Staring At The Sun von Blackwolf (Zufall) ================================================================================ Kapitel 3: Kaleidoscope ----------------------- Rot. Blutrot. Samtig. Schwer. Das war er also, der berühmt-berüchtigte Stoff, aus dem rosarote Mädchenträume gemacht wurden – oder für die oberen Zehntausend auch die Vorhänge zu den geräumigen Umkleidekabinen von Versace, Fifth Avenue, East Side, Manhattan, New York. Für die Hautevolee mochte das die alltägliche, pompöse Umgebung sein, in der sie versuchte ihre Probleme mit Geld und goldenen Kreditkarten loszuwerden, doch Sakura fühlte sich unwohl – und das auf eine seltsam angenehme Weise: Nun, da sie in jenem Traum gefangen war, den sie wie jedes andere Mädchen nur zu oft geträumt hatte, um dann doch plötzlich vom Wecker oder der Morgensonne in die Realität zurück gebracht zu werden, stellte sie fest, dass sie nicht aufwachen konnte, weil plötzlich alles tatsächlich real war. Auf Ebay eine gut erhaltene Speedy von Louis Vuitton oder ein Hermes-Tuch aus der vorvorletzten Saison mit dem Weihnachtsgeld und Erspartem für einen günstigeren, dennoch unverschämt teuren Preis zu ergattern, war ein beschämendes Nichts im Vergleich zu dem schwindelerregenden Höhegefühl, das sie erfasst hatte, als Sai sie dazu ermunterte sich ein Kleid auszusuchen. Kein anstrengendes Wühltisch-Schlamm-Catchen wie bei Woolworth, nachdem man so mitgenommen aussieht als hätte man beim Iron Man mitgemacht; es war als hätte sie auf einmal einen Adelstitel im Schlepptau. Sakura folgte dem mit fünf teils extrem volumenösen Kleidern beladenen Costumer Assistant, während ein zweiter hilfreich voraus eilte um den Vorhang zur Seite zu schieben, damit sie die Kabine ohne diese triviale Unannehmlichkeit betreten konnte. Als der schwere Vorhang hinter ihr zugezogen wurde, seufzte sie einmal ergeben auf und griff sich das erste der Kleider, ein mohnrotes Chiffonkleid, dessen einzelner asymmetrischer Träger mit filigranen Blütendetails verziert war, dass nächste war ein Satindress in Ägyptisch Blau mit leicht betonter Schulterpartie und ausgestelltem Tulpenrock. Immer wenn sie vor die Umkleide trat und Sai einen fragenden Blick zu warf, schüttelte er prompt den Kopf oder wedelte ungeduldig mit der Hand. Oh Mann! Innerlich schüttelte Sakura den Kopf. Sie hätte jedes einzelne Kleid behalten, wenn sie dürfte. Wie konnte Sai nur so kritisch sein? Andererseits war sie auch der Meinung gewesen, dass es zwar einen Unterschied zwischen Schickeria und oberer Mittelschicht gab, dieser allerdings nicht so groß sein konnte. Da sie aber nun diese Kluft überwunden hatte, musste sie erkennen, dass jene so tief war wie der Mariannengraben und so breit auseinander klaffte wie der Grand Canyon. Was an der breitesten Stelle achtundzwanzig Kilometer Luftlinie bedeutet, dachte Sakura zynisch, als sie sich an ihren Sommerurlaub mit Ino vor zwei Jahren erinnerte. Störrische, aber flauschige Maultiere, brütende Hitze und zwei süße Ranger… dennoch, das tat in diesem Augenblick nichts zur Sache. Das nächste Modell war ein nachtschwarzes Bustierkleid, das über und über mit goldfarbenen Pailletten, Perlen und Goldfäden bestickt war. Trotz der güldenen Handmade-Stickereien konnte Sai sich nicht für das Kleid erwärmen – anstatt Applaus erntete das Traumkleid ein ermüdendes Kopfschütteln. Auch das süße Cocktailkleid im Nudelook mit den feinen Plisseefalten überzeugte die finale Instanz nicht. Sakura trug nun das letzte der fünf Kleider, das es in die engere Auswahl geschafft hatte und schob den königlichen Vorhang zur Seite, trat barfuß aus der Kabine und starrte zum gefühlten millionsten Mal in die riesige Spiegelfassade, die sich ihr darbot. Das Kleid war schulterfrei und betonte so ihre schmalen Schultern und ihren eleganten Hals, der Oberkörper wurde von der integrierten Corsage so umschmeichelt, dass alle ihre weiblichen Vorzüge noch gesteigert wurden. Am Hüftansatz ergoss sich der leichte Stoff förmlich in fließenden Wellen bis auf den Boden. Unglaubliches Grün, dessen Beschreibung ihr nicht möglich war, auch wenn sie glaubte, dass das zarte, helle Knospengrün der Kirschbäume dem sanft fallenden Stoff am gerechtesten wurde, umspielte ihre Beine. „ Passt doch!“, brachte Sai mit einem anerkennenden Nicken heraus, während er seine Hochglanzkunstzeitschrift auf den weißen, runden Tisch beförderte und sie aus dem ledernen Sessel betrachtete, als wäre sie ein Gauguin. „Diese elegante Silhouette und der unaufdringliche Schnitt.“ Und tatsächlich, das Kleid war ein Traum, der am Decolleté von einem Saum aus Schmucksteinen in Bernstein- und Grüntönen geziert war, doch das ultimative Highlight bot ihre Rückansicht: Ein atemberaubend tiefer Rückenausschnitt, der so den Kontrast zwischen ihrem Porzellanteint und der frischen Farbe des Kleides betonte. Sai schien, im Gegensatz zu vielen anderen Männern – mit einigen war sie sogar längere Zeit ausgegangen – Shoppingtouren nicht so sehr zu verabscheuen, auch wenn sein aufmerksamer Blick wirkte, als wäre sie lediglich eine Puppe, an der ein womöglich interessantes Kunstwerk hing. Vielleicht war sogar genau das Problem: Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie schon bei Prada ihr Traumkleid gefunden. Stattdessen waren sie dank Sais kritischer Künstlerallüren die Fifth Avenue hinunter, von Prada, zu Gucci, zu Armani, danach zu Pucci, weiter zu Bottega Veneta, über Fendi bis zu Blanc de Chine und Just Cavalli, zu Ermenegildo Zenga und schlussendlich zu Versace gefahren. Sakura hatte das Gefühl in einem seltsamen Traum gefangen zu sein in der vor ihr eine kleine, pummelige Fee rosa Glitzerwolken verteilte und mit ihrem Sternenstaubzauberstab abertausende Designerkleider herbei zauberte. In der Realität hieß die Zauberfee Sai und falls er einen Zauberstab besaß, hatte er ihn nicht dabei, wohl aber seine Goldene Kreditkarte. Sehr geschäftsmäßig wirkte Sais gekonnte knappe Handbewegung in Richtung des Angestellten, dem so signalisiert wurde, dass die Dame – endlich! – etwas passendes gefunden hatte. Eine chaotische Taxifahrt später fand sich Sakura an Sais Arm geklemmt mitten in der Grünen Lunge des Big Apples wieder, denn er hatte sie zu einem erholsamen Spaziergang im Central Park überredet. Die Natur des Parks war eine überwältigende Abwechslung zu den Abgasen der Großstadt. Sie atmete tief durch und genoss das Farbenspiel der Landschaft. So oft es nur ging besuchte sie das einzige grüne Stück Erde, das Manhattan zu bieten hatte. Sie wusste selbst, dass nichts im Central Park von Naturgewalten geformt worden war, sondern von den erfahrenen Händen der bekanntesten Landschaftsgärtner des 19. Jahrhunderts. Andererseits lernte man als New Yorker sich immer mit dem nächst besten zufrieden zu geben: Hast du nicht die Blue Ridge Mountains vor der Haustür, dreh‘ eine Runde im Central Park, ist die Coke alle, nimm dir Pepsi, bekommst du kein Cab, steig in die Metro, hast du keinen festen Freund, nimm dir einen Einwegsexgefährten… Ziemlich erbärmlich, meine Liebe! Sich nur mit dem Zweitbesten abzufinden ist was für Menschen aus New Jersey, immerhin leben die genau dort! Außerdem war dieser Frühlingstag bisher äußerst, äußerst, äußerst gut verlaufen: Sie hatte eine Galerie, ein neues Kleid und am Abend die unglaubliche Gelegenheit auf Männerjagd in der Creme de la Creme zu gehen. Verstohlen warf sie ihrem Begleiter, einem dieser reichen und raren Exemplare einen Seitenblick zu. Mit seiner Ray Ban Pilotenbrille, der derben Lederjacke, den dazu passenden Doc Martens in Usedoptik und dem mit Stars And Stripes bedruckten Ralph Lauren Schal sah er aus wie ein waschechter Promi, den man vom Rodeo Drive in Beverly Hills geklaut hatte. Unterstützt wurde seine glamouröse Erscheinung noch durch die zahlreichen Touristen in I Love New York -T-Shirts und Rucksäcken, die ihn mit Kameras oder ihren Handys unauffällig zu fotografieren versuchten, während spekulativ eine Reihe Namen bekannter asiatischer Schauspieler geflüstert wurde. Während sie die offenkundig neugierigen Blicke der fremden Menschen als äußerst unbehaglich empfand, machte ihr Schwarzhaariger Begleiter eher den Eindruck, dass ihn das Drumherum amüsierte. „Hast du gehört, die hat mich für Jet Lee gehalten!“, murmelte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, als er sich zu ihr hinunter beugte und auf eine skandinavische Touristin deutete. „Als wär‘ ich so klein wie der.“ „Ich schätze, das war ein Kompliment. Jet Lee ist der einzige Asiate, der es je in die Top Ten der Sexiest Men Alive geschafft hat.“, flüsterte Sakura ihm zu. Sai verdrehte die Augen. „Klar, dass du an genau das denken musst. Typisch Frau. Ich hatte eigentlich gehofft, du wärst nicht so Mainstream, dass du immer sofort die Typen vor deinem inneren Auge nackt siehst.“ Prusten. „Ich kenne keine Frau, die das nicht tut.“ „Komm schon, überrasch mich!“ Sai warf ihr einen anschuldigenden Blick zu. „Sorry!“ „Weibsbild. Immer nur Penis, Penis, Penis.“ Lachend boxte sie Sai leicht auf den Oberarm. Noch nie in ihrem Leben, zu mindestens seit sie erwachsen war, hatte sie jemanden kennengelernt mit dem sie sich auf Anhieb auf solche freundschaftliche Weise verstand. „Du bist verrückt.“, sagte sie ihm gerade heraus. „Aber ich kann dich echt gut leiden.“ Sai zuckte mit den Schultern. „Du bist nicht verrückt. Aber ich mag dich trotzdem.“ Sakura und Sai ließen sich auf den oberen Stufen der Bethesda Terrace nieder um die Sonne zu genießen, die sich von den morgendlichen Wolken befreit hatte und nun mit angenehmer Milde den Angel Of The Water Fountain, der sich direkt vor ihnen am Ende der großzügigen Stufen befand, in goldenes Licht hüllte. Am Rande des Platzes hielten mehrere Pedicabs, Fahrradtaxis, die einen Schwung asiatischer Touristen ausspuckten. Das melodiöse Singsang des Chinesischen mischte sich unter all die anderen Sprachen, die Sakura ausmachen konnte. Die Gruppe Chinesen schien sich langsam aufzulösen; wahrscheinlich hatte man ausgemacht, sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu treffen. „Boah!“, stieß Sai auf einmal aus. „Rock Lee!“ Sakura zuckte zusammen und blickte in die Richtung, in die ihr Sitznachbar starrte. Der Künstler hatte sich halb von der Treppe erhoben und winkte dem Mann, der einige Meter vom Treppenabsatz entfernt seelenruhig an irgendeinem Starbucksgetränk schlürfte, zu. Vom Klang seines Namens aus den Tiefen seiner Gedanken gerüttelt, wanderte sein Blick in ihre Richtung. Die ausdrucksstarken Augenbrauen hoben sich voller Überraschung. Sekunden später stand Rock Lee direkt vor ihr. „Guten Nachmittag! Schon zum zweiten Mal habe ich die Ehre, Miss Haruno!“ Er lächelte sie an und seine gutmütigen Augen ruhten mit voller Aufrichtigkeit auf ihr. Die grüne Anzugjacke war verschwunden, stattdessen trug er zu seiner grasgrünen Hose einen schwarzen Rollkragenpullover aus Kaschmirwolle. „Die Ehre ist ganz meinerseits.“, erwiderte Sakura, während Rock Lee einen Handschlag mit Sai vollführte. „Woher kennt ihr euch denn?“, fragte Sai verwirrt und wechselte neugierige Blicke zwischen den beiden. „Ich hatte heute Morgen eine Führung im MoMA der Mr. Lee beigewohnt hat.“ Lee nickte bestätigend. „Unglaublich. Und woher kennen Sie Sai, Ms Haruno?“ Der Neuankömmling musterte die beiden auf eine seltsam achtsame Weise. So als wenn man versucht aus der Körpersprache herauszufinden, welche Beziehung die beiden zu einander hatten – freundschaftlich oder womöglich intim. „Geschäftspartner.“, erklärte Sai, dessen Radar der Zwischenmenschlichkeit den seltsamen Unterton in Rock Lees Stimme geflissentlich ignorierte. „Sie wird eine Galerie mit meinen Werken hier in New York führen.“ Rock Lee wirkte schlagartig weniger angespannt. „Das ist aber ein großer Zufall. Rate mal, wenn ich heute auch getroffen habe!“ „Sasuke Uchiha.“ Sai grinste, als er Rock Lees verblüfftes Gesicht als Reaktion auf seine schnelle und richtige Antwort sah. „Woher…?“, fing Lee an, doch Sai war nur zu erpicht darauf es sofort zu erzählen. „Tja, Sakura hat beim Mittagessen mit unserem alten Freund Neji Hyuuga und mir erwähnt, dass sie ihm bereits heute Morgen im MoMA begegnet ist, also liegt nahe, dass du ihn auch dort getroffen hast. Sie ist dir aber in der Sache voraus, denn sie durfte dem werten Herrn noch bei einer Tasse Kaffee im Starbucks beiwohnen.“ Mit vor Stolz geschwollener Brust über seine kombinatorische Meisterleistung zwinkerte Sai dem anderen Schwarzhaarigen überlegen zu. „Und sie lebt noch!“ Es vergingen zehn Minuten bis endlich jeder seine Version der Treffen und die Gründe dieser erklärt hatte und Sakura war der festen Meinung, dass irgendwo jemand mit einer versteckten Kamera lauerte und sich über sie schlapp lachte. Misstrauisch hielt sie Ausschau nach verdächtig wirkenden Personen rund um die Bethesda Terrace, doch außer einer Gruppe schnatternder Inderinnen in Saris, jede einzelne bestückt mit einer Flasche Cola, wirkte nichts besonders aufsehenerregend. Rock Lee ließ sich nun neben ihr auf die Stufen nieder, so dass sie eingepfercht zwischen den beiden Männern deren angeregtem Dialog lauschen konnte. „Ich freue mich wirklich für Hinata und Naruto.“, wechselte Lee schließlich das Thema zu Sakuras Freude, da sie das Thema „Sasuke Uchiha, unfreundlich, unterkühlt, allzeit bereit dir heute über den Weg zulaufen“ allmählich ermüdete. Außerdem wollte sie wissen, auf wessen Verlobungsfeier sie da heute Abend war. „Naja, also ich fand das schon nervig. Wie sie die ganze Zeit verliebt war und er es nicht bemerkt hat.“, sagte Sai und verdrehte die Augen. „Wenn sich die beiden nicht so unbeschreiblich dumm angestellt hätten, wären die schon vor zehn Jahren auf die Idee gekommen die Ringe zu tauschen.“ „Wow, die beiden kennen sich schon so lange?“, warf Sakura ein, während ihre innere Stimme höhnte: „Und du bist nicht mal zu einer längerfristigen Beziehung fähig. Fail!“ Lee lächelte. „Oh ja! Die beiden haben sich sogar schon sehr viel früher kennen gelernt, vor fünfzehn Jahren auf dem Bal Crillon Des Debutantés.“ „Und was ist das schon wieder?“, fragte Sakura verwirrt. „Ist ein Debütantenball in Paris. Man nennt ihn auch Le Bal De Haute Couture, weil die Mädels alle das neuste vom Catwalk tragen.“, erklärte Sai hilfreich und fügte hinzu: „Aber der elegante Name hindert niemanden daran am Ende doch vollkommen besoffen zu sein, oder, Lee? Weißt du noch, als Naruto Sasukes Schuhe ruiniert hat, als er plötzlich kotzen musste?“ „Nein, ich war zu dem Zeitpunkt bestimmt auch nicht mehr ansprechbar.“, gluckste Lee, als er sich an diese wohl sehr feuchtfröhliche Zeit zurück erinnerte. „Ich versteh ’s immer noch nicht. Lee ist Amerikaner und Sai Japaner, was habt ihr dann in Paris gemacht?“, fragte Sakura verwundert. „Das ist einer der bekanntesten Bälle. Ist so eine Art Eigenwerbung. Damit man später Erfolg hat, wie seine Alten.“, erklärte Lee Sakura geduldig. „Man spendet eine Unsumme, und wenn das Komitee findet, dass die Eltern genug haben springen lassen, dann darfst du mitspielen.“ „Ich weiß noch, wie die vom Komitee darauf bestanden haben, dass Sasuke mit dieser französischen Prinzessin als erster einläuft, obwohl er wirklich nicht der beste Tänzer gewesen ist. Und sein genervter Gesichtsausdruck auf dem Video, einfach göttlich.“, bemerkte Lee nostalgisch. „Jedem war klar, dass er als erster musste, weil seine Eltern am meisten hingeblättert haben. Ich glaube bei jedem Crillon bei dem ein Uchiha debütiert hat, musste der auch als erster einlaufen. Wer’s hat, der zeigt ’s auch.“ Sai grinste von einem Ohr zum andern. „Jetzt zählt nur noch Uchihas Manneskraft, damit sichergestellt werden kann, dass die Familientradition fortgesetzt werden kann. Wette sein alter Herr würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass sein letzter lebender Sohn überzeugter Junggeselle ist.“ „Das ist nicht lustig, Sai.“, ermahnte Lee, konnte sich jedoch trotzdem selbst ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Sakura sah neugierig auf. „Wer sind denn überhaupt diese Uchihas?“ Ihre Begleiter ließen sich nicht zweimal bitten, doch nach einigem hin und her ließ Lee Sai den Vortritt diese spektakuläre Familie zu erläutern. In Erklärbärmanier räusperte sich Sai kurz um sich Sakuras vollster Aufmerksamkeit sicher zu sein. „Grundlegend musst du wissen, ich kenne Uchiha schon lange.“ Mit ausladenden Handbewegungen und erstaunlicher Mimik klärte er auf, dass er und Sasuke Uchiha in ihrer Oberschulzeit immer wieder um die Bestnoten gerungen hatten. Das Rennen machte schließlich der hochbegabte Uchiha, der, so stellte Sai mit einer verdächtig spöttischen Genugtuung fest, trotz aller Bemühen seinem Bruder, dem Wunderkind, dennoch nicht das Wasser reichen konnte. „Muss schwer gewesen sein mit Itachi zu leben.“, warf Lee ein. Mit einem Seitenblick brachte Sai den anderen wieder zum Schwiegen, zweifelsohne, weil er nicht wollte, dass Lee einen Punkt in der Geschichte vorweg nahm, den er selbst noch wortreich ausschmücken wollte. „Den größten Schock hat’s wohlgegeben, als Itachi dem hochheiligen Familienimperium den Rücken zu wandte und zu General Motors übergelaufen ist. Das war nicht nur ein kleiner bescheidener Fauxpas, das war vielmehr ein Furz elefantösen Ausmaßes!“, fuhr Sai fort. „ Ganz Japan sprach noch Jahre danach über den Verräter und nach dem frühen Tod der Eltern gingen die Medien sogar soweit von einem ominösen Fluch zureden, der nun über den Uchihas läge, ganz so wie bei den Familien Onassis oder Kennedy, weißt du?“ Er sah Sakura dramatisch an. „Da wo einer nach dem anderen hops geht und das Unheil einem anzuhaften scheint, wie billiges Parfum!“ Sai rümpfte die Nase, während Sakura pflichtschuldig nickte um dann nachzuhaken: „Welches Firmenimperium ist das denn gewesen, dem dieser Itachi Uchiha den Rücken gekehrt hat?“ Sai warf ihr einen Oh-mein-Gott-ich-kann-nicht-glauben-dass-du-das-gefragt-hast-Blick zu. „Himmel, wie kannst du das nicht wissen?“, seufzte er theatralisch, dennoch merklich erpicht ihr sein Wissen angedeihen zu lassen. „Toyota. Autos. Diese Gefährte mit denen ihr Frauen nicht klar kommt und die New York mit ihren Abgasen verpesten. Die Uchihas hatten siebzig Prozent der Toyota-Aktien in ihrer Hand und viele arbeiteten in den höheren Positionen. Eben Vetternwirtschaft. Als Itachi dann abzog und die ganzen Firmengeheimnisse bei General Motors ausplauderte, verloren die Toyota-Aktien rapide an Wert. Da verliefen Milliarden Dollar im Sand, meine Liebe, Milliarden! Die Uchihas sind zwar bei weitem nicht verarmt, aber, wie du weißt, die reichsten sind auch immer die geizigsten. Zwar ist der Marktwert der Aktien wieder gestiegen, aber der Skandal… tja, blieb auf ewig eingebrannt in den Köpfen aller.“ Sai nickte mit Nachdruck und machte ein betrübtes Gesicht, dass Lee perfekt kopierte. „Wie schon gesagt, dann gingen die beiden Uchiha Senior hops und Gevatter Tod machte auch vor anderen entfernteren Mitgliedern nicht halt. Es gibt noch ein paar entfernte lebende Verwandte, aber alles in allem blieb das gehortete familiäre Vermögen an Sasuke hängen.“ Sakura versuchte angesichts der Fülle an Information, die sie nun den ganzen lieben Tag lang schon präsentiert bekam, eine neuerliche Gesichtsentgleisung zu unterdrücken. Hoffentlich, hoffentlich war das nun der Höhepunkt der Uchiha’schen Familienchronik. Steinreich war er, dieser menschgewordene Eisklotz. Und dann trotzdem dieser miesgelaunte Gesichtsausdruck, die Aura der Überheblichkeit, die ihn umwabberte, wie der allmorgendliche Dunst auf dem Hudson River… „Schreckliche Sache!“, verkündete Lee seufzend und ergriff die Chance Sakuras Blick auf sich zu lenken in dem er die weiteren Geschehnisse darlegte: „Als die Eltern verstorben sind – glaube es war ein Bootsunfall – war der Streit wegen dem Überlauf von Sasukes Bruder immer noch in Gange. Es war während Sasukes Studium und er musste mitten im vierten Semester von Amerika nach Japan fliegen, weil sein älterer Bruder sich weigerte nur einen Finger für die Beerdigung seine Eltern krumm zu machen.“ Das konnte wohl ein Grund für die Emotionsarmut des Schwerreichen sein. Wenn das Schicksal einen so hart traf und man dann noch vom letzten einigermaßen vertrauten Menschen so enttäuscht würde, ja, da könnte man wohl so eine gefühlskalte Ruine werden. „Und hatte er dann nochmal Kontakt zu seinem Bruder?“ Sie versuchte nicht zu neugierig zu wirken, auch wenn sie sich innerlich eingestehen musste, dass sie durchaus an ein wenig Klatsch interessiert war. Lee überlegte kurz. „Keine Ahnung. Soweit ich weiß nicht. Sasuke sah es als Sieg an, dass Toyota die größten Umsätze in der weltweiten Automobilbranche machte und ansonsten zieht er sich sowieso gänzlich aus dem Trubel raus. Und dann ist Itachi ja bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Das Geld hat Sasuke dann auch noch bekommen. Damit muss er wohl zufrieden gewesen sein.“ Auf einmal war er vor ihnen aus dem Boden gewachsen – in einem schwarzen Designeranzug, der ihm ein wenig Ähnlichkeit mit Christian Bale als Bruce Wayne alias Batman im selbigen Film verlieh – und sah sie mit einer überraschend verwirrten Miene an, als sie ihn selbstbewusst angrinste und „Das nennt man wohl Schicksal.“, sagte. Sakura betrachtete ihn nun eindringlich und auf irgend eine Weise sah sie nun den angespannten Zug um seinen Mund, der Unmut, Angespanntheit und Argwohn bedeutete – aber das waren nur oberflächliche Gefühlsäußerungen, quasi Symptome einer Krankheit, in diesem Falle wohl maßlose Enttäuschung und seelische Narben. „Was tun Sie denn hier?“ Uchihas Irritation machte einem misstrauischen Stirnrunzeln Platz, während seine Augen sie von oben bis unten musterten. „Sasuke!“, tönte Sai und löste seinen Arm um Sakuras Hüfte um Sasukes Hand zu packen und kräftig zu schütteln. „Schön, dass man dich auch mal zu Gesicht bekommt.“ Der Angesprochene sah Sai mit leicht hochgezogenen Augenbrauen an, bevor er halbherzig in Sakuras Richtung nickte, damit er die Frage nach ihrem Erscheinen klärte. „Dachte, das ist doch ein richtig guter Anlass das Geschäft auf angemessene Weise zu begießen.“ Sai entblößte seine makellosen Zähne mit einem breiten Grinsen. „Hast wirklich das perfekte Objekt für uns gefunden. Was springt denn für dich dabei raus?“ „Ich möchte mich ins San Remo einkaufen. Die Frau des Eigentümervorstands ist Kunstliebhaberin und das Unterstützen einer Galerie verschafft mir bessere Chancen.“, erklärte Sasuke beiläufig. Erneut musste Sakura sich zusammenreißen um zu verhindern, dass man ihr ansah, was sie dachte. The San Remo war das wohl teuerste Appartementhaus in Manhattan, direkt gelegen am Central Park. Als sie noch ein Teenager gewesen war, hatte sie sich immer mit ihrer Freundin Ino dort herumgetrieben, weil sie lächerlicherweise gehofft hatten, eines Tages möge ein süßer Junge eines der enormen Gebäude verlassen und sich Hals über Kopf in sie verlieben. Auch Sai wirkte überrascht. „Oh Mann, deine Probleme will ich haben.“ „Kannst du haben!“, johlte ein blonder Mann, der plötzlich hinter Uchihas Rücken leicht wankend auftauchte, seinen Arm um dessen Schultern legte und Sai einen überaus männlichen Handschlag gab. „Er will ja Karin nicht mehr!“ Dabei zwinkerte er vielsagend; dann hickste er erst hörbar bis ihm ein leiser Rülpser entwich. „‘Tschuldigung!“ Auf einmal bemerkte er, dass Sakura anwesend war. „Hey, Naruto Uzumaki.“, lallte er gutgelaunt. „Gehörst du zu Sai oder Sasuke?“ „Sie gehört zu Sai.“, antwortete Sasuke an Sakuras Stelle, stieß den Blonden etwas zur Seite und warf ihm einen genervten Blick zu. „Hast du Hinata nicht gefunden?“ „Hä?“ „Vor ein paar Minuten hast du sie doch noch gesucht.“ Ein resignierender Seufzer. „Bevor du mit Kiba angestoßen hast.“ Narutos Gesicht wandelte sich von Verwirrung in Erkenntnis. „Stimmt.“ Er wand sich ab und verschwand in der Menschenmenge. „Hinata! HINATA!“ Wahrscheinlich würde der Abend bis auf weiteres so verlaufen, wie er angefangen hatte. Naruto würde proportional zur Häufigkeit seines plötzlichen Erscheinens an seiner Seite mehr Schwanken. Das einzige Mittel dieser Nerv tötenden Angewohnheit zu entgehen, war sich selbst durch Alkoholkonsum so zu betäuben, dass es einem nicht mehr auffiel. Nachdem Narutos schwankende Gestalt außer Sichtweite war, fing Sasuke ernsthaft an, darüber nachzudenken es ihm gleich zu tun. Immerhin war da ja noch das Karin-Problem. Er bezweifelte stark, dass er den Abend ohne Alkohol überleben würde können, angesichts dem bevorstehenden broadwayreifen Theaters mit Hauptdarstellerin Karin und der allgegenwärtigen Versuchung von Sakura Harunos verboten eng anliegenden Kleides. „Wollen wir dann?“, fragte Sai rhetorisch, als er einen der umher flitzenden Kellner anhielt und erst ein Champagnerglas an Sakura weiterreichte, bevor er ihm eines in die Hand drückte. „Besten Dank, Sasuke, dass du uns deine Fähigkeiten als Anwalt und Hobbyimmobilienmakler quasi umsonst zur Verfügung stellst. Und dass du uns zugesichert hast die hoffentlich zahlreichen Kaufverträge mit deinen Argusaugen zu kontrollieren. Wie der heilige Samariter der Kunst.“ Sai lachte amüsiert. Sakura nickte ihm kurz mit einem verhaltenen, aber dankbaren Lächeln zu, da mittlerweile die Musik weitere Dezibel aufgedreht worden war und sich nicht jeder traute wie Sai rumzubrüllen. Sasuke kommentierte die kleine Lobeshymne mit einem nicht vollkommen gleichgültigen Brummen und hob vage sein Glas. „Kanpai!“ Keine fünf Minuten später war Sai mit Sakura verschwunden, da er sie überall rumreichte, sich selbst jedem noch so entfernten Bekannten vorstellte und die baldig zu eröffnende Galerie bewarb. Natürlich, Sai würde niemals eine Gelegenheit, und dies war eine ausgezeichnete, auslassen, Werbung für sich zu machen. In Japan war er schon extrem erfolgreich und auch in verschiedenen europäischen Großstädten war er mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund. Nur noch die Vereinigten Staaten, mit Stützpunkt New York, und eventuell Argentinien und Brasilien fehlten ihm, damit er zufrieden mit seiner Ruhmestour der absonderlichen Kunst war. Generell hatte er nicht besonders viel für Kunst übrig, zu mindestens nicht für abstrakte. Im MoMA hing eine quadratische Leinwand, die mit weißer Farbe bekleistert worden war und auf der ein Scherzkeks mit Bleistift eine winzig kleine, nahe zu mikrobische Kritzelei angebracht hatte. Das Gesamtwerk hatte wurde nun „Der rote Vogel“ genannt. Aber wahrscheinlich lag es ja an seinen begrenzten Anschauungen, in Wahrheit war „Der rote Vogel“ das, was der Betrachter nach langer Reflexion seines eigenen Ichs in Betrachtung der psychedelischen Anmut der Bleistiftkritzelei empfand, daher eine Blaupause des seelischen Überichs in einer vom Es geschaffenen unterbewussten Landschaftsrealität… - ach scheiß drauf. Es war Müll. Immerhin gehörten ihm noch echte Kunstwerke, auf der zu erkennen war, was da dargestellt wurde. Natürlich würde Sakura Haruno ihm wiedersprechen. Insgeheim fragte er sich sogar, was sie zu seinen Gedanken sagen würde und ob sie einen Weg finden könnte, ihn zu bekehren. Wie viele Orte in New York, waren Vernissagen vor allen anderen die Orte, an der man neue Bekanntschaften schloss. Gerade deswegen machte er um solche immer einen riesen Bogen. Wenn das nun ein Fehler gewesen war? Wäre er dieser Frau, die er beunruhigend anziehend fand und die ihm mehr Rätsel auf gab als eine Sphinx schon eher begegnet? Und wäre er dann Karin schon seit Jahren los geworden? Und wo er schon an Karin dachte, warum stand die rothaarige Harpyie dann auf einmal mit suchendem Blick an der Bar? Unauffällig machte sich Sasuke auf den Rückzug und endete am DJ-Pult. Kiba schien sich köstlich zu amüsieren, nun auch mit Alkohol, während Konohamaru, ein Freund Narutos selbigen mit seltsamen Grölen, dass ihn vage an einen Hirsch auf der Brunft, dem er mal in Whistler, Kanada, begegnet war, erinnerte zum Wettsaufen animierte. Das war es also, das berüchtigte Bermudadreieck des Grauens in dessen drei gierigen Mäulern all der hochprozentige Alkohol verschwand. Ernüchtert stelle Sasuke fest, dass Naruto sich nicht nur bereits an dem teuren Single Malt vergriffen hatte, sondern auch seine Suche nach Hinata vergessen hatte. Zwar missfiel ihm diese Banausenart, mit der Kiba den Malt mit Energy Drinks mischte, aber was tat er nicht alles um den Abend zu überstehen – oder wenigstens zu vergessen? Einige Zeit und etliche Drinks später, fühlte Sasuke sich extrem verklebt. Naruto hatte, nach dem er aus einer einstündigen alkoholbedingten Lethargie erwacht war, seine Lebensgeister wieder gefunden und war wild herum gestolpert, was zur Ursache hatte, dass sich Kibas neuster alkoholischer Meisterstreich, eine Mischung aus Tequila, Wodka, Grenadine, Himbeersirup und Batida de Coco auf sein Hemd ergossen hatte. Er sah sein Spiegelbild, dessen schwarzes Haar an den Schläfen vom Schweiß anklebten und auf dessen Brust ein ziemlich großer Fleck zu sehen. Resigniert legte Sasuke auf dem Männerklo des Waldorf-Astoria einen spontanen Striptease hin, weichte das Hemd unbeholfen ein, wusch die größten Flecken heraus und hielt das Hemd gut fünfzehn Minuten unter die heiße Luft des Trockners, während er abwechselnd an seinem Gin Tonic nippte und sein gut definiertes Six-Pack bewunderte. Gerade war er im Begriff den letzen Knopf seines wieder einigermaßen vorzeigbaren Hemdes zu schließen, als die Tür aufgerissen wurde und sein ruhiges Domizil durch Karins Auftritt gestört wurde. Tadaaa! Furie – Klappe, die Erste! „Da bist du endlich!“, sie sah ihn anschuldigend an. „Ich habe dich schon die ganze Zeit gesucht. Naruto hat gesagt, dass du auf die Toilette bist und ich habe draußen auf dich gewartet, aber du bist ja nicht rausgekommen, also dachte ich, dass du hier eine flach legst, weswegen ich reingekommen bin. Was hast du hier gemacht?“ „Hemd.“ Er zupfte an besagtem und legte die Stirn in Falten. Sie redete so schnell und mit dieser seltsam nervenden Stimme. Vielleicht lag es an dem Alkoholpegel in seinem Blut, aber war sie schlagartig noch nerviger geworden als am gestrigen Morgen? Karin trug ein cremefarbenes Cocktailkleid, das mit einer großen Blumenapplikation geschmückt war und ihre Brüste ziemlich vorteilhaft quetschte. „Oh. Okay, ich verstehe. Und was sagst du zu der Frage?“ Sie sah ihn mit ihren dunkel getuschten Augen an und stellte das Martiniglas auf die Ablagefläche. Sasuke nippte an seinem Getränk. Dann stürzte er den Rest hinunter und sagte: „Nein.“ „Wie nein?“, sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, was ihm signalisierte, dass sie in keinster Weise nüchterner als er selbst sein konnte und obendrein von Natur aus schwer von Begriff. „Nein. Non. Niet. Neen. Lä. Não. Nej. No. Als Zugabe auf Französisch, Russisch, Holländisch, Arabisch, Portugiesisch, Schwedisch und Italienisch, wahlweise Spanisch.“ Er unterdrückte einen kleinen Rülpser. „Hast du es jetzt verstanden?“ Sie hatte es natürlich nicht verstanden. Frauen besaßen wohl eine genetische Mutation, die ihnen unmöglich machte ein Nein aus dem Mund eines Mannes zu akzeptieren. Nur mit Mühe und Not und mit der hochprozentigen Hilfe, die seinen Blutkreislauf besetzte, konnte er Karins Flüche und Beschimpfungen ausblenden. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es halb Fünf war und der Anblick der Partygäste signalisierte ihm, dass es Zeit war zu gehen. Es gab da diese ungeschriebene New Yorker Regel, dass, wer nach drei Uhr noch keinen potentiellen Partner zum Sex hatte, den Abend sowieso vergessen konnte und dass, wer dann noch auf der Tanzfläche herum torkelte und versuchte Frauen aufzureißen, so wie Rock Lee es gerade tat, auf ewig dazu verdammt werde single zu sein. Alle Versuche Karin zu entwischen schienen zwecklos und seine einsilbigen Antworten auf ihre ellenlangen Sätze befriedigten sie auch nicht zur Genüge. Sie folgte ihm zur Garderobe, wo er seinen Mantel entgegen nahm. Dann klebte sie an ihm, während er die Eingangshalle durchquerte. Irgendwo, auf dem Gehweg auf der East 50th Street Ecke Madison Avenue, beschloss Sasuke, auf den der Alkohol seine betäubende Wirkung an der frischen Luft schnell verloren hatte, dass Karins Gezeter wohl oder übel Teil dieser Dimension war. „Warum willst du es nicht akzeptieren? Ich hab’s dir doch schon am Telefon gesagt, dass Schluss mit dem Theater ist.“ „Theater? So nennst du das? Du bist so undankbar und selbst gefällig und einfach so egoistisch und arrogant! Wie kannst du einfach so alles beenden und mich sitzen lassen? Hast du denn keinen einzigen Funken Moral in dir?“ „Oh Gott! Das hätte ich wissen müssen. Moral!“ Sasuke verdreht die Augen und hob die Hand in einer theatralischen Geste vor seinen Kopf. „Du kommst doch nur mit der Scheiße an, weil dir einfach sonst nicht mehr dazu einfällt. Und du bist wohl die letzte die mir was von Moral erzählen könnte. Immerhin wäre mein ach so unmoralisches Verhalten ohne dich nicht möglich gewesen.“ „Ach ja? Nicht möglich? Dann hättest du halt eine andere besprungen!“, fauchte Karin und funkelte ihn erzürnt an. Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Selbst wenn, das ändert nichts daran, dass du deine Beine breit gemacht hast und dass weder ich noch sonst jemand dir irgendwann mehr zugesagt hat als das, was du bekommen hast.“ „Was ich bekommen habe? Du meinst die Handtaschen oder die Kleider oder einen Orgasmus, wenn du gerade Zeit und Lust hast? Verdammt, natürlich wollte ich mehr von dir, sonst hätt‘ ich das doch längst nicht so ewig mitgespielt.“ Ihre Stimme fing an einen weinerlichen Unterton zu entwickeln, was Sasuke als ungemein Nerv tötend empfand: „Und wenn schon. Es ist eh alles vorbei und du musst doch in den acht Jahren drauf gekommen sein, dass es mir ziemlich am Arsch vorbei geht, was deine Pläne angeht.“ „Ich dachte, ich könnte dich ändern!“ Achtung, Heulerei geht gleich los! „Dann hör auf mit Denken, darin bist du verdammt schlecht.“ Er betete, dass sie endlich aufhörte und abzog. „Arschloch.“ Die ersten Tränen bahnten sich den Weg ihre Wangen herunter, während sie anscheinend verzweifelt versuchte, sich zusammen zu reißen. Auch das noch… Er seufzte innerlich auf. „Ich besorg dir ein Taxi.“ „NEIN!“ Karin explodierte. „NEIN! Nein, nein, nein. Du Arschloch. Du Schwein!“ Ihre Stimme heulte wie eine Sirene zwischen der Hochhausschlucht, während sie wie eine Verrückte auf Sasukes Brust einhämmerte, ihm ein paar Ohrfeigen und ziemlich schwächliche Hiebe verpasste. „Sei still. Halt deine Klappe.“, zischte Sasuke und versuchte dabei ihre Hände zufassen zu bekommen. Diese Versuche machten die Situation nur noch schlimmer. Karin heulte auf wie eine getretene Katze und fuhr ihre Krallen erst richtig aus – Und das nicht nur metaphorisch!, dachte Sasuke, als sie ihn mit ihren Fingernägeln auf der linken Wange erwischte. Während Karin weiter ohne Unterlass und offenbar ohne nennenswerte Vernunft auf ihn einprügelte und ihre Krallen nach ihm hieb, dabei wie eine Amazone heulte, hielt ein Streifenwagen des New York Police Departments zweihundert Meter entfernt am Straßenrand. „Ist nicht wahr. Beruhig dich doch, verdammt nochmal.“, zischte Sasuke alarmiert. Das Szenario, dass sie zweifellos boten, konnte zweideutiger nicht sein. Er beobachtete die beiden Polizisten, die langsam aus dem Wagen stiegen. Einer der beiden rief: „Was ist da los, Mister?“ Kurz entschlossen packte er Karin fest am Oberarm und hielt ihr mit der anderen Hand den Mund zu. Plötzlich legte sich eine Hand auf seinen Arm. „Lassen Sie sie lieber los! Sie wissen gar nicht, wie das aussieht!“ Er blickte in Sakura Harunos grüne Augen. Sie wirkte beunruhigt. Die Rothaarige stieß einen erstickten Schrei aus, woraufhin er sie reflexartig los ließ. Karin taumelte leicht und starrte Sakura an, dann fiel sie wie ein Häufchen Elend schluchzend zusammen. Wieder rief der Polizist: „Bitte entfernen sie sich fünf Meter von den Frauen, heben sie die Hände so, dass wir sie sehen können!“ „Sie spinnen -!“, knurrte Sasuke argwöhnisch, doch Sakura Haruno stieß ihn in die Seite und flüsterte atemlos: „Machen Sie schon!“ Also hob er die Hände leicht seitlich und trat langsam auf die Polizisten zu. „Ihren Ausweis bitte. Und was ist hier vorgefallen?“ Der korpulentere der beiden Polizisten trat nach vorne, während der zweite sich neben Karin und Sakura positionierte, offensichtlich um die beiden Frauen vor weitere Übergriffe des perversen Schufts zu schützen. Während Sasuke innerlich eine Hasstirade über Karin abspulte, riss er sich zusammen und sah den Polizisten, den er spontan Dickerchen taufte, misstrauisch an. „Kleine Auseinandersetzung mit der Dame hier.“ Er kramte seinen Geldbeutel heraus und überreichte Dickerchen seinen Ausweis. „Aus welchem Grund?“, harkte Dickerchen ebenso misstrauisch nach, während er das Ausweisbild mit ihm verglich. „Warum haben sie ihr den Mund zugehalten, Mister Uchiha?“ Sasuke sah ihn mit genervt zusammengezogenen Augenbrauen an. „Es gab eine Art Beziehung, die beendet wurde. Nicht mit ihrem Einverständnis, weswegen sie sich unverhältnismäßig laut beschwert hat.“ „Kann das bezeugt werden?“ Der andere Polizist, den Sasuke als Schnurrbart abspeicherte, sah Sakura fragend an, da Karin, die immer noch hemmungslos schluchzte und wimmerte nicht unbedingt zurechnungsfähig erschien. Zu Sasukes Erstaunen nickte Sakura Haruno und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. „Sasuke Uchiha war wie Karin Wilson und ich auf einer Feier im Waldorf-Astoria. Ich habe die Party verlassen um ein Taxi zu finden um nach Hause zu fahren. Und da bin ich auf die beiden gestoßen. Am Anfang haben sie sich nur gestritten, wegen dem Ende der Beziehung. Aber dann wurde Miss Wilson immer lauter. Sie kennen ja uns Frauen, wir sind ziemlich stur.“ Sakura brachte ein Lächeln zu Stande und sah die beiden Polizisten beschwichtigend an. „Wie lange kennen sie Mister Uchiha schon?“, Schnurrbart sah sie mürrisch an. Immer noch lächelte Sakura höflich. „Seit heute.“ „Nun gut.“, mischte sich Dickerchen wieder ein. „Vielleicht sollten wir Miss Wilson ein Taxi besorgen, sobald sie sich beruhigt hat. Und dann sollte sie uns sagen, ob sie Anzeige erstatten will.“ „Bitte was? Anzeige?“, echote Sasuke, schnaubte verächtlich und ballte erzürnt seine Fäuste. „Es ist äußerst offensichtlich, dass sie alle drei alkoholisiert sind, wenn auch zu unterschiedlichem Maße. Dennoch muss auch sie den Tatvorgang bestätigen.“ Schnurrbart sah Sasuke angewidert an. „Scheiße, welcher Tatvorgang? Sie haben doch gehört, dass es keine Tat gab. Und was soll der ganze Mist eigentlich?“ Ruckartig hob Sasuke seine Hand um eine wegwerfende Geste zu vollführen. Dickerchen interpretierte das natürlich sofort anders und packte Sasukes Arm. „Lassen sie ihre Hände da weg, sie Amateur!“, zischte Sasuke und wand seinen Arm aus dem Schraubstockgriff des Gesetzeshüters. „Gut. Dann bleibt mir nichts anderes übrig.“ Der Polizist sah ihn mit einem Ausdruck der Genugtuung an. „Sie kommen mit, wir werden das auf dem Revier klären.“ Sein Kollege hatte schon die Handschellen parat. „Das ist wohl ein Witz. Ist das denn überhaupt legal?“ Entgeistert sah Sasuke die beiden Männer an, während Karin sich anschickte endlich mit der Heulerei aufzuhören. „W-was? Aus welchem Grund?“ „Miss Wilson? Sind sie in Ordnung? Stimmen sie der Darstellung der Geschehnisse zu?“ Schnurrbart sah Karin forschend an. Die Rothaarige schluckte. „Ja. Eigentlich schon.“ Ihre Augen wanderten zu Sasuke, der sie anfunkelte. Dickerchen schüttelte den Kopf. „Lady, das tut jetzt sowieso nichts mehr zur Sache.“ An Sasuke gewandt, sich räuspernd, verkündete er: „Sie kommen mit auf das Revier wegen Beleidigung. Da sie alkoholisiert sind, werden wir sie, soweit sie niemand gegen Gebühr auslöst, in eine unserer luxuriösen Suiten einquartieren.“ Karin, die auf Grund ihrer wankelmütigen Natur und der Wendung der Geschehnisse schnell wieder ihre Fassung erlangt hatte, wischte sich die Augen mit einem Taschentuch und sah Sasuke geradeheraus zufrieden lächelnd an. „Tja. Gute Nacht, Sasuke.“ Sie winkte ihm zum Abschied und verschwand um die Straßenecke um ein Taxi zu bekommen. Sasuke hatte Mühe sich zusammen zu reißen und kochte innerlich. Ihm lagen einige unschöne Bemerkungen bezüglich Schlampen und Beamtenwillkür auf der Zunge. Schnurrbart trat an ihn mit den Handschellen heran. „Lächerlich.“, schnaubte Sasuke. „Ich komm ja schon mit.“ Sakura Haruno, die alles mit verfolgt hatte, trat nach vorne und adressierte Schnurrbart, während sie Sasuke, der sich seinem Schicksal fast schon ergeben hatte, ansah. „Ich würde ihn gerne auslösen.“ Überrascht hob dieser den Kopf, musterte sie ein gehend und sagte schließlich: „In Ordnung.“ Himmel, sie musste sich doch verhört haben. Hatte er ihr gerade erlaubt ihm zu helfen? Er sollte sich doch wohl lieber tausendmal bedanken, dass es auf der ganzen Welt überhaupt noch eine Frau gab, die bereit war ihm Beistand zu leisten. Irgendwie war das Mitleid, dass sie angesichts der hollywoodreifen Tragik seiner Familienchronik für ihn aufbrachte verpufft und zurück blieb nur der Gedanke, dass es zwar schwere Schicksale gab, aber das diese am Ende nicht unbedingt einen netteren, dankbareren, sich seiner Mitmenschen eher bewussten Mann aus Sasuke Uchiha machten. Sein ziemlich mürrischer, arroganter Charakter war resistent gegen jedwede familiäre Fügung. Es war sehr beunruhigend, dass sie ihm dennoch geholfen hatte, was ihr nur mehr ins Bewusstsein rief, wie unbeschreiblich gut er aussah und wie oberflächlich sie tatsächlich war. Die Fehler anderer lassen einen die eigenen Fehler erkennen… „Kann ich mit Ihnen fahren?“, fragte sie den Polizisten mit dem Schnurrbart. „Wie?“ Er sah sie äußerst überrascht an. Offensichtlich hielt er sie für absolut unsolidarisch mit ihren Geschlechtsgenossinnen. „Nein, das ist nicht möglich. Nehmen sie ein Taxi. Achtzehntes Revier, 306 West 54th Street.“ Während also Uchiha im warmen Polizeiauto gen Westen fuhr, blieb sie frierend und nach einem Taxi suchend zurück. Zwar hatte sie mit dem Gedanken gespielt, einfach zu ihrer Wohnung zu fahren, aber sie brachte es nicht über sich. Noch war sie nicht so schlimm wie Uchiha. Zehn Minuten später betrat sie die Polizeidienststelle, ziemlich fehl am Platz mit ihrer Abendrobe, und suchte nach dem zuständigen Beamten um Uchihas Knackarsch zu retten. Unterwegs hatte sie am Automaten gehalten und 2 500 $ bar, das oberste Limit ihrer Kreditkarte abgehoben – was bedeutete, dass mickrige 273,04 $ auf dem Konto verblieben waren, mit denen sie die nächste Miete für das Appartement nicht an nährend bezahlen konnte. Aber natürlich musste sie sich keine Sorgen darum machen, dass Geld wieder zurück zu bekommen, sie war sich ziemlich sicher, dass Uchiha Geld auch einfach als Grillanzünder verwenden konnte oder es wirklich tat. Jemanden Auszulösen entpuppte sich als ziemlich kompliziertes und ermüdendes Dokumentenwirrwarr und die beleibte Afroamerikanische Polizistin, die sie übellaunig anstarrte, während sie Unterschriften en masse setze, machte die Situation, die beleuchtet vom unangenehmen Licht der Neonröhren wirkte, wie aus einer billigen Filmproduktion geklaut, auch nicht sehr viel besser. Eine halbe Stunde später wurde ihr Uchiha in aller Formalität überreicht. Dieser machte der Polizistin in Sachen Übellaunigkeit ernsthafte Konkurrenz. Erst als sie auf die Straße traten, wirkte er etwas weniger mürrisch. „Ich gebe Ihnen das Geld sofort zurück. Hier in der Nähe ist ein Bankautomat.“ Er wollte gerade ein Taxi heran winken, als sie dazwischen fuhr: „Falls Sie kein Geld haben, ich habe wegen Ihnen auch keins mehr.“ „Dann laufen wir eben.“, sagte er, schob seine Hand in den Anzug und brachte eine Zigarre samt Feuerzeug zu Tage, steckte sich erstere in den Mund und zündete sie mit letzerem an. Nach einigen Metern schweigenden Marsches, eingehüllt in den unangenehmen Rauch der teuer aussehenden Zigarre und peinlicher Betroffenheit, sah sie Uchiha plötzlich eindringlich an. „Es tut mir Leid. Ich bin wirklich ein Arschloch.“ Sie wedelte mit der Hand um den Rauch los zu werden. „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung, wissen Sie.“ „Na dann. Danke.“, er kratze sich am Kopf und sah sie nachdenklich an. „Sie, also wenn Sie wollen… duzen wir uns?“ „Ja. Gerne, wenn du willst.“ Das Grinsen, dass sich jetzt auf ihrem Gesicht breit machte, konnte sie nicht aufhalten. Er erwiderte es halbherzig. „Sie – Du! – siehst toll aus in dem Kleid.“ „Danke.“ „Bitte.“ „Okay.“ „Tja.“ Es war beeindruckend wie wenig sie sich zu sagen hatten, nach dem gemeinsamen Erlebnis, das sie hatten. Immerhin hatte er ihr ein Kompliment gemacht, ob ernst gemeint oder nicht war ihr egal. „Der Abend war eigentlich ziemlich lustig.“, sagte sie also, um nicht ganz einsilbig zu bleiben und die Gefahr eines neuerlichen peinlichen Schweigens zu minimieren. Er schien etwas Ähnliches wie Lachen zu tun. Eine Art sehr männliches Prusten. „Nur wenn man das Ende außen vorlässt.“ „Das Ende ist eigentlich gut ausgegangen. Immerhin darfst du die Luft der Freiheit atmen.“, sagte Sakura mit einem kritischen Blick auf die Zigarre, an der er immer noch qualmte. Er bemerkte ihren Blick, sagte: „Ist wirklich ein ungesundes Laster.“, und warf die Zigarre im Handumdrehen in den nächstbesten Gully. Das war allerdings etwas, was sie überraschte. Diese seltsame amüsante Fähigkeit, Dinge mit so plötzlicher Willkür ohne ein Zucken der Augenbrauen zu machen. Er war wie das Kaleidoskop, das sie als Kind besessen hatte: Man sah hindurch und erblickte ein Muster und dann reichte nur eine winzig kleine Erschütterung oder ein bewusstes Drehen und man bekam eine ganz andere unerwartete Ansicht. „Du bist seltsam.“, sagte sie, während sie sich wunderte, dass sie auf einmal so offen ihm gegenüber war. Vielleicht lag es vor allem an dem Duzen, da durch die verschwundene Förmlichkeit einer seiner größten und wirksamsten Schutzmechanismen verloren gegangen war. Und daran, dass er die Zigarre weggeworfen hatte, was zeigte, dass er durchaus dazu in der Lage war, auf andere einzugehen. „Ich bin nicht seltsam. Ich bin nur gerne für mich.“, berichtigte er sie. Wo auch immer für ihn da der unterschied lag. Sie sah da eigentlich keinen. „Der Mensch ist ein Rudeltier. Wir brauchen doch Gesellschaft und jemanden zum Unterhalten.“, entgegnete Sakura, auch wenn sie sich sicher war, dass er seine Meinung sowieso niemals ändern würde. „Menschen leben im Rudel, wenn es ihnen Vorteile bringt. Und mir ist es von Vorteil, wenn ich ganz für mich bin.“ Oh Gott. Ein harter Brocken war er, auch wenn er es Zugab. Das bedeutete nur, dass er um so mehr davon überzeugt sein musste. „Dann wirst du vielleicht einer dieser Fälle, von denen man in der Zeitung liest! Du weißt schon. Zweiundachtzigjähriger lag drei Wochen tot in der Wohnung. Gesicht von seiner Katze weggefressen.“ „So ein Müll. Ich hab doch keine Katze.“ Zwanzig Minuten später, nach dem sie wieder schwiegen, dafür aber in einem schläfrigen Einverständnis, das frei von jeglicher Peinlichkeit war, durchbrach Uchiha die Stille, als er kerzengerade stehen blieb. „Der Automat. Wir sind längst vorbei.“ Er wirkte ehrlich bestürzt. „Oh!“, sagte Sakura nur rege interessiert. „Und wo sind wir jetzt?“ Er deutete auf einen hell erleuchteten Eingang zu einem Hochhaus mit Appartements. „Bei mir.“ „Ah.“ Sie musterte immer noch schläfrig den Türsteher, der dort stramm stand und die elegante Eingangstür bewachte. „Und jetzt?“ „Ich geb dir das Geld. Kommst du mit hoch?“ Wahrscheinlich war nicht mal ihm selbst klar, wie sich seine Frage anhörte, und auch Sakura entging die unglückliche Formulierung, da ihr Dämmerzustand das Erkennen von Zweideutigkeiten nicht zu ließ. Deswegen stand sie schließlich neben Uchiha im Aufzug und fragte sich ob es an der Länge der Aufzugfahrt oder ihrem Alkoholkonsum lag, dass ihr etwas flau im Magen wurde. Erst als sich die Aufzugtür mit einem leisen Surren öffnete, sickerte zu ihr durch wo sie sich befand. Das Penthouse war atemberaubend und vom riesigen Wohnzimmeraus konnte Uchiha die ganze beleuchtete Skyline Manhattans bewundern. Er jedoch kramte träge in einer Schublade, bis er schließlich einen Packen Scheine in der Hand hielt. „Hab nur Fünfziger. Geht doch klar?“ Sie lag ausgestreckt auf der riesigen Couch und konnte sich kaum rühren vor Müdigkeit, von Antworten kaum zu denken. Während sie merkte, wie sie langsam weg nickte, spürte sie, wie die Couch unter dem Gewicht eines zweiten Körpers leicht nachgab. Sie hob kurz den Kopf an und ihr müder Blick traf den Uchihas, der ebenso niedergestreckt da lag. Mit einer Gleichgültigkeit, die nur durch äußerste Erschöpfung entstehen konnte, legte sie ihren Kopf wieder auf das weiche Leder und war sehr nahe daran durch die dünne Schicht der Schläfrigkeit ins Land des Tiefschlafes zu sickern, als sie spürte, wie Uchihas warme Hand sich auf die ihre legte. Wahrscheinlich war es unmöglich solch ein Maß an Intimität zu erleben, wenn man Sex hatte. Sex lenkte einen von diesem seltsamen Zustand des gegenseitigen Einverständnisses und der gegenseitigen Akzeptanz ab und hob körperliche Befriedigung hervor. Das Nebeneinanderliegen, seine Hand auf ihrer ruhend, und einfach einzuschlafen, während die Lichter der Nacht ihrem gleißenden Farbenspiel frönten und sich ihre beider Pulsschläge synchronisierten… Sakura war sich ziemlich sicher, dass ihr so etwas banales und zur selben Zeit so unglaubliches nie mehr widerfahren würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)