Lass mich die Nacht überleben von Dahlie (Sakura & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 13: Das Wertvollste eines Menschen. ------------------------------------------- . . . Wenn du glaubst, du hast alles erreicht, kommt der Moment und dir wird klar, alles wofür du bis jetzt gekämpft hast, war sinnlos, deine Mühe vergebens, deine Anstrengung umsonst. Und dann überfällt dich eine Müdigkeit, deine Kraft ist zu Ende und du hörst auf zu rennen und nach etwas zu streben, was in weite Ferne gerückt ist. Ino erstarrte, mit einem Ruck drehte sie sich um und sah an Gaara vorbei. Im ersten Moment erkannte sie ihren Kollegen nicht, doch dann kroch die Gewissheit in ihr hoch. „K-Kiba.“ Ihre Worte waren leise und klangen unsicher. „H-Hör auf damit! I-Ihr steht auf einer Seite!“ Doch der Inuzuka reagierte nicht, seine Miene war unbewegt und fest entschlossen. Langsam drehte Gaara sich um, auch in seiner Miene war angesichts des Todes nicht zu erkennen, ob er Furcht hatte oder einfach nur abgehärtet war. „Er ist ein Henker!“, zischte Kiba voller Abscheu und der Rothaarige grinste kurz. Dann nickte er und Ino hörte die Sicherung der Pistole klicken. „Mach keinen Scheiß!“, entfuhr es ihr hysterisch. „Er mag ein Henker sein, doch er hat Sakura und mir das Leben gerettet!“ Gaara und Kiba sahen sich kurz in die Augen, dann wandte der Braunhaarige seinen Blick ab und sah zu Boden. Wütend biss er sich auf die Lippen. Der andere vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen und verstand die Reaktion seines Gegenübers. Es machte einen rasend, wenn man täglich mit ansehen musste, dass der Job, den man ausübte, nicht immer die gewünschte Zufriedenheit mit sich brachte. „Verzeih.“ Die Worte waren so leise über Kibas Lippen gekommen, dass Ino glaubte sich verhört zu haben, doch Gaaras Gehör war wohl um einiges besser als ihres, denn er nickte nur und sprach: „Hast du eine Zigarette?“ Überrascht zog Kiba eine hervor und der Rothaarige bedankte sich. Genüsslich blies er den Rauch aus und schwieg. Ino wusste nicht ganz, wie sie sich in solch einer Situation zu verhalten hatte. Kiba dagegen wollte die aufkommende Stille dagegen lieber aufrechterhalten. „Seid ihr immer so schweigsam, wenn ihr beisammen seit?“, unterbrach Gaara sie schließlich nach einer unbequemen Ewigkeit und die Blondine lächelte unsicher. Sie wusste nicht, was man nun von ihr erwartete. Rechts von ihr stand Gaara, der Mann mit dem sie wunderschöne Stunden des Sex verbracht hatte und wo sie hoffte, ihn näher kennen zu lernen, wenn der ganze Alptraum vorbei war und links von ihr stand ihr Kollege, mit dem sie seit einer langen Zeit zusammenarbeitete und der eigentlich von fast jeden ihrer Schritte in Kenntnis gesetzt wurde. Doch ihr Verhältnis zu Gaara schien noch ein Geheimnis zu sein, denn weder Ibiki noch Tsunade oder einer ihrer Kollegen hatte sie bis jetzt darauf angesprochen. Ino fragte sich, ob Gaara mit niemandem über das sprach, was er erlebte oder ob niemand ein Auge auf ihn hatte, denn er schien so gelassen zu sein, wie man als potenzieller Verräter nur sein konnte. Sie entschloss sich, dem Schweigen ein Ende zu setzten und wollte gerade seine Frage beantworten, als ihr jemand zuvor kam. „Nein.“ Die fremde Stimme ließ die Köpfe der drei Agenten nach links rucken und Ino erkannte Sai, der soeben aus der Besprechung mit Dr. Sabakuno und Sarutobi kam. „Wir achten halt ein wenig darauf, was wir von uns geben.“ Ein breites Grinsen fuhr über die Gesichtszüge des Schwarzhaarigen und Ino fragte sich, warum ihr Kollege so gut gelaunt auf sie zu schritt. Doch als auch Gaaras Haltung sich entspannte und er amüsiert den Kopf schief legte, war sie irritiert. „Sieht so aus, als hättest du mal wieder Recht, Kürbisköpfchen. Denn die Tatsache, dass es manchmal entscheidend für die eigene Haut ist, lässt wirklich so manche Stimmenbänder verstummen.“ Die beiden Männer traten aufeinander zu und schlugen jeweils die Rechte Hand zum Big Five ein. Einen kurzen Augenblick lang sahen sie sich stumm an, dann reichte Sai dem Rothaarigen eine Uhr. „Im ersten Moment habe ich wirklich geglaubt, du liegst unter der Erde und die Würmer haben ihren Spaß an dir, nun ja, wie gesagt im ersten Moment. Das Ziffernblatt bewies dann mal wieder deine Arroganz.“ Ungläubig sah Kiba von einem zum anderen. „Könntet ihr aufhören in Rätseln zu sprechen? Ino und ich würden euch gerne folgen.“ Die Blondine nickte und verschränkte die Arme vor der Brust. Lachend wandte sich Sai seinen zwei Kollegen zu und erklärte: „Gaara und ich sind alte Freunde. Wir kennen uns aus dem Dracula-Fall, ihr wisst schon, der Serienmörder damals in Orlando. Ich kam damals gerade von der Uni und Gaara von der Ausbildungszentrale. Nun ja, Fire-boy hat einen nicht gerade sympathischen Umgangston an den Tag gelegt.“ „Was man von dir ebenfalls nicht behaupten konnte“, schnaufte Ino belustigt und Sai hob empört eine Augenbraue. „Und wir sind überhaupt nicht nachtragend, Madame!“ „Ja, ja, ja!“, mischte sich Kiba ungeduldig ein. „Und woher wusstest du, dass Sabakuno am selben Fall arbeitet wie du? War das etwa schon die ganze Zeit klar oder...?“ „Nein“, sprach Gaara prompt und wehrte mit der Hand ab. „Es war eher Zufall.“ Sai nickte und erklärte: „Bis vor einigen Wochen habe ich sogar geglaubt, Gaara sei Uchiha zum Opfer gefallen. Ich wusste zwar, dass er an einem neuen Fall arbeitete, doch wir hatten seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr zueinander. Erst als man die geköpfte Leiche gefunden hat und dabei die Wertsachen untersuchte, gab es ein so genanntes Lebenszeichen. Die Uhr gehörte ihm und ich dachte zuerst, er wäre tot, doch dieses hübsche Ziffernblatt hat die Angewohnheit, ständig kleine Nachrichten zu verstecken.“ „Eigentlich war sie ja an Jiriaya gerichtet, doch der Depp scheint nicht in der Lage zu sein, sein Gehirn zu benutzen!“, brummte Gaara und trat zum nahe gelegenen Aschenbecher. Sai dagegen schien arg erfreut über seine Intelligenz. „Mein Glück jedenfalls war es, dass man mir seine Wertsachen aushändigte und ich somit in Kenntnis gesetzt war, dass es unter Uchiha noch einen weiteren Spion gab außer Sakura. Und als sie dann aufflog, hoffte ich halt, dass Gaara sie da rausholen würde.“ Kiba fiel es wie Schuppen von den Augen. „Ihr beide habt die ganze Zeit in Kontakt gestanden!“ „Natürlich.“, erboste sich Sai. „Meinst du, ich wäre sonst so locker mit dem Verschwinden zweier Kolleginnen gewesen? Durch einen kleinen Hinweis konnte ich Gaara den Tipp geben, dass ich wusste, was gespielt wurde.“ „Und wie?“ Ino wurde hellhörig und der Rothaarige erklärte: „Wir pflegen ein kleines Ritual unter uns. Das jetzt hier auszubreiten, ist nicht Ziel unserer harten Arbeit.“ Da die beiden Männer eine Spur breiter grinsten, rollte Ino mit den Augen. „Also im Klartext, ihr wusstet beide die ganze Zeit, was ablief.“ Sie nickten und Sai zwinkerte. „Sei nicht böse, Inolein. Aber manchmal ist es besser, wenn Männer ihre Arbeit wie echte Männer machen.“ „Total ignorant und teamunfähig!“, zischte die Blondine wütend. Die Tatsache, dass sie jemanden unter sich gehabt hatten, der die ganze Zeit über wusste, dass Sakura nicht auf verlorenen Posten gekämpft hatte, machte sie wütend. „Und wann hattet ihr vorgehabt, Sakura von eurem kleinen Spielchen zu erzählen?“ „Genau das war der Haken“, murmelte Sai leise. „Es gab keine Gelegenheit, Gaara einen Tipp bezüglich Uchihas Frau zu geben.“ Der Sabakuno nickte knapp. Er war aus allen Wolken gefallen, als sich die rosahaarige Mieze als FBI-Agentin entpuppt hatte. „Ganz ehrlich, Ino, Sakura hat ihre Arbeit so sauber gemacht, was ihre Rolle als nettes kleines Mädchen von nebenan anging, dass ich nicht den leisesten Verdacht gegen sie gehegt habe. Jede Handlung ergab bei ihr Sinn, ihr Lebenslauf war sauber, ihre Gestiken wirken nicht gespielt, ebenso wie ihr Umgang mit Uchiha. Sie war einfach zu…“, er suchte nach den richtigen Worten. „… zu echt. Unheimlich echt.“ Misstrauisch runzelte Kiba die Stirn. „Seltsam, war sie nicht in der Prüfung Undercover durchgefallen?“ Er wandte sich an Ino, diese zuckte jedoch nur mit den Schultern und sofort klingelte bei Gaara und Sai etwas. Sie warfen sich einen knappen Blick zu und der Jüngere versuchte die Situation in eine andere Richtung zu lenken. „Kann sein, aber du darfst nicht vergessen, dass Uchiha sie in dieser Zeit anziehend und attraktiv fand. Und wenn er so empfindet, dann liegt dieser Frau für einen kurzen Zeitraum die Welt zu Füßen.“ Kiba schüttelte sich bei diesen Gedanken und Sai schlug vor: „Ibiki hat uns frei gegeben und ich denke, wir alle brauchen mal wieder einen Tag nur für uns alleine.“ Er kramte in seiner Hosentasche und hielt seinen Kollegen jeweils drei Umschläge vor die Nase. „Drei verschiedene sichere Hotels und in jedem warten mehrere gemütliche Zimmerchen. Zieht Lose und verdrückt euch.“ Ein zufriedenes Lächeln zierte seine Lippen und Kiba ließ es sich nicht zweimal sagen. Gleichgültig zog er einen Umschlag und verabschiedete sich eilends. Ino dagegen zögerte, weshalb Sai ihr schließlich irgendeinen Umschlag in die Hand drückte und sprach: „Hau dich in die Heia, Inolein und hör auf hier einen auf Miesepeter zu machen.“ Er klopfte Gaara noch einmal auf die Schulter und dieser versprach, sich bald noch einmal zu melden. Ino biss sich auf die Unterlippe und sah den Gang entlang. Sie wollte nicht in ein Hotel der Extraklasse und sich dort entspannen, sondern viel mehr für ihre beste Freundin da sein. Was wenn Sakura aufwachte und niemand, dem sie vertraute, weilte an ihrer Seite? Was für eine Freundin wäre sie dann? Gerade als sie sich fest entschlossen auf den Weg zum Krankenzimmer machen wollte, spürte sie wie ein Arm sich um ihre Taille schlang und sie zurückhielt. „Ich denke, das wäre jetzt der falsche Augenblick“, flüsterte Ino, als sie den warmen Atem des Mannes hinter sich spürte. „Nein“, antwortete Gaaras raue Stimme ruhig. „Es wäre falsch, wenn du dich jetzt zu Sakura setzt. Denn du bist müde und brauchst Pause, sonst brichst du zusammen und dann bist du ihr auch keine Hilfe mehr.“ Ino schluckte hart und ohne dass sie es vermeiden konnte, rollte eine Träne über ihre Wange. Beschämt versuchte die darauf folgenden Tränen zurück zu halten, doch es gelang ihr nicht. „Warum bin ich so schwach?“ Mit zittrigen Händen wischte sie sich die Schwäche fort, ihr Atem ging unregelmäßig und sie musste sich zusammenreißen, um nicht in sich zusammenzusacken. „W-Wie machst du das?“ Irritiert runzelte Gaara die Stirn, als sie sich umdrehte und er in ihr verzweifeltes Gesicht blickte. „Wie kann dich das alles so kalt lassen und dich nicht berühren? Wieso hast du dich so unter Kontrolle?“ Der Rothaarige bemerkte, dass sie ihren Kopf gegen seine Brust lehnte und sich an seiner Jacke fest hielt. Noch immer zitterte sie und er war im ersten Moment überfordert, denn er wusste nicht, was sie nun von ihm erwartete. Zögerlich strich er ihr über den Rücken und schwieg. Das leise Schluchzen Inos hallte über den Flur und es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder im Griff hatte. „Musst du heute noch weg?“ Ihre Stimme war leise, fast nur ein Flüstern. Gaara hob ihr Kinn an, damit er sie davon abhalten konnte, weitere Tränen in seinen Bauch zu drücken. Er legte seine Stirn an die ihre und verneinte knapp. Kurz schloss Ino die Augen und er sah, dass es ihr nicht leicht fiel, das auszusprechen, was sie beschäftigte. „I-Ich weiß, du magst es nicht, wenn man dich um etwas bittet, aber… könntest du heute bei mir bleiben?“ Die Bitte überraschte ihn, denn bis jetzt hatte er sie als eine Frau eingeschätzt, die nie jemanden um etwas bat. Bis jetzt war sie immer willensstark und zielstrebig gewesen, niemand hatte sie seiner Meinung nach irgendwie davon abhalten können, ihren Weg fortzusetzen. Doch jetzt, wo er sah, dass sie an dem Abgrund stand ,welchen er so verachtete, wurde ihm zum ersten Mal bewusst, dass auch sie dieselben menschlichen Eigenschaften besaß wie so viele ihrer Kolleginnen. Dafür hatte er all die Frauen, auf die er bis jetzt getroffen war, verachtet. Egal in welchen Positionen sie sich befunden hatten, immer waren sie irgendwann an ihre Grenzen gestoßen und hatten gebrochen vor ihm gestanden. Als er Ino getroffen hatte, war er der Ansicht gewesen, dass sie ähnlich wie er war. Doch jetzt wurde er eines Besseren belehrt. Sie war genauso schwach wie die Frauen vor ihr. Normalerweise würde er sie nun abweisen, allerdings hielt ihn etwas zurück. „Ja.“ Seine Antwort war kurz und Gaara sah, wie sich ihre schmale Hand um die seine schloss. Ein kaum merkliches Lächeln schlich über ihre Lippen und sie hauchte: „Danke…“ Der Rothaarige spürte den verstärkten Druck auf seiner Hand und ihn beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Es fühlte sich seltsam schön und irgendwie richtig an. Im Angesicht seiner momentanen Situation versuchte Gaara dieses Gefühl zu unterdrücken, doch einzig und alleine in diesem Moment wollte sein Innerstes einfach nur genießen, nicht mehr kämpfen, ignorieren oder gar unterdrücken. Die Zuneigung und Zärtlichkeit, die Ino ihm entgegenbrachte lösten etwas in ihm aus, was er schon lange glaubte verloren zu haben. ~*~ Wütend riss eine junge Frau mit langen blondrötlichen Haaren die Tür zu einem Büro auf. Erzürnt sah sie auf den etwas jüngeren Mann, der hinter seinem Schreibtisch verweilte und auf wichtige Unterlagen sah. „Kankuro Sabakuno!“, zische die junge Frau und rauschte auf ihn zu. Dieser blickte noch nicht einmal auf, sondern ließ sich nur zu einem knappen Kommentar herab. „Mach die Tür hinter dir zu, Temari.“ Mit einem energischen Knall kam sie seiner Bitte nach und stemmte die Hände in die Hüfte. Sie warf ihr langes Haar nach hinten und knallte ihrem Bruder eine dicke Mappe auf den Tisch. Genervt zuckte der Arzt zusammen und sah auf. „Was ist los?“ Seine Stimme war beherrscht und ruhig, im Gegensatz zu seiner Schwester wusste er, dass Aufregung nur Energieverschwendung mit sich brachte. Temari funkelte ihn böse an und zischte: „Wo ist Gaara?“ Nichts ahnend zuckte Kankuro mit den Schultern. „Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?“ Temari stützte sich rechts und links an seinem Schreibtisch ab und sprach drohend: „Kanku, sollte ich irgendwann einmal die Wahrheit erfahren und du hast mich angelogen, dann gnade dir Christus!“ Wie ein Racheengel ließ sie von ihm ab und der Arzt seufzte tief. „Hör mal, ich weiß nur, dass er letzte Woche in Baltimore war und für Uchiha ein paar Agenten lahm legen sollte und vor drei Wochen war der werte Herr sogar hier im Krankenhaus. Ganze sechs Minuten habe ich ihn gesehen, bevor mir eine angeschossene Kollegin seinerseits in die Arme taumelte und ich alle Hände voll zu tun hatte, sie Undercover zu behandeln. Und falls du es genauer wissen willst, die Lady wird zurzeit im ganzen Land gesucht.“ Er lehnte sich zurück und beobachtete seine Schwester dabei, wie sie immer wieder mit sich kämpfte, ob sie klein beigeben sollte, oder doch noch einen mündlichen Angriff wagen sollte. „Und was willst du noch hier, außer mich über Gaara auszuquetschen?“ Beiläufig legte er ein paar Unterlagen zur Seite und griff nach der, die ihm seine Schwester gerade eben nur so auf den Tisch gepfeffert hatte. Er wusste, dass sich Temari am meisten von ihnen um Gaara sorgte, was nicht zuletzt daran lag, dass sie schon immer die große Beschützerin gespielt hatte. Doch seit der Jüngste von ihnen ein so genannter Schattenagent geworden war, gab er kaum noch ein Lebenszeichen von sich. Er rief so selten an, dass sie manchmal Monate lang nicht wussten, ob er überhaupt noch lebte. Temari, die beim CSI arbeitete, hielt ständige die Ohren steif, wenn es einen neuen Toten gab, der auf die Beschreibung ihres Bruders passen würde und jedes mal war es ein Kampf mit dem Ungewissen. „Kannst du Gaara das nächste Mal ausrichten, dass sein Neffe ihm gerne eine Geburtstagkarte schicken möchte, aber sein Onkel jedes Mal vergisst den Absender drauf zu schreiben?“ Einen Moment lang zuckten Kankuros Mundwinkel verräterisch, doch dann beherrschte er sich. „Das du immer noch so streng damit bist, nach außen hin eine ganz normale Familie mimen zu wollen, dabei wissen doch all deine Kollegen mittlerweile, dass dein Gatte ein gemeiner Hund von Anwalt ist und zwei deiner Brüder versuchen für den Staat etwas unter den Tisch zu kehren.“ „Zwei meiner Brüder ist gut gesprochen“, brummte die junge Frau. „Ich habe nur zwei, falls du es vergessen haben magst. Und wenn ich noch welche gehabt hätte, dann hätte Mutter weiß Gott alles dafür getan, dass sie einen vernünftigen Beruf erlernt hätten.“ „Zum Glück bleibt der alten Schachtel immerhin diese Schmach erspart“, murmelte Kankuro und schlug die Akte auf. Temari verschränkte die Arme vor der Brust und wollte zum eigentlichen Grund, weshalb sie hier war übergehen. „Und wie ist die Verfassung von Haruno?“ „Schlecht“, gab der Arzt Auskunft. „Körperlich gibt es keine Probleme, aber irgendetwas in ihr weigert sich wieder aufzuwachen. Sie schläft und schläft und schläft, es sieht fast so aus, als ob sie wochenlang nicht geschlafen hätte, dabei war sie gar nicht so lange in Gefangenschaft.“ Temari hob eine Augenbraue. „Hast du schon mal ans aufwecken gedacht?“ „Natürlich.“ Kankuro erhob sich und schritt zu einem Aktenschrank. „Allerdings störe ich nur ungern Patienten beim Genesen und da sie sich durch den Schlaf ziemlich gut erholt, warten wir halt bis sie aufwacht.“ Temari nickte und sie sprach: „Okay, dann warten wir halt. Ich versuche Watson zu verklickern, dass es noch eine Weile dauern kann, bis er sie zu sich holen kann. Weißt du, mich beschleicht so langsam das Gefühl, der Typ sieht in der Dame mehr als nur eine Kollegin, denn täglich rennt er mir die Bude ein.“ Kankuro stutzte und runzelte die Stirn. „Wie heißt der Typ?“ „Sai Watson.“ „Sieht schlecht für ihn aus“, veranlasste der Arzt und zog eine Akte hervor. „Denn meinen Informationen zufolge gibt es bereits einen Mann in ihrem Leben.“ Er machte eine knappe Geste und sofort wusste Temari, was er damit meine. „Oh…ist auch nicht gerade gut für sie oder?“ „Keine Ahnung, ich werde mich da nicht einmischen, schließlich ist das alleine ihre Entscheidung.“ Er warf einen Blick auf die Uhr und bemerkte, dass es für ihn endlich soweit war, die Schicht zu beenden. „Musst du nicht auch langsam mal nach Hause?“ Temari nickte und gab ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange. „Lass du dich auch mal wieder öfter blicken, du weißt doch, Dylan und Janis lieben dich fast so sehr wie Gaara.“ „Wenn auch nur fast“, merkte er an, als er die Tür zu seinem Büro abschloss. Seine Schwester grinste und schritt den Flur entlang, um mit dem Aufzug in die Garage zu fahren. „Ach Temari?“ Kankuro war so eben noch etwas eingefallen. „Die Karte, die Dylan verschicken will, gib sie einfach der Nervensäge. Ich verspreche dir, die Karte kommt schneller an als du glaubst.“ Leicht irritiert beschloss sie sich, den Rat zu Herzen zu nehmen, wer wusste schließlich, ob dieser Spinner von Watson nicht doch noch für etwas gut sein konnte. ~*~ Schwache Sonnenstrahlen weckten sie und automatisch hob Sakura die Hand, um nicht weiter geblendet zu werden. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit und sie sah sich zögerlich um. Überrascht bemerkte sie, dass sie dieselbe Kleidung trug wie ganz zu Anfang, als Ibiki ihnen den Fall Uchiha erklärte und sie um ihre Einwilligung zur Arbeit fragte. Nur zu genau erinnerte sich Sakura an das Schmuddelwetter und an die Tatsache, dass sie in Eile gewesen war. Um Tenten zu versöhnen, hatte sie in einem Coffee-Shop halt gemacht und dabei hatte sie den Kaffeebecher eines Mannes umgestoßen. Sakuras Magen verkrampfte sich, als an ihre erste Begegnung mit Sasuke dachte. Sie wollte diesen Gedanken loswerden und schüttelte den Kopf, um sich darauf zu konzentrieren, wo sie sich befand. Überrascht erkannte sie, dass sie auf dem Rand eines großen Springbrunnens der Innenstadt saß. Zu ihren Füßen gurten zufrieden weiße Tauben und hinter ihr im Wasser vernahm sie die freudigen Stimmen von kleinen Kindern, die vorsichtig vor sich hin tapsten. Sakura sah nach links und erkannte, dass viele Menschen das gute Wetter genossen und zum Einkaufen losgezogen waren. Dies alles erinnerte sie an ihre Zeit, bevor sie den Uchiha-Fall angenommen hatte. Damals hatte auch sie einfach so losziehen können, ein Leben ohne Zwänge genossen und einfach nur gelebt. Müde schloss Sakura die Augen und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen und atmete tief durch. »Bist du nicht etwas zu früh dran, um hier zu sein? « Sakura zuckte zusammen, als sie die Stimme erkannte und riss die Augen auf. Fassungslos starrte sie ihren Nebenmann an und bemerkte, wie dieser schmunzelte. Gelassen und leicht belustigt griff der Mann zu einem Stück Brot und zerstückelte es, damit er die Tauben zu seinen Füßen füttern konnte. Innerlich total verwirrt hob Sakura eine Hand, sie wollte ihn berühren, sich vergewissern, dass er wirklich neben ihr saß und kein Anflug von Nebel war. »Lass es lieber, du wirst nur enttäuscht sein. « Erschrocken hielt sie inne und bemerkte, dass er sie gerade heraus ansah. »Ich bin tot, daran wird sich auch nichts ändern, wenn du mich berührst. « Sofort ließ Sakura ihre Hand sinken und ihre Miene wurde traurig. »Es tut mir leid, Shino. « »Was? « Er lachte heiser, fast schon vergnügt. »Dass ich dumm genug war und in meinen sicheren Tod gelaufen bin? Nein, dass muss dir nicht leid tun. Ich bin selbst Schuld. « Darauf schwieg Sakura und wandte ihren Blick ab. Schweigend saßen sie nebeneinander und Sakura sah auf die Tauben, die vor ihren Füßen gurrten und vergnügt nach den Brotkrümmeln pickten, die Shino ihnen zuwarf. Ihre Kehle fühlte sich seltsam trocken an und ihr wurde bewusst, dass sie etwas sagen musste, um die Stille zu durchbrechen. »Ich bin aufgeflogen. « Ihre Worte hallten in ihren eigenen Ohren wider und sie erwartete mit Herzklopfen die Antwort ihres Nebenmanns. »So? « Noch immer lächelte Shino und nahm keine Notizen von Sakuras Sorgen. »Ich war unachtsam und naiv. Mein Verstand hat mich im Stich gelassen. « Zum ersten Mal verdunkelte sich die Miene des ehemaligen Agenten und er widersprach ihr. »Nein Sakura. Es war nicht dein Verstand, der dich im Stich gelassen hat. Es war viel mehr dein Herz. « Die Rosahaarige vergrub ihren Kopf in ihren Handflächen, Selbstvorwürfe überkamen sie. »Nein! Ich habe gewusst, dass mein Verstand die Oberhand behalten muss, um lebend aus der Hölle zu kommen und doch habe ich nicht auf ihn gehört! Ich bin einfach zu dumm! « Sie biss sich auf die Unterlippe und ging die ganzen Fehler, die sie wie ein Anfänger begonnen hatte, durch. In der Theorie war sie einer der Besten gewesen, doch in der Praxis hatte sie sich verhalten wie der letzte Depp. Warum war ihr nicht klar gewesen, dass Sasuke all seine Passwörter überwachen ließ, im Haus Überwachungskameras installiert hatte und mehr Leute unter ihm arbeitete, als sie sich vorstellen konnte? »Weißt du Sakura, Ibiki hat vergessen, Ino und dir etwas ganz Entscheidendes beizubringen. Und ich glaube, er hat es mit Absicht weggelassen. « Er lächelte wieder und setzte seiner Tätigkeit ein Ende. »Gegen sein Herz kann man nicht ankämpfen. Wenn das Herz entscheidet, dann kannst du auch nicht mehr mit deinem Verstand dagegen ankämpfen. Denn Liebe ist ein Gefühl, das sich nicht unterdrücken oder gar ignorieren lässt. Du kannst es nur annehmen und dazu stehen. « Sakura hob den Kopf und bemerkte, dass ihr einstiger Kollege sie geradeaus sah. »Du hast das Richtige getan, als du beschlossen hast, auf dein Herz zu hören. « »Dann war ich wohl die Einzige « flüsterte sie leise, doch Shino lachte darüber, was sie verärgerte. »Oh nein! Du bist umgeben von Menschen, die ihre Gefühle nicht kontrollieren können. « Er zeigte auf ihre Hand und Sakura folgte seinem Blick, sofort verkrampfte sich ihr Magen und zog sich zusammen, als sie verstand, was er meinte. Noch immer schmückte ein schlichter silberner Ring ihren Ringfinger und setzte somit unbewusst ein Zeichen. Sakura hatte dieses kleine Schmuckstück in all der Aufregung und den Geschehnissen der Tage vollkommen vergessen. »Ein Ring ist nicht unbedingt nur ein Ring «, begann Shino und die Rosahaarige erinnerte sich an die Lebensgeschichte ihres Kollegen. Auch er hatte einst eine Frau so sehr geliebt und ihr eine Bedeutung beigemessen, die nur wenige Menschen kannten. »Ein Ring dieser Art verbindet und sagt etwas aus, was mit Worten nicht zu erklären ist. Du hast Uchiha geheiratet, aber nicht von dir aus. Den ersten Schritt zu dieser ewigen Verbindung hat er selbst getan. « Sie nickte knapp, doch trotzdem kam in ihr die Frage auf, ob er es wirklich wegen den Gefühlen willens gemacht hatte oder nur, weil es genug andere ausschlaggebende Gründe gegeben hatte? Nur zu gut erinnerte sie sich an seine erste Verlobte. Auch sie musste geglaubt haben, dass er sie wirklich liebte und trotzdem war sie am Ende wegen irgendeines Grunds, den sie nicht kannte, gestorben. Shino bemerkte ihre Unsicherheit und seufzte tief. Sein Blick streifte ihr Gesicht und er sprach: »Unsicherheit gehört zum Leben Sakura. Ob Uchiha dich wirklich so geliebt hat, wie du ihn, das kannst du nur herausfinden. Doch dabei solltest du eins nicht vergessen. Der Umgang mit ihm ist für dich lebensbedrohlich. Ihr steht auf zwei Seiten, handelt nach verschiedenen Gesetzen und habt jeweils andere Gerechtigkeitsvorstellungen. « »Es war niemals leicht! «, entfuhr es Sakura heftig. Sie hasste es, von jedem gesagt zu bekommen, dass ihre Liebe zu einem Mann, der auf einer ganz anderen Seite stand als sie, unmöglich war und in keiner Weise zu tolerieren ist. Ino hatte ihr oft genug eine Predigt darüber gehalten, ihr innerstes Gewissen ebenfalls. »Nein « schloss sich Shino ihr überraschenderweise an. »Und es wird auch niemals leicht sein. Doch vielleicht hilft es dir, wenn ich dir versichere, dass die Schmerzen, die du zurzeit empfindest, auch etwas Gutes haben. « Die Rosahaarige lächelte gequält. »Natürlich! Genauso wenn es etwas Gutes hat, in einer Prüfung volles Rohr durchzufallen. « Sie klang sarkastisch und bemerkte, dass die Mundwinkel ihres Nebenmannes verräterisch zuckten. Jedoch ließ sich Shino zu keinem Lächeln herab, sondern erklärte ihr ernst: »Schmerzen sind ein Zeichen dafür, dass du lebst und noch in der Lage bist zu empfinden. « Überrascht zog Sakura eine Braue hoch und sah ihn irritiert an. »Unser Leben ist das kostbarste, was wir haben, Sakura und glaub mir, viele Menschen in deinem Umfeld wissen das besser als du vielleicht ahnst. « Unweigerlich dachte sie an Gaara, den rothaarigen Agenten, der sie vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Dann kam ihr Ino in den Sinn, schließlich Ibiki und ihre zwei männlichen Kollegen. »Wenn du atmest, dann spürst du deine Umgebung so genau, wie mit keinem anderen Sinn. Wenn du hörst, dann erinnert sich dein Unterbewusstsein an Dinge, die du glaubst bereits vergessen zu haben, wenn du siehst, dann nimmt deine Welt ein Bild an, welches nur dir alleine zur Verfügung steht und wenn du schmeckst, dann reagiert seine Seele auf das, was sich dir bietet. « »Und wenn du fühlst, dann schäme dich nicht, denn es ist menschlich «, beendete Sakura leise die Aufzählung und bemerkte, wie ihr einstiger Kollege nickte. »Ja. Vergiss das niemals. « »Nein. « Es war nur ein einziges Wort und doch lag ein Versprechen darin, das sie auf ewig halten würde. Sie sahen einander an, stumm und es war, als ob sie keine Worte mehr brauchten, um den jeweiligen anderen zu sagen, was ihn erwarten würde. Die Verbundenheit, die sie miteinander teilten, war nicht mit dem menschlichen Auge zu sehen, sondern nur in ihren jeweiligen Herzen. Beide hatten Spuren hinterlassen, die sich niemals wieder auslöschen lassen würden. Sakura musste lächeln und zum ersten Mal seit sie aufgeflogen war, fühlte sie sich frei. So frei, dass ihr Verstand zurückkehrte, sie die Realität mit klarer Sicht vor sich sah und wusste, was sie nun zu tun hatte. Es war, als wäre sie Jahre zurück gereist und sie erinnerte sich an das aufpuschende Gefühl, dass sie einst berauscht hatte, als sie mit der Ausbildung zum FBI-Agenten angefangen hatte. Stärke, Zielstrebigkeit, Tatendrang… Sakura öffnete ihre Augen und blickte im ersten Moment an eine kahle Decke. Vorsichtig richtete sie sich auf und sah sich um. Langsam wurde ihr klar, dass sie sich in einem Krankenhaus befinden musste. Hatte sie es also tatsächlich doch noch geschafft. Ein leichtes Lächeln zierte ihre Lippen und sie sah auf ihren geschundenen Körper. Wie lange war sie schon hier? Wer hatte sich um sie gekümmert? Was war in der Zwischenzeit alles passiert? Die junge Frau bemerkte die geschlossenen Gardinen und verspürte den Drang, sie zu öffnen. Langsam und zögerlich schlug Sakura die Decke zur Seite und bemerkte, dass sie ein dünnes hellblaues Nachthemd trug, das nicht ihr eigenes war. Sie legte den Kopf ein wenig schief und musterte ihren verbundenen Fuß, mehrere leicht sichtbare blaue Flecken machten sich an Knie und Oberschenkel bemerkbar. Nun besah sie sich ihre Arme. Die Stelle, an der man sie verbrannt hatte, war sicher abgedeckt, doch ihre Finger wiesen noch immer Risse und Schnittwunden auf, ebenso ihre Unterarme. Sakura tastete unter das Nachthemd und stellte fest, dass man sie auch an den Rippen bestens versorgt hatte. Sie musste ziemlich lange nicht anwesend gewesen sein, denn als sie sich das letzte Mal selbst betrachtet hatte, waren die Verletzungen um einiges frischer gewesen. Wie viel Zeit wohl vergangen war? Sakura schluckte und sah erneut zum Fenster. Langsam, fast zögerlich erhob sie sich und spürte ein starkes Ziehen an ihren Rippen. Schwankend setzte sie einen Fuß vor den nächsten und zog die dunklen Vorhänge zur Seite. Zuerst kniff Sakura die Augen zusammen, als sie das helle Licht blendete. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit und die Haruno verstärkte ihren Griff um den Vorhang. Sie sah auf den Parkplatz eines Krankenhauses. Der Schnee, der in ihrer Erinnerung noch mehrere Zentimeter hoch gewesen war, war nur noch durch Matsche zu erkennen. Vorsichtig, fast zärtlich legte sie eine Handfläche auf die Glasscheibe und spürte die Kälte. Es war, als würde die dünne Wand sie von der Realität von draußen abschirmen und trennen. Während sie ihren inneren Kampf ausgetragen hatte, war dort draußen alles seinem gewohnten Gang gegangen. Jetzt war es auch für sie wieder Zeit, in die Realität zu treten und ihren Job zu Ende zu machen. Zumindest sobald sie wieder auf den Beinen war. Sakura zuckte zusammen, als sie hinter sich das Klicken eines Schlosses bemerkte und drehte sich um. Überrascht erblickte sie eine junge Frau mit langen rotblonden Haaren. Ihr Gesicht kam der Rosahaarigen leicht bekannt vor, doch erst die Augenfarbe verriet sie. „Mrs. Sabakuno.“ Flüsterte sie leise und Temari war sichtlich erstaunt und lächelte zustimmend. „Schön, dass Sie wieder wach sind, Miss Haruno, ihre Kollegen und ich hatten schon Sorgen, sie würden uns gar nicht mehr aufwachen.“ Sie trat auf einen Stuhl zu, während Sakura es vorzog, stehen zu bleiben. „Ihre Kollegen werden erfreut sein, wenn sie hören, dass Sie wieder wach sind.“ Sakura hatte keine Lust, auf ein Schwätzchen und verzog keine Miene. „Wann kann ich wieder anfangen zu arbeiten?“ Temari seufzte tief, die junge Frau vor ihr sprach schon fast wie ihr Bruder. Statt sich auszuruhen und zu Kräften zu kommen, wollte sie gleich wissen, wann sie wieder auf das Schlachtfeld konnte. „Ibiki lässt ausrichten, dass Sie jeder Zeit wieder einsteigen können. Allerdings wird ihre Funktion sich ein wenig ändern im Team“, erklärte Temari langsam und bemerkte, wie die Haruno sich versteifte. Natürlich war ihr bereits klar gewesen, dass sie nicht mehr Undercover arbeiten konnte, schließlich musste sie jetzt eine der meist gesuchten Frauen Amerikas sein. „Hat Ibiki näher verlauten lassen, um was es sich handeln wird?“ „Ja in der Tat, das hat er.“ Die Sabakuno griff in ihre Handtasche und kramte einen Pieper hervor. „Sie werden ihr Köpfchen wieder anstrengen müssen, denn Ibiki kam zu der Annahme, dass Sie für gewisse Handlungsabläufe gegen Uchiha von Nutzen sein könnten. Vielleicht finden Sie ja hinter seiner ganzen Arbeit so etwas wie ein Handlungsmuster.“ Sie lächelte zuversichtlich und gab eine Nachricht ein. „Dafür hat man angeordnet, dass Sie für diesen Zeitraum bei ihrem Kollegen Watson wohnen und arbeiten werden. Ich hoffe, das macht ihnen nichts aus.“ Sakura verneinte. Eine Zeit lang bei Sai zu wohnen, würde ihr besser tun, als wenn man sie nun in eine fremde Wohnung stecken würde, wo alle drei Tage jemand mit Essen vorbeischauen müsste. „Kein Problem. Wann darf ich fahren?“ „Sobald ich mit ihnen fertig bin“, vernahm sie eine fremde Stimme und Sakura sah an der rotblonden Frau vorbei. Es dauerte etwas, bis sie den Arzt erkannte. „Dr. Sabakuno“, entfuhr es ihr und er lächelte anerkennend, als er seinen Namen vernahm. „Sie scheinen ein ausgesprochen gutes Gedächtnis zu haben.“ Er trat näher und klopfte der rotblonden Frau auf die Schulter. „Ganz wie meine verehrte Schwester. Vielleicht könnten Sie ihr den Platz als Schach-Champion streitig machen.“ Die Art und Weise, wie er versuchte die Stimmung ein wenig zu heben, gefiel Sakura und sie ließ sich ebenfalls zu einem Lächeln herab. „Vielleicht. Wie lange werden ihre Untersuchungen dauern?“ Die Sabakunogeschwister warfen sich einen kurzen knappen Blick zu, dann strich sich der Arzt durch das etwas längere blonde Haar und erklärte sachlich: „Ich schätze nicht mehr als zwei Stunden. Danach werden Sie von einem Mann namens Inuzuka abgeholt.“ Innerlich freute sich etwas in Sakura. Endlich einmal würde sie Kiba wieder sehen. Sie hatten seit über acht Monaten unregelmäßig miteinander telefoniert, da die Gefahr für beide zu groß gewesen war. Jetzt freute sie sich, dass sie endlich einmal wieder etwas Zeit miteinander verbringen konnten. „Gut, dann lassen Sie uns mit den Untersuchungen beginnen.“ Kankuro hob eine Augenbraue und schickte seine Schwester raus. Endlich verstand er den Zusammenhang zwischen dieser Agentin, seinem Bruder und dem Uchiha. Alle drei wurden niemals müde für etwas zu kämpfen. Je nach ihren moralischen Ansichten arbeiteten sie so lange, bis sie erreichten, was sie wollten. Miss Haruno würde sich schneller wieder mitten im Getümmel finden, als es ihm lieb war. Normalerweise veranlasste er bei solchen Patienten eine Ruhe von mindestens drei Monaten. Doch da Ibiki ihn gebeten hatte, ihretwillen eine Ausnahme zu machen, blieb ihm wegen ihres bestimmten Charakters nicht viel übrig. ~*~ Gelassen lehnte sich Sasuke Uchiha zurück und warf einen Blick auf die Stadt. Das trübe Wetter passte sich seiner Laune an und seine Miene verhärtete sich. Vor ihm dampfte eine Tasse mit schwarzem Kaffee, die bis jetzt unberührt geblieben war. Unter seinen dunklen Augen lagen leichte Schatten, doch seine Wachsamkeit hatte anhand seiner Müdigkeit nicht gelitten. Seit Wochen war Sakura fort und es gab nicht die geringste Spur von ihr. Die Ungewissheit raubte ihm den Schlaf. Egal was er tat, ob er sich betrank, Tabletten schluckte oder versuchte bis in die Nacht zu arbeiten. Immer wieder tauchte ein und dasselbe Gesicht vor ihm auf. Helle grüne Augen, die ihn zärtlich ansahen. Weiches rosa Haar, das ihn kitzelte und eine Miene, die er niemals richtig gedeutet hatte. Müde knöpfte er sich die Knöpfe seines Hemdes auf und lockerte die Krawatte. Noch immer war sie ihm ein Rätsel und das, obwohl er geglaubt hatte, sie zu kennen. Jede ihrer Gesten hatten einen Sinn ergeben, ihr Lachen hatte in seinen Ohren echt geklungen und ihr Verhalten ihm gegenüber war so ganz anders gewesen, als er es von Frauen gewohnt war. Und genau dies hätte ihn stutzig machen sollen. Keine Frau an seiner Seite hätte ihn behandelt wie jeden anderen Mann auch. Sie alle hatten ihm bis jetzt das Gefühl gegeben, dass er etwas Besonders war. Doch Sakura war die Erste gewesen, die von ihm erobert werden wollte, worum er sich schließlich nicht lange bitten gelassen hatte. Sasuke legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Er konnte nicht leugnen, dass sie ihn vollkommen in ihren Bann gezogen hatte, denn eine durchschnittliche normale Frau hätte er niemals geheiratet. Dass sie kein Durchschnitt war, bewies ihre eigentliche Berufswahl. Er war nach allen Regeln der Regierung auf eine FBI-Agentin hereingefallen. Im ersten Moment war er nicht anders als verärgert und enttäuscht gewesen. Verärgert wegen sich selbst, dass er die ganzen Anzeichen auf ihre Tätigkeit nicht erkannt hatte und enttäuscht, dass sie ihr Land vor ihm gewählt hatte. Die Tatsache, dass Naruto ihm ihre Schwäche offenbart hatte, verunsicherte ihn noch mehr. Sasuke war davon ausgegangen, dass sie keine Schwäche besaß. Doch nun, da sie in der Folter ein einziges Mal und das nur wegen ihm, eine Regung von sich gegeben hatte und somit ihre Fassade zerbröckelt war, ließ ihn nicht los. Ständig dachte er über ihr Verhalten nach und versuchte es nachzuvollziehen. Doch er konnte es nicht. Wenn sie ihn wirklich geliebt hätte, dann hätte sie keinen Verrat begannen, allerdings hätte sie auch nicht auf eine Äußerung bezüglich seiner Beschäftigung reagiert. Er wäre ihr egal gewesen. Der Uchiha seufzte tief und murmelte: „Zu viele hätte und wäre. Ich sollte aufhören, mir darüber den Kopf zu zerbrechen.“ Er griff zu seiner Tasse und nahm einen kräftigen Schluck. Dann klopfte es an der Tür und er brummte ein `Herein`. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass zumindest auf seine Henker noch Verlass war. Die drei Männer traten ein und dem Uchiha wurde sofort bewusst, das sie alle ziemlich müde und angeschlagen wirkten. Wahrscheinlich litten sie noch mehr unter Schlaflosigkeit als er. Doch wenn, dann ließen sie sich nichts davon anmerken. Wie üblich waren alle drei in schwarz gekleidet, sie traten bis in die Mitte des geräumigen Wohnzimmers und warteten. „Setzt euch“, forderte Sasuke sie auf. Misstrauisch warfen sich Gaara und Shikamaru einen Blick zu, während Naruto sich bereits auf der dunklen Ledercouch seinem Chef gegenüber niederließ. Zögerlich taten es ihm die anderen beiden Henker gleich. „Wie läuft das Geschäft?“, war Sasukes erste Frage und der Blonde räusperte sich. „Wie man es nimmt, alles läuft so, wie du es gerne hättest, allerdings immer wieder mit kleinen Zwischenfällen.“ „Inwiefern?“ „FBI und CSI“, gab Gaara zu und erläuterte: „In letzter Zeit scheinen sie einen ganz besonderen Riecher entwickelt zu haben, was Stoff angeht. Und nicht mehr lange und sie wissen, wie unser System funktioniert.“ Shikamaru lachte und tippte sich an die Stirn. „Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass jemand meine Spielzüge voraussehen kann.“ Sasuke musterte den Schwarzhaarigen. In der Tat, der Plan, den Shikamaru entworfen hatte, war weitaus genial. Nicht einmal er selbst stieg dahinter, um was für ein System es sich handelte. Seit knapp zwei Jahren lief alles wie am Schnürchen und er glaubt nicht, dass die Gefahr bestand, dass irgendjemand tatsächlich den Grips besaß, um ihnen dazwischen zu funken. „Ach nein?“ Gaara hob eine Augenbraue und wirkte gereizt. „Dann erklär mir mal, warum man alleine in New York 32 unserer Dealer rein zufällig geschnappt hat!“ Shikamaru zuckte mit den Achseln. „Kann vorkommen.“ „Und dass wir sechs Schießereien, 19 Festnahmen und drei misslungene Attentate auf unserem Konto haben, kann ebenfalls vorkommen?“ Sasuke warf Naruto einen strengen Blick zu. „Ich dachte, es läuft alles wie am Schnürchen?“ „Na ja, von 19 Festnahmen sind 11 wieder draußen und die Dealer sind allesamt zu tot, um zu plaudern, ich dachte, das wäre nicht weiter erwähnenswert“, rechtfertigte sich Naruto beleidigt. Sasuke sah auf den rothaarigen Henker, er sah wie immer schrecklich müde aus, doch dieses Mal schwang Gereiztheit in seiner Stimme. Gaara war nicht schnell aus der Ruhe zu bringen, doch jetzt schien er die Faxen dicke zu haben, was das Saubermachen anbelangte. Dem Uchiha wurde klar, dass es bald eine Veränderung in seinem bisherigen System geben musste. Auch wenn einzig und alleine Shikamaru die Funktion verstand, so war ihm wohler zumute, wenn es möglichst schnell ein neues System geben würde. „Shikamaru, ich möchte dass Sie sich noch heute an eine Erneuerung des Systems setzen. Ich denke, es wird Zeit, dass wir unsere Strategie ein wenig auffrischen.“ Verblüfft nickte der schwarzhaarige Henker. „In Ordnung, es könnte allerdings eine Woche dauern, bis ich ein paar Vorschläge machen kann. Denn so etwas braucht leider etwas Zeit.“ „Sie haben drei Wochen, dann möchte ich die ersten Vorschläge hören und dieses Mal verstehen, wie ihr System genau funktioniert. Wir müssen damit rechnen, dass Ihnen irgendwann eine Kugel durch das Hirn geblasen wird und niemand weiß, wie ihr System funktioniert.“ Irritiert nickte der Nara, dann sah Sasuke zum jüngsten Henker. „Sie, Gaara, werden sich jetzt sofort ins Bett legen und nicht vor Donnerstag wieder aufstehen. Wagen Sie es nicht, meine Geduld auf die Probe zu stellen, denn ich werde Sie beschatten lassen.“ Gaara zweifelte nicht eine Minute an den Worten seines Chefs und lehnte sich entspannt zurück. „Es wird Zeit, dass Sie endlich einmal wieder in den Genuss des Schlafs kommen.“ Ein kaltes Lächeln zierte die Lippen des Uchihas, ehe er sich an Naruto wandte. „Und du wirst weiterhin deine Arbeit erledigen. Vergiss dabei nicht, ein wenig wachsamer zu sein.“ Der Blonde grinste und bemerkte, dass sein Boss sie mit den Worten entlassen hatte. Kurz bevor sie die Tür erreichten, sprach Sasuke: „Am 18ten findet die letzte große Übergabe statt, bereitet dafür schon mal alles vor. Ich habe keine Lust, hinterher eine böse Überraschung zu erleben.“ Die drei Henker nickten und während Gaara und Shikamaru nach draußen traten, schloss Naruto die Tür hinter ihnen. „Darf ich fragen, wo ich antanzen soll?“ „Halle 65 San Francisco.“ Sasuke verschwieg, dass es die letzte Übergabe dieses Models werden würde und drehte den Kopf ein wenig, um seinen Mitarbeiter und Freund gleichzeitig im Auge behalten zu können. Seufzend vergrub Naruto seine Hände in den Jackentaschen und sprach: „Hast du über das, worum ich dich gebeten habe, nachgedacht?“ „Hyuuga?“ Naruto nickte, seine Miene war angespannt und er bemerkte, dass sein Boss ihn ein wenig zappeln ließ. „Ja habe ich, sag deiner Freundin, ich werde mich demnächst persönlich mit ihr darüber unterhalten.“ Etwas beruhigt atmete er aus und biss sich leicht auf die Lippe, es war, als fehlten ihm die Worte für das, was er noch aussprechen wollte. „Was gibt es noch?“ Der Uzumaki schluckte knapp und versuchte so neutral wie er nur konnte zu klingen. „Es geht um Sakura… du solltest dir nicht so einen Kopf um sie machen, sie behindert deine Arbeit.“ Dass er von seinem Mitarbeiter und Freund zurecht gewiesen wurde, machte Sasuke wütend und er ballte die Hände zu Fäusten. „Das weiß ich“, zischte er ungehalten und Naruto wurde sofort klar, dass er die Gutmütigkeit seines Chefs nicht überstrapazieren durfte. Was seine Ehefrau anging, war er momentan sehr empfindlich, was nicht zuletzt an ihrer Flucht gelegen hatte. „Ich habe Informationen über sie.“ Narutos Herz pochte einen Augenblick lang ungewohnt schnell und er versuchte seine verkrampfte Körperhaltung in den Griff zu bekommen. Alleine der fordernde Blick Sasukes ließ ihn weiter sprechen. „Zuletzt wurde sie im South-West Hospital gesehen. Wir wollten zugreifen, doch die Situation erwies sich als äußerst ungünstig.“ „Inwiefern?“ „Sie wurde zu gut geschützt. Noch bevor unsere Leute registrieren konnten, dass es sich tatsächlich um deine Ehefrau handelte, hat man sie auch schon aus den Augen verloren.“ Er strich sich frustriert durch das helle Haar. „Doch allen Anschein nach scheint sie bereits wieder fit zu sein, auch wenn ihre hinkende Flucht eine andere Körpersprache zulässt. Denn soweit ich mich erinnern kann, hat man ihr ins Bein geschossen und ein Schuss hat ihren Arm gestreift. Und nicht zu vergessen, sind Gaaras und Shikamarus Verhörmethoden nicht gerade ein Kinderspiel. Sie wird einiges weggesteckt haben.“ „Weißt du, wo man sie hinbringen wird?“ „Nein“, gab Naruto zu. „Doch ich hege einen leisen Verdacht.“ „Und welchen?“ Der Uchiha lehnte sich entspannt zurück, seine Miene war unleserlich und wüsste Naruto es nicht besser, würde er es als Desinteresse abschätzen. „Sakura hat gezeigt, dass sie mehr Köpfchen besitzt als wir ihr zugetraut haben. Ihre Flucht, die sie zu 90 Protzentiger Wahrscheinlichkeit alleine begonnen hat, zeigte, dass sie in der Lage ist, auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. So wie ich das FBI einschätze, wird sie weiter an deinem Fall mitarbeiten, wenn auch nicht mehr Undercover.“ „Was macht dich da so sicher?“ „Ein Hinweis, der sicherer nicht sein könnte“, erwiderte Naruto knapp. Sasuke nickte verstehend und verabschiedete den Blonden. Als die Tür ins Schloss fiel, erhob er sich aus seinem Sessel und steckte die Hände in seine Anzugshose. Sein Blick war starr nach draußen gerichtet und er lehnte seine Stirn gegen die kalte Fensterscheibe. Sasuke schloss die Augen und erneut sah er das Gesicht vor sich, welches er nicht aus seinen Träumen verbannen konnte. Es ging ihr gut, sie war am Leben. Diese Nachricht musste ihn eigentlich erfreuen und doch tat sie es nicht. Noch immer war er ruhelos und er wusste, dass er nicht eher zu Ruhe kam, bis er sie wieder an seiner Seite wusste. Sie gehörte ihm und war sein! Niemand würde je über ihm stehen, nur ihm alleine stand es zu, Sakura zu besitzen, sie zu beherrschen, ihre Gedanken zu kontrollieren. Er würde sie zurückbekommen, koste es, was es wolle und ganz egal mit welchen Mitteln. Seine rechte Hand ballte sich zur Faust und Sasuke biss sich auf die Unterlippe. Er brauchte diese Frau unbedingt, er war abhängig, sie hatte ihn in ihren Fängen und er wusste, dass er erst wieder Herr seines Selbst werden würde, wenn er sie bei sich hatte. Philosophisch betrachtet... ist das Leben ein Duell, bei dem wir uns mit dem Schicksal schlagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)