Duende von Andromeda (Seto & Joey) ================================================================================ Kapitel 1: Duende. ------------------ Load up on guns and bring your friends It's fun to lose and to pretend She's over bored and self as sured Oh no, I know a dirty word I'm worse at what I do best And for this gift I feel blessed Our little group has always been And always will until the end ~ Smells like Teen Spirit by Nirvana ~ "Du wirst mich niemals lieben, Seto." Joey lächelt leicht, als er diesen Satz sagt. Sein Blick ist irgendwo in die Ferne gerichtet und der Wind spielt mit Strähnen goldenen Haares. Sonnenlicht verfängt sich in seinem Haar, Licht in seinen Augen, Resignation in seiner Stimme. "Nein, das werde ich nicht", sagt Seto. Er starrt geradeaus, vor ihm endlose Wiesen mit ausgebranntem Gras, die in unendlicher Weite auf grellblauen Himmel trifft. Seine Hände umklammern das Lenkrad, die Knöchel sind weiß, er spürt Schmerz, aber es macht ihm nichts aus. Schmerz adelt. Joey sagt nichts . Die Landschaft zieht an ihnen vorbei, rasend schnell und doch so beängstigend langsam. Die Sonne steht im Zenit. Heißes Licht auf seinem Gesicht, Brennen in seinen Augen und ein amerikanischer Rocksong tönt aus dem Radio. Joeys Finger liegen auf dem heißen roten Lack des Ferraris und irgendwann schließt er kurz die Augen, genießt den kühlenden Wind. "Wir haben uns noch nie geküsst", stellt er fest, als der Ferrari über einen Hügel rast und der Himmel auf einmal beängstigend näher rückt. Nur noch ein kleines Stück, denkt Joey, und er kann ihn berühren. Fetzen von weißen Wolken ziehen am Horizont vorbei. "Nein, das haben wir nicht." Setos Hände entkrampfen sich für einen Moment und tippt leicht im Rhythmus der Musik auf das Lenkrad aus schwarzem Leder. Vermutlich kennt er nicht mal den Song. Der Fahrwind bringt seinen akkurat gekämmten Pony durcheinander und Seto erlaubt sich selbst ein kleines Lächeln. "Wolltest du etwa? Küssen?" Joey zuckt mit den Schultern. Er betrachtet Kaibas Lippen, zwei zartrote schmale Lippen und fragt sich, ob sie wirklich so kantig und kalt sind, wie er glaubt. In Gedanken hat er sie schon so oft geküsst, gekostet, liebkost. In seinen Träumen sind sie immer weich und sanft, wild und leidenschaftlich. "She's over bored and self as sured; Oh no, I know a dirty word", singt Joey leise und lächelt. "Vermutlich nicht." Setos Augen sind blau, grellblau wie der Himmel. Manchmal so nah, dass man glaubt sie zu berühren, aber immer viel zu weit entfernt, um wirklich eins mit ihm zu sein. Der Kragen seines weißen Hemdes flattert und streift seine hohen Wangenknochen. Joey wendet sich wieder ab. Sein Gesicht schmiegt er an das weiche Leder, das vom Sonnenlicht heiß und aufgeladen ist. Die Stimme des Sängers überschlägt sich und die Musik dringt in seinen Kopf, schwemmt alles weg und lässt seine Welt vibrieren. "Wohin fahren wir, Seto?" Irgendwann ist er der gelbgrünen Wiesen überdrüssig. Die Landschaft ist ewig und unbewegt. Und nichts in Joeys und Kaibas Leben ist so. Ewig. "Nirgendwo hin." Seto schaltet das Radio lauter. "Wohin du willst", meint er dann. Joey lächelt. "Das ist gut." Er schließt die Augen. "Sogar besser als küssen." Seto ist kein romantischer Mensch. Er sagt nichts und tut nichts, was einem das Gefühl vermittelt, von ihm geliebt zu werden. Er liebt ihn nicht, er küsst ihn nicht, aber wenigstens lässt er Joey die Freiheit zu entscheiden, wo ihr Ziel liegen soll. "Und wenn ich sage, dass du jetzt anhalten sollst?" "Wir können nicht anhalten", sagt Seto einfach. "Das konnten wir noch nie. Schon seit Jahren nicht." Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Und Joey weiß, dass Seto recht hat. Ihre seltsame Beziehung dauert nun schon drei Jahre. Oder vier. Joey weiß es nicht mehr. Aber es ist uninteressant, weil sie sich schließlich nicht lieben und auch nicht küssen. Joey ist das einzig Lebendige in Setos kalter, mechanischer Welt und Seto ist das einzig Beständige in Joey wildem, unkontrollierbarem Leben. Das muss reichen. Vielleicht ist die Grundlage ihrer Beziehung nur ihre gegenseitige Abhängigkeit und Sex, aber das ist mehr als andere haben. Jedenfalls genug, dass Seto und er manchmal an irgendeinem Sonntag im Monat alles hinter sich lassen und ziellos auf einer verlassenen Straße über das Land fahren. Ein paar Stunden ohne Verpflichtungen. Ohne Kaiba Corp., ohne Freunde, ohne Familie, ohne Streß, ohne Ärger, ohne tristen Alltag. Nur Joey und Seto. Domino weit hinter ihnen, die Unendlichkeit vor ihnen und eine verlassene Straße, die ins Nichts führt. Ein winziger Augenblick, in denen sie nur sich selbst gehören. In ein paar Stunden werden sie anhalten, vögeln, wenden und zurückfahren. Es ist ihr kleines Spiel und sie genießen es. Jedenfalls Joey. Seto vermutlich auch. Die nächste Stunde zieht vorbei, langsam und zäh wie Sirup, und doch mit unglaublicher Geschwindigkeit. Die Sonne wandert, die Wolkenfetzen bewegen sich. Irgendwann öffnet Joey die Augen und das Licht tanzt in seinen bernsteinfarbenen Augen. Goldene Wimpern, tiefe Augen, ein Stück Unendlichkeit gefangen in zwei Pupillen. "I'm worse at what I do best ; And for this gift I feel blessed", singt Joey wieder und er wirft den Kopf in den Nacken. Strähnen kitzeln seine Wangen, seine Stirn. Seine Lippen sind geöffnet und der grellblaue Himmel droht ihn zu erdrücken. Blau, so blau wie Setos Augen. Der Wind wirbelt sein Haar umher und Joey lacht. "And I forget just why I taste; Oh yeah, I guess it makes me smile" Joeys Stimme ist tief und samtig wie schwerer Wein, der direkt in den Kopf steigt und benommen macht. Sein Kopf dreht sich und sein Blick tastet nach dem von Kaiba. Seto muss ihn nicht anschauen, um den Blick zu deuten. Und die Worte, die Joey niemals aussprechen muss, erzeugen Gänsehaut auf seinen bleichen Armen. Er lenkt den Ferrari an den Straßenrand, dort wo hellgrünes Gras wuchert, und alles steht still, als der Motor brummend abstirbt. Nur der Radio spielt Musik, hart und schnell und laut und erdrückend, als Kaiba und Joey sich von ihrem Sicherheitsgurt befreien. Sie sehen sich an. Licht und Himmel, Licht im Himmel und Himmel und Licht. Joeys lange, schmale Finger tasten nach Kaibas Hals und für einen Augenblick spürt er einen heftigen Pulsschlag. Seine Hände wandern weiter über das Hemd zum ersten Knopf. Stoff verschwindet und blasse, harte Haut kommt zum Vorschein. "With the lights out, it's less dangerous; Here we are now, entertain us..." Joeys Lippen, heiß und verheißungsvoll, berühren Setos Hals und er spürt den Körper beben. Seto hebt kurz die Schultern und das blütenweiße Hemd rutscht darüber hinweg, sanft und ohne Widerstand. Das Weiß konkurriert mit dem tiefen Schwarz des heißen Leders. Setos Hände versinken in Joeys goldenem Haar und ihre Körper vibrieren, ihr Atem ist schnell und abgehackt und der Puls rast unter ihrer Haut. Nur Seto und Joey, nur ihre Leidenschaft, nur ihr Verlangen. Nur sie. Und die verlassene Straße. Und die Unendlichkeit. Joey hebt den Kopf und blickt in Setos blaue Augen. Licht im Himmel. Er lächelt und seine Hände wandern zu Kaibas Gesicht. Jede Nuance dieses Augenblicks saugt er auf, als er Kaibas Gesicht umfasst. Kaibas Augen sind genauso erdrückend wie der Himmel, als er ihn zu sich zieht. Ihre Beziehung besteht aus Grenzen. Nicht aus Verpflichtungen, aber auch nicht aus Liebe oder Küssen. Kaiba lenkt ihr Leben, aber Joey bestimmt das Ziel. Und sein Ziel liegt jenseits aller Grenzen. Seto sagt nichts, tut nichts, als Joey ihn küsst. Seine Lippen sind weich und sanft, und er spürt, das Kaiba sich verspannt. Für einen Moment sieht Joey Setos verspannte Finger am Lenkrad, der Wagen rast über den Hügel und das Licht brennt auf ihrer Haut. Doch Seto gibt auf. Lippen auf Lippen, eine zaghafte Leidenschaft, als sie unerforschtes Territorium berühren. Kaiba ist kein guter Küsser, aber er gibt sich Mühe. Setos Haar kitzelt Joey und mit seinen Händen zieht er Seto näher an sich. Ihre Oberkörper berühren sich, und sie spüren den Herzschlag unter der Haut des anderen. Der Kuss endet, ehe er richtig begonnen hat. Joey geht auf Distanz und er betrachtet Kaibas Gesicht mit verhohlener Neugierde. Die Luft um sie herum ist flirrend heiß und geladen. Joey tut manchmal Dinge, die er nicht tun sollte. Er sprengt Grenzen, weil es ihm Spaß macht. Auch wenn es solche sind, die Seto Kaiba um sich herum gezogen hat. Joey zuckt mit den Schultern. "Ich bestimme das Ziel", sagt er nur. Setos Atem überschlägt sich fast, seine geschwollenen Lippen zittern. Aber er ist nicht böse. Die Sonne verbrennt seine Schultern, aber er beachtet es nicht. Er seufzt auf, die Leidenschaft spielt mit seinen blauen Augen. "Vermutlich werde ich mich doch irgendwann in dich verlieben..." Und Joey lächelt. Der Rocksong im Radio endet abrupt. ~ ~ ~ Thanks for Readin´ ^_^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)