Nicht jede große Liebe, braucht auch ein Happy End von Gjankie ================================================================================ Kapitel 12: Eines Tages ----------------------- 12. Kapitel Eines Tages In der Ferne wird es langsam hell Ein neuer Tag Ein neuer Blick auf diese Welt. Was gestern war Das ist jetzt weit genug entfernt. Sora fühlte sich überhaupt nicht wirklich ausgeschlafen, als sie erwachte. Ihr ganzer Körper schmerzte, als wäre sie gestern von einem Lastwagen überfahren worden und in einer Notoperation noch einmal dem Tod von der Schippe gesprungen. Schließlich erkannte sie, woran dieser Umstand festzumachen war: Sie hatte wohl die gesamte letzte Nacht in einer einzigen, nicht enden wollenden Umarmung, die Tai galt, geschlafen. Langsam versuchte sie ihre noch müden Glieder unter der Last Tais hervorzuholen, was sicherlich nicht so schwer gewesen wäre, wenn es nicht auch noch galt, Tai nicht zu wecken. Endlich hatte sie es geschafft und Tai schien wirklich einen sehr tiefen Schlaf zu haben, denn Sora hatte sich zwar bemüht, so ruhig und sanft wie möglich die Umarmung zu beenden, jedoch hatte sie mit ihrer letzten Bewegung Tai unsanft am Kopf gestreift. Doch dieser gab nur ein kurzes Wehklagen von sich, bevor er sich friedlich wie ein kleines Tier wieder zusammen rollte und die Augen fest zusammen presste. Es erschien Sora, als wollte er sich mit aller Macht gegen das Aufwachen wehren. Noch eine Weile saß Sora am Ende der Couch und beobachtete Tai, der noch immer den Schlaf der Gerechten schlief. Sie war schrecklich in den Wuschelkopf verliebt, der so unglaublich süß auf sie wirkte. Alleine das Betrachten brachte ihr unzählige Schmetterlinge in ihrer Magengegend ein. Sie erinnerte sich an diesen wundervollen Moment, als er sie sanft küsste. Obwohl es kein langer, leidenschaftlicher Kuss gewesen ist, so genoss sie ihn doch mit jeder Faser ihres Körpers. Sora wusste nicht wirklich, wie sie ihn einzuordnen hatte und ob Tai es nicht einfach nur deswegen tat, um sich bei ihr zu bedanken. Aber Hoffnung machte sich in ihrer Seele breit. Sie wünschte sich so sehr mit ihm zusammen zu sein. Sora wäre der glücklichste Mensch auf Erden gewesen, wenn sich heraus stellte, dass auch Tai in sie verliebt gewesen wäre. Sora schaute verlegen auf die Uhr, die in der Küche immer noch unaufhörlich tickte. Eigentlich wollte sie überhaupt nicht wissen, wie spät es war, denn sie hatte Angst, dass sie eingestehen müsste, dass sie bald zu gehen hat. Deswegen fiel ihr eine ungeheuere Last vom Herzen, als sie bemerkte, dass es erst 8 Uhr war. Sie hatte somit noch 4 Stunden bis sie zu Hause sein musste. 4 Stunden, die sie mit Tai verbringen konnte. Sora gab sich einen Ruck und stand auf. Nachdem er ihr heute früh erzählt hatte, warum er so eine Angst hatte und nicht schlafen konnte, verstand sie auch, warum er ab und zu so unglaublich gemein zu ihr war. Sora war nicht der Grund für seine Wut, sondern es waren die Umstände, die ihn dazu zwangen. Tai war verzweifelt und einsam und seine Seele wehrte sich vor noch mehr Schmerzen und Leid, indem sie auf Durchzug und Abblocken setzte. Das waren schließlich auch noch ihre einzigen Waffen, die sie hatte, um sich zu schützen. Soras Augen ruhten zärtlich auf Tai, während sie in der Küche das Frühstück machte und auf die Toasts wartete, dass sie goldbraun aus ihrem heißen Gefängnis hüpften. Sie hatte noch nie so viel Leid gehört und noch nie einen Jungen so bitterlich weinen sehen. Es schnürte ihr die Kehle zu, als sie die gesprochenen Worte noch einmal in Gedanken Revue passieren lies. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Junge, der auf den ersten Blick so egoistisch und chaotisch auf sie wirkte, so viel Qualen und Leid gesehen hat und es sogar selbst aushalten musste. Langsam drehte sich Tai auf den Rücken und blinzelte träge in den neuen Tag hinein. Er war noch viel zu verschlafen, als dass er gemerkt hätte, dass Sora nicht mehr neben ihm lag. Doch das Ploppen der herausspringenden Toasts rief ihn gänzlich in die Realität zurück. Langsam zwang er seinen Körper eine andere Position einzunehmen, sodass er sehen konnte, woher dieses Geräusch kam. „Sora? Du bist schon wach?“, fragte Tai sie verdutzt. Er nahm nicht an, dass es Menschen gab, die nicht bis Nachmittags schliefen. „Wir haben es halb 9, also warum sollte ich noch nicht wach sein?“, schmunzelte sie ihm entgegen. „Nun ja…ich für meinen Teil bin um diese Zeit noch nicht wach, zumindest an normalen Tagen.“. Tai schloss noch einmal kurz die Augen um dem Tageslicht auszuweichen. „Hast du Hunger? Ich habe Frühstück gemacht.“, sprach Sora zärtlich, als sie die Marmelade aus dem Kühlschrank holte. „Äh… lass mich bitte erstmal wach werden.“. Tai schlug die Decke zurück und setzte sich auf die Kante der Couch. „Ich werde erstmal duschen gehen.“. „Okay, ich werde warten und schon mal ein bisschen aufräumen, wenn du nichts dagegen hast.“ Tai sah Sora verblüfft an. „Ich und was dagegen haben? Nein, ich habe da bestimmt nichts dagegen. Ich bin froh, wenn ich so was nicht machen muss.“, lachte er. Sora hatte gerade die Couch wieder zurück geklappt, als sie Tai aus dem Augenwinkel sah. Er hatte nichts weiter an, als ein Handtuch, das sachte um seine Hüften spielte. Soras pfirsichfarbene Haut bekam die wilde Röte von Buschrosen als sie Tai so zu Gesicht bekam. Tai registrierte die Unannehmlichkeiten, die er Sora bereitete, indem er nichts wirklich an hatte. „Ach, Sora. So toll sehe ich gar nicht aus. Ignoriere es einfach. Früher oder später siehst du einen Jungen sowieso so, wie Gott ihn erschaffen hat.“, witzelte Tai. „Ja…äh, ja.“. Tai lachte: „Wenn es dich natürlich so aus der Bahn wirft, dass du nicht mehr sprechen kannst, werde ich mir natürlich was anziehen. Bin gleich wieder da und dann können wir auch was essen.“ Tai suchte schnell in seinem Zimmer ein gelbes, nicht ganz so zerknittertes T-Shirt heraus und eine blaue Buggy-Jeans, bevor er sich zu Sora an den Küchentisch setzte und binnen von nicht mal 10 Minuten 7 Toasts mit Erdnussbutter und Marmelade verputzte. „Du kannst echt viel essen …Izzy hatte also doch Recht. Das sieht man dir gar nicht an.“. „Izzy?!“. Tai schaute verwundert auf und hätte sich beinahe an seinem letzten Toast verschluckt, als er den Namen seines ehemaligen Freundes vernahm. „Ja, Izzy. Ich war bei ihm gestern eingeladen zum Kaffee trinken und seine Mutter hat mir gesagt, dass du immer viel essen konntest. Vor allem ihr Schokoladenkuchen hat dir immer am besten geschmeckt.“, sagte Sora erfreut. Tai war über diesen Umstand weniger glücklich. Er mochte es überhaupt nicht, dass man über ihn sprach, wenn er nicht zu gegen war. „Da hat sie Recht.“, murmelte Tai leise. Seine aufgehellte Stimmung schlug blitzartig in Schwermut über. „Hat er dir noch mehr erzählt?“ wollte Tai wissen. „Äh …na ja, eigentlich nichts weiter. Also nichts weiter schlimmes, oder so was.“, log Sora ihn an. Tai mochte dieses Thema nicht weiter ausführen. Er hatte Angst, dass das Gespräch eine seltsame Wendung einschlagen würde, wenn er Sora erlaubte, es fort zuführen. „Wann musst du wieder zu Hause sein?“, versuchte Tai die Unterhaltung auf ein andere Angelegenheit um zumünzen. „Um 12. Ich habe also noch 2 Stunden Zeit.“ Sora hoffte, dass Tai ihr erlauben würde, wirklich bis kurz vor 12 bei ihm zu bleiben. „Schön, dann verbring ich Weinachten nicht ganz so alleine.“. Sora war erleichtert und ihre kurze Anspannung verflog schnell wieder. Sie konnte also doch bleiben, zumindest noch 2 weitere Stunden. „Bist du fertig mit Essen? Ich würde dann nämlich gerne den Tisch abräumen und Geschirr spülen. Matt bringt mich um, wenn ich hier keine Ordnung reinbringe.“ Tai deutete Sora an, was er damit meinte. Die ganze Wohnung war ein einziges Chaos. Überall lagen irgendwelche Sachen herum. Zwischen der gewaschenen Wäsche lag die Verschmutze. Zwischen alten Werbeprospekten lagen wichtige Rechnungen, die es zu bezahlen galt. Manche Teller hatten einen undefinierbaren Inhalt auf sich ruhen, der im Begriff war, sein eigens Ökosystem zu werden. Und so verbarg sich überall das Chaos, egal wo Sora auch hinschaute. „Also wenn du magst, dann helfe ich dir gerne. Alleine dauert das bestimmt ewig.“ „Ich hätte dich so oder so gefragt. Denkst du im Ernst, ich würde das alleine aufräumen?“, fragte er sie sarkastisch. „Ich würde sagen, du sortierst die Wäsche. Ich kümmere mich um die Rechnungen und Zeitschriften und zum Schluss treffen wir uns wieder hier in der Küche und versuchen, dass Eigenleben der Teller zu stoppen. Alles klar?“, lächelte Tai sie mit einem kindlichen Lachen an. Sora konnte gar nicht „Nein“ sagen und außerdem hätte sie sowieso am liebsten die Wäsche gemacht, denn so konnte sie mal durchschnuppern, was Tai so alles in seinem Kleiderschrank hatte. „Okay. So machen wir das.“, gab Sora ihre Einwilligung. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Nach einer Stunde hatte Sora das größte Chaos, das in der Verteilung der Wäsche lag behoben. Und auch Tai schien endlich alle Rechnungen aus den Werbeprospekten und Zeitungen sortiert zu haben. „Ich bin jetzt fertig. Können wir zu dem eher unangenehmeren Teil übergehen?“, fragte Tai bei Sora an. „Ja, ich bin auch fertig. Aber ich möchte lieber abtrocknen.“ Noch ehe Sora zu Ende erzählt hatte, befand sich das Handtuch bereits in Tais Hand. „Tut mir Leid, Sor, aber daraus wird leider nichts!“, tönte Tai übermütig. „Du bist so gemein! Ich bin ein Mädchen, ich ekele mich von Natur aus vor solchen Dingen!“, sagte Sora beleidigt und setzte ihren unschuldigsten Blick auf. „Tut mir Leid, aber solche Dinge interessieren mich überhaupt nicht, so mal du genauso gut Fußball spielen kannst, wie jeder Kerl, den ich kenne.“. „Na gut.“, gab sich Sora geschlagen. Langsam trotte sich zur Spüle. Sie ließ das Wasser ein und versetzte es mit Spülmittel, doch noch bevor die Wanne richtig voll war, riss sie Tai auch schon das Handtuch aus der Hand. „Hey!“, brüllte Tai verdutzt. „Tja, so ist das im Leben. Man sollte nie zu hochmütig sein!“, konterte sie. „Du bist ein Biest!“. „Nein, eine Frau!“, stellte Sora Tais Aussage mit Witz richtig. „Wie auch immer.“, brummte Tai beleidigt. Endlich war auch der letzte Teller von seinen Besuchern befreit, nachdem das Wasser 3-mal gewechselt werden musste. „Puh, war das eklig.“. Tai zog angewidert seine Hände aus dem Wasser, nachdem er den Stöpsel gezogen hatte. „Also bei mir nicht.“, zog Sora ihn auf. „So?“. Mit einem scheuen Blick ins Soras Richtung, versicherte sich Tai, dass sie abgelenkt war und warf ihr schnell einen Schwall aus Schaum entgegen. „Tai!“, würgte sie zwischen dem Schaum hervor, der mitten in ihrem Gesicht landete. Sora wollte sich das nicht einfach ohne Gegenwehr gefallen lassen und so hatte auch Tai kurz darauf Schaum im Gesicht kleben. Beide hatten sichtlich Spaß sich mit Schaum zu beschießen, bis auch der letzte Rest davon aufgebraucht war und sich beide glücklich auf den Stühlen nieder ließen. „Oh mein Gott. Es ist schon 11:57. Ich muss nach Hause!“ bemerkte Sora und schreckte auf. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- „Es war echt schön mit dir. Danke, dass du gestern mitgekommen bist.“. „Das Vergnügen war ganz meinerseits.“, lächelte Sora ihn an. „Komm gut nach Hause.“. „Bevor ich es vergesse …ich möchte dir gern noch etwas geben. Ich hoffe, es dir gefällt dir. Es ist nicht besonders viel oder so, aber es ist doch Weihnachten.“ Sora wühlte ein kleines, in silbernes Papier verpacktes Geschenk hervor. „Für mich?“. Tai schaute verwundert auf das Geschenk in Soras Händen. „Ja, für wen denn sonst?“ stellte Sora ihm eine Gegenfrage und drückte es ihm entgegen. „Äh, danke.“. „Pack ’s aus! Bitte pack es aus!“, forderte sie ihn vergnügt auf. Als Tai langsam und sorgsam das Papier gelöst hatte, traute er seinen Augen nicht. Es war ein kleiner, aus heller und dunkler Schokolade geformter Fußball. „Oh! Vielen, vielen Dank!“ sprudelte es aus Tai heraus. „Ich wusste nicht, ob es dir gefällt, aber ich dachte, da du ja so ein Fußballfreak bist, wird es dir vielleicht gefallen. Und, dass mit der Schokolade …hm, nun ja, ich dachte mir einfach, dass Schokolade ja eigentlich jedem schmeckt.“ „Oh Sora!“, quietschte Tai vergnügt und umarmte sie, ohne vorher über seine Tat nachzudenken. Zuerst verkrampfte sich Sora leicht, doch dann entspannte sie schnell und gab sich der Wärme und Sicherheit hin. „Es ist wirklich schön. Ich habe aber leider keins für dich.“ „Das macht nichts. Ich wollte dir halt nur eine kleine Aufmerksamkeit schenken, wenn wir uns das nächste Mal gesehen hätten. Und bevor ich zu Izzy gegangen bin, hab ich diesen kleinen Ball entdeckt und dachte mir, dass er dir bestimmt gefällt. Aber ich muss jetzt wirklich los.“. „Ja, besser ist das. Und nochmals danke dafür.“ Ein kurzer Moment des Schweigens entstand. Keiner, der beiden hatte wirklich Lust „Auf Widersehen“ zu sagen. „Tai?“, durchdrang Soras Stimme noch einmal die kalte, klare Dezemberluft. „Ja?“. „Geh bitte zu deiner Schwester. Ich kenne sie nicht, aber ich denke, weil ….weil doch heute Weihnachten ist, könntest du doch zu ihr gehen. Ich denke sie freut sich.“. Es hatte Sora unendlich viel Mut gekostet, diese Gedanken auszusprechen. Tai schaute sie einen Moment lang an und dann schloss er ohne zu antworten die Tür. Eines Tages Werd’ ich mich freuen. Eines Tages Werd’ ich jubeln und schreien. Denn eines Tages Wird wie in meinen Träumen Weder Tod noch Trauer mehr sein. Doch bis dann Leide ich unter Qualen. Bis dann Werd’ ich keinen Frieden haben Denn einsam bin ich hier. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)