Akaron von LionessTitanja ================================================================================ Kapitel 1: Der Aufbruch ----------------------- Kapitel 1 – Der Aufbruch Der Sonntagmorgen fing so unscheinbar an, wie Sonntage eben anfangen. Ein Tag den man für sich allein hat, zum faulenzen und einfach nur entspannen. Wenn Titanja an diesem Morgen schon gewusst hätte was im Briefkasten auf sie wartete, hätte sie darauf verzichtet die Post zu holen. Aber wies dän. so ist. Rein objektiv gesehen ist Titanja eine mittelgroße, blonde, junge Frau im Alter von 21 Jahren, die freundlich, aufgeschlossen, mutig und manchmal auch reichlich albern sein konnte. Doch diese Erscheinung war nur eine Tarnung. Ihre wahre Identität könnte sie in dieser Welt, der Erde, nicht preisgeben. Titanja war auch nicht ihr einziger Name. Es gab so viele Bezeichnungen für sie, dass man sie kaum alle aufzählen könnte. Titanja, Metallica, Teckna, Elektra und Nachtschatten sind nur ein paar davon. Aber nun zurück zum Briefkasten. Titanja schlenderte die Treppenstufen ihres Hauses hinunter. Nichts ahnend öffnete sie den Briefkasten und sogleich fiel ihr Blick auf den schicksalhaften Brief, oder besser gesagt die Schriftrolle, zwischen all der Werbepost und den Rechnungen. Das konnte ja nichts Gutes bedeuten dachte Sie sich. Die Schriftrolle trug ein königliches Siegel. Das Siegel der heiligen Sonne, dessen Bedeutung nur Titanja verstehen konnte. Vorsichtig streckte sie ihre zitternde Hand danach aus und ergriff die Rolle. Je länger sie sie betrachtete, desto mulmiger wurde das Gefühl in ihrem Magen. Sie mochte sich gar nicht vorstellen was darin stehen könnte doch sie überwand sich und brach zögernd das aus gelbem Wachs bestehende Siegel auf. Unter Herzklopfen entrollte sie das Stück Pergament. Welches leise raschelte. Als sie die Schriftzeichen sah, die sich darauf befanden, machte sie große Augen und schluckte trocken. Es waren ägyptische Schriftzeichen und was ihre Kenntnisse über altägyptische Hieroglyphen anging, war sie schon etwas eingerostet. Es handelte sich um die Schrift der alten Götter, auch Andant genannt welche man ausschließlich in ihrer Heimat Andante sprach. Geschockt, ziemlich verwirrt und zugleich aufgeregt lief sie auf wackeligen Beinen zurück ins Haus. Was nun irgendwie musste Titanja die Hieroglyphen übersetzen aber wie? Im Flur blieb sie vor dem Telefon stehen, holte einmal tief Luft, nahm den Hörer in die Hand und wählte eine Nummer, von der sie gedacht hatte, dass sie sie so schnell nicht wieder hätte wählen müssen. Am anderen Ende meldete sich nach einem kurzen Augenblick die Stimme eines Mannes. „Historisches Tempelmuseum Hamburg, guten Tag?“ „Lass den Mist Onkel, ich bins Titanja!“ Ein kurzes Schweigen, ein Knacken im Hörer, dann die ungläubige Stimme ihres Onkels: „Du lebst noch??“ „Ja, wie du hörst, was dagegen?“ „Nein durchaus nicht My Lady…“ Wieder ein kurzes Schweigen. „Was kann ich für euch tun?“ „erstens. Lass das, du weißt genau was ich meine und zweitens. werde ich heute noch zu dir reisen um im heiligen Buch der Sonne die Übersetzung der alten Schrift zu suchen.“ Der Hörer knackte erneut. Titanja hörte den Mann am anderen Ende der Leitung scharf einatmen. „Alte Schrift? Übersetzung?“ Er klang verwirrt. „Ja die alte Schrift in Form von ägyptischen Hieroglyphen! Tu nicht so, als wüsstest du von nichts.“ Innerlich aufgewühlt beendete Titanja das Gespräch mit ihrem Onkel und knallte den Hörer auf, um schließlich schweren Herzens alles für ihren kleinen Trip vorzubereiten. Die Bahn war bis auf einen übel riechenden Kerl mit Bierbauch und Halbglatze leer. Titanja versuchte ihn zu ignorieren, auch wenn der Gestank das nicht so recht gelingen ließ. Die flackernden Neonröhren an der Decke des Zuges verzerrten die Konturen mit ihrem sterilen, kalten Licht. Der Zug war nicht mehr der neueste und knarzte in jeder Kurve. Als der Kerl auch noch anfing zu schnarchen, stand sie auf und ging in ein anderes Abteil. Dagegen schien dieses wirklich wie ausgestorben. Titanja setzte sich und hing ihren Gedanken nach. Draußen war bereits die Nacht angebrochen. Ihre Gedanken kreisten nur um das eine. Was stand bloß in dieser geheimnisvollen Schriftrolle? Was konnte es diesmal sein? Fragen auf die sie hoffentlich bald eine Antwort erhalten würde. Die blecherne Stimme aus den Lautsprechern, die den nächsten Bahnhof ankündigte, riss sie aus ihren Gedanken. „Nächster Halt, Hamburg Hauptbahnhof.“ Erleichtert schaute Titanja aus dem Fenster und wartete, bis der Zug in den überdachten Bahnhof einrollte und ruckelnd zum Stehen kam. Sie hing sich ihre Tasche mit der Schriftrolle über die Schulter, stand auf und trat auf den Bahnsteig hinaus. Auch hier begegneten ihr nur bemitleidenswerte Gestalten. Ein paar Punks saßen auf den kalten Steinen und tranken Bier aus Dosen. Titanja ging unbeirrt weiter. Sie konnte und wollte sich auch nicht länger an diesem Ort aufhalten. Doch ihre übernatürlich feinen Sinne, die einer Raubkatze glichen, registrierten eine ungewöhnliche Aura in ihrer Nähe. Ein Gefühl des Unbehagens machte sich auf Ihrer Haut breit. Aufmerksam schaute Sie sich um und suchte die Quelle der ungewöhnlichen Aura. Nichts, aber von irgendwo her musste sie doch kommen. Leise halten Schritte durch den Bahnhof. Langsam kamen sie auf Titanja zu. Die Dunkelheit spuckte eine blasse, in einen schwarzen Mantel gehüllte Gestalt, aus. Sofort spürte Titanja, dass diese Person schon seit langer Zeit nicht mehr wirklich am Leben war. Ein Vampir. Der größte Abschaum, den Titanja sich vorstellen konnte. Früher war er vielleicht mal ein Mensch gewesen, doch er war gestorben und als das zurückgekommen was er nun darstellte. Ein Wesen das selbst die Hölle nicht haben wollte. Titanja straffte ihren Körper und versuchte eine halbwegs vernünftige Kampfhaltung ein zunehmen. Sie war leider schon etwas eingerostet. Der Vampir ging zielstrebig auf sie zu und gerade als sie angreifen wollte, kniete er sich vor sie auf den Boden und sprach zu ihr: „Haltet ein, Tochter der Heiligen Sonne. Euer Onkel schickt mich. Der große Priester der Akaronischen Flamme Hütter vom heiligen Tempels des Endimion. Ich soll euch Geleitschutz geben, bitte folgt mir zum Tempel.“ Erleichter aber auch irgendwie irritiert über diese Sache lockerte Sie ihre Improvisierte Kopfhaltung. Blieb aber trotzdem wachsam. Nur Widerwillig nickte Titanja und ging mit einem Flauen Gefühl im Magen hinter dem Vampir her. Am Tempel, der als historisches Museum getarnt war, angekommen, klopfte der Vampir dreimal im Takt gegen eine kleine, unscheinbare Hintertür welche sich in einer dreckigen Gasse befand und nur so von Ratten überseht war. Eins der Tiere war sogar so frech Titanja über die Füße zu laufen. Darüber verärgert schüttelte Sie das Vieh von Ihrem Schuh. Titanja war erleichtert als die Tür Augenblicklich vor Ihr aufsprang und Sie eintreten konnte, den Vampir so schnell wie möglich hinter sich lassend. Schließlich durfte er ein Gebäude erst dann betreten, wenn er hineingebeten wurde und Titanja hätte nie genug Sympathie für ein solches Wesen entwickeln können, als dass sie ihn freiwillig herein gelassen hätte. Sie starrte in den langen, dunklen Korridor der vor ihr lag. Ihr Onkel Jürus erwartete sie bereits und trat aus einer Ecke hervor, verbeugte sich höflich vor ihr und murmelte etwas, das wie „meine Herrin“ klang. Doch das interessierte Titanja in diesem Moment nicht. Sie wusste genau wohin sie wollte und lief an ihrem Onkel vorbei den Korridor entlang, an den Wänden hingen große Ölmalereien auf denen Familienmitglieder abgebildet waren. Sie passierte die hohen Statuen am Eingang der alten Bibliothek, durchschritt auch diese zügig und blieb vor einem gesonderten Teil, der hinter verschlossenen Türen lag, stehen. In diesem Teil lag das was sie suchte. „Das heilige Buch der Sonne.“ Titanja murmelte ehrfürchtig diese Worte. Ihr Onkel war ihr bereits nachgeeilt und drückte ihr nun den Schlüssel für die Tür in die Hand. Sie dankte ihm mit einem knappen Nicken und schob den Schlüssel ins Schloss. Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür und Titanja betrat vorsichtig den Raum. Warmes Licht hüllte sie ein wie ein wohltuender Nebel. Ein schmaler Lichtschein fiel durch ein kleines vergittertes Fenster. Aufgewirbelter Staub tanzte lautlos im goldenen schimmer welches das Licht erzeugte. Aber mal davon abgesehen roch es in dem Raum Muffig und nach alten Leder. In einer Ecke lagen ihre wertvollen Bücher, aufgebart auf einer Art Podest. Das Buch der heiligen Sonne strahlte in seinem geheimnisvollen, silbrig-weißen Glanz. Dieses hatte Sie von Ihrem Vater bekommen als sie noch ein kleines Kind war. Titanja ging langsam darauf zu. Sie betrachtete das goldene Schloss in Form einer Sonne, das die Seiten zusammen und ihren Inhalt geheim hielt. Niemand konnte es öffnen, außer ihr, denn nur sie hatte den Schlüssel. Titanja überlegte nicht lange. Sie legte die Hand auf ihre Brust und setzte ein wenig ihrer magischen Energie frei um das Sonnenamulett, welches tief in ihr verborgen lag, sichtbar zu machen. Ein einfacher Zauber der Materiale Dinge mit dem Raum des heiligen Kas verbindet welchen jedes Lebewesen hat. Das Amulett war der Schlüssel zum Buch. Die freigesetzte Energie verschwand wieder, so schnell wie Titanja sie heraufbeschworen hatte und zurück blieb das Amulett. Ein heller, grüner Stein der voller Kraft leuchtete umrandet von einer aus Goldgefertigten Sonne. Jürus, der dem Spektakel zugesehen hatte, weitete skeptisch die Augen und meinte: „Ein wenig dreckig, meint ihr nicht auch?“ „Das ist noch Blut von meinem Kampf mit Romeus.“ Antwortete Titanja leicht verstimmt. Titanja wollte jetzt nicht darüber reden zu schlimm sind die Erinnerungen an das geschehene. Sie klemmte sich das Buch der Sonne unter den Arm und verschwand damit in den Leseraum der großen Halle. Dort verkrümelte sie sich in eine Ecke und legte das Sonnenamulett in das Schloss, welches das Buch schützte. Das Buch leuchtete noch stärker auf und ließ sich nun leicht öffnen. Titanja blätterte ein wenig darin herum und ihr fiel auf, dass es dicker war als es anfangs aussah. Nach langem Suchen fand sie endlich was Sie suchte, die Übersetzung in Andant, wie man ihre Muttersprache nannte. Titanja war, wie bereits erwähnt, nicht die Person für die man sie halten mochte. Sie war ein Wesen aus einer anderen Dimension und in ihrer Welt die Tochter eines großen Königs und Gottes. Die Stadt in der ihre Familie eigentlich lebt, hieß Atlantis und die geheimnisvolle Schriftrolle, deren Inhalt sie nun versucht zu entziffern, stammte von dort. Auch ihr menschliches Aussehen, war nur eine vorübergehende Lösung. Eine Maske die sie aufgezogen hatte, eine Tarnung um auf der Erde kein Aufsehen zu erwecken. Sie konnte viele Formen annehmen, doch die ursprünglichste war die einer Löwin. Sie stammte aus der Welt der Götter und als Tochter eines Gottes hatte man nun mal auch die ein oder anderen Verpflichtungen. Vor denen Sie sich bies jetzt immer erfolgreich drückte. Als sie es fast geschafft hatte, die Schriftrolle zu übersetzen, stand plötzlich ihr Onkel Jürus mit einem Tablett vor ihr. „Dachte mir, du könntest etwas zu Essen vertragen.“ „Oh ja, danke.“ Titanja nahm das Tablett entgegen und stellte es vor sich auf den kleinen Tisch. Langsam stocherte sie mit der Gabel in der Gemüsebeilage herum. „Ist das etwa Rosenkohl??“ Angewidert verzog sie das Gesicht. „Ja.“ Erwiderte Jürus, was bei Titanja nur ein Augenrollen auslöste. Titanja konnte Rosenkohl überhaupt nicht leiden. Sie piekte mit der Gabel die störenden Röschen auf und legte sie zur Seite. Als sie es geschafft hatte, ihr Essen vom Rosenkohl zu befreien, konnte sie sich endlich darüber her machen. Die Übersetzung der Schriftrolle war nicht leicht gewesen aber mit ein oder zwei Wutausbrüchen und Verwünschungen hatte sie es endlich ganz geschafft. Allerdings gefiel ihr der Inhalt der Rolle gar nicht. Neugierig fragte ihr Onkel: „Und? Was ist so wichtig daran, dass man diesen Text so verschlüsseln muss?“ Titanja seufzte. „Mein Vater will dass ich nach Kurun reise, wo auch immer das schon wieder liegt.“ Grummelte Titanja leise. Jürus sah sie schiff an „Kurun liegt außerhalb von Diamantina.“ Antwortete Er. Titanja senkte den Kopf, seufzte erneut und sagte: „Was ist mit meiner Ausbildung, meinem Leben hier auf der Erde? Ich kann und will hier doch nicht weg.“ „Mach dir keine Sorgen ich regele das alles schon für dich.“ „Wie, alles regeln? Was willst du tun?“ „Titanja, “ Jürus grinste, „du weißt doch, ich kenne mich mit Flüchen und Zaubern perfekt aus, du wirst schon sehen. Aber nun gut, wann willst du abreisen?“ „So bald wie möglich, aber ich brauche noch Reiseproviant. Und ich muss den Sternengleiter startklar machen das wird sicher einige Tage in Anspruch nehmen.“ Das Grinsen auf Jürus Gesicht wurde noch breiter. „My Lady, natürlich stelle ich euch alles zur Verfügung was ihr braucht. Und euer Raumschiff steht startbereit in den Katakomben des Tempels.“ Titanja warf ihm einen Seitenblick zu. Er wusste genau er sollte diese Förmlichkeiten sein lassen, doch er konnte nicht anders als sie ein wenig zu necken. „Ich reise ab sobald die Vorräte bereit stehen.“ Erwiderte sie schließlich. Jürus ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und rief: „In einer halben Stunde habe ich alles zusammen was du brauchst.“ Titanja stand von ihrer Arbeit an der Schriftrolle auf und ging hinunter in die Katakomben unterhalb des Tempels. Ihre Gedanken kreisten um die bevorstehende Reise als sie durch die verschlungenen Gänge des Tempels lief. Ihr war nicht wohl dabei, ganz alleine in eine andere Dimension zu reisen. So etwas war schließlich nicht ganz ungefährlich. Nach einer Weile stand sie plötzlich vor einer Wand. Sackgasse. Titanja versuchte sich zu erinnern wo genau die geheime Tür verborgen lag, die ins Labor Ihres Vaters führte. Mit den Händen tastete sie die glatte Steinwand entlang und stieß plötzlich auf eine raue Stelle. Auf die Sie leichten druck ausübte. Klick. Vor ihr zeichneten sich die Umrisse einer Tür ab und ein kleines, leuchtendes Display erschien, in das sie die nötige Zahlenkombination eintippen musste. Für einen Augenblick stand Sie dar überlegte, wie war nochmal der Code? Er viel Ihr wieder ein. Die Tür gab ein knirschendes Geräusch von sich, als sie sich langsam aufschob und das Labor frei legte. Misstrauisch lugte Titanja um die Ecke. Ihr kam es etwas seltsam vor, dass ihr weder Fallen, noch Schussanlagen den Weg versperrten. Normalerweise wimmelt es hier von denen. >Jürus muss sie abgeschaltet haben, < dachte sie. Selbstsicher schritt sie nun in das irdische Labor ihres Vaters. Am anderen Ende des relativ kleinen Labors befand sich eine schwere Stahltür. Auf genau diese ging sie nun zu, um ihr Transportmittel zu begutachten, mit dem sie die Reise antreten würde. Mit enormem Kraftaufwand stemmte sie die Stahltür auf und betrat eine riesige, kühle Lagerhalle. Automatisch flackerten Petroleumlampen auf und erleuchteten die gesamte Halle. In der Mitte des Raumes stand einsam und verlassen ein kleines Raumschiff, welches im Schein der Lampen in mattem silber-metallic glänzte. Titanja ging um das Raumschiff herum und betrachtete es. Ein kleines Emblem an der Seite stellte eine Sonne dar und ein verschlungener Schriftzug verriet den Namen des Schiffes. „Silverfighter“. Mit einem Finger strich sie über das Logo der Raumschiffflotte ihres Vaters. Argwöhnisch betrachtet sie ihren staubigen Finger und dann den glitzernden Strich auf dem Raumschiff, welcher sich von dem restlichen matten Glanz gänzlich abhob. Mit einem resignierten Seufzen holte sie sich einen Lappen aus dem Laborschrank und begann damit das Schiff erstmal gründlich zu entstauben. Danach kontrollierte sie das Cockpit und prüfte die Geräte. Der Tank hatte auch schon ewig keinen Treibstoff mehr gesehen und die Sauerstofftanks waren ebenso alles andere als voll. Der Vorratsschrank im Labor wurde nun von Ihr um einiges an Inhalt erleichtert. Titanja versuchte sich in Erinnerung zu rufen wie man den Silverfighter steuert, also machte sie ein paar Trockenübungen. Hoffentlich hatte sie nichts vergessen und alles würde gut gehen. Denn sie ist noch nie mit diesem Gerät Gereist. „Ist der Silverfighter startbereit?“ Die Stimme ihres Onkels zeriss die Stille und somit Titanjas Konzentration. Sie war gerade damit beschäftigt unter dem Raumschiff die Triebwerke zu kontrollieren und donnerte mit dem Kopf gegen die Tragfläche als sie sich erschrocken aufrichten wollte. „Au, hee was soll der Scheiß?“ brüllte sie und tätschelte die dicke Beule an ihrem Kopf. „Verzeiht mir My Lady das war nicht meine Absicht.“ Trotzdem musste Jürus bei ihrem verstörten Anblick schmunzeln. „Ja ja, wer’s glaubt“, murmelte Titanja verärgert, „hast du alles?“ Jürus bejahte die Frage und zeigte ihr die Tasche mit dem Proviant. Titanja nahm sie schweigend entgegen und verstaute sie in dem kleinen Cockpit. Draußen war es bereits finstere Nacht. Die große Uhr oben im Museum schlug ein Uhr morgens. Die Ideale Zeit um unerkannt ein Raumschiff zu starten. Falls es doch irgendjemand sehen sollte, würde demjenigen sowieso niemand glauben schenken. Wer glaubt schon an Ufos? Titanja sprang mit einem schwungvollen Satz ins Cockpit, schloss es, fuhr die Bordcomputer hoch und startete die Triebwerke. Aus dem Boden der Lagerhalle erhob sich eine Startrampe die an die hohe Decke der Halle zeigte. Eine riesige Luke öffnete sich dort mit einen unheimliche ächzten. Titanja konnte den klaren Nachthimmel mit seinen funkelnden Sternen erkennen. Für sie gab es nun keine Zeit mehr zu verlieren wenn sie die Erde still und heimlich verlassen wollte. Die Triebwerke waren auf volle Leistung hochgefahren und mit einem kleinen Knall zündeten die Startraketen links und rechts vom Schiff. Mit einem Rauschen startete Titanja in die dunkle Nacht, nicht wissend auf was sie sich da eingelassen hatte. Kapitel 2: Die Ankunft in Kurun ------------------------------- Kapitel 2 – Die Ankunft in Kurun Die Reise war lang und beschwerlich und das nicht nur weil Titanja langsam aber sicher der Sauerstoff ausging. Der Silverfighter trat soeben in die Atmosphäre des Planeten Kurun ein. Den Sprung zwischen den Dimensionen, von der Milchstraße bis in ihr heimisches Sonnensystem Andant, hatte sie problemlos gemeistert. Aber jetzt, wo ihre Reise fast zu Ende war, musste sie sich mit den physikalischen Gesetzen des Universums herumschlagen. Durch die enorme Reibungshitze wurde es im Cockpit immer wärmer und zu allem Überfluss fielen nach und nach die Steuersysteme aus. Teile der Außenisolierung brachen durch den hohen Druck vom Raumschiff ab. Titanja kam es so vor, als würde der Silverfighter sich unter ihrem Hintern auflösen. Ein lauter Knall aus dem hinteren Teil des Raumschiffes, ein gehetzter Blick von Titanja auf die Anzeige der Sauerstofftanks. Die Nadel für den einen Tank zeigte exakt 0%, der andere war kurz davor. Schweiß lief Titanja über die Stirn. Atemnot und Hitze quälten sie. Ein panischer Blick nach hinten. Einer der Sauerstofftanks war explodiert. Der Knall schmerzte noch immer in ihren Ohren. Sie kniff die Augen zu. Ihr Körper fühlt sich durch den Druck an, als würde er zerrissen werden. Sie keuchte und sah wieder nach vorne. Der Boden des Planeten kam mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu. So gut es ging versuchte Titanja das Raumschiff auszubremsen, doch der Aufschlag war unvermeidlich. Ein lauter Knall, das Geräusch von splitterndem Metall, Erdbrocken wurden hoch geschleudert, dann Stille. Eingekeilt zwischen ihrem Sitz und den Armaturen kam Titanja langsam zu sich. Sie drehte sich ächzend auf den Rücken und öffnete die Augen. Helle Punkte die immer wieder verschwammen flackerten vor ihren Augen hin und her. Titanja blinzelte. Das Bild wurde klarer. Sie blickte gradewegs in den, mit Sternen erleuchteten Nachthimmel von Kurun. Die Sterne funkelten wie Millionen Diamanten am endlosen, schwarzen Firmament. Unter starken Schmerzen rappelte sie sich auf und kletterte aus dem Wrack, welches einmal der Silverfighter gewesen war. Auf zitternden Beinen stand sie vor dem rauchenden Trümmerhaufen und schaute sich um. Ihr Blick wanderte langsam über das taubedeckte Gras. Am Horizont ließen sich die geisterhaften Umrisse von Bäumen ausmachen. Es war kalt, aber Titanja schien es als würde es noch kälter werden. Völlig abgekämpft drehte sie sich wieder zu dem ehemaligen Raumschiff um und versuchte ihre Vorräte zu finden. Vergeblich. Sie mussten bei der Explosion verbrannt sein. Titanja selbst hatte großes Glück gehabt, dass sie nur mit ein paar Schrammen und Prellungen davongekommen war. Sie lief in Richtung der Bäume, ihr einziger Anhaltspunkt in der ihr fremden Welt. Orientierungslos wie sie war, hatte sie keine Ahnung wo sich hier die nächste Stadt oder das nächste Dorf befanden. Die Sterne schimmerten über ihr und ein Mond leuchtete ihr mit seinem geheimnisvollen Licht den Weg. Bei jedem Schritt knackte Raureif unter ihren Füßen. Ein plötzlich aufziehender Nebel hüllte die Grasebene, auf der sie sich befand, fast völlig ein. Titanja merkte wie ihr schwindelig wurde. Sie stolperte und fiel zu Boden. Ein stechender Schmerz in ihrer Wirbelsäule lähmte sie für Sekunden. Dann war es vorbei. Als sie auf ihre Hände sah, bemerkte sie, dass sie ihre wahre, andantische Gestalt, angenommen hatte. Sowohl Hände und Arme, als auch der Rest ihres Körpers waren mit hellbraunem Löwenfell überzogen. Sie sog scharf die eisige Nachtluft durch ihre Reißzähne ein, als sie das warme Blut bemerkte, welches ihr über die Schulter rann. Bei dem Absturz musste sie sich irgendwie die Nackenwirbel verletzt haben, was sich wohl erst nach ihrer Verwandlung bemerkbar gemacht hatte. Titanja stand wieder auf und kämpfte sich mit schweren Schritten weiter vorwärts. Hoffnungsvoll blickte sie zu den Bäumen in der Ferne hinüber, über denen ein heller Schimmer lag. Sollte das etwa schon der nahende Morgen sein? Oder waren das die Lichter einer Stadt? Vielleicht die sichere Festung, die den gleichen Namen wie der Planet trug? Sollte das die Festung Kurun sein? Neuen Mutes lief Titanja zielstrebig darauf zu. Plötzlich trat eine riesige, dunkle Gestalt aus dem Nebel, mit großen Zähnen und noch größeren Krallen. Langsam kam sie näher. Titanja blieb abrupt stehen. Sie spannte ihren Körper an um für einen eventuellen Kampf gewappnet zu sein. Misstrauisch verfolgte sie jede einzelne Bewegung der mysteriösen Gestalt, deren Augen rot glühten und deren Haut so rot war wie Blut. Als dieses Furcht einflößende Wesen schon fast vor ihr stand, erkannte sie erst um wen es sich handelte. Es war der Heilige Mond, der Herr der Schatten und der Nacht, König Tatarus aus Avalon höchstpersönlich. Oder mit anderen Worten, vor ihr stand ihr Großvater. Titanja riss überrascht die Augen auf und löste ihre Körperspannung. Sie warf sich vor seiner Majestät auf die Knie in das mit Reif überzogene Gras. Fragen schossen ihr durch den Kopf. Ihr Herz erfüllte sich mit Freude aber auch mit der Angst er könnte sie nach all den Jahren nicht mehr wieder erkennen. Schließlich war sie noch ein kleines Kind als sie sich das letzte mal sahen. Ihr Herz pochte laut gegen ihre Brust. Die tiefe, strenge Stimme ihres Großvaters zerriss ihre Gedanken. „Steh auf Titanja und sieh mir in die Augen.“ Sie tat was er sagte. Sie stand auf und sah ihm ins Gesicht. Die gebogenen Hörner auf seinem Kopf waren mit einer dicken Eisschicht überzogen und glänzten im Licht der Sterne. „Komm.“ Sagte er mit seiner tiefen Stimme und Titanja folgte ihm widerstandslos. Der Marsch durch die Ebene und die dichten Wälder kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Nach einer Weile kamen sie in die Nähe einer kleinen Lichtung. Im dichten Nebel konnte man nur schemenhaft die Baumkronen erkennen. Plötzlich wurde der Nebel durch ein geheimnisvolles weißes Licht vertrieben, unheimlich aber doch wunderschön. Langsam kam es auf sie zu. Titanja versteckte sich ängstlich hinter ihrem Großvater und schaute erwartungsvoll an seinem Arm vorbei. Das Licht kam immer näher und Titanja überwand ihre Angst, denn sie hatte irgendwie das Gefühl das von dem Licht keine Gefahr ausging. Ein wohliger, warmer Schauer lief über ihre Haut und brachte das feine Fell dazu, sich zu sträuben. Was immer es war, was sich auf sie zu bewegte, es kam Titanja bekannt vor. Ihr Großvater stand dem Licht furchtlos entgegen und verfolgte es mit seinem harten, aufmerksamen Blick. Leise hallten aus der nächtlichen Stille Hufschritte zu ihnen herüber und die Silhouette eines wunderschönen, silbernen Pferdes war zu erkennen. Auf seinem Rücken saß ein großer Reiter mit männlichen, breiten Schultern. Die Erkenntnis durchzuckte sie wie ein Blitz. Sie kannte das schöne Pferd. Es war Silver, die Stute der Heiligen Sonne. König Titan, Herr des Lichtes und des Tages. Titanjas laut pochendes Herz wollte sich einfach nicht mehr beruhigen lassen. Es fühlte sich an, als wolle es ihr den Hals hochkommen. Er war es. Ihr Vater. Abermals warf sie sich auf die Knie und drückte ihren Kopf tief auf den Boden. Silver stieg mit einem lauten Wiehern vor ihr auf und landete mit ihren imposanten Hufen genau vor Titanjas Gesicht. Seine göttliche Herrlichkeit, König Titan und ihr Großvater König Tatarus sahen sich wortlos in die Augen. Stille. Bis plötzlich Silver Titanja mit ihren warmen, weichen Nüstern anstupste und schnaubte. Sie sah zu der Stute auf, in ihre großen, glänzenden, schwarz-blauen Augen. Das Pferd legte den Kopf in Titanjas Arme und ließ sich vorsichtig von ihr streicheln. Ihr Fell war weich und angenehm warm. Ihr Großvater und Titan hatten angefangen sich zu unterhalten. Titanja verstand die Sprache nicht in der sie es taten, zu lange war sie von ihnen getrennt gewesen. Sie sah zu ihnen hinauf und hoffte auf ein Zeichen von König Titan, hoffte, er würde sie nach all der Zeit wieder erkennen. Schließlich zog er in den Krieg als sie grade einmal 6 Jahre alt war. Seitdem hatte sie nicht mehr viel von ihm gehört. Ihre Seele tat sich schwer bei dem Gedanken und sie hoffte inständig, dass er sie nicht vergessen hatte. Er war es ja auch, der ihr die Schriftrolle geschickt hatte. Es bestand also Hoffnung. Silver zog plötzlich ihren Kopf weg, ging ein paar Schritte zurück und drehte sich mit dem Körper seitwärts zu Titanja. König Titan hielt ihr vollkommen unerwartet seine große Pranke entgegen. Titanja sah ihn daraufhin - etwas zu lange - erstaunt an. Titan war ein stattlicher Gott in der Gestalt eines weißen Tigers. Kräftig, muskulös und königlich zugleich. Er trug nur einen Ägyptischen Wickelrock, so eine Art Lendenschurz und einen pelzbedeckten Mantel, wobei der Mantel zusammengefaltet auf seinen Knien lag. Erst bei seinem Anblick bemerkte Titanja die eisige Kälte wirklich. Die Zweige und Gräser waren alle mit einer dicken Eisschicht bedeckt und die kalte Luft tat beim atmen in der Lunge weh. Als sie noch oben sah, wurde ihr auch wieder der stechende Schmerz in ihrem Hals bewusst. Mittlerweile war das Blut aus ihrer Wunde auch zu Eis gefroren. Sie reichte Titan die Hand und er zog sie mit hinauf aufs Pferd. Vorsichtig wickelte er sie in den Mantel und umfasste sie mit einem Arm um sie festzuhalten. „Hab keine Angst meine Tochter.“ Flüsterte er leise mit einer samtweichen Stimme. Bevor er Silver das Signal zum Aufbruch gab. Im rasanten Galopp ging es nun zur Festung Kurun. Endlich in der Festung angelangt, brachte Titan sein Pferd in den Stall um sich anschließend um Titanjas Verletzungen zu kümmern. Die Festung war aus hellgrauem Stein gemauert. Sie besaß eine hohe Wehrmauer durch die kein Feind dringen würde. Hier konnte Titanja sich sicher fühlen. Nachdem ihr Vater, König Titan, ihre Wunden versorgt hatte, brachte er sie zu ihrem Lager für die Nacht. Es wahr ein kleines bescheidenes Zimmer mit zwei großen Fenster und einem kleinem Bett in der Mitte, welches mit warmen Pelzen ausgestattet wahr. Kaum hatte sich Titanja erschöpft in die warmen Pelzkissen gekuschelt, schlief sie auch schon ein. Sie war glücklich ihre Familie wieder zu haben. In ihren Träumen reiste sie zurück in ihre Kindheit. Ihr Körper entspannte sich und Sie schliff tief und fest. Kapitel 3: Ein alter Freund --------------------------- Kapitel 3 – Ein alter Freund Langsam schlug Titanja ihre Augen auf und drehte sich auf die Seite. Sie ließ ihre noch vom Schlaf benebelten Augen durch den Raum wandern. völlig in Gedanken. Die Ereignisse des vergangenen Tages kamen ihr wieder ins Gedächtnis und sie raufte sich kopfschüttelnd die blonde Löwenmähne. Was wahr das nur für ein missratender Tag. Noch ein wenig wacklig auf den Beinen ging sie zur einer schmalen Balkontür die sich neben einen der zwei großen Fenstern befand und schaute in den Sonnenaufgang. Es war schön anzusehen, wie sich der Himmel rot – orange färbte. Titanja trat verträumt und noch etwas verschlafen nach draußen, als sich just in dem Moment die Tür öffnete. Erschrocken drehte Sie sich um. Ein ziemlich großer Gott in Löwengestalt betrat das Zimmer und schaute sie ein wenig arrogant an. Sein Blick war forschend und stechend. Es gefiel ihr nicht so angesehen zu werden. Und außerdem hätte er sich wenigstens vorstellen oder anklopfen können. „Na, auch endlich wach?“ meinte er laut aber in gebrochenem deutsch zu Titanja. >Was meint der Kerl mit „endlich wach“? So lange habe ich doch gar nicht geschlafen, zumal die Sonne gerade erst aufgeht… Oder? < dachte sie verwirrt. Jetzt fing er auch noch an um sie herum zu schleichen, was ihr noch weniger gefiel als angestarrt zu werden. > Was will er und wer ist das? Ganz toll, < dachte sie sich, >und ich bin wieder die Letzte die das erfährt. < Sie wusste nicht einmal das sie einen Bruder hatte. Titanos ging wieder hinaus um ihr etwas Sauberes zum anziehen zu besorgen. Was er ihr dann brachte war zwar nicht ganz nach ihrem Geschmack aber besser als nichts. Es handelte sich um ein lindgrünes Tuch das sie sich um die Hüften binden konnte verziert mit dunkelgrünen Stickereien. Und ein fast durchsichtiges lindgrünes Oberteil, welches ihre zierlichen Brüste gerade so bedeckten. Also zog sie sich schnell um. Nachdem Titanos Kurtz nach draußen gegangen war weil sie ihn drum gebeten hatte. Ihr wieder gefundener Bruder zeigte ihr wenig später die Festung von Kurun. Diese lag umgeben von einer kleinen Stadt in einem Tal. Besonders groß war sie zwar nicht aber dafür bekannt für ihre Schattentempel in denen man schon seit Jahrhunderten dunkle Rituale durch führte. Und nicht nur das sollte man jemals einen gnadenlosen Killer brauchen Findet man diese auch dort. Man sagt von Ihnen das sie die besten in ganz Andante sein. Während sie durch die Stadt ritten, erzählte Titanos von sich und seinem Leben am Königlichen Hoff. Er wahr ein großer Krieger der die Königlichen Truppen befehligte und mit für die Sicherheit der Königlichen Familie am Hoff zuständig wahr. Titanja musste zugeben, dass er ein wesentlich interessantes Leben führte als sie. Im Gegensatz zu seinem war ihr Leben bisher geradezu stinklangweilig. Immerhin führte Titanja auf der Erde ein ganz bescheidenes Leben wie alle dort lebenden Menschen, Sie stand morgens auf um zur Arbeit zu gehen und lebte ehr in einem immer gleichen Alltagstrott. Als sie nach ihrem Ausflug wieder zurück auf der Festung waren, ging Titanja durch die endlosen Gänge. Die Wände waren mit verzierten Reliefs nur so überseht. Überall hingen Bunte aber schwere Stoffe von der Decke. Manche von ihnen waren sogar recht eingestaubt, was Titanja darauf schlissen lies das einige dieser Gänge durch die sie ging nur selten benutzt wurden. Dieses Gebäude wirkte von innen sehr viel größer als von außen. Es war nicht so groß wie die Gebäude in Ankara oder Atlantis natürlich, aber größer als alles, was sie je auf der Erde an mächtigen Bauwerken gesehen hatte. Titanja war ziemlich beeindruckt. Es war nur seltsam, dass sie noch immer keinem ihrer Familienmitglieder begegnet war. >Wo stecken die bloß alle < Dachte sie verwirrt. Sie öffnete neugierig eine riesige Tür und trat vom Gang auf einen großen Balkon von dem aus man in den Innenhof sehen konnte. Es war interessant was dort so vor sich ging. Ein Mann, besser gesagt ein Löwe, mit einem ziemlich langen Pferdeschwanz brüllte einige schwer bewaffnete Männer auf Pferden an. Er war augenscheinlich sehr wütend und schien sich auch so schnell nicht wieder beruhigen zu lassen. Als einer der Männer ihm etwas entgegnete, riss er diesen von seinem Pferd und verprügelte den kleineren, schwächeren Menschen. Seine Waffen halfen ihm dabei wenig gegen den stattlichen Löwen. Er hatte nicht die geringste Chance, denn der Löwe mit der langen Mähne war ein Gott. Jedenfalls umgab ihn eine göttliche Aura. Eine ganze Weile schaute Titanja dem Spektakel zu, bis ihre Position als heimliche Beobachterin entdeckt wurde. Der Gott drehte sich zu ihr um und sah sie an. Titanja traute ihren Augen kaum, als sie endlich sein Gesicht von vorne sehen konnte. Es war ihr ehemals bester Freund, Tarock. Ihr Herz machte einen freudigen Sprung als sie erkannte, dass er noch lebte. Sie hatte so lange geglaubt er sei tot. Umgebracht von den grausamen Tyrannen Romeus. Tarocks dröhnende Stimme wehte bis zu ihr herauf. „Wer bist du und was hast du hier zu suchen, du mickriger Halbgott!“ Erst wollte Titanja zurück brüllen, was ihm denn einfiel, bis sie sich erinnerte, dass er womöglich nicht wissen konnte wer sie war. Er kannte sie nicht in ihrer wahren Gestalt, also hielt sie den Mund, schließlich war er kein Junges mehr so wie damals als sie noch durch dick und dünn gingen. Er warf ihr noch einen funkelnden, bösen Blick zu, doch bevor er noch etwas sagen konnte, betraten Titanos und König Titan den Platz. Alles warf sich vor ihnen in den Staub, Titanja eingeschlossen. König Titan erhob die Stimme und richtete sie an Tarock. „Was glaubst du, wozu ich dir die Führung des Heeres überlassen habe? Zum scheitern? Wie konntest du nur so dumm sein sie in die Sümpfe zu führen? Diese Hand voll Krieger sind die einzigen die überlebt haben, alle anderen hast du jämmerlich zu Grunde gehen lassen!“ „Wir sind angegriffen worden, es war ein kleines Heer des schwarzen Siegels…“ versuchte Tarock sich, nun ziemlich eingeschüchtert, zu verteidigen. „ Sie drängten uns in die Sümpfe, wo sie die meisten von uns abschlachteten. Wir hatten keine Chance. Die Männer die ihr hier seht, eure Herrlichkeit, sind Feiglinge.“ Tarock legte eine Atempause ein und ließ das Gesagte auf den Sonnengott vor ihm, wirken. Dann fuhr er fort: „Sie sind einfach abgehauen und haben sich unter großen Bakinbaumwurtzeln versteckt.“ Dann senkte er den Kopf. „Jene Krieger die den Kampf überlebten, liegen schwer verletzt im Schlangentempel, mein König. Diese Feiglinge hier aber,“ anklagend wies er auf die Soldaten hinter sich, „haben es nicht verdient Krieger genannt zu werden!“ König Titan war wütend. Man konnte seine Wut fühlen, weil der Boden unheilvoll vibrierte. Jeden Moment könnte er alle Soldaten mit einem Schlag töten. Die Kraft dazu hatte er. Doch er fasste sich und sagte, an die beschämten Soldaten gerichtet: „Ich bin gnädig mit euch, ihr erbärmlichen Würmer. Ich werde euch nicht töten. Stattdessen werde ich euch König Tatarus schenken. Seine Herrlichkeit der finstere Lord wird schon seine Freude an euch haben.“ An den Gesichtern der Soldaten konnte man erkennen, dass die Übergabe an den Gott der Nacht nicht unbedingt besser war als der Tod durch die Hand des Sonnengottes. Wenn nicht sogar schlechter. König Titan ließ die Truppe von Feiglingen wegschaffen. Tarock passierte glücklicherweise nichts. König Titan verschwand, ohne noch einmal das Wort an ihn zu richten, in einer Art hellem Licht. Titanja, die alles von ihrem erhöhten Posten mitverfolgt hatte, war noch ein wenig verwirrt und erstaunt über das Szenario, das sich ihr geboten hatte. Aber sie nahm sich vor, ihren Vater mal auf den Trick mit dem plötzlichen Verschwinden anzusprechen. Ihr Bruder Titanos war zu Tarock gegangen und die beiden unterhielten sich in der Sprache der Götter, sodass Titanja nichts verstehen konnte. Sie wollte sich schon wieder abwenden, als sie erstaunt feststellen musste, dass die beiden Männer sich küssend in den Armen lagen. Sie wusste zwar das ihr alter Freund mehr den Männern zugeneigt war, aber dass er etwas mit ihrem Bruder hatte, hätte sie in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet. Titanos sah mit einem Grinsen zu ihr hinauf. Titanja zuckte unweigerlich zusammen. Als Titanos rief: „Nun komm schon runter Titanja!“ Hatte er etwa die ganze zeit gewusst das Sie dort oben stand und alles beobachtete? Auf wackligen Beinen und ein wenig sprachlos, folgte sie seiner Aufforderung und lief eine Treppe neben dem Balkon hinunter. Ihr Rücken machte sich plötzlich wieder bemerkbar und erinnerte sie mit einem stechenden Schmerz an die Wunde. Doch sie ließ sich nichts anmerken. Titanos stellte sie vor als sie unten angekommen wahr und neben ihn stehen blieb: „Meine Schwester, Prinzessin Titanja.“ Genannte grinste schief und nickte zur Begrüßung. „Hey Tarock.“ Der angesprochene Mann schaute die kleinere Löwin verdutzt an. “Halloho~... Ich bins, Nachtschatten. Ich weiß die großen Ohren und der Schwanz sind neu aber ich bins trotzdem.“ Wie um ihre Worte zu untermalen wedelte sie mit besagtem, langem Körperteil. Ein weiterer durchdringender Blick von Tarock, dann hellte sich seine Miene auf. „Nachtschatten! Du bist es wirklich! Komm her du kleine Drahtbürste!“ Er lachte auf und zog Titanja in eine stürmische aber herzliche Umarmung. Wie sie es doch leiden konnte, wenn er sie Drahtbürste nannte. Sie überlegte kurz ob sie ihm gegen das Schienbein treten sollte, entschied sich aber dagegen, da ihre Bewegungsfreiheit durch die Umarmung ein wenig eingeschränkt war. Verdutzt fragte Titanos: „ Ihr kennt euch?“ „Klar!“ kam die Antwort im Chor. „Wir sind zusammen aufgewachsen und dicke Freunde.“ Meinte Titanja lächelnd. Doch ihr lächeln fror plötzlich ein und ihr wurde warm und schwindelig. Tarock bemerkte diese plötzliche Stimmungsschwankung und brachte sie besorgt zurück in ihr Zimmer. Er versprach ihr, dafür zu sorgen, dass sie sich ausruhen konnte und Titanja musste schmunzelnd feststellen, dass er fast schlimmer als ihre Mutter wahr die sie auf der Erde mit ihrem alten leben zurück gelassen hatte und bereits vermisste. Kapitel 4: Die klirrende kälte ------------------------------ Kapitel 4 Die klirrende Kälte Titanja und ihre Familie verbrachten noch einige zeit in Kurun, damit Titanja sich in ruhe ausruhen konnte. Was sie auch bitter nötig hatte wen Sie bei der ihr bevorstehenden weiter reise nicht zusammen brechen wollte. Nach einer Woche brach das Heer schließlich auf, sie durften keine zeit mehr vertrödeln auch nicht wegen Titanja, deren Verletzungen trotz der intensiven medizinischen pflege ihres Vater noch nicht viel bessergeworden waren. Oder mit anderen Worten gesagt Titanja fühlte sich immer noch scheiße. Titanja stutzte verdutzt als Sie das merkwürdige Tier sah auf dessen Rücken sich weiter reisen sollte. Es sah aus wie eine Mischung aus Mamut und Elefant nur hässlicher und mit großen krummen Stoßzähnen. Sein ganzer Körper war mit langem zotigem braunem Fell bedeckt. Titanja war nicht ganz wohl bei dem Gedanken sich dem komischen Wesen anzuvertrauen. Missmutig stand Sie vor dem Tier und trat von einen Bein auf das andere als ihr Bruder Titanos von hinten auf sie zu kam“ Hast wohl angst kleine Schwester“ fragte der mit einem schiefen grinsen im Gesicht.“ Brauchst du aber nicht das ist ein friedvoller Pflanzenfresser der tut dir nichts es sei den du ziehst in an seinen Ohren dann werden die Maranus wild. Ansonsten sind sie ganz pflegeleicht und außerdem bekommst du einen überdachten Sattel also Ohrn hoch Schwesterchen.“ Kaum hatte Titanos seine Worte beendet kamen auch schon zwei Soldaten mit besagtem Sattel angelaufen. Das Ding schien Tonnen zu wiegen, das sollte man zu mindest meinen so wie die Soldaten vor Anstrengung schnauften und stöhnten. Der Sattel selbst sah eher wie ein Minizelt mit Tragegurten zum fest schnallen aus. Titanja guckte blöd als sie das Ding sah“ Was das da soll ein Sattel sein wie soll das Ding bitteschön auf das Maranus gehen iss doch viel zu groß“ Keine angst kleines Schwesterlein das geht alles sieh hin und staune“. Langsam aber sicher ging Titanja das ständige kleines Schwesterlein auf den Keks. Sie wollte gerade was dazu sagen als plötzlich König Titan neben ihr stand und sie fragen ansah. „ Was trödelst du hier so rum wir müssen los schlißlich haben wir nicht ewig zeit, also rauf in den Sattel mit dir und keine wiederrede verstanden“. Titan konnte ganz schön streng sein wen er wollte, meinte es meist aber nicht böse, vor allem dann nicht wen er mit Titanja sprach. Die nickte nur stumm, den es hatte eh keinen sin zu wieder sprechen. Also versuchte sie in den Sattel zu steigen aber das Maranus zeigte sich wiederwillig und machte einfach einen schritt nach vorne, wodurch Titanjas mühe in den Sattel zu steigen sinnlos war. Dazu kam das sich nun auch noch zu allem Überfluss ihr Rücken schmerzhaft meldete. Die alte noch nicht verheilte Wunde brannte schrecklich, so das Titanja anfing sich leicht vor Schmerzen zu krümmen. Ihr Vatter bemerkte dies und half ihr rauf. Das war ihr peinlich den Sie wollte nicht das ihr Vatter sie so sah. Sie wollte auf eigenen Beinen stehen und Titan zeigen wie stark sie ist. Titanja bedankte sich bei ihm mit einem leisen schnurren und begann damit das innere des kleinen Sattelzeltes zu erkunden. Zugegeben sehr groß war es wirklich nicht dafür aber bequem. Ausgestattet mit warmen Decken und einigen Pelzen. Weil Titanja noch immer müde war rollte sie sich zusammen und machte ein Nickerchen. Das konnte in dem Moment ja nicht schaden. Draußen hörte man die Soldaten schnelle befehle brüllen und die Pferde mit den Hufen scharten. Es waren auch noch einige andere Maranus dabei und viele fremde Wesen welche Titanja noch nie zuvor gesehen hatte. Wen sie ausgeschlafen hatte wollte sie sich diese Fremdartigen und völlig faszinierenden Lebewesen einmal aus der Nähe ansehen. Die Aufregung über den Aufbruch so früh am morgen ging auch an den vielen verschiedenen Tieren nicht vollständig vorbei. Dann wurde es still und das Heer setzte sich endlich in Bewegung. Titanja wurde durch eine klirrende kälte wach die von draußen ins Zelt kroch. Fröstelnd rollte sie sich enger unter den vielen Decken zusammen, aber auch das half nichts gegen die Gänsehaut die sie am ganzen Körper bekommen hatte. Nun doch richtig wach und neugierig auf das geschehen was sich draußen abspielte streckte sie ihren Kopf aus dem Zelt. Kalter Wind kam ihr entgegen und biss mit Messerschafen Zähnen in ihre empfindliche Nase. Das hielt Sie allerdings nicht ab weiter neugierig die Umgebung zu begutachten. Was sie sah überwältigte sie. Das gesamte Heer bewegte sich durch eine riesige Eiswüste. Soweit das Auge reichte gab es nur Schnee und Eis. Es sah aus wie ein Meer aus Schnee den der unbändige Wind hatte ein Wellenartiges Muster in den weißen Schnee gezeichnet. Über der gesamten Ebene wirbelte feiner Schneestaub und versperrte zum größten teil die Sicht. Die Silhouetten der Krieger waren nur als Geisterhafte Schatten zu erkennen. Und man hatte das Gefühl das Himmel und Horizont in der Ferne mit einander zu grenzenlosem Weiß verschmolzen. Bei dem Anblick standen Titanja sämtlich Nackenhaare zu berge. Zitternd hielt sie nach ihrem Bruder ausschau, konnte ihn aber nirgends entdecken, also verzog sie sich wieder ins warme Zelt. Bevor ihr die Nase einfror. Drinnen fragte sie sich ob es draußen wohl leben gab bei der Kälte und wie man hier überleben konnte ohne zu erfrieren. Sie würde ihren Vatter danach fragen wen sie ihn das neste mal zu Gesicht bekommt. Es ist nicht leicht ihn in diesem riesigen Heer zu finden. Titanja wurde abrupt aus ihren Gedanken gerissen als sie bemerkte dass der Trupp plötzlich langsamer wurde. Und Sie erschrak als unter ihr ein lautes knacken und knarren zu hören war. Ein aggressives unheimliches Geräusch das unheilschwanger wie ein Echo in den Ohren blieb. Ihr war nicht wohl bei der Sache. Wie auf Kommando brüllte draußen einer der Soldaten was von heißen Quellen. Titanja verstand aber nichts Genaues. Was mochte da draußen wohl los sein? Das konnte nicht gut gehen. Die brechenden Geräusche wiederholten sich, nur dieses mal lauter, drohender als zuvor und als der Trupp sich wieder in Bewegung setzt bebte der Boden unter ihnen stöhnend auf. Das Ächzen des Eises hörte sich wie brechendes Glas an und zeugte von einem nahenden Unglück. Dann brach Panik aus, Pferde wieherten und Soldaten schrien vor angst, die Geräusche überschlugen sich als das Eis plötzlich und ohne weitere Vorwarnung brach. Dann ging alles ganz schnell der vereiste Boden unter dem Maranus brach mit einem Ächzenden stöhnen. Titanja und das riesige Tier wurden gnadenlos in die eisige Tiefe gerissen. Im ersten Moment wusste Titanja gar nicht was geschehen war. Das Tier schrie laut auf aus Verzweiflung und angst als das Eis kalte Wasser es berührte und gnadenlos nach unten zog. Wie zwei gigantische gnadenlose Hände die ihre Beute greifen und nicht mehr los lassen wehrend sie es in die Dunkelheit der tiefe zogen. Das Wasser krallte sich gnadenlos in die Haut des Tieres. Titanja bekam Panik versuchte sich noch zu befreien war aber zu langsam und zu schwach. Sie wurde mit in die dunkle tiefe des Eismeeres gerissen. Das Wasser verschluckte Sie einfach. Es kannte keine Gnade mit jenen die es wagten die Dummheit zu begehen das Eis zu betreten. Die Dunkelheit lullte Sie ein wie ein großes schwarzes Tuch. Fast verlor Titanja das Bewusstsein, doch sie wollte nicht aufgeben. Mit letzter Kraft versuchte Sie auf zu tauchen, konnte es aber nicht weil über ihr plötzlich nur noch Eis war. Immer und immer wieder Sties sie mit den Pfoten gegen die Eisdecke, doch es gab keinen Ausgang. Ihr Herz begann zu rasen. Panik. Die klirrende Kälte presste ihr die letzt Luft aus den Lungen und ihr Hals brannte wie flüssiges Feuer. Ihr wurde schwindelig und alles drehte sich. Es gab plötzlich kein Oben kein Unten mehr alles war gleich. Taubheit lies ihre Glieder schwer und unbeweglich werden. Die Kälte lullte sie ein und ein seltsames Gefühl der schwere schien sie noch weiter runter zu ziehen. Müdigkeit machte sich in ihr breit. Der Tod lauerte kalt unter ihr in der Tiefe. Doch Titanja wusste dass sie sich dem nicht hingeben durfte, nein sie durfte und wollte jetzt nicht aufgeben. Nicht jetzt. Und dann sah sie es. Das Loch. Direkt über ihr war es, das Loch die Einbruchstelle, ihre letzte Hoffnung. Titanja mobilisierte noch einmal alle Kraftreserven. Mit letzter Kraft schwamm sie zu dem halb erfrorenen Maranus zurück, welches sich erbittert an den Rand des Eislochs krallte. Sie klammerte sich völlig erschöpft an das halbtote Tier. Titanja wusste das Dass Riesige Tier ihre ein zigste Chance war zu überleben. Sie hatte Angst und hoffte das bald Hilfe Kamm den lange würde sie die Kälte nicht mehr aushalten können. Ihre Kraftreserven waren verbraucht. Am Rand der Eisscholle zogen König Titan, Titanos und Tarock mit aller kraft an Seilen die sie am Tier befestigt hatten. Wobei sie auf dem glatten Boden immer wieder den Halt verloren und drohten auch ins Eiskalte Wasser abzurutschen. Rhythmisch halten die rufe von Titan in die Eisige Tiefe die den Schal zu verschlucken schien. Gedämpft drang ein „ Los zieht“ zu Titanja in die Tiefe. Den Sie wussten das sie nicht mehr viel Zeit hatten, wollten sie Titanja lebend aus dem Wasser ziehen. Mit vereinten Kräften schaften sie es das Tier samt Titanja aus den kalten wasser zu zehren. Was auch höchste zeit wurde den länger hätte Titanja die kälte nicht ausgehalten. Ihr ganzer Körper war bereits blau angelaufen, ihre Augen bis aufs weiß verdreht und eine zarte Eisschicht hatte sich um sie gebildet. Bewusstlos lies sie sich auf den kalten Boden fallen, um sie herum schien mit mal alles ganz still zu sein die Rufe der Soldaten schienen von irgendwo aus der ferne in ihr Bewusstsein zu dringen. Alles war so weit weg. Und sie war so müde so unendlich müde. Titanja wollte einfach nur schlafen und alles vergessen, die kälte den Krieg und al das andere Leid das ihr in ihrem leben widerfahren war, einfach alles. Ein großer schwarzer Abgrund schien sie zu verschlingen und fest zu halten. Dieser fremde ferne Ort war still und völlig leer. Nichts. Nichts schien es dort zu geben. Nur stille. Vorsichtig und unter Tränen nahm Titan seine Tochter in den Arm um sie zu wärmen. Diese lag einfach nur noch leblos dar und Atmete kaum noch. Ihr Körper war so kalt. Kalt. „Holt mir ein Paar Felle los sofort.“ rief er in einem Ton der absolutes gehorsam verlangte den drum rum stehenden Soldaten zu. „ Bevor sie erfriert“. Und drückte seine Tochter noch fester an sich um Sie zu wärmen. Ihre Atmung war flach und kaum zu hören, aber ihr Herz schlug, zwar nur schwach, doch es war das einigste Zeichen von Leben was sie von sich gab. Und Titan würd alle dafür tun das es auch so bleibt. Er wollte seine Tochter nicht verlieren, hatte er sie doch gerade erst wieder gefunden. Als Titanja langsam wieder zu sich kam lag sie noch immer in den Armen ihres Vaters der sie mit vor Freude funkelnden Augen an sah. „ Meine kleine“ flüsterte er und gab ihr einen keinen Kuss auf die fiebrige Stirn. Wobei ihm Freudentränen über sein Gesicht liefen. Ihr war schlecht alles drehte sich. Sie wusste nicht wo oben und unten war, hatte keine Ahnung wo sie sich im Augenblick befand. Was war passiert, das letzte woran Sie sich erinnerte war diese furchtbare Kälte, Schmerzen und diese Panische Angst. Sie sah nach oben direkt in die sorgenvollen Augen ihres Vaters. Titanja lächelte sanft und versuchte sich zu bewegen doch es ging nicht. Sie war noch viel zu schwach. Ihre Glieder fühlten sich an als sein sie aus Granit, schwer und kalt. „ Nicht bewegen, du bist noch viel zu schwach und brauchst dringen ruhe“ Flüsterte Titan seiner Tochter ins Ohr. „ Aber i…“ Ihr Atem stockte als sie das besorgte Gesicht ihres Vaters sah. Er hatte immer noch Tränen in den Augen, doch diesmal aus sorge um Sie. Und nicht aus Freude. Und er hatte recht. „ Schsch schon gut du darfst noch nicht sprechen, du bist krank und brauchst jetzt ruhe“ Tatsächlich hatte Sie hohes Fieber, schließlich wäre sie fast erfroren. Das steckt man nicht einfach mal eben so weg. Titanja war heiß ihr Atem ging schnell und stoßartig außerdem zitterte sie am ganzen Körper. „ Sind viele ertrunken“ fragte sie leise und mit aller Kraft die sie aufbringen konnte. Titan knurrte und sah besorgt zu ihr runter. » Sollte ers seiner Tochter sagen, sollte er ihr wirklich schon jetzt erzählen was passiert ist? « Titanja sah fragend zu ihm rauf, auf eine Antwort wartend „ Ja viele, der Soldaten sind vor drei Tagen umgekommen“ Antwortete Titan schließlich doch. „ vor drei Tagen?“ keuchte Titanja erschrocken „ Ich habe drei Tage gepennt“. »Das kann nicht sein « dachte sie erschrocken und sah ihren Vater erneut fragend an. „ Ja aber das war auch kein Wunder bei dem hohen fieber das du hattest, ich bin froh das du überhaupt noch Lebst Little Sun“ antwortete Titan und drückte seine Tochter wieder an sich um sie zu wärmen. Nachdenklich kuschelte sie sich wieder an ihren Vatter, der fix noch ein Paar Felle um sie legte, damit sie es schön warm hatte. Titanja wusste das sie nur überlebt hat weil ihre Familie für sie da war und sie wusste das viele der Soldaten nicht so viel Glück wie sie hatten und den Kampf gegen die Kälte verloren. Es dauerte eine ganze weile bis sie es wagte erneut den Kopf aus den Knäul aus Fellen zu strecken in das ihr Vatter sie eingewickelt hatte. Außerdem kam sie sich langsam wie ne Roulade vor. Und wie auf befehl meldete sich ihr Magen mit lauten knurren bei dem Gedanken. Ihr Vatter lachte bitter als er Titanjas Magen blubbern hörte. „Hunger?“ fragte er. „ Titanos kommt gleich mit etwas Suppe, dann kannst du endlich was essen“. Titanja fand das sich das gut anhörte und lies ihren blick über die Umgebung schweifen. Dabei viel ihr auf das sie sich in einem Tal befanden nicht sonderlich groß aber trotzdem vor dem eisigen Wind geschützt der draußen auf der Ebene wehte. Ihr viel außerdem auf das sie nicht mehr viele waren und ihr wurde der Unfall wieder schmerzlich bewusst. Und wieder fragte sie sich ob das wirklich sein musste. Es tat ihr leid dass so viele sterben mussten und am liebsten hätte sie die Zeit zurück gedreht doch das wahr selbst für Götter unmöglich den was geschehen war war geschehen. Die Zeit lies sich nicht ändern. So musste sie mit dem schrecklichen Gedanken leben, als eine der ein zigsten überlebt zu haben. Titanja dachte noch Stunden darüber noch zum Glück kam gegen Mittag Titanos mit einer dampfenden Schale Suppe zu ihnen. Er hockte sich neben König Titan auf den nackten Eisboden und reichte ihm die Schale. Titan nahm sie dankend an und gab sie Titanja, welche sich auf die Mahlzeit freute. Dan aber feststellen musste das in der Suppe nur ein par verlorene fleischbrocken schwammen. Fragend sah sie ihren Bruder an. „ Tut mir leid Schwesterchen mehr haben wir nicht mehr und wen nicht bald was Essbares auftaucht verhungern wir alle auf diesem verfluchten Eis klotz“. Traurig senkte er den Kopf und starte auf den Boden. Seufzend setzte Titan seiner Tochter die Schale mit der Suppe an die Lippen. „Komm trink du must schnell wieder zu Kräften kommen“. Titanja schlürfte nur wiederwillig die klare Brühe. „ Vatter warum ist es hier nicht so kalt wie draußen“ fragte Titanja neugierig nachdem sie die klägliche Mahlzeit runter geschluckt hatte um auf ein anderes Thema zu kommen. Titan sah sie lange an so als müsse er erst jedes Wort mit bedacht wählen, erst dann antwortete er „ Tief unten im Boden gibt es hier Vulkanische Aktivitäten die Heise quellen aufheizten. Dadurch können hier einige spärliche Pflanzen wachsen und wo Pflanzen sind gibt es meist auch Beutetiere. Meine kleine.“ Titanja sah ihren Vatter nur verwundert an. Naja wo er recht hat hat er recht dachte sie und hoffte das die Soldaten ballt was Essbares finden. Titanja lies ein lautes gähnen von sich als ihr Vatter sie zu ihrem Bruder rüber reichte um Kräuter zu sammeln. Wertend er das tat schlief Titanja ein wenig, sie hoffte allerdings das ihr Vatter sie weckte wen er mit Kräuter sammeln fertig war den sie wollte die Pflanzen gerne sehen die es schaften hier zu überleben. Naja er tat es nicht stad dessen konnte sie ihn dabei beobachten wie er die gefundenen Kräuter in einer Schale mit einem Mörser zerstieß. Was durchaus auch interessant war. Nach einer weile fragte sie dann „ was wird das wen’s fertig ist?“ Ihr Vatter sah sie schräg an, mit der frage hatte er jetzt gar nicht gerechnet. „ Das werden Medikamente für dich und die anderen verwundeten“ „ Wie das stinkende Zeug soll Medizin werden?“ „ Ja und an dir probiere ich es aus, so still halten „ „ Iii geh weg damit“ „ Keine wiederrede Mund auf“ Wehrend Titanja das bittere zeug schlucken musste lachte Titanos sich halb schlapp. „ Schön das du das so lustig findest Titanos“ fauchte Titanja. „ Endschuldige aber dein Gesicht hättest du mal sehn sollen“ „ Ha ha sehr witzig“ grummelte sie und vergrub den Kopf wieder unter den Fellen. Zwei Tage später kam Tarock mit einer Handvoll Kriegern zurück. Die Soldaten jubelten laut als sie sahen was er dabei hatte. Es waren zwei riesige hässliche Fische mit großen Zähnen und noch größeren Glubschaugen. Außerdem mehrere Tiere die irgendwie an Wahlrosse erinnerten aber nicht ganz so riesig waren. Auch Titanja freute sich über die reichliche Beute die die Männer gemacht hatten. Und natürlich auch darüber das Tarock wieder da war sie hatte sich ohnehin schon gefragt wo der schon wieder steckte. Trotz der Reichligen Beute gab es ein kleines Problem, es gab hier nirgends Holz um feuer zu machen. Was soviel hiss das sie das Fleisch roh essen mussten. Bei dem Gedanken drehte sich Titanja der Magen um aber in der not Frist der Teufel Fliegen oder? Es dauerte noch vier Wochen bevor der Trupp diesen Eisklumpen Verlies. Es ist nicht leicht von Planet zu Planet zu reisen ohne Raumschiff und um so wenig Magische Energie zu verbrauchen wie möglich muss man erst eine Spezielle stelle auf den Planeten suchen auf den man sich befindet. Und eines wusste Titanja genau hier wird sie ganz bestimmt nie Urlaub machen. Sie haste kälte und Fisch kann sie jetzt auch für eine ganze weile nicht mehr sehen. Kapitel 5: Grüner Dschungel --------------------------- Kapitel 5 Grüner Dschungel Ein neuer Planet, ein neues Abenteuer. Dieses Mal war das gesamte Heer auf einem Dschungelplaneten gelandet, so weit Titanja das beurteilen konnte, denn es gab weit und breit nur gigantische Bäume. Und riesige Insekten, manche von den Spinnen waren größer als Titanjas Kopf, was sie nicht gerade beruhigte. Außerdem versuchte sie sich krampfhaft daran zu erinnern, wie dieser Planet überhaupt hieß. Titan hatte es ihr erzählt, aber sie hatte es wie immer vergessen. Während sie darüber nachgrübelte und durch den Dschungel streifte, wollte sie in den Himmel schauen, konnte ihn aber nichts sehen, weil die riesigen Kronen der Bäume ihr die Sicht versperrten. Einige der mächtigen Stämme waren so dick wie Einfamilienhäuser und ihre Äste so breit, sodass man bequem drauf hätte laufen können. Titanja war vollkommen fasziniert von soviel Schönheit. Überall gab es was zu sehen; merkwürdige Insekten, geheimnisvolle Pflanzen und wunderschöne Blumen, die auf den Moosbedeckten Ästen der Bäume wuchsen. Titanja konnte kaum den Blick abwenden. Als Titanos mit einer rosa Orchideenblüte auf sie zu kam, fiel ihr auch der Name des Planeten wieder ein. Sein Name ist Lauun. 'Klingt irgendwie wie Kurun', fand Titanja. „ Hier für dich kleine Schwester“, sagte Titanos und steckte sie in Titanjas blondes Haar. Diese freute sich riesig darüber, denn Orchideen wahren ihre Lieblingsblumen, keine Blüte war schöner als diese, fand Titanja und grinste vergnügt. „Danke schön.“ „Dachte mir, dass sie dir gefällt.“ „Wo steckt eigentlich Vater?“ fragte Titanja ihren Bruder stirnrunzelnd. Sie hatte ihn seit ihrer Ankunft auf Lauun nicht mehr gesehen. „Keine Ahnung, er wollte sich eigentlich nur die Gegend ansehen und Kräuter für dich sammeln.“ Antwortete Titanos überlegt. „Na toll“, grunzte Titanja „wieder son bitteres Zeug, igitt.“ Langsam hatte sie es satt, dass sie ständig mit Medikamenten gefüttert wurde. Sie würde sicher auch so wieder gesund werden. „Hab dich nicht so, ist doch nur zu deinem Besten, du stehst kurz vor einer Lungenentzündung, denk dran kleine Schwester.“ „Ja ja ich habs kapiert.“ knurrte sie leicht angesäuert. Wie sie es doch leiden konnte, wenn man sie immer wieder an ihre Verletzungen erinnerte. Über Titanjas Verärgerung amüsiert, tätschelte Titanos ihr den Kopf und wuschelte ihre Haare durcheinander, wofür er nur ein halbstarkes Fauchen erntete. „Titanja!“ rief eine tiefe Stimme von irgendwo zwischen dem Unterholz laut. „Komm her!“ schallte es erneut. Titanja kannte diese Stimme. Es war ihr Großvater, der Heilige Mond, König Tatarus, der sie zu sich rief. Und sie wusste, dass es ratsam war zu gehorchen, denn König Tatarus akzeptierte nur selten ein Nein. Ohne Titanos weiter zu beachten machte sie sich auf den Weg, der Stimme ihres Großvaters nach, der neben einem riesigen Baumstamm stand und auf einen rot-blauen Frosch deutete. Titanja verneigte sich zur Begrüßung ehrfürchtig, so wie es sich gehörte wenn man einem der Heiligen Elementgöttern gegenüberstand. Tatarus nickte anerkennend. Dies war auch das Zeichen für Titanja wieder auf zu stehen. Neugierig beäugte sie den kleinen, bunten Frosch. „Weißt du was das ist Titanja?“ Fragte Tatarus mit seiner brummigen Stimme. „Ja… nein, sieht aus wie ein Giftfeilfrosch?“ Antwortete sie unsicher. „Gut und weißt du auch was man aus seinen Gift alles herstellen kann? „Außer Gegengift nein“. Tatarus seufzte, er hatte ja gewusst das Titanja noch Nachholbedarf hatte aber dass es so schlimm war, hatte er nicht gedacht. Sie hatte leider nie eine richtige Götter Ausbildung bekommen, da sie so lange von ihrer Familie getrennt war. Der Heilige Mond atmete tief ein. Er wusste das Titanja noch einige grundlegende Dinge lernen musste, wenn sie überleben wollte. Und dies würde eine ihrer ersten Lektionen werden. „Ja aber nicht nur, man kann zum Beispiel auch tödliche Giftpräparate herstellen oder Medikamente. Aber wie man daraus Medikamente herstellt überlass ich deinem Vater. Soll ers dir beibringen. Von mir lernst du heute erst einmal wie du überhaupt an das Gift kommst ohne dich selbst zu vergiften und was es für verschiedene Arten von Giften gibt, also hör gut zu“. Und los ging’s. Diese Lektion war für sie lebenswichtig, schon allein deswegen würde Tatarus sie später prüfen um zu sehen ob Titanja es überhaupt begriffen hatte. Titanja legte grinsend ihre pelzigen Ohren zurück. Sie wusste ja das ihr Großvater es nicht so mit Heilmitteln hatte, er vergiftet die Leute lieber. Schließlich war er der Herr der Dunkelheit. Wie würde das denn aussehen, wenn er Medikamente herstellen würde? Schließlich hatte Tatarus einen Ruf zu verlieren. Das wusste auch Titanja. Es dauerte eine ganze Weile bis Titanjas Lektion beendet war. Es war eine Menge die sie sich merken musste. Ob sie das alles behalten konnte? Schließlich redete ihr Großvater ohne Unterlass. Titanja atmete tief durch. Anschließend machte sie sich auf den Weg zurück ins Lager um nach etwas essbarem Ausschau zu halten. Ihr Magen knurrte nämlich schon eine ganze Weile. Titanja hatte Glück, das Essen war bereits angerichtet. Also schlug sie sich mit den Kriegern zusammen den Bauch voll. Tatarus dagegen verschwand wieder in den dunklen Tiefen des Dschungels. Als sich die Krieger satt gegessen hatten ging es weiter. Der Weg durch den Dschungel gestaltete sich sehr schwierig, weil das Unterholz teilweise so dicht war, sodass das Heer einen Umweg machen musste. Man konnte ja nicht den ganzen Dschungel kurz und klein schlagen. Titanja hatte das große Glück das sie hinter ihrem Vater laufen durfte. Auf die Art war der Weg immer frei, weil Titan das Unterholz mit seinen göttlichen Muskeln einfach bei Seite schob, so als wären es Strohhalme. Titanja empfand Diese Kleinigkeit als sehr praktisch, musste sie sich doch nicht aus eigener Kraft den Weg frei machen. Es war auch so anstrengend genug. Immer wenn sie an giftigen oder besonderen Pflanzen und Tieren vorbei kamen erklärte Titan diese seiner Tochter. Auf die Art kam Titanja der Weg nicht so lang vor und die Zeit verging recht schnell. Außerdem lernte sie noch was dabei. Durch den Krach, den das Heer von sich gab wurden die verschiedensten Vögel aufgescheucht, die laut kreischend davon flogen. Einige von denen sahen echt bizarr aus, mit großen hornartigen Wülsten auf dem Kopf und scharfen Krallen. Andere waren bunt. Ihr Gefieder schimmerte in allen Farben und ihre langen Schwanzfedern hingen bis zu einem Meter lang von den Ästen auf denen sie saßen. Nach stundenlangem marschieren machte sich wieder Titanjas Fieber bemerkbar und sie wurde langsamer. Vor ihr begann sich alles zu drehen. Als sie vor Schwäche in die Knie sinken wollte fing Titanos sie auf. „Alles in Ordnung Titanja?“ fragte er besorgt und sah sie fragend an. „Es geht sicher gleich wieder, ich brauch wahrscheinlich nur ne kleine Pause“. „Die Pause kann ich dir zwar nicht geben aber wenn du willst nehme ich dich huckepack.“ Bot sich Titanos besorgt an. Das Heer konnte sich keine Verzögerung mehr leisten. Das wusste auch Titanja und ging nur wiederwillig auf sein Angebot ein. „Danke aber ich bin doch viel zu schwer und werd dich nur behindern.“ Versuchte sie sich noch in letzter Minute raus zu reden, aber es half nichts. Sie musste sich tragen lassen. „Ach was du kleines Leichtgewicht, mach dir darum keine Sorgen“. Er hob Titanja vorsichtig auf seine Schultern und marschierte weiter. Dabei war ihr doch noch immer schwindelig, viel lieber hätte sie eine richtige Pause gemacht um sich etwas auszuruhen. So aber musste sie die Zähne zusammen beißen und das Beste daraus machen. Das was Titanja dann sah entschädigte sie ein bisschen für die ganze Mühe. Von oben hatte sie eine noch bessere Aussicht. ‚Nicht unbedingt die Panorama Sicht aber immerhin etwas’, dachte sie. Erleichtert sank sie ein wenig in sich zusammen und hing ihren Gedanken nach. So bemerkte sie gar nicht, dass Titan plötzlich neben Titanos stand und besorgt fragte. „Was ist denn los? Geht es Titanja nicht gut oder hat sie sich verletzt?“ „Nein verletzt hat sie sich nicht aber das Fieber ist wieder gestiegen und sie brauchte dringend eine Pause, bevor sie zusammen bricht. Also hab ich sie einfach mal eben huckepack genommen.“ Ihr Vater seufzte und schüttelte besorgt den Kopf. Dann drehte er sich um und schickte sich an zu gehen, hielt aber noch einen Moment inne und sagte: „Gut wir machen eine Pause sobald wir eine Lichtung gefunden haben. So lange muss sie noch durchhalten. Pass bitte auf sie auf, ich bin gleich wieder da.“ „Jawohl mein König.“ Titan verschwand wieder im Dickicht des Dschungels und die Truppe marschierte unbeirrt weiter, als ob gar nichts gewesen wäre. Titanja johlte laut auf als plötzlich eine Teller große Spinne auf sie fiel und laut fauchte. Eigentlich hatte sie keine Angst vor Spinnen aber diese war einfach riesig und fauchte noch dazu ekelhaft. Mit ihren langen pelzigen Beinen klammerte sie sich in Titanjas Fell und versuchte unter ihre Kleidung zu krabbeln. Das war zu viel. Titanja fing wild an mit den Armen zu rudern um das Ungetier wieder los zu werden. Doch es half nichts. Das Biest saß bombenfest. Durch das Geschrei wurde nun auch noch ihr Großvater angelockt, der es vorzog weitestgehend allein zu reisen. Mit einem gewaltigen Satz sprang er aus einer der gigantischen Baumkronen und landete stolz und präzise genau neben Titanos und Titanja. „Was soll das Geschrei?“ fragte er mit sorgenvollem Blick auf Titanjas erschrockenes Gesicht. „Spinne, Spinne, nehmt sie ab! Bitte!“ Als Tatarus das Tierchen sah lachte er laut und herzhaft, was ne echte Seltenheit war. Denn meistens war er vollkommen ernst und schlecht gelaunt. „Dann will ich dich mal von dem furchtbaren Biest befreien.“ Sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Gesagt, getan. Mit einem geübten Griff schnappte er sich die dicke Spinne und zog sie von Titanja ab, welch darüber sichtlich erleichtert war. Dieses empfand das Tier sicher nicht so. Interessiert beäugte Tatarus die Spinne, welche wütend fauchte und mit den langen Beinen zappelte. „Danke…“ flüsterte Titanja verlegen. König Tatarus sah sie nur grinsend an und stopfte sich das dicke Insekt genüsslich in den Mund. Der Chitinpanzer des Tieres knackte laut als er darauf biss. Angewidert rollte sie mit den Augen. Titanja drehte sich der gesamte Magen um als ihr Großvater genüsslich schmatzend wieder in den Baumkronen verschwand. Am liebsten hätte sie sich übergeben. Titanja konnte den Impuls nur schwer unterdrücken. Und als wäre das nicht schon genug meldete sich jetzt auch noch ihr Bruder zu Wort. „Am appetitlichsten sind sie mit Schokoladen- oder Karamellglasur.“ Und rieb sich schmatzend den Bauch. „Haha sehr witzig, das war doch nicht wohl dein Ernst oder?“ „Doch wars. Die Tiere sind wirklich lecker. Das solltest du unbedingt mal probieren wen wir wieder in Atlantis sind, sonst verpasst du was.“ „Macht nichts, darauf verzichte ich freiwillig.“ Eher würde sie Rosenkohl essen. Das Zeug war schon widerlich genug, aber das eben überspannte den Bogen. ‚So etwas Widerliches esse ich nicht’, dachte sie sich und versuchte auf andere Gedanken zu kommen. Plötzlich blieb das Heer stehen. Was war los? Titanja versuchte von ihrem erhöhten Standpunkt aus zu erkennen was passiert war, aber das dichte Unterholz versperrte ihr die Sicht. Vom Anfang des Trupps drang wildes Stimmengewirr zu ihnen vor. Titanos knurrte mürrisch. „Tarock! Hier pass bitte kurz auf Prinzessin Titanja auf, ich geh mal nachgucken was jetzt schon wider los ist.“ „Ja.“ Antwortete er nur knapp und nahm Titanja entgegen, die ja noch immer auf Titanos seinen Schultern gesessen hatte. Titanos machte sich auf den Weg an den Anfang des Heeres, wo das Problem zu liegen schien. Als er verschwunden war fragte Titanja: „Ist der immer so unfreundlich zu dir?“ „Nein nur wen ihm irgendwas nicht passt, dann kann er sehr ungemütlich werden.“ „Er lässt aber nicht immer die Wut an dir aus oder?“ Hakte sie nach, auf eine bessere Antwort hoffend. Tarock seufzte „Doch…“ dann drehte er sich um und setze sich an einen Baumstamm. Titanja folgte ihm und setze sich daneben. „Habt ihr darüber gesprochen?“ Ein erneutes Seufzten war zu hören bevor Tarock antwortete „Nein er fühlt sich dann immer gleich beleidigt, außerdem hört er mir nie zu. Ganz egal was ich tue oder sage manchmal komme ich mir so überflüssig vor. Als wenn ich ihm nur fürs Bett gut genug wäre. ‚Titanos kann so ein Vollidiot sein’, dachte sie verärgert. „Ach Tarock vielleicht sollte ich mal mit ihm reden, was hältst du davon?“ „Titanja das ist lieb von dir aber du solltest dich nicht auch noch mit meinen Problemen belasten.“ „Du bist mein Freund, wenn ich helfen kann dann tue Ich es auch. Das weißt du doch.“ „Ja ich weiß und ich danke dir dafür, aber das muss ich ganz alleine mit Titanos klären, verstehst du?“ Titanja sah ihn mitfühlend an und nickte. Sie konnte es nicht leiden, wenn es im schlecht ging. Als sie noch Kinder waren hatte sie ihn immer beschützt und jetzt konnte sie nur zusehen. Das tat weh. Sie wollte noch etwas sagen, als Titanos zurück kam und ne Stinkwut im Bauch hatte. „Was ist los?“ Fragte Titanja damit er Tarock nicht wider anfahren konnte. „Was los ist?!“ brüllte er „Ich sag dir was los ist! Zwischen uns und unserem Ziel liegt ein reißender Fluss.“ „Du kannst ruhig normal mit mir reden“, erhob Titanja ihre Stimme. „Bitte entschuldige, aber die Strömung ist sehr stark und ohne weiteres kommen wir da nicht rüber.“ „Uns wird schon was einfallen. Wir sollten eh so lange warten bis König Titan wieder da ist. Da fällt mir ein, dass wir doch einfach rüber fliegen könnten.“ „Nein das Geäst an den Ufern ist zu dicht um zu starten und die Meisten der Soldaten können nicht fliegen.“ „Verstehe.“ „Wie breit ist er denn?“ fragte Tarock interessiert, als sich Titanos wieder beruhigt hatte. „Zwei bis drei Kilometer höchstens. Nur die Strömung macht mir sorgen, die ist viel zu stark um einfach so rüber zu schwimmen und viele der Soldaten sind am Ende ihrer Kräfte.“ „Rüber schwimmen? Wie?“ fragte Titanja erschrocken. „Du kannst doch schwimmen oder?“ Natürlich konnte sie schwimmen, was für eine dumme Frage. „Ja eigentlich schon aber reißende Flüsse mit Fieber und einer siffenden Wunde am Rücken überqueren ist was anderes.“ Titanja war nicht wohl bei dem Gedanken. Sie fragte sich ob es wohl einen anderen Weg gab. ‚Wie soll ich das bloß schaffen?’ Tausend Fragen gingen ihr durch den Kopf während das Heer auf die Rückkehr des heiligen Sonnenkönigs wartete. Als Titan wieder da war, sah er sich die Sache erst einmal an, bevor er sich seiner Tochter zu wand. Er hatte einige Pasten aus Pflanzen und Säfte dabei. „Du kennst die Tortur ja schon, also Mund auf.“ Dieses Mal hatte Titanja keine Lust sich zu wehren. Dafür schwebten ihr viel zu viele Gedanken durch den Kopf, was ihr Vater bemerkte und sie aufmunternd anlächelte. Dann reichte er ihr ein paar Früchte die Titanja noch nie zuvor gesehen hatte und sagte: “Hier, lass sie dir schmecken und keine Angst, die sind nicht Giftig.“ trotzdem knabberte Titanja sie erst vorsichtig an und erst als sie die Früchte als essbar empfand, stopfte sie sie hungrig in den Mund. Titan war in der Zeit längst am Fluss. Von dort aus konnte man die aufgeregten Rufe der Soldaten hören. Geheimnisvoll schallten sie zwischen den gewaltigen Bäumen hin und her wie ein Echo. Eine Stimme ragte ganz besonders hervor, dass war die von König Titan. „Los holt dicke Ranken und flechtet sie zu einem stabilen Halteseil zusammen.“ ‚Na toll wir solln da tatsächlich rüber schwimmen.’ Bis jetzt hatte sie noch gehofft dass sich ein anderer Weg über den Fluss finden lässt, was leider nicht zutraf. ‚Son scheiß’, dachte sie und verzog das Gesicht. „Los jetzt ein bisschen Beeilung.“ Hörte man Tarock rufen. Dann kam er zu ihr rüber. „Milady Titanja kommt ihr? Es wird Zeit.“ Titanja seufzte „Muss das sein das du mich so nennst?“ Schulterzuckend antwortete er „Ja das ist die korrekte Anrede für dich. Daran musst du dich gewöhnen. In Atlantis werden dich alle so ansprechen. Also Kopf hoch.“ „Wenn’s denn sein muss.“ Mit noch immer wackeligen Beinen stand sie auf und versuchte Tarock zu folgen. Was sich als schwierig erwies, da sich die Welt noch immer um sie zu drehen schien. Darum stützte Tarock sie bis zum Fluss. Titanja war trotzdem überrascht, die Medizin ihres Vaters war nicht nur bitter, nein sie wirkte sogar. Titanja fühlte sich schon ein bisschen besser, trotzdem konnte sie noch nicht alleine laufen was sie ärgerte. Und peinlich war es obendrein. Das gesamte Heer hatte sich inzwischen am Ufer versammelt. Titanja war wieder einmal die Letzte. Argwöhnisch betrachtete sie das Geflecht aus Ranken. ‚Welche arme Sau da jetzt wohl rüber schwimmen muss um das Seil an der gegenüberliegenden Seite an zu bringen’, dachte sie. Der Fluss war wirklich reißend, so etwas hatte Sie noch nie gesehen. Aus dem vor Wut schäumenden Wasser ragten vereinzelte messerscharfe Felsen, die nur darauf warteten ein Opfer zu bekommen und in die Tiefe zu ziehen. Titanja schluckte bitter bei dem Anblick. „Einen freiwilligen! Na wer von euch hat den Mut den Fluss zu überqueren?“ Rief der heilige König der Sonne den Soldaten zu. Einer der Krieger trat hervor und verneigte sich hochachtungsvoll. Es war ein großer, schlanker Mann mittleren Alters. Ein Mensch. Titanja bezweifelte das er das schaffen konnte. Er war halt nur ein halbes Hemd. Ein Bübchen eben. Doch sie wollte nicht so vorlaut sein. Mit einem Satz sprang der Mann in die Fluten und bekam sofort die gnadenlose Strömung zu spüren, die ihn wie ein Spielzeug umher wirbelte. Der Soldat kämpfte mit aller Kraft die er zur Verfügung hatte. Einer der messescharfen Felsen kam ihm gefährlich nahe. Der Krieger kämpfte mit aller Kraft gegen die unbändige Strömung um nicht gegen den Felsen gedrückt zu werden, doch es half nichts. Die Strömung drückte ihn erbarmungslos dagegen. Er wurde von den scharfen Felsen einfach aufgeschlitzt. Einmal der Länge nach, sodass ihm seine Eingeweide rausgerissen wurden. Er schrie erbärmlich vor Schmerzen, doch man konnte ihm nicht mehr helfen. Sein Körper erschlaffte als das Leben aus ihm wich und die Strömung den Leichnam mit sich riss, vorbei an den scharfen Felsen die das Ufer säumten. Knochen knackten als die Leiche an den Felsen zerquetscht wurde. Das Wasser hatte sich Blutrot gefärbt. Titanja schloss die Augen um das widerliche Bild nicht länger sehen zu müssen. ‚Sollen wir denn alle von den Felsen aufgeschlitzt werden?’ Fragte sie sich innerlich. Die Soldaten zogen schnell das Seil wieder an Land. Die Leiche des mutigen Freiwilligen konnten sie nicht mehr bergen. Sie bleibt nun Beute für die Aasfresser. Betretenheit und Mutlosigkeit machte sich breit. Alle Hoffnung schien verloren gegangen zu sein. Dieses Mal sprang König Titan persönlich mit einem elegante wie kraftvollen Satz ins Wasser. Titanja gefror das Blut in den Adern als sie dies sah. Sie hatte Angst um ihren Vater. Wenn ihm nun etwas passieren würde, nein sie wollte nicht zu sehen wie er zu Tode kommt. Titanos musste sie mit aller Kraft fest halten, damit sie nicht hinterher sprang. Titan war ausgesprochen kräftig, das wusste sie. Trotzdem zitterte Sie am ganzen Leib, als es so aussah als würde auch Titan von der Strömung weggerissen werden. Dann fasste er sich und schwamm ohne Mühe zur anderen Uferseite, wo auch wieder scharfe Felsen auf ihn warteten. Und als wäre dies nicht schon genug ragte die Böschung fünf Meter in die Höhe. Wie eine Wand aus, von den Gezeiten, glatt poliertem Fels. Eine Wand, die jeden davor abhalten sollte die Böschung zu erreichen. Für in stellte die Strömung keine besonders große Herausforderung dar, dennoch kam er den messerscharfen Felsen gefährlich nahe. An der anderen Seite angelangt, schlug er seine Krallen in den Fels und zog sich mit nur einem Arm aus dem Wasser. Bei dem Anblick kippte Titanja die Kinnlade runter. Sie würde es nicht glauben, wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Oben angekommen befestigte er das Seil an einem, in Ufernähe, stehenden Baumstamm und winkte dann nach Titanja. ‚Der will das ich als nächstes rüber schwimme, der spinnt wohl’, dachte sie und machte einen kleinen Schritt nach hinten. „Wie soll ich das denn schaffen? Da komm ich nie alleine rüber. Die Strömung ist viel zu stark für mich.“ „Keine angst das schaffst du schon“ versuchte Titanos ihr Mut zu machen. Was nicht viel brachte. Ängstlich und unentschlossen tänzelte sie am Ufer auf und ab. Langsam aber sicher wurde Titan auf der anderen Seite ungeduldig. Er wollte, dass sie sich endlich in Bewegung setzte statt Wurzeln zu schlagen und blöd zu glotzen. Dann legte Tatarus seiner Enkeltochter die Hand auf die Schulter und sagte „Gut fest halten Titanja, wir schwimmen gemeinsam rüber.“ Titanja nickte nur, halb erleichtert und halb starr vor Angst. Tatarus warf sich die kleine Löwin einfach über die Schulter und sprang furchtlos ins Wasser. Das Wasser war eiskalt, was die Sache nicht gerade angenehmer machte. Titanja klammerte sich mit aller Kraft an Tatarus, so fest, dass sie ihn mit ihren scharfen Krallen die Haut aufriss. Das hohe Fieber war zurück und drohte ihr das Bewusstsein zu rauben, was sie nicht zulassen konnte, wenn sie das Ufer lebend erreichen wollte. Titanja konnte sich kaum noch halten, als sie endlich das rettende Ufer erreichten. Völlig benommen spürte sie wie ihr Großvater sich die Felsen hoch und aus dem Wasser zog. Geschafft. Oben angekommen ließ sie sich einfach fallen. Der Boden war hart, er bestand hauptsächlich aus Kies, kleinen Steinen und matschigem Lehmboden. Nicht gerade bequem aber es musste reichen. Als Titanja ihre Augen wieder öffnete standen ihr Vater und ihr Großvater über ihr und starrten sie an. Mit einem fetten Grinsen im Gesicht sagte Letzterer „Und war’s nun so schlimm?“ Auf so eine dumme Frage muss man nicht antworten befand Titanja und schloss ihre Augen wieder. Tatarus ging zurück zum Ufer um den Rest des Heeres rüber zu dirigieren, während Titan sich neben seine Tochter setzte und fragte: „Alles in Ordnung meine Kleine?“ Und verstrubbelte ihr die blonde Löwenmähne. Titanja wollte antworten, konnte es aber nicht weil sie immer noch nach Luft schnappte. Wie son Fisch auf dem Trockenen. Stattdessen lächelte sie flüchtig. „Ruh dich ein wenig aus, bis der Rest der Soldaten drüben ist.“ Dann ging er wieder um mit anzupacken. Es schien alles glatt zu laufen. Eine Weile war Stille, dann hörte man jene, die es bereits geschafft hatten erleichtert aufatmen. Viele legten sich auch einfach neben sie und versuchten wieder zu Kräften zu kommen. Titanja hörte aber auch die Schreie derer, die es nicht schafften und in die Tiefe gerissen wurden. Die Stimmen vermischten sich zu einer Melodie des Todes, Seelen die ihre Qualen in die Welt schrieen. Ein Singsang aus Leid. Es waren viele. Zu viele. Fast alle Männer waren drüben, als plötzlich die Letzten laut vor Schmerzen schrieen. Das Wasser färbte sich rot. Aus den Gedanken gerissen sprang Titanja auf und lief zum Ufer wo sich ihr ein grausammer Anblick bot. Titan vertat ihr den Weg damit sie das Geschehen nicht sehen musste. „Was ist passiert?“ Er wollte es ihr nicht sagen, tat es aber dann doch. „Pyranhas. Sie sind von dem Blutgeruch angelockt worden.“ Dann schwieg er. Die letzten Männer wurden bei lebendigem Leib gefressen und man konnte nichts für sie tun. Denn das hieße noch mehr Krieger in den sicheren Tod zu schicken. Nach einer Weile wurde es wieder still, die schwimmenden Killer hatten ihr blutiges Mahl beendet. Der Fluss lag da als wäre nie was gewesen. Erst jetzt durfte Titanja ans Ufer treten und ihren Blick schweifen lassen. Traurig sah sie ihren Vater an, welcher sie in seine Arme nahm und tröstete. Das war Krieg und nichts anderes. Genauer gesehen war dies auch noch nicht das Schlimmste was im Krieg passieren konnte. Titanja hoffte inständig das ihnen die schlimmeren Grausamkeiten auf dieser Reise nicht begegnen würden. Das restliche Heer zog weiter, und schwieg in Gedenken an die verlorenen Kameraden. Titanja musste die ganze Zeit über das Geschehene nachdenken, doch wie sie es auch drehte, sie fand keine Lösung wie man hätte das Unglück verhindern können. Auf einer gigantischen Lichtung schlugen sie ihr Lager auf. Alle waren totmüde. Kein Wunder bei den Strapazen die sie hinter sich hatten. Viele der Krieger mussten unter freiem Himmel schlafen, da ihre Ausrüstung mit der Strömung fortgerissen wurde. Titanja tat es ihnen gleich und rollte sich auch völlig erschöpft unter dem Sternenhimmel zusammen, welcher geheimnisvoll leuchtete. Kaum eingeschlafen, wurde sie auch schon wieder aus dem Schlaf gerissen. Riesige Moskitos stürzten sich auf Titanja, die sich mit wildem Umherschlagen zu verteidigen versuchte. ‚Wenn ich mich jetzt wider schlafen lege, werden die Tierchen mich sicher auffressen.’ Dachte sie sich. Titanjas Vater steckte seinen kopf aus einem der Zelte und rief: “Hör auf zu spielen und komm rein, es gibt was zu essen.“ Das war die Rettung. Was zu essen. Endlich. Das ließ sie sich nicht entgehen und kam ins Zelt wo sie sich den Bauch voll schlug und sich schlafen legte. Die nächsten zwei Tage waren ruhig. Es schlossen sich ihnen noch zehn weitere Heere an und ließen ihre Verwundeten versorgen. Titanja fand die ganzen Geschehnisse zwar furchtbar interessant, war aber trotzdem ununterbrochen damit beschäftigt ihrem alten Freund Tarock auf die Nerven zu gehen. Kapitel 6: Der Hinterhalt ------------------------- Kapitel 6 Der Hinterhalt Der Zusammenschluss der zehn Heere hatte seine Vorteile. Allerdings gab es auch unangenehme Nachteile, so musste der riesige Trupp im Entenmarsch durch den Dschungel, obwohl das Unterholz zu dicht war. Wie konnte es auch anders sein. Die Luft war schwül und man konnte kaum atmen, da die Luftfeuchtigkeit so verdammt hoch war. Außerdem wurden sie schon jetzt von riesigen Mückenschwärmen gequält. Und es würde noch schlimmer werden, denn noch war der Tag jung. Das Heer selbst musste immer wieder kurze Pausen einlegen, weil das Geäst zu dick war oder sich vor ihnen giftige Pflanzen befanden, um die sie einen Umweg machen mussten. Es waren eine Menge Hindernisse die sie zu überwinden hatten. Das ganze kostete viel zu viel Zeit fand Titan, der sich ziemlich darüber aufregte. Er kochte förmlich vor Wut, was Titanja irritierte, denn so kannte sie ihren Vater ja noch nicht, wodurch dieser sich allerdings nicht stören ließ. Das Heer musste so schnell wie möglich weiter. Wie, war ihm Moment reichlich egal. Das konnte ja noch was werden. Titanja dagegen hatte ganz andere Probleme, sie versucht mit aller Mühe den ganzen giftigen Krabbelviechern auszuweichen, die hier überall waren. Das war schon anstrengend genug. Nichtsdestotrotz ging der Drill durch den Dschungel weiter. Äste knackten, wenn die Soldaten drauf traten und Vögel riefen Alarm. Manche von ihnen flogen laut schreiend auf und suchten das Weite. Der Trupp bewegte sich ja auch nicht gerade leise. Überall gab es Geräusche, Soldaten unterhielten sich, Insekten summten leise vor sich hin und die Blätter in den Bäumen raschelten geheimnisvoll. Titan war froh, dass seine Tochter mit ihm vorneweg reiste. Auf die Art hatte er sie im Auge, was ihn ungemein beruhigte, denn Titanja war noch immer nicht ganz fit und zudem hatte sie auch noch ein Talent dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Ein paar mal drehte sie sich um, doch so lang sie den Hals auch machte, sie konnte das Ende des Heeres nicht mehr sehen. Es war viel zu Groß. So setzte sie ihren Marsch unbeirrt fort. Nach einigen Kilometern wurde es unruhig am Ende des Trupps, was König Titan nur noch wütender machte. Irgendetwas schien ihm Sorgen zu machen. Titanja hätte es gerne gewusst. Doch bevor sie ihn fragen konnte sagte dieser auch schon: „Irgendetwas geht da vor sich. Titanos du gehst zum Ende des Heeres und findest heraus was los ist und beeil dich!“ Gesagt getan. Titanos lief im Eilschritt los und verschwand schon bald aus Titanjas Sichtfeld, die ihrem Bruder fragend nachsah. Dann wandte König Titan sich an Tarock. „Du gehst mit meiner Tochter voraus und zwar so schnell wie möglich, hast du mich verstanden?“ Tarock nickte knapp. Er wusste was zu tun war und würde keine Zeit mehr verlieren. Titanja dagegen war nicht gewillt so ohne eine Erklärung voraus zu gehen. „Was ist los?“ fragte sie irritiert und mit einer bösen Vorahnung in der Magengegend. „Das geht dich nichts an, du tust was ich gesagt habe und zwar ohne Widerrede, hast du mich verstanden?“ Brüllte Titan außer sich vor Wut. Er hatte sie nie zuvor angebrüllt. Titanja wusste nicht so recht was sie von dem Verhalten ihres Vaters zu halten hatte, kannte sie ihn doch nicht so. Doch es hatte keinen Sinn, wenn sie sich jetzt quer stellen würde, würde sie die Situation nur noch verschlimmern und so antwortete nur knapp mit: „Jawohl mein König“, und wandte sich zu Tarock, um zu gehen. Dieser sah sie besorgt an und schüttelte nur den Kopf, ihm war gerade der patzige Unterton in Titanjas Antwort ihrem Vater gegenüber aufgefallen. Vorsichtig blickte er in Richtung Titan, der schon fast in der Ferne verschwunden war. Er schien Titanjas Antwort zu ignorieren, denn mitbekommen hatte er sie mit Sicherheit. Das wusste Tarock. Nichtsdestotrotz mussten die beiden jetzt weiter. Tarock nahm sie an der Hand und lief los, so schnell wie Titanjas geschwächter Zustand es zuließ. Tarock machte sich Sorgen, dass Titanja das Tempo nicht durchhalten könnte und wurde immer wieder ein wenig langsamer, obwohl er wusste, dass es ein Fehler sein konnte. Doch was sollte er anderes tun? Titanja hinter sich her schleifen? Wohl kaum. Tarock war drauf und dran Titanja huckepack zu nehmen als plötzlich dunkle Gestalten aus dem dichten Buschbewuchs traten und auf die beiden zukamen. Tarock ließ ein lautes Fauchen hören als der kleine Trupp sie umzingelte. Sie kamen von überall. Titanjas Herz fing wie wild an zu schlagen, sie hatte Angst und das nicht ohne Grund, denn der Feind dem sie gegenüber standen war alles andere als harmlos. Es handelte sich um Späher des schwarzen Heeres welches Akaron den Krieg erklärt hatte und Tod und Leid wie eine Sintflut über das Land brachte. Und Sie würden nicht aufhören bis sie ihr Ziel erreicht hatten, König Endimion von seinem Thron zu stürzen. Titanja hatte leider schon Erfahrungen mit einigen von diesen Mistkerlen dieser Sorte gemacht und wusste wie grausam sie mit ihren Gefangenen umgingen, wenn sie denn welche machten, normalerweise zogen Sie es vor ihre Beute an Ort und Stelle zu erledigen. Tarock zog seine Muskeln drohend zusammen und stellte sich schützend vor die junge Frau. Das gezogene Schwert zum Kampf breit, bis ein dunkelblau haariger, nicht sehr kräftig aussehender junger Gott vor sie trat und die beiden schweigend ansah. Er war ganz in schwarzes Leder gekleidet und trug eine auffällige dreizackige Narbe über dem linken Auge, welche sein Outfit wunderbar unterstrich. „Na ganz alleine hier im Dschungel unterwegs? Das kann gefährlich sein. Man stößt hier manchmal auf merkwürdige Gestalten.“ Titanja fauchte angewidert, wofür sie von dem Fremden nur ein widerliches Grinsen erntete. Ein grelles Lachen drang aus seiner Kehle. Arrogant und überheblich. Dann zog er sein Schwert, welches Titanja sehr bekannt vorkam genauso wie die Narbe. Die Erinnerung traf sie wie ein Schlag ins Gesicht, das war Rohme der Sohn eines unbarmherzigen Tyrannen, gegen den Tarock und Titanja als Kinder gekämpft hatten, als er ihr Zuhause bedrohte. Die Narbe war von ihr. Und das Schwert in seiner Hand war das seines Vaters, ein Schwert mit einer riesigen breiten Klinge auf der schwarze Ornamente eingeritzt waren. Ein großer blauer Aquamarin zierte die Mitte der Klinge und unterstrich optisch die, scheinbar aus Avalon stammenden, Ornamente. Sie waren sich schon einmal begegnet. Ob er sie wohl wieder erkennen würde? Nein, er kannte ja nur ihre menschliche Gestalt, was jetzt allerdings auch wenig hilfreich war. Denn Rohme und seine Männer hatten die beiden längst umzingelt. Tarock stellte sich kampfbereit an Titanjas Rücken und flüsterte Ihr zu: „Ich weiß das du Kämpfen kannst, jetzt hast du ne Gelegenheit das unter Beweis zu stellen.“ ‚Na toll’, dachte sie sich. Das letzte Mal war über 11 Jahre her. Titanja war ziemlich eingerostet was das Thema anging. Und außerdem hat man ihr nie die Kunst des Kämpfens beigebracht, sie konnte lediglich ein Paar Grundhaltungen. Bei dem Rest ihrer Kampftechnik handelte es sich um eine Art zusammen gewürfelte Kombination aus weglaufen und Straßenkampf. Nein Titanja konnte definitiv nicht richtig kämpfen. Die Situation schien aussichtslos als Rohme plötzlich einen Schritt zurück machte und sagte: „Die beiden Luschen schafft ihr auch ohne mich ich muss mich um wichtigeres kümmern.“ Dann verschwand er wieder im Unterholz ohne sich noch einmal zum Geschehen umzudrehen. Und wie auf ein unsichtbares Kommando stürzten sich seine Leute auf Tarock und Titanja. Der Kampf begann. Titanja presste sich so gut sie konnte mit ihrem Rücken gegen den von Tarock um die Deckung nicht zu verlieren die er ihr bot. Die Deckung zu verlieren würde heißen alleine da zu stehen. Der Erste der Mistkerle stürzte auf sie los und packte Titanja am Unterarm, wodurch sie stolperte und unsanft auf den Boden fiel. Sie drehte sich auf die Seite um den Schlägen ihres Angreifers auszuweichen, doch es war zu spät. Ein Schlag traf sie mit voller Wucht im Magen. Titanja krümmte sich vor Schmerzen, doch sie würde nicht aufgeben. Leicht benommen stand sie wieder auf. Blut lief ihr aus dem Mund. Das Atmen viel ihr schwer. Ein zweiter Schlag traf sie direkt im Gesicht. Nun wurde Titanja wütend, richtig wütend. Sie fletschte die Furcht einflößenden Raubkatzenzähne und schlug ihrem Angreifer die messerscharfen Krallen mitten ins Gesicht, dieser schrie erbärmlich vor Schmerzen und fing wild an um sich zu schlagen. Titanja hatte ihm das Augenlicht genommen, was sein Todes Urteil war. Mit einem zweiten Schlag direkt an den Hals durchtrennte sie die Halsschlagader sodass das Blut ihr ins Gesicht spritzte. Ihr Angreifer sank halb tot zu Boden. Es würde nur noch wenige Sekunden dauern, bis er endgültig tot war. Doch zum Ausruhen blieb keine Zeit, zwei weitere Gegner schlugen schon mit ihren breiten, gezackten Schwertern nach ihr. Sie drehte sich mit einem mal um und machte einen großen Satz nach hinten, um den Schwertschlägen auszuweichen, packte den Ersten der Beiden am Unterarm und warf ihn so gut sie konnte zu Boden. Dann griff sie unbeholfen nach seinem Kopf und brach ihm mit einem lauten Knacken das Genick. Schwer atmend drehte sie sich um. Dem Zweiten schlug sie ihren Ellenbogen ins Gesicht und brach ihm das Nasenbein. Blut spritzte aus seinen Augenhöhlen als Titanja ein zweites Mal zuschlug. Ihre Krallen bohrten sich dabei tief ins Fleisch und zerfetzten sein Gesicht. Sein Todesurteil. Ein vierter Gegner stürzte brüllend auf sie zu. Er war ein großer, haariger Kerl mit einer eisenbeschlagenen Streitkeule, welche er drohend vor Titanja hin und her schwenkte. Titanja ließ die Waffe keine Sekunde aus den Augen, was ein großer Fehler war, denn sie bemerkte nicht, dass sie Tarocks Deckung verlor und alleine dastand. Diesen dummen Zufall wussten ihre Gegner auch gleich auszunutzen und umzingelten sie. Titanja drehte sich nach einem Ausweg suchend um, doch sie fand keinen. Sie saß in der Falle. Der erste Gegner rannte auf sie zu und schlug ihr brutal mit der Faust ins Gesicht. So doll, dass Titanja augenblicklich zu Boden fiel. Fast hätte sie das Bewusstsein verloren, wäre da nicht der Schmerz gewesen, der plötzlich wie flüssiges Feuer in ihren Rücken fuhr und sie zu verbrennen drohte. Ein Schwerthieb hatte sie brutal am Rücken getroffen. Ihre alte Wunde brach wieder auf und blutete stärker als zuvor und als wäre das noch nicht genug, klaffte nun auch noch direkt auf ihrem Rücken eine neue offene Wunde. Voller Schmerz brüllte sie auf, drehte sich um und verpasste dem Mistkerl eins mit ihrer Pranke. Der Angreifer taumelte zurück und fasste sich vor Schmerz zitternd an die Brust, wo nun ein tiefes blutiges Loch klaffte. Noch ein, zwei keuchende Atemzüge drangen aus seinem Mund, bevor er an seinem eigenen Blut erstickte und wie ein Stein zu Boden sank. Titanja versuchte aufzustehen, schaffte es aber nur halb. Mit einem lauten hässlichen knackenden Geräusch traf sie ein Hieb mit einer Streitkeule. Titanja taumelte. Sie hatte kaum noch Kraft. Ständig verschwamm das Bild vor ihren Augen und die Welt schien sich zu drehen. Als sie erneut von einem heftigen Schlag getroffen wurde, wurde ihr schlecht und sie spuckte dickflüssiges Blut, dann wurde ihr schwarz vor Augen und sie fiel bewusstlos zu Boden. „Titanja, Titanja“, flüsterte eine Stimme aus der Ferne. „Komm schon wach auf.“ Titanja öffnete leicht die Augen, rote und gelbe Farben tanzten vor ihnen, verschlangen sich gegenseitig um sich in puren Schmerz zu verwandeln. Schmerz und Kälte. Ja ihr war kalt, die Luft schien zu frieren. Zwei große warme Pfoten umfassten sie sorgenvoll, drückten sie an sich. Erst jetzt kam Titanja wieder zu sich und begriff, dass es Tarock war, der sie zärtlich und voller Sorge in den Arm genommen hatte. Erneut versuchte sie ihre Augen zu öffnen, diesmal mit dem Ergebnis das ihr schlecht wurde und sie sich tierisch anstrengen musste sich nicht zu übergeben. „Titanja, oh Endimion sei dank du kommst wieder zu dir, ich hab schon gedacht ich verliere dich dieses Mal für immer mein kleiner Nervkrümel.“ Titanja versuchte zu lächeln, doch es wurde nur eine hässliche, blutverschmierte Grimasse daraus. Nervkrümel, ja so nannte er sie immer, versuchte sie damit zu ärgern, erreichte meist aber nur das Gegenteil, was sie sich nie hatte ansehen lassen. Eine Weile dauerte es bis Titanja soweit war, dass sie es wagen konnte aufzustehen. Fast hätte sie der Schmerz wieder in die Knie gezwungen, wäre da nicht Tarock gewesen, der sofort zur Stelle war um sie zu stützen. „Vorsichtig, nicht zu hastig du bist noch zu schwach, immerhin hast du eine Menge Blut verloren.“ „Es geht schon… es muss gehen, wir müssen die Anderen suchen, sicher sind sie auch verletzt. Was wenn meinem Vater was zugestoßen ist?“ flüsterte Titanja mit leiser, rauer Stimme. „Mach dir keine Sorgen dein Vater und Titanos sind stärker als sie aussehen.“ „Tarock, ich habe Angst.“ Flüsterte Titanja zitternd und kuschelte sich in Tarocks Arme. Er war immer da wenn sie Kummer oder Probleme hatte. Hörte ihr zu und verstand ihren Schmerz. Tarock war mehr für sie als ein einfacher Freund, nein er war eher so was wie ein Bruder für sie und das wusste er auch. Titanja war zu schwach um zu laufen und somit blieb den beiden nichts anderes übrig als die Nacht abzuwarten und zu hoffen, dass bald Hilfe kam. Der Morgen kam und der Dschungel war Gespenstisch ruhig, was ein schlechtes Zeichen war. Tarock machte sich große Sorgen, denn normalerweise hätten schon längst die ersten Vorläufer des Heeres hier vorbei kommen sollen. Und nicht nur das, zu allem Überfluss hatte Titanja in der Nacht auch noch hohes Fieber bekommen. Tarock atmete tief ein. „Titanja ich werde dich kurz alleine lassen und einen Erkundungsgang machen um zu sehen wo das Heer bleibt, du wirst dich in der Zwischenzeit hier verstecken und mucksmäuschen still sein.“ Titanja sah ihn völlig entgeistert an. „Du kannst mich hier jetzt doch nicht alleine zurücklassen. Wenn du gehst komme ich mit, egal was du denkst.“ Tarock seufzte angestrengt. „Ja gut ich nehme dich mit, überredet, es hat ja eh keinen Sinn mit dir zu diskutieren.“ Das kannte er schon von ihr, Titanja war halt ein Dickkopf und da hatte es wenig Sinn zu widersprechen. Nachdem Tarock behelfsmäßig mit ein paar Kräutern ihre Wunden versorgt hatte, machten die Beiden sich auf den Weg, das übrige Heer zu suchen. Es dauerte allerdings nicht lange und Tarock musste seine Freundin wieder stützen. Plötzlich blieb Titanja stehen. „Was ist los?“ fragte Tarock verwundert. Titanja sah noch oben in die Baumwipfel. „Hörst du das nicht?“ „Was?“ „Dieses Rauschen. Hör doch, es klingt wie das Wimmern verlorener Seelen, denen das Tor zum Totenreich verschlossen blieb.“ Und tatsächlich lag etwas seltsam Drückendes in der Luft. Etwas Schreckliches war passiert, das spürten die Beiden ganz deutlich. Jetzt noch mehr auf der Hut, gingen die Beiden weiter. Unter ihren Pfoten knackten leise kleine Äste und es wehte ein leichter Wind der ihnen nun den Gestank des Todes entgegen trug. Sie kamen ihrem Ziel mit jedem Schritt etwas näher. Das Heer. Dann stießen sie auf die ersten verstümmelten Leichen auf denen sich schon die Fliegen tummelten und Maden schmatzende Geräusche von sich gaben. Bei dem Anblick wurde Titanja plötzlich so schlecht, sodass sie sich übergeben musste. Doch da sie nichts im Magen hatte, erbrach sie nur dickflüssiges Blut. Tränen liefen ihr übers Gesicht, das war es was Rohme so wichtiges zu erledigen hatte und wovor König Titan sie schützen wollte. Darum war er so wütend geworden als sie nicht gehen wollte. Titan wollte sie nur beschützen. Wollte, dass sie das nicht sieht, nicht miterlebt. Laut weinend brach Titanja zusammen. Das war zu viel, sie konnte nicht mehr. Vorsichtig kniete sich Tarock neben sie und nahm seine kleine Freundin tröstend in den Arm. „Titanja, ich weiß du hast Angst aber wir müssen weiter, die anderen können nicht mehr weit sein, komm.“ Titanja sah ihn aus geröteten Augen an. „Und was wenn sie alle Tod sind, wenn keiner mehr am Leben ist? Tarock ich will das nicht, ich will nicht das meiner Familie etwas zugestoßen ist.“ Tarock drückte sie noch fester an sich und schloss die Augen. Auch er hatte Angst, Angst um Titanos, den Mann der ihm soviel bedeutete. Zwei Tränen rannen ihm langsam über die Wangen, dann fasste er sich wieder. Tarock durfte jetzt nicht schwach werden. Er wusste was er zu tun hatte. Sie mussten das Heer finden, es konnten unmöglich alle tot sein. Es dauerte eine ganze Weile bis Tarock es geschafft hatte Titanja soweit zu beruhigen, dass sie wieder aufstand um weiter zu gehen, wobei er dies schon bald bereute. Der Dschungel war überseht mit Leichen. Überall lagen abgetrennte Körperteile, Insekten und andere Aasfresser hatten bereits damit begonnen sich ans Werk zu machen. Die Luft war dick, feucht und stank widerlich nach Blut und Verwesung. Tarock und Titanja wurden von Brechreiz und Husten gequält. Der erbarmungslose Gestank war kaum auszuhalten. Gepeinigt davon hielt Titanja sich die Pfote vor die Nase. Doch es half nichts, der Gestank ließ sich nicht abschütteln. Schwer atmend gingen die Beiden weiter, Stück für Stück immer weiter, auf das schlimmste gefasst. Mit einem mal ging Tarock vor Schmerzen laut stöhnend in die Knie. Es schien als bekomme er keine Luft mehr. Keuchend drückte er sich die blutverschmierte Pfote auf die Brust. Beim gestrigen Kampf hatte er eine, mit einem Metalldorn besetzte Streitkeule, direkt in den Bauch bekommen und hatte davon eine böse Verletzung davon getragen, welche jetzt stark anfing zu bluten. Mit Schmerzverzerrtem Gesicht bohrte Tarock seine scharfen Krallen in den Boden. Er wusste, dass er wieder aufstehen musste. Egal wie. Tarock versuchte sich mit aller Kraft hochzustemmen, doch ein erneut aufsteigender Schmerz verhinderte dieses, sodass er wieder fast ohnmächtig auf den Waldboden fiel. Und als wäre das noch nicht genug, setzte sich ein hässlicher schwarzer Vogel mit langem, kahlen Hals auf einen der umstehenden Bäume und beäugte das Geschehen, auf eine leichte Beute hoffend. Das unheimliche Vogelwesen krächzte laut auf als Titanja einen großen Ast nach ihm warf. Eigentlich hatte das Tier Glück, denn sie verfehlte es nur um ein paar Zentimeter. Sie streifte das Tier nur leicht am Flügel. Darüber nicht amüsiert, flog der große schwarze Vogel ein paar Bäume weiter und sah Titanja wütend aus ungewöhnlich intelligenten Augen an. Wohl wissend, dass seine Zeit kommen würde, er musste nur warten. Den Vogel im Auge behaltend, kniete Titanja sich neben Tarock. Sie wollte ihm helfen, wusste jedoch nicht wie. Wie konnte sie das? Titanja hatte keine Ahnung wie man Wunden versorgte, sie konnte nun nichts weiter tun als hilflos zuzusehen und ihren Freund zu trösten. Es dauerte Stunden, bis sich Tarocks Atem wieder beruhigte und der unerträgliche Schmerz nachgelassen hatte. Tarock war froh darüber, dass Titanja bei ihm war und versuchte ihm zu helfen, auch wenn sies nicht konnte. Aber sie war bei ihm. Der Weg der vor ihnen lag, schien unendlich lang zu sein. Der Dschungel wurde in ein einziges Chaos verwandelt, Bäume waren entwurzelt und das Unterholz war so zertrampelt, sodass man es kaum noch wahrnahm. Es sah aus, als hätte man eine gigantische, blutige Bresche in den Wald geschlagen. Und immer wieder Leichen. Es wurden immer mehr. Mehr und mehr. Titanja fing erneut an zu weinen. Lange hielt sie das nicht mehr aus, dieses unendlich grausame Bild, das sich in ihren Gedanken fest fraß und wie ein nach Blut lechzendes Raubtier immer dann die grausamen Bilder vor ihrem geistigen Auge auftauchen ließ, wenn sie es am wenigsten erwartete. Gerade in dem Moment, in dem sie erneut zusammen zu brechen drohte flüsterte eine leise Stimme aus der Nähe: „Heiliger Sohn des Lebens, mächtiger Tarock, ihr seid zurückgekommen.“ Vor Freude zitternd warf sich ein schwer verletzter Krieger vor Tarock auf die Knie und senkte ehrerbietungsvoll den Kopf. Sein Zustand war eben so schlecht wie der von Tarock und Titanja, bei genauerer Betrachtung sogar schlimmer. Ihm wurden mehrere Rippen gebrochen und sein Rücken war eine einzige offene Wunde, welche bereits stark eiterte. Dickflüssiger Eiter quoll aus ihr hervor und ließ die Wunde feucht schimmern. Tarock trat mit einem gespielt gelassenen Schritt an den Krieger heran und sah besorgt zu ihm herunter. „Wo sind die Heilige Sonne und das Heer?“ Seine Stimme war zwar leise aber befehlend und streng, er duldete keine Ausflüchte oder gar Lügen. Nein er wollte eine Antwort. Vorsichtig sah der am Boden kniende Krieger zu ihm herauf, sein Mund formte stumme Worte der Verzweiflung. „Wir, wir sind angegriffen worden, es war ein Hinterhalt. Sie haben auf uns gewartet. Ich habe um mein Leben gekämpft Herr.“ Wimmerte der Mann leise und ohne wirklichen Zusammenhang. Tarock atmete hörbar ein und aus, so was hatte er sich schon gedacht. Umso mehr stieg seine Sorge, dass von dem gewaltigen Heer nicht viele überlebt hatten. „Wo sind die anderen?“, die Worte waren zwar immer noch gewohnt befehlend aber ohne aggressiven Unterton. Der verwundete Krieger sah erneut zu Tarock auf. „Sie sind nicht weit von hier auf einer Lichtung, seine Heiligkeit der große König Titan hat uns dort hin geführt, er lässt bereits nach euch und der heiligen Tochter suchen.“ Nun waren seine Worte nicht mehr so verwirrt. Mit dieser Antwort zufrieden, gab Tarock dem Krieger das Signal zum Aufstehen, welches ein kurzes Kopfnicken war. Erleichtert drehte Tarock sich zu Titanja um, die das ganze Geschehen schweigend mitverfolgt hatte. Der Krieger hatte recht, die Lichtung von der er sprach befand sich höchstens zwei Kilometer entfernt, in einem Teil des Dschungels, durch den ein kleiner, leise vor sich hin plätschernder Fluss lag, welcher frisches Trinkwasser mit sich führte. Mit letzter Kraft schleppten sich die Beiden zur Lichtung, wobei sie so gut es ging den verwundeten Krieger stützten. Kaum hatten sie die rettende Lichtung erreicht, kamen auch schon mehrere Männer zu ihnen gerannt um zu helfen. Sie nahmen ihnen den Verletzten ab und brachten ihn auf ein, aus Moos gebautes Lager, wo er sich ausruhen konnte. Doch der Anblick der sich ihnen hier bot war kaum besser als der vom Schlachtfeld. Überall saßen und lagen Schwerverletzte die nur mangelhaft versorgt werden konnten. Und in einer gesonderten Ecke der - recht kleinen - Lichtung lagen sorgfältig aufgebahrt dutzende von Leichen. Ein Wispern und Stöhnen dominierte die Geräuschkulisse. Es lag etwas Bedrückendes in der Luft, man konnte es schon fast berühren, so stark war das Gefühl. Titanja erschrak als sie plötzlich von hinten von zwei großen Pranken gegriffen wurde. Es war ihr Vater Titan, der sich freute seine Tochter, wenn schon nicht gesund dann doch aber lebend, wieder zu sehen. Es dauerte schier ewige Sekunden bis sie kapierte von wem Titanja da gegriffen wurde. Erleichtert drehte sie sich um und kuschelte sich unter Tränen in seine Arme. Kapitel 7: Titanjas Entscheidung -------------------------------- Kapitel 7: Titanjas Entscheidung Es dauerte eine ganze Weile bis sich die Aufregung endlich legte die sich wie ein eisiger Windhauch über das verbleibende Heer gelegt hatte. Und versuchte sie zu ersticken. Mit aller Macht auf ihre Seelen drückt um sie zu zerquetschen. Die Luft stank immer noch erbärmlich und durchdringend nach Blut, Verwesung und Tod, sodass einem schlecht wurde. Obwohl sich das verbleibende Heer mit letzter Kraft Richtung Norden geschleppt hatte, weg von den unzähligen Leiche die in der feuchtwarmen Luft schon nach wenigen Stunden zu verwesen begannen. Es waren nicht mehr viele von ihnen übrig und die die den Angriff überlebten, waren in einem grotesk schlechten Zustand. Offene eiternde Wunden, Knochenbrüche und ekelhaft vor sich in eiternde entzündete Insektenbisse. Nein das Heer bot keinen so imposanten Anblick mehr. Sie sahen eher jämmerlich aus. Der Teil des Dschungels durch den sie gingen war mit dichten dornigen Ranken durchzogen, welche sich wie böse Schlingen um die Füße und Beine der Krieger legten und sie festzuhalten schienen. Die Luft war feucht und schwül, sodass man kaum Atmen konnte und überall waren diese riesigen blutdurstigen Insekten, gegen die man sich kaum wehren konnte. Titanja marschierte neben Tarock der so gut es ging auf die kleine Löwin aufpasste. Auch ihr Zustand war kaum besser. Die Wunde an ihrem Rücken blutete in langsamem Tempo vor sich hin und die Erschöpfung machte sich nun mehr den je bemerkbar. Außerdem hatte sie leichtes Fieber. Schweißperlen liefen ihr übers Gesicht und die Haut glänzte dort wo sie nicht mit Dreck und Blut bedeckt war wie Wachs. Titanja konnte einfach nicht mehr, jeder Schritt war schwerer als der letzte und währe nicht Tarock neben ihr gewesen hätte sie sich längst hingesetzt um auszuruhen. Denn es war nicht nur die körperliche Müdigkeit die sie überfallen hatte, nein sie fühlte sich auch Geistig müde, ausgelugt und kraftlos. Doch sie wusste, dass das jetzt unmöglich war. Das Heer musste hier raus aus dem verdammten Dschungel, jede weitere Verzögerung bedeutete den Tod für viele von ihnen. Sie brauchten dringend Ruhe und medizinische Versorgung. Doch das war nicht das schlimmste für Titanja. König Titan hatte es sehr eilig damit, dass sie mit dem Heer voraus zu einem gigantischen Felsplateau ging. Was sie daran störte war, dass sie die ganze Zeit über schon Ausschau nach ihrem Bruder Titanos hielt. Diesen seit dem Überfall auf das Heer aber nicht mehr gesehen hatte. Langsam aber sicher beschlich Titanja ein seltsames Gefühl der Angst und das obwohl sie ihren Bruder doch erst vor wenigen Wochen in Kurun kennen gelernt hatte. Troz allem mochte sie ihn sehr. Sollte ihm etwas zugestoßen sein so würde Titanja sich das nie verzeihen. Irgendwann wurde sie von einer flüchtigen Berührung aus den Gedanken gerissen. Titanja drehte sich erschrocken um, es war Tarock der die ganze Zeit schweigend neben ihr ging und sie beobachtete und überhaupt fiel ihr auf wie still es war, den ganzen Marsch über hatte keiner der Krieger etwas gesagt. Schweigen hatte sich wie ein großes schwarzes Tuch über das gesamte Heer ausgebreitet und hüllte sie ein, isolierte sie vom Rest der Welt, sodass jeder mit seinem Schmerz alleine war. Alleine dachte Titanja: ‚letztendlich stirbt doch jeder von uns alleine.’ Titanja drehte sich gedankenverloren wieder weg und starrte mit leeren, müden Augen nach vorne direkt auf das undurchdringliche Unterholz. „Was ist los mit dir, Titanja? He! Bekomme ich auch eine Antwort?“ Tarocks Fragen schienen im Schweigen des Dschungel unter zu gehen. Geschluckt von dem tief dunklen grün und dem dichten Unterholz. Er legte seinen Kopf schief und legte die großen mit feinem Fell überzogenen Ohren an. „Titanja“ flüsterte er leise und im besorgten Ton, sodass sie es kaum gehört haben konnte. So schweigend gingen sie noch eine ganze Weile, bis die Sonne langsam unter ging und der Dschungel mit tanzenden Schatten übersät war. Irgendwann wurden die Bäume vor ihnen dünner und kleiner, das Unterholz lichter. Der Dschungel musste hier irgendwo zu Ende sein. Der Boden unter Titanjas Pfoten wurde steinig und hart, immer wieder rutschte sie auf dem von Geröll bedeckten Boden aus. Und grade als sie ihr Gleichgewicht nicht mehr halten konnte, zu fallen drohte, packte Tarock sie am Unterarm und hielt sie fest. „Vorsicht Titanja, der Boden ist hier uneben, aber wir haben es gleich geschafft es ist nicht mehr weit.“ Er sah sie aufmunternd an, versuchte sogar zu lächeln was ihm aber nicht ganz gelang, dazu war auch seine Erschöpfung zu groß. Durch seine Worte wieder mal aus ihren Gedanken gerissen sah sie Tarock an als bemerke sie erst jetzt das er die ganze Zeit neben ihr war und guckte ihn fragend an. „Was meinst du damit wir sind bald da?“ Titanjas Frage klang als habe sie den Sinn seiner Worte eben gar nicht verstanden. Verwundert starrte Tarock seine kleine Freundin an, sah dann nachdenklich zu Boden und wieder hoch zu Titanja. „Wir haben den Felsvorsprung gleich erreicht dann können wir uns alle ein wenig ausruhen.“ Titanja lächelt, aber es war kein echtes Lächeln und nur dazu gedacht Tarock und wohl auch sich selber aufzumuntern. Dafür geisterten ihr zu viele ungelöste Fragen im Kopf umher. Und vor allem eine Frage: Wo war Titanos und warum sind ihr Vater und Großvater zurück geblieben? Fragen über Fragen zu denen sie keine Antwort wusste. Tarock erging es nicht besser auch wenn er es nicht sagte, aber Titanja kannte ihn zu gut um nicht zu wissen was in ihm vorging und zu sehen das er genauso litt wie sie. Das von Geröll und kleinen Steinen überzogene Bodenbild wechselte langsam in festen Felsboden auf den große Steine und lose Felsbrocken lagen. Die Bäume waren nun so dünn das der Trupp ohne große Mühe in durchgehen konnte, Tarock hatte recht sie mussten ihrem Ziel schon ganz nahe sein. Aber woher wusste er das? Fragend wandte Titanja sich zu Tarock um, der mit seinen Gedanken ganz wo anders zu sein schien. Einen Augenblick lang überlegte sie ob sie ihn ansprechen und danach fragen sollte, ließ es dann aber. Über ihr war nun auch endlich der Himmel wieder zu sehen, den hatte sie schon die ganze Zeit über im Dschungel vermisst, denn durch die geschlossene Baumdecke war es unmöglich ihn zu sehen. Es war bereits Nacht und die Sterne leuchteten hell. Titanja atmete hörbar erleichtert ein. Vor ihnen erstrecke sich eine gigantische Plattform aus massivem Stein welche abrupt vor einer senkrecht nach unten führenden Schlucht endete. Ihnen bot sich ein majestätischer Anblick; sie standen direkt über dem Dschungel. Die Nacht war Sternenklar so das man Kilometer weit sehen konnte und leider sahen sie von hier oben auch die gigantische Schneise die durch den Überfall des schwarzen Heeres in den Wald geschlagen wurde. Und Titanja wurde das Geschehene wieder schmerzlich bewusst. Erleichtert ließ sie sich auf den harten Felsboden sinken, das Gestein fühlte sich angenem kühl an. Sie wollte nur noch ausruhen. Tarock sah sie besorgt an und setzte sich vorsichtig neben sie. „Jetzt brauchen wir nur noch zu warten.“ seine Stimme klang sanft aber irgendwie kraftlos. Titanja sah fragend zu ihm auf: „Woher weißt du das? Und woher wusstest du das wir hier her mussten?“ Tarock sah sie mit einem besänftigenden Lächeln an. „Ich war schon einmal hier oben, kurz bevor das Heer, das ich kommandiere, nach Awuh aufgebrochen ist. Wir wurden hier abgesetzt. “Und sah in den sternenklaren Nachthimmel hinauf, so als sehe er dort etwas, das sich irgendwo zwischen den Sternen versteckte. Titanja folgte fragend seinem Blick. „Awuh? Was oder wo ist das? Tarock löste seinen Blick vom Himmel und sah Titanja an. „Awuh ist ein kleines Königreich südlich von Kurun, etwas größer als Diamantina aber immer noch klein.“ Er stockte, atmete tief durch und sprach leise, fast flüsternd weiter, in seiner Stimme lag Wut aber auch Schmerz und Trauer. „Dort haben wir gegen eins von den schwarzen Heeren gekämpft und sind in einen Hinterhalt geraten, wie dumme Kinder sind wir in die Falle gelaufen. Es war meine Schuld ich war Heerführer, ich hätte die Falle erkennen müssen. Und nun sind sie alle tot bis auf ein paar Feiglinge die geflohen sind.“ Er ballte die Fäuste und schloss die Augen, sein Herz raste und schlug schmerzhaft. Titanja sagte nichts, was hätte sie auch sagen können, er war Heerführer und somit für die Krieger verantwortlich. Außerdem hatte er die Kriegserfahrung während sie eher ein ruhiges Leben auf der Erde geführt hatte. Vorsichtig legte sie ihm den Kopf auf die Schulter und schmiegte sich sanft an ihn. Seine Fell fühlte sich heiß und trocken an. Auch er schien Fieber zu haben. Und wenn es so war so ließ er es sich nicht anmerken. Tarock atmete hörbar ein und legte den Arm um Titanja. Der Rest des Heeres tat es ihnen gleich und ruhte sich aus, da wo es ging versuchte man Wunden zu behandeln oder zumindest zu reinigen damit sie sich nicht weiter entzündeten. Langsam aber sicher erwachte im Dschungel das Nächtliche leben, viele neue Geräusche wurden von einer leichten Brise zu ihnen rüber getragen. Einige von ihnen erinnerten an die schillernden Rufe von Affen andere wiederum an das Grunzen von Schweinen und doch ganz anders. So etwas hatte Titanja noch nie zuvor gehört. Doch das was sie hoffte zu hören, dass worauf sie schon seit Stunden wartete, war nicht zu hören. Nein, keine näher kommenden Schritte die aus der Dunkelheit zu ihnen hallten, nicht das leiseste Rascheln das verriet, dass ihr Vater zurück kam oder auch Tatarus. Einfach nichts. Enttäuscht schloss sie die Augen und lauschte dem Rauschen ihres eigenen Blutes, wollte sich ablenken aber es half nichts. Sie machte sich Sorgen um Titanos. Als die Nacht am tiefsten war und Titanja endlich eingeschlafen, kam auch König Titan zu ihnen zurück. Er setzte sich lautlos neben seine Tochter und legte den Arm um sie. Ließ sie aber weiter schlafen. Der Morgen kam und langsam ging die rot glühende Sonne über dem Dschungel auf. Mit ihr kam ein feuchtwarmer Windhauch, der die Gerüche von Grün und nahendem Regen mit sich brachte, Titanja in der Nase kitzelte und sie somit weckte. Titanja öffnete langsam die Augen, zuerst war um sie herum noch alles verschwommen dann aber lichtete sich der Nebel der vom Schlaf zurück blieb und sie sah genau in das Gesicht ihres Vaters der sie in den Arm genommen hatte. Das Fieber vom Vortag war zwar noch da aber sie fühlte sich besser. Gut genug um zu sehen, dass in den Augen ihres Vaters Trauer lag. Trauer die sie nur durch Zufall sah und die König Titan niemanden zeigen würde. Das Titanja seinen Schmerz sehen konnte war ein Zufall und es dauerte auch nur wenige Sekunden dann legte er seine Maske wieder auf. Er durfte Trauer oder gar Sorge nicht zeigen, er war ein König, vielmehr noch, ein Gott. Ein Gott der über ein sehr großes Land herrschte. Er musste Vorbild sein egal was passierte. ‚Seine eigenen Gefühle zählen nicht’ dachte Titanja nachdenklich. Sie wollte ihn was fragen, beließ es aber bei dem Versuch zu lächeln. „Es wird Zeit, das Schiff wird bald kommen“ sagte er befehlend. Keine Frage, er wollte das sie sich bereit machte, aber wofür und was für ein Schiff? Hier war doch weit und breit kein Wasser. Verwirrt sah sich Titanja um. Nichts. Tarock war nirgends zu sehen. ‚Wo der wohl schon wieder steckt?’ dachte sie sich und ging rüber zu ihrem Vater. Dieser schien sich offensichtlich nicht gerade darüber zu freuen, dass sie sich einfach neben ihn stellte. „Titanja“ sagte er mit lauter, drohender Stimme. Erschrocken sah diese ihn an. „Ja Vater?“ fragte sie verwundert. Das war die falsche Antwort, denn König Titan stellte seine schwarz weißen Nackenhaare drohend auf, sein Blick wurde hart und ernst, so kannte Titanja ihren Vater nicht. Nein mit diesem Verhalten wusste sie so gar nichts anzufangen. „Prinzessin Titanja, Nachtschatten, wen glaubst du vor dir zu haben? Es wird Zeit das du einige Dinge lernst bevor wir in Atlantis ankommen werden. Das Erste wird sein wie du dich mir gegenüber zu verhalten hast. In Zukunft hast du mich öffentlich und in offiziellen Bitten mit meinem Titel anzusprechen. Darüber hinaus wirst du mir deine Untergebenheit zeigen indem auch du dich vor mir verneigst und auch das wirst du ab sofort in der für eine Prinzessin offiziellen Form machen. Hast du mich verstanden?!“ fragte Titan streng und so das man keine Widerrede leisten konnte. Titanja nickte nur knapp bevor sie ganz zaghaft fragte: „Wie ist den die offizielle Form mein König?“ Titan sah die kleine Löwin an, sein Blick war unverändert hart und undurchdringlich, nein seine Gedanken konnte man nicht in den Augen lesen. König Titans Antwort kam schnell: „In der Kurzform kniest du dich hin, das rechte Bein aufgestellt und den Oberkörper aufrecht gehalten, die Arme kreuzt du über der Brust. Du hast immer dein Zepter in der linken Hand zu halten, wenn du es nicht dabei hast ist diese zur Faust zu ballen, den Kopf und deinen Blick hast du so lange zum Boden gesenkt zu halten bis du entweder von mir angesprochen wirst oder ein kurzes Kopfnicken bekommst. Das Nicken kann in dem Fall auch das Signal zum aufstehen sein.“ Titan sah seine verblüffte Tochter noch einen Herzschlag lang an, bevor er sich von ihr ab wand und sich wieder dem Heer widmete. Titanja spürte das sie sich das jetzt nicht mehr erlauben durfte, nein ein zweites mal würde König Titan keinen Fehler dieser Art verzeihen. Die Schonfrist war vorbei. Ein für allemal vorbei. Sie stand für eine ganze Weile noch wie angewurzelt da und erwachte erst aus ihrer Starre als ein paar kleine Wassertröpfchen in ihr Gesicht fielen. Sie sah zum Himmel. Die Wolken haben sich zu einer großen grauen Decke vereint und machten nun Anstalten ihre nasse Fracht auf die Erde nieder fallen zu lassen. Aus ein paar Tröpfchen wurden mit einem mal unzählige, sodass Titanja sich Schutz unter einem Baum suchen musste. ‚Das war kein Regen’ dachte sie ‚das war ein sintflutartiger Wasserfall was da vom Himmel fällt.’ Innerhalb von Sekunden war alles nass. Doch unter dem Baum ging es einigermaßen. Titanja setzte sich und bettete den Kopf auf den Knien. Ein leises Seufzen drang aus ihrer Kehle, kaum hörbar und doch laut genug, sodass Tarock es hören konnte. Der stand nämlich mit einem mal neben ihr und sah sie an. „Wo hast du den die ganze Zeit gesteckt?“ fragte Titanja ihn ohne sich zu ihm umzudrehen. Tarock trat einen Schritt näher und setzte sich zu ihr. Er wirkte müde so als habe er die Nacht überhaupt nicht geschlafen. „Ich habe die Umgebung abgesucht.“ Erwiderte er knapp und völlig tonlos. „ Du hast ihn gesucht nicht war?“ „Ja aber ich konnte nicht die geringste Spur von Titanos entdecken, er ist weg Titanja.“ Diese drehte sich nun doch zu Tarock um und sah ihn an. „Nichts?“ fragte sie hoffend das er doch was gefunden hat was darauf hinweisen könnte wo Titanos war. „Nichts, absolut nichts.“ Antwortete er und sah einfach nur zu Boden. So saßen die beiden stundenlang einfach nur da. Der Regen war vorüber und der Himmel klarte bereits wider auf. Titanja sah auf als Tarock sich mit dem Oberkörper tief an den Boden drückte, aufstand und ging. Erst jetzt bemerkte sie, dass König Titan neben sie getreten war und sie stumm anschaute. Sie verneigte sich vor dem Heiligen Gott der Sonne so wie er es von ihr verlangte. Titan nickte knapp „Gut“ sagte er und sah zum Himmel. „Die Darsilver wird bald in der Umlaufbahn des Planeten sein, halte dich bereit ich will dich nicht suchen müssen, hast du mich verstanden Titanja?!“ Seine Worte waren keine Frage sondern ein Befehl der ausgeführt zu werden hatte, das spürte Titanja und erwiderte nur ein „Ja mein König.“ Dieser sah sie nur stumm an und nickte dann. Und als er sich umwand um zu gehen sah Titanja ihn an: „Vater wo ist Titanos?“ König Titan drehte sich um, in seinen Augen flackerte Wut auf. Wut darüber, dass sie es schon wieder wagte ihn einfach so anzusprechen. Sich nicht an die korrekte Anrede hielt und seinen Befehl diesbezüglich ignorierte. Doch er antwortete. Ein letztes Mal würde er noch verzeihen, doch dann war die Schonfrist für seine Tochter ein für allemal abgelaufen. Er duldete kein Ungehorsam mehr. „Titanos konnte nicht gefunden werden es gibt jedoch Anzeichnen dafür, dass er in Gefangenschaft geraten ist. Es wird ein erneuter Suchtrupp ausgesandt sobald wir in Atlantis sind.“ Seine Worte klangen hart und doch glaubte Titanja ein Anzeichnen von Sorge und Trauer darin zu hören. Es konnte ihm nicht völlig egal sein, nein Titanos war sein Sohn. „Vater dann können wir hier nicht weg, nicht ohne Titanos.“ Dies sagte sie lauter als es angebracht war. Die Wut in seinem Gesicht wurde nun noch deutlicher, Titanja hatte es übertrieben. „Es reicht Titanja, du widersetzt dich ständig meinem Befehl, widersprichst und nun verlangst du, dass das Heer hier bleibt und einen Einzelnen sucht. Du willst ein ganzes Heer für ein Leben opfern? Ja? Ist es das was du willst, Titanja? Komm, sieh dich um, was siehst du? Die Krieger sind am Ende, hier zu bleiben hieße sie in den sicheren Tod zu schicken. Nein dazu hast du kein Recht! Titanos ist stark, er wird sich alleine befreien.“ „Aber…“ „Nichts aber! Titanja ich werde mich nicht noch einmal wiederholen.“ „Wir können ihn nicht hier zurück lassen“ schrie Titanja. Titan ballte die Fäuste. „Was willst du tun?“ brüllte er. „Ihn suchen, lass mich und Tarock hier.“ Titan lachte bitter. „Er ist nicht mehr auf diesem Planeten kapier das. Und du bist viel zu schwach, sieh dich an du bist verletzt, kannst dich kaum mehr auf den Beinen halten. Du bist nicht einmal fähig gewesen mit dem Silverfighter auf Kurun zu landen, und nun willst du ihn suchen, womöglich noch befreien. Du kannst nicht kämpfen Titanja. Nein, dich lass ich garantiert nicht hier.“ Damit war für König Titan das Thema beendet und er wandte sich zum gehen. „Doch das kann ich, ich habe mich im Dschungel auch verteidigt.“ Rief die kleine Löwin. Titan drehte sich erneut um und ging auf sie zu, er sah sie an und ohne ein Wort zu sagen trat er plötzlich zu. Blitzschnell riss er sie von den Beinen und schlug mit der flachen Pranke noch einmal nach, genau auf ihr Brustbein. Titanja fiel wimmernd zu Boden, sie hatte nicht damit gerechnet und der Schlag kam zu schnell, sie hatte ihn nicht einmal gesehen. Kopfschüttelnd trat Titan näher „Kämpfen nennst du das? Pah sieh dich an du liegst wimmernd im Dreck.“ Titan lachte noch einmal abfällig und ging, er ließ sie einfach am Boden liegen. Titanja ballte hilflos die Fäuste im Zorn und rappelte sich unter Schmerzen auf. Es reichte, das würde sie sich nicht gefallen lassen. Auf wackelnden Beinen lief sie König Titan nach, ergriff ihn an der Schulter und schlug mit voller Wucht zu. Titan parierte den Schlag spielend leicht indem er den Kopf einfach ein Stück zu Seite neigte. Dann ergriff er ihre geballte Faust und drehte ihr mit voller Wucht den Arm um. Titanja schrie auf vor Schmerzen und fiel erneut zu Boden, sie hielt sich den Arm der leicht verdreht vom Körper weg hing. Er war ausgekugelt. Erneut lachte er abfällig. „Kämpfen nennst du das?“ Titanja senkte den Blick, sie wollte ihrem Bruder doch nur helfen. Wollte ihn hier nicht alleine lassen. Und doch hatte Titan Recht. Kämpfen konnte sie nicht, jedenfalls nicht so. „Dann bringt es mir bei, mein König.“ Keuchte sie heiser und ohne den Blick zu erheben. Titan bückte sich zu ihr und fasste ihr ans Kinn. „Du willst Kämpfen lernen? Meinst du kleiner Jammerlappen, dass du das schaffst?“ „Ja ich will es lernen, koste es was es wolle.“ „Ha! Titanja es ist nicht leicht, schmerzhaft und voller Entbehrungen. Nun gut, so sei es. So bald wir unser Ziel erreicht haben gehst du bei Tarock in die Lehre.“ Sagte er mit erhobener Stimme und verschwand in einem hellen Lichtschein so wie schon einmal auf Kurun. Titanja stand auf und ging wider zu dem Baum, unter dem sie schon die ganze Zeit gesessen hatte. Kapitel 8: Dem Ziel nahe ------------------------ Kapitel 8 Dem Ziel nahe Titanja hatte Stunden so da gesessen, einfach nur da gesessen und in den Himmel geguckt. Sie musste nachdenken über ihre Entscheidung und über die Reaktion von König Titan. So kannte sie ihn nicht, kannte sie ihren Vater überhaupt? Wohl kaum. Dazu waren sie viel zu viele Jahre voneinander getrennt gewesen. Titanja verbrachte ihr ganzes bisheriges Leben auf der Erde im Herzen Diamantinas wo sie ein langweiliges Leben unter Menschen geführt hatte, die immer noch glaubten sie seien das einzige intelligente Leben im unendlichen All. Wie dumm der Gedanke doch war. Sie war dort geboren und wuchs bei einer menschlichen Mutter auf, die sie immer gut behandelte, aber nicht wusste, dass ihre Tochter nur zur Hälfte ein Mensch war. Nein sie wusste es nicht und nicht nur das, Titanja hatte das ewige Versteckspiel so satt. Jetzt würde ein neuer Lebensabschnitt für sie beginnen. Mit leisen Schritten trat Tarock auf die kleine Löwin zu, blieb einen Moment stehen und setzte sich dann doch zu ihr. Er war sich nicht ganz sicher ob sie seine Gesellschaft jetzt haben wollte, immerhin war der Streit vor ein paar Stunden laut genug gewesen, sodass es alle mitbekommen hatten. „He wie geht es dir? Tut es sehr weh?“ Fragte er leise und sah nach oben. Titanja sah ihn irritiert an. „Du hast den Streit mitbekommen?“ „Ja ihr wart so laut, dass man es unmöglich nicht mitbekommen konnte und ich freue mich insgeheim darüber das ich die große Ehre haben werde dir das Kämpfen beizubringen. Natürlich werde ich nicht dein einziger Lehrer sein, da bin ich mir sicher. Der Heilige König der Sonne wird deine Ausbildung wohl kaum dem Zufall überlassen. Titanja, das wird schon wieder.“ Er sah die kleine Löwin aufmunternd an und versuchte sogar zu lächeln, was ihm aber nicht ganz gelang, denn auch er schaffte es nicht die Angst um Titanos und den Schmerz zu verbergen. „Ich hoffe nur das war die richtige Entscheidung?“ Flüsterte Titanja leise, mehr zu sich selbst als zu Tarock. „Da bin ich mir ganz sicher, mach dir keine Sorgen. Auch wenn es so aussehen mag, aber der Heilige König hat die Suche noch nicht aufgegeben. Bitte hab Vertrauen. Ich weiß, es fällt dir im Moment schwer.“ Tarock stand auf und wandte sich zum Gehen, denn auch er hatte ein Unwohles Gefühl. Ja er machte sich große Sorgen um seinen Freund und Lebenspartner. „Titanja“ sagte er leise ohne sich umzudrehen, „Halte dich bitte bereit. Wir brechen gleich zur Weiterreise auf.“ Und ging ohne ein weiteres Wort. Es dauerte nicht lange und im provisorisch errichteten Lager machte sich Hektik breit. Soldaten huschten von einer Seite zur anderen und sammelten dabei das Bisschen Gepäck auf, das sie noch bei sich hatten. Andere wiederum trugen die Schwerverletzten auf das Plateau und legten sie nebeneinander. Titanja beobachtete das Treiben neugierig. ‚Welchen Grund das wohl hat’ dachte sie. Auf einer anderen Seite des Plateaus lagen die Leichen der gefallenen Krieger fein säuberlich nebeneinander. Leider waren sie nicht bedeckt, sodass man die schrecklichen Wunden deutlich sehen konnte. Und auch die voranschreitende Verwesung fiel einem sofort ins Auge. Oder besser gesagt: in die Nase. Die Körper hatten ein merkwürdig blasses grau angenommen. Ja fast weiß bei einigen. Und an manchen Stellen begann das Fleisch sich schon aufzulösen. Es hing teilweise in Fetzen von Knochen herunter. Der Gestank und die vielen Fliegen waren auch kaum noch auszuhalten. Nein es war kein sehr angenehmer Anblick. Titanja löste ihren Blick von der schaurigen Szene und ging in Richtung Tarock der gerade damit beschäftigt war den Soldaten Anweisungen zu geben die Titanja nicht ganz verstand. Sie blieb neben ihm stehen und beobachtete das Treiben. „Los los,, bringt die Verwundeten rüber! Schnell, ordnet sie im Kreis an! Nun los, Beeilung.“ Irgendwie verstand Titanja den Sinn dieser Anweisungen nicht. Was sollte der Blödsinn? Tarock selbst war viel zu beschäftigt um sie jetzt zu beachten. Er ignorierte sie völlig, was Titanja natürlich nicht passte. Verächtlich schnaubte sie laut und ging dann wider in Richtung Baum. „Du brauchst dich gar nicht wieder unter den Baum verkriechen“ sagte Tarock, „Wir werden gleich abgeholt, der große König der Sonne ist auch schon voraus, also mach mir nicht noch Ärger hast du verstanden?!“ Na toll, jetzt fing Tarock auch noch so an wie ihr Vater. Das war zu viel. Titanja stieß einen kleinen Stein voller Wut mit der Pfote weg, welcher laut polternd über den Felsboden rollte und direkt vor Tarock zum stehen kam. Dieser drehte sich uninteressiert zu ihr um und sah sie verständnislos an. „Hör auf zu Bocken, dafür ist keine Zeit. Das kannst du machen wenn wir oben sind.“ ‚Was heißt hier eigentlich oben?’ wunderte sich Titanja und legte die Stirn in Falten als helfe das was. Egal was sie jetzt tun oder sagen würde, Tarock würde ihr keine Antwort geben jedenfalls noch nicht. Sie musste sich wohl oder übel noch etwas gedulden. Es dauerte nicht lange und Tarock reif sie zu sich. Zwar nur mit einer Handbewegung aber unmissverständlich. Titanja eilte mit schnellen Schritten zu ihm und blieb neben Tarock stehen. Der sah die kleine Löwin mit einem schief wirkenden Lächeln an. Was das wohl schon wider zu bedeuten hatte? Die Krieger um sie herum kamen näher und bildeten einen großen Kreis. Titanja drehte sich um und es schienen alle um sie herum zu stehen, sogar die Toten hatte man in ihre Mitte gelegt. Dann tat sich was. Am Himmel brachen mit einem mal die Wolken auf. Ein großes silbernes Etwas kam schnell auf sie zu gerast. Titanja kniff ihre Augen zusammen um mehr erkennen zu können doch das brachte rein gar nichts. Die Sonne spiegelte sich auf dem Metall und blendete sie. Ein leises, kaum wahrzunehmendes Surren erfüllte die Luft um sie herum und ein weißer, greller Lichtblitz schloss das Heer ein. Nichts. Titanja hatte das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren, ähnlich wie beim Fahren mit einem Fahrstuhl, nur schlimmer. Dann wurde ihr schlecht und schwindelig. Um sie herum schien es nur noch grelles Licht zu geben. Dann Dunkelheit. Titanja hatte das Bewusstsein verloren. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen, die leicht geschwollen waren. Nur um dann schon wieder vom grellen Licht geblendet zu werden. Dieses Mal war es allerdings eine kleine Lampe die ein weißes Licht verströmte. Sie war klein, ja eigentlich zu winzig um so hell zu sein und doch schaffte das Ding es sie zu blenden. Was ja auch kein wunder war, denn Titanja lag auf dem Rücken in einem kleinen, recht unbequemen Bett. Sie sah sich um. Neben ihr stand ein schlichter, aus Metall bestehender Nachttisch und an der Wand hingen zwei Metallregale auf denen Medikamente und Verbandsmaterial lagerten. Erst bei deren Anblick fiel ihr auf, dass auch ihre Wunden säuberlich verbunden waren. Außerdem hatte jemand ihre abgeschürften Stellen mit irgendeiner gelben Salbe eingerieben die furchtbar stank. Noch einmal ließ sie ihren Blick durch den Raum wandern. Nein auch beim zweiten Mal wurde er nicht größer. Er war ungefähr zweimal zwei Meter lang, kaum genug Platz um sich richtig bewegen zu können. Aber so wie es aussah sollte sie es auch gar nicht. Erst jetzt bemerkte Titanja das Glas mit Wasser auf dem Nachttisch und als sie danach griff fiel ihr die Ansammlung der verschiedensten Pillen, die daneben lagen, auf. Missmutig rollte sie mit den Augen. Diese Dinger würde sie ganz bestimmt nicht nehmen. Also schnappte sie sich bloß das Wasserglas und leerte es in einem Zug. Es war kühl und angenehm. Nach einem Weilchen stand sie auf und ging zu Tür. Oder besser gesagt zu dem was sie für die Tür hielt. Es handelte sich um ein flaches Gebilde, das in die Wand eingelassen wurde. Doch gab es nirgends einen Türdrücker oder ähnliches. ‚Wie soll man das denn aufbekommen?’ Misstrauisch steuerte sie langsam auf die Stelle zu und blieb in einigen Schritten Entfernung davor stehen. Ein leichtes, kaum hörbares Surren erklang, als sich das Gebilde in viele kleine Platten auflöste und auseinander ging. Also doch die Tür. Dahinter lag ein Gang genauso schlicht und auch dort leuchteten überall die winzigen weißen Lampen an den Wänden. Dort wo keine Lampen waren sah man auch die flachen Ausbuchtungen. Türen. Titanja spitzte ihre Ohren und lauschte. Nichts. Alles war still, es schien Niemand hier unterwegs zu sein. Wo Niemand war konnte sich auch keiner aufregen wenn sie eine Erkundungstour machen würde. Also machte sie sich auf den Weg. Titanja entschied sich nach links zu gehen, rechts währe sicher auch gut gewesen. Egal, der Gang sah in beiden Richtungen gleich aus. Also was soll’s. Nach mehr als geschätzten zwanzig Minuten gabelte sich der Weg endlich. Erneut schaute sie in beide Richtungen nur dieses Mal fiel ihr die Wahl leichter, denn im rechten Gang brannten die Lampen jetzt im zarten blau, was sie als angenehmer für die Augen empfand. Das blaue Licht war aber auch schon das einzige was hier anders war. Laut schnaufend lehnte sie sich gegen die Wand. Irgendwie machten ihre Wunden sich bemerkbar. Kaum hatte Titanja es geschafft das Pochen in ihrer Schulter zu ignorieren öffnete sich die vermeintliche Wand und sie viel mit einen lauten Klatschen rückwärts in den nächsten hell beleuchteten Bereich. Hier war es nicht mehr so still. Und als sie die Augen wieder öffnete, starrten sie alle an. Einige lachten sogar. Das war peinlich. Titanja lag da wie eine Schildkröte auf dem Rücken, die nicht mehr hoch kam. Irgendwer reichte ihr seine Hand und half ihr hoch. Als Titanja sich zu ihrem Helfer umdrehte sah sie in das Gesicht eines jungen Gottes, der wohl auch schon einiges hinter sich hatte, denn sein Oberkörper und seine Arme waren übersäht mit kleinen Schnitten und unzähligen Verbänden. „Ich bin Jahun, Sohn des Seth“ stellte er sich vor. „Und du bist?“ „Titanja“ antwortete sie knapp und mit dem Blick nach unten gerichtet. „Verzeiht Tochter der heiligen Sonne, dass ich euch nicht sofort erkannt habe.„ „Wie auch, wir sind uns doch noch nie begegnet.“ Titanja war über Jahun’s Reaktion leicht verwundert, was sollte das? „Nein wohlgemerkt ich hatte noch nicht die große Ehre einem Nachkommen der Heiligen Sonne zu begegnen. Doch gibt es unzählige Schriften in den die Blutsfade der großen Sonne beschrieben sind. Bitte Verzeiht mir meine Dummheit.“ Jahun kniete sich zum Zeichen seiner Untergebenheit vor Titanja hin. Auch die ringsum stehenden taten es ihm gleich, sodass Titanja die einzige im Raum war die stand. Die Situation war ihr echt peinlich und sie begann sich zu fragen was das eigentlich soll. Nervös trat sie von einen Bein aufs Andere. „Lasst den Scheiß… steht wieder auf, das reicht jetzt.“ Die letzten Worte hatte sie viel zu schnell hinzugefügt. Jeder musste erkannt haben wie unerfahren sie ist. „Verzeiht“ flüsterte Jahun und erhob sich wieder. „Wollt ihr vielleicht etwas essen Tochter der Heiligen Sonne und des Lichts?“ Essen klang nicht schlecht immerhin hatte sie seit Wochen nichts richtiges zwischen die Zähne bekommen außer die Medikamente ihres Vater. „Ja gerne, was gibt’s denn?“ „Alles worauf ihr Appetit habt, sagt mir nur was ihr gerne hättet.“ „Hähnchen wer echt nicht schlecht mit lecker Soße und Gemüse.“ „Wie Bitte? Was möchtet ihr essen eure Heiligkeit? Ich habe euch nicht richtig verstanden, verzeiht.“ Die Situation war Jahun sichtlich unangenehm. Er fummelte dauernd nervös an dem großen Fernand am Oberkörper herum, ja den Knoten hatte er fast schon auf. „Huhn mit Gemüse.“ „Selbstverständlich eure Heiligkeit, ich werde dem Koch sofort bescheid geben.“ Kaum hatte Jahun seine Worte beendet lief er auch schon in großen Schritten davon. Um Titanja herum war es verdammt stil geworden. Niemand traute sich sein Gespräch wieder zu beginnen oder eins mit ihr anzufangen. Alles in allem war sie auch echt glücklich darüber, denn Bock zum quatschen hatte sie grad keinen. Ja besser wäre, wenn man sie einfach in Ruhe ließe. Titanja sah sich in dem runden Raum um. Die Decke war recht hoch, an den Wänden hingen Figuren die Lampen in den Händen hielten, welche ein angenehmes gelbes Licht verstrahlten. Der Boden war an den Wänden mit Kissen ausgelegt auf die man sich setzen konnte. Stühle gab es nicht. Titanja zuckte einfach mit den Schultern und setzte sich an die Wand auf ein dickes Kissen, welches recht bequem war. Auf jeden Fall bequemer als das harte Bett auf dem sie aufgewacht war. Titanja schloss ihre Augen und atmete ein paar Mal tief ein. Sie konzentrierte sich auf das Rascheln und das Atmen der Personen um sie herum. Ihr Herz schlug sanft und gleichmäßig, was leider in der Vergangenheit nicht immer so gewesen war. Ja es tat gut. Tief in Ihr regte sich noch was anderen, etwas unnatürliches. Titanja verdrängte das Gefühl in ihrem Kopf und ignorierte es wie schon so oft. Wohl wissend, dass sie ohne aber nicht imstande währe weiter zu leben. Und doch schaffte sie es immer wieder die Wahrheit zu vergessen. Bis zum nächsten mal. Irgendwann würde sie sich nicht mehr wehren können, dann muss sie es zulassen oder stirbt. Doch noch glaubte sie Zeit zu haben. Tarock wurde beim Training unterbrochen, ein Bote kam zu ihm geeilt. „Großer Sohn des Lebens, verzeiht meine Frechheit euch zu stören, doch ich habe eine Nachricht von der heiligen Sonne für euch.“ Der Mann war ein Mensch und kniete sich unterwürfig auf den Boden, sein Herz raste er stank förmlich vor Angst. „Was soll die verdammte Störung schon wieder! Los sag was du zu sagen hast und verschwinde.“ Tarock hasste es wenn man ihn unterbrach und heute war es nun schon das zehnte Mal. Dauernd rief man ihn wegen irgend so ner Kleinigkeit. Langsam bekam er das Gefühl nur von Idioten umgeben zu sein und der Kerl vor ihm war wohl der nächste. „Die heilige Tochter der Sonne ist erwacht, König Titan Herr über Atlantis und der Sonne schickt euch sich um sie zu kümmern.“ „Titanja ist wach? Na das wird aber auch mal Zeit, wo ist sie grade?“ „Im kleinen Aufenthaltsraum der Krankenstation.“ „Gut, sehr gut und nun verschwinde bevor ich mich vergesse.“ Tarock freute sich darüber das die junge Prinzessin wieder wach war, hatte sie doch lang genug geschlafen. Er machte sich auch gleich auf den Weg zu ihr. Doch vorher ging Tarock noch auf einen kleinen Abstecher in die Küchen. Diese waren groß und steril, kein Ort wo sich Ungeziefer wohl fühlte. Tarock öffnete die riesigen Haupttüren und stand mitten drin im Gewusel. Um ihn herum lief das Küchenpersonal und verrichtete eilig seine Arbeit. Das Ganze erinnerte ihn irgendwie an Kakerlaken, die sich in ihren Löchern verkrochen sobald man das Licht anmachte. Als eine junge Frau aus dem Personal ihn erkannte, ließ sie die Teller die sie trug fallen. Ein lautes Klirren echote durch die gesamte Küche als die Teller am Boden zerschellten. So auf den Gast aufmerksam geworden warfen sich alle auf die Knie. „Das wurde ja auch mal Zeit“ fauchte Tarock. „Wo ist der Küchenchef? Er soll seinen Arsch sofort hierher bewegen und zwar schnell.“ Ein dicker Mann löste sich vom Boden hinter einem der großen metallenen Arbeitstische. Seine Haare waren kurz und sein Gesicht wirkte aufgequollen. Der Mann trippelte vorsichtig auf den großen Gott zu. Er zitterte vor Angst und kniete sich dann wieder vor Tarock auf den Boden. „Was darf ich für euch tun großer Sohn des Lebens, Führer unzähliger Schlachten?“ Tarock musterte denn Dicken von oben herab. Auch der zweite Blick ergab nicht mehr, denn der Mann war ein feiger nichtsnutziger Mensch und schürte seine schlechte Laune nur mit dem Gewinsel. „Einen großen Teller warme Suppe, leicht und ohne Fleisch, was könnt ihr mir bieten?!“ Seine Stimme klang hart und duldete keinen Widerspruch. Der Dicke rappelte sich umständlich auf ohne dabei den großen Gott anzusehen. Mühsam lief er zu einen der Töpfe die auf einen der unzähligen Herde vor sich her köchelte. Er nahm sich eine Schöpfkelle und rief eines der Küchenmädchen zu sich. „Los bring mir einen Großen Teller.“ Die Kleine hörte sofort und reichte ihm einen tiefen Teller, auch ihre Hände zitterten vor Aufregung, hatte man doch nur selten so hohen Besuch hier. Der Küchenchef füllte den Teller eilig bis zum Rand, wobei er sich bemühte nichts zu verkleckern. Mit dem Teller in der Pfote machte sich Tarock nun auf den Weg zur seiner kleinen Freundin. Er hatte den medizinischen Berech schnell erreicht. Als er den runden Raum betrat entdeckte er Titanja mit geschlossenen Augen an der Wand sitzend. Es schien ihr nicht besonders gut zu gehen. Kleine Schweißperlen liefen ihr übers Gesicht und die Augen bewegten sich hektisch unter den Lidern. Tarock machte eine eindeutige Kopfbewegung an die anderen Personen im Raum die ihnen Befahl diesen sofort zu verlassen. Anschließend setzte er sich neben die kleine Löwin und beobachtete sie eine Weile. Zu schlafen schien sie nicht, was ja für Titanja üblich gewesen wäre. Nach ein paar Herzschlägen tippte er sie schließlich vorsichtig an. „He, Titanja, alles klar? Ich hab was zu futtern für dich.“ Durch Tarocks Worte aus den Gedanken gerissen öffnete Titanja die Augen. Was zu essen, na endlich. Sie sah ihn an und dann auf den Teller mit dünner, fast kalter Suppe. „Wien Huhn sieht das aber nicht aus.“ Bemerkte sie spitz. „Nein du bekommst vorerst nur Schonkost gewöhn dich am besten schon einmal daran.“ „Was soll das denn schon wieder heißen, kriegt man hier den nicht mal was Anständiges zu beißen? Oder was soll der scheiß?!“ „Nein Titanja, du bekommst feste Nahrung sobald dein Gesundheitszustand wieder in Ordnung ist.“ „Sobald dein Gesundheitszustand wieder in Ordnung ist“ äffte sie ihn nach. „Son Quatsch ihr tut als würde ich gleich Tod umfallen.“ Das passte ihr gar nicht. „Nun hab dich mal nicht so, das Ganze ist Befehl von König Titan, ach ja, da fällt mir ein: hast du deine Tabletten genommen?“ „Welche?“ „Ich meine die, die neben deinem Bett auf dem Nachttisch lagen.“ „Nein ich habe die Dinger nicht genommen, warum auch? Du weißt ganz genau was ich von Tabletten halte!“ „Ach was, weiß ich das?! Titanja, die Medikamente sind nur zu dem Zweck da, deine Wunden schneller heilen zu lassen und die Schmerzen zu lindern, also führ dich nicht so auf.“ Und als wäre es nicht genug, griff er in eine kleine Tasche die er um die Hüften trug und holte ein paar Dosen heraus. Titanja musste nicht hellsehen können um zu wissen was darin war. Tarock reichte ihr die Tabletten. „Hier nimm und diesmal schluckst du sie auch, verstanden?!“ Titanja verzog trotzig das Gesicht als sie die Dinger entgegen nahm. Zugegeben viele waren es nicht aber es ging ihr ums Prinzip. „Muss das sein?“ Fragte sie mit flehendem Blick. „Ja und nun runter damit.“ Tarock hatte manchmal endlos Geduld, die brauchte er bei ihr auch. Als Titanja die Dinger endlich geschluckt hatte, reichte ihr Tarock den Teller mit der Suppe und das grade rechtzeitig, denn ihr wurde langsam schlecht vor Hunger. Tarock beobachtete die Kleine wie sie in aller Ruhe ihr Essen verdrückte. Zugegeben, sie war manchmal ne olle Zicke aber er mochte sie trotzdem. Waren sie doch seit schon immer Freunde gewesen, ja fühlten sich sogar als Geschwister, obwohl sie nicht im Geringsten miteinander verwand waren. „Wir werden die nächsten zwei Wochen mit der Darsilver unterwegs sein und nur einen kleinen Zwischenstopp einlegen, wo genau kann ich dir aber noch nicht sagen da es noch geheim ist.“ Titanja verschluckte sich erst einmal an der Suppe bevor sie es schaffte zu antworten. „Darsilver also, und dieses Ding ist auch sicher ja?“ „Mach dir darum mal keine Sorgen das Raumschiff selbst ist von deinem Vater entwickelt und gebaut worden, die Außenhaut besteht ausnahmslos aus Königstitan und ist somit unzerstörbar.“ Versuchte Tarock sie zu beruhigen. „Ach so und wir fliegen jetzt sozusagen zum nächsten Planeten oder wie darf ich das verstehen? Und wer sagt eigentlich das Königstitan unzerstörbar ist? So wie ich das mitbekommen hab, kann eine Klinge aus Endimtitan es sehr wohl zerschneiden.“ Protestierte sie lautstark und sie wusste das sie damit recht hatte, denn keine Klinge war schärfer als eine aus Endimtitan geschmiedete. Nur gut das diese so selten waren. „Du bist und bleibst ein Klugscheißer Titanja. Ja du hast recht Endimtitan ist besser und kann die Außenhaut zerstören aber kannst du mir auch sagen wo so eine Klinge plötzlich herkommen soll?“ Verteidigte sich Tarock, was wenig Sinn hatte, denn Titanja beharrte auf ihre Meinung. „Wenn du wüsstest Tarock.“ „Was soll das jetzt schon wieder heißen hm?“ „Nichts, ist unwichtig.“ „Titanja was weißt du? Wenn sich dieses Metall an Bord befindet, musst du das melden. Es könnte uns allen gefährlich werden.“ „Ja und willst du damit sagen ich wäre eine Gefahr für euch, oh danke das du so über mich denkst.“ „Wie? was? DU? Aber wie?“ „Nun tu nicht so als wüsstest du nicht wovon ich rede ja. Du hast deinen Arm verloren und er wurde ersetzt. Und auch ich wurde nach der Auseinandersetzung mit Romeos wieder zusammengeflickt. Das ist alles.“ „Es tut mir leid, ich habe nicht mehr daran Gedacht, ich wusste nicht das es so schlimm war. Und…“ „Es gibt kein und, es ist egal, Vergangenheit ich will über dieses Thema jetzt nicht reden.“ Unterbrach sie ihn. Titanja hasste dieses Thema, wollte sie es doch vergessen. Es reichte schon, dass ihr Körper ohne die Implantate nicht lebensfähig war und dass sie sie brauchte aber nicht benutzen wollte. Zugegeben sie war ein Wrack, doch aufgeben wollte sie nicht. „Titanja ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst so ruhig und in dich gekehrt, wenn du Schmerzen hast sag Bescheid, dann lasse ich einen Heiler holen.“ „Nein es ist schon gut, alles OK.“ Flüsterte sie, doch wer sollte ihr das glauben. Sie hatte ja kaum Farbe um die Schnauze und ihr Fell wirkte Stumpf und brüchig. „Mausi willst du reden? Ich höre dir zu, was bedrückt dich?“ „Tarock du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen, es geht… echt!“ Tarock atmete tief ein und aus. „Nein ich kenn dich zu gut um nicht zu wissen das dich was bedrückt und es hat nichts mit dem Verschwinden deines Bruders zu tun. Du warst schon so still als wir uns wieder begegnet sind.“ Titanja senkte betroffen den Blick gen Boden. „Tarock was bin ich? Fleisch oder Maschine? Sag’s mir!“ Ihre Worte waren schwer und voller Zweifel an sich selbst. „Tarock ich weiß seitdem nicht mehr was ich bin. Mein Körper ist schwach doch ich habe Angst, Angst davor nicht mehr ich selbst zu sein wenn ich es zulasse. Wenn ich die Implantate aktiviere. Wer bin ich dann?“ „Du wirst immer du selbst bleiben Titanja, auch ich trage Implantate in mir, ohne wäre es gar nicht möglich den Arm zu bewegen und zu steuern. Verstehst du, es ist leicht. Lass es zu. Du steuerst sie, nicht sie dich verstehst du das? Du wirst damit nicht zur Maschine egal was die kranken Individuen auf der Erde darüber denken.“ „Das klingt alles so einfach Tarock.“ „Das ist es auch Titanja, das ist es auch.“ Er nahm seine kleine Freundin in den Arm und spürte wie sie zitterte. Ihr Atem ging schnell und ruckartig und Tarock erwischte sich selbst dabei wie er sich eingestand ihre Angst zu verstehen. So ein Blödsinn, das durfte er nicht zulassen, ihr nicht zeigen. Denn dann wäre er ihr keine Hilfe. Tarock schob mit dem Fuß den Teller bei Seite und umschlang ihren kleinen Körper mit beiden Armen. Titanja war erschöpft und schlief augenblicklich ein. Die Reise gestaltete sich mehr als langweilig, Titanja verbrachte die meiste Zeit bei Tarock, ja zog sogar bei ihm ins Zimmer ein. Der wiederum absolvierte mit ihr das erste Training, erklärte ihr die Darsilver und bemühte sich darum ihr beizubringen wie man die lebenswichtigen Implantate aktiviert, was bisher eher wenig Erfolg hatte. Das Einzige was Titanja nervte war, dass ihr Vater sich nicht einmal bei ihr blicken lassen hatte. Na ja was soll’s, Titanja hatte den Streit eh noch nicht ganz verdaut und es würde wohl auch noch ne Weile dauern. Kapitel 9: Lazus ---------------- Das helle Licht verebbte, als die Silvermedallienringe sich zurückzogen. Sie waren endlich auf dem nächsten Zwischenstopp angekommen. Zugegeben, Titanja wurde immer noch schwindelig bei dieser Art zu reisen, was Tarock äußerst amüsant fand und sie dauernd damit aufzog. Der Name des Planeten war Lazus, ein Erd ähnlicher Planet gemäßigten Klimas. Er bot eine reiche Flora und Fauna, die Luft war klar und der Himmel blau. Ein kleines Paradies. Zum Ausruhen genau richtig. „Titanja, hör auf rum zu träumen und komm, wir haben nicht ewig Zeit.“ Knurrte Tarock. Er schien es ja mal wieder sehr eilig zu haben. Titanja rollte mit den Augen, wie immer konnte es Tarock nicht schnell genug gehen und er sagte nicht warum. Wäre ja auch mal was Anderes wenn er es ruhig angehen lassen würde. ‚Nein, das kommt nie vor’, entschloss Titanja achselzuckend. Sie stellte ihre großen Ohren wieder auf und folgte ihm schweigend. Komisch fand sie nur, dass sie zu zweit waren. Kam das restliche Heer denn nicht mit? Sie sah sich um. Die Vegetation um sie herum wurde lichter und machte den Blick auf eine Riesige Mauer frei. Sie war Moosbewachsen und mit goldenen Inschriften versehen, die Titanja nicht lesen konnte. „Wo sind wir?“ Fragte sie stirnrunzelnd. Tarock grinste. „Das ist der Mirinus Sonnentempel, dieser ist einer von zwanzig Haupttempeln der Sonne und gehört somit zu den größten und einflussreichsten in Andante.“ Erklärte er mit einer ausholenden Handbewegung. „Ahja“ war so ziemlich alles was ihr darauf einfiel. „Wo ist denn der Rest von unserem Heer?“ Fragte Titanja misstrauisch, welches sich in ihrer Stimme wohl widerspiegeln musste, denn Tarock sah sie erschrocken an. „Wir sind wieder mal die Letzten.“ Der Spott in seiner stimme war kaum zu überhören trotzdem ignorierte Titanja ihn. „Na toll.“ War alles was ihr darauf einfiel. Was sollte sie dazu auch anders sagen. Der Weg den sie gingen führte sie durch einen prachtvollen Garten, der vor bunten Blumen und Ziergewächsen nur so überquoll. Es duftete verführerisch nach Rosen. Vögel sangen und überall waren Bänke und andere Sitzmöglichkeiten aufgebaut. Hier konnten sie sich alle ausruhen und neue Kräfte sammeln für das letzte Stück ihrer Etappe. Aufmerksam hob sie den Kopf als eine kleine Libelle ihr Ohr streifte, ein wunderschönes blaues Tier welches ein leises Summen von sich gab. Wie gerne wäre sie noch hier geblieben. Doch sie verließen den Garten bereits wieder. Die beiden betraten den Tempel durch eine gigantische, goldbeschlagene Tür, deren Flügel sich geräuschlos nach Links und Rechts öffneten. Der dahinter liegende Gang war hell erleuchtet, Figuren die Fackeln hielten reckten sich aus den Wänden. Teppiche und Bilder von Königen und Priestern säumten die freien Stellen dazwischen. Das Licht fiel an einigen Stellen durch große Fenster, sodass die Strahlen in den Gang fielen und goldene Schatten an die Wände zauberten. Nach einigen Schritten erreichten die Beiden eine große Halle, die von einer Kristallkuppel erleuchtet wurde. Auch hier ein ähnliches Bild, Statuen und Bilder und doch hatte sich was geändert ohne das Titanja hätte sagen können was. Von dort ab führten einige Säulengänge weiter ins Innere des Tempels. Die Anlage schien riesig zu sein, doch Tarock kannte scheinbar seinen Weg so zielstrebig wie er sich bewegte. Langsam wechselte die Farbe der Wände von honiggelb in marmorweiß. Gold- und Edelsteinverzierungen nahmen zu. Titanja war verwundert über so viel Pracht und irgendwie irritiert. Niemand war zu sehen. Der Gang, den sie entlang gingen, schien endlos, bis sie wieder vor einer verschlossenen Tür standen. „Sackgasse.“ Flüsterte Titanja mehr zu sich selbst als an Tarock gewandt, trotz allem antwortete er. „Man scheint uns wohl nicht zu erwarten, kein Wunder bei deiner Trödelei.“ „Sieht wohl so aus, und was soll das heißen ‚Trödelei’ hm? Hättest du mich eher geholt wären wir ja schon hier gewesen, oder nicht?!“ Tarock schnaufte laut, antwortete aber nicht auf Titanjas Sticheleien, bevor er mit voller Wucht gegen die schwere Tür schlug. Und das härter als nötig gewesen wäre, wie Titanja fand. In letzter Zeit hatte er eh immer schlechte Laune. Ja die Sache mit Titanos ging ihm ganz schön aufs Gemüt. Verständlich, bedenkt man, dass die Beiden ja ein Paar sind. Trotzdem sollte er sich nicht so aufführen. Doch was noch schlimmer war als sein Verhalten, ist dass er so gut wie nichts gegessen hatte seit sie aus dem Dschungel zurück waren. Titanja machte sich mit jedem Tag mehr Sorgen um ihn und Tarock bemerkte es scheinbar nicht mal. Mit einem lauten Quietschen öffnete sich die Tür nun doch und eine junge, in ein fließend weißes Kleid gehüllte Frau schaute um die Ecke als sie sie sah riss sie die Augen auf und kniete nieder, ohne Worte ließ sie die Beiden passieren. Was wohl auch besser war. Tarocks Laune verschlechterte sich bei ihrem Anblick. Beim Vorbeigehen ignorierte er sie völlig und stürmte in den Raum. Titanja schüttelte den Kopf, Tarock ging es mit jedem Tag schlechter, ja, aber das war eben nicht nötig gewesen fand sie und nickt der jungen Frau aufmunternd zu. Langsam aber sicher stirbt in ihm die Hoffnung Titanos lebend wieder zu sehen. Und er ließ es an jedem aus der ihm in die Quere kam. Nein das durfte sie nicht zulassen, Titanos lebte noch, das spürte sie. Und Tarock musste es auch spüren, sie jedenfalls würde nicht so einfach aufgeben. Weder Titanos noch Tarock, um Beide würde sie kämpfen. Seit Stunden saß Titanja nun schon in den Gemächern die man ihr zu geteilt hatte. Sie waren riesig mit großen offenen Fenstern, einem Balkon der zu einem Dachgarten führte in dem viele Statuen und sogar ein Brunnen standen. Die Gemächer waren komfortabler als die auf der Darsilver ohne Frage, aber auch das konnte Titanja nicht aufmuntern. Es war ihr egal. In ihr drehte sich nur eine Sache: wie konnte sie Tarock helfen? Er ging kaputt und sah mit jedem Tag schlechter aus. Sie warf sich aufs Bett und starrte zur Decke. Normalerweise war er es der sie aufmunterte und neue Hoffnung schenkte, doch nun brauchte er ihre Hilfe. Doch wie sollte Titanja das anstellen? Sie konnte sich ja kaum selber helfen, geschweige denn noch nebenbei auf ihren Freund achten. Es half nichts, hier zu liegen und zu grübeln würde sie auch nicht weiter bringen. Sie stand auf und ging zur Tür. Der Gang war leer. Ziellos schlenderte sie durch die breiten Gänge des Tempels. Das Licht fiel durch die Fenster und malte Lichtstreifen in die Luft in denen Staub tanzte. Nach einer Weile begegneten ihr dann doch immer wieder junge Priesterinnen die sich ehrfürchtig vor ihr nieder knieten und sich verneigten. Sie wusste ja, dass sie die Tochter der Heiligen Sonne war aber musste man es ihr immer wieder auf die Nase binden? Nein. Es war ihr egal wer sie war, es nervte einfach nur. Knurrend stapfte sie weiter. Auf der Erde hatte sie sich immer beschwert, dass man ihr zu wenig Respekt entgegenbrachte. Besser gesagt niemand. Aber jetzt hatte sie das Gefühl, dass sie kotzen müsste sobald sie noch einmal das Wort Prinzessin oder den Spruch Tochter der Heiligen Sonne hörte. Es nervte einfach nur und ihre Gedanken begannen zu kreisen. Titanja ertappe sich dabei wie sie darüber nachdachte ob es nicht besser gewesen wäre diese Reise niemals angetreten zu haben. Doch jetzt war sie hier und das würde sich auch nicht mehr ändern. Ihr Blick fiel durch einen schmalen Durchgang und sie entdeckte einen kleinen Garten. Langsam ging sie hinein. Ein stiller Ort. Und weit und breit keine Priesterrinnen in Sicht. Gut. Erschöpft ließ sie sich neben einen Baum nieder und atmete tief durch, genoss den Sonnenschein und machte ein Nickerchen. Hier fand sie endlich etwas Ruhe und Zeit für sich. Die Stunden vergingen ohne dass sie behelligt wurde und als sie wieder aufwachte, beobachtete sie die Wolken am Himmel die Südwärts zogen und ab und zu die Sonne verdeckten. Wie gern würde sie einfach mit ihnen fliegen, egal wohin. Als sie erneut ihre Augen schloss und ihrem Herzen horchte trat Tarock neben sie. Lautlos wie immer. „Kommt Prinzessin, euer Vater erwartet euch.“ Durch seine Stimme erschrocken fuhr sie hoch und sah ihn überrascht an. Wie schaffte er es bloß immer sich so anzuschleichen? Titanja verkniff sich die Antwort, die ihr auf der Zunge lag und fragte stattdessen: „Mein Vater er ist hier?“ „Ja selbstverständlich, nun komm wir sollten nicht trödeln.“ Seufzend fügte er hinzu: „Nicht schon wieder.“ Und ging ohne weiter auf Titanja zu warten. „Ok ok.“ Mit einem Satz sprang sie auf, um Tarock zu folgen, der schon fast wieder im Tempel war. Er hätte auch ruhig warten können. Ihr Vater war also doch hier, sie hatte schon daran gezweifelt, denn seit sie den Dschungel verlassen hatten, hatte sie ihn nicht mehr gesehen, geschweige denn was von ihm gehört. Ob er ihr wegen des Streits immer noch böse war? Auf jeden Fall freute sie sich darauf ihn wieder zu sehen, auch wenn sie etwas Angst davor hatte. Wer weiß was für Laune er hatte. „Gibt es einen bestimmten Grund für die Audienz?“ Fragte sie neugierig als sie es geschafft hatte Tarock einzuholen. Er zog zwar eine Augenbraue hoch, drehte sich aber nicht zu ihr um. Scheinbar interessierte ihn die Frage nicht und doch antwortete er widerwillig. „Ja du sollst bei einer Erneuerungszeremonie dabei sein.“ „Was ist das?“ „Das wirst du sehen und außerdem wird dir der König das ganze erklären, also hab Geduld.“ ‚Und halt den Mund’ hatte er noch gedacht. Tarock schien nicht nach reden zu mute, also schwieg Titanja für den Rest des Weges. Eine Zeremonie, na toll, genau darauf hatte sie nun gar keinen Bock. Trotzdem folgte sie ihm widerwillig. In einen gigantischen Saal mit einer gewaltigen Kristallkuppel die wie ein Diamant geschliffen war und in unzähligen Farbfacetten leuchtete. In der Mitte stand ein Brunnen mit Figuren, eine davon erkannte sie sofort. Es war eine Abbildung ihres Vaters, wie er die Sonne in den Händen hielt. Tarock zeigte mit der Pfote in Richtung Wand wo oben ein Balkon angebracht war auf den die Könige bereits Platz genommen hatten. Sie ging ein Paar Schritte auf sie zu und schaute nach oben, bevor sie sich verneigte und widerwillig die schmale Treppe hinauf ging. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht als sie vor König Titan stand, dann sah sie verlegen zu Boden. Titan sah sie kurz an und wies ihr einen Platz direkt neben sich zu. Titanja setzte sich ohne murren, sie wollte keinen erneuten Streit mit ihrem Vater anfangen und außerdem saß der heilige Mond, König Tatarus auch dort und starrte uninteressiert in den Saal hinab. Was ihn wohl beschäftigte? Titanja sah ihn fragend an, doch er reagierte nicht. Sie wollte zu gerne wissen wo er wohl die ganze Zeit über gewesen ist und was er erlebt hatte. Vielleicht hatte er sogar was über Titanos Verbleib herausgefunden. Nervös rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her. Die Fragen brannten ihr auf der Zunge. So sah sie noch einmal zu Tatarus auf. Er reagierte auch dieses Mal nicht auf sie, obwohl er ihren Blick bemerkt haben musste. Nein er sah weiter stur nach unten, wich ihren Bemühungen aus mit ihm Kontakt aufzunehmen. Titanja gab es nun auch auf, es hatte eh keinen Zweck, wenn er nicht reden wollte würde er es auch nicht. Und eigentlich hatte sie ja Glück, dass er so geduldig mit ihr war. Normalerweise würde sich der heilige Mond das nicht bieten lassen. Trotzdem hätte Titanja das alles gern gewusst, obwohl es sie ja nichts anging und sie es niemals wagen würde so offen zu fragen. Also sah auch sie hinab in den Saal. Na toll, er war nach wie vor leer. Sogar Tarock war bereits wider gegangen. Titanja war bereits im Begriff zu gähnen als von irgendwo leises Trommeln erklang. Sie straffte sich in ihrem Stuhl und kuschelte sich in die gut gepolsterte Lehne, während die Trommelklänge stetig lauter wurden. Kapitel 10: Das Erneuerungsritual --------------------------------- Zwei junge Ritualistinnen kamen mit geschmeidigen Schritten in den Saal und stellten sich links und rechts neben den Brunnen. Sie waren schön und trugen um die Hüften nur halbdurchsichtige Tücher, welche von hauchdünnen Goldkettchen gehalten wurden. Locker fielen ihnen die Haare ins Gesicht als sie sich ehrfürchtig verneigten. Sekunden vergingen, bis der heilige König der Sonne die Pfote hob und ihnen das Signal zum Beginnen gab. Elegant erhoben sich die beiden Frauen und traten ein paar Schritte zurück. Jede von ihnen stellte sich auf einen vorgeschriebenen Platz. Klick. Klick. Aus dem Boden ragten Schwerter hervor. Zwillingsschwerter. Elegante Langschwerter mit reich verzierten Goldgriffen und Symbolen auf der Klinge. Die Erste zog die Schwerter aus dem Boden und wirbelte mit ihnen herum, trat einen weiteren Schritt nach hinten und senket sie wieder. Die Zweite tat es ihr gleich und zog ebenfalls die Schwerter. Stille breitete sich aus. Die Trommeln waren verstummt. Schon vor Minuten. Die Luft schien zu stehen. Bum… bum. Die Trommeln setzten wieder ein und die beiden Frauen stürzten aufeinander los. Funken sprühten als das Metall aufeinander traf. Sie hielten in der Bewegung inne sodass sich das Licht in den Klingen spiegelte und nur um wieder auf einander los zu stürzen. Das Krachen erfüllte den Saal. Ein eleganter Tanz begann, Funken sprühten, Metall klirrte, doch es floss kein Blut. Ein Tanz voller Anmut und Eleganz. In fließenden Bewegungen ließen sie ihre Schwerter aneinander krachen, wirbelten herum und unter dem Schwert der jeweils Anderen durch und wieder im Kreis. Sonnenlicht fiel durch die Kristallkuppel, die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht. Die Trommeln verstummten erneut. Stille. Während die Strahlen der Sonne weiter über den weißen Marmorboden wanderten und sich direkt über dem Brunnen bündelten. Das Wasser des Springbrunnens leuchtete kristallklar auf und schimmerte geheimnisvoll. Die Ritualistinnen hielten wie auf Kommando inne, senkten ihre Schwerter und traten mit gesenktem Haupt in entgegen gesetzten Richtungen an die Seite. Nun erklang leise Flötenmusik. Weiche Trommelklänge mischten sich in die Musik. Die Melodie wurde immer lauter und erhellte den ganzen Saal. Sanft und rhythmisch, ja fast flüsternd, betörend. Das Trommeln wurde auch ein wenig lauter und sechs neue Ritualistinnen, geschmückt mit Federn, tanzten in den Saal hinein. Sie wirbelten mit Tüchern und Federfächern umher, jede Bewegung im Takt der Musik. Voller unbeschreiblicher Eleganz. Dann erschien sie. Eine hoch gewachsene junge Frau mit blauen Haaren und leuchtend grünen Augen. Eine Schönheit. Ihre Hüften wurden von einen durchsichtigem minzgrünen Tuch bedeckt, welches kaum eine Hand breit war. Zarte Goldkettchen mit Glöckchen und bunten Edelsteinen behangen fielen ihr locker vom Körper. Ihre schlanke Gestalt bewegte sich wie in Trance auf den Balkon des Sonnenkönigs zu. Sie tanzte förmlich, und ihre schönen nackten Brüste erbebten bei jeder Bewegung. Stille. Die Musik verstummte abermals. Anmutig warf sie sich vor dem heiligen König auf die Knie, das Haupt gesenkt. Ihre langen, blauen Haare fielen über ihre Schultern und legten sich wie Seide über ihre Brüste. Keine Bewegung, kein Laut von ihr. Nichts. Der Sonnenkönig nickte, gab ihr ein Zeichen sie dürfe sprechen. „Seid gegrüßt, oh heilige Sonne, Herr über Andante, König der Jahrtausende, Leben, Gesundheit und Gesunde Kinder sollen euch beschert sein. Möge euer Licht ewig strahlen und uns schützen. Gebt uns Kraft und Weisheit.“ Der mächtige weiße Tiger hob die linke Pfote. Die Ritualistin erhob sich elegant und deutete in Richtung Tür, welche sich vorsichtig öffnete. Ein kleiner silberner Wagen, gezogen von vier schneeweißen, wunderschönen Hengsten kam in den Saal gefahren. Elegant tänzelten die Tiere vorwärts, bis in die Mitte, wo sie direkt vor der Ritualistin stehen blieben. Einer der Hengste warf seinen Kopf zurück als die Trommeln wider einsetzten. Leichtfüßig wie eine Feder ging die junge Frau auf das Gespann zu. Auf dem Wagen stand eine Goldene Truhe, beschmückt mit Edelsteinen. Andantische Schriftzeichen verzierten den Verschluss. Vorsichtig öffnete sie den schweren Deckel. Im inneren der Truhe lag ein klarer Kristall auf einem roten Kissen, ein schwaches Leuchten umhüllte ihn. Geheimnisvoll. Die zierlichen Finger der Ritualistin griffen nach dem Schmuckstück, vorsichtig, als könne er jederzeit zerbrechen, nahm sie den Kristall aus der Truhe und hielt in die Höhe. Das Trommeln wurde wie ein erregter Pulsschlag lauter, taktvoller. Behutsam trug sie den Kristall mit beiden Händen zum Brunnen und hob ihn erneut in die Luft. „Wir rufen dich an, oh heilige Sonne, schenk uns Kraft. Strahlt mit eurem Licht auf die Planeten, Beschützer der Völker, Herr des Lichts. Stärkt das Gleichgewicht und halltet die Planeten zusammen.“ Diese Worte wiederholte sie immer und immer wieder, während der Kristall zu leuchten begann. Flüssiges Licht legte sich über den Marmorboden, hüllte alles ein. Kaskaden aus tanzendem Licht. Die Trommeln wurden wieder lauter und die Ritualistin legte den Kristall behutsam auf den Wasserstrahl des Springbrunnens. Das Wasser leuchtete in einem warmen weiß, fast wie klares Eis. Dann zog sich das Licht mit einem mal zurück und bündelte sich zu einen mächtigen Lichtstrahl, der Richtung Himmel schoss und sich mit dem Licht der Sonne verband. Das Licht erlosch. Es war vorbei. Die Trommeln verstummten völlig und die Ritualistinnen zogen sich zurück. Bis auf eine. Kapitel 11: Die Hohepristerin der Sonne --------------------------------------- Die Zeremonie war vorbei und Titanja sah sich um, alle bis auf die junge blauhaarige Frau hatten den Saal bereits verlassen. Sie stand einfach nur da und sah mit wachen Augen zum Balkon hinauf. Augen wie klares grünes Eis, fragend und doch vertraut. Erst jetzt als Titanja ihrem Blick folgte merkte sie das auch die Könige bereits verschwunden waren. ‚Na toll’ dachte sie und machte sich daran die Marmortreppe vom Balkon hinunter zu laufen. Das Erneuerungsritual hatte sie schwer beeindruckt und noch jetzt spürte sie die ungeheure Energie im Raum. Es schien noch alles um sie herum zu beben. Ganz gleich, dass sie nicht ganz verstand worum es ging, Titanja nahm sich vor es herauszufinden. Sie wollte es unbedingt wissen, wissen was hier geschehen war. Und vor allem was es gebracht hatte. Die Treppe hatte sie bereits hinter sich gelassen als die junge Frau auf sie zu trat. Titanja drehte sich zu ihr um. Scheinbar wartete diese auf Titanja. Verwundert sah sie die junge Frau an. Verwirrung machte sich in ihr breit. Augenblicklich beschlich sie das Gefühl dieses Gesicht zu kennen, sie wusste aber nicht woher. Wer war sie? Überlegend legte Titanja ihre großen Ohren an und beobachtete die Ritualistin eingehend. Vielleicht fiel es ihr ja wieder ein. Die junge Frau hatte sich vor ihr auf den Boden gekniet und hielt den Kopf gesenkt. Dieses Verhalten war Titanja äußerst peinlich, so dass sie leicht rot wurde. „Was soll das?“ fragte sie einfach nur, in der Hoffnung die junge Frau würde es lassen sich vor ihr so in den Dreck zu knien. „Verzeiht Tochter der Sonne“ unvermittelt stand die junge Frau wieder auf und sah Titanja in die Augen. „Die heilige Sonne bat mich euch zum Speisesaal zu geleiten und mich eurer anzunehmen. Ich werde euch fortan unterrichten.“ Sprach sie schnell und freundlich weiter. Titanja sah sie verdutzt an, scheinbar war ihr was entgangen. Wann hatte ihr Vater denn mit der Ritualisten gesprochen? Während der Zeremonie wohl kaum, das hätte sie ja mitbekommen. Oder nicht, immerhin war sie wie gefesselt von dem Ereignis. Also muss es vorher geschehen sein immerhin war er ja schon hier gewesen als sie und Tarock hier ankamen. Die junge Frau lächelte vergnügt, wahrscheinlich über Titanjas verdutztes Gesicht, und hob den Arm als Geste zum Gehen. „Verzeiht dass ich das Wort einfach so unerhört ergreife doch ich denke, dass ich mich vorstellen sollte.“ Sie senkte verlegen ihr Haupt. Sie hatte eigentlich kein Recht darauf ungefragt zu reden. Doch das schien grad nicht so wichtig. Titanja dagegen sah sie immer noch fragend an, sie war sich sicher, dass sie sich schon mal begegnet waren, nur wo? Und vor allem wann? Ihr Schwanz zuckte aufgeregt hin und her, kräuselte sich und glättete sich wieder. Es viel ihr schwer die Verwirrung zu verbergen, so hörte sie die Worte der Frau auch gar nicht und fragte noch einmal nach. „Entschuldige ich habe dir nicht zugehört.“ Das hatte sie wirklich nicht, dafür war sie viel zu weit weg mit ihren Gedanken. Wie immer. Erneut lächelte die junge Frau „Ihr müsst euch doch nicht entschuldigen Prinzessin, wenn wer um Verzeihung bitten muss dann bin ich das.“ ‚Warum das denn?’ schoss es Titanja durch den Kopf. ‚Sind denn hier alle durchgeknallt?’ „Warum? Ich habe doch nicht zugehört!“ Versuchte sie die Situation aufzuklären. Vergebens. „Nun ja, doch sprach ich ohne Aufforderung mit euch, so ist es nicht verwunderlich. Und ich weiß selbst nicht was in mich gefahren ist. Übrigens ich bin die große Hohepriesterin der Sonne.“ „Hohepristerin?“ echote Titanja überrascht. Damit hatte sie jetzt nicht gerechnet, dass ihr Vater ihr eine Priesterin zur Seite stellte. Nun war ihre Verwunderung nur noch größer. Ein einfacher Lehrer hätte doch genügt, aber sicher würde sie eine Menge von ihr lernen können und sie war schon darauf gespannt was die Priesterin zu erzählen hatte. Die erste Frage die sie ihr stellen würde währe sowieso was das für ein Ritual war und was es bewirkte. Dann meldete sich ihr Magen mit lautem Blubbern, sie hatte schließlich seit Stunden nichts mehr gegessen. Das letzte Mal war auf der Darsilver, erinnerte sie sich und wenn sie was nicht ausstehen konnte dann war es Hunger zu haben. Und das Ritual hatte Titanja hungrig gemacht, obwohl sie ja nur rum gesessen und zugesehen hatte. Egal, jetzt hatte sie Hunger. „Kommt, ich führe euch zum Speisesaal, wir werden ohnehin bereits erwartet und es wäre besser die Könige nicht warten zu lassen.“ Die Könige? War ihr Großvater etwa wieder da? Oder meinte die Priesterin jemand anderen? Wohl kaum. Titanja nickte nur und rieb sich den blubbernden Bauch. Sie würde es ohnehin gleich herausfinden. So verließen die beiden den Saal mit schnellen Schritten. In der Nähe des Speisesaals roch es schon gut. Wahrscheinlich war die Küche ebenfalls in diesem Gang. Der Duft war überwältigend und Titanja freute sich aufs Essen. Ein paar Schritte noch und sie standen direkt vor der Tür zum Speisesaal. Zwei schlicht gekleidete Frauen öffneten ihnen das Tor, so dass sie eintreten konnten. Der Saal war von flackerndem Kerzenlicht erhellt. So konnte man nicht genau erkennen wer am Tisch saß. Titanja sah sich suchend um. Der Saal war groß, nicht so riesig wie der in dem das Ritual stattgefunden hatte, aber das war nicht so schlimm. Nun konnte sie auch die Silhouette des Tisches erkennen und ihr Herz fing laut und wild an zu schlagen als sie in die Runde schaute und die Personen erkannte. An einem langen, aus dunklem Holz bestehenden Tisch saßen die beiden Könige und unterhielten sich in einer ausdrucksvollen, kräftig klingenden Sprache, die sie nicht verstand. Sie trat näher an den Tisch heran. Als die beiden Frauen in Sichtweite kamen verstummte das Gespräch und alle Augen waren auf Titanja gerichtet. Ihr rutschte augenblicklich das Herz in den Hals. Sie mochte es nicht wenn sie alle anstarrten. Gänsehaut machte sich auf ihren Armen breit. Die Blicke waren mehr als unangenehm, doch da musste sie durch, so hoffte Titanja das die Blicke nicht ihr sondern der Priesterin galten, die hinter ihr stand. „Tritt näher meine Tochter“ erklang Titans Stimme, die wie immer keinerlei Widerspruch duldete. Titanja tat wie ihr befohlen und machte unsicher einen weiteren Schritt in den Saal hinein. Hoffentlich war er ihr nicht mehr böse, hatten sie doch lange nicht mehr miteinander gesprochen. Und was würde ihr Großvater wohl sagen? Ob er von dem Streit wusste? Zittern kniete sie sich nieder, die arme über Kreuz und ein Bein angewinkelt, der Kopf gesenkt, so wie es sich gehörte. Titan nickte, das Signal sie sollte wieder aufstehen. Doch Titanja sah das Signal nicht da sie ihren Kopf noch immer gesenkt heilt, so bemerkte sie auch nicht das Lächeln, das Titan auf dem Gesicht hatte. „Steh auf Titanja und setz dich neben uns.“ Bat er sie mit sanfter Stimme. Darin war keine Spur des vergangenen Streits zu hören. Hatte er ihr verziehen? Überrascht sah sie auf, bot er ihr wirklich grade einen Platz neben sich und ihrem Großvater an? Und das in privater Runde. Irritiert stand sie auf und setzte sich schnell mit wackeligen Bewegungen auf den angewiesenen Platz. Erleichterung machte sich in ihr breit, und die erste Anspannung fiel von ihr. Titan winkte überraschend mit der Pfote, so dass auch die Priesterin endlich aufstehen konnte und sich ein kleines Stück entfernt von ihnen setzte. An den Wänden flackerten auch Kerzen. Das Licht war recht schummrig und doch konnte sie alles nun klar erkennen. Ihr Großvater sah sie einfach nur an. Warum? Zu gerne hätte Titanja gewusst was er dachte, doch sie senkte einfach nur verlegen ihren Blick. Es währe sicher besser den großen König der Dunkelheit nicht anzustarren. Es gehörte sich nicht. Immerhin hatte sie sich jetzt an die Regeln zu halten und das vor Wochen auf Kurun war längst Vergangenheit, nein sie konnte nicht von ihm erwarten dass er vergisst wer er ist nur damit sie sich wohler fühlte. Es gab wichtigeres. „Nun sprich schon.“ Dröhnte seine Stimme durch den Raum, sie klang wie immer streng und hart. Titanja zuckte bei ihrem Klang innerlich zusammen. Sie hob ihren Blick erneut und sah ihn an. Was sollte sie sagen? Plötzlich dachte sie daran wie er sie im Dschungel ohne weiteres über den reißenden Fluss gebracht hatte, wie stark er war und wie gefühllos er den Tod der anderen Krieger beobachtet hatte. Er war so streng und doch sorgte er sich immer scheinbar dann um sie, wenn sie es nicht erwartete. Nur warum? Titanja versuchte zu antworten, doch brachte sie keinen Ton über die Lippen. Ihr Hals schien mit einem Mal wie zugeschnürt und so drang nur ein quietschender Ton aus ihrem Maul, was Tatarus anscheinend sehr belustigend fand, denn er lachte laut auf. „Ach Titanja, ich sollte deinem Vater eigentlich in den Arsch treten, weißt du das.“ Nun wurde ihre Verwunderung noch größer. Und sie schaffte es endlich zu reden. „Warum ?“ Fragte sie leise. Hatte sie es wirklich gewagt nach dem Warum zu fragen? Und was war eigentlich in ihren Großvater gefahren, worauf spielte er an? Erwartungsvoll sah sie ihn an und blickte ihm dabei genau in die Augen. Er meinte scheinbar ernst was er sagte. „Weil er dich einfach auf der Erde zurück gelassen hat Kleine, du bist nicht einfach nur eines seiner Jungen, nein. Du bist als Prinzessin geboren. Verstehst du?!“ Nein sie verstand nicht. Was war an ihr so besonders? Nichts, wie sie fand. So antwortete sie nur knapp: „Nein“ und das war die Wahrheit, sie verstand wirklich nicht. Was sollte daran so besonders sein? An ihr war nichts königliches. Sie war zu klein und nicht nur das, zu allem Überfluss war sie nur ein Halbgott. „Es ist Krieg Titanja“ sprach er weiter, „und das Volk braucht jemanden der ihm Hoffnung gibt.“ ‚Hoffnung?’ Seine Stimme klang nun bitter. „Du hast die Verantwortung mit deinem Vater zusammen gegen den Krieg zu kämpfen. Das ist nicht leicht und du hast noch eine Menge zu lernen, kleines Weibchen. Dein Vater hat es in der Vergangenheit versäumt dich auszubilden, so dass du jede Menge nachholen musst und das schnell.“ Er senke seinen Blick. Das war das erste Mal das Titanja den großen König traurig und betroffen sah. Sie wollte es nicht, sie hatte ihn schließlich gern. Ein lautes Knurre ertönte. Titan war über die Worte seines Vaters nicht gerade angetan. Verärgert schlug er mit seiner Faust auf den Tisch. Ein Fauchen drang aus seiner Kehle als er eine Dienerin heran winkte, welche auch Augenblicklich kam. „Bringt das Essen!“ Befahl er ihr mit lauter Stimme. Aber ohne sich über die Worte seines Vaters und seinem Unmut Luft zu machen. Er schwieg. Dann sah er zu seiner Tochter rüber. „Glaubst du ich habe dich ohne Grund zurück gelassen? Nein Titanja, es ist Krieg und du warst schwach. Ich musste dich verstecken bis du alt genug warst. Aber glaube nicht das je ein Tag vergangen ist an dem ich nicht an dich gedacht und mir Sorgen gemacht habe, meine Tochter.“ Er schloss für einen Bruchteil der Sekunde die Augen. Es war ihm ernst, das spürte sie und doch zitterten ihre Pfoten. Titanja war über seine Worte dermaßen überrascht, dass sie gar nicht mitbekam das Tarock sich zu ihr gesetzt hatte. Dieser hielt sich aber geschickt aus dem Gespräch raus. Was auch besser war, immerhin konnte er eh nicht mitreden und Titan würde es nicht erlauben, dass er sich einmischte. Nein. Tarock konnte von Glück reden das er mit am Tisch sitzen durfte. Das alleine war schon eine große Ehre und lag wohl daran, dass er der Sohn von Prinz Kiro war, einem Freund von Titan und Sohn vom obersten König über Akaron. Titanja fand nur langsam ihre Fassung wieder. Das hatte sie nicht gewusst. Für sie hatte es immer so ausgesehen als sei er einfach gegangen ohne ein Wort zu sagen. Als ob er sie nie gemocht hatte, denn die Zeit die sie miteinander verbracht hatten war kurz. Zu kurz. Ja sie hatte ihn so oft vermisst, vor allem wenn sie einsam war. Es ist kein leichtes Leben als Halbgott unter Menschen, sind sie doch so anders. Und manches Mal verstand sie sich selbst nicht. „Vater es tut mir leid.“ Sagte sie mit schüchterner Stimme, das leise Prasseln der Flammen im Kamin war fast schon lauter. Sie meinte es ernst. Es tat ihr leid, gab sie sich doch die Schuld daran. „Nein Titanja es tut mir leid. Ich wollte dich nie alleine lassen doch blieb mir nichts anderes übrig.“ Seine stimme klang sanft und traurig. Er meine seine Worte ernst, das spürte Titanja. Schweigen. Endlich kamen die Bediensteten mit dem Essen zur Tür hinein. Genau richtig, eine Minute länger und das Schweigen wäre zur Qual geworden. Sie brachten viele verschiedene Speisen, Weine und Säfte aller Art. Titanja staunte, so viel hatte sie noch nie gesehen. Naja, Götter mussten eh viel Nahrung zu sich nehmen um den Stoffwechsel in Gang zu halten, welcher bei ihnen viel schneller war. Titanja kannte das Problem nicht, welches wohl keins war. Der Raum wurde von herrlichen Düften erfüllt. Es roch nach gefüllten Pasteten, verschiedensten Salaten, rohem Fleisch. Letzteres war mit großer Sicherheit für König Tatarus. Aber auch Soßen und Reis, Kartoffeln und andere Gemüse, die Titanja noch nie zu vor gesehen oder gegessen hatte. Am schlimmsten fand sie den Nacktschneckenauflauf und die lebenden Maden, welche in einer gläsernen Schale wimmelten. So was konnte man doch unmöglich essen. Tatarus grinste als er Titanjas entsetztes Gesicht sah und stopfte sich mit großem Appetit eine Handvoll lebender Maden in den Mund. Es knacke widerlich als er sie genussvoll zerkaute. Titanja drehte sich der Magen um, widerlich. „Na auch welche?“ fragte er und hielt ihr die Schale vor die Nase. „Äh nein Danke, ich esse lieber was anderes.“ Stotterte sie und konnte den Blick nicht von der eiweißhaltigen Kost lassen. Er stellte die Schale vor ihr ab, um sie zu ärgern, was auch funktionierte. Angewidert schob sie die Maden bei Seite und ließ denn Blick über die weiteren Speisen wandern. Irgendwo entdeckte sie Blutegel, die mit Salatblättern garniert waren und Schlangen welche in irgendeiner klaren Soße schwammen. Ihr wurde schlecht. Wer sollte das denn essen? Sie ganz bestimmt nicht. Und so sah sie lieber zur der Priesterin hinüber. Diese biss grade in irgendwas, was an rohen Tintenfisch erinnerte aber keine Saugnäpfe hatte. Nein das würde sie auch nicht essen. Blieb also noch Tarock, der saß aber nur da und starrte Löcher in die Luft und dann wurde Titanja wider schmerzhaft bewusst, dass ja jemand in der Runde fehlte. So sah sie lieber betroffen zu Boden. Ihr Vater spürte es und fragte. „Titanja was ist los mit dir du solltest lieber etwas essen.“ „Nein danke mein König ich habe… keinen Hunger.“ „So so keinen Hunger was, komm, das brauchst du mir nicht zu erzählen. Vor nicht einmal einer halben Stunde knurrte dein Magen noch so laut, dass ich es bis hier her hören konnte und jetzt hast du plötzlich keinen Hunger mehr? Nein ich sehe doch das dich was bedrückt, also was ist es?“ „Es ist nur wegen… naja …wegen Titanos.“ „Verstehe, mach dir bitte um ihn keine Sorgen, es geht ihm sicher den Umständen entsprechend.“ Titanja riss die Augen auf. Wie konnte er nur so was gefühlloses sagen? Er wusste doch nicht einmal wo ihr Bruder war. Oder doch? „Vater ich…“ Titan unterbrach sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Wir haben alles nach ihm abgesucht. Haben sämtliche Verstecke in der gestammten Umgebung durchstöbert und nicht den kleinsten Anhaltspunkt dafür gefunden, dass er in Gefangenschaft geraten ist. Versteh doch, Titanos ist stark genug auf sich selbst aufzupassen. Er ist sicher verletzt, doch hat er sich in Sicherheit gebracht. Er wird nachkommen so bald er kann. Mach dir keine Sorgen.“ Titanos war frei. Das war eine tolle Botschaft. Titanja machte sich zwar immer noch Sorgen, doch war sie jetzt wenigstens ein wenig beruhigter. Tarock der neben Titanja saß stellte seine Ohren auf als er Titans Worte vernahm. „Er lebt?“ Flüsterte er mehr zu sich selbst als zu den Anderen und doch so laut, dass Titan seine Worte hörte. Er hatte ohnehin ein sehr feines Gehör. „Nun es gab Spuren seiner Gefangenname nahe das Dschungels, aber auch die eines Kampfes. Wir fanden sein Blut jedoch nicht genug als das es hätte tödlich sein können. Er ist frei und wahrscheinlich in Richtung Kurun unterwegs. Titanos wird nachkommen. Du kennst ihn ja, er lässt sich nicht unterkriegen.“ Irgendwie war Titanja nicht ganz klar für wen die Worte waren, aber das war egal. Titanos lebte und war frei das war alles was im Moment zählte. Erleichtert liefen Tarock die Tränen übers Gesicht, er wollte nicht weinen, konnte es aber nicht unterdrücken. Sein Schatz lebte. Das war eine großartige Botschaft. Und auch Titanja fiel ein Stein vom Herzen. Nun bekam sie doch wieder Hunger, aber gab’s hier nicht einmal annähernd was essbares? Sie ließ ihren Blick erneut übers Essen schweifen. Nach reichlicher Überlegung schnappte sie sich ein Stück Fleisch, in der Hoffnung es sei Geflügel. Hoffentlich. Tarock schubste sie leicht an, so dass sie fast das Wasser in der Hand verschüttet hätte. „He was soll das?“ Schnauzte sie. Tarock schüttelte nur grinsend den Kopf. Endlich lächelte er wieder. Bei seinem Anblick musste auch Titanja lachen bis ihr die Tränen in die Augen traten. „Schau mal da rüber“ Flüsterte er und wies mit dem Weinkelch in der Pfote auf die Priesterin. Diese kämpfte grad mit einer ziemlich zähen Schlangenhaut. ‚So so, wenn man die Viecher essen will muss man sie erst Häuten.’ Der komische Anblick brachte Titanja erneut zum lachen und dieses mal so laut das auch die Priesterin es mitbekam. „So, das findet ihr wohl lustig“ raunte sie mit einem lächeln auf dem Gesicht. „Öh nein, ja, es sieht komisch aus wie du da mit dem Ding kämpfst.“ „Warum probierst du es nicht mal selbst Nachtschatten?“ Wie? Sie sollte eins von den Viechern essen? Niemals. Im Leben nicht! Dann fiel ihr auf, dass die Frau ihren Avalonischen Namen genannt hatte. Kaum einer kannte ihn. Erschrocken darüber fragte sie. „Was?“ „So schlecht schmeckt das gar nicht.“ „Nein das mein ich nicht, wie hast du mich grad genant?“ „Bei deinem Namen.“ Ja das hatte Titanja auch mitbekommen, wollte die Priesterin sie ärgern oder was sollte der Scheiß? „Und woher weißt du ihn? Oder hat dir das auch der König erzählt?“ Langsam wurde ihr die Sache unheimlich und so was wie Wut kam in ihr auf. „Nein, den kenne ich schon seit langem.“ Bei diesen Worten fühlte Titanja sich erst recht verscheißert. Das würde sie sich nicht gefallen lassen. Die Könige beobachteten das Gespräch mit wachsendem Interesse. Das versprach noch sehr interessant zu werden. Titan stütze seinen Kopf auf die Pfoten und beobachtete die Beiden belustigt. Ob seine Tochter wohl noch drauf kommen würde? „Und woher bitte schön?“ Raunte diese und jetzt wurde der Unmut in ihrer Stimme hörbar. „Von dir selbst!“ „He? Wie wär’s wenn du mal auf den Punkt kommen würdest.“ Titanja sah sie wütend an, dieser Blick. Irgendwoher kannte sie den. Und dann fiel es ihr schlagartig wieder ein. Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag am Kopf. Konnte das sein? Es gab nur einen Menschen auf der Welt der es fertig brachte so zu gucken und sie so zu reizen. „Nalvala!“ Rief sie mit mal erschrocken durch den Saal. „Na endlich, ich dachte schon du kommst nie drauf. Aber schön das du mich wiedererkannt hast. Auch wenn’s etwas gedauert hat.“ Der Spott in ihrer Stimme war nicht zu überhören und doch ignorierte Titanja ihn. Es half meist eh nichts sich mit ihr zu streiten. Titanja hatte als Kind immer den kürzeren gezogen. „Du hättest ja auch eher was sagen können, statt mich zappeln zu lassen.“ Sagte sie nun schon etwas freundlicher. „Ach nun hab dich nicht so, ich wusste ja das du dich erinnern würdest. Früher oder später.“ „Oh es ist schön das du da bist, du musst mir unbedingt erzählen wie dein Leben so ist.“ Ihr Zorn war mit einem Mal wie weggeblasen. „Warum erzählen, ich werde es dir zeigen. Und nun solltest du unbedingt noch was zu dir nehmen.“ Titanja konnte es nicht glauben, so lange hatten sie sich nicht mehr gesehen und nun saß Nalvala seelenruhig da und kaute an einer Schlange. Ihre Cousine, die Tochter von Jürus. Titanja hatte ja gewusst das sie Priesterin in einem Tempel werden wollte, doch dachte sie immer das Nalvala in einem der unzähligen Tempeln des Endimion leben würde. Immerhin ist sie in so einem aufgewachsen. „Nalvala sag mal, habt ihr auch einfaches Brot?“ „Ja natürlich, warum fragst du?“ „Ganz ehrlich, das alles würde ich nie essen.“ Und zum Beweis machte sie ein angewidertes Gesicht. Nalvala lachte laut auf „Ok, ich rufe eines der Mädchen.“ Gesagt, getan. Mit einem Wink rief sie eine der Bediensteten zu sich und teilte ihr Titanjas Anliegen mit. Zu deren großen Überraschung kam die Dienerin recht zügig wieder und brachte mehr als Brot. Auf einem Teller waren verschiedene Fleischsorten angerichtet und mit Gurke und Tomate garniert. Titanja erkannte Schweine, Rinder und Hühnerfleisch auf dem Salat und ohne ein weiteres Wort machte sie sich über ihr Essen her. Wer wusste schon wann es wieder was essbares gab? Der Abend verging wie im Flug, jetzt da Titanja wusste das ihr Bruder noch lebte ging es ihr besser und sie genoss die Zeit mit Nalvala. Ihre Cousine erzählte Titanja von ihrem Leben und ihrer Arbeit. Außerdem tratschten die beiden über die Vergangenheit und viele andere Themen. Spät am Abend erhob sich König Titan um zu gehen. Zu Titanjas Überraschung hatte er die ganze Zeit still am Tisch gesessen und zugehört, während Tatarus sich frühzeitig verabschiedete. „Nun es ist spät und wir müssen morgen weiter, du solltest daher ein wenig schlafen Titanja.“ „Aber wir haben uns noch so viel zu erzählen Vater.“ „Ich wiederhole mich nicht noch mal. Morgen ist genügend Zeit dazu. Geh.“ Ohne ein weiteres Wort zu ihrem Vater fügte sie sich und stand auf um zu gehen. Er hatte ja Recht, sie brauchte Schlaf. „Bis Morgen Prinzessin.“ Sagte Nalvala als Titanja den Saal verließ. „Wir reisen doch Morgen in aller Frühe ab, ich glaube nicht das wir dann noch viel Zeit füreinander haben werden.“ „Doch das haben wir, ich Reise nämlich mit euch. Und nur damit du es weißt, morgen beginnen wir mit dem Unterricht. Als erstes Thema werden wir die Erneuerungszeremonie besprechen, schlaf gut.“ Titanja nickte nur knapp und ging, glücklich darüber das Nalvala mit kommen wird. Diese Nacht schlief sie besonders fest. Der Morgen kam früh, zu früh wie Titanja fand. Gähnend stand sie auf um unter die Dusche zu schlurfen. Aber leider war das Wasser auch noch eiskalt, ob das wohl Absticht war? Nein wohl kaum. Also ging sie zurück ins Schlafzimmer um sich anzukleiden. Kopf kratzend sah sie sich um. Wo waren ihre Klamotten? Sie war sich sicher sie über einen in der Ecke stehenden Stuhl geworfen zu haben. Doch da waren sie definitiv nicht mehr. Also sah sie sich erneut im Zimmer um und entdeckte auf einem anderen Stuhl, neben der Tür, ein paar saubere Kleider. Oder besser gesagt Tücher. Seufzend zog sie das Ganze an, wobei sie sich nicht gerade bekleidet vorkam, bedeckte der Hauch von Nichts doch nicht viel. Doch das würde sie jetzt kaum ändern können. Dämliche Kleiderordnung. Sie ging in den Gang um zu sehen ob schon wer wach war. Zu ihrer Überraschung herrschte hier schon rege Betriebsamkeit. Sie war wie immer die Letzte, die aufgestanden war. Wie immer. Ohne weiter darüber nachzudenken machte sie sich auf den Weg in Richtung Tarock, der stand bereits ungeduldig vor seiner Tür und guckte grimmig aus der Wäsche. Was er wohl schon wieder hatte? Egal, Titanja fasste den Entschluss mal nicht danach zu fragen. Als Tarock sie sah verdrehte er absichtlich die Augen. „Oh die werte Prinzessin ist auch endlich wach, na dann können wir ja endlich abreisen.“ „Nun hab dich mal nicht so, du hättest mich ja wecken können wenn’s dich stört.“ Sie streckte ihm die Zunge raus und ging einfach vorbei. „He, warte!“ Rief Tarock ihr hinterher und holte sie schnell wieder ein. Die Beiden liebten es sich gegenseitig zu ärgern. Sie waren ja immerhin wie Geschwister und fühlten sich auch so. Wer nicht wusste, dass sie keine waren, hatte es schwer einen Unterschied zu sehen. Und so gingen die beiden den gleichen Weg aus dem Tempel, den sie am gestrigen Tag auch gekommen waren, um das letzte Stück der Reise anzutreten. Kapitel 12: Die weiße Stadt Atlantis ------------------------------------ Nach monatelangen Reisen und Torturen landete die Darsilver endlich auf Atlantis, direkt im Herzen der Stadt in einen dafür vorgesehenen unterirdischen Hangar. Endlich angekommen. Titanja hatte die restliche Zeit der Reise in einer Bibliothek an Bord verbracht, wo sie viel über die Geschichte von Andante erfuhr. Dort gab es mehr Bücher als sie jemals hätte während der Reise lesen können. Aber das war nicht alles, auch ihr Unterricht mit Nalvala hatte begonnen, wobei es eine Menge gab, was sie noch zu lernen hatte. Der große Krieg um Akaron und das Reich der Unterwelt waren nur ein paar der Themen, die sie behandelten und Nalvala konnte reden, unendlich viel reden, stellte Titanja mit Bedauern fest, was manchmal echt nervte. Auch während der Landung hockte Titanja über einem Buch. So bekam sie wie immer nichts von alldem mit. Wobei selbst wenn sie nicht gelesen hätte, hätte sie nichts von der Landung mitbekommen, da diese völlig ohne Komplikationen von statten ging. „Titanja“ Tarocks Stimme riss sie aus ihren Gedanken, sodass sie völlig erschrocken hoch fuhr und sich in Richtung Tarock drehte. „Entschuldigt bitte Prinzessin, aber wir sind soeben gelandet.“ „Gelandet!“ Echote sie überrascht. „Jetzt schon? Ich hab gar nichts mitbekommen.“ „Ja das währe ja auch nichts neues, nicht wahr?“ Scherzte Tarock, wohl wissend, dass er sie damit ärgerte. „Nun komm, wir wollen endlich das Schiff verlassen und dieses mal nicht als die Letzten, OK?!“ Titanja rollte mit den Augen. War ja klar, dass diese Bemerkung kommen würde, er hatte sich eben in den letzten Jahren nicht die Spur geändert. Was nicht weiter schlimm war, denn sie mochte ihn ja so wie er war, auch wenn es manchmal nervte. Also erhob sie sich umständlich und legte erst einmal das Buch wieder ins Regal, wie immer alles ganz langsam und gemächlich, was Tarock überhaupt nicht leiden konnte. Aber Titanja liebte es ihn auf diese Art und weise zu provozieren. Er konnte sich so schön aufregen. „Gehen wir? Ich dachte du wolltest los!“ Scherzte sie. Das grelle Licht brannte in den Augen als sie das Raumschiff verließ, dabei war es nicht einmal Sonnenlicht sondern nur eine besonders helle Lampe die irgendwo oben dann der Decke hing. Neugierig sah Titanja sich um. Der Hangar war gigantisch, doch die Darsilver übertraf alles was sie je an Maschinen gesehen hatte. Sie war ein gigantisches Meisterwerk der Technik. Ein riesiges, metallenes Etwas. Es fiel Titanja sichtlich schwer den Blick von dem silbernen Giganten zu lassen, doch Tarock berührte sie an der Schulter. „Kommt“ sagte er und sie folgte ihm. Der Weg nach draußen führte über einen fast frei schwebenden Metallsteg, welcher geschätzte zwanzig Meter in der Luft hing. Tarock ging zielstrebig auf das Ende des Steges zu, so wie es aussah wollte er keine weitere Zeit verschwenden. Doch Titanja war nicht ganz wohl bei dem Gedanken so einfach über den lose in der Luft pendelnden Steg zu laufen und außerdem wollte sie sich ihre Umgebung etwas genauer ansehen. Sie nutzte sie die Gelegenheit nach oben zu gucken. Der Raum hatte eine sehr hohe Decke, doch nichts was auch nur annähernd so aussah als bekomme man ein ganzes Raumschiff hindurch, also wo war nun die Öffnung durch der sie in den Hangar gelangt sind? Sie konnte komischerweise nichts des Gleichen entdecken. Achselzuckend ging sie weiter. Zu Titanjas Überraschung verließen sie das Raumschiff nicht so wie sie es erwartet hätte. So blieb sie noch einmal stehen und starrte das Schiff an, ihre Augen suchten die Stelle wo sich die Tür befinden musste aus der sie gekommen waren, doch sie konnte sie nicht finden. Tarock bemerkte ihren verwunderten Blick und musste unbewusst lächeln. „Nun Prinzessin, wenn ihr die Tür sucht so sucht ihr vergebens. Es gibt nur einen schmalen Ausgang oben.“ Er deutete auf die Stelle die er meinte. Titanja folgte seiner Bewegung, doch erkannte sie nichts Genaueres. Stirnrunzelnd fragte sie. „Und wie sind die ganzen schweren Maschinen und das Heer da rein gekommen? Ich meine, wenn es doch keine Tür gibt...“ Nun musste Tarock doch laut lachen. „Dieses Schiff landet nie, außer zur Wartung so wie jetzt. Alle Gegenstände und wir sind mit den Silvermedalienringen an Bord gebracht worden. Und bevor du fragst. Die Silvermedalienringe sind riesige Transportmaschinen in Ringform, du erinnerst dich sicher, dass wir von Lazus wieder ins Schiff hinauf gebeamt worden sind. Das war ja auch das erste Mal das du nicht Ohnmächtig geworden bist, so wie im Dschungel.“ „Ich fand das damals im Dschungel nicht witzig, Danke. Und diese Ringdinger würden mich schon noch weiter interessieren.“ „Schon gut du hast ja Recht. Nunja, sie funktionieren eigentlich ganz einfach, sie verbrauchen aber auch eine menge Energie. Im Grunde ist es so, dass ja alles aus Neutronen und Positronen besteht, jede einzelne Zelle lässt sich spalten und wieder zusammen fügen und genau das machen die Silvermedalienringe. Es ist schwer zu erklären, aber hier funktioniert einiges auf diese Art und Weise.“ Nun war Titanjas Verwirrung erst recht groß, musste Tarock doch anscheinend immer in Rätseln sprechen. Er machte sich offensichtlich einen Spaß daraus. Naja egal. Titanja würde es früher oder später eh herausfinden. Es waren nur noch wenige Schritte bis zum Ende der Rampe und Titanja war heilfroh als sie das Ende endlich erreicht hatten. Es gefiel ihr nicht gerade zwanzig Meter frei in der Luft zu pendeln. Nein, und wenn sie ehrlich war so hatte sie ein wenig Höhenangst, was eigentlich völliger Blödsinn war, denn als Kind ist sie oft auf hohe Gerüste geklettert und runter gesprungen. Im Moment freute sie sich aber mehr darauf wieder festen Boden unter den Pfoten zu haben, egal was in der Vergangenheit war oder nicht, und sich die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen. Außerdem war sie neugierig darauf was sie erwartete. Sie wollte die Stadt endlich sehen. Es gab auf der Erde unzählige Legenden und Geschichten über Atlantis, doch hielten die Menschen es für Ammenmärchen, verleugneten es oder erklärten schlichtweg alles für Schwachsinn. Titanja sollte vorraus gehen. Den sinn darin verstand sie zwar nicht ganz, tat es aber trotzdem, mehr aus Neugier auf das was sie erwartete als weil es eine Bitte war. Vor ihr lag ein kurzer, recht breiter Gang der mit auffälligen Hiroglyphen versehen war. Abrupt blieb sie stehen als sie sah, dass der breite Gang links und rechts von Leuten flankiert wurde. Was sollte das? In ihrem Bauch machte sich ein mulmiges Gefühl breit, als sie weiter ging und sich die vielen verschiedenen Lebewesen vor ihr verneigten. Ja es waren nicht nur Menschen oder Götter, einige von den Wesen die vor ihr knieten hatte sie noch nie zuvor gesehen. Manche von ihnen sahen menschenähnlich aus, unterschieden sich aber durch kleine Details, spitze Ohren oder Schwänze sah sie häufig. Aber warum verbeugten sie sich? Titanja hatte dieses ganze Getue seit dem Tempel auf Lazus satt. Am Anfang war es sogar noch ein wenig lustig aber jetzt nervte es nur noch. Das alles kam ihr so überflüssig vor, war doch an ihr nichts Königliches und das sie die Prinzessin von Andante war, war ihr völlig egal, nein sie wollte es nicht einmal. Ihre Schritte wurden langsamer als sie den Anfang des Ganges erreichte. So langsam, dass sie fast schon stehen blieb und Tarock der neben ihr ging sie fast unmerklich anschupsen musste damit sie sich vorwärts bewegte. Die Wesen links und rechts im Gang rührten sich nicht. Wie Statuen knieten sie am Boden, die Köpfe gesenkt. Titanja atmete noch einmal tief durch und setzte sich dann doch widerwillig in Bewegung, zwar nur langsam aber der Ausgang am Ende des Ganges war schon als leichter goldener Lichtschein zu sehen. Als sie diesen erblickte löste sich das bedrückende Gefühl von ihrer Brust und ihre Atmung wurde wieder langsamer, auch ihr Herz schien sich wider zu beruhigen. Dann trat sie heraus. Im ersten Moment konnte Titanja nichts erkennen, denn das Sonnenlicht blendete sie so stark, dass sie ihre Augen schließen musste. Doch sie hörte gedämpfte Geräusche, die mit mal lauter, mal leiser wurden. Stille breitete sich aus, im gleichen Moment wie sich ihre Augen an das grelle Licht der Sonne gewöhnten. Vor ihr stand Silver und auf ihrem Rücken thronte König Titan, stolz und mächtig. Er hatte sich umgezogen. Statt einem schlichten weißen Tuch trug er nun ein elegantes weißes Tuch aus feinstem Stoff gebunden, zusätzlich mit einem blauen Tuch welches mit Goldornamenten und wertvollen Edelsteinen besetzt war. Aber auch so hatte er eine Vielzahl wertvollsten Schmuck angelegt, Armreifen und Spangen so wie lange Goldene Ohrringe schmückten ihn, das Sonnenamulett hing nun nicht mehr an einer einfachen Goldenen Kette sondern an einen breiten mit blauen und grünen Edelsteinen besetzten Collier. Sein Blick war hart und stolz, aber auch ungeduldig denn Titanja stand nur so da ohne sich zur verbeugen. Und als hätte sie seine Gedanken gelesen warf sie sich vor ihm in den Staub. Der helle Sandstein war angenehm warm, stellte sie überraschend fest und ihr Herz schlug wieder laut und hart. ‚Ich hätte mich sofort verbeugen müssen, nein.’ Dachte sie erschrocken. Tausende von Augenpaaren haben es gesehen und es war eine Beleidigung, ja sie hatte soeben den heiligen König der Sonne verhöhnt und beleidigt. Das ist dasselbe als ob man jemandem öffentlich ins Gesicht spucken würde. Sie hatte es wie immer vermasselt. Silver scharrte ungeduldig mit dem linken Vorderbein am Boden, die Eisen an ihren Hufen gaben ein unangenehmes Geräusch von sich, das in den Ohren schmerzte. Es schien als wolle auch die heilige Stute ihr sagen, dass sie Mist gebaut hatte. Aber wahrscheinlicher war, dass das Tier endlich in ihren Stall zurück wollte. Vorsichtig sah Titanja zu ihr auf und stellte überrascht fest, dass auch Silver reich geschmückt war. Rote Federn gesteckt an goldenen Ornamenten und mit Perlen und Edelsteinen verziert schmückten das Prachtvolle Tier. Doch sie sah auch den Vorwurf in den intelligenten Augen des Tieres, nein keine Frage die Stute hatte den Frevel an ihren Herrn mitbekommen und zeigte dieses Titanja deutlich. Betroffen senkte Titanja ihren Kopf wieder, es tat ihr leid, sie wollte ihren Vater nicht öffentlich demütigen. Dieser straffte seine Muskeln und legte die Ohren bedrohlich an, denn er war wütend, beherrschte sich aber. Trotz allem würde Titanja nicht ungeschoren davon kommen, oh nein, sie würde ihre Strafe bekommen. Seine Stimme war laut und klar und obwohl man die Wut deutlich hören konnte war sie seltsam beherrscht. „Titanja, steh auf und komm, ich habe keine Zeit für deine nutzlosen Albernheiten.“ Sie traute sich nicht auf seine Worte zu antworten, was vielleicht sogar besser war, betrachtete man die Situation. Sie war gewiss nicht in der richtigen Position sich seinen Befehlen zu widersetzen. Somit stand sie schweigend auf und sah sich fragend um. Sollte sie etwa laufen, naja egal, das war nicht weiter schlimm. Um sie herum knieten die Leute ehrfürchtig am Boden, in ihren Gesichtern war Erstaunen aber auch Ärger zu sehen, doch die Freude darüber, dass ihr Gott und König wieder da war überwog und so schallte auch schon aus der ferne leise fröhliche Music die den König willkommen heißen sollte. Titan ritt ohne einen weiteren Blick auf seine Tochter los. In ihm kochte es vor Wut, wie konnte sie nur so dämlich sein? Hatte er ihr nicht oft genug gesagt wie sie sich ihm gegenüber zu verhalten hatte? Sie war nicht mehr auf der Erde. Ihr leichtes Lotterleben war vorbei und das würde er ihr jetzt auch zeigen. So konnte sie nicht mit ihm umspringen, nein. Er trieb Silver zu einem leichten Trab an, sodass sein Gefolge auch noch Zeit hatte in den Sattel zu steigen. Es gab noch so vieles um das er sich kümmern musste, während seiner Abwesenheit hatte er Prinzessin Titane Rosa die Führung überlassen. Sie war älter und reifer als seine beiden anderen Töchter die hier mit ihm lebten und hatte schon viele Jahrhunderte Erfahrung. Jemand auf den er sich auch mal verlassen konnte ohne das gleich alles drunter und drüber ging. Im Gegensatz zu Titanja hatte Titane nicht so viele Flausen im Kopf und wusste was sich gehörte, doch er würde Titanja schon noch beibringen wie sie sich zu benehmen hatte. Ein leises Seufzen drang über seine Lippen. Er freute sich auch endlich wieder Zuhause zu sein. dDr Krieg hatte ihn erschöpft und die Schmerzen in seinem Herzen sind auch wieder stärker geworden, was er jedoch ignorierte. Für so was hatte er später noch genug Zeit. Also erhöhte er das Tempo abermals um möglichst schnell zum Palast zu gelangen. Am Abend würde es noch einen großen Empfang geben, bei dem er Titanja eigentlich seinem Volk vorstellen wollte, doch das würde nicht geschehen. Noch nicht. Er durfte nicht zulassen, dass seine Tochter ihn noch einmal öffentlich demütigte, gewollt oder nicht. Und noch ist sie auch zu dumm, denn die Gefahr ist groß, dass man sie benutzen könnte um ihm zu schaden. Sollte das geschehen konnte und durfte er keine Rücksicht mehr auf sie nehmen. Nein, es währe ihr Todesurteil. Titanja sah sich irritiert um, König Titan und sein Gefolge waren bereits ein gutes Stück entfernt, sodass sie kaum mehr zu sehen waren. Erleichtert atmete sie aus und schaute sich nach Tarock um, doch der war nirgends mehr zu sehen. ‚Wahrscheinlich’ dachte sie ‚ist er mit Titan voraus geritten.’ Na toll, er hatte sie hier alleine gelassen. Das Volk kniete immer noch unvermittelt vor ihr, nur zwei junge, in durchsichtigen weißen Tüchern gekleidete Frauen, standen vorsichtig und mit gesenktem Haupt auf. Instinktiv wich Titanja vor ihnen zurück als sie näher kamen, denn sie fühlte sich hilflos so ohne Tarock, hier war alles neu und fremd. Sie hatte keine Ahnung von den Bräuchen und Sitten und auch die Sprache verstand sie nur zum Teil. Panik machte sich in ihr breit, warum hatte er sie hier alleine gelassen? Wenn das ein Scherz war, so konnte sie nicht drüber Lachen, oh nein. Eine der jungen Frauen verneigte sich erneut vor ihr und zeigte mit der Hand auf eine kleine von Pferden gezogene Sänfte. Titanja verstand nicht ganz und wich noch einen Schritt zurück. Das Gefühl der Panik wurde stärker. Die Frau sah sie verwundert an und machte auch einen kleinen erschrockenen Schritt zurück. „Große Tochter der heiligen Sonne, verzeiht meine Frechheit, eure Sänfte und euer Gefolge stehen bereit, wir sollten uns beeilen und zum Königlichen Zug aufholen.“ Sie zitterte am ganzen Leib so als habe sie Angst vor Titanja, was diese nur noch mehr verwirrte. „Sänfte? Gefolge?“ Stotterte sie. Die junge Frau nickt stumm und wies noch einmal mit einer Geste auf die Sänfte, die Pferde davor wurden langsam ungeduldig und scharrten mit den Hufen auf dem Sandstein umher. Und erst jetzt als Titanja ein zweites Mal genauer hinsah bemerkte sie eine Vielzahl junger Frauen, die sich mit ihren Pferden neben, hinter und vor der Sänfte platziert hatten. Eines der Tiere war frei, wahrscheinlich war es das Tier der jungen Frau, die gerade versuchte Titanja klar zu machen das es wichtig war sich zu beeilen. Und endlich traf sie die Erkenntnis: sie sollten das Ende des Königlichen Zuges bilden. Die junge Frau lächelte sanft so als habe auch sie bemerkt, dass es bei Titanja endlich gedämmert hatte. Diese senkte betroffen den Kopf. Es war ihr im Moment egal was die Frauen und das Volk von ihr dachten, sie fühlte sich mies und wollte lieber irgendwo alleine sein. Doch der Wunsch würde ihr wohl kaum erfüllt werden. Also setzte sie sich in das Transportmittel. Es war zwar klein aber richtig bequem und voller weicher Kissen. Außerdem gab es ein Dach, das sie vor der sengenden Sonne schützte und durchsichtige Vorhänge zum zuziehen, dessen Zweck Titanja nicht ganz einleuchten wollte. Auch die junge Bedienstete setze sich nun in ihren Sattel und gab das Zeichen zum losgehen. Der Trupp setze sich langsam in Bewegung und so weit Titanja es sehen konnte erhoben sich hinter ihnen auch endlich wieder die Leuten vom Boden. Der kleine Trupp bewegte sich nur langsam durch die heilige weiße Stadt, so dass Titanja genügend Zeit hatte sich ihre Umgebung genau anzusehen. Sie hatte viel über sie gehört, vor allen aber kannte sie die Legenden von der Erde die besagten, dass es sich um eine im Meer versunkene Stadt handelte die von Meerjungfrauen und ähnlichem bewohnt wurde, was natürlich riesen Blödsinn war. ‚Atlantis ist keineswegs versunken, es gibt zwar unzählige Springbrunnen und Wasserbecken in denen die Kinder spielen und sich gegenseitig nass spritzen, aber von abgesoffen kann man nicht reden.’ Dachte Titanja. Was von den Legenden allerdings stimmte die sie kannte war, dass die Stadt von Göttern erbaut wurde und das sie das Zentrum eines gigantischen Königreichs war. Ja wenn man es genau nimmt ist Atlantis die Hauptstadt von Andante. Wenn die Menschen auf der Erde das nur wüssten, sie würden alle ihren bisherigen Glauben aufgeben. Doch für sie wird das alles hier noch für viele Jahrtausende eine ferne Legende bleiben. Titanja war überrascht als sie sah wie breit die Straßen hier waren und nicht nur das, von überall eilten die Bewohner herbei, alt wie jung. Sie stellten sich an die Straßen und jubelten dem kleinen Trupp munter zu, sangen Lieder und verneigten sich. Die Kinder liefen oftmals ein ganzes stück mit bis ihre Mütter sie zurück riefen. Die Bewohner von Atlantis waren voller Freude und bereiteten bereits ein großes Fest vor. So sah es jedenfalls aus, denn überall holten die Leute Bänke und Tische herbei, schmückten die Stadt mit bunten Tüchern und stellten Speisen auf. Titanja musste bei so viel Geschäftigkeit lächeln, die Bewohner dieser Stadt schienen so anders zu sein als auf der Erde. Dort sah man die Kinder nie so lachen und spielen. Es gab so viel zu sehen, Statuen aus Stein und wertvollen Metallen säumten die Straßen, Alleen aus Springbrunnen und Säulen zogen sich durch die eleganten verschlungenen Gassen und überall blühten Blumen. Die Stadt war übersäht mit Grün und von weitem schimmerten Parks und Gärten durch die weißen Sandsteingebäude. ‚Eine reiche Kultur’, dachte Titanja. Überrascht war sie auch über die Bauweise der Gebäude, die wie Terrassen aufgebaut waren. Viele hatten Säuleneingänge und Gärten, große Fenster oder Dachterrassen waren bei fast allen Häusern vorhanden und in der Ferne erhob sich ein gewaltiger Turm über der Stadt. Er musste wohl ein Teil des Größten Gebäudes der Stadt sein. Ein Tempel vielleicht. Seine Spitze reichte bis in den Himmel hinein, so als wolle er die Sonne berühren. Und als Titanja hinauf sah um zu sehen wie hoch der Turm ist, bemerkte sie erst das nicht eine, sondern sechs Sonnen am wolkenlosen blauen Himmel standen. Kein Wunder das es hier so warm war. Naja, muss es ja auch bei dem Kleidungsstill, immerhin tragen manche der Leute hier nicht mehr als einen knappen Lendenschurz, oder laufen barbusig rum. Auch die Männer verhüllten kaum was sie hatten, Titanja sah mehr als nur einmal einen Penis baumeln, was sie aber irgendwie zum schmunzeln brachte. Waren auf der Erde doch alle so prüde. Die Menschen hier waren so anders. Menschen? Titanja verrenkte sich halb ihren Hals als sie ein paar merkwürdige Wesen sah, die sich vor der näher kommenden Sänfte verneigten. Solche Lebewesen hatte sie noch nie gesehen, denn die sahen aus wie aus einem Horrorfilm, wobei sie nur halb so hässlich waren und die Klauen und Blut triefenden Reißzähne fehlten. Eines der Mädchen die sie begleitete schien ihr fragendes Gesicht gesehen zu haben und ritt näher an sie heran. Titanja bemerkte sie erst als sie direkt vor ihr war und sah sie an und mit einem Mal bekam sie das Gefühl wieder irgendetwas falsch gemacht zu haben, was natürlich Unsinn war, aber sie zog ihren Kopf eilig zurück. Die junge Frau lächelt aufmunternd, verbeugte sich ehrfürchtig vor ihr und sprach leise. „Verzeiht große Tochter der heiligen Sonne, ich hoffe die Reise durch die Stadt sagt euch zu, wenn ihr wollt können wir auch eine andere Route nehmen.“ „Oh Nein, danke, mir gefällt dieser Weg.“ „Nun denn, wenn ihr es so wünscht soll es auch so geschehen, verzeiht ihr saht nur grad so verwirrt aus.“ Die Stimme der jungen Frau zitterte leicht, es schien als traue sie sich kaum mit Titanja zu reden. „Verwirrt?“ Echote diese, „Oh nein ich… ich war nur neugierig. Wesen wie diese dort drüben habe ich noch nie zuvor gesehen.“ Ihr Blick ging in Richtung der Echsenähnlichen Wesen, die sie meinte und mit einem breiten Grinsen antwortete die Frau: „Lady Titanja, Tochter der Sonne, das sind Brachiden, sie sind den Homorieden sehr ähnlich aber weitaus friedlicher, die meisten der Brachidenarten sind Vegetarier. Manche auch Fleischfresser. Es gibt unzählige Arten von ihnen, ihr werdet hier in Atlantis alle Arten antreffen.“ Was für merkwürdige Wesen. Titanja sah den Brachiden noch eine ganze Weile nach, nur um dann schon die nächsten ihr unbekannten Lebewesen zu sehen. Aus der Ferne kam ein ganzer Trupp Tierähnlicher Kinder angerannt. Die Mehrheit von ihnen sah aus wie Gazellen, Tohmsengazellen verbesserte sich Titanja gedanklich. Aber auch zwei die wie Fohlen aussahen. Neugierig blieben sie an der Straße stehen und sahen zu ihr herüber. So lange, bis aus der Menge ein hoch gewachsener Mann erschien, auch er sah aus wie eine Gazelle mit kleinem zierlichen Kopf und kurzen Hörnern. Titanja schien schon wieder einen fragenden Blick zu haben, denn auch dieses mal erklärte ihr die junge Frau um was für Lebewesen es sich handelte. „Das sind Molieden, viele von ihnen sind ausgezeichnete Krieger. Auch sie gibt es in verschiedenen Arten, wenn man’s genau betrachtet gibt es genauso viele Moliedenarten wie Tierarten in Akaron.“ Die Tour durch die Stadt setze sich noch eine Weile fort und egal wo sie auftauchten kamen die Leute um sie zu begrüßen und sich zu verneigen. Sie fuhren auch an einigen prachtvollen Tempeln vorbei, die sich ausschließlich der medizinischen Versorgung und Forschung widmeten. Zur Stadtmitte hin wurden die Gebäude auch immer größer und prachtvoller und auch der Turm, den Titanja schon aus der Ferne gesehen hatte, wuchs stetig an. Sie mussten direkt darauf zu gehen. Und dann erinnerte sie sich an etwas, das Tarock vor vielen Jahren mal zu ihr gesagt hatte: die Kultur aus Atlantis ist sehr alt und der Ursprung der Ägyptischen Kultur auf der Erde. Oh ja, dachte Titanja, wie recht er doch hatte. Alles hier erinnerte sie an das alte Ägypten obwohl gleich einige Punkte anders waren, die Bauweise zum Beispiel war einfach Gigantischer und die Statuen zeigten nur selten menschliche Motive. Aber die Schriftzeichen waren fast dieselben, obgleich sie viel komplizierter waren. Von Weitem kam langsam das Schloss von König Titan in Sichtweite und nun sah Titanja auch wohin der große Turm gehörte, der sie die ganze Zeit begleitete und nein, es war nicht so wie sie zuerst dachte der Teil eines der Tempel. Nein, er gehörte eindeutig zum Palast, wobei auch dieser von der Bauweise her Ähnlichkeit mit einem Tempel hatte. Zum Palast hin führte eine besonders breite Straße, die von mächtigen Tigerstatuen flankiert wurde, und auf eine leicht ansteigende Rampe führte, die auf der ersten Terrasse endete. Von dort aus führten viele weitere Straßen entweder direkt ins Schloss rein oder mit weiteren Rampen nach oben auf die nächsten Terrassen, auf denen sich prachtvolle Gärten befanden. Und so wie es aussah wurde der kleine Trupp schon erwartet, denn eine Vielzahl von Kriegern standen links und rechts von der Straße und verneigten sich sobald die Sänfte in Sichtweite kam. Titanja hatte das vorläufige Ziel scheinbar erreicht. Sie war am Königlichen Schloss angekommen. Von innen war das Gebäude fast noch beeindruckender. Die Eingangshalle war riesig. Statuen und prachtvolle Malereien schmückten die weißen Wände. Es gab so viel zu sehen, ja dieser Palast war eines Gottes würdig. Und auch die Gänge durch die man sie führte waren groß und reich verziert, auch hier gab es überall prachtvolle Statuen, Vasen und Lampen. Langsam aber sicher kam auch das Unwohle Gefühl in Titanjas Magen zurück gekrochen. Nach wie vor hatte sie das beklemmende Gefühl hier nicht hin zu gehören. Außerdem war sie Müde und hatte noch immer ein schlechtes Gewissen wegen der Sache mit König Titan, er war mehr als nur wütend auf sie und genau das machte ihr solche Angst. Was er wohl bei ihrer nächsten Begegnung sagen würde? Oh darüber wollte sie noch gar nicht nachdenken. Es wird Ärger geben, oh ja und am liebsten hätte sie sich jetzt still und heimlich wieder aus dem Staub gemacht, nur war das schlecht möglich, sie hätte ja nicht einmal alleine bis zum Schloss gefunden. Doch vorläufig passierte nichts. Titan ließ sie nicht sofort zu sich rufen, sondern man zeigte ihr ihr Zimmer, wenn man es Zimmer nennen durfte. Eigentlich war es ein ganzer Komplex mitten im Schloss, ausgestattet mit mehreren Zimmern, einer riesigen Eingangshalle, einem großen Dachterrassen Garten von wo aus man einen fantastischen Blick über die Stadt hatte und mehreren Badezimmern. Titanja war zu müde um ihr neues Quartier genauer unter die Lupe zu nehmen, also ließ sie sich einfach aufs Bett fallen und schlief sofort ein. Kapitel 13: Eine Wundervolle Nachricht -------------------------------------- Die letzten Tage blieb Titanja so gut wie unbehelligt, nur ab und zu sahen mal ein paar der Bediensteten vorbei um ihr etwas zu Essen oder frische Kleider zu bringen. Wobei das überhaupt nicht nötig war, denn an Lebensmitteln und Bekleidung fehlte es ihr nicht im Geringsten. Sie hatte alles was sie brauchte. Und doch fühlte sie sich mies. Die Sache mit ihrem Vater ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Was hatte sie nur wieder getan? Er war so wütend auf sie, außerdem hat er sich seit ihrer Ankunft nicht einmal bei ihr gemeldet oder blicken lassen. Was leider auch nichts Neues war. Besorgt lief sie im Zimmer auf und ab. Konnte es wirklich sein? War Sie ihm egal? Scheinbar. Was Titanja nach der Geschichte auch verstehen konnte, denn eines der Mädchen die sie betreute erklärte ihr was sie getan hatte. Und wenn die junge Frau nicht maßlos übertrieben hatte, so konnte Titanja froh sein, das sie noch lebte. Einen Gottkönig beleidigte man nicht einfach so, auch nicht wenn man Titanja heißt und reinzufällig Prinzessin ist. Doch ein schlechtes Gewissen ist keine gute Gesellschaft, was nützt es von königlichem Geblüt zu sein wenn man ständig alleine ist? Nichts, wie Titanja herausfinden musste. Also stapfte sie wie immer in den großen Terrassengarten der zu ihren Gemächern gehörte, um es sich unter einem alten Baum gemütlich zu machen. Die Sonnen standen alle sechs vollends am Himmel und die Luft flirrte von Hitze. Kleine Insekten schwirrten umher und eine kleine blaue Libelle setzte sich auf eine der weißen Lilien im Teich neben Titanja. Es war ein elegantes Tier, ein wenig größer als die die sie von der Erde kannte und doch genauso schön. Titanja schloss einfach die Augen um ein kleines Nickerchen zu machen, als sich jemand vor ihr in die Sonne stellte, sodass sein Schatten auf sie fiel. Durch den ungebetenen Gast aus der Ruhe gebracht öffnete sie widerwillig ihre Augen, in der Erwartung eines der Mädchen vor sich zu haben die ab und zu nach ihr sahen. Doch zu ihrer Verwunderung war es Tarock, der mit vor der Brust verschränkten Armen da stand und sie anstarte. Was sollte denn der Auftritt? Er wirkte irgendwie mies gelaunt. Dabei freute Titanja sich im ersten Moment ihn zu sehen. Doch diese Freude war so schnell verraucht wie sie gekommen war, denn offensichtlich war das kein Höflichkeitsbesuch. Tarocks blick war ernst und er trug sein Schwert anscheinend nicht nur zur Zierde. Was sollte das? „Prinzessin Titanja Nachtschatten, Tochter des Heiligen Königs Titan Gott der Sonne und großer Elementgott, ich Tarock, Sohn des großen Elementgottes Kiro, Herr über das Leben, bin von unserem König, Herr der Sonne Titan, zu euch gesandt worden um euch sofort in die Privatgemächer seiner Majestät zu bringen. Der König wünscht keine Verzögerungen.“ Titanja sah ihn nur verdutzt an. „Was bitte soll denn der Auftritt?“ Sprach sie ihren Gedanken nun laut aus. „Prinzessin ich habe mich klar ausgedrückt, also kommt, sonst werde ich Gewalt anwenden.“ „Tarock der Scheiß ist nicht dein ernst? Du kannst auch vernünftig mit mir reden OK.“ „Kommt, ein drittes Mal werde ich mich nicht wiederholen.“ Und damit war für ihn die Diskussion beendet. Titanja war verwirrt. So kannte sie Tarock nicht, noch nie hatte er sich ihr gegenüber so benommen. Ganz gleich wer sie war. Titanja hatte keine Wahl. Anfangs wehrte sie sich, doch das half rein gar nichts. Tarock ergriff sie einfach grob am Oberarm und zerrte sie hinter sich her. Wie einen Sack Getreide. ‚Lächerlich’, dachte Titanja ‚was soll das?’ Sie kam sich vor wie seine Gefangene, nicht nur das sein Griff schmerzte, nein er sprach auch kein weiteres Wort mit ihr. Sah sie nicht einmal an. Titanja verstand das alles nicht, was sollte das und warum tat er das? Als sie noch einmal verzweifelt versuchte sich zur Wehr zu setzen und sich mit ihrem gesamten Körpergewicht gegen ihn stemmte um Tarock auszubremsen, drehte dieser sich ruckartig um und stieß sie unsanft gegen eine scheinbar massive Wand, welche sich lautlos öffnete und den Blick auf einen Geheimgang frei legte. Titanja versuchte den drohenden Sturz abzufangen, fand aber keinen Halt und fiel rückwärts in den Gang hinter sich. Dabei schlug sie unsanft mit dem Kopf auf und für einen kurzen Moment begann die Welt um sie herum zu verschwimmen. Doch noch bevor sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde sie von Tarock grob hoch gerissen und voraus geschupst. Eins, zwei kleine Tropfen Blut fielen mit einem leisen Platschen zu Boden. Titanja hatte sich den Kopf angeschlagen, was aber nicht weiter schlimm zu sein schien denn die Blutung hörte auch fast sofort wieder auf. Der Schmerz jedoch nicht. Doch auch das ließ Tarock kalt. Das Geräusch des fallenden Blutes verursachte ein kurzes Echo, sodass Titanja aufsah. Vor ihr lag ein langer Gang. Schlicht und staubig. Hier schien schon lange niemand mehr entlang gelaufen zu sein und doch sah es so aus als kenne Tarock den Weg genau. „Tarock“ schrie sie verzweifelt. „Lass mich los!“ Doch dieser machte nicht die geringsten Anstalten. Nein er Antwortete nicht einmal. Stur setzte Tarock seinen Weg fort. Der Gang schien sich endlos hin zu ziehen, immer wieder bogen sie ab, passierten Sackgasen und liefen ein Stück zurück, jedenfalls hatte Titanja das Gefühl. Immerhin sahen die Wände alle gleich aus. Es gab hier nicht viel woran sie den Weg hätte erkennen können. Somit war auch nicht an Flucht zu denken. Titanja würde sich schlicht und einfach verlaufen. Das mulmige Gefühl in ihrem Magen wurde schlimmer. Warum? Die Frage geisterte ihr durch den Kopf. Das schien sie also zu sein. Die Strafe. Was hatte sie auch sonst erwartet, das ihr Vater Herr der Sonne und großer König die Sache einfach vergisst? Nein. Das konnte er nicht, schließlich durfte er sein Gesicht vor dem Volk nicht verlieren. Aber was würde er jetzt mit ihr machen? Wahrscheinlich würde er sie in den tiefsten Kerker schmeißen lassen wo sie niemand finden würde. Weit konnte es nicht mehr sein. Die Gänge wurden allmählich breiter und immer wieder gingen sie Treppen herauf, viele Treppen. Titanja hatte schon nach kurzem erneut die Orientierung verloren, versuchte sich aber immer wieder irgendwie den Weg zu merken. Doch es gab nichts woran sie sich hätte orientieren könnten. Die wenigen Schriftzeichen an den wänden sahen alle gleich aus und auch die Gänge und Treppen schienen irgendwie sinnlos angeordnet zu sein. Mal ganz davon abgesehen, dass sie die Schrift eh nicht lesen konnte. Und dann, endlich, schien der Weg ein Ende zu haben. Tarock blieb wieder einmal vor einer scheinbar massiven Wand stehen und zerrte Titanja vor sich. „Mach mir jetzt keinen Ärger verstanden!?“ zischte er Titanja ins Ohr. Diese erschrak bei seiner Stimme die völlig gefühllos war. Kalt. So als ginge ihn die Sache nichts an. Als währen sie nie Freunde gewesen. Titanja antwortete nicht, sie hatte Angst. Sie verstand nicht was in ihren Freund gefahren war. Langsam liefen ihr Tränen übers Gesicht. „Tarock“ flüsterte sie leise „Warum?“ Doch Tarock blieb kalt. Dann öffnete sich die geheime Tür. Dahinter lag ein erneuter Gang, doch dieser war breiter und prächtig geschmückt. Außerdem gab es hier helles Licht, das durch gläserne Fenster durch die Decke fiel. In den Wänden waren Ausbuchtungen in denen Große, aus Ton und Edelmetallen bestehende Vasen standen. Lebensechte Statuen in Form von Pferden und prächtigen Raubkatzen säumten die Wände. Der Boden war mit wertvollen Teppichen ausgelegt. Der Gang war breit aber auch lang und am Ende war eine massive, hölzerne Tür welche mit Goldenen Scharnieren verziert war. ‚Verschlossen.’ Dachte sie, Hier ging’s anscheinend nicht weiter. Tarock versetzte Titanja einen erneuten Stoß damit sie weiter ging. Doch sie konnte nicht mehr, der Weg hier her war lang gewesen und hatte sie erschöpft, hinzu kam die Angst die ihre Seele ergriffen hatte. Eine Angst die sie lähmte. Vor der gewaltigen Tür blieb sie mit zitternden Knien stehen, es dauerte nur Sekunden und die Tür öffnete sich wie von Geisterhand. Erstaunt riss sie ihre Augen auf. Wie war das möglich? Und was noch viel wichtiger war, wo war sie hier? Noch nie zuvor war sie in diesem Teil des Schlosses gewesen, wobei sie ihr Zimmer in den letzten Tagen eh nicht verlassen hatte. Und doch, das ungute Gefühl wurde nicht besser. Titanja stand einfach da und starte in einen zweiten, genauso reich verzierter Gang. Auch dieser endete vor einer hölzernen Tür, die man schon vom weitem deutlich sehen konnte. Sie war noch größer und gewaltiger. Nein dachte sie. Keinen Schritt weiter. Sie blieb einfach stehen, bewegte sich nicht, sodass Tarock sie einfach weiter schupsen musste. „Nun geh schon!“ brüllte er Wut entbrannt. Titanja konnte nicht, ihre Knie wollten einfach nicht aufhören zu zittern. Ein weiterer Stoß traf sie an der Schulter, sodass sie weiter taumelte und hätte Tarock sie nicht noch immer am Oberarm festgehalten, währe sie wahrscheinlich einfach in den nächsten Gang gefallen. Auch der sah aus wie der letzte, nur dass hier Kampfszenen auf den wertvollen Teppichen dargestellt wurden. Große Kriege der Vergangenheit. Merkwürdig, dachte sie. Es war ihnen niemand bis jetzt begegnet, obwohl sie schon Stunden unterwegs sein mussten. Aber es konnten eben so gut auch nur Minuten gewesen sein, denn sie hatte noch nie ein besonders gutes Zeitgefühl. Sie fühlte sich elend. Der Weg aber ging weiter. Ein Gang nach dem anderen. Immer weiter rauf. Die Treppen schienen endlos. Vergebens versuchte sie die Stufen zu zählen, doch es brachte nichts, es waren viel zu viele. Und dann standen sie wieder vor einer Tür. Diese öffnete sich zu einem weiteren Gang, doch war das nicht der Letzte, sie durchquerten noch drei weitere Gänge bevor sich das Einrichtungsbild änderte. Nun gingen links und rechts mächtige Türen ab die in andere Räumlichkeiten führten. Die Gemächer des Königs, erinnerte sich Titanja mit einem mal. Eine der Bediensteten hatte ihr von ihnen erzählt. Eine eisige Hand schnürte ihr plötzlich den Hals zu. Sie waren auf dem Weg zum König. Er war also immer noch wütend und würde sie nun bestrafen. Würde sich für die Demütigung rächen. Titanja begann wieder sich zu wehren. Nur half das Ganze reichlich wenig. Tarock hatte scheinbar nicht vor sie im letzten Moment doch noch laufen zu lassen. Währe ja auch mal was Anderes. Erneut standen sie vor einer Tür, doch diese öffnete sich nicht, im Gegenteil. Sie blieben stehen. Tarock ließ Titanjas Arm endlich los und trat drei Schritte von der Tür zurück. Er ließ sie einfach stehen. Sie sah sich ängstlich um. Ihr Herz hämmerte schmerzhaft gegen ihre Brust. Was würde wohl passieren? Auf jeden Fall nichts Gutes, das wusste sie. Und leider hatte sie sich die Strafe ja auch verdient. Sie wurde gewarnt, nicht nur von Titan selbst, sondern auch von Tarock und Nalvala. Nur warum hatte sie nicht gehört? Titanja verachtete sich selbst für diesen dummen Fehler. Soviel Dummheit musste einfach bestraft werden. Und doch hatte sie schreckliche Angst. Was nur würde gleich geschehen? Titanja mochte gar nicht daran denken. Und dann, wie auf ein unsichtbares Signal, begann der Boden leicht zu vibrieren. Erschrocken darüber sah sie sich nach allen Seiten um. „Was…?“ flüsterte sie verängstigt. „Was ist das?“ Und dann war es vorbei. Stille. Erst als Tarock sich hinkniete und in einer ihr unbekannten Sprache ehrfürchtig Worte murmelte schien es ihr als kehrten die Geräusche zurück. Die Luft fing nun an leicht zu knistern. Irgendwas geschah. Sie wurde ruhiger aber ohne es zu wollen wurde auch ihr Atem schlagartig stiller. Dann öffnete sich lautlos die große Tür. „Geh!“ Donnerte Tarocks Stimme. Titanja schüttelte nur den Kopf wohl wissend, dass sie sich doch nicht widersetzen konnte. Es war als gehorche ihr Körper jemand anderem. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Und somit ging sie vorsichtig in den Gang, welcher eigentlich eine Terrasse war, auf der das Sonnenlicht tanzende Schatten bildete. Es war ein Atemberaubender Ausblick. Man konnte so weit über die Stadt gucken, es war fantastisch. Währe sie als Gast hier gewesen hätte sie das ganze sicher genossen aber im Moment waren andere Dinge wichtiger. Sie hatte nur eins. Angst. Und doch, dieser Anblick hatte so etwas friedliches an sich. Erst bei dem zweiten Blick auf den phänomenalen Ausblick wusste sie wo sie sich befand. Konnte das denn sein? Ja, dachte sie. Sie war Oben, im höchsten Turm der Stadt. Den Turm den sie bei ihrer Ankunft schon gesehen hatte. Von hier aus konnte man weit über die Stadt sehen, man hatte alles im Blick. Doch das konnte sie im Moment auch nicht aufmuntern. Was ihr jetzt bevor stand würde nicht einfach werden und das machte ihr nur noch mehr Sorgen. Zum Glück ließ die Kraft die sie spürte plötzlich nach. Grade in dem Moment wo Titanja sich entschieden hatte, sich ihrem Schicksal zu stellen. Ja, sie würde sich der Strafe stellen, egal was diese aussehen würde. Trotzdem hatte sie immernoch furchtbare Angst. Und so ging sie einfach langsam weiter und das Gefühl der Angst legte sich wie eine Schlinge um ihren Hals, ein Falsches Wort und sie würde noch tiefer in der Scheiße sitzen als ohnehin schon. Das wusste sie. Titan würde keine weiteren Fehler verzeihen. Also nahm sie sich vor keine zu machen. Aber wie? Wenn sie doch nie merkte wenn sie was Falsch machte, war das ganze nicht so einfach. Doch hatte sie keine Zeit mehr sich weiter Gedanken darüber zu machen, denn die Terrasse mit ihren mächtigen Säulen hatte sie schnell überquert. Am Ende stand sie wieder vor einer verschlossenen Tür. Türen gab es hier genug. Vor allem verschlossene. Vor dieser blieb sie eine Weile reglos stehen und versuchte vergeblich ihre Gedanken zu ordnen. Was ihr nicht im Geringsten gelang. Ein letztes Mal zog sie die Luft scharf durch ihre Reiszähne ein. Seit Kurun hatte sie ihre wahre Gestalt behalten, obwohl sie ihr noch immer fremd war und sie sich nicht wohl darin fühlte. Dann schloss Titanja ihre Augen und klopfte zaghaft gegen die schwere Tür. Das konnte Titan von drinnen kaum gehört haben so leise wie das war. Oder? Immerhin schien die Tür Zentimeter dick zu sein, dennoch öffnete sie sich augenblicklich. Titanja erstarrte, ihr Herz raste und am liebsten hätte sie auf der Stelle Kehrt gemacht. Doch dazu war es zu spät. Nein, es gab kein Zurück mehr da musste sie jetzt durch. Also holte sie tief Luft und nahm sich vor, keinen weiteren Fehler zu begehen. Sie machte einen kleinen Schritt in den Raum. Titanja kniete sich hin, ein Bein angehoben und die Arme auf der Brust überkreuzt, den Kopf dabei zum Boden gesenkt. Endlose Sekunden vergingen. „Tritt ein!“ Dröhnte die Stimme des Königs. Titan saß an einem hölzernen Tisch inmitten eines runden Raumes, der mit Kissen und Teppichen ausgelegt war. An den Wänden hingen wertvolle Gemälde und eine mit goldenen Geländern verzierte Wendeltreppe schlängelte sich die runde Wand aufwärts in die zweite Etage. Titanja folgte ihr mit ihrem Blick und entdeckte, dass die Decke eine gigantische Glaskuppel war, von wo aus man in den Himmel sehen konnte. Auch der Großteil des runden Raumes bestand aus Fenstern, sodass nur hinter der Treppe und der rechten Seite Wand war. Sie war fasziniert. So lebte also ein König. Sie zitterte noch immer am ganzen Leib. Umständlich stand sie auf und gehorchte dem Befehl ihres Vaters. Sie wagte es jedoch nicht ganz bis an den Tisch zu König Titan zu treten. Sie hatte Angst ihm zu nahe zu kommen, also hielt sie einen respektvollen Abstand, wie es sich gehörte. So blieb sie in einiger Entfernung stehen. Der König saß mit gesenktem Haupt über einer Schriftrolle, welche seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Titanja stand einfach minutenlang so da. Nichts passierte, Titan beachtete sie gar nicht. Erst als er mit dem Schriftstück fertig war sah er auf. „Deine Achtung vor mir lässt zu wünschen übrig.“ Seine Stimme klang jetzt gereizt, aber auch enttäuscht, was sie nicht erwartet hätte. Sie senkte betroffen das Haupt. „Titanja Nachtschatten ich bin von dir mehr als nur enttäuscht, du bist verwöhnt, respektlos und zu nichts nutze. Ich habe es satt mit dir, du bist eine Schande für mein Blut und ich werde fortan andere Seiten aufziehen.“ Er machte eine Pause um seine Worte wirken zu lassen und atmete tief ein. Titanja erstarrte. Meinte er es ernst? Dann sprach Titan weiter. „Ich will dich nicht mehr im Palast haben deshalb wirst du bei einer bäuerlichen Familie am Rande der Stadt leben, wo du Gelegenheit hast dich mal nützlich zu machen. Sieh zu wie du klar kommst, denn auf meine Hilfe brauchst du nicht mehr zu hoffen. Und halt deine Schnauze darüber wer du bist, solltest du auch nur ein Wort darüber verlieren landest du im tiefsten Kerker der Stadt. Glaub nicht Tarock oder Nalvala würden dir helfen, sie stehen unter meinem Befehl wie auch du schon bei Tarock mitbekommen haben solltest. Es hat also keinen Sinn!“ Die letzten Worte hatte er ihr ins Gesicht gebrüllt. Titanja standen die Tränen in den Augen, er schmiss sie einfach raus. Scheinbar bedeutete sie ihrem Vater nichts mehr. Hatte sie ihm je was bedeutet und wie konnte er nur sagen sie sei nutzlos? Er kannte sie doch kaum. Sie konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken. Fassungslos starrte sie ihn an, ihre Lippen formten lautlose Worte, doch sie bekam nur ein halblautes Schluchzen raus. Sie konnte es nicht glauben, traurig senkte sie den Kopf. Prinzessin wollte sie niemals sein, alles was sie jemals wollte war ein Vater der sie mochte so wie sie ist. Doch das würde wohl nie geschehen, wer sollte ein Ding wie sie auch lieben? Niemand. Verzweifelt formten ihre Lippen nun doch noch ein Wort. „Vater…“ Doch dieser hörte sie schon nicht mehr, die Schriftrolle hatte wieder seine ganze Aufmerksamkeit zurück. „Verschwinde“ zischte er ohne aufzusehen. „Tarock wird dich wegschaffen“. Wegschaffen… ja das war das richtige Wort. So fühlte sie sich auch. Wie etwas das man wegwirft wenn es einem nicht mehr gefällt. Titanja fing am ganzen Körper an zu zittern, sie verstand es einfach nicht. Warum? Warum tat er das? Sie stand einfach nur so da, unfähig sich zu bewegen oder was zu sagen und starrte ihren Vater an. Währenddessen war auch Tarock in den Raum getreten und stand plötzlich hinter ihr. Titanja bemerkte ihn nicht einmal sie war völlig in ihrem Schmerz und der bodenlosen Verzweiflung gefangen die sie ergriffen hatte. Ihre Welt war nie groß gewesen und doch schrumpfte sie nun noch ein Stück zusammen, denn heute hatte sie nicht nur ihren Vater sondern auch noch ihren besten Freund verloren. Und das tat einfach nur weh. Tarock schaffte sie dann weg, so wie es der Wunsch des Königs war. Er brachte sie in einen der Sonnentempel wo Kriegsflüchtlinge versorgt wurden. Viele von ihnen waren schwer verletzt und hatten ihre gesamte Familie verloren. Einige von ihnen waren noch Kinder. Tarock schupste sie in eine kleine Gruppe von jungen Flüchtlingen die apathisch in der Ecke saßen und weinten. Hier viel Titanja in ihrem momentanen Zustand gar nicht auf. Verängstig schlug sie die Arme um den Oberkörper und zog den Schwanz ein. Jetzt war sie allein. Alleinsein, ja das war’s wovor sie am meisten Angst hatte. Aber sie hatte es ja auch nicht anders verdient. In dem Moment hasste sie sich. Hasste sich dafür was sie war. Einmal noch sah sie kurz auf, doch Tarock, einst ihr bester Freund, war bereits verschwunden. Wie konnte es auch anders sein? Sie sollte aufhören in der Vergangenheit zu leben. Es hatte keinen Sinn, nichts mehr hatte Sinn. Ihre Gedanken überschlugen sich. Und alles um sie herum machte ihr Angst. Warum? Einst ihr Freund. Und jetzt? Wer war er jetzt? Ihr Feind? Sie wusste es nicht, sie wusste gar nichts mehr. Und so rollte sie sich nur noch enger zusammen. Die nächsten Tage verbrachte sie im Tempel bei den anderen Flüchtlingen. Die Meisten von ihnen sprachen genauso wenig Andant wie sie, wobei sie sich sowieso nicht unterhallten wollte. Genauso wenig wie essen. Sie bekam wochenlang keinen Bissen runter. Ihr war einfach immer schlecht. Und es kamen immer mehr Flüchtlingen. Mit jedem Tag neue verzweifelte Seelen die nicht wussten was Morgen ist und die den Sinn im Leben verloren hatten. Vielen von ihnen ging es schlecht, sehr schlecht. Sie hatten alles verloren, nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch ihre Heimat und Familien. Nein es ging so manchen schlechter als Titanja. Es vergingen zwei weitere Monate in denen sie nicht ein Wort sprach und nur wenig aß. Viele kamen in der Zeit und einige gingen wieder, doch das alles war ihr egal. Die Zimmer auf denen sie zeitweilig untergebracht war teilte sie sich noch mit sieben anderen jungen Frauen, die alle ungefähr im gleichen Alter waren wie sie. Eine von ihnen war Senja, ein junges Mädchen das mit ansehen musste wie ihre ganze Familie vom Schwarzen Heer abgeschlachtet worden ist. Sie war kaum älter als Titanja. Senja saß auf dem Boden in der Ecke wo auch ihr Lager war, viel Luxus gab es hier nicht. Was bei so vielen Flüchtlingen auch gar nicht möglich war. Nein, Luxus sah anders aus. Hin und wieder wurde Titanja aufgefordert ein wenig bei der Versorgung der Flüchtlinge zu helfen, was sie zum Schluss auch schon von alleine tat. Langsam ging es ihr besser, auch wenn die ihr übertragenen Aufgaben oft nicht leicht zu lösen waren. So sollte sie heute ein Auge auf die Neuen haben, was sie auch ohne Aufforderung gerne tat. Sie setzte sich zu Senja, und das junge Mädchen sah ängstlich auf, ihre Lippen zitterten, doch sie wagte es nicht etwas zu sagen und auch Titanja schwieg. Sie wollte nicht reden. Seit sie hier war hatte sie nicht ein Wort gesagt, wozu auch? Es würde ja nichts nützen. Und die drohenden Worte des Königs hatte sie nicht vergessen. Wie auch? Durch das qualvolle Husten neben sich aus den Gedanken gerissen sah sie auf. Senja schien furchtbare Schmerzen zu haben und erst jetzt als sie genauer hin sah bemerkte sie den durchgebluteten Verband um deren Bein. Die Wunde musste sich entzündet haben, denn es sickerte neben Blut auch eine übel riechende, gelbe Flüssigkeit aus der Wunde. Die Kleine sah sie aus geröteten Augen an. Ihr Atem ging schnell und stoßartig so als ob sie schlecht Luft bekäme. Senja war kein Mensch und auch kein Gott, Titanja wusste nicht was sie war aber das war ihr egal. Sie braucht Hilfe, das war jetzt wichtig. Also stand sie auf und machte sich im Tempel auf die Suche nach einer der Ritualistinnen die hier sonst immer rumliefen, doch wenn man mal jemanden braucht, ist niemand da. Ärgerlich schnaufend bahnte sie sich ihren Weg durch die Gänge und gelangte schon bald in den Bereich der für Außenstehende verboten war. Hier hatte keiner was zu suchen und man konnte leicht mit dem Tod bestraft werden, sollte man es wagen hier hinein zu kommen. Doch das störte Titanja gerade recht wenig. Senja braucht dringend medizinische Unterstützung, und davon abgesehen konnte es nicht mehr schlimmer werden als ohnehin schon. Also lief sie einfach weiter. Aufmerksam schaute sie sich um. Immer noch niemand zu sehen. Also öffnete sie die nächstbeste Tür und trat ein. Der Raum war groß und bis unter die Decke mit Büchern und undefinierbarem Zeug voll gestopft. Muffiger Geruch schlug ihr entgegen. Leise trat sie ein. An einem hölzernen Schreibtisch saß eine ältere, zerbrechlich wirkende Frau die gerade mit einem Schriftstück beschäftigt war. Als sie Titanja sah fuhr sie erschrocken zusammen, doch diesen mal reagierte Titanja schneller und ging vor der Ritualistin ehrfürchtig in die Knie. Oder besser gesagt rollte sich fast wie einen kleinen Ball zusammen. Sie hatte einmal zu oft den Fehler gemacht sich in diesem Land respektlos zu verhalten, noch einmal würde sie ihn nicht machen. Oh nein. „Was hast du hier verloren?“ fragte die Alte streng und mit einem lauernden Unterton. Titanja fuhr bei ihrer Stimme zusammen. Sie musste aufpassen. Wenn sie jetzt einen Fehler machte würde Senja keine Hilfe bekommen, jedenfalls nicht schnell genug. “Verzeiht erwürdige Frau…“ „Verzeihen? Du hast es gewagt den heiligen Tempel des Titan zu betreten! Womit rechtfertigst du dein Handeln?“ Das war Titanjas Chance, die Alte gab ihr die Gelegenheit sich zu rechtfertigen. Was nicht gerade üblich war wie Titanja in den letzten Tagen und Wochen nur zu oft feststellen musste. „Verzeiht, ich bin auf der Suche nach einer Heilerin. Senja, eines der Mädchen ist verwundet und braucht dringend Hilfe, doch konnte ich außer euch Erwürdige Frau keine der Heiligen Ritualistinnen finden.“ „Eines der Mädchen? Ein Flüchtling?“ fragte die Alte. „Ja, Erwürdige Frau.“ „Nun, da du nicht an dich gedacht hast werde ich den Frevel noch einmal verzeihen, und nun bring mich zu Senja.“ Titanja war hoch erfreut über die Gütigkeit der Heilerin. So nickte sie Dankbar und stand auf um ihr den Weg zu zeigen. Glück gehabt, dachte sie, denn jetzt konnte Senja geholfen werden. Das war alles was im Moment wichtig war. Senja wurde von der Alten in eins der Behandlungszimmer gebracht und kam erst gegen Abend zurück ins Zimmer. Titanja musste erleichtert feststellen das es ihr schon viel besser ging, sie war nicht mehr so blass und hatte einen frischen Verband bekommen. Mit einem Lächeln rückte Titanja ein Stück zur Seite um auf dem Lager, was sie sich teilten, Platz zu machen. Es war das erste Mal seit langem, das sie wieder lächelte. Senja erwiderte vorsichtig ihr Lächeln. „Danke.“ flüsterte sie und streckte ihre langen, gazellenartigen Beine von sich um es etwas bequemer zu haben. Titanja senkte beschämt den Kopf, es gab nichts wofür Senja danken musste. Sie hatte gerne geholfen. Sie wollte nicht zusehen wie sie litt. Nein. „Du musst nicht Danken, ich hab’s gern getan.“ Senja schien sie zu verstehen, denn sie schwieg und schenkte Titanja nur ein ehrliches Lächeln. Das erste Mal seit Tagen fühlte Titanja sich einigermaßen wohl, was weniger am guten Essen und dem bequemen Bett lag. Nein, seit Tagen lächelte mal wieder jemand in ihrer Nähe. Es war ein angenehmes Gefühl. Und so schlief sie auch recht zügig ein. Der Tag war lang genug gewesen. Am nächsten Morgen fiel ein schmaler Streifen Licht durch das kleine Fenster des Raumes, Staubflocken tanzten darin einen grazilen Tanz. Titanja blinzelte verschlafen ins Licht und sah sich schlaftrunken im Zimmer um. Senja schien noch zu schlafen, also begann Titanja den Tag damit sich zu strecken und ausgiebig zu gähnen. Beim zweiten Blick durchs Zimmer stellte sie fest, dass die Meisten der Mädchen schon gegangen waren, nur Senja, sie selbst und ein anderes Mädchen, das sie noch nie zuvor gesehen hatte und in einer Ecke kauerte, waren noch im Raum. Komisch. Wer war sie? Und warum fühlte Titanja sich in ihrer Nähe so unwohl? Doch ihr Magen hinderte sie daran weiter über dieses Thema nachzudenken, denn der meldete sich mit einem lauten Blubbern zu Wort. ‚Zeit fürs Frühstück.’ Dachte sie. Durch Titanjas Magen auch endlich wach räkelte sich nun auch Senja und begann den Tag mit einem munteren Lachen. „Hunger“? Fragte sie. Titanja grinste „Ja wird Zeit fürs Frühstück, was hältst du davon wenn wir ins Bad gehen, uns waschen und dann lecker Frühstücken?“ Senja nickte, sie sah heute schon sehr viel besser aus und fühlte sich scheinbar auch so. Aber beim Versuch aufzustehen zeigte sich, dass das noch nicht der Fall war, denn sie sank mit einem unterdrückten Schmerzenslaut wieder zusammen. „Warte ich helfe dir.“ Bot sich Titanja an und griff ihr im wahrsten Worte unter die Arme. „Danke.“ Titanja mochte sie und wollte ihr helfen. Sie kannte Senja kaum und wusste nur im Kurzen was ihr widerfahren war, doch das reichte ihr. Es gab keinen Grund so zu tun als ginge es sie nichts an. So verließen die beiden das Zimmer und gingen in eines der großen Bäder des Tempels wo schon reger Betrieb herrschte. Komischerweise folgte die Fremde ihnen. Titanja tat einfach so als ob sie es nicht bemerkt hätte, immerhin konnte es auch ein Zufall sein, denn den weiblichen Flüchtlingen wurden nur diese Bäder zur Verfügung gestellt. Und trotzdem hatte sie ein ungutes Gefühl bei der Sache, ohne das sie hätte sagen können warum. Doch das allein reichte aus sie zu alarmieren, hatte ihr Gefühl sie doch noch nie getrübt. Irgendwas stimmte mit der Fremden nicht, davon war sie überzeugt. Senja schien ihre Überlegungen zu teilen, denn auch sie fing an die Neue zu beobachten. An einem der Wasserbecken angekommen setzten sich die beiden Mädchen erst einmal, Senja sah Titanja eindringlich an. „Was hältst du von der Neuen?“ Überrascht schaute Titanja auf und zuckte mit den Schultern. „Wohl ist mir bei ihr nicht und doch kann ich das ganze schlecht beurteilen weil ich sie nicht kenne.“ „Das stimmt. Ich hab sie nur noch nie hier gesehen, das irritiert mich, denn gestern sollten keine neuen Flüchtlinge kommen.“ „Komisch.“ „Was?“ „Komisch.“ wiederholte Titanja. „Was ist das?“ fragte Senja mit verwundertem Gesicht. „Was meinst du?“ jetzt war Titanja auch verwirrt. „Ich meine Kohmich… Was ist das?“ Senja fiel es schwer das für sie fremde Wort auszusprechen. „Komisch! Ach du verstehst das Wort nicht? Naja, wie soll ich das erklären? Komisch ist wenn man etwas nicht versteht oder Dinge nicht zusammen passen so wie mit der Neuen.“ Titanja holte tief Luft und sprach weiter. „Da wo ich herkomme sagt man auch oft das einem die Sache Spanisch vorkommt, wenn man einen Zusammenhang nicht versteht.“ „Spanisch?“ „Ja das ist sozusagen dasselbe wie Komisch.“ „Oh ich verstehe. Dann ist mir deine Sprache Spanisch.“ Senja grinste breit und hatte nichts Besseres zu tun als Titanja mit kaltem Wasser zu bespritzen. Was sie gar nicht mochte, denn kaltes Wasser konnte sie überhaupt nicht leiden. „He, lass das. Aufhören!“ Doch Senja hatte keine Gnade, bis sich die Fremde direkt neben die beiden setzte. Titanjas Grinsen war sofort verschwunden und dafür kam das beklemmende Gefühl wieder, das sie schon einmal beim Anblick der Neuen hatte. Nur war es dieses mal stärker. Irgendwie war was Falsches an ihr. Doch was? Titanja hatte keinen Plan. Also sah sie die Neue nur durchdringend an. ‚Wer bist du?’ Fragte sie in Gedanken. ‚Und was?’ Fügte sie nach einer Weile hinzu. Die Neue grinste. „Hallo, ich bin Liean.“ Sagte sie schüchtern. Ihre Stimme war sanft und mädchenhaft, sie schien auch noch fast ein Kind zu sein. „Und ihr seid?“ Fragte sie weiter. Senja war die erste die antwortete. „Ich bin Senja und sie hat ihren Namen vergessen.“ Dabei deutete sie mit dem Finger auf Titanja, welche ihr erzählt hatte sie wüsste nicht mehr wie sie heiße. Immerhin hatte König Titan ihr ja verboten ihren wahren Namen preis zu geben. Und noch mehr Ärger wie ohnehin schon wollte sie nicht. Also hatte sie gelogen, was ihr schon wieder leid tat, denn Senja schien es nur gut zu meinen. „Liean woher kommst du?“ mischte sich Titanja kleinlaut ins Gespräch. „Ich komme aus Kamarr. Einem kleinen Land. Es wurde überfallen und mein ganzes Dorf ausgelöscht. Meine Eltern sind Tod und einer unserer Götter hat mich hier her gebracht.“ Ihre Stimme zitterte vor Angst und Erregung. Ja der Kleinen schien es richtig schlecht zu gehen. Und doch wollte das ungute Gefühl bei Titanja nicht weichen. Sie schüttelte das letzte Wasser aus dem Büschel ihres Schwanzes und wandte sich zum gehen. Das Gespräch mit Liean war somit beendet. Sie wollte auch nicht mit ihr reden, hatte Titanja doch grade genug eigene Probleme. Außerdem misstraute sie Liean. „Senja wollen wir gehen bevor das Frühstück weg ist?“ Senja sah Titanja an. „Ja gerne, stützt du mich bitte wieder?“ „Natürlich.“ Im Speisesaal angekommen setzten sich die Beiden und frühstückten erst einmal ausgiebig. Und wie schon zu erahnen war Liean ihnen abermals gefolgt, suchte aber nicht erneut das Gespräch mit ihnen. Titanja wollte es auch gar nicht weiter führen. Dieses Mal schien Senja ihre Verfolgerin nicht bemerkt zu haben, denn sie kümmerte sich nicht darum. Titanja dagegen ließ die Neue nicht aus den Augen. Sie wollte eine Antwort, es musste einen Grund für ihr Misstrauen geben und den wollte sie herausfinden. Nicht das sie noch Paranoid wird. Gedankenverloren fing sie dann aber doch an in ihren Milchbrei zu starren, ohne es selber zu merken. Titan hatte doch gesagt, dass er sie in eine Bauernfamilie schicken wollte. Doch das hier war ein Tempel. Hatte er sich das Ganze anders überlegt. Oder war sie nur hier weil er sie dann besser unter Kontrolle hatte? Nein, wohl kaum. Er hatte Mittel und Wege sie überall zu überwachen, das konnte also kaum der Grund sein. Appetitlos rührte sie mit dem Löffel im Essen. Der Brei war bereits kalt und wurde zu einer zähen Masse. Egal, sie hatte eh keinen Appetit, Hunger wohl, doch bekam sie seit ihrem Rrausschmiss nichts mehr runter. ‚Jedenfalls nicht viel.’ Schränkte sie gedanklich ein. Sie lenkte sich wann immer es ging ja auch mit aller Arbeit ab die sie finden konnte. Auch eine Art und Weise seinen Schmerz zu ersticken, ganz gleich ob es auf diese Weise auch die Seele mit erstickte. Auch das war ihr egal. War ja schließlich ihre Seele. Mit einem Mal wurde es so laut, dass sogar Titanja aus ihren Gedanken gerissen wurde. ‚Was für eine Hektik’ dachte sie Kopfschütteln und rührte weiter in ihrem Brei rum. Doch dann machte sich regelrecht Aufregung im Saal breit, einige der Ritualistinnen führten Leute durch den großen Raum, die eindeutig nicht zum Tempelpersonal gehörten. Aber warum? Stirn runzelnd sah Titanja auf. Misstrauisch beobachtete sie das Geschehen. Es waren nicht viele und die Meisten waren auch nicht menschlich, aber auch keine Götter soweit Titanja das beurteilen konnte. Zwei von ihnen, ein etwas älteres Ehepaar, kam direkt in ihre Richtung. Die Beiden sahen aus wie Pferde, für Titanja nach wie vor ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick. Senja sah ja nur unten und an den Ohren wie ein Pferd aus. ‚Nein, das stimmt nicht ganz.’ Verbesserte sich Titanja in Gedanken. Senjas Beine waren zwar die von Pferden, endeten aber wie beim Paarhufer in zwei „Zehen“. Wie bei einer Gazelle oder einer Kuh. Zuerst sah es so aus als gehe das Pärchen an ihnen vorbei, dann blieb die Frau, oder besser gesagt die Stute, doch stehen und deutete in Richtung Titanja. Die duckte sich instinktiv in der Hoffnung man meinte nicht sie. Was natürlich mega dämlich war. Wozu sollte sie ausgerechnet auf sie deuten? Doch im Moment wusste sie sich nicht besser zu helfen. Trotzdem schimpfte sie sich gedanklich einen Trottel. Was sollt der Versuch eigentlich? Die Frau kam nun mit kleinen Schritten auf Titanja zu und zog ihren Partner förmlich hinter siech her. Sie sprach schnell in Andant, sodas Titanja kein Wort von dem verstand was sie sagte. Die Ritualistin die die Beiden begleitete nickte nur knapp und kam dann zu Titanja und Senja an den Tisch. Sie grinste. „Ihr Zwei habt großes Glück.“ Sagte sie freudig. „Das dort sind Majall und Kiriban, die beiden haben einen kleinen Bauernhof am Rande der Stadt und sind bereit euch aufzunehmen, ihr könnt bei ihnen leben wenn ihr es wollt und unsere Kultur kennen lernen bis ihr euch alleine zu Recht findet. Das heißt aber auch, das der Tempel euch bittet auf dem Hof mit anzupacken. So lernt ihr auch gleich einen sinnvollen Beruf. Ihr müsst nicht zusagen wenn ihr nicht wollt, doch bedenkt, dass nicht jeder eine so einmalige Chance bekommt. Ihr könnt auch selbstverständlich im Tempel bleiben, doch hier ist die Arbeit härter und ihr lernt draußen schneller und besser eure neue Heimat kennen.“ Sie beendete ihre Ansprache und sah die beiden Mädchen durchdringend an, ihre Hand huschte ins Gesicht und schob eine kleine widerspenstige Haarsträhne bei Seite. Titanja sah sie verblüfft an. Das musste ein abgekartetes Spiel sein. Wie sonst konnte Titan das wissen? Er musste das ganze geplant haben. Und wenn sie jetzt ablehnte was dann? Wahrscheinlich bekam dann nicht nur sie sondern auch Senja noch Ärger und das nur weil sie immer so Dickköpfig war. Nein sie würde nicht zulassen das Senja wegen ihr noch mehr leiden musste. Sie hatte genug hinter sich. Also nickte Titanja nur stumm und ergab sich in ihr Schicksal. Was auch immer König Titan mit ihr vorhatte. Schlimmer konnte es wohl kaum werden, oder? Der Bauernhof war ganz und gar nicht das was sich Titanja vorgestellt hatte. Er war riesig. Und bot mehr als genügend Platz. Große undefinierbare Maschinen standen in Reih und Glied im Innenhof und so sehr sie sich auch anstrengte, sie kam einfach nicht hinter den Zweck dieser Dinger. Ansonsten waren die Räumlichkeiten eher schlicht und doch luxuriöser als das, was sie von der Erde gewohnt war. Die beiden Mädchen wurden erstmal auf ihre Zimmer geführt, welche klein waren, sehr klein. Doch ausreichend und von schlichter Einrichtung. Es gab einen kleinen Schrank in den man seine Kleidung legen konnte, wenn man welche hatte und ein niedriges strohgedecktes Lager zum schlafen. Nicht viel. Aber besser als nichts. Der Abend kam und es klopfte jemand kräftig gegen die dünne Holztür. Erschrocken sah Titanja auf, sagte aber nichts. Es klopfte erneut. Und dieses Mal bat sie den Gast herein. Sie erschrak als sie sah wer kam. Ein kleiner, wie ein Warzenschwein aussehender Mann betrat den Raum und stand schweigend da, aufmerksam musterte er die junge Löwin. „Unsere Herren wünschen dich zu sprechen. Folge mir.“ Die Worte waren knapp und außerdem sprach er mit starkem Dialekt, sodass Titanja ihn kaum verstand. Trotz allem folgte sie ihm schweigend und wie immer mit flauem Magen. Das alles kam ihr wieder einmal so unwirklich vor. So als sei nicht alles so wies soll. Der Fremde ging schnell, sodass Titanja ihm kaum folgen konnte und ihre Bedenken kurz vergaß. Er führte sie aus dem Gebäude in dem ihr Zimmer lag raus über den riesigen Hof in ein viel größeres und prachtvolleres Haus. Titanja bewunderte den breiten Säulengang der den Eingang säumte. Für sie war auch dieses Gebäude ein Palast, obgleich der Königliche viel größer war. Vor einer großen hölzernen Tür blieben sie stehen und ihr Führer bedeutete Titanja mit einer Geste einzutreten, was sie auch tat. Zögernd blieb sie im Eingang stehen und sah sich um, der Raum war groß und gemütlich eingerichtet. Außerdem war Senja auch schon hier und nicht nur sie. Zu ihrer Überraschung und Bedauern saß auch Liean am Tisch und grinste breit. Oh Wunder. Was hatte die denn hier verloren? Wahrscheinlich wurde sie auch ausgewählt. Naja. Kiriban der am Kopf der Tafel saß deutete auf einen freien Platz neben Senja. „Setz dich.“ Bat er leise aber befehlend. Titanja tat was er ihr sagte, wollte sie doch nicht unhöflich sein. Außerdem sollte ja hier ihr neues Leben beginnen und das wollte sie nicht von Anfang an versauen. Noch einmal sah sie in die Runde, es schien so als habe man nur noch auf sie gewartet. Wie immer war sie die Letzte. ‚Das scheint mein persönlicher Fluch zu sein.’ Dachte sie kopfschüttelnd. Nein, Titanja hatte nicht vor sich von so was unterkriegen zu lassen. Stille. Dann stand Kiriban der Hausherr auf und sah einmal in die Runde, keiner wagte es auch nur ein Wort zu sagen. Er nickte einmal stumm mit dem Kopf und setzte sich wieder. Und obwohl er seine besten Jahre schon hinter sich zu haben schien war er noch immer eine imposante Gestalt. Mit kräftigen Schultern und einem wachen Blick, denn nichts zu entgehen schien. Sein dunkelbraunes Fell glänzte im Schein der fast runter gebrannten Kerzen, die in drei funkelnden Kerzenständern an den Wänden standen und ein schwaches Licht verstrahlten. „Nun, ich freue mich dass ihr drei euch bereit erklärt habt den Schritt in euer neues Leben von meinem Hof aus zu machen. Doch sei euch gleich gesagt das es hier auch Arbeit zu verrichten gibt und das ich es nicht dulden werde wenn ihr Ärger macht, ihr befindet euch hier auf einer der Höfe die direkt für die Versorgung des königlichen Palastes verantwortlich sind und das bedeutet nicht nur harte Arbeit sondern auch eine enorme Verantwortung und Disziplin. Als erstes werde ich euch drei bei den Tieren einsetzen, außerdem werdet ihr einen anderen Vorgesetzten bekommen der euch sagt was ihr zu tun habt. Ich hoffe ihr habt mich verstanden. So, und nun geht in eure Quartiere zurück. Morgen beginnt eure Arbeit und ich möchte das ihr ausgeruht seit.“ Gesagt, getan. Die Mädchen gingen schweigend in ihre Zimmer, doch Titanja schlief lange nicht ein. Viele Fragen gingen ihr durch den Kopf und egal was Titan ihr sagte hier war ihr neues Leben und daran müsse sie sich halten. Was sie nicht tun würde. Sobald sich die Chance bot wollte sie nach Hause gehen, egal wie weit der Weg war, denn bei ihrem Vater war sie offensichtlich nicht gern gesehen. In Diamantina hatte sie ihre Vergangenheit und ihre Familie und die wollte sie nicht länger im Stich lassen. Komme was wolle. Es war noch früh am Morgen als Titanja unsanft durch lautes Hämmern geweckt wurde. Schlaftrunken öffnete sie die Augen. „Was… wer“? murmelte sie. Und sah in Richtung Tür. Der Krach schien ihr zu gelten. „Los aufstehen, es ist Zeit für die Arbeit.“ Brüllte eine wütende Stimme durch die Holztür. Erschrocken fuhr sie hoch. Hatte sie etwa verschlafen? Nein, das konnte nicht, es war ja noch dunkel draußen. Erneut rief die Stimme „Steh auf du faules Stück Mist!“ Dieses mal war sich Titanja sicher das die Beleidigung ihr galt. Wer sollte sonst gemeint sein? Also sprang sie mit einem Ruck aus dem Bett und schnappte sich die Sachen, welche man ihr am Vortag gab. Ihre neue Arbeitsbekleidung. Nicht gerade bequem, stellte sie beim anziehen fest. Die Klamotten bestanden aus braunen und grauen Lumpen, welche grob verwebt waren und nicht einmal die richtige Größe hatten. wie sie feststellen musste. Fertig angezogen öffnete sie zögernd die Tür, davor stand wieder das Warzenschwein wie sie mit bedauern feststellen musste. „Wird ja auch mal Zeit das die werte Dame ausgeschlafen hat.“ Grunzte er böse. Titanja schenkte ihm ein verzeihendes Lächeln, was er aber mit einer wütenden Handbewegung abtat und einfach davonlief. Titanja blieb wie angewurzelt stehen, sollte sie ihm folgen? Die Antwort auf ihre Fragen kam augenblicklich. „Komm endlich du dummes Ding!“ ‚Freundlichkeit hat der nicht gelernt’ dachte sie während sie hinterher eilte und verzog vielsagend das Gesicht. Er drehte sich um und machte erneut eine wütende Handbewegung, welche Titanja nicht ganz verstand. Sie folgte ihm aber ohne Worte um nicht noch mehr Ärger zu bekommen, immerhin war sie hier gerade erst angekommen. Ihr Vorgesetzter führte sie direkt in den Stall wo auch schon Senja wartete. Diese sah sie aufmunternd an und lächelt wie immer. Doch noch bevor Titanja, Senja begrüßen konnte wurde sie auch schon grob beiseite geschupst. „Ihr seid zum arbeiten hier und ich werde erst einmal klar stellen was ich von euch dummen Dingern erwarte. Und nur damit wir uns auch richtig verstehen, ich bin Maverik euer Vorgesetzter. Ich sag euch was ihr zu tun, zu lassen und zu denken habt, also gehorcht, sonst zieh ich andere Seiten auf, verstanden? So, du mit den dürren Pferde Beinen, wie heißt du?“ Er zeigte Fordernd auf Senja die sichtlich zusammen zuckte. „Ich bin Senja.“ Antwortete sie ängstlich. Maverik grunzte. „Gut, gut und du? Wie nennen sie dich? Zwerg so wie du aussiehst.“ Das schien er für besonders witzig zu halten, denn er bekam sich vor Lachen kaum noch ein. „Nein… ich weiß nicht mehr wie ich heiße.“ Log Titanja. „Ach du weißt nicht wie du heißt?“ Äffte Maverik sie nach. „Na wie wärs denn mit Zwerg? Würde ja passen.“ Titanja schüttelte kleinlaut den Kopf. Zwerg? Nein. Sie war zwar ein wenig zu klein geraten, aber deswegen ließ sie sich noch lange nicht so nennen. „Oh, gefällt dir der Name nicht? Weißt du was? Das ist mir völlig egal. Für mich bist du Zwerg. So und jetzt fegt gefälligst den Stall aus, da vorne steht eine Karre wo ihr die Scheiße rein tun könnt und draußen hinterm Haus ist der Misthaufen. Ihr zwei bringt die Scheiße ganz nach oben, verstanden? Und macht das ihr bis Sonnenaufgang fertig seid!“ Die letzten Worte hatte er gebrüllt… und immer sein ekelhaftes Lachen. Oh ja, Titanja war sich sicher, dass sie keine Freunde werden würden. Auf keinen Fall. Entmutigt sah sie Senja an, die den Tränen nahe war. „He, komm, wir schaffen das.“ Flüsterte sie um ihre Freundin aufzumuntern. „Bis Sonnenaufgang hat er gesagt, das schaffen wir nie, sieh dich um, der Stall ist riesig.“ Senja schüttelte verzweifelt mit dem Kopf und griff nach einer Mistgabel die in einer Ecke lehnte. Titanja tat es ihr gleich und hantierte erst einmal ungeschickt damit herum. „Was machst du da?“ Fragte Senja verwundert als sie sah das ihrer Freundin der Mist immer wieder von der Gabel viel. „Ich versuche nur gerade den Scheiß hier in den Karren zu bekommen, das ist alles.“ „Oh, du musst die Mistgabel aber anders halten, guck mal so.“ Senja zeigte ihr wie man das Gerät richtig hielt. Titanja beobachtete das Ganze aufmerksam und versuchte es ungeschickt nachzumachen. „Wie, so?“ fragte sie. Senja schaute. „Nein, eine Hand weiter nach unten und die andere nach oben so hast du mehr Halt und kannst auch mehr Mist rauf nehmen ohne dass er dir runter fällt.“ Titanja versuchte es noch einmal und dieses Mal schien es auch zu klappen. Mit der vollen Mistgabel in den Pfoten lief sie langsam in Richtung Karren. „Vorsicht!“ Rief Senja. Doch die Warnung kam zu spät. Titanja rutschte auf einem Haufen Mist aus und landete rückwärts direkt in einem Großen Haufen Scheiße. „Scheiße!“ Fluchte sie ungehemmt. „Warte ich helfe dir hoch.“ „Danke, so ein verfluchter Mist.“ Meckerte Titanja weiter. Senja konnte nur müde lachen. „Was ist los, hast du dich verletzt?“ „Nein. Es geht, mal ganz davon abgesehen dass ich nach Kuhkacke stinke.“ Angewidert versuchte sie sich von der stinkenden Pampe zu befreien, was nicht viel brachte. „Ach, du musst vorsichtiger sein.“ „Ich hab doch aufgepasst.“ „Nein du hast die Mistgabel völlig falsch gehalten, da ist es kein Wunder dass du den Halt verloren hast. Und außerdem musst du aufpassen wo du hintrittst.“ „Ich werde es mir zu Herzen nehmen, zeigst du mir noch mal wie ich das Ding richtig halte?“ Bat Titanja. „Ja. Sag mal hast du noch nie den Stall reinigen müssen?“ wollte Senja wissen. „Nein, da wo ich herkomme hat nicht jeder Haustiere.“ Die Sache war Titanja sichtlich peinlich. Was würde Senja jetzt von ihr denken? „Kein Vie?“ Fragte Senja. „Aber wovon lebt ihr? Oder seid ihr Gemüsebauern?“ Jetzt war ihre Neugier geweckt. Wie konnte es sein das man ohne Vieh überleben konnte? Das war doch gar nicht möglich. „Nein ich komme nicht aus einer bäuerlichen Familie. Ich habe vorher mein Geld mit dem Verkauf von Waren verdient und mir davon Lebensmittel geholt.“ „Also bist du Handwerkerin. Und verdienst deinen Lebensunterhalt auf dem Markt.“ „Ja so ähnlich, nur das ich die Waren nicht selber hergestellt habe.“ Erklärte Titanja geduldig. „Du? Kannst du dich wirklich nicht an deinen Namen erinnern? Ich möchte dich lieber mit Namen ansprechen.“ „Nein nicht wirklich, und es ist mittlerweile auch egal.“ Wich Titanja reichlich unelegant aus. „Egal! Wie kann dein Name dir egal sein?“ Wollte Senja wissen. „Senja, ich möchte wirklich nicht darüber reden, sagen wir es mal so, es sind in der Vergangenheit Dinge passiert auf die ich nicht besonders stolz bin. OK? Aber wenn du willst kannst du mich Tekna nennen.“ „Tekna? Oh das ist ein schöner Name. Ist er dein Kosename?“ Wollte Senja wissen. „Nein es ist eher, naja, wie soll Ichs dir erklären? Ich sag’s mal so, Tekna nannten mich als Kind immer meine Freunde. Warum weiß ich allerdings nicht, ich habe mich einfach daran gewöhnt.“ Senja legte den Kopf schief. „Dann nenn ich dich fortan so.“ erklärte sie kurzerhand. Den restlichen Morgen verbrachten die Beiden damit den Stall zu reinigen, was keine leichte Aufgabe war. Trotz ihrer Bemühungen wurden sie nicht bis Sonnenaufgang mit ihrer Arbeit fertig, sidass sie sich auf Ärger gefasst machten. Und besagter Ärger ließ nicht lange auf sich warten. Maverik stapfte wie immer wütend in den Stall, sah sich um und ging zu den beiden Mädchen rüber. „Was ist das hier? Fragte er grollend. „Ich dachte ich hätte mich klar ausgedrückt!? Der Stall sollte bis Sonnenaufgang fertig sein und was sehe ich? Nichts ist gemacht! Ihr nutzlosen Dinger. Ich verstehe nicht warum Kiriban gerade euch zwei ausgewählt hat. Egal, seht zu das ihr fertig werdet.“ Und damit ging er wieder. Senja seufzte. „Was für ein Ekel.“ Titanja gab ihr mit einem kurzem Nicken Recht. Maverik war eine grässliche Person. Er sah nicht nur aus wie ein Schwein, er stank auch so. Von seinem nicht vorhandenen Benehmen mal abgesehen. Als die erste der sechs Sonnen ganz am Himmel angekommen war, waren die beiden auch endlich fertig. Und wie auf ein Wunder kam Liean in den Stall gerannt. Titanja rollte missbilligend die Augen. Sie mochte Liean nach wie vor nicht und das würde sie ihr auch zeigen. Warum sollte sie sich auch verstecken? „Oh hallo, da seid ihr ja, ich habe euch zwei schon gesucht.“ Erklärte Liean. „Das Frühstück ist fertig, kommt.“ Und damit drehte sie sich um und ging. Aber Frühstück klang gut. Und so machten sich auch Senja und Titanja auf zum Frühstück. Nach dem Essen ging es direkt weiter mit der Arbeit. Davon gab es hier reichlich, wie Titanja feststellen musste. Bis zur Mittagszeit hatte sie die Schafe gefüttert, die Eier von verschiedenen Vögeln eingesammelt. Hühner waren es jedenfalls nicht, stellte Titanja mit Bedauern fest als eins der Tiere sie hinterlistig ins Ohr biss. So ging es jeden Tag. Die Arbeit begann immer früh und endete lange nachdem die letzte der sechs Sonnen untergegangen war. Inzwischen war sie seit einem halben Jahr hier und kannte den Hof und seine Bewohner ganz gut. Den einzigen den sie nicht leiden konnte war Maverik, er war noch genauso übellaunig wie am ersten Tag. ‚Ja’ dachte sie ‚es hat sich nichts geändert.’ Liean ging sie aus dem Weg und ansonsten bemühte sie sich alles richtig zu machen und mittlerweile kannte sie sich mit vielen Dingen hier aus, sodass Kiriban sagte das es Zeit sei, mal was Neues zu lernen. Und nun war sie unterwegs zu den Rindern. Die Aufgabe die ihr aufgetragen wurde war nicht ganz einfach. Titanja sollte zu einem der umliegenden Planteten wo große Weiden für die Bauern angelegt waren und junge Bullen für die Schlachtung zusammentreiben, natürlich nicht alleine. Ein paar andere, Liean und leider auch Maverik begleiteten sie. Titanja fragte sich unwillkürlich mit welchem Schiff sie wohl reisen würden und ob die Reise lange dauerte. Nichts davon war der Fall wie sich heraus stellte. Die Gruppe sammelte sich im großen Innenhof. Die Stimmung war auch recht ausgelassen, bis auf Maverik der einzeln etwas abseits der Gruppe stand und wütend zu ihnen rüber sah. Bei seinem Anblick lief es Titanja kalt den Rücken runter. Vor ihn musste sie sich in Acht nehmen, das spürte sie deutlich. Er konnte ja noch nie ein gutes Haar an ihr lassen. Er würde ihr heute sicher auch wieder Ärger machen. Und dann geschah etwas, eine nicht zu erklärende und fast greifbare Energie ergriff die kleine Gruppe. Packte sie und hielt sie fest. Ein angenehmes Kribbeln machte sich in ihr breit, erst in den Gliedern und dann im ganzen Körper. Was geschah? Sie konnte mit einem mal frisches Gras riechen. Dann sah sie in einen blauen Himmel, aber es war nicht mehr der von Atlantis. Oder doch? Nein hier zogen Wolken langsam Richtung Süden, angetrieben von einer sanften Briese. „Wo sind wir?“ Fragte sie. Mehr zu sich selbst als an die Anderen gerichtet. Doch trotzdem antwortete ein junger Mann. „Wir sind immer noch in Atlantis.“ Sagte er. Doch das konnte nicht. Auf Atlantis war es doch erst Mittag und hier stand die Sonne schon länger am Himmel. Und nicht nur das, im Innenhof hatte sie in den Himmel gesehen, da waren keine Wolken. „Doch hier sind welche.“ Stellte sie fest. Der Mann lachte. Es ist zu merken das du nicht aus der Gegend bist Kleine.“ Feigste er. „Atlantis besteht im Grunde aus mehreren Planeten. Das währe zum ersten der größte auf dem sich die Stadt befindet und seine kleineren Ausläufer, auf denen Vieh gehalten oder Ackerbau betrieben wird um die Stadt mit allem nötigen zu versorgen.“ Titanja sah ihn nur sparsam an. Das hatte sie noch nicht gewusst. Trotz der langen Zeit die sie hier schon lebte. „Naja man lernt nie aus“ murmelte sie nachdenklich. Durch dessen Worte neugierig geworden sah sie sich um, so weit das Auge reichte war hier nur Gras. Eine Grasebene. Und wo waren jetzt die Rinder? Titanja sah jedenfalls keine. Maverik rief die Männer zu sich. Doch sprach er nicht, stattdessen stellte sich ein Anderer in die Mitte und ergriff das Wort. Er war schlank und sah nicht besonders kräftig aus. Doch er schien mehr zu sagen zu haben als das alte Warzenschwein Maverik. „Hört zu, ich möchte dass wir uns in Gruppen aufteilen und die Herde aufspüren. Heute wollen wir nur die einjährigen Bullen. Und natürlich sondern wir auch verletzte Tiere aus. So ihr zwei geht nach Norden, Maverik und Liean nach Osten, ich und Banu nach Westen und du Tekna nach Süden. Da du ein Halbgott bist kommst du auch alleine klar. Wer die Herde entdeckt treibt sie nach Westen in meine Richtung. Aber Vorsicht der alte Bulle der Herde hat meist genauso schlechte Laune wie unser Maverik. Also los.“ Als das Gelächter nachgelassen hatte, machten sich die kleinen Gruppen auf den Weg, nur Titanja stand noch immer wie angewurzelt da. Warum sollte sie alleine gehen? Das gefiel ihr nicht. Hatte sie doch keine Ahnung davon wie man Rinder aufspürte. Seufzend sah sie zurück zu den Anderen die langsam im hohen Gras verschwanden. „Na toll.“ murmelte sie. Unsicher machte sie sich dann doch auf, auch wenn sie so gar keinen Plan davon hatte was sie grade tat, geschweige denn wo Süden war. Doch das Rätsel löste sich ganz von alleine. Sie ging einfach in die Richtung in die keine der kleinen Gruppen ging. ‚Problem Nummer eins gelöst’, dachte sie grinsend. Nur wie sie wieder zurück finden sollte wusste sie noch nicht. Doch darüber wollte sie nachdenken wenn es so weit war, jetzt musste sie erst einmal die Kühe finden und die dann auch noch nach Westen treiben. Toll. Dachte sie. Wenn die Viecher sich von ihr überhaupt beeindrucken ließen, hieß das. Daran hatte sie so ihre Zweifel. Völlig in Gedanken zog sie Stundenlang über die grüne eEbene. Hier und da gab es kleinere Ansammlungen von Bäumen, Seen und sogar einen kleinen Fluss. Titanja entschloss sich dazu ein kleines Päuschen zu machen. Die Stelle schien ihr passend. Der Fluss erwies sich jedoch an der Stelle leider als zu unbequem, was Titanja dazu brachte ihren Weg gleich wieder fort zu setzen. Fragend sah sie sich in der Gegend um, nichts, nur Gras, der Fluss und ein paar Bäume. Und sie mitten drin. Typisch. Also zuckte sie resignierend mit den Schultern und marschierte weiter. Der Fluss schlängelte sich sanft und träge durch die üppige Landschaft. Titanja folgte ihm. Irgendwann wurde der Boden weich und matschig um nicht zu sagen sumpfig und somit schwer begehbar. Immer wieder versank sie bis zu den Knöcheln und wenn sie sich befreite entstand ein eklig saugendes Geräusch. Ihre Nackenhaare stäubten sich davon. Maverik hätte das sicherlich sehr lustig gefunden. Irgendwann wurde das Schilfgras höher und unübersichtlicher, doch trotzdem fiel ihr auf, dass sie noch nicht einen Weidezaun oder ähnliches gesehen hatte. Liefen die Rinder hier etwa frei rum oder waren die Koppeln nur riesig? Tollpatschig wie sie war stolperte sie geradewegs in ein Matschloch und versackte prompt mit dem linken Bein bis zum Knie. Fauchend versuchte sie sich auf ihrer misslichen Lage zu befreien, was nicht ganz leicht war. Kaum hatte sie ihr Bein befreit stolperte sie erneut und fiel der Länge nach in den Schlamm. „Toll gemacht Titanja.“ brummte sie. Vom Regen in die Traufe. Fluchend stand sie wieder auf und dann sah sie einen kleinen Anhaltspunkt. Spuren. Genau erkennen konnte sie die nicht, zu weit war sein Verursacher im weichen Boden eingesunken. Davon abgesehen konnte sie keine Fährten lesen. Es könnten aber die gesuchten Rinder sein, also stapfte sie einfach hinterher. Wird schon irgendwie gut gehen, war ihr Motto im Moment. In der Hoffnung auf weitere Hinweise zu stoßen folgte sie einfach der Fährte. Ein ganzes Stück weiter wurde die Spur deutlicher und Titanja konnte zumindest erkennen, dass es ein Paarhufer war, was sie wenig weiter brachte. Aber eins war sicher, wer oder was auch immer diese Spuren hinterlassen hatte war genauso weit eingesunken wie sie und die Löcher im Matsch hatten sich noch nicht wieder mit Wasser gefüllt, was soviel hieß wie: der Verursacher konnte noch nicht weit sein. Der Gedanke gefiel ihr nicht. Es waren nur Spuren von einem Tier doch sie suchte eine ganze Herde. Und das auch noch Jungbullen, die sehr aggressiv werden konnten wenn man ihnen zu Nahe kam. Nein, ihr gefiel die Sache gar nicht. Was sollte es, die Fährte führte eh in die Richtung in die sie wollte. Zufälle gibt’s. Insgeheim hoffte sie jedoch, dass ihr keine Rinder begegnen würden, schließlich hatte sie ja auch gesucht oder. Ist ja nicht schlimm wenn sie keine finden würde. Außerdem hatte sie null Plan was sie mit der Herde machen sollte wenn sie sie gefunden hätte. Sie nach Westen treiben… Na toll, nur wie? Das konnte sie nicht und darum würde Titanja die Tiere auch garantiert nicht freiwillig finden. Das war schon mal beschlossene Sache. Bei einem kleinen Wäldchen angekommen endete die Spur und weit und breit nicht ein Rind zu sehen. Das war gut. Sogar sehr gut. Der Wald bot genug Schatten für eine kleine Pause, suchen konnte sie auch nachher noch, also legte sie sich müde in den Schatten einer alten Eiche. Der Wind spielte sanft mit den Blättern und das Summen der Insekten wirkte wie ein Schlaflied. Nicht weit von ihr entfernt schlängelte sich auch der kleine Fluss weiter an dem sie auch schon das erste Mal rasten wollte. Auch dort war das Schilf sehr hoch. Das Quaken von Enten und das Singen der Vögel vermischten sich mit dem leisen Plätschern des Wassers. Himmlisch diese Ruhe. Immerhin hatte sie bereits den ganzen Morgen wie eine Wahnsinnige geschuftet und Maverik war ja auch grad nicht da um sich aufzuregen und ihr auf die Nerven zu gehen, das musste man ausnutzen. Neben sie setzte sich eine kleine blaue Libelle. Titanja betrachtete das zierliche Tier. Wehmütig sah sie es an und dann kam die Erinnerung. Das letzte mal als sie eine Libelle sah, rief ihr Vater sie zu sich, schmiss sie raus und Freunde wurden zu Feinden, was noch immer nicht in ihren Kopf wollte. Warum hatte Tarock das getan? Bedeutete ihm ihre Freundschaft denn nichts mehr? Scheinbar nicht. Der Gedanke daran tat weh, sehr weh. Und Titanja tat sich immer noch schwer damit. Titanja sah in den Himmel Schatten täuschten Bewegung vor wo keine waren. Und in Gedanken verbesserte sich Titanja. Nicht ihr Vater rief sie zu sich sondern König Titan, Herr der Sonne und Herrscher über Andante. Er war ein Fremder, stellte sie fest. Sie hatte gedacht sie würde ihn kennen doch dem war nicht so. Titanja hatte keinen Vater mehr, er war schon vor langer Zeit gegangen. Damit musste sie sich endlich abfinden. Alles was ihr blieb war ihr Erzeuger von dem sie nichts wusste außer das er König war. Und das war reichlich wenig. “Muhhhh….“ Das Geräusch riss sie aus den Gedanken. Suchend sah sie sich um. Nichts. Wo? Von wo nur kam das Geräusch? „Muhhhh….“ Dieses Mal war es lauter, näher und wütender. Aber noch immer konnte Titanja die genaue Richtung nicht ausmachen. Wieder drehte sie sich suchend im Kreis. Es schien wenn überhaupt nur ein Tier zu sein. Aber das musste nichts heißen. Wo eins ist sind meist auch die Anderen und das war nicht gut. Obwohl das Geräusch lauter wurde konnte Sie das Tier noch immer nicht sehen, wo hatte es sich versteckt? Und dann bebte die Erde. Aufgeregt drehte sie sich um. Zu spät. Ein riesiger rotbrauner Stier mit langen spitzen Hörnern preschte auf sie zu. Von Panik ergriffen sprang sie zu Seite, doch das Tier war so schnell wie groß und drehte sich in einer eleganten Bewegung um. Diesmal schaffte Sie es nicht, das Tier nahm sie wie ein Spielzeug auf die Hörner und schleuderte sie durch die Luft. Mit einem lauten Knall schlug sie gegen einen der Bäume und blieb sekundenlang benommen liegen. Zu lange, denn der Stier war schon wieder da und warf sie erneut durch die Luft. Sie wusste nicht wie ihr geschah, alles was sie spürte waren Schmerz und das hastige schlagen ihres eigenen Herzens. Der Aufprall war hart, zu hart. Sie hatte mit mal das Gefühl sich nicht mehr bewegen zu können. Sie versuchte aufzustehen aber es ging nicht. Der Stier blieb mit einem lauten schnaufen vor ihr stehen und sah sie aus Bösen Augen an. Und rannte los. Setzte zum alles entscheidenden Hieb an. Titanja schaffte es sich davon zurollen doch nur Millimeter. Die reichten, um nicht vollends aufgespießt zu werden. Ein reißender Schmerz brannte unterhalb des Halses in ihrer Schulter. Der Stier hatte sie schwer erwischt und nun lief eine dickflüssige silbrige Flüssigkeit aus der Wunde. ‚Nein’ dachte sie schockiert, ‚das darf nicht sein.’ Und versuchte sich erneut mit letzter Kraft zu Seite zu rollen. Der Stier hatte aber noch nicht genug und stand wieder mit den Hufen scharrend vor ihr. Lief los. Sie schaffte es wieder ein paar Millimeter weiter zu rollen. Zwar nicht sehr elegant aber was soll’s. Leider lie? sich das Tier nicht besonders davon beeindrucken und drehte um, um erneut anzugreifen. Titanja versuchte nochmals zur Seite zu springen, doch die Reaktion kam zu langsam und sie wurde erneut durch die Luft geschleudert. Ein mit Panik und Schmerz geschwängerter Schrei gellte über die Ebene. Bevor der Stier sie wie ein Spielzeug mit aller Kraft gegen einen Baum drückte. Titanja bekam keine Luft mehr. Das gewaltige Tier presste ihr die Luft aus den Lungen, sodass ihr schwarz vor Augen wurde. Dann kam die Bewusstlosigkeit. Irgendwer berührte sie an der Schulter. Schmerz, war das erste was Titanja durch den Kopf schoss. Dann öffnete sie vorsichtig die Augen. Kleine gelbe Punkte tanzten am Himmel die wohl nur sie sehen konnte, denn niemand schienen die Dinger zu stören. „Oh Titan sei Dank sie kommt zu sich.“ sagte eine Stimme die Meilen entfernt schien. Dann klärte sich das Bild und die gelben Flecken verschwanden langsam, trotzdem konnte sie noch nicht richtig sehen und das laute Rauschen in ihren Ohren machte auch das Hören zur Qual. Jemand hob ihren Oberkörper leicht an und hielt ihr was gegen die Lippen. Und als sie diese nicht öffnen wollte wurde sie gezwungen zu trinken. Das Wasser war kalt. Titanja fror obwohl es hier warm war. Irgendetwas stimmte nicht, sie fühlte sich… komisch. Ohne das sie hätte sagen können warum. Dann klärte sich das Bild soweit, dass sie erkennen konnte, dass es Senja war, die damit beschäftigt war, ihre Schulter zu verbinden. Doch erkannte sie sie nur als verschwommenen bunten Fleck. Übelkeit stieg an ihrer Kehle empor. Am liebsten hätte sie sich übergeben, doch auch das ging irgendwie nicht. Sie versuchte sich zu Bewegen, doch hatte sie keine Kraft dazu. „Schon gut Tekna, bleib ruhig liegen du bist verletzt, wir bringen dich zurück in die Stadt in einen Tempel da werden die Heiler dir helfen.“ Titanja versuchte zu sprechen doch kamen da nur gurgelnde Geräusche. Was war los? Und wer waren ‚wir’? An Senja konnte sie sich erinnern aber nicht an die Anderen. Senja, die war doch auf dem Hof geblieben oder? Titanja spürte ein kurzes Kribbeln so als würden hunderte von Ameisen über ihren Körper laufen. Dann waren da andere Stimmen, alte erfahrene Hände berührten sie, tasteten nach ihrer Wunde und dann… Titanja wusste nicht mehr was dann geschah, das letzte woran sie sich erinnerte war, das man ihr irgendwas in den Arm gespritzt hatte. Danach schlief sie ein. Jetzt wo sie langsam wieder erwachte merkte sie das Senja neben ihr saß und sie ansah, sie lächelte. Warum? „Weil du die ganze Zeit mit offenen Augen da liegst und Löcher in die Luft starrst, darum.“ sagte sie lächelnd. Und erst dann begriff Titanja das sie ihren Gedanken laut ausgesprochen hatte. Sie versuchte sich aufzusetzen, doch Senja drückte sie mit sanfter Gewalt zurück. „Du musst liegen bleiben Tekna, was du jetzt brauchst ist Ruhe und Schlaf.“ „Aber…“ „Nichts aber, du bist verletzt, also schlaf.“ „Ist sicher nicht so schlimm.“ Versuchte Titanja sich raus zu reden. „Nicht schlimm? He, die Heiler sagen du hast riesen Glück gehabt, ja. Deine Wunde war stark verunreinigt. Da war irgendeine silbrige Flüssigkeit drin, du hättest eine Blutvergiftung bekommen können.“ Stellte Senja kopfschüttelnd fest. „Und was ist passiert?“ Fragte Titanja verwirrt. „Das fragst du mich? Ich weiß es nicht. Liean hat dich so gefunden Und….“ „Liean?!!!“ Unterbrach Titanja „Die sollte doch ganz woanders sein.“ „Ja schon aber sie sagte, dass sie dich schreien gehört hat.“ „Und dann konnte sie so schnell bei mir sein? Findest du das nicht auch Komisch?“ „Ja schon aber… Ich meine sie hat dir geholfen und wahrscheinlich hat sie die Arbeit nicht so ernst genommen und irgendwo in der Nähe ein Nickerchen gemacht.“ „Daran zweifle ich aber, dann müsste sie dem Stier der mich angegriffen hatte ja auch begegnet sein.“ Stellte Titanja misstrauisch fest. Senja sah sie sparsam an. „Ein Stier? Nein, davon hat sie nichts erzählt, vielleicht war er schon weg.“ „Das sind mir ein paar zu viele ‚vielleicht’, meinst du nicht auch?“ Senja nickte. „Ja du hast Recht.“ „Ich werde mit Liean reden. Ich will wissen was sie gesehen hat.“ Grunzte Titanja. „Das ist erstmal egal, du kannst mit ihr reden wenn du wieder gesund bist. Also wie gesagt ruh dich aus, ich gehe jetzt und sag einem der Heiler bescheid das du wach bist. Bis Morgen und ruh dich schön aus. Übrigens die gesamte Herde war im Westen.“ Damit drehte Senja sich um und ging. Zurück blieb eine nur noch mehr verwirrte Titanja. „Die Herde war im Westen?“ flüsterte sie zu sich selbst. Das war ja höchst merkwürdig. Doch blieb ihr nicht viel Zeit zum nachdenken, denn einer der Heiler des Tempels kam gerade in den Raum und was er da so mit sich brachte beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit für sich. Suppe. „Hier, du musst hungrig sein immerhin hast eine menge Blut verloren“. Sprach der Heiler als er ihr den Teller mit dampfender Suppe reicht. „Sieht aber gar nicht so schlimm aus, ich meine so wie ich das grade beurteilen kann“. Viel konnte Titanja ohnehin nicht von der Wunde sehen da sie unter einem dicken Verband verborgen lag. „Das, kleiner Halbgott, würde ich nicht sagen. Jetzt mag deine Verletzung nur noch harmlos sein. Sie ist gesäubert worden und die Gefahr einer Blutvergiftung gebannt, doch du bist noch sehr schwach.“ „Gesäubert worden…“ Echote Titanja „Heiler, sagt mir was war in meiner Wunde?“ „Etwas Metallisches. Um es genauer zu sagen eine silbrige Flüssigkeit, die aus mikroskopisch kleinen Maschinen bestand. Ich konnte nicht herausfinden wofür sie gut waren oder auf was sie programmiert waren. Sicher ist nur, dass dein Körper gereinigt worden ist, es besteht also keine Gefahr mehr für dich. So und nun iss und schlaf. Ich werde später noch einmal nach dir schauen“. Damit wandte er sich zum Gehen. „Bitte einen Moment noch. In welchem Tempel befinde ich mich?“ „Im Tempel der heiligen Sonne.“ Und mit dieser Antwort ging der Heiler schließlich. Titanja starrte minutenlang in die Richtung in die der Mann gegangen war. Irgendwie hatte sie sich das schon gedacht. „Tempel der heiligen Sonne, pah als ob es hier keine anderen Tempel gäbe.“ Fluchte sie leise vor sich hin. Und dann kam die Müdigkeit und sie musste zugeben, dass sie wirklich nicht auf der Höhe war. Also machte sie ein Nickerchen. Es dauerte geschlagene zwei Wochen bis Titanja den Sonnentempel wieder verlassen durfte. Senja holte sie ab. „Hallo, na du wie fühlst du dich?“ War das erste was sie sagte. „Oh ganz gut, zumindest besser als noch vor zwei Wochen.“ „Ja das höre ich. Immerhin kannst du ja schon wider Scherze machen was ja eins deiner Talente zu sein scheint.“ „Nein eigentlich nicht.“ „Los Tekna lass uns nicht trödeln, Maverik wartet. Es gibt noch jede Menge zu tun.“ „Oh ja wie ich das doch vermisst hab. Seine Laune ist mit Sicherheit wie immer schlecht.“ „Worauf du dich verlassen kannst. Er schätzt es nicht besonders deine Arbeit mit zu machen.“ „Schaden tut’s im nicht, fett genug ist er ja. Oder etwa nicht? Aber als Erstes möchte ich mit Liean reden. Ich will wissen was sie gesehen hat.“ „Du lässt einfach nicht locker, OK das hab ich ja bereits begriffen aber bevor du mit Liean reden kannst müssen wir unsere Aufgaben erledigen.“ „Die wären?“ „Wie immer den Stall ausmisten und dann Obst, Gemüse und andere Erzeugnisse Marktfertig machen. Kiriban will wissen ob wir verkaufen können. Vor allem nachdem er feststellen musste, dass wir zum Rindertreiben nichts taugen. Besonders du nicht Tekna.“ „He, ich kann doch nichts dafür wenn eins dieser tollen Rindviecher schlechte Laune hat, OK!?“ „Bist du dir sicher, dass es ein Rind war? Keiner von uns hat auch nur die kleinste Spur entdeckt die darauf hindeutet.“ „Aber da waren Spuren und ich weiß doch was ich gesehen hab. Vor allem weiß ich wie ein Stier aussieht wenn er auf mich zukommt. Und da waren Spuren, denen bin ich nämlich auch gefolgt.“ Protestierte Titanja. „Nein, die einzigen Spuren die wir finden konnten waren die von Wildschweinen.“ „Senja, ich habe einen Stier gesehen, Maverik war es jedenfalls nicht, OK?“ „Tekna, ich mach mir Sorgen um dich, du scheinst ganz schön welche auf den Kopf bekommen zu haben. Naja, der Heiler sagte ja dass es zu Erinnerungslücken kommen kann. Also mach dir keine Sogen das wird schon wieder.“ „Du glaubst mir nicht?“ Rief Titanja empört. „Ich sage nicht das ich dir nicht glaube, ich sage nur das es keine Spuren gab. Das ist alles. So, bitte lass uns das Thema beenden.“ „OK, wie du willst, dann lass uns gehen, der Stall wartet.“ Titanja war nicht ganz zufrieden mit dem Ausgang des Gespräches. Wieso glaubte Senja ihr nicht? Es konnte doch unmöglich sein, dass es keinerlei Spuren gab. Unmöglich? Auf Kiribans Hof angekommen wurden sie auch gleich von Maverik in den Stall geschickt. Fauchend schnappte Titanja sich eine der Mistgabeln und machte sich schweigend an die Arbeit. Umso schneller sie fertig war, desto eher konnte sie mit Liean reden, die ihr hoffentlich weiterhelfen konnte. So ging der Vormittag dahin. Nachdem der Stall sauber war halfen sie dabei einen kleinen Gleiter mit verschiedenen Waren zu beladen. Als sie auch das geschafft hatten kam Kiriban höchstpersönlich zu den Beiden. „Senja, Tekna, ich möchte das ihr beiden euch heute auf dem großen Atlantischen Markt bewährt, ich schicke euch nicht nur um Waren zu verkaufen, ihr sollt auch einige wichtige Besorgungen für mich machen. Ich hoffe inständig, dass das besser klappt als das Zusammentreiben der Rinder. Bitte seid vorsichtig, das gilt besonders für dich Tekna.“ Er sah sie streng an. Der Vorwurf in seiner Stimme war sogar ihr aufgefallen. Verlegen senkte die den Kopf. „Natürlich verlange ich auch von euch das ihr ordentlich was verkauft, und macht mir keinen Ärger. Geht. Maverik wird euch eine Liste der zu besorgenden Dinge geben.“ Und damit ging Kiriban auch schon wieder. Titanja drehte sich zu Senja um. „Kiriban scheint ja richtig enttäuscht von mir zu sein.“ stellte sie besorgt fest. „Ist ja auch kein Wunder.“ „Wieso denn das?“ „Ach Tekna, überleg doch mal. Man findet dich schwer verletzt und es gibt nicht die geringste Spur deines Angreifers und du behauptest die ganze Zeit das es eins seiner Tiere war obwohl die Rinder in westliche Richtung unterwegs waren. Was soll man davon halten?“ Titanja erbleichte. „Du glaubst ich Lüge?“ Sie wollte noch mehr sagen aber Maverik unterbrach sie. „Tust du das etwa nicht Zwerg? Keiner am Hof glaubt deiner Geschichte. Was ja auch kein Wunder ist, denn einem kleinen, nutzlosen Halbgott sollte man ja auch nie glauben. Wahrscheinlich bist du auf die Fresse gefallen und redest dich mit deiner Geschichte nur raus. So genug. Kiriban möchte einige wichtige Sachen haben und ihr zwei nutzlosen Dinger werdet sie besorgen. Jumakräuter, Kalk, neue Schleifsteine und ein aus Ankaraa stammendes Jagdmesser, verstanden? So, nun macht euch auf den Weg und wagt es nicht ohne zurück zu kommen.“ „Ja aber Maverik der einzige Händler in Atlantis der diese Messer verkauft befindet sich im Südlichen Teil der Stadt und wir werden auf dem Markt sein der ist im Norden.“ Protestierte Senja. „Das meine Liebe ist euer Problem, wenn ihr mit der Arbeit fertig seid hast du mit den Kräutern, dem Kalk und den Schleifsteinen zurück zu sein. Der Zwerg hat dann eine Woche Zeit das Messer zu holen, das sollte wohl reichen.“ Senja protestierte immer noch „Nein, Tekna kennt sich doch überhaupt nicht aus, sie wird sich verlaufen.“ „Ja genau darauf hoffe ich, denn dann bin ich sie endlich wieder los und nun verschwindet.“ Titanja stand wie angewurzelt da. Senja war ihr eine Erklärung schuldig, denn so wie sich das grad anhörte kannte sie die Stadt besser als sie zugab. Dabei waren sie das letzte halbe Jahr immer zusammen gewesen und in den letzten zwei Wochen konnte sie sich kaum so gut in der Stadt umgeschaut haben, oder doch? ‚Nein.’ Dachte Titanja ‚Das konnte sie sicher nicht, Maverik hätte was dagegen gehabt.’ „Senja?“ fragte Titanja. „Tekna jetzt nicht, wir können nachher reden OK?“ Was bitte sollte das denn jetzt? So hatte Senja sich ja noch nie benommen. War sie wohl wirklich das wofür sie sich ausgab? Langsam begann Titanja zu zweifeln. Hier stimmte scheinbar einiges nicht. Ohne weiter auf Senja zu achten ging sie in Richtung des kleinen Gleiters. Das kleine Flugschiff würde sie samt ihrer Fracht sicher in die Innenstadt bringen, doch es würde kein leichter Flug werden. Nicht das es Turbulenzen geben könnte, nein. Titanja hatte nur das Gefühl das etwas nicht stimmte. Mit Senja nicht stimmte, verbesserte sie sich in Gedanken. Es schien als heckte hier jeder was aus. Oder war sie einfach nur zu misstrauisch? Konnte das sein? Sah sie wirklich schon in jedem einen Feind? Aber wenn nicht, warum benahm Senja sich dann so merkwürdig? Durch ein Geräusch aufgeschreckt drehte Titanja sich um, hinter ihr stand Senja. „He Tekna, ich gehe noch einmal kurz zu Kiriban, wartest du Bitte hier, bin auch gleich zurück.“ Sie nickte nur knapp, doch warten würde sie nicht. Jetzt wo sie das Gefühl hatte, dass sie Senja nicht vertrauen konnte. Nicht mehr, verbesserte sie sich erneut. Titanja hatte aber bereits ihr nächstes Ziel ins Auge gefasst. Liean. Normalerweise war sie jetzt bei den Ziegen und genau da ging Titanja jetzt hin. Im Ziegenstall war es still. Zu still. Wenn Liean hier war so arbeitete sie nicht. Also sah Titanja sich vorsichtig um und entdeckte sie sitzend auf einem Haufen Heu. Liean schien ein kleines Nickerchen zu machen. Gut. Das war ihre Chance. Im ersten Moment überlegte sie ob sie einfach zu ihr gehen und fragen sollte. Doch würde sie dann überhubt eine Antwort bekommen? Sicher nicht. Also schlich Titanja los, ihre Pfoten kamen ihr jetzt zu Gute, denn sie verursachten nur wenige Geräusche. Zum Glück waren auch die Ziegen alle draußen. Titanja hatte Liean fast erreicht, als ihr die Deckung ausging. Das war nicht so gut. Egal, davon würde sie sich jetzt nicht Stoppen lassen. Und wozu hatte sie auch vier gesunde Pfoten? Also schlich sie auf allen Vieren weiter. Näherte sich ihrem Ziel lautlos und an den Boden gedrückt. Wie das, was sie war. Eine Raubkatze. Zwei Meter vor Liean blieb Titanja noch einmal stehen, visierte ihre Beute an. Und sprang. Titanja erschrak, sie wusste nicht, dass sie so viel Kraft hatte. Doch dafür war es längst zu spät. Noch im Flug packte sie Liean mit den Pfoten und riss diese mit sich. Liean schrie laut auf vor Überraschung, griff nach einer Mistgabel die neben dem Strohhaufen lag und schlug zu, noch wehrend Titanja landete. Doch diese war schneller, sie duckte sich einfach unter dem Schlag hinweg, rollte sich zur Seite und kam elegant wieder auf die Pfoten. Liean sah sie aus weit aufgerissenen Augen an, mit einem Angriff schien sie nicht gerechnet zu haben. Doch war sie auch nicht bereit einfach aufzugeben. Sie wehrte sich. Für Titanja war das wie ein Schuldgeständnis und das obwohl ja sie der Angreifer war. Liean hatte was zu verbergen da war sie sich jetzt ganz sicher. Sie würde es auch gleich heraus bekommen, das stand fest. Liean schlug erneut zu und dieses Mal traf sie sogar. Leider nicht hart genug. Titanja sprang erneut, schlug ihr mit der Pfote die Mistgabel aus der Hand und verpasste ihr einen Schlag der sich gewaschen hatte. Liean fiel schwer zu Boden, blieb Sekundenlang liegen und versuchte nach Titanja zu treten. Verfehlte diese aber, weil sie zu schnell war. Das gab Liean wenig Gelegenheit. Das tägliche Fangen der Enten und Hühner hat sich gelohnt was das anging. Titanja sah alles um sich herum mit einer unglaublichen Klarheit. Sie wusste genau wann, wie und wie schnell Liean zuschlagen würde. Nicht nur dass, eine ungewohnte Kraft schoss durch ihren Körper. Es war fantastisch. Und doch begann Titanja sich zu fürchten. Vor sich selbst. Die Sekunde ihrer Verwirrung wusste Liean bestens auszunutzen und schlug erneut mit aller wucht zu, traf Titanja dabei am Kopf. Diese machte notgedrungen einen Schritt zurück, jedoch nur um erneut anzugreifen und Liean zu packen. Ihre Gegnerin hatte nicht viel Zeit sich zu wehren, Titanja packte sie einfach am Arm. Ihre Krallen bohrten sich dabei tief ins Fleisch, sodass Liean laut aufschrie. Dann herrschte Stille. Liean saß in der Falle. „Was willst du von mir?“ schnauzte sie. „Das weißt du ganz genau Liean oder wer auch immer du bist.“ „Tekna, lass mich los!“ „Komm, du kannst dein Spielchen lassen, ich weiß zwar nicht wer du bist aber wenn du nicht sofort redest werde ich es aus dir heraus prügeln!“ Und das meinte Titanja ernst. Sehr ernst. „Dann tu es doch Kleine!“ Motzte Liean hochnäsig. Titanja knurrte tief und ließ dabei den Blick auf vier große weiße Fangzähne frei. Liean erbleichte. „Los, rede.“ Forderte Titanja sie noch einmal auf. „Halts Maul und verschwinde Mieze bevor du dir noch wehtust!“ Liean schien nicht gewillt auch nur das kleinste Wort über ihre waren Absichten zu verlieren. Schade, jetzt würde Titanja grob werden müssen. Was sonst nicht ihre Art war. Nein. Das reichte. Sie holte aus und schlug zu, doch kurz bevor sie Liean traf hielt sie an. Direkt vor ihrem Gesicht. Liean sah genau auf Titanjas Faust. Nein, Titanja war nicht so. Sie hatte das Gefühl Liean schon mal irgendwo begegnet zu sein, sie zu kennen. Ihre Art und die Aura. Aber woher? Wo nur? Das musste sich doch auch anders regeln lassen? Dachte sie verzweifelt. Doch wollte sie nur eine Antwort und nicht schlagen. Titanja hatte ihre Chance verpasst, nun schlug Liean zu und der Schlag hatte sich gewaschen. Titanjas Kopf flog in den Nacken. Der gab ein abartiges Knacken von sich, gefolgt von einem stechenden Schmerz. Titanja ließ Lieans Arm los, doch nur für einen Bruchteil der Sekunde dann hatte sie ihn wieder fest im Griff. Und der würde sich nicht noch einmal lockern. „Ich hab dich was gefragt.“ Fauchte sie nun sichtlich wütender. „Und ich habe bereits geantwortet Mieze.“ „Los raus mit der Sprache!“ Fauchte die kleine Löwin erneut. Und noch wütender. Was war nur los? Warum machte Liean sie so wütend? „Nein!“ Liean wollte nicht nachgeben. Titanja fing an fester zuzudrücken. Liean funkelte sie dadurch nur noch böser an, hatte aber Schmerzen die sie nur schwer verbergen konnte. Und genau das lockerte nun doch ihre Zungen. „Schon gut, was willst du wissen?“ keuchte sie leise. „Was hatte das mit dem Stier auf sich?“ „Das… das war ich.“ Lieans Antwort kam stockend und fast zu leise. Titanja erschrak. Wie war das möglich? „Was soll das heißen?“ Keuchte sie verwundert. „Ich war der Stier der dich angegriffen hat, ich bin kein Mensch sondern ein Gott.“ Ein triumphierendes Lachen lag auf Lieans Zügen, dann schlug sie erneut zu. Dieses mal war der Schlag nicht so sanft. Titanja schaffte es grade noch Liean eine mit der Pfote zu ballern. Sie erwischte Lieans Schulter und ihre Krallen gruben sich tief ins weiche Fleisch, hinterließen drei blutige Risse. Dann wurde Titanja schwarz vor Augen und sie blieb einfach ohnmächtig liegen. „He Tekna, schläfst du? Kaum bin ich eine halbe Stunde weg legst du dich hin um ein Nickerchen zu machen. Los steh auf, der Weg ist weit bis in die Innenstadt. Immer noch benommen öffnete Titanja die Augen und sah sich um. Natürlich war von Liean keine Spur mehr zu sehen. Und auch vom Kampf war nichts mehr zu entdecken. Klar, Liean musste die Spuren beseitigt haben. „He, redest du nicht mehr mit mir?“ Senja seufzte „Oder redest du generell nicht mehr mit jedem?“ Fragte sie spöttelnd. Irritiert schüttelte Titanja den Kopf und sah sich noch einmal suchend um. Nichts. Auch beim zweiten Blick sah sie nichts Verdächtiges. Und dann hallten Lieans Worte in ihren Gedanken wider. ‚Ich bin ein Gott.’ Klar, nur ein Gott könnte alle Spuren so verwischen. Also würde es auch nichts nützen Senja von dem Vorfall zu berichten. Sie würde ihr ohnehin nicht glauben. Oder wusste davon und würde es verleugnen. Wie auch immer. Titanja mussten damit alleine klar kommen. Also konnte sie auch ruhig denken sie hätte ein Schläfchen gehalten. Langsam und nur widerwillig richtete sie sich wieder auf. ‚Komisch.’ Dachte sie. Als die Auseinandersetzung geschah waren sie unten, jetzt lag sie ganz gemütlich oben im Stroh. Liean hatte scheinbar an alles gedacht. Auch war weder eine Wunde noch ein blauer Fleck zurück geblieben. Genau genommen hatte sie nicht einmal Schmerzen, so als ob die Auseinandersetzung nie geschehen war. Mit ein paar langsamen Schritten stand sie neben Senja und grinste diese verzeihend an als sie den Ärger in deren Gesicht sah. Woher auch sollte Senja wissen was hier geschehen war? ‚Nein.’ Dachte Titanja. ‚Senja denkt ich hab geschlafen. Und so soll es vorerst bleiben.’ Während sie so überlegte gingen sie zum Hof wo der kleine Gleiter stand. Erstaunlicherweise verstand Senja es den Kleingleiter zu steuern, denn der Flug gestaltete sich recht angenehm, wäre da nicht das Schweigen zwischen den beiden Mädchen gewesen. Während des gesamten Fluges kein einziges Wort. Und um ehrlich zu sein war Titanja auch nicht danach. Sie hatte versucht zu reden und Senja wollte ihr nicht zuhören, also warum es erneut versuchen? Das alles schien im Augenblick wenig Sinn zu haben. Doch statt sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen genoss sie lieber die schöne Aussticht. Die Heilige Stadt wirkte auch von hier oben gigantisch und nach einer Weile kam am Horizont auch schon der Marktplatz in Sichtweite. Er war riesig. So weit das Auge reichte nur kleine und große Stände. Früchte, Kräuter, Stoffe und vieles mehr. „Tekna, halt dich fest, wir landen und es kann ein bisschen holpern.“ Das Ganze war natürlich nur halb so schlimm wie von Senja angegeben. Genauer genommen war die Landung ganz sanft. Außerdem landeten sie nicht genau auf dem Markt, was bei der Enge auch gar nicht möglich gewesen wäre. Ein kleines Stück weiter am Rand des Marktes gab es einen kleinen Landeplatz für die vielen Gleiter. Wobei Titanja das Wort klein nicht mit ihm verbinden konnte, in ihren Augen war der Platz riesig, so weit das Auge reichte standen viele kleine und größere Transportgleiter, Raumschiffe und sogar Kutschen dicht nebeneinander gedrängt. Ein riesiger Parkplatz. Verwundert betrachtete sie die gigantischen zottigen Tiere die vor eine der Kutschen gespannt waren. Pferde waren bis auf ein paar Ausnahmen nur wenige zu sehen. Senja bemerkte ihren fragenden Blick, sagte aber nichts. Scheinbar spürte sie das Titanja keine Lust zum reden hatte, also begann Senja schweigend damit die Waren aus dem Gleiter zu holen. Titanja tat es ihr gleich. Sie stapften los in Richtung Marktplatz. Hier herrschte ein reges Getümmel. Überall standen die verschiedensten Stände, doch weit und breit konnte Titanja nicht einen einzigen mit Lebensmitteln sehen. Nur edelste Stoffe, Kissen und weitere Luxusgüter. Nun fing Senja doch noch laut an zu Lachen als sie Titanjas Blick sah. „Hier auf diesem Teil des Marktes gibt es überwiegend Bekleidung, Stoffe und all so was. Weiter hinten findet man Möbel, Waffen und dann kommen Lebensmittel, Kräuter und Gewürze. Wie du siehst ist der Markt gut sortiert“. „Naja ein Durcheinander wäre auch sehr schlecht, nicht war? Doch sag mal Senja seit wann kennst du dich den so gut aus, du warst doch noch nie hier? Genauso wie ich…“ Senja sah sie sparsam an. Erwischt, dachte Titanja nur. Senja hatte einen kleinen Fehler gemacht doch sie war sich sicher, dass sie sich gut rausreden würde. „Oh, Kiriban hat mir davon erzählt, ich war doch noch mal bei ihm weil ich nicht wusste wo wir hin müssen.“ Titanja seufzte, eine gute Ausrede, wie erwartet. Was soll man dazu noch sagen? Der Weg der Beiden führte sie quer über den Markt und heimlich beschlich Titanja das Gefühl das es hier immer voller wurde. Es begegneten ihnen immer mehr Leute. Irgendwann sagte Senja: „Komm wir müssen uns kurz bei einem der Markteinweiser melden, der zeigt uns dann den Platz an dem wir stehen werden. Dann können wir auch endlich aufbauen was ja auch langsam Zeit wird, sonst verkaufen wir nie was.“ Gesagt, getan. Der Einweiser entpuppte sich als jemand der wenig Zeit hatte und ihnen nur knapp zu verstehen gab wohin sie mussten. Wobei die Stelle auch nicht schwer zu finden war, da man das Loch zwischen den Ständen schon von weitem sah. Titanja atmete befreit auf als sie endlich die schwere Last ablegen konnte die sie trug. Oh ja, dachte sie, Obst kann ganz schön schwer werden. Es dauerte dann noch knapp ne halbe Stunde bis die beiden es endlich geschafft hatten ihren Stand aufzubauen. Vorsichtig begann Titanja damit das Obst auffällig zu präsentieren, schließlich sollte es sich von seiner besten Seite zeigen. Senja beobachtete ihre Bemühungen nur mit einem Schulterzucken und sah sich immer wieder fragend um. Was die wohl schon wieder suchte? Titanja nahm sich vor Senja im Auge zu behalten. Bis jetzt hatte sie ja auch gedacht in ihr eine Freundin gefunden zu haben was scheinbar nicht stimmte. Umso trauriger stimmte sie die ganze Sache. Scheinbar konnte man hier niemandem vertrauen. Eine komische Kultur. Es dauerte nicht lange bis die ersten Kunden kamen, es waren ausschließlich Bedienstete des Palastes. Die Meisten von ihnen waren in Eile aber immer gut drauf. Für einen kleinen Scherz oder ein Lächeln war immer Zeit. Gegen Abend hatten sie auch schon einen Großteil ihrer Waren verkauft, sodass Titanja sich aufmachte um Nachschub aus dem Gleiter zu holen. Immerhin hatten sie ja genug dabei. Auf dem Weg zurück zum Stand bemerkte sie, dass die allgemeine Stimmung ausgelassener geworden war. Es schienen alle eine ausgesprochen gute Laune zu haben und von irgendwoher kam sogar Musik. Titanja lief so schnell es in dem Gedränge ging zurück zu Senja. Die, wie sie schon von weitem erkannte, Ärger zu haben schien. „Senja was ist los?“ fragte sie aufgebracht als sie den Mann sah der kurz davor war Senja über den Tresen zu ziehen. „Was geht dich das an?“ Erwiderte dieser nur grimmig. „Oh rein zufällig eine ganze Menge, also noch mal: was ist los“? Dieses Mal sah sie den Kerl einfach nur böse an. Sie hatte keine Lust ihren Unmut weiterhin zu verbergen und das war die passende Gelegenheit sich mal richtig Luft zu machen. „Was los ist?!“ Pöbelte der Kerl. „Das kann ich dir sagen. Ich bin hier hergekommen und wollte nur zwanzig Kilo Sternenfrüchte, und zwar frische. Und alles was ich hier angeboten bekomme sind diese gammeligen Dinger!“ „Ich sagte doch bereits, dass meine Freundin auf dem Weg ist frische Früchte zu holen.“ Mischte sich Senja ein. Titanja dagegen schüttelte nur mit dem Kopf und öffnete eine der Kisten die sie auf einem Karren bei sich hatte. „Hier, die sind frisch und es sind mehr als genug.“ Der Fremde grinste nur. „Wer sagt dass ich sie jetzt noch will?“ „Und was will der Herr dann?“ Platzte es aus Titanja raus. „Wie wärs mit euch zwei Süßen! Wir könnten eine Menge Spaß haben.“ Sein Blick legte sich auf Titanjas Oberweite und mit der Hand machte er eine eindeutige Geste. „Was fällt dir eigentlich ein? Glaubst du auch nur eine von uns würde jemanden wie dich anfassenß“ Titanja war nun vollends wütend was bei solch einem Verhalten ja auch kein Wunder war. Nein, kein Mann sollte sich Frauen gegenüber so verhalten. „Verschwinde!“ Fauchte sie zum Abschluss. Damit war für sie das Thema eigentlich beendet. Nur für diesen ungehobelten Kerl noch nicht, denn er packte Titanja mit einem mal an der Schulter und zerrte sie zu sich. „He, was soll das? Lass mich los!“ „Nun hab dich nicht so Kleine. Gib’s zu, dir gefällt es doch.“ „Gefallen ist was anderes.“ Schnauzte sie, bevor sie ihm mit voller Wucht auf den Fuß trat. Für den Bruchteil einer Sekunde ließ der Fremde Titanja los und schrie laut vor Schmerzen auf. Laut genug, dass sich mehrere Passanten zu ihnen umdrehten. Einige beobachteten das Spielchen schon eine ganze Weile, unternamen aber nichts. Titanja hatte sich zu früh gefreut aus seinem Griff frei zu sein, denn im selben Augenblick zog der Fremde ein Messer und hielt es ihr direkt vor die Kehle. Plötzlich kam sich Titanja reichlich hilflos vor. „So, jetzt werden wir ja sehen wer hier der stärkere ist du Miststück.“ Hauchte er ihr ins Ohr. Titanja versuchte sich zu befreien doch es ging nicht. Was vor allem an dem Messer an ihrer Kehle lag. Langsam ritzte die Klinge ihre Haut, sodass ein feiner Blutsfaden ihren Hals runter lief. Titanja hatte furchtbare Angst. Noch einmal nahm sie allen Mut zusammen und stemmte sich mit aller Kraft gegen ihren Angreifer. Doch es half nichts. Das einzige was sie erreichte, war das sich das Messer noch weiter in ihre Haut fraß. Und das war ziemlich schmerzhaft. In dem Moment erinnerte sie sich an die Worte ihres Vaters. Er hatte recht, sie konnte sich nicht einmal richtig selbst verteidigen. Doch das half ihr jetzt auch nicht weiter. Titanja versuchte ihren Angreifer erneut zu treten als plötzlich eine Stimme sagte. „Jetzt reicht es aber.“ Es war der Verkäufer vom Stand gegenüber, der das Elend scheinbar nicht mehr sehen konnte. „Was geht dich das anß“ Schnauzte der Angreifer den Verkäufer an. „Eine ganze Menge. So und nun lass das Weibchen los.“ Drohte er. „Ach, und was wenn ich es nicht tue?“ „Dann sehe ich mich gezwungen die Wachen eingreifen zu lassen.“ Und um seine Worte zu unterstreichen ging er ein Stück zur Seite und machte zwei gepanzerten Gestalten platz, die bereits hinter ihm warteten. Es waren zwei der Wachen die sich um die Ordnung auf dem Markt kümmerten und diese versuchten nun sich den Kerl zu greifen. Was nicht ganz einfach war, denn Titanja hing rein zufällig auch noch dazwischen. Mit einem Messer an der Kehle nicht zur vergessen. „Los lassen!“ Donnerte einer der Wachen. Es war eine Stimme die keine Widersprache duldete. Nur schien das der ekelhafte Kerl nicht ganz zu merken, denn statt sie los zu lassen richtete er nun das Messer auf die beiden Wachen. „Kommt doch wenn ihr euch traut.“ Rief er laut. Das ließen sich die Beiden nicht zweimal sagen und stürmten los. Titanja versuchte sich unter dem Ansturm der Wachen hinweg zu ducken. Als der erste Wachmann nach dem Messer griff, ließ sie sich einfach zur Seite fallen und rollte sich reichlich unelegant aus dem Kampfgetümmel, wobei ihr noch einer der Wachen auf die Pfote trat. Mit rudernden Armen kam sie dann wieder auf die Pfoten und wäre um ein Haar in den benachbarten Stand gefallen. Das hätte ihr grade noch gefehlt. Und dann war es vorbei. Die Wachen nahmen den Unruhestifter fest und führten ihn ab. So, das Senja und Titanja wieder beruhigt aufatmen konnten. „Tekna warte, du bist verletzt.“ Auf Senjas Worte reagierend sah sich Titanja um. „Es ist nur ne Schramme. Nicht schlimm.“ Antwortete sie Kopfschüttelnd. „Ach du, komm schon, lass mal sehen. Du hast sicher nichts dagegen wenns nichts Großes ist.“ „Sagen wir’s mal so, ich werde nicht dran sterben OK?“ Titanjas Worte kamen strenger rüber als sie gewollt hatte, sodass sie ihr sofort wieder leid taten. Und im ersten Augenblick dachte sie auch daran sich zu entschuldigen verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Im Moment war sie einfach nur durcheinander. Sie wusste nicht mehr so recht was sie von Senja halten sollte und dementsprechend war sie reichlich abweisend, was Senja sicher bereits bemerkte, denn auch sie sprach weniger mit Titanja. Langsam senkten sich die ersten der heiligen Sonnen am türkisblauen Himmel, sodass die Temperaturen endlich erträglicher wurden. Dementsprechend wurde es auch lebendiger auf den engen Gassen des Marktes. Was auch bedeutete das Senja und sie so gut wie nichts mehr zu verkaufen hatten. Die Meisten der Waren waren weg, sodass sich Senja in Ruhe auf den Weg machte die Besorgungen einzukaufen. Titanja kam derweil auch gut alleine klar, immerhin war sie das Verkaufen von der Erde aus bereits gewohnt und wusste auch wie sie mit Feilschern umzugehen hatte. Mal davon abgesehen kamen auch viele der benachbarten Standbesitzer vorbei um sie über den Vorfall mit der Messerattacke auszufragen. Manche waren echt neugierig, viele aber auch nur besorgt. Und von einer Jungen Frau erfuhr Titanja auch, dass der Kerl weiter vorne auf dem Markt auch schon auffällig geworden war, deshalb war die Wache auch schon auf der Suche nach ihm. In einem Punkt musste Titanja sich gegenüber dieser Kultur entschuldigen, es schien der Bevölkerung doch nicht alles egal zu sein was vor ihren Augen geschieht. Nur wagte es keiner einzugreifen wie sie von vielen der Leute erfuhr die sich mit ihr unterhielten. Irgendwann kam auch Senja zurück, in ihren Händen einen Beutel mit dem sie wild wedelte. „Hallo Tekna, schau mal ich hab alles bekommen. Naja fast, das Messer hab ich leider nicht, weil es gibt nur einen Händler hier in Atlantis weißt du?“ Beinahe hätte Titanja gesagt das sie das bereits wisse weil Senja es schon erwähnt hatte, aber sie ließ es. Es wäre nur gemein gewesen und Senja schien es nur gut zu meinen. Also Lächelte sie einfach. Mit einem zaghaften Satz war Senja auch schon wieder hinterm Tressen. „Oh du hast ja fast alles verkauft, toll, dann können wir uns ja noch ein wenig amüsieren. Oder was sagst du dazu? Wir zwei gehen jetzt schön was essen und besprechen dabei alles Weitere. Oh man ich hab vielleicht einen Kohldampf.“ Senja schien bis über beide Ohren zu strahlen. Sie war scheinbar sehr glücklich. „Ist was vorgefallen von dem ich wissen sollte?“ „Vorgefallen? Öh nein, mir geht’s gut. Da am Kräuterstand, uh er ist so süß.“ „Wer?“ „Na der Verkäufer, oh ist der schnuckelig, ich sollte ihn dir mal vorstellen. Und weißt du was das Beste ist?“ „Äh nö…“ „Er hat mich zum Essen eingeladen. Oh, ich sag dir Tekna, sein Hintern…“ Das brachte sogar Titanja zum Lachen, ja sah ganz so aus als habe Senja sich was Schnuckeliges angelacht. Mal eben so zwischendurch versteht sich. Naja, dachte Titanja nachdenklich, so wie’s aussah war sie wohl doch einfach zu misstrauisch. Senja kann schließlich nichts für die Vorkommnisse der letzten Wochen. Titanja bildete sich die Zusammenhänge so wie’s aussah nur ein. Typisch. Die Beiden machten sich auf den Weg zurück in Richtung Gleiter um ihre Sachen weg zu bringen, wobei Senja ununterbrochen von ihrer neuen Flamme redete. Weiter im Zentrum des Marktes gab es viele kleine Stände an denen man lecker essen konnte. Und genau an so einem machten es sich die beiden bequem. An den großen Bänken die vor dem Stand aufgereiht waren war jedenfalls genug Platz. Das Essen sah auf den ersten Blick nicht nach Titanjas Geschmack aus. Entenleber mit Trüffelfüllung, igitt. Beim nochmaligen Durchstöbern der Speisekarte fand sie doch noch was. „So Senja, dann leg mal los.“ Forderte Titanja sie auf. „Ja gerne, seine Augen sind wie fließendes Gold und erst das Haar!“ Titanja lachte „Nein das mein ich nicht. Was ich wissen wollte ist: wo finde ich nun dieses Komische Jagdmesser?“ „Oh stimmt, ja ich wollte dir die Wegbeschreibung geben.“ „Jupp genau die.“ „Ach man, du bist ein Spielverderber aber hast ja recht. Also hör zu. Es gibt soweit ich weiß nur einen kleinen Laden der diese Messer verkauft, der befindet sich im unteren Teil des königlichen Schlosses. Ich weiß allerdings nicht bei wem du dich melden kannst.“ „Oh viel ist das ja nicht“. Zweifelte Titanja. „Ach komm, du machst das schon.“ „Ja genau, ausgerechnet ins Schloss, da hab ich nichts verloren.“ „Hast du Angst das dich seine Bewohner fressen oder was?“ Spottete Senja amüsiert. „Ja so ungefähr.“ Wobei Titanja das Ganze nicht im Geringsten lustig fand. „Tekna, was soll schon passieren?“ „Was passieren könnte… Hm, zum Beispiel könnten mir Leute begegnen die mich nicht leiden können.“ Senja senkte betroffen den Kopf. „Aber wieso? Du kennst doch noch niemanden hier geschweige denn im Schloss.“ „Ja das stimmt, doch bin ich ganz am Anfang schon dort gewesen und bin leider nicht nur auf Freunde gestoßen, aber lassen wir das Thema bitte ich will darüber nicht reden. Lass uns lieber der Musik lauschen und essen.“ „Ja du hast Recht.“ „Hm komisch, irgendwie hab ich das Gefühl das alle irgendwie glücklicher sind als vorhin.“ „Scheint so, warte mal ich frag einfach nach.“ „Senja, das brauchst du nicht zu tun.“ Rief Titanja doch es war längst zu spät, Senja fragte bereits einen der Leute die mit auf der Bank saßen und fröhlich feierten. Es dauerte auch nur ein Paar Sekunden da kam sie auch schon mit einem jungen Mann zurück der sich neben sie an den Tisch setzte. „Hallo.“ Begann er. „Habt ihr’s noch nicht geröhrt? Es gibt endlich ein Lebenszeichen vom heiligen Sohn der Sonne, Titanos. Er hat einen Boten geschickt der die Nachricht brachte das er im weit entfernten Diamantina sicheren Schutz gefunden habe und das er dort bei einer Königen Namens Sereneti gepflegt wird. Er wird sich auch sobald er genesen ist wieder auf den Weg hierher machen. Das ist doch großartig oder! Der heilige Sohn lebt und das wird heute gefeiert. Los kommt, wir wollen tanzen und unseren Spaß haben!“ Titanja sprang auf und fiel dem Mann unvermittelt um den Hals. „Das… das ist ja großartig. Oh danke!“ Wie sollte man sagen? Der Abend war gerettet. Das war die beste Nachricht seit sie hier war. Nun hatte auch Titanja endlich mal Lust zu feiern, egal was Morgen kam. Die ihr gestellte Aufgabe konnte auch noch warten. Kapitel 14: Der Weg ist das Ziel -------------------------------- Die Nacht war lang und gefeiert wurde noch bis fast in den Morgen, was in Atlantis üblich war, denn seine Bewohner ließen keine Gelegenheit aus richtig auf den Putz zu hauen. Titanja hatte sich gegen Mitternacht zum Gleiter zurückgezogen um noch etwas zu schlafen, schließlich würde der nächste Tag ihr einiges abverlangen und sie wollte nicht schon wieder versagen. Zu oft schon hatte sie ihre Gastgeber bereits enttäuscht. Außerdem war sie hundemüde. Als die zweite Sonne bereits am Himmel stand kam auch Senja zum Gleiter zurück, sie hatte ordentlich was Getrunken und war irgendwann mit einem Jungen Mann gegangen. Titanja hatte dazu nichts zu sagen. Sollte Senja doch ihren Spaß haben, warum nicht. Das einzige was sie störte war das Senja es ihr alleine überließ den Gleiter wieder fit zu machen, Titanja hatte reichlich wenig Ahnung von solchen Dingen. Schon gar nicht von dieser Technik, es war schon ein Wunder, dass sie es damals geschafft hatte den Silverfighter startklar zu machen. Das einzige was jetzt passieren würde wäre, dass der Gleiter hinterher gar nicht mehr in Gang zu bekommen ist wenn sie richtig Hand anlegte. Technik war echt nicht Titanjas Begabung. Fluchend ließ sie sich neben das Gerät in die Hocke sinken. „Scheiß Maschine“ murmelte Titanja missmutig und schlug mit der Faust gegen das olle Ding. Mit dem Ergebnis das ihr jetzt auch noch die Pfote wehtat. Echt toll Titanja. Seufzend sah sie sich um, Senja schien irgendetwas zu suchen denn sie durchwühlte jetzt schon seit fünf Minuten den kleinen Laderaum des Gleiters. „Was suchst du eigentlich?“ Titanja sagte dies leicht gereizt und das war sie auch den irgendwie ging ihr Senjas Gewühle auf die Nerven. Und das mächtig. „Nichts“ Wich Senja ihr aus. „Das was du da veranstaltest sieht aber nicht nach nichts aus Senja.“ „Das geht dich nichts an.“ Widersprach Senja erneut und dieses mal mit mehr Nachtruck in der Stimme. „Und ob das mich was angeht. Du benimmst dich zurzeit reichlich komisch und ich wüsste jetzt gerne warum.“ Und mit diesen Worten stand Titanja auf und ging zur Senja rüber. Mit einem kleinen Sprung stand sie neben ihr auf dem Flügel der Maschine und sah sie herausfordernd an. „Also ich höre?“ Forderte sie Senja mit drohender Stimme auf. Es reichte, Titanja hatte den Bogen jetzt endgültig überspannt und das Zeigte Senja ihr jetzt auch deutlich. „Ich sagte doch bereits es geht dich nichts an OK und was heißt hier ich benehme mich Komisch! Wenn das einer tut dann du Tekna.“ Verärgert trommelte sie mit den Fingern auf dem Gleiter und starte Titanja offenkundig wütend an. Dieser gefiel dieAart nicht in der Senja ihren Namen betonte, es lag zwar keine Wut in der Betonung aber etwas anderes was Titanja nicht ganz zu deuten wusste. Spott? Was also war los? „He wenn du ein Problem mit mir hast kannst du es sagen! Ich habe nämlich wenig Bock auf den Schieß hier.“ Und das meinte Titanja ernst, und wie. Sie legte misstrauisch ihre Ohren an und ihr dünnes Fell begann sich leicht zu sträuben. Das war fast schon so was wie eine Drohung. Senja sah irritiert auf. „Ach was?“ „Du hast mich schon richtig verstanden.“ Knurrte Titanja. Und schlug mit dem Schwanz gegen den Flügel der Maschine. „Tekna! Du Spinnst wohl. Was heißt hier kein Bock?“ „Das heißt das mir die ganze Sache hier stinkt und zwar gewaltig und das heißt auch dass ich auf eure Spielchen keine Lust mehr habe. Oder glaubst du, dass ich so blöd bin und Liean nicht durchschaut hätte. Da irrst du dich Senja. Und jetzt will ich von dir wissen was du mit der ganzen Sache zu tun hast!“ Die letzten Worte hatte sie so laut geschrieen, dass sie jeder im Umkreis von zehn Metern gehört haben musste, was die Reaktionen der Leute erklärte. Denn mehr als einer drehte sich erschrocken um und starrte sie an. Gingen dann aber weiter als ob nichts wäre. Was auch besser war, sonst hätte Titanja sie auch noch angebrüllt. Im Moment war alles möglich. Senja starrte sie verdutzt an. Das hatte selbst sie nicht erwartet und Titanja schien auf ihre Meinung zu bestehen. Was sie auch tat. Also schüttelte sie nur verlegen den Kopf und wandte sich wieder ihrer Suche zu, wobei sie allerdings Titanja nicht aus den Augen ließ. Wer weiß was diese sonst wieder anstellte. Titanja dagegen wartete, geduldig stand sie da und beobachtete Senja. Wartend auf eine Antwort von ihr. Diese drehte sich um und starrte nun genauso böse zurück, was nicht viel brachte, sie konnte Titanjas Blick nicht standhalten, verlegen senkte sie fast augenblicklich das Gesicht und sah zu Boden. Die Situation zwischen den beiden Frauen war angespannt und Senja versuchte schließlich daran etwas zu ändern. „Nichts“ Sagte sie nun doch noch auf Titanjas Frage bezogen, nur so leise, dass Titanja sie kaum verstand. Schließlich hatten die Passanten um sie herum schon genug mitgehört. „Was heißen soll?“ hakte Titanja übellaunig nach. Sie wollte jetzt eine Antwort von Senja. Später würde sie diese nicht mehr bekommen das wusste sie. Verärgert sah Senja wieder auf. Titanja war verdammt hartnäckig. Sekundenlang starrten sie sich an, dann schüttelte Senja den Kopf. „Das ich zwar wusste das Liean nicht ist wofür sie sich ausgab, ich die Geschichte mit dem Stier aber trotzdem nicht glaube und wenn du der Meinung bist das jeder eine Intrige gegen dich plant dann tut es mir leid. So wichtig bist du dann auch wieder nicht Tekna.“ Gestand Senja kleinlaut und drehte sich um, um weiter im Laderaum zu wühlen. Kopfschüttelnd sah sie noch mal zu Titanja, sie versuchte sogar noch was zu sagen, doch es hatte keinen Sinn. Und damit ging sie nun ganz und ließ Titanja einfach stehen. Sie sollte sich alleine wieder beruhigen. Titanja sah ihr nur böse nach, knurrte ein bisschen unverständliches Zeug, sagte aber kein weiteres Wort, wobei es auch für den Rest des Vormittags blieb und machte sich für ihre Mission fertig. Erst als alle sechs Sonnen am Himmel standen machte sich Titanja auf den Weg in Richtung Palast, wobei das mulmige Gefühl einen Fehler zu machen noch stärker wurde. Warum ausgerechnet in den Königlichen Palast? Es gab doch genügend Paläste und Geschäfte in der Stadt so weit Titanja das beurteilen konnte. Außerdem tat ihr die Sache mit Senja schon wieder leid, sie hätte sich entschuldigen sollen doch das ließ ihr Stolz nicht zu. Nein, Titanja würde ganz bestimmt nicht klein beigeben. Nein, nein und nochmals nein. Immerhin hatte sie jetzt eine Aufgabe zu erledigen und das allein zählte. Nur war es auch der richtige Weg aus Freunden Feinde zu machen? Nein, der Streit ließ sie nicht los. Das schlechte Gewisschen quälte sie wie ein Splitter der sich nicht aus der Haut ziehen ließ. Und was wenn sie Senja wirklich zu unrecht verdächtigte? Senja war doch ihre einzige Vertraute hier. Und schon fast wie eine Freundin. /Ach was, Senja ist meine Freundin/ dachte sie und blieb stehen. Warum wusste sie selbst nicht so genau, es tat ihr einfach nur leid. „Ich bin so ein sturer Dickkopf“ flüsterte sie zu sich selbst und ging unschlüssig zu einem kleinen Brunnen an dem Kinder spielten. Die Kleinen hatten es gut, es gab nicht viel um was sie sich Sorgen mussten. Den ganzen Tag konnten sie toben und spielen. Ja Titanja beneidete die Kinder aus Atlantis. Die Kleinen kletterten auf den eleganten Statuen rum und bespritzten die Läute mit Wasser. Titanja setzte sich einfach zu ihnen und beobachtete sie eine Weile nachdenklich. Es war schon Mittag und somit die heißeste Zeit des Tages. Titanja war erst einige Straßen weit vom Markt entfernt und doch lief ihr schon der Schweiß von der Stirn. /Kein Wunder bei sechs Sonnen/ dachte sie stöhnend. Bei der Hitze würde sie nur langsam vorankommen. Mal ganz davon abgesehen dass der Weg ohnehin schon unheimlich weit war. Atlantis war keine einfache Stadt das hatte Titanja ja bereits feststellen müssen. Und doch sie ertappte sich dabei Atlantis mit New York oder einer anderen Großstadt von der Erde zu vergleichen doch das stimmte nicht, Atlantis war anders, größer, moderner und hatte mehr Kultur. Es gab nichts vergleichbares auf der Erde. Seufzend stand sie wieder auf um ihren Weg fortzusetzen, jedoch ohne einen Schluck getrunken zu haben was sie sicher bald bereuen würde und ging in Richtung Marktplatz zurück. Natürlich nur um zu sehen ob Senja es geschafft hatte den Gleiter zu reparieren, nicht etwa um sich zu entschuldigen. Der Motor sprang nämlich nicht mehr an, es schien Kühlwasser zu fehlen, was bei der Hitzebelastung kein Wunder war. Ihre Schritte wurden etwas langsamer als sie sich dem Landeplatz der Gleiter näherte, wo auch die beiden den letzten Tag geparkt hatten. Denn so wies aussah und wie Senja sagte würde die Reparatur noch Stunden dauern. Gut. Dann konnte sie sich ja doch noch entschuldigen, bevor das schlechte Gewissen Titanja auffraß. Sich endschuldigen war etwas was ihr sicher nicht leicht fiel, sie stand da und staunte nicht schlecht! Senja war nicht mehr da, Titanja war zu spät gekommen wie immer. Betroffen und auch etwas verärgert über sich selbst senkte sie den Kopf und starrte minutenlang zu Boden. Zu spät, sie hätte sich das ganze aber auch vorher überlegen können, es tat ihr leid. Nun würde das schlechte Gewissen sie die ganze Zeit über begleiten und was noch schlimmer war, war diese Ungewissheit, hoffentlich verzeihte Senja ihr. Nun konnte Titanja nur noch eins tun, sich ihrer Aufgabe widmen und hoffen. Also machte sie sich ein zweites Mal auf. Es wurde bereits Abend, das dumme war nur das der höchste Turm des Palastes immer noch nicht näher gekommen war. An dem sie sich schon seit Stunden orientierte, sonst hatte sie nämlich keinen Plan in welche Richtung sie musste. Titanja rannte schon die ganze Zeit auf ihm zu, der Weg schien noch so unendlich lang. Suchend sah sich Titanja um. Sie brauchte eigentlich eine Unterkunft für die Nacht. Nur würde sie nicht fragen. Sie wollte den Leuten hier nicht auch noch zur Last fallen. Was eigentlich reichlich dumm war, denn es würde sie sicher keiner abweisen. Die Bewohner der Stadt Atlantis waren sehr gastfreundlich, aber Titanja blieb bei ihrer Meinung und marschierte einfach weiter. Sie brauchte ohnehin ein bisschen Zeit für sich zum nachdenken und um sich über einiges klar zu werden. Sie genoss einfach die frische Luft und das Alleinsein. Unschlüssig blieb sie vor einer der vielen kleinen Parkanlagen stehen, die die Stadt durchzogen, schüttelte mit dem Kopf und ging dann aber doch noch ein Stück weiter. Obwohl es ein guter Platz zum schlafen gewesen wäre. Egal sie hatte noch ein bisschen Kraft und den Schmerz in ihren wund gelaufenen Pfoten ignorierte sie einfach, als ob er dadurch weg ginge, jammern konnte sie auch später noch. Als es richtig dunkel war und der Mond am Himmel stand entschloss sie sich doch zu rasten und lehnte sich einfach gegen eine Mauer. Die war besser als nichts und sie konnte die Beine kurz ausruhen. /Nur ein Paar Minuten Rast/ Dachte sie müde. Tja, wenn es so wäre schon, denn nach ein paar Sekunden schlief Titanja einfach ein, um am nächsten Morgen wieder aufzuwachen und blöd aus der Wäsche zu gucken. Erschrocken fuhr sie hoch als sie merkte, dass es bereits hell war und sah sich um. Nichts. Niemand hatte Notiz von ihr genommen. Egal. Zumindest hatte es niemanden gestört das sie hier geschlafen hatte. Also ging sie weiter, ihren knurrenden Magen dabei ignorierend. Was nicht so einfach war, da er sich ständig lautstark meldete. Gähnend tapste sie weiter ohne genau hinzuschauen wo sie hintrat. Typisch. Und wurde zur Strafe beinahe umgerannt. „He kannst du nicht aufpassen?!“ Brüllte sie dem Kerl grob hinterher. Dabei konnte er am wenigsten für ihre Unaufmerksamkeit. Er drehte sich nur um und musterte sie kühl. Hubs. So war das eigentlich nicht geplant gewesen. „Redest du mit mir?“ fragte der dann auch noch. „Ja“ antwortete Titanja kleinlaut. Schweigen. Er sah sie nur an. „Du hast Nerven, ein Teil der Stadt brennt und du stehst rum und pöbelst.“ Damit drehte er sich um und rannte weiter. „Brennt?“ wiederholte sie fassungslos. Und nur für sich selbst. „Wo?“ Fragend sah sie sich um. Qualm war jedenfalls nicht zu sehen. Minutenlang stand sie wie angewurzelt da und starte Löcher in die Luft, wobei sie fast noch mal umgerannt wurde. „Geh aus den Weg Kleine“ Brüllte eine Stimme wütend und eine kalte harte Klaue schob sie grob aus dem Weg. „Was?“ nuschelte sie erschrocken und sah sich ruckartig um. Die Klaue gehörte zu einem gepanzerten Etwas, das ein bisschen wie ein Mensch mit einem Vogelkopf aussah. Eine Maschine? Titanja war irritiert. Drei, vier weitere solcher Gestalten liefen an ihr vorbei, einige Kleingleiter zischten über den Dächern der Gebäude hinweg und schweres Gerät wurde die Straße entlang transportiert. Viele Bewohner, Wachen und auch Krieger sammelten sich auf einem der kleinen Plätze, die überall in der Stadt zu finden waren. Auch Titanja ging zu ihnen, sie wollte wissen was los war. Ein nicht all zu großer Krieger trat vor die Menge. „Hört mir zu. Der Tempel der Bastet steht in Flammen und es sind noch immer Personen eingeschlossen. Es sind die Räume der Lehre und der Geburt, wir müssen was unternehmen, jeder von uns wird gebraucht. Also lasst uns sehen was wir tun können.“ Für einen winzigen Moment kam Unruhe auf, dann aber hallte nur noch ein entschlossenes „Ja!!“ durch die Menge. Titanja verstand das es brannte und das es Bastets Tempel war der in Flammen stand, auch das dort noch Leute zu retten waren verstand sie. Aber was meinte er mit Räume der Lehre und der Geburt? Die Sprache hier machte ihr immer noch Probleme. Aber egal, es gab wichtigeres. Vielleicht konnte sie ja helfen obgleich sie nicht viel von der Lebensrettung verstand und ihr Erste Hilfe Kurs lag auch schon einige Zeit zurück. Was nicht all zu gute Aussichten waren. Nur so tun als ob nichts wäre konnte sie auch nicht, also folge sie der Menge. Der kleine Trupp setzte sich in Bewegung, begleitet von weiteren der gepanzerten Gestalten. Sie kamen näher an den Unglücksort, denn die Aufregung um sie herum wurde größer. Von weitem war schon eine riesige Rauchwolke zu erkennen, die Luft stank und überall wurden Leichen und schwer Verletzte an die Seite der Straße gelegt. Mann verstand kein Wort. Es war ein Singsang aus tausender von Stimmen die Panik erfüllt durch die Straßen hallten und dann sah sie es. Das Feuer. Nur brannte hier nicht nur ein Tempel sondern ein ganzer Gebäudezug stand unter Flammen und die breiteten sich erbarmungslos aus. Titanja versuchte noch weiter nach vorne zu gelangen, nur wurde sie von einem Krieger grob zurück gehalten. „Nicht.“ Flüsterte er mit rauer Stimme. „Mach dich wo anders nützlich, dort ist es zu gefährlich für ein Kind wie dich.“ Titanja sah ihn irritiert an und erschrak. Er spuckte Blut! Ihre Augen weiteten sich panisch. Was hatte er? Auf den ersten Blick entdeckte sie nur Verbrennungen, die konnten aber nicht die Ursache sein. Oder doch? Dann brach der Mann fast in die Knie. Titanja fing ihn grade noch so auf und sah sich verzweifelt um. Es war niemand da der ihr helfen konnte. Verzweifelt stemmte sie sich gegen ihn, er war verdammt schwer. Sie konnte ihn kaum halten denn der Mann trug seine volle Rüstung aus Leder und verziertem Metall. Er brauchte Hilfe und zwar sofort. Aber wie? Panik ergriff sie, denn er verlor zu viel Blut, Blut das nicht von der Verbrennung stammte die der Mann hatte sondern aus seinem Leib ragte ein gigantisches, noch immer rot glühendes Metallstück, welches ihm fast die Eingeweide raus riss. Scheiße! Titanja wurde schlecht. Ihr Herz raste. Sie brachte ihn nur mit Mühe an die Straßenseite und setzte ihn auf den Boden. „Vorsicht.“ der Krieger zitterte am ganzen Leib. Er atmete schnell und unregelmäßig. „He he, nicht sterben verstanden?“ Der Mann lächelte nur. „Es ist gut, ich danke dir für deine Hilfe doch es wird Zeit für mich.“ Weiteres Blut quoll aus seinem Mund und lief ihm die Mundwinkel herunter. Er hustete qualvoll. „Nein.“ sagte Titanja angsterfüllt. Zitternd riss sie ein Stück Stoff von ihrem Gewand und versuchte ungeschickt die Blutung am Bauch des Mannes zu stoppen. Doch es ging nicht, es blutete nur noch mehr. „Es ist gut Kleine, der Heilige Tod wird mich beschützen und das Leben mich wieder gebären. Lass mich gehen.“ Mit diesen Worten zog ein schwerer Krampf durch seinen Körper, so dass die Blutung noch stärker wurde und seine Eingeweide durch das Loch in seinem Bauch nach außen traten. Titanja schrie, sie wollte ihn nicht sterben lassen. Aber was konnte sie tun? Tränen liefen ihr übers Gesicht als der Krieger erschlaffte. Er starb. Und sie musste hilflos zusehen. Innerlich ohrfeigte sie sich für ihre Hilflosigkeit, es war ihre Schuld, dass der Mann starb. Sie hätte ihm helfen müssen, alle Götter hatten die Macht Wunden mit ihrer magischen Energie zu heilen nur Titanja hatte es nie gelernt. Auch wenn sie nur ein Halbgott war hatte sie diese Art von Kraft. Leider konnte sie mit ihnen nicht umgehen und so waren sie eher nutzlos. Minuten lang saß sie da und starrte auf den Leichnam, das Blut hatte schon unter der Leiche eine Lache gebildet die langsam fest wurde. /Warum?/ Dachte Titanja und sah in Richtung des Feuers. Dieses hatte sich weiter ausgebreitet und ist auf die andere Straßenseite übergesprungen. Es wurde immer schlimmer. Noch einmal sah sie nach unten, der Kopf des Mannes lag leicht nach hinten verdreht. Sie hatte versucht ihn anzuheben damit er besser atmen konnte doch durch den letzten Krampf konnte sie ihn nicht halten. Titanja machte sich Vorwürfe. Sie hätte ihm helfen müssen. Doch sie konnte nicht. Sie hatte wieder einmal versagt, weinend senkte sie ihr Haupt erneut. „Möge der schwarze Panther euch schützen und der goldene Löwe mit euch sein.“ Sagte sie leise um den Krieger die letzte Ehre zu geben, dann stand sie auf und nahm mit zitternden Pfoten die Eingeweide des Mannes von ihren Knien die wärend des Krampfes durch das Loch in seiner Bauchdecke getreten waren. Ihr war schwindelig als sie stand, die Welt schien sich zu drehen. Es waren Angst und Zweifel die ihr versuchten den Atem zu nehmen. Vorsichtig riss sie einen zweiten Streifen aus ihrem Gewand und legte es sanft über die Wunde des Kriegers. Sie wagte es nicht sein Gesicht zu verdecken auch wenn seine Augen leer und blass ins Nichts starrten. Das Bedecken des Gesichtes eines Verstorbenen war hier zu Lande eine Schande und wurde nur bei Verbrechern und Verrätern gemacht. Und nur weil sie es von der Erde anders kannte hatte sie nicht das Recht die Leiche zu schänden. Zitternd wischte Titanja sich die Tränen aus dem Gesicht wobei sie es nur schaffte das Blut des Toten zu verschmieren. Jetzt klebte es wie eine grausige Maske in ihrem Gesicht. Titanja musste weg von der Leiche, sie hielt es nicht aus in die gerochenen Augen des Mannes zu sehen, also lief sie wieder in Richtung Feuer. Vielleicht konnte sie doch noch helfen! Erschrocken sah sie was geschah, es breitete sich weiter aus obwohl unzählige Löschmaschinen im Einsatz waren. Warum? Es war doch nur Gestein was also brachte es so zum brennen? Das konnte nicht sein, es war einfach unmöglich. Unmöglich? Bumm! Ein gewaltiger Knall halte durch die Gassen und erschütterte alles, der Boden erbebte wie unter Hammerschlägen und eine dicke Staubwolke wälzte sich die Straße entlang. Ächzend brach eins der brennenden Gebäude in sich zusammen und ein riesiger Feuerpilz, wie von einer Atombombe, erhob sich über der Stadt. Titanja hustete. Die Druckwelle war gewaltig und riss Staub und Schutt mit sich. Titanja brach zitternd in die Knie, ihr Schädel dröhnte, keuchend vor Schmerz drückte sie sich an den Boden. Was war das? Und was war los mit ihr? Dieser Schmerz. Der konnte nicht allein von der Explosion stammen. Es war als verschwimme die Welt vor ihren Augen, alles wurde unwirklich, fremd, ihre Gedanken begannen sich zu verändern, nein es war eher die Art ihres Denkens. Es war als wälzte sich ein inneres Feuer durch ihren Körper und ihrer Seele. Die Druckwelle war stak, ja aber das was mit ihr geschah konnte unmöglich davon kommen, es war kein äußerlicher Schmerz sonder er kam von innen. In ihr spielte irgendwas verrückt es war als habe einer den Alarmknopf gedrückt. Sie versuchte sich zu wehren doch es ging nicht. Dieses Mal würde sie den Kampf verlieren das wusste sie. Doch aufgeben würde sie nicht. Der Druck in ihr wuchs. Es war als schlüge jemand mit einem Hammer auf sie ein. Sie bekam keine Luft mehr und ihr Herz raste. Der Druck verschwand plötzlich. Dann sah sie es, ein kleines, silbernes Ding. Es waren Gebäude zwischen ihr und diesem silbernen Ball. Doch sie sah es. Nicht mit den Augen, die Bilder waren nur in ihrem Kopf. Sie saß einfach nur da, auf den Knien, schwer atmend und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Richtung wo das silberne Etwas lag. Irgendetwas sagte ihr das es für das Inferno verantwortlich war und das es noch schlimmer werden würde, sollte sie nichts unternehmen. Aber wie? Niemand schien es zu sehen, Niemand schien auch nur zu ahnen was für eine Gefahr da lauerte. Sie sah sich um, sie wollte ihre Entdeckung melden, aber wem? Die Krieger um sie rum waren zu beschäftigt und selbst wenn jemand zuhörte was wollte sie sagen? Titanja wusste ja selbst nicht was sie da sah. Sie nahm die Sache selbst in die Hand. Titanja lief los so schnell sie konnte, die Zeit drängte. Es war als liefe eine innere Uhr, nein ein Countdown mit, doch sie kam nicht weit. Das Feuer versperrte ihr den Weg. Fluchend sah sie sich suchend um, ihr Herz raste. Scheiße, es gab keinen anderen Weg als den durchs Feuer. Außen rum? Unmöglich, dauerte zu lange. Titanja musste sich entscheiden. Durchs Feuer und sich den Schwanz verkohlen oder zurück und sich aus der Sache raushalten. Zusehen wie das Leid noch größer wurde. Nein niemals. Nicht mit ihr, sie hatte schon auf der Erde zu oft weggesehen, die Augen vor dem Leid der Menschen verschlossen. Diesmal nicht, jetzt würde sie was unternehmen. Das Feuer verursachte einen unglaublichen Sog, der nicht nur die Luft sondern auch das Löschwasser ansog, so dass Titanja in wenigen Sekunden nass war. Das war ihre Chance. Mit eingezogenem Kopf rannte sie los direkt in die Feuerwand. Das Feuer umschloss sie, hüllte sie ein wie ein Tuch aus Hitze und Qualm. Es war unglaublich heiß selbst der Marmor des Bodens glühte. Titanja erreichte einen fast eingestürzten Torbogen. Das musste ein Teil des Tempels sein, denn unzählige Statuen säumten die verkohlten Wände. Das Feuer umgab sie wie ein Gefängnis aus wabernder Hitze und Glut ein falscher Schritt und auch Titanja würde zur Asche werden. Sie lief weiter, weiter in das Maul aus Hitze und Qualm, direkt in etwas was mal ein Gebäude war. Trümmer stürzten von oben herab. Der Qualm war wie eine Wand, fettig und übel riechend versperrte er ihr die Sicht, sie sah nichts mehr. Nichts, außer das Bild in ihrem Kopf. Titanja taumelte weiter, nur weiter durch das Feuer, raus aus dieser Hölle und der Hitze. Sie stolperte über irgendwas, der Boden glühte und brannte sich in ihre Haut als sie fiel, sie schrie vor Schmerzen laut auf. Flüssiges Feuer legte sich auf ihre Kehle, keuchend sah sie sich um. Was war das? Hinter ihr lag ein verkohlter Körper. Ein Tier? Nein ein Kind, Titanja erkannte noch die kleinen Finger die weiß glühend zu Asche verfielen. Nein, das konnte nicht. Erschrocken weitete sie die Augen. Nun war es nicht nur der Qualm der ihr die Luft zum Atmen nahm, auch das Entsetzen zerrte wie eine eisige Hand an ihrer Seele. Angsterfüllt riss sie sich von dem grausigen Bild los. Mit einem Satz sprang Titanja auf, weiter weg von dem Leichnam, ihre Haut blieb am Heißen Boden kleben und riss mit einem hässlichen Geräusch einfach ab. Diesmal schrie sie nicht. Sie konnte nicht. Sie musste weiter. Taumelnd erreichte sie das Ende des Gebäudes. Der Weg hierher war gepflastert mit Leichen, erschreckend kleinen Leichen. Kindern. Titanja konnte es nicht glauben, das Ganze hier war ein riesiges Grab und die Opfer hatten alle noch ihr Leben vor sich gehabt. Sie fühlte sich schlecht, es tat einfach nur weh zu wissen, dass diese Kinder so qualvoll sterben mussten. Der Boden erbebte erneut doch diesmal anders, sanfter aber immer noch bedrohlich. Es war keine erneute Explosion sondern das Sterben dieses Gebäudes. Ächzend senkte sich ein Teil der Decke um polternd zu Boden zu fallen. Titanja sprang mit einem Satz zur Seite. Zu spät, sie wurde im selben Augenblick von einer Umfallenden Säule erwischt und zu Boden gerissen. Wieder fraß sich die Glut in ihre Haut. Sie versuchte aufzustehen. Es ging nicht, sie hing fest, angsterfüllt drehte sie sich um, die Säule lag auf ihrem Bein. Titanja versuchte sich mit aller Kraft zu befreien, doch auch das gelang ihr nicht. Nein, sie durfte und wollte jetzt nicht aufgeben nicht so knapp vorm Ziel. Mit aller Kraft stemmte sie sich noch mal gegen das heiße Gestein. Ein weiteres Beben. Sie musste hier raus und zwar schnell. Zitternd nahm sie noch einmal alle Kraft zusammen und zog. Irgendetwas knackte in ihrem Rückrad, doch was immer es war, es half. Sie war frei und rannte weiter. Sie hatte es geschafft, vor ihr lag ein weiterer Raum. Eine große Halle voller Statuen, es brannte hier noch nicht aber die Luft glühte und es würde nicht mehr lange dauern, dann würde das Feuer auch hier her vorgedrungen sein. Sie hatte keine Zeit mehr. Ihr Ziel lag irgendwo vor ihr. Hier war es, das Ding was sie suchte. Verborgen hinter einer der Statuen und - als sei es ein übler Scherz - genau hinter dem Bildnis der Heiligen Sonne, als wollte jemand zum Ausdruck bringen wem der Angriff wirklich galt. Wer immer dafür verantwortlich war würde Büßen für das Leid und die Toten. Und wenn Titan nichts unternahm so würde Titanja es tun. Mit letzter Kraft taumelte sie zur der Statue ihres Vaters und streckte die Pfote nach der silbernen Kugel aus. Sie hielt inne. Irgendwas sagte ihr, dass sie sie nicht berühren durfte. Titanja sah sich die Kugel genauer an. Das Ding glühte, kein Wunder es war aus Metall. Metall? Irgendwo hatte sie so was schon einmal gesehen. Sie überlegte. Es war was Wichtiges und dann fiel es ihr wieder ein. Und dieses Wissen machte ihr Angst. Eine Angst, die sie mit aller Macht verdrängte. Dieses kleine, faustgroße Ding war jetzt Titanjas Feind. Es war eine Neutronenbombe, ein Ding mit unglaublicher Durchschlagskraft, nur zu einem Zweck gut: zerstören und vernichten. Oh ja sie erinnerte sich an die erste Bombe die sie gesehen hatte und an seinen Erbauer. Nur war die Bombe damals größer und gefährlicher. Was nicht heißen sollte, dass diese hier harmlos war. Oh nein, sie war nur kleiner und würde nicht gleich die ganze Stadt in die Luft jagen sondern nur einen Häuserblock. Wie tröstend. Wut machte sich in ihr breit. Wut und ein unbändiger Zorn. Titanja ballte hilflos die Pfote zur Faust so doll das ihre Knöchel knackten. Die Erinnerung tat weh. Sie musste die Bombe zerstören, nur wie? Jede Berührung könnte sie zur Explosion bringen. Nein so ging das nicht. Sie dachte angestrengt nach. Was nur könnte sie tun? Tränen liefen über ihr Gesicht, sie hatte keine Wahl, es war Zeit den Teil von sich zu aktivieren der nicht aus Fleisch und Blut bestand und der sie hier her führte. Das Ding in sich. Nein das war nicht richtig, das Ding was sie selbst war. Die Kraft die schon ein bisschen erwachte als sie Liean angriff. Etwas gegen das Titanja sich immer wehrte, was sie all die Zeit verleugnete und das durch den Angriff des Stieres zum ersten Mal aktiviert wurde. War das der Grund für den ungewöhnlichen Angriff? Egal, darüber konnte sie später nachdenken, jetzt hatte sie andere Probleme. Und die mussten erst einmal gelöst werden und zwar pronto. Titanja biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich ganz auf sich und auf das Bild in ihrem Kopf. Etwas geschah, tief in ihr, in ihrer Seele und irgendwo weit weg, woanders, aber nicht in dieser Welt. Und dann war alles ganz klar. Sie sah die Bombe, es war wie ein Scan. Das Gerät wurde vor ihrem inneren Auge in seine Einzelteile zerlegt und sie erinnerte sich an die Baupläne der ersten Neutronenbombe, die Dinger waren fast baugleich und dann ging alles ganz schnell. Ihr Handgelenk veränderte sich, eine Silberne dickflüssige Masse kam aus ihren Gelenk und wurde zu einem breiten, silbernen Armband auf dem ein kleines grünes Display schimmerte. Es war fantastisch, sie konnte das silberne Zeug mit den Gedanken steuern, einfach so. Ein Teil von ihr arbeitete wie ein Computer und der andere wie ein fühlendes Wesen. Zwei Teile die endlich zu einem wurden. Sie zitterte denn damit hatte sie nicht gerechnet, sie glaubte immer, dass das nicht möglich war. Jetzt war sie wieder komplett und das was ihr einst durch Romeus genommen wurde war wieder da, zwar anders aber dafür stärker. Und Titanja war noch sie selbst, sie hatte all die Zeit Angst gehabt endlich zu erwachen weil sie dachte zu einer willenlosen Maschine zu werden. Nun würde sie diese Bombe in ihre Bestandteile zerlegen. Ein Teil der silbernen Flüssigkeit lief über die Neutronenbombe, Titanja hatte den Plan in ihrem Kopf, sie brauchte nur den Code knacken und den Zünder vom Leitsystem trennen. Nur wie war der Code? Zum raten hatte sie jetzt keine Zeit. Nein, sie schickte einfach Alp los, einen gefährlichen System zerfressenden Virus der sie vor unangenehmen Hackern, Viren und anderen symbiotischen Systemen schützte, für feindliche Biosysteme oder Maschinen allerdings tödlich war. Alp löste das Problem augenblicklich, so dass die Neutronenbombe nur noch Schrott war. Geschafft, die Gefahr wäre erst einmal erledigt. Titanja war erschöpft und wollte sich nur noch ausruhen, nur waren das der falsche Ort und der falsche Zeitpunkt dazu. Sie musste erst einmal hier raus. Aber zurück durchs Feuer? Nein unmöglich. Da hätte sie sich auch gleich beim ersten Mal verbrennen lassen können. Und jetzt? Unschlüssig sah Titanja sich um. Eine Hintertür schien es nicht zu geben. Oder doch? Ihr viel eine Unregelmäßigkeit auf, hinten in einer der Ecken waren einige der Statuen umgefallen und verdeckten etwas was eine Tür sein konnte, oder auch nur eine Nische, das würde Titanja sicher gleich herausfinden. Vorsichtig stand sie wieder auf, ihren verkohlten Schwanz hinter sich her ziehend taumelte sie in Richtung der vermeintlichen Tür. Jeder Schritt fiel ihr schwer, ihre Pfoten waren wie Blei, die Luft hier drinnen war heiß und Sauerstoffarm. Nein lange würde sie das Ganze nicht mehr aushalten. Und das Erwachen hatte ihr mehr Kraft gekostet als gut war. Ein Geräusch das hier nicht hin gehöre erweckte ihre Aufmerksamkeit, sie sah sich suchend um. Von wo war das bloß gekommen? Es war nichts zu sehen. Titanja ging weiter und blieb erneut stehen. Diesmal war sie sich sicher ein Schluchzen gehört zu haben. Konnte das denn sein? Hier lebte noch jemand! „Wo bist du?“ rief sie mit verzweifelter Stimme. Das Weinen wurde lauter. „Hier“ flüsterte es „Ich bin hier. Bitte tu mir nichts.“ Titanja erschrak als sie sah von wo die Worte kamen. Hinter einer der gewaltigen Statuen saß ein kleiner Junge der sich ängstlich daran fest klammerte. Er zitterte am ganzen Leib und war von oben bis unten mit Brandblasen übersaht. „Hab keine Angst ich tu dir nicht weh, komm wir müssen hier raus.“ Langsam streckte sie ihm die Pfote entgegen. „Gib mir deine Hand.“ Der Junge versuchte zitternd danach zu greifen, verfehlte sie aber zweimal. Und als Titanja näher hin sah erkannte sie, dass der Kleine blind war. Trauer machte sich in ihre breit aber auch Wut. Sanft ergriff sie die Hand des Jungen und versuchte ihn aus seinem Versteck zu ziehen. Vergebens. Der Junge klemmte fest. „Au mein Bein. Es tut weh.“ „Was ist mit deinem Bein? Steckt es fest?“ „Nein es… es tut weh.“ „Halt still ich helfe dir, lass mich mal sehen.“ Titanja musste halb verrenkt hinter die Statuen klettern um an den Jungen zu kommen und was sie sah machte ihr nicht gerade Hoffnung. Das Bein des Jungen war zwar nicht eingeklemmt, dafür aber gebrochen und sie musste kein Arzt sein um den offenen Bruch zu erkennen. Das Bein war völlig verdreht, so dass der Knochen weit aus der Wunde ragte. Ihr wurde schlecht, denn wenn sie was nicht ertragen konnte war das wenn Tiere oder Kinder litten. „Keine Angst.“ Flüsterte sie noch einmal. „Das schaffen wir.“ Sie war sich da zwar nicht ganz so sicher, aber das würde sie dem Kind nicht sagen. Der Kleine sollte nicht noch mehr Angst bekommen, davon hatte er schon genug. Verängstig klammerte sich der kleine Junge an sie. Ihr war es mit viel Kraft und noch mehr Glück gelungen den Jungen aus seinem Gefängnis zu befreien. Jetzt mussten sie nur noch hier raus und das würde um einiges schwerer werden. Hastig kämpfte sie sich zu der Stelle durch an der sie hoffte eine Tür zu finden. Die Beiden hatten Glück, es war tatsächlich eine Tür, nur war der Weg versperrt. Doch da mussten sie jetzt irgendwie durch, denn auch das Feuer hatte die Beiden in der Zwischenzeit eingeholt und einen anderen Weg gab es nicht. „Halt dich fest.“ Rief Titanja dem Jungen zu und trat mit aller Gewalt gegen die Tür. Scheiße, sie gab nicht nach. Titanja unternahm noch einen zweiten und dritten Versuch bevor endlich ein lautes Knarren ertönte und das Holz zu splittern begann. „Na endlich.“ Keuchte sie. Mit einem weiteren Schlag zerbarst die Tür vollends und vor ihnen lag ein langer, dunkler Gang in dem die Temperaturen deutlich niedriger waren. Erleichtert atmete sie auf, das war ein gutes Zeichen denn es hieß, dass es hier hinten noch nicht brannte und die Beiden endlich ins Freie gelangen konnten. Wie von der Tarantel gestochen lief sie los, den Jungen dabei Huckepack tragend. Er war zum Glück nicht all zu schwer und nach unendlich langen Minuten erreichten sie endlich einen kleinen Hof. Grade noch rechzeitig, denn Titanjas Kräfte waren aufgebraucht. „Was ist los?“ fragte der Junge ängstlich. „Nichts, ich muss nur mal eben Luft holen, dann können wir weiter.“ „Ist das Feuer denn schon weg?“ „Nein, wir sind in einem Hinterhof aber es ist sicher nicht mehr weit nach draußen.“ Und als hätte jemand ihre Worte gehört flog eine der Türen auf der anderen Seite des Hofes auf und einige der großen gepanzerten Gestalten betraten den Hof. Titanja zuckte automatisch zusammen, irritiert aber auch erleichtert sah sie die Gestalten an. Wissend das es keine Freunde waren. Einer von ihnen trat genau auf sie zu. „Kommt da geht’s ins Freie, los schnell.“ Befahl er. Das ließ sich Titanja nicht zweimal sagen und folgte dem Soldaten einfach. Im Freien angekommen sah sie sich um. Es war ruhiger geworden, ein großer Teil der Brände war bereits gelöscht und viele der Verletzten versorgt. Erleichtert ließ sie sich in die Hock sinken. „Siehst du Kleiner ich sagte doch dass wir da raus kommen.“ „Du hast es geschafft!“ „Nein. Wir haben es geschafft.“ „Und darauf könnt ihr stolz sein.“ Sagte eine mürrisch klingend Stimme. Titanja sah auf. Da war es wieder das Gepanzerte Ding. Verwirrt sah sie es an. Klick, klick, kleine metallene Plättchen schoben sich von dem Gesicht des Giganten weg und verschwanden scheinbar in kleinen Ornamenten die die Rüstung schmückten. Titanja machte große Augen als sie sah was darunter war, sie hatte sich geirrt es war kein Ding, keine Maschine. Nein sie sah genau in das Gesicht eines Brachiden, einem harmlosen Vegetarier. Titanja erinnerte sich an ihren ersten Tag hier in der Stadt, damals hatte eine junge Ritualisten ihr diese Bizarr anmutenden Wesen vorgestellt. Der Brachide schien ihr Unbehagen zu spüren und versuchte zu lächeln, was bei seinem lippenlosen Mund nicht ganz einfach war. Verlegen sah er kurz weg. „Verzeih ich wollte nicht unfreundlich sein.“ Entschuldigte sich Titanja. „Oh nein, nein, das warst du nicht, jedenfalls nicht gerade. Aber als wir uns vorhin auf der Straße begegneten sah die Sache anders aus.“ Er war das vorhin! Titanja wurde rot. Die Sache war ihr äußerst peinlich. „Naja, das war nicht so gemeint.“ Wich sie einfach aus. „Ok, das will ich dir glauben. Braucht du Hilfe?“ „Oh nein ich nicht aber der Kleine hier schon.“ „Dann komm mal her junger Krieger wir wollen mal sehen was wir für dich und deine Mama tun können.“ Titanja sah hoch. Sagte der grad Mama? Verdutzt sah sie den Brachiden an, der bemühte sich immer noch um ein Lächeln. „Mutter! Oh nein den hab ich gefunden, er war im Tempel!“ Sie wurde nur noch roter im Gesicht. Was dachte er sich nur? „Du hast ihn adoptiert? Wie heißt er denn?“ „Nein ich hab ihn nicht adoptiert und seinen Namen kenn ich nicht, wir sind uns grade erst begegnet.“ „Achso entschuldige, ich verbinde noch schnell sein Bein und dann bringe ich euch rüber zu denn anderen Verletzten. Man wird euch versorgen und ihr könnt euch etwas ausruhen.“ „Das ist gut. Danke.“ „Nicht der Rede wert. Übrigens ich bin Brol und du? Wie ist dein Name?“ „Tita… Tekna.“ Oha, beinahe hätte sie sich verquatscht. Das hätte ihr grade noch gefehlt. Hoffentlich hatte Brol ihren kleinen Ausrutscher nicht bemerkt. Er sah sie fragend an. „Tita Tekna, ein schöner Name.“ „Ja finde ich auch.“ „Tekna kannst du laufen oder soll ich dich stützen?“ „Danke aber es geht schon du trägt ja schon den Kleinen.“ Vorsichtig und vor allem sehr langsam folgte sie Brol zu dem Lager mit den Verwundeten, besorgt sah sie zu dem Jungen den Brol in den Arm genommen hatte. Er sah benommen aus und hatte seit sie draußen bei Brol saßen kein Wort mehr gesagt. Das war nicht gut er hatte sehr viel Blut verloren, seine Augen waren stark gerötet und die meisten der Brandblasen die seinen kleinen Körper bedeckten platzten bei der kleinsten Berührung. Brol seufzte. „Das sieht nicht gut aus, er ist sehr schwach.“ „Ich weiß.“ Antwortete Titanja besorgt. Der Kleine lag ihr am Herzen, obwohl sie ihn erst seit ein paar Minuten kannte. „Gut, ich bin kein guter Heiler.“ Sagte Brol mit einem Mal, Titanja sah verwundert auf. „Was?“ „Naja, ich werde eben jemanden holen der mehr von der Heilkunst versteht als ich, warte hier und pass auf ihn auf. Ich bin gleich wieder da.“ Er drehte sich um und wollte gehen, doch Titanja hielt ihn noch einmal zurück. „Brol warte Bitte. Ich… ich wollte mich nur noch mal bedanken und bitte beeile dich.“ Brol antwortete nicht, er lächelte nur und ging. Titanja schloss kurz die Augen und lauscht in sich hinein, der Quälende Druck den sie noch vor Minuten verspürt hatte war weg. Was blieb war der Schmerz den die Verbrennungen mit sich brachten. Besorgt öffnete sie wieder die Augen, es war plötzlich so ruhig geworden. Fragend sah sie sich um. Wo blieb eigentlich Brol er wollte sich doch beeilen. Erschrocken drehte sie sich um denn hinter ihnen stand jemand, das spürte sie. „Ruhig, du brauchst dich nicht umdrehen es ist alles OK ich bin’s nur.“ Es war Nalvala. „Was machst du denn hier?“ „Oh eine meiner Priesterinnen machte mich darauf aufmerksam, dass eine gewisse Tita Tekna und ihr Sohn verletzt seien und noch Hilfe brauchten und na ja, ich dachte mir das du es bist.“ „Und dann bist du sofort los geeilt um mir zu helfen. Ja.“ Nalvala antwortete nicht auf Titanjas bissigen Ton und suchte stattdessen erst einmal ihre Sachen zusammen. Sie würde später mit Titanja reden, jetzt war keine Zeit für privates Geplänkel. Geschickt machte sich Nalvala an dem Bein des Jungen zu schaffen. Titanja beobachtete sie eine Weile, denn so wie es aussah wollte sich Nalvala erst um den Kleinen kümmern, was gut war, denn er brauchte die Hilfe dringender als sie. „Er ist sehr schwer verletzt und im schlimmsten Fall wird er sein Bein verlieren.“ „Komm schon, ihr seid medizinisch so hoch entwickelt. Sag mir das du was tun kannst!“ Titanja standen die Tränen im Gesicht, der Kleine hatte doch schon genug gelitten warum jetzt auch noch das? „Es tut mir leid, bevor ich irgendwas für sein Bein tun kann muss ich erst einmal seinen Blutkreislauf stabilisieren und das ist nicht einfach, aber ich tu was ich kann.“ „Danke“ „Gibst du mir bitte mal das Verbandszeug?“ „Ja klar, Bitte.“ Titanja reichte Nalvala einige Binden die aus einem merkwürdigen Material bestanden. „Danke Tekna und jetzt halt ihn gut fest, das wird sehr wehtun.“ „Was hast du vor?“ „Ich muss sein Bein schienen und stramm verbinden um die Blutung zu stoppen. Es wird sehr schmerzhaft für ihn werden darum brauch ich deine Hilfe.“ Und damit zog sie den sanft angelegten Verband ruckartig stramm. Der Kleine schrie vor Schmerzen auf und begann zu weinen, war aber immer noch benommen. Was vielleicht sogar besser für ihn war, denn das was grad geschah musste er nicht unbedingt voll mitbekommen. „So, nun kann er in den großen Tempel der Sonne gebracht werden, dort stehen uns genügend Mittel zu Verfügung um sein Bein zu retten.“ Titanja sackte erleichtert in sich zusammen, das war doch mal ne gute Nachricht. „Tekna, alles klar bei dir?“ „Klar, hab mich nie besser gefühlt, was für ein Tag. Ich bin gegrillt worden, mein Schwanz ist völlig verkohlt und ich habe mit einem mal ein Kind von dem ich nichts wusste. Was könnte es schöneres geben?“ Nalvala fing laut an zu lachen. „Wie ich sehe kannst du noch Scherze machen und das der Kleine hier nicht deiner ist, ist mir klar. Also keine Sorge. Was ich wirklich wissen möchte ist: was hast du eigentlich da drinnen gesucht?“ Titanja sah sie verlegen und nachdenklich an. Sollte sie ihr etwa die Wahrheit sagen? Nein, das würde Nalvala sicher nicht verstehen. Außerdem ging es sie nichts an. Jetzt musste Titanja sich was einfallen lassen. „Naja ich… hab… Schreie gehört.“ Log sie. „Gegen den Lärm der Flammen?“ „Ja, ich hab ein feines Gehör weißt du.“ Nalvala grinste. „Dann hast du das Sensible Gehör deines Vaters geerbt.“ Scheinbar nahm sie Titanja die Geschichte ab. Gut. „Ja scheint so.“ „Ihr Götter habt wirklich außerordentlich feine Sinne, ihr hört alles auch gegen großen Lärm und weiter Entfernung.“ „Nalvala, ich bin kein Gott nur ein halber.“ Hatte Nalvala das schon vergessen oder was sollte die Bemerkung? „Das weiß ich aber euer Vater ist einer My Lady.“ Sie deutete auf eine große, weiße Gestalt die sich deutlich vom Rest der Leute abhob und nicht all zu weit entfernt stand. Titanja erschrak. König Titan stand die ganze Zeit über in ihrer Nähe und belauschte sie. Toll, hatte der nichts besseren zu tun als sie zu beobachten und zu allem Überfluss auch noch beim Lügen zu ertappen? Er musste es wissen. Er war ein Gott und Götter spürten wenn man log. Tja, Titanja hatte wieder mal Pluspunkte in Sachen negatives Verhalten gesammelt. Toll. Ein Trost blieb ihr, König Titan würde nicht rüber kommen, immerhin hatte er sie ja raus geschmissen und das zu recht. Worüber sich die kleine Löwin aber immer noch ärgerte. Damit musste sie leben und auch damit, dass er sich umdrehte und ging. Das tat weh. Seufzend widmete sich Titanja wieder Nalvala. Diese hatte inzwischen eine ihrer Priesterinnen zu sich gerufen und dafür gesorgt, dass das Kind in den Tempel kam. Gut. Der Kleine war versorgt und Titanja konnte weiter, sie hatte ja noch was zu erledigen, also stand sie einfach auf und ging. Sie verabschiedete sich zwar noch von Nalvala, der hohen Priesterin der heiligen Sonne, doch diese bekam das nicht einmal mit. Als Nalvala sich umdrehte war Titanja verschwunden, voller Panik sah sie sich um. Wo zum heiligen Höllenschlund war die schon wieder hin? „Kakaja, los komm zu mir!“ Die junge Priesterin erschien auch augenblicklich. „Ja Herrin?“ „Du hast doch eben die junge Halbgöttin gesehen, such sie und bing sie zu mir in den Tempel.“ „Ja Herrin, ich werde sie so schnell wie möglich zu euch bringen.“ Und somit stand die junge Frau wieder auf und wollte gehen. „Kakaja nehme die Palastwache mit die dich wegen des Jungen geholt hatte, er soll dir helfen. Ach und verschweige das ich dich geschickt habe verstanden? Mach es außerdem nicht so auffällig, sie muss nicht unbedingt Wind davon bekommen das sie absichtlich in den Tempel geholt wird. So und nun geh und enttäusche mich nicht.“ „Jawohl Herrin.“ Titanja war derweil schon ganz woanders, ihr taten zwar sämtliche Knochen weh doch das war ihr egal. Der Weg war noch weit und die Zeit lief ihr davon. Und das Titan sie beobachtete machte ihr auch noch Sorgen, konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Warum beobachtete er Titanja überhaupt? Hatte er Angst sie würde seinen guten Namen in den Dreck ziehen? Oder war dem großen König nur langweilig? Egal. Erst heulte Titan ihr vor wie leid ihm alles tat und dann schmiss er sie raus. Ja, das hatte sie gern. Titanja rannte einfach weiter weg vom Unglücksort, weg von dem ganzen Scheiß. Und dann? Was dann? Sie könnte den dämlichen Dolch holen und den Rest ihres Lebens unter Maveriks Knechtschaft auf dem Hof von Kiriban arbeiten nur hatte sie das nicht vor. Aber was wollte sie eigentlich? Sie wusste es nicht. Titanja dachte nach, was war es das ihr wichtig war? Akaron. Ja das Land starb und auch Endimion. Und sie kannte den Plan von Rohme der seinen Vater aus der Hölle zurückholen wollte um König Endimion zu vernichten. Titanja war sich nicht ganz sicher wie, nur das es was mit den abgelegten Körpern des Herrschers zu tun hatte. Das war ihr Weg. Sie würde das verhindern, Rohme jagen und zu seinem Vater schicken. Wenn er ihn unbedingt wieder haben wollte so soll er Romeus doch in der Hölle Gesellschaft leisten. Langsam senkte sich der Abend über diesen Teil der Stadt. Titanja fühlte sich müde. Der Schmerz der von den Verbrennungen stammte ließ nicht nach und Hunger hatte sie auch noch. Das heute war das, was man als Scheißtag bezeichnen konnte und die Nacht versprach nicht besser zu werden. Als es vollends dunkel war ließ Titanja sich erschöpft an einem der reich verzierten Brunnen nieder um die Wunden auf ihrer Haut zu kühlen. Das kalte Wasser tat gut. „He Tita was machst du denn hier?“ fragte eine Stimme aus der Dunkelheit. „Brol bist du das?“ „Ja wer denn sonst?“ Er hatte die schwere Rüstung abgelegt und trug nun ein weißes Tuch um die Hüften das mit von dunkel blauen, bestickten Stoffstreifen gehalten wurde. Er sah nun nicht mehr so gefährlich aus wie am Tag. Titanja schämte sich ein wenig ihn als Maschine gesehen zu haben, das war reichlich dämlich von ihr. Und peinlich. „Ich wollte nur meine Verbrennungen kühlen weißt du, die nerven gewaltig.“ „Eigentlich solltest du dich in einem der Tempel behandeln lassen, wer weiß ob du nicht auch noch ne Rauchvergiftung davongetragen hast.“ Rauchvergiftung! Daran hatte Titanja nicht einmal gedacht und tatsächlich fiel ihr das atmen etwas schwer. Doch das schob sie ganz elegant auf ihre Erschöpfung. „Ach weißt du, so schlecht geht es mir nicht, bin nur ein bisschen angekohlt mehr nicht.“ „Nun wenn du meinst. Komm ich nehme dich mit zu mir. Dann essen wir was. Ich stelle dir meine Familie vor und meine Liebste kann sich um deine Wunden kümmern.“ „Das hört sich gut an. Aber ich will dir und deiner Familie nicht zur Last fallen.“ Brol sah sie fragend an. „Was höre ich da? Du fällst uns doch nicht zur Last Tita! Es wäre unfreundlich von dir meine Einladung aus zu schlagen. Also komm, wir beißen nicht.“ Brol hatte recht, etwas zu Essen und ne Mütze voll Schlaf würden ihr gut tun. Und um ehrlich zu sein wollte Titanja nicht noch eine Nacht draußen schlafen. Das Gebäude zu dem Brol sie führte war riesig, er selbst sagte zwar das es ein kleines Haus sei aber sie verstand unter klein was anderes. „Komm rein Tita.“ Drinnen war es behaglich eingerichtet, die Eingangshalle war mit bunten Stoffbannern behängt und an den Wänden hingen Bilder mit verschiedenen echsenähnlichen Wesen drauf. Brols Familie, wie er Titanja nach kurzer Zeit erklärte als er ihr fragendes Gesicht sah. „Brol.“ Rief eine sanfte Stimme aus einem der anliegenden Räume. „Mi meine Süße. Ich habe uns einen Gast mitgebracht.“ „Oh das ist wunderbar. Wo ist er?“ fragte sie aufgeregt. „Direkt hinter mir. Mi das ist Tita Tekna sie hat heute beim großem Feuer einem kleinen Jungen das Leben gerettet. Titanja wurde Augenblicklich rot, Brols Worte machten sich verlegen. Mi sah sie mit großem Interesse an und erstarrte sofort wieder. „Was ist mit dir passiert?“ fragte sie unvermittelt. Titanja lächelte nur. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, Mi machte sich anscheinend gleich Sorgen um sie dabei kannte sie Titanja doch gar nicht. „Oh komm Tita setz dich erstmal ich hole dir sofort eine Salbe die wird die Verbrennungen kühlen und deine Schmerzen lindern.“ „Danke.“ war das einzige was Titanja raus brachte. Brol schubste sie grinsend an. „Sie ist eine Schönheit nicht wahr?“ Flüsterte er. Titanja sah Mi nach. Sie war eine schlanke, nicht all zu große Frau. Was Titanja auffiel war das Mi keine Brüste hatte. Stattdessen war sie im Brustbereich nicht ganz so kräftig gebaut wie Brol und dort leicht rundlich geformt. Ansonsten war sie sehr schlank und hatte einen sehr schönen langen Schwanz der sehr beweglich schien und für eine Echse sah ihre Haut fast weich aus. Titanja zweifelt nicht daran das sie es auch war. Mi war wirklich hübsch und bunt. Sie hatte ein hellblaues Band Muster auf dem Rücken. Die sanften Streifen waren alle schwarz umrandet. Der Rest von Mis Haut war eher blass grün ja fast ins Moos gehende. Mi und Brol hatten außerdem keine Haare und beim genaueren Vergleich hatte Mi auch eindeutig das schmalere Gesicht und die zarteren Finger, die mit kurzen aber sehr kräftig aussehenden Nägeln besetzt waren. Während Brol eher Klauen hatte, mit recht spitzen Nägeln. Mi kehrte nach wenigen Minuten mit zwei Schüsseln und sauberen Leinen Tüchern zurück. In der einen Schüssel war klares, warmes Wasser und in der anderen eine recht unangenehm riechende Salbe, welche von gräulicher Farbe war. „So Tita, das wird ein wenig wehtun Aber die Wunden müssen gesäubert werden sonst entzünden sie sich.“ Oh wie Titanja es doch hasste immer irgendwie versorgt werden zu müssen. Die paar angekohlten Stellen heilten sicher auch so. So schlimm war es nicht Mi war ziemlich geschickt was das anging und nach einer Weile ließ der Schmerz dann ganz nach woran die Salbe einen erheblichen Teil beigetragen hatte. Brol war derzeit nicht im Raum er wollte was zu Essen machen, was eine gute Idee war denn Titanja hatte ordentlich Kohldampf. „So, das hätten wir.“ Sagte Mi nach einer Weile. „Danke Mi.“ „Ich hoffe ja das Brol bald mit dem Essen da ist. Ich habe Hunger und du sicher auch. Aber ich muss dich warnen, Brol ist nicht der beste Koch.“ „Das habe ich gehört.“ Ertönte es von weitem und als hätte Brol auf so eine Bemerkung gewartet kam er mit einem großen Tablett voller Speisen in den Raum. Das Essen war einfach aber gut. Salate der verschiedensten Art, Gemüse und viel Obst. Aber sehr lecker zubereitet wie Titanja fand. So schlecht war Brol dann doch nicht im Kochen. Titanja gähnte ungeniert. „Tita wenn du willst zeig ich dir dein Zimmer.“ Bot Mi an. Das hörte sich auch richtig gut an. Sie war hundemüde und könnte jetzt sogar überall ein Nickerchen machen. „Das wäre echt nett von dir, danke.“ Erwiderte die kleine Löwin müde. „Dann komm.“ Das Zimmer war kühl und gemütlich. Zwar bestand die Einrichtung nur aus einem großen Lager aus Kissen und Decken aber hey, was will man mehr. Titanja legte sich hin und schlief sofort ein. Während dessen, nicht weit vom Haus entfernt gingen ganz andere Dinge vor sich. „Brol wie schön das du doch noch den Weg zu mir gefunden hast. Du hast es dir also überlegt?“ „Ja Herrin ich habe eure Befehle ausgeführt.“ „Gut, gut. Weißt du wo sie ist?“ „Tita ist bereits bei mir im Haus, ich habe ihr etwas ins Essen getan wa….“ „Du Trottel hast sie vergiftet!? Du solltest das dumme Ding aufspüren und zu mir bringen, nicht mehr!“ „Herrin verzeiht. Ich habe ihr nur ein Schlafmittel gegeben. Tita wird die ganze Nacht tief schlafen, so dass es ein Leichtes für euch ist sie zu euch zu holen.“ „Gut Brol, du bist doch nicht so dumm wie du aussiehst. Und das obwohl du nur ein feiger Stümper bist. Palastwache, pahh. Geh! Aus den Augen mit dir. Du widerst mich an.“ „Aber Herrin was ist mit mei…“ „Hmmm, deine Eier! Nun ja, ich bin ja kein Unmensch und unser König hätte sicher was dagegen. Also nimm deine jämmerlichen Nachkommen und verschwinde endlich bevor ich es mir anders überlege. Ach und Brol es könnte sein, dass sie ein… ein kleines bisschen kalt geworden sind.“ Damit drehte sie sich um und verließ den Raum. Brol starrte ihr hinterher, sein Atem raste. Er sprang auf und rannte zu einer kleinen hölzernen Kiste in der Ecke des Raumes, öffnete sie hastig und sah hinein. Vorsichtig berührte er das Gelege, sie waren kalt; zu kalt. Was hatte dieses Monster nur getan, warum nur ließ König Titan seine Jungen töten? Brol verstand nicht, was hatten seine Kinder dem Gottkönig getan? Behutsam nahm er die Kiste auf und begann damit hohe, fiepende Töne von sich zu geben. Vielleicht lebte ja noch eins? Minuten lang stand er da und rief seinen Nachwuchs. Nichts. Sie antworteten einfach nicht. Brol wollte schon umdrehen und gehen als ein kaum hörbares Fiepsen und Quietschen zu hören war. Konnte das sein? Mit Tränen in den Augen eilte er zur Kiste zurück. In zweien von fünf Eiern bewegte sich etwas. Brol konnte es nicht fassen. Schnell nahm der die lebenden Eier raus und wickelte sie in das Tuch, das er um die Hüften trug. Die Eier mussten unbedingt wieder gewärmt werden. Zitternd machte er sich auf den Weg nach Hause. Derweil in Brols Haus gingen ganz andere Dinge vor sich. Ritualistinnen des Sonnentempels hatten das Gebäude bereits umstellt und eine junge Priesterin durchsuchte bereits die Gemächer. Mi wagte es nicht einmal sich vor die junge Frau zu stellen als diese Titanja entdeckte und sie sofort in Gewahrsam nehmen ließ. „Brol hatte recht, die Kleine schläft. Brachidin! Sollte Brol zurückkommen kannst du ihm im Namen des heiligen Königs Titan ausrichten, dass er über die ganze Sache hier Stillschweigen bewahren soll. Verstanden!?“ „Ja Heilige Priesterin der großen Sonne.“ „Gut, ich danke dir im Namen unseres Königs für die Auslieferung der Verbrecherin. Du solltest wissen, dass sie es war die für den großen Brand heute verantwortlich war.“ Mi sah auf. „Was aber das… das kann nicht sein. Tita machte nicht gerade den Eindruck als ob sie…“ „Schweig! Oder zweifelst du an unserem König!?“ „Nein Herrin.“ Die Priesterin machte sich mit ihrer Gefangenen auf den Weg zu einem kleinen Tempel am anderen Ende der Stadt. Titanja währe um ein Haar aufgewacht. Zu früh, denn sie hatten ihr Ziel noch nicht erreicht und um das Erwachen der kleinen Löwin zu verhindern spritzte die Priesterin Titanja eine Droge, die sie in einen Dämmerzustand versetzte. So bekam Titanja von ihrer ungewollten Reise nichts mit. Erst nach vier Tagen erwachte Titanja in einem Kerker. Erschrocken fuhr sie auf. Wo war sie? Und was sollte das? Benommen stand sie auf und sah sich um. Die Zelle war klein, vielleicht zweimal drei Meter groß. Viel zu sehen gab es also nicht. Sie ging ans Gitter um hindurch zu spähen. Der Gang den sie sah war dunkel und feucht, aber es war nichts zu sehen. Auch hörte Titanja nichts außer das monotone Tropfen von Wasser. Es gab nicht einmal ein Fenster. „He hallo! Ist da wer?“ rief sie in die Dunkelheit des Ganges. Keine Antwort. „Toll Titanja, jetzt hast du es geschafft. Tiefer in der Scheiße sitzen kannst selbst du nicht mehr.“ Flüsterte sie zu sich selbst und setzte sich wieder hin. Grübeln starrte sie an die Wand. /Warum hat Brol das getan?/ Dachte sie. Titanja verstand nicht warum Brol sie hier einsperrte und was hatte er überhaupt mit ihr vor? Stunden vergingen bis endlich Schritte durch den Gang hallten. Titanja sprang auf. Endlich kam mal wer, sie rannte zum Gitter. „Hallo?“ keine Antwort. Stattdessen entfernten die Schritte sich eilig wieder. „He, du kannst doch nicht einfach abhauen!“ Brüllte sie den sich entfernenden Schritten nach in der Hoffnung es sei Brol. Weitere Minuten der Ungewissheit vergingen bis sich endlich mal was tat. Zwei Frauen standen plötzlich vor der Zelle und sahen sie offenkundig feindselig an. Titanja erschrak. Es waren Angestellte des Sonnentempels, eine von ihnen sogar eine Priesterin der Kleidung nach zu urteilen. Wo kamen die denn jetzt her? Sie hatte die beiden nicht gehört. „Oh, du hast uns bemerkt, wie aufmerksam.“ Sagte die kleinere der Beiden. Titanja schwieg. „Hast du deine Stimme verloren? Oder glaubst du ich sei es nicht wert mit dir zu sprechen?“ Titanja musterte sie kühl. „Warum bin ich hier?“ fragte sie statt eine direkte Antwort zu geben. Die Frau grinste und legte dabei den Blick auf zwei lange Reißzähne frei. „Ich stell hier die Fragen, verstanden?“ Sagte sie leise aber drohend. Titanja würde sich vor ihr in Acht nehmen müssen. „Du bist auf Geheiß des großen Königs Titan hier. Und angeklagt für den Anschlag auf den Tempel der Bastet verantwortlich zu sein. Also was hast du zu sagen?“ Titanja staRrte sie an. Was quatschte sie da! Glaubte ihr Vater das wirklich? „Ich soll was gemacht haben!?“ fragte sie erschrocken nach. Die Sache hier war absoluter Blödsinn, was glaubten die? Dass sie herum rannte und wahllos mit Bomben um sich schmiss? „So ein Scheiß, was soll das hier werden, ein Verhör?“ „Schon möglich Kleine, also rede.“ Was hatte die denn für einen Auftrag? Wenn Titan meinte sie so einschüchtern zu können, dann konnte er lange warten. „Da müsst ihr euch schon was anderes einfallen lassen, als dieses stinkende Loch hier.“ „Wenn du unbedingt willst. Du wirst schon sehen was du davon hast.“ „Ich bin gespannt.“ Grunzte Titanja, hoffentlich hatte diese den Mund diesmal nicht zu voll genommen. Lachend spielte die Priesterin mit ihrem lockigen roten Haar, ihre Augen fixierten Titanja. „Ich habe dich gewarnt, nun wirst du leiden.“ Dann drehte sie sich um und ging. Titanja atmete erleichtert auf. Das Ganze konnte nur in einer Katastrophe enden, was also konnte sie tun? Nachdenklich lehnte sie sich an die Wand. Es verging Zeit, viel Zeit sogar, ohne das Titanja hätte sagen können wie lange sie hier schon saß bis jemand kam, denn es war in diesem Loch immer Dunkel und es gab nichts woran sie hätte die Zeit messen können. Geschwächt stand sie auf, denn zwei nicht gerade einladend aussehende Wesen betraten die Zelle. „Findet ihr nicht dass es schon eng genug hier drinnen ist?“ Pöbelte sie die zwei frech an und ohne auf ihre Drohungen zu achten. Einer der beiden stacheligen Giganten packte Titanja grob am Oberarm und zog sie wie ein Spielzeug hinter sich her. „Lass mich los du Mistvieh!“ Fluchte sie vergebens, denn der Griff wurde nur noch fester. Brutal schleifte er sie in einen kleinen Raum, in welchem er Titanja in Ketten legte, was eigentlich nicht nötig war denn sie hatte seit sie hier war weder Nahrung noch Wasser bekommen und war bereits sehr geschwächt. Die Ketten waren viel zu schwer und rieben mit ihren scharfen Kanten die grad verheilte Haut wieder auf. Mit einem brutalen Ruck zog das Monster sie samt Kette in die Höhe, so dass sie in der Luft hing, unfähig sich zu bewegen und zu wehren. „Ihr Mistviecher, was soll das? Habt ihr Angst ich könnte abhauen oder findet ihr das witzig?“ keine Antwort. Die beiden mit Stacheln bewährten Giganten standen einfach nur da und starrten dämlich Löcher in die Luft. Titanja bezweifelte, dass sie ihre Worte überhaupt verstanden und sah sich um. Das hier schien eine art Folterkammer zu sein, jedenfalls ließ die Einrichtung das vermuten. Nach einigen Minuten bewegte sich eines der Fischgesichter in Richtung Tür um sie zu öffnen. Titanja war nicht sehr überrascht als die rothaarige Priesterin eintrat. „Spielst du jetzt Folterknecht mit mir? Oder willst du nur ‚hallo’ sagen…“ „Immer noch so vorlaut. Gut, ich hatte schon Angst das bisschen hungern hätte dich gebrochen. Weißt du, du hättest mir dann den ganzen Spaß verdorben. Und das kann ich gar nicht leiden.“ „Und ich dich nicht, also was willst du eigentlich von mir? Es geht doch nicht im ernst um den Brand?“ „Nein tut es nicht.“ Gestand die Priesterin grinsend. Ich will wissen was du erbärmliches Ding darüber weißt.“ „Dann lass dir sagen: nichts. Jedenfalls nicht mehr als du.“ „Oh, woher willst du wissen wie viel ich darüber weiß? Aber ich werde schlauer sein wenn ich mit dir fertig bin. Also lass uns Spielen.“ Eines der Hornmonster holte eine Peitsche von der Wand und reichte sie der Priesterin. Diese grinste blutrünstig. „Das wird lustig werden. Findest du nicht auch?“ „Hm, unter lustig versteh ich was anderes. Mach mich einfach los dann zeig ich dir mal was lustig ist.“ Sagte Titanja mit zitternder Stimme. „Ich darf anfangen. Sag mir wer du bist.“ „Tita Tekna ein Flüchtling oder wonach sehe ich für dich aus?“ Die Priesterin schlug zu und das nicht zu knapp. Titanja stöhnte vor Schmerz auf, lange würde sie das nicht durchhalten, aber sagen würde sie auch nichts. Niemals. „Los rede Miststück.“ Ein zweiter, dritter und vierter Schlag traf Titanjas Rücken und ließ die Haut aufreißen, die Wunden brannten erbärmlich. „Niemals du Biest.“ „Rede oder du kommst hier nicht mehr Lebend raus.“ Titanja schwieg, mit aller Gewalt biss sie die Zähne zusammen und versuchte den Schmerz zu ignorieren. Ob sie nun redete oder nicht, man würde sie eh umbringen, also wozu ihnen noch einen gefallen tun? Es half, sie sah ihre Umgebung zwar nur als verschwommenen Fleck, doch das hinderte Titanja nicht daran ihre inneren Kräfte anzuzapfen. Sie hatte sich ihrer schon mal bedient und überlebt, nun kam auch noch dazu, dass sie Zugriff auf etwas größeres, stärkeres und ungleich gefälligerem hatte, welches Teil der Maschine war. Noch vor dem nächsten Peitschenhieb drehte sie sich und schlug mit dem Schwanz nach der Waffenhand ihrer Gegnerin und es gelang ihr ihr die Peitsche zu entreißen. Die Priesterin fluchte wütend und griff nach der Waffe, was ihr Fehler war, denn Titanja war schneller. Ihr Schwanz zuckte vor wie eine bissige Klapperschlange, wickelte sich um das Handgelenk der Priesterin und schleuderte sie durch den Raum. Damit hatte diese nicht gerechnet, sie schlug mit einem erschrockenen Kreischen gegen die Wand, erholte sich aber für Titanjas Geschmack ein wenig zu schnell von dem Schlag. „Was glaubst du? Das du mich besiegen kannst? Du weißt nicht mit wem du dich anlegst!“ Zischte sie und wischte sich einen dünnen Blutsfaden vom Mund. Mit wippenden Schritten kam sie auf Titanja zu, dass Gesicht zur Blutrünstigen Maske verzerrt. Was war das denn, wurde die Tussi plötzlich länger oder hatte Titanja Halluzinationen? Der Körper der Frau zog sich abstrakt in die Länge, Knochen verbogen sich und die aut platzte und fiel ab. Darunter kam dunkelbraune Reptilienhaut zum Vorschein. Eine Schlange!!! Titanja hätte los gekotzt, wenn sie was im Magen gehabt hätte, so aber verzog sie nur angewidert das Gesicht. „Ich hab ja gewusst, dass du ne Natter bist, aber dass du so hässlich bist hätte ich mir nicht einmal erträumen können.“ „Rehhhhhhhht duuuuuu nurrrrr, Zizzzzzzzz, deiiiin Lacccchen wiiiiirt diiiiir gleicccccch vergehhhhhhn, Zizzzzzzzz.“ „Iih, nimm die Zunge rein, ist ja ekelhaft.“ Die Priesterin kroch los, für eine Schlange war sie verdammt schnell. Titanja zog sich im letzten Augenblick an der Kette in die Höhe und wich einer Bissattacke grade noch so aus. Glück gehabt. Der zweite Angriff war schneller und besser gezielt, Titanja wurde einfach samt Kette gepackt und durch die Luft geschleudert. Der Aufprall war hart, aber das konnte sie nicht davon abhalten die Kette wie eine Peitsche gegen ihre Gegnerin einzusetzen. „Was, schon Müde?“ reif sie, wohl wissend, dass sie nur eine Chance hatte, sie musste ihre Gegnerin ausspielen. „Zizzzzzzzzzzz, icccch faaaang grrrrrrrad errrsst an.“ Sie schlug zu und traf Titanja hart am Kopf, diese taumelte und prallte gegen die Wand. /Verdammt ist die Stark. Ich brauch irgendeine Waffe!/ dachte sie verzweifelt. Der nächste Schlag war hart aber sie konnte ihm ausweichen, sie rollte sich links ab, stand auf und täuschte einen Schritt nach rechts vor, sprang aber nach vorne direkt auf die Schlange zu. Damit hatte die Priesterin nicht gerechnet, sie schlug ins Leere, drehte sich zu Titanja um und schnappte zu, erwischte aber nur deren Schwanz. Titanja schrie auf, wurde nach oben geschmissen und sah das Schlangenmaul verdächtig schnell auf sie zu rasen. Oh nein, so nicht. Sie drehte ihren Körper um hundertachtzig Grad und vollzog eine elegante seitliche Luftrolle, sie schaffte es zwar nicht sich aus der Reichweite des Mauls zu katapultieren, landete aber auch nicht direkt darin, sondern auf dem Kopf der Schlange. Sie fuhr die Krallen aus um sich fest zu halten, die Haut der Schlange war verdammt hart und bot kaum Halt. Doch ihre Krallen waren aus einer Speziellen Metalllegierung und gruben sich erbarmungslos in ihr Opfer. Die Priesterin schrie vor Schmerz und Wut und schlug wie wild um sich. „Acccccccch duuu hasssssssst keiiiiine ccccccccchance, zizzzzzzzzzzz.“ „Meinst du ja? Dann pass mal auf.“ Titanja schlug ihre Krallen tiefer ins Fleisch, das Metall glitt hindurch wie durch Butter und hinterließ tiefe Wunden. „Was hältst du davon Schlange!!!“ „Zizzzzzz!“ Der Schwanz der Priesterin packte Titanja und zerrte sie brutal vom Kopf ihrer Gegnerin. Mit einem reibenden Geräusch wickelte sich der Schlangenschwanz um Titanja und begann ihr langsam die Luft abzudrücken, ihr wurde schwindelig, so dass sie den Halt auf der glatten Haut der Schlange endgültig verlor und abrutschte. Titanja schnappte verzweifelt nach Sauerstoff, ihr Hals brannte und ihre Lungen schienen jeden Augenblick zu zerplatzen. Sie musste sich aus dem erbarmungslosen Griff befreien und zwar schnell, bevor sie zu Mus zerquetscht und als Snack verspeist werden würde. „Undzzzzzz? Weeeer isssssst nun ssssssstärkerrrr, zizzzzzzzzzsch.“ Titanja schaffte es ihren linken Arm aus dem mörderischen Druck zu befreien, das war ihre Chance, wie Blut traten die winzigen bioplasmischen Mikroroboter aus ihrem Handgelenk und bildeten einen Silbernen Armreif auf dem ein kleines grünes Display aufleuchtete. Der Arm war mehr als nur ein einfaches Glied, die Metallenen Knochen waren mit einen haarfeinen Kanal durchzogen der direkt mit der Lunge und dem Herzkreislaufsystem verbunden war. Sie brauchte nun nicht mehr die Lunge zum atmen zu benutzen sondern versorgte sich so mit Sauerstoff, was den Vorteil hatte das sie sich ganz auf den Griff der Schlange konzentrieren konnte. Titanja stellte sich tot. Durch ihren vermeintlichen Sieg leichtsinnig geworden, lockerte die Priesterin ihren Griff um ihr Opfer zu verschlingen, nur hatte dieses was dagegen. Im letzten Augenblick, kurz bevor die Schlange sie verschlingen konnte, sprang Titanja auf und schlug mit ihrem Schwanz zu, ein blutiger Riss zeichnete sich auf dem Gesicht der Priesterin ab. Diese fauchte laut vor Überraschung und biss Titanja ins Bein. Jetzt war der Spieß umgedreht und die Priesterin am Zug und die wusste ihre Gelegenheit zu nutzen. Zischend begann sie damit Titanja einfach runter zu schlucken. Titanja war schon halb in der Schlange verschwunden als sie die metallenen Stacheln am Schwanz und Rücken aktivierte und ihr den Hals auf riss. Die Priesterin konnte noch nicht einmal schreien, Blut lief ihr aus dem Rachen, Titanja hatte die Halsschlagader erwischt und sie somit zum Tode verurteilt. Die Priesterin starb innerhalb von Sekunden. Erleichtert aber immer noch auf der Hut kroch Titanja aus dem Maul der Schlange, sie musste vorsichtig sein, denn die beiden Stachelviecher beobachteten sie aus tückischen Augen, bewegten sich aber kein stück. „Habt ihr Schiss, dass ich mit euch dasselbe mache oder was glotzt ihr so?“ Zur Antwort bekam sie nur ein halblautes Knurren. Sie bewegten sich wirklich nicht! Merkwürdig. Aber gut, dann konnte sie ungehindert verschwinden, raus aus diesem Loch. Leichter gesagt als getan, als Titanja zu Tür ging versperrte ihr einer der Viecher den Weg, drohend versuchte sie eine Kampfstellung anzunehmen, bereit sich zu verteidigen. Doch der erwartete Angriff kam nicht. „Was wollt ihr von mir!?“ brüllte sie den Stacheligen Dingern entgegen. Ihr Herz raste immer noch und sie war erschöpft. Etwas das bald zum Problem werden würde, sollte sie es nicht schaffen hier raus zu kommen ohne weiter kämpfen zu müssen. Eines der Monster antwortete nur mit einem lauten Knurren, das Titanja sehr wohl zu erwidern wusste.“ Weg mit euch, sofort!“ Brüllte sie verzweifelt. Äußerlich wirkte sie ruhig aber innerlich sah es nur halb so gut aus, sie stand kurz davor in Panik zu geraten und das wäre in ihrer Situation der größte Fehler überhaupt. Dann tat sich etwas. Hinter der Tür erklang Gelächter, noch ahnte niemand was sich hier abgespielt hatte. Gut so, auf die Art konnte Titanja versuchen den Überraschungseffekt zu nutzen. Vorausgesetzt die Stachelträger spielten mit. Die Stimmen kamen näher, jetzt blieb nicht viel Zeit, Titanja legte sich auf den Boden mitten in die riesige Blutlache und stellte erneut die Atmung ein. Zwei junge Frauen betraten den Raum, eine von ihnen war Titanja schon begegnet, am ersten Tag unten im Kerker. Jetzt standen die Beiden wie angewurzelt da und starrten auf das blutige Bild das sich ihnen bot. „Was zur Königen Kativira ist hier passiert?“ Die Mädels tauschten noch schnell einen besorgten Blick miteinander, dann verschwand die eine während die Andere blieb und sich Titanja näherte. „Priesterin Kakaja.“ „Du bist zu spät.“ Flüsterte Titanja. Die Junge Frau fuhr zusammen. „Was? Nein, du bist Tod!“ „Wie, du siehst nichts?“ Antwortete Titanja leise, ihre Pfote zitterte. Dann packte sie die junge Frau am Hals und drückte zu, irgendwas knackte. Titanja wollte sie nicht töten, dazu gab es keinen Grund, doch sollte die Dame ihr Schwierigkeiten machen würde sie andere Seiten aufziehen. „Wer bist du und für wen arbeitest du?“ „Für… für den Tempel der heiligen Sonne.“ Die Frau keuchte, Titanja drückte etwas zu fest zu, das spürte sie. Also lockerte sie kurz ihren Griff, nur für den Moment aber das reichte schon aus. Die Frau zog blitzschnell einen kleinen goldenen Dolch aus dem Gewand und stach zu. Titanja schaffte es nicht mehr auszuweichen, ihr Glück war, dass die Angreiferin nicht genügend Zeit fand auch noch zu zielen, sonst wäre sie jetzt tot gewesen. Nein, sie traf nur Titanjas Oberarm aber das alleine war schon schmerzhaft genug. Sie schrie laut auf, schlug den Dolch beiseite und rannte los. Die Tür hatten die zwei freundlicherweise offen gelassen, was äußerst hilfreich war. Der Gang den sie entlang rannte war lang und dunkel, endete aber wieder vor einer verschlossenen Tür. „Mist.“ Fluchte sie ungehemmt. Was nun? Sie sah sich um, nichts, es gab keinen anderen Weg als diesen. /Das gibt es doch nicht, lassen die hier alle Türen offen nur die eine hier wird verschlossen, das ist doch oberscheiße./ Eilig näherten sich Schritte und das nicht nur von einer Person, es mussten mehrere dutzend sein dem Lärm nach zu urteilen. Viele und vor allem große Personen. In diesem verfluchten Gang gab es noch nicht mal eine Nische in der Titanja sich hätte verstecken können, sie stand hier wie auf dem Präsentierteller. Klasse. Sie sammelte all ihre Kraft für einen erneuten Angriff zusammen, einfach aufgeben kam nicht in Frage. Niemals. Und dann waren sie da, Titanja konnte sie nicht einmal alle zählen, der Gang war förmlich verstopft mit Leibern und es war eng, sogar sehr eng. Titanja dagegen war klein und gelenkig. Das war ihr Vorteil was auch schon wieder alles war. Sie rannte los, einfach auf die kreischende Horde zu, das Beste war, ihr verzweifelter Plan ging auf. Keiner von denen hatte damit gerechnet das Titanja einfach auf sie zu stürmte und über sie hinweg sprang. Der Effekt hielt leider nur ein paar Sekunden, dann war die Überraschung verflogen und der Trupp stürmte auf sie zu, wieder einmal. Langsam wurde das ganze langweilig. Titanja lief was ihre Pfoten hergaben, nach ein paar Metern stellte sie dann sogar auf den vier Pfoten Gang um, sozusagen Allradantrieb. Minuten lang ging das Spiel so weiter, bis Titanja endlich eine Treppe fand die direkt nach oben führte. Raus in die Freiheit. Draußen angekommen blinzelte sie, das Licht brannte in ihren Augen. Voller Panik sah sie sich um, den Teil der Stadt kannte sie nicht und wo war der Turm an dem sie sich die ganze Zeit über orientierte? „Wo zum Henker bin ich?“ schrie sie. Sämtliche Leute auf der Straße drehten sich um. Einige sahen sie verdutzt an, andere rannten einfach so schnell sie konnten weg. Einer von ihnen schrie etwas, das sich anhörte wie: Ich werde Hilfe holen. „In Atlantis!“ antwortete ein älterer Herr in Ziegengestalt der scheinbar nicht verstand was los war. Titanja sah ihn verdutzt an, er tat als ob nichts wäre, doch noch bevor sie ihm Antworten konnte flog die Tür hinter ihr ein zweites mal auf und zwei ihrer Verfolger standen da, drohend. Der alte Mann sah die beiden nur an. „Was wollt ihr?“ „Nichts alter Mann, geh, verschwinde.“ Sagte die junge Frau drohend zu dem Alten. Augenblicklich bereute Titanja es sie nicht gefesselt und eingesperrt zu haben, jetzt hatte sie die schon wieder an der Backe. „Unfreundlich die Jugend heute.“ Pöbelte der Alte und zog von dannen. Titanja hatte in der Zwischenzeit bereits die Kurve gekratzt und einen ansehnlichen Vorsprung rausgeholt. Was nicht viel war, denn ihre Verfolger waren verdammt schnell. Das einzig Gute war, dass sie sich zwischen den Passanten ruhig und unauffällig verhielten. Sah ja auch zu komisch aus wenn eine Bande Schläger hinter einer blutverschmierten jungen Frau her rannte. Und dann traf es Titanja wie ein Blitz, die Saubande konnte nicht zum königlichen Hofstab gehören, währen sie offiziell hinter ihr her würden sie auf die Passanten keine Rücksicht nehmen. Oder wenigstens nicht so tun als ob nichts wäre. Und wenn sie doch Titan geschickt hatte und er nicht wollte dass das Volk Wind von der Sache bekam? Titanja hatte eh keine Wahl als sich in einen der Sonnentempel zu stellen. Sollte man sie tatsächlich suchen, hätte sie dem König nur die Hetzjagd auf sie erspart. Und wenn nicht, wüsste sie gerne was das für Gestalten waren die sie da verfolgten. Die Jagd zog sich noch Stunden hin, irgendwann vor Einbruch der Dunkelheit bog Titanja in eine der kleinen Gassen ab. Sie war erschöpft. Und die Wunden machten ihr auch unangenehmer Weise zu schaffen. Einen Moment nur schloss sie die Augen. „Müde?“ fragte sie eine bekannte Stimme. Titanja sah auf „Oh nein, nicht du schon wieder.“ „Hör auf zu scherzen. Für so was hab ich kein Verständnis, aber ich muss dir danken. Dafür, dass du Kakaja für mich aus dem Weg geräumt hast. Sie hat sich viel zu oft mit dieser Hohen Priesterin der Sonne abgegeben. Kein guter Umgang. Nun ja, das könnte dir eh egal sein denn wenn ich mit dir fertig bin stören dich diese Probleme nicht mehr.“ „Was soll das alles heißen? Gehört ihr nicht zum Sonnentempel?“ „Wir? Sei nicht albern du kleine Schlampe, wir sind besser, mächtiger, wir dienen unserer Königin und jetzt wird’s Zeit für dich diese Welt zu verlassen.“ „Dummes Gelaber. Wenn ich jedes Mal darauf hören würde, wären mir längst die Ohren abgefallen.“ „Wie du meinst.“ Die Frau erhob ihre Hand und murmelte ein paar unbekannte Worte, ein dunkles Licht erschien und hüllte Titanja völlig ein. Entsetzlicherweise entzog es ihr ihre Lebensenergie, saugte sie aus um nur eine leere Hülle zu hinterlassen. Nein, das durfte sie nicht zulassen. Titanja wehrte sich vergebens. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihre Lebenserhaltenden Systeme runter zu fahren, sie versetzte sich in einen Totenähnlichen Zustand, um wieder aufzuwachen sobald die Gefahr vorüber war. Sie fiel und blieb liegen. „Das Problem hätten wir auch gelöst.“ „Herrin?“ „Was sollen wir? Den Müll wegräumen?“ „Nein, lasst sie liegen, Titan weiß eh bereits das wir hier sind, soll er und der Rest der Stadt doch sehen zu was ich fähig bin. Das da soll ihnen eine Warnung sein.“ „Räumt das Versteck, vernichtet alle Beweise. Ach und last Kakaja liegen. Ich werde mich um die beiden Kamanas kümmern, diese Viecher sind zu nichts zu gebrauch. Wenn ihr fertig seid kommt in den Palast, wir werden erwartet.“ Die beiden verschwanden, Titanja blieb trotzdem noch minutenlang liegen. Man konnte ja nie wissen ob sie es sich anders überlegten und die Leiche nicht doch noch beseitigen wollten. Völlig verwirrt öffnete sie die Augen, ihr Körper lag zwar in einer Totenähnlichen Starre aber ihre Sinne waren hellwach. Sie hatte jedes Wort verstanden, was ihre Verwirrung nur noch steigerte. Gehörten die jetzt zu Titan oder nicht? Und wer zur Sense des schwarzen Panters war Kativira? Titanja stand auf und starrte minutenlang in die kleine Gasse in der sie gelegen hatte, es bewegte sich nichts. Gut. Unschlüssig ging sie wieder auf die Hauptstraße zurück, es musste einer der gigantischen Hauptstraßen der Stadt sein, denn der Verkehr war mörderisch, nicht nur Kutschen mit Pferden und anderen merkwürdigen Zugtieren passierten sie, nein auch schwere Maschinen und unzählige Passanten waren auf ihr unterwegs. Titanja folgte dem Fluss aus Leuten einfach eine Weile und bemerkte kaum die besorgten Blicke die man ihr zuwarf. Warum nur starrten sie alle so an? Ach, im Grunde war es ihr egal, sollten die doch starren. Titanja hatte ganz andere Sorgen. Sie lehnte sich an eine Säule und schloss die Augen. /Was mache ich jetzt?/ dachte sie verzweifelt. „He, du! Kleine? Hörst du mich?“ Titanja reagierte erst als man sie grob am Arm packte und schüttelte. „Was?“ „Komm ich bring dich zu einem Heiler oder besser gleich in einen der Tempel. Du siehst ja schrecklich aus.“ Titanja registrierte erst jetzt, dass sie in die Knie gesunken war und den Kopf auf den Knien liegen hatte. Die Ketten an ihren Gelenken und das viele Blut mussten ein komisches Bild abgeben. Widerstandslos ließ Titanja sich stützen und zum Wagen des Mannes bringen, er war scheinbar nicht mehr der jüngste und erinnerte sie irgendwie an einen Kaffernbüffel. „Ich fahre direkt zum Tempel des Horus um Lebensmittel abzuliefern, ich werde dich dort gleich mit absetzten. Dann kannst du dich ausruhen. Du siehst schlimm aus, wer hat dir das angetan?“ Fragte der Alte besorgt und legte den Kopf schief. Titanja sah kurz mit müden Augen auf, eigentlich wollte sie nicht reden aber der Alte half ihr und somit hatte er ein Recht darauf etwas zu erfahren. Auch wenn’s nicht die Wahrheit sein wird, jedenfalls nicht die Ganze. „Ich bin eingesperrt worden. Ich weiß aber nicht von wem.“ „Kind, das musst du melden, die Palastwache muss sich darum kümmern.“ Palastwache. Beinah hätte sie laut aufgelacht, ja an Brol erinnerte sie sich noch ganz gut. „Ich weiß nicht. Es ist alles so verwirrend.“ „Schon gut, wir sind in ein paar Minuten am Tempel. Die Priester des Horus werden sich dann um dich kümmern. Ihnen kannst du auch von deiner Gefangennahme berichten. Sie werden etwas unternehmen.“ Titanja sagte auf dem letzen Rest des Weges kein Wort mehr. Ihr war einfach nicht danach, der Alte schien das zu spüren, denn auch er versuchte nicht noch ein weiteres Mal ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Im Tempel des Horus angelangt kümmerte sich sofort ein greiser Heiler um sie. Er versorgte ihre Wunden und ließ die Fesseln entfernen, dann brachte man sie weg. In einem Raum wo Titanja ihre Ruhe hatte, starrte sie stundenlang die Decke an. Was würde wohl mit ihr geschehen wenn sie sich stellte? Egal, sie hatte keine Wahl, weiter weglaufen konnte sie nicht, vor König Titan lief man nicht davon. Der Greis betrat den Raum begleitet von einer fülligen Frau die ihre Haare zu einem langen Zopf gebunden hatte. Titanja setzte sich auf. „Bleib liegen.“ Flüsterte der Greis sanft. „Du brauchst Ruhe. Lei und ich werden sich jetzt um deine Wunden kümmern und dann wirst du schlafen.“ Titanja blickte den Greis noch sekundenlang an, der Alte setzte sich derweil auf einen Schemel den er sich heran gezogen hatte und untersuchte ihren Blutdruck. Lei dagegen suchte eilig einige Fläschchen und Binden zusammen, so wie es aussah sollte Titanja neu verbunden werden. Während der Alte begann die Verbände von Titanja zu lösen setzte Lei sich auf der anderen Seite des Bettes zu ihr und sah sie an. „Nun, man berichtete mir du seihst gefangen gehalten worden und wüsstest nicht von wem.“ Begann sie. „Kannst du sie mir beschreiben? Wie heißt du eigentlich?“ Fragte Lei weiter. „Tekna. Und es waren mehrere, sie sagten sie kämen im Auftrag König Titans.“ Die Frau weitete skeptisch die Augen. „Die Palastwache? Oder die Tempelgarde?“ „Es waren Priesterinnen, eine von ihnen his Kakaja den Namen der anderen kenne ich nicht. Das einzige was ich weiß, ist dass sie mich festnahmen weil ich verdächtigt werde mit dem Feuer im Tempel der Bastet vor zwei Tagen etwas zu tun zu haben. Das ist alles.“ „Der Brand liegt aber schon elf Tage zurück.“ Titanja fuhr erschrocken auf. „Was? Elf Tage habe ich in diesem Loch gesessen?“ Rief sie aufgebracht. „Schon gut, beruhige dich, ich werde mich mit dem Tempel der Sonne in Verbindung setzten. Dann werden wir sehen.“ „Tekna, wie ist es dir gelungen dich zu befreien?“ „Ich habe eine von ihnen getötet als sie mich folterte, dann bin ich abgehauen.“ Gestand Titanja zögernd. Lei seufzte. „Zu Verrat und Brandstiftung kommt also noch Mord, das sieht nicht gut aus Tekna. Sehe dich so lange als gefangen an. Du wirst zwar versorgt, kannst dich aber nicht frei bewegen und lass dir nicht einfallen diesen Raum verlassen zu wollen. Das weiß ich zu verhindern.“ „Keine Angst, ich habe nicht vor zu fliehen sonst wäre ich nicht hier.“ Lei grunzte nur verächtlich und befahl den Greis mit einer Geste zu gehen, der erhob sich nur langsam und schlurfte davon. Titanja sah den beiden hinterher und lehnte sich zurück, das war doch alles verrückt. Nun war sie also auch noch eine Mörderin, toll, noch etwas auf das sie nicht besonders stolz war, aber wenigstens würde sie deswegen zu Recht angeklagt werden. Vor der Tür erklangen schwere Schritte, Wachen so wie es aussah, denn die Verursacher blieben vor der Tür stehen. Lei machte ernst, kein Wunder bei der Geschichte. Titanja dagegen lehnte sich zurück, sie konnte eh nichts weiter tun als abwarten. Es dauerte noch weitere zwei Tage bevor sich was tat, in der Zeit konnte Titanja sich gut erholen. Die Meisten ihrer Wunden waren bereits Geschichte und sie fühlte sich körperlich schon wieder gut, als sie von ein paar Wachen in den Hauptsonnentempel gebracht wurde. Hier musste sie ihre Situation zig Leuten erklären bis endlich mal Nalvala vor ihr stand. „Und willst du mich jetzt auch noch verhören?“ fragte Titanja genervt. „Ja und nein, mit dem Feuer hast du nichts zu tun.“ Stellte sie fest. „Die Verursacher sind längst gestellt.“ Titanja zog ihre linke Augenbraue hoch und stellte die Ohren auf. „Wie? Ihr habt sie? Und warum musste ich im Kerker schmoren und mich foltern lassen?“ „Titanja, das waren nicht meine Befehle. Ich….“ Titanja schnitt ihr wütend das Wort ab. „Nicht deine Befehle? Ach was. Kakaja war also nicht vom Sonnentempel wie?“ Nalvala seufzte. „Kakaja war eine junge Priesterin der Sonne und bevor du fragst ich habe sie dir hinterher geschickt. Aber bevor du dich weiter aufregst hör mir zu.“ „Gut, ich höre.“ Sagte Titanja widerwillig, sie war innerlich aufgewühlt. „Du warst vor vierzehn Tagen so schnell verschwunden und das ohne deine Wunden versorgt zu haben. Ich habe mir Sorgen gemacht und dir Kakaja und eine der Palastwachen hinterher geschickt, sie sollten dich zu mir bringen, mehr nicht.“ „Das haben sie ja getan. Nicht wahr? Ich bin ja hier.“ „Prinzessin Titanja Nachtschatten, Kakaja war eine Verräterin und hat entgegen meines Befehls gehandelt, sie hatte anscheinend was mit dem Neutronenbombenangriff zu tun der für den Brand verantwortlich war. Wir wissen aber nicht zu was für einer Organisation sie gehörten oder wo sie jetzt sind.“ Titanja sah auf. Neutronenbomben… ach, hatten die es auch endlich rausbekommen? Wurde aber auch mal Zeit. Titanja entschied sich aber vorläufig über das Thema zu schweigen. Wer weiß was man ihr sonst noch anzuhängen versuchte. „Vielleicht schon, eine von ihnen faselte was von irgend so einer Königin. Kativira glaub ich, vielleicht solltet ihr die mal fragen.“ Nalvala starrte sie mit offenem Mund an. „Kativira? Die sind vom schwarzen Heer. Jetzt ist es also so wie,t sie haben es gewagt Atlantis anzugreifen. Weißt du wo sie hin sind? Bitte, es ist ungemein wichtig.“ Die Panik in Nalvalas Stimme war kaum zu überhören. Titanja hatte wohl was erwähnt, was wichtig war. „Die wollten sich mit irgendwem im Palast treffen, aber das ist ja jetzt auch schon wieder ne Weile her.“ Eigentlich wollte sie noch was sagen aber Nalvala drehte mit einem mal auf dem Absatz um und rannte wie vom Blitz getroffen aus dem Zimmer. Fragend sah Titanja ihr nach. Ein komisches Benehmen. Von dem schwarzen Heer hatte sie ja schon einiges gehört und irgendwie spürte sie auch, dass das Schwarze Heer und das Schwarze Siegel ein und dasselbe waren. /Toll/ dachte sie /die wird man wohl so schnell nicht wieder los./ Außerdem hatte sie die ständigen unliebsamen Begegnungen langsam satt. Nach einigen Minuten kam die Hohepriesterin der Sonne wieder zurück, sie sah besorgt aus. „Und? Fragte Titanja als Nalvala keine Anstalten machte irgendetwas zu sagen. „Tekna, du bist frei, der Mord war Notwehr und es gibt nichts was dir vorzuwerfen wäre. Du kannst zurück zum Hof von Kiriban gehen.“ Titanja fiel auf, dass Nalvala sie Tekna nannte, klar, Titanja gab es ja nicht mehr. Aber zurück zu Kiriban? „Gut, ich erledige nur meinen Auftrag und dann schaufle ich weiter Mist.“ Natürlich hatte Titanja was ganz anderes vor, sie würde sich auf die Suche nach dem Messer machen, aber gleichzeitig schaute sie sich etwas um. Nur so nebenbei versteht sich. Irgendwie war sie auch froh Nalvala nichts von der Bombe erzählt zu haben, wer weiß was für einen Strick man ihr daraus gedreht hätte, außerdem hatte Nalvala es plötzlich ganz schön eilig Titanja wieder los zu werden. „Tekna! Hörst du mir überhaupt zu?“ Besagte sah auf. „Ja mehr oder weniger.“ „Das war ja klar. Wenn du willst lass ich dich von den Ritualistinnen absetzen. Wohin willst du?“ „Mach dir bloß keine zusätzliche Arbeit ich komme schon alleine klar.“ „Wie du willst.“ Nalvala stand auf und ging, Titanja sah ihr nach und war sich sicher, dass Nalvala mehr wusste als sie gesagt hatte. Irgendwann würde Titanja ihr auf den Zahn fühlen. Titanja verließ den Tempel noch am selben Tag und machte sich auf zum Palast, sie wollte wissen ob Titan wirklich nichts damit zu tun hatte und vielleicht konnte sie noch was über ihre Angreifer herausfinden. Die Reise durch die Stadt dauerte länger als gedacht um genau zu sagen drei Wochen, jetzt verstand Titanja auch warum Senja meinte eine Woche würde nicht ausreichen. Kein Wunder, die Stadt war riesig, aber Titanja fand überall ein wenig Hilfe, sie schlug sich in der Zeit mit kleinen Jobs durch und wurde zur Gegenleistung meist ein Stück mitgenommen oder bekam was zu essen. Auch jetzt war sie nicht alleine, einer der königlichen Hoflieferanten hatte sie das letzte Stück hierher mitfliegen lassen, dafür half Titanja dem Mann jetzt die Waren aus dem Großgleiter zu laden. „Danke Kleine, du hast mir sehr geholfen.“ „Kein Problem, dafür wurde ich ja mitgenommen. Sag mal weißt du zufällig wo ich hier einen Schmied im Schloss finde?“ „Ja Schmiede gibt es hier genug, geh einfach ins Schloss du musst dich vom Haupteingang aus links halten, unterste Ebene, dort sind unzählige Werkstätten und Läden. Alles was man braucht findet man dort. Hier gibt es nur die besten Waren.“ Grinste der Alte. Titanja bedankte sich und ging in die Richtung die ihr der Mann gewiesen hatte. Links halten sagte er, nur musste sie erst einmal den Haupteingang finden. Sie stolperte noch Stunden durch die Gegend bevor der Haupteingang überhaupt in Schtweite kam. Allein die Parkanlage die den Palast umgab war ja schon riesig und der große Platz auf dem das heilige Symbol des Königs, das Sonnenamulett, stand, haute Titanja schlichtweg um. Sie durchquerte eine Allee aus Säulen und herrlichen Statuen. Am Ende lag eine lange, sanft ansteigende Treppe. Titanja sah sich nach links und rechts um doch soweit sie das beurteilen konnte nahm die Treppe kein Ende. Auch hier tobte das Leben, viele verschiedene Lebewesen waren emsig damit beschäftigt zu lachen und ihre Arbeiten zu erledigen oder vertrieben sich einfach nur die Zeit. Titanja lief die Treppenstufen recht schnell hoch und erreichte die erste Ebene des Komplexes. Auch hier bot sich ihr ein fantastisches Bild: links und rechts standen gewaltige Blöcke auf denen Tiger und andere Tiere thronten, in der Mitte dieser Ebene gab es ein riesiges Wasserbecken in dem unzählige Wasserrosen blühten. Titanja schritt langsam weiter, sie konnte sich kaum satt sehen an so viel Pracht. Nach kurzer Zeit blieb sie vor einer Reihe Obelisken stehen, auf ihrer Reise hierher erzählte Nalvala schon von ihnen, sie waren was besonderes, denn alle großen Kämpfe und Kriege waren auf ihnen schriftlich festgehalten. Irgendwann würde auch Titanja die heilige Schrift lesen können und dann würde sie hierher zurückkommen und sie lesen, all die Abendteuer die für die Ewigkeit hier festgehalten wurden. Die erste Ebene endete vor einer neuen Treppe die dieses mal aber nicht so breit war, sie war immer in regelmäßigen Abständen nach links und rechts unterbrochen, diese Unterbrechungen wurden von gigantischen Säulen gesäumt und führten direkt ins innere des Palastes. Nun hatte Titanja ein Problem. Wohin musste sie? Fragend sah sie sich um, nach oben oder hier rein? Achselzuckend entschied sie sich dazu die Treppe zur zweiten Ebene zu nehmen, dumm nur, dass es noch eine dritte und vierte gab. In der zweiten Ebene angekommen stapfte sie durch einen der vielen Eingänge in den Palast. Hier herrschte reges Treiben, die Gänge waren auch hier voll mit Leuten. Staunend lief Titanja an den reich verzierten Wänden entlang, auf jeder von ihnen wurde eine andere Geschichte oder Legende dargestellt. Titanja geisterte hier stundenlang umher, irgendwann reichte es ihr und sie hielt eine Gruppe Gazellenähnlicher Frauen an. „Hallo? Endschuldigung, ich suche die Schmieden, wisst ihr in welche Richtung ich muss?“ „Ja natürlich, du musst weiter nach unten in die erste Ebene des Palastes. Dann links abbiegen und bis nach hinten durch gehen, dort befinden sich Werkstätten.“ „Danke.“ Toll, wäre sie doch gleich unten rein gegangen, jetzt musste sie den ganzen Weg wieder zurück dackeln. Titanja wollte sich eh ein wenig umsehen, also ging sie statt zurück tiefer ins Herz des Schlosses und geradewegs aus dem öffentlichen Bereich heraus. „He Kleine, wo willst du hin?“ Titanja sah die Wache an. „In den Palast.“ Sagte sie ruhig. „Vergiss es, dieser Teil des Heiligen Palastes ist nur den Göttern vorbehalten, also verzieh dich.“ „Aber ich bin doch einer, zumindest zur Hälfte.“ Die Wache musterte sie neugierig. „Du erscheinst mir etwas klein für eine göttliche Abstammung!“ Lachte er als ob das besonders witzig gewesen wäre. „Das weiß ich auch, aber wonach sehe ich den sonst aus?“ „Nach einer kleinen Nervensäge die versucht sich einzuschleichen.“ Das reichte. Titanja knurrte den Kerl an, was erlaubte der sich, nur weil er Palastwache war hatte er nicht das Recht so mit ihr umzugehen. „He hör mir mal zu Freundchen, glaubst du wirklich du kannst mich einfach so als Lügnerin hinstellen!?“ Er hob drohend seinen Speer „Ja kann ich.“ OK, einleuchtendes Argument. Titanja gab klein bei, sie wollte es nicht auf eine Auseinandersetzung ankommen lassen, denn sie hatte erstens keine Lust und zweitens keine Chance, also ging sie in die erste Ebene zurück um nach dem Schmied zu suchen. Vielleicht ergab sich noch ein Weg ins innere für sie. In der ersten Ebene angekommen sah sie sich um, hier gab’s ne Menge Geschäfte. Bei der ersten Schmiede hatte sie kein Glück und bei denn nächsten sechs sah es auch nicht besser aus, langsam fragte sie sich ob sie überhaupt auf dem richtigen Weg war. Wohl kaum, denn keiner wusste wovon sie sprach. Niemand hatte je was von einem Jagdmesser aus Avalon gehört. Die letzte Schmiede die Titanja aufsuchte gab ihr den Tipp mal in einem der Waffenläden nachzufragen und tatsächlich wusste einer bei wem sie eines bekommen könnte. Es war ein kleiner Laden, vollgestopft bis zur Decke mit Waffen aller Art. Fasziniert sah Titanja sich um. „Suchst du etwas?“ krächzte ein Greis der aus einem Nebenraum geschlichen kam, dabei seinen Gestockt fest umklammernd. „Ja ich suche nach einem Avalonischen Jagdmesser, führen sie so etwas?“ Der Greis musterte Titanja eine Weile. Ihr fiel auf, dass er sehr alt sein musste, denn seine Ziegenohren hingen kraftlos herunter, die Hörner waren spröde und die müden Augen wurden fast von den buschigen Augenbrauen verdeckt. „Ja, aber was will ein Junges wie du mit so einer Waffe?“ Titanja fiel schmunzelnd auf, dass er Junges zu ihr sagte, er hielt sie scheinbar noch für ein Kind. „Es ist nicht für mich, ich besorge es nur für meinen Chef Kiriban.“ „Nun Kind, der Name sagt mir nichts. Wenn man so alt ist wie ich kommt man nicht mehr so oft vor die Tür. Aber ich kann dir von anderen Leuten erzählen wenn du willst?“ Der Greis schien sehr geschwätzig was Titanja irgendwie an ihm mochte. Das erste Mal seit langen hatte sie das Gefühl das es jemand gut mit ihr meinte. Sie war hier zwar vielen hilfsbereiten Wesen begegnet, aber der Verrat von Brol und Mi saß noch immer tief. Auf dem Weg hierher hatte sie nur wenigen ganz vertraut. „Ich bin sicher, dass eure Erfahrungen und Geschichten lehrreich und interessant sind aber ich würde mich lieber über das Messer unterhalten, verzeiht.“ Der Alte seufzte. „Diese Jugend von heute. Kein Interesse mehr für das was um sie herum geschieht.“ Überrascht sah sie auf, den Spruch kannte sie doch, klar der Alte war ihr schon begegnet, vor Wochen bei ihrer Flucht aus dem Kerker, von wegen er kam nicht mehr so oft raus… „Sagt alter Mann sind wir uns nicht schon mal begegnet? Ich meine euch zu kennen.“ Der Alte sah sie lächelnd an und noch immer hatte Titanja das Gefühl der Geborgenheit. „Oh, das kann schon sein. Ich bin alt und erinnere mich nicht mehr an jedes Gesicht.“ Titanja fragte nicht noch weiter nach, er war alt und sie damals blutverschmiert und abgemagert, wie also sollte er sie wieder erkennen? „Warte einen Augenblick Kind, irgendwo hier muss es doch sein!“ der Alte wühlte zwischen den Regalen, seine Knochen knackten als er sich nach einer flachen Schatulle bückte. „Hier ist was du suchst, ein ganz besonderes Stück. Weißt du überhaupt woher es stammt?“ „Nein nicht genau, aber ich schätze aus dem Land namens Avalon.“ „Ganz recht Kind. Komm setzen wir uns, ich will dir bei etwas Tee die Geschichte erzählen.“ Titanja widersprach nicht, warum sollte sie dem Alten nicht den kleinen Gefallen tun und etwas zuhören, schaden konnte es jedenfalls nicht. Sie lag von der Zeit eh über der vereinbarten Woche von Maverik also was sollten ein paar Stunden mehr oder weniger noch daran ändern. „Komm, komm, setz dich.“ Der Alte wies auf einen verstaubten Stuhl. Titanja setzte sich und wäre beinahe auf einen riesigen schwarzen Hund getreten, der dies zu merken schien und sie missmutig anknurrte. „Hab keine Angst, solange ich nichts sage tut er dir nichts, aber du solltest ihn trotzdem nicht anfassen.“ Der Greis ließ sich in einem bequemen Sessel fallen und goss ihnen etwas Tee in eine Tasse, bevor er begann zu erzählen. „Weit von den Grenzen Andantes entfernt liegt ein noch viel älteres und mächtigeres Königreich, welches von einem sehr alten König beherrscht wird. Dieses wunderschöne Land trägt den Namen Avalon und ist zugleich auch die Geburtsstätte unseres Königs Titan. Um genauer zu werden, er ist der Legende nach an dem Ort geboren wo jetzt die heilige schwarze Stadt Ankaraa steht und in deren Herzen die Akaronische Flamme brennt, das Symbol des heiligen Endimions. Du weißt doch wer das ist oder?“ Titanja nickte. „Ja, er ist der König der Könige, Herr über Akaron dem heiligen Reich.“ „Ganz recht Kleine, ganz recht. Nun wo war ich stehen geblieben, ach ja. Dieses Messer ist unsagbar alt, es stammt aus dem ersten großen Krieg in dem Akaron fast zerstört wurde. Damals regierte neben Endimion noch eine Frau namens Kativira, der er vertraute und ihr unsagbar viel Macht überließ. Doch Kativira gab sich damit nicht zufrieden, sie wollte mehr, nur Akaron war ihr recht und so begann sie gegen den heiligen Endimion einen Krieg anzuzetteln. Er war blind vor Vertrauen in diese Frau und erkannte die Gefahr zu spät. Der Krieg brach los und zerstöre fast alles und als wäre das nicht genug tötete Kativira beinahe die Heiligen Prinzen, Kiro und Bönzer, Leben und Tod. Es war fast das Ende unseres Reiches das wir Akaron nennen, im letzten Moment schaffte es Endimion Kativira zu entmachten und zu töten, mit diesem Messer hier schnitt er der Bestie mit letzter Kraft das Herz aus dem Leib, teile es in vier Hälften und vertraute sie König Tatarus an, der fortan über Avalon, das damals noch Akaron hieß, herrschen sollte. Seinen Söhnen Kiro, Bönzer und Titan an die die Aufgabe ging ein neues Königreich zu gründen. Dann starb der alte König und fiel in einen unendlich langen Schlaf. Ihm zu Ehre und um zu zeigen, dass es sich lohnt auch in aussichtslosen Situationen weiter zu kämpfen, wurde die Akaronische Flamme errichtet, ein Turm in dem seitdem das heilige Feuer Endimions brennt. Titanja starte denn Alten an. Unzählige Fragen sausten ihr durch den Kopf. Der Alte musste es merken. „Na? Fragen?“ „Ja, ich dachte immer Andante sei Akaron ich meine Endimion…“ Der Alte unterbrach sie mit einer Handbewegung. „Nicht so schnell. Du hast Recht, Andante ist Akaron genauso wie Avalon. Verstehst du? Avalon und Andante zusammen bilden das Superreich Akaron.“ „Also wurde das Alte Akaron nach der Ernennung von Tatarus zum König und der Gründung von Andante durch Titan erst zu Avalon richtig?“ Der Alte seufzte. „Richtig.“ „Und König Endimion hat Kativira vernichtet oder?“ „Nein, er war durch den Krieg geschwächt und sie hatte sich schon zu viel von seiner Macht angeeignet. Kativiras Seele konnte im Reich der Toten nicht mehr gereinigt werden, darum teilte er ihr Herz und setzte sie so in einen ewig währenden Schlaf, der seitdem andauert, ein Elementgott ist nur so stark wie das Land Akaron gesund ist, Kleine.“ „Was wäre wenn Kativira wieder erwachen würde?“ Der Alte starrte sie fassungslos an. „Dann Kind, haben wir mehr als nur ein Problem, weil sich dann der große Krieg wiederholen würde, zum Glück hatten wir es bis jetzt nur mit dem schwarzen Heer zu tun. Das sind Kativiras Gefolgsleute die ihr Wissen und ihren Hass all die Zeit weiter gegeben haben und die seit kurzem das Land wieder massiv bedrohen. Wie kommst du nur auf so was?“ „Naja, ich wurde vor Wochen angegriffen und meine Angreifer erwähnte diesen Namen, für mich hörte es sich so an als ob diese Person deren Anführer sei.“ „Kann das sein? Ist die Bestie aus ihrem Schlaf erwacht?“ Der Greis wirkte mit einem mal sehr nervös und Titanja sah ein etwas Falsches gesagt zu haben, eigentlich hatte sie noch mehr Fragen doch diese würde sie nicht mehr stellen. „So Kleine, es wird Zeit zu gehen, ich bin müde und möchte etwas schlafen.“ „Natürlich alter Mann.“ Titanja verließ den kleinen Raum und ging zurück ins Geschäft. Dieses Messer konnte sie Kiriban unmöglich mitbringen sollte die Geschichte stimmen, aber vielleicht hatte der Alte noch ein anderes oder er wollte den Preis hoch treiben. Der Alte kam nun endlich auch aus dem Raum geschlurft. „Und Kind willst du nun etwas kaufen?“ „Ich brauch nach wie vor ein Jagdmesser aus Avalon, habt ihr noch eines? Und wenn ja was kosstet es?“ „Oh, viele Fragen für einen alten Mann, lass dir gesagt sein, dass ist das einzige und es ist unverkäuflich.“ „OK, habt ihr denn ein anderes, ähnliches Messer für mich?“ „Nein Kind, willst du deinen Chef hinters Licht führen? Du solltest nicht Lügen.“ „Keine Sorge, ich will Kiriban nicht belügen aber seine rechte Hand Maverik das alte Warzenschwein. Er ist ein Ekel und lässt mich ohne das Messer nicht mehr auf den Hof zurück.“ „Du würdest die Lüge also diesem Maverik erzählen und dich bei Kiriban entschuldigen?“ „Ja alter Mann.“ „Versprichst du es mir bei deinem Blut und das deiner Vorfahren?“ „Ich Verspreche es euch, es gibt keinen Grund Kiriban zu belügen und ich will es auch gar nicht.“ „Nun dann gibt es vielleicht einen Weg, wie du eines meiner Messer erwerben kannst, ich möchte das du mir einen Gefallen tust.“ „Was für einen? Ich mache nämlich nicht alles und schon gar nicht wenn ich es nicht für richtig halte.“ „Das verlange ich auch nicht von dir, übrigens ist das eine gute Einstellung. Also hör zu: seit langen schon vermisse ich meine Enkeltochter, ich weiß nicht wo sie steckt und wie es ihr geht. Such sie für mich.“ „Wo wohnte sie zuletzt, in welchem Teil der Stadt und wie ist ihr Name?“ „Ihr Name ist Nachtschatten… Titanja.“ Titanja kippte die Kinnlade runter, was war denn das? Konnte das sein? War das wirklich König Tatarus? „Überrascht?“ Und wie sie überrascht war, noch immer stand sie mit offenem Mund da und starrte ihn an. Tatarus lachte und verwandelte sich in seine ursprüngliche Gestalt zurück, erst jetzt glaubte Titanja was sie sah. Er war es tatsächlich. „Aber wieso… Was?“ sie verstand nicht, warum war er hier und woher wusste er das sie kommen würde und was sie suchte? „Titanja, glaubst du wirklich ich oder dein Vater hätten dich aus den Augen gelassen? Nein, zugegeben nach dem Brand hatten wir dich kurz verloren, aber du hast das Problem ganz alleine gelöst.“ Titanja fiel vor dem König auf die Knie. „Mein König?“ „Sprich.“ „War alles gespielt und gelogen? Und warum das Ganze?“ „Gelogen? Nein, ein Fehler von dir und du wärst ganz rausgeflogen, verstanden? Doch du hast dich bemüht wie das Feuer gezeigt hat, ich war in der Nähe. Du erinnerst dich sicher noch an den Mann den du in der Stadt beinahe umgerannt hast, nun, das war ich.“ Titanja erbleicht, sie konnte es nicht glauben. Die ganze Zeit über hatten sie mit ihr gespielt. „Und Senja? Was ist mit ihr? Hat sie auch gelogen?“ „Ja, aber aus einem anderen Grund, sie war nur in deiner Nähe um dich im Auge zu behalten, das dumme kleine Ding hatte den Befehl sich von dir fern zu halten und uns Bericht zu erstatten, doch statt ihre Aufgabe zu erledigen musste sie sich mit dir anfreunden und das Amulett, das sie zur Kommunikation bekommen hatte, verlieren.“ Das war es also was Senja so verzweifelt gesucht hatte. „Sie sollte mich nur beobachten?! Und die Sache mit Liean und dem Stier?“ „Die fragst du besser selbst und von einem Stier weiß ich nichts Titanja, genug gefragt, wir können uns später unterhalten. Hier, nimm das Messer, es gehört dir.“ Titanja sah ihn ungläubig an. „Ich darf es wirklich behalten?“ „Würde ich es dir sonst geben.“ „Mein König, erlaubt mir bitte eine unwürdige Frage.“ „Was?“ „Stimmt es, was ihr mir über das Messer erzählt habt.? Ist es wirklich das Messer aus dem heiligen Krieg?“ Tatarus erzürnte über diese Frage. Knurrend antwortete er. „Ja, glaubst du ich Lüge? Es gehört dir, also gib darauf Acht und nun komm.“ Titanja wurde von Palastangestellten zurück zu Kiriban gebracht, sie würde weiterhin auf dem Hof leben und arbeiten, sollte aber über ihre wahre Identität schweigen. Außerdem befahl der dunkle König ihr sich zweimal die Woche mit ihm zum Training zu treffen, welches bei Tatarus verdammt hart war. Zudem handelte der Herr über Avalon ohne Titans ausdrückliche Erlaubnis. Der wusste noch nichts davon, dass sein Vater Titanja ins Vertrauen gezogen hatte. Auch dazu musste sie schweigen, was Titanja sichtlich schwer fiel, da sie Senja nur zu gerne zur Rede gestellt hätte. Aber so waren ihr die Hände gebunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)