Sweet Solution von Polarfuchs ([SasuSaku]) ================================================================================ Kapitel 7: Trubel im Schulflur ------------------------------ Sie war schon um viertel nach sieben fertig gewesen. Sakura war schneller gewesen, weil sie Angst gehabt hatte, er würde früher kommen und dann böse werden. Sie kannte ihn nicht einmal, aber ihr wurde jetzt schon kalt bei dem Gedanken, dass er so eine Kontrolle auf sie auswirkte. Schließlich hatte er sie dazu gebracht schon um viertel nach sieben fertig zu sein, anstatt erst um halb acht - oder viertel vor. Ihr schauderte es, als sie daran dachte, was er mit ihr gemacht hätte, wäre sie zu spät. An dem Abend des Essens hatte sie kaum ein Auge zu bekommen, weil sie immer mit dem Gedanken gespielt hatte, der jüngere Uchiha würde irgendwann mitten in der Nacht in ihr Zimmer platzen und mit einer Kettensäge auf sie losgehen. Zum Glück hatte sie dann doch noch ein wenig schlafen können. Sie war am nächsten Tag noch mit dem Hatake einkaufen gewesen, um allerlei Schulsachen zu kaufen und er hatte ihr mehr aufgezwungen, als sie eigentlich brauchte. Sie hatte ja kein Problem damit, dass er nett zu ihr sein wollte, doch musste er für sie denn gleich so viel Geld ausgeben? Um nicht unhöflich zu sein, hatte sie nichts gesagt, aber sie musste sich unbedingt etwas einfallen lassen, damit er wegen ihr nicht mehr so viel Geld verschwendete. Heute Morgen war sie dann schrecklich aufgewühlt gewesen. Sie hatte von dem Brand und dem Tod ihres Vaters geträumt. So hatte sie sich auch schnell unter die Dusche verzogen, in der sie zügellos weinen konnte. Sehen und Hören konnte sie da niemand, schließlich war prasselndes Wasser laut. Sakura entwich ein erschöpftes Seufzen, als sie sich in dem Holzstuhl des Küchentisches zurücklehnte und ihre Augen einen Moment lang schloss. Nach der Dusche war ihr dann eingefallen, warum sie überhaupt so früh aufgestanden war und plötzlich war sie nervös und unruhig geworden; hatte fast nichts zum Frühstück essen können. Als sie während der kleinen Tasse Tee auf die Uhr geschaut hatte, war es gerade mal zehn nach sieben gewesen und sie hatte sich gemütlich festgelegt, dass sie in aller Ruhe ihre restlichen Sachen packen und dann noch mal ihren Stundenplan studieren würde. Fast wäre ihr da ihre Tasse aus der Hand gefallen, als sie plötzlich Sasukes Gesicht vor ihrem inneren Augen gesehen hatte. Deshalb hatte die Rosahaarige ihren restlichen Tee auch in die Spüle gekippt und war leise in ihr Zimmer gegangen, um ihre Sachen schnell und doch noch geordnet zu packen. Ihren Stundenplan hatte sie sich versucht auf dem Weg zurück in die Küche einzuprägen und nun saß sie hier in der Küche und wartete darauf, dass es endlich viertel vor acht war. Sie konnte gar nicht mehr zählen, wie oft sie sich in den vergangenen Minuten selbst als erbärmlich und kindisch bezeichnet hatte, aber das störte sie nicht weiter. Viel wichtiger war jetzt, sich unter Kontrolle zu haben, wenn sie Sasuke antreffen würde. Er ist kein Mörder, du dumme Nuss, feixte sie sich im Inneren selbst an. Er ist nur ein wenig anders. Sie schüttelte kurz ihren Kopf und fragte sich unwillkürlich, wie anders er überhaupt sein konnte, schließlich kannte sie ihn nicht sonderlich. Er war eben nur distanzierter – eine Eigenschaft, die ihr noch nie begegnet war. Und dann fragte sie sich, ob es für seine Art einen Grund gab; einen ausschlaggebenden Punkt in seinem Leben, der ihn verändert hatte. Bestimmt ist etwas passiert, grübelte die Rosahaarige und dachte an Itachi, der zwar deutlich sympathischer war, als sein kleiner Bruder, aber trotzdem diese gewisse Kälte ausstrahlte – wenn auch vielleicht ganz unbewusst. Und außerdem war da auch noch der Punkt mit ihren Eltern. Die Haruno lebte zwar erst seit einigen Tagen hier, aber sie hatte bisher niemand gesehen, der den Brüdern ähnlich sah. Möglicherweise waren ihre Eltern auch verreist, aber irgendwo wusste Sakura auch, dass die Wohnung der Brüder ein bisschen zu klein war. Außerdem hatte Itachi seine Eltern mit keinem Wort erwähnt, schließlich hatte er nur gesagt, dass er sich und Sasuke über die Runden bringen musste. Das Mädchen seufzte überfordert auf, als sie sich kurz durch ihre langen Haare fuhr. Und trotzdem blieben noch so viele Fragen offen. Warum musste Itachi schon früh anfangen zu arbeiten? Warum schien er so bedrückt zu sein, wenn er von seiner Vergangenheit redete? Warum bedachte Sasuke jeden mit einem emotionslosen Gesicht? Und vor allem: Warum kümmerte sie sich eigentlich darum? Sie hatte doch nichts mit den Uchiha zu tun, außer dass sie Nachbarn waren und das war auch gut so. Sakura seufzte abermals auf. Denk an etwas anderes, ermahnte sie sich und wanderte mit ihrem Blick durch die Küche, ohne einen bestimmten Zielort. Sie dachte an Kakashi und dass er wohl noch schlief, obwohl er gestern noch gesagt hatte, dass er mit ihr Frühstücken wollte. Sie nahm es ihm in keinster Weise übel, schließlich war ihr aufgefallen, dass er wohl sehr wenig schlief. Das Bild von seinen müden Augen zog an ihrem inneren Auge vorbei, während sie kurz aufseufzte. Ob sie ihm so viele Probleme machte? Das Mädchen schüttelte kurz über sich selbst und ihre dummen Gedanken den Kopf. Was tat sie denn? Sie half ihm, wenn er sie um etwas bat, war immer höflich und forderte weder beim Essen, noch beim Einkaufen irgendetwas ein. Sakura verwarf den Gedanken an Kakashi und sein momentanes Befinden und versuchte sich auf ihre neue Schule zu konzentrieren. Sie war bereits vor ein paar Tagen mit ihm zur Anmeldung dort gewesen und das Gebäude hatte einen recht sympathischen Eindruck bei ihr hinterlassen. Leider hatte sie keinen der Schüler gesehen, weil zu der Zeit, als sie da waren, wohl noch Unterricht war, aber sie konnte sich fast schon vorstellen, wie sie sie wieder ausschließen würden. Sakura würde wie gewohnt alleine auf dem Hof oder in der Bibliothek – die Direktorin der Schule hatte etwas in der Richtung von einer hauseigenen Bücherei erwähnt – hocken und lernen, wie sie es schon in ihrer alten Schule getan hatte. Und wenn sie dann nach Hause kam, würde sie eine leere Wohnung erwa… Sie klatschte sich innerlich mit der Hand gegen die Stirn, während sie ihren Kopf traurig schüttelte und seufzend den Boden fixierte. Das Mädchen hatte sich immer noch nicht mit dem Tod ihres Vaters vereinbaren können. Es ist alles noch so ungewohnt, dachte sie verzweifelt und unterdrückte die Tränen. So neu. Warum musste auch gerade ihr Vater… Sakura wagte gar nicht erst zu Ende zu denken, denn sie spürte schon die Tränen in sich aufsteigen und spielte sogar einen Moment lang mit dem Gedanken, sich zu weigern, zur Schule zu gehen. Und überhaupt: War sie wirklich bereit sich dem Stress der Schule – dem Hass ihrer Mitschüler – auszusetzen? Die Rosahaarige seufzte bedrückt auf. Andererseits wollte sie dem Hatake keinen Ärger machen und er hatte sich gestern noch so gefreut, dass sie ihren ersten Schultag haben würde. Sie wollte gerade über eine Lösung für dieses Problem nachdenken, als ein kräftiges Klopfen sie aus ihren Gedanken schrecken ließ und ihr urplötzlich einfiel, dass das Sasuke sein musste. Mit einem aufgescheuchten Blick auf die Uhr, bestätigte sich ihr Verdacht, sodass sie sich ihre Tasche umhang und mit schnellen Schritten die Küche verließ, um schnellstmöglich die Haustür zu öffnen. Er ist extrem pünktlich, fiel ihr auf, während sie sich schüchtern verbeugte und ihn leise einen guten Morgen wünschte. Sie ließ, während sie sich wieder aufrichtete, einen Blick über seine dunkle Hose und sein dunkelblaue T-Shirt gleiten, wobei er schwieg und sie nur mit einem kurzen Blick bedachte, bevor er sich dann zum Gehen wandte. Das Mädchen war zwar im ersten Moment überrascht gewesen, folgte ihm aber dann brav, nachdem sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen hörte. Sakura zupfte ein wenig an ihren Knielangen Rock, der ihr immer noch viel zu kurz erschien, schließlich war sie es gewohnt, nur Hosen zu tragen. Doch sie schwieg, statt sich darüber aufzuregen und folgte dem Jungen weiterhin, wobei dieser sie nicht im Geringsten zu beachten schien. Plötzlich dachte sie daran, wie sie ihn für einen Mörder gehalten hatte und sogar Angst hatte, ihn anzusehen, doch jetzt konnte sie nur noch den Kopf über ihre wirren Gedanken schütteln und schämte sich fast schon dafür. Sie kannte ihn nicht und verurteile ihn schon. Vorurteile hatte sie noch nie gemocht, geschweige denn für voll genommen. Und während sie sich weiter Gedanken darüber machte, dass sie sich verändert hatte, dachte Sasuke daran, wie er sie wohl so zur Schule bringen konnte, ohne das irgendjemand sie zusammen sah und irgendwelche Gerüchte verbreiten konnte. Nicht das ihn so etwas interessieren würde, aber er hatte nun einmal versprochen ein Auge auf sie zu werfen und das ging eben leichter, wenn seine dummen Fangirls sie nicht bei ihm sah – oder davon hörten. So musste er auch nicht ständig bei ihr sein. Der Uchiha warf einen kurzen Blick über seine Schulter, um sie Gedankenverloren hinter ihm hertrotten zu sehen, während sie ihren leicht erschöpften Blick am Boden hielt, sodass er sich wieder abwandte. Wenigstens redete sie nicht mit ihm. Sasuke unterdrückte nur schwer ein genervtes Seufzen, während er daran dachte, dass er hätte Kakashis Bitte ablehnen sollen. Sein Bruder hätte ihm dann zwar auf den Eiern gelegen aber immerhin müsste er sich keine Gedanken über das Mädchen machen. Aber solange sie in der Schule nur hinter ihm blieb, würde wohl keiner merken, dass er sie begleitete. Sich innerlich auf die Schulter klopfend, ließ er sich ein wenig zurückfallen, damit sie auf gleicher Höhe gingen, was sie verwundert aussehen ließ. „Hn“, kommentierte er ihren fragenden Blick nur und wartete, bis sie sich wieder von ihm abwandte. „Ich bringe dich bis zum Eingang, den Rest musst du selbst schaffen.“ Das Mädchen nickte nur überrascht aber auch zustimmend, ehe sie wieder den Boden fixierte und er sein Schritttempo erhöhte, damit sie nicht mehr auf gleicher Höhe gingen. ~*~ Der Weg war schweigend zu Ende gegangen. Keine verabschiedenden Worte, keinen Handgruß, nicht einmal ein kurzer Blick und Sakura schämte sich fast dafür, dass sie sich ein paar nette Worte von ihm erhofft hatte, wobei sie doch hätte wissen müssen, dass das nicht seine Art war. Unhöflich fand sie es trotzdem, doch sagen würde sie nichts. Als sich ihre Wege getrennt hatten, war sie den ihr bekannten Weg zum Sekretariat gegangen und hatte die ganzen neugierigen Blicke ignoriert, die man ihr zugeworfen hatte. Anders als sie es erwartet hatte, schienen die anderen Schüler normaler zu sein, als die ihrer alten Schule und diese Tatsache beruhigte sie ungemein. Nachdem sie sich im Sekretariat gemeldet hatte, war sie auch schon von ihrer neuen Kunstlehrerin abgeholt worden, die sich ihr als Kurenai Yuuhi vorgestellt hatte und von der das Mädchen gleich wusste, dass sie nett war. Auf dem Weg in die Klasse hatte Sakura sie noch nach der Bibliothek gefragt und dank der präzisen Antwort ihrer Kunstlehrerin, konnte sie jetzt – es war die erste große Pause – gemütlich in der hauseigenen Bücherei sitzen und ein Buch über die Kunst der Kalligraphie lesen. Vorher war sie noch etwas verloren umhergeirrt, bis sie den Ort ihrer Ruhe endlich hatte finden können und sie war positiv überrascht. Der Raum war riesig, hatte viele große und vor allem volle Regale und die Morgensonne strahlte durch die kunstvoll verzierten, hohen Fenster auf die vielen Sitzgelegenheiten. Sie fühlte sich, wie in eine andere, viel friedvollere Zeit zurückversetzt, während sie eine Seite in ihrem Buch umblätterte und nur einen kurzen Moment lang aus dem großen Fenster schaute, um den strahlendblauen Himmel zu begutachten. Als sie weiter las, nahm sie nur noch unterbewusst war, wie sich jemand in ihre Nähe setzte und seinen Kopf gähnend auf seine Arme platzierte. Erst als er leise ein „Wie anstrengend“ hervorpresste, schaute Sakura auf und musterte ihn. Der braunhaarige Junge, der seine etwa schulterlangen Haare zu einem Zopf gebunden hatte, hielt seine müden Augen geschlossen und unwillkürlich musste sie sich an Kakashi erinnern, der diesen Ausdruck oft in den Augen trug. Der Junge schien gar nicht zu bemerken, dass Sakura ihm anstarrte, sodass sie sich unbekümmert wieder ihrem Buch widmete und weiter las. Das Buch schien sie direkt an ihrem Interesse gepackt zu haben und eben genau deshalb übersah sie auch, wie nun der Junge sie stumm zu mustern schien. Dass sie neu war, wusste er sofort, denn sonst wären ihm ihre rosanen Haare aufgefallen, aber ihre Mimik war merkwürdig. Wahrscheinlich nahm sie es selbst nicht einmal richtig war, dass sie ihre Züge immer wieder zu einer leidenden Grimmasse verzog, als sie hin und wieder aus dem Fenster in den Himmel starrte, so als könnte sich das strahlende blau urplötzlich verändert haben – oder sie beobachtete einfach die Wolken. Der Junge setzte ein schiefes Grinsen auf und stützte seinen Kopf auf seinen angewinkelten Arm ab, wobei er Anstalten machte, sie anzusprechen. Doch noch bevor ihm auch nur ein Wort über die Lippen schleichen konnte, wurde die Tür zur Bibliothek geräuschvoll aufgestoßen und eine blonde, sommerlich gekleidete Schönheit klackte mit ihren Absatzschuhen laut über die kühlen Fliesen des Raumes. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass auch das Mädchen aufgeschreckt war, sie sich jedoch schüchtern, weil es sie nichts anging, wieder abwandte und sich wieder in ihr Buch vertiefte, wobei er schon die schrille Stimme der Blonden hörte. „Shikamaru Nara! Was fällt dir eigentlich ein, einfach abzuhauen!“, brüllte sie ihm entgegen und er verdrehte nur genervt die Augen, wobei sich andere Schüler der Bücherei funkelnd zu ihnen umdrehten und sie mit einem „Psst!“ zu Ruhe forderten. Ino Yamanaka schien dies jedoch bewusst zu übergehen, denn sie redete in gleicher Lautstärker weiter auf ihn ein. „Ist dir eigentlich klar, dass ich dich in der ganzen Schule gesucht hab? Und du hast nichts Besseres zu tun, als hier wieder mal zu pennen! Das ist so typisch!“ Shikamaru fuhr sich genervt über sein Gesicht. „Wie mühsam“, murmelte er gestresst und kratzte sich müde am Kopf. Und gerade als die Blonde wieder in einem Redeschwall an Beleidigungen versinken wollte, wurde sie von hinten angetippt und wandte sich aggressiv um. „Was!?“ Ino schreckte plötzlich auf und stotterte eine Entschuldigung, als sie die leicht verschreckte Bibliothekarin erkannt hatte, die sie trotz allem böse fixierte. „Ich bitte um Ruhe“, flüsterte sie streng und bedachte die Yamanaka mit einem höflichen, mehr aufgezwungenen Lächeln. „Ansonsten bietet der Pausenhof einen angemessenen Lautstärkepegel für diese Unterhaltung.“ Damit drehte sie sich weg und ging weiter ihre Bücher in die Regal einräumen. Ino lächelte nur aufgezwungen, bevor sie den Nara am Kragen packte und ihn hinter sich her, aus der Bücherei zerrte. „Du hast die Frau gehört.“ Erst als die beiden hinter der Tür verschwunden waren, erlaubte sich Sakura wieder etwas lauter zu atmen, da sie größtenteils die Luft angehalten hatte, um nicht die unnötige Aufmerksamkeit der Blonden zu bekommen. Es war nicht ihre Angelegenheit, aber der Junge tat ihr ziemlich leid, auch wenn es ihm zu anstrengend gewesen war, ihr zu widersprechen. Ein wenig verschreckt versuchte sie sich wieder auf das Buch zu konzentrieren. ~*~ Sakura stand ein wenig verloren im Flur herum und schaute sich verzweifelt um, während die Massen an Schülern sich an ihr vorbeischlängelten und sie anrempelten. Sie war es nicht gewohnt, so viele Schüler im Flur anzutreffen, aber schließlich hatte diese Schule ja bewiesen, dass sie im Gegensatz zu ihrer Alten recht anders war. Das Mädchen musste seufzen und dachte unwillkürlich daran, dass ihr nur noch die letzten beiden Stunden bevorstanden, bevor sie sich auf den Heimweg machen konnte. Eher gesagt, auf den Weg zu ihrem zeitweiligen zu Hause. Sie war nicht dumm und deshalb wusste sie auch ganz genau, dass Kakashi auf kurz oder lang an ihr verzweifelte und sie in ein Heim schickte. Sie erschauderte, als sie daran dachte, mit so vielen anderen Elternlosen in einem Zimmer schlafen zu müssen. Über Kinderheime hatte sie viele Dinge gehört – mehr Negative, als Positive, aber es war wohl besser, wenn sie dem Hatake sein eigenes Leben, leben ließ. Während sie abermals aufseufzte und versuchte nicht den Halt zu verlieren, als man sie abermals anrempelte, krallte sie sich unbewusst fester an den Träger ihrer Umhängetasche, ehe sie in irgendeine Richtung ging, um dem Getümmel zu entfliehen. Sich eine Strähne ihres langen Haares hinters Ohr streichend, betrachtete sie die Schilder, welche neben den Türen hingen und ihr zeigten, welche Raumnummer sie hatten. Such Raum 117, forderte sie sich gedanklich selbst auf und stellte fest, dass der Raum wohl weiter hinten im Trakt, im stilleren Teil des Gebäudes lag. Ob ich zu spät bin, dass keiner da ist?, fragte sie sich und warf einen Blick über ihre Schulter, wo immer noch viele von ihren Mitschülern waren und miteinander quatschten und lachten. Wie sie es vermutet hatte, scherte sich keiner um sie. Ich bin wohl noch einfach zu früh, dachte sie und setzte ihren Weg fort. Egal. Als sie in den leeren Flur abbog, konnte sie ein schrilles Kichern vernehmen und flüsternde Stimmen von Mädchen, die wohl lästerten. Sakura kümmerte sich nicht darum und schritt stattdessen stumm und betont unauffällig an ihnen vorbei, bevor ihre Stimmen verstummten und sie die Rosahaarige anscheinend musterten. Ein Mädchen lachte plötzlich schrill, sodass Sakura zusammenzuckte und dem Impuls widerstand sich die Ohren zuzuhalten. Die Haruno wusste genau, dass die Mädchen sie auslachten, aber sie ignorierte diese Tatsache gekonnt. Ein anderes fing an zu flüstern und plötzlich änderte sich die Stimmung. „Was?!“, rief eines entrüstet und an ihrer Stimme erkannte die Haruno, dass sie wohl auch ein wenig wütend war. „Bist du sicher?“, fragte die Dritte – sie hatte gelacht, dass konnte man an ihrer Stimme erkennen. Dann hörte die Rosahaarige nur noch näher kommende Schritte, verursacht durch hochhakige Schuhe, bevor sie an die Fenster neben ihr geschubst wurde und schmerzhaft aufkeuchte, wobei ihre Umhängetasche zu Boden fiel und ein paar Zettel sich verteilten. Ein fester Griff umschloss ihren Oberarm und drückte schmerzhaft zu, während sie ihre Augen gequält zusammenpresste und versuchte sich wieder zu fangen. „Was denn? Angst?“, ertönte eine höhnische Stimme und sie zuckte zusammen, als das Mädchen fester zudrückte und Sakura ihre Augen verängstigt öffnete. Die Mädchen hinter ihr, fingen an zu lachen. Der penetrante Duft eines Parfums stieg ihr in die Nase und sie unterdrückte ein Naserümpfen, um die Situation nicht noch zu verschlimmern. „Ich rede mit dir, Mädchen“, herrschte sie die Rosahaarige an. Die goldbraunen Augen des Mädchens schienen sie zu durchbohren, verliehen ihr trotz dessen noch einen Anmut, welchen sie durch ihre zart geschminkten Wimpern und ihre nussbraunen Haare nur noch verstärkte. Die Mädchen hinter ihr – eine hatte dunkel blondes und die andere platinblondes Haar – sahen nicht minder hübsch aus. Ihre Kleidung war ziemlich knapp, kam ihr aber im Wesentlichen ganz passabel vor, während sie sich nun wieder auf das Mädchen konzentrierte, welches sie an die Wand presste. „Du willst also nicht antworten, was?“ Sie lächelte einmal verächtlich und Sakura musste unweigerlich schlucken, als das Mädchen ihrem Gesicht näher kam und ihr gefährlich zischend ihre Stellung klarmachte. „Du solltest wissen, dass Sasuke-kun nur mir gehört, klar? Wenn du also vermeiden willst, dass wir ein Problem haben, dann lässt du ihn in Zukunft in Ruhe.“ Die Rosahaarige erzitterte und presste ihre Lippen aufeinander, um vor Schmerz nicht aufkeuchen zu müssen. „Hast du das verstanden, Mädchen?“ Sakura wagte es nicht zu nicken, als plötzlich die Tür des Treppenhauses aufgeschlagen wurde und die Mädchen sich überrascht zu Sasuke wandten. „Lass sie los, Ami“, zischte er gefährlich und kam der Gruppe näher, während sich Ami bei seinem Ton kaum zu bewegen wagte. Er ist gelaufen, fiel Sakura auf, als ihr sie seine leicht unregelmäßige Atmung auffiel. Als der Uchiha mit seinen lauernden Schritten und seiner emotionslosen Miene die beiden erreichte, packte er Amis Handgelenk, drückte leicht zu und schubste sie weg von Sakura, die das alles nur verwirrt und leicht ängstlich beobachtete. Er stellte sich vor sie und betrachtete einen Moment lang, die fassungslosen Gesichter der drei Mädchen. „Du beschützt sie, Sasuke-kun?“, fragte Ami verblüfft und hielt sich ihr Handgelenk. Er hatte wohl doch etwas fester zugepackt, als beabsichtigt. „Du und deine Freunde werden sie in Zukunft in Ruhe lassen“, sagte er monoton, durchbohrte sie allerdings mit einem drohenden Blick, sodass sie einen kleinen Schritt zurückwich. „Aber, Sas-“ „Ich hoffe, ich habe mich klar genug ausgedrückt, Ami“, herrschte er sie ganz unverhofft an, sodass sie zusammenzuckte und hastig nickte. „Und jetzt verschwindet.“ Die drei Mädchen ließen sich nicht lange Zeit, als sie schon mit ihren Stöckelschuhen um die Ecke verschwanden. Sakura zitterte, wagte es nicht einmal seinen Rücken anzusehen und ging stattdessen in die Hocke, um ihre Blätter vom Boden zu sammeln, welche sich leicht verstreut hatten. Einen Moment lang betrachtete der Junge die zierliche Gestalt dabei, wie sie stumm ihre Sachen zusammenpackte, bis er mit einem lautlosen Seufzen ebenfalls in die Hocke ging, um ihr zu helfen. Sakura, welche sich durch seine plötzliche Handlung erschreckte, schaute ihn kurz verwirrt an, ehe sie die Blätter schließlich annahm, die er ihr reichte. Während sie sich aufrichteten, packte Sakura die Sachen zurück in die Tasche und hing sich diese gleich um. „Danke, Uchiha-san“, murmelte sie leise, wurde aber gleich wieder von ihm unterbrochen. „Sasuke.“ „Was?“, fragte sie überrumpelt und schaute ihn mit ihren grünen Augen an. Dann scheuchte sie ihren Blick plötzlich schüchtern zu Boden. „Wie bitte, meine ich.“ Der Junge schwieg kurz und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. „Ich heiße Sasuke. Also nenn mich auch so.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und nahm sich vor, genauso zu schweigen, wie schon bei Itachi und Kakashi. Sasuke schien ihren Widerwillen bemerkt zu haben und erhob stattdessen erneut seine raue Stimme. „Haben wir uns verstanden?“ Als Sakura aufschreckte, sah sie ihn einen kurzen Moment schüchtern in die Augen, bis sie langsam nickte und er sich zum Gehen wandte. Noch bevor er im Treppenhaus verschwand, warf er noch einen Blick über seine Schulter und fühlte sich plötzlich so schuldig. Ich hab ihr Angst gemacht, stellte er trocken fest und unterdrückte ein genervtes Ausstöhnen. Scheiß Schuldgefühle. „Wenn dich irgendjemand noch mal belästigt“, er zögerte kurz und fragte sich, ob es nicht vielleicht ein Fehler war, ihr dieses Angebot zu machen, doch anders schien er seine Schuldgefühle nicht loszuwerden. „Dann sag mir bescheid.“ Und dann verschwand er und hinterließ eine vollkommen überrumpelte Sakura, der zum ersten Mal an diesem Tag klar wurde, dass diese Schule nicht nur anders war, sondern diese neue Welt eine völlig andere war, als sie es kannte. Und sie glaubte sogar daran, dass sie anfing sich einleben zu wollen. Ein Fehler, wie sie sich dachte. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ FROHE WEIHNACHTEN!!! Kommentare, Kritik und Verbesserungsvorschläge sind sehr erwünscht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)