Kosma_Atum 2 von HasiAnn ((Wie Tai lernte, eine ganze Welt zu zerstören)) ================================================================================ Kapitel 2: Und noch mehr Sorgen ------------------------------- Und noch mehr Sorgen „Ich glaube, er dreht langsam durch...” „Meinst du?”, fragte Izzy abwesend zurück, während er wie besessen auf seinem kleinen, gelben Labtop herumhackte. „Ja, ich meine, zuerst lässt er die Schule sausen, dann lässt er sein Training sausen, dann seine Freunde und jetzt verfällt er dem Alkohol. Und wenn man mit ihm reden will, stellt er sich quer.” „Und das bringt dich sofort zu der Annahme, er drehe durch?”, Izzy sah ungläubig zu dem blonden Jungen nebem ihm am Tisch auf. „Wie würdest du’s denn bezeichnen?” „Ich würde ganz einfach sagen, dass du mal ein bisschen tolleranter sein kannst. Tai hat vor ein paar Tagen ein Mädchen verloren, das ihm die Welt bedeutet hat. Wie würdest du dich da fühlen?” Matt überlegte kurz. „Ich weiß nicht. Ich würde wohl die Schule sausen lassen, dann meine Bandproben, dann meine Freunde und dann würde ich dem Alkohol verfallen. Und wenn jemand vorhätte mit mir zu reden, würde ich mich quer stellen.” Izzy hob eine Augenbraue. „Aha, bist ja heute wieder sehr kommunikativ, Matt.” „Sorry.”, seufzte der Blonde, stieg von seinem Stuhl, lief quer durch den EDV-Raum und stellte sich an der anderen Seite ans Fenster. „Aber das mit Tai geht mir einfach ziemlich nahe.” „Kann ich mir vorstellen. Er ist ja auch dein bester Freund.” „Was du nich’ sagst.”, Matt sah ein bisschen traurig aus dem Fenster in den Schulhof des Schulgebäudes. Darin spielten gerade ein paar Jungs der unteren Klassen gegeneinander Fußball. Matt lächelte und verfiel ein wenig der Nostalgie. Tai war ein großartiger Sportler, immer mutig, abenteuerlustig und nie zu bremsen. Warum ließ er sich jetzt nur so hängen? Izzy hingegen wandte sich wieder seinem Labtop zu, nachdem er kurz besorgt zu Matt hinüber gesehen hatte. „Mach dir doch nicht so große Sorgen, Ishida-Kun.”, sagte er dann, aber irgendwie wusste er, dass er da bei Matt nicht viel ausrichten konnte. Nicht mal mit der höflichen Anrede seines richtigen Namens konnte Izzy Matts Aufmerksamkeit ein bisschen von Tai lenken. Der Versuch war es immerhin wert. „Tai kommt bestimmt wieder in Ordnung. Gib ihm einfach ein bisschen Zeit. Er ist ja kein Idiot. Er ist stark und mutig und ich glaube kaum, dass ihn sowas aus der Bahn werfen würde.” „...” „Matt?!?”, Izzy sah wieder von seinem Labtop hoch, weil Matt ihm nicht geantwortet hatte. „Hallo, ist noch jemand anwesend?” „Was?!? Oh, ja klar. Alles im grünen Bereich...”, antwortet Matt dann unsicher. „Hm... Du musst es ja wissen. Aber ich geb’ dir den guten Rat; mach dir nich’ so ‘n Kopf, OK?” „Ja, sicher. Alles wird wieder gut, bla, bla...” „Du sagts es.”, der Rothaarige hämmerte noch etwas auf seinem Gerät herum, bis es schließlich ein paar seltsame Geräusche, ähnlich einem Huhn, das durch den Fleischwolf gedreht wird, von sich gab. Izzys Gesicht wurde hellauf begeistert. „Ich hab’s geschafft!!!”, rief er glücklich. „Was hast du geschafft?”, Matt marschierte interessiert zu Izzy an den Tisch. „Ich hab’ ein weiteres Tor in der Digiwelt ausfindig machen können. Genau genommen ist es sogar ein absolut neues Tor.” „Moment, ich dachte, seit Myotismon besiegt wurde, wären alle Tore wieder offen.” „Dann hast du wohl was missverstanden. Myotismon hat die Tore nicht einfach geschlossen. Er hat sie zerstört, damit wir nicht mehr in die Digiwelt kommen.” „Aber eins verstehe ich dann nicht. Er hat uns doch unsere Digivices weggenommen, um selbst zwischen den Welten reisen zu können. Und dazu braucht es doch auch ein Tor.” „Offenbar nicht. Hm... Vielleicht hat er sogar gewusst, dass das eine Tor am Stützpunkt noch offen war und wollte uns den Weg einfach ein bisschen schwerer machen. Er konnte jeder Zeit aus der Digiwelt heraus und wir konnte in der Digiwelt nur von diesem einen Punkt aus starten. Damit wusste Myotismon immer, wo wir waren, oder besser, wo er uns finden konnte.” „Ich hab’ zwar nur Bahnhof verstanden...” Izzy verdrehte die Augen. So’ne Inkompetenz... „Und du sagst, du hast ein neues Tor gefunden?” „Ja, ich kann’s dir ja mal zeigen.”, Izzy schob seinen Labtop zur Seite und schaltete einen der Schulcomputer ein. Nach ein paar Sekunden war der Computer betriebsbereit und Izzy fing sofort damit an, ein paar Befehle einzugeben und Programme auf den Bildschirm zu rufen. Der Junge arbeitete dabei so schnell und präziese, dass Matt ihm nur mit Mühe folgen konnte. Der Blonde hatte ja so überhaupt keine Ahnung von sowas, zumindest nicht in Izzys Dimensionen. Es schien, als sei Izzy mit seinem Computer verwandt. Als würden Mensch und Bytes in einer Symbiose leben. „Es ist mir immer noch unklar, wie man in so jungen Jahren ein so extrem umfangreiches Wissen über Computer haben kann.”, meinte Matt kopfschüttelnd. Izzy wurde dabei ganz rot. „Meine Eltern meinten, ich hätte diese Gabe von meinem richtigen Vater geerbt. Er soll ja ein furchtbar intelligenter Mensch gewesen sein.” „Aber Intelligenz lässt sich doch in mehreren Bereichen umsetzen. Zum Beispiel in der Kunst oder in der Musik... Hoppla, nichts für Ungut, ...oder im naturwissenschaflichen Bereich. Warum ausgerechnet Computer?” „Ich... Ich hab’ keine Ahnung. Ich finde sowas nur einfach... Wahnsinnig genial. Es ist doch unglaublich, wie weit es die Menschheit mit ihrem Wissen über Highttechprodukte doch gebracht hat. Hast du mal die Handys von früher gesehen? Die waren so groß wie ein Milchkarton. Und jetzt sind sie so klein, dass man sie problemlos an einer Kette um den Hals tragen kann. Das ist doch faszinierend. Es macht mir einfach Spaß, Dinge zu analysieren, Codes zu knacken und nach harter Arbeit zu einem Ergebnis zu kommen.” „Stimmt, als wir damals als kleine Kinder in der Digiwelt waren, hast du uns mit deinem Wissen ja auch sehr geholfen.” „Obwohl nicht jede meiner Theorien ganz korrekt war.” „Ich finde dein Wissen einfach sehr beeindruckend...” „Hehe,... Danke...”, Izzy wurde wieder rot. Er hatte nicht wirklich damit gerechnte, dass Matt ihm je mal sowas sagen würde. „So, ich bin drin.” Auf dem Flachbildschirm des Computers öffnete sich nunmehr ein Fenster, auf dem man Teile der Digiwelt erkennen konnte. „Und wo ist das Tor jetzt?” „Sekunde... Muss mein Labtop erst mit dem Computer vernetzen, um meine Daten zu übertragen.” „Geht das mit ‘ner Diskette nicht schneller?” „Sicher, weil auf eine Diskette auf 0,89 MB drauf passen...”, gab Izzy zurück. “Und USB-Stick?” “Woher nehmen und nicht klauen?” „War ja nur ‘ne Idee.” Es dauerte noch ein paar Minütchen, bis Izzy schließlich: „Alles klar.”, von sich gab. „Das Tor ist genau dort.” Auf dem Bildschirm konnte Matt nun eine dunkle Höhle erkennen. Er grübelte erst, doch dann fiel ihm geistesblitzmäßig wieder ein, dass er diese Höhle schon einmal gesehen hatte. „Die Höhle kenne ich doch.” „Im Ernst?” „Ne, im Horst.” „Haha...” „Da hab’ ich Tai gefunden. Er saß dort und nuckelte an einer Flasche Wisky.” „Oi...” „Ich frag mich eigentlich noch immer, warum er gerade in dieser Höhle gelandet ist.” „Ich frag mich, warum er angefangen hat zu saufen.” „Hm, wer weiß.” „Was ist?”, Matt setzte sich an einen anderen Computer und schaltete ihn ein. „Soll ich den anderen Bescheid sagen, dass du ein neues Tor gefunden hast? Dein Fund soll ja sicher nicht unter uns bleiben.” „Sicher. Schreibst wohl ‘ne Mail?” „Nein, du Genie, ich brülle es aus dem Fenster.” „War ja nur ‘ne Frage. Du und dein Sarkasmus.” „Ist angeboren.” „Ich glaube eigentlich nicht an Horoskope, aber ich wusste schon irgendwie, dass Stiere und Skorpione nicht miteinander auskommen.” „Aber wir kommen doch miteinander aus, mein kleiner Pumukel.”, und Matt wuschelte Izzy, wie die Oma ihrem Enkel, durch die Haare. „Lass das, du Spinner! Schreib deine Mail oder brüll was aus dem Fenster.” Matt grinste Izzy blöd an, dann kümmerte er sich darum, dem Rest des Teams Bericht zu erstatten. Izzy hingegen forschte mit seinen gewonnenen Erkenntnissen noch etwas in der Gegend herum. Er betrachtete sich die Höhle etwas genauer und analysierte ein paar fach-chinesische Daten, die er auf seinem Labtop empfing. Doch plötzlich stutzt er. Er schien etwas entdeckt zu haben, konnte es aber nicht wirklich erklären. Entweder lag es an den nicht entschlüsselbaren Daten oder an Izzys schlechtem Gefühl, doch irgendetwas störte ihn. „Was hast du? Du guckst so komisch.”, Izzys fragender Gesichtsausdruck wurde von Matt bemerkt. „Ich weiß nicht so recht. Irgendwas ist komisch.” „Was denn?” „In der Digiwelt gibt es doch einen Code, der sich mit den Schriftzeichen unserer Sprache deckt.” „Ja, soweit kann ich noch folgen.” „Aber diese Zeichen kommen mir ein bisschen spanisch vor.” „Du meinst, sie sehen seltsam aus?” „Nein, ich meine, sie sind spanisch.” „Hä?!?”, Matt blickte ungläubig auf den Bildschirm und tatsächlich waren unter den üblichen Zeichen der Digiwelt ein paar spanische Wörter. Zumindest glaubte Matt, dass es Spanisch war. „Muss ich das verstehen? Was geht da vor?” „Ich hab’ keine Ahnung. Ich speichere den Mist lieber mal.” „Wir könnten doch Ken zu Rate ziehen. Der hat von Spanisch ein bisschen mehr Ahnung, als ich.” „Ein bisschen?!?”, Izzy sah Matt verschroben an. „OK, OK, absolut und vollkommen. Zufrieden?” „Schreibst du ihm?” „Bin schon unterwegs.” „Zum Fenster?” „Lass den Scheiß!”, der Blonde drehte sich wieder zu seinem Computer und kam seiner Aufgabe nach. Izzy hingegen versuchte verkrampft irgendetwas aus den Daten herauszulesen. Aber genau wie Matt war auch er kein Sprachgenie. Lass Izzy ein Zehn-Seiten-Syntaxdiagramm in ein Programm übersetzen, aber verlang nicht von ihm, eine andere Sprache als seine Muttersprache zu übersetzen. ...piepsss, piiepss... „Was war das?”, Matt schickte die Mail ab und horchte auf. „Was war was?” ...piepsss, piiepss... „Na, das! Hörst du das nicht?” ...piepsss, piiepss... „Jetzt hab’ ich’s auch gehört. Woher kommt das? Hört sich an, wie ein Digivice.” „Ich glaub’, das kommt aus dem Computer.” „Das muss aus der Höhle kommen. Sehen wir nach?”, Izzy sah zu dem Blonden hoch. Der überlegte kurz. „Sicher. Warum nicht? Das Tor ist ja offen. Hast du dein Digivice dabei?” „Ich bin Digiritter. Das ist doch meine heilige Pflicht.” „Ich lass dir den Vortritt.” „Danke.”, Izzy hielt sein Digivice dem Computer entgegen. Ein helles Licht erstrahlte und hüllte den Jungen ein. Noch bevor er verschwand, rief ihm Matt hinterher. „Ladys first.” „DAS HAB’ ICH GEHÖRT...” Matt grinste noch in sich hinein, bevor er Izzy folgte. Was tue ich hier eigentlich? Toll, ich sitze in der Dunkelheit, sehe kaum die Hand vor Augen, da vorne ist irgendwer, aber ich kann ihn nicht erkennen und auf mein Rufen antwortet auch keiner. Das ist doch sowas von ätzend. Normaler Weise müsste ich eigentlich an meinen Hausaufgaben sitzen. ICH BIN SCHÜLERIN, VERDAMMT. Warum bin ich nicht in der Schule? Aber noch viel quälender als die Frage, wo ich hier war und wer das da hinten ist, war die Frage, ob ich hier je wieder rauskomme. Ich will ja nicht mein ganzes Leben hier drin verbringen. Oder habe ich mein Leben schon verbracht? War ich vielleicht tot und das hier ist die Zwischenwartestation vom Himmel? Schreckliche Vorstellung. Ich hatte doch noch so viel mit meinem jungen Leben vor. Mein Abi machen, studieren, Karriere machen, einen netten Jungen treffen... Moment mal. Netter Junge?!? Kam mir irgendwie bekannt vor. Da war doch mal irgendwas. Aber ich konnte mich an keine Beziehung erinnern. Naja, außer die, in der vierten Klasse, aber von Liebe habe ich damals ja noch herzlich wenig verstanden. Aber trotzdem war da jetzt irgendwas in meinem Hinterkopf, das mich nicht in Ruhe lassen wollte. Ohne Vorwarnung wurde es auf einmal helle. Ich erschrack und schloss schnell die Augen. Plötzlich hörte ich Publikumsgejubel und öffnete meine Augen daraufhin wieder. Als ich das Szenario vor mir sah, war meine Überraschung nicht größer, als meine Verwunderung. Ich saß mitten auf einer Tribüne in einer jubelnden Menschenmenge und vor mir erstreckte sich ein riesiger Fußballplatz, auf dem sich ein paar jugendliche Jungs ein hecktisches Spiel lieferten. Ich wusste nicht ganz, was ich davon halten sollte, bis mir plötzlich einer der Spieler ganz besonders ins Auge stach. Er war groß, fünfzehn oder sechszehn Jahre alt, hatte sonnengebräunte Haut und völlig wirre, braune Haar, die ihn so aussehen ließen, als ob er in die Steckdose gefasst hätte. Dieser Junge kam mir total bekannt vor. Ach, verdammt, warum kann ich mich nur nicht erinnern... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)