Traditions von Lunatik (Tendershipping (auch Bronzeshipping)) ================================================================================ Prolog: Die Wege des Schicksals sind unergründet ------------------------------------------------ Der frische Wind wehte durch den Wald, streifte die Kronen der Bäume, welche ihn mit fröhlichem Rauschen begrüßten. In den Nestern quiekten hungrig die gerade erst geschlüpften Kücken, während die stolzen Mütter in den Himmel empor stiegen, um ihren Kleinen Nahrung zu besorgen. Erste Blumen streckten sich der Sonne entgegen und das weiche Gras beugte sich unter dem Herrn der Lüfte. Ein Gefühl des atmenden Lebens breitete sich aus, holte auch die letzten Eichhörnchen aus ihren Verstecken. Am Rande dieses Waldes stand ein altes Haus, gebaut aus Holz. Daran grenzte ein großes, aber leeres Dojo. Vor diesem saß ein junger Mann, nicht älter als 25, und rauchte eine Zigarette. Seine weißen Haare, die im Sonnenlicht glänzten, fielen auf den traditionellen Kampfsportanzug. Die schwarze Hose verriet den Rang eines Meisters. Gemütlich rauchte er zu Ende und betrachtete noch eine Weile lang den wolkenlosen Himmel. „Bald kriege ich Gesellschaft.“ *** „Hey, Kleiner, bring uns noch Bier!“ Eine schmutzige große Hand klatschte auf dem Po des jungen Mannes, der bei dieser unsanften Berührung seine Lippen zu einer dünnen Linie presste. Hastig sammelte er die leeren Gläser auf sein Tablett und flüchtete hinter die Theke, um die Bestellung der vier Männer zu holen. Als er das Bier am Tisch abstellte, spürte er sofort wieder die Hand an seinem Hintern. Eine andere Hand packte den jungen Kellner am Handgelenk und zog ihn zu dem Mann, neben dessen Platz sich der Kellner gerade befand. „Gibt’s hier auch was anderes außer Bier, wenn du verstehst was ich meine?“, grinste der Mann. „Bitte… Lassen Sie das…“, stammelte der Angesprochene leise. Die Männer lachten heiter auf und der junge Mann wurde losgelassen. Sofort ergriff er die Flucht und huschte hinter die Theke. Er konnte Betrunkene einfach nicht leiden. Der Blick auf die Uhr entlockte ihm ein erleichtertes Seufzen. Seine Schicht war vorbei. „Ryou! Der Chef will dich sehen“, rief ihm seine Ablösung zu und Ryou nickte nur. Schnell verschwand er durch die Hintertür. Ryou verließ seufzend das Büro des Kneipenbesitzers und machte sich auf den Weg nach Hause. Der Chef, ein sehr netter und schon nicht mehr ganz junger Mann, hatte ihm vorgeschlagen ein Kampftraining zu absolvieren, um sich die aufdringlichen Gäste vom Hals zu halten und den Geist zu stärken. Er hatte sogar schon einen alten Freund gefragt, der ganz zufällig Meister in Aikido war, ob er sich Ryou annehmen würde. Und dieser hatte auch noch ein eingewillig! Ryou seufzte während er aus dem Bus stieg. Schön und gut, ein Kampftraining würde ihm wirklich nicht schaden, doch das Problem war… Dass dieser Meister abgeschieden am Rande eines Waldes in den Bergen wohnte und Ryou dann für einen ganzen Monat praktisch von der Welt abgeschnitten wäre! Noch dazu müsste er einen Monat lang Urlaub nehmen und das wäre dann sein ganzer Urlaub für das Jahr… Doch wie Ryou nun mal war, konnte er den fürsorglich und bittend dreinschauenden Augen des Chefs nicht widerstehen, der sich anscheinend wirklich schreckliche Sorgen um ihn machte, und hatte schließlich zugesagt. In einer Woche würde das Training also beginnen. In Gedanken schon beim Packen öffnete er die Haustür. *** „MARIKU!“, ertönte es lautstark durch ihre gemeinsame Wohnung. „Was?“, war die mürrische Antwort. „Kannst du dich nicht ein einziges Mal beherrschen?! Ich will, verdammt noch mal, den Film sehen!“ Lavendelfarbene Augen funkelten Mariku böse an. Dieser seufzte genervt und lehnte sich zurück auf die Couchlehne. „Das sagst du jedes Mal, wenn wir uns vor den Fernseher hocken“, beschwerte sich Mariku beleidigt. „Wir setzten uns ja auch vor den Fernseher hin, um Fern zu schauen und nicht um wild mit einander rumzumachen!“ Maliks Stimme wurde wieder lauter. Konnte sich sein so genannter Geliebter nicht wenigstens ein einziges Mal in Zaum halten? Er wollte sich doch nur einen schönen Abend machen, seinen Lieblingsfilm schauen und danach dann mit Mariku eine heiße Nacht verbringen. Aber dieser… „Glaubst du“, grinste Mariku ihn an. Und er wagte es auch noch zu grinsen! Dagegen musste er wirklich was tun… Und Malik hatte da schon eine ganz konkrete Idee. Bakura, sein alter Schulfreund, hatte ihn ja nicht umsonst neulich angerufen. „Mariku“, schnurrte der Ägypter. Angesprochener hob eine Augenbraue hoch. Die Verwunderung über Maliks plötzlichen Stimmungswechsel war sogar noch höher als die Erregung, die sein Geliebter mit der zuckersüßen Stimme in ihm sofort hervorgerufen hatte. Malik beugte sich zu dem etwas verwirrten Mariku vor und flüsterte ihm verführerisch ein Angebot ins Ohr. Ein wohliger Schauer jagte Marikus Rücken herunter und er hätte sich auch gleich auf seinen Freund gestürzt, wenn da nicht der Inhalt dessen Worte gewesen wäre… „ICH SOLL WAS?!“ Diesmal war es Marikus Stimme, die ihm ganzen Häuserblock zu hören war. „Schrei doch nicht so, Schatz. Das wirst du doch schaffen“, ermutigte Malik amüsiert seinen Freund. Dieser knurrte verärgert und wollte schon heftig protestieren, als sich ein schmaler Finger auf seine Lippen legte. „Natürlich gibt es dann eine Belohnung. Wie wäre es, wenn ich mir eine Woche lang frei nehme und wir werden so oft du willst, wo du willst, wie du willst und wann du willst rumvögeln.“ Mariku stockte und schien in tiefe Überlegungen versunken zu sein. Die Chance würde sich gewiss nicht so schnell wieder geben, doch war es denn es wirklich wert? Ein ganzer Monat auf Kampftraining - ohne Sex - nur für eine Woche Nonstop? Aber da gab es so vieles was er schon immer mal mit Malik ausprobieren wollte und bis jetzt nie die Zeit und Gelegenheit für hatte. ‚Um Kontrolle über deine Triebe zu gewinnen’ hatte Malik gesagt… Mariku blickte in die lavendelfarbenen Augen, die direkt vor ihm ruhten. Malik provozierte ihn gerade zu mit diesem einladenden Blick. Jetzt dominierten eindeutig die Triebe in ihm. „Einverstanden“, sagte er bestimmt und ein lüsternes Lächeln legte sich auf Marikus Lippen. „Doch davor will ich noch eine Kostprobe.“ Den Blick nicht von den Augen seines Geliebten lassend, leckte er über den Finger Maliks und drückte ihn sanft in die Kissen. Leidenschaftlich legten sich seine Lippen auf die seines heiß geliebten Schatzes. Mariku leckte ihm sanft über die Unterlippe, um Einlass bittend, der ihm auch sofort gewährt wurde. Die Zungen berührten sich sanft, stupsten einander an und schließlich entbrannte ein leidenschaftlicher Kampf zwischen ihnen. Ein Monat also… *** Nun stand er davor. Es lag ganze zwei Kilometer abseits des kleinen Städtchens am Fuße des Berges und es hatte ihn viel Mühe und zwanzig Minuten seiner Zeit gekostet hierher zu gelangen. Gott sei Dank, führte ein direkter Weg zu dem Dojo, sonst hätte er sich hundertprozentig verlaufen. Ein schwerer Seufzer entwich ihm, wie schon sooft in der letzten Woche. „Willst du hier Wurzeln schlagen, Kleiner?“ Überrascht fuhr Ryou herum und musterte vorsichtig den jungen Mann, der ihn sichtlich genervt anstarrte. Er hatte blonde, wirr abstehende Haare, violette Augen und einen muskulösen Körper, der lediglich von einem anliegenden schwarzen Shirt und einer Jeans bedeckt war. Über seine Schulter war eine Tasche geworfen, eine schwarze. Der Typ mochte die Farbe wahrscheinlich. „Was gibt’s da zu glotzen?“, murrte Mariku. Er hatte den ganzen Weg zu Fuß zurückgelegt und war schon halb durchgeschwitzt. Er wollte schnell rein und eine Dusche nehmen. Er war allgemein nicht von der ganzen Idee begeistert. Wie hatte er sich überhaupt überreden lassen?! Ach ja, die Triebe waren es… Und nun stand da vor ihm ein kleines –süßes– Weißhaar und starrte ihn an, den Weg zum Haus versperrend. Ein Rotschimmer legte sich auf die Wangen des Kleineren und er wendete den Blick schnell gegen Boden. „Bist wohl nicht gesprächig, was? Ist das das Dojo dieses verrückten Aikidomeisters?“ Jemand, der freiwillig in so einer Wildnis lebte, musste einfach einen Knall haben… Die Farbe von Ryous Wangen wurde einen Ton dunkler und sein Blick war starr auf die Erde gerichtet. Er setzte schon zu einer Antwort an, als eine Männerstimme die Aufmerksamkeit der beiden auf sich lenkte. „Ja, das ist mein Dojo.“ Die Blicke der beiden ‚Schüler’ richteten sich sofort auf die Veranda, auf welcher ihr zukünftiger Lehrer stand und sie grinsend anblickte. „Du musst wohl Mariku sein“, meinte der Meister amüsiert, dem Blonden zunickend. Doch da nichts außer einem Knurren als Antwort folgte, wandte er sich Ryou zu. „Dann bist du Ryou?“ Ryou nickte schüchtert, den Blick nicht von dem Sprechenden lassend. Er hatte noch nie zuvor jemanden gesehen, der die gleiche Haarfarbe hatte wie er selbst. Dieses glänzende Weiß… Doch waren die Haare des jungen Meisters länger und viel abstehender als seine eigenen. Außerdem trug der Lehrer einen langen schwarzen Kimono, der, Ryous Meinung nach, einen wunderbaren Kontrast zu den weißen Haaren darstellte. Nur… wer trug heutzutage freiwillig denn noch Kimonos und das ohne besonderen Anlass? „Dann kommt mal rein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)