Tausend und 1 Nacht von Kio4578 ================================================================================ Kapitel 25: Kapitel 25 ---------------------- Kapitel 25 Am liebsten hätte Lian Luftsprünge gemacht, doch er war sich noch nicht ganz sicher, ob das Angebot Bestand hatte und außerdem wäre das im Moment wahrscheinlich äußerst ungünstig gewesen. Als er erneut zu Raphael sah, stellte er fest, dass er wieder denselben Ausdruck hatte wie immer. Ein wenig schwermütig lief er weiter. Als sie endlich wieder zurück waren, verschwand der Vampir ohne ein weiteres Wort verloren zu haben. Was war denn nun schon wieder los? Lian schüttelte den Kopf. Es half ihm ohnehin nicht wenn er sich den Kopf zerbrach, er sollte die glückliche Fügung einfach hinnehmen solang sie währte. Vielleicht war auch schon morgen wieder alles vorbei, oder er träumte und wachte jeden Moment unter einem Baum auf. Und selbst wenn es nur ein Traum sein sollte, ein Schritt nach vorn war getan. Sollte es kein Traum sein, dann würde Raphael vermutlich in Zukunft eher auf Fragen antworten, oder er ließ sich gar nicht mehr blicken. So schwer es fiel, eine der beiden Möglichkeiten würde eintreten und er würde sie hinnehmen müssen. Im Grunde war es gut so. Hier war er zumindest sicherer, als irgendwo anders, denn so schnell würde hier niemand nach ihnen suchen. Lian entschied sich dafür sich ein wenig auszuruhen. Auf der einen Seite war er froh hier zu sein, auf der anderen fürchtete er das böse Erwachen wenn er das nächste mal die Augen aufschlug. Raphael hatte sich sofort in sein Zimmer zurück gezogen. Natürlich war ihm klar was er getan hatte und im Grunde war er fast erstaunt das Lian, entgegen seiner Art, keinen Protest verlauten ließ. Wahrscheinlich war er auch einfach nur zur verwirrt gewesen, zumindest sah er eindeutig so aus. Es wurde Zeit, langsam musste er wieder auf die Jagd gehen und dann könnte er dabei überlegen, wie es jetzt weiter gehen sollte. Vorher jedoch, musste er dringend seine Gedanken ordnen. Bisher war es noch nicht ein einziges mal vorgekommen, dass er einen Menschen bat zu bleiben. Die meisten ließ er ziehen, obwohl es ihm sicher gelungen wäre, den einen oder anderen aufzuhalten. Hier war es jedoch irgendwie anders. Plötzlich fühlte sich Raphael nicht mehr wohl, vielleicht sollte er aufhören weiter darüber nach zu denken und stattdessen einfach abwarten. Früher oder später würde Lian ohnehin zu ihm kommen und zumindest dann, wollte er ihn auch ansehen können. Der Zwischenfall, bevor Lian ging, hatte ihn mehr aufgewühlt als er am Anfang dachte. Selbst jetzt noch, wo die Sonne den Zenit bereits wieder berührte, lag er wach und konnte seine Gedanken einfach nicht abwenden. War sowas eigentlich schon einmal passiert? Soweit er sich entsinnte wohl nicht, denn wenn hätte er sich vermutlich daran erinnert. Wie sollte er das nun einsortieren? Und überhaupt konnte das nicht auch einfach eine Handlung aus dem Affekt gewesen sein, weil Lian zu diesem Zeitpunkt wusste das er gehen wollte? Irgendwie war aber die Erinnerung über jeden Zweifel erhaben. Das war nicht einfach mal so passiert und noch weniger hatte er sich das so ausgedacht, es war einfach passiert ohne das es einen bestimmten Grund gegeben hätte. Doch was war nun? Jetzt wo er wieder da war? Ärgerlich schüttelte Raphael den Kopf. Nun war wirklich nicht die Zeit noch länger darüber nach zu denken. Er sollte sich lieber ein bisschen ausruhen, schließlich war er die letzen Tage ununterbrochen wach und irgendwann konnte das eine unerfreuliche Wendung haben. Spätestens wenn er wieder, was er nicht hoffte, auf Daeíon stieß und der ihn erneut herausforderte. Auch Lian hatte kaum Schlaf gefunden. Zum einen aus Sorge er würde wirklich nur Träumen, zum anderen waren seine Gedanken ununterbrochen bei Raphael und dem was geschehen war. Doch es war doch reell, er war doch hier. Er hatte schließlich nicht geschlafen. Raphael hatte ihn doch wirklich indirekt gebeten zu bleiben oder nicht? Trotz das er sich die Tatsachen vor Augen führte und jeden Zweifel ausräumen konnte, fand er einfach keine Ruhe. Es half alles nichts, er musste endlich Klarheit schaffen und der einfachste Weg dorthin war der, einfach zu vergessen, der schwierigere war, nicht weiter zu leugnen, das der Kuss, zumindest von seiner Seite aus, nicht nur eine abschließende Handlung war. Beides war verwirrend und er wusste auch noch nicht so recht wohin mit den ganzen Emotionen die in ihm aufstiegen wenn er nur ein bisschen daran dachte. Er wusste nicht wie er sie richtig einordnen konnte. Waren es nun wirklich echte Gefühle oder war es eine Folge dessen, das er nicht mehr allein war? Seufzend stand er auf und betrachtete sein Spiegelbild. Es sah einfach nur furchtbar aus. Seit 2 Tagen hatte er nicht mehr geschlafen und irgendwie schien noch immer ein leichter Rotschimmer über seinen Wangen zu liegen, doch der kam definitiv nicht von einer Erkältung oder etwas ähnlichen. Er musste dringend seine Gedanken unter Kontrolle bringen. Als Lian sein Zimmer verließ, kam auch gerade Raphael aus der Tür. Er wirkte ein bisschen blass und sah nicht so aus als hätte er nennenswert mehr Schlaf hinter sich. Es war eher noch ungewöhnlicher als vorher. Natürlich war er auch schon am Tag unterwegs gewesen, doch das hielt sich in Grenzen. Es musste früher Morgen sein, oder vielleicht auch Mittag und Lian war sich sicher, das sie im Morgengrauen zurück auf dem Horst waren. Es war das erste Mal das er den Vampir um die Zeit, die er persönlich als schlimmste bezeichnete, zu Gesicht bekam. Dass er ihn überhaupt zu Gesicht bekam, konnte man strenggenommen schon als kleines Wunder betrachten, zumindest wenn man ihn vorher schon erlebt hatte. Lian sah ihn an und schon wieder wurde er nervös. Anders als sonst versuchte er es diesmal weniger verkrampft zu verbergen, doch so richtig gelingen wollte es ihm nicht. Er musste etwas tun, etwas sagen um die Stille zu verbreiten, die zuviel Raum für Träume ließ, für die hier jedoch nur wenig Platz war. „Du bist schon wach?“ fragte er verwundert und schellte sich gleichzeitig in Gedanken. Ihm hätte wirklich etwas Intelligenteres einfallen können. „Ich habe noch gar nicht geschlafen. Und so wie du aussiehst vermutlich ebenfalls nicht.“ Erwiderte der Vampir zu seiner Verwunderung. „Stimmt, ich hatte den Kopf einfach nicht frei.“ Murmelte Lian. „Und was tust du dann jetzt hier?“ „Ich wollte mir nur die Beine vertreten sonst nichts. Vielleicht kann ich dann schlafen.“ Sagte der Junge. „Was hältst du von ein paar Rollen als Ausgleich?“ fragte Raphael ihn eher beiläufig. „Welche Rollen? Doch nicht etwa die, die du seiner Zeit selbst herunter gebracht hast?“ „Da ich mich an keine anderen erinnern kann, werden es die wohl sein. Komm, ich zeige dir wo du sie findest.“ Erwiderte Raphael und deutete ihm mit zu kommen. Zurück in das Zimmer aus dem er selbst erst gekommen war. Ok etwas war hier seltsam. Etwas lief hier ganz und gar nicht mehr so wie sonst, und es war nicht einmal besonders schwer zu erraten was es war. Irgendwas hatte der Bolzen wahrscheinlich doch in seinem Vampir angerichtet… Nicht das es ihn nicht froh stimmte, doch er wusste nicht wie er das beurteilen sollte und noch weniger wie er mit der neuen Situation umgehen sollte. Lian wollte sich auch keine Wunschvorstellungen aufbauen, da das erwachen daraus meistens weniger aufbaute, sondern eher mächtig zusetzen würde. Auch wenn er nun schon öfter hier gewesen war. Der Raum schien sich mit jedem weiteren mal zu verändern. Natürlich war das Blödsinn, dennoch kam es ihm so vor. Inzwischen war er neben Raphael getreten, und nahm die Rollen die er ihm reichte. Lians Puls raste, als sich für einen kurzen Moment ihre Hände berührten. Dieser Moment war so flüchtig, das er es in jeder anderen Situation wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hätte. Allerdings hatte er hier das Gefühl einen kleinen Stromschlag abbekommen zu haben. Das war natürlich ebenfalls Blödsinn, doch genauso hatte es sich angefühlt und seine Gedanken hatten ihren Beitrag geleistet. Irgendwas war hier mit ihm ganz und gar nicht mehr in Ordnung. Auch Raphael zuckte unmerklich zusammen. Doch natürlich merkte man ihm dabei überhaupt nichts an. Es war an sich nichts Neues, das er mit Menschen in Berührung kam, jedoch war es schon seltsam, das er die Wärme die von der Haut des Jungen strahlte, selbst bei einer so leichten Berührung intensiv wahrnahm. Als er die letze Rolle hervorgeholt hatte, war Lian hinter einem Berg aus Pergamenten und Papieren verschwunden. Der Vampir schmunzelte und nahm ihm einen Teil ab. Unter seinen Blick durchfuhr den Jungen abermals ein warmer Schauer und das leichte Schmunzeln das noch auf den Lippen des Vampires lag, ließ ihn erneut erröten, während er mühsam Gedanken abschüttelte die hier gar nicht hin gehörten. Einer davon war der, ihn berühren zu wollen. Auf eine seltsame steife und roboterähnliche Art, drehte er sich um und legte die restlichen Rollen auf einen Tisch unweit von ihm. Raphael tat es ihm gleich. „Das sind aber nicht nur ein paar Rollen…das ist ja das halbe Archiv.“ Stellte er fest. „Nun, du wirst genügend Zeit finden dich ihnen zu widmen, sofern du sie überhaupt verstehen kannst.“ „Ich habe das Heft gelesen…so viel schlimmer können die gar nicht sein.“ Erinnerte er, seine Stimme klang dabei sehr nachdenklich. Er sah kurz auf, bevor er willkürlich eine Rolle aufnahm und sie öffnete. Ok…er würde nicht nur Zeit finden sie zu lesen, er würde sie mindestens genauso dringend auch benötigen um sie überhaupt erst einmal zu entschlüsseln. „Das…das ist doch hebräisch…“ brach es aus ihm heraus. „Raphael…machst du das eigentlich mit Absicht? Ich war gerade einigermaßen gut darin die keltische Schrift, und die Runenzeichnungen zu entschlüsseln...nun sind hier plötzlich irgendwelche Hieroglyphen mitten im Text…“ erwiderte er ein wenig fassungslos. Es genügte um den Vampir erneut zum schmunzeln zu bringen. „Niemand hat gesagt, dass es einfach ist.“ „Aber du wusstest es.“ „Nein…eigentlich nicht…ich hab sie nie angesehen.“ „Aber wieso hast du dann…“ „Im Grunde war es nicht schwer…man musste nur immer dann zu Stelle sein wenn wieder einer den Verstand verloren hatte und das kam oft genug vor. Ab und zu lagen sie auch offen.“ „Gibt es wenigstens Aufzeichnungen?“ „Ein paar, die liegen auch irgendwo mit in den Rollen dabei.“ „Ok…“ Lian begann sich auf die Suche zu machen. Doch blieb schon nach einem Moment bei einer Rolle stehen. „Was ist das?“ fragte er sich laut und begann sie ganz aufzurollen. Diese Rolle stammte aus der Zeit aus der auch das Heft des Vampires stammte und irgendwie deckten sich einige Aufzeichnungen mit diesen die er eben in den Händen hielt. Tatsächlich erzählte der Text von der Zeit in der Raphael gelebt hatte. Es klang fast wie ein Brief der aufgesetzt und versandt wurde, ohne allerdings seinen Empfänger zu erreichen. Nach ein paar Zeilen bestätigte sich die Vermutung des Jungen. Der Text stammte aus dem Jahre 184 und warnte jemanden davor sich nicht länger im geheiligten Land zu bewegen, da man ihn verfolgte. „184…das wäre ja…“ er sah den Vampir an, der inzwischen wieder auf der anderen Seite des Raumes platzgenommen hatte und ihn ansah. „Was war denn 184?“ „Ich glaube das hier ist ein Brief der seinen Empfänger allerdings nie erreicht hat. Es ist eine Warnung…oder ein Rat...glaub ich. Sieht allerdings so aus als wurde er abgefangen…zumindest ist hier ein Siegel das ich irgendwo schon mal gesehen habe.“ Raphael kam zu ihm und nahm die Rolle entgegen. Sofort verfinsterte sich sein Blick. „Das ist das Siegel eines Erzbischofes aus dieser Zeit. Man nannte ihn damals Diakon…das ist normalerweise eine Amtsbezeichnung und bezeichnete damals besonders hoch angesehener Diener der Kirche. Die Diakone waren ursprünglich Gehilfen der Apostel und waren die erste Stufe eines Bischofes. Sie gaben Verkündungen bekannt und einige hielten sich auch für Propheten… Er nannte sich jedoch so, bezichtigte meine Familie des Hochverrates und ließ sie durch das ganze Land jagen. Es würde mich nicht wundern wenn das sein Siegel wäre…“ erwiderte Raphael und war dabei selbst erstaunt dass er sich daran erinnern konnte. Dabei war er doch auch nur ein Kind gewesen…oder? „Ich verstehe…“ nickte Lian und sah ihn dabei an. Die letze Eintragung in seinem Heft stammte aus dem Jahr 203, damals war er 26, das bedeutete also er war 7 als die Jagd begann. „Tut mir leid…“ murmelte er plötzlich. „Was meinst du?“ „Das ich am Anfang gesagt habe, das ich nicht glaube das man einfach alles vergessen kann. Inzwischen kann ich es verstehen. Nachdem was ich bisher erfahren habe, war es keine besonders schöne Zeit, eher eine Zeit die man einfach am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würde, wenn man die Möglichkeit dazu hat.“ „Ich habe doch schon gesagt das das alles sehr lang her ist und es einfach nicht mehr existiert.“ Erwiderte der Vampir. Lian nickte, doch wirklich überzeugt sah er dabei nicht aus. Raphael gab ihm die Rolle zurück und ließ ihn allein. Er war nicht sauer, nur ein bisschen wütend über diese Rolle die er heut zum ersten mal zu Gesicht bekommen hatte, die ironischer weise die ganze Zeit über bei ihm war, und die ihm bewies das die ganze Sache mit der Jagd sehr wohl ein abgekartetes Spiel war. Was er Lian nicht gesagt hatte, war die Tatsache, dass das Siegel von jemandem gebrochen wurde, den er noch in Guter Erinnerung hatte, es war der Bruder seines Vaters der ihn letztendlich mit genau diesem Schreiben ausgeliefert hatte um seinen eigenen Kopf zu retten. Lian fand noch ein paar andere Dokumente aus dieser Zeit und alle waren nur abgeschickt wurden ohne je an einen Empfänger zu gelangen, doch er entschied sich dafür, Raphael nichts davon zu sagen, seine Reaktion hatte in ihm den Verdacht aufkommen lassen, das er noch mehr über diese Rolle wusste. Doch hielt er es für klüger ihn nicht darauf anzusprechen. Vielleicht fand er die Antwort selbst. Während er die Rollen aufteilte, wurde er zunehmend schläfriger. Letztendlich bekam er gar nicht mehr mit wie er immer weiter nach vorn sank und über ihnen einfach eingeschlafen war. Als Raphael zurück kam, sah er verwundert zum Tisch. Er war entweder länger weg als er dachte, oder die Tage ohne schlaf forderten, zumindest von Lian, langsam ihren Tribut. Er ging näher zu ihm, doch er schlief tatsächlich tief und fest. Seufzend nahm er ihn die Rolle aus der Hand und trug Lian in dessen Zimmer und ins Bett. Gerade als er wieder zurück gehen wollte, griff der Junge nach seinem Handgelenk und hielt es fest. Verwundert wollte Raphael sich seinem Griff entziehen, doch stellte fest, dass er ihn damit nur wecken würde. Ein wenig unbeholfen sah er den Jungen an. Das war definitiv bisher nur ein einziges mal vorgekommen. Damals war er noch ein Mensch und es war seine jüngere Schwester die ihn auf eine ähnliche Weise festgehalten hatte als er gehen wollte. Damals blieb er bis ihr Griff erschlaffte und das Herz des Mädchens aufhörte zu schlagen. Sie war schon seit ihrer Flucht krank gewesen. Adáliz war gerade 12 als sie den Kampf gegen den unbekannten Eindringling in ihrem Körper verloren hatte, er erst 17. Seltsamerweise konnte er sich nicht mehr daran erinnern irgendetwas gefühlt zu haben. Und nun? Er konnte sich nicht aus seinem Griff befreien und so wie es aussah, würde Lian ihn auch nicht so schnell loslassen. Er musste wohl oder übel einsehen, dass ihm nur eine Möglichkeit blieb und die sah so aus, das er solang bei ihm bleiben musste, bis er wieder aufwachte. Das konnte noch lustig werden…Lians erste Aktion bestünde sicher darin möglichst schnell in irgendein Loch zu kriechen, wenn er es bemerkte. Raphael musste über diesen Gedanken schmunzeln. Ja er war sich ziemlich sicher dass genau das geschehen würde. Seufzend setzte er sich neben den Jungen und betrachtete ihn. Etwas war hier seltsam…aber noch eigenartiger war die Tatsache, dass es ihn selbst nicht sonderlich störte. Irgendwann war allerdings auch der Vampir einfach neben ihm eingeschlafen. Die Zeit verging. Es war schon fast eine ganze Nacht vergangen, als Lian wieder aufwachte. Wann war er denn eingeschlafen? Oder wie kam er überhaupt ins Bett? Als er seinen Blick zur Seite schweifte wollte er schon fast auffahren, allerdings kam sein Körper seiner Aufforderung, wieder mal, nicht nach und so versuchte er zunächst nur den Schreck zu verarbeiten der ihm im Moment noch fest in seinem Bann hielt. Warum war Raphael hier? Und wieso lag er neben ihm und schlief ganz offensichtlich? Erst beim zweiten Blick stellte er fest, dass er selbst dafür verantwortlich war. Er hielt sein Handgelenkt noch immer fest umklammert. Sofort lief sein Gesicht rot an. War das etwa schon die ganze Zeit der Fall? Er wagte es nicht jetzt los zu lassen, aus Sorge, dass er ebenfalls wach werden würde und er in Erklärungsnot geriet. Was nun? Eigentlich war er noch nicht einmal richtig ausgeschlafen, zumindest fühlte es sich nicht so an, aber der Schreck hatte ihn mit einem Schlag hellwach werden lassen. Erst jetzt stellte er fest, dass Raphael noch immer schlief. Wie kam es eigentlich das er noch nicht aufgewacht war? Bisher war es doch immer so gewesen, das er schon von einem kleinen Atemzug aufwachte…zumindest glaubte er das. Das er sich irrte hielt er für unwahrscheinlich, aber hätte er nicht frühestens dann aufwachen können als sein Herz einen Satz nach vorn machte und mit doppelter Geschwindigkeit weiter schlug? Lian glühte noch immer. Was sollte er denn jetzt machen? Zunächst entschied er sich dafür schnellsten seinen Puls zu beruhigen, dann würde er versuchen einen klaren Gedanken zu fassen…bis es soweit war betrachtete er den Vampir. Er lag nicht von Anfang an, so wie jetzt, wahrscheinlich saß er vorher eher aufrecht neben ihm. Jetzt fielen einige Haarsträhnen wie Silberfäden über sein Gesicht und ließen es noch schöner wirken als sie es sonst taten. Auch sonst wirkte er auf eine Art einfach nur friedlich, gar nicht mehr wie ein Vampir, sondern eher wie ein Mensch. Ein bemerkenswert gut aussehender Mensch wie Lian zähneknirschend zugeben musste. Ein Mensch der ihm gerade in diesem Moment noch mehr den Kopf verdrehte als im wachen Zustand. Es war ein schönes Gefühl ihn so nah ansehen zu können. Es hatte eine beruhigende Wirkung auf den Jungen und er war fast versucht ihn ein paar Strähnen aus dem Gesicht zu streifen, besann sich jedoch dann eines Besseren und sah ihn einfach nur an. Plötzlich wurde er stutzig. Unbewusst war er näher an den Vampir herangerückt und lauschte. Was war das für ein merkwürdiges Gefühl? Lian lauschte dem Klopfenden Geräusch…bis er schließlich zu dem Schluss kam das es nicht sein Puls war den er hörte, denn der schlug nun wieder um ein vielfaches schneller. Das war tatsächlich ein Herzschlag. Ein beneidenswert ruhiger Herzschlag, wie er jedem schlafenden Menschen eigen ist. Was hatte das zu bedeuten? Vampire waren doch aber gar keine normalen Menschen mehr, auch wenn sie ihnen im äußeren noch immer glichen. Warum hörte er dann einen Herzschlag und überhaupt, wie hatte es dieses Herz geschafft hunderte von Jahren zu schlagen? Hatte es tatsächlich schon die ganze Zeit geschlagen? Irgendwie war das schwer vorstellbar, aber wie so oft war scheinbar auch so etwas nicht unmöglich. Während Lian weiter dem gleichmäßigen Ton lauschte überrumpelte ihn erneut die Müdigkeit und er schlief doch wieder ein. Später in dieser Nacht erwachte auch Raphael. Das erste was er bemerkte war, das Lian ihn noch immer nicht losgelassen hatte. Aber wesentlich ungemütlicher war die Position in der er eingeschlafen war. Gleichzeitig wunderte er sich, wie er überhaupt hatte einschlafen können. So erschöpft konnte er gar nicht gewesen sein. Irritiert sah er auf den Jungen. Täuschte er sich oder war er näher zu ihm gerückt? War er schon wach gewesen? Und wenn wieso hatte er ihn dann nicht bemerkt? Plötzlich stutzte er. Etwas war hier seltsam. Irgendetwas war anders als sonst, allerdings konnte der Vampir nicht sofort sagen was es war. Aber Lians Griff hatte an Kraft verloren, so war es ihm ein leichtes, sich mit einer schnellen Bewegung aus der Hand des Jungen zu winden ohne das der etwas davon bemerkt hatte. Raphael richtete sich auf und streckte sich ein wenig, allerdings genügte es um seine Knochen einvernehmlich knacken zu hören. Sofort fuhr Lian auf und sah ihn erschrocken an. Fast in derselben Sekunde senkte er hastig den Blick um zu verbergen wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Das wenige Licht was den Raum einnahm reichte aus um in ihm die wildesten Erinnerungen und Vorstellungen zu entfachen. In seinen Gedanken mahnte er sich hastig zu Ordnung, das passte nun gar nicht hier her. Der Vampir registrierte seine Bewegung und sah nun verwundert auf ihn herab. Gleichzeitig ertappte er sich allerdings selbst dabei wie er sich fragte was wohl in den Kopf des Jungen vorging während sein Gesicht ganz eindeutig dunkler geworden war. Resignierend schüttelte er den Kopf. „Tut mir leid…“ murmelte der in diesen Moment und schaffte es nur, Raphael noch mehr zu verwirren. Dann fiel der Groschen. „Schon gut…“ damit stand er auf und ließ ihn allein. Erst als Lian hörte, dass die Tür geschlossen wurde, wagte er es wieder aufzublicken. Er seufzte auf, während sein Puls noch immer raste und ihn davon abhielt sich einfach wieder hinzulegen und weiter zu schlafen. Dieses Unterfangen gab er dementsprechend schnell wieder auf und gesellte sich stattdessen wieder an den Tisch der noch immer mit unzähligen Pergamenten überfüllt war. Wie kamen die eigentlich hier her? Er war sich fast sicher dass er sie nicht hergebracht haben konnte, denn soweit er sich noch erinnerte, war er bei Raphael bevor er in seinem Bett wieder aufgewacht war. Missmutig durchforstete er die Pergamentrollen und Papierfetzen die vor ihm lagen. Als er damit fertig war, stellte er fest dass er die Rollen auf einen Haufen und die Pergamente auf einen anderen Haufen geordnet hatte ohne das jedoch zu bemerken. Der Grund dafür lag eine Tür weiter. Lian stand auf. So konnte es nicht weitergehen. Er musste endlich wieder Ordnung in seine Gedanken bringen und aufhören ständig über Raphael nachzudenken. Er hatte ihn zwar gebeten zu bleiben, aber sicher nicht ganz ohne Hintergrund. Tatsache war, das auch der Vampir wusste das er hier wesentlich sicherer war und er selbst ebenfalls. Er konnte sich kaum vorstellen, dass etwas anderes ihn zu diesem Entschluss gebracht hatte. Schließlich hatte er selbst erlebt zu was es führen konnte, wenn die beiden ungleichen Welten aufeinander prallten. Etwas anderes sollte er besser nicht erwarten, denn das käme einer surrealistischen Vorstellung gleich, die höchsten ihn selbst zu schaffen machen konnte. Oder noch schlimmer. Sie würde ihn vermutlich eher verletzen. Für den Moment war es besser, einfach nicht länger darüber nachzudenken, also starrte er wieder die Pergamente an. Einige waren eingerissen, ein paar andere schienen in der Mitte dicker, erst als er einen bunten Zipfel bemerkte sah er sich besagte Rolle genauer an und erstarrte. Das Vermeidliche Pergament entpuppte sich als Portrait einer wunderschönen jungen Frau. So viel älter konnte sie nicht gewesen ein, vielleicht 15 oder auch 16. Sie sah aus wie ein Engel. Etwas an ihr kam ihm merkwürdig bekannt vor. Ihr Haar war fast weiß und ihre Augen leuchteten in einem dunklen rot. Sofort fuhr er auf und versuchte sich zu beruhigen. Ihre Augen…es waren ihre Augen die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Wie elektrisiert steuerte er auf die Tür zu. Den Daten nach zu urteilen war dieses Bild schon sehr alt. Es stammte aus dem Jahr 194. Erst als er vor der großen Steinwand stand realisierte er, das er schon wieder im Begriff war, Raphael aufzusuchen. Eigentlich war er sich fast sicher dass er nicht schlief, höchstens war er nicht da, doch das würde er wahrscheinlich nicht erfahren wenn er hier stehen bleiben würde und die Wand anstarrte. ___________________ Thx für´s lesen. Fast ist es geschafft nur noch wneige Seiten, wieviel das seht ihr an den Prozentangaben bis es abgeschlossen ist. Rechtschreibfehler dürft ihr diesmal behalten, ich hab bisschen viel um die Ohren ^^" Schönen 2. Advent und noch einen schönen Samstag. *Nikolausstifel hinstell* LG Kio ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)