vor einer Tür wieder. Sie schwang auf und ein weiterer Raum kam zum Vorschein. „Du kannst vorerst hier bleiben, und meinetwegen tun was du willst, aber erwartet nicht dass ich dir helfe wenn einer der beiden dich finden sollte.“ Damit ließ er ihn stehen und war verschwunden. Lian starrte noch eine ganze Weile auf die Türe, bevor er sie hinter sich schloss. Als er sicher war das sie ganz ins Schloss gefallen war, sank er an der Wand auf den Boden und versuchte irgendeinen sinnvollen Gedanken zu fassen zu bekommen. So war das aber nicht geplant. Ok er hatte sich schon damit abgefunden, das sein Wille in der Nähe des Vampires eigene Wege zu gehen pflegte und sich fast ganz seiner Kontrolle entzog. Ja und vielleicht hatte er auch wesentlich mehr persönliches Interesse an Raphael und zu einem geringeren Teil an seiner Geschichte, doch da das eine früher…oder eher sehr viel später aufs selbe hinauslaufen würde, war es ihm nicht so wichtig das eine vom andren zu trennen, aber dass ihn jetzt schon der Tod willkommener war, als der Gedanke irgendwann von hier gehen zu müssen, ging weit über seinen eigentlichen Plan hinaus. Was war los mit ihm? Oder war die Frage viel eher, was sollte er mit seinen Erkenntnissen anfangen? Natürlich, er konnte sie noch vor den intensiven Blick des Vampires verbergen, doch wie lang würde das noch gut gehen? Es genügte, wie ihm vor nicht all zu vielen Minuten klar wurde, ein kleiner Satz um mehr, als gewollt, von seinen wirklichen Gedanken Preis zu geben. Seufzend stand er auf, er musste sich für den Moment einfach ablenken, wenn die beiden länger hier umher wandern würden, würde er jeden klaren Gedanken so bitter benötigen, wie die Luft zum atmen. Gefühlsduseleien hatten hier ohnehin keinen Platz und in der Welt des Vampires waren sie wahrscheinlich gänzlich verschwunden. Lian schüttelte den Kopf und lief unruhig auf und ab. Etwas zwang ihn in Bewegung zu bleiben. Selbst seine Sinne schienen angespannter als sonst. Lag das an der Umgebung oder lag das daran das er Raphael nicht wieder zurück kommen hören hatte? Unentschlossen sah er zur Tür. Eigentlich war es ganz einfach, er müsste sie nur aufmachen und nachsehen, seine Zettel lagen sowieso auf dem Flur, notfalls hätte er sogar noch eine Ausrede. Doch gerade als er seine Gedanken in die Tat umsetzen wollte, nahm die Unruhe in ihm weiter zu. Irgendetwas war hier seltsam, nicht im Raum und auch nicht im Flur davor, die gesamte Umgebung schien irgendwie und auf unerklärliche Weise verändert. Wüsste er es nicht besser würde er vermutlich sein Gefühl als Widerstand deuten, doch gegen wen oder sollte er sich besser fragen gegen was? Hatte der Horst etwa noch ein paar mehr Geheimnisse denen er noch nicht auf die Spur gekommen war? War es am Ende gar kein fauler Zauber der die Gebäude und das Gestein so gut erhielten? Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Er war hier auf einem Berg der weder selbst denken noch in irgendeiner Weise ein eigenständiges Leben haben konnte. Andererseits…[Nein Schluss damit!] rief sich Lian selbst zur Ordnung und trat entschieden in den Tunnel. Irgendwie war ihm plötzlich eiskalt. Was ging hier vor? Wieso fühlte er sich auf einmal so unwohl und was viel wichtiger war. Wo war Raphael? Unschlüssig sah er sich um. Wenn Abat direkt über seinem Kopf herum lief, war es wahrscheinlich reichlich unklug auf den einzigen, ihm bisher, bekannten Weg nach oben zu gehen, also blieben ihm genau 2 Möglichkeiten. Er lief in Richtung altes Anwesen und hoffte einen anderen Ausgang zu finden, oder aber er blieb hier stehen und tat nichts, was ihn wiederum nicht sonderlich beruhigen würde. Er entschied sich für die Erste. Selbst wenn er nicht nach oben käme, zumindest konnte er sich auf den Rückweg nicht verlaufen, denn der führte immer nur weiter in den Berg selbst. Als er den Gang wieder erkannte blieb er erneut stehen. Er spürte einen leichten Luftzug. Der konnte entweder aus der undichten Klappe nach unten durch strömen oder, was in Anbetracht seiner Stärke wahrscheinlich war, er kam aus einer anderen Richtung. Lian drehte sich mehrmals um seine eigene Achse und sah sich um. Tatsächlich schien er die Richtung richtig zu deuten. Der Zug kam rechts von ihm, der alte Brunnen war über ihm. Langsam und seltsam leise ging er nach rechts weiter. Da sein Zeitgefühl ihn ohnehin schon lang verlassen hatte, kam er irgendwann tatsächlich an einer Art Ausgang an. Er hatte was von einem Mauseloch, und war im Grunde unwesentlich größer, wenn man es mit den Augen eines Menschen betrachtete, doch zum ersten mal kam ihm seine Größe gelegen. Er würde da noch durch schlüpfen können. Noch einmal hielt er inne und horchte angespannt auf die Geräusche die er draußen hören konnte. Doch einzig der Wind und ein paar Vögel waren zu hören. Schließlich zwängte er sich tatsächlich durch den Spalt und sah sich vorsichtig um. Er war nicht mehr bei dem Horst, doch der war unweit von ihm entfernt. Es war schon spät am Nachmittag und am Horizont stieg langsam die Nacht empor. War er so lang unterwegs? Er musste in der Nähe des alten Hauses sein, zumindest konnte er über sich die verrosteten Stäbe des Zaunes erkennen. Lian richtete sich vorsichtig auf und spähte über die bröckelige Mauer. Zumindest soweit schien seine Theorie aufzugehen. Als er sicher war das ihn keiner sehen konnte und auch keiner bemerkt hatte, stieg er höher. Der alte Brunnen war von seiner Position aus mehr zu erahnen als zu erkennen, und selbst das auch nur wenn man von ihm wusste. Das Anwesen war noch ein ganzes Stück von ihm entfernt. Das Grundstück war größer als er gedacht hatte, doch das war schließlich auch nicht das schlechteste. Er ging weiter und duckte sich als er am Rand eine Bewegung wahr nahm. Sie war so schnell, dass er sich fragte wie er sie überhaupt hatte sehen können. Unweit davon war noch eine andere zu erkennen. Die war allerdings weniger elegant und wirkte eher unbeholfen und schwerfällig. Tatsächlich musste es jedem Vampir ähnlich vorkommen wie Lian, wenn sie die Menschen bei ihren Bewegungen beobachteten um sie entweder zu erschrecken, zu töten oder gar nichts zu tun. Doch wer war dort? Der eine war, zweifellos, ein Mensch, aber der andere? War es Raphael oder Daeíon? Oder sogar beide? Bei beiden würde er zumindest erahnen können wieso er überhaupt auch nur eine Bewegung sehen konnte, oder hatte er sich unbewusst auf die Geschwindigkeit eines gehenden Vampires eingestellt und seine Augen geschärft? Das war eigentlich eher lächerlich als logisch. Aus Berichten wusste er zwar, dass man sehr wohl eine Steigerung des Sehvermögens erreichen konnte, allerdings nur eher mühselig und meistens ohne Erfolg. Lian duckte sich immer tiefer je näher er dem Waldrand kam. Zumindest Abat war noch nicht viel weiter gegangen und inzwischen konnte er sehen, dass seine Augen angestrengt etwas zu verfolgen versuchten. Lian folgte seinem Blick, doch bis auf ein paar kurze Schatten, konnte er nicht behaupten, sehr viel zu erkennen. Die Punkte sahen aus wie Vögel die weit oben flogen, der einzige Unterschied war, das sich diese Bewegungen fast in seiner unmittelbaren Nähe abspielten und nicht 100km über ihm. Er musste vorsichtig sein. Der Junge war fast sicher das jede unbedachte Bewegung neben Abat auch gleich noch die andren Beiden auf den Plan rufen würde und mindestens einer wäre darüber alles andere erfreut, wahrscheinlich würde das auch einem Todesurteil gleich kommen. Lian entschied sich genau hier zu bleiben wo er war. Viel weiter konnte er ohnehin nicht nach vorn gehen, zum einen ließen die Mauerreste nach, zum anderen gab es auch kein Gebüsch mehr in der Nähe. Plötzlich hielten die Schatten in ihrem Tanz inne und blieben stehen. Tatsächlich hatte er beide gesehen nicht nur einen. Jetzt schien auch Abat wieder ein wenig entspannter. „Wie ich sehe haben wir unsere Vögelchen am Ende doch wieder entdeckt.“ Hörte er den Jäger sagen. „Wie ich sehe hast du nach wie vor nichts dazugelernt.“ Hallte es von der anderen Seite wieder bevor nur noch ein dumpfer Schlag zu hören war und Abat vorn über kippte. Lian schauderte schon allein beim klang dieser Stimme, das war eindeutig nicht Raphael. „Nun können wir uns ein bisschen unterhalten.“ „Kein Bedarf.“ „Ich sehe schon…du bist nach wie vor nicht leicht zu beeindrucken oder?“ „Was willst du hier?“ „Was ist das für eine Begrüßung nach so langer Zeit?“ „Eine die nicht mal dann angemessen wäre wenn du tot vor mir liegen würdest.“ Erwiderte Raphael. „Nun…das mit dem tot sein kommt mir irgendwie bekannt vor nicht wahr? Aber wie mir scheint, kann man selbst ihm ein wenig unter die Arme greifen. Wieso bist du nicht zurück gekommen?“ Schlagartig schwang Daeíons Stimme um. Was vorher noch recht normal klang hatte nun eher den Ton einer Drohung. Lian fragte sich wie Raphael so ruhig bleiben konnte, während der andren ihn, ziemlich bewusst, zu provozieren versuchte. „Ich wüsste nicht weshalb ich dir darauf antworten sollte.“ „So sind die Regeln…“ „Die dir gerade dann recht kommen wenn du sie selbst aufgestellt hast…“ „Nun sag nicht das sie dir nicht gefallen…“ schon wieder ein Stimmumschwung in zwei kurzen Sätzen. „Was willst du hier?“ „Stur wie eh und je…ich hätte ein wenig mehr Dankbarkeit erwartet.“ „Wofür?“ „Nun…sieh dich an und sie mich an…spürst du nicht diese Kraft in deinen Gliedern? Und ach die wundervollen Jahre süßer Schreie…“ Raphael sah ihn an, Daeíon war schon immer eine reichlich komplexe Persönlichkeit, wirr wie er in solchen Momenten klang, er war tausendmal gefährlicher als man ihm ansah und er war mächtig. Im Grunde kannte er das Wesen das vor ihm stand gar nicht mehr. Anders als er, hatte er sich niemals gegen das gesträubt was aus ihm geworden war, ihm bereitete es mit den Jahren immer mehr Freude. Schreie und Qualen klangen für ihn wie Melodie…Raphael selbst hatte sich immer nur angewidert abgewendet und war gegangen. Lians Blick war die ganze Zeit auf seinen Vampir gerichtet. Es schien ihm als prallten dort zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite Raphael und auf der anderen Seite, die wesentlich kühler wirkte, beinahe furchteinflößend, Daeíon. Wenn er auch vorher nichts davon wusste, dass es mehr Wesen derselben Art, aber dennoch auf völlig verschiedener Weise gab, so würde er spätestens hier verstehen was damit gemeint war. Nein, Daeíon war nicht Raphael und Raphael war nicht Daeíon. Diese beiden Wesen passten ungefähr so gut zusammen wie Feuer und Wasser. „Was willst du hier?“ Daeíon grinste sein Gegenüber an. Es war eisig. „Ich habe dich gesucht…aber das weißt du doch sicher…“ „Wieso?“ „Nun erst heißt es du wärst nicht mehr da…dann auf einmal will man dich wieder gesehen haben…du weißt doch wie sehr ich es Hasse nicht auf dem Laufenden zu sein.“ „Seit wann?“ „Aber…nun enttäuscht du mich aber.“ „Ich habe dich nicht um das hier gebeten.“ Knurrte Raphael. „Ich weiß…aber weißt du…es wäre doch schade gewesen wenn du wirklich gestorben wärst.“ „Sicher…für dich vielleicht.“ Daeíon kam näher. „Willst du mir das etwa immer noch vorhalten? Ich nahm an die Jahrtausende würden dir den Blick klären! Aber wie mir scheint…“ „Sehr richtig! Das ist ein Irrtum!“ „Nun es ist nicht zu ändern. Also solltest du dich besser langsam damit abfinden. Bedenke welche ungeahnten Möglichkeiten dir nun offenstehen. Davon träumen die sterblichen doch nur.“ „Du hast es niemals gelernt oder?“ Raphael funkelte ihn an. „Was, sterblich zu sein? Nein…und wenn ich ehrlich bin, ich finde sie widerlich.“ „Auch dein Leben begann als widerlicher sterblicher…“ „Sehr richtig…und mir war das Schicksal gnädig und der liebe Gott hat mich verbannt.“ „Du hast dich selbst verbannt…also was willst du hier!?“ „Ich wollte dich einfach wiedersehen...das letze Treffen war reichlich kurz nicht wahr?“ „Es genügte…Wieso kannst du Dinge nicht auf sich beruhen lassen?“ „Es ist einfach nicht zu glauben! Du denkst immer noch wie ein Mensch! Hör auf damit!“ „Warum? Wiederstrebt es dir? Und? Sollte mich das interessieren? Ich denke nicht. Lass mich einfach in Frieden!“ „Hör auf damit!“ Daeíon war nach vorn geschnellt und wollte Raphael packen, doch der wich ihm fast schon mit spielerischer Leichtigkeit aus. „Lásah…das müssen wir wirklich ändern. Du bist mir als mein Feind eindeutig zu gefährlich…dabei...sollte Blut doch dicker sein als Wasser? Selbst du musst es zugeben…könntest du mich denn wirklich jemals töten?“ Raphael sah ihn an. Lian hatte die Worte zwar gehört, jedoch sträubte er sich mit aller Macht gegen die Möglichkeit dass die beiden in irgendeiner Weise verwandt sein könnten. Für einen Moment leuchteten die Augen seines Vampires erneut auf. „Ist es nicht eher so…das dir dein Denken im Weg ist? Erinnerungen…ach ja…diese kleinen Gedächtnissynphonien, die einen immer wieder in die Quere kommen…ich weiß…das du sie immerfort verdrängt und von dir gewiesen hast, doch ich denke du weißt das deine Erinnerungen ein einziges Gefängnis sind…Das einzige Gefängnis aus dem man nicht ausbrechen kann, selbst du nicht.“ Noch immer stand Raphael reglos da und sah Daeíon an. Schon für diese Worte hätte er ihn am liebsten umgebracht, doch war er soweit? „Nun denn…ich erwarte das du zurück kommen wirst…und ich rate dir…es zu tun!“ „Niemals.“ Plötzlich zischte etwas durch die Luft. Da Lian so sehr auf Raphael fixiert war, hatte gar nicht bemerkt, das Abat sich wieder aufgerappelt und seine Armbrust gespannt hatte. Ihr Ziel stand keine 5 Meter von ihr entfernt und der Bolzen durchschlug sein Ziel. Für einen Moment wirkte Raphael überrascht, doch in der selben Sekunde wurde Abat erneut zum Schweigen gebracht, während sein Vampir langsam immer bleicher wurde, als er ohnehin schon war. Erschrocken schlug Lian die Hand vor dem Mund. Im selben Moment hatte er begriffen was geschehen war. Abat war für die jagt dieser Wesen ausgerüstet, es war nur logisch das er vermutlich wirkungsvollere Waffen besaß als die Menschen in der Stadt. „Idiot!“ hörte er Daeíon schreien, doch im selben Augenblick grinste er diebisch. „Nun…das erleichtert einiges. Ich kann dich so nicht ziehen lassen…du bist einfach eine zu große Gefahr für mich…wenn du nicht für mich bist, dann bist du gegen mich. Und wenn du gegen mich bist…werden wir kämpfen müssen…“ Raphael sah ihn verachtend an. „Das passt zu dir…etwas anderes habe ich nicht erwartet…du warst schon immer ein Feigling der den einfachsten Weg wählte. Deswegen wirst du auch immer vor mir fliehen nicht wahr? Und wenn du nicht mehr fliehen kannst, dann holst du deinen Schoßhund…wie erbärmlich…“ klang es spöttisch von dem Vampir zurück. Was hatte er vor? Er reizte ihn, sollte er wirklich einen Kampf provozieren wollen? Lian sah ihn entsetzt an. Er blutete, der Bolzen war anders und die Wunde schloss sich nur langsam. Wenn es zum Kampf kam…dann war es fast unvermeidlich wer unterlegener war. Lian schüttelte den Kopf. Das durfte doch nicht sein Ernst sein… „Reiz mich nicht Lásah!“ „Ich sage nur die Wahrheit.“ „Zwing mich nicht dich zu töten!“ „Tu doch was du nicht lassen kannst.“ „Oh nein…dann würde ich dir vermutlich noch einen Gefallen tun…“ „Ich bin nicht mehr der der ich war…bevor du mich töten kannst wirst du in alle Winde zerstoben…Du weißt das du nicht gewinnen kannst.“ Erwiderte der Vampir. Es klang fast traurig, aber gerade das schien die Wahrheit seiner Worte zu verstärken. Im Augenwinkel registrierte Lian eine Bewegung. Scheinbar war der Jäger Zusammenstöße der Art mit Daeíon gewohnt, er erholte sich regelmäßig, sehr schnell wo jeder andere vermutlich Tage lang schlafen würde. Schon wieder legte er einen Bolzen auf. Doch diesmal schien ihn Raphael ebenfalls im Auge behalten zu haben. Blitzschnell war er bei Daeíon und zerrte diesen in die Schussbahn des zweiten Bolzens. Auch dieser ging einfach durch den Vampyr durch, doch Daeíon taumelte schon nach ein paar Sekunden und sah Raphael verwirrt an. Scheinbar war Lian nicht der Einzige der seine Bewegung nicht sah. „Was…“ „Nun…zumindest wird es jetzt wieder fairer…“ erwiderte Raphael. Lian schauderte. Er wusste, dass sein Vampir stark war…doch er schien nicht nur den Menschen überlegen und er war ganz eindeutig in der besseren Position. Was auch immer das für Bolzen waren die Abat benutzte, sie verursachten selbst nach dem Einschlag wesentlich größere Schäden bei Daeíon während Raphaels Wunde nach wie vor, wenn auch langsam, aber stetig heilte. Wütend fuhr Daeíon herum und versetzte Abat einen Schlag der ihn noch ein paar Meter durch die Luft beförderte bevor sein Flug, unsanft, an einem Baum ein jähes Ende fand. Lian hörte ein paar Knochen brechen. Auch schienen die Schmerzen, die Daeíon haben musste, ihn nahezu rasend zu machen. Er war lediglich noch ein Abbild von seiner Erscheinung und wirkte nun noch gefährlicher und wilder als vorher. Sein Verstand schien vernebelt und das weiß seiner Augen hatte einen dunkleren Ton angenommen. Er schnellte vor, seine Bewegungen schienen schneller zu sein als am Anfang sodass auch Raphael Mühe hatte rechtzeitig zu reagieren. Lian beobachtete die Szene mit gemischten Gefühlen. Solang Daeíon vor Wut raste standen seine Chancen recht gut nicht gesehen zu werden. Er schlich vorsichtig näher in die Richtung in die Abat geflogen war. Vielleicht war er auf dem falschen Weg, dennoch wollte der Junge wissen ob er überhaupt noch lebte. Als er ihn erreicht hatte tastete er ihn ab. Daeíon hatte ziemlich zugelangt. Abat würde so schnell nicht mehr aufstehen. Schnell nahm er ein paar umherliegende Stöcke, ein paar Bändern von den Kleidern des Jägers und stützte die gröbsten Verletzungen, die meistens Brüche waren. Er würde reichlich Schmerzen haben, wenn er sein Bewusstsein wiedererlangen würde, aber zumindest wäre er für ein paar Wochen ausgeschalten. Lian sah ihn genauer an. Seine stattliche Ausrüstung konnte sich durchaus sehen lassen, es war ein Wunder das er sich nicht selbst aufgespießt hatte. Plötzlich knackte es hinter ihm. Lian wirbelte herum und griff wie in Trance nach einem Messer das er bei Abat zu fassen bekam. Er sah nicht viel, aber er spürte ziemlich eindeutig den Widerstand der auf seine geliehene Waffe prallte. Erschrocken wandte er sich ganz um. Vor ihm…oder eher beinahe auf ihm, war Daeíon der ihn ansah. Erst nach endlosen Sekunden schien er zu begreifen was geschehen war. Lian hielt das Messer noch immer fest…er musste sich korrigieren, es war eher ein Dolch der bis zum Schaft im Oberkörper das Vampyr verschwunden war. „Das kann doch wohl nicht…“ mit einer unglaublichen Geschwindigkeit war er wieder aufgesprungen und hatte Lian gleich mit in die Höhe gerissen während er unsanft den Dolch aus seinem Köper zerrte. Der Junge unterdrückte einen Schmerzschrei. Natürlich hatte Daeíon nicht wirklich Rücksicht darauf genommen, das Lian noch gar nicht los gelassen hatte. Unsanft schleuderte Dolch und Halter von sich. Lian prallte ziemlich hart auf den Rücken, sodass ein paar Sterne vor seinen Augen tanzten. Es war unglaublich wie viel Kraft in der kleinen Bewegung war. Jeder andere wäre bei dem Versuch es dem Vampyr nach zu machen gescheitert. Er rang nach Luft und öffnete die Augen. Ob Sterne oder nicht, er glaubte nicht das Daeíon sonderlich viel Rücksicht darauf nehmen würde ob er nun benommen war oder nicht. Wenn er ihn schon erwischte, dann wollte er es wenigstens auch sehen. Tatsächlich nahm er die Bewegung am Rande seines Augenwickels war. Es sah ein wenig unkoordiniert aus, also konnte es nur der angeschlagenere der beiden ungleichen Wesen sein. Lian rappelte sich mühsam auf, eigentlich war es nur noch eine Frage von ein oder 2 Lidschlägen bis Daeíon ihn erreicht haben würde, er glaubte nicht das er ein zweites mal ausweichen können würde. Selbst wenn, würde es ihm nur einen Aufschub gewähren, so wütend dieser Vampyr war, war es nicht mal mehr eine Frage wann er ihn erreichen würde, sondern eher, wie wohl sein Ende aussehen würde. Doch plötzlich schwang der Schatten um und steuert stattdessen auf Raphael zu. Der schien nun doch ein wenig zu kämpfen zu haben, zumindest schaffte er es nicht mehr rechtzeitig auszuweichen. Plötzlich war der Nebelschleier vor den Augen des Jungen verschwunden und er war wieder hellwach. Was auch immer dort vor sich ging, egal welche Mächte hier am Werk waren, Daeíon wirkte plötzlich noch gefährlicher und ungehaltener als vorher. Scheinbar wirkte sich Schmerz bei jedem anders aus, oder sein Vampir bewies eine ausgezeichnete Willenskraft…oder eher Sturheit? Als Daeíon bereits mehrmals der überlegenere von Beiden war löste sich Lian endgültig aus seiner Starre. Während seine Kräfte langsam schwanden, schienen sich die von dem anderen noch zu steigern und je mehr er sich selbst steigerte umso unmenschlicher wurde er. Sein Aussehen glich nun eher dem eines wilden Tieres, das von Freund und Feind nicht mehr unterscheiden konnte. Raphael hatte Mühe sich gegen die unvorhersehbaren Attacken zu wehren und langsam nahm seine Kleidung das Aussehen von Stoffbahnen an. Und scheinbar hatte er Lian schon wieder ganz vergessen, denn ihn schien es nicht sonderlich zu interessieren das sie sich immer weiter in seine Richtung bewegten. Doch dann wurde der Junge stutzig. Daeíon attackierte Raphael gar nicht, er stellte sich ihm nur immer wieder in den Weg. Je näher sie kamen umso deutlicher konnte er das sehen. [Was soll das?]schoss es dem Jungen durch den Kopf. ______________ Thx für´s lesen. Kommis, Anregungen Fragen wie immer. *Kekse da lass* LG Kio ^^ Kapitel 22: Kapitel 22 ---------------------- Kleiner Hinweis, da das Buch in diesem Kapitel die Hauptrolle spielt und seine Geschichte erzählt, ist alles was Lian als die gedanken von Raphael liest, mit einem Absatz und einem * vor dem ersten und hinter dem letzen Satz gekennzeichnet. Kapitel 22 Doch plötzlich schien Daeíon die Absicht des Vampires durchschaut zu haben, denn er stoppte seine Angriffe und versuchte stattdessen sich aus seinen Schatten zu drehen und so zu dem Jungen zu gelangen. Reichlich spät, wie Lian bemerkte. Scheinbar war er nur wild und unberechenbar solang er einfach dem Instinkt des Tötens nach ging, sobald er dachte wurden seine Bewegungen präziser und seine Koordination damit schlechter, schließlich ließ der Schmerz nicht nach. Doch natürlich änderte das nichts an der Tatsache, das dieses Wesen nach wie vor um ein Vielfaches schneller war als er. Blitzartig hechtete Lian zur Seite als er gerade im letzen Augenblick einen Schatten auf sich zuschießen sah. Unglücklicherweise war er nicht schnell genug um auch dem nächsten Angriff wirkungsvoll auszuweichen. Er hatte einfach Glück gehabt, doch letztendlich war er nur ein einfacher Mensch der, mal wieder, nicht auf das hörte was man ihm riet, und damit war er bei weitem nicht so schnell wie ein Vampir, während er noch fiel sprang Daeíon schon wieder auf ihn zu. Unweigerlich kam ihm der Verglich mit einer Schnecke in den Sinn. Noch in derselben Sekunde wunderte er sich über die Absurdität dieses Gedanken…er war gerade dabei sein Leben, zu verlieren und ihm fiel nur ein Vergleich mit einer Schnecke ein? Doch soweit sollte es nicht kommen. Plötzlich spürte er etwas Weiches über seinen Hals und die Arme streifen und Daeíon stolperte rückwärts. Fast in derselben Sekunde zog ihn etwas auf die Beine und einen Moment später wurde er unsanft einmal um den Rücken des Vampires befördert nur um auf der anderen Seite wieder angehalten zu werden. Inzwischen hatte er registriert das Raphael bei ihm war und ihn gleich zweimal vor den Angriffen des anderes geschützt hatte und das dritte mal auch nicht mehr auf sich warten ließ. Lian wurde auf den Boden gedrückt und anschließend wieder auf die Beine gerissen. „Verschwinde!“ raunte ihn der Vampir zu bevor er ihn ein par Meter von sich stieß, nicht stark genug um ihn zum fallen zu bringen, aber stark genug das er schon laufen musste bevor der Befehl sein Gehirn erreicht hatte. Erst als er die kalte Mauer in seinem Rücken spürte hielt er an. Er atmete schwer und sah sich um. Raphael war noch immer da wo er vor ein paar Sekunden ebenfalls war und Daeíon schien endlich ruhig zu werden, zumindest kniete er auf den Boden und sah den andren an. „Dieses mal...muss ich mich geschlagen geben…“ hörte er ihn japsen. Raphael wandte sich ohne ein weiteres Wort um und ging…Plötzlich sah Lian wie sich Daeíon aufrichtete und etwas aus seinem Mantel hervor zog. Hastig sah er sich um. Unweit von ihm lag eine gebrochene Scheibe Glas. Es war inzwischen kalt, die Dunkelheit hatte den Himmel beinahe vollständig erobert, aber der Mond schien Lian in diesem Moment so hell wie das Sonnenlicht. Körperlich war er Daeíon unterlegen, er ahnte dass der nichts Gutes im Schilde führte. Schnell griff der Junge das Glas, rannte die Strecke zurück die er eben gekommen war und hielt die Scheibe so, dass das Licht voll reflektiert werden konnte, direkt ins Gesicht des Vampyr, der sprang auf, schrie seine Wut heraus und taumelte zurück während er seine Augen bedeckte. Raphael der Lian gesehen und ihn eigentlich ignorieren wollte, registrierte in diesem Moment was der Junge vor hatte, und als er sich umdrehte musste er zugeben dass das ziemlich gerissen war. Er nutzte die Chance, seine Bewegungen wurden schneller und bis auf einen Ruck der den Jungen durchfuhr während die Scheibe in weiter Ferne zerbrach, spürte Lian als nächstes nur die Wand der unterirdischen Behausung im Rücken. Dann wurde es schwarz und er spürte gar nichts mehr. Als er die Augen öffnete lag er nicht mehr auf den Boden und hatte allgemein Mühe zu überlegen was eigentlich passiert war. Dann fiel es ihm wieder ein und sein Puls raste. Wahrscheinlich hatte er sich sowieso bereits in eine unverbesserliche Lage gebracht. Jetzt würde Daeíon nicht nur Raphael suchen sondern ihn gleich mit dazu, und mit seiner Neugier hatte er sich fast schon in den sicheren Tod manövriert, und eigentlich würde er auch gar nicht mehr leben wenn Raphael ihn nicht geholfen hätte. Moment Raphael hatte ihm wirklich geholfen? Er hatte das nicht nur geträumt? Verwirrt versuchte er seine Gedanken weiter zu ordnen. Doch warum war er eigentlich umgekippt? War die Bewegung des Vampires zu schnell, oder hatte es ihn schlimmer erwischt als er zunächst bemerkt hatte? Er horchte in sich, bis auf ein paar dumpfen Schmerzen, die wahrscheinlich von blauen Flecken herrührten fühlte er sich eigentlich sehr gut, wenn man die Kopfschmerzen außer Acht ließ. Lian seufzte. Spätestens beim nächsten Treffen mit Raphael würde er ihm entweder einiges erklären müssen, oder er würde einfach gar nicht mehr beachtet. Der Junge prädestinierte Lösung Nummer zwei. Es stimmte ihn traurig, doch diesmal hatte er wirklich selber Schuld und diesmal würde es auch keine gute Ausrede dafür geben. Allerdings musste er sich wieder einmal korrigieren. Erst jetzt registrierte er einen Schatten in der hinteren Ecke. Raphael war nicht gegangen? Sofort schnellte der Junge in die Höhe, bereute dies aber gleich wieder und sank zurück, während er bemüht darum war, das Karussell in seinen Kopf zum stehen zu bringen. „Entweder bist du lebensmüde oder dümmer als du aussiehst.“ Erklang es von der Ecke. Lian öffnete die Augen. „Schon gut…ihr habt ja Recht…“ „Bleib liegen…du hast mehr als nur ein bisschen Glück gehabt…“ knurrte der Vampir und stieß sich von der Wand ab zur Tür. „Warte…“ entfuhr es dem Jungen. „Was?“ „Wie geht es der Verletzung?“ fragte Lian. „Eine von vielen.“ Vorsichtig richtete sich der Junge auf und stand schließlich ganz auf. Während er auf den Vampir zu lief. „Aber keine normale…ich hab gesehen was die bei Daeíon angerichtet hat…Lass mich sie wenigstens behandeln damit es schneller geht.“ Murmelte er. „Hast du eigentlich keine anderen Sorgen?“ „Wieso? Es ist schließlich meine eigene Schuld das du verletzt wurdest.“ Scheinbar hatte sich Lian den Kopf doch heftiger gestoßen, erst jetzt merkte er dass er den Vampir duzte, um sich nicht ganz zu blamieren beließ er es vorerst dabei. Dann war er bei Raphael angekommen. „Was war das für ein Bolzen?“ „Einer mit Silber und Weihwasser…das übliche eben.“ „Dann ist es tatsächlich so?“ „Was?“ „Das Vampyr damit schwerer verletzt werden können als du.“ „Scheint so.“ Lian nickte, nahm sich ein bisschen Wasser und Stoff, das er irgendwie hier her gebracht hatte und reichte es Raphael. „Ich denke, wenn man die Wundränder abwischt, sollte es besser gehen.“ Erwiderte er. Widerwillig nahm der Vampir den Stoff. Tatsächlich wurde es besser. „Na bitte…“ murmelte Lian und ging zurück. Er konnte Raphael nicht wirklich ins Gesicht sehen. „Du bist ein seltsamer Mensch.“ Erwiderte der Vampir. „Warum?“ „Schnecken?“ Der Vampir sah ihn an. Lian wurde noch roter. „Es ist unangenehm wenn ihr meine Gedanken lest.“ Erwiderte er. „Wir waren schon beim du…“ damit verschwand er und ließ Lian stehen. Irritiert sah er die Tür an. Wie lang war Raphael eigentlich hier gewesen und wieso war er überhaupt hier? Eigentlich hatte er schon damit gerechnet den Vampir nicht mehr zu sehen und wenn dann hatte er damit gerechnet das er ihn entweder ignorieren oder gleich einkerkern würde. Nun war er hier gewesen, scheinbar seit er zusammen gebrochen war, wie lang das auch immer war. Wieso also saß er dann hier, starrte die Tür an und sprang vor Freude nicht an die Decke? Und wenn er schon dabei war, was war eigentlich wirklich passiert, da oben und was war danach? Was hatte Daeíon gesagt, Blut sollte dicker sein als Wasser? Was hatte er wohl damit gemeint? Ihm fiel es nach wie vor sehr schwer irgendeine Verbindung zu den beiden zu finden. Er wollte keine finden, doch es machte ihn neugierig. So unterschiedlich wie sie waren? Welche Mächte hatten da wohl ihre Hände im Spiel? Ob er darüber je etwas erfahren würde? Vielleicht Stand in dem Heft, das Raphael ihm überlassen hatte etwas. Doch ob das so war, würde er noch herausfinden. Er sah sich um. Die Rollen und Schriften lagen in der andren Ecke des Zimmers. Lian seufzte, im Moment wäre es ihm lieber, wenn er sich nicht mehr so genau an das erinnern würde, was letztendlich seinen sicheren Tod bedeutet hätte, wenn…Ja wenn Raphael ihn einfach ignoriert hätte. Ein seltsames warmes Gefühl machte sich in ihm breit. Sollte er sich doch nicht geirrt haben? Er schüttelte den Kopf. Wer weiß was wirklich dahinter steckte, am Ende war es nur wieder eine Laune des Vampires und spätestens morgen bekäme er die Rechnung. Vorsichtig stand Lian auf und ging zu seinen Rollen. Irgendwo zwischen ihnen hatte er das Heft geklemmt. Nach mehreren Versuchen hatte er es gefunden und die dazugehörigen Notizen gleich mit. Er ging zurück und überflog seine Zettel noch einmal. Die Kopfschmerzen waren glücklicherweise noch in einem Maß das man ertragen konnte, er hoffte das das auch noch ein bisschen so bleiben würde und er damit die Möglichkeit hatte eine oder auch 2 Seiten zu lesen. Lian atmete noch mal durch, dann schlug er das Heft auf und begann zu lesen. Er tat es wie beim ersten Mal. Er überflog die Seiten kurz um zu sehen ob er davon etwas verstand. Wie erwartet waren es nur ein paar wenige Wörter, selten ganze Sätze und noch seltener begriff er den Sinn der wenigen Dinge die er schon lesen konnte. Es half also nichts, er würde damit anfangen wieder Abschriften in seiner eigenen Sprache zu fertigen. Was hatte er erwartet? Gut er hatte ein wenig mehr gelesen, doch meistens nur die Rollen, und die waren ja bekanntlich selten so alt wie das Heft. Er seufzte leicht, schüttelte dann aber den Kopf und begann. Nach 3 Seiten musste er aufhören. Die Kopfschmerzen ließen nicht wie erwartet nach sie waren stärker geworden. Er klappte das Heft zu und nahm sie seine eigenen Zettel um zu sehen was er bisher gefunden hatte. Der Text erzählte von der Zeit, nachdem Raphael erkennen musste, mit welchen Geschöpfen er unterwegs war. Sie wurden mit jedem Tag schlimmer, am Ende schrieb der Vampir nur noch über den Eindruck den der Kopf der Bande auf ihn machte. Nebenher erwähnte er dass er nun seit 1 Jahr mit ihnen zog. Tatsächlich erzählte der Texte eher dass was Raphael dachte, er sprach von sich selbst und nicht in einer dritten Person wie es ganz am Anfang war. Seine Beschreibung klang treffend. *Je länger ich ihn ansehe umso mehr frage ich mich was ich hier soll, und weiß dabei überhaupt nicht mehr wer das eigentlich ist. Vielleicht sollte ich verschwinden. Einen anderen Weg finden, doch welcher ist denn der richtige? Ohnehin reden nur alle auf mich ein und wollen mich zum Zweifeln bringen, dabei sollte ich doch eher auf meinen eigenen Verstand hören. Es ist kein gutes Gefühl sich im Spiegel zu sehen und sein Gesicht nicht mehr zu erkennen. Ich frage mich wohin DIESER Weg noch führen soll, ein Weg auf dem ich jeden einzelnen Schritt hinterfragen muss und dabei feststelle, das ich nichts anderes tue als mich selbst zu belügen. Und morgen schon werden wir auf einen Ort treffen, der nur Verlust für mich hinterließ. Ich habe geglaubt, etwas zu finden was ich verloren dachte. Zerádes war dort, doch gefunden habe ich ihn damals nicht. Kennst du das wenn man versucht immer anderen die Schuld zu geben? Nun dann weißt du wie es sich anfühlt, wenn man selbst die Schuld ist. Doch aller Zweifel nützt nun nicht mehr viel. Um mein Schicksal zu wenden, werde ich an mir selbst arbeiten müssen und mich nur darauf verlassen, eine Antwort zu finden. Nicht irgendwo sondern in mir selbst. Ihren Zweifeln kann ich nur standhalten wenn ich meinen eignen Glauben nicht verliere. Im Moment denke ich das ich unbedingt gehen sollte, bevor ich noch zu etwas werde was ich nicht möchte, vielleicht ist das Glück auf meiner Seite und die Chance bietet sich schon morgen. * Was er damit wohl meinte? Lian sah irritiert auf den Zettel vor sich. Von was um alles in der Welt sprach Raphael? Es nützte nichts, sein Kopf machte sich bereits mit Nachdruck bemerkbar und er wankte unsicher ins Bett zurück. Er hoffte inständig, dass es ihm morgen besser gehen würde. Noch immer mit den Gedanken bei einem einzigen Satz schlief er schließlich ein. Mitten in der Nacht kam Raphael zurück. Er hatte sich vergewissert, das die ungebetenen Gäste nicht mehr in der Nähe waren, zumindest vorerst nicht. Nun war er erneut, und schon wieder zu seiner eigenen Verwunderung, zu Lian gegangen, wo er den Zettel vorfand. Was hatte er gesucht? Fragte er sich, doch schon nach den ersten Sätzen traf es ihn wie einen Blitz. Er hatte das Heft erneut herausgeholt und mit bitterem Nachgeschmack stieß der Vampir auf eine Passage, die er ebenso wenig vergessen hatte wie dessen Namen den sie trug. Plötzlich rauschten die Bilder von diesem Tag in ihm auf, er wusste bisher nicht mal dass er etwas über Zerádes geschrieben hatte, geschweige denn davon was er wusste. Und es war ihm nicht entgangen, das die Texte die Lian übersetzt hatte unerfreulich korrekt waren. Eigentlich hatte er eher damit gerechnet, dass er den Sinn nicht verstehen würde, allerdings schien er auch diesmal seinen Zweifeln Glauben schenken zu müssen. Anders als sonst wurde er darüber nicht einmal wütend, im Gegenteil er fühlte so etwas Ähnliches wie Zufriedenheit, die ebenso rabiat wieder in die Verbannung zurück geschickt wurde, mit mäßigem Erfolg. Raphael nahm das kleine Heft, das neben den Notizen lag und schlug es auf. Ohne wirkliche Verwunderung stellte er fest, das ihm ein großer Teil dessen entfallen war, was er einst selbst geschrieben hatte, nun wurde es allmählich schwierig. Früher oder später würde der Junge auch auf Dinge treffen, die er entweder gleich verstand oder nach denen er fragen würde wenn er nicht weiterkam. Und die meisten davon waren mit dunklen und schmerzhaften Erinnerungen behaftet die sich nach und nach wieder hergestellt hatten. Allen voran der Zusammenhang zwischen Daeíon und Raphael, ein düsteres Kapitel das besser unbelesen blieb. Leise seufzend schrieb er noch ein paar Sätze unter die Notizen des Jungen. Ob er sie verstand oder nicht, interessierte ihn eher wenig, doch bevor er eine Frage beantwortete die er gar nicht erst hören wollte, oder ihm gleich eine Erklärung lieferte die ihn vor eben einer solchen Fragen behüten würde, kam letztendlich aufs gleiche raus. Er wollte nicht darüber nachdenken und noch weniger darüber sprechen. Dann war er wieder verschwunden. Lian erwachte. Er wusste nicht wie spät es war, doch seinem Hungergefühl nach zu urteilen, konnte es gut um die Mittagszeit sein. Als er aufstand, stellte er fest, dass neben seinen Kopfschmerzen, die glücklicherweise verschwunden waren, auch andere Schmerzen ein wenig nachgelassen hatten. Lian nahm sich etwas zu essen und zog sich um. Dann ging er zum Tisch zurück. Verwundert blickte er auf die Notiz die er gestern angefertigt hatte. Sie war, zu seiner Überraschung, ein bisschen länger geworden. Raphael war also noch einmal hier gewesen. Ein wenig verunsichert beugte sich der Junge über das Blatt und begann zu lesen. *Zerádes war sehr wohl dort, allerdings nicht mehr als der den ich kannte. Er wirkte fremd und erinnerte sich nicht einmal mehr an seinen eigenen Namen. Der Grund dafür lag auf der Hand, aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht schlüssig für mich. Erst viel später habe ich verstanden was passiert war und warum. Denk nicht weiter darüber nach. Zerádes ist tot genauso wie die anderen die im Verlauf des Berichtes noch auftauchen werden.* Damit endete die Notiz und in Lian keimte eine leise Ahnung empor. Zerádes war also tot, wenigstens der den Raphael damals suchte. Oder? Doch welchen Grund hatte es, das er sich selbst als Schuld bezeichnete? Die Theorie die der Junge hatte ließ im Grunde nur 2 Schlüsse zu. Entweder war Zerádes einer von vielen Opfern, die einer seltenen Krankheit zum Opfer fielen, oder Zerádes war nicht mehr er selbst. Wobei letzteres eher Sinn auf die Bemerkung machte die der Vampir hinterließ. Dementsprechend konnte es also tatsächlich eine Chance geben, die Vergangenheit des Vampires näher zu durchleuchten. Diese Chance hatte den Namen Zerádes, und wahrscheinlich gab es ihn immer noch, wenn er nicht einem Jäger zum Opfer gefallen war, oder er hatte gar einen ganz anderen Namen heute, sofern seine zweite Theorie wahr sein würde. Doch wollte er das wirklich heraus finden? Sicher hatte Raphael einen guten Grund ihn darauf aufmerksam zu machen nichts darüber sagen zu wollen, oder ihm mehr oder weniger deutlich gemacht, dass er nicht darüber sprechen werde wenn er ihn fragen würde. Andererseits kam er sich schon eigenartig genug vor. Er saß hier und versuchte ein Buch zu lesen, dessen Autor nur eine Tür weiter war, aber der unglücklicherweise davon nichts mehr wissen wollte. Kopfschüttelnd nahm sich der Junge ein weiteres Papier und schlug das Heft aufs Neue auf. Vielleicht würden auch die weiteren Seiten noch ein paar Hintergründe offenbaren. Zum Beispiel wer Zerádes war. Es dauerte nicht sehr lang bis er wieder auf eine Passage stieß die ihn schaudern ließ. Natürlich war Raphael nicht gegangen als sich ihm die Chance bot, denn an diesem Tag war er nicht allein unterwegs. Ein Mann namens Gordon hatte ihn begleitet, da ihm der Junge irgendwie bekannt vor kam. Woher, das sollte er bald erfahren. Gordon führte ihn durch zwielichten Gassen und noch schlimmer riechenden Strassen, bevor er an einer Hütte anhielt und ihn hinein zitierte. Raphael ging wieder heraus. Der Geruch der ihn entgegen wehte, erinnerte ihn daran wo sie sich befanden. Mitten auf einen Schlachtfeld, dessen Wunden sich noch weit über die damals, wahrscheinlich reichen Felder, zogen. Und unweit dieser Narben ertönte das Donnern derer die dafür verantwortlich waren. *Also ist der Krieg nun auch schon bis hierher gedrungen und fordert seinen Tribut. Lange können wir hier nicht bleiben, zu groß ist die Gefahr in Dinge verwickelt zu werden, die noch mehr Trauer und Leid mit sich führen. Gordon hatte mich ins Lazarett gezerrt, oder zumindest soll es eins gewesen sein. Der Vorort zum Hades wäre wohl die treffendere Bezeichnung für das was sich mir dort bot. Neben den verwundetet lagen die toten und auf ihnen nur noch mehr Opfer die der Krieg forderte und mitten unter ihnen ein mir bekanntes Gesicht, allerdings vor Schmutz und Blut mehr zu erahnen als zu erkennen, scheinbar lag er schon länger dort, denn das gebrochene Licht in seinen Augen war schon beinahe stumpf. Und noch immer tadelnd, selbst im Angesicht des Todes. Doch mir schien er verurteile den Krieg und die Jagd nicht etwa die Menschen…oder ihre Überreste, die mit ihm auf dem Schlachtfeld gingen. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er länger als nur ein paar Minuten im Reich der Dunkelheit war. Ob man es erkennt? Ich habe so viele sterben sehen, dass der Unterschied selbst einem Laien auffallen würde. Noch ein Grund mehr zu gehen solang es die Zeit erlaubt. Oder sollte ich eher sagen, solang die Zeit noch mit und nicht gegen mich läuft? Dafür dürfte es schon fast zu spät sein. Ich habe sie gesehen, ich habe sie alle gesehen und sie lächelten kalt. Ob ich zuviel gesehen habe? Scheinbar, denn ihre Zweifel werden lauter und meine Entschlossenheit schwankt. Ich möchte nicht werden wie sie, dann lieber soll mein Leben enden bevor ich ihnen folge. Ein Leben im Reich der Finsternis. Sicher würde es kalt und dunkel wirken, doch noch immer sicherer als das was sie mir bieten können. Niemals werde ich mich ihnen anschließen, niemals werde ich mich ihnen beugen, lieber sterbe ich durch meine Hand als, als ewige Leiche durch die Welt zu wandeln und ihr noch mehr Leid zu bringen und noch mehr Tode zu bescheren, es ist ohnehin völlig ohne Belang. Ich bin als einziger noch übrig, alle anderen sind schon gestorben. Natürlich kann ich sie suchen, doch am Ende werde ich nur ein Grab mit einem Namen finden und niemals sicher sein, ob es den Träger des Namens, welchen es ziert, auch tatsächlich trägt. Ich werde gehen, noch heute, am Tag werden sie mich nicht suchen, bis in die Nacht werde ich schon weit genug kommen um ein wenig Vorsprung zu haben. Wahrscheinlich werden sie mich finden, doch gewinnen werden sie nicht.* Lian las seine Mitschrift. Es war ein seltsames Gefühl, es war traurig und es war unfassbar. Wie alt war Raphael damals? Wie gern hätte er es gewusst. Es erschreckte ihn mir welcher Nüchternheit er seinen möglichen Tod ab wägte und es erschreckte ihn ebenso, wie baldig dieser eingetreten sein musste. Wusste er es damals schon? Wusste er dass er dieses Spiel nicht gewinnen konnte oder war er es auch damals einfach nur noch Leid sein Leben zu leben ohne die geringste Aussicht auf Besserung? Auf der einen Seite der Krieg, auf der anderen die Ketzer die ihn wahrscheinlich noch immer suchten und zu guter letzt der Tod der ihn ständig begleitete. Allein die Vorstellung ließ Lian schwindeln. Es war grausam. Er musste sich vorgekommen sein wie lebendig begraben, mit dem Wissen, jeder weitere Tag kann der letzte sein. Zögerlich schlug er auch die letzen Seiten auf. Es war nicht schwer zu erahnen das sie in einer Bewegung geschrieben sein mussten, und wirklich wundern konnte er sich darüber auch nicht. Lian erinnerte sich daran, das er ganz am Anfang die Letze Seite aufschlug und einen Fleck darauf bemerkte der natürlich auch jetzt noch nicht verschwunden war. Dann begann er zu lesen. Diesmal kam er ganz ohne Notizen aus, dennoch fertigte er sie an. Die Seiten hatten ganz offensichtlich ihr übriges getan. *Diese Seiten werden mit hoher Wahrscheinlichkeit die letzen sein die ich füllen werde. Auch wenn ich nicht ganz sicher bin, doch ich denke zwei Tagen haben völlig genügt um sie zu wecken, die Jäger der lebenden. Zumindest hörte ich die Dorfleute von einer Gruppe Gaukler sprechen die nun auf den Weg hier her sind. Es wundert mich nicht. Ich hatte Gelegenheit genug sie zu beobachten. Ihre Bewegungen sind schnell, ihre Sinne mit hoher Wahrscheinlichkeit um einiges Schärfer und noch dazu weiß ich zuviel. Es ist nur logisch das sie mich suchen und auf ihre Seite ziehen oder mich töten werden. Nun denn so beginnt es also, das letze Spiel meines Lebens. Wenn man es genau betrachtet sollte ich mich nicht einmal beklagen, wenn ich bedenke dass ich tatsächlich noch am Leben bin. Zerádes, Adáliz, Joël, Pélage, sie alle hatten noch nicht einmal die Chance mehr als 18 Lenze zu erleben. Es kommst schon beinahe dem blanken Hohn gleich, dass ich noch immer hier stehe. Doch was bringt es mir? Man sollte keine Gedanken an Dinge verschwenden die man nicht erreichen kann, so wie ich. Meine Gnadenfrist läuft ab und wenn ich ehrlich bin, ist es besser so. Im Gegensatz zu ihnen, kann ich zumindest behaupten ich hab ein Leben jenseits der 20 Lenze geführt…nun ja wenn man es mit 26 Lenzen so nennen möchte. Da sind sie schon, der Vorhang wird also fallen. Gut dann ist es so…* Der Text brach ab. Lian stutzte das sah irgendwie nicht richtig aus. Selbst die Ruhe die die Worte vermutlich heraufbeschwören sollte, waren eine einzige Lüge. Raphael zog den Tod also tatsächlich vor, dabei schien er ihn doch mehr zu fürchten als er es bis zu seinen letzen Sätzen für möglich hielt. Er konnte es verstehen, so war es ja auch richtig. Niemand sollte freiwillig sein Leben beenden, doch in dieser Situation? Lian war nicht sicher ob er sich anders entschieden hätte, nein er war sich fast sicher dass er genauso gehandelt hätte, allerdings hätte er sich wahrscheinlich nicht darauf vorbereitet. Die letzen Seiten klebten Zusammen, der Junge nahm an, das sie vom Blut durchdrängt waren, das logischerweise aus einer Schusswunde hervortrat. Vorsichtig versuchte er die Seiten zu lösen. Eigentlich erwartete er nicht, dass viel mehr geschrieben wurde. Allerdings musste er sich korrigieren, tatsächlich schien die Jagd weiter gegangen zu sein. Doch schon nach wenigen Wörtern fiel ihm auf, dass es die letzen eines Menschen sein würden. * So findet die Jagd also ihr Ende, es kann nicht mehr sehr lang dauern bis ich nichts mehr spüre. Das Tor zur Hölle, wie erwartet, ein einziges dunkles Loch mit noch eisigeren Klauen die mich versuchen zu greifen. Sollen sie, den Triumph gönne ich ihnen nicht. Ich spüre wie meine Kräfte schwinden und langsam die Kälte meine Glieder erfasst. Ich hoffe sie kommen zu spät, ich möchte nicht als nächstes die Augen aufschlagen und feststellen, das ich in einer Welt wandele die ich so niemals wollte…* ____________________ Thx für´s lesen. *Tee und Kekse da lass* LG Kio ^^ PS: Die 4 genannten Personen sind in der Charabeschreibung zu begutachten. Kapitel 23: Kapitel 23 ---------------------- Kapitel 23 [Leider war dieses hoffen vergebens…] schoss es Lian durch den Kopf. Wie die Geschichte ausging, brauchte er nun nicht mehr zu lesen, er wusste es und er wusste auch vom Ende das nie geschrieben wurden war. So also endete das Leben eines Menschen, der ihm nicht einmal sehr unähnlich war. Vielleicht war es das was ihn an den Vampir so faszinierte. Dennoch hätte er gern erfahren was danach geschehen war. Irgendwie musste Raphael schließlich entkommen sein und irgendwie musste er es auch geschafft haben, sein Denken zu bewahren. Vielleicht war er ein Wesen der Nacht, aber so wie er die Dinge mit all dem Hintergrund sah, stellte er fest, das er noch viel mehr war als das. Er war ein Wesen der Nacht, das nicht aufgehört hatte ein Mensch zu sein. War das die große Kluft die Daeíon und Raphael trennten? Während der Vampyr alles menschliche Verschwinden ließ, bäumte sich Raphael immer wieder gegen das auf was er war. Er verstand ihn, bei Gott er verstand ihn wirklich. Ein ewiges Leben? Natürlich es klingt schön, doch zu welchem Preis? Ewig leben aber ständig wieder alles verlieren? War es nicht das was der große Haken an allem war? Man lebte, begegnete Menschen, man sah sie sterben und man blieb wie man war. Ein schlimmes Schicksal, das nur eine Art des Empfindens hervorbringen kann. Entweder wird man zum Monster oder man wird stärker als man sich je vorstellen konnte. So wie Raphael. In seinen Jahren, waren auch ihm sicher viele Menschen begegnet, Menschen die ihm wichtig waren und die er sterben sah. So wie auch er, Lian selbst, irgendwann sterben würde und dann? Auch ihm würde er beim Sterben zu sehen müssen, wenn er bliebe. Nur einen Unterschied hatte er zu allen anderen, er wusste wer Raphael war, er wusste das er ein Wesen der Nacht war, aber trotz allem den Menschen in sich wahrte. Vor ihm müsste Raphael nicht irgendwann fliehen um ihn sein eigenes Altern erträglicher zu machen. Der Gedanke bedrückte ihn. Er machte ihn schwermütig. Doch leider konnte man den Lauf des Lebens nicht einfach ändern und noch weniger sollte man es tun. Der Junge stand auf. Schüttelte leicht den Kopf und ging auf den Flur. Die Tür hinter der sich Raphael zur Ruhe begab, war nicht weiter als ein paar Schritt entfernt. Er trat an sie heran. Nun und weiter? Plötzlich stand er im Raum. Mit klopfenden Herzen, ließ er auch diesen Flur hinter sich und stand nur vor der letzen Tür die ihn von dem Vampir trennte. Erst jetzt bemerkte er, dass er selbst das Heft bei sich hatte. Wann hatte er es genommen? War er so in Gedanken? Innerlich zuckte er mit den Schultern, wenn das so war, dann konnte er es auch zurück legen. Er ging noch näher heran und öffnete schließlich die Tür. Leise schloss sie sich hinter ihm und einmal mehr stand er in einem Raum der ihn selbst jetzt noch den Atem nahm. Nur schnell das Buch weglegen und dann wieder gehen. So zumindest war sein Plan, aber seine Beine wollten ihm irgendwie nicht gehorchen. Er legte das Buch zwar hin, aber ging dann weiter zum hinteren Teil des Raumes. [Was tue ich hier eigentlich?] erschrocken ging er ein paar kleine Schritte rückwärts. Allerdings stand er schon nach ein paar Sekunden wieder vor dem Dunklen Stoff und versuchte seinen rasenden Puls zu beruhigen. Er sollte nicht hier sein, ganz und gar nicht. Wenn er auch noch so leise war, Raphael hatte ihn wahrscheinlich schon längst bemerkt. Natürlich hatte Lian Recht damit, der Vampir hatte ihn bemerkt und er hatte auch bemerkt dass er das Heft zurück legte. Raphael wusste auch, das er vor dem Vorhang stand und krampfhaft versuchte den Impuls zu unterdrücken, weiter zu gehen und stattdessen wieder zurück. Blieb eine Frage. Wieso wurde er nicht sauer oder war schon nach vorn gegangen? Der Vampir richtete sich auf. Das hatte noch gefehlt. Das Leben was in Lian sprühte, es war das Licht, das er nur mühsam in sich selbst hatte erhalten können, bis es schließlich nur noch ein glimmen wurde. Er verachtete die Menschen, dachte er, tatsächlich war er oft unter ihnen, nicht um sie zu töten, oder sie zu vernichten, sondern einfach um das Gefühl nicht zu vergessen, wie es ist, lebendig zu sein, was bei ihm nur ein Bruchteil seines Daseins beschrieb. Und weiter? Es bedurfte nicht viel um sich des Jungen zu entledigen, im Gegenteil je eher desto besser, schließlich wollte er ihn nicht beim sterben begleiten, das hatte er zu oft erlebt und irgendwann war er es leid und zog das dunkle Loch, das man schlichtweg Einsamkeit nannte, dem Leben außerhalb vor. Blieb nur ein Problem. Er wollte ihn gar nicht mehr los werden. Er wollte ihn nicht einmal mehr in irgendeiner Weise irgendwohin bringen, nicht mal die Erwägung von vor 2 Tagen hielt sich. Wieso sollte sich Lian in Sicherheit bringen? Er wäre nirgendwo sicher als hier unter dem Horst, und er war der der ihn diese Sicherheit sogar garantieren konnte, schließlich hatte er oft genug kämpfen müssen und war den meisten anderen ohnehin überlegen. Sogar Daeíon wusste das, deswegen war er ihm auch nur gefolgt. Er war ihm schon als Mensch zu gefährlich, doch als Vampir war er es um ein vielfaches mehr. Raphael seufzte lautlos. Es war sinnlos. Lian stand noch immer vor dem Vorhang und kämpfte mit der Vernunft. Raphael saß inzwischen auf seinem Lager und starrte den Vorhang von der anderen Seite an. Und nun? Der Vampir stand auf du ging nach vorn. Lian stolperte fast rückwärts als er die Bewegung auf der anderen Seite bemerkte. [Hervorragend, nun stirbst du wahrscheinlich genauso schnell…] dachte er und beeilte sich irgendwie zur Tür zu gelangen um die Situation nicht noch unerträglicher für sich selbst zu machen. Natürlich war das völlig sinnlos, Raphael hörte jeden einzelnen Atemzug und jeden noch so leisen Schritt, wahrscheinlich auch dann noch wenn er auf Watte liefe. Im Moment kam er sich selbst eher vor wie ein Elefant. Dann blieb er wie angewurzelt stehen und starrte den Vampir an. Seine Lippen formten eine Entschuldigung, allerdings versagte ihm die Stimme den Dienst. „Warum bist du diesmal hier?“ fragte der Vampir ganz bewusst in einem kühlen Ton. „Ich…ich hab nur das Heft….“ Er deutete auf den kleinen Tisch. „Was ist damit? Kannst du es nicht mehr lesen?“ „Ich habe es bereits gelesen…“ murmelte der Junge leise. „Erstaunlich.“ War der einzige Kommentar der von dem Vampir kam. Endlich schaffte es Lian ihn wieder anzusehen. „Ich…ich weiß nicht was ich dazu sagen kann…jedes Wort wäre eine reine Verschwendung…mit dem bitteren Nachgeschmack der Tatsache, das sein Ende immer noch nicht verfasst wurde.“ Stammelte er hervor. Wo war das Mauseloch in das er kriechen konnte? Das klang selbst in seinen Ohren reichlich lächerlich. Nur eine Entschuldigung wäre vermutlich noch viel lächerlicher. „Nun warum sagst du dann erst etwas?“ Lian sah ihn wieder an. Ja das stimmte…er wollte eigentlich gar nicht sagen, er wollte eigentlich auch gar nicht mehr hier sein. „Hör zu Lian, das sind Dinge die lange vergangen sind, Dinge die eigentlich nicht einmal mehr irgendeinen Grund geben, sie existieren einfach nicht mehr.“ „Ich bin da nicht so sicher. Ich denke ihre Präsenz ist weitreichend zu vernehmen. Ich sehe dich und stelle fest, dass du dich im Grunde kaum verändert hast. Die Zeit dazwischen ist relativ, das was war ist entscheidend und das was daraus geworden ist.“ Erwiderte der Junge kopfschüttelnd. „Und deswegen schleichst du hier her?“ „Nein…ich wollte das Heft nur zurück legen…“ „Was du getan hast.“ „Ja…Ich sollte gehen…ich denke das wird das Beste sein.“ „Und wohin?“ „Ich weiß nicht…weit genug weg um dich nicht noch mehr in Schwierigkeiten zu bringen.“ „Das bleibt dir überlassen, doch du solltest daran denken, dass du nirgendwo sicher sein wirst. Ganz gleich wohin du gehst.“ „Ich weiß…ich weiß…doch wie ich schon einmal sagte, wenn ich dein Leben damit retten kann, so ist das ein Preis den ich gerne zahle.“ „Das solltest du nicht tun.“ Lian sah ihn an. Was tat er hier? Er sollte doch einfach gehen? Doch wie schon davor schienen seine Beine ihn nicht gehorchen zu wollen. „Das kommt meistens vor wenn sich Verstand und Gefühl nicht einig sind.“ Erwiderte Raphael und packte das Buch in eines der Regale, eher um sich abzulenken. „Nun? Wem solltest du wohl eher folgen?“ wandte sich der Vampir wieder an ihn. „Beidem…aber…“ „Aber?“ „Beides erscheint nicht richtig.“ Raphael wandte sich wieder ab. Er verhinderte damit dass er zu tief in den Geist des Jungen Einblick bekam, denn er wollte zu gern wissen was gerade tatsächlich in seinem Kopf vor sich ging, jedoch von ihm selbst. „Was würdest du denn eher tun, wenn du das Denken außen vor lässt?“ fragte der Vampir ihn. [Wenn ich das könnte wäre das nicht mal besonders schwer…] dachte er und ehe er selbst verstand was vor sich ging, setzten sich seine Beine in Bewegung, direkt auf den Vampir zu. Raphael stand noch immer mit dem Rücken zu ihm, als er plötzlich eine warme Hand im Nacken spürte und dann die Lippen des Jungen auf seinen. Für einen Augenblick war er so perplex das er gar nicht in der Lage war in irgendeiner Weise zu reagieren, doch dann war auch schon alles wieder vorüber und Lian lehnte, die Arme um seinen Hals geschlungen, an seinem Oberkörper. „Sterben…“ war die kurze Antwort, dann lief er hinaus und blieb erst stehen als er in seiner Kammer angekommen war. Sein Puls raste und sein Gesicht glühte. Was um alles in der Welt war in ihn gefahren? Er fühlte sich seltsam erleichtert, aber auch ziemlich mies. Zum einen…spätestens jetzt war alles zu spät zum anderen…was hatte er sich dabei eigentlich gedacht? Hatte er überhaupt gedacht? Er schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. [Das überlebst du wahrscheinlich nicht…] schoss es ihm durch den Kopf. [Naja…wenigstens wäre es dann nicht gelogen von Sterben gesprochen zu haben…] meldete sich die ironische Stimme aus dem Hintergrund. Er nahm die Hände runter und starrte die Decke an. Indes stand Raphael noch immer mitten im Raum und sah die Tür an. Er hatte tatsächlich schon eine Menge erlebt, aber es kam so gut wie nie vor das er besonders überrascht war. Nun stand er da und versuchte irgendwie zu realisieren was eben vorgefallen war. Doch dann gab er es auf und schüttelte den Kopf. Er würde diesen Menschen vermutlich sowieso nicht verstehen, nicht einmal dann wenn er sich bemühen würde. Dabei stellte er fest, das Lian sich von den anderen sehr unterschied. Er machte kaum einen Abstrich zwischen ihm und einen Menschen. Er hatte sogar festgestellt, dass das Heft sich auch heute noch mit seinem Verfasser vergleichen konnte ohne dabei zu sehr ein Märchen zu erzählen. Aber mit dieser Reaktion hatte er am allerwenigsten gerechnet. Wirklich leichter wurde es damit auch nicht, eher noch viel schwieriger. Gut vielleicht war es auch einfach nur ein Versehen, ein Versehen entstanden aus einer Situation heraus die viel schlimmer, zumindest für Lian, sowieso nicht mehr werden konnte. Seltsamerweise schien selbst der Vampir mehr oder weniger in einen Zwiespalt geraten, den er vermutlich weniger intelligent gelöst hätte. Dem Jungen schien es schon beinahe unangenehm, das er überhaupt her gekommen war und wenn er sich richtig entsann, wusste er schon, bevor er selbst nach vorn gegangen war, dass er nicht hier sein sollte. Und wie vor ein paar Augenblicken, war ihm auch da schon das Eigenleben seiner Gedanken in die Quere gekommen. Und nun? Was sollte er mit dem Wissen jetzt anfangen? Natürlich, er könnte es einfach außen vor lassen und nicht weiter darüber nach denken. Blöderweise verlief dieser Plan nicht ganz nach seinen Vorstellungen. Missmutig schüttelte der Vampir den Kopf. Er sollte wirklich nicht weiter darüber nach denke. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Er würde dann den Schrecken ohne Ende haben, während Lian irgendwann ein Ende haben würde. Und irgendwann konnte jeden Tag sein. Plötzlich fiel die Starre von ihm ab. Hatte er nicht gesagt dass er gehen wollte? Noch bevor er selbst glauben wollte was er gerade in Begriff war zu tun, stand er schon im Gang. Lian kam gerade ebenfalls heraus und blieb wie angewurzelt stehen. Das hatte gerade noch gefehlt. Während sein Puls wieder zu rasen begann, sah er sich etwas unheimlich interessantes hinter der Wand des Vampires an. „Die Wände sind aus Stein…sie wurden nur mit Lehm bearbeitet damit man irgendwelche Muster darauf kenntlich machen konnte.“ Erwiderte Raphael völlig ohne jede Regung. Lian nickte. So etwas Ähnliches hatte er irgendwo gelesen gehabt, aber es war nicht sonderlich interessant gewesen. „Wo willst du hin?“ „Nur ein bisschen an die frische Luft.“ Antwortete er und schaffte es Raphael endlich wieder anzusehen. Der Vampir nickte und im Handumdrehen, war er über dem Horst. Erst beim zweiten hinsehen, stellte er fest, das er wesentlich weiter davon entfernt war, als es sonst der Fall war. Allerdings rebellierte sein Magen diesmal nicht. Es war schon Abend, der Kühle nach zu urteilen wahrscheinlich schon beinahe Nacht. Der Himmel war klar und der Mond nahm langsam wieder ein bisschen ab. Also hatte er gut 2 Tage unter dem Horst verbracht und die Zeit dabei nicht einmal bemerkt. „Du solltest nicht zu lang hier bleiben.“ Meinte Raphael und ging ein wenig weg. Lian sah ihm nach. [Scheint es nur so, oder ist er irgendwie anders? Er ist nicht wütend?] Nachdenklich betrachtet der Junge den Himmel. Eigentlich wollte er gehen, eigentlich wollte er vieles, doch eigentlich auch wieder nicht. Die Überwältigung seiner Gefühle, war dabei allerdings nicht mit berechnet und die Folgen spürte er nun nur noch deutlicher. Wenn er gehen würde, würde er wahrscheinlich immer Zweifel haben. Wie dachte Raphael über dieses Vorfall? Machte er sich überhaupt Gedanken? Die Wahrscheinlichkeit war eher gering, aber wenn er bliebe, so würde es nur noch schlimmer werden, für ihn selbst, doch er entschied, dass er damit schon leben können würde. Ihre Welten waren einfach zu verschieden als das er jemals über deren Abgrund springen könnte. Selbst wenn der wundersame Zauber in den Wänden des Horstes auf ihn übergreifen würde, bliebe er was er war, nur ein Mensch, dessen Lebensdauer nur verlängert aber nicht unendlich wurde, er würde hier bleiben, alt werden und irgendwann in ferner Zeit sterben, oder schon morgen. Wer wusste das heute schon. Er war sich nicht sicher ob er so leben wollte. Nicht einmal, aus Eigennutz, oder weil das nun einmal der normale Kreislauf war, in den er lebte, sondern viel eher, weil er an den dachte der nicht einmal mehr den Sinn eines Kreislaufes sah. Für ihn gab es das alles nicht mehr. Er starb als er 26 war und das war er heute noch, sein Kreislauf hatte sich schon einmal geschlossen, doch er wurde ihm entrissen. Bis auf seine Träume konnte er nicht viel mehr verlieren, also war er besser beraten wenn er ginge. Zumindest sollte das so sein, tatsächlich bewegte er sich keinen Zentimeter von der Stelle. ______________ Thx für´s lesen Kritik, Anregungen wie immer. *schoki da lass* LG Kio ^^ Kapitel 24: Kapitel 24 ---------------------- Kapitel 24 Irritiert, sah er auf. Raphael hielt ihn fest. Nicht sehr, aber es genügte um ihn auf der Stelle verharren zu lassen. Als sich ihre Blicke trafen, durchfuhr Lian ein Schauer. Was war das für ein Blick? Und wieso sah er ihn ausgerechnet jetzt so an? Er hatte diesen Blick nur ein einziges mal gesehen. Es war noch nicht einmal so lang her. Es war an dem Tag an dem er Raphael von der seltsamen Begegnung im Wald mit Abat und Daeíon erzählt hatte. Es war nur ein kurzer Augenblick, doch in diesem Augenblick, wünschte er sich, diesen Blick immer sehen zu können. Natürlich erfüllte sich dieser Wunsch nicht. Raphael hatte ihn zwar in der ganzen Zeit nicht einmal besonders Feindseelig angesehen, doch mit der deutlichen Aufforderung sich nicht weiter in Dinge einzumischen, die ihn nicht interessieren sollten. Er hatte sich trotz allem eingemischt und war somit in eine Situation geschlittert, aus der er sich nicht mehr befreien konnte, wenn er jetzt nicht ging. „Dort kannst du nicht lang gehen.“ Erwiderte Raphael und deutete vor ihn. Erst eine Sekunde später wandte sich auch Lian um und prallte erschrocken ein Stück zurück, nur um erneut zusammen zu fahren. Er hatte vergessen dass der Vampir sich keinen Meter bewegt hatte. „Tut mir Leid.“ Murmelte er mit hoch rotem Kopf. Lian sah noch einmal nach vorn. Es ging ziemlich steil bergab. Wahrscheinlich wäre er nicht einmal mehr in einem Stück unten angekommen. „Was soll das?“ fragte er nach dem ersten Schrecken. „Ich war der Ansicht, dass du ganz froh wärest wenn ich verschwinden würde. Was hat deine Meinung geändert?“ „Ich habe meine Meinung nicht geändert. Und es war von gehen die Rede nicht von in den Tod stürzen.“ „Warum? Ob ich nun da runter gefallen wäre oder mich Daeíon mich an der nächsten Kreuzung aufgegabelt hätte, das Ergebnis würde sich nicht viel unterscheiden oder?“ „Bist du da ganz sicher? Daeíon hätte ein anderes Ergebnis gefunden und damit wärst du noch weniger einverstanden gewesen.“ „Weißt du das sicher?“ „Beantworte mir eine Frage. Du hast gesagt das du lieber sterben würdest, als mir zur Last zu fallen…was glaubst du, was Daeíon mit dieser Erkenntnis angefangen hätte, denkst du er würde dich tatsächlich sterben lassen?“ Plötzlich schluckte Lian. Daran hatte er nicht gedacht. Er hatte damit gerechnet, das Daeíon ihn umbringen würde, wenn er ihn jemals in die Finger bekäme, aber er hatte nicht einen Moment daran gedacht, das er ihm lebend viel nützlicher war, um sein Ziel zu erreichen. „Erkennst du jetzt den kleinen Unterschied? Glaubst du dass du so enden möchtest? Ich habe dich gewarnt. Du hast bereits gegen die Regeln verstoßen, als du angefangen hast, etwas zu suchen was besser im Verborgenen geblieben wäre. Als du angefangen hast, mich zu suchen und wenn ich mich recht entsinne, lange bevor die ganze Stadt gegen dich war.“ „Woher weißt du das?“ Er tippte mit dem Finger gegen seine Stirn. Nur leicht, aber Lian verstand. „Ich…“ Doch Raphael schüttelte den Kopf. „Man muss keine Gedanken lesen können um es zu bemerkten. Ich möchte sie auch gar nicht lesen können, aber man sieht es dir einfach an.“ „Wie meinst du das?“ Raphael seufzte. „Eine von vielen Geschichten, dessen Hintergrund ich doch sehr bezweifle. Ich kann genauso wenig Gedanken lesen wie Daeíon oder ein anderer, allein die lange Zeit die man einfach da ist reicht um die Unterschieden zu bemerken.“ „Aber warum sagtest du dann etwas über Schnecken?“ wunderte sich Lian, der ihn eindeutig überfordert ansah. „Weil mir der Vergleich einfach in den Sinn kam.“ Sagte er und zuckte leicht mit den Schultern. Die erste Regung die Lian verstand. „Gut…ich verstehe…ich bin so gut wie tot.“ „Wenn du tatsächlich dort entlang gehst? Ja.“ War die knappe Bemerkung des Vampires, dann ließ er ihn los und wandte sich ab. Lian sah ihm nach. Dann blieb er stehen. „Was ist? Willst du hier Wurzeln schlagen?“ fragte er nach ein paar Metern. „Nein…“ murmelte Lian und folgte ihm in einiger Entfernung. Seinen Blick ganz auf den Vampir gerichtet, fragte sich Lian wohin er ihn wohl führen würde. Erst viel zu spät bemerkte er das, Raphael stehen geblieben war und erste weiter lief, als der Junge aufgeschlossen hatte. „Du hast das Buch nicht bis zum Schluss gelesen?“ Lian zuckte unmerklich zusammen. Das hatte er wirklich nicht, er konnte nicht…nein er wollte nicht. „Nein, habe ich nicht.“ „Warum?“ „Ich denke es wäre nicht richtig gewesen weiter zu lesen.“ „Das hat dich vorher auch nicht davon abgehalten es trotzdem zu tun.“ Überlegte der Vampir. Er hatte das Heft bis zum Ende durch geblättert, hätte Lian es tatsächlich gelesen, so wüsste er mit hoher Wahrscheinlichkeit, was es mit Zerádes und Raphael auf sich hatte und wieso er ihn überhaupt gesucht hatte. Dann wüsste er allerdings auch dass er ihn gefunden hatte, und er wüsste auch, dass er ihn nicht dort gefunden hatte, wo er ihn vermutete. Weiter hätte Lian erfahren wie er sich gefühlt hatte, als er zum ersten Mal als Wesen der Nacht erwacht war und wie es ihm ergangen war. Sein erster Versuch, lag darin, gleich zu Beginn diesem Leben zu entkommen, sogar seine ersten Gedanken sowie viele Empfindungen die auf ihn einströmten hatte er notiert. Wieso also fragte Lian nicht danach? „Ja…ich weiß, und wahrscheinlich war das auch schon falsch. Ich möchte nicht lesen was damals war, es ist schon traurig genug wie es vorher war. Ich denke, wenn ich noch etwas anderes hätte wissen dürfen. Dann hättest du mehr erzählt. Obgleich ich immer noch glaube das es trotz allem eine Chance gegeben hätte.“ „Das heißt also, du möchtest aufgeben?“ „Nein, ich möchte nur nicht auf DIESE Weise weiter machen. Ich weiß schon jetzt zuviel, daher bleibt mir nur die Chance, zu hoffen, dass ich Daeíon nicht in die Arme laufe und mich auch sonst keiner findet. Im Grunde geht es hier im Moment nicht einmal um mich, sondern nur darum, wie ich dich schützen kann, sofern ich das tatsächlich kann. Und dieser Weg führt von dem Horst irgendwo anders hin.“ Erwiderte Lian traurig. Doch genau aus diesem Grund fiel Raphael, auf, dass er diese Worte nicht einfach so daher sagte, sie waren ernst gemeint. Er würde lieber sterben als ihn zu verraten, oder ihm zu schaden. Dabei war er viel verletzlicher als der Vampir. Sterben würde er sowieso irgendwann, sofern ihn Daeíon nicht vorher in die Finger bekam. Innerlich seufzte er auf. Vielleicht war es an der Zeit, langsam aufzugeben, sich gegen ein bisschen Gesellschaft sträuben zu wollen. Andererseits war es für den Jungen so schon jetzt nicht unbedingt das, was man einfach nennen würde. Raphael glaubte im Moment nicht einmal mehr an ein Versehen, sondern vielmehr, dass es das war was Lian tatsächlich fühlte und mit dem er nicht sonderlich viel anfangen konnte. So wie es aussah, mochte er ihn tatsächlich und nahm dabei lieber sein eigenes Unglück in Kauf, nur um in seiner Nähe bleiben zu können. Das hieß, das tat er solang er es aushielt und hatte dabei nicht einmal Wunschvorstellungen die jeder Realität ferner nicht sein konnten. Er wusste dass er nur ein Mensch war und dass seine Zeit irgendwann abgelaufen war. Das unterschied ihn von anderen. Er war ein Mensch, dessen Aufrichtigkeit so ehrlich war, dass er darüber vergaß, dass er sein Ziel niemals erreichen würde. Selten genug waren ihn solche Menschen begegnet und wenn es doch einmal vorkam, so überwiegten die Zweifel ihrer Herzen, wenn sie erfahren hatten, was Raphael von anderen Menschen unterschied. Die wenigen die trotzdem blieben und es trotzdem hinnahmen, zerbrachen spätestens als sie sahen wie alt sie geworden waren, wenn sie sich selbst im Spiegel betrachteten, während er natürlich immer jung blieb, wenigstens der äußeren Erscheinung nach. Genaugenommen, gab es davon nur 2 die seinen Weg kreuzten, doch auch die liefen lieber vor dem unvermeidbaren davon solang sie es konnten. Lian schien dies allerdings zu wissen, er musste es sogar wissen, er wusste schließlich soviel mehr das er es anders niemals verstanden hätte und trotzdem änderte es rein gar nichts an seinen Gefühlen. Wahrscheinlich fasste er den Entschluss zu gehen nur, um ihn, Raphael, diese erneuten Erinnerungen zu ersparen. Doch wollte er das überhaupt noch? Wollte er das Lian ging und nicht mehr zurück kommen würde? Hatte er nicht schon viel zu viel Zeit mit den Jungen verbracht und darüber vergessen, dass er ihn am Anfang gar nicht hier haben wollte? Und war er durch Lian nicht wieder viel zu tief in das vorgedrungen, was irgendwann mal der Mensch in ihm war, oder eher sogar, der noch immer präsent war? Würde er überhaupt damit leben können, wenn er ihn jetzt in den sicheren Tod, oder in die sichere Verderbnis gehen lassen würde? War es nicht an der Zeit eine lang überfällige Entscheidung zu treffen? Nein, das konnte er nicht. Der Mensch in ihm, konnte den Jungen nicht ziehen lassen, und der Vampir gab dem nach. Unvermittelt blieb Raphael stehen. Nur einen Moment später und der Junge wäre wieder gegen ihn gerempelt. Hastig trat Lian einen kleinen Schritt zurück, ohne ihn dabei allerdings aus den Augen zu lassen. Im nächsten Moment wandte sich der Vampir um und sah ihn an. „Ich habe eine Frage. Denk nicht weiter darüber nach, sondern antworte einfach.“ Sagte er. Lian nickte. Raphael hatte eine Frage? Wie mochte die wohl aussehen? „Warum bist du nicht vorher schon gegangen?“ Der Junge sah ihn einen Moment lang irritiert an, doch dann fing er sich wieder. „Ich wollte nicht gehen und ich möchte auch jetzt nicht gehen. Doch ich kenne den Preis den es dich und mich kostet. Während du noch sehr lange Leben wirst, werde ich älter und sterben. In all den Jahren, die du hier bist, sind sicher auch dir viele Menschen begegnet und all die Menschen waren plötzlich wieder fort. Für dich war das, was für sie ein ganzes Leben war, sicher nur ein Moment, denn dein Leben ist eben ewig. Sicher klingt es reizvoll, doch zu welchem Preis? Ewig leben zu können, doch ständig wieder alles verlieren? Ich glaube nicht dass ich dir mehr davon antun möchte. Wenn ich bleibe, wirst du vielleicht irgendwann nicht mehr versuchen mich vom Gegenteil zu überzeugen, doch meine Zeit läuft. Ich werde immer älter und irgendwann werde ich nicht mehr da sein, während du noch immer hier verweilst Ich könnte durchaus damit leben, aber, verzeih wenn es anmaßend klingt, ich möchte es dir ersparen.“ Antwortete er wahrheitsgemäß und war selbst überrascht wie schwer ihm diese wenigen Worte gefallen waren. Ob Raphael es bemerkt hatte? Der Vampir hatte sich also nicht getäuscht. Er ging nicht etwa, weil ihn der Reiz verlassen hatte, sondern weil er sich um ihn sorgte. Davon gab es, zugegebener maßen, nach seinem Vater keinen mehr. „Warum fragst du mich so etwas?“ Raphael sah ihn an. „Ich wollte nur sicher gehen.“ Antwortete er unbeteiligt, wie immer. „Du hast Recht damit. Es ist tatsächlich so, wenn man lange lebt. Menschen kommen und gehen und es macht nicht mehr als einen Augenblick aus. Es ist ein Kreislauf dem man in einem Leben, wie meinem, immer wieder begegnet. Es ist wie ein Zyklus den es in deinem Leben nicht gibt, denn ein Menschenleben ist dafür zu kurz.“ „Und? Was ist mit deinen Geschwistern? Konnten sie an einem solchen Zyklus bewusst teilnehmen?“ „Geschwister?“ „Zerádes, Joël, Adáliz und Pélage. Ihnen wurde dieses eine Leben schon nicht gewährt.“ „Das stimmt, doch sie haben es sicher nicht vermisst. Wie sollten sie auch? Schließlich kannten sie es gar nicht.“ Lian nickte. Raphael klang traurig. „Und wohin sind sie gegangen?“ „Dahin wohin sie alle gehen.“ Sagte der Vampir. Wieder nickte der Junge nur zur Bestätigung, auch wenn er diese Worte selbst, noch nicht ganz verstand. Lian blickte auf. Im Mondlicht konnte er einen Weg ausmachen. Jetzt war es also soweit, wofür er nicht bereit war. „Dann endet dieser Weg hier für mich, oder?“ fragte er unbewusst. „Das entscheidest du allein.“ War die Antwort des Vampires und Lian begriff, das er seine Frage laut ausgesprochen hatte. Er nickte stumm. Gerade als er einen kleinen Schritt nach vorn ging, blieb er stehen. Konnte er so gehen? Wollte er so gehen? Widerwillig drängte er seine Zweifel zurück und lief langsam weiter. Raphael war hin und her gerissen. Er hatte nun genau zwei Möglichkeiten. Entweder er wandte sich ab und ging einfach zurück ohne einen weiteren Gedanken an den Jungen zu verschwenden, und lebte sein Leben weiter wie bisher, auch wenn das vermutlich gerade am Anfang ein wenig schwierig werden würde, oder er beließ sein Leben beim jetzt und handelte. Natürlich forderte der Vampir in ihm das „normale“, einsame leben. Doch diese Forderung verstummte sehr schnell wieder, denn im Moment wollte er gar nicht mehr allein sein. Der Mensch in ihm, begehrte sich streng genommen schon auf, als Lian aus seinem Zimmer gelaufen war. Und vielleicht war es nicht richtig auf ihn zu hören, doch was war schon richtig an seinem Sein? Als er wieder aufblickte, war Lian schon ein ganzes Stück gegangen. „Ich fass es nicht….“ Murmelte Raphael bevor er ihm folgte, oder eher ziemlich schnell an seiner Seite war. Es kostete ihn nicht einmal einen Lidschlag. „Lian…Warte.“ Hielt er ihn auf. Der Junge zuckte unmerklich zusammen, er hatte gar nicht bemerkt, dass Raphael ihm gefolgt war. Verdutzt drehte er sich um und sah ihn an. „Hast du was vergessen?“ fragte er ihn irritiert. „Allerdings.“ Erwiderte der Vampir. „Dich.“ Sagte er nach ein paar Sekunden leise, als er vor ihm stand. „Wenn du Leben möchtest, dann bleib hier und geh mit mir zurück, wenn du den Tod vorziehst spring von der Klippe, dort drüben, oder sag es einfach und ich befördere dich eigenhändig dort hinunter.“ Lian sah ihn perplex an. Hatte ihm der Bolzen am Ende den Verstand vernebelt? Hatte Raphael ihn tatsächlich gerade gebeten zu bleiben? Eigentlich war er kurz davor zu fragen ob es ihm gut ginge, doch für den Moment beließ er es bei einem verdatterten Blick, aus Sorge, Raphael könnte es sich in letzter Sekunde noch einmal anders überlegen. Er wandte sich ganz zu ihm um und schloss auf. Der Vampir sah ihn mit einem undefinierten Blick an, doch er wirkte irgendwie zufrieden. Gemeinsam liefen sie zurück. ________________ Thx für´s lesen. Kritik, Anregungen oder fragen wie immer. *Kuchen, Kekse und Tee hinstell* Lg Kio ^^ Kapitel 25: Kapitel 25 ---------------------- Kapitel 25 Am liebsten hätte Lian Luftsprünge gemacht, doch er war sich noch nicht ganz sicher, ob das Angebot Bestand hatte und außerdem wäre das im Moment wahrscheinlich äußerst ungünstig gewesen. Als er erneut zu Raphael sah, stellte er fest, dass er wieder denselben Ausdruck hatte wie immer. Ein wenig schwermütig lief er weiter. Als sie endlich wieder zurück waren, verschwand der Vampir ohne ein weiteres Wort verloren zu haben. Was war denn nun schon wieder los? Lian schüttelte den Kopf. Es half ihm ohnehin nicht wenn er sich den Kopf zerbrach, er sollte die glückliche Fügung einfach hinnehmen solang sie währte. Vielleicht war auch schon morgen wieder alles vorbei, oder er träumte und wachte jeden Moment unter einem Baum auf. Und selbst wenn es nur ein Traum sein sollte, ein Schritt nach vorn war getan. Sollte es kein Traum sein, dann würde Raphael vermutlich in Zukunft eher auf Fragen antworten, oder er ließ sich gar nicht mehr blicken. So schwer es fiel, eine der beiden Möglichkeiten würde eintreten und er würde sie hinnehmen müssen. Im Grunde war es gut so. Hier war er zumindest sicherer, als irgendwo anders, denn so schnell würde hier niemand nach ihnen suchen. Lian entschied sich dafür sich ein wenig auszuruhen. Auf der einen Seite war er froh hier zu sein, auf der anderen fürchtete er das böse Erwachen wenn er das nächste mal die Augen aufschlug. Raphael hatte sich sofort in sein Zimmer zurück gezogen. Natürlich war ihm klar was er getan hatte und im Grunde war er fast erstaunt das Lian, entgegen seiner Art, keinen Protest verlauten ließ. Wahrscheinlich war er auch einfach nur zur verwirrt gewesen, zumindest sah er eindeutig so aus. Es wurde Zeit, langsam musste er wieder auf die Jagd gehen und dann könnte er dabei überlegen, wie es jetzt weiter gehen sollte. Vorher jedoch, musste er dringend seine Gedanken ordnen. Bisher war es noch nicht ein einziges mal vorgekommen, dass er einen Menschen bat zu bleiben. Die meisten ließ er ziehen, obwohl es ihm sicher gelungen wäre, den einen oder anderen aufzuhalten. Hier war es jedoch irgendwie anders. Plötzlich fühlte sich Raphael nicht mehr wohl, vielleicht sollte er aufhören weiter darüber nach zu denken und stattdessen einfach abwarten. Früher oder später würde Lian ohnehin zu ihm kommen und zumindest dann, wollte er ihn auch ansehen können. Der Zwischenfall, bevor Lian ging, hatte ihn mehr aufgewühlt als er am Anfang dachte. Selbst jetzt noch, wo die Sonne den Zenit bereits wieder berührte, lag er wach und konnte seine Gedanken einfach nicht abwenden. War sowas eigentlich schon einmal passiert? Soweit er sich entsinnte wohl nicht, denn wenn hätte er sich vermutlich daran erinnert. Wie sollte er das nun einsortieren? Und überhaupt konnte das nicht auch einfach eine Handlung aus dem Affekt gewesen sein, weil Lian zu diesem Zeitpunkt wusste das er gehen wollte? Irgendwie war aber die Erinnerung über jeden Zweifel erhaben. Das war nicht einfach mal so passiert und noch weniger hatte er sich das so ausgedacht, es war einfach passiert ohne das es einen bestimmten Grund gegeben hätte. Doch was war nun? Jetzt wo er wieder da war? Ärgerlich schüttelte Raphael den Kopf. Nun war wirklich nicht die Zeit noch länger darüber nach zu denken. Er sollte sich lieber ein bisschen ausruhen, schließlich war er die letzen Tage ununterbrochen wach und irgendwann konnte das eine unerfreuliche Wendung haben. Spätestens wenn er wieder, was er nicht hoffte, auf Daeíon stieß und der ihn erneut herausforderte. Auch Lian hatte kaum Schlaf gefunden. Zum einen aus Sorge er würde wirklich nur Träumen, zum anderen waren seine Gedanken ununterbrochen bei Raphael und dem was geschehen war. Doch es war doch reell, er war doch hier. Er hatte schließlich nicht geschlafen. Raphael hatte ihn doch wirklich indirekt gebeten zu bleiben oder nicht? Trotz das er sich die Tatsachen vor Augen führte und jeden Zweifel ausräumen konnte, fand er einfach keine Ruhe. Es half alles nichts, er musste endlich Klarheit schaffen und der einfachste Weg dorthin war der, einfach zu vergessen, der schwierigere war, nicht weiter zu leugnen, das der Kuss, zumindest von seiner Seite aus, nicht nur eine abschließende Handlung war. Beides war verwirrend und er wusste auch noch nicht so recht wohin mit den ganzen Emotionen die in ihm aufstiegen wenn er nur ein bisschen daran dachte. Er wusste nicht wie er sie richtig einordnen konnte. Waren es nun wirklich echte Gefühle oder war es eine Folge dessen, das er nicht mehr allein war? Seufzend stand er auf und betrachtete sein Spiegelbild. Es sah einfach nur furchtbar aus. Seit 2 Tagen hatte er nicht mehr geschlafen und irgendwie schien noch immer ein leichter Rotschimmer über seinen Wangen zu liegen, doch der kam definitiv nicht von einer Erkältung oder etwas ähnlichen. Er musste dringend seine Gedanken unter Kontrolle bringen. Als Lian sein Zimmer verließ, kam auch gerade Raphael aus der Tür. Er wirkte ein bisschen blass und sah nicht so aus als hätte er nennenswert mehr Schlaf hinter sich. Es war eher noch ungewöhnlicher als vorher. Natürlich war er auch schon am Tag unterwegs gewesen, doch das hielt sich in Grenzen. Es musste früher Morgen sein, oder vielleicht auch Mittag und Lian war sich sicher, das sie im Morgengrauen zurück auf dem Horst waren. Es war das erste Mal das er den Vampir um die Zeit, die er persönlich als schlimmste bezeichnete, zu Gesicht bekam. Dass er ihn überhaupt zu Gesicht bekam, konnte man strenggenommen schon als kleines Wunder betrachten, zumindest wenn man ihn vorher schon erlebt hatte. Lian sah ihn an und schon wieder wurde er nervös. Anders als sonst versuchte er es diesmal weniger verkrampft zu verbergen, doch so richtig gelingen wollte es ihm nicht. Er musste etwas tun, etwas sagen um die Stille zu verbreiten, die zuviel Raum für Träume ließ, für die hier jedoch nur wenig Platz war. „Du bist schon wach?“ fragte er verwundert und schellte sich gleichzeitig in Gedanken. Ihm hätte wirklich etwas Intelligenteres einfallen können. „Ich habe noch gar nicht geschlafen. Und so wie du aussiehst vermutlich ebenfalls nicht.“ Erwiderte der Vampir zu seiner Verwunderung. „Stimmt, ich hatte den Kopf einfach nicht frei.“ Murmelte Lian. „Und was tust du dann jetzt hier?“ „Ich wollte mir nur die Beine vertreten sonst nichts. Vielleicht kann ich dann schlafen.“ Sagte der Junge. „Was hältst du von ein paar Rollen als Ausgleich?“ fragte Raphael ihn eher beiläufig. „Welche Rollen? Doch nicht etwa die, die du seiner Zeit selbst herunter gebracht hast?“ „Da ich mich an keine anderen erinnern kann, werden es die wohl sein. Komm, ich zeige dir wo du sie findest.“ Erwiderte Raphael und deutete ihm mit zu kommen. Zurück in das Zimmer aus dem er selbst erst gekommen war. Ok etwas war hier seltsam. Etwas lief hier ganz und gar nicht mehr so wie sonst, und es war nicht einmal besonders schwer zu erraten was es war. Irgendwas hatte der Bolzen wahrscheinlich doch in seinem Vampir angerichtet… Nicht das es ihn nicht froh stimmte, doch er wusste nicht wie er das beurteilen sollte und noch weniger wie er mit der neuen Situation umgehen sollte. Lian wollte sich auch keine Wunschvorstellungen aufbauen, da das erwachen daraus meistens weniger aufbaute, sondern eher mächtig zusetzen würde. Auch wenn er nun schon öfter hier gewesen war. Der Raum schien sich mit jedem weiteren mal zu verändern. Natürlich war das Blödsinn, dennoch kam es ihm so vor. Inzwischen war er neben Raphael getreten, und nahm die Rollen die er ihm reichte. Lians Puls raste, als sich für einen kurzen Moment ihre Hände berührten. Dieser Moment war so flüchtig, das er es in jeder anderen Situation wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hätte. Allerdings hatte er hier das Gefühl einen kleinen Stromschlag abbekommen zu haben. Das war natürlich ebenfalls Blödsinn, doch genauso hatte es sich angefühlt und seine Gedanken hatten ihren Beitrag geleistet. Irgendwas war hier mit ihm ganz und gar nicht mehr in Ordnung. Auch Raphael zuckte unmerklich zusammen. Doch natürlich merkte man ihm dabei überhaupt nichts an. Es war an sich nichts Neues, das er mit Menschen in Berührung kam, jedoch war es schon seltsam, das er die Wärme die von der Haut des Jungen strahlte, selbst bei einer so leichten Berührung intensiv wahrnahm. Als er die letze Rolle hervorgeholt hatte, war Lian hinter einem Berg aus Pergamenten und Papieren verschwunden. Der Vampir schmunzelte und nahm ihm einen Teil ab. Unter seinen Blick durchfuhr den Jungen abermals ein warmer Schauer und das leichte Schmunzeln das noch auf den Lippen des Vampires lag, ließ ihn erneut erröten, während er mühsam Gedanken abschüttelte die hier gar nicht hin gehörten. Einer davon war der, ihn berühren zu wollen. Auf eine seltsame steife und roboterähnliche Art, drehte er sich um und legte die restlichen Rollen auf einen Tisch unweit von ihm. Raphael tat es ihm gleich. „Das sind aber nicht nur ein paar Rollen…das ist ja das halbe Archiv.“ Stellte er fest. „Nun, du wirst genügend Zeit finden dich ihnen zu widmen, sofern du sie überhaupt verstehen kannst.“ „Ich habe das Heft gelesen…so viel schlimmer können die gar nicht sein.“ Erinnerte er, seine Stimme klang dabei sehr nachdenklich. Er sah kurz auf, bevor er willkürlich eine Rolle aufnahm und sie öffnete. Ok…er würde nicht nur Zeit finden sie zu lesen, er würde sie mindestens genauso dringend auch benötigen um sie überhaupt erst einmal zu entschlüsseln. „Das…das ist doch hebräisch…“ brach es aus ihm heraus. „Raphael…machst du das eigentlich mit Absicht? Ich war gerade einigermaßen gut darin die keltische Schrift, und die Runenzeichnungen zu entschlüsseln...nun sind hier plötzlich irgendwelche Hieroglyphen mitten im Text…“ erwiderte er ein wenig fassungslos. Es genügte um den Vampir erneut zum schmunzeln zu bringen. „Niemand hat gesagt, dass es einfach ist.“ „Aber du wusstest es.“ „Nein…eigentlich nicht…ich hab sie nie angesehen.“ „Aber wieso hast du dann…“ „Im Grunde war es nicht schwer…man musste nur immer dann zu Stelle sein wenn wieder einer den Verstand verloren hatte und das kam oft genug vor. Ab und zu lagen sie auch offen.“ „Gibt es wenigstens Aufzeichnungen?“ „Ein paar, die liegen auch irgendwo mit in den Rollen dabei.“ „Ok…“ Lian begann sich auf die Suche zu machen. Doch blieb schon nach einem Moment bei einer Rolle stehen. „Was ist das?“ fragte er sich laut und begann sie ganz aufzurollen. Diese Rolle stammte aus der Zeit aus der auch das Heft des Vampires stammte und irgendwie deckten sich einige Aufzeichnungen mit diesen die er eben in den Händen hielt. Tatsächlich erzählte der Text von der Zeit in der Raphael gelebt hatte. Es klang fast wie ein Brief der aufgesetzt und versandt wurde, ohne allerdings seinen Empfänger zu erreichen. Nach ein paar Zeilen bestätigte sich die Vermutung des Jungen. Der Text stammte aus dem Jahre 184 und warnte jemanden davor sich nicht länger im geheiligten Land zu bewegen, da man ihn verfolgte. „184…das wäre ja…“ er sah den Vampir an, der inzwischen wieder auf der anderen Seite des Raumes platzgenommen hatte und ihn ansah. „Was war denn 184?“ „Ich glaube das hier ist ein Brief der seinen Empfänger allerdings nie erreicht hat. Es ist eine Warnung…oder ein Rat...glaub ich. Sieht allerdings so aus als wurde er abgefangen…zumindest ist hier ein Siegel das ich irgendwo schon mal gesehen habe.“ Raphael kam zu ihm und nahm die Rolle entgegen. Sofort verfinsterte sich sein Blick. „Das ist das Siegel eines Erzbischofes aus dieser Zeit. Man nannte ihn damals Diakon…das ist normalerweise eine Amtsbezeichnung und bezeichnete damals besonders hoch angesehener Diener der Kirche. Die Diakone waren ursprünglich Gehilfen der Apostel und waren die erste Stufe eines Bischofes. Sie gaben Verkündungen bekannt und einige hielten sich auch für Propheten… Er nannte sich jedoch so, bezichtigte meine Familie des Hochverrates und ließ sie durch das ganze Land jagen. Es würde mich nicht wundern wenn das sein Siegel wäre…“ erwiderte Raphael und war dabei selbst erstaunt dass er sich daran erinnern konnte. Dabei war er doch auch nur ein Kind gewesen…oder? „Ich verstehe…“ nickte Lian und sah ihn dabei an. Die letze Eintragung in seinem Heft stammte aus dem Jahr 203, damals war er 26, das bedeutete also er war 7 als die Jagd begann. „Tut mir leid…“ murmelte er plötzlich. „Was meinst du?“ „Das ich am Anfang gesagt habe, das ich nicht glaube das man einfach alles vergessen kann. Inzwischen kann ich es verstehen. Nachdem was ich bisher erfahren habe, war es keine besonders schöne Zeit, eher eine Zeit die man einfach am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würde, wenn man die Möglichkeit dazu hat.“ „Ich habe doch schon gesagt das das alles sehr lang her ist und es einfach nicht mehr existiert.“ Erwiderte der Vampir. Lian nickte, doch wirklich überzeugt sah er dabei nicht aus. Raphael gab ihm die Rolle zurück und ließ ihn allein. Er war nicht sauer, nur ein bisschen wütend über diese Rolle die er heut zum ersten mal zu Gesicht bekommen hatte, die ironischer weise die ganze Zeit über bei ihm war, und die ihm bewies das die ganze Sache mit der Jagd sehr wohl ein abgekartetes Spiel war. Was er Lian nicht gesagt hatte, war die Tatsache, dass das Siegel von jemandem gebrochen wurde, den er noch in Guter Erinnerung hatte, es war der Bruder seines Vaters der ihn letztendlich mit genau diesem Schreiben ausgeliefert hatte um seinen eigenen Kopf zu retten. Lian fand noch ein paar andere Dokumente aus dieser Zeit und alle waren nur abgeschickt wurden ohne je an einen Empfänger zu gelangen, doch er entschied sich dafür, Raphael nichts davon zu sagen, seine Reaktion hatte in ihm den Verdacht aufkommen lassen, das er noch mehr über diese Rolle wusste. Doch hielt er es für klüger ihn nicht darauf anzusprechen. Vielleicht fand er die Antwort selbst. Während er die Rollen aufteilte, wurde er zunehmend schläfriger. Letztendlich bekam er gar nicht mehr mit wie er immer weiter nach vorn sank und über ihnen einfach eingeschlafen war. Als Raphael zurück kam, sah er verwundert zum Tisch. Er war entweder länger weg als er dachte, oder die Tage ohne schlaf forderten, zumindest von Lian, langsam ihren Tribut. Er ging näher zu ihm, doch er schlief tatsächlich tief und fest. Seufzend nahm er ihn die Rolle aus der Hand und trug Lian in dessen Zimmer und ins Bett. Gerade als er wieder zurück gehen wollte, griff der Junge nach seinem Handgelenk und hielt es fest. Verwundert wollte Raphael sich seinem Griff entziehen, doch stellte fest, dass er ihn damit nur wecken würde. Ein wenig unbeholfen sah er den Jungen an. Das war definitiv bisher nur ein einziges mal vorgekommen. Damals war er noch ein Mensch und es war seine jüngere Schwester die ihn auf eine ähnliche Weise festgehalten hatte als er gehen wollte. Damals blieb er bis ihr Griff erschlaffte und das Herz des Mädchens aufhörte zu schlagen. Sie war schon seit ihrer Flucht krank gewesen. Adáliz war gerade 12 als sie den Kampf gegen den unbekannten Eindringling in ihrem Körper verloren hatte, er erst 17. Seltsamerweise konnte er sich nicht mehr daran erinnern irgendetwas gefühlt zu haben. Und nun? Er konnte sich nicht aus seinem Griff befreien und so wie es aussah, würde Lian ihn auch nicht so schnell loslassen. Er musste wohl oder übel einsehen, dass ihm nur eine Möglichkeit blieb und die sah so aus, das er solang bei ihm bleiben musste, bis er wieder aufwachte. Das konnte noch lustig werden…Lians erste Aktion bestünde sicher darin möglichst schnell in irgendein Loch zu kriechen, wenn er es bemerkte. Raphael musste über diesen Gedanken schmunzeln. Ja er war sich ziemlich sicher dass genau das geschehen würde. Seufzend setzte er sich neben den Jungen und betrachtete ihn. Etwas war hier seltsam…aber noch eigenartiger war die Tatsache, dass es ihn selbst nicht sonderlich störte. Irgendwann war allerdings auch der Vampir einfach neben ihm eingeschlafen. Die Zeit verging. Es war schon fast eine ganze Nacht vergangen, als Lian wieder aufwachte. Wann war er denn eingeschlafen? Oder wie kam er überhaupt ins Bett? Als er seinen Blick zur Seite schweifte wollte er schon fast auffahren, allerdings kam sein Körper seiner Aufforderung, wieder mal, nicht nach und so versuchte er zunächst nur den Schreck zu verarbeiten der ihm im Moment noch fest in seinem Bann hielt. Warum war Raphael hier? Und wieso lag er neben ihm und schlief ganz offensichtlich? Erst beim zweiten Blick stellte er fest, dass er selbst dafür verantwortlich war. Er hielt sein Handgelenkt noch immer fest umklammert. Sofort lief sein Gesicht rot an. War das etwa schon die ganze Zeit der Fall? Er wagte es nicht jetzt los zu lassen, aus Sorge, dass er ebenfalls wach werden würde und er in Erklärungsnot geriet. Was nun? Eigentlich war er noch nicht einmal richtig ausgeschlafen, zumindest fühlte es sich nicht so an, aber der Schreck hatte ihn mit einem Schlag hellwach werden lassen. Erst jetzt stellte er fest, dass Raphael noch immer schlief. Wie kam es eigentlich das er noch nicht aufgewacht war? Bisher war es doch immer so gewesen, das er schon von einem kleinen Atemzug aufwachte…zumindest glaubte er das. Das er sich irrte hielt er für unwahrscheinlich, aber hätte er nicht frühestens dann aufwachen können als sein Herz einen Satz nach vorn machte und mit doppelter Geschwindigkeit weiter schlug? Lian glühte noch immer. Was sollte er denn jetzt machen? Zunächst entschied er sich dafür schnellsten seinen Puls zu beruhigen, dann würde er versuchen einen klaren Gedanken zu fassen…bis es soweit war betrachtete er den Vampir. Er lag nicht von Anfang an, so wie jetzt, wahrscheinlich saß er vorher eher aufrecht neben ihm. Jetzt fielen einige Haarsträhnen wie Silberfäden über sein Gesicht und ließen es noch schöner wirken als sie es sonst taten. Auch sonst wirkte er auf eine Art einfach nur friedlich, gar nicht mehr wie ein Vampir, sondern eher wie ein Mensch. Ein bemerkenswert gut aussehender Mensch wie Lian zähneknirschend zugeben musste. Ein Mensch der ihm gerade in diesem Moment noch mehr den Kopf verdrehte als im wachen Zustand. Es war ein schönes Gefühl ihn so nah ansehen zu können. Es hatte eine beruhigende Wirkung auf den Jungen und er war fast versucht ihn ein paar Strähnen aus dem Gesicht zu streifen, besann sich jedoch dann eines Besseren und sah ihn einfach nur an. Plötzlich wurde er stutzig. Unbewusst war er näher an den Vampir herangerückt und lauschte. Was war das für ein merkwürdiges Gefühl? Lian lauschte dem Klopfenden Geräusch…bis er schließlich zu dem Schluss kam das es nicht sein Puls war den er hörte, denn der schlug nun wieder um ein vielfaches schneller. Das war tatsächlich ein Herzschlag. Ein beneidenswert ruhiger Herzschlag, wie er jedem schlafenden Menschen eigen ist. Was hatte das zu bedeuten? Vampire waren doch aber gar keine normalen Menschen mehr, auch wenn sie ihnen im äußeren noch immer glichen. Warum hörte er dann einen Herzschlag und überhaupt, wie hatte es dieses Herz geschafft hunderte von Jahren zu schlagen? Hatte es tatsächlich schon die ganze Zeit geschlagen? Irgendwie war das schwer vorstellbar, aber wie so oft war scheinbar auch so etwas nicht unmöglich. Während Lian weiter dem gleichmäßigen Ton lauschte überrumpelte ihn erneut die Müdigkeit und er schlief doch wieder ein. Später in dieser Nacht erwachte auch Raphael. Das erste was er bemerkte war, das Lian ihn noch immer nicht losgelassen hatte. Aber wesentlich ungemütlicher war die Position in der er eingeschlafen war. Gleichzeitig wunderte er sich, wie er überhaupt hatte einschlafen können. So erschöpft konnte er gar nicht gewesen sein. Irritiert sah er auf den Jungen. Täuschte er sich oder war er näher zu ihm gerückt? War er schon wach gewesen? Und wenn wieso hatte er ihn dann nicht bemerkt? Plötzlich stutzte er. Etwas war hier seltsam. Irgendetwas war anders als sonst, allerdings konnte der Vampir nicht sofort sagen was es war. Aber Lians Griff hatte an Kraft verloren, so war es ihm ein leichtes, sich mit einer schnellen Bewegung aus der Hand des Jungen zu winden ohne das der etwas davon bemerkt hatte. Raphael richtete sich auf und streckte sich ein wenig, allerdings genügte es um seine Knochen einvernehmlich knacken zu hören. Sofort fuhr Lian auf und sah ihn erschrocken an. Fast in derselben Sekunde senkte er hastig den Blick um zu verbergen wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Das wenige Licht was den Raum einnahm reichte aus um in ihm die wildesten Erinnerungen und Vorstellungen zu entfachen. In seinen Gedanken mahnte er sich hastig zu Ordnung, das passte nun gar nicht hier her. Der Vampir registrierte seine Bewegung und sah nun verwundert auf ihn herab. Gleichzeitig ertappte er sich allerdings selbst dabei wie er sich fragte was wohl in den Kopf des Jungen vorging während sein Gesicht ganz eindeutig dunkler geworden war. Resignierend schüttelte er den Kopf. „Tut mir leid…“ murmelte der in diesen Moment und schaffte es nur, Raphael noch mehr zu verwirren. Dann fiel der Groschen. „Schon gut…“ damit stand er auf und ließ ihn allein. Erst als Lian hörte, dass die Tür geschlossen wurde, wagte er es wieder aufzublicken. Er seufzte auf, während sein Puls noch immer raste und ihn davon abhielt sich einfach wieder hinzulegen und weiter zu schlafen. Dieses Unterfangen gab er dementsprechend schnell wieder auf und gesellte sich stattdessen wieder an den Tisch der noch immer mit unzähligen Pergamenten überfüllt war. Wie kamen die eigentlich hier her? Er war sich fast sicher dass er sie nicht hergebracht haben konnte, denn soweit er sich noch erinnerte, war er bei Raphael bevor er in seinem Bett wieder aufgewacht war. Missmutig durchforstete er die Pergamentrollen und Papierfetzen die vor ihm lagen. Als er damit fertig war, stellte er fest dass er die Rollen auf einen Haufen und die Pergamente auf einen anderen Haufen geordnet hatte ohne das jedoch zu bemerken. Der Grund dafür lag eine Tür weiter. Lian stand auf. So konnte es nicht weitergehen. Er musste endlich wieder Ordnung in seine Gedanken bringen und aufhören ständig über Raphael nachzudenken. Er hatte ihn zwar gebeten zu bleiben, aber sicher nicht ganz ohne Hintergrund. Tatsache war, das auch der Vampir wusste das er hier wesentlich sicherer war und er selbst ebenfalls. Er konnte sich kaum vorstellen, dass etwas anderes ihn zu diesem Entschluss gebracht hatte. Schließlich hatte er selbst erlebt zu was es führen konnte, wenn die beiden ungleichen Welten aufeinander prallten. Etwas anderes sollte er besser nicht erwarten, denn das käme einer surrealistischen Vorstellung gleich, die höchsten ihn selbst zu schaffen machen konnte. Oder noch schlimmer. Sie würde ihn vermutlich eher verletzen. Für den Moment war es besser, einfach nicht länger darüber nachzudenken, also starrte er wieder die Pergamente an. Einige waren eingerissen, ein paar andere schienen in der Mitte dicker, erst als er einen bunten Zipfel bemerkte sah er sich besagte Rolle genauer an und erstarrte. Das Vermeidliche Pergament entpuppte sich als Portrait einer wunderschönen jungen Frau. So viel älter konnte sie nicht gewesen ein, vielleicht 15 oder auch 16. Sie sah aus wie ein Engel. Etwas an ihr kam ihm merkwürdig bekannt vor. Ihr Haar war fast weiß und ihre Augen leuchteten in einem dunklen rot. Sofort fuhr er auf und versuchte sich zu beruhigen. Ihre Augen…es waren ihre Augen die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Wie elektrisiert steuerte er auf die Tür zu. Den Daten nach zu urteilen war dieses Bild schon sehr alt. Es stammte aus dem Jahr 194. Erst als er vor der großen Steinwand stand realisierte er, das er schon wieder im Begriff war, Raphael aufzusuchen. Eigentlich war er sich fast sicher dass er nicht schlief, höchstens war er nicht da, doch das würde er wahrscheinlich nicht erfahren wenn er hier stehen bleiben würde und die Wand anstarrte. ___________________ Thx für´s lesen. Fast ist es geschafft nur noch wneige Seiten, wieviel das seht ihr an den Prozentangaben bis es abgeschlossen ist. Rechtschreibfehler dürft ihr diesmal behalten, ich hab bisschen viel um die Ohren ^^" Schönen 2. Advent und noch einen schönen Samstag. *Nikolausstifel hinstell* LG Kio ^^ Kapitel 26: Kapitel 26 ---------------------- Kapitel 26 Unsicher ging er weiter und schließlich ganz hinein. Wie er erwartet hatte, schlief Raphael nicht, aber was er nicht erwartet hatte, war die Tatsache, dass er im Raum stand und ihn ansah. Lian rechnete jeden Moment damit, dass er mit der gewohnten „Höflichkeit“ empfangen wurde. Doch nichts geschah. Der Vampir stand einfach da und sah ihn an. Dabei wirkte er irgendwie sogar fast ein wenig verwundert, doch das konnte auch nur eine Täuschung sein. Lian maßte sich nicht an dies beurteilen zu können, dafür hatte er einfach noch nicht genügend Basis zu seinen Vampir errichten können. Die wenigen Worte die sie gewechselt hatten, waren selten aufschlussreich genug um zu ergründen was wohl in ihm vorging. Auch war eher selten sowas wie eine Regung in seinem wunderschönen Gesicht zu sehen. Widerwillig schüttelte der Junge in Gedanken den Kopf. Nicht schon wieder und versuchte dabei möglichst nicht zuzulassen das er schon wieder leicht rot anlief. Ob Raphael ihm glauben würde wenn er sich mit Fieber heraus zu reden versuchte? Nein, das war albern und noch dazu reichlich unwahrscheinlich. Lian war so gut wie nie krank und Fieber bekam er schon gar nicht. „Was hast du da?“ riss ihn die Stimme des Vampires aus den Gedanken. „Das hab ich zwischen den Pergamenten gefunden. Es ist ein Portrait.“ „Ein Portrait? Naja das ist nicht so ungewöhnlich oder?“ Leicht schüttelte der Junge den Kopf und sah auch endlich wieder zu ihm. Nein, er hatte sich ganz sicher nicht getäuscht. Raphaels Augen…sie glichen dem rot auf dem Portrait fast auf den Ton. Auch wenn sich in denen der portraitierte Schönheit ein wenig mehr braun eingeschlichen hatte. Es war schon fast unheimlich wie ähnlich sie aussahen. Er ging auf ihn zu und reichte es ihm. Als der Vampir das Pergament aufrollte, meinte Lian für einen Moment so etwas wie Erkennen und auch eine leichte Traurigkeit in seinem Gesicht lesen zu können. Doch der Moment verflog so schnell wie ein Wimpernschlag. „Entschuldige…Ich dachte nur, das es vielleicht dir gehört…weil sie dir ähnlich sieht.“ die letzen Worte hatte er mehr geflüstert, doch natürlich verstand er jedes Wort. „Das lag also zwischen den Pergamenten und Rollen?“ Lian nickte. „Lagen da noch mehr?“ „Ich weiß nicht. Ich habe noch nicht weiter gesucht.“ Erwiderte er ein bisschen überrascht. Als der Vampir an ihm vorbeischritt sah er ihn irritiert hinterher. Was war denn jetzt schon wieder los? Nervös und mit rasendem Puls folgte er ihm. Er war erstaunt, dass Raphael direkt vor dem Tisch mit Pergamenten stehen blieb und sie ansah. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren tat er es ihm gleich und wurde fündig. Ein weiteres Portrait kam zum Vorschein und er reichte es ihm. „Suchst du das?“ Raphael sah ihn an und nickte bevor er das andere Pergament zu sich nahm. Ein leichtes Schmunzeln stahl sich um seine Lippen und Lian erstarrte von Neuem. Was war das bloß für ein Gefühl? Er deutete Lian sich zu setzen, der dieser Aufforderung unweigerlich folgte, da er dachte jeden Moment würden seine Beine unter seinem Gewicht nachgeben. Noch immer lag ein leichtes Lächeln über Raphaels Lippen und der Junge konnte seinen Blick einfach nicht mehr von ihm wenden. Wieso war ausgerechnet er es der Raphael begegnet war und wieso…wieso kam er einfach nicht mehr umher jede einzelne Bewegung dieses Wesens in sich aufzusaugen, als wäre es überlebenswichtig? Er tippte auf das Portrait. „Wie findest du es?“ Lian sah ihn ein wenig ungläubig an, doch dann antwortete er verlegen. „Wer auch immer sie war…sie war eine wunderschöne junge Frau…und ein fähiger Künstler muss das genau so gesehen haben.“ Die letzen Worte waren immer leiser geworden. Lian war sich sehr wohl im Klaren darüber das er mit der treffenden Bezeichnung ihres Aussehens indirekt auch den Vampir ansprach. Das lies ihn erneut nervös werden, doch der schien es noch gar nicht registriert zu haben. „Das stimmt…das war sie wirklich.“ Erwiderte Raphael. Dann trat wieder eine dunkler Schleier über seine Augen und er legte die Bilder zurück, bevor er Lian ansah. Diese beiden Bilder hatte er fast ganz vergessen und irgendwann aufgehört weiter danach zu suchen. Natürlich kannte er die Mädchen darauf, doch er hatte zeitweise geglaubt sie waren verloren. Das nun ausgerechnet Lian sie wieder gefunden hatte, stimmte ihn traurig. Es war schon richtig. Erinnerungen waren wie ein Gefängnis aus dem man einfach nicht ausbrechen konnte, und diese beiden Bilder waren die letzen Erinnerungen die er gebrauchen konnte. Nicht desto trotz hatte er sich entschieden den Jungen nicht im Unklaren zu lassen. Er nahm eines der beiden Bilder. Es war die unbekannte Schönheit die Lian mit ihrem Augen sanft anzusehen schien. „Das Mädchen auf diesem Portrait hieß Pélage. Du kennst den Namen ja schon. Sie war meine jüngere Schwester. Das Bild entstand kurz vor ihrem Tod. Die Leute die sie aufgenommen hatten, hatten einen Sohn…er war Künstler und hatte ganz offensichtlich einen Narren an ihr gefressen. Ich glaube er wollte sie sogar zur Frau nehmen sobald der Krieg vorüber war und keiner mehr nach ihrer Herkunft fragen würde. Er erzählte mir, er habe das Bild gezeichnet als er sie eines Morgens am Fenster stehen sah, sie ihn bemerkte und ihn zulächelte. Da hatte er sich wohl vorgenommen diesen Moment auf Papier zu bringen, gleich nachdem er sich entschieden hatte sie irgendwann zu heiraten. Dazu kam es nicht mehr…ein paar Tage später war sie Tod.“ Lian sah ihn noch immer an und fühlte einen bekannten Schmerz in seinem Inneren. Auch wenn man ihm so gut wie nichts ansah. Die leise und sanfte Stimme mit der er sprach genügte um ihn erkennen zu lassen, dass er sie offensichtlich einmal sehr geliebt hatte. Das war nur zu verständlich, schließlich hatte er auch mal eine Schwester gehabt. „Das…tut mir Leid…“ murmelte der Junge doch Raphael schüttelte nur den Kopf. „Sollte es nicht. Das ist lange her.“ „Wie alt war sie denn?“ „Ich weiß nicht mehr 15 oder 16.“ Der Junge nickte.“ „Und…und was ist passiert?“ fragte er beinahe lautlos mit flauem Gefühl im Magen. Er war nicht sicher ob es eine gute Idee war. Doch als er aufsah, stellte er fest das Raphael ihm die Frage nicht übel zu nehmen schien. „Sie wurde erschossen…feige erschossen als sie einen Moment lang nicht aufgepasst hatte. Sie starb nur wenig später an den Folgen.“ Wieder nickte der Junge. Er wirkte bedrückt. „Das hier war Adáliz. Auch den Namen hast du schon gelesen. Auf diesem Bild war sie gerade mal 6 Jahre. Meine jüngste Schwester. Pélage hat es gezeichnet. Sie wollte Malerin werden. Ich glaube sie war zu diesem Zeitpunkt erst 13 oder 14.“ Erstaunt nahm Lian das Bild auf und sah es an. Eine wirkliche Ähnlichkeit zwischen Adáliz und Pélage oder Raphael konnte er zwar nicht erkennen, allerdings schien diese Familie vor Schönheit nur so zu trotzen. Vielleicht war sie auf diesem Bild noch ein Kind, aber schon jetzt konnte er erkennen, dass sie auch eine wunderschöne Frau geworden wäre, hätte sie die Chance bekommen. Er musste sich ja nur Pélage und Raphael ansehen. Doch woher kamen sie blonden Haare und die strahlend blauen Augen die ihn fast einen Schauer über den Rücken jagten? Und wieso glichen Raphael und Pélage der kleinen Adáliz so gar nicht? Im Grunde konnte das nur bedeuten, das ein Elternteil wahrscheinlich so aussah wie das kleine Mädchen und das andere Elternteil zumindest braune oder rote Augen gehabt haben musste um solch eine faszinierende Mischung von silbernen Haar und diesen unergründlich, tiefen, roten Augen zu Stande zu bekommen. „Und das war wirklich deine Schwester?“ fragte er eher ungewollt. „War sie…Joël sah ihr wesentlich ähnlicher und Zerádes auch. Sie kamen mehr nach unserem Vater. Pélage und ich…nun ja…wir tanzten schon immer ein bisschen aus der Reihe. Unsere Mutter sah uns ähnlicher. Ihr Haar war so hell das es fast weiß wirkte, aber ihre Augen waren ein starker Kontrast dazu. Sie waren fast schwarz. Wie das kam, wusste keiner.“ Lian sah ihn überrascht an. Der Vampir beantwortete von sich aus Fragen? Träumte er noch? Und wieso hatte er immer gesagt er könne sich nicht mehr an etwas aus seinem Leben erinnern? Das kam doch beinahe einer Lüge gleich wenn er ihm jetzt zuhörte. Andererseits glaubte er ihn auch verstehen zu können. Über solche Dinge sprach keiner gern, auch wenn sie schon so lang zurück lagen. Irgendwann hatte man etwas für diese Menschen empfunden und tat es scheinbar solang man lebte. Wäre er nicht so unsicher, wäre er lang aufgesprungen und hätte ihn einfach umarmt, doch sein rasender Puls hielt ihn dann doch eher davon ab. „Was ist mir ihr passiert?“ fragte er nachdem er bemerkt hatte dass er ihn schon wieder beinahe anstarrte. „Sie wurde krank und ist gestorben als sie 12 war. Pélage starb nur ein paar Tage später.“ Lian schluckte. „Woher weißt du dass es so gewesen ist?“ fragte er leise. „Weil ich bei ihr war und sie mich nicht los ließ als ich gehen wollte.“ Dabei sah er Lian an. Sofort nahm der wieder eine ungesunde Gesichtsfarbe an und wandte den Blick ab. Raphael fuhr ihm schmunzelnd durchs Haar, wunderte sich nur eine Sekunde später selbst darüber und vermied es die Hand ruckartig zurück zu ziehen. Gleichzeitig registrierte er noch etwas anderes was ihn ungefähr genau so unerklärlich war. „Sie hat nicht gelitten. Sie lächelte als sie starb.“ Erwiderte er und stand auf. Der Junge saß wie versteinert auf seinem Stuhl und hatte Mühe den Kopf überhaupt wieder zu bewegen. Als er sich endlich dazu durchgerungen hatte, stand Raphael mit dem Rücken zu ihm. „Gab es noch mehr Bilder?“ fragte er stockend um die Stille zu vertreiben die sich auszubreiten drohte. „Weiß ich nicht. Möglich ist es, aber gesehen habe ich sonst keine.“ „Was war mit Zerádes?“ fragte er weiter. Was sollte er auch sonst tun um sich irgendwie abzulenken um nicht etwas Unüberlegtes zu tun?“ Raphael sah ihn wieder an. „Ihn ereilte ein ähnliches Schicksal allerdings fand er einen weniger schönen Tod.“ „War er der, der in diesem Lazarett lag?“ Doch diesmal schüttelte der Vampir den Kopf. „Nein…war er nicht. Das war unser Vater. Als er erfuhr was mit den Mädchen geschehen war, wurde er ein anderer Mensch. Am Ende war er verarmt, vereinsamt und verlassen. Genauso starb er auch. Er hat mich natürlich nicht mehr erkannt, als ich ihm begegnete. Er war ein alter Mann geworden der alles hasste was er einmal gern gehabt hatte. Als ältester Sohn unserer Eltern lag es an ihm, alles zu übernehmen, was man vor ihm aufgebaut hatte, natürlich auch die weniger erfreulichen Dinge die das Leben mit sich brachte. Er hatte Glück das man ihn nicht erkannt hatte, als der, der er tatsächlich war, doch etwas an seinem Ende änderte das auch nicht. Er war nicht verheiratet, hatte keine Familie und schien auch schon lange vor seinem Tod mit dem Leben abgeschlossen zu haben, dabei war er einmal ein aufgeschlossener und lebensfroher Mensch gewesen, der jeden mit seiner Guten Laune anstecken konnte.“ Raphael verstummte. Lian meinte so etwas Ähnliches wie Bedauern heraus zu hören. Also hatte Zerádes länger gelebt als seine anderen Geschwister und Raphael als solchen nicht mehr erkannt, da sie getrennt wurden als er noch jünger war. Aber war das wirklich möglich? War es wirklich möglich jemanden nicht mehr zu erkennen bloß weil man ihn lange nicht gesehen hat, auch wenn der, im übertragenen Sinne, inzwischen genauso tot war wie der Rest seiner Familie? Er war aufgestanden und näher an den Vampir herangegangen. Was danach folgte entzog sich seiner Kontrolle. Lian legte von hinten beide Arme um ihn und hielt ihn fest. Das nächste was ihm durch den Kopf schoss war die Tatsache, dass Raphael ihn im Moment nicht sehen konnte und dafür war er auf eine seltsame Art und Weise dankbar. Für einen Moment schrak sogar der Vampir zusammen, sodass es auch der Junge bemerkte. Dennoch ließ er nicht los. Zum einen konnte er ihm jetzt unmöglich ins Gesicht sehen, zum anderen wusste er keine Erklärung hierfür. Stattdessen sammelte er den kläglichen Rest seines noch funktionierenden Verstandes zusammen. „Woher wusstest du, dass er es war, als du ihn gesehen hattest?“ fragte er leise während sein Blick noch immer über den Tisch schweifte und zwischen ein paar Pergamenten hängen blieb. Raphael, der den ersten Schreck überwunden hatte, löste die Arme des jüngeren von sich und wandte sich zu ihm um. „Das war nicht besonders schwer. Er hatte zwei verschiedenen Augenfarben.“ Antwortete er mit einiger Verspätung und sah ihn missmutig an. „Lass das bitte sein.“ Fügte er noch dazu und sah ihn an. Lian hatte sich indes dazu durchgerungen ihn anzusehen. Hatte er gerade „Bitte“ gesagt? Nebenbei stellte er fest, dass er nicht besonders viel Kraft aufgewendet hatte, während er sich aus seiner Umarmung löste. Im Gegenteil es war fast zaghaft und auf seltsame Weise sogar sanft. Und er hielt seine Arme immer noch fest. Fast ein bisschen zu schnell, als wirklich beabsichtigt, ließ er sie los, als er dem Blick des Jungen folgte. Als er sich abwenden und gehen wollte, hielt ihn Lian erneut zurück und sah ihn an. „Warum belügst du dich selbst, wenn du doch noch alles weißt?“ fragte er fast wehmütig und mit ehrlich gemeinten Interesse direkt an ihn gewandt. War da etwa ein leichter Unmut in seiner Stimme? „Warum fragst du mich das? Du weißt es doch schon selbst.“ Stellte Raphael fest. Lian ließ ihn nicht los. Allmählich entwickelte sich die Situation in eine Richtung die ihm nicht behagte. Würde er nicht bald gehen, würde er noch mehr menschliches Gefühl zulassen und dann war es vorbei. Er wusste das und Lian mit Sicherheit ebenfalls. Auch wenn Lian nur jetzt lebte und er tatsächlich seine Nähe gestattete, wäre am Ende er es, der allein zurück bleiben würde und an Dinge erinnert wurde, die schon beim ersten mal schlimm genug waren. „Lass mich los.“ Forderte er ihn auf. Doch der Junge schüttelte den Kopf. Würde der Vampir darauf bestehen, würde es ihm kaum Mühe bereiten sich seinem Griff zu entziehen, doch er tat es einfach nicht. Stattdessen ging Lian noch näher zu ihm. Er blieb stehen und nahm die andere Hand seines Gegenübers um diese direkt dort hin zu führen, wo ein leichtes, rhythmisches Schlagen unter seinem Hemd zu sehen war. Raphael zuckte ein kleines Stück zurück. Was hatte er vor…oder anders…wieso schlug auf einmal sein Herz wieder und warum lag die Hand des Jungen immer noch auf seiner eigenen? Der Junge sah ihn an. „Wieso bist du noch so wirklich, wenn du doch selbst der Ansicht bist, dass es dich gar nicht mehr gibt? Ich weiß dass, das eigentlich unmöglich ist, aber warum merkst du es nicht mehr?“ Fragte er ihn. Das war eine gute Frage. Die erste auf die er nicht direkt antworten konnte, weil er es selbst nicht wusste. Raphael entzog sich dem Griff des Jungen und trat einen Schritt zurück. Jetzt wusste er zwar, was ihm schon die ganze Zeit selbst merkwürdig vorkam, doch gleichzeitig war er nicht sonderlich begeistert darüber. So weit hätte es gar nicht kommen dürfen. „Also?“ riss ihn Lian aus seinen Gedanken. Erst jetzt merkte er, dass er ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen hatte. „Ich weiß es nicht und es ist auch nicht wichtig.“ Antwortete er schließlich. „Das stimmt nicht…ich sehe es dir an.“ Nun war es Raphael der einen Schritt zu ihm gegangen war und nah vor ihm stand. Lians Puls raste, doch er ignorierte es, genauso wie die aufsteigende Röte in seinem Gesicht. Er hatte keine Ambitionen vor ihm zurück zu weichen. Er war einfach nur auf der Stelle erstarrt und sah Raphael an. „Auch wenn das so sein sollte…es ist unwichtig. Ich kann es mir nicht leisten mich an dich zu gewöhnen Lian. Das macht es weder besser noch erträglicher für mich, also frag nicht nach einem Grund.“ „Ich frage aber danach…auch wenn ich keine andre Antwort erwartet habe.“ „Und was ist dein Grund?“ gab der Vampir weniger freundlich zurück. Für einen Moment schien der Junge aus dem Konzept gebracht, doch er fing sich erstaunlich schnell wieder. Raphael sah ihn an, wandte sich um und wollte gerade gehen. „Mein Grund bist du.“ Antwortete er und sah ihn an. Der Vampir blieb stehen und sah ihn zweifelnd an. Was meinte er damit? „Wofür?“ fragte er nach und sah ihn nicht an. Er sollte gehen, es wurde Zeit. Lian drohte fast vor Nervosität den Halt zu verlieren, aber wenn er nicht bald etwas unternahm, wäre das für längere Zeit, das letze Gespräch was er mit dem Vampir führen konnte und das wollte er verhindern. Jetzt da er sich fast sicher war, das seine abwesende Haltung und auch seine Ratschläge eher ein eigener Schutz war, auch wenn er wusste, das er seine Beweggründe dafür verstand, und obwohl er sich lange versuchte gegen dieses Gefühl in ihm zu wehren, er würde es ihm sagen müssen. Viel mehr verlieren konnte, nein wollte er nicht und dafür durfte er sich nicht länger selbst hinter einer Lüge verbergen. Er ging auf ihn zu und hielt ihn erneut fest. „Weil ich mich nicht länger hinter Lügen verbergen möchte…weil ich mich einfach nicht mehr wohl dabei fühle neue Ausreden zu finden, nur um am Ende festzustellen, das selbst sie nur eine einzige Lüge sind.“ „Warum versucht du es dann zur Abwechslung nicht mal mit der Wahrheit?“ wollte der Vampir wissen, der völlig regungslos stehen geblieben war. „Weil ich nicht weiß ob das der richtige Weg ist.“ „Dann wirst du wohl weiter auf einer Gabelung im Kreis laufen.“ Raphael hatte sich umgedreht und sah ihn jetzt eindeutig verärgert an. „Was soll das? Was hält dich hier? Angesehen von der Tatsache, das draußen dein sicheres Ende auf dich wartet, wie auch immer das aussehen mag.“ Natürlich war er nicht ansatzweise so verärgert wie er tat, vielmehr wusste er selbst nicht was er aus den Worten des Jungen schließen, oder wie er sich verhalten sollte…ganz nebenbei hatte er sich noch nicht mal aus dessen erneute Umarmung gelöst. Was zur Hölle wollte dieser Junge denn nun eigentlich sagen und was war auf einmal mit ihm selbst los? Seit wann ließ er sich denn von einem Menschen völlig irritieren? Viel weiter kam er mit seinen Überlegungen allerdings auch nicht, denn im nächsten Augenblick hatte sich der Junge gestreckt und küsste ihn erneut. Für einen kurzen Moment war er versucht, ihm nachzugeben, entschied sich dann aber dagegen. Das war nicht gut…das war ganz und gar nicht gut. Schon einen Wimpernschlag später hatte sich Lian wieder von ihm gelöst und sah ihn an. „Was soll das?“ fragte Raphael erneut nach, allerdings klang er nicht ansatzweise so überzeugend verärgert wie er wollte. „Ich glaube ich hab mich in dich verliebt.“ Murmelte sein Gegenüber und wandte den Blick gänzlich von ihm ab. Fast schon mit sanfter Gewalt drehte er das Gesicht des Jungen wieder zu sich und sah ihn an. „Vergiss es…“ _________________ So Thx für´s lesen. jetzt dürft ihr mal spekulieren, ich bin gespannt.;) *Plätzchen hinstell* Fragen,Anregungen ect wie immer. LG Kio ^^ Kapitel 27: Kapitel 27 ---------------------- Kapitel 27 Eine Sekunde sah er ihn noch an, dann beugte er sich weiter nach unten, hauchte ihn nur einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und löste sich gänzlich aus seiner Starre und damit aus der Umarmung des Jungen. „Denk nicht mal daran aus diesem Raum laufen zu wollen…“ damit schloss er die Tür von außen und Lian sank auf einem Stuhl hinter sich. Was zum Teufel war das denn eben? Ihm schwirrte der Kopf und so wirklich etwas begreifen konnte er auch nicht. War das jetzt eine Warnung oder eher eine Bitte? Und war das jetzt eine zufriedene oder eine verärgerte Feststellung? War er nun böse oder nicht? Hatte er ihm überhaupt richtig zugehört? Gedankenverloren wühlte Lian wieder in dem Berg von Pergamenten und Blättern, während er versuchte das eben geschehene zu begreifen. Wie blöd konnte man eigentlich sein? Das war so ziemlich die sicherste Methode jemanden zu verärgern, den man blöderweise viel zu sehr mochte und der, wie sollte es auch anders sein, nicht wirklich mit einer solchen Wendung gerechnet hatte. Auch wenn Raphael es nicht gesagt hatte, es war ziemlich deutlich zu erkennen. Im Übrigen war es schon das zweite mal, das er an Hand des Verhalten seines Gegenübers etwas ablesen konnte. War das nun gut oder schlecht? Doch wie würde es nun weiter gehen? Er wirkte zwar eher überrascht als wirklich verärgert, aber das hieß ja nicht, dass er es ihm nicht übel nahm. Im Grunde hatte er eigentlich genau das Gegenteil von dem getan was er wollte. Raphael hatte gerade angefangen ihm mehr zu erzählen, und er hatte nichts Besseres zu tun, als das bisschen, konnte man es schon Vertrauen nennen? Wieder ins Wanken zu bringen und hatte sich damit nicht einmal selbst geholfen. Erst als er sich an einem der Dokumente schnitt, nahm er seine Umgebung wieder ein wenig realistischer wahr und mit ihr, auch das was geschehen war. Sofort wurde er wieder unruhig und sein eigenes Blut rauschte in seinen Ohren. Erst als er etwas Warmes seinen Finger herunterlaufen spürte, sah er irritiert auf. Sein Blick blieb an dem Dokument hängen, dem er es zu verdanken hatte, sich geschnitten zu haben. Erst beim zweiten Hinsehen wunderte er sich erneut. Wer hatte denn Interesse daran, ein Dokument in einem anderen zu verstecken? Denn das war hier ganz offensichtlich der Fall. Auf dem eigentlichen Pergament hatte er schon vorher gedacht das es ein bisschen dicker war als die anderen. Jetzt wo eine Seite eingerissen war, sah er dass sich darunter noch etwas verborgen hatte. Er nahm beides an sich und sah es verwundert an. Das Pergament, in dem der gefaltete Zettel eingeklebt wurde, war ebenfalls eher ein Brief und nicht wirklich ein Bericht über etwas was hier geschehen war. Die Schrift war zwar verblasst, aber man konnte es noch lesen. Es war nicht schwer zu sehen, dass es eine Handschrift war, die eher zu einer Frau gehörte. Die Buchstaben waren weich und leicht geschwungen. Es schien eine Art Brief zu sein, doch sicher war er nicht. Es war nicht seine Sprache, nach und nach verstärkte sich ihn ihm die Vermutung das der Brief in französisch verfasst wurde. Wie kam er…? Er schlug sich mit der flachen Hand leicht gegen die Stirn, dann nahm er das andere Papier heraus und entfaltete es. Seine Vermutung wurde bestätigt. Es war erneut ein Portrait, und er musste nicht lang raten wen es darstellte. Zwei verschiedenen Augenfarben, eines blau das andere braun, blonde Haare, ein wunderschönes Gesicht, eine gewisse Ähnlichkeit die sich mit Adáliz ´Bild festigen ließ…nach allem was er erfahren hatte, konnte das eigentlich nur noch Zerádes sein. Wie kam aber das Bild hierher? Und wessen Schrift war es? Raphaels nicht, denn seine Schrift kannte er. Vielleicht hatte es eine seiner Schwestern geschrieben? Beide waren schließlich, zum Zeitpunkt ihres Todes, in einem Altern in dem man durchaus schreiben konnte. Des Rätsels Lösung war an sich recht simple. Er müsste Raphael einfach nur fragen. Lian konnte die Wörter ohnehin nicht übersetzen, lesen, ja, doch daraus erschloss sich ihm natürlich kein Inhalt. Die Sprache kannte er zwar, doch er sprach sie nicht und hatte sie natürlich auch nicht gelernt, somit blieb ihm nur eine Möglichkeit und die war vor einiger Zeit aus der Tür gegangen. Er betrachtete das Portrait noch eine Weile. Es war nicht zu übersehen das einige Gesichtszüge dem seines Vampires ähnelten. Es war denkbar, das Zerádes, wenn er es war, etwa in Raphaels Alter gewesen sein könnte als das Bild entstand. Am ungewöhnlichsten waren allerdings seine Augen. Während das eine blau leuchtete, war das andere braun. Natürlich waren auch schon ihm Menschen begegnet, die zwei verschiedenen Augenfarben hatten, jedoch hielt sich der Unterschied eher in Braun und grün oder blau und grün nicht so offensichtlich wie auf diesem Bild, und damit auch unverkennbar. Aber sollte er wirklich? Raphael war direkt in nach oben und in den Wald gegangen. Es war zwar noch am Nachmittag, aber er wollte einfach nur an die frische Luft. Als er vor dem Jungen stand, traf ihn die Erkenntnis wie einen Blitz. Die letzen 3 Monate, waren es tatsächlich schon 3 Monate? Hatten völlig ausgereicht. Er hatte sich schon jetzt zu sehr an den Jungen gewöhnt und das war so ziemlich das schlimmste was hätte passieren können. Das war wohl oder übel sein eigenes Verschulden. Über Tausend Jahre ohne Gesellschaft, nur ein paar Ausnahmen, die aber eben so aus seinen Erinnerungen verschwunden waren wie so vieles was er schon erlebt hatte. Erst mit Lian nahm alles wieder eine Richtung an die ihm viel zu spät erst bewusst wurde. Da er ihn nicht verurteilte und in ihm nicht das sah was andere behaupteten, indem er einfach hinnahm das er hier war und nicht fragte warum oder wieso, das alles hatte genügt um ihn wieder an das zu erinnern was er selbst war und immer bleiben wollte. Menschlich. Selbst die Tatsache, dass er ihn verstehen konnte. Mehr und mehr ganz deutlich begriff welches Los er, Raphael, inne hatte. Selbst das hatte ihn einfach nicht zurückschrecken lassen. Im Gegenteil, er brachte sich selbst in Gefahr um ihm zu helfen, sehr wohl mit dem Wissen, dass er selbst keine Chance haben würde, wenn es tatsächlich zu einem Kampf gekommen wäre. Doch das war genau das was nicht hätte passieren dürfen. Es war nicht einfach die ersten Jahre als Vampir einfach zu existieren, es war nicht einfach sich daran zu gewöhnen das es nichts mehr gab was irgendeinen Wert für ihn besitzen sollte. Es gab nichts mehr was er nicht erreichen konnte, es gab nur noch die Tatsache das er ein stiller Zuschauer war, der das Stück begleitete indem alles wozu er einmal gehörte mit der Zeit, unwiederbringlich, verschwand. Erst als es hinter ihm knackte erwachte er aus seiner Starre die ihn weiter von dem Horst getrieben hatte, als er tatsächlich wahrnahm. Er wandte sich um und sah fast ungläubig auf den Schatten der sich in einiger Entfernung abhob. War das Abat? Wie hatte er es geschafft schon wieder auf die Beine gekommen zu sein? Er war sich ziemlich sicher, dass er für lange Zeit gar nichts mehr tun konnte. Eine unheilvolle Ahnung keimte in ihm auf. Hatte Daeíon dafür gesorgt das er recht schnell wieder auf den Beinen war? Vorsichtig entfernte er sich noch ein Stück. Von dem Vampyr war nichts zu sehen, was im Anbetracht der Tatsache, dass die Sonne noch schien, kaum verwunderlich war. Er konnte sich bei weitem nicht solang auf der Oberfläche aufhalten, das war sein großer Vorteil. Ihn störten die wenigen Strahlen kaum, so mal ihre Kraft lange geschwunden war. Immerhin war der Winter schon fast eingebrochen. Raphael ließ den Jäger nicht aus den Augen. Es sah fast so aus als suchte er tatsächlich etwas. [Nun, dann werden wir doch mal dafür sorgen, das es nicht gefunden wird] dachte der Vampir und zog sich zurück. Wie lang würden sie noch hier in der Gegend bleiben? Wenn der Winter erst einmal seine Finger nach dem Wald ausgestreckt hatte, war es hier fast nicht auszuhalten ganz zu schweigen, das es kaum Nahrung gab. Als er im Gang verschwunden war blieb er erneut stehen. Etwas brauchte sich über seinem Kopf zusammen, etwas was nicht vor hatte in nächster Zeit wieder zu verschwinden. Das war an sich nicht weiter schlimm, etwas anderes machte ihn weit aus mehr Sorgen. Wenn die beiden, wovon er ausging, noch länger hier in der Nähe blieben, würde es zunehmend schwieriger werden hier lang genug auszuharren. Er war zwar schnell genug um nicht gesehen zu werden, aber er bezweifelte das Daeíon es tatsächlich nicht bemerken würde. Solang er ihn kannte, war ihm eines im Gedächtnis geblieben. Daeíon machte niemals denselben Fehler ein zweites Mal. Lian hatte sich schließlich doch dazu durchgerungen, den Brief weiter zu geben. Wahrscheinlich wusste Raphael noch nicht einmal etwas davon. Allerdings war er nicht da. Verständlich, aber irgendwie unheimlich. Er entschied sich dafür zu warten, dennoch blieb ihm fast das Herz stehen als er die Tür hörte. Wie in Trance drehte er sich um und sah Raphael an. Der wirkte ein wenig überrascht, fing sich allerdings schnell wieder und sah ihn so an wie immer. Jetzt war der Moment in dem er etwas sagen sollte. Blöderweise fühlte sich sein Hals an wie zugeschnürt, sodass er ihm im vorbei gehen einfach nur den Brief gab und verschwinden wollte. Schon als der Vampir die ersten Zeilen gelesen hatte, war ihm klar warum der Junge auf ihn gewartet hatte. Ohne weiter darüber nach zu denken hielt er ihn fest und zog ihn in den Raum zurück. „Woher wusstest du dass er für mich ist?“ fragte er eher beiläufig während er die Zeilen überflog. „Er ist französisch, geschrieben von einer Frau und außerdem liegt ihm ein Portrait bei.“ Der Vampir nickte und faltete den Zettel auseinander von dem der Junge sprach. „Ich glaube dass ihn einer deiner Schwestern geschrieben hat. Beide waren ja immerhin alt genug.“ Fügte er noch dazu und sah seinen Vampir an. „Du hast Recht. Der ist von Pélage. Ich wusste nicht, dass sie einen Brief geschrieben hatte.“ „Und was schreibt sie?“ Raphael sah ihn an, dann schein ihm einzufallen, das Lian natürlich kein französisch sprach. „Sie sagt dass sie dort bleiben wolle und dass sie Zerádes vor kurzen gesehen habe. Um ihn allerdings nicht in Gefahr zu bringen hat sie sich fern gehalten. So wie es aussieht hat er sie aber bemerkt und sie gesucht. Sie schreibt das er wolle, das wir lang genug untertauchen bis der Krieg vorbei ist, und das Pélage niemanden erzählen solle wer sie ist oder woher sie kam. Danach ist er gegangen. Ich nehme an das sie den Brief geschrieben hat um ihn mir zu geben, sollte ich zu spät kommen. Die Leute die sie aufgenommen hatten, wussten wer sie war, sie kannten ein Familienportrait und hatten sie erkannt. Allerdings behielten sie das für sich und gaben das Mädchen für eine ferne Cousine aus, die eigens zur Verlobung mit ihrem einzigen Sohn angereist sei. Wir hatten viele Freunde, die uns halfen sobald sie konnten, mindestens genauso viele haben diese Hilfe mit ihrem Leben bezahlt und nicht einer hat es je bereut. Ich glaube diese Leute gehörten dazu. Sie bittet mich darum dieses Bild zu verwahren und es ihm zu geben. Allerdings gibt sie keinen Grund dafür an. Ich denke sie wusste, dass ich es schon herausbekommen würde. Naja…sie hatte Recht.“ „Das tut mir Leid…“ murmelte Lian. „Schon gut, das ist auch lang her…wie du siehst hab ich nicht mal selbst was davon gewusst.“ Erwiderte der Vampir und legte den Zettel zurück. „Du solltest in der nächsten zeit nicht nach oben gehen. Abat ist in der Nähe.“ Fügte Raphael noch dazu. „Wie bitte? Aber wie ist das möglich?“ „Das weiß ich auch nicht so Recht, Tatsache ist, dass er ziemlich munter aussieht.“ „Ist Daeíon dann also auch hier?“ „Anzunehmen. Ich weiß es aber nicht. Es ist zu hell draußen.“ „Hat er was damit zu tun?“ „Davon ist auszugehen.“ Lian nickte. „Dann werde ich mich eben hier aufhalten und weiter suchen.“ Erwiderte er nach ein paar Sekunden und sah den Vampir an. Der schien in Gedanken. „Wie lang werden sie wohl bleiben?“ „Eine Weile. Daeíon macht selten einen Fehler zweimal. Er weiß wahrscheinlich inzwischen das ich in der Nähe sein muss, also wird er warten.“ „Das ist nicht gut.“ „Aber nicht zu ändern.“ Schweigen breitete sich aus. Wenn Lian die Möglichkeiten abwog die er hatte, sah es wirklich nicht besonders gut aus. Zum einen, irgendwann würden die Vorräte aufgebraucht sein und zum anderen hatte er den Vampir noch nicht ein einziges Mal etwas essen sehen. Nun vielleicht brauchte er das nicht. Andererseits musste er durch irgendetwas leben. Die Geschichten die er kannte, hatten immer denselben Inhalt. Vampire ernährten sich, wenn man ihnen glauben konnte, von Blut. Aber welches Blut? Menschen tat er nichts und ihm am allerwenigsten, beziehungsweise war er sich nicht sicher, doch erlebt hatte er es bisher noch nicht. Selbst als er verletzt war zeigte er nicht eine Regung auf das Blut, welches aus der Wunde trat. Was also war sein Geheimnis? Wie lebte er? Wovon lebte er? Naja mit viel Glück…oder Pech würde er das wahrscheinlich bald herausfinden. Wie lang das wohl dauern würde? „Worüber denkst du nach?“ riss ihn der Vampir aus seinen Gedanken. Lian zuckte zusammen und sah ihn an. „Ich…ich hab mich gerade gefragt…wovon du eigentlich überlebst?“ stammelte er. „Warum denn das?“ „Da du ganz offensichtlich nichts isst und auch keine Menschen angreifst…frage ich mich wie du überlebst…und wie lang du überleben kannst…Ich kann mir nicht vorstellen das du ohne irgendwas überlebst…also…versteh das bitte nicht falsch…aber für den Fall das Abat und Daeíon doch länger bleiben als gedacht…ich meine…“ er sah ihn ein wenig hilflos an. „Sollte das der Fall sein, werde ich mir schon etwas einfallen lassen.“ [Da bin ich aber gespannt.] schoss es Lian durch den Kopf. Gleichzeitig kam ihn die ganze Situation irgendwie unrealistisch vor. Er saß hier zusammen mit dem Vampir und unterhielt sich mit ihm darüber was geschehen würde, wenn die anderen beiden nicht so schnell wieder verschwinden würden und das wo er ihm erst vor noch nicht alt zu langer Zeit gestanden hatte, das er sich einfach in ihn verliebt hatte, als wäre es das normalste auf der Welt. Schweigen. Lian sah ihn ununterbrochen an. Warum nur konnte er auch jetzt den Blick noch nicht von ihm abwenden? Er schaffte es nicht einmal, ihn nicht anzustarren und dabei zeigte sich nicht die geringste Regung im Gesicht des Vampires. Als er seine Blicke bemerkte sah er ihn an. „Was siehst du mich die ganze Zeit so an?“ fragte er ihn unvermittelt und registrierte zufrieden, das Lian sich ertappt fühlte. „Tut mir leid…“ murmelte er. „Hör auf die ständig zu entschuldigen.“ „Was soll ich denn sonst machen?“ „Erzähl etwas.“ Nun sah ihn der Junge endgültig verwirrt an. Er ihm was erzählen? „Was könnte dich schon noch interessieren?“ Raphael sah ihn an. Irgendwie bereute Lian seine Worte schon wieder, doch er fühlte sich so klein gegenüber dem Vampir der mehr als einmal bewiesen hatte, wie stark ein Mensch sein konnte wenn er keine Wahl hatte. Also sah er ihn wieder nur an. „Ich hab bei weitem nicht so viel zu erzählen, ich hab auch noch nicht besonders oft irgendetwas beweisen müssen oder mich großartig für etwas einsetzen müssen.“ „Und davon bist du überzeugt?“ „Natürlich.“ „Nun dann überlege mal was du die letzen Wochen hier erreicht hast und erfahren hast. Du bist nicht auf den Kopf gefallen, du hast es sogar fertig gebracht, mich davon zu überzeugen, dass vielleicht doch nicht immer alles so schlecht ist wie es scheint. Natürlich hab ich wesentlich mehr erlebt und natürlich habe ich auch irgendwann einmal mehr an etwas gezweifelt. Doch sehen wir den Tatsachen doch mal ins Auge. Du tauchst hier auf, stellst alles auf den Kopf und bringst es fertig zu behaupte nichts erreicht zu haben…“ Irritiert sah Lian ihn an. Wenn man es so betrachtete hatte Raphael nicht einmal ganz Unrecht mit seinen Worten. Allerdings hatte er nicht erwartet, dass er den Umstand hingenommen und sogar schon fast akzeptiert hatte. Ein eigenartig warmes Gefühl von Zufriedenheit kam in ihm auf. Sollte er es wirklich geschafft haben, etwas weiter an den Vampir herangekommen zu sein? Ein leichter Zweifel blieb jedoch. Was wenn das auch nur ein Ablenkungsmanöver war und er…? Instinktiv schüttelte der Junge den Kopf. Das sollte er nicht denken, er wollte sich nicht vorstellen, dass er nicht viel mehr als ein Spielzeug sein könnte. „Was hast du?“ riss ihn Raphaels Stimme aus seinen Gedanken. „Was?“fragte er irritiert und sah wieder zu ihm. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass der Vampir näher zu ihm gekommen war. „Du solltest dir nicht zu viele unnötige Gedanken machen. Ruh dich ein bisschen aus, ich glaube du hast Schlaf bitter nötig.“ Erwiderte Raphael. „Vielleicht hast du Recht, aber was ist mit dir? Du siehst auch nicht gerade so aus als hättest du nennenswert mehr Schlaf gehabt.“ „Das ist kein Problem. Ich kann auch eine Zeitlang ohne Schlaf auskommen.“ „Nach allem was man sich erzählt, verbraucht man dadurch aber wesentlich mehr Energie.“ „Unwesentlich mehr. Es macht mir wirklich nichts aus.“ Der Junge nickte und wandte sich gerade ab um zu gehen. Doch kurz vor der Tür blieb er stehen. Mit rasendem Puls drehte er sich um. „Raphael…?“ „Was ist?“ „Darf ich dich um etwas bitten?“ „Soll ich etwa mitgehen?“ fragte er beinahe amüsiert, aber nicht halb so überzeugt davon dass er das womöglich nicht wirklich sollte. Erst als Lian zögerlich nickte, sah er ihn fragend an. „Soll dass ein Scherz sein? Ich habe meinen Humor schon vor langer Zeit verloren.“ „Nein es ist kein Scherz…irgendwas macht mich nervös…“ murmelte Lian. „Also schön ich geh mit rüber…aber erwarte nicht dass ich auch dort bleibe.“ Im Grunde gab er nur nach, weil er wenig Lust hatte sich auf eine weitere Diskussion mit ihm einzulassen. „Danke.“ Erleichtert lächelte der Junge. Unter Umständen gelang es ihn Raphael doch davon zu überzeugen sich ebenfalls auszuruhen, um nicht unnötig viel Energie zu verlieren, wer wusste schon wozu er die noch brauchen würde. _______________ Thx für´s lesen. Fragen Anregungen ect wie immer. *Plätzchen hinstell* Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende. ^^ LG Kio ^^ Kapitel 28: Kapitel 28 ---------------------- Kapitel 28 Nach ein paar Minuten waren sie im Raum gegenüber angekommen. Lian sah sich um. Tatsächlich fühlte er sich ein bisschen seltsam, das lag nicht zuletzt daran, das er nicht so wirklich wusste ob er sich tatsächlich beruhigt hinlegen konnte, während Raphael noch bei ihm blieb. Im Grunde war es genau das was er wollte, doch wie er das umsetzen sollte, das wusste er noch nicht. Er hatte sich auf das Bett gesetzt und ließ den Vampir nicht aus den Augen. „Daeíon ist einer dieser Vampyr oder?“ fragte er unvermittelt. Die Frage beschäftigte ihn schon eine ganze Weile. Raphael sah ihn forschend an. „Ja.“ „Wie ist das passiert? Ich meine es muss ja einen Grund geben, warum die eine Art gefährlicher ist als die andere.“ „Das stimmt schon. Aber das solltest du nicht fragen.“ „Warum? Weil das Wissen zu gefährlich ist?“ „Weil es gegen die Regeln verstößt.“ „Es mir zu sagen oder es zu wissen?“ „Beides.“ „Ich verstehe…aber ich glaube ich kenne den Unterschied schon. Während Vampire nur jagen um zu überleben…jagen Vampyr aus Freude und mit dem einzigen Ziel Zerstörung zu bringen. Wahrscheinlich sind sie auch wesentlich gefährlicher weil sie ein so instabiles Wesen haben, das schon ein einzelner Tropfen Blut aus ihnen reißende Bestien macht. Aber warum wird man zu einem Vampyr? Muss man sich dazu nicht ganz aufgeben und allem entsagen an was man sich mit der Zeit wieder erinnern könnte?“ Raphael hatte ihm zugehört und sich zu ihm gesetzt. Es gefiel ihm gar nicht, das Lian mit seinen Vermutungen nah an die Wahrheit heran reichte. „Es könnte so sein ja. Aber ich weiß es nicht. Vielleicht ist es so.“ „Komm schon Raphael. Vielleicht ist es so? Wie weit bin ich an der Wahrheit dran?“ Plötzlich beugte sich der Vampir zu ihm und küsste ihn. Lian war für einen Moment wie erstarrt bevor er in der Lage war zu begreifen was eben geschah. „Zu weit und jetzt leg dich endlich hin.“ Erwiderte er bevor er aufstehen und gehen wollte. Wie in Trance nickte der Junge, griff aber im selben Moment nach ihm und zog ihn zu sich. „Lass das…“ „Bleib bitte hier.“ Murmelte er bevor er näher an den Vampir rückte und fast auf der Stelle eingeschlafen war ohne ihn dabei los zu lassen. Innerlich seufzte Raphael auf. So war das eigentlich nicht geplant. Nun blieb ihm tatsächlich nur bei ihm zu bleiben. Gleichzeitig wunderte er sich darüber das dieser alte Trick immer noch zu funktionieren schien. Nachdenklich sah der Vampir zu den Jungen, doch der schlief tief und fest. Er wirkte friedlich und zufrieden. Doch ob das wirklich eine so gute Idee war? [Das ist nicht gut, er weiß zuviel und er wird noch viel mehr herausfinden. Wieso kann ich mich nicht gegen ihn wehren?] Erneut seufzte er lautlos. Letztendlich brachte es ihn im Moment nichts, wenn er weiter nachdachte. Vielleicht hatte Lian recht und er sollte sich besser ausruhen. Niemand wusste wofür er seine Kraft noch brauchen könnte, und über längere Sicht würde er nicht einmal mehr die zur Verfügung haben, auch wenn er nichts tat. Dann war er ebenfalls eingeschlafen. Am nächsten Morgen wachte Lian wieder auf. Er fühlte sich recht gut erholt, wunderte sich aber dennoch, dass er sich gar nicht daran erinnern konnte eingeschlafen zu sein. Erst als er versuchte die Erinnerung zurück zu holen fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Was hatte Raphael mit ihm angestellt? Als er sich umsah, konnte er den Vampir nirgendwo entdecken. Wann war er gegangen? Er setzte sich auf, streckte sich und stand schließlich ganz auf. Als er den Schlaf ganz aus seinen Gliedern vertrieben hatte, machte er sich daran, die Pergamente und Rollen ein weiteres mal durch zu sehen. Doch diesmal fand er nichts anderes vor als, Berichte und Geschichten. Als der Tag voran schritt, wunderte er sich das er von Raphael die ganze Zeit über nichts gehört oder gesehen hatte. War er nach draußen gegangen? Lian stand auf und ging durch die unterirdische Behausung, doch von dem Vampir war nichts zu sehen. Als er schon bald die Suche aufgeben wollte, hörte er ein Geräusch in einem der Gänge. Vorsichtig ging er in die Richtung aus der es kam und hielt mitten in der Bewegung inne. Ein Erdrutsch, hatte einen Teil des Ganges, den er vor ein paar Tagen gefunden hatte unter sich begraben. Er lief zurück und suchte weiter. Als die Nacht erneut hereingebrochen war, ging er zurück und legte sich hin, wirklich beruhigt war er nicht, es war seltsam das er den Vampir nirgendwo gefunden hatte. Als Raphael sicher, war, das der Junge wieder schlief, kam er zurück. Er hatte ihn aus einer stillen Ecke heraus beobachtet. Ihm war sichtlich unwohl dabei, als er feststellte, dass er nicht zu sehen war. Tatsächlich war er jedoch die ganze Zeit bei ihm gewesen. Warum er das tat? Er wollte sicher gehen, das Lian keine Dummheiten anstellen würde. Und er musste zugeben, er war angenehm überrascht. Nichts was er tat, war unüberlegt, nicht einmal als er dem eingestürzten Teil des Ganges keine weitere Beachtung schenke. Eigentlich hatte er fast damit gerechnet, dass es ihn doch länger beschäftigen würde. Scheinbar war ihm unbewusst klar, dass er an dessen Ende unter Umständen eine unerfreuliche Überraschung erleben konnte. Vielleicht konnte er ihm tatsächlich glauben. Vielleicht sollte er ihm eine Chance einräumen. Er ging näher an das Bett heran und sah den schlafenden an. Es war absolut nicht richtig was hier geschah, doch für die nächste Zeit würde er sich daran wohl gewöhnen müssen, denn Abat und Daeíon waren noch immer nicht weiter weg als eine Handbreit. Er strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn und zog die Decke höher. Kaum eine Sekunde später war der Junge aufgewacht und sah ihn an. Als sich sein Blick geklärt hatte fuhr er nach oben. „Wo warst du?“ war das erste was ihm in den Sinn kam. „Nirgendwo. Ich war die ganze Zeit hier.“ „Und das soll ich dir glauben?“ „Der Erdrutsch, die Rollen…die ganzen Berichte. Interessant mit was du dir die Zeit erträglicher machst.“ Lian schluckte. Er war tatsächlich die ganze Zeit in seiner Nähe. Sofort schoss ihm wieder das Blut ins Gesicht. Wieso hatte er ihn nicht gesehen oder warum hatte er sich nicht gezeigt? Es musste doch aufgefallen sein das er nach ihm Ausschau gehalten hatte. „Ich nahm an das du nach draußen gegangen warst.“ Murmelte er um seine Verlegenheit zu überspielen. Natürlich blieb es bei dem Versuch. „Nein, die beiden sind noch nicht fort…im Gegenteil, sie sind näher als sonst.“ „Verstehe.“ „Schlaf weiter.“ Dann ließ er ihn allein. Lian sah die ihm wehmütig hinterher. In einem ähnlichen Ablauf zogen noch weitere Tage an ihnen vorüber. Raphael war nicht mehr so Abweisend wie sonst und er schaffte es Stück für Stück näher zu ihm durch zu dringen. Allerdings trübte seine Begeisterung die Tatsache, dass Raphael nach dem vierten und fünften Tag zusehend blasser wurde und jeden Tag ein wenig müder wirkte. Es nahm ihm nichts von seiner Erscheinung, er war so schön wie immer, doch er schlief wesentlich mehr als vorher und auch sonst, schien es ihm mehr Kraft zu kosten wach zu sein als vorher. „Du wirkst erschöpft.“ Äußerte Lian nach dem siebten Tag seine Zweifel. „Das legt sich wieder.“ Erwiderte der Vampir, doch der Junge schüttelte den Kopf. „Kannst du etwas essen?“ fragte er, nicht sicher ob diese Frage gerechtfertigt war. Der entgeisterte Blick seines Vampires bestätigte seine Vermutung. „Ich und essen? Willst du mich los werden?“ „Was? Natürlich nicht!“ erwiderte Lian heftiger als gewollt. „Das hab ich mir schon gedacht.“ „Aber du solltest etwas essen…oder trinken, oder wie auch immer du dich sonst bei Kräften hältst.“ „Dazu muss ich nach oben und das ist nicht möglich. D kannst ja ein paar Ratten suchen.“ „Willst du mich auf den Arm nehmen? Ich sehe doch dass du immer mehr Energie verlierst. Außerdem gibt es hier keine Ratten.“ Antwortete Lian mit besorgtem Blick. Der auch Raphael nicht entgangen war. „Nun guck nicht so. Daran lässt sich nichts ändern.“ Erwiderte der Vampir. Lian seufzte, mit Guten Zureden kam er hier ganz offensichtlich nicht weiter. Ihm sollte dringend etwas einfallen und ein paar wirkungsvolle Argumenten könnten vermutlich auch nicht schaden. Er dachte nach. Raphael aß nichts, also blieb ja nur noch eine Möglichkeit, er trank. Was, das musste er nicht erst erraten, doch wie könnte er jetzt an Blut kommen? Als die Nacht hereingebrochen war, war er auf einmal hell wach und nannte sich in Gedanken einen Idioten. Die Lösung war denkbar einfach, doch vorher musste er noch etwas prüfen. Als er sich überzeugt hatte dass er noch ein paar Tage über die Runden kam, ging er zu Raphael. Wie nicht anders zu erwarten schlief er bereits. Vorsichtig näherte er sich dem Vampir und sah ihn an. Er wirkte so friedlich. Nichts an ihm verriet was er tatsächlich war. Als ein paar Strähnen über sein Gesicht fielen, strich er sie sanft zurück. Sein Haar war so weich, das er sich fragte wie das zugehen mochte. Erst als der Vampir auch davon nicht auf wachte, begann er sich ernsthafte Sorgen zu machen. Was passierte eigentlich wenn sein Vorrat an Energie ganz erschöpft war? Viel Spielraum für Theorien blieben da nicht offen, entweder verschwand er dann…oder, was wesentlich wahrscheinlicher war, sein Körper forderte mit Nachdruck das ein, was ihm fehlte…was in seiner Sprache wahrscheinlich Blut sein würde. Lians Entschluss stand fest. Er würde ihm helfen. Er vertraute ihm genug um sicher zu gehen, dass Raphael ihn mit Sicherheit nicht sterben lassen würde. Wenn es stimmte, was ihm seine Amme über Vampire erzählte, dann war es nicht möglich auch einer von ihnen zu werden, wenn ein Vampir das nicht wollte. Irgendwann war er neben ihm eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als sich Raphael bewegte. „Was machst du denn schon wieder hier?“ fragte ihn der Vampir. Lian sah ihn an. „Mir ist etwas eingefallen.“ „Und das wäre?“ Wann hatte er sich das letze Mal so erschlagen gefühlt? Das musste schon eine ganze Weile her sein. Denn er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern. Daeíon wusste das natürlich. Er war nicht weiter gezogen, denn so wie er, würde auch Lásah irgendwann wieder Energie brauchen, die er sich nicht aus den Nahrungsmitteln der Menschen beschaffen konnte, ganz gleich wie prall gefüllt seine Kammern sein konnten. Er war ein Wesen der Nacht und als solches dazu verdammt, Blut zu sich nehmen zu müssen. Er konnte sich noch gut daran erinnern welches Theater er am Anfang veranstaltet hatte und wie er sich weigerte diesem Ruf zu folgen. Mit Erfolg wie er bald feststellte. Auf irgendeine Weise war es ihm gelungen sich nicht von Menschen zu ernähren, und die wenigen die er dennoch fand, waren nie unschuldig. Während er dem Blutrausch verfiel, trotze Lásah ihm und das seit er denken konnte. Es machte ihn wütend und noch wütender wurde er wenn er darüber nachdachte das er nie ernsthaft eine Chance gegen ihn haben würde wenn er voller Energie war, also musste er abwarten und er war sich ganz sicher, das er sich hier in der Nähe aufhalten würde. Irgendwann müsste er herauskommen und dann wäre es an der Zeit ihn ein letzes Mal davon zu überzeugen zurückzukehren oder ihn zu töten. Lian sah ihn an. Dann krempelte er einen Ärmel nach oben. „Du kannst etwas von meinem Blut haben.“ Sagte er ohne Umschweife und wunderte sich dabei noch wie leicht ihm diese Worte über die Lippen gingen. Raphael, der sich inzwischen aufgesetzt hatte sah ihn an. Allerdings schien er eher verärgert als irgendetwas anderes. „Vergiss es.“ „Nein, ich werde es nicht vergessen. Du hast mir oft genug geholfen, und jetzt helfe ich dir. Ich werde mich nicht in eine Ecke setzen und darauf warten was passiert, wenn du deinen Sinnen nicht mehr trauen kannst. Ich kann noch ein paar Wochen überleben mit dem was in der Kammer ist, aber du nicht.“ „Ich werde nicht mit dir diskutieren.“ „Dann werde ich dich eben überzeugen. Daeíon und Abat sind immer noch da oben. Sie wissen, dass es nur eine Frage der Zeit ist bis du ihnen in die Falle gehst, oder willst du vielleicht das Gegenteil behaupten?!“ „Nein...“ „Raphael bitte.“ „Nein.“ Lian stand auf und nahm sich ein Messer von der Wand. Dann kam er zurück. „Was soll das werden?“ „Früher oder später wirst du etwas trinken müssen. Tu es lieber solang du dich noch selbst unter Kontrolle hast.“ Damit fuhr er sich mit dem Messer ins Fleisch. Nicht so tief das er sich ernsthaft verletzt hätte, aber tief genug um das Blut daraus hervorquellen zu lassen. Raphael sah ihn entgeistert an. Er meinte es ganz offensichtlich ernst. War er jetzt vollkommen übergeschnappt oder mutig? „Warum machst du so was? Dir ist scheinbar nicht bewusst was du damit anrichten könntest.“ Erwiderte er. „Doch ich weiß es…aber ich vertraue dir.“ Beantwortete er seine Frage und ging noch näher zu ihm. Es war erstaunlich dass Raphael noch immer keinerlei Regung zeigte. Im Gegenteil, sein ganzer Körper strahlte Abneigung aus. Der Vampir hingegen musste sich nichts desto trotz wohl oder übel geschlagen geben. Es widerstrebte ihm, er mochte kein menschliches Blut. Es war viel zu schwer und schmeckte die meiste Zeit eher wie ein ganzer Werkzeugkoffer, außerdem befürchtete er, das er irgendwann auch diesem Rausch verfallen könnte, damit wäre er dann nicht besser als Daeíon. Widerwillig beugte er sich der Bitte des Jungen, denn er mochte sich lieber nicht vorstellen, welche Folgen es haben könnte, wenn der Geruch von Blut nach oben steigen würde. ____________________ Thx für´s lesen Ich wünsche euch allen einen Guten Rutsch ins Jahr 2009 LG Kio *Raketen da lass* Kapitel 29: Kapitel 29 ---------------------- Kapitel 29 Lian zuckte nicht einmal zusammen. Eigentlich hatte er geglaubt dass es schlimmer wäre, doch im Grunde spürte er überhaupt nichts und schon im nächsten Augenblick war der Schnitt verschwunden. Irritiert drehte er den Arm hin und her, dann sah er wieder zu dem Vampir. Davon hatte ihm seine Amme nichts erzählt. Doch dann lächelte er leicht. Raphael schien zwar immer noch nicht begeistert zu sein, aber zumindest sah er bei weitem nicht mehr so erschöpft aus. Der Vampir hingegen wusste noch immer nicht was er davon halten sollte. Bisher war ihm so etwas noch nicht passiert. Aber wenigstens blieb der Werkzeugkoffer aus. „Du bist ganz schön verrückt. Woher warst du dir so sicher das dir nichts passiert?“ fragte er ihn nach einer Weile. „Ich war mir nicht sicher, aber ich wusste, dass ich dir vertraue.“ Beantwortete Lian seine Frage. Raphael schüttelte den Kopf. „Du solltest dir darüber im Klaren sein, das das gefährlich enden könnte. Insbesondere dann wenn Daeíon in der Nähe ist.“ „Warum hast du erst so ein Theater veranstaltet?“ wollte der Junge wissen. „Menschliches Blut hat die unschöne Eigenschaft viel Energie zu besitzen. Mehr Energie ist gleichbedeutend mit mehr Kraft und zuviel Kraft führt in den meisten Fällen dazu, das man nur noch mehr haben möchte. Das ist das Verhängnis eines Vampyrs, sie verfallen diesem Trugbild und werden zu dem was sie sind. Blutrünstige Bestien, die immer mehr Kraft haben wollen. Dabei vergessen sie, das die Kraft die sie aufnehmen können begrenzt ist, denn trotz allem ist ihr Körper immer noch der eines Menschen. Meistens ändern sie ihr gesamtes Erscheinungsbild. Ich würde wetten, das Daeíon vorher anders aussah. Sollte dich jemals einer in die Finger bekommen, darfst du dich dem Drang nach Blut nicht ergeben, sonst wirst du wie sie.“ „Und wieso ist dasselbe nicht dir passiert?“ „Weil ich sowieso kein Blut mag, aber es brauche um zu überleben und nicht zu werden wie die.“ Lian hatte sich, während er sprach, zu ihm gesetzt und ihm zugehört. Als er fertig war, strich der Junge ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht und sah ihn an. „Dann lag ich ja gar nicht so daneben mit meiner Vermutung.“ „Dir ist klar, dass du mit deinem Wissen nirgendwo mehr sicher bist?“ Lian nickte. „Solang ich bei dir bleiben kann ist mir das herzlich egal.“ Er beugte sich näher zu ihm. So haltlos wie er sich in ihn verliebt hatte, so haltlos war er bereit sein Leben für ihn zu geben. Ob das nun gut oder schlecht war, darüber wollte er besser noch nicht nach denken. Immerhin mussten sie noch eine weitere Herausforderung bestreiten und das wohl in naher Zukunft. Im Moment genoss er einfach die Nähe des Vampires. Irgendwann in dieser Nacht, war der Junge wieder aufgewacht. Wann war er denn eingeschlafen? Als er neben sich sah, stellte er erleichtert fest dass Raphael noch bei ihm war. Eigentlich wäre es schön wenn es immer so bleiben könnte. In diesem Moment erwachte der andere. Lian lächelte unbeholfen und unterdrückte den Impuls einfach weg zu sehen. „Was ist passiert?“ fragte er nach. „Nichts was nicht normal gewesen wäre.“ „Hm? Was meinst du?“ „Dein Körper…“ er deutete auf die Stelle am Arm. „…beginnt nach einer Verletzung damit, das verlorenen Blut zu reproduzieren. Dadurch wird man ein bisschen schläfrig. Also ganz normal.“ „Wie oft funktioniert das?“ „Weiß ich nicht. Eine Weile, aber irgendwann ist es zuviel.“ „Dann sollten wir vielleicht überlegen wie wir die beiden da oben los werden…“ mutmaßte der Junge. „Stimmt. Das wäre sicher einen Versuch wert.“ „Und? Wann sollen wir es wagen?“ „Heute nicht. Ich bin noch nicht ausgeschlafen.“ Lian schmunzelte. Er drehte sich ganz zu ihm um und begann damit ihn zu ärgern. Er fand seinen Vampir im Moment einfach zu niedlich, als das er diesen Impuls unterdrücken konnte. Raphael war für den Moment kurz überrascht, doch schon im nächsten Augenblick hatte er den Jungen gepackt und hielt ihn fest. Erst als er sah wie er immer verlegener wurde musste auch er schmunzeln. Erst beim zweiten mal hinsehen erfasste er den Grund dafür und ließ ihn los. Halb über ihn und auf ihm gebeugt hatte er mit nur einen Hand die Handgelenke des Jungen fest gehalten und ihn mit der anderen Hand, die auf seinem Becken ruhte, unten gehalten. Jetzt war er so nah bei ihm das er nur ein paar Zentimeter vor seinem Gesicht war. Natürlich hatte er ihn nicht wirklich weh getan, doch dem Jungen genügte es um in ihm wieder Gedanken aufkommen zu lassen die ihn das Blut in die Wangen schießen ließ, während er ihn ansah. Als sich der Vampir wieder auf seine Seites des Bettes rollen wollte, griff Lian nach ihm und zog ihn wieder zu sich, um ihn im nächsten Moment leidenschaftlich zu küssen. Wie von selbst entzogen sich seine Hände seiner Kontrolle und fuhren unter das Hemd das Vampires, um es schließlich ganz von seinem Oberkörper zu lösen. Erst jetzt schien er zu begreifen was er gerade tat und hielt inne. Was war denn bloß in ihn gefahren? Sollte die Tatsache, dass er Raphael sein Blut angeboten hatte, irgendwelche Nebenwirkungen haben, von denen er nichts wusste und denen er sich nicht wirklich entziehen konnte? Raphael der ihn ebenfalls ein bisschen mehr als nur irritiert ansah musste ähnliche Gedanken verfolgen. Denn plötzlich schien ihn irgendwas eingefallen zu sein. Während Lian mühsam versuchte ihn nicht anzusehen, konnte er nicht umher weiter zu schmunzeln. Da war ja noch eine Kleinigkeit die er völlig vergessen hatte. Jede Berührung mit dem Blut eines Menschen, entfachte in ihm eine neue Empfindung, oder verstärkte eine die schon vorher in ähnlicher Form Gestalt angenommen hatte. Oder einfacher ausgedrückt. Lian hatte ein bisschen zuviele Gefühle für den Vampir entwickelt. Natürlich hatte er es nicht bemerkt, doch allmählich begann er wahrscheinlich es zu spüren. Zugegeben, es übte einen gewissen Reiz auf den Vampir aus, doch Lian schien sich nicht sonderlich wohl dabei zu fühlen, wenn er nicht wusste was mit ihm geschah. Der sah auf ihn herab und nahm vorsichtig die Arme von den Augen des Jungen. Die hielt er nun verschlossen. Raphael schüttelte leicht mit dem Kopf. „Mach die Augen auf…“ sagte er und richtete ihn mit sich auf. Doch Lian schüttelte nur den Kopf. „Jetzt sieh mich schon an.“ Forderte ihn erneut auf. „Ich halte das für keine gute Idee.“ Murmelte er. „Ich glaub ich kann das erklären.“ Erwiderte der Vampir und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. „Auf die Erklärung bin ich ja mal gespannt.“ „Ich schätze du hast einfach nur ein bisschen zuviel von dem abbekommen, was bei Vampiren allgemein, als unsichtbare Bindung bezeichnet wird.“ „Und was kann ich mir darunter vorstellen?“ „Meistens bewirkt es eine Verstärkung von Empfindungen die schon vorher da waren.“ Versuchte Raphael ihm zu erklären. Ob das wirklich so stimmte, wusste er nicht sicher. Zumindest schien er zu versuchen es begreifen zu wollen, denn er nickte. „Ok…dann…sollte ich besser schlafen…“ stammelte er. Das konnte ja noch heiter werden. Wenn es stimmte, dann würde das noch lustig werden können. „Schon gut, du scheinst ja wieder Herr deiner Sinne zu sein.“ Erwiderte der Vampir amüsiert. Und wie…wenn es nach seinen Sinnen ginge, würde er ihn jetzt am liebsten um den Hals fallen und genau da weiter zu machen wo er aufgehört hatte. Allein schon der Gedanke daran machte Lian wieder nervös. „Ja….wie verrückt.“ Murmelte er und sah ihn ein wenig hilfesuchend an. Raphael legte sich zurück und zog ihn mit sich. Wenn er ihn noch länger so ansehen würde, würde er sich auch überlegen ob er einfach mal der dubiosen „Bindung“ nachgeben würde. Natürlich hatte Lian kein Auge zugetan. Er fühlte sich wie aufgeputscht und an Schlaf war nicht wirklich zu denken. Insgeheim beneidete er Raphael beinahe dafür, dass ihm der Umstand kaum etwas auszumachen schien. Aber wie lang noch? Ok seine Erklärung klang durchaus einleuchtend, aber irgendwas fehlte in diesem Kreislauf noch. Er tippte darauf, dass es etwas mit dem Vampir selbst zu tun hatte, am Ende war er nicht nur allein Schuld an dieser Achterbahn die ihn ihm rauschte. Dennoch versuchte er die Augen zu schließen. Irgendwann muss es ihm gelungen sein, denn als er sie öffnete, war der Vampir schon auf den Beinen. Blitzartig richtete sich der Junge auf und schrak unmerklich zusammen, als er Raphael auf der anderen Seite der Wand gesichtet hatte und er scheinbar darauf gewartet hatte, dass er aufwachen würde. „Abat und Daeíon sind jetzt weit genug entfernt um ungesehen nach oben zu kommen und sie nicht hier her zu locken.“ Lian nickte. „Dann sollten wir jetzt etwas unternehmen, bevor sie wieder zu nah kommen.“ „Zieh dich an. Es ist kühl draußen.“ Erst jetzt bemerkte Lian das er beinahe nichts mehr am Leib trug. Was war denn nun schon wieder los? Mit hochrotem Kopf machte er sich daran, ein paar Sachen zu suchen und in sie zu schlüpfen. Als er fertig war gingen sie nach oben. Es war wirklich kalt geworden. Empfindlich kalt wie er bald feststellte. Wie lang waren sie unter dem Horst geblieben? „Wie lang waren wir nicht mehr hier?“ fragte er irritiert. „Nur ein paar Tage, doch das hat hier nicht viel zu sagen. Das Wetter über den Bergen war schon immer ziemlich launisch.“ „Ich verstehe. Siehst du jemanden?“ „Nein, noch nicht, was aber nicht heißt, das sie nicht hier sind.“ Erwiderte Raphael. Sie gingen weiter in Richtung Wald, zum einen um Daeíon abzulenken, zum anderen um möglichst weit genug von dem Horst entfernt zu sein, wenn sie auftauchen würden. Was bald geschah, denn schon einen Augenblick später vernahmen sie ein Klatschen. Kurz darauf erschien ein Schatten zwischen den Bäumen. „Sie an sie an…wen haben wir denn da.“ Abat kam auf sie zu und grinste gehässig. „Sag schon wo ist er?“ fragte Raphael der Daeíon schon gesichtet hatte. „Weiß ich nicht, hier irgendwo.“ „Irgendwo ist nicht weit genug weg. An deiner Stelle würde ich mich umdrehen.“ Antwortete ihm der Vampir. Lian war bis zu ihm aufgegangen. „Ich weiß, dass ich dir nicht gewachsen bin, aber deswegen falle ich noch lange nicht auf deine Tricks herein.“ Er legte einen Bolzen auf und zielte auf Raphael, als ihn etwas im Nacken traf. Mit einem dumpfen Schlag kippte er vorn über und machte das Sichtfeld frei für Daeíon. Diesmal war sich Lian sicher das er nicht mehr aufstehen würde. „Ganz recht, der steht nicht mehr auf.“ Beantwortete der Vampyr seine Bedenken, die sich zu deutlich auf seinem Gesicht abzubilden schienen. „Und was hat er getan?“ fragte der Junge nach. „Er war ein Idiot…es ist nicht Schade um ihn, davon gibt es mehr.“ „Was willst du von mir?“ mischte sich endlich auch Raphael wieder ein. „Das weißt du, aber ich wiederhole es gern noch einmal für dich Lásah. Ich möchte das du zurück kommst.“ „Und ich wiederhole mich auch. Vergiss es.“ „Glaubst du, dass du in der Position bist dich mir zu widersetzen?“ „Du kannst ja versuchen es heraus zu bekommen.“ In Daeíons Augen blitze es für einen Moment gefährlich auf. Schon im nächsten Augenblick schnellte er nach vorn, ohne jedoch ein Ziel zu treffen. Auch seine nächsten Angriffe liefen ins Leere. Wie war das möglich? Wie konnte es sein das er nicht geschwächt war? „Mir scheint deine Jagdinstinkte haben dich im Stich gelassen.“ Erwiderte Raphael und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. „Das glaube ich nicht. Wie hast du es angestellt? Du warst nicht hier, du kannst gar nicht hier gewesen sein…“ „Daeíon ich habe dir schon einmal gesagt das du mir unterlegen bist. Und das wird sich nicht ändern.“ „Da wäre ich mir nicht so sicher mein lieber Lásah.“ Daeíon hatte Lian bemerkt und ihn erkannt. Scheinbar gab es einen Grund wieso der Junge schon wieder in der Nähe des Vampires war. Seine Lippen verzogen sich zu einem hinterlistigen Grinsen. Wenn er ihn so nicht erreichen konnte, dann führte sicher ein anderer Weg dorthin und der stand ganz in der Nähe. Sein erster Versuch schlug fehl, Raphael war schneller als er und stand nun zwischen den Beiden. Im blieb also im Moment nur die direkte Konfrontation. Doch er würde seine Chance bekommen. „Gut…dann werden wir eben kämpfen müssen.“ Lian sah erschrocken zwischen den beiden hin und her. Es war nicht gut dass er so weit zu Raphael gegangen war. Damit hatte er sich in eine Lage manövriert, die reichlich schwierig werden konnte. Er musste darauf achten, das der Vampyr keine Chance bekam an ihn heran zu kommen. _________________ Thx für´s Lesen Gesundes Neues Jahr und noch viel Glück 2009 wünsche ich euch. LG Kio ^^ *Kekse und Tee da lass* Kapitel 30: Kapitel 30 ---------------------- Kapitel 30 Wie lang er sich streng an das hielt wusste er nicht, doch es wurde immer kühler und dunkler. Sobald die Nacht ganz hereingebrochen sein würde, wurde es schwieriger für ihn, dann sah er nicht ansatzweise so gut wie Daeíon oder Raphael. Wie lang konnte Raphael dieses Spiel eigentlich spielen? Plötzlich knackte es hinter ihm und er hechtete aus einem Reflex heraus zur Seite. Doch bevor er sich wieder ganz aufrichten konnte, hielt ihn eine Hand gepackt und hob ihn einfach an. Er versuchte seinen Kopf zu wenden, doch das war nicht nötig, denn eine Sekunde später wurde er herumgewirbelt. „Daeíon…“ „Wie ich sehe scheint zumindest dein Gedächtnis wieder zu funktionieren.“ „Was willst du?“ „Oh…das kann ich dir sagen…aber ich denke das weißt du selbst.“ „Lass mich los!“ forderte Lian. Plötzlich wurde das Grinsen auf dem Gesicht seines Gegenübers breiter. „Hast du Angst vor dem Tod?“ „Nein.“ „Hast du Angst vor mir?“ „Nein.“ „Du hast Mut, aber der wird dir jetzt auch nicht mehr helfen.“ Blitzartig riss er den Kopf des Jungen zur Seite. „Wollen wir doch mal sehen, wie Lásah reagiert wenn sein Spielzeug weg ist.“ Wisperte er ihm zu. Dann spürte er nur noch einen kurzen Stich. „Lass mich los!“ brachte er noch hervor, bevor er dem Vampyr mit einem einzigen Schlag von sich stieß. Mit zitternden Fingern griff er nach seinem Hals und spürte den Warmen Fluss unter seinen Fingern. Ein hässlicher Laut, ließ ihn noch einmal kurz Aufsehen. Das Bild was sich ihm bot war grotesk. Daeíon sah ihn fassungslos an, während ein Ast ihn durchbohrt hatte. Dann verschwamm das Bild leicht, doch schon im nächsten Augenblick fühlte er wie ihn jemand davor bewahrte auf den Boden zu fallen. Einen Augenblick später fühlte er wie der Blutstrom versiegte. Obwohl er sich noch ein wenig schwindlig fühlte, versuchte er aus eigener Kraft zu stehen. Es misslang und eine unerwartete Kälte breitete sich in ihm aus. Als er die Augen öffnete sah er Raphael. Er hatte ihn aufgefangen und die Wunde geschlossen. Doch sein Blick war auf den Baum gerichtet. Lian hob mühsam den Blick sah in dieselbe Richtung. Daeíon hing noch immer an dem Baum, doch irgendwas schien sich dort zu tun. „Was…was ist passiert?“ murmelte er. „Weiß ich nicht…was hast du gemacht?“ „Ich…ich hab versucht mich von ihm zu befreien...hab zugeschlagen,aber...“ „Schht schon gut…das wird er nicht überleben.“ „Was?“ Doch schon im selben Moment fiel die Gestalt in sich zusammen. Raphael hielt Lian noch immer gestützt während er weiter auf Daeíon zuging. „Was passiert hier?“ wollte der Junge wissen, dessen Welt sich zwar immer noch drehte, aber sein Verstand dafür auf Hochtouren kam. „Er verwandelt sich zurück.“ „Wie?“ „Wie ich dir schon gesagt habe…Vampyr ändern nicht selten ihre Gestalt.“ Lian sah wie durch einen Schleier zu. Das Blut was ihn Daeíon genommen hatte, fehlte ihm einfach. Auch wenn er es nicht bewusst bemerkt hatte, er wusste, dass es viel gewesen war und er spürte eine seltsame Angst in sich. Was wenn es genügend war um ihn fast zu töten? Oder wenn er schon tot war? Er begann zu zittern. „Lian…Lian mach die Augen auf. Sieh mich an. Was ist los?“ „Ich habe Angst…“ „Keine Sorge…es wird dir bald wieder besser gehen.“ Ein leichtes Stöhnen ließ sie zu dem Baum zurück sehen. Das erste was sie sahen, war das Daeíon nur noch die Hälfte seiner ursprünglichen Größe hatte, das nächste schockte beide gleichermaßen. Aus Daeíon war ein Junge geworden. Kaum älter als vielleicht 11 oder 12 Jahre. „Joël?“ Raphael war der erste der seine Sprache wieder gefunden hatte und Lian sah ihn entgeistert an. Joël? War das nicht der Name seines Bruders gewesen? Wie erstarrte sah er auf den Jungen. Ja…er sah dem kleinen Mädchen ähnlich…aber was hatte das zu bedeuten? Plötzlich blickte er auf und ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Joël, was ist passiert?“ „Raphael…Bruder…danke…“ damit zerfiel sein Körper zu Staub und verschwand. Lians Augen hatten das Unfassbare gesehen…aber begriffen hatte er es noch nicht. „Was war das? Wieso ist er weg?“ Raphael schüttelte nur mit dem Kopf und hob ihn hoch. Dann ging er zurück und legte Lian aufs Bett. „Was war das?“ „Das was immer passiert, wenn einer von ihnen von dieser Welt geht.“ „Aber er war doch noch ein Kind! Wie konnte das passieren?“ „Ich weiß es nicht…ich wusste nicht einmal dass Joël, Daeíon war…“ Lian hatte sich aufgesetzt und hielt den Vampir fest umarmt. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, er wirkte mindestens genauso erschrocken wie er selbst und er war sich sicher das es ihm nicht halb so egal war wie er ihn glauben machen wollte. Eines wusste er jetzt jedoch sicher. Wer ihm auch immer den Namen Raphael gegeben hatte, er musste es gewusst haben. „Es tut mir Leid…“ murmelte er gegen dessen Hals. Doch Raphael schüttelte nur den Kopf. „Er ist schon vor langer Zeit gestorben…mach dir keine Gedanken…“ Lian schüttelte den Kopf und nickte kurz darauf, dann sackte er nach hinten weg. Vielleicht sollte er sich doch Gedanken machen. Raphael hatte nicht gesehen was wirklich geschehen war bevor Lian Daeíon von sich geschleudert hatte. Wie er das gemacht hatte war ihm zwar immer noch schleierhaft, aber es hatte ihn so wütend gemacht dass er seinen Schlag noch nachgesetzt hatte und damit das Ende des Vampyr einläutete. Er wusste auch nicht wie viel Blut der Junge verloren hatte, doch so blass wie er war, schien es an ein Wunder zu grenzen das er überhaupt noch lebte. Und warum sagte er, er habe Angst? Kopfschüttelt und noch immer wütend auf sich selbst hatte er sich zu ihm gelegt. Wenn Lian Glück hatte, würde er sich erholen, oder aber er würde dennoch in einen Abgrund gezogen. Es war nicht gesagt das Daeíon sein Ziel am Ende nicht doch noch erreicht hatte. Nun hieß es abwarten. Morgen würde er mehr sagen können. Lian fror die ganze Nacht, nicht einmal Raphaels Wärme schaffte es ihn die Kälte endgültig aus dem Körper zu treiben. Er wusste nicht was mit ihm los war. Sein Körper fühlte sich schwer an. Er fühlte sich kraftlos und seine Ohren und Augen spielten ihm einen Streich. Er sah und hörte auf einmal Dinge von denen er nicht sagen konnte ob sie schon immer da waren oder nicht. Dazu kam dieser leise, lähmende Schmerz der sich in seinem Körper eingeschlichen hatte. „Raphael…“ Sofort war der Vampir wach. „Was ist?“ „Etwas stimmt nicht…“ murmelte Lian. „Was meinst du?“ „Ich sehe und höre Dinge die nicht wahr sein können…was passiert hier?“ Also doch. Seine Bedenken waren berechtigt. „Hast du Schmerzen?“ Lian nickte leicht. „Ein bisschen, nicht schlimm…nur unangenehm.“ „Dann muss du dich entscheiden.“ „Was soll ich entscheiden?“ „Ob du leben möchtest oder den Tod vorziehst.“ Beantwortete der Vampir seine Frage. „Was?“ „Dein Körper hat zuviel Blut verloren…er stirbt…Stück für Stück...dir bleibt nicht viel Zeit vielleicht noch ein Tag.“ Erklärte er stockend, bemüht es sich nicht zu sehr anmerken zu lassen. „Was passiert dann? Werde ich dann auch zu…“ er beendete den Satz nicht, denn ein Blick in das Gesicht des Vampires beantwortete seine Frage auch ohne dass er es aussprach. „Dann…dann sterbe ich lieber…bitte…wenn ich es selbst nicht schaffe…dann halte mich auf…“ Raphael schüttelte leicht mit dem Kopf. Das würde nicht nötig sein. „Es wird nicht nötig sein. Ich bleibe bei dir, ich werde mit dir gehen…du musst nur dafür sorgen das du uns beide erwischen wirst.“ Lian sah ihn überrascht und doch auf seltsame Art Dankbar an. „Und wie?“ „Das weißt du inzwischen selbst.“ Gerade als sich der Vampir abwenden und aufstehen wollte, hielt ihn der Junge zurück. Er ignorierte die leichten Schmerzen und hielt ihn fest. „Ein Tag ja?“ „Vielleicht auch weniger.“ „Das ist mir gleich…bleib bei mir…bitte.“ Mit diesen Worten zog der Junge ihn zu sich und ließ sich einfach von seinen Gefühlen leiten. Wenn er schon nur noch einen Tag, als sterblicher auf der Erde wandeln würde, dann wollte er es wenigstens nur ein einziges mal wissen. Wie war es sich jemanden hinzugeben, den man liebte. Er bereute nicht eine einzige Minute von dem, was sie taten. Im Gegenteil er genoss es solange es währte. Irgendwann war das Spiel vorbei und erschöpft aber glücklich lagen sie nebeneinander. Es war an der Zeit. „Es geht los…“ murmelte er nachdem der Tag seinem Ende entgegen lief. Er fühlte, dass es Tag war und er fühlte die letzen menschlichen Schläge seines Herzens. Diese Welt, die ihn rief, hatte ihren ganz eignen Zauber, doch dieser Zauber war tödlich, er wollte nicht in ihr Leben. Also musste er es beenden solang er es noch konnte. „Raphael…“ „Was?“ Lian nahm ein Schwert von der Wand neben seinem Kopf und zog es heraus. Das leichte kribbeln unter seinen Fingerkuppen verriet ihm, das die Klinge aus Silber geschmiedet war. Er setzte sich leicht auf, sah seinen Vampir an und zog ihn zu sich. „Ich liebe dich…“ Dann versanken sie in einem letzten Kuss, danach verschwand die Welt um sie herum in Dunkelheit und sie fühlten gar nichts mehr. ______________________ Thx für´s lesen *Kekse hinstell* Ihr ahnt es schon, das war das letze Kapitel. Ich hab echt lange überlegt wie es ausgehen soll, zum einen war der Reiz da die beiden noch ein wenig spilen zu lassen, aber dafür müsste Daeíon weg, dazu kam das Joël zwar erwähnt wurde, aber nie gesagt wurde was eigentlich mit ihm geschehen war. Dann dachte ich mir, wenn Lian nun am Ende doch irgendwas anderes wird...was wird dann aus Raphael. Dann dachte ich, wenn Daeíon es schafft Raphael am Ende doch zu besiegen, was wird das dann für ein Chaos und so weiter. Im Grunde wollte ich keinen der Beiden allein zurück lassen, also blieb nur die Wahl entweder überleben oder sterben. Diesmal hab ich mich für´s sterben entschieden und ich hab ungefähr eine halbe Ewigkeit an den letzen Sätzen gebastelt -,- LG Kio^^ Epilog: -------- Epilog Am Fuße des Berges hatten sich die Bürger der Stadt versammelt. Ein seltsames Rumpeln hatte sie aus den Häusern gelockt. Als sie ihre Blicke in die Richtung hoben aus der die Geräusche kamen, fielen die ersten Steine des Horstes in sich zusammen. Was war geschehen? Der Berg und der Horst die allen Wettern und Zeiten zu trotzen schien, brachen zusammen und verschwanden Stück für Stück hinter einer Wand aus Nebel. Ein kleines Mädchen hatte sich einen Weg durch die Menge gebahnt und rief aufgeregt nach seinem Urgroßvater. Ein alter Mann kam, sah nach oben und nickte zufrieden. „Oh Großvater! Was ist geschehen? Wieso stürzt der alte Horst jetzt ein?“ „Nun mein Kind. Der Horst hat seinen Herrn verloren und folgt ihm hinüber in die andere Welt.“ „Seinen Herrn?“ Auch die anderen Menschen drehten sich nun um. „Was redest du denn da Ältester?“ „Ihr alle kennt die Geschichte des Horstes. Ihr alle habt sie erzählt bekommen und ihr alle wusstet das man sich sagte, dort oben lebe niemand mehr.“ „Aber ist es denn nicht so?“ „Nun ist der Horst verlassen, denn nun ist sein Herr gegangen und hat seinen Frieden gefunden. Und ihr alle habt ihn schon einmal gesehen, habt ihm so oft Unrecht getan und doch hat er euch kein Leid gebracht. Der Mann mit den silbernen Haar und den roten Augen. Ihr alle habt ihn gekannt und ihr alle wusstet dass er dieser Stadt oft einen Dienst erwiesen hat. Ihr alle habt ihm Unrecht getan. Nun ist er fort. Raphael ist erlöst.“ „Woher weißt du das oh Großväterchen?“ „Mein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur Großvater, dessen Ur-Ur-Ur Großeltern und auch deren Ahnen haben es gewusst. An unsere Spitze stand ein Mann. Er hieß Zerádes. Er hat den Krieg erlebt…den Zerfall des westlichen Reiches und er hat viel Leid gesehen. Eines Tages, an seinem Lebensabend, kam sein Enkel zu ihm, er brachte einen Mann mit. Als er ihn sah, wusste er dass all seine Geschwister schon lange gestorben waren. Er war allein zurück geblieben. Als er ihn sah und ihn erkannte, wusste er dass Raphael die Stadt vor Unheil bewahrte, denn man sprach darüber. Sein Dienst tat er indem er nur die Menschen strafte die es verdient hatten. Er hat sie befreit von den Fesseln des Krieges, und sie haben ihn gesehen und sie haben es gewusst. Und auf die Frage seines Enkels hin, erzählte er ihnen seine Geschichte und bat ihn und sie darum, sie immer am Leben zu halten. So hielt sie bis heute aus. Und ihr wisst dass sie wahr ist. Ihr alle kennt sie. Behaltet seine Geschichte in eurer Erinnerung.“ Ein einvernehmliches Raunen ging durch die Menge, dann wandten sie ihren Blick ein letztes Mal zum Berg empor um ihn ihren Respekt zu zollen. Als sich der Nebel lichtete, stand die Sonne am Horizont und verschwand Blutrot hinter den Wäldern. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)