Tausend und 1 Nacht von Kio4578 ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Kapitel 13 Lian sah ihm nicht an, er stand ziemlich verloren weit in der Mitte des Raumes und hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet. „Nein, habe ich nicht. es sieht merkwürdig aus, nicht wie ein Tier, aber auch nicht wie ein Mensch, eher wie etwas von beidem.“ Antwortete er ohne den Blick zu heben. „Und jetzt ist es auf dem Hof?“ Der Junge nickte. Raphael hatte ihn misstrauisch beobachtet, doch er sagte die Wahrheit. Er hatte bis vor kurzen noch nicht einmal den Gedanken gefasst nach ihm zu suchen und er sah auch keinen Gedanken daran das alte Anwesen zu besuchen. Und es war ihm nicht besonders angenehm, dass er nun doch hier stand. „Gut, lass uns nachsehen.“ Schweigend folgte Lian dem Vampir. Es überraschte ihn nicht einmal sonderlich, als ihm auffiel, dass er ihn durch einen anderen Gang nach draußen führte. Vielleicht gab es nur die beiden Zugänge und auf selben Weg keinen Ausgang? Bis sie aus dem Tunnel heraus waren, sagte der Vampir kein Wort. Als sie endlich auf den Hof ankamen, war dort nichts mehr zu sehen, außer der kahle Stein mit dem verdorrten Unkraut das hier und da aus dem Boden gewachsen war, jedoch der sengenden Hitze der Sonne zum Opfer fiel. „Es ist nicht mehr hier, vielleicht ist es wieder verschwunden.“ Durchbrach Lian das Schweigen. Zum einen um sich selbst Mut zum machen, zum anderen um überhaupt etwas zu sagen. „Nein, ist es nicht. Es ist noch hier.“ Erwiderte sein Begleiter. „Seid ihr sicher?“ Raphael sah ihn an, er zuckte unter seinem Blick zusammen. Scheinbar hatte er grad etwas Unbedachtes gesagt. „Warte hier, ich werde allein nach sehen.“ Lian nickte, dann stand er allein da. Der Vampir war weit auf den Hof gegangen und sah sich um. Zumindest sahen die kurzen Momente in dem er seine Bewegungen sah, so aus als täte er es. Es war noch vor wenigen Minuten hier gewesen, sein weg musste also in eines der umliegenden Gebäude geführt haben. Dann verriet es sich selbst. Es war im großen Saal und schien etwas Bestimmtes auf den Boden zu tun. Vielleicht schleifte Stoff auf den bearbeiten Steinplatten. Vorsichtig ging er näher und sah hinein. Tatsächlich kauerte die Gestalt in der Mitte und schien ihn nicht einmal zu bemerken, auch nicht als er fast hinterm ihm stand. Der Junge hatte recht, ein Vampir war das schon mal nicht. Erst als eine leichte Windböe durch die offene Tür in seinem Stoff fuhr, der dann ebenfalls auf den Boden streifte, drehte es sich um und wich erschrocken zurück. Raphael musste sich korrigieren. Es war eine ältere Frau und ihre blinden Augen sahen ihn erschrocken an. Sie war komplett vermummt und bis auf die Augen sah man nichts vom Körper unter dem schwarzen Schatten. Es war als ob sie bemerkt hatte, dass er hinter ihr Geheimnis gekommen war, denn im nächsten Augenblick war sie fast ganz verschwunden. Sie bewegte sich schnell, nicht schnell genug für ihn, aber schnell genug um den Jungen zu beunruhigen. Doch schon einen Moment später schob er die Gedanken beiseite, denn er war zu ihm gekommen. „Was war das?“ fragte er beinahe ehrfürchtig. „Solltest du nicht warten?“ „Ich habe etwas gehört und wollte nachsehen...Wer weiß ob es hier noch mehr gibt…“ Wich er der direkten Antwort aus. „Das sollte unwahrscheinlich sein, hier ist sonst keiner mehr.“ „Was war das?“ „Ein Mensch, ich habe nicht viel gesehen.“ „Ein Mensch ganz sicher kein Tier?“ „Du kannst zurück gehen, so schnell taucht es hier sicher nicht mehr auf.“ „Ich möchte nicht…“ murmelte der Junge. „Es ist nicht mehr hier.“ „Was wenn es wiederkommt?“ „Wird es auch nicht gefährlicher sein.“ Raphael wandte sich ab und ließ ihn stehen. Unsicher sah sich der Junge um, hoffentlich hatte er Recht damit. Zögerlich trat Lian wieder ganz nach draußen. Vielleicht sollte er noch einmal das Archiv besuchen, vielleicht würde er da etwas finden das ihn entweder auf andere Gedanken brachte, oder ihm eine Erklärung dazu liefern konnte. Das erschien ihm für den Moment am einfachsten, also machte er sich auf den Weg. Im Archiv selbst allerdings wandelte sich sein Optimismus allerdings eher in die Realität zurück, denn obwohl noch unzählige Aufzeichnungen, Niederschriften und Rollen zu finden waren, war ein großer Teil davon für ihn ein einziges Rätsel. Nach gefühlten zwei Stunden hatte er doch noch etwas gefunden und nahm es mit. Schon als er noch nicht einmal richtig im Haus war, begann er die ersten Zeilen zu lesen um sie anschließend niederzuschreiben. Wie auch schon bei der Rolle davor, gelang ihm das nur Teilweise. Raphael war zurück gegangen. Wegen dem bisschen war Lian zu irritiert das er sich über seine Aufforderung hinwegsetze und ihn suchte? Nicht aus einer Laune heraus, wie er schnell festgestellt hatte, sondern hatte er etwa…? Wie nannte man das gleich? Angst? Der Zynismus ließ ihn müde lächeln. Vor ihm hatte er keine Angst, aber vor einer harmlosen alten Frau. Sie schien ihm nicht gefährlich und auch kam es ihm ein wenig merkwürdig vor, dass sie allein war. Sie stammte mit hoher Wahrscheinlich nicht aus dieser Gegend, weder aus dem Wald noch aus der Stadt. Selbst das verlassene Anwesen kam nicht in Frage. Lian arbeite bis in die Nacht herein. Ein wenig desorientiert war er nur, als er die Augen aufschlug und die Sonne schon hoch am Horizont stand. Als er wieder einigermaßen klar denken konnte, stand er auf, wusch sich und widmete sich noch einmal seinen Übersetzungen. Schon nach ein paar Sätzen hatte er gestockt, teilweise schienen die Rollen aus verschiedenen Epochen zu standen. Einige Zeichen hatte er vorher noch nicht gesehen. Als er die Sätze noch einmal überflog, stellte er fest, das es sich wie eine Überlieferung lass. Sie erzählte davon, dass man vor langer Zeit in der Wüste eine Festung gefunden hatte. Die war so prächtig das man sie für ein Geschenk der Götter hielt. Der Text stammte aus einer Zeit, die er nicht benennen konnte. Niemand hatte sich weiter an sie heran gewagt, oder sie gar betreten, denn durch das Tor sah man immer Bewegung. Bewegung von Schatten. Das Wort Mensch konnte er allerdings nicht finden. Als es sich herumgesprochen hatte, zog man weiter und die Festung geriet in Vergessenheit. Den Rest konnte er noch nicht lesen. So wie es aussah würde er noch einmal die Hilfe des Vampires brauchen wenn er das ganz übersetzen wollte. Vielleicht hatte er davon auch selbst schon mal etwas gehört. Er stand auf und ging nach draußen. Wenn würde er erst am Abend nach ihm suchen, vielleicht kam er auch selbst nach oben. Die Zeit jetzt konnte er nutzen um sich noch ein wenig umzusehen und vielleicht einen Weg zu suchen, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte. Doch auch in diesem Jahr würde es einen Winter geben und für den Notfall, sollte er vorbereitet sein. Auch Raphael war rastlos. Nun saß er im Sessel und starrte ärgerlich die Wände empor. Letztendlich ging er weiternach unten, anschließend wieder nach oben und nach draußen. Es war Nacht als er zurück kam. Als er das erleuchtete Fenster des Jungen sah, wunderte ihn das nicht sonderlich. Er entscheid sich einfach weiter zu gehen und ihm keine Aufmerksamkeit weiter zu schenken, sollte er sich doch die Nächte um die Ohren schlagen, das war nicht sein Problem und es interessierte ihn auch nicht weiter. Allerdings kam er diesmal nicht sehr weit. „Raphael! Wartet, bitte!“ „Was ist?“ fragte er gereizt. „Ich möchte euch noch einmal um eure Hilfe bitten.“ „Was ist es diesmal?“ „Ein Text.“ Mürrisch sah er ihn an, schließlich folgte er ihm doch ins Haus, sonst würde er nie wieder seine Ruhe haben. Lian zeigte ihm die Rolle. Der Vampir sah sich den Text an, er war älter als der letzte, allerdings noch immer nicht alt genug um ihm unbekannt zu sein. Er schrieb auf was noch fehlte. Der Junge sah ihm dabei zu. „Wo habt ihr das gelernt?“ fragte er ihn als er fertig war. „Warum?“ „Weil das eine sehr alte Schrift ist. So etwas habe ich das letze mal vor 10 Jahren gesehen, damals löste man die Schriftensammlung meines Vaters auf. Er hatte immer davon gesprochen das einige Schriftzeichen, eben solche wie diese, eintausend Jahre und älter waren.“ „Und? Sollte mich das in irgendeiner Weise interessieren? Ich weiß nicht mehr wann ich es gelernt habe, oder wo.“ Erwiderte Raphael mürrisch. „Aber ihr könnt doch nicht all eure Erinnerungen aus eurem Gedächtnis verbannt haben.“ Lian seufzte. „Ich bezweifle sehr das du das irgendeiner Weise beurteilen kannst.“ „Das habe ich auch nicht gesagt. Doch es fällt mir schwer zu glauben dass ihr wirklich alles vergessen habt. Und gerade so etwas wie diese Zeichenschrift. Sicher hat man ein Vermögen dafür zahlen müssen, wenn man in irgendeiner Weise lesen oder schreiben lernen wollte.“ „Wie ich schon sagte, es interessiert mich nicht.“ „Gab es denn keine Zeit die es wert war sie als Erinnerung zu bewahren? Ihr seid solang auf dieser Erde, es kann doch nicht alles schlecht gewesen sein.“ „Wieso interessiert dich das überhaupt? Du bist ein Mensch, du wirst sterben. Dein Leben ist zeitlich begrenzt, du wirst noch genügend Dinge selbst erleben. Ist dein Leben so langweilig das du dich nach anderen erkundigen musst?“ Lian sah ihn an. In der Art wie er seine Worte aussprach fiel es ihm schwer zu glauben, dass er immer so gleichgültig war wie er sich gab. Vielmehr war es wohl eher so, dass es mehr als nur einen Grund dafür geben musste, oder konnte das wirklich sein Ernst sein? „Ich möchte nichts über andere Leben erfahren, sondern nur über eures. Doch ich fürchte ihr könnt das schwerlich verstehen. Ihr seid sturer als ein alter Esel der es leid ist die Lasten zu tragen die den Menschen zu viel sind. Ich frage mich nur was geschehen sein muss - letztendlich gab es sicher einen Grund für euer da sein, vielleicht gab es auch Menschen die euch vermisst haben als ihr fort wart. Es fällt wirklich schwer zu glauben dass euch das nicht ein einziges mal interessiert hat.“ Raphael seufzte lautlos. Vielleicht wäre es besser gewesen, den Jungen seinem Schicksal zu überlassen. „Wie wahrscheinlich ist es das du irgendwann aufhören wirst dich in die Belange anderer einzumischen?“ „Einmischen ist vielleicht nicht das rechte Wort und auch nicht meine Absicht.“ „Wenn es dir gelingt mir eine gute Begründung zu liefern, warum du trotz allem nicht aufhörst nach Dingen zu fragen die sonst niemanden interessieren, werde ich es mir überlegen.“ Damit stand er auf und ließ ihn zurück. Überrascht sah ihn Lian hinterher. In Gedanken schüttelte der Vampir den Kopf. Wieso er ihm das gesagt hatte wusste er selbst nicht genau. Wahrscheinlich wollte er nur seine Ruhe haben, doch solang Lian hier war, schien das nicht möglich zu sein. Er war überrascht als er feststelle, dass er keineswegs ungebildet schien, umso seltsam kam es ihm vor, das er ihn, Raphael nach dem fragte was er schon lange in den hintersten ecken einer Erinnerungen vergraben hatte. Er hatte all das vergessen wonach ihm der Junge in den Tagen die er hier war, gefragt hatte. Erst da wurde ihm klar, dass es scheinbar doch nicht möglich war, alles zu vergessen oder zu leugnen was man einmal war, selbst nach so langer Zeit nicht. Jetzt würde er abwarten ob ihm wirklich eine gute Begründung einfallen würde und dann würde er entscheiden ob er hielt was er eben gesagt hatte. Die Nacht brach an und Lian starrte die Decke an. Eine Gute Begründung…Wie konnte die wohl aussehen? Er hatte schon den ganzen Nachmittag überlegt, aber einen wirklichen Gedankenblitz hatte er bisher noch nicht gehabt und je länger er nachdachte umso unwahrscheinlicher schien es ihm einen zu finden. Vielleicht bestand die einzige vernünftige Begründung darin, dass es keine gab wenn man danach suchte. Er würde sich also vorerst noch auf die Rollen stützen müssen und auf seine Intuition, sofern sie ihm nicht gänzlich im Stich lassen würde. Lian seufzte, dann drehte er sich zur Seite und schloss die Augen. Schlafen konnte er zwar noch nicht, aber versuchen den Zustand schneller herauf zu beschwören konnte er ja wenigstens. _______________________- Thx für´s lesen. Kommis, Fragen ect. wie immer. LG Kio ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)