Wo die Liebe hinfällt von Calafinwe (Rufus & Tifa) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Edge: Eineinhalb Jahre sind vergangen, seit den Ereignissen mit Kadaj und seiner Gang. Das Leben verlief wieder friedlich in Edge, der Stadt, die am Rande der Ruinen von Midgar erbaut wurde. Die Bewohner hatten es geschafft, auch ohne die von ShinRa Inc. produzierte Mako-Energie zu leben. Zwischenzeitlich gab es in Edge Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser, Einrichtungen, die es einige Jahre zuvor nur für die Stadt-Bewohner auf der oberen Plattform Midgars gegeben hatte. Die Menschen in den Slums mussten ihren Kindern damals selbst das Nötigste beibringen. In einem nahe am Zentrum Edges gelegenen Stadtteil befand sich die Bar ‚Siebter Himmel‘. Tifa Lockheart, die Barbesitzerin, war eine aufgeklärte junge Frau mit viel Scharfsinn für die Gefühle anderer. Die Menschen kamen gerne zu Tifa, um bei ihr den Arbeitstag ausklingen zu lassen und mit der jungen Barbesitzerin über Gott und die Welt zu reden. Tifa hatte stets für jeden ein offenes Ohr. Über der Bar hatte Tifa ihre Wohnung und bei ihr wohnten zwei Kinder, Denzel und Marlene. Denzel war elf Jahre alt und Marlene war sieben Jahre und beide besuchten eine Schule in der Nähe, von der sie erst am Nachmittag heim kamen. Nach der Schule half Tifa den Kindern oft bei ihren Hausaufgaben, Denzel und Marlene halfen ihrerseits dann Tifa in der Bar, wenn mal wieder viel Betrieb war. Ein Zimmer von Tifas Wohnung beherbergte ein Büro mit Bett. Dieses stellte sie Cloud Strife zur Verfügung, der dort die Zentrale seines Lieferservices hatte. Cloud war allerdings durch seine Arbeit selten daheim, wodurch es schien, dass Tifa mit den beiden Kindern zusammen alleine wohnen würde. Healin: Der ehemalige Präsident der ShinRa Inc., Rufus Shinra, lebte seit seiner Heilung von Geostigma, dem Sternnarbensyndrom, zurückgezogen in Healin. Seit er seine Krankheit überwunden hatte, machte er täglich Gehübungen an Krücken, um wieder richtig laufen zu lernen und nicht mehr an den Rollstuhl gefesselt zu sein. Seine vier Mitarbeiter, Elena, Reno, Rude und Tseng kümmerten sich tagtäglich um Rufus oder erledigten anderweitig Aufgaben, die Rufus ihnen stellte. Nachts blieben immer zwei von den Turks bei Rufus, sollte er einmal alleine nicht weiterkommen. Bei dieser Aufgabe wechselten sich die vier Geheimagenten alle zwei Wochen ab. Kapitel 1: Einladung -------------------- Healin, etwa 20.00 Uhr: Es war ein anstrengender Tag gewesen für Reno und Rude. Im Moment befanden sich die beiden noch im Büro ihres Chefs in Healin, um mit ihm den nächsten Tag zu besprechen. „Reno, mach bitte morgen als erstes den Helikopter fertig!“, sprach Rufus, „Ich bin das regnerische Wetter hier in Healin leid.“ „Ist gut Chef!“, antwortete der Rothaarige nur kurz und knapp. Rude sagte gar nichts dazu und so entließ Shinra jun. die beiden in den Feierabend. Nachts blieben im Moment Tseng und Elena bei Rufus. Selbiger würde bald ins Bett gehen, die täglichen Gehübungen, die er machen musste, waren kraftzehrend bis auf die Knochen. ‚Aber was tut man nicht alles für die eigene Beweglichkeit!‘, dachte sich der Blondschopf und machte sich daran, mit den Krücken in sein Schlafzimmer zu gehen. Mit Sicherheit würde er wie ein Stein schlafen und morgen ging es dann ab in freundlichere Gegenden, wo die Sonne schien. Rufus freute sich innerlich darauf, endlich mal wieder in Costa del Sol an den Strand gehen zu können und einfach das Leben zu genießen. Reno und Rude hatten die Lodge nach einem kurzen Zwischenstopp bei Tseng und Elena, die sich im Nebenzimmer aufhielten, verlassen und machten sich auf nach Edge, wo beide ihre Wohnungen hatten. „Heyhey Rude, was hältst du davon, wenn wir noch einen kleinen Abstecher zum Siebten Himmel machen?“, fragte Reno aufgekratzt. „Bei Tifa vorbeischneien? Wieso eigentlich nicht?“, antwortete Reno’s Kollege brummelig, nickte aber kurz. „Oh, hast du etwa schlechte Laune?“, fragte der Rotschopf. „Nein, nur… wir waren erst gestern bei Tifa!“ „Na und? Die freut sich jedes Mal, wenn wir kommen!“, wiedersprach Reno. ‚Und du dich auch! Tifa wird sich auch ihren Teil denken, wenn wir so oft bei ihr aufkreuzen.‘, dachte Rude bei sich, sprach es aber nicht laut aus. Der Senior-Turk wunderte sich schon lange nicht mehr über seinen Kollegen und ertrug das meiste mit nüchterner Sachlichkeit. Reno hatte Tifa gern, das stand für ihn jedenfalls fest. Aber die Barbesitzerin zeigte dem Rotschopf meist nur die kalte Schulter, wenn er Annährungsversuche unternahm. Wenn Rude genau darüber nachdachte, fand er das ewige Hin und Her zwischen seinem Kollegen und Tifa sogar recht unterhaltsam. Es war eine Abwechslung zu dem ewigen Alltagstrott, zu dem ihr Chef sie notgedrungen zwang. Rufus selbst versuchte zwar, das meiste selbst zu erledigen und möglichst wenige Umstände zu bereiten, doch da er nach wie vor an Krücken ging, konnte man ihn so gut wie nicht aus den Augen lassen. Trotz aller Vergünstigungen, die sie von Rufus erhielten, war es eine anstrengende und nervenaufreibende Aufgabe, einen gehbehinderten Menschen zu beaufsichtigen. Edge, etwa 21.00 Uhr: Im Siebten Himmel war gerade Hochbetrieb. Alle Tische waren besetzt und Denzel und Marlene waren nur dabei, benutzte Gläser abzuräumen oder den Gästen neue Getränke zu servieren. Tifa stand hinter der Bar – auch diese war voll besetzt – und schenkte Getränke ein. Zwischendurch spülte sie Geschirr und räumte es in den Schrank. Vor Tifa an der Bar saßen zwei knorrige alte Männer, die schon einige Zeit in der Bar waren. Anfangs war alles noch im grünen Bereich, doch nach und nach, als das Bier immer mehr floss, wurden sie geselliger. Im Moment brüllten sie in der Bar herum, von wegen, wie gut doch das Leben ohne ShinRa Inc. sei. Tifa überlegte, ob sie die beiden Herren nicht hinausbringen sollte. Es war zwar schön und gut, wenn sie zu ihr kamen und ihr Geld und ihre Sorgen hierließen, aber Auffälligkeiten wollte Tifa nicht. Vor allem auch nicht, wenn die anderen Gäste sich dadurch belästigt fühlten. Tifa wollte gerade den Mund aufmachen, klappte ihn dann aber wieder zu, als Reno und Rude die Tür aufmachten. Tifa dachte sich, ‚Die kommen ja wie gerufen!‘ und winkte den beiden zu. Die beiden Turks blickten sich im Schankraum um, konnten aber keinen freien Platz sehen, als sie Tifas Winken bemerkte. „Jetzt winkt sie uns schon!“, freute sich Reno. Rude sagte gar nichts und so gingen die beiden zur Barbesitzerin rüber. Tifa ihrerseits hatte den Tresen kurzeitig in Marlenes Obhut gelassen und kam auf die Turks zu. Leise flüsterte sie: „Ich hab heute leider keinen Platz mehr frei für euch!“ „Ist nicht wahr, für uns hast du doch sonst immer einen Platz!“, beschwerte sich der Rothaarige. Tifa deutete nur zum Tresen rüber auf die zwei Besoffenen. „Ihr könnt die beiden da ja vor die Tür bringen. Das wollte ich sowieso gerade machen und ihr würdet mir damit einen großen Gefallen tun und hättet auch gleich zwei Sitzplätze.“ Reno grinste nur und machte sich dann daran, die beiden am Tresen vor die Tür zu bringen. Gut gelaunt setzte er dem linken die Hand auf die Schulter, woraufhin sich dieser wackelig umdrehte und ihn anblinzelte. „Was willsu, hicks?!“ „Dich nur hinausbringen!“, antwortete Reno, als ihm die Alkoholwolke entgegen strömte, „Nun komm schon Alterchen, ich habe nicht ewig Zeit.“ Rude hatte inzwischen Hand angelegt bei dem anderen und zusammen brachten die Turks die Gäste hinaus. Tifa räumte gerade den Platz der beiden Besoffenen ab, als man von draußen ein Fluchen hören konnte: „Du verfluchter Shinra-Bengel, hicks!!“ Reno und Rude kamen zur Tür herein so, als wäre nichts gewesen und setzten sich auf die freien Plätze an der Bar. Reno grinste nur verschmitzt Tifa an, welche ihrerseits kurz und knapp zurücklächelte. „Na Jungs, was wollt ihr trinken? Dafür, dass ihr mir gerade eben geholfen habt, geht das erste Getränk aufs Haus!“ Reno strahlte wie ein Honigkuchenpferd und sogar Rude ließ sich zu einem kurzen Lippenverziehen hinreißen. Nachdem die beiden Turks Tifa ihre Wünsche genannt haben, war sie auch schon dabei, einen ‚Halloween Horror‘ für Reno und einen ‚Peach Caipi‘ für Rude zu mixen. „Und, wie war die Arbeit?“, fragte Tifa wie jedes Mal. „Ach, das selbe wie immer.“, antwortete Reno, „Wir beaufsichtigen Rufus.“ „Hm, dann läuft er immer noch an Krücken? Das scheint wohl auch nie besser zu werden.“, überlegte Tifa und servierte danach die Getränke. „Nein, Rufus macht erstaunliche Fortschritte!“, mischte sich nun auch Rude in das Gespräch ein und schlürfte an seinem Cocktail. „Aber man muss ihn nur ständig beobachten und kann ihn eigentlich nicht alleine lassen.“, ergänzte der Rotschopf und genehmigte sich ebenfalls einen Schluck, „Mhm, das ist lecker.“ „Also seid ihr beiden sozusagen Krankenpfleger?“, fragte Tifa, eilte dann aber zu Marlene hin, die an einem der Tische Schwierigkeiten zu haben schien. Die beiden Turks schlürften weiter an ihren Cocktails herum und betrachteten das Geschehen in der Bar. Inzwischen waren einige Gäste gegangen, weshalb es nicht mehr so laut zuging und Tifa konnte den Kindern eine Pause gönnen. Dankbar verzogen sie sich in den ersten Stock und die junge Frau kam zur Bar zurück. „Wenn Rufus im Haus ist, geht es ja!“, nahm Reno den Gesprächsfaden wieder auf, „Aber er hat es sich in den Kopf gesetzt, täglich einen Spaziergang draußen zu machen und frische Luft zu schnuppern. Und Healin ist nun mal eine bergige Landschaft, wenn er da irgendwo ausrutschen würde… Wäre ja nicht auszudenken!“ Tifa nickte verstehend. Sie fragte sich sowieso, warum Rufus keinen Krankenpfleger engagierte und die Aufgabe seinen Turks überließ. Aber andererseits war das Volk nach wie vor nicht gut zu sprechen auf Shinra, da war es nicht verwunderlich, wenn sie lieber unter sich blieben. „Ist es denn nicht total öde da draußen in Healin?“, fragte Tifa. Rude nickte nur, leerte sein Glas auf Ex und schob es Tifa hin mit den Worten: „Noch mal das selbe bitte!“ „Klar ist es langweilig da draußen. Da ist ja überhaupt nichts.“, erzählte Reno weiter, „Aber, der Präsident wollte, dass ich morgen den Helikopter fertig mache. Er hat wohl das schlechte Wetter in letzter Zeit satt.“, antwortete Reno. „Aha, und wo soll’s hingehen?“, fragte Tifa, während sie Rude noch mal einen Peach Caipi mixte. „Keine Ahnung, entweder nach Costa del Sol oder nach Mideel. Aber ich würde eher auf Costa del Sol tippen.“ „Hm, da ist um die Jahreszeit eh immer gutes Wetter. Und die Meerluft wird Rufus bestimmt auch guttun.“ Tifa verließ den Tresen und ging nochmal zu den Tischen rüber, um weiter abzukassieren und Geschirr abzuräumen. Plötzlich kam Cloud zur Tür herein, geschafft wie eh und je und froh, endlich Feierabend zu haben. „Na, du kommst aber spät!“, begrüßte ihn Tifa. „Ich weiß, war eine lange Strecke heute. Kann ich noch was zu trinken haben?“, antwortete Cloud. „Natürlich, für dich hab ich immer etwas im Kühlschrank, Cloud, das weißt du doch.“ „Ich weiß!“, antwortete der Stachelkopf lächelnd, „Ich geh gleich pennen. Wenn wir uns nicht mehr sehen, gute Nacht und bis morgen.“ Mit diesen Worten ging Cloud hinter den Tresen zum Kühlschrank und nahm sich eine Flasche Wasser heraus, bemerkte dann Reno und Rude, die an der Bar saßen und ihn angrinsten. Cloud sagte: „Na ihr beiden Schnappsnasen, auch wieder im Lande?“ Cloud würde es zwar nie zugeben, aber er war froh, dass es mit den Turks und Rufus eine annehmbare Wendung genommen hatte. Er nickte ihnen noch einmal kurz zu und ging dann in den ersten Stock hinauf. Tifa kam derweil wieder mit einem mit Geschirr beladenen Tablett zurück: „Und wie geht es Rufus sonst so?“ „Ach, er kann sich eigentlich nicht beklagen!“, antwortete Rude, „Er scheint sich nur furchtbar zu langweilen. Der Ausflug morgen wird ihn wieder auf andere Gedanken bringen und er kommt mal unter Leute.“ „Hah, für mich wäre das nichts, so weit draußen zu wohnen, wo keine Menschenseele ist. Er scheint ja allgemein recht menschenscheu zu sein?“ „Nein, das eigentlich nicht!“, antwortete Reno nun, „Er ist nur etwas eitel geworden in letzter Zeit, weshalb er jetzt wieder richtig Gehen lernen möchte. Im Rollstuhl oder mit Krücken würde er sich nie nach Edge rein wagen!“ „Ach so, das hätte ich nun nicht erwartet!“ Tifa konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als sie sich Rufus‘ Eitelkeit vorstellte. Überhaupt konnte sie den Sohn des verstorbenen Präsidenten Shinra schlecht einschätzen, weshalb er gerade so interessant für sie war. „Wie wär’s, wenn ihr einfach mal mit ihm in die Bar kommt? Hier dürfte ihm eigentlich nicht viel passieren und er taut bestimmt etwas auf.“, überlegte Tifa laut. Reno schnappte nach Luft und spuckte dabei fast seinen Schluck Cocktail herum: „Spinnst du?!! Den bring ich nie hierher mit.“ „Och wieso denn nicht?“ „Weil ich Arbeit ganz klar vom Privatleben trenne!“, antwortete Reno, nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, „Außerdem, was soll Rufus denn denken? Dass wir uns jedes Mal nach Feierabend die Kante geben? Hernach würde der sich selbst noch dafür verantwortlich machen und sich fragen, ob er wirklich so anstrengend ist!“ „Ach was, dem würde das nur guttun. Außerdem, ihr könnt ja auch mal tagsüber vorbeikommen!“, antwortete Tifa felsenfest von ihrer Idee überzeugt. „Eine Überlegung wäre es wert.“, dachte Rude laut und nippte wieder an seinem Cocktail. Reno drehte sich zu ihm um: „Meinst du wirklich, der würde herkommen? Mit seinen Krücken?“ Reno konnte sich das nur schwerlich vorstellen. Obwohl, wenn er genau darüber nachdachte, Rufus würde es zwar nicht wollen, aber eventuell würde er doch etwas auftauen. Vor allem wenn sie ihn am Nachmittag hierher verfrachteten und vor Abend, noch bevor die meisten Gäste kamen, wieder wegbrachten. „Na ja wir könnten ihn ja morgen fragen. Er wollte sowieso woanders hin, vielleicht können wir kurz hier hereinschauen!“, sagte er dann, doch Skepsis war nach wie vor in seiner Stimme. „Na sag ich doch!“, strahlte Tifa, „Mehr als nein sagen kann er eh nicht und in dem Fall ist er dann selber Schuld! Ihr könnt ja auch Tseng und Elena mitbringen, für die ist es bestimmt auch eine Abwechslung.“ Tifa drehte erneut eine Runde um die Tische, während Reno und Rude weiter über ihre Idee sinnierten. Eigentlich mussten sie ja nicht lange bleiben. Nur etwa eine Stunde, länger nicht. Was sollte Rufus schon dagegen einwenden? Tifa kam nach einiger Zeit wieder an den Tresen zurück: „So Jungs, kommt bitte langsam zu einem Ende. Die restlichen Gäste haben bereits gezahlt und machen sich daran, zu gehen und ich würde die Bar auch gerne zumachen für heute!“ „Och menno, es ist doch noch viel zu früh! Die Nacht ist noch viel zu jung.“, beschwerte sich der Rothaarige. „Ich weiß, aber ich bin müde und morgen ist schließlich auch wieder ein Tag.“, antwortete Tifa. Reno wollte noch etwas dazu sagen, merkte dann aber, dass Rude ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte und den Kopf schüttelte. So sagte Reno nur: „Hm, na trotzdem schade. Ich bin ja gespannt, ob das morgen mit Rufus klappt. Wundern würde es mich schon.“ „Och wie jetzt?“, neckte Tifa Reno nur, „Egal, frohes Schaffen und bis vielleicht morgen. Gute Nacht euch beiden..“ Reno war etwas beleidigt, als er so knapp abserviert wurde. Rude grinste nur in sich hinein und die beiden verließen die Bar. „Meine Güte, sonst hat sie sich doch nie so für Rufus interessiert!“, bemerkte Reno. „Tja, Tifa ist eben jemand, der sich über so ziemlich jeden Gedanken macht.“, antwortete Rude. „Stimmt. Na ja, es gibt ja noch viele Gelegenheiten!“, meinte Reno zuversichtlich und ging in die Nacht hinaus. Rude konnte sich denken, was sein Kollege damit meinte und folgte ihm. Allerdings musste er ihm zustimmen, Tifa hatte sich bisher nie besonders für Rufus interessiert und heute fragte sie die beiden regelrecht über ihn aus. Man konnte fast meinen, sie würde sich mehr für ihren Chef interessieren und vor allem die indirekte Einladung hatte Rude nicht erwartet. In jedem Fall war er gespannt auf die Reaktion, die Rufus morgen machen würde. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass der Blondschopf zusagen würde, aber wie lautete ein Sprichwort? ‚Sag niemals nie.‘ Weiter darüber nachsinnierend folgte er Reno in die Nacht hinaus. Kapitel 2: In der Bar --------------------- Healin, etwa 8.00 Uhr: Rufus lag noch im Bett. Er war schon seit einiger Zeit wach, wollte aber noch liegen bleiben. Nachts hat er schlecht geschlafen, der Regen klopfte ständig gegen die Fensterscheibe und ab und zu hörte er auch ein Donnern. Als er jetzt aus dem Fenster blickte, war alles grau in grau. Schlecht gelaunt schaute er auf die Uhr. ‚Ich hoffe nur, Reno kommt bald. Dann kann ich endlich hier weg!‘, dachte er. Ein Klopfen an der Tür verriet dem Präsidenten, dass Tseng und Elena schon auf den Beinen waren. Nun konnte er Elenas Stimme durch die Tür hören: „Chef, Frühstück ist fertig! Wollen Sie herauskommen oder soll ich es Ihnen hinein bringen?“, fragte die junge Frau. Rufus dachte über die Frage nach. Eigentlich aß er immer draußen am Tisch, aber wieso sollte er nicht einmal im Bett frühstücken? Er antwortete: „Bring es mir bitte ins Zimmer!“ Rufus richtete sich gerade in seinem Bett auf, als Elena vorsichtig die Tür öffnete und mit einem Tablett hereinkam. „Wie geht es Ihnen heute, Sir?“, fragte Elena. „Ach, körperlich ganz gut, aber schau aus dem Fenster. Ich hoffe nur, Reno ist bald hier!“, antwortete der angesprochene und ließ sich das Tablett auf seinen Nachttisch stellen. „Bisher noch nicht. Soll ich ihm etwas ausrichten?“, fragte die junge Turk. „Nein, Reno weiß Bescheid.“, antwortete Rufus und nahm sich die Tageszeitung vom Tablett, „Ich hoffe, ihr freut euch ebenso wie ich auf einen Kurzurlaub in Costa del Sol?“ „Ja, Sir!“, antwortete Elena. In Wirklichkeit aber freute sie sich nicht sehr darauf, denn es hieß nur wieder, den Chef zu beaufsichtigen. Für sie und ihre Kollegen würde das weniger Urlaub bedeuten, sondern eher Arbeit. Auch wenn Rufus nur am Strand auf einem Liegestuhl lag und sich sonnte. Es gab überall Schaulustige und es würde sich schnell herumsprechen, dass sich der ehemalige Präsident der SinRa Inc. in Costa del Sol befand. „Brauchen Sie mich dann noch, Sir?“, fragte sie pflichtergeben. „Nein, du kannst dann gehen.“, antwortete der Chef und vertiefte sich in die Tageszeitung. Elena verließ das Zimmer wieder und leistete Tseng Gesellschaft. Dieser war gerade in der Küche und frühstückte selbst. Die Blondine ließ sich auf den Stuhl gegenüber ihrem Kollegen fallen und schnappte sich ein Brötchen, als der Schwarzhaarige sie ansprach: „Und? Wie benimmt er sich heute?“ „Wie immer eigentlich, aber er möchte endlich weg von dem schlechten Wetter. Wird Zeit, dass die Trantüte endlich herkommt!“, antwortete Elena und goss sich Kaffee in eine Tasse. „Ja, der ist schon längst überfällig!“, stellte Tseng nüchtern fest, „Reno sollte eigentlich schon um 7.30 Uhr da sein, aber wahrscheinlich hat er wieder verpennt.“ In dem Augenblick konnte man ein Poltern von außerhalb hören und Reno’s Kopf erschien vor dem Küchenfenster. „Guten Morgen, bin gerade dabei, den Heli startklar zu machen. Ihr könnt ja dem Chef Bescheid sagen.“, waren seine einzigen Worte und er verschwand wieder. „Das ist ja mal wieder typisch!“, meinte Elena nur, ließ ihr Frühstück liegen, stand auf und ging zum Präsidenten. Tseng beendete wortlos sein Frühstück und räumte das Geschirr weg. Das könnten sie auch ein andermal saubermachen. Danach verließ er die Küche und ging ebenfalls zum Präsidenten, um diesem falls nötig beim Anziehen zu helfen. Seine Kollegin war gerade dabei, eine kleine Reisetasche mit persönlichen Dingen für Rufus einzupacken und Rufus selbst war wohl gerade im Bad, wie Tseng an der verschlossenen Tür erkennen konnte. Seufzend verließ er das Schlafzimmer wieder und ging nach draußen hinter die Lodge, um Reno’s Arbeiten zu überwachen. Währenddessen kam Rufus frisch angezogen wieder vom Bad heraus und humpelte an seinen Krücken zum Ausgang. Elena folgte ihm mit der fertig gepackten Reisetasche und überwachte jeden Schritt, den der Blonde machte. Langsam gingen sie hinter das Haus, wo der Helikopter bereit zum Abflug war. Reno und Rude warteten zusammen vor der Maschine, Tseng saß schon drin. „Nun, das wurde aber auch Zeit!!“, meine der Präsident nur, blickte Reno nicht an und ging langsam auf den Helikopter zu. Der junge Pilot räusperte sich vernehmlich, Rufus blieb stehen und blickte ihn an. „Ja?! Hast du was zu sagen?“ „Ähm, also, ich weiß nicht, wie ich anfangen soll…“, stotterte Reno, „Sir, was halten Sie davon, wenn wir einen kurzen Zwischenstopp bei Edge machen? Natürlich nur, wenn Sie wollen, Sir!“ „Was willst du denn in Edge? Du weißt doch, dass ich ungern unter Leute gehe!“, meinte der Chef genervt, „Und Edge ist sowieso ein rotes Tuch. Wenn jemand spitz kriegen würde, dass ich mich da aufhalte. Überhaupt, was soll ich da?“ „Ähem…“, ging das Gestammel weiter. „Eine Barbesitzerin, die wir gut kennen, hat uns gebeten, Sie einzuladen, Sir!“, erklärte Rude kurz und bündig, worum es ging. „Aha. Ich soll also in eine Bar gehen?“, fragte Rufus etwas erstaunt. „Jajaja!“, fiel ihm der Rotschopf ins Wort, „Am Nachmittag hat die Barbesitzerin gemeint und natürlich nur, wenn Sie wollen!“ „Soso, die Barbesitzerin. Und hat sie auch einen Namen?“ „Jap, Tifa Lockheart, wenn Ihnen das etwas sagt!“ Rufus horchte kurz auf. Es schien, als hätte er den Namen tatsächlich schon einmal gehört, konnte sich aber nicht mehr erinnern. Trotz allem blieb sein Gesichtsausdruck skeptisch, daher fragte er Reno: „Und wie kommst du auf die Idee, dass ich etwas in einer Bar verloren hätte?“ „Na ja, weil sie doch immer nur in Healin sind und so!“, versuchte Reno zu erklären, „Chef, Sie müssen mal unter Leute gehen...“ ‚Sonst versauern Sie noch!‘, dachte der Turk den Satz weiter. Rude hatte mit Ausnahme seiner Erklärung vorhin gar nichts zu dem Thema gesagt, blickte aber bestätigend drein. Elena hatte, als der Glatzkopf die Idee aussprach, geschockt die Augen aufgerissen und zwischen ihren Kollegen und dem Chef hin und her geblickt. „Ich muss unter Leute gehen…“, sagte der Präsident still zu sich selbst und sah abwesend zu Boden. Rufus wollte es sich selbst nicht ganz eingestehen, dass sein Angestellter mit der Äußerung Recht hatte. Eigentlich wollte er gerne mal wieder unter Menschen kommen, deswegen auch der Ausflug nach Costa del Sol. Am Strand würde er unter Leute sein können doch trotz allem blieb seine Privatsphäre gewahrt. Aber die Vergangenheit nagte nach wie vor an ihm. Er blicke auf und sah in die Gesichter der Turks. Aufrichtigkeit stand darin geschrieben. Rufus war froh, solche Leute um sich zu haben. „Na schön, dann können wir ja beim Rückflug in Edge vorbeifliegen. Aber nur eine halbe Stunde!“, meinte der Präsident. Danach machte er sich daran, in den Helikopter einzusteigen, in dem Tseng noch immer wartete. Elena kletterte hinten drein, während Reno und Rude vorne Platz nahmen. Der junge Pilot startete die Maschine und hob ab. Etwa eine Stunde würden sie nach Costa del Sol brauchen, Reno stellte sich auf einen ruhigen Flug ein. Edge, etwa 16.30 Uhr: Tifa würde bald die Bar aufmachen. Im Moment war sie noch dabei, gewaschene Gläser abzutrocknen und in den Schrank zu räumen. Cloud war nicht da. Er hatte eine Kurierfahr nach Junon zu machen und würde erst spät in der Nacht zurückkommen. Denzel und Marlene waren oben in ihren Zimmern und machten Hausaufgaben oder spielten. Sie würde also die erste Stunde noch alleine bleiben, was ihr auch ganz recht war. Die ersten Gäste kamen eh immer erst ab etwa ab 18.00 Uhr kommen. Die Barfrau dachte an den gestrigen Abend zurück, daran, wie sie Reno und Rude das Angebot gemacht hatte, ihren Chef und die anderen beiden Turks mit in die Bar zu bringen. Inzwischen zweifelte sie sehr an ihrem Vorschlag. Aber da sie eh davon ausging, dass das nichts werden würde, zuckte sie nur mit den Schultern und ging ins Obergeschoss, um sich herzurichten. Just in dem Moment, als Tifa die Treppe oben erreichte, klopfte Reno unten an die Tür. Einfach so reinkommen, obwohl der Siebte Himmel noch nicht offen war, wollte er nicht. Rufus stand mit einer Krücke neben ihm und lauschte ebenfalls auf Geräusche. Nichts tat sich. Der Rotschopf klopfte noch einmal, lauter als zu vor und als sich wieder nichts rührte, öffnete er vorsichtig die Tür. „Die wird wohl nicht da sein!“, meinte der Präsident und wollte schon wieder gehen. „Nein, die ist da. Muss sie schließlich, wenn sie bald die Bar aufmachen will!“, meinte Reno. Er ging hinein und rief einmal vorsichtig Tifa’s Namen. Aus dem oberen Bereich konnte man ein ‚Ja‘ vernehmen, Reno grinste daraufhin seinen Chef an, machte die Tür ganz auf und trat ein. Rufus folgte ihm langsam und sah sich um. Der Schankraum war größer, als er erwartet hatte, es gab fünf große Tische, an denen die Gäste Platz nehmen konnten. Des weiteren standen am Tresen noch eine Reihe Barhocker, die ebenfalls Platz boten. „Ich komm gleich!“, konnte man eine Frauenstimme vernehmen. „Chef, wieso setzten Sie sich nicht schon mal an die Bar, bis Tifa hier ist?“, fragte Reno heiter. Er versuchte, Rufus zur Bar zu schieben. Die anderen Turks setzten sich ebenfalls an den Tresen, als ihr Chef Platz genommen hatte und warteten seelenruhig. Tifa kam dann auch gleich in den üblichen Klamotten. „Oh, hallo!“, begrüßte sie den ShinRa-Chef, „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie doch noch herkommen!“ „Nun ja…“ Mehr brachte Rufus nicht zustande. Tifa grinste verschmitzt zu Reno und Rude hin, nickte Elena und Tseng freundlich zu und wandte sich dann wieder an den Blonden: „Na, was möchten Sie denn trinken?“ „Hm, gibt’s auch Kaffee?“ „Ja, bring ich ihnen gleich, dauert aber etwas! Kuchen kann ich Ihnen allerdings nicht anbieten.“, antwortete Tifa und setzte Kaffee auf, ohne auch nur auf die Wünsche der Turks einzugehen. „Ähm, bekommen wir auch etwas?“, fragte Reno leicht beleidigt. „Wie? Ach so, was darf’s denn sein? Das übliche? Oder heute mal keinen Alkohol?“ „Alkohol? Seit wann trinkst du Alkohol??“, fragte Rufus etwas erstaunt, „Ihr lasst euch doch nach der Arbeit nicht volllaufen, oder?“ „Ähm, nein…“, vernahm man den Rothaaringen „Reno und Rude sind oft bei mir in der Bar.“, erklärte Tifa freudig und servierte dem Präsidenten den Kaffee. Reno fiel fast vom Stuhl, als Tifa Rufus die Offenbarung machte. Elena und Tseng hatten sich in eine Ecke zurückgezogen und unterhielten sich leise. Der Blonde blickte jetzt noch erstaunter zwischen Reno und Rude hin und her. Dem Glatzkopf fehlten bei den Blicken des Chefs einfach nur die Worte. „Bin ich wirklich so anstrengend, dass ihr nach der Arbeit saufen geht?“, kam auch prompt die Frage. „Ähm, Sie verstehen da etwas falsch.“, versuchte Reno zu erklären. „Aha und was? Es scheint ja doch offensichtlich zu sein!“, meinte Rufus und rührte säuerlich in seinem Kaffee. „Nun nehmen Sie es doch nicht so streng!“, mischte sich Tifa ein, „Überhaupt sind Sie viel netter, wenn Sie gut gelaunt sind.“ „Aha! Ist das hier eine Verschwörung?“ „Chef, ich…“ „Was denn?“ „Nun seien Sie doch nicht so. Die beiden haben schließlich auch ihren Feierabend verdient.“, erklärte Tifa weiter, „Seien Sie doch nicht so engstirnig.“ „Na, du brauchst grad reden!“, schnauzte Rufus Tifa an, „Du gehst immerhin nicht an Krücken und bist auch nicht auf die Hilfe anderer angewiesen!“ Der Barbesitzerin hatte es die Sprache verschlagen, bei den Worten. Das Lächeln war aus ihrem Gesicht gewichen und sie blickte ihren Gegenüber abschätzig an. „Sie müssen mich deswegen nicht so anfahren!“, meinte sie dann. „Ähm, Chef, sie hat es nur gut gemeint!“, kam Reno Tifa zur Hilfe, „Seien Sie ihr bitte nicht mehr böse.“ Rufus grummelte nur vor sich hin und trank von seinem Kaffee. Tifa war etwas perplex weggegangen, um die Bar endgültig für die anderen Gäste zu öffnen. Dass sie in ihrem eigenen Haus einfach so angemacht wurde, passte ihr nicht wirklich, aber sie übte Nachsicht. Wortlos ging sie bei Tseng und Elena vorbei. „Kann ich euch beiden etwas anbieten?“ „Für mich bitte ein Wasser.“, antwortete Elena. „Und ich hätte gerne ein … Bier.“ Tseng hatte bei seiner Bitte einen kurzen Seitenblick auf seinen Chef geworfen, ob dieser etwas dagegen einwenden könnte. Doch Rufus beachtete die beiden Turks an dem Tisch nicht sondern träumte vor sich hin. Tifa nickte nur und ging wieder zur Bar zurück, um die Bestellung abzuarbeiten. Als sie wieder bei dem Tisch war, kam Reno hinter ihr her und zog sie am Arm mit sich. „Tifa, nimm Rufus das bitte nicht übel. Er ist nicht immer so.“ „Jaja, ich mag es einfach nicht, wenn ich so behandelt werde. Und unter meinem eigenen Dach schon gar nicht.“ „Hab ich mir gedacht, aber der Chef ist heute etwas abgekämpft. Wir waren tagsüber in Costa del Sol in der Hoffnung, da würde das Wetter besser sein aber Pustekuchen. Deswegen ist er jetzt etwas angesäuert. Sei ihm bitte nicht mehr böse.“ Tifa schaute den Rotschopf noch mal an und seufzte dann vernehmlich. Sie nickte kurz und ging dann wieder zur Bar zurück, Reno folgte ihr. „Rude, was möchtest du denn trinken?“ „Das selbe wie gestern.“, antwortete der Gefragte, auch, um die Situation etwas zu lockern, „Einen Peach Caipi!“ „Heyheyhey, ich hätte auch gerne was. Magst du mir die Karte geben, Tifa?“, fragte Reno liebenswürdig und pflanzte sich neben dem Präsidenten auf. „Natürlich!“, antwortete Tifa nun wieder etwas lockerer und schob ihm die Karte hin. „Aber nichts alkoholisches.“, meinte Rufus sarkastisch, „Ich will heil nach Hause kommen.“ „Jaja Chef, aber dann müssen Sie für mich mittrinken!“ „Bitte?!“ Rufus spuckte fast seinen Kaffee über die Theke. Tifa konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während Reno verträumt durch die Cocktail-Karte blätterte. Rufus würde er einen Cocktail mit ordentlich Schnaps bestellen, der würde dem Chef schon gut tun. Rude’s Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und er meinte: „Nun vertrauen Sie ihm schon Sir. So schlimm wird’s schon nicht werden!“ „Das hättet ihr wohl gerne, dass der Chef besoffen unter dem Tisch liegt!“, stellte Rufus sarkastisch fest. „Wieso? Vertragen Sie nichts?“, kratzte Reno beiläufig an dem Ego seines Präsidenten, „Tifa, mach ihm doch bitte ein Aphrodisiakum. Der schmeckt ihm bestimmt!“ „BITTE???!“ Von Tifa war nur ein Prusten zu vernehmen und Rude musste sich ebenfalls sehr um Fassung bemühen. Reno grinste nur schelmisch. „Also Chef, das sind Sie Tifa schuldig nach dem, wie Sie sie vorhin angefahren haben.“ „Na schön, wie du willst. Bitte einmal Aphrodisiakum. Von wegen ich nichts vertragen, dich trinke ich locker unter den Tisch!“ „Aber übertreiben Sie es nicht, Sir!“, meinte Rude nüchtern. Tifa machte sich auch gleich daran, den gewünschten Cocktail zu mixen. Aus dem Regal, wo die Schnäpse standen, nahm sie einmal Gin (Alc. 38%), einmal Campari (Alc. 25%), eine Flasche Vermouth Bianco (Alc. 15%) und zur Verharmlosung holte sie aus dem Kühlschrank noch eine Flasche Maracujasirup. Rufus bekam ziemlich große Augen, als er die ganzen Flaschen sah. Da hatte er sich wohl doch etwas zu viel vorgenommen und befürchtete, auf den Kaffee drauf würde ihm sowieso schlecht werden. Jetzt verstand er auch Rude’s Hinweis, es nicht zu übertreiben. Tifa hatte wieder ein Lächeln im Gesicht und mixte den Cocktail. Zum Schluss garnierte sie das ganze noch mit einer Orangenscheibe und einer Cocktailkirsche, piekste einen Deko-Sonnenschirm hinein und stellte das Glas zusammen mit einem Strohhalm dem Blonden hin. Vorsichtig roch Rufus erst einmal daran, um den Alkoholgehalt in etwa abschätzen zu können. Danach nahm er einen leichten Schluck mit dem Strohhalm und stellte wider Erwarten fest, dass es sehr gut schmeckte. „Mhm, das ist lecker!“, meinte er nur und schlürfte noch einmal. „Na sag ich doch!“, grinste Reno und war kurz davor, Rufus einen leichten Klaps auf den Rücken zu geben, doch Rude’s Kopfschütteln hielt ihn davon ab. Edge, etwa 22.00 Uhr: Rufus stand etwas wackelig auf den Beinen, als er sich mit den Turks daran machte, die Bar zu verlassen. Zum Glück hatte Elena die zweite Krücke aus dem Helikopter geholt, sonst würde er sich, wegen seines Alkoholkonsums, nicht auf den Beinen halten können. Eigentlich hatte er eh nicht so viel getrunken, nur etwa drei Cocktails, aber er schien Schnaps tatsächlich nicht so zu vertragen. Reno hatte sich wieder etwas zurückgehalten und trank auch nur Alkoholfreies, während Rude etwas ins Plaudern kam und von dem erzählte, was er in seiner Freizeit so machte. Tseng und Elena hatten sich irgendwann, als mehr Gäste in die Bar kamen, zu ihren Kollegen und zum Chef an den Tresen gesellt und alles in allem wurde es noch ein richtig netter Abend. Die anderen Gäste hatten keinen großen Hehl daraus gemacht, dass ihn erkannten, doch sie ließen ihn in Ruhe und er war dafür mehr als dankbar. Nun stand der Präsident an der Tür und blickte noch einmal verträumt zur Bar hin. Dort war Tifa gerade dabei, abgetrocknete Gläser in ein Regal zu stellen. Mit ihr hatte sich Rufus noch richtig nett unterhalten. Die Bardame war viel ungezwungener mit ihm umgegangen, als er es von den Turks gewohnt war und er konnte sich einmal richtig entspannen. Von ihr erfuhr er auch vieles, was sich in Edge so abspielte. Reno unterbrach ihn in seinen Gedanken. „Chef, was gucken Sie denn so?“ „Ach, nichts!“, seufzte Rufus und trat vorsichtig nach draußen. Reno lief schon mal vor, um den Helikopter zu starten, während Rude und die anderen beiden beim Präsidenten blieben. „Rude, würde es dir etwas ausmachen, heute schon die Nachtschicht zu übernehmen? Dann könnten Tseng und Elena schon heimgehen.“, meinte Rufus gedankenverloren. „Hm, wieso nicht? Reno dürfte auch nichts einzuwenden haben.“ Tseng und Elena waren erstaunt über die Idee ihres Chefs, hatten aber trotz allem nichts dagegen. Sie bedankten sich bei Rufus ebenso wie bei Rude, wünschten beiden eine gute Nacht und gingen ihrer Wege. Rufus humpelte neben Rude her zum Helikopter, dessen Rotorblätter sich hinter der Bar bewegten. Der Glatzkopf half seinem Chef in die Maschine, Reno hob ab und zusammen flogen sie nach Healin. Kapitel 3: Erkenntnis --------------------- Edge, etwa 17.30 Uhr: „Warum haben Sie denn nie etwas gesagt?!“ Tifa stand mit einem geschockten Gesichtsausdruck Rufus gegenüber. Der wetzte auf seinem Barhocker herum und wusste nicht, was er erwidern sollte. Die Tatsache, dass die Brünette ihn gesiezt hat, verunsicherte ihn ziemlich. Betreten erwiderte er zuerst Tifa’s Blick, schaute dann aber schnell wieder in seine Kaffeetasse. „Also, Sie müssen sich deshalb doch nicht schämen.“ „Ähm, könnten wir vielleicht beim ‚Du’ bleiben?“, fragte Rufus vorsichtig, „Und bitte sprich etwas leiser.“ Tifa starrte ihn perplex an. So gesehen hatte er ihr eigentlich nie erlaubt, ihn zu duzen. Nur war sie es eben gewohnt, jeden so anzusprechen und da machte sie beim ehemaligen Präsidenten der ShinRa Inc. keine Ausnahme. Elena und Tseng blickten interessiert zu den beiden hinüber, doch ob sie das Gespräch verstanden, wusste Tifa nicht. Rufus war in letzter Zeit öfters vorbeigekommen, natürlich immer mit mindestens zweien seiner Turks im Schlepptau. Meist hatten sich die beiden nur über belanglose Dinge unterhalten, doch der Blondschopf hatte irgendwann soweit Vertrauen gefasst und Tifa etwas mehr verraten. Immer noch blickten seinem hochroten Kopf zwei weit aufgerissene Augen entgegen. Die junge Frau schnappte nach dem ersten Schock hörbar nach Luft und lief dann um den Tresen herum. „Und du schiebst der WRO wirklich Geld zu?“ Rufus war es sichtlich peinlich. Ja, er unterstützte die World Regenis Organisation, kurz WRO, finanziell. Außer ihm, seinen Turks und einem Vertrauensmann, den Rufus extra engagiert hatte und der nach außen hin als Vertreter auftrat, wusste bisher niemand davon. Tifa pflanzte sich, ungeachtet der ganzen wartenden Gäste, neben Rufus auf einen Barhocker und schaute ihn ernst an. „Erzähl das aber bitte nicht weiter.“, bat Rufus schüchtern. „Och, warum denn?“ ‚Ja, warum eigentlich?’, fragte sich Rufus nicht zum ersten Mal. „Weil… es mir peinlich ist…“ Der Satz hörte sich mehr nach einer Frage an, doch Tifa verstand das hoffentlich. Für Rufus, der früher so ein Scheusal war, war es nicht gerade einfach, jetzt den netten finanziellen Geldgeber von nebenan zu spielen. Doch sein Gewissen kratzte weiterhin energisch an ihm. Und außerdem, was sollte er mit seinem Geld schon groß anfangen? Die ShinRa Company wieder aufbauen kam nicht in Frage. Rufus hatte sich zwar schon einige Gedanken gemacht, aber DAS kam fast einem Todesurteil gleich. Nein, viel lieber steckte er sein Geld anonym in irgendwelche Projekte und ließ dann sozusagen andere für sich schuften. „Wo bleibt mein Bier?!!“, brüllte jemand im Schankraum. Tifa seufzte, stand auf und brachte dem Schreier das Gewünschte. Diesen Augenblick nutzte Rufus, um darüber nachzudenken, was er eigentlich genau wollte. Einerseits sollte niemand darüber Bescheid wissen, was er so trieb. Aber andererseits band er der Barbesitzerin unter die Nase, dass er sich jetzt geändert hatte und Gutes tat. Ja, die Anerkennung tat ihm sichtlich gut, aber sein schlechtes Gewissen blieb. „Ich find das gut, was du machst.“, meinte Tifa, als sie zurück an den Tresen kam. Rufus’ Kopf wurde noch roter. Er hoffte nur, dass weder Elena noch Tseng gerade zu ihm herüber blickten. Tifa kicherte kurz und der Blondschopf blickte sie fragend an. „Och, du schaust nur so süß aus, wenn du rot bist.“ Wo war nur das Mauseloch, in das er sich verkriechen konnte? Tifa grinste ihn verschmitzt an, doch warum genau reagierte er eigentlich so? Zugegeben, dass er rot im Gesicht war, fand Rufus nicht wirklich gut, aber solange es der Barbesitzerin gefiel. Okay, soweit hatte Shinra Junior nie gedacht, dass er jemand anderem gefiel. Früher galt er als kaltherzig und unnahbar, stieß Annäherungsversuche des anderen Geschlechts ständig zurück. Doch je älter er wurde, desto mehr Gedanken machte er sich über sein Privatleben. Jetzt, wo Rufus sowieso keine Firma mehr zu leiten hatte, kam ihm sein Leben reichlich öde vor. „Chef, wir sollten gehen. Langsam wird’s ziemlich voll.“ Rufus zuckte zusammen, als er Tseng’s monotone Stimme hinter sich hörte. Betreten schaute er dann Tifa an. „Ist schon gut.“, meinte sie mit einem Lächeln. Der Blondschopf griff sich seine Krücken und stand auf. Laufen ging inzwischen viel besser, auch, weil die Barfrau hin und wieder einen Sparziergang in Edge mit ihm gemacht hatte. Rufus war nicht gerade froh darüber, jetzt schon gehen zu müssen, doch wenn Tseng es für ratsam hielt, war es wohl das Beste. „Vielleicht kann ich morgen wieder kommen.“, meinte Rufus. „Wie? Oh, morgen haben wir doch Ruhetag.“, antwortete Tifa. „Ach so, ja. Na ja, dann bis irgendwann.“ Rufus nahm etwas traurig Abschied von der Barfrau. Zugegeben, in letzter Zeit war er immer öfters hier, vielleicht brauchte sie einfach einmal eine Pause. „Nun kommen Sie endlich, Sir.“ Elena schob ihn zur Tür, als Cloud hereinkam. Abschätzig sah der Stachelkopf die Gäste an, würdigte sie aber keines Wortes. Cloud schlurfte zu Tifa hinüber und sagte etwas zu ihr, während die Turks ihren Boss aus der Bar schafften. „Och Cloud, jetzt tust du ihm Unrecht.“, antwortete die Brünette, „Oder bist du nur eifersüchtig?“ „Iwo. Aber der Typ nervt mich einfach.“ Cloud war tatsächlich eifersüchtig, doch das würde er nie sagen. Außerdem konnte er Tifa schlecht verbieten, mit dem ShinRa-Bengel Kontakt zu haben. Erstens war sie eine erwachsene Frau und zweitens ließ sie sich von ihm sowieso selten etwas sagen. Meist war es genau anders herum. Cloud nahm sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und lehnte sich damit an die Wand. Als er einen Schluck getrunken hatte, schaute er seine langjährige Freundin ernst an. „Überhaupt, was will Rufus in letzter Zeit so oft hier?“ „Ausspannen? Unter Leute kommen? Mit jemand anderem als nur seinen Turks reden? Ehrlich Cloud, ich weiß es nicht genau, aber lass ihn doch. Rufus hat viel genug um die Ohren.“ Von dem, was Rufus eigentlich so trieb, dass er Geld in Hilfsprojekte pumpte, davon sagte Tifa nichts. Rufus war das Thema offensichtlich unangenehm, und wieso sollte sie dann darüber tratschen? Außerdem musste Cloud auch nicht alles wissen, worüber sich die Barfrau mit ihren Gästen unterhielt. Denn genau das war Rufus ShinRa auch. Ein Gast im Siebten Himmel. Tifa behandelte ihn wie jeden anderen. „Du musst ihn aber nicht besser behandeln als die anderen.“, fand Cloud und trank noch einmal von seinem Bier. „Nanu, was ist dir den über die Leber gelaufen?“, fragte Tifa, „Ich behandle Rufus wie jeden anderen. Und außerdem …“ Tifa beendete den Satz nicht. Sie fand es gemein, was Cloud ihr unterstellte, doch auf sein derzeitiges Niveau würde sie sich nicht herabbegeben. Sollte der Stachelkopf doch denken, was er wolle. Ruppig stieß ihn die Barfrau zur Seite. „Weg da, ich muss Arbeiten. Cloud zuckte nur mit den Schultern und verschwand in den Privatbereich. Entnervt pflanzte er sich in seinem Zimmer auf sein Bett und seufzte. Tifa. Sie war ihm ein Rätsel. Doch vermutlich lag das Missverständnis mehr darin begründet, dass er selber in letzter Zeit so selten zu Hause war. Dadurch kamen die Barbesitzerin sowie Denzel und Marlene zu kurz. Der Blondschopf überlegte. Morgen hatte die Bar geschlossen, also wieso sollte er nicht einen Ausflug mit Tifa und den Kindern nach Kalm machen? Dort war, soweit er sich erinnerte, gerade ein Stadtfest und Kurierfahrten hatte er nur morgens innerhalb von Edge zu erledigen. Cloud beschloss, Tifa gleich zu fragen, wenn sie später die Bar dicht machte. Healin, etwa 19.30 Uhr: Rufus saß verträumt am Fenster in seinem Zimmer und schaute hinaus. Das Gespräch vom Nachmittag ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er und süß war ihm neu. Zum Glück hatte das niemand mitbekommen, sonst hätte er sein Zeug tatsächlich einpacken können. Doch wieso auch nicht? Früher als Präsidentensohn und später dann als Präsident hatte er massenweise Verehrerinnen gehabt, doch Rufus bezweifelte, dass die meisten es ernst gemeint hatten. Seine Post war damals in zwei Stapel geteilt. Auf der einen Seite ein kleiner Haufen Geschäftsbriefe, auf der anderen Seite ein Berg parfümierter Liebesbriefe. Den hatte der Blondschopf meist unbeachtet in den Papierkorb befördert und irgendwann seine Sekretärin angewiesen, ihm so etwas erst gar nicht mehr zu bringen. Und das hatte er nun davon. Er stand Anfang 30 immer noch als Single da, wo andere in seinem Alter längst verheiratet waren. Vielleicht sollte er sich echt eine Frau suchen. Doch nur wie die ganze Sache angehen? Rufus hatte so gesehen nicht viel Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. Als Sohn des Präsidenten hatte er natürlich eine Privaterziehung genossen, meist nur männliche Lehrer gehabt, und wenn es dann doch mal Frauen waren, benahmen sie sich wie Männer. Als Jüngling hatte er dann auch nicht mehr Zeit gehabt, weil er einerseits sowieso vom anderen Geschlecht abgeschottet wurde und andererseits langsam an das Thema Firmenführung herangeführt wurde. „Chef, was gucken Sie denn so bedrückt?“ Rufus drehte sich um und sah sich dem rothaarigen Turk gegenüber, der unauffällig in sein Zimmer gekommen war. „Ach, nichts.“, antwortete er lahm. „Wie war’s denn bei Tifa?“ „Hm, nett.“ „Och, Sie sind aber heute nicht sehr gesprächig.“, sagte Reno, „Gab’s Zoff?“ „Nein, das nicht …“ „Sondern?“ Rufus überlegte. Warum genau war er eigentlich so sonderbar drauf? Lag es an seiner Unerfahrenheit, was Frauen betraf oder lag es speziell an der Barbesitzerin und der Tatsache, dass der Siebte Himmel morgen geschlossen hatte? „Weiß nicht genau. Ich fühl mich so … merkwürdig. Weder gut noch schlecht.“ „Aha.“, machte Reno nur. Der ehemalige ShinRa-Präsident seufzte vernehmlich. „Ich glaub, Sie sind verliebt.“ Rufus zuckte zusammen und sah Reno dann ängstlich an. Dessen Gesicht verzog sich schlagartig zu einem Grinsen. „Sie müssen jetzt nicht rot werden, Sir.“ Da war es schon wieder. Rufus wurde rot und das nicht zum ersten Mal an diesem Tag. Irgendwie schien jeder über seine Gefühle Bescheid zu wissen, nur er selber nicht. „Na ja, ich wollte eigentlich nur Bescheid sagen, dass Rude und ich dann weg sind. Guten Abend, Chef.“ So schnell und unauffällig Reno gekommen war, so schnell schlüpfte er wieder aus dem Zimmer hinaus. Zurück blieb Rufus, mehr als nur verwirrt über sich selbst. „Ich und verliebt, das glaubt der doch selber nicht.“, schimpfte Rufus gegen die Glasscheibe. Bekümmert schaute er nach draußen in die bergige Landschaft, die Healin umgab. Die letzte Zeit hatte er sich fast tagtäglich in Tifa’s Bar absetzen lassen. Nun, auffällig war das Verhalten zweifelsohne, aber dann gleich zu sagen, dass Rufus verliebt sei, ging doch etwas zu weit. Der Blondschopf genoss es einfach, mit der Barfrau ungezwungen über Gott und die Welt reden zu können. Ab und zu hatten sie sogar das Thema Turks angeschnitten, nicht ohne dabei merklich leiser zu sprechen. Das waren dann aber auch die einzigen Vertraulichkeiten, die Rufus mit Tifa austauschte. Ein Blitz zuckte über den wolkenverhangenen Nachthimmel und kurz darauf ertönte Donnergrollen. Oh, wie ShinRa Junior das Wetter um Healin herum hasste. Momentan aber passte es perfekt zu seiner Stimmung. Edge, etwa 00.30 Uhr. Tifa seufzte, als sie endlich den letzten Stuhl verkehrt herum auf den Tisch gestellt hatte. Morgen ein freier Tag, den sie auch bitter nötig hatte. Die junge Frau würde den Tag dazu nutzen, faul auf der Haut zu liegen und sich zu entspannen, komme, was da wolle. Sie ging Richtung Privaträume, warf dabei achtlos ihren Putzlappen in die Spüle und ging dann nach oben. Tifa warf einen kurzen Blick in das Kinderzimmer, doch um diese späte Zeit konnte sie sicher sein, dass Denzel und Marlene bereits schliefen. Leise schlich sie dann bis zu ihrem eigenen Zimmer und öffnete es. Licht brannte und Tifa staunte nicht schlecht, dass Cloud auf ihrem Bett saß und scheinbar auf sie wartete. „Hallo.“, meinte er. „Nanu, noch wach?“ „Ja. Sag mal, hast du morgen schon etwas vor?“, fragte der Stachelkopf. „Nichts spezielles, Ausspannen steht bei mir auf der Tagesordnung, warum?“ Cloud schaute seine langjährige Freundin etwas betreten an. Okay, er wollte etwas von ihr, das stand fest. Tifa zog fragend eine Augenbraue nach oben, doch als sie noch immer keine Antwort bekam, wurde sie etwas direkter. „Cloud, also entweder, du sagst jetzt was oder du gehst. Es ist halb eins nachts und ich bin furchtbar müde.“ Schweigen. Cloud stellte sich manchmal wirklich an. Das, was er Tifa sagen wollte, hatte er sich zuvor geistig zurechtgelegt. Und jetzt kamen sie ihm belanglos und unwichtig vor. Entschuldigend schaute er die Brünette an und ging dann aus ihrem Zimmer. Tifa stöhnte, zog sich dann aber aus und legte sich in ihr Bett. Noch lange dachte sie über den vorherigen Tag nach, darüber, was Rufus ihr sozusagen gebeichtet hatte. Und warum der ehemalige Präsident sich bei dem Thema so anstellte. Wenn man es genau betrachtete, stellten sich beide ziemlich an. Cloud und Rufus. Wo der eine überhaupt keinen Ton heraus brachte, nicht mal nach Aufforderung, druckste der andere ewig herum. Tifa schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Kapitel 4: Stadtfest in Kalm ---------------------------- Edge, etwa 7.30 Uhr: „Tifa, bist du schon wach?“, fragte Cloud halblaut. An die Tür wollte er lieber nicht klopfen. Sonst riss Tifa ihm womöglich noch den Kopf ab, weil er sie geweckt hatte. Nichts tat sich in dem Zimmer seiner Freundin, also steckte er vorsichtig den Kopf durch die Tür und sah hinein. Unter der Bettdecke lag ein Körper, so viel stand schon mal fest. „Tifa?“ Der Bettdeckenhaufen kam in Bewegung und nach kurzer Zeit schob sich ein braunhaariger Kopf unter der Decke hervor. Verschlafen schaute die Barfrau Cloud an und gähnte dann herzhaft. „Wie spät ist es?“, fragte Tifa. „Noch nicht acht Uhr.“ Cloud setzte einen entschuldigenden Blick auf, schlüpfte dann aber ganz ins Zimmer. Entweder jetzt oder nie. „Hast du Lust, mit mir und den Kindern heute einen Ausflug zu machen? In Kalm ist gerade ein Stadtfest…“ „Jetzt schon? Ich hatte eigentlich gehofft, heute ausschlafen zu können. Könnten wir auch am Nachmittag fahren? Tifa gähnte nochmals und ließ sich wieder auf den Rücken plumpsen. Cloud trat zu ihr ans Bett und sah auf sie hinab. „Klar fahren wir am Nachmittag. Ich hab noch einige Pakete auszuliefern. Ich … wollte nur früh genug fragen.“ „Hm, ja, ach so.“ Tifa’s Kopf verschwand wieder unter der Bettdecke und Cloud konnte sehen, dass sie sich mit dem Rücken zu ihm hindrehte. Der blonde Stachelkopf seufzte und eilte dann nach draußen. Gut, erst einmal ins Büro und die Pakete zum Motorrad schaffen. Die Bestimmungsorte waren zwar ausnahmslos nur in Edge, doch die Stadt war in den letzten Monaten stetig gewachsen und die Wege wurden immer weiter. Cloud beeilte sich lieber und trampelte daher wie ein Elefant die Treppe hinunter. Kalm, etwa 15.00 Uhr: Menschenmassen drängten sich durch die Straßen, die durch vielerlei Stände noch zusätzlich verengt waren. Kulinarische Gerüche schwebten in der Luft und viele Lampions brannten über den Gassen. Tifa und Cloud mussten aufpassen, Denzel und Marlene nicht zu verlieren. Tifa hatte Marlene zwar für den Notfall ihr Handy gegeben, doch darauf ankommen lassen wollte es niemand. Denzel seinerseits hatte sich Cloud’s Hand geschnappt und zog ihn zu einem Stand mit Essen hin. Der Stachelkopf zuckte nur mit den Schultern und folgte dem Jungen dann, um die Auslagen zu begutachten. „Tifa, lass uns da rüber gehen.“, meinte Marlene und zeigte auf einen Blumenstand auf der anderen Seite. Blumen mochte das Mädchen schon immer, in der Hinsicht war sie wie Aerith, die vor mehr als drei Jahren ihr Leben gelassen hat. Tifa wurde melancholisch, wenn sie daran dachte. Das dumme war nur, die Erinnerungen kamen jedes Mal hoch, wenn die Barfrau irgendwo Blumen sah. Viele schöne Erinnerungen waren dabei, aber auch einige schlechte, die mit dem Tod von Aerith zusammenhingen. „Warum so traurig, schöne Frau?“, fragte jemand hinter ihr. Die Brünette kannte diese Stimme inzwischen sehr gut. Sie drehte sich um und sah Rufus vor sich, begleitet von Reno und Rude. Die beiden Turks grinsten sie nur so an, während der Blonde versuchte, keine Miene zu verziehen. „Hallo… Das ist ja mal eine Überraschung.“, meinte Tifa. Der ehemalige Präsident auf einem Stadtfest war tatsächlich nichts, was man jeden Tag erlebte. Doch Rufus hatte vorgesorgt und sich zur Abwechslung mal was anderes angezogen als seinen weißen Anzug. Rufus trug eine schwarze Stoffhose, darüber einen roten Rollkragenpullover und eine schwarze Jacke. Irgendwie unterschied es sich von seiner sonstigen Kleidung nur hinsichtlich der Farbe, fand Tifa. Betretenes Schweigen entstand zwischen der Gruppe, bis Marlene die Barfrau auf sich aufmerksam machte, um ihr etwas zu zeigen. „Tifaaa~?!“ „Oh, du bist gar nicht alleine da?“, fragte Rufus. Tifa schaute zuerst zu Marlene, dann wieder zu dem Blonden hin. „Nein, Denzel und … Cloud sind hier auch irgendwo. Entschuldigt ihr mich bitte?“ Die junge Frau nahm Marlene an die Hand und ließ sich von ihr durch die Gasse führen. Rufus indes stutzte. Dass Tifa ihn so eiskalt abservierte, war er überhaupt nicht gewohnt. Doch vielleicht lag es auch daran, dass der Kurierfahrer hier unterwegs war und Tifa peinliche Fragen vermeiden wollte. Reno und Rude warfen sich nur vielsagende Blicke zu, als ShinRa Junior der Barfrau durch die Menschenmenge folgte. Heimlich fingen die beiden Turks das Tuscheln an, während sie ihrem Chef nachgingen. „Ich glaube ja, er ist voll in Tifa verschossen.“, meinte Rude sachlich. „Meinst du?“ Dem Glatzkopf war klar, dass Reno sich schon seit langer Zeit an Tifa heranmachte. Folglich war der Rotschopf nicht gerade begeistert darüber, dass Rufus angefangen hatte, seiner Flamme ebenfalls den Hof zu machen. „Tifa hat noch nie was festeres von dir gewollt.“, stellte Rude fest. Reno verzog nur das Gesicht. Wie Recht sein Partner doch mit dieser Aussage hatte. Die Barfrau zeigte ihm seit Monaten die kalte Schulter, was das zwischenmenschliche betraf, auch wenn sie ansonsten nett und höflich zu ihm war. „Musste das jetzt sein?“, fragte Reno genervt. „Ja. Und wenn wir uns nicht beeilen, hängt uns Rufus noch ab.“, meinte der Glatzkopf. Der Chef der Turks hatte seine Schritte beschleunigt, um Tifa einzuholen. Diese hatte sich mit dem Mädchen an einen Stand mit Tüchern verkrümelt und besah sich die Auslage. „Läufst du vor mir davon?“, fragte Rufus, als er die beiden eingeholt hatte. Tifa zuckte zusammen. Davonlaufen sagte er und das war es irgendwie auch. Letztendlich wollte die Barfrau nur nicht, dass Cloud sie mit Rufus zusammen sah. Deshalb war sie so abrupt abgehauen. „Nicht wirklich!“, antwortete Tifa und blickte sich verstohlen nach dem blonden Stachelkopf um, „Nur wenn Cloud mich mit dir sieht, macht er mir wieder Vorwürfe.“ „Och…“, meinte Rufus nur. Betretenes Schweigen entstand zwischen den beiden Erwachsenen, während Marlene weiter die Tücher anschaute. „Chef, Sie sollten nicht so schnell laufen.“ Reno und Rude hatten ShinRa Junior wieder eingeholt, was zwischen den ganzen Menschenleibern nicht gerade einfach war. Hinter Rufus’ Stirn fing es an zu arbeiten. „Hört mal ihr beiden!“, sagte er dann zu den Turks und steckte mit ihnen die Köpfe zusammen, „Könnt ihr mal ne Weile auf das Kind aufpassen?“ Reno und Rude schauten sich nur sprachlos an. Meinte Rufus das tatsächlich ernst? Die Turks waren schließlich keine Kindersitter, doch der Blonde machte einen mehr als ernsten Gesichtsausdruck. Rufus drehte sich achselzuckend wieder zu Tifa um, als die beiden Chaoten noch immer keine Antwort gaben. „Hey, macht’s dir was aus, wenn die zwei da hinten auf Marlene aufpassen.“ Die gleiche Sprachlosigkeit schwappte nun auch von Tifa herüber. Ja, es war eine merkwürdige Idee, die der ehemalige Präsident da ausgesprochen hatte. Aber das war die einzige Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und die beiden Turks und Marlene loszuwerden. Die Barfrau machte immer noch einen wenig überzeugten Eindruck. Zugegeben, Marlene in der Obhut der beiden Turks zu lassen, konnte auch nach hinten losgehen. „Wenn du mir einmal in deinem Leben vertraut hast, dann mach es bitte jetzt.“ Rufus setzte zur Unterstützung seines Satzes noch einen gekonnten Dackelblick auf. Tifa allerdings blieb erst einmal gelassen. Sie starrte nur von Rufus zu den beiden Turks, dann warf sie Marlene einen fragenden Blick zu. „Um was geht’s denn?“, fragte das Kind. Tifa wollte antworten, doch der Blondschopf kam ihr dazwischen und beugte sich zu Marlene hinunter. „Sag mal, magst du Tifa und mich für eine halbe Stunde allein lassen? Reno und Rude würden dann auf dich aufpassen.“ Marlene’s Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht und sie blickte misstrauisch dem blonden Mann ins Gesicht. Doch da sie eh nur ein Kind war und ihre Einwände vermutlich sowieso übergangen werden würden, nickte sie nach kurzer Zeit. „Aber nicht lange.“ Marlene warf Rufus den bösesten Blick zu, zu dem sie in der Lage war und nahm dann Reno und Rude an die Hand und lief mit den Turks davon. Der Blondschopf seinerseits hatte ein breites Grinsen im Gesicht, als er sich zu Tifa umdrehte. Die Barfrau jedoch spießte ihm mit Blicken regelrecht auf. „Was sollte das denn?“, fragte sie. Rufus stutzte und warf Tifa einen entschuldigenden Blick zu. „Ich wollte doch nur …“ „Ja, das hab ich mir gedacht. Du wolltest nur.“, unterbrach ihn die Barfrau und stapfte beleidigt davon. Zurück blieb ein verwirrter Rufus. Zugegeben, Marlene in der Obhut der beiden Turks zu lassen, ohne Tifa’s Einverständnis zu haben, war gewagt und dafür musste er gerade stehen. Der Blondschopf blieb verdattert an der Stelle stehen, während Tifa sich immer weiter von ihm entfernte. Fieberhaft überlegte er, wie er seinen Fehler wieder gutmachen konnte, doch wenn Rufus der Brünetten nicht bald nachlief, verlor er sie in dem Menschengewimmel. Er setzte sich in Bewegung und hatte die Barfrau bald gefunden. Sie stand zwischen zwei Verkaufsständen mit dem Gesicht zur Wand. „Lass mich das bitte erklären.“ Rufus legte der jungen Frau vorsichtig die Hand auf die Schulter, aber Tifa zuckte nur zusammen und drehte sich noch weiter von ihm weg. ShinRa Junior zog seinen Arm wieder zurück. Schluchzte sie etwa? „Tifa…“ Doch sie sagte nichts. Der Blondschopf wollte ihr nochmals die Hand auf die Schulter legen, hielt dann aber inne, um nicht noch einmal etwas falsch zu machen. Genaugenommen wusste er sowieso nicht, warum Tifa traurig war. Eigentlich hätte sie wütend auf ihn sein sollen. Stattdessen zuckte ihr Körper unkontrolliert, während sie weiter schluchzte. „Was ist denn los?“, fragte Rufus vorsichtig. Er ging einen Schritt auf die junge Frau zu und überschritt dabei eine unsichtbare Grenze. Tifa schubste ihn so heftig, dass er mit dem Hintern auf den Boden plumpste und rannte davon. „AUA! Tifa… verdammt… Warte doch!!“, rief er ihr hinterher. Doch Tifa hörte nicht. Ihre Beine trugen sie wie der Wind bis ans Ende der Gasse hin zu dem großen Stadtplatz, der in der Mitte Kalm’s lag. Hier war das Menschengedränge noch dichter, die Geräuschkulisse noch laute und die Lichtreize noch intensiver. Tifa suchte sich ihren Weg, bis sie einen stillen Platz hinter einem Schmuck-Stand fand und verkrümelte sich dort. Rufus seinerseits war, so schnell es ihm möglich war, auf die Beine gekommen und in die Richtung gelaufen, die die Barfrau eingeschlagen hatte. Als er auf dem großen Platz ankam, war er mehr als nur erschöpft. Er konnte zwar mittlerweile ohne Krücken gehen, doch was Tifa ihm da zumutete, war einfach zu viel. Keuchend und schnaubend ging er langsam weiter und blickte sich um. Es war wie die berüchtigte Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Hier konnte sich die Barfrau schließlich überall verstecken. Rufus seufzte und blickte bekümmert auf den Boden. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er etwas Glänzendes in seinem Sichtfeld. Rufus schaute auf und sah glitzernde Silberketten vor sich. „Wollen Sie etwas?“, fragte jemand gegenüber. Der ehemalige Präsident registrierte im ersten Augenblick nicht, dass mit ihm gesprochen wurde. Fragend hob er seinen Kopf und sah sich einer älteren Frau gegenüber, die ihn freundlich anschaute. „Wie meinen Sie?“, fragte Rufus. „Ob Sie etwas möchten? Vielleicht einen Ring für Ihre Liebste?“ Rufus starrte perplex, fasste sich aber schnell wieder. Wieso eigentlich nicht? Wieso sollte er Tifa nicht etwas Nettes zur Wiedergutmachung kaufen. Interessiert fing er an, die Waren vor sich auf dem Tisch zu begutachten. „Was schenkt man am besten, wenn man etwas wieder gutzumachen hat?“, fragte Rufus die Verkäuferin. „Oh, dann sollten Sie ihr vielleicht lieber eine Kette schenken.“ „Hm, ja.“ Der Blondschopf betrachtete die Anhänger, die vor ihm funkelten. Hm, nein, einen Herz-Anhänger konnte er ihr schlecht schenken. Wie sah das denn aus? Rufus überlegte. Trug Tifa nicht silberne Ohrringe? Ja, genau, so längliche unauffällige. Er schaute sich die Anhänger noch mal an und entdeckte dann einen, der Tifa’s Ohrringen ähnelte. „Den da hätte ich gerne. Und noch eine passende Kette.“ Die Verkäuferin griff sich das Gewünschte und fädelte den Anhänger dann auf eine Kette, die sie mit geübten Augen ausgewählt hatte. Zu guter letzt verpackte sie die Kette noch in ein kleines Papiertütchen und gab es Rufus. „Das macht dann 50 Gil.“, meinte die Verkäuferin. „Oh, so teuer?“ „Hey, das ist Qualitätsware.“ „Ja, ja, ist ja schon gut.“ Rufus schob ihr einen 50-Gil-Schein zu und beschäftigte sich dann wieder mit seinen trüben Gedanken. „So, jetzt muss ich sie erst noch finden.“, murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart. „Wie meinen Sie?“ Der Blondschopf schaute auf. Die Verkäuferin war noch immer nicht von dannen gezogen, sondern musterte ihn neugierig. „Haben Sie vorhin eine junge Frau vorbeilaufen sehen?“, fragte Rufus, die Gelegenheit nutzend, „Sie hatte schwarze braune Haare, etwa diese Länge. Und sie war schwarz angezogen.“ Die Frau überlegte einen Augenblick, dann erhellte sich ihr Gesicht. „Ja, die ist vor ein paar Minuten hier vorbeigekommen. Allerdings weiß ich nicht, wohin sie gelaufen ist.“ Davon, dass Tifa eigentlich hinter dem Stand der Verkäuferin saß, sagte sie lieber nichts. Der junge Mann ihr gegenüber sollte sich ihrer Meinung nach richtig ins Zeug legen, um das Herz seiner Angebeteten zurückzugewinnen. Von der tatsächlichen Situation wusste die Verkäuferin schließlich nichts. „Weit kann sie jedenfalls nicht sein.“, meinte sie dann aufmunternd, „Na los, suchen Sie nach ihr, suchen Sie!“ Ob Tifa das Gespräch belauscht hatte, wusste die Verkäuferin nicht. Rufus jedenfalls tapste nach der Aufforderung los und war schon bald in dem allgemeinen Getümmel verschwunden. Es dauerte keine fünf Minuten, bis die Brünette aus ihrem Versteck herausgefilzt kam und in Richtung Platzzentrum lief. Die Verkäuferin grinste nur und kümmerte sich dann um den nächsten Kunden. Kapitel 5: Streit am Abend -------------------------- Kalm, etwa 16.30 Uhr: Rufus hatte inzwischen den halben Platz umrundet, doch Tifa war für ihn unauffindbar. Der Verzweiflung nahe schaute er auf die Uhr. Zwanzig Minuten waren vergangen, seit er die Turks angewiesen hatte, auf Marlene aufzupassen. Also nicht mehr allzu viel Zeit übrig, die Barfrau zu finden und sich bei ihr zu entschuldigen. Am liebsten hätte Rufus ihren Namen gerufen, doch hier waren ihm zu viele Leute. Schlecht gelaunt stapfte er zur Mitte des Platzes hinüber, wo ein alter und ziemlich rostiger Mako-Reaktor stand. Das Vermächtnis, das sein Vater ihm hinterlassen hatte. Wütend trat Rufus gegen eins der Rohre, das daraufhin ein Loch bekam. ‚Tze, schlechte Qualität. Dass die Bürger sich so was auf die Nase haben binden lassen.’, dachte Rufus. Er wollte sich schon auf den Boden hocken, als er einen braunhaarigen Kopf gewahrte, der hinter einem der Rohre saß. Rufus war sich nicht ganz sicher, riskierte dann aber doch einen genaueren Blick. „Tifa? Was machst du denn da?“ Der ehemalige Präsident musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um auch nur einen Blick in den Hohlraum hinter der Reaktorwand zu werfen. „Ich, ähm…“ Tifa hatte sich wieder etwas beruhigt. Beschämt schaute sie jetzt zu dem Blonden hoch. „Komm doch bitte da raus.“, bat Rufus. Die Brünette rührte sich nicht. Rufus streckte den Arm nach ihr aus, um ihr über den Kopf zu streicheln, reichte aber nicht so weit ran. „Tut mir leid, wie ich mich vorhin benommen habe.“, murmelte Tifa. „Och, bitte komm da heraus. Außerdem musst du dich für nichts entschuldigen.“ Die Barfrau zog den Kopf noch mal ein, entschied sich aber dann doch dazu, den Makoreaktor zu verlassen. Betreten schaute sie den Blondschopf kurz an und dann auf den Boden. Rufus zögerte erst, strich ihr dann aber doch noch mit der rechten Hand über die Wange. Viel lieber hätte er Tifa in die Arme genommen und sie getröstet, ihr sanfte Worte ins Ohr geflüstert. So ließ er seine Hand nur wieder sinken und zog dann das Papiertütchen mit der Kette heraus, die er in der Jackentasche verstaut hatte. „Hier, das hab ich dir gekauft.“ Rufus zog das Kettchen mit dem Anhänger aus dem Tütchen und zeigte es Tifa. Der jungen Frau stiegen vor Rührung fast wieder die Tränen in die Augen. „Och.“, machte Rufus nur und legte ihr dann die Kette um, „Gefällt sie dir? Ich hoffe, sie passt zu deinen Ohrringen.“ Tifa sagte gar nichts. Ihr steckte ein Kloß im Hals, der ihr das Reden unmöglich machte. Traurig schaute sie kurz zu Rufus und dann wieder auf den Boden. „Hey, nun wein doch nicht.“ Rufus machte noch einen Schritt auf sie zu und streichelte ihr dann wieder über die Wange. „Tifa!! Was machst du denn da?!“, brüllte jemand auf dem Platz. Oh je, das war Cloud und er hörte sich nicht gerade fröhlich an. Da kam er auch schon angestapft, die Turks sowie Marlene und Denzel im Schlepptau. Das Mädchen schaute Tifa entschuldigend an und versteckte sich dann hinter Reno. „Was wird das denn hier, wenn’s fertig ist?“, fragte Cloud. Er war Rufus einen mörderischen Blick zu, der daraufhin ein paar Schritte rückwärts machte. Tifa’s Traurigkeit hingegen war wie verflogen. Ernst schaute sie zu Cloud hinüber. „Das ist wohl immer noch meine Angelegenheit.“, murmelte sie. Die Brünette konnte sich nicht vorstellen, dass Marlene getratscht hat. So etwas traute sie dem Mädchen einfach nicht zu. Stattdessen waren Reno und Rude vermutlich auffällig mit Marlene herumspaziert, so dass sie Cloud wahrlich ins Auge gesprungen sein mussten. Außerdem hatte Cloud nicht das Recht, ihr Vorwürfe zu machen. Trotzig schaute Tifa ihm also ins Gesicht. „Hört doch bitte auf zu streiten.“, jammerte Marlene hinter Reno’s Rücken. Rufus hatte bisher gar nichts gesagt. Überhaupt wollte er seinem Konkurrenten am liebsten die Meinung geigen, hielt es aber für besser, das Feld vorerst zu räumen. „Reno, Rude! Kommt, wir gehen.“ Der ehemalige Präsident warf Tifa einen freundlichen Blick zu und wandte sich dann um, um nicht an Cloud vorbeilaufen zu müssen. Wenn Blicke töten könnte, Cloud hätte Rufus umgebracht. „Was soll das eigentlich?“, fragte der Stachelkopf vorwurfsvoll. Tifa antwortete ihm lange Zeit nicht und die beiden Kinder glaubten bald, zwei Salzsäuren vor sich zu haben. „Das sollten wir daheim besprechen.“, meinte die Barfrau dann leise. Cloud nickte nur, nahm Denzel an die Hand und zwang sich mit ihm durch das Gewühle. Tifa folgte ihm mit Marlene an der Hand. Edge, etwa 20.30 Uhr: Denzel und Marlene gingen wackelig nach oben. Ihnen war nicht unwohl oder dergleichen, doch sie fürchteten sich vor dem Streit, der unweigerlich gleich in der Bar losbrechen würde. Die beiden Kinder hörten, wie jemand die Tür hinter ihnen zuschlug und zuckten zusammen. „Ich hoffe, das wird nicht allzu laut.“, meinte Denzel beklommen. Die beiden hatten noch nie einen Streit zwischen Erwachsenen mitbekommen, folglich wussten sie nicht, was auf sie zukam. „Ja, das hoffe ich auch. Lass uns lieber mal ins Zimmer gehen und die Tür zuschließen.“, sagte Marlene. Die Kinder schlichen in ihr Schlafzimmer, schlossen die Tür und verkrümelten sich unter ihren Bettdecken. Eine Zeitlang war Ruhe und Marlene war schon im Halbschlaf, als man plötzlich ein Rumsen hörte. Etwas wurde wohl umgeworfen, genaugenommen ein umgedrehter Stuhl, den Cloud vom Tisch gefegt hatte. Tifa hingegen war noch beherrscht, sollte Cloud ruhig die Einrichtung zertrümmern. Für den entstandenen Sachschaden würde er aufkommen müssen. Die Brünette beschloss, da knallhart zu sein. „Ich finde, es ist immer noch meine Entscheidung, mit wem ich mich abgebe.“, schimpfte Tifa. „Ach ja? Und wieso muss es ausgerechnet Rufus sein?“ „Wieso denn nicht? Er ist nett, charmant, höflich, intelligent. Alles Eigenschaften, die ich bei dir schmerzlich vermisse.“ Cloud riss die Augen auf und fragte dann etwas beleidigt: „Hey, bin ich etwa nicht nett?“ „Doch, aber das hilft mir nichts, wenn du nie daheim bist.“ Betretenes Schweigen entstand zwischen Tifa und Cloud. Ja, der Blondschopf war wegen seinem Kurierdienst viel unterwegs, hatte selten Zeit für seine jahrelange Freundin und die Kinder. Aber Cloud hatte irgendwann auch mal ausgerechnet, dass sie nicht über die Runden kamen, wenn er seine Arbeit auf ein spezielles, nahe bei Edge gelegenes Gebiet beschränkte. Er musste praktisch Pakete nach Wutai, Rocket Town und das Gasthaus zum Eiszapfen liefern, um mit Tifa und den Kindern überhaupt einen gewissen Lebensstandard halten zu können. „Was erwartest du eigentlich von mir?“, fragte die Barfrau in die Stille hinein, „Dass ich abends darauf warte, dass du heimkommst und wir dann heile Welt spielen, obwohl wir keine richtige Familie sind? Und tagsüber hocke ich alleine herum und langweile mich, während die Bar noch geschlossen hat, die Kinder in der Schule sind und du in der Welt herumtourst und Pakete auslieferst. Oder soll ich in der Zeit etwa Wäsche waschen, Essen kochen, das Haus putzen?!“ Cloud war ganz baff von der Fülle an Wörtern, die Tifa ihm an den Kopf warf. So hatte die Aussprache nach seiner Sicht der Dinge nicht laufen sollen. Statt dass er ihr Vorhaltungen machte, hatte Tifa den Spieß ziemlich bald umgedreht und machte dem Stachelkopf jetzt Feuer unterm Hintern. „Du weißt, dass ich meinen Job schlecht aufgeben kann.“, meinte Cloud lahm. Tifa stemmte die Arme in die Hüften und schaute ihn wütend an. „Und ich darf etwa keine Freiheiten haben?“ „So meinte ich das eigentlich nicht… Ich will nur nicht, dass du zu viel mit diesem ShinRa-Typen abhängst.“ Jetzt war es raus. Cloud beglückwünschte sich innerlich selbst zu seinem Mut, so direkt zu Tifa zu sein. Die Brünette zog nun eine Augenbraue hoch und überlegte. Das Problem schien also mehr daran zu liegen, dass Rufus ein ShinRa war und nicht wegen Rufus persönlich. „Soweit ich mich erinnere, warst du auch mal bei ShinRa Inc.“, stellte Tifa trocken klar. Autsch, das tat weh. Der blonde Igel hatte damit gerechnet, dass so etwas in der Art kommen würde, aber noch wollte er nicht aufgeben. „Das ist lange her…!“ „Ach, bei Rufus etwa nicht? Wenn ich dich daran erinnern darf, die Company gibt’s seit mittlerweile dreieinhalb Jahren nicht mehr. Klar, was damals gemacht wurde, war schlimm! Aber man kann nicht ewig darauf herumreiten, denn das Leben geht trotz allem weiter.“ Tifa war jetzt gerade so richtig in Fahrt gekommen. Sauer machte sie einen Schritt auf Cloud zu und wedelte mit der geballten Faust vor seinem Gesicht. „Und ich lebe mein Leben so, wie es mir passt!“ Die junge Frau brüllte diesen Satz regelrecht heraus. Es war wie eine Befreiung von etwas, was sie schon seit langer Zeit bedrückte. Ohne ein weiteres Wort drehte sich Tifa um, betrat den Privatbereich und ließ Cloud stehen, wo er war. Eilig lief sie die Treppe hinauf, betrat ihr Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Bald darauf hörte man das Getrampel, das der Blondschopf auf der Treppe veranstaltete. Denzel fuhr aus dem Schlaf hoch, als etwas an die Tür nebenan klopfte. Tifa’s Stimme erklang daraufhin, doch der Junge verstand nicht, was sie sagte. „Verd…. Cloud, die Kinder schlafen schon!“, flüsterte die Brünette durch die Tür durch. „TIFA, mach bitte die Tür auf. Du kannst mich doch nicht so einfach abservieren…“ Die Tür öffnete sich und Tifa kam wieder heraus. „Ich hab dich nicht abserviert! Ich hab nur etwas klargestellt.“, meinte sie, „Hör mal, ich versteh ja, dass ein alter Chaot wie du da nicht mehr mitkommt, wenn ich Kontakte knüpfe. Aber es ist schließlich mein Leben und das will ich nicht auf ewig alleine verbringen. Und jetzt sei so gut und lass mich schlafen.“ Die Barfrau stapfte wieder in ihr Zimmer und verschloss erneut die Tür. Cloud blieb sprachlos davor stehen. Tifa wollte nicht alleine leben. Okay, das wollte niemand. Aber der Blondschopf verstand das nicht recht. Auch wenn Marlene und Denzel die meiste Zeit des Tages in der Schule waren und er selber, erst abends heimkam, war Tifa doch nicht alleine. Zumal auch ständig Leute in der Bar waren. Cloud kratzte sich nachdenkend am Hinterkopf und ging die Treppe wieder hinunter, wo ein Bett in seinem Büro auf ihn wartete. Verwirrt und in voller Montur legte er sich darauf, kreuzte die Arme unter dem Kopf und starrte an die Decke. Hatte er vielleicht irgendwas übersehen? Ja, er sollte sich vielleicht mehr Zeit für Tifa und die Kinder nehmen, öfters einen Ausflug mit ihnen machen. Fieberhaft arbeitete sein Gehirn nach einer Lösung, beides, Job sowie Tifa und die Kinder miteinander unter einen Hut zu bringen. Irgendwann schlief er über all seinen Gedanken ein. Cloud’s langjährige Freundin hingegen kroch nach dem Umziehen unter die Bettdecke und konnte lange nicht einschlafen. Tifa war nach wie vor von ihrer Meinung überzeugt, das stand fest. Aber vielleicht hatte sie Rufus ein bisschen zu sehr in Schutz genommen, als gut war. Und das, obwohl sie ihn erst ein paar Wochen kannte. Und Cloud hatte mit seinen Argumenten auch Recht, zumindest in gewisser Weise. Rufus hatte keine weiße Weste, auch wenn er sich wortwörtlich so darzustellen versuchte. Wer konnte schon genau sagen, was unter seiner Herrschaft alles gemacht wurde? Und Tifa wollte es auch gar nicht so genau wissen. Doch wie sie zu Cloud schon gesagt hatte, das war lange her und Rufus ewig dafür Vorwürfe machen, ging nicht. „Wenn ich doch nur wüsste, was ich will…“, murmelte Tifa vor sich hin. Ja, sie hatte Gefühle für Rufus. Aber das waren nicht mehr als freundschaftliche Emotionen, die sie empfand. Jedenfalls bisher. Tifa seufzte vernehmlich und rollte sich dann unter der Bettdecke herum. Was musste Cloud auch so ein Gefühlskrüppel sein? Vermutlich verstand er gar nicht, was Tifa mit dem „das Leben nicht alleine verbringen“ gemeint hatte. Sie wünschte sich einen Freund. Das war der Haken an der Sache. Jemanden, mit dem sie abends im Bett kuscheln konnte, der sie in den Arm nahm und tröstete, wenn es ihr schlecht ging. Das waren alles Dinge, die sie brauchte, aber von niemandem bekam. Außerdem wunderte sich die junge Frau inzwischen darüber, dass Cloud eifersüchtig zu sein schien. Die Seite kannte Tifa gar nicht an ihm. Aber so war das nun mal im Leben. Sie selber war damals auch eifersüchtig auf Aerith, weil das Blumenmädchen sich so gut mit Cloud verstand. Aber die Brünette hatte nie dazwischengefunkt, sondern die beiden einfach mal machen lassen. Die ganze Sache hatte sich dann, leider, wie Tifa sagen musste, sehr negativ entwickelt. Sie rollte sich erneut herum und schob dann ihren Kopf unter der Bettdecke hervor. ‚Ich glaub, ich brauch einfach mal eine Pause.’, dachte Tifa und schaute an die Wand, ‚Weg von der Bar, weg von den Kleinen und weg von Cloud. Einfach mal Urlaub machen, die Seele baumeln lassen und gar nichts tun.’ Die Barbesitzerin beschloss, am nächsten Tag weiter darüber nachzudenken. Kapitel 6: Urlaub in Costa del Sol ---------------------------------- Edge, zwei Tage später, etwa 8.30 Uhr: „Tifa, du kannst doch nicht von jetzt auf morgen Urlaub machen.“ Cloud schrie fast, als die Barbesitzerin mit einer vollgepackten Reisetasche an ihm vorbeiging. „Warum denn nicht?“, fragte sie, „Die Kinder wissen Bescheid. Ich hab beiden einen Hausschlüssel gegeben. Die Stammgäste habe ich auch alle informiert. Wieso also soll ich mir nicht ein paar freie Tage gönnen?“ „Wieso hast du mit mir nicht darüber gesprochen? Ich hätte mir auch frei nehmen können.“, sagte der Stachelkopf pikiert. Tifa hatte inzwischen den Eingang zur Bar erreicht und stellte dort ihre Tasche auf den Boden. Fragend schaute sie zu Cloud, der am Tresen stehen geblieben war. „Weil das eh nichts an meinem Entschluss geändert hätte. Und ich außerdem mal Zeit nur mit mir allein verbringen möchte. Sei bitte nicht böse, aber ich brauche einfach mal ein bisschen Pause von dem ganzen Rummel in letzter Zeit.“ Cloud griff sich ein Schildchen, dessen Vorderseite das Wort ‚Geschlossen’ zierte und gab des der Brünetten, die es neben der Eingangstür aufstellte. „Brauchst du von mir auch eine Pause?“, fragte Cloud leise. ‚Herrje, wieso muss er ausgerechnet jetzt herausfinden, dass er auch Gefühle hat?’, dachte Tifa. Entschuldigend schaute sie ihn an. „Es ist ja nicht für lange, nur vier Tage. Außerdem hab ich Hotel und Überfahrt schon gebucht. Das ist leider nicht mehr erstattbar, so kurz vor Reisebeginn.“ Tifa umarmte Cloud, was sie sonst eher selten tat. Auch wenn der Kurier mittlerweile über Aerith’s Tod hinweggekommen war, so ließ er doch nur selten jemanden an sich heran. Aber weder versteifte Cloud sich, noch zuckte er mit einer Wimper. „Pass mir nur gut auf die Kleinen und den Laden auf, ja?“ Tifa lächelte noch einmal kurz, griff sich ihre Reisetasche und schlüpfte dann aus der Bar. Die Eingangstür verschloss sie von außen. Marlene und Denzel hatten sich eh angewöhnt, das Haus über den Hintereingang zu betreten und Cloud konnte das auch gleich lernen. Die Brünette winkte ihrem langjährigen Freund noch einmal und lief dann die Straße hinab Richtung Bushaltestelle. ‚Die Stammgäste. Ob sie Rufus und seiner Bande auch Bescheid gesagt hat, dass sie nicht da ist?’, dachte Cloud und ging dann in sein Büro. Missmutig ließ er sich auf einen Stuhl am Schreibtisch plumpsen und griff sich von seinem To-do-Stapel den ersten Lieferschein. Unter ‚Destination’ war Mideel angegeben, also kein Ort, wo er mal kurz einen Abstecher nach Costa del Sol unternehmen konnte. Aber gut, wenn Tifa alleine sein wollte, sollte er ihr diesen Freiraum auch gewähren. Seufzend griff Cloud sich das betreffende Päckchen und verließ das Haus an der Rückseite. Healin, etwa 9.00 Uhr: Rufus saß an seinem Schreibtisch und bearbeitete Briefe. Seit dem Ende von ShinRa Inc. hatte sich der Stapel Geschäftspost beträchtlich verkleinert. Der ehemalige Präsident der Company griff sich ein trostloses Häufchen Papier und stöhnte. Eine neuerliche Arztrechnung. Diese hatten in letzter Zeit ebenfalls abgenommen und Rufus sehnte den Tag herbei, an dem ihm mal keine Rechnung für Physiotherapie, Krankengymnastik, Massage oder sonstige Untersuchungen ins Haus flatterte. Genervt warf er das Papier auf seinen Schreibtisch und griff sich die Tageszeitung. Ein Klopfen erklang von der Tür her und ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete Tseng selbige von außerhalb. Der Turk balancierte ein Tablett herum und schloss die Tür hinter sich mit einem kurzen Tritt. „Hier ist Ihr Frühstück, Sir.“ „Hah, wo ist denn Elena?“, fragte Rufus und legte die Zeitung zur Seite. „Im Urlaub.“, antwortete Tseng knapp. „Eh? Die hat Urlaub? Seit wann das denn?“ Tseng seufzte und stellte dem ehemaligen Präsidenten das Frühstück direkt vor die Nase. Heute war Rufus wieder furchtbar schlecht gelaunt, was daran lag, dass ihm die Turks geschlossen Besuche im 7. Himmel verboten hatten. Jedenfalls für eine Woche, bis sich die Wogen wieder geglättet hätten, wie Rude es ausgedrückt hatte. „Sir, den Urlaub hatten Sie Elena schon vor Wochen genehmigt.“ „Ja, vermutlich. Erinnere mich nur nicht daran.“ Rufus griff ungeschickt nach seiner Kaffeetasse, verschüttete jedoch den halben Inhalt. Er war eines Fluchens nahe, als Tseng ihn unterbrach. „Sir, Sie sollten sich langsam wirklich wieder beruhigen. Wir Turks meinen es nur gut mit Ihnen.“ „Ja … ja!“ Der Blonde wollte etwas einwenden, beließ es aber dann dabei. Ja, seine Turks wollten nur das Beste für ihn. Das war ihm klar. Aber lag es daran, dass er ihr Geldgeber war oder daran, dass er ihnen persönlich etwas bedeutete? Rufus beschloss, diese Frage vorerst hinten anzustellen. „Wie sieht es mit heute aus?“, fragte er nur. „Nein!!“ „Hmpf.“ Also echt. Rufus’ eigene Mitarbeiter hielten ihn gegen seinen Willen fest. Und das nicht zum ersten Mal in seinem Leben. Mit Schaudern erinnerte er sich daran, was mittlerweile fast 10 Jahre zurück lag. An seine Gefangenschaft, die die finanzielle und informative Unterstützung Avalanches nach sich gezogen hatte. Im Vergleich zu damals ging es ihm jetzt richtig gut. „Muss das eigentlich sein?“, nörgelte der Blondschopf weiter. Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, stand Rufus auf und ging ins Badezimmer, um sich die Hände zu waschen. Als er Tseng den Rücken zudrehte, schüttelte dieser nur kurz den Kopf, verdrehte dabei die Augen gen Himmel und ging dann aus dem Raum. „Heute ist er noch schlimmer als gestern.“, antwortete Tseng auf Rude’s unausgesprochene Frage. „…“ „Ich wusste gar nicht, dass er so zickig sein kann.“, bemerkte Reno, der neben dem Glatzkopf am Tisch saß und sich ein Stück Brot zwischen die Kiefern schob. Rude’s linker Mundwinkel schob sich nach oben, doch er sagte nichts. Ja. In letzter Zeit waren ziemlich viele Seiten in Rufus zum Vorschein getreten, die die Turks bisher nicht kannten. Seine Mildtätigkeit, die er seit etwa einem dreiviertel Jahr hegte und pflegte. Dann das Interesse, das er an der Barbesitzerin zeigte. Jetzt seine Launenhaftigkeit. „DU scheinst dich im Übrigen ja gar nicht mehr für Tifa zu interessieren.“, stellte Rude fest. „Eh?“ Reno’s Kopf wurde puterrot. Tseng seinerseits hätte am liebsten gekichert, hielt sich aber zurück, um den Rotschopf nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringend. „Ich find das gar nicht nett.“, meinte Reno und stand auf. Beleidigt verließ er die Lodge und steckte sich draußen eine Zigarette an. Tseng griff sich von der Theke ein Klatsch-Blatt, während Rude sich wieder mit seinem Frühstück beschäftigte. Costa del Sol, etwa 13.00 Uhr: Die Sonne brannte heiß und grell herab, als Tifa die Fähre verließ. Genau das Wetter, das sie sich erhofft hatte. Sie blickte sich kurz im Hafen um, der trotz allen Tourismus militärisch wirkte. Überbleibsel aus der ShinRa-Herrschaft waren nach wie vor überall zu finden. Die Barfrau seufzte vernehmlich und verließ den Hafen dann auf direktem Wege. ‚So, also jetzt am besten erst einmal das Zeug ins Hotel bringen und dann ab zum Strand.’ Die junge Frau ging die Straße entlang und kam ziemlich schnell zur Ortsmitte. Costa del Sol war eine Gemeinschaft von Häusern, die zu groß für ein Dorf war, die Bezeichnung Stadt allerdings nicht verdiente. Tifa warf einen kurzen Blick in die Broschüre des Hotels und besah sich den Lageplan. ‚Hm, also dann müsste ich hier rechts und es dann gleich sehen.’ Die Brünette folgte der angegebenen Richtung und hielt Ausschau. Etwas weiter weg stand ein großes Gebäude, an dessen Fassade das Wort ‚Hotel’ in leuchtenden Lettern stand. Tifa’s Meinung nach machte es einen recht ordentlichen Eindruck und sie beeilte sich. In der Lobby angekommen, ging sie zur Rezeption, wo ein älterer Herr seine Arbeit verrichtete. „Bitte, was kann ich für Sie tun?“, fragte der Mann freundlich. „Hallo. Ich habe ein Zimmer reservieren lassen. … Auf den Namen Lockheart.“ „Lassen Sie mich mal gucken, junge Dame.“ Der Rezeptionist sah in sein altmodisches Reservierungsbuch und für die Daten mit dem Zeigefinger ab. „Ah, hier habe ich es. Für vier Tage mit Frühstück haben Sie gebucht? Das ist dann Zimmer Nr. 18 im ersten Stock.“ Schnell griff sich der Mann den entsprechenden Schlüssel, kam um die Theke herum und nahm Tifa ihre Tasche ab. „Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.“, meinte er freundlich und stieg dann die Treppe hinauf, die gleich neben der Rezeption nach oben führte. „Ui, das ist sehr nett von Ihnen.“ „Ah, Sie kommen ursprünglich aus Nibelheim?“, fragte der Mann, als sie oben waren. „Ja… Woher…“ „Der Dialekt, Mädchen, der Dialekt.“ Der Mann grinste und ging dann nach links. Beim letzten Zimmer auf der rechten Seite hielt er an und schloss die Tür auf. „Ich hoffe, es ist zu Ihrer Zufriedenheit?“, fragte er. Tifa ließ sich die Tasche ins Zimmer tragen und blickte sich kurz um. Das Bad war soweit in Ordnung und sauber, was ihr am wichtigsten war. Auch das Bett und das Zimmer an sich waren groß. Es gab sogar einen kleinen Balkon mit Blick auf das Meer. Die Barfrau war zufrieden. „Perfekt! Besser könnte es gar nicht sein.“, erklärte sie. „Frühstück gibt es ab 8.00 Uhr bis 10.00 Uhr. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“ „Ja! Ja, danke.“, antwortete Tifa. Doch der Rezeptionist hatte das Zimmer bereits wieder verlassen. Geschafft ließ sich die Barfrau auf das Bett fallen. Ein Grummeln aus der Bauchgegend meldete sich fordernd zu Wort. Mittag gemacht hatte Tifa noch nicht, weshalb sie beschloss, Costa del Sol nach etwas Essbarem abzugrasen. Sie griff sich ihren Rucksack und den Zimmerschlüssel, verschloss die Zimmertür und verließ das Hotel wieder. Eine warme Seebriese wehte der Brünetten ins Gesicht. Sie zog die Luft gierig ein, als wäre sie gerade aus einer Höhle gekommener Minenarbeiter. ‚So etwas Gutes gibt es daheim gar nicht. Also, irgendwann sollten Cloud und ich mit den Kindern einmal ans Meer fahren.’, entschied Tifa still für sich. Dann erinnerte sie sich an ihren letzten Ausflug und ein Schatten überzog ihr gut gelauntes Gesicht. Tifa hatte sich furchtbar gefreut, als Cloud den Vorschlag mit dem Stadtfest in Kalm machte. Anfangs lief es auch ganz gut. Bis Rufus aufgekreuzt war. Manches Mal schon hatte sich die Barfrau gefragt, ob Rufus sie oder die Bar irgendwann von seinen Turks hat verwanzen lassen. Um sie abzuhören und immer zu wissen, was sie tat oder was gerade los war. Oder ob sich seine Turks in der Bar befanden. Dann aber schüttelte sie innerlich entschieden den Kopf. So merkwürdig der ehemalige Präsident sich auch hin und wieder benahm, das konnte er doch nicht getan haben. Obwohl… Aber wieso sollten die Turks die Bar verwanzen, um sich selber abhören zu lassen? Und wieso dachte Tifa überhaupt darüber nach? Sie war schließlich nicht nach Costa del Sol gekommen, um Trübsal zu blasen, sondern um Spaß zu haben. Sie ging wieder zurück zur Stadtmitte, suchte dort ein Lokal auf und bestellte Pizza. ‚Oder sollte ich nicht doch lieber mal zu Hause anrufen und nach dem rechten fragen?’, grübelte Tifa, während sie auf ihre Bestellung wartete. Sie erging sich weiter in Gedanken. Das tat die junge Frau immer, wenn sie sonst nichts zu tun hatte. Sich Gedanken machen über jeden, der sie umgab. Eine viertel Stunde später wurde ihr eine Pizza ‚Mideel’ vor die Nase gesetzt, belegt mit Schinken und Ananas. Tifa zuckte leicht zusammen. „Lassen Sie es sich schmecken.“, meinte der Kellner und zog seines Weges. „… Danke.“ Sie starrte auf den Teigkreis, der fast den ganzen Tisch bedeckte. Kurzerhand hob sie den ihr zugekehrten Rand der Pizza hoch und blickte darunter. ‚Ha, das Teller ist ja viel zu klein.’, dachte sie, ‚Und in Edge sind die Teller immer größer als die Pizzen. Das wenn ich Cloud erzähle, wandert er aus…’ Tifa beschloss, langsam mal mit dem Essen zu beginnen. Strategisch schnitt sie die Pizza zweimal quer durch, so dass sie gleichgroße Viertel erhielt. Das erste Teil versuchte sie, so zu essen, schaffte es aber nur mit beiden Händen. Viel von dem Belag fiel leider herunter. Beim zweiten Stück ging die Barfrau es schlauer an. Sie rollte das Stück zu einem Wrap zusammen, drückte das Ende zu und bis ab. ‚So geht das schon besser’, ging ihr durch den Kopf. Eine halbe Stunde und pappige Finger später war Tifa aufbruchsbereit. Sie schaute kurz auf ihre Uhr, die 15.00 Uhr anzeigte und stöhnte. Schon so spät, da musste sie sich beeilen, dass sie die letzten Stunden noch am Strand genießen konnte. Die Barfrau flitzte in ihr Hotelzimmer zurück und wandte der Reisetasche ihre ganze Aufmerksamkeit zu. Tifa musste nicht lange suchen, bis sie ihren dunkelroten Bikini zu Tage gefördert hatte. Sie grinste verschmitzt, als sie das wenige an Stoff anlegte, was der Bikini hergab. ‚Das wenn die Männer sehen könnten…’, sagte Tifa stolz zu sich selbst, ‚Ich hoff nur, es reißt nichts…’ Die Brünette warf kurz einen Blick in den Spiegel und zog wieder ihre üblichen Klamotten an. Sonnencreme, Handtücher und ihr Buch warf sie in den Rucksack und verließ das Hotelzimmer erneut. Der Rezeptionist hatte sie nur immer angelächelt, was sie ein bisschen komisch fand. Trotz allem ließ sich Tifa die Laune nicht mehr vermiesen und machte sich auf den Weg zum Strand, wo ein Liegestuhl und viel Ruhe auf sie wartete. Kapitel 7: Frauengespräche am Strand ------------------------------------ Costa del Sol, etwa 9.00 Uhr: Tifa streckte sich auf ihrem Liegestuhl und ihr Roman fiel ihr vom Bauch in den Sand. Nachlässig griff sie nach dem Buch und legte es in ihren Rucksack, um es nicht zu vergessen. Hier konnte sie ungestört sie selbst sein, also schloss sie die Augen und versuchte, an gar nichts zu denken. Ein Schatten tauchte neben der Brünetten auf. Sie versuchte erst, nicht darauf zu reagieren. Doch der Verursacher wollte nicht weichen. "Ist der Liegestuhl da noch frei?", fragte eine piepsige Stimme. Der Barfrau kam die Stimme wage bekannt vor, konnte sie aber niemandem zuordnen. Ungehalten riss Tifa ihre Augen auf und wollte schon eine pampige Antwort geben, als sie Elena erkannte. Stutzig schaute sie sich schnell um, ob etwa noch andere Turks in der Gegend waren, doch erst beim zweiten Mal Hinsehen sah sie, dass Elena ebenfalls in Freizeitkleidung hier war. Tifa blieb trotz allem misstrauisch. "Äh, ja, der ist noch frei.", antwortete sie etwas verspätet, "Du hier?" "Ähm, ja, ich… ähm." Elena war zweifelsohne verlegen, das merkte Tifa sofort. Ihr ungutes Gefühl verflog. "Magst du nicht da bleiben? Ich bräuchte sowieso jemanden, der mir den Rücken eincremt." "Also ich will dich wirklich nicht stören.", meinte Elena nur. Aber als die Blondine sah, dass Tifa es ernst meinte, nickte sie nur und holte ihre Sachen. "Das ist wirklich nett." "Bist du alleine hier?", fragte Tifa. "Ähm ja. Ich hatte den Urlaub schon vor Monaten beantragt, aber dann leider nicht so genehmigt bekommen, wie ich es mir gewünscht hatte." Elena schaute kurz verlegen zu Boden und sah die Brünette dann fragend an. "Wo soll ich dich eincremen?", fragte die Turk. "Oh, auf den Rücken bitte. Eine schöne dicke Schicht. Ich war dieses Jahr leider noch nicht so ausgiebig in der Sonne wie jetzt. Außerdem brauchst du dich für nichts genieren." Tifa rollte sich auf den Bauch und schob ihre langen Haare zur Seite. Es dauerte nicht lange und Elena spritzte etwas von der Sonnencreme auf Tifa’s Rücken. Dann fingen die Hände der Blondine an, die Sonnencreme auf dem Rücken zu verteilen und leicht einzumassieren. "So, ich glaub, jetzt ist es sicher.", meinte Elena. "Cool, danke. Sag mal, bist du schon lange hier?", fragte Tifa weiter. Die Gelegenheit würde sie nutzen. Wann kam sie in letzter Zeit schon mal dazu, mit einem der Turks zu reden, ohne dass Rufus dabei war. Und vor allem, wann hatte sie zuletzt ein ernsthaftes Frauengespräch geführt. Elena jedoch war wohl noch immer unwohl in ihrer Lage. Sie wetzte auf ihrem Liegestuhl herum und gab erst keine Antwort. "Erst seit heute morgen.", meinte sie dann. Okay, das war verdächtig, fand die Brünette. Doch sie beschloss, es erst einmal auf sich beruhen zu lassen. Reno und Rude hatte sie schließlich gesagt, dass sie die nächsten Tage Urlaub in Costa del Sol mache. Die Information war Tifa ihren Stammgästen schließlich schuldig und die beiden Chaoten gehörten nun mal dazu. Und dass Rufus dann automatisch Bescheid wusste, davon ging Tifa aus. Sie konnte ja nicht ahnen, dass die Turks ihren Boss im Dunkeln tappen ließen. "Also, ich hab wirklich nichts davon gewusst.", sagte Elena entschuldigend. "Wie? Oh, tatsächlich?" Die Barfrau war mit ihren Gedanken abgeschweift, nun schaute sie Elena freundlich an. "Also, selbst wenn, wäre es nicht schlimm für mich. Entspann dich doch mal." "Ähm, ja." Elena entschied sich vorerst einmal dagegen, die Hüllen fallen zu lassen und legte sich in ihrem kurzärmeligen Shirt und mit der kurzen Hose auf ihren Liegestuhl. Nach einer Weile entkam ihr ein entspanntes Seufzen. Tifa kicherte. "Du scheinst nicht so oft frei zu haben?" "Wie? Oh, nein. Das stimmt. Na ja… Ist vermutlich bei dir dasselbe." Die Blondine war nach wie vor schüchtern. Tifa musste es etwas anders angehen. Sie entschied sich dazu, mit der Turk erst einmal über belanglose Themen zu quatschen. "Sag mal, sind Reno und Rude eigentlich nette Kollegen?", fragte sie. "Ja, Reno ist meist nur ziemlich chaotisch. Aber in den letzten Monaten ist es wirklich besser geworden mit …" Der Satz erhielt keine Fortsetzung. Tifa wartete noch ab, stellte dann aber eine Frage: "Womit ist es besser geworden?" "Hm, mit uns. Also Rufus und den Turks. Seit es die Company nicht mehr gibt und so." "Ach so. Liegt dir dein Job nicht so?", fragte die Barfrau weiter. "Doch, schon. Obwohl es in letzter Zeit ziemlich öde ist. Wir machen Tag ein Tag aus immer nur dasselbe. Rufus beaufsichtigen. Wenn wir das nicht tun, hocken wir in Healin herum und drehen sozusagen Däumchen." "Klingt furchtbar langweilig. Hast du denn schon mal ans Aufhören gedacht?" "Wie aufhören? Die Turks verlassen? Das klingt alles viel zu einfach. Die Turks sind mein Leben, meine Familie. Die kann ich schlecht alleine lassen." "Ja, aber wenn es doch so öde ist in letzter Zeit." Elena antwortete vorerst gar nicht mehr. Sie hatte sich bereits mehrere Male diesem Problem gestellt, sich aber nie eine zufrieden stellende Antwort geben können. Turk-Sein war sozusagen ihr einziger Daseinszweck. "Das ist alles nicht so einfach.", erklärte die Blondine nochmals und mit leiserer Stimme. Tifa seufzte und änderte die Strategie. "Und mit Rufy läuft auch alles glatt?", fragte sie beiläufig. "Ja, er ist ein netter Chef.", antwortete Elena, doch die Brünette hörte gar nicht richtig hin. Hatte sie ihn etwa gerade Rufy genannt. Tifa hoffte, dass Elena das nicht im Gedächtnis blieb. Einerseits klang es süß, andererseits passte dieser Kosename wohl nicht so zu jemandem, der früher eiskalt über Leichen gegangen war. Elena indes erzählte munter weiter: "Der Chef läuft in letzter Zeit recht viel, um wieder in die Gänge zu kommen, wie er es beschreibt. Meistens geht entweder Rude mit oder ich erbarme mich. Er macht auch wirklich Fortschritte und im Haus kann er schon ohne Krücken herumlaufen. Aber in den Bergen ist es halt nach wie vor gefährlich. Vor allem auch wegen der Monster." "Ach so, ist bestimmt auch stressig, da ständig aufzupassen. Und was treibt er sonst so?" "Wie? Was er sonst so macht? Viel nicht mehr, seit es ShinRa Inc. nicht mehr gibt. Früher war er ständig mit irgendwelchen Betriebsgeschäften zu Gange, heute kommt nur noch ganz selten etwas, was wirklich Aufmerksamkeit erfordert. Und sonst kann er ja nichts machen, außer Bücher lesen und aus dem Fenster gucken." "Wie meinst du das?", fragte Tifa, die etwas stutzig geworden war. "Na ja. Der Chef ist schließlich dazu erzogen worden, eine Firma zu führen. Was aber soll er machen, wenn keine Firma zum leiten da ist?" "Er langweilt sich vermutlich furchtbar." "Genau." "Hat er denn sonst nichts zu tun? Ich meine, so im privaten Bereich." Elena antwortete nicht auf diese Frage sondern schaute Tifa nur schräg von der Seite her an. Bisher hat die Blondine brav Antworten gegeben, doch jetzt war sie doch neugierig. Warum fragte Tifa so viel? Und warum war sie auf einmal ziemlich rot im Gesicht? "Was ist denn?", fragte Elena frech. "Och, gar nix.", wehrte Tifa ab. "Das sieht aber gar nicht nach nix aus.", stellte die Blondine fest, "Gib's zu, du bist an ihm interessiert!" "What?" Die Barfrau griff sich das Handtuch, das sie als Kissen benutzte und legte es sich über den Kopf. Elena fing daraufhin das Kichern an. "Brauchst dich doch nicht zu verstecken." "Das ist gar nicht komisch.", keifte Tifa beleidigt. "Och. Was ist denn mit Cloud?" "Was soll schon mit ihm sein? Er liefert Päckchen aus." "Hey. Jetzt weichst du aus." "Na und? Aber jetzt mal im Ernst.", sagte die Brünette und zog sich das Handtuch wieder vom Kopf. Ihr rotes Gesicht war komplett verschwunden und sie schaute die junge Turk ernst an. "Hatte Rufus schon mal eine Freundin?" "Nö, jedenfalls soweit ich weiß. Aber das will nichts heißen. Ich bin erst zu den Turks gekommen, als die Glanzzeiten der Abteilung schon vorbei waren.", antwortete Elena wahrheitsgetreu, "Aber sag mal, hast du denn wirklich Interesse am Chef?" Tifa überlegte. Pauschal konnte sie darauf keine Antwort mehr geben. Tags zuvor hätte sie noch entschieden mit Nein geantwortet, aber heute war sie sich gar nicht mehr so sicher. "Ich weiß nicht. Ich habe Rufus als Gesprächspartner schätzen gelernt. Mit ihm kann ich über vieles reden, wofür Cloud sich einfach nicht eignet. Außerdem ist da ja noch Cloud." "Wieso, was ist denn mit ihm?", fragte Elena. "Ach, der hat vor kurzem entdeckt, dass er Gefühle für mich hegt." Die Brünette hatte etwas pampig geantwortet, was vielmehr an Clouds Verhalten in letzter Zeit lag, statt an Elena's Fragerei. "Er stellt sich einfach furchtbar an.", meinte Tifa. "Ach so. Wie lange lebt ihr jetzt schon zusammen?" "Also, nach der Sache mit Meteor habe ich meine Bar in Edge mit ein paar Freunden zusammen aufgebaut. Cloud hatte damals geholfen und ich hab ihn bei mir aufgenommen. Wo hätte er auch sonst hingehen können? Aber kennen tun wir uns schon seit unserer Kindheit." "Aha. Und in der Zeit ist nie etwas gelaufen?", fragte Elena weiter. "Hm nein, wir waren ja nicht dauerhaft zusammen. Cloud ging damals bald zu ShinRa. Ich habe ihn also jahrelang nicht gesehen, bis er irgendwann in Midgar aufkreuzte, zusammen mit Barret." "Owei, also ist es mehr so eine Sandkastenfreundschaft." "Ja, da hast du vermutlich recht." Tifa war ein bisschen traurig über die Tatsache, die Elena da angesprochen hatte. Vor einigen Jahren hatte sie sich gewünscht, Cloud näher zu kommen, aber er blockte ständig ab oder verstand nicht mal, was Tifa wollte. Die Brünette drehte den Kopf auf die andere Seite, um die Turk sehen zu können. "Und wie läuft es in deinem Privatleben so?", fragte sie geradeheraus. Elena wurde rot wie eine Tomate und schaute betreten an sich herab. "Da läuft gar nichts.", meinte sie dann. "Och, das ist aber schade." "Ja …" Tifa ließ es erst einmal auf sich beruhen. Für ihren Geschmack hatte sie genug erfahren und Elena noch mehr in Verlegenheit oder gar in Schwierigkeiten bringen, wollte sie nicht. Rufus machte zwar einen netten Anschein. Aber wie er wirklich zu seinen Turks war, wenn sonst keiner dabei war, wollte Tifa lieber nicht erfahren. Elena hatte sich irgendwann doch getraut und ihre Freizeitklamotten angelegt. Darunter kam ein dunkelgrüner Sportbikini zum Vorschein. Die Brünette grinste sie nur an. "Wie gut, dass die Männer nicht da sind, was?", sagte Tifa fröhlich. Elenas Mundwinkel verzogen sich eilig zu einem breiten Grinsen. Die Turk würde ja zu gerne mal mit ihren Kollegen einen Tag am Strand verbringen, ohne auf den Chef aufpassen zu müssen. Aber das kam wohl in der nächsten Zeit nicht vor. "Also, Rufus hat dich wirklich gern.", meinte Elena dann. "Wie." Tifa war überrascht und das war noch gar keine Beschreibung dessen, was sie innerlich fühlte. Rufus mochte sie, er hatte sie sogar gern, wenn sie Elena's Aussage Glauben schenkte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Cloud zuhause, der gerade seine Gefühle entdeckte und dann noch Rufus, der sie gern hatte. Unbewusst griff sie sich an die Kette, die seit dem Stadtfest in Kalm um ihren Hals hing. Der Kurierfahrer hatte sie irgendwann darauf angesprochen, doch Tifa hatte eher ausweichend geantwortet und die Kette ab dann unter ihrer Kleidung versteckt. Auf ihr Gesicht hatte sich inzwischen wieder eine Rötung gestohlen. "Sag doch so was nicht.", meinte Tifa lahm und griff sich ihre Wasserflasche aus dem Rucksack. "Warum denn? Außerdem stimmt es. Er redet viel von dir." "Wirklich? Was sagt Rufus denn so?" "Och, viel belangloses Zeug. Ab und zu erzählt er von deinem Aussehen, dann wieder, wie gerne er dich in der Bar besuchen würde. Du musst dir mal vorstellen, wir haben ihm Barverbot erteilt nach der Sache in Kalm." Tifa spuckte den Schluck Wasser, der sich in ihrem Mund befand, wieder aus. Sie hörte wohl nicht recht. "Ihr habt WAS?!!" "Na, ihm Ausgangssperre erteilt eben.", erklärte Elena etwas schüchtern, "Weil er dir auf dem Stadtfest wohl Probleme bereitet hat. Außerdem ist es auch zu seinem eigenen Schutz. Dein Kumpel wird nicht gerade gut auf ihn zu sprechen sein." "Ja, das kannst du laut sagen." Die Barfrau kicherte vor sich hin bei der Vorstellung, wie Rufus eingesperrt von seinen eigenen Mitarbeitern im Zimmer saß. "Ist er nicht furchtbar wütend?" "Nein, das noch nicht. Nur schlecht gelaunt. Aber wir Turks sind schließlich in der Überzahl. Mit Rufus werden wir schon fertig. Außerdem ist es nicht das Schlimmste, was ihm bisher passiert ist." "Owei, ich schätze, ich muss bei ihm mal ein gutes Wort für euch einlegen." Tifa grinste Elena an und trank dann erneut einen Schluck. Sie war richtig gerührt bei dem, was Elena so erzählte und vor allem, dass die Blondine inzwischen doch Vertrauen zu ihr gefasst zu haben schien. Aber Rufy, wie sie ihn nun bei sich nannte, übertraf fast alle ihre Erwartungen. Wenn der ehemalige Präsident weiterhin so charmant und nett war, könnte Cloud einpacken. Aber trotz allem wollte Tifa dem Stachelkopf noch eine Chance geben. Eine letztmalige. Kapitel 8: Zwei Rivalen ----------------------- Edge, etwa 17.00 Uhr: Ein Rotschopf wuselte zwischen den Straßen der Stadt herum, in einiger Entfernung gefolgt von seinem in weiß gekleideten Boss und einem weiteren Anzugträger mit Glatze. Für andere Passanten wirkte das ganze wie ein harmloser Spaziergang, doch die drei Männer hatten ein bestimmtes Ziel: den 7. Himmel. Reno lief noch einige Schritte weiter und kam dann vor der Bar an. Eilig stieg er die Treppenstufen nach oben, prallte dann aber von der Eingangstür zurück. "Aua, was ist das denn?", murmelte er vor sich hin. Dann warf der Turk einen genaueren Blick in den Laden und seufzte. Eilig machte er sich an den Rückweg zu Rufus und Rude. Seinem Partner zwinkerte er vielsagend zu und wandte sich dann an ShinRa Junior. "Die Bar hat geschlossen." Rufus blieb stehen und starrte Reno an. Tifa war nicht da? Warum hatte sie ihm denn nichts gesagt? "Bist du dir sicher?", fragte der ehemalige Präsident vorsichtshalber. Reno tauschte einen neuerlichen kurzen Blick mit Rude. Rufus zog eine Augenbraue hoch. Den Sichtkontakt zwischen den beiden Turks hatte er zweifelsohne mitbekommen, ging aber vorerst nicht darauf ein. "Ja, so ziemlich, Sir. Es steht ein großes Schild mit dem Wort 'Geschlossen' hinter der Tür.", erzählte Reno. "Aha.", machte Rufus nur, "Und warum hast du Rude gerade einen vielbedeutenden Blick zugeworfen?" Der Blondschopf machte einen drohenden Schritt auf Reno zu, der ziemlich erwischt aussah. "Hab ich gar nicht.", meinte er still. Rufus machte noch einen Schritt auf den Turk zu und packte ihn dann am Kragen. Er war sichtlich wütend. "Los, raus mit der Sprache. Was hast du zu verbergen?!", schrie er Reno an. Der zuckte zusammen und sah hilfesuchend zu Rude. Der Glatzkopf nickte kaum merklich und gab sein Einverständnis dazu, Rufus über die Lage aufzuklären. Der Chef ließ seinen Mitarbeiter wieder los, schaute ihn aber weiterhin böse an. Reno keuchte betont, riss sich aber zusammen. "Also, Tifa hat uns gesagt, dass sie Urlaub macht ein paar Tage.", sagte der Rotschopf kleinlaut und schaute betreten zu Boden. Er erwartete ein neuerliches Donnerwetter, doch als das ausblieb, hob er seinen Blick wieder. Rufus hatte sich von den beiden Turks weggedreht. Die beiden Partner wagten auch nicht, ihren Chef näher in Augenschein zu nehmen. Was sich momentan im Inneren Rufus' abspielte, wollten sie gar nicht so genau wissen. Vermutlich war er enttäuscht. "Wieso hat sie mir nichts gesagt?", fragte Rufus leise. Die Frage stellte er sich eigentlich selber, doch Reno ließ es sich nicht nehmen, darauf zu antworten: "Also Chef, morgen ist sie wieder da. Da können Sie Tifa ja selbst fragen." Rufus schien den Rotschopf gar nicht gehört zu haben. Still ging er ein paar Schritte weiter Richtung 7. Himmel und schaute auf das Gebäude. Dann zog er kurzerhand sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und starrte darauf. "Reno, du hast doch sicher Tifa's Handynummer?", fragte Rufus. Der Turk schaute erschrocken zu Rude. "Die dürfen wir nicht rausgeben.", antwortete der Glatzkopf kurzerhand. Rufus drehte sich um. In seinen Augen war ein eisiges Funkeln zu sehen, ein kleines Überbleibsel seiner früheren Kaltherzigkeit. Reno hatte ein ungutes Gefühl. Er griff Rude am Arm und die beiden drehten sich um. "Vielleicht sollten wir sie ihm doch geben.", murmelte Reno. "…" "Hast du seine Augen gesehen?" "…" "So hab ich ihn noch nie gesehen!" "Meinst du, er ist verliebt und benimmt sich deshalb so?", flüsterte Rude leise. "In Tifa?!!" Der Rotschopf schluckte. Wenn er ehrlich war, er bezweifelte, dass Rufus jemals so etwas wie Liebe empfunden hatte. Jedenfalls gab der Blondschopf nie den Anlass dazu, zu glauben, er wäre ein Mensch mit Gefühlen. "Meinst du das ernst?", fuhr Reno fort. Rude nickte und antwortete: "Vielleicht sollten wir ihm einfach eines unserer Handys überlassen? So dass er sie kurz anrufen kann…" "Meinst du?" Der Chaot warf einen Blick über seine rechte Schulter, dorthin, wo ihr Boss wie angewurzelt stand und sie mit einem stechenden Blick taxierte. Reno zuckte mit den Schultern und ging zu Rufus hinüber. Zögernd zog er sein Handy hervor und reichte es dem ehemaligen Präsidenten. Sollte er ruhig so lange telefonieren, wie er wollte. Es war sozusagen Reno's Firmenhandy und für die Kosten kam eigentlich Rufus selbst auf. Der entriss dem Turk das Mobiletelefon und fing an, etwas einzutippen. Er warf Reno noch einmal einen bösen Blick zu, woraufhin dieser den Schwanz einzog und wieder zu Rude ging. Ein Piepsen ertönte in dem Handy, das Rufus sich ans Ohr hielt. Gut, es war nicht besetzt, stellte er fest. Aber warum eigentlich rief er Tifa jetzt an? Was wollte er ihr denn sagen? Dass er sie vermisste? Okay, das entsprach der Wahrheit und Frauen mochten es schließlich nicht, angelogen zu werden. Aber mit der Tür ins Haus fallen wollte Rufus auch nicht. Im Telefon tutete es fröhlich vor sich hin, ohne dass jemand abnahm und nach sechsmal Läuten legte Rufus wieder auf. Der Sicherheit halber aber prägte er sich Tifa's Handy-Nummer im Kopf ein. Die beiden Turks standen etwas weiter entfernt, rauchten und unterhielten sich. Der Blondschopf ging zu ihnen hinüber und gab Reno wortlos das Handy zurück. "Und jetzt?", fragte der Rothaarige vorsichtig. Rufus reagierte nicht darauf, sondern blickte etwas wehmütig zur Bar zurück. "Also Chef, Sie sind ja wirklich verliebt!" "…" "Ich weiß.", antwortete ShinRa Junior. Die beiden Turks starrten ihren Vorgesetzten an. Dass er das so offen zugab war neu. Ein Brummen ertönte in der Straße. Die drei Männer blickten sich um und machten etwas weiter weg ein aufgemotztes Motorrad aus. "Oi!! Chef, ich glaube, wir sollten verschwinden.", meinte Reno, "Warum?", fragte Rufus. "Weil da hinten Ihr Rivale daherkommt." "Wie?" Rufus schaute noch mal genauer hin und erkannte Cloud auf dem Motorrad. 'Der hat mir gerade noch gefehlt', dachte er. Doch die drei blieben an Ort und Stelle. Rufus war durch nichts dazu zu bewegen, das Feld zu räumen. "Chef, nun kommen sie doch.", flehte Reno. "Wieso? Ich bin ihm letztes Mal ausgewichen, jetzt mach ich das nicht mehr!" "Ja, aber Cloud kann richtig kämpfen und so." "Na und?" "Sir, wir sollten wirklich gehen.", schaltete sich nun auch Rude in die Diskussion ein. "Pah, einen Teufel werd' ich tun. Soll er ruhig kommen. Und Cloud kam tatsächlich weiter in ihre Richtung gerauscht, fuhr aber erst einmal an ihnen vorbei und stellte seine Maschine hinter der Bar ab. "Chef, also entweder verschwinden wir jetzt oder es gibt gleich mächtig Ärger.", wandte Reno erneut ein. "Warum? Er ist doch an uns vorbeigefahren." "Da kommt er aber daher." Rude schaute bei seinen Worten Richtung 7. Himmel. Cloud stapfte auf sie zu und sah nicht so aus, als wäre er gut gelaunt. Rufus schaute dem Kurierfahrer kalt entgegen. "Was willst du hier!", schnauzte Cloud, als er die drei Männer erreichte. "Was geht dich das an?!", konterte Rufus. "Chef…" Reno und sein Partner wichen dem ehemaligen Präsidenten nicht von der Seite. Cloud seinerseits machte einen drohenden Schritt auf Rufus zu und die Turks waren sofort in Alarmbereitschaft. Notfalls würden sie sich mit Cloud schlagen, nur um ihren Chef zu schützen. "Lass Tifa gefälligst in Ruhe!", forderte der blonde Igel. "Wieso sollte ich? Nur weil sie dich nicht will und du deine Eifersucht nicht unter Kontrolle hast." Rufus schaute seinen Rivalen unheilverkündend an. Cloud starrte böse zurück. Man konnte förmlich die Blitze zwischen ihren Blicken zucken sehen. "Sir, wir sollten wirklich gehen." Der Kurierfahrer kicherte und antwortete: "Sieht so aus, als hättest du nicht mal deine Schoßhunde unter Kontrolle." ShinRa Junior spießte Cloud mit seinen Blicken auf. Bei Reno und Rude jedoch war Cloud eindeutig zu weit gegangen. Auch wenn sich die Turks ansonsten gut mit dem Kurierfahrer verstanden, auch wenn sie ihm nichts Böses wollten. Aber niemand beschimpfte Reno und Rude als Schoßhunde. Drohend bauten sich die beiden neben ihrem Boss auf, letzter lächelte Cloud nur gehässig an. "Sieht so aus, als hätte sich das Blatt gewendet.", meinte er fies. Cloud blieb äußerlich ruhig. Doch innerlich brodelte es in ihm. Wieso war er nur so dumm gewesen und hatte sein Schwert beim Motorrad gelassen? So unbewaffnet war er für Rufus und seine Begleiter leichte Beute. Vor allem Rude würde ihn nicht schonen, sollte es tatsächlich zu einer Schlägerei kommen. "Lasst euch hier nicht mehr blicken!", meinte Cloud, drehte sich um und ging davon. Zurück blieben drei ziemlich überraschte Männer, die ihren Blick auf den Rücken des Kurierfahrers hefteten. "Ich schätze mal, das war's dann.", meinte Reno. "…" "Chef, wir sollten nach Healin zurückkehren." Rufus reagierte erst nicht. 'Tze, Cloud ist so eine Niete geworden.', dachte er. "Ja, ja du hast Recht.", sprach der Blondschopf dann laut. Die Turks hatten den Vorfall ziemlich bald wieder vergessen. Auch glaubten sie nicht, dass Cloud das Hausverbot ernst gemeint hatte. Schließlich würden mit Reno und Rude zwei Kampftrinker ausbleiben, die schon viel Geld im 7. Himmel gelassen hatte. Und Tifa würde dem vermutlich eh nicht zustimmen. Außerdem, wie wollte Cloud es bitte überwachen, ob sie sich in der Bar aufhielten oder nicht. Er war abends eher selten da. Rufus seinerseits kochte noch immer vor Wut. Nicht nur, dass seine Turks ihm irgendwie in den Rücken gefallen waren, nein, Cloud war auch noch so ein Feigling und lief einfach davon. Wütend stapfte er die Straße entlang, zurück zum Helikopter, der etwas weiter entfernt auf einem verlassenen Hinterhof geparkt war. Dem Stachelkopf würde er schon noch zeigen, dass man mit einem Rufus ShinRa nicht spaßte. Cloud hingegen war zur Bar zurückgelaufen und hatte diese über den Hintereingang betreten. Am liebsten hätte er irgendetwas kaputt gemacht, doch er riss sich zusammen. Der Stachelkopf warf kurz einen Blick in den Schankraum. Dort saßen Marlene und Denzel an einem der Tische und arbeiteten irgendetwas. "Hey, Cloud. Kannst du mir bei den Hausaufgaben helfen?", fragte Denzel und stand auf. Doch der Kurier hatte keine Lust. Er brüllte ein Nein, sodass der Junge erschrocken zusammenzuckte, drehte sich um und knallte die Tür hinter sich zu. 'Soll er seine Aufgaben lieber selber machen, sonst lernt der doch nix.', fuhr Cloud durch den Kopf. Er ging die Treppe hoch und stürmte in Tifa's Zimmer. Eilig trat er ans Bett und zog die Schublade des Nachttischchens auf, welches daneben stand. Cloud durchsuchte, was darin lag, fand aber nichts Interessantes. Achtlos machte er die Schublade wieder zu und sah sich in dem kleinen Zimmer um. Sonst hatte Tifa nicht viele Orte, an denen sie etwas verstecken konnte. Obwohl, würde sie etwas beim Tresen unten in der Bar verstecken? Wahrscheinlich eher nicht, wenn sie ständig ran musste oder vor allem die Kinder der Barfrau halfen. War da nicht doch etwas, was Cloud bei seinen Überlegungen übersehen hatte? Krampfhaft versuchte er, sich zu erinnern. Stimmt, er hatte Tifa mal auf eine neue Kette angesprochen, die sie erst seit kurzer Zeit trug. Seine Freundin hatte ihm daraufhin keine vernünftige Antwort gegeben und Cloud konnte sich inzwischen denken, wieso. 'Rufus du elendiger Schleimer.', dachte Cloud, 'Was du kannst, kann ich besser.' Er beschloss, Tifa ebenfalls ein Schmuckstück zu kaufen. Am besten auch eine Kette, so zum Test. An der Tatsache, zwischen welchen beiden Ketten Tifa sich entschied, würde der Kurierfahrer erkennen, wen sie lieber mochte. Ihn oder seinen Rivalen Rufus. Wobei er sich eh fragte, was Tifa an ShinRa Junior fand. Doch mit ihr darüber zu diskutieren, hatte keinen Zweck. Cloud hatte es bereits mehrmals versucht und die Barfrau hatte ihn jedes Mal wieder niederargumentiert. Der Stachelkopf verließ Tifa's Zimmer und ging wieder nach unten. Er schaute kurz zu den Kindern in die Bar. "Bin noch mal kurz draußen.", sagte er und verschwand gleich wieder. 'So, wo in Edge kann man den hübschesten Schmuck kaufen?', fragte Cloud sich. Er ging die Geschäfte, die es im Umkreis gab, kurz im Kopf durch. Bei seinen Touren war er noch nie an einem Schmuckgeschäft in Edge vorbeigekommen, also würde er wohl länger suchen müssen. Cloud zuckte mit den Schultern und wandte sich dann Richtung Stadtmitte, dorthin wo ShinRa Junior ein Denkmal errichten hat lassen. Kapitel 9: Tifa's Verabredungen ------------------------------- Edge, etwa 11.00 Uhr: Tifa ließ ihre Reisetasche neben sich auf den Boden plumpsen und streckte sich. Den Weg vom Bahnhof zur Bar musste sie rennend zurücklegen, weil Regen aufkam. Dementsprechend fielen Wassertropfen von ihrer Kleidung zu Boden. Die Brünette schaute sich prüfend im Schankraum um. Äußerlich hatte sich nichts verändert, außer dass ein paar Stühle von den Tischen genommen waren. Gut, die Kinder waren gerade in der Schule und Cloud lieferte vermutlich etwas aus. Tifa hob ihre Tasche wieder auf und ging die Treppe nach oben in ihr Zimmer. Auch hier war alles noch so wie früher. Dachte sie zumindest. Auf ihrem Nachttischchen lag ein kleines Kästchen, darunter ein gefaltetes Blatt Papier. Neugierig setzte sich die Barfrau ans Bett und griff sich beides. Das Papier schlug sie auf und las: ’Bin in Rocket Town, etwas ausliefern und komme erst am Abend zurück. Ich hoffe, das kleine Willkommen-Zurück-Geschenk gefällt dir. Ich müsste dich heute Abend mal sprechen. Cloud’ Tifa lächelte und öffnete das Kästchen. Darin lag ein dunkelblaues Seidenband, auf dem Perlen aufgereiht waren. ‚Süß, obwohl Perlen nicht so mein Geschmack sind.’, dachte sie. Die Brünette nahm das Halsband aus der Verpackung und wollte es anlegen, als ihr Handy in der Reisetasche klingelte. Seufzend wurde das Halsband auf das Nachttischchen gelegt und der Störenfried hervorgekramt. "Ja?", fragte Tifa leicht säuerlich. "Ähm. Tifa?", kam leicht zögerlich die Antwort. "Rufus? Woher … Reno und Rude?" "Ja." Tifa stöhnte. Wieso gaben die Turks ihre Handynummer weiter? "Ich glaub, ich muss einmal ein ernstes Wörtchen mit den beiden reden.", antwortete Tifa dann. "Ach, gib den beiden keine Schuld.", säuselte es aus dem Telefon, "Ich hab sie dazu gezwungen. Sag mal, was machst du heute Abend? Und wie war's im Urlaub? Wie geht's dir so?" "Sachte, ich komm ja gar nicht mehr mit. Urlaub war schön. Hat Elena dir nichts erzählt?" "Wie Elena?" "Na sie war doch auch in Costa del Sol!" 'Das muss Rufus doch wissen.', dachte Tifa. Oder hat Elena nichts von ihrem Reiseziel erzählt. "Wart ihr zusammen auf dem anderen Kontinent?", fragte Rufus. "Ähm, ja, hat sie dir wirklich nichts erzählt?" "Nein. Na ja, was machst du heute?" "Weiß ich noch nicht. Ich wollte Ordnung in der Bar schaffen, damit ich sie morgen wieder aufmachen kann. Reno und Rude sind bestimmt schon auf Entzug." "Das schadet ihnen nicht.", nuschelte Rufus, "Darf ich dich zum Essen einladen?" "Oha." Tifa war sprachlos. Rufus lud sie zum Essen ein. Das hatte Cloud bisher noch nie gemacht. Nur wo würde sie die Kinder unterbringen für den Zeitraum? "Hallo?", fragte Rufus. "Ja, ich … Ich weiß nur nicht, wo ich die Kinder lassen so." "Hm, ich hätte da eine Idee…" "Reno und Rude?" "Ja." Warum eigentlich nicht? Die beiden Turks hatten ja bereits bewiesen, dass sie auf Kinder aufpassen konnten. "Ich will Marlene und Denzel aber vorher fragen." "Warum?" "Nur zur Sicherheit. Und Cloud sag ich auch Bescheid, damit er sich nicht wundert, warum keiner daheim ist.", erklärte Tifa. "Klar, wann sollen wir dich dann abholen?" "Öh, lass mich erst die Bar saubermachen." "Okay, dann kommen wir euch heute Abend erst holen. Ich hoffe, du hast keine Flugangst." "Was, wie? Meinst du etwa, er kommt mit dem Heli?" "Mit was denn sonst? Den Kindern macht das bestimmt auch Spaß.", meinte Rufus. "Na ja ich weiß nicht." Tifa war etwas skeptisch. Aber gut, wenn Denzel und Marlene nach Hause kamen, konnte sie die beiden ja fragen. "Also dann bis heute Abend.", tönte es aus dem Handy. "Ja…, ja, bis später dann." Die Brünette legte wieder auf. So schnell konnte man ein Date haben. Jetzt musste Tifa erst einmal die Lage sondieren. Sie stand auf und ging wieder in den Schankraum hinunter, um den Boden zu wischen. Cloud's Geschenk und den Brief hatte sie vollkommen vergessen. Edge, etwa 18.00 Uhr: "Meinst du dieses hier?" Tifa stand vor ihrem geöffneten Kleiderschrank und zog ein dunkelrotes Minikleid mit Rollkragen und Ärmeln daraus hervor. Marlene stand hinter der Barbesitzerin in deren Zimmer und sah ihr zu. "Das ist unten rum recht kurz.", bemerkte das Mädchen. "Ich weiß." "Ich wusste gar nicht, dass du so etwas Hübsches hast.", fuhr Marlene fort. Die Barfrau drehte sich zu ihr um und hielt das Kleid prüfend an ihren Körper. "Man kauft sich so dies und das.", erklärte sie. Tifa war etwas verlegen. Bisher hatte niemand gewusst, dass sie auch solche Kleidung besaß. Wie auch? Anlässe, so etwas zu tragen, hatte es in ihrem Leben noch nicht gegeben. Aber heute Abend war ein geeigneter Zeitpunkt. Sie hoffte nur, dass Rufus nicht irgendetwas falsch verstand. "Ist das nicht etwas zu aufreizend?", fragte Marlene. "Nein, wieso?", antwortete Tifa ausweichend, "Wieso soll ich mich nicht mal als vollwertige Frau fühlen?" "Na ja ich meinte ja nur. Für Cloud hast du dich nie so hübsch angezogen." "Ja, das stimmt. Aber Cloud hat mich auch nie zum Essen ausgeführt." "Bist du nicht etwas hart?" "Nö." Jemand klopfte an der Tür und gleich darauf ertönte Denzel's Stimme: "Darf ich reinkommen?" "Nein.", meinte Tifa, "Ich muss mich noch duschen und dann anziehen." Marlene verließ das Zimmer und ließ die Barfrau alleine. Was das Mädchen gesagt hatte, stimmte. Aber sie war es leid, darauf zu warten, dass Cloud endlich mal in die Gänge kam. Außerdem war es doch nur ein Abendessen, was war schon dabei? Tifa streifte ihre Lederklamotten ab und sprang unter die Dusche. Bald darauf prasselte heißes Wasser auf ihren Kopf und lief ihren Körper hinab. Sie griff nach einem geruchlosen Duschgel, schäumte sich damit ein und wusch sich die Haare. Eigentlich war sie nach fünf Minuten fertig, doch Tifa blieb noch etwas unter dem Wasserstrahl stehen. Die Gedanken schwirrten geradezu durch ihr Hirn. Hoffentlich übertrieb sie nicht. Ein kurzer Ruck am Wasserhahn und eiskaltes Wasser plätscherte über die junge Frau hinab. Tifa biss die Zähne zusammen, blieb noch eine kurze Weile in der Duschkabine und schaltete den Hahn dann aus. "Brauchst du noch lange?", fragte Marlene durch die Tür hindurch, "Die Turks sind schon da." "Was?! Jetzt schon?" Tifa hüpfte aus der Duschkabine und wäre fast auf dem Fliesenboden ausgerutscht. 'Ich sollte mal einen rutschfesten Teppich organisieren.', dachte sie. "Ich komm gleich!", log sie und fischte sich ein Handtuch. Nach etwa fünfzehn Minuten hatte sie wenigstens ihre Haare trocken, aber stand noch völlig nackt im Bad. Schnell flitzte Tifa in ihr Zimmer hinüber und zerrte die Unterwäscheschublade heraus. Was sollte sie nur anziehen? Zu dem roten Kleid würde schwarze Unterwäsche wohl am besten passen. Aber die Brünette musste aufpassen, dass nichts durchschaute. Eilig zog sie ein entsprechendes Set heraus, legte es an und zog dann das Minikleid darüber. Toll, ihre Haare waren total durchgewuschelt. Zurück im Bad frisierte sie sich erneut und griff sich dann Rufus' Kette, die sie auf der Ablage vergessen hatte. 'So, jetzt nur noch etwas Kajal, Parfüm und meine Handtasche und dann kann's losgehen.' Tifa zog schwarze Pumps mit Absatz an und stöhnte. Mit solchen Tretern konnte sie unmöglich lange laufen, doch andere Schuhe hatte sie nicht. Außerdem, Essen tut man für gewöhnlich im Sitzen und da konnte sie die Pumps auch ruhig mal ausziehen. Als sie auch den Rest erledigt hatte, griff sie sich ihre Tasche vom Bett und sah sich noch einmal im Spiegel an. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, fand Tifa. Vorsichtig, um mit den Schuhen nicht hinzufallen, verließ sie ihr Zimmer. Marlene wartete im Gang auf sie und riss die Augen auf. "Woah!! Da wird dein Date sich aber freuen." 'Hoffentlich…', dachte Tifa. "Was hat Rufus denn an?", flüsterte sie Marlene zu, während die beiden zur Treppe gingen. "Das Selbe wie immer." "Ach." Die Barfrau blieb vor der Treppe stehen. Hatte sie vielleicht doch übertrieben, als sie sich so aufgebrezelt hat? "Was hast du?", fragte Marlene. "Och, nichts. Wo sind denn die Turks?" "Reno ist mit Denzel zum Helikopter gegangen und zeigt ihm das Cockpit. Und Rude steht mit deinem Date unten im Schankraum." "Oh." Wieso konnten die Turks ihren Chef nicht auch ein einziges Mal alleine lassen? Vermutlich würde gleich eine peinliche Situation entstehen aufgrund Rude's Anwesenheit. Marlene ging die Treppe hinunter und Tifa folgte ihr vorsichtig. Immer einen Schritt vor den anderen machend kam sie schließlich unten an, als gerade die Eingangstür zuflog. Draußen konnte Tifa gerade noch Rude's Glatze schimmern sehen, die schnell in der Dunkelheit verschwand. Rufus seinerseits saß allein am Tresen und starrte ihr mit geöffneter Kinnlade entgegen. Die junge Frau wurde etwas rot im Gesicht und blieb stehen. Okay, sie gefiel Rufus, das war offensichtlich und genau das, was sie erreichen wollte. Der Blondschopf fasste sich recht schnell wieder und stand auf. "Du siehst hübsch aus.", meinte der ehemalige Präsident. "Danke.", erwiderte Tifa und blickte schüchtern auf ihre Schuhe. "Hast du eine Jacke?!" Die Barfrau schaute wieder zu Rufus und schüttelte dann den Kopf. Eine zu dem Kleid passende Jacke hatte Tifa leider nicht. Seufzend streifte der Blondschopf sein Jackett von den Schultern und hängte es ihr um. "Hier, sonst erkältest du dich.", meinte er, "Draußen weht ein frischer Wind." Rufus zog die Jacke vorne zu und streifte dann mit den Fingern die Kette, die er Tifa geschenkt hatte. Die Barfrau folgte kurz seinem Blick und sah ihm dann wieder ins Gesicht. Irgendetwas arbeitete hinter seiner Stirn, das war ShinRa Junior deutlich anzusehen. Doch Tifa wollte ihn nicht ausquetschen, sondern lächelte ihn nur kurz an. "Danke. Ist dir denn nicht kalt?" "Nein, ich hab ein paar mehr Stofflagen an." Der Blondschopf kicherte kurz und fuhr dann fort: "Außerdem ist der Heli vorgeheizt. Komm, lass uns gehen." Rufus nahm Tifa's Arm und führte sie zum Eingang. Draußen angekommen, verschloss die Brünette die Tür und folgte dann ihrem Begleiter zum Helikopter, der direkt vor der Bar geparkt war. Vorne im Cockpit saß Reno, neben ihm Denzel, der ebenfalls einen Kopfhörer aufhatte. Rude hatte mit Marlene hinten Platz gekommen und der Glatzkopf schob von innen die Tür auf. "Pass auf beim Einstieg.", meinte Rufus. Er hielt die Tür fest, während Tifa, die linke Hand um Jacke und Taschengurt gekrallt, die rechte Hand an einem Griff, in den Helikopter kletterte. Rufus schaute Tifa kurz auf den Hintern, blickte dann aber verlegen weg. Als sie endlich drin saß, kletterte der Blondschopf selbst in die Maschine und zog die Tür zu. "So, alle drin?", fragte Reno, "Dann kann's ja losgehen." Der Rotschopf drückte auf ein Knöpfchen und die Rotorblätter setzten sich knirschend in Bewegung. Immer schneller summten sie um die eigene Achse und schwerfällig schob sich der Helikopter in die Höhe. Die beiden Kinder waren hellauf begeistert, schauten aus den Fenstern und plapperten unablässig. Tifa war erleichtert, dass alles so gut klappte. Bis ihr Cloud einfiel. "Ähm, Rufus? Kann ich denn schnell eine SMS schreiben?" Der Blondschopf wollte antworten doch Rude kam ihm dazwischen: "Das solltest du nicht. Das stört nur den Bordcomputer." "Oh." Rufus warf dem Turk einen eisigen Blick zu, schob dann aber unauffällig seinen Arm hinter Tifa. Vorsichtig kam seine Hand auf der Hüfte zum Ruhen und die Brünette warf ihm einen verwirrten Blick zu. "Der Flug dauert nicht lange.", meinte er. "Okay. Wo geht's denn eigentlich hin?", fragte Tifa. "Nach Kalm, da gibt's einen Wutainesen. Geheimtipp von Tseng, wenn du verstehst." Rufus zwinkerte Tifa zu und sie kicherte. Wutainesisch Essen war sie noch nie. Cloud hatte sich davor immer etwas geekelt, aber sie fand es interessant. Sie mümmelte sich in Rufus' Jacke ein und schloss die Augen. Die Barfrau schätzte, dass der Flug nicht länger als 10 Minuten dauern würde. Kalm, etwa 19.00 Uhr: Etwas rührte sich an Tifa's Seite, kraulte sie und gab dann wieder Ruhe. 'Rufus legt es tatsächlich darauf an.', dachte sie. Die Barfrau hielt die Augen geschlossen und döste vor sich hin. "Tifa?", fragte jemand neben ihr. Die junge Frau riss die Augen auf und schaute nach links. Rufus grinste sie an. "Hast du geschlafen?" "Ähm, nein. Sind wir schon da?" "Ja, komm, ich helf' dir aussteigen." Der Blondschopf stieß die Tür des Helikopters auf, stieg aus und drehte sich zu Tifa um. Sie folgte ihm, blieb aber mit den Schuhabsätzen an der Trittstange hängen. Rufus öffnete seine Arme und fing Tifa auf, als sie ihm entgegen geflogen kam. "Nicht so stürmisch junges Fräulein.", meinte er gespielt ernst. "Ja, danke." Tifa war puterrot im Gesicht, als sie wieder einigermaßen aufrecht stand. Wie peinlich war das eigentlich? Sie richtete sich hübsch her, konnte aber mit den von ihr gewählten Accessoires nicht richtig umgehen. Rufus hielt sie immer noch in seinen Armen und grinste wie ein Honigkuchenpferd. 'Diese dummen Schuhe.', fluchte Tifa innerlich. "Und jetzt?", fragte sie verlegen. "Tifa? Du hast deine Tasche vergessen.", meinte Marlene hinter ihr. Das Mädchen war auf den Sitzen zur Tür gerutscht und hielt der Brünetten ihre Handtasche entgegen. "Danke. Kommt ihr denn nicht mit?", fragte Tifa. "Nein, wir dürfen jetzt einen Rundflug machen. Also viel Spaß dann." "Wie jetzt? Na ja dann bis später?" "Ja, bis später. Mach dir keine Sorgen, Tifa." Das sagte Marlene so einfach, aber es war noch nicht ausgemacht, wie die Kinder heimkamen. Ernst schaute sie Rufus an und fragte: "Sag mal, wie lange soll das eigentlich gehen heute Abend?" "Solange du willst. Meinst du wegen den Kindern?" "Ja." "Die können in Healin übernachten, wenn es dir nichts ausmacht. Oder Reno und Rude liefern sie später bei Cloud in der Bar ab. Je nachdem, wie du willst." "Aaahhhh, Cloud! Jetzt weiß ich, was ich vergessen hab!", rief Tifa. Eilig kramte sie ihr Handy hervor und begann, irgendetwas einzutippen. Rufus schaute interessiert zu, sagte aber kein Wort. Ein Piepsen ertönte und die SMS wurde als 'Gesendet' klassifiziert. Die Brünette steckte das Telefon wieder weg und sah ihren Begleiter entschuldigend an. "Tut mir leid. Ich hoffe, er ist nicht sauer." "Ach, bestimmt nicht.", meinte Rufus. Eine sehr zweideutige Aussage, wie Tifa fand. Sie schaute den Blondschopf von der Seite her an. "Gibt's etwas, das ich wissen sollte?", fragte sie misstrauisch. "Nein. Komm, lass uns endlich gehen. Ich hab einen Tisch reserviert." "Hm, ja." Tifa ließ sich vom Helikopter wegführen und als die beiden um eine Ecke bogen, erhob sich die Maschine wieder in die Lüfte. Edge, zur selben Zeit: "Tifa?!", brüllte Cloud in den ersten Stock hinauf. Doch er bekam keine Antwort. Merkwürdig. Wo war die Barfrau denn? Er war sich ziemlich sicher, dass sie heute aus dem Urlaub zurückgekommen war. Außerdem hatte jemand die Bar sauber gemacht, das konnte nur Tifa sein. Oder die Kinder, die ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt waren. Etwas vibrierte in Cloud's Hosentasche. Sein Handy! Er zog es hervor und las die SMS. Und warf das Telefon dann in eine Ecke, wo es zerschellte. Kapitel 10: Date ---------------- Kalm, etwa 20.00 Uhr: "Weist du denn schon, was du essen möchtest?", fragte Rufus. Er selbst las ebenfalls noch die Gerichte durch, die in dem Restaurant angeboten wurden. Der Kellner schwenkte gerade in ihre Richtung, doch Rufus schüttelte den Kopf. Die beiden saßen in einer von großen Stehpflanzen verdeckten Ecke, wo sie ihre Ruhe hatten. "Nein.", antwortete Tifa auf die Frage. "Hm. Vielleicht hätten wir doch wo anders hingehen sollen?" "Nein, das passt schon. Ich war nur noch nie wutainesisch essen." "Ach so? Na ja, wenn man eine Bar führt, hat man vermutlich sehr wenig Zeit." Rufus klappte seine Speisekarte zu und musterte die Frau, die rechts neben ihm saß und mit den Gerichten kämpfte. Ihr Kopf wandte sich mal auf die eine, mal auf die andere Seite. "Soll ich dir helfen?", fragte der ehemalige Präsident. "Hm, nicht wirklich. Ich glaub, ich nehme das Wutai-Huhn." "Das ist aber ziemlich scharf hat Tseng gemeint." "Oh, na ja, das macht nichts." Tifa schloss ebenfalls die Speisekarte und legte sie beiseite. "Wie war denn dein Urlaub?", fragte Rufus. "Schön. Wir hatten immer gutes Wetter. Eigentlich sollten alle Menschen nach Costa del Sol ziehen." Rufus lachte und Tifa schaute ihn etwas pikiert an. "Was ist so lustig?" "Nichts, du bist nur unheimlich süß, wenn du belanglos redest." "Aha." Die Barfrau wurde wieder rot. Gut. 'Süß' war nun nicht der Ausdruck, den sie sich gewünscht hatte, aber es war immerhin noch besser, als gar kein Kompliment zu bekommen. Und der Abend war schließlich noch jung. "Ich hoffe, du bist nicht beleidigt, weil ich einfach so ohne etwas zu sagen in Urlaub gegangen bin." "Hm, eigentlich nicht. Solange du deine freien Tage genießen konntest. Aber sag doch mal, hat Elena etwas erzählt?" Die Frage musste unweigerlich kommen, das wusste Tifa von Anfang an. Ihre Augen bekamen einen verlegenen Ausdruck. "So dies und das.", meinte sie. "Och." Rufus grinste und die junge Frau fasste sich ein Herz. "Rufus, ich finde du bist zu streng mit ihnen." "Wie? Mit den Turks? Wie kommst du denn darauf?" "Na ja, sie müssen ständig auf dich aufpassen, haben kaum Freizeit und so. Geht dir das nicht auf die Nerven, wenn du sie ständig um dich hast?" "Doch, aber ich habe mir das ja nicht so ausgesucht. Tseng hat das bestimmt." "Oh, tatsächlich?" "Ja. Na ja, ich hab mich inzwischen daran gewöhnt. Früher als Präsident hatte ich ja auch ständig Leibwächter um mich. Da kann ich froh sein, jetzt die Turks zu haben, die sind wenigstens nicht so pingelig wie die Bodyguards früher." "Ach so." "Aber jetzt hast du mich abgelenkt.", meinte Rufus, "Hat Elena etwas erzählt?" "Ähm." Warum ließ er bei dem Thema nicht locker. Wollte er wissen, ob die Blondine allgemein etwas erzählt hatte oder ob sie speziell über ihn etwas erzählt hatte? "Darüber möchte ich lieber nicht reden.", sagte Tifa. "Wie gemein." Aber Rufus grinste und wetzte auf seinem Platz herum. Tifa lehnte sich zurück. "Über was möchtest du dann reden?", fragte der Blondschopf. "Hm, weiß nicht. Wieso wohnst du eigentlich in Healin? Du könntest nach Edge ziehen. Reno und die anderen hätten mehr Freizeit, du würdest auch mal andere Leute zu sehen bekommen." 'Und wir könnten uns öfter sehen.', dachte Tifa bei sich. "Na ja, die Abgeschiedenheit. Nach Meteor waren die Menschen ja nicht gerade gut auf mich und ShinRa im Allgemeinen zu sprechen. Außerdem hielten mich die Ärzte fest, die glaubten, ich würde gar nicht mehr laufen können." "Ach so. Aber ist das nicht furchtbar langweilig?" "Huh? Ja, sicher. Healin hat außer Felsen und manchen Bäumen nicht viel zu bieten. Es ist nur schwer zu erreichen und die Aufwinde in dem Tal bereiten Reno jedes Mal Schwierigkeiten beim Helikopterfliegen. Aber wieder in eine Stadt ziehen? Nein. Oder jedenfalls nicht nach Edge. Es gibt nach wie vor nicht viele Orte, an denen ich mich gedankenlos blicken lassen kann." "Meinst du? Ich finde, du siehst das alles viel zu ernst. Meteor ist jetzt über drei Jahre her, der Name ShinRa wird nur noch selten benutzt. Na ja, deine Turks sind nach wie vor auffällig." "Eh.?" "Na ja, die Anzüge sind ja wohl wie ein rotes Tuch für die Bevölkerung. Vielleicht sollten die vier mehr normale Kleidung tragen." Rufus kicherte. Reno und Elena hätten damit sicher kein Problem, der Rotschopf würde den Vorschlag sogar begrüßen und in noch lumpigeren Klamotten zur Arbeit kommen. Rude konnte man bestimmt auch davon überzeugen, zum Beispiel mal Sportkleidung anzuziehen. Aber Tseng dazu zu bringen, etwas anderes als seinen heißgeliebten Designeranzug zu tragen, war ein Ding der Unmöglichkeit. "Man könnte es ja versuchen.", antwortete der Blondschopf nüchtern. "Und du musst dann auch etwas anderes anziehen.", nuschelte Tifa undeutlich. "Wie? Gefallen dir meine Klamotten etwa nicht?" "Doch, aber du hast immer das selbe an." "Und sehe ich nicht gut aus darin?" Rufus setzte eine beleidigte Miene, aber die Brünette wusste, dass er ihr das nur vorspielte. "Na ja, die Jacke ist schön warm!", meinte sie ablenkend. "Ah ja. Das hat dir gefallen?" "Ähm, ja." Tifa wurde wieder rot. Warum passierte ihr das an diesem Tag schon mindestens zum dritten Mal? Legte Rufus es darauf an, sie in Verlegenheit zu bringen? Der ehemalige Präsident rutschte gerade wieder auf seinem Platz herum und schob sich dann unauffällig zu der Brünetten hin. Sanft berührte er mit der linken Hand ihre Wange. "Das muss dir doch nicht peinlich sein.", hauchte er, "Wieso wirst du denn immer gleich rot? Nicht, dass es mir nicht gefallen würde, aber …" Tifa schaute ihrem Begleiter kurz ins Gesicht und schnell wieder irgendwo anders hin. Heute würde unweigerlich noch etwas mit ihr geschehen, das stand fest. Das Gesicht des Blondschopfs war ihrem eigenen unglaublich nahe. "Na ja, also ich …" Rufus drückte seine warmen Lippen sanft auf ihre Wange, als etwas in der Magengegend grummelte. Tifa kicherte los. Eigentlich war es der ungünstigste Moment, zu dem Rufus' Magen hätte murmeln können. Aber die junge Frau fand die Situation so witzig, dass sie unweigerlich in Gelächter ausbrach, als sie den entschuldigenden Dackelblick des Blondschopfs sah. Leicht beschämt stand er auf und lugte hinter der Stehpflanze hervor. Der Kellner nickte kurz, um zu Verstehen zu geben, dass er gleich an ihren Tisch kam. Der ehemalige Präsident setzte sich wieder zu seiner Begleiterin und sah sie an. "Was hast du?", fragte er. "Och, nichts, es ist nur …" Tifa brach ab und starrte auf ihre Hände. Was war eigentlich das Problem? Rufus hatte sie auf die Wange geküsst, sonst nichts. Nur was hätte sie gemacht, wäre er noch weiter gegangen? "Entschuldigung?" Die Barfrau schaute auf und sah den Kellner vor sich stehen. Die beiden gaben ihre Bestellung auf und schweigten sich dann wieder an. Wie gut, dass Rufus' Magen ihn vorzeitig gebremst hatte, doch die entstandene Stille dauerte nun schon fünf Minuten an. "Sag mir bitte, wenn ich zu direkt war.", meinte Rufus. "Ähm, ja, das ist es eigentlich nicht." Der Blondschopf schaute Tifa bekümmert an und nahm dann ihre linke Hand in seine Pranken. "Hör mal, wenn du das nicht willst, das ist das in Ordnung. Wirklich.", meinte Rufus. Tifa traten Tränen in die Augen. Am liebsten wäre sie in einem Mauseloch verschwunden, doch das war momentan schlecht möglich. Vor allem als Rufus wieder zu ihr hinüberrutschte und sie sachte in die Arme nahm. Schüchtern kuschelte sie sich an seine Schulter und versuchte, ihre Tränen hinunter zu schlucken. "Schsch, ist schon gut.", flüsterte Rufus ihr ins Ohr. Sanft streichelte er Tifa über die Haare und versuchte, sie zu trösten, so gut er es vermochte. Schnell zog er ein Taschentuch aus seiner Jacke hervor und trocknete Tifa's Tränen, die über ihre Wange rannen. "Tut mir leid.", schluchzte Tifa. "Hey, du musst dich nicht entschuldigen." "Doch, dafür, dass ich mich so ungeschickt verhalte." "Och." Die Barfrau richtete sich wieder etwas auf. Gerade im richtigen Augenblick, denn der Kellner rauschte um die Stehpflanze herum und servierte ihre bestellten Getränke. "Bist du aufgeregt?", fragte Rufus. "Ja." Natürlich war Tifa aufgeregt. Es war ihr erstes richtiges Date und dann kam es gleich zum Kuss. Na ja, Kuss auf die Backe, wenn sie ehrlich war. Außerdem war sie es nicht gewohnt, dass jemand so fürsorglich mit ihr umging. Tifa wurde wieder rot im Gesicht und Rufus grinste. "Sag mir, was du willst.", meinte er dann. "Na ja… Wenn ich das selber wüsste." "Hm. Wünschst du dir einen Freund?" Oha. Rufus war aber heute ganz schön direkt. Irgendetwas musste vorgefallen sein, denn so kannte Tifa ihn gar nicht. Misstrauisch sagte sie: "Ja. Sag mal, verheimlichst du mir etwas?" "Nö. Wie kommst du denn darauf?" Aber Rufus war durchschaut. Er druckste schon wieder herum, so wie es vor etwa zwei Wochen getan hatte. Damals, als er ihr seine finanzielle Unterstützung der WRO gebeichtet hatte, wobei das nach Tifa's Meinung nichts war, wofür man sich hätte schämen müssen. "Ich will das jetzt wissen.", meinte sie streng. "Na ja. Ich war vor zwei Tagen bei der Bar. Du warst ja nicht da und dann …" "… kam Cloud?", vollendete Tifa den Satz, "Was hat er denn gesagt?" "Also, dass ich dich in Ruhe lassen soll und wir uns nicht mehr bei der Bar blicken lassen sollen. Reno und Rude hat er gleich noch als Schoßhunde beschimpft. Die beiden können dir das gerne bestätigen." "Brauchen sie gar nicht." 'Cloud, wenn ich dich in die Finger kriege, erwürg ich dich!', fluchte Tifa innerlich. Inzwischen war die Stimmung der Barfrau komplett umgeschwungen. Wütend starrte sie vor sich hin und zerknüllte die weiße Serviette, die auf dem Tisch vor ihr lag. Wieso musste Cloud sich in ihr Privatleben einmischen? Erst interessierte es ihn nicht. Doch als Tifa anfing, andere Kontakte zu knüpfen, da spielte er sich als ihr Vormund auf. "Dem werd' ich einen Einlauf verpassen.", murmelte sie vor sich hin. "Was ist?" "Och nichts. Ich hab nur laut gedacht." Tifa trank einen Schluck von ihrem Cocktail. Rufus kratzte sich kurz am Hinterkopf. "Sag mal, das das Barverbot denn Bestand?" "Natürlich nicht. Cloud hat bezüglich dem 7. Himmel gar nichts zu melden." "Okay. Da werden Reno und Rude aber froh sein." "Ja. Hat er euch gedroht?" "Nein. Eigentlich nicht, er hatte sein Schwert nicht dabei. Wir wären leicht mit ihm fertig geworden, aber er hat sich einfach umgedreht und ist gegangen." "Oh, tatsächlich? Er ist einfach weggegangen?" "Ja. Ist ja jetzt auch egal. Ich bin froh, dass du eine andere Meinung hast als er." "Na hör mal, ich bin ja auch eine Frau." "Ja, eine sehr hübsche noch dazu." "Danke." Tifa wurde wieder rot. Daran musste sie sich wohl gewöhnen. Ein Schatten tauchte auf dem Tisch auf und gleich darauf standen zwei Teller auf dem Tisch. Vor der jungen Frau türmte sich ein Reisberg auf, der von einer Mischung aus Huhn und Saisongemüse flankiert wurde. Die beiden begannen mit dem Essen. Kalm, etwa 22.30 Uhr: "Es dauert nur einen Moment." Rufus zog sein Handy aus der Jackentasche und rief Reno an. Nach einem kurzen Gespräch legte er wieder auf. "Reno braucht nicht lange." "Ja, okay. Wo sind denn die Kinder?" "Die bringt er mit." "Gut. Hör mal, Rufus, dein Angebot ist wirklich nett. Aber ich glaub, ich möchte doch lieber nach Hause. Ich hab' da was zu klären." "Verstehe. Darf ich dich mal wieder in der Bar besuchen kommen?" "Klar, wenn ich irgendwann noch mal dazu komme, den 7. Himmel wieder aufzumachen." Tifa lächelte kurz, zog sich dann aber zusammen. "Also, dich friert doch.", meinte Rufus. "Nur ein bisschen." Sie nieste und der Blondschopf trat zu Tifa hin. Sanft zog er sie an sich und versteckte sie unter seiner Jacke. Ein kurzes Kichern drang ihr durch die Lippen und sie schmiegte sich an den ehemaligen Präsidenten. Tifa konnte sich daran wirklich gewöhnen, an diese Zärtlichkeit, mit der Rufus sie behandelte. Aber da war noch Cloud, der vermutlich ziemlich wütend auf sie wartete. Aber sie war selber sauer, wenn sie an den Kurierfahrer dachte. Etwas warmes berührte Tifa's Stirn und sie blickte auf. Rufus' Lippen hatten sie erneut liebkost und sie kuschelte ihren Kopf an seinen Hals. Wenige Minuten später, die beiden standen immer noch eng umschlungen vor dem Restaurant und Rufus wiegte sie leicht hin und her, wurde ein Brummen laut. Das musste Reno sein, der endlich mit dem Helikopter bei ihnen auftauchte. Und tatsächlich, ein schwarzer Schatten hob sich gegen die geringfügig hellere Wolkendecke ab und senkte sich ihnen entgegen. Die Maschine setzte langsam auf dem Boden auf und die Einstiegstür wurde aufgestoßen. Rufus und Tifa liefen mit eingezogenen Köpfen zu dem Helikopter hinüber und stiegen ein. Im hinteren Teil saß Rude, an den Turk gelehnt und in eine warme Decke eingehüllt saß Denzel und schlief. Marlene saß auf Rude's Schoß und schlief ebenfalls. Der Glatzkopf zwinkerte Tifa zu, was bei der Dunkelheit und seiner Sonnenbrille allerdings nicht zu sehen war. Die junge Frau grinste und kuschelte sich dann ganz unauffällig an Rufus, als er neben ihr Platz genommen hatte. Sollen die Turks doch denken, was sie wollten. Tifa war es jetzt egal. Kapitel 11: Klarstellende Aussprache ------------------------------------ Edge, etwa 23.30 Uhr: "Und ich soll wirklich nicht mit reinkommen?", fragte Rufus. "Nein, lieber nicht. Cloud wird so schon wütend genug sein. Also sollten wir kein zusätzliches Öl ins Feuer gießen." Tifa nahm die schlafende Marlene entgegen, die ihr Rude aus dem Helikopter reichte. Denzel hatten sie notgedrungen aufgeweckt und der Junge stand schlaftrunken neben der Barfrau. "Ruf aber bitte an, wenn er dir eine Szene macht.", bat der Blondschopf. "Ja, ja werd' ich machen. Aber keine Sorge. Mit Cloud bin ich bisher immer fertig geworden." "Hm, okay." Rufus lächelte kurz und drückte Tifa dann einen Kuss auf die Backe. "Schlaf gut.", meinte er dann. "Ja, du auch. Komm Denzel, lass uns reingehen." Tifa drehte sich um und ging zur Bar hinüber, Denzel folgte ihr. Bei der Treppe holte der Junge die Barfrau ein und schloss die Tür auf. Tifa warf kurz einen Blick zurück und gewahrte, dass Rufus ihr immer noch hinterher schaute. Die junge Frau betrat den 7. Himmel und stutzte. Einige Stühle waren in eine Ecke gefegt, manche waren an den Beinen beschädigt. "Nanu?" "Ähm, Tifa?" "Ja Denzel, was ist denn?" "Sieht so aus, als hätte Cloud seinem Ärger Luft gemacht." "Ja, da hast du wohl Recht." "Müsst ihr euch streiten?", fragte Denzel. "Ich hoffe nicht. Hm, lass uns mal lieber nach oben gehen und Marlene ins Bett bringen." "Okay." Denzel lief zur Treppe hinüber und Tifa folgte ihm. Der Junge hielt ihr, nachdem sie im ersten Stock angekommen waren, die Tür zum Kinderzimmer auf und machte Licht. Die Barfrau legte Marlene vorsichtig und angezogen, wie sie war, in ihr Bett. Behutsam zog sie die Decke bis zum Kinn des Mädchens und wandte sich dann zum Gehen. "Tifa?", fragte Denzel leise hinter ihr. "Ja? Was ist denn?" "Bitte streitet euch nicht, okay?" "Hm ja, ich versuch's. Aber versprechen kann ich es nicht. Cloud ist manchmal dickköpfig. Also jetzt ab ins Bett." Tifa verließ das Kinderzimmer und schloss die Tür hinter sich. Denzel's Bitte konnte sie verstehen. Doch sie musste Cloud ein für allemal reinen Wein einschenken und sich mit ihm aussprechen. Denn so wie in letzter Zeit konnte es nicht weitergehen. Sie lief die Treppe wieder hinab und klopfte vorsichtig an Cloud's Zimmer. Als sich nichts regte, öffnete sie vorsichtig die Tür und lugte hinein. Der Kurierfahrer lehnte mit verschränkten Armen am Fensterbrett und starrte Tifa an. "Auch wieder daheim?", fragte er vorwurfsvoll. "Ja. Darf ich reinkommen?" Tifa bekam keine Antwort, aber noch wollte sie nicht aufgeben. Sie betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Ernst schaute sie Cloud an, der sie von oben bis unten musterte. Seine rechte Augenbraue schob sich nach oben. "Ist er das wert?", fragte er. "Ja. Hör mal Cloud, so wie bisher kann das nicht weitergehen." "Aha." Die Barfrau tat einen Schritt auf ihren langjährigen Freund zu. "Ich versteh ja, dass du eifersüchtig bist. Aber ich will auch mal mein eigenes Leben leben. Cloud hör mal, mach mir das mit Rufus bitte nicht kaputt." "Kaputt machen? Was hat er eigentlich alles kaputt gemacht? Er mischt sich die ganze Zeit in dein Leben ein." Der Blondschopf war wütend, aber noch war seine Stimme ruhig. Er war vom Fenster weggetreten und lief nur vor Tifa auf und ab. "Und darf er das nicht?" "Nein!", sagte Cloud entschieden. "Und warum?" "Nun, weil er ein ShinRa ist." "Ah ja. Das Thema hatten wir bereits durchgekaut. Außerdem kann Rufus auch nichts dafür, dass er der Sohn seines Vaters ist." "Hmpf. Ich will nicht, dass du ihn wieder siehst." "Also Cloud hör mal, das ist immer noch meine Entscheidung, mit wem ich mich treffe. Außerdem wirst du ihn schlecht davon abhalten können, in die Bar zu kommen." "Ha. Der wird nicht wieder kommen." "Wegen dem Barverbot, das du ausgesprochen hast? Ich hab ihm gesagt, dass das keine Gültigkeit hat." "Oh man TIFA!!" "Sshht! Die Kinder schlafen schon." Tifa schaute Cloud ernst an. "Wenn du es genau wissen willst, wir waren zusammen in Kalm essen und haben uns sehr gut verstanden." "Ah ja und weiter?" "Wir haben uns geküsst!", log Tifa. Genau genommen hatte Rufus ihr nur hin und wieder einen Kuss auf die Wange gegeben. Zu mehr war es nicht gekommen, einerseits, weil der ehemalige Präsident nicht weiter gegangen war und andererseits, weil Tifa es auch gar nicht soweit hätte kommen lassen. Nicht beim ersten Date. Cloud hatte bei der Offenbarung nur geschockt die Augen aufgerissen. "Guck mich bitte nicht so an. Ja, ich hätte mich wehren können, aber ich wollte es gar nicht." "Das hätte ich nicht von dir gedacht.", meinte Cloud. "Nicht? Dann kennst du mich aber schlecht." "Scheint so." Tifa trat auf den Kurierfahrer zu und nahm sein Gesicht in ihre Hände. Er hatte seinen Blick beleidigt weggerichtet, ließ seinen Kopf aber dann doch drehen. "Hör mal Cloud, sei mir bitte nicht böse. Wie soll es denn deiner Meinung nach weitergehen?" "Das weißt du…" "Ja und damit bin ich nicht einverstanden. Sei doch bitte nicht so engstirnig." "Hmpf." Cloud ging zu seinem Bett, setzte sich und stützte den Kopf auf die Hände. Tifa seufzte und kniete sich dann vor ihn hin. "Sag mir doch, was du fühlst." Der Blondschopf fing an, seine Schläfen mit den Fingern zu massieren und seufzte dann. Er schien in der kurzen Zeit, in der sie ihr Gespräch führten, um Jahre gealtert zu sein. "Ich hab' einfach das Gefühl, dass du ganz weit weggehst, wohin ich dir nicht mehr folgen kann." "Och Cloud. Irgendwie kommt mir die Situation furchtbar bekannt vor. Ich geh doch nicht weg oder so was." "Ja, aber du nimmst dir Zeit für ihn." "Und du bist oft auf Reisen. Aber ich habe dir deswegen nie Vorwürfe gemacht." "Jai. Ja…" "Wieso lernst du Rufus nicht einfach besser kennen, bevor du urteilst?" "Eh? Ich soll ihn besser kennen lernen? Das meinst du doch nicht ernst." Tifa grinste nur. Cloud war etwas rot geworden im Gesicht und schaute sie kopfschüttelnd an. "Oder du verbringst mal einen Abend mit Reno und Rude.", meinte die Brünette. "Wie denn? Bei dir am Tresen oder wie?" Die Barfrau lachte, brach dann aber schnell wieder ab, als ihr die Kinder einfielen. Cloud schaute sie nur beleidigt an. "Warum nicht? Du bist bei mir in der Bar immer willkommen und das weißt du ganz genau. Aber du lässt dir ja selbst keine Freizeit." "Hm, wie meinst du das?" Tifa stand auf und setzte sich neben Cloud auf's Bett. Sanft legte sie ihren rechten Arm um seine Schulter. "Na ja, du lieferst ständig etwas aus und gönnst dir kaum selber etwas. Ist dir das nicht zu anstrengend?" "Doch, aber es geht ja nicht anders." "Woher willst du das so genau wissen? Klar, du hast es ausgerechnet, aber das ist theoretisch und nicht die Wirklichkeit. Nimm dir doch einfach mal ein bisschen Zeit für dich selber, hm?" "Hm, ja. Vielleicht." "Cloud!", fauchte Tifa, halb scherzend, halb im Ernst, "Also wenn du mich nicht ernst nimmst, muss ich andere Seiten aufziehen." "Eh, wie meinst du das?" Der Blondschopf hatte erschrocken den Kopf gehoben und schaute Tifa an. Ihr Lächeln beruhigte ihn aber wieder. "Also, morgen wirst du gar keine Aufträge annehmen, okay." "Tifa, das geht doch nicht…" "Warum nicht? Also dann ist das abgemacht. Morgen fährst du nirgendwo hin." "Ähm, okay? Kann ich das nicht selber entscheiden?", fragte Cloud. "Nö, dieses eine Mal nicht." Tifa hatte den Blondschopf komplett überrumpelt. Der hockte nur verdattert auf seinem Bett und wusste sich nicht zu helfen. "Was soll ich denn dann morgen machen?" "Was weiß ich? Gönn dir doch einfach mal ein bisschen Ruhe. Oder du könntest auch etwas Zeit mit Denzel verbringen, der freut sich bestimmt. Und dir würde das auch gut tun." "Hm, na ja…" "Also Cloud, du solltest dir dringend mal ein Hobby zulegen." "Eh? Ein was?" "Na ja, etwas, was du gerne machst und wo du dich entspannen kannst. Was nichts mit deinem Kurierdienst zu tun hat" "Hm, am Motorrad herumschrauben.", murmelte der Kurierfahrer leise. "Wie? Hast du was gesagt?" "Och nichts. Ich werd' mir mal was überlegen." "Ja, tu das. Und ich geh jetzt auch ins Bett." Tifa gähnte herzhaft und stand dann auf. Verlegen schob sie ihr Kleid etwas runter. "Für mich hast du dich nie so hübsch angezogen.", meinte Cloud. "Ja, du hast mich auch nie zum Essen ausgeführt." Der Blondschopf kratzte sich am Kopf und schaute in eine andere Richtung. Die Barfrau ihrerseits seufzte vernehmlich. "Es wird nicht besser, wenn wir uns ständig gegenseitig Vorwürfe machen. Also sei nicht mehr böse, ja?" "Jai." Die Antwort klang widerwillig, aber Tifa hatte keine Lust mehr, weiter mit Cloud darüber zu diskutieren. Sie wünschte ihm eine gute Nacht und ging dann in ihr eigenes Zimmer. Endlich konnte sie die Schuhe ausziehen. Ihre Füße taten sehr weh, vermutlich hatte sie auch ein paar Blasen. Der nächste Tag in der Bar würde also ziemlich anstrengend und schmerzvoll werden. Aber vielleicht konnte Tifa Marlene bitten, ihr etwas zur Hand zu gehen. Die Pumps ließ sie stehen, wo sie sie ausgezogen hatte und setzte sich auf ihr Bett. Dabei fiel ihr das Seidenband ins Auge, das sie am Morgen mit einer Karte von Cloud gefunden hatte. 'Oh je, ich hab' ihn wohl doch mehr gekränkt, als vermutet.' Tifa schlüpfte aus dem Minikleid und warf es achtlos von sich. Anfangs hatte sie sich wahnsinnig toll darin gefunden, die bewundernden Blicke, die Rufus und sowieso alle anderen Männer ihr geschenkt hatten, genossen. Aber sie hatte auch darin gefroren. 'Na ja, nächstes Mal kauf' ich mir etwas Langes.', überlegte sie. Die junge Frau schlich schnell ins Bad hinüber, wusch sich gründlich das Make-up vom Gesicht und zog dann ihren Schlafanzug an. Ausgepowert ließ sich die Barfrau in ihr Bett fallen und starrte an die Decke. Okay, Cloud war soweit beruhigt. Vielleicht konnte Tifa ihn ja tatsächlich mal dazu bringen, etwas mit Reno und Rude zu unternehmen. Und Rufus musste sie bitten, mit seinen Komplimenten etwas zu sparen. Jedenfalls, wenn Cloud da war. Tifa ging zwar davon aus, dass der Kurierfahrer jetzt eingesehen hatte, aber sie wollte ihn auch nicht reizen. Morgen jedenfalls, oder eher heute, denn es war schon nach Mitternacht, würde sie erst einmal seine Motorradschlüssel einheimsen. Nicht dass er sich heimlich davon machte und Pakete auslieferte. Wie Cloud die Zeit dann totschlug, war ihm selbst überlassen. Tifa schlief bald über ihre Gedanken ein. Healin, etwa 0.00 Uhr: "Wie war's denn?", fragte Reno, als der Helikopter zu lärmen aufgehört hat. Rufus wusste, dass die Frage an ihn gerichtet war, aber er antwortete nicht. Verträumt schaute er aus dem Fenster dorthin, wo Scheinwerfer die nähere Umgebung beleuchteten. Am Himmel funkelten vereinzelt Sterne. "Hallo?", hörte man erneut den Rotschopf sagen. "Eh? Was ist denn?" Reno warf seinem Kollegen einen vielsagenden Blick zu und wandte sich dann wieder um. "Chef, wollen Sie hier im Heli übernachten?" "Sind wir schon da?" Rufus rutschte zur Tür hinüber und stieg aus. Frische Nachtluft umfing ihn und er atmete tief ein. "Nun kommen Sie schon." "Jai, lass mich doch.", meinte der Blondschopf genervt. "Kann ich gerne machen, aber dann zieht Tseng mir die Ohren lang." "Ist ja gut." Reno sagte nichts weiter und ging zur Lodge hinüber. Rude folgte ihm mit Rufus zusammen die Treppen hinauf. In dem Gebäude brannte kein Licht. Tseng und Elena waren also schon weg. 'Auch egal.', dachte sich Rufus und betrat das Haus. Ohne eine weitere Anweisung an die Turks ging er in sein Zimmer und verschloss die Tür hinter sich. Tifa ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Sie war der Grund, warum er sich die ganze Zeit so abwesend verhielt. Aber mit Reno darüber reden wollte er nicht. Genauso wenig mit Rude, der sowieso keine eigene Meinung äußern würde. Tseng, nun ja. Und Elena? Hm, nein, mit ihr konnte Rufus nicht über das reden, was er dachte. Die tratschte vermutlich alles aus. Am ehesten würde er wohl mit Tseng über seine Gefühle sprechen müssen. Aber das konnte Rufus' Meinung nach noch ein paar Wochen warten. Der Blondschopf zog nur sein Jackett aus und legte sich dann so angezogen ins Bett. Tifa's Vorschlag, mit den Turks irgendeine andere Bleibe zu suchen, fiel ihm wieder ein. An sich keine schlechte Idee, wäre er nicht Rufus ShinRa. Jedenfalls, nach Edge würde er nicht gehen, aber er konnte Tseng ja mal mit der Suche nach einem Haus in Kalm beauftragen. Oder sich die alten und inzwischen sicher baufälligen ShinRa-Immobilien besehen, die in der Stadt verrotteten. Kalm war ja an sich eine schöne Stadt, wenn man den alten Mako-Reaktor außer Betracht ließ. Rufus beschloss, morgen mit Tseng darüber zu reden und zog sich die Decke über den Kopf. Kapitel 12: Umzugspläne ----------------------- Edge, etwa 14.00 Uhr: Cloud saß in der Bar auf einem Stuhl. Inzwischen herrschte in dem Schankraum wieder Ordnung, nachdem Tifa den Blondschopf dazu verdonnert hatte, die kaputten Stühle auszutauschen. Also war er am Vormittag losgezogen zum nächsten Schreiner und hatte Stühle besorgt. Jetzt saß er seit einer geschlagenen Stunde in der Bar und wartete darauf, dass Tifa von ihrem Einkauf zurückkehrte. Er hatte einen Krampf im Bein, weshalb das Knie unkontrolliert auf- und abzuckte. 'Herrje, wo bleibt Tifa denn so lange? So viel kann man in einer Stunde doch nicht einkaufen.', fragte er sich. Genervt stand Cloud auf und ging in sein Büro hinüber. Das Notebook war angeschaltet, das E-Mail-Programm geöffnet. Ein kleines Briefsymbol blinkerte fröhlich auf dem Bildschirm. Es waren neue Nachrichten gekommen. Interessiert schaute sich der Blondschopf die E-Mails an. Zwei neue Aufträge und eine E-Mail von Barret. Der große dunkle Mann aus Nord Corel grub sich einen Ast ab, um neue Ölfelder zu finden und zu erschließen. Cloud beneidete ihn nicht. Barret's Arbeit war hart, dreckig und einsam. Aber sie warf auch sehr viel Geld ab. Cloud klickte die E-Mail wieder weg und öffnete dann eine der anderen. 'Ui, ein Auftrag mit dem Zielort Edge.', dachte er. Tifa hatte ihm morgens seine Motorradschlüssel abgenommen um zu vermeiden, dass er doch Pakete auslieferte. Zugegeben, er hätte die Maschine auch kurzschließen können. Aber das erforderte dann wieder eine Reparatur der entsprechenden Kabel und Ersatzteile, die er sich seiner Meinung nach momentan nicht leisten konnte. Aber die Strecke könne er genauso gut zu Fuß laufen und auf dem Rückweg sogar die Kinder von der Schule abholen. Entschlossen griff er sich seinen Hausschlüssel, steckte ihn in die Hosentasche und schrieb Tifa eine kurze Nachricht. Gegen das eine kleine Paket könne sie ja schwerlich etwas haben. Den Zettel mit der Nachricht legte er gut sichtbar auf den Tresen im Schankraum und verließ die Bar dann durch den Hintereingang. Keine fünf Minuten später öffnete sich der Eingang zum 7. Himmel und Tifa trat hindurch. Prüfend warf sie einen Blick durch den Raum, der jetzt wie immer wirkte. Sie lächelte kurz und trug die Einkaufstaschen dann zum Tresen hinüber. Dabei fiel ihr ein Zettel auf. Interessiert griff sie danach und las den Text. 'ARGH!! Cloud, du bist doch wirklich unverbesserlich!', dachte Tifa. Ändern konnte sie die Situation jetzt eh nicht mehr und wenn sie bei Cloud auf dem Handy anrief, würgte er sie mit Sicherheit ab. Wenigstens war er so verantwortungsvoll und hatte sich dazu bereit erklärt, die Kinder abzuholen. Doch Tifa was etwas misstrauisch. Die Motorradschlüssel hatte sie in der Tasche. Neugierig schaute sie auf den Hinterhof. Die Maschine stand da, wo sie immer geparkt war, also ist Cloud wohl zu Fuß gegangen. 'Herrje, wieso muss sein Beruf auch sein Hobby sein? Und was mach ich jetzt so lange?' Die Barfrau beschloss, zur Feier des Tages einen Kuchen zu backen. Tifa ging in die kleine Küche, die neben Cloud's Zimmer lag. Zwei Personen waren schon zu viel in dem kleinen Raum, weshalb Tifa die Tür von innen immer verriegelte. Aber heute konnte sie mal in Ruhe etwas in der Küche machen. Sie zog den kleinen Kühlschrank auf. Viel war nicht darin, nur das Nötigste. Zum Kuchen backen holte sie eine Schachtel Eier, Milch und Margarine heraus und machte das Gerät wieder zu. Die junge Frau konnte sich gerade so umdrehen, um aus dem Hängeschrank auf der anderen Seite eine Backform herauszufischen. 'So, was brauch ich jetzt noch? Mehl, Zucker, Schokostreusel, Salz, Backpulver.' Tifa suchte das entsprechende zusammen und sortierte sich alles der Reihe nach hin, so, wie sie es zuerst verarbeiten musste. Nach einiger Zeit war aus der Küche nur noch Geschirrgeklimper zu hören, zwischendurch ein Mixer. Ansonsten war alles still in der Bar. Edge, etwa 16.30 Uhr: Die Tür zur Bar ging auf und Cloud kam herein, Denzel und Marlene im Schlepptau. Tifa war nicht im Schankraum, aber ein wohlriechender Duft erfüllte sich im 7. Himmel. "Riecht wie Kuchen.", bemerkte Marlene. "Lecker.", meinte Denzel dazu nur, "Kuchen gibt's viel zu selten." "Das liegt daran, dass Tifa selten Zeit hat.", sagte Cloud. Marlene lief in die Richtung, aus der der Geruch kam. "Ich könnte ja auch mal was backen.", meinte sie. Der Blondschopf lachte und stellte sich bildlich vor, wie Marlene, auf einem Hocker stehend, im Teig herumrührte. Er folgte dem Mädchen und lugte dann vorsichtig in die Küche, wo ein Prachtexemplar von einem Kuchen stand. Ganz unbeaufsichtigt und bereits mit Schokolade glasiert. Den dreien lief das Wasser im Munde zusammen. Denzel wollte gerade in die Küche gehen und den Kuchen von der Arbeitsplatte holen, als Tifa's Stimme erklang: "Untersteh dich!!" Denzel zuckte zusammen und zog die Hände zurück. Entschuldigend schaute er zur Tür hin, wo Tifa's Kopf hinter Cloud zu sehen war. "Tut mir leid…", stammelte der Junge. "Den gibt's erst später.", meinte Tifa. Die Barfrau schaute dann Cloud etwas seltsam an. "Sag mal, was hast du heute so gemacht?", fragte sie beiläufig. "Nichts.", antwortete der Blondschopf ausweichend. Er hatte sich zu Tifa umgedreht, schaute sie aber nicht an. Die Barfrau machte einen Schritt auf Cloud zu und stand dann ebenfalls in der kleinen Küche. Entkommen konnte er ihr jetzt nicht mehr. "Du hast etwas ausgeliefert.", meinte sie vorwurfsvoll. "Na und?" Cloud war rot geworden im Gesicht und starrte zur Decke hoch. "Ist das nicht meine Entscheidung?", fragte er in Tifamanier. "Haha." Tifa stemmte ihre Arme in die Hüften und tat noch einen Schritt in die Küche hinein. Denzel stand mittlerweile mit dem Rücke zur Wand, vor ihm drängte sich Marlene. Cloud ließ den beiden nicht mehr viel Platz zum Atmen. "Ähm, wenn ihr streiten wollt, dann lasst uns bitte vorher raus.", bat Denzel mit piepsiger Stimme. "Ist ja schon gut.", meinte Tifa, "Und jetzt raus aus der Küche." "Dann lass uns endlich raus.", flehte Marlene. Tifa verließ die Küche und wartete, bis die drei den Raum ebenfalls verlassen hatten. Denzel warf dem Kuchen noch mal einen hungrigen Blick zu, ging dann aber ebenfalls aus der Küche. "Habt ihr überhaupt schon eure Hausaufgaben gemacht?", fragte Tifa. "Nö." Denzel duckte sich unter der Barfrau hinweg, als sie ihm einen Klaps auf den Hinterkopf geben wollte und zog dann Cloud mit. "Hilfst du mir?" Cloud stöhnte. "Kannst du das denn nicht alleine?" "Nö. Biittttee~!" Marlene flitzte wie ein Blitz an Cloud vorbei in den Schankraum, wo die Kinder ihre Schulsachen haben liegen lassen. Denzel sprang dem Kurierfahrer ans Bein und stellte sich frech auf seinen Fuß. Ein Dackelblick schaute Cloud entgegen. "Ist ja schon gut." Der Blondschopf ging schwerfällig zum Schankraum. Tifa kicherte in der Küche vor sich hin und deckte den Kuchen ab. So etwas hatte sie sich lange Zeit gewünscht. Aber dafür war es jetzt wohl zu spät, wenn die Barfrau mit Rufus zusammen sein wollte. Sie fragte sich, ob er heute Abend in die Bar kommen würde und fing wieder an, in der Küche herumzuscheppern. Healin, etwa 17.00 Uhr: Rufus hockte an seinem Schreibtisch. Vor ihm waren Flurkarten von Kalm ausgebreitet. Tseng stand neben ihm und besah sich ebenfalls die Karten. "Sir, ich fürchte, wir werden nicht um einen Besichtigungstermin herumkommen." "Ja, das ist mir schon klar. Hmpf. Wieso haben wir uns nie um diese Gebäude gekümmert?" "Weil Sie uns nie den Auftrag dazu gegeben haben." Der ehemalige Präsident stöhnte. Warum musste Tseng auch auf jede Frage eine Antwort geben? So spießig war der Turk doch sonst nicht. Rufus schob die eine Flurkarte beiseite und zog von unten eine zweite hervor. Diese betraf eine kleine Villa, die am Stadtrand von Kalm lag. Schnell suchte er sich den entsprechenden Bauplan aus seinen Unterlagen heraus. "Hm, das hier scheint nicht so alt zu sein wie die anderen. Vielleicht sollten wir es hier als erstes versuchen." "Soll ich mich darum kümmern, Sir?", fragte Tseng nur. "Ja, mach mal. Aber nicht mehr heute. Heute Abend geht's nach Edge." Rufus war fröhlich. Tseng seinerseits flüchtete nur aus dem Zimmer. Selbstverständlich gönnte der Turk seinem Chef das Liebesglück, aber in dieser Gefühlsstimmung kam der Blondschopf auf die unmöglichsten Ideen. Zum Beispiel auch, dass sie alle zusammen nach Kalm übersiedeln sollten. Tseng konnte sich denken, welchen Ursprung diese Idee hatte, aber er wollte Tifa dafür nicht verteufeln. Sie hatte es vermutlich nur gut gemeint, aber für die Turks bedeutete es nur Mehrarbeit. Kalm war eine richtige Kleinstadt, überall konnten sich also Attentäter verstecken, ständig musste das Gelände überwacht werden. Oder war Tseng faul geworden in den letzten Jahren? "Hey, du schaust ja ziemlich gestresst aus.", fragte Elena, als Tseng in die Küche kam, "Gab's Ärger?" "Nein. Oder vielleicht doch? Er möchte nach Kalm übersiedeln." Elena wollte gerade etwas Wasser trinken, spuckte den Schluck aber wieder aus. Entgeistert starrte sie den Wutainesen an, blanken Unglauben in ihren braunen Augen. "Doch, du hast richtig gehört.", antwortete Tseng, "Er hat seine alten Unterlagen hervorgeholt und schaut sich die Flurpläne der ShinRa-Grundstücke in Kalm an." "Oh je. Meint er es denn ernst?" Tseng dachte über die Frage nach. Wie ernst es Rufus mit dem Umzug war, wusste er nicht. Die Idee hatte er in einer ziemlich benebelten Gefühlslage ausgesprochen und war daher mit Vorsicht zu genießen. Andererseits wollte Tseng sich auch nicht gegen Rufus' Vorschlag stellen. Immerhin war er ja derjenige, der ihnen ihre Arbeit gab und den Turks vor langer Zeit ihre Daseinsberechtigung gesichert hatte. "Wir können ja mal gucken.", meinte der Turk-Chef dann, "Ist Reno schon da?" "Nö, bisher nicht." 'Herrje, wo steckt der denn nur?' "Soll ich ihn anrufen?", fragte Elena. "Das mach ich lieber selber." Tseng verließ die Lodge und zückte sein Mobiltelefon. Schnell tippte er Reno's Nummer und hielt sich das Gerät dann ans Ohr. Es läutete dreimal, bis jemand mit viel Geraschel abnahm. "Eh? Was gibt's denn?", murmelte Reno's verschlafene Stimme durch das Handy. "Reno wo bist du denn?", fauchte Tseng. "Daheim. Wo sonst?" "Kannst du bitte herkommen? Der Herr möchte heute Abend nach Edge. Und bring Rude mit." Tseng klappte das Handy ohne ein weiteres Wort wieder zu. Warum war er heute nur so reizbar? Genervt blickte er in das Tal vor sich, das von den letzten goldenen Sonnenstrahlen an diesem Tag beleuchtet wurde. Edge, etwa 18.00 Uhr: Die Bar war zwischenzeitlich geöffnet. Einige wenige Gäste hatten bereits den Weg in den 7. Himmel gefunden, aber Stammgäste waren noch keine da. Tifa hatte mal hier, mal da ein kurzes Gespräch geführt, sich dann aber wieder ihrer Arbeit gewidmet. Denzel und Marlene hatten inzwischen, Dank Cloud's Hilfe, ihre Hausaufgaben fertig. Die Barfrau hoffte nur, dass auch alle Aufgaben richtig gelöst waren. Momentan spielten die Kinder in ihrem Zimmer und Cloud schraubte auf dem Hinterhof an seinem Motorrad herum. Den Zündschlüssel hatte Tifa ihm noch nicht zurückgegeben und so blieb dem Stachelkopf nichts anderes übrig, als sich sonst irgendwie zu beschäftigen. 'Hm, ich denke, ich kann mal kurz nach hinten.' Tifa schlich sich aus dem Schankraum und ging zu der kleinen Küche. Eilig schloss sie die Tür auf, holte den Streuselkuchen heraus und flitzte damit zurück zur Bar. Nichts hatte sich während ihrer kurzen Abwesenheit verändert, also stellte sie ihr Meisterwerk zufrieden auf den Tresen. Aus einer der Schubladen zog sie ein Messer und begann, den Kuchen in handliche kleine Häppchen zu zerteilen. Testweise schob sie sich ein kleines Eckchen in den Mund. 'Hah, ist gar nicht mal so schlecht. Ich sollte öfter Kuchen backen', dachte Tifa. "Ui, gibt's den jetzt?" Denzel und Marlene standen an der Tür zum Privatbereich. Der Junge starrte den Kuchen gierig an. "Nö. Oder doch? Ein Stück dürft ihr probieren." Die Barfrau hielt den Kindern das Teller Kuchen hin und schaute zu, wie sie ihre Stücke verzehrten. "Gibt es heute eigentlich etwas zu feiern?", fragte Marlene mit vollem Mund. "Nein, eigentlich nicht. Jedenfalls bis jetzt noch nicht." "Und sonst?" "Wie und sonst?" Marlene hatte ihren Kuchen inzwischen aufgegessen. Neugierig musterte sie Tifa. Denzel war wieder nach hinten gegangen. "Bist du mit Rufus zusammen?", fragte das Mädchen rundheraus. Die Barfrau lief rot an. Wieso mussten in letzter Zeit auch alle so direkt sein? "Na ja…", stotterte sie, "eigentlich noch nicht. Er hat mich nur hin und wieder auf die Backe geküsst." "Wie romantisch.", bemerkte Marlene. Tifa schaute verträumt vor sich hin. Ja, die ganze Angelegenheit war mehr als romantisch. Und Tifa war verliebt. Aber sie hoffte, Rufus heute Abend mit etwas Abstand begegnen zu können. Vertraulichkeiten und Zärtlichkeiten fand sie sehr schön, aber es musste ja niemand zugucken. "Und Cloud?" "Eh? Cloud? Ich hab ihm gesagt, er soll mal etwas mit Reno und Rude unternehmen. Und sich ein Hobby suchen." "Oh. Hast du ihm deswegen seinen Schlüssel weggenommen?" "Ja. Aber er hat ja trotzdem etwas ausgeliefert." "Ich weiß." "Tja. Cloud ist starrköpfig in manchen Angelegenheiten. Aber ich bin froh, dass er nicht mehr auf Rufus eifersüchtig ist. Oder zumindest seine Eifersüchtigkeit im Zaum halten kann." "Na ja, das werden wir ja heute Abend sehen, wenn dein Freund kommt." "Ja. Und er ist nicht mein Freund.", erklärte Tifa verlegen, "Jedenfalls noch nicht." "Hättest du es denn gerne so?" "Marlene! Rede doch nicht so laut." Die Barfrau warf einen kurzen Blick in den 7. Himmel, aber niemand schenkte den beiden Beachtung. Sie beugte sich zu Marlene hinunter. "Na ja, ich hätte schon gerne einen Freund.", meinte sie. "Dann sag ihm das." "Marlene! So früh geht das doch nicht. Überhaupt, was soll Rufus denken? Außerdem soll er sich ruhig noch ein bisschen um mich bemühen." "Der hängt doch eh schon wie ein Fisch am Haken." Tifa kicherte bei Marlene's Vergleich. "Na, dann lasse ich ihn eben noch ein bisschen länger am Haken zappeln." Die Barfrau zwinkerte dem Mädchen zu und stand dann wieder auf, um die neuen Gäste zu bedienen. Rufus ShinRa war noch nicht gekommen. Kapitel 13: Widerworte ---------------------- Edge, etwa 20.00 Uhr: "Sir, musste das sein?", fragte Tseng weinerlich. "Ja und jetzt sei nicht so.", antwortete der ehemalige Präsident. Reno lief neben den beiden her und hielt sich beide Hände auf den Mund, um nicht vor Lachen zu Brüllen. Rufus hatte den Wutainesen dazu verdonnert Freizeitkleidung anzuziehen. Als Begründung hatte er Unauffälligkeit angeführt und Tseng konnte nicht mehr wirklich widersprechen. Also hatte er Rude gebeten, ihm etwas von seinen Klamotten zu leihen. Der Wutainese ging jetzt noch gestelzter als sonst neben seinem Chef her. "Nun tu doch nicht so, als würdest du dich unwohl fühlen.", meinte Rufus spitzbübisch. Dem Rotschopf traten Tränen in die Augen und er beschloss, seine Geschwindigkeit etwas zu erhöhen. Rufus und Tseng konnten ihn aber trotz allem Prusten hören. "Hab dich doch nicht so. Tseng antwortete nicht. Er winkte Rude zu, damit dieser zu ihm kam. Der Glatzkopf folgte mit Elena in gemessenem Abstand, beschleunigte seine Schritte aber nach dem Handzeichen seines Vorgesetzten. Tseng kam ihm unauffällig entgegen. "Kümmer' du dich bitte um ihn.", flüsterte der Wutainese und ging zu Elena. "…" Rufus seinerseits reagierte gar nicht auf den Turk-Wechsel. Seine Gedanken waren wieder weit abgeschweift, hin zu Tifa und ihrem gestrigen Abend. Rude betrachtete den Blondschopf still und sagte kein Wort. "Ist er denn arg schlimm?", fragte Elena, als sie Tseng eingeholt hatte. "Sieht das hier etwa nicht schlimm aus?" Der Wutainese blickte etwas geekelt an sich hinab. Rude's Klamotten waren in top Zustand und sehr gepflegt. Das war auch gar nicht das Problem. Viel schlimmer fand Tseng die Art der Kleidung, Jogginghose, Sweatshirt und Turnschuhe. Turnschuhe? Wie bequem man darin lief! "Na ja, so übel sieht es ja nicht aus.", meinte Elena aufmunternd. Tseng antwortete nicht. Seit er Chef der Turks geworden war, trug er Freizeitkleidung nur noch privat in seinen eigenen vier Wänden. Und es kam sowieso nur selten vor, dass er zu Hause war. Der Wutainese bog inzwischen zielsicher um die nächste Ecke und befand sich dann in der Straße, in der die Bar lag. Tseng hoffte nur, dass nicht allzu viel Betrieb in den Laden herrschte. Dann konnte er sich trotz fehlender Schusswaffe etwas entspannen. Die Straßenlaternen schickten ihren flackernden Schein zu Boden. Die Turks um Rufus ShinRa musste nur noch wenige Meter laufen, um den 7. Himmel und die Lichter, die in dem Gebäude brannten, sehen zu können. Drinnen sah es ziemlich voll aus und der ehemalige Präsident blieb stehen. "Sie wird ja kaum Zeit haben bei dem Menschenauflauf.", murmelte er vor sich hin. "Sir, ich muss dringend raten, ein andermal wiederzukommen.", schaltete sich Tseng ein. "Och nö. Das war klar, dass so was kommt.", meinte Rufus, "Du bist ein richtiger Spielverderber." "Entschuldigung. Aber bei der Masse an Gästen kann schnell mal etwas schief gehen. Vor allem wenn jemand Sie erkennt, Sir." "Wer sollte mich in dem Aufzug denn bitte erkennen?" "Na ja …" Tseng schaute auf die blaue Jeans und den schwarzen Pulli, dessen Kapuze Rufus sich jetzt über den Kopf zog. ShinRa Junior wirkte auf den Wutainesen ein bisschen wie der Gammler vom Bahnhof. "Entspann dich doch mal." "Sir, auf jemanden aufzupassen, ist gar nicht so einfach, wie Sie vielleicht glauben." Rufus' Stimmung schwenkte schlagartig in eine andere Richtung. Abschätzig funkelte er Tseng an. "Ja? Ich hab euch ja nicht darum gebeten, meine Aufpasser zu spielen." Der Blondschopf drehte sich, ohne den Wutainesen eines weiteren Blickes zu würdigen, um und betrat die Bar. Kurz scholl allgemeines Geschrei in die Nacht hinaus. Reno nickte Tseng nur zu und folgte dann dem ehemaligen Präsidenten. "Chef, meinen Sie nicht, dass Sie vielleicht etwas zu ehrlich waren? Natürlich haben Sie Recht, mit dem, was Sie sagten." Elena klang richtig kleinlaut. Dass Tseng Rufus so offen widersprach, hatte sie bisher nicht erlebt und Rude und Reno ging es da vermutlich genauso. Was der Glatzkopf für seinen Teil dachte, war ihm nicht anzusehen. Okay, Tseng hatte überreagiert. Außerdem hätte er den ehemaligen Präsidenten nicht so anfahren dürfen. Was war eigentlich in ihn gefahren? "Sir, er wird Ihnen nicht lange böse sein.", meinte Rude, "Aber er wird jetzt denken, dass er uns eine Last ist." "Ich weiß." Rude hatte mit seiner Aussage voll ins Schwarze getroffen. Ihr Sorgenkind vergaß Kränkungen zwar recht schnell, aber die anderen Folgen, die sich aus einem solchen Zwist ergeben konnten, waren unvorstellbar. Rufus würde sie eventuell nicht mehr an sich heranlassen. Nicht, weil er sie nicht um sich haben wollte, sondern weil er niemandem eine Last sein wollte. "Vielleicht sollten Sie hingehen und sich entschuldigen?", schlug Elena vor. "Ja, vielleicht. Aber wir sollten jetzt erst mal reingehen. Reno kann nicht alleine auf ihn aufpassen." "Also, das Wort 'aufpassen' sollten Sie wirklich nicht mehr verwenden.", sagte Rude und ging voran. Tseng stöhnte, folgte seinen Kollegen dann aber. Als der Glatzkopf die Tür öffnete, kam ihnen eine Wand voll Lärm und Rauch entgegen. Elena schob sich durch die Tür, die beiden Männer folgten ihr. Rude ließ seinen Blick durch den Schankraum schweifen und gewahrte dann einen Kopf roter Haare, der an der Theke saß. Das war sein Partner Reno, neben ihm hatte Rufus auf einem Barhocker Platz genommen. Tifa war nicht zu sehen, sondern nur Marlene, die wohl auf einem Hocker hinter dem Tresen stand und Geschirr abwusch. 'Herrje, Tifa muss ja bald jemanden einstellen.', ging Rude durch den Kopf. "Chef, ich verdrück' mich zur Bar hinüber." "Ist gut. Wir … suchen uns irgendwo anders ein Plätzchen.", rief Tseng durch den Lärm hindurch. Er schob Elena weg von der Eingangstür und hinüber zu einem der Tische, wo gerade ein Kartenspiel im Gange war. Rude seinerseits ging hoch erhobenen Hauptes zum Tresen hinüber. Die anderen Gäste bogen sich automatisch zur Seite, wenn er kam. Unauffällig glitt er in die Lücke zwischen Rufus und dem Gast, der links von diesem saß. "Auch endlich da?", meinte der Blondschopf und kippte einen doppelten Whiskey. Rude warf Reno einen fragenden Blick zu, der zuckte aber nur mit den Schultern. "Ist Tifa nicht da?", fragte er dann. "Nö. Die macht sich gerade frisch." Rufus legte besonders viel Betonung in diesen Satz. Man konnte fast meinen, er war wütend auf die Barfrau. "Sir, seien Sie bitte freundlich zu ihr. Tifa freut sich bestimmt schon, Sie zu sehen." "Eh? Jai. Kind, noch einen Doppelten bitte." Marlene starrte kurz über die Theke hinweg und sah Rufus' lustlosen Blick. Seufzend drehte sie sich auf dem kleinen Podest um und griff nach dem Whiskey, der hinter ihr stand. "Gib mir am besten gleich die ganze Flasche." Rude nickte dem Mädchen kurz zu, also reichte Marlene Rufus die ganze Flasche. Reno schob unauffällig sein Glas nach links und wartete darauf, dass der ehemalige Präsident ihm einschenkte. "Sir, sein Sie Tseng nicht böse.", trällerte Reno, "Der hat's nur gut gemeint." "Was du nicht sagst. Bin ich wirklich so anstrengend?", fragte Rufus dann und stellte die Whiskey-Flasche vor sich auf die Theke. Nachdenklich starrte er in die braune Flüssigkeit. "Nein, natürlich nicht. Es ist schließlich unser Job." "Euer Job? Und den macht ihr natürlich.", nuschelte Rufus, "Aber bedeute ich als Mensch euch etwas?" Herrje, wie kam er nur auf solche Fragen? "Natürlich bedeuten Sie uns etwas, Sir." Rude fragte sich, wie viel Whiskey Rufus schon getrunken hatte, bevor der Glatzkopf an die Bar gekommen war. Reno schien Rude's Gedanken zu erraten, denn der Turk hob nur drei Finger in die Höhe. Oh je, drei war bereits die Obergrenze dessen, was Rufus an Alkohol vertrug. Sie mussten sich also auf einiges gefasst machen. Die Tür zum Privatbereich wurde aufgestoßen und alle drei reckten den Hals. Doch es war nur Cloud, der mit einer Kiste voll Flaschen in die Bar kam. Er warf kurz seinen Blick zum Tresen, sah den Mitleid erregenden Zustand, den Rufus bot, sagte aber kein Wort. Der Kurierfahrer drückte sich mit der Kiste hinter Marlene vorbei und stellte seine Last auf den Boden. "Kann ich zu Tifa?", fragte Rufus hinter ihm. Die Frage war laut gestellt und dann mit Sicherheit an Cloud gerichtet. Er drehte sich zu ShinRa Junior um und sah diesen an. "In deinem Zustand?" "Was heißt hier 'in meinem Zustand', eh?" "Na ja. Sie ist oben im Bad. Vielleicht schaffst du's ja die Treppe rauf." Cloud wollte schon wieder gehen, aber Marlene drückte ihm ein Tablett voller Gläser in die Hand und sah ihn bittend an. Pakete ausliefern durfte er also nicht, aber kellnern war okay. Der Stachelkopf ergab sich in sein Schicksal und brachte die bestellten Getränke auf wackeligem Weg zu ihren Besitzern. Rufus indes war von seinem Barhocker geglitten und ging zur Hintertür des Raumes. Schnell hatte er den Schankraum verlassen und wunderte sich über die Stille, die in den Privaträumen herrschte. 'Also im Bad hat er gemeint. Aber zuerst die Treppe.' Der ehemalige Präsident wollte gerade den rechten Fuß auf die erste Stufe stellen, als von oben Gepolter ertönte. Tifa kam mit rasanter Geschwindigkeit die Treppe herunter gelaufen und sah ihn erst im letzten Moment. Rufus wurde gegen die Wand geworfen, konnte sich aber mit Mühe auf den Beinen halten. "Rufy!!", rief Tifa, "Bitte verzeih mir." Die junge Frau lief zu Rufus hinüber und schob ihn wieder aufrecht hin. Dabei bemerkte sie seinen leicht verschwommenen Blick. "Hast du getrunken?" "Ja, aber nur ein bisschen.", meinte er ausweichend. Die Worte waren mehr genuschelt denn gesprochen. Tifa setzte einen strengen Blick auf. "Sag mir, was hast du getrunken?", fragte sie. "Nichts. Nur drei Whiskey.", antwortete er, "Hast du mich gerade Rufy genannt?" "Ups." Tifa blickte betreten zu Boden. So hätte sie ihn nicht nennen sollen und vor allem nicht dürfen. Wie gut, dass gerade keine Turks anwesend waren. "Och, was hast du denn?", nuschelte Rufus. Der hatte inzwischen begriffen, wen er vor sich hatte und tat einen Schritt auf die Barfrau zu. Sanft legte er seine Hände auf ihre Schultern. "Ich hätte das nicht sagen sollen. Bitte verzeih mir." "Wieso denn? Klingt doch niedlich." 'Ja, niedlich ist es wirklich.', dachte Tifa. Aber wieso benutzte Rufus diesen Ausdruck in Zusammenhang mit sich selbst? Irgendetwas musste vorgefallen sein und die Barfrau wurde neugierig. "Gab's irgendwelche Probleme, über die du reden möchtest?" "Nein? Wie kommst du darauf?" "Na ja, war nur so eine Vermutung. Wie siehst du eigentlich aus? Heute ganz der Typ von nebenan?" "So in etwa. Um nicht aufzufallen ist diese Art der Kleidung sehr gut geeignet. Trotzdem fühle ich mich in meinem Anzug wohler. Aber du solltest mal die anderen sehen." Rufus schaute Tifa nachdenklich an, doch seine Augen schien mehr einen bestimmten Punkt direkt neben ihr zu fixieren. Der ehemalige Präsident hatte für seine Verhältnisse eindeutig zu viel intus und Tifa beschloss, ihm keinen Alkohol mehr auszuschenken. "Darf ich dich küssen?", fragte Rufus. Oha. Also waren die beiden doch schon so weit. Die Barfrau wurde rot im Gesicht und nickte schüchtern. Ihr erster Kuss überhaupt. Rufus zog sie langsam in seine Arme und blickte ihr in die Augen. Aber Tifa fragte sich auch, ob Rufus' plötzlich aufgekommener Mut vielleicht nur eine Wirkung des Alkohols war. Der Blondschopf legte seinen linken Arm auf ihren Rücken. Mit den Fingern der Rechten streichelte er über Tifa's Schläfe und Wange herab zu den zwar geschwungenen Lippen. Sein Gesicht beugte sich ihrem entgegen und Rufus wollte seinen Mund gerade auf ihren drücken, als die Tür zum Schankraum aufgerissen wurde und Marlene in den Gang stürzte. Die beiden Erwachsenen rissen die Köpfe voneinander. "Tifa, kannst du bitte … äh …" Das Mädchen brach mitten im Satz ab, sich darüber bewusst werdend, was sie gerade unterbrochen hat. "Oh, Tifaa, es tut mir so leid." Marlene lief wieder in den Schankraum. Rufus war einen halben Schritt zurück getreten, die Barfrau schaute ihn traurig an. "Ist schon gut, geh nur.", meinte er sanft. Tifa lief in die Bar und schluckte den schweren Kloß im Hals sowie die Tränen hinunter. Eine Geräuschkulisse umfing sie und bald vergaß sie den Vorfall für eine Weile. Kapitel 14: Schlägerei ---------------------- Edge, etwa 23.00 Uhr: Lärm und Rauch erfüllten die Bar. Rufus hatte wieder am Tresen Platz genommen, auf dem Barhocker, den Rude erfolgreich für ihn verteidigt hatte. Momentan schaute er in sein Wasserglas, das vor ihm stand. Tifa war ständig mit Servieren und Geschirr abräumen beschäftigt, sodass sie kein vernünftiges Gespräch anfangen konnten. Tseng und Elena waren in dem Gewühl nicht zu entdecken. Vielleicht hatten sich die beiden auch nach Hause verkrümelt, wer konnte das schon wissen? Links von Rude hatte der Kurierfahrer sich einen Platz an der Bar erkämpft und spielte mit Karten herum. Cloud hatte mit dem Turk hin und wieder ein paar Worte gewechselt, aber ein richtiges Gespräch kam nicht in Gang. Auf Rufus' anderer Seite saß Reno und kippte ein alkoholisches Getränk nach dem anderen. Meist war es Whiskey, aus der Flasche, die Rufus Stunden zuvor Marlene abgeschwatzt hatte, jetzt aber für ihn unerreichbar war. Der Rotschopf nölte ihn undeutlich an und Rufus war leicht genervt. Reno durfte sich die Kante geben, aber er nicht. Weil er angeblich nichts vertrug, hatte Tifa gemeint. ShinRa Junior hatte einen Brummschädel. "Hicks. Sör, isch geh ma su Craud", lallte Reno dem Blondschopf ins Ohr. Rufus nickte angewidert. Reno's Fahne war unglaublich und er war froh, selbst nicht so zu riechen. Der Turk stand ziemlich wackelig auf seinen Beinen. Mehrmals griff er in die Luft, bis er endlich seinen Barhocker zu fassen bekam. Schwerfällig zog er ihn zu dem Kurierfahrer hinüber und zwängte sich neben ihn. "Ey yu… hicks! Wie gehs so?", fragte Reno. "Ihh. Hast du wieder zu viel gesoffen?", antwortete Cloud. Angewidert packte er seine Spielkarten weg und drehte sich zu dem Rotschopf um. "Hab gehörd, du haddest dheute Liesferferboht." "Jai, könntest du bitte etwas Abstand halten?" Der Kurierfahrer rümpfte demonstrativ seine Nase. Rude kicherte hinter ihm nur. Der Glatzkopf hatte bisher nicht sehr viel getrunken und machte einen ziemlich nüchternen Eindruck. "Er ist schrecklich, wenn er betrunken ist.", meinte Rude. "Na hör mal. Du bist auch oft betrunken hier rausgegangen.", konterte Cloud. "… Aber im Vergleich zu unserem Chaoten hier weiß ich immer ganz genau, wie viel ich vertrage." "Wer's glaubt." "Ehyehyehy… uba whas redeht iah dah? HICKS!" "Tifa?!", rief Cloud der Barfrau zu, die gerade hinter den Tresen zurückgekehrt war, "Ihm hier brauchst du heute nichts mehr ausschenken." "Yeah!", brüllte Tifa zurück, "Hast du die zwei denn schon gefragt?!" Aber Tifa konnte sich der Sache nicht weiter annehmen, weil ein anderer Gast lauthals nach mehr Bier verlangte. Rude jedoch hatte den Kopf herumgedreht und musterte Cloud nun interessiert. "Was gefragt?" "Nichts.", antwortete der Kurierfahrer ausweichend und schaute auf die Theke. "Ah ja.", meinte Rude knapp. "Eh. Wasch hasse then?", fragte Reno und legte Cloud seinen schwer gewordenen Arm um die Schulter. Der Kurierfahrer kam nicht mehr dazu, dem Chaos-Turk eine reinzuwürgen. In der Bar hatte sich in einer der Ecken ein Tumult eröffnet. Viele der Gäste schienen auf den Tisch hinten in der Ecke konzentriert zu sein. Rude warf einen schnellen Blick neben sich, Rufus war nicht mehr da! Alarmiert sprang er von seinem Barhocker und steuerte die Menschentraube weiter hinten an. Rabiat schob er andere Gäste zur Seite und hatte bald das Zentrum des Tumults erreicht. Rufus bekam gerade einen Bierkrug über den Kopf gezogen und sackte zusammen. Tifa stand wütend neben Opfer und Täter und holte mit ihrem Tablett aus. Für den Glatzkopf das Zeichen, sich einzumischen. Reno konnte er komplett vergessen, also boxte er sich alleine seinen Weg zum ehemaligen Präsidenten frei. Als Rude bei Rufus und Tifa ankam, drosch die Barfrau gerade dem Typen, der den Blondschopf bewusstlos geschlagen hatte, ihr Tablett mehrmals auf den Kopf. Tifa konnte sich verteidigen, das war Rude klar. Ohne sie oder die Umstehenden weiter zu beachten, griff er sich Rufus und hob ihn hoch. Cloud war mittlerweile auch herangekommen. Er nickte nur Richtung Privaträume, um dem Turk zu verstehen zu geben, ShinRa Junior dort hinten zu verstauen. Dann wandte sich der Blondschopf der Schlägerei zu, die sich da zusammenbraute. Er drehte sich einem Kumpel des ersten Täters zu, packte diesen am Kragen und schlug ihm mit der rechten Faust ins Gesicht. Der Mann taumelte und Cloud schleifte ihn zum Ausgang, wo er ihn mit einem Arschtritt vor die Tür beförderte. Rude hatte mittlerweile den Weg zurück in den Schankraum gefunden und warf sich in das Gedränge. Er schlug sich zu Tifa durch, die mittlerweile von zwei besoffenen Gästen bedrängt wurde. Den Schlaksigen der beiden Typen rempelte er um und packte dann den anderen im Genick. Tifa indes schlüpfte unter dem Turk hindurch, um etwas Freiraum zu bekommen. Die Barfrau schob sich weiter von der Masse weg und hinüber zur Bar. Dort saß Reno mit aufgerissenen Augen und starrte auf das, was vor sich ging. "Vielleicht solltest du lieber in Deckung gehen?", meinte Tifa. "Jai." Der Rotschopf glitt von seinem Hocker und ging, sich am Tresen abstützend, zu Tifa hinter die Bar. "Wilsu dasch nich untebind'n?", fragte er undeutlich. "Nein. Dein Kollege kümmert sich doch darum. Du entschuldigst mich kurz?" Tifa verschwand in den Privatbereich. Cloud kam indes wieder zur Bar hinein und stürzte sich in die Schlägerei. Rude hatte bereits mehrere randalierende Gäste bewusstlos geschlagen. Der Kurierfahrer kletterte über einen kaputten Stuhl hinweg und griff sich dann einen Kerl, der gerade dem Turk mit einem abgebrochenen Stuhlbein auf den Kopf schlagen wollte. Cloud packte den Schlagarm und riss selbigen zurück. Der Mann taumelte und trat ihm dabei auf den Fuß. So ging es eine Weile weiter, bis Kurierfahrer und Turk alle Gäste vor die Tür gebracht hatten. Geschafft ließ sich Rude auf einen noch funktionstüchtigen Stuhl plumpsen. Seine Sonnenbrille hatte er in dem Getümmel verloren, jetzt sah er einzelne Scherben davon auf dem Boden liegen. Indes hatte Cloud die Eingangstür von innen verrammelt. "Sorry für die ganzen Schäden.", meinte Rude. "Hah. Worum ging's bei der Schlägerei eigentlich?" "…" Rude stand ohne eine Antwort auf und wandte sich dem Privatbereich zu. "Hey… Wo willst du hin?" Cloud lief ihm hinterher und gemeinsam betraten sie den kleinen Gang. Hier war niemand zu sehen. Wo waren eigentlich alle hin? Tifa war nicht mehr da, Reno und Marlene waren ebenfalls verschwunden. "Tifa?!", rief Cloud. Gepolter wurde laut und gleich darauf erschien Marlene am oberen Ende der Treppe. Sie sah ziemlich besorgt aus. "Cloud, hol bitte das Verbandszeug. Und Branntwein hat Tifa gesagt." Das Mädchen verschwand wieder und der Blondschopf und Rude sahen sich an. Cloud ging wieder in die Bar, um das Gewünschte zu holen. Der Turk jedoch stieg die Stufen hinauf und wandte sich dann in die Richtung, in die Marlene verschwunden war. Am Ende des Ganges lag nur ein Zimmer. Rude trat darauf zu und hätte beim Eintreten fast einen Schrei ausgestoßen. Rufus lag mit schmerzverzerrtem Gesicht in dem großen Federbett, eine ziemlich blutige Wunde auf der Stirn. Tifa war gerade dabei, mit einem weißen Lappen die Wunde zu reinigen, wurde dabei aber von Reno gestört. Rude ging hinüber und packte den Chaoten kurzerhand in einen Würgegriff. Ernst sah er Tifa an. "Wie schlimm?" "Eine Platzwunde. Mehr kann ich noch nicht sagen." "Ehyehy, Rude, lasch mick lossh!", lallte Reno. Die Barfrau hörte nicht auf in ihrem Tun. Der Lappen war zwischenzeitlich rot aufgeweicht. Marlene, die am Fenster stand und geschwiegen hatte, holte ein neues Handtuch aus dem Bad nebenan. Tifa griff danach und warf Rude kurz einen traurigen Blick zu, aber er schüttelte nur den Kopf. "Hör mal, es ist nicht deine Schuld.", meinte er, "Um was ging es denn bei der Schlägerei?" Tifa verzog das angewidert Gesicht und antwortete: "Das Übliche. Jemand hat mir an den Hintern gefasst." "Oh!", machte Rude und ließ Reno wieder los. Mehr musste die Barfrau gar nicht sagen. Der Glatzkopf konnte sich auf die Antwort selbst zusammenreimen, wie es zu der Schlägerei kam. Tifa wurde unschön angefasst und ihr Chef hatte das mitbekommen. Die Nachwirkungen des Whiskeys, den Rufus einige Stunden zuvor getrunken hatte, hatten den ehemaligen Präsidenten wohl dazu veranlasst, einzuschreiten und Tifa's Ehre zu verteidigen. "Wirl sollden ihm wassh Nasches insch Geschicht klaschen…!" "Nix da." Rude griff wieder nach Reno und hielt diesen fest. Rufus' Wunde hatte inzwischen nachgelassen zu bluten. In der Tür machte sich ein Schatten breit und Cloud kam an das Bett heran, bewaffnet mit Branntwein, Mullbinden und allem anderen, was man zum verarzten von Wunden so brauchte. "Tifa? Oi, was ist denn mit ihm passiert?" Cloud starrte Rufus ins Gesicht und die Barfrau nahm ihm das Verbandszeug ab. Marlene starrte skeptisch auf die Flasche. "Willst du die Wunde wirklich DAMIT verarzten?", fragte das Mädchen ungläubig. Tifa nickte und schraubte die Branntweinflasche auf. Fachmännisch griff sie nach einem Wattepad und tränkte es mit der Flüssigkeit. "Darf ich auch mal was sagen?", fragte Rude, "Tifa, deine Krankenschwesterkünste in allen Ehren, aber als Rufus' Bodyguard muss ich darauf bestehen, dass er zu einem richtigen Arzt kommt." "Je-jenau. Tscheng schimf' unssh schonsst." "Oh. Ach so." Die Barfrau schraubte die Flasche unverrichteter Dinge wieder zu und stellte sie neben sich auf den Boden. Dann sah sie Rude fragend an. "Wo ist Tseng eigentlich?", fragte sie. "Tja, das wenn ich wüsste… Ich muss mal kurz telefonieren, wartet bitte solange hier." Der Turk verschwand auf den Gang hinaus und kurze Zeit später hörte man ein kurzes Wortgefecht. Cloud hockte sich auf den Stuhl am Bettende, schaute erst auf den Verwundenten und dann auf Tifa. "Hat er die Schlägerei angefangen?", fragte er. Die Barfrau stöhnte und nickte nur. Ärgerlich erwiderte sie den Blick des Kurierfahrers und setzte sich dann zu Rufus an die Bettkante. Ein leichter Schweißfilm bedeckte seine Stirn, aber Tifa beachtete das gar nicht. Sanft streichelte sie dem Blondschopf über die Haare. "Tseng und Elena waren spazieren.", meinte Rude. Er trat wieder in die Tür, schaute sich kurz seinen Schützling an und forderte Marlene, Reno und Cloud dann mit einer Geste auf, mit ihm den Raum zu verlassen. Der Kurierfahrer folgte dem Turk widerwillig, Reno schlurfte hintendrein. "Ihr seid mir ja ein paar tolle Bodygards.", meinte Cloud, als sie auf dem Gang draußen waren. Rude antwortete nicht. Er hatte keine Lust, mit Cloud eine Diskussion darüber anzufangen, ob die Turks ihren Job richtig machten oder nicht. Rufus' Verletzung konnte man eh nicht mehr ändern, also warum groß darüber streiten? Der Glatzkopf hoffte nur, dass Tseng und Elena möglichst schnell hier aufkreuzten und sie ShinRa Junior so schnell wie möglich hier fortschaffen konnten. Zwanzig Minuten vergingen, ohne dass sich etwas tat. Reno war nach unten getorkelt, um im Schankraum etwas Schlaf zu finden, wie er gemeint hatte. Wahrscheinlicher war, dass der Chaot gerade sämtliche hochprozentige Getränke durchprobierte, die er fand. Cloud hatte Marlene ins Bett gebracht und war dann ebenfalls nach unten gegangen. Nur Rude hielt vor der Tür Wache und wagte keinen Blick hinein. Was Tifa dort drinnen tat, ging ihn nichts an. Es war ihre und vor allem die Intimsphäre seines Vorgesetzten, die er nicht stören wollte. Unten wurden Schritte laut und schnell öffnete sich eine Tür. Gleich darauf konnte man das Getuschel von Elena und Tseng hören, die jetzt eilig die Treppe heraufkamen. Der Wutainese ließ sich nicht anmerken, was er dachte. Kurz klopfte Tseng an die Tür und trat dann, ohne eine Aufforderung abzuwarten, ein. Elena und Rude folgten ihm. Lange Zeit starrte Tseng nur auf Rufus hinab. Ihr kleiner Zwist am frühen Abend und die Worte, die er Rufus an den Kopf geworfen hatte, kamen ihm in den Sinn. Dann wandte er sich an Tifa. "Gibt es in der Nähe einen vertrauenswürdigen Arzt.", fragte er sie. "Hm, lass mich mal nachdenken. Im Stadtzentrum gibt es einen guten." "Aha. In der Nähe nichts?" "Doch, aber zu denen würde ich nicht hingehen." Was Tifa damit sagen wollte, war Tseng egal. Wenn die Frau den Arzt im Stadtzentrum vorschlug, dann brachten sie Rufus ShinRa eben dorthin. Ein Rückflug nach Healin erschien als das sinnvollste, war aber aufgrund Reno's Zustand verwehrt. "Ich werd' ihn tragen, Chef.", bot sich Rude an. "Hm, ja, das ist wohl am besten so. Können wir uns ein Laken oder so leihen?" "Klar, selbstverständlich.", antwortete Tifa. Sie zog vorsichtig die Decke von Rufus herunter. Elena und Tseng richteten Rufus in dem Bett auf. Der Blondschopf brummelte undeutlich vor sich hin und alle hielten den Atem an. Kurz öffneten sich seine Augen, aber er schlug sie wieder zu. "Sir, hören sie mich?", fragte Tseng, Rufus den Rücken stützend. Aber er bekam keine Antwort. Der Wutainese hielt Tifa die Hand hin und sie gab ihm die Decke. Vorsichtig schwang er sie Rufus um und machte vorne einen Knoten hinein. "So, jetzt kannst du ihn nehmen.", meinte Tseng. Rude hockte sich mit dem Rücken zum ehemaligen Präsidenten hin und nahm ihn Huckepack. Zuerst drohte der Verwundete zu rutschen, aber er schien doch mehr bei Bewusstsein zu sein, als es den Anschein hatte. Schwach verkrampften sich seine Hände in Rude's Shirt. Im Gänsemarsch gingen die Turks die Treppe hinunter, allen voran Tseng. Tifa folgte ihnen. "Wo wollen Sie denn hin?", fragte der Wutainese. "Na, ich komme selbstverständlich mit." "Kommt nicht in Frage. Sie haben schon genug getan." Tseng's Worte klangen unfreundlicher als beabsichtigt. Doch so leicht ließ sich die Barfrau nicht einschüchtern. "Hören Sie mal Herr Turk. Ich komme mit, ob Ihnen das Recht ist oder nicht. Ich möchte auch wissen, wie es Rufus geht. Schließlich war das ja irgendwie meine Schuld." "Ah ja." Tseng schaute Tifa kalt an und man konnte Rude's Seufzen vernehmen. "Sir. Tifa ist die einzige, die uns zu dem Arzt führen kann. Ohne sie kommen wir nicht weit." Der Wutainese verdrehte die Augen. Er war nicht davon begeistert, eine Außenstehende mitzunehmen, aber er hatte keine Argumente, mit denen er Rude's Worte widerlegen konnte. Tseng wollte schon zur Tür gehen, als man ein Klirren aus dem Schankraum hörte. "Sir, was ist mit Reno?", fragte Elena. "Was soll mit ihm sein? Wir lassen ihn hier.", entschied Tseng, "Das macht Ihnen hoffentlich nichts aus?" "Nö.", antwortete Tifa nur. Die Truppe setzte sich erneut in Bewegung und schnell hatten sie den 7. Himmel zur Hintertür verlassen. Eisige Kälte umfing sie und sie beeilten sich lieber, zum Arzt im Stadtzentrum zu kommen. Kapitel 15: Wundenlecken ------------------------ Edge, etwa 01.00 Uhr: Vier Personen standen vor dem Gebäude. Eine von ihnen trug etwas Schweres auf dem Rücken, stand aber aufrecht. Eine andere der Personen, eine junge Frau mit langen braunen Haaren, trat auf den Eingang des Gebäudes zu und wummerte dagegen. Nichts tat sich, also klopfte die Frau nochmals fester an die Tür und rief halblaut einen Namen. Kurz blieb es still, bis im ersten Stock über der Eingangstür ein Fenster geöffnet wurde. "Verdammt noch mal.", sagte eine verschlafene Stimme, "Welche Räuber wecken einen mitten in der Nacht?" Aus dem Fenster schob sich ein Kopf mit strubbeligen grauen Haaren und Schlafmütze. Schlaftrunkene Augen blinzelten mehrmals, um das auf dem Vorhof zu verarbeiten. "Tifa? Was machst du denn so früh hier?" "Doc. Es ist leider ein Notfall, können wir reinkommen?" "Ja… Ja, wartet kurz, ich komme runter." Der Kopf verschwand wieder und nach zehn Minuten öffnete sich die Eingangstür. Der Mann, er hieß Karl, hatte seinen kräftigen Körper in andere Kleidung hineingezwängt und schaute die Barfrau jetzt gutmütig an. "Was bringst du mir für einen Patienten?", fragte er. "Na ja." Tifa druckste etwas herum und warf kurz einen Blick auf Tseng. Der Turk nickte unmerklich. "Also Doktor, das muss in jedem Fall unter uns bleiben.", sagte die Barfrau dann. "Eh. Ist es irgendein Promi?" "Ja. … So ungefähr." Rude trat an Tifa vorbei und drängte den Arzt zurück. Der wich zur Seite und ließ seine etwas ungewöhnlichen Gäste herein. Der Barfrau schenke er ein kurzes Lächeln, die Turks aber blickte er abschätzig an. Bisher hatte er Rufus nicht erkannt. "Dann folgt mir bitte." Karl schloss die Tür und ging dann voran in die Praxis. Im Wartezimmer schaltete er das Licht ein und führte Rude in den Behandlungsraum. Tseng und Elena wollten ihm folgen, aber der Arzt hielt sie zurück. "Nicht so viele!", meinte er, "Ich brauch meine Ruhe. Tifa, du assistierst mir." Tseng wollte protestieren, aber der Arzt warf ihm einen bösen Blick zu. Tifa indes folgte ihm in den Behandlungsraum und Rude kam wieder heraus. Die Tür schloss sich hinter ihm und eine Zeit des Wartens begann für die Turks. Im Behandlungsraum war Tifa gerade dabei, Rufus von der Decke zu befreien. Karl hatte ihr den Rücken zugewandt und wusch sich die Hände. "Was hat er denn?", fragte er. "Hm, eine Platzwunde, soweit ich das beurteilen kann. Ich wollte sie ursprünglich mit Branntwein verarzten aber seine … Begleiter hielten mich davon ab." "Oi. Da hatte er aber noch mal Glück gehabt. Also lass mich mal sehen." Karl drehte sich um und zog gerade Gummihandschuhe über. Er trat zum Behandlungstisch, auf dem Rufus lag. Der Blondschopf machte inzwischen den Eindruck, als schliefe er. "Eh, das ist doch …", begann Karl, aber Tifa fuhr ihm dazwischen. "Ja, ich weiß. Kannst du ihm helfen?" "Hm, ja. Lass mich mal die Wunde anschauen." Karl schob die Barfrau beiseite und trat ans Kopfende. Die Wunde hatte zwischendurch etwas geblutet. Der Arzt ging hinüber zum Waschbecken und hielt ein sauberes Tuch unter lauwarmes Wasser. Als er wieder bei seinem Patienten war, tupfte er die Verletzung vorsichtig mit dem Tuch ab. Rufus verzog im Schlaf das Gesicht. "Ähm, Doc? Vielleicht sollten wir ihn lieber wecken?", fragte Tifa. "Ja. Er hat ziemlich etwas auf die Rübe bekommen", antwortete Karl. "Einen Bierkrug." "Oh!" Der Arzt schlug Rufus kurzerhand ins Gesicht, um diesen wach zu bekommen. "AUA!!", beschwerte sich der Blondschopf. "Ruhig Junge, ruhig!" Rufus wollte sich aufrichten, aber der Arzt drückte ihn wieder zurück auf den Tisch. Tifa trat nun ebenfalls näher heran und lächelte beruhigend. "Oi. Tifa?", fragte Rufus, "Wo bin ich denn?" "Junger Mann, Sie sind bei mir in Behandlung." "Behandlung? Ist was passiert? Ich habe voll den Brummschädel." "Das wundert mich auch nicht. Sie haben ein Bierglas verpasst bekommen." "Tatsächlich?" Rufus schloss die Augen und ließ seinen Kopf zurück auf das kleine Kissen sinken. Die Barfrau jedoch streichelte ihm kurz über Haare und Gesicht. Die Lippen des Blondschopfs verzogen sich kurz zu einem Lächeln. "Hört mal ihr zwei Turteltäubchen. Es ist ja schön, dass ihr euer Glück gefunden habt, aber ich würde jetzt trotzdem gerne mit der Behandlung beginnen." Karl schob Tifa beiseite und sah seinen Patienten dann ernst an. "Ich werde die Wunde nähen müssen." "Oh." "Tifa, bring mir bitte mal das Besteck, was da drüben hergerichtet ist." Die Barfrau holte das Gewünschte, während Karl seinerseits zu einem Schrank ging und daraus Desinfektionsmittel und einen Nähfaden holte. Er griff sich von dem Operationsbesteck eine kleine Nadel und schnitt ein Stücken Faden an. Es dauerte eine Weile, bis Karl den Faden durch das Nadelöhr geschoben hatte. In der Zeit schenkte Tifa Rufus ein Lächeln, aber ihr Blick war traurig. "Wird nur halb so schlimm.", meinte der Blondschopf tapfer. "Ja. Ist alles halb so wild. Ihre Freundin wollte Sie mit Branntwein verarzten." Karl drehte sich zu den beiden um und grinste verschmitzt, während Rufus' Gesicht einen entsetzten Ausdruck angenommen hatte. Er starrte Tifa an. "Darf ich dann?" Karl schob Tifa wieder zur Seite und schaltete eine Lampe an, die Rufus' Gesicht beleuchtete. Dann griff er sich ein Wattepad und bespritzte dieses mit Desinfektionsmittel. "Das brennt jetzt etwas.", sagte der Arzt. Rufus biss die Zähne zusammen, verzog aber keine Miene, als Karl mit dem Pad über die Wunde tupfte. Die Wunde brannte höllisch. "Tifa, wenn es wieder zu bluten anfängt, tupf bitte darüber." "Ist gut." Die junge Frau stellte sich auf die andere Seite des Behandlungstisches. Karl seinerseits legte den durchweichten Wattepad weg und griff sich die Nadel. "Junger Mann, ich werde nicht viele Stiche benötigen, aber je mehr Sie sich zusammen reißen, desto schneller werden wir fertig." Rufus nickte nur und entspannte das Gesicht. Seine Hände verkrampften sich allerdings in den Behandlungstisch. Er schloss die Augen. Der Arzt setzte vorsichtig die Nadelspitze an der unteren Seite der Wunde an und piekste hindurch. Die Stirn zuckte kurz, entspannte sich aber schnell wieder. Karl schob die Nadel vorsichtig durch das kleine Loch und zog etwas Faden nach. Ein kurzes Ende davon ließ er überstehen und setzte die Nadel erneut an. Tifa schaute unbewegt zu und nach zehn Minuten etwa saß Rufus bereits aufrecht auf dem Behandlungstisch. Sechs Stiche zierten die Wunde an seinem Kopf und Karl drückte ihm gerade etwas Watte darauf. "Tifa, kannst du da mal ein paar Pflaster von der Spule draufkleben, damit es hält? Das ist da drüben im Schrank." "Ja, klar." Die Barfrau ging zu dem Schrank hinüber und holte eine Spule heraus. Eilig schnitt sie einige Streifen davon ab und klebte sie überkreuz über die Watte. Karl nahm seine Hände weg und glotzte Rufus fröhlich an. "Das sollten Sie einmal täglich wechseln. Und wenn Sie Kopfweh haben, nehmen Sie eine Schmerztablette." "Ja. Darf ich jetzt gehen?", fragte Rufus und stand auf. "Sicher. Tifa, da hast du dir ja einen feinen Typen geangelt." Karl ging zu seinem Schrank hinüber und holte Verbandsmaterial heraus. Er drückte es Tifa in die Hand und schob die beiden jungen Leute dann aus dem Behandlungszimmer. Draußen warteten nach wie vor die Turks. Tseng lief in dem kleinen Wartebereich auf und ab und drehte sich dann um, als die Tür aufging. Ernst schaute der Wutainese Rufus an, enthielt sich aber eines Kommentars. "Ah. Ihr seid alle da?", fragte der Blondschopf, "Wo ist denn Reno?" Niemand antwortete ihm, also erbarmte sich Tifa: "Der schläft bei mir in der Bar." "Oh. Warum seid ihr denn alle so still?" "Sir, wir sollten die Praxis verlassen.", antwortete Tseng. "Ja. Ja ist gut." Die Turks drehten sich wie ein Mann um und gingen den Gang entlang. Rufus folgte mit Tifa. Er lächelte sie kurz unschuldig an und folgte den anderen dann in die Kälte hinaus. Der Wutainese blieb stehen und drehte sich um. Streng sah er den Blondschopf an. "Sir, ich hoffe, Sie haben jetzt eingesehen, dass Sie kein leichter Schützling sind.", meinte er. "Eh?" Rufus erwiderte Tseng's Blick. Was ihm gerade durch den beschädigten Kopf ging, konnte man ihm nicht ansehen. Zögerlich antwortete er: "Ja…" "Gut, dann können wir ja jetzt zurück." Der Wutainese wandte sich ohne ein weiteres Wort um und ging Richtung 7. Himmel. Rufus folgte mit Tifa, während Elena und Rude sich ans Ende der Gruppe setzten. Der ehemalige Präsident schwieg und brütete vor sich hin. Die Barfrau schaute ihn hin und wieder von der Seite her an, sagte aber kein Wort. Was ihm gerade durch den Kopf ging, wollte sie lieber nicht wissen. Tseng bog um eine Ecke und die Gruppe stand wieder vor der Bar. "Was jetzt?", fragte Rufus nur. "Wir bleiben hier und warten, bis Reno ausgenüchtert ist." Der Blondschopf antwortete nicht. Tifa sah Tseng mit einem merkwürdigen Blick an und schloss dann den Hintereingang auf. Rufus sowie die Turks wuselten an ihr vorbei. "Wir können hoffentlich hierbleiben?", fragte Tseng. Die Barfrau nickte nur und warf kurz einen Blick in die zerstörte Bar. Reno saß auf einem Barhocker, hing über den Tresen hinweg und schlief. Sie wandte sich wieder um und ging ohne ein weiteres Wort die Treppe hoch. Rude und seine Kollegen würden schon selbst zurecht kommen. Sie selbst war hundemüde und hatte Schlaf bitter nötig. Rufus seinerseits ließ die Turks unbeachtet stehen und folgte der Barfrau in den ersten Stock. Man konnte Tseng anmerken, dass er am liebsten laut aufgestöhnt hätte. Er nickte Elena kurz zu und die Blondine schlich vorsichtig nach oben, um Rufus in angemessenem Abstand zu bewachen. Die beiden Männer gingen in die Bar hinüber. ShinRa Junior war inzwischen vor Tifa's Schlafzimmer, demselben Zimmer, in dessen Bett er vor einer Stunde gelegen hatte, angekommen. Leise klopfte er an die Tür und trat dann ein. Tifa saß auf ihrem Bett und ließ die Schultern hängen. "Hey.", machte Rufus. Die Barfrau schaute ihn nicht an und seufzte nur. "Ich bin müde.", antwortete sie. "Ich weiß. Darf ich hier bleiben?" "Ich kann dich ja schlecht davon abhalten." Die Worte klangen unfreundlich und Rufus' Absicht erhielt einen Dämpfer. Sollte er Tifa ausnahmsweise vielleicht doch in Ruhe lassen? "Bist du wütend auf mich?", fragte er. "Nein. Nur furchtbar müde." Tifa stand schwerfällig auf und ging in das kleine Bad hinüber. Der Blondschopf nutzte die Gelegenheit und setzte sich ans Fußende des Bettes. Nach fünf Minuten kam Tifa wieder heraus, eingekleidet in bequeme Kleidung zum Schlafen. Sie stutzte kurz, kroch dann aber doch unter die Bettdecke. Rufus rutschte zu ihr hin und streichelte ihr über den Kopf. "Du hättest das nicht tun sollen.", sagte Tifa vorwurfsvoll. "Was tun?" "Dem Mann ins Gesicht schlagen. Ich wäre damit alleine fertig geworden." "Na hör mal …" Die Barfrau drehte sich von ihm weg und schloss die Augen. War sie etwa wütend auf ihn oder warum reagierte sie so? Rufus regte sich lange Zeit nicht und irgendwann war Tifa eingeschlafen. Der Blondschopf regte den Kopf und ein Stechen durchzuckte ihn. Seine Wunde machte sich bemerkbar. 'Okay, vielleicht sollte ich mich auch lieber hinlegen.', dachte er. Rufus kratzte sich am Hinterkopf und blickte dabei wieder auf die schlafende Barfrau. Sollte er sich wirklich zu ihr legen? Vielleicht würde sie wütend, aber wo könnte er sonst hingehen? ShinRa Junior beschloss, es darauf ankommen zu lassen. Er zog seine Schuhe aus und streifte sich das Jackett von den Schultern. Achtlos ließ er es neben das Bett fallen und kroch dann zu Tifa unter die Decke. Rufus schlüpfte näher zu ihr hin und umfing sie mit seinen Armen. Sie regte den rechten Arm und murmelte undeutlich etwas, schlief dann aber ruhig weiter. Der ehemalige Präsident drückte sie sanft an sich und kitzelte mit seiner Nasenspitze ihren Hals. Sanft fuhr er nach oben und küsste sie auf die Backe. Viel lieber hätte er ihr einen richtigen Kuss gegeben, aber Tifa extra deswegen zu wecken, kam nicht in Frage. Also legte einfach nur seinen Kopf an ihren und versuchte zu schlafen. Lange Zeit misslang Rufus dies, einerseits, weil seine Wunde nicht zu schmerzen aufhörte, andererseits, weil ihm zu viele Gedanken im Kopf herumschwirrten. Er erinnerte sich an das, was Tifa ihm zuvor gesagt hatte. Dass Rufus wegen ihr keinen Streit hätte anfangen müssen. Im Grunde genommen hatte sie damit Recht. Soweit der Blondschopf wusste, war Tifa recht gut in Kampfkünsten. Sie konnte also mit besoffenen Gästen locker alleine klarkommen. Aber Rufus wollte es sich nicht bieten lassen, dass jemand Tifa ungefragt antatschte. Dafür war sie einfach viel zu toll und deshalb war er eingeschritten. 'Wo waren eigentlich meine Turks?', fragte er sich, 'Hätten die mal besser aufgepasst, wär's gar nicht so weit gekommen.' Der Disput mit dem Chef der Turks, Tseng, kam Rufus ins Gedächtnis. Es war scheinbar wirklich schwer, auf ihn aufzupassen. Und es war wirklich schwer, ein normales Leben zu führen, wenn man Bodyguards um sich hatte. Aber hatte er vielleicht doch zu unfreundlich auf Tseng's Worte reagiert? Wenn Rufus genau darüber nachdachte, war er ohne seine Turks nichts. Er wäre wie ein rohes Ei, ganz ohne Schutz und vor allem ohne Bezugsperson. Und er hätte Tifa nie kennen gelernt. Die Situation war für Rufus mehr als nur unangenehm, so abhängig von anderen Leuten zu sein. Aber was sollte der ehemalige Präsident schon gegen den Diensteifer unternehmen, die Tseng seinen Turks einzutrichtern versucht hatte. Reno kam ihm in den Sinn. Der Chaot war derjenige, der sich von dem Wutainesen am wenigsten sagen ließ und manchmal eine richtige Nervensäge war. Aber von all seinen Turks hatte Rufus ihn am meisten ins Herz geschlossen. Klar, er hatte auch die anderen gern aber Reno war einfach Reno. Ungezwungen und locker. Rufus seufzte und wollte sich unter der Decke herumdrehen, als ihm der warme Körper an seiner Seite bewusst wurde. Vorsichtig drückte er Tifa wieder an sich und brachte seine Nase auf ihrer Schulter zum Ruhen. 'Tifa, was würdest du mir nur raten?', dachte er. Die Wunde hatte wieder aufgehört zu Pochen, aber sein Kopf fühlte sich furchtbar schwer an. Rufus' Augen fielen ihm bei seinen Gedanken immer öfter zu und irgendwann schlief er ein. Kapitel 16: Zärtlichkeiten -------------------------- Edge, etwa 09.00 Uhr: Tifa wälzte sich herum. Etwas Schweres lag auf ihr und hinderte sie. Im Halbschlaf brummelte sie vor sich hin, schaffte es dann aber doch in eine angenehmere Liegeposition. Die Barfrau wollte noch etwas weiter zur Bettkante rutschen, stieß aber abrupt an etwas an. Verschlafen öffnete sie die Augen und sah sich Rufus gegenüber, der sie verträumt musterte. "Guten Morgen.", meinte er. Tifa wurde puterrot, als ihr bewusst wurde, dass sie mit ihm zusammen in einem Bett lag. Sie wollte sich aufrichten, aber Rufus hinderte sie daran und zog sie in seine Arme. "Wo willst du denn so schnell hin?", säuselte er in ihr Ohr. Der Körper der Barfrau hatte sich schlagartig verkrampft. Wie ein Stein lag sie jetzt im Bett, aber Rufus schien das nicht zu kümmern. Sanft kuschelte er sich an sie und gab ihr einen Kuss auf die Backe. "Was hast du denn?", fragte er unschuldig. Tifa schaute ihm kurz in die Augen. Was hatte ihn über Nacht nur veranlasst, am Morgen so mutig zu sein. Fieberhaft dachte sie über eine Antwort nach. Derweil nutzte Rufus die Gunst der Stunde und schob sein Gesicht näher an ihres. Die junge Frau wurde noch roter im Gesicht. "Meinst du nicht, dass das zu früh ist?", fragte sie mit zitternder Stimme. "Was denn?" Rufus drehte seinen Kopf etwas und drückte ihr schnell einen Kuss auf die Lippen. Sein Mund war warm und etwas feucht, aber zugleich angenehm. Tifa beschloss, das Ganze über sich geschehen zu lassen. Sie schloss ihre Augen und legte dann ihre Hand auf Rufus' Rücken. Der wurde mutiger, stützte sich auf seinen Ellbogen und beugte sich leicht über Tifa. Die junge Frau lehnte sich zurück und zog Rufus zu sich ran. Der Blondschopf zuckte jedoch plötzlich mit dem Kopf zurück und verzog schmerzvoll das Gesicht. Erschrocken schaute Tifa ihn an. Rufus griff sich mit der rechten Hand an seine Schläfe, nicht weit von seiner Wunde entfernt. Er bog sich weiter zurück und ließ sich auf seinen Rücken fallen. Tifa verfolgte enttäuscht seiner Bewegung. "Bitte verzeih mir.", nuschelte Rufus undeutlich. Die Barfrau rutschte zu ihm hinüber und stützte sich auf seine Brust. Schüchtern drückte sie ihm einen Kuss auf die Backe und musterte ihn dann. "Tut es sehr weh?", fragte sie. "Jai. Eigentlich zum Aushalten. Nur wenn die Wunde plötzlich und unerwartet das Stechen anfängt." Rufus öffnete die Augen wieder und sah Tifa an. Er nahm seine rechte Hand vom Kopf und fuhr ihr damit durch das Gesicht. Verschmitzt lächelte er sie an. "Ich hoffe, das war dir nicht zu früh?", meinte er dann. "Hmm. Was denn?" Der ehemalige Präsident grinste nur und nahm sie dann in die Arme. Vorsichtig ließ Tifa ihren Kopf auf seine Brust sinken und hörte seinem schlagenden Herzen zu. Rufus' Hand fuhr ihre Wirbelsäule hinab und kam dann zum Ruhen. Die beiden hätten den ganzen Vormittag so verbringen können, doch Tifa sagte sich irgendwann, dass die Turks bestimmt warteten und Cloud sowie die Kinder ebenso. Vorsichtig löste sie sich aus der Umarmung. Rufus war wieder eingeschlafen und so kletterte sie über ihn hinweg und schlich sich ins Bad. Die Barfrau blickte als erstes in den Spiegel und bemerkte, dass sie noch immer eine leichte Röte im Gesicht hatte. Ebenso konnte sie Rufus' Lippen noch auf ihren schmecken. Tifa dachte geschlagene fünf Minuten über die romantische Situation vorhin nach, bis ihr einfiel, wo sie sich überhaupt befand. Eilig schlüpfte sie unter die Dusche und hoffte, dass Rufus wenigstens so viel Anstand besaß, sie dort alleine zu lassen. Tifa schrubbte sich den Körper ab und wusch dann ihre Haare. Dampf hatte die Spiegel beschlagen, als sie wieder aus der Dusche trat und sich abtrocknete. Die Haare band die junge Frau in einem Turban zusammen und zog dann die Klamotten vom Vortag an. Als sie wieder in ihr Zimmer trat, lag Rufus noch genauso da, wie sie ihn eine viertel Stunde zuvor verlassen hatte. 'Hm, soll er ruhig schlafen.', dachte sie. Tifa ging zur Tür hinüber und ging leise nach draußen. An der Wand gegenüber lehnte Rude, seine Augen waren von einer neuen Sonnenbrille verdeckt. Als die junge Frau herauskam, stellte er sich aufrecht hin. "Rufus?", fragte Rude nur. "Schläft noch." Der Glatzkopf nickte und lehnte sich wieder an die Wand. Die Barfrau fragte sich, ob die ganze Nacht jemand vor ihrer Tür gewartet hatte. Vermutlich, denn schließlich waren die Turks Rufus' Bodyguards. Wenn sie mal nicht besoffen waren. Schulterzuckend ging sie nach unten und warf zuerst einen Blick in Cloud's Zimmer. Der Kurierfahrer war nicht da, obwohl sich die Zündschlüssel für sein Motorrad nach wie vor in Tifa's Gewahrsam befanden. Sie drehte sich um und ging zum Schankraum. Dort war Elena gerade damit beschäftigt, den Boden aufzukehren. Tseng und Reno waren nicht da. "Guten Morgen.", begrüßte Tifa die Blondine. "Oh. Hallo. Habt ihr gut geschlafen?", fragte Elena mit einem Zwinkern. Die Barfrau konnte sich denken, wen Elena mit 'ihr' meinte. Sie nickte nur und schaute sich dann in dem großen Raum um. Bis auf ein paar fehlende Stühle ließ nichts mehr auf die Schlägerei schließen. Die Turks mussten hier wohl in der Nacht Ordnung geschafft haben, wofür Tifa mehr als dankbar war. "Ja, haben wir. Wo ist denn Cloud?" "Oh. Der hat die Kinder zur Schule gebracht und wollte dann Frühstück holen." "Ach so. … Und Reno und Tseng." "Reno bekommt gerade eine Standpauke …", meinte Elena. Die Turk griff nach der kleinen Kehrschaufel, die auf einem der Tische lag und beförderte den Schmutz vom Boden darauf. Ernst schaute sie Tifa dann an. "Ich schätze mal, bei uns wird sich einiges ändern nach der Sache gestern." "Hm, ja. Tseng hatte Rufus gestern schon so komisch angesprochen …" "Ja, ich weiß. Die beiden hatten einen kleinen … Disput, bevor wir in die Bar kamen." "Tatsächlich?" "Ja. Rufus wollte nicht wahrhaben, dass er ein schwieriger Arbeitgeber ist. Und Tseng beharrte gleichfalls auf seiner Position. Er kann manchmal sehr dickköpfig sein. Nun ja …" "Ach so. Wo wart ihr eigentlich gestern?" Elena lehnte den Besen an der Theke an und ging dann dahinter herum, um den Dreck in den Mülleimer zu werfen. "Spazieren. Tseng war … schlecht gelaunt, was bei ihm selten vorkommt." "Oh. Aber vielleicht hätte man durch eure Anwesenheit die Schlägerei verhindern können?", überlegte Tifa. "Ich weiß. Aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass Tseng es darauf anlegen wollte. Damit Rufus mal sieht, wie kompliziert es eigentlich ist, auf ihn aufzupassen." "Aha. Vielleicht weiß er es ja jetzt? Wieso seid ihr ihm eigentlich so ergeben? Also Rufus meine ich." "Na ja, das liegt lange zurück. Mittlerweile fast zehn Jahre. Rufus hat den Turks damals sozusagen die Haut gerettet, aber ich weiß nicht, wie viel ich davon erzählen darf." Elena blickte sich kurz um, so als ob sie überprüfen wolle, ob andere Turks anwesend waren. Als sie sich jedoch sicher war, nicht belauscht zu werden, fuhr sie fort: "Auf uns Turks lag mal das Todesurteil des ShinRa-Konzerns." "Oh!" Tifa riss regelrecht die Augen auf. Dass ShinRa Inc. über die Mitarbeiter einer eigenen Abteilung das Todesurteil verhängte, war ihr neu. Aber der Konzern war damals zu allem fähig und die Barfrau zweifelte nicht daran, dass, wenn nötig, auch höhergestellte Mitarbeiter aus dem Weg geräumt wurden. Ernst und etwas traurig erwiderte sie Elena's Blick. "Damals war ich noch nicht bei den Turks. Ich bin erst kurz danach dazu gestoßen, aber seit diesem Vorfall hat man niemand neues mehr rekrutiert." "Hm, ja, das klingt schade." "Na ja, man kann es jetzt nicht mehr ändern. Und so gesehen reichen vier Turks, um Rufus Shinra's Sicherheit zu gewährleisten. … Glaub ich zumindest." Tifa kicherte. So gesehen müsste Elena da Recht haben. Wenn Rufus nicht gerade Alkohol getrunken hatte und Ärger anzettelte, war es sicher ein Leichtes, auf ihn aufzupassen. "Vielleicht seht ihr das auch viel zu ernst?", antwortete die Barfrau, "Ich mein, er ist immerhin ein erwachsener Mensch, der selbst Entscheidungen treffen kann. Meint ihr nicht, dass er mal mehr Freiraum bräuchte?" "Hm. So einfach ist das nicht. Natürlich haben wir unsere ganz private Meinung von der Sache, aber die unterscheidet sich meist von unserer Arbeitseinstellung. Wenn Tseng sagt, wir bewachen und beschützen Rufus, dann tun wir das ohne zu Murren. Dafür werden wir ja auch bezahlt." "Ja. Ist trotzdem nervig." Tifa beachtete Elena nicht weiter. Sie schaute kurz zur Uhr hin, um dann erstaunt festzustellen, dass es schon 10.00 Uhr war. Wo blieb Cloud nur so lange? Die Kinder müssten schon längst in der Schule sein und es dauerte auch nicht so lange, frische Brötchen vom Bäcker zu holen. Doch noch während sich die Barfrau über den Verbleib des Blondschopfs Gedanken machte, stiefelte dieser bereits zur Hintertür rein, gefolgt von Tseng und Reno. Letzterer machte einen mehr als bemitleidenswerten Eindruck, einerseits, weil er vom Vortag noch einen mächtigen Kater haben musste und andererseits, weil Tseng wohl nicht gerade zimperlich mit ihm umgegangen war. Der Rotschopf blickte nur betreten auf seine Füße und enthielt sich jeden Kommentars, als er sich an einen der Tische setzte. "Hey, da seid ihr ja endlich." Cloud stellte einen Korb voll Brötchen und Brezeln auf den Tisch, direkt vor Reno's Nase und wandte sich dann um. Fordernd schaute er Tifa an. "Klar, was dachtest du denn? Kann ich meine Schlüssel wiederhaben?" "Wie? Oh, klar." Die Barfrau ging hinter den Tresen und zog eine der Schubladen auf. Daraus holte sie einen Schlüsselbund hervor und warf in Cloud zu. "Bleibst du noch zum Frühstück?", fragte sie. "Nö. Hab auf dem Weg schon gefuttert und außerdem habe ich viel vor." Der Kurierfahrer verschwand in den Bereich und Tifa machte sich daran, Butter, Marmelade und Milch aus dem Kühlschrank zu holen. Als sie das alles auf bei dem Einkaufskorb abgestellt hatte, setzte sie eine Kanne Kaffee auf und holte Besteck heraus. Munter schaute sie Tseng an, der noch immer eine üble Miene zog und schob ihn kurzerhand einfach zum Tisch hinüber. "Bitte setzten Sie sich doch.", meinte Tifa freundlich. Dem Wutainesen war anzumerken, dass er eigentlich so schnell wie möglich weg wollte. Am liebsten zurück nach Healin und nie wiederkommen. Aber das war unfreundlich der Barfrau gegenüber, die bisher ziemlich viel für Rufus und die Turks getan hatte. Aus Dank dafür hatten er und Rude in der Nacht Ordnung in die Bar gebracht. Widerwillig ließ Tseng sich neben Reno auf einen Stuhl plumpsen und wartete. Elena nahm ebenfalls Platz und Tifa rauschte wieder zurück hinter den Tresen. Unauffällig holte sie ein Tablett hervor und positionierte zwei Tassen darauf. Als der Kaffee fertig durchgelaufen war, füllte Tifa die zwei Tassen mit dem Wachmacher und ging dann zu den Turks am Tisch hinüber. Freundlich goss sie jedem von ihnen ein und holte sich dann ein paar Croissants aus dem Korb, die sie zum Tablett hinüberschmuggelte. Die Turks schienen sie gar nicht weiter zu beachten, und so organisierte die Barfrau noch alles, was man für ein Frühstück zu zweit brauchte. Inzwischen klapperten Elena und die beiden Männer am Tisch drüben mit dem Besteck und Geschirr herum, und Tifa stahl sich davon. Vorsichtig ging sie die Treppe hinauf und machte dann den Schatten aus, den Rude's Körper warf. Der Glatzkopf würde Tifa's Situation sicher verstehen. "Hey Rude, magst du nicht zu den anderen runtergehen? Es steht Frühstück bereit." Der Turk überlegte kurz und warf Tifa einen nachdenklichen Blick zu. Er wollte wohl nicht derjenige sein, der Tseng's Donnerwetter als nächstes abbekam. "Hey, ich kann auch auf ihn aufpassen.", meinte die Barfrau weiter, "Was soll ihm in meinem Zimmer denn schon passieren?" Tifa grinste nur und so nickte Rude kurz und zog von dannen. Die junge Frau ging zu ihrem Zimmer hinüber und öffnete vorsichtig die Tür. Rufus hatte sich zwischenzeitlich auf den Bauch gedreht und starrte an die Wand. Als Tifa zur Tür hereinkam, drehte er den Kopf langsam auf die andere Seite und starrte in ihre Richtung. "Hey.", meinte er nur. Rufus drehte sich herum, als er das erblickte, was Tifa da balancierte. "Hast du mir was zu essen gebracht?" "Ja. Kannst du mal das Tischen da drüben leer räumen?" In Windeseile hatte der Blondschopf alles Mögliche von dem Nachttischen gefegt. Stirnrunzelnd schaute Tifa die Dinge an, die jetzt auf dem Boden lagen, stellte dann aber das Tablett auf dem Tischchen ab. Sie setzte sich zu Rufus ans Bett, der gierig auf die gaben starrte. Kurzerhand zog er Tifa dann ins Bett und brachte sie unter sich zum Liegen. "Darf ich dich füttern?" Tifa wurde wieder rot im Gesicht. Also echt, essen konnte sie wohl alleine, aber sie fand es süß von Rufus und so nickte sie nur. "Raubtierfütterung.", meinte Rufus grinsend. Doch bevor er damit begann, ihr Essen in den Mund zu schieben, bedeckte er ihre Lippen mit einem neuerlichen Kuss. Der Barfrau war es inzwischen egal, ob etwa jemand vor der Tür stand und sie belauschte. Fordernd zog sie Rufus zu sich hinab und gab für eine geraume Weile keine Ruhe mehr, sich von ihm küssen zu lassen. Tifa hatte endlich das, was sie immer wollte. Einen Freund. Kapitel 17: Besichtigung ------------------------ Edge, etwa 12.00 Uhr: "Sir, können wir dann endlich los?", fragte Tseng. Der Wutainese hatte mit Elena zusammen auf Shinra Junior gewartet, während Reno den Helikopter startklar machte und Rude aufpasste, dass der Rotschopf nichts vermasselte. "Ja. Ja doch, nun hetz' doch nicht so." Rufus und Tifa waren endlich vom ersten Stock heruntergekommen. Der Blondschopf für seinen Teil machte gar nicht den Eindruck, als würde er gehen wollen. Zärtlich zog der die Barfrau an sich und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. Der Turk-Chef rollte theatralisch mit den Augen. "Sir, Sie wollten heute die Häuser in Kalm besichtigen.", meinte er. "Ja doch." ShinRa Junior seufzte. Tseng würde ihm wohl jetzt keine Ruhe mehr lassen. Woran das liegen konnte, wusste Rufus nicht. Enttäuscht ließ er von Tifa ab und drehte sich dann um. Interessiert musterte er den Wutainesen, der allerdings nichts von seinen Gedanken preis gab. "Wann kommst du wieder?", fragte Tifa leise hinter ihm. Rufus drehte sich wieder um, kratzte sich am Kopf und sah sie an. "Schätze, heute eher nicht mehr, so wie Tseng drauf ist." "Oh, schade." "Du könntest mich ja mal in Healin besuchen kommen. Wenn du Zeit hast." "Ja, vielleicht. Ich muss mal gucken, was so ansteht." "Okay." Stille entstand. Man konnte meinen, Rufus und Tifa wären ganz allein auf der Welt. Ein neuerliches Stöhnen durchdrang den Schankraum. "Sir? Bitte!" "Ja doch!" Der Blondschopf drückte Tifa schnell einen Kuss auf die Backe und drehte sich dann um. Tseng warf er einen äußerst bösen Blick zu, sagte aber nichts. Elena wünschte Tifa einen guten Tag und zog dann den Kopf ein, als sie an Tseng vorbei schlich. Rufus folgte der Blondine. Der Wutainese jedoch warf der Barfrau einen merkwürdigen Blick zu und verließ dann ebenfalls die Bar. 'Komischer Kauz!', dachte Tifa, kümmerte sich aber nicht mehr weiter darum. Vor der Bar beschleunigte Tseng seine Schritte, um Elena und Rufus einzuholen. ShinRa Junior sah ihn nicht an, fragte aber: "Hast du ein Problem mit Tifa?" Tseng wäre fast gestolpert. Was Elena bei der Frage durch den Kopf ging, war nicht zu erkennen. "Sir? Wie kommen Sie darauf?" "Wie ich darauf komme? Weil du total unfreundlich zu Tifa bist." Der Wutainese dachte über diesen Vorwurf nach. Stimmt, er war nicht unbedingt nett zu der Barfrau gewesen, aber grob oder unfreundlich behandelt hatte er sie auch nicht. Jedenfalls seiner Ansicht nach. "Sir! Ich habe kein Problem mit … Ihrer Freundin. Nur mit der Situation an sich. Soweit hätte es nicht kommen dürfen." "Ach so. Ja, wenn ihr beiden keinen Spaziergang gemacht hättet, wäre es vermutlich auch nie zu der Schlägerei gekommen." Rufus blieb stehen und schaute Tseng neugierig an. "Was habt ihr zwei überhaupt getrieben?", fragte er dann. Tseng und Elena blieben ebenfalls stehen. Die Blondine warf kurz einen schüchternen Blick zu ihrem Vorgesetzten, sah dann aber wieder in eine andere Richtung. Der Wutainese seinerseits räusperte sich. "Sir, mit Verlaub, das geht Sie nichts an!" Rufus stemmte die Hände in die Hüften und versuchte, hinter Tseng's Maske zu blicken. Der jedoch ließ sich nichts anmerken und so drehte sich der Blondschopf zu der anderen Turk um. "Elena?" Elena zuckte zusammen. Sie war puterrot im Gesicht, als sie sich umdrehte. Mehr musste Rufus nicht mehr sehen, um zu verstehen. "Wieso habt ihr das nicht gleich gesagt?", fragte er lahm. "Sir, hätten Sie das wirklich wissen wollen?", konterte Tseng. "Na ja. Mich interessiert schon, was meine Angestellten betrifft. Außerdem müsst ihr euch ja nicht schämen deswegen." "Ja. Vielleicht. Sir, sagen Sie bitte nichts zu Reno." Rufus grinste schief und nickte dann. Der Rotschopf würde über Tseng's und Elena's Verhältnis wohl nur Witze reißen und es war klar, dass die beiden das nicht haben wollten. "Aber jetzt mal zurück zum Thema.", meinte ShinRa Junior dann, "Ich werde Tifa öfter besuchen kommen, das ist dir hoffentlich klar?" "Ja. Sir, kann man die Besuche vielleicht auf Vormittag legen?", fragte Tseng. Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung, um endlich zum Helikopter zu gelangen. Der Blondschopf brütete kurz über Tseng's Frage nach. "Ja. Ja, ich denke, das kann man einrichten. Wenn wir in Kalm sind, wird es dann eh einfacher, da kann Tifa mich auch besuchen kommen, wenn sie Zeit hat." Tseng verzog etwas das Gesicht. Kalm. Das war ja noch eines der ungelösten Probleme. Der Wutainese hatte seine Aktentasche im Helikopter verstaut, in der die Baupläne der wichtigsten Immobilien in Kalm lagen. Wenn es nach Tseng ging, würden sie sowieso in Healin bleiben, aber er konnte verstehen, warum Rufus weg wollte aus der Einsamkeit. Nachdenklich ging er hinter dem ehemaligen Präsidenten her und wäre fast einen falschen Weg gelaufen, wenn Elena ihn nicht aufgehalten hätte. Schüchtern grinste sie ihn an und zog ihn dann in die Seitengasse, die Rufus bereits entlang lief. Die Turks beeilten sich, ihn einzuholen und kurz darauf standen sie vor dem Helikopter. Reno lehnte davor und erweckte nicht den Eindruck, als wäre er ausgenüchtert. Rude war nicht zu sehen. Der Rotschopf nahm, soweit es ihm möglich war, Haltung an, als Rufus und die anderen Turks daherkamen. "Sir.", meinte er undeutlich. "Fühlst du dich imstande, zu fliegen?", fragte Rufus nur. "Ja. Immer, Sir." "Gut. Ich will nämlich nicht abstürzen." Rufus kletterte in den Helikopter und setzte sich ans Fenster. Die Turks stiegen nun ebenfalls ein, Reno und Elena vorne im Cockpit, Rude und Tseng hinten. Der Rotschopf startete den Helikopter mit gekonnten Griffen und bald zog die Maschine über Edge eine Schleife. Rufus schaute aus dem Fenster und sah die Häuser immer kleiner werden. Kalm, etwa 15.00 Uhr: "Sir, vielleicht sollte erst einmal jemand von uns hinauf gehen und sehen, ob der Boden stabil ist." "Ja? Reno, Elena, geht das mal überprüfen. Rude, du schaust dir den Keller an." "…" Die beiden Turks stiegen vorsichtig die hölzerne Freitreppe nach oben, während der Glatzkopf nach einem Weg suchte, der in das Untergeschoss führte. Tseng und Rufus ihrerseits machten sich daran, das Erdgeschoss zu inspizieren. Rufus wandte sich als erstes nach rechts, wo eine massive Eichentür in ein anderes Zimmer führte. Der Blondschopf schob sie auf, die Scharniere quietschten und er verzog das Gesicht. Hinter der Tür befand sich so etwas wie ein Salon. Ein Klavier stand, abgedeckt von einem großen weißen Tuch, beim Fenster. Daneben befand sich eine Regalwand, voll gestellt mit Büchern. Auf der anderen Seite des Zimmers befand sich eine Sofagarnitur, ebenfalls von großen Laken abgedeckt. In dem Bereich gab es außerdem einen kleinen, offenen Karmin, an dem man kalte Winternächte verbringen konnte. Rufus ging vorsichtig zu dem Bücherregal hinüber. Die Dielen knarrten unter seinen Schritten, hielten aber Stand. Interessiert nahm der Blondschopf einen der Bände heraus und schlug ihn auf. Tseng folgte Rufus und sah sich dann in dem Zimmer um. "Sir, hier wird ein Frühjahrsputz nicht mehr ausreichen.", meinte der Wutainese. "Ja. Es gibt vermutlich massenweise Ratten und Kakerlaken hier. Rufus und die Turks besichtigten mittlerweile die dritte Immobilie, die Rufus ShinRa in Kalm besaß. Hierbei handelte es sich um das Anwesen am Stadtran, welches Tseng trotz allem favorisierte. Der Blondschopf stellte das Buch zurück ins Regal und ließ seinen Blick dann durch den Salon schweifen. "Wenigstens ist es hier teilmöbliert.", sagte er. Tseng zog ein Laken weg. Darunter kam ein rot gepolsterter Ohrensessel zum Vorschein. So wie es den Anschein hatte, machten sich seit Jahren Motten auf dem Polster gütlich. Rufus ging zu dem Sitzbereich hinüber und schaute enttäuscht auf den Sessel. "Na ja, vielleicht kann man das Holzgestell noch verwenden.", meinte er, "Jedenfalls, wenn da der Holzwurm nicht drin ist." Die beiden Männer verließen den Salon wieder. Als sie in die Lobby traten, war Rude gerade dabei, die große Standuhr zu untersuchen. Der Glatzkopf hatte das Türchen vorne aufgeklappt, das Pendel herausgenommen und dann seinen Kopf in die Uhr gesteckt. Mit der Hand fuhrwerkte Rude an dem Apparat herum, bis etwas lose wurde und ihm mit viel Staub und Dreck ins Gesicht viel. Ein leiser Fluch war von ihm zu vernehmen, er wähnte sich wohl alleine. Rufus räusperte sich vernehmlich und Rude zuckte zusammen. Kurz warf der Turk einen Blick zu seinem Kollegen und dem ehemaligen Präsidenten hinüber und beeilte sich dann, das Pendel wieder in die Uhr einzusetzen. "Hast du unten was gefunden?", fragte Rufus. "Sir. Ein großer Heizkessel steht unten und in einem der Räume ist Brennholz gelagert. Das ist aber mehr morsch als brennfähig." "Hm. Vielleicht kann man den Heizkessel noch verwenden?" Rufus ging auf die andere Seite des Eingangsbereiches. Dort gab es eine große Doppeltüre, die eine Hälfte jedoch hing schief aus den Angeln. Der Blondschopf bückte sich darunter hindurch und stand dann in einem überdimensionalen Esszimmer. Ein riesiger Kronleuchter hing an der Decke. Rufus drückte zum Test auf den Lichtschalter. Die Lampen flackerten kurz, brannten dann jedoch richtig an und warfen schmutziges Licht von der Decke herab. 'Okay, das Ding müsste man nur putzen.', dachte Rufus. Interessiert betrachtete er dann den Rest des Raumes. Der Länge nach war eine große Tafel aufgestellt. Links und rechts davon reihten sich jeweils 12 Stühle nebeneinander, während die beiden Kopfenden der Tafel von jeweils nur einem Stuhl beherrscht wurden. Alles war, wie in dem Salon vorhin, sorgfältig mit weißen Laken abgedeckt, aber Rufus zweifelte nicht daran, dass auch diese Möbel zum Großteil beschädigt waren. Gegenüber der Tür waren große Fenster, teilweise mit Sprüngen und alle verdreckt. Schwere Vorhänge hingen von der Decke herab. Rufus ging etwas weiter in den Raum hinein und blickte dann nach rechts. Am Ende des Zimmers gab es eine unauffällige Tür, wahrscheinlich führte diese zur Küche. "Nun ja.", meinte er, "Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder bringen wir das Ganze alleine auf Vordermann, was ein Jahr oder länger dauern könnte. Oder wir heuern jemanden an. Tseng? Was hältst du davon?" "Sir? Meine Meinung kennen Sie bereits, aber wir sollten nichts voreilig entscheiden.", antwortete der Wutainese. "Hm, ja. Wo sind denn Reno und Elena so lange?" Rufus und Tseng verließen das Speisezimmer just in dem Augenblick, in dem Reno und Elena die Treppe herunter kamen. Die junge Frau humpelte leicht, versuchte aber, es zu verbergen. "Chef, oben sind hauptsächlich Schlafzimmer. Und eine Bibliothek haben wir entdeckt." "Und weiter? Wie sieht es mit Möbeln aus und vor allem mit dem Boden? Ist der sicher?" Der Rotschopf warf kurz einen Blick zu seiner Kollegin hinüber, ehe er antwortete: "Na ja. Elena ist einmal mit dem Fuß durchgebrochen und sie ist nicht gerade schwer. Wenn Sie mich fragen, wir sollten den Boden komplett austauschen lassen." "Aha." Rufus verzog das Gesicht. Okay, den Boden austauschen lassen, das waren Kosten, die man planen konnte. Am meisten graute es ihm vor den versteckten Kosten, die erst dann auftauchten, wenn man sie nicht mehr umgehen konnte. "Nun ja. Trotz allem ist das hier bisher das vielversprechendste Objekt. Tseng, ich will, dass du dich nach vertrauenswürdigen Leuten umsiehst, die uns beim Umbau helfen können. Elektriker, Schreiner, Maurer, alles was dir so einfällt. Mehr muss ich dazu hoffentlich nicht mehr sagen." "Nein Sir!" ShinRa Junior drehte sich um und ging zur Eingangstür hinüber. Er wollte sie öffnen, aber Rude kam ihm zuvor und schob die Tür auf. Rufus nickte ihm kurz zu und trat dann ins Tageslicht hinaus auf eine stille Gasse. Entfernt war Geschrei zu hören von dem Markt, der in der Nähe lag. Doch in der näheren Umgebung zu der Villa waren unglaublich wenige Menschen unterwegs. Die Turks begleiteten Rufus zum Helikopter, der außerhalb der Stadtmauer geparkt war. Als die Gruppe wieder in der Luft war, sprach Rufus Tseng an: "Meinst du, man kann unter der Stadtmauer hindurch graben?" Der Wutainese schaute schief drein, sich nicht darüber im Klaren, was Rufus damit meinen könnte. "Nun ja. Die Mauer wird keinesfalls einfach nur aufgesetzt sein, sondern vermutlich tief ins Erdreich graben. Dazu müsste man Baupläne der Stadt einsehen.", antwortete Tseng. "Kannst du dich mal darum kümmern?" "Sir! Wieso fragen Sie überhaupt danach?" "Och. Nur so." Rufus beachtete den Turk-Chef nicht mehr. Sollte Tseng im Moment denken, was er wollte. Der Blondschopf war vielleicht verliebt und etwas durch den Wind. Trotz allem aber vergaß er seine Vergangenheit nicht. Er glaubte zwar, dass jeher jemand bei ihm einbrechen würde, als ihn direkt anzugreifen, aber man konnte ja nie wissen. Kalm wurde unter der Maschine immer kleiner und irgendwann drehte der Helikopter nach Süden ab. Kapitel 18: Notfall ------------------- Kalm, eine Woche später, 14.00 Uhr: Arbeiter liefen in dem großen Gebäude herum. Tseng hatte einige Vertrauenswürdige ausfindig machen können, um mit ihrer Hilfe das Anwesen am Stadtrand von Kalm auf Vordermann zu bringen. Außerdem hatte er Cloud engagiert. Der Kurierfahrer war allerdings noch nicht da und das wunderte den Wutainesen. Cloud hatte zugesagt, um 13.00 Uhr zu kommen und jetzt hatte er bereits über eine Stunde Verspätung. Hinter Tseng bastelte ein Elektriker an der Steckdose herum. Der Mann hatte das Gehäuse abgenommen und überprüfte gerade die Kabel, als ein Rufen erklang. Tseng stöhnte und verließ den Salon. Der Eingangsbereich war von Möbeln zugestellt. Die sollte der hiesige Polsterer später abholen kommen und neu beziehen. Rufus stand auf der dritten Treppenstufe und schaute zu Tseng hinüber. "Ich hab' was mit dir zu besprechen.", meinte er. Der Blondschopf trat die Stufen herab und zeigte dann zur Tür. ‚Also ein Spaziergang.’, dachte Tseng und folgte seinem Chef. Was dieser so Wichtiges mit ihm zu besprechen habe, war ihm schleierhaft und so schwieg er vorerst. Die beiden gingen ein paar Schritte zusammen, bis sie sich etwas vom Haus entfernt hatten und Rufus sagte: "Ich möchte einen … neuen Piloten." Tseng blieb stehen und schaute Rufus an. Der Blondschopf stoppte ebenfalls seine Schritte und erwiderte den Blick. "Nur für den Fall, dass Reno mal wieder besoffen ist, versteht sich." Der Turk nickte verstehend und ging dann wieder weiter. Ja, über das Problem "Reno = einziger Helikopterpilot" hatte er sich auch schon so seine Gedanken gemacht. Es war äußerst dumm, nur einen zu haben. "Sir, vielleicht ist es am besten, wenn von uns anderen noch einer den Pilotenschein macht." "Hm, ja, hm, das ist wohl das Beste.", meinte Rufus zerstreut, "Wie läuft es denn sonst so voran?" "Ganz gut. Die Arbeiter sind tüchtig. Ein paar Wochen und wir können übersiedeln." "Gut. Und Elena?" Tseng zuckte zusammen. Wieso sprach Rufus ihn darauf an? Überhaupt, wieso sollte der Wutainese etwas sagen? "Tseng?" "Ja? Ich möchte nicht darüber reden." "Och warum denn?" "Na ja …" Der Turk sprach nicht weiter. Rufus brauchte nicht wissen, dass es zwischen Tseng und Elena momentan nicht so gut lief. Vor allem auch, weil letztere einen ziemlich hibbeligen Charakter hatte. Oder weil Tseng zu verklemmt war. So genau wusste er das nicht. Jedenfalls hatte Tseng sich in letzter Zeit beziehungstechnisch etwas von Elena entfernt und das kam ihm komisch vor. "Ich möchte wirklich nicht darüber reden." "Hmpf. Vertraust du mir etwa nicht?", fragte Rufus. Der Blondschopf klang beleidigt. Überhaupt war er in letzter Zeit ziemlich launisch und ließ seine Turks das immer wieder spüren. Tifa hatte ihn einmal unter der Woche besucht, vormittags in Healin, aber sie konnte nicht lange bleiben. Seitdem hatte er sie nicht mehr zu Gesicht bekommen, weil die Renovierung der Villa ihn zu sehr einspannte. Genervt schaute Rufus den Turk von der Seite her an. Tseng war sichtlich unbehaglich zumute, aber er kam gar nicht auf die Idee, mit der Sprache rauszurücken. Und so beließ es Rufus einstweilen dabei. Wortlos schlenderten die beiden Männer um die Hausecke und bekamen dann das Anwesen wieder zu sehen. Von außen sah es weit besser aus als von innen, doch das würde sich schnell geändert haben. Vor dem Gebäude stand ein Motorrad, Cloud's Maschine. Der Kurierfahrer war allerdings nicht zu sehen. Rufus und Tseng gingen zu der Villa hinüber und betraten sie. Rude kam gerade vom Salon rechts herausgelaufen, hinter der Sonnenbrille war sein ernster Gesichtsausdruck allerdings nicht zu erkennen. "Sir, kommen Sie schnell." Der Glatzkopf verschwand wieder in dem Raum. Die beiden Spaziergänger beschleunigten ihre Schritte und folgten Rude. Die Turks waren im Salon anwesend, ebenso Cloud mit Marlene und Denzel im Schlepptau. Rufus runzelte die Stirn und machte einen Schritt weiter in das Zimmer hinein. "Ist was passiert?", fragte er, "Wieso schaut ihr denn alle so ernst?" Cloud trat ihm entgegen und drückte ShinRa Junior einen Zettel in die Hand. Darauf waren aus Zeitschriften ausgeschnittene Buchstaben aufgeklebt. Ein Wort stach ihm ganz besonders ins Auge, 'Tifa'. Rufus las sich den Brief kurz durch und starrte dann den Kurierfahrer an, der sich nicht gerührt hatte. Der schaute wütend zurück. Es bestand kein Zweifel daran, wen er für Tifa's Entführung verantwortlich machte. Rufus schwankte kurz und ging dann zu einem der Regale hinüber, um sich abzustützen. Tifa von irgendwelchen Gangstern entführt, um Geld von ShinRa zu erpressen. "Ich hoffe, du weißt, was zu tun ist?", meinte Cloud rundheraus. Rufus schaute den Kurierfahrer an, sah ihn aber nicht richtig. Die beiden Kinder, die sich im Raum befanden, drückten sich an Cloud und schauten ängstlich zum ehemaligen Präsidenten hinüber. Rude, umsichtig wie immer, ging aus dem Raum und kam nach einer Weile mit einem Stuhl zurück, den er Rufus hinstellte. Der Blondschopf hockte sich dankbar darauf und nahm dann den Kopf in seine Hände. "Wieso …?", murmelte er leise. "Sir, reißen Sie sich zusammen.", meinte Tseng. Rufus' Kopf zuckte nach oben. Verstört schaute er den Wutainesen an. "Ja, ich …" Marlene ging zu dem Blondschopf hinüber und schaute ihn bekümmert an. Tseng stöhnte nur und rief dann seine Turks zu sich. Cloud winkte er ebenfalls heran und die fünf steckten die Köpfe zusammen. Ab und zu konnte man Getuschel von ihnen hören, aber was genau sie besprachen, verstand Rufus nicht. Traurig starrte er nur auf den Boden vor sich. Marlene legte vorsichtig ihre Hand auf seinen Rücken, sagte aber kein Wort. Währenddessen besprach Tseng mit den anderen die Lage. "Cloud, wo hast du den Brief her?", fragte er. "In der Bar gefunden.", antwortete dieser, "Marlene und Denzel waren noch in der Schule und ich hatte ein Päckchen auszuliefern. "Wann hast du Tifa das letzte Mal gesehen?" "Heute morgen beim Frühstücken." "Hm. Ihr Handy?" Cloud streckte Tseng wortlos das Mobiltelefon entgegen. "Und jetzt?", fragte Reno. "Wir werden wohl warten müssen, bis die Entführer sich melden." "Und wenn nicht?", fragte jemand. Tseng antwortete nicht darauf. Über die Möglichkeit, dass sich niemand meldete und Geld erpresste, wollte der Turk gar nicht nachdenken. Überhaupt würde es auch gar keinen Sinn machen. Wieso sonst hätte man Tifa dann entführen sollen, wenn man nicht Geld von Rufus ShinRa erpressen wollte? Der Wutainese schaute wieder zu seinem Chef hinüber, der wie von allen guten Geistern verlassen aussah. "Wieso sonst sollte man Tifa entführen?", fragte Tseng in die Runde hinein. Er wartete keine Antwort mehr ab, sondern ging zum ehemaligen Präsidenten hinüber und schob Marlene sachte zur Seite. "Sir? Wir holen Ihnen Ihre Freundin zurück." "Ja … Das wäre nicht schlecht." Cloud seufzte theatralisch und ging dann zu Denzel. Er beugte sich zu dem Jungen hinunter und sah ihn aufmunternd an. "Hey. Das kommt wieder in Ordnung." "Meinst du?", fragte der Junge schüchtern. "Yeah." Tseng sah seinen Vorgesetzten ernst an. "Sir. Vielleicht ist es besser, wenn Sie erst einmal nach Healin zurückkehren. Hier in der Stadt ist es zu gefährlich geworden." "Eh?" Der ehemalige Präsident sah den Wutainesen zwar an, verstand aber nicht wirklich, was dieser ihm erklärte. Er nickte nur einmal kurz und stand dann schwerfällig auf. Er ließ sich von seinen Turks nach draußen führen, Cloud folgte ihnen mit den Kindern. Im Eingangsbereich kam ihnen der Maler entgegen. Aber Tseng musste ihm nur einen Blick zuwerfen, um ihn zu vertreiben. "Kommen Sie, ich bring Sie zum Heli.", meinte Reno und griff nach Rufus' Arm. Der Blondschopf ließ sich mitziehen und Rude folgte den beiden wie ein Schatten. Tseng jedoch blieb stehen, als sie das Haus verlassen hatten und hielt Cloud an. "Vermutlich werden sich die Entführer in der Bar melden. Oder über ihr Handy." "Alles klar.", antwortete der Kurierfahrer. "Rude soll sich das Gerät mal anschauen.", erklärte der Wutainese geheimnisvoll. "Eh? Wie meinst du das?" "Erklär ich dir später. Jetzt lass uns lieber einmal nach Healin verschwinden." Tseng sagte nichts weiter sondern drehte Cloud nur den Rücken zu. Dieser folgte dem Turk widerwillig mit den Kindern an der Hand. Eilig folgten sie dem Kurierfahrer zu dessen Motorrad, während Tseng seinen Turks zum Helikopter folgte. Healin, etwa 15.30 Uhr. Diverse Kabel wellten sich über den Tisch hinüber zu einem Notebook. Rude saß vor dem Gerät und blickte ernst in den Bildschirm hinein. Bisher hatte noch niemand auf Tifa’s Handy angerufen und der Glatzkopf war deswegen etwas nervös. Neben dem Turk saß Denzel auf einem Stuhl und langweilte sich. Cloud hatte die Kinder in der Healin Lodge abgesetzt und war dann von Tseng angewiesen worden, das Telefon im 7. Himmel zu beaufsichtigen. Momentan war es leider nicht möglich, beide Telefone anzuzapfen, um den Anrufer ausfindig machen zu können. Dementsprechend schlecht war die Stimmung in Healin. Rufus hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen. Tseng wollte gar nicht wissen, was dem Chef momentan durch den Kopf ging. Marlene hatte sich irgendwann unauffällig hineingeschlichen, als der Turk-Chef gerade nicht hingesehen hatte. Vermutlich versuchte das Mädchen gerade, Rufus zu trösten. Tseng hielt das ein bisschen für Ironie des Schicksals. Der ehemals mächtigste Mann der Welt ließ sich von einem kleinen Kind trösten. Ein leises Seufzen entwich dem Wutainesen und er ging zu Rude hinüber. "Ich hoffe, das klappt alles.", sagte Tseng. "…" Reno lehnte am Fenster gegenüber und drehte sich zu dem Tisch um, an dem Rude saß. Ernst schaute er Tseng an. "Also, Rude weiß schon, was er tut! Nicht wahr, Partner?" "…" "Ja, ich mein' ja nur." Tseng klang genervt. Überhaupt war er gereizt, seit sie sich in Healin befanden. Elena hatte sich damit entschuldigt, etwas erledigen zu müssen und war verschwunden. Der Wutainese hatte nur eine Augenbraue hochgezogen, aber nichts gesagt. Genervt lief Tseng jetzt im Vorraum auf und ab und brachte die anderen beiden Turks fast zur Weißglut. Der Rotschopf seinerseits stieß sich vom Fensterbrett ab und ging zu seinem Partner hinüber. Interessiert blickte er auf das Fenster, die so etwas Ähnliches wie eine Systemleistung anzeigte. Alle Werte befanden sich im grünen Bereich, das Programm zur Gesprächerückverfolgung sollte also einwandfrei funktionieren. "Hey Dude, wenn sich nicht bald etwas tut, kriegt Tseng wieder seine komischen Flecken." Rude nickte nur. Wenn etwas nicht nach Plan verlief, konnte Tseng unangenehm sein. Reno schaute auf das Handy, das einsam auf den Tisch lag. Er wollte danach greifen, aber ein Blick von Rude hielt ihn zurück. Also starrte der Rotschopf weiter auf das Mobiltelefon, als ob er es allein durch seinen stechenden Blick zum Klingen bewegen könnte. Als sich nichts tat, seufzte Reno nur und ging wieder zum Fenster hinüber. Marlene stand neben dem Bett, auf dem Rufus lag. Der Blondschopf hatte die Hände unter seinem Kopf verschränkt und starrte an die Decke. Das Mädchen beachtete er gar nicht. Marlene hielt es für ratsam, etwas zu sagen, überlegte aber schon seit geraumer Zeit hin und her. "Tifa geht's bestimmt gut…", brachte sie zögerlich hervor. "Hm.", machte Rufus. "Sie kann auf sich aufpassen…" "Hm." "Tifa lässt sich bestimmt nichts gefallen." "Hm." Marlene verdrehte die Augen gen Himmel. "Außerdem hat sie Sie gern." "Hm." "Ich geb's auf." Das Mädchen hörte gar nicht mehr auf das Geräusch, das Rufus von sich gab. Sie kannte es inzwischen schon auswendig. Marlene ging, ohne Rufus weiter zu beachten, zur Tür hinüber und verließ das Zimmer. Tseng drehte sich zu ihr um und sah sie interessiert an. "Ähm…", machte Marlene. "Ist schon okay.", sagte Rude. "Wie geht's ihm?", fragte Reno. Der Rotschopf ging zu Marlene hinüber, hob sie kurzerhand hoch und setzte sich mit ihr zu Rude an den Tisch. Kurz warf Reno wieder einen Blick auf den Bildschirm. Immer noch alles im grünen Bereich. "Na ja. Er hört mich nicht. Sagt immer nur 'Hm' und so." "Aha.", antwortete Reno. Tseng sagte nichts. Innerlich hoffte er nur, dass sich die Angelegenheit möglichst schnell regeln ließ und Rufus seine geliebte Tifa wieder in die Arme schließen konnte. Nicht auszudenken, was für ein Donnerwetter hereinbrach, wenn sie das Mädchen nicht zurück bekamen. Der Wutainese blickte gerade in dem Augenblick auf das Handy, als es zu vibrieren begann. Kapitel 19: Pläne ----------------- Healin, etwa 16.30 Uhr: Rufus kam aufgeschreckt zur Tür herein als Tseng gerade nach dem Handy greifen wollte. Doch Rude schnappte es ihm unter der Hand weg und blickte dem Wutainesen entschuldigend ins Gesicht. "Sorry Chef, aber wir sollten es lieber so machen, wie vorhin besprochen. Ist unauffälliger." Reno saß mit Marlene daneben. Die beiden waren ebenfalls alarmiert. Rude drückte Denzel das Handy in die Hand und setzte sich dann einen überdimensionalen Kopfhörer auf. Der Junge sah den Glatzkopf skeptisch an, nickte dann aber kurz. Das Mobiltelefon tutete erneut und Denzel drückte mit zittrigem Finger auf die entsprechende Taste. Hoffentlich funktionierte die Technik so, wie sie sollte. "Hallo?", fragte Denzel mit piepsiger Stimme ins Telefon hinein. "Wer ist da?!!", brüllte jemand aus dem Gerät heraus. Rude zuckte zusammen. Okay, das Abhörprogramm funktionierte einwandfrei. Bei der Lautstärke, mit der der Anrufer sprach, konnte sogar der Rest mithören. Doch das wirklich wichtige war, dass Denzel den Anrufer möglichst lange in einem Gespräch verwickelt hielt. Der Junge erregte einen mitleidigen Eindruck. "Ähm… hier ist Denzel.", antwortete er. "Wo ist das blonde Stachelschwein?!", brüllte der Anrufer ins Telefon. "Bitte wer?" "Das Stachelschwein!!!" Denzel hielt sich kurz den Hörer vom Ohr weg. Musste der Anrufer denn so schreien? "Cloud ist nicht da…", antwortete der Junge zögerlich. "Eh?! Ist sonst jemand bei dir?" "Nein. Ich … bin allein daheim." Niemand antwortete. Vermutlich überlegte der Anrufer gerade, wie er vorgehen sollte. Dass nur ein halbwüchsiger Knabe zuhause war, brachte seinen Plan wohl ziemlich durcheinander. "Junge, du hörst mir jetzt zu.", meinte der Anrufer gehässig, "Wenn ihr eure Schnitte wieder haben wollt, dann richtet dem Präsidentenknaben aus, dass ich 500.000.- Gil von ihm haben will!" Ein Knacksen tönte aus dem Telefon, das Gespräch war abgebrochen. Rufus hatte während dem Gespräch an der Tür zu seinem Privatzimmer gewartet. Von dort aus hatte er kaum etwas verstanden. Jetzt stapfte der Blondschopf auf Denzel zu und packte diesen am Kragen. "Was haben die gewollt?!" "Sir!" Rude hatte seinen Kopfhörer abgenommen und war aufgestanden. "Lassen Sie den Jungen in Ruhe." "Jai." Rufus ließ Denzel wieder los, starrte ihn aber immer noch wütend an. "Die wollen 500.000.- Gil von Ihnen haben.", antwortete Denzel kleinlaut. Der Junge vergrößerte unauffällig die Entfernung zu Rufus und stand dann bald hinter dem Tisch. ShinRa Junior hatte seine Aufmerksamkeit völlig Rude zugewendet. "Sir, der Anruf kam aus einem bestimmten Gebiet.", erklärte Rude. Der große Turk drehte Rufus den Rücken zu und tippte dann auf seinem Laptop herum. Nach kurzer Zeit schon schob er es so, dass der ehemalige Präsident einen Blick darauf werfen konnte. Die Skizze zeigte Edge. Rufus konnte den 7. Himmel in der linken unteren Ecke des Fensters ausmachen. Genau gegenüber liegend war ein Gebiet rot markiert. "Bis dahin ließ sich der Anruf zurückverfolgen. Den genauen Standpunkt konnte ich aber leider nicht ermitteln, dazu war das Gespräch zu kurz." Rufus warf einen vieldeutigen Blick zu Denzel hinüber. Reno seufzte darauf hin und ging zu dem Jungen. "Ist schon okay.", meinte der Rotschopf aufmunternd, "Du hast das prima gemacht." Reno ließ Marlene hinunter und die beiden Kinder trollten sich etwas weiter weg. "Sir, ich werd' Cloud anrufen.", meinte Reno und verließ die Lodge. Der Blondschopf hörte gar nicht richtig hin, sondern betrachtete nur das rot markierte Gebiet. "Und da irgendwo ist Tifa versteckt?", fragte er leise. Rude wechselte kurz einen Blick mit Tseng. Der Wutainese antwortete: "Sir… Das ist nicht sicher. Wir können nur sicher sein, dass der Anruf aus diesem Gebiet stammt…" "Aber wo sollte sie denn sonst sein?" Rufus griff sich einen Stuhl und setzte sich darauf. "Sir, wir finden Tifa!" "Ja, ich …" Reno kam wieder zur Tür herein. "Cloud wird bald hier sein. Er meinte, ihm sei nichts Besonderes aufgefallen." Der ehemalige Präsident nickte und stand dann wieder auf. Alle wussten, wie nervös und fertig er war. Zerstreut ging Rufus in sein Zimmer zurück und öffnete den Schrank. Weiße Hemden hingen wie im Laden an der Stange. Rufus schob sie zur Seite und sah dann auf ein kleines Türchen an der Schrankwand. 'Hm, da war doch noch was…', dachte er. Der Blondschopf ging zu seinem Schreibtisch hinüber und holte einen kleinen Schlüssel aus der ersten Schublade. Dieser passte genau in das Schloss des Türchens im Schrank. Rufus schloss auf und förderte seine alte Schrotflinte zu Tage. Zielsicher griff er nach der Waffe und warf einen andächtigen Blick darauf. 'Wie lange ich dich nicht mehr in der Hand gehalten habe.' Rufus hatte gar nicht bemerkt, dass Tseng im Türrahmen stand und ihn musterte. "Sir, Sie sollten hier bleiben." Der Blondschopf drehte sich auf dem Absatz herum und starrte Tseng wütend an. Ein Klicken folgte auf ein schabendes Geräusch, als Rufus seine Schrotflinte durchlud. "Sag du mir nicht, was ich zu tun habe!", fauchte er. Der Wutainese ging zurück, Rufus folgte ihm und musterte ihn wie ein wildes Tier auf Beutefang. "Sir…?!", fragte Tseng unsicher. Der Blondschopf blieb stehen und schaute Tseng immer noch durchdringend an. "Ich komm mit, dass das klar ist!", meinte er entschieden. Ein Seufzen drang durch den Raum. Reno schaute kurz zu Rude hinüber und ging dann auf den ehemaligen Präsidenten zu. "Aber nicht so ungeschützt.", meinte der Rotschopf. Reno ging in einen anderen Raum und bald darauf konnte man hören, wie der Deckel einer großen Kiste zurückgehoben wurde. Geraschel war zu hören und zehn Minuten später war der Chaot zurück, bepackt mit seltsam aussehenden Westen. 'Wie gut, dass wenigstens er daran denkt.', dachte Tseng. "Was ist das?", fragte Rufus. "Schusssichere Westen, Marke ShinRa Inc.", erklärte Reno. "So etwas haben wir?" Der Blondschopf war sichtlich erstaunt. Er ließ die Schrotflinte wieder sinken. "Ja. Wurde ziemlich … spät entwickelt. Scarlet hatte damals als Verantwortliche für das Waffenentwicklungsabteilung das Projekt aufgebrummt bekommen, es aber nie richtig verfolgt. Das hier sind Prototypen, die allerdings noch nicht getestet wurden…" "Also Benutzung auf eigene Gefahr?" "Genau." "Hm, ich hab's befürchtet. Wieso wurde mir nie etwas von so einem Projekt gesagt?" "Sir, Sie wissen doch selbst, wie es damals bei Ihrem Amtsantritt war.", meinte Tseng, "Alles ging drunter und drüber, da blieb nur Zeit für das Wichtigste." Der Wutainese hatte sich wieder gefasst. "Ich schätze, dann müssen wir es wohl darauf ankommen lassen." Rufus ließ sich eine von den Westen geben. Er war erstaunt, wie schwer das Ding war und setzte es erst einmal vor sich auf den Boden. "Es ist aber schon garantiert, dass wir uns dann noch bewegen können?" "Na ja…", meinte Reno zögerlich. Die Eingangstür wurde aufgestoßen und ein blonder Stachelkopf kam herein, gefolgt von Elena. "Cloud!", rief Marlene und kam aus einer Ecke des Raumes herausgestürzt. Denzel folgte gleich darauf und die beiden Kinder stürzten sich auf den Kurierfahrer. Cloud hätte gelacht, wäre die Situation nicht so ernst gewesen. So nahm er Marlene einfach nur auf den Arm und strich Denzel beruhigend über die wuscheligen Haare. "Was habt ihr herausfinden können?", fragte er dann in den Raum hinein. Rude schob sein Notebook so, dass Cloud einen Blick darauf werfen konnte. Skeptisch betrachtete er den rot markierten Bereich. "Hm, das ist Edge, richtig? Die Gegend dort besteht hauptsächlich aus Baustellen und nie fertig gewordenen Häusern.", meinte der Kurierfahrer, "Eigentlich der ideale Ort, um jemanden einzusperren…" "Dann sollten wir davon ausgehen, dass Tifa tatsächlich dort gefangen gehalten wird." Rufus legte besonders viel Betonung auf das Wort 'dort' und sah Tseng triumphierend an. Der Wutainese blieb äußerlich ruhig, doch jeder andere hätte jetzt die Augen gen Himmel verdreht. "Nun ja, so einfach ist das nicht.", meinte Cloud, "Das Gebiet ist recht weitläufig, es gibt versteckte oder teilweise verschüttete Keller. Es wird nicht einfach, das ganze Gebiet zu durchkämen. "In jedem Fall sollten wir zu erst einmal die Lage auskundschaften.", warf Tseng ein, "Einfach so darauf losstürzen bringt nichts. Das kann sogar nach hinten losgehen. Sir, wenn Sie erlauben, würde ich mich gerne mit Elena zusammen auf den Weg machen und die Lage checken." Rufus zog kurz eine Augenbraue hoch, nickte dann aber. "Ich kann euch hinfliegen.", bot Reno an. "Nein!", fuhr Tseng entschieden dazwischen, "Der Helikopter ist viel zu auffällig und würde uns sofort verraten." "Hey hey hey! Wollt ihr das Gebiet wirklich nur zu zweit absuchen? Es ist wirklich weitläufig…" Cloud hatte Marlene wieder abgesetzt und die Hände in die Hüften gestemmt. Skeptisch schaute er die Turks an. "Überhaupt solltet ihr warten, bis es dunkel ist." Niemand antwortete dem Kurierfahrer, aber Rufus wusste, wie Recht Cloud hatte. "Sir…?" "Ich weiß. Bis es richtig dunkel ist, dauert es mindestens noch eine Stunde, eher länger." "Wir könnten in der Zeit die Westen ausprobieren.", schlug Reno vor. "Gute Idee! Reno, Rude, ihr zwei kümmert euch darum. Und ihr anderen überlegt euch, wie man das Gebiet am besten absuchen könnte." Rufus beachtete die Anwesenden nicht weiter, sondern setzte sich auf den Stuhl, auf dem er vorhin schon gesessen hat. Reno und Rude ihrerseits verließen die Lodge mit einer der schusssicheren Westen. Elena griff sich den Laptop und zusammen mit Tseng arbeitete sie einen Plan aus. Cloud hatte sich die Kinder gegriffen. "Können wir wirklich nicht nach Hause?", fragte Denzel leise. Dem Jungen war noch immer mulmig zumute, nachdem Rufus ihn so grob gepackt hatte. "Ja, es ist ja nicht mehr für lange. Hoffentlich." Marlene drückte sich ängstlich an den Kurierfahrer. "Ich hab' trotz allem Angst.", sagte das Mädchen. "Ich weiß. Ich werd' dafür sorgen, dass ihr zwei heute Abend nicht alleine sein müsst." Die beiden Kinder sahen sich nur an. Rude und Reno hatten die Lodge verlassen und aus einer Abstellkammer ein kleines, leeres Holzfass geholt. Darüber hatten sie dann die schusssichere Weste gestülpt und das Fässchen in etwa 20 Meter Entfernung aufgestellt. "Bist du sicher, dass das funktioniert?", fragte Reno. "Worauf du dich verlassen kannst." Der Glatzkopf ging zum Helikopter hinüber, der nicht weit entfernt geparkt war und holte eine Pistole heraus. Als er zurück war, fragte er: "Willst du oder soll ich?" "Lass mich das machen.", meinte Reno. Er nahm die Pistole in Empfang und entsicherte sie. Mit den Augen maß er die Entfernung ab und zielte. Ein Schuss peitschte durch die Luft, sonst war nichts zu hören. Das Fässchen war umgefallen und rollte einige Schritte, bevor es von einem großen Stein gebremst wurde. Die beiden Turks gingen zu dem unfreiwilligen Opfer hinüber. Rude stellte das Fass wieder auf und zog die Schutzweste herunter. Das Projektil steckte in der rechten Brustseite und hatte die Innenseite der Weste nicht beschädigt. "Sieht so aus, als könnten wir etwas damit anfangen.", meinte Reno. Rude nickte und ging mit seinem Partner dann zur Lodge zurück. Als sie das Gebäude betraten, war Rufus gerade dabei, seine Schrotflinte zu säubern. Der Glatzkopf hielt die Weste in Rufus' Blickhöhe. "Sir?" Der Blondschopf sah auf und betrachtete das Ergebnis. "Nun, das ist besser als nichts. Scarlet's Arbeit scheint doch hin und wieder einmal Früchte getragen zu haben. Wie viele haben wir von den Westen?", fragte Rufus. "Mit dieser hier sechs Stück." "Hm, das sollte reichen." Rufus warf kurz einen Blick auf die Uhr. Es war bereits 18.00 Uhr. "Himmel, schon so spät?" Der Blondschopf sprang von seinem Platz auf und warf dabei den Stuhl um. "Sir, mit Verlaub. Das Auskundschaften sollten Sie uns überlassen.", meinte Tseng. "Eh?" Reno räusperte sich geräuschvoll. "Tseng hat Recht. Wir gehen erst einmal die Lage checken und wenn wir mehr wissen, kommen wir hierher zurück. Einfach so darauf losstürzen ohne Plan bringt nicht viel. Das bringt Tifa höchstens noch mehr in Gefahr." "Hmpf. Na schön, ganz wie ihr meint." Rufus setzte sich wieder auf seinen Stuhl und fuhr fort, seine Waffe zu säubern. Der Lauf der Flinte spiegelte bereits das Deckenlicht, der Griff allerdings war noch ziemlich staubig. "Ich bleib' auch hier.", meinte Cloud. ShinRa Junior verzog das Gesicht, sagte aber nichts. Ernst wandte er sich stattdessen an Tseng: "Ich will einen halbstündlichen Bericht." Der Wutainese nickte nur und verließ mit seinen Kollegen dann eilig die Lodge. "Ich hoff' nur, das regelt sich alles möglichst schnell." Reno sprach mit diesem Satz genau das aus, was alle dachten. Der ehemalige Präsident war den ganzen Tag über ziemlich ungemütlich gewesen. Nicht nur die Drohgebärde gegenüber Tseng, auch das ganze restliche Verhalten gab Aufschluss darüber, dass Rufus' Nerven blank lagen. Die Turks bogen um die Ecke und steuerten auf den Helikopter zu, der sie etwas entfernt von Edge absetzen würde. Kapitel 20: Nachforschungen --------------------------- Healin, ca. 19.00 Uhr: Rufus ging nervös in seinem Zimmer auf und ab. Tsengs Rückmeldung war bereits seit einer halben Stunde überfällig und das nervte ihn. War er etwa nicht deutlich genug gewesen? ShinRa Junior überlegte, was er machen könnte, um sich die Zeit zu vertreiben. In den anderen Raum hinüber gehen, wollte er nicht. Cloud befand sich mit seinem Anhang dort und ihn mochte er von allen Menschen auf Gaia momentan am zweitwenigsten sehen. Am wenigsten sehen wollte er den oder die Entführer. 'Andererseits…', ging dem Blondschopf durch den Kopf. Er blieb vor dem Fenster stehen und sah hinaus. Alles war dunkel. Rufus überlegte, wie er sich wohl bei einem Zusammentreffen mit den Entführern verhalten würde. Vermutlich würde er sie einfach nur anstarren, ohne irgendetwas anderes zu tun. Ohne seine Schrotflinte zu heben und auf die Gangster zu schießen. Rufus hoffte, dass es bei einem Zusammentreffen nicht darauf hinauslaufen würde, dass er einfach untätig war. Was, wenn die Entführer Tifa sozusagen als Schutzschild vor sich her schoben? Wie würde er dann reagieren? ShinRa Junior seufzte vernehmlich und ging dann eine neuerliche Runde im Zimmer. Jemand klopfte an die Tür. Als Rufus nicht antwortete, öffnete sich diese langsam und herein kam Marlene mit einem Tablett? Rufus drehte sich erstaunt zu ihr um. Dem Mädchen war sichtlich unbehaglich zumute in ihrer Haut. Ziellos blieb sie mitten im Raum stehen und sagte: "Ich… ähm… Ich dachte, dass Sie vielleicht etwas essen möchten…?" Marlene flitzte zu dem Nachttischchen hinüber und stellte das Tablett darauf ab. Danach verließ sie das Zimmer recht eilig. Rufus seufzte. Wie peinlich war das eigentlich, dass er sich von einem kleinen Mädchen umsorgen ließ. Geradezu lächerlich, so, als könne er nicht selber für sich sorgen. Überhaupt war er zu den Kindern und vor allem zu dem Jungen unfreundlicher als nötig gewesen. Wie hieß der Junge überhaupt? Rufus überlegte fieberhaft. Es war klar, dass Tifa mehrmals von dem Knaben erzählt hatte, aber warum er bei ihr und Cloud lebte oder wie er überhaupt hieß, hatte Rufus vergessen. 'Na ja, besser ist es, wenn ich mir was zwischen die Kiemen schiebe.', dachte der Blondschopf und setzte sich auf sein Bett. Marlene hatte nur ein paar Brote geschmiert, aber es war besser als nichts. Niemand sollte hungrig in den Kampf ziehen müssen, also begann Rufus zu essen. So übel schmeckte es gar nicht. Vermutlich hatte das Mädchen nur geschaut, was im Kühlschrank war, und dann das Entsprechende fabriziert. 'Hm, vielleicht sollte ich mit den Turks mal zum Essen gehen…' Etwas vibrierte auf dem Boden. Rufus warf kauend einen Blick auf sein Handy, das wohl vom Nachttischchen gefallen sein muss. Wie hatte er das Klingeln ausgestellt? Der Blondschopf warf sein Brot auf das Tablett und fischte das Mobiltelefon vom Boden auf. Tseng rief an. Rufus drückte auf 'Abheben', kaute aber erst einmal weiter, bevor er antwortete: "Endlich!! Wieso hat das so lange gedauert?!", schimpfte er ins Telefon. "Sir… Es war leider nicht anders möglich." Tseng's Stimme klang abgehackt und er war nur sehr schwer zu verstehen. "Tseng, bist du noch dran?!", fragte Rufus. "Ja… ich… Ja, ich muss nur irgendwo hin… wo der Empfang besser ist…" Der Wutainese legte ohne ein weiteres Wort auf. 'Verdammt noch mal.' Rufus fluchte innerlich. Hoffentlich lag es nur an der schlechten Verbindung und nicht an irgendwelchen Schwierigkeiten. "Ist alles klar?!", fragte jemand. Rufus riss den Kopf herum und sah, dass Cloud bei der Tür stand. Er hatte einen ziemlich ernsten Gesichtsausdruck. Die Kinder waren nicht zu sehen. "Ja… oder nein…", meinte Rufus, "Tseng hat gerade angerufen, aber die Verbindung war schlecht. Willst du was Bestimmtes?" Der Kurierfahrer antwortete nicht auf die Frage. Überhaupt konnte man kaum erahnen, was ihm gerade durch den Kopf ging, aber etwas Positives war es mit Sicherheit nicht. Ernst erwiderte er Rufus' Blick. "Kann einer von euch auf die Kinder aufpassen, solange wir weg sind?", fragte Cloud nach einer Weile des Starrens. Rufus zog eine Augenbraue nach oben. Wenn's nur darum ging, dann war es ja harmlos. "Klar, ich denke, das lässt sich einrichten. Sonst noch etwas?" Cloud stemmte die Hände in die Hüften und sah Rufus durchdringend an. "Dass mir so was nicht noch einmal vorkommt.", sagte er dann. ShinRa Junior verdrehte die Augen gen Himmel. "Hör mal, klar ist es mehr als blöd, dass Tifa meinetwegen entführt wurde, aber ich kann's auch nicht ändern. Und sich darüber zu keilen bringt sowieso nichts, also wieso machst du nicht eine Fliege?" 'Trottel. Bist wohl immer noch eifersüchtig.', ging dem ehemaligen Präsidenten durch den Kopf. Er drehte Cloud den Rücken zu und starrte wieder aus dem Fenster. Weiter würde er nichts mehr sagen. Hinter sich konnte Rufus nur ein gedehntes Seufzen hören und eine Tür, die sich schloss. "Der hat sie doch nicht mehr alle…", murmelte Rufus, "Hm, wie lange braucht Tseng denn noch?" Rufus ging wieder Bahnen in seinem Zimmer. Edge, zur gleichen Zeit: Tifa saß gefesselt und geknebelt in einem finsteren Raum. Ihre linke Schläfe pochte, eine Folge des Widerstandes, den sie bei ihrer Entführung geleistet hatte. Zum Glück hatte man ihr nicht auch noch die Augen verbunden. So hatte sich die Barfrau zumindest merken können, wohin sie verschleppt wurde. Ein abgelegenes Gebiet in Edge, um das sich niemand kümmerte. Seit einer geraumen Weile nun versuchte die junge Frau, ihre Handfesseln an einer Kante aufzuschaben. Bisher leider ohne Erfolg. Tifa stöhnte innerlich. Ob sie hier jemand finden würde? Aber Cloud oder die Kinder hatten ihr Verschwinden mit Sicherheit bereits bemerkt, es war also nur noch eine Frage der Zeit, bis sie jemand fand. Und Tifa wunderte sich, warum die Prügelknaben von letztens im 7. Himmel ausgerechnet sie entführten. Die mussten Rufus in seiner Gammelkleidung wohl doch erkannt haben. Aber ganz gleich, welcher Fall zutraf, die Barfrau hatte nicht schlecht gestaunt, als die Typen morgens ins Gebäude gestürmt kamen. Und Tifa würde auch nicht einfach so kampflos aufgeben. Jedenfalls, wenn die Entführer sie nicht vergessen haben, denn seit dem Nachmittag war niemand mehr bei ihr gewesen. Die Brünette seufzte und fuhr fort, ihre Handfesseln aufzubekommen. Healin, ca. 19.30 Uhr: "Cloud, vielleicht solltest du doch noch mal reingehen und nachfragen.", meinte Denzel. Der Kurierfahrer legte den Kopf auf die Seite und sah den Jungen an. Marlene hatte einen der Stühle zum Fenster hinüber geschoben. Jetzt stand sie darauf und blickte hinaus in die dunkle Nacht. Regen prasselte gegen die Scheibe. Wahrlich kein Wetter, an dem man jemanden vor die Tür schickte. Trotz allem befanden sich die Turks gerade in Edge und suchten ein größeres Gebiet ab. "Denzel hat Recht.", meinte Marlene und drehte sich auf dem Stuhl um, "Er …" Cloud schüttelte den Kopf. Er wusste auch so, was das Mädchen sagen wollte. Rufus meinte es zwar gut, war aber nicht sehr umsichtig, wenn es um Tifa's Freunde ging. Also stand der Stachelkopf und ging zu der Tür hinüber, die in Rufus' Privatraum führte. Cloud klopfte nicht mal an, sondern trat einfach ein. ShinRa Junior saß gerade an seinem Schreibtisch, der gegenüber dem Fenster stand. Das Handy lag verlassen vor ihm auf den Tisch. Rufus wagte nicht, auch nur einen Blick von dem Gerät abzuwenden. Der Kurierfahrer räusperte sich laut. "Was gibt's?", fragte Rufus nur. "Noch immer keine Nachricht?" "Nein…" "Vielleicht solltest du mal anrufen?", schlug Cloud vor. "Tze. Das hab' ich gerade vor fünf Minuten gemacht. Tseng hat mich weggedrückt." Der Kurierfahrer antwortete nicht. Zu viele Dinge schwirrten ihm durch den Kopf. Okay, der Wutainese hatte seinen Chef abgewürgt, aber vermutlich gab es dafür auch einen triftigen Grund. "Vielleicht gibt es Probleme?", murmelte Cloud. "Eh? Wie meinst du?" Rufus hatte nicht genau verstanden, was der andere gesagt hatte und hob nun den Kopf. Als Cloud nichts sagte, griff Rufus nach dem Handy und ging damit zum Fenster hinüber. Sollte er ein zweites Mal versuchen, Tseng zu erreichen? Was aber, wenn die Turks den Entführern gerade auf den Fersen waren? Dann konnte ein klingelndes Handy alle Heimlichkeit zunichte machen. Aber diese elendige Warterei ging Rufus auf den Wecker. Fahrig stecke er das Mobiltelefon in seine Jackett-Tasche und drehte sich um. "Ich flipp' bald aus.", meinte er. "Hm. Vielleicht solltest du dich ablenken?", antwortete Cloud. "Hmpf. Sagt sich so einfach. Ich geh' an die frische Luft." Rufus stürmte aus dem Raum. Draußen warf er den Kindern kurz einen undeutbaren Blick zu, verließ die Lodge dann aber ganz. "Wei.", machte Marlene gerade, als Cloud wieder zu den Kindern ging, "Was ist denn mit ihm los?" "Hm. Die Ungeduld macht ich fast wahnsinnig. Wird Zeit, dass sich seine Schoßhunde melden." "Och.", meinte Marlene, "Die sind doch nett. Zumindest Reno und Rude." Cloud seufzte. Sollte er dem Mädchen wirklich erklären, dass die beiden über Leichen gingen? Oder, dass es zumindest früher so war? Aber gut, vielleicht benahmen sich die beiden Turks Kindern gegenüber etwas rücksichtsvoller. Und Tifa hatte Denzel und Marlene sogar mal einen Abend lang in Reno's und Rude's Obhut gelassen und die drei waren hinterher unversehrt und in einem Stück zurückgekommen. Also hatten die sich vielleicht geändert. Cloud dachte weiter. Mit Elena hatte er nie viel zu tun gehabt und Tseng war einfach Tseng. Und Rufus? Der Kurierfahrer verzog das Gesicht. Wieso machte er sich überhaupt Gedanken um ShinRa Junior? Etwas zupfte an seiner Hose. Denzel. "Müssen wir denn noch lange waren?", fragte der Junge. "Ich weiß nicht. Tseng rührt sich ewig nicht.", antwortete Cloud und strich Denzel über den Kopf. Edge, zur selben Zeit: Tseng schlich mit Elena zusammen gerade einen baufälligen Häuserblock entlang. Kurz zuvor hatten sie in einer größeren Lagerhalle einen versteckten Keller gefunden. Wie gut, dass Tseng's Gespür ihn auch diesmal nicht getäuscht hatte, sonst wäre den beiden Turks die Tür, vor die ein großer Schrank geschoben war, gar nicht aufgefallen. Elena hatte dem Möbelstück bereits den Rücken zugedreht, während ihr Partner noch den Bereich um den Schrank herum abgesucht hatte. Und tatsächlich, am Boden befanden sich leichte Schleifspuren und Fußabdrücke, die nicht allzu alt sein konnten. Und ausgerechnet in diesem Augenblick hatte sich die Vibrationsfunktion eines Handys bemerkbar gemacht. Tseng hatte das Gespräch jedoch nicht angenommen, sondern Rufus nur weggedrückt. Unauffällig war er Elena dann gefolgt. "Vielleicht sollten wir dem Chef Bescheid sagen?", fragte die Blondine leise. "Hm. Später." Tseng zog sein Handy trotz allem aus der Tasche und schrieb eine kurze SMS an Reno, dass sie zum Helikopter zurückkehren sollten. "Aber er wird sich Sorgen machen.", fing Elena wieder an. "Ja." "Ja? Ist dir das egal?" Tseng seufzte. "Ruf du ihn an, aber mach's kurz." Elena schaute den Wutainesen schief an, gehorchte dann aber der Aufforderung. Es klingelte nicht einmal ganz an und schon war Rufus in der Leitung. "Eh. Elena? Na endlich! Wieso dauert das so lange?!" "Sir…" Die Blondine kam gar nicht richtig zu Wort. "Bist du alleine? Wo ist den Tseng?" "Der läuft hier neben mir…", meinte Elena. "Ja?! Gib ihn mir mal!", forderte Rufus. Elena seufzte und hielt ihrem Partner das Mobiltelefon hin. Der griff es sich wortlos. "Sir? Wir sind gerade auf dem Rückweg und …" "Und?", fragte Rufus. "Wir… haben vermutlich etwas gefunden." "Vermutlich? Was soll das heißen? Habt ihr nichts überprüft?" "Sir, ich würde das gerne besprechen, wenn wir wieder zurück sind." "Hmpf. Und wie lange braucht ihr noch?" "Eine halbe Stunde, länger sollte es nicht dauern." Tseng legte einfach auf. Sollte der ehemalige Präsident denken, was er wollte. Sie hatten einen Hinweis darauf, wo sich die Barfrau befinden könnte. Diese Information musste nach Meinung des Turk-Chefs erst einmal reichen. Kapitel 21: Rettungsaktion -------------------------- Healin, ca. 20.30 Uhr: "Wieso habt ihr sie nicht herausgeholt?", fragte Rufus. Er war wütend, das war für die Turks eindeutig. Sie waren vor gerade mal zehn Minuten wiedergekommen und hatten ihren Chef über den Stand der Dinge aufgeklärt. Cloud war ebenfalls in dem Vorraum, während Denzel und Marlene sich in Rufus' Privatzimmer befanden. Der Stachelkopf schwieg vorerst. Reno und Rude waren außerhalb der Lodge geblieben und erledigten etwas. Tseng seinerseits, der Rufus' Donnerwetter abbekam, blieb gelassen. "Sir, weil Rude nicht das entsprechende Equipment dabei hatte, um eine Bombe zu entschärfen.", antwortete der Turk-Chef. "Das sagtest du bereits..." Der Blondschopf ließ von seinen Angestellten ab und ging zum Fenster hinüber. Draußen hoben sich Wolkenfetzen gegen den Himmel ab und Sterne funkelten in der mondlosen Nacht. "Sir, außerdem wollten Sie mitkommen!", fuhr Tseng fort, "Deshalb sind wir wieder hergekommen." Rufus drehte sich um und sah ihn an. Ja, er wollte mitkommen und Tifa befreien. Und er wollte es auch den Entführern heimzahlen und ihnen zeigen, dass mit einem Shinra nach wie vor nicht zu spaßen war. Doch die Selbstzweifel nagten immer noch an ihm. "Sir?" Dem Wutainesen war es nicht entgangen, dass Rufus etwas beschäftigte. "Ey, also du solltest dich jetzt wirklich mal zusammenreißen.", warf Cloud ein, "Man braucht sich ja irgendwie gar nicht mehr wundern, dass du erpresst wirst." Tseng sog scharf die Luft ein und auch Elena hatte die Augen aufgerissen bei der Direktheit des Stachelkopfes. Alle Blicke waren auf den ehemaligen Präsidenten gerichtet, der sich jetzt zu Cloud umdrehte. Durchdringend starrte er ihn an. "Was willst du damit sagen?", fragte Rufus. "Dass du endlich einmal damit anfangen solltest, Entscheidungen zu treffen. Wer weiß, was gerade mit Tifa ist, während du hier herumstehst und Däumchen drehst!" "Wie war das?" Rufus machte einen bedrohlichen Schritt auf seinen Kontrahenten zu und sah ihn böse an. Allerdings musste er sich eingestehen, dass seine Selbstzweifel jetzt wie verflogen waren. Etwas bummerte vor der Tür und bald darauf kamen Reno und Rude herein, der Rotschopf bepackt mit einer kleinen Kiste, die er unter dem Tisch abstellte. "Willst du damit sagen, ich könnte keine Entscheidungen fällen?", fuhr Rufus fort. "So etwas in der Art...", murmelte Cloud. Shinra Junior machte noch einen Schritt auf den Kurierfahrer zu und Tseng hielt es für ratsam, dazwischen zu gehen. "Sir, bei allem Respekt, dafür ist jetzt wirklich keine Zeit. Wir sollten zusehen, dass wir Ihre ... Freundin so schnell wie möglich da herausholen." "Ja, du hast Recht. Also, was haben wir für Möglichkeiten?" Rufus beachtete Cloud nicht weiter und steckte mit seinen Turks die Köpfe zusammen. Tseng beschrieb dem Glatzkopf so gut es ging, wie die Bombe ausgesehen hatte, aber Rude seufzte nur. "Ich werde am besten mein gesamtes Equipment mitnehmen. Sicher ist sicher.", erklärte er. "Gut, dann hätten wir das schon mal geklärt. Dann sollten wir Wachen postieren." "Ich helfe Rude, Tifa zu befreien!", fuhr Rufus dazwischen. Er klang sehr bestimmt dabei und ließ auch keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte. Der ehemalige Präsident warf einen Blick zu Cloud, der sich zu ihnen gesellt hatte. "Cloud sollte uns den Rücken decken,", fuhr er fort, "während ihr anderen die Umgebung sichert." "Ich, he?", meinte Cloud. "Du wolltest Entscheidungen, jetzt hast du sie.", konterte Rufus. "Hey komm, so schlimm wird's schon nicht werden!", pflichtete Reno seinem Chef bei. "Außerdem kannst du von uns allen am besten kämpfen.", fügte Tseng hinzu. "Jai, ich sag ja schon nichts mehr." Cloud warf Rufus einen undeutbaren Blick zu. Dem Turk-Chef entging dies nicht und er fragte sich kurzweilig, was dies zu bedeuten hatte. "Jaja, ich hab's nicht vergessen. ... Tseng, Elena bleibt hier und passt auf die Kinder auf!", befahl Rufus. "Gut...", murmelte Cloud. Tseng nickte nur. Am liebsten hätte er die Augen gen Himmel verdreht, aber er sah ein, dass man Cloud auch etwas dafür geben musste, wenn er ihnen schon helfen sollte. Elena enthielt sich eines Kommentars. Ihr war nicht anzusehen, was sie von diesem Sonderauftrag hielt und Tseng schätzte, dass es ihr relativ gleichgültig war. Die blonde Turk hatte nichts gegen die Kinder und würde sicher gut mit ihnen klarkommen. Rude zog den Lageplan hervor, den er zuvor ausgedruckt hatte. "Sir, etwa hier befindet sich der Keller.", fing Tseng an, "Er lag ziemlich versteckt und soweit ich weiß, ist er auch nur über einen Zugang zu erreichen." "Wie das bei Kellern eben so ist.", kommentierte Rufus und nickte. Tseng deutete auf zwei verschiedene Gänge. "Über diese beiden Gänge kann man zu dem Keller gelangen. Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als dass Reno und ich diese beiden Gänge im Auge behalten. ... Da Elena hier bleibt, haben wir leider niemanden mehr dafür übrig, der patrouillieren kann." Rufus brummte ungehalten. Ihm war es egal, ob sie einen zu wenig dabei hatten. Er wollte nur möglichst schnell loslegen. "Sir, wir sollten uns regelmäßig Bescheid geben, dass alles in Ordnung ist. Das Problem ist, dass wir mit unseren Handys in diesem Gebiet nur sehr schlecht Empfang haben. Deshalb haben wir Walkie-Talkies besorgt.", erklärte Rude. Reno holte die kleine Kiste von vorhin hervor und stellte sie auf den Tisch. In ihr befanden sich die Walkie-Talkies. Eines der Geräte gab er Rufus, eines dem Kurierfahrer, eines reichte er dem Wutainesen und eines behielt er für sich selber. "Die Teile funktionieren so." Der Rotschopf zog eine Antenne heraus. "Die sind sehr lang, aber weil wir nur begrenzten Platz zur Verfügung haben, können wir die Antennen nur bis zur Hälfte herausziehen. Ich habe bereits Kanal 2 eingestellt, aber wir sollten noch einmal überprüfen, ob sich alle hören können." Die Walkie-Talkie-Besitzer aktivierten ihre Geräte. Reno drückte auf einen Knopf und sagte etwas hinein. Aus jedem Walkie-Talkie war sein Gebrabbel zu hören. "Gut, das hätten wir.", meinte Tseng, "Wir sollten auch vorher nicht zu auffällig sein. Am besten ist es wohl, wenn wir etwas weiter entfernt von der Stadt landen und uns dann hinein schleichen." Rufus brummte, während Cloud nur breit grinste. Er würde mit seinem Motorrad bei weitem schneller in Edge sein als die anderen. Was aber dann auch hieß, dass er warten musste. "Gibt es noch Fragen?", fragte Tseng. Jeder schüttelte den Kopf. "Gut, dann können wir ja los.", meinte Rufus. Cloud wandte sich ab und ging in das andere Zimmer hinüber zu den Kindern. Elena folgte ihm, wartete aber an der Tür, während der blonde Stachelkopf mit Denzel und Marlene redete. Er beugte sich zu ihnen herab. "Hey, wir werden nicht lange weg sein.", meinte Cloud. "Ja?" Marlene klang nicht beruhigt und auch Denzel machte einen skeptischen Eindruck. Cloud lächelte die beiden Kinder an. "Solange ich weg bin, passt Elena auf euch auf. Das ist doch hoffentlich in Ordnung?" Denzel sah kurz zu der jungen Turk hinüber und dann wieder zurück. "Wir können auch auf uns selber aufpassen.", meinte er. "Ja, daran zweifle ich nicht.", stimmte ihm der Kurierfahrer zu, "Aber sicher ist sicher." "Vermutlich...", murmelte Marlene. Cloud stand wieder auf, strich den beiden Kleinen über den Kopf und wandte sich dann ab. Er ging zur Tür zurück und warf Elena einen warnenden Blick zu. Die Turk erwiderte nichts daraufhin und Cloud beließ es dabei. In dem Vorraum war niemand mehr zu sehen, daher ging er davon aus, dass Rufus und seine Turks bereits beim Helikopter waren. Und richtig, der Motor wurde eingeschaltet und die Rotorenblätter fingen an, sich zu drehen. Cloud seufzte und verließ die Lodge. Er winkte Tseng zu, dass er sich schon auf den Weg machen würde, setzte sich auf sein Motorrad und brauste davon. Edge, etwa 23.00 Uhr: Tifa seufzte. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren und wusste nicht, ob inzwischen ein Tag vergangen war oder zwei. Sie hatte nicht aufgehört, ihre Handfesseln zu bearbeiten und irgendwann letztendlich Erfolg gehabt. Mit dem Ergebnis, dass ihre Handgelenke ganz wund gescheuert waren. Doch die Barfrau ignorierte den Schmerz. Sie hatte bei weitem Wichtigeres zu tun, als sich in ihr Schicksal zu fügen. Nachdem sie sich befreit hatte, war sie ihr Gefängnis abgelaufen. Die Tür war natürlich von außerhalb verriegelt. Doch selbst wenn nicht hätte Tifa nicht einmal die Möglichkeit gehabt, die Tür, ohne sie einzutreten, aufzubekommen. Auf ihrer Seite der Wand fehlte der Türknauf. Als sie dies bemerkt hatte, hatte sie sich entnervt abgewandt und auf die Suche nach einem versteckten zweiten Ausgang gesucht, aber nichts gefunden. Und ihr Handy hatte man ihr natürlich abgenommen. Tifa machte sich so ihre Gedanken. Sie hatte einmal gedacht, jemanden vor der Tür gehört zu haben, aber als sich dann doch nichts tat, ging sie davon aus, dass es sich um Ratten gehandelt hatte. Und sie war durchaus froh, dass diese Ratten sich auf der anderen Seite befanden. Momentan dachte sie an Marlene und Denzel. Die beiden waren vermutlich total verängstigt und Cloud würde alle Mühe haben, die beiden zu beruhigen. Was Cloud wohl machte? Ob er nach ihr suchte? Ob er sich an Rufus gewandt hatte und diesen um Hilfe ersucht hatte? Tifa zweifelte etwas daran nach der Vorgeschichte, die die beiden hatten. Allerdings war der Kurierfahrer nicht dumm und wusste, dass er alleine nicht viele Möglichkeiten besaß. Rufus und seine Turks hatten da mehr Möglichkeiten, an Informationen heranzukommen. "Ich will hier raus...", murmelte sie. Edge, etwa 23.30 Uhr: Rufus schlich hinter Rude her, der einen Rucksack auf den Rücken hatte. Sie waren vor etwa einer viertel Stunde in Edge angekommen und der ehemalige Präsident war ziemlich ausgepowert. Doch er hatte sich keine Verschnaufpause gegönnt und war mit seinen Turks umgehend zu dem Gebiet weiter gezogen, in dem Tifa festgehalten wurde. Der Glatzkopf blieb stehen und Rufus wäre fast an dessen breiten Rücken gestoßen. "Sind wir da?", fragte er leise. Rude nickte nur. Der Turk drehte sich zu seinem Chef um und hielt ihm die Hand hin. Rufus gab dem Glatzkopf das Funkgerät und Rude sprach kurz etwas hinein. Danach steckte er es in die Tasche und lugte in den Raum, von dem es in den Keller hinab ging. "Shit...", entfuhr es ihm. "Was ist?", flüsterte Rufus hinter ihm. Doch Rude packte den ehemaligen Präsidenten am Arm und zog ihn mit sich zurück, bis sie hinter einer Ecke verschwunden waren. "Wir sind nicht alleine...", hauchte er. Rufus wurde blass, packte seine Schrottflinte dafür fester. Für das lästige Gewicht der schusssicheren Weste war er jetzt dankbar. "Sir, wir können nicht..." "Und wie wir das können!", entschied Rufus. Rude zuckte nicht lange mit der Wimper, griff sich seinen Chef von hinten und hielt ihm den Mund zu. "Bitte verzeihen Sie... Wir sollten nicht riskieren, dass der Kerl die Bombe hochgehen lässt, wenn wir ihn aufschrecken. ... Das werden Sie doch einsehen." "Eh und was, wenn er ihr etwas antut?" "Keine Sorge. Der Entführer kann es nicht riskieren, Tifa zu verletzen. Wir sollten aber trotzdem vorsichtig sein." "Und was sollen wir jetzt deiner Meinung nach tun?" "..." Rufus sagte nichts mehr. Sein Angestellter hatte zwar Recht, aber das half ihnen jetzt auch nicht viel. Rude zog das Funkgerät wieder hervor und schaltete es an. "Hier ist Rude!", flüsterte er hinein, "Wir haben hier Probleme... Einer der... Entführer ist vor der Tür zu Gange. Roger." Die beiden Männer starrten gebannt auf das Gerät. Es dauerte nur einen Augenblick, ehe es klickte und Tseng sprach: "Am besten ist es, wenn Cloud zu euch kommt. ... Reno und ich sorgen dafür, dass sonst niemand stört. Roger." "... Verstanden.", antwortete Cloud. Rude steckte das Walkie-Talkie wieder weg. Shinra Junior brummte. Er hasste es, wenn er warten musste. Und in diesem speziellen Fall hasste er es noch viel mehr. Er schob sich an Rude vorbei und lugte um die Ecke. Doch schnell zog er seinen Kopf wieder zurück. "Er ist da hinten...", hauchte er. Der Turk reagierte nicht darauf, sondern hielt sich mucksmäuschenstill. Und er hoffte, dass sein Chef es jetzt auch für besser hielt, nichts mehr zu sagen. Schritte ertönten. Sie kamen langsam näher und Rufus hielt die Luft an. Wo blieb Cloud nur solange? Er wagte es nicht, seine Schrottflinte von der linken in die rechte Hand zu wechseln, aus Angst, aus Versehen ein Geräusch zu machen. Die Schritte kamen näher. Edge, zur selben Zeit: Etwas hatte sich an der Tür zu schaffen gemacht. Tifa war aufgestanden und hatte mehrmals gerufen, aber niemand hatte geantwortet. Daraufhin war sie zur Tür gegangen und hatte mehrmals dagegen gehauen. "Das solltest'e nicht machen, Schneckchen, sonst geht das Bömbchen hier hoch." "Was?!", hatte Tifa daraufhin verängstigt gerufen und gefleht, dass man sie raus ließe. Doch ein Mann hatte nur dreckig gelacht und war dann gegangen. Jetzt saß Tifa am anderen Ende des Raumes, denn sie hielt es für ratsam, so viel Platz wie möglich zwischen sich und der Bombe zu haben. Als weiteren Schutz hatte sie sich einen Tisch herangezogen und umgestürzt vor sich positioniert. Sicher war sicher. Jetzt wartete sie. Edge, zur selben Zeit: Die Schritte kamen immer näher. Unweigerlich würden Rufus und Rude gleich auf Tifa's Entführer treffen. Der Blondschopf konnte spüren, wie Rude sich innerlich anspannte. Sein eigener Körper hatte angefangen, Adrenalin zu pumpen. Und er hatte seine Waffe fester gepackt. Nur noch wenige Schritte trennten sie von dem Kerl. Rufus wartete noch einen Augenblick, ehe er sich um die Ecke schwang und seine Schrottflinte dem Kerl an die Nase hob. Rude folgte ihm und der Typ war so erschrocken, dass er einfach nur noch die Hände nach oben riss. "Wo ist sie?", fragte Rufus gefährlich. "Ich... ich weiß nicht, wovon de sprichst...", antwortete der Kerl. "Ja, klar... und ich bin Shiva." Rude hatte neben dem Kerl Stellung bezogen, was diesem eine Flucht so ziemlich unmöglich machte. Mit gekonnten Griffen machte sich der Turk daran, ihr Opfer abzutasten und nach Waffen oder anderen verdächtigen Dingen zu suchen. Rufus seinerseits erhöhte den Druck auf dessen Nase. "Er ist clean.", meinte der Glatzkopf, als er fertig war. Der ehemalige Präsident schaute triumphierend. "Du wirst uns jetzt zu ihr bringen." Der Kerl drehte sich langsam um, die Hände nach wie vor in die Höhe gehalten. "Hören Sie... ich... ich habe... keinen Schlüssel für die Tür..." "Keine Sorge, wir sind auf alles vorbereitet." Rufus trieb den Kerl vor sich her in den Raum rein, hinter dem seine Freundin gefangen war. Eilige Schritte ertönten hinter ihnen doch Rufus zuckte nicht mit der Wimper. "Denke nicht mal daran, dich umzudrehen." Cloud kam hinter ihnen her, sein Schwert gezogen. Doch als er sah, dass Rufus und Rude alles im Griff zu haben schienen, ließ er die Waffe sinken. Der ehemalige Präsident sagte nichts. Liebend gerne hätte er Cloud dessen Verspätung unter die Nase gerieben, aber er dachte nur daran, was sich hinter der Tür befand. Davor prangte eine Bombe daran, die Rude nun untersuchte. "Nimm mir den Kerl mal ab.", meinte Rufus zu Cloud. Der Stachelkopf nickte nur und hielt den Kerl in Schach. Shinra Junior seinerseits wandte sich der Tür zu und rief Tifa's Namen. "Rufus?", kam es vorsichtig zurück. "Ja, wir sind hier draußen. Keine sorge, wir holen dich gleich heraus." Rude rollte mit den Augen, was er sonst nie tat und machte sich ans Werk. Epilog: Epilog -------------- Kalm, drei Wochen später: Tifa lag auf einem großen Bett und starrte an die Decke. Der Raum war freundlich hergerichtet und alles war in weiß gehalten. Weiße lederne Sitzgarnitur, weißer eleganter Wandschrank, weiße Wände, weiße Türen, weißes Bett, weiße Vorhänge. Selbst der Lampenschirm war weiß. Im Raum nebenan lief die Dusche schon seit einer Weile. Die Barfrau überlegte, ob sie ihrem Liebsten Gesellschaft leisten sollte, entschied sich aber dann dagegen. Er würde von ganz alleine zu ihr kommen, wenn er fertig war. Tifa wälzte sich herum und lag dann in der Kuhle, die Rufus in der Nacht gebildet hatte. Sie sog seinen Geruch in sich auf und kuschelte sich in die Laken. Nach einer Weile ging die Dusche aus und es dauerte nicht lange, bis Rufus mit einer weißen Stoffhose bekleidet aus dem Bad herauskam. "Du liegst ja immer noch im Bett...", meinte er gespielt vorwurfsvoll. Tifa kicherte nur wie ein kleines Kind und starrte ihm auf den Bauch, während er zu ihr ans Bett ging. Als er daneben stand, folgte Rufus ihrem Blick und sah sie dann an. "Noch immer nicht satt, he?" Die Barfrau grinste und zog an seinem Hosenbund. Rufus wehrte sich nicht und ließ sich zu seiner Liebsten ins Bett fallen. "Eh, du bist ja noch nicht einmal angezogen." Tifa zog ihn nur an sich und fing an, an seinem Ohrläppchen zu knabbern. Der ehemalige Präsident seinerseits seufzte zufrieden und vergrub seinen Kopf an ihrem Hals. Die Brünette schlang ihre Gliedmaßen um ihn und ließ dann von seinem Ohr ab. "Ich liebe dich...", sagte sie Ihr Ausdruck war liebevoll aber auch ein bisschen ängstlich. Rufus stützte sich auf ihr ab und sah sie forschend an. Sanft strich er ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsste sie dann zärtlich auf den Mund. "Ich dich auch...", erwiderte er, "Und niemand wird dich mir wieder wegnehmen." Tifa schmiegte sich nur an ihn. Sie war glücklich. Sie hatte endlich das, was sie sich schon so lange wünschte. Einen Partner. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)