Nicht jede große Liebe, braucht auch ein Happy End von Gjankie ================================================================================ Kapitel 8: Ein Weihnachtsnachmittag ----------------------------------- 8. Kapitel Ein Weihnachtsnachmittag Was hatte er getan? Er hatte das Mädchen, was er am meisten schätze und liebte einfach gehen lassen, ohne wenigstens den Versuch unternommen zu haben, sie zurück zu halten. Völlig verzweifelt saß er da und vergaß alles um sich herum. Tai fühlte, wie die Stimmen und die Musik, ja sogar der Geruch nach frisch gegrillten Rindfleisch um ihn herum weg zu schwimmen drohten. Er nahm alles nur noch sehr undeutlich wahr. „Hey, du da! Ja genau du! Hey! Wachst du auch mal auf, oder was?!“. „Wie bitte?“, fragte Tai den jungen Mann, der ihn verblüfft anstarrte, ohne ihn dabei auch nur eines Blickes zu würdigen. Tai schaute immer noch zur Tür, aus der Kari vor wenigen Minuten komplett aufgelöst heraus rannte. „Mhm …ja, weißt du, wie das junge Mädchen hieß, das eben noch bei dir saß? Scheinbar seid ihr ja jetzt nicht mehr zusammen, und da dachte ich mir …“. „Das ist meine Schwester, Sie Idiot!“ fuhr Tai ihn harsch an, jetzt wieder völlig bei Sinnen. „Ist ja schon gut, kein Grund durch zudrehen! Dann macht es dir ja auch bestimmt nichts aus, wenn ich sie mal flach …?“. „Du mieser Dreckskerl! Du lässt deine schmierigen Finger von ihr!“, knurrte Tai durch fast geschlossene Kiefer, als er den Mann gegen die Wand drückte. „Das ist verdammt noch mal meine kleine Schwester! Sie wird jetzt noch keinen Freund haben!“. Tai wandte sich von ihm ab. „Die kleine ist aber echt heiß!“. Tai warf dem jungen Mann, der ihn vor wenigen Sekunden aus seiner Trance befreit hatte einen bösen Blick zu. „Noch ein Wort, mein Lieber, nur noch ein Wort!“. Damit ließ er dieses Gespräch und das Restaurant hinter sich und ging wieder hinaus in die Kälte. Es hatte zum zweiten Mal an diesem Tag angefangen zu schneien und die Welt breitete sich unter der weißen Pracht friedlich vor Tai aus, während er in dem fahlen Licht der Laterne nach Hause trottete. Es war der 23. Dezember und es roch nach Weihnachten. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- „Mama? Ich geh dann mal! Ich bin doch heute zum Kaffee trinken bei Izzys Familie eingeladen.“ Sora hätte nie gedacht, dass Tage so schnell dahin fliegen könnten, gleich einer Feder, die zu leicht ist, um gegen die Luftströmungen, seien sie auch noch so schwach, ankämpfen zu können. „Ja, mein Liebstes. Bis nachher! Viel Spaß!“. Sora schloss leise die Tür hinter sich. Sie atmete tief durch und roch den typischen Geruch von frisch gefallenem Schnee. Eigentlich mochte sie den Winter, auch wenn es dann oft zu kalt ist, um Fußball spielen zu gehen, doch heute kam ihr irgendetwas seltsam vor. Etwas schien verändert, doch Sora war unfähig zu sagen, was es gewesen ist. Ohne weiter darüber nach zu denken, machte sie sich auf den Weg zu Izzy. Sora hatte sich zu lange schon auf diesen Tag gefreut, als dass sie ihn sich noch vermiesen lassen würde. Als sie ihren Weg durch die Schneemassen suchte, entzückte Sora doch immer wieder das Geräusch, das sie vernahm, wenn der Schnee unter ihren Füßen nachgab. Sie genoss es so sehr, dass sie immer heftiger aufstampfte, nur um freudestrahlend und quietschend wie ein kleines Kind zu Izzys Apartment zu gelangen. Sora klingelte zweimal bevor ihr jemand die Türe öffnete und ihr Einlass gewahr. Vor Sora stand eine Frau mittleren Alters mit schönen, rotbraunen, schulterlangen Haaren. Ihr Gesicht erschien Sora überaus jugendlich, obwohl sich bereits einige Falten abzeichneten. „Oh, du musst Sora sein. Schön dich mal persönlich kennen zu lernen.“. Lächelnd reichte sie Sora die Hand um sie zu begrüßen. „Die Freude ist ganz meinerseits.“. Ein warmes Lachen entglitt Frau Izumi. „Nicht so geschwollen, Sora. Fühl dich hier wie zu Hause. Aber jetzt komm doch erstmal rein. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn du am Weihnachtsmorgen auch noch krank sein würdest.“. Frau Izumi hielt Sora die Tür auf, bis diese den Flur gänzlich betreten hatte. „Oh toll! Ich rieche Schokoladenkuchen!“. „Ja, Izzy hat mir gesagt, dass du den am liebsten isst.“. Für einen kurzen Moment war Sora völlig baff. Woher wusste Izzy denn, dass sie Schokoladenkuchen regelrecht verehrte? Doch dann fiel es ihr wieder ein: Am zweiten Schultag gab es zum Nachtisch in der Mensa Schokoladenkuchen und Sora hatte sich 3 mal Nachschlag geholt, bis die Köchin zu ihr meinte, dass sie doch bitte den anderen Schülern auch noch die Möglichkeit geben solle, welchen zu essen. Da hatte sie es Izzy wohl erzählt. „HI, Sora! Wie geht es dir?“. „Gut, Izzy, sehr gut. Es gibt Schokoladenkuchen!“. „Ich weiß. Ich habe ihn ja in Auftrag gegeben.“ Sprach Izzy freundlich. „Ich möchte euer Gespräch über die Vorzüge von Schokoladenkuchen ja nur ungern stören, doch wie sagt man so schön? Probieren geht über studieren. Vielleicht schmeckt er euch ja gar nicht und dann ärgert ihr euch später darüber, dass ihr so von welchem geschwärmt habt. Also bitte setzt euch doch. Was möchtest du denn trinken, Sora?“. „Kakao. Ich liebe alles, was aus Schokolade ist!“ schrie sie Frau Izumi förmlich vor lauter Vorfreude an. „Gut. Ich nämlich auch. Möchtest du auch einen, Izzy?“. „Ja, gerne.“. „Er schmeckt wirklich köstlich, Frau Izumi.“, sagte Sora breit grinsend, als sie bereits das dritte Stück verputzt hatte. „Vielen Dank, Sora. Es freut mich wirklich sehr, dass er dir schmeckt.“. Zufrieden lehnte sich Sora zurück und trank noch den letzten Schluck Kakao. „Jetzt bin ich aber satt. Aber es war wirklich köstlich.“. „Ja, Schokoladenkuchen ist schon etwas Besonderes. Vor allem an Weihnachten.“ Nachdenklich schaute Frau Izumi aus dem Fenster. „Mum, was hast du denn?“ fragte Izzy besorgt, als er den gedankenverlorenen Blick seiner Mutter bemerkte. „Ach nichts. Ich dachte nur gerade an Tai. Er hat ihn auch immer gerne gegessen, nicht wahr, Izzy?“. „Äh, … ja.“, sagte Izzy kurz, sichtlich peinlich berührt über den Anfang eines Gesprächs, das er nun nicht mehr steuern konnte. „Oh, ja? Aber Izzy, du hast mir doch gesagt, dass ihr euch nur flüchtig kanntet?“ fragte Sora verwundert. „So ist es auch gewesen. Er war nicht oft da.“, stotterte er. „Aber nein, Izzy. Er war oft hier. Eigentlich fast jeden Nachmittag nach der Schule. Weißt du, Sora, seine Mama ist nämlich nicht die beste Köchin und deswegen hat er oft hier gegessen, aber am liebsten Schokoladenkuchen. Da hat er sich genauso gefreut, wie du. Nur konnte er eindeutig mehr essen.“, lachte Frau Izumi sie an, dann fuhr sie fort: „Ohnehin seid ihr euch ein bisschen ähnlich. Er hat genauso ein überschäumendes Temperament, wenn er sich auf etwas freut und trägt sein Herz auf der Zunge. Aber er ist wirklich ein netter Kerl. Hast du ihn eigentlich schon kennen gelernt? Bestimmt, oder? Du gehst ja auch auf dieselbe Schule, wie Izzy und da ist ja auch Tai.“. „Ja, ich hab ihn mal kurz gesehen, aber wirklich zusammen gesprochen haben wir noch nicht.“, schwindelte Sora Frau Izumi an. Sie war sich sicher, dass sie Frau Izumi bestimmt das Herz gebrochen hätte, wenn sie ihr die Wahrheit erzählte, dass Tai so rabiat mit ihr umging, bis auf dieses eine mal auf dem Bolzplatz. Und Frau Izumi hatte ein großes Herz, wie es schien und darin hatte auch Tai einen Platz gefunden. „Dann musst du es aber bald mal nachholen. Ich war ja schon immer der Meinung, dass die Freundinnen, die er hatte, nie wirklich zu ihm gepasst haben, obwohl ich sie nicht kennen gelernt habe. Aber, dass was Izzy mir erzählt hat, reicht mir völlig aus, um zu wissen, dass sie nicht die Richtigen für ihn waren. Denn so ein Junge, wie Tai braucht einfach ein Mädchen, das …“ „Mum! Bitte entschuldige uns beide, ja? Der Kuchen war wirklich köstlich. Danke Mum.“, unterbrach Izzy seine Mutter, um endlich aus dieser prekären Situation heraus zu kommen. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- „Puh.“ Mit einem lauten Seufzer schloss Izzy die Tür. „Meine Mum, sie kann einfach reden ohne Luft zu holen.“ Er setzte sich zu Sora aufs Bett. „Ja, das kann sie. Aber sie ist echt nett. Ich mag deine Mum.“, erwiderte Sora. „Aber Izzy? Warum hast du mir denn nicht die Wahrheit gesagt? Du hättest es mir doch sagen können, dass du Tais Freund warst. Sogar ein sehr guter, wie es scheint?“. „Nun, ich dachte mir halt, weil du scheinbar so an ihm interessiert bist, wollest du dann alles über ihn wissen und das, was ich weiß, hab ich dir ohnehin schon gesagt. Also ich kann meiner Mum nur zustimmen. Er war ein äußerst netter Junge, als ich ihn kennen lernte. Manchmal vielleicht ein bisschen zu hitzköpfig und impulsiv, aber er trug sein Herz am rechten Fleck. Na ja, und dann hat er sich so verändert, aber mehr kann ich dir dazu auch nicht sagen, das ist die Wahrheit. Du musst mir das jetzt einfach glauben.“. „Ja, ich glaube es dir, Izzy. Als du uns beide auf dem Bolzplatz gesehen hast, da war Tai, glaub ich, genauso, wie du ihn beschrieben hast. Er war sehr nett und hilfsbereit. Außerdem hab ich mich in seiner Nähe geborgen und beschützt gefühlt.“ „Ja, das war der Tai, den ich kenne. Er hat einfach eine Art, die jedem um ihn herum seine Ängste und Sorgen vergessen lässt. Er lässt niemanden im Stich, schon gar nicht seine Schwester. Diese ist sein ein und alles. Niemand darf sie auch nur schief angucken, denn Tai nimmt seine Aufgabe als großer Bruder sehr ernst. Vor allem als ihr gemeinsamer Vater gestorben ist, schien er seine Gefühle komplett in den Hintergrund zu stellen, nur um für seine Schwester da zu sein.“. „Machen das auch nicht große Brüder? Für ihre kleinen Schwestern da zu sein, wenn sie sie brauchen?“. „Doch, sicherlich. Aber die Beziehung zu Kari ist anders gewesen. Mehr intimer. Er schien für sie nicht nur der große Bruder zu sein, sondern auch ihr Beschützer, ihr Rettungsboot.“. „Schön …“ sprach Sora völlig abwesend vor sich hin. Izzy musterte sie eindringlich, bevor er lächelnd bemerkte: „Du magst ihn, Sora, hab ich Recht?“. „Was? Nein, ich kenn ihn doch gar nicht richtig.“. Verteidigte sich Sora energisch. „Warum wirst du dann rot?“ fragte Izzy leicht sarkastisch. „Ähm …“ Sora drehte schnell ihr Gesicht weg. Izzy schaute eine zeitlang an die Decke, bevor er das Gespräch fortsetzte: „Weißt du, Sora. Ihr seid euch wirklich sehr ähnlich. Tai kann auch nur schwer zu geben, wenn er jemanden mag. Zumindest der alte Tai. Er sprach nicht oft über seine Gefühle und wenn dann sehr objektiv. Kannst du dir das vorstellen? Über Gefühle, also etwas rein Subjektives konnte Tai objektiv sprechen! Ich glaube, er ist wirklich der Einzige, der das kann. … Sora, ich denke, du solltest jetzt gehen. Es wird schließlich schon dunkel und deine Eltern wollen bestimmt noch mit dir zu Abend essen. Ich kann dich heute leider nicht nach Hause bringen, weil ich noch ziemlich viel zu tun hab. Entschuldigung.“ „Das macht nichts, Izzy. Es war wirklich schön.“ ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- „Danke für den schönen Nachmittag, Frau Izumi und für den leckeren Kuchen.“, rief ihr Sora zu, als sie in der Rahmen der offenen Haustür stand. „Nichts zu danken. Ich hoffe du kommst uns mal wieder besuchen!“ brüllte ihr Frau Izumi gleichfalls aus der Küche, in der sie gerade dabei war, wieder Ordnung zu schaffen entgegen. „Also dann, Izzy. Wir sehen uns bestimmt wieder mal die Tage über.“. „Ja, denke schon. Und noch was, Sora: Ihr zwei wärt wirklich ein süßes Pärchen.“. „Ach, Izzy. Jetzt hör doch mal damit auf!“. „Du wirst schon wieder rot.“, kicherte er. „Das ist die Kälte!“ schroffen Tones drehte sich Sora auf der Fußmatte um. „Kann sein, kann aber auch nicht sein. Musst du wissen, Sora.“ „Izzy!“ Sora wollte sich Izzy gerade packen, als er kurz sagte: „Tut mir Leid, viel zu tun!“ und damit die Tür schloss. „Oh dieser Izzy!“. >Ob das Izzy wirklich ernst gemeint hat? Ich und Tai würden gut zusammen passen? Bin ich in ihn verliebt? < Bei dem letzten Gedanken wurde Sora ganz warm ums Herz. >Ich mag ihn schon. Eigentlich mag ich ihn sehr! < Mit diesem überaus schönen Gefühl, Schmetterlinge im Bauch zu haben, während sie an Tai dachte, machte sie sich auf den Heimweg. Unter ihren Füßen der lockere, weiche Schnee. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)