Traditions von Lunatik (Tendershipping (auch Bronzeshipping)) ================================================================================ Kapitel 14: Momente ------------------- Mariku kaute nachdenklich auf dem Hühnerfleisch im Oyakodon. Dieses Mal hatte er das Fleisch für das Gericht nicht nur geschnitten, sondern auch angebraten. Er fand er hatte genau den richtigen Moment gewählt die Pfanne samt darin brutzelnden Fleisch und Ei von der Platte zu nehmen. Das war gute Arbeit, hatte Ryou sogar gelobt. Wenn es so weiter ging, würde er bald wirklich ein ganzes Menü für Malik vorbereiten können. Doch dies war nicht der Kern seiner Überlegungen. Eher waren das Gedanken, die am äußersten Ring seines Bewusstseins kreisten. Was in der Mitte lag, war der Planet „Bakura-Ryou“, der ihn nun seit mehreren Tagen beschäftigte. Der Ägypter fixierte seinen Blick auf Ryou. Wie immer lagen dessen Haare im Gegensatz zu Bakuras platt und glänzten leicht. Ryou saß aufrecht mit geradem Rücken, während ihr Aikidolehrer eine entspannte Pose mit nach vorne gebeugtem Oberkörper eingenommen hatte. Ryou saß im Seiza und hielt seinen Teller auf Brusthöhe, Bakura im Schneidersitz, seinen Teller nah am Mund haltend. Sie waren wirklich unterschiedlich, stellte Mariku fest, und doch hatten beide etwas gemeinsam. Schon seit einigen Tagen bereiteten sie ihm beide – in seiner Rolle als stiller Beobachter – sehr viel Freude, was einen krassen Unterschied zur vorherigen Woche darstellte. Wirklich. Mariku musste mit aller Mühe ein breites Grinsen zurückhalten, während er Ryou zuhörte, wie dieser Bakura über dessen Essensvorlieben auslöcherte. Der sonst so geheimnisvolle Wolf hatte schon nach der zweiten Frage nachgegeben. Es war vermutlich auch schwer dem offenen und wie eine Sonne strahlendem Gesicht des Kleineren zu widerstehen. Die Frage, die Mariku am meisten beschäftigte, war jedoch nicht, ob etwas zwischen diesen zweien funkte und ob Ryou versuchte ihren Meister um den Finger zu wickeln – denn wirklich, daran zweifelte er keine Sekunde lang – sondern viel mehr suchte er nach der Kalkulation seitens Ryou in seinem Verhalten. Wie viel davon war geplante Manipulation und wie viel intuitiver Charme? Das interessierte ihn am meisten. Er konnte sich noch nicht auf eine Antwort einigen. Doch er war sich sicher, dass in diesem Falle die Redewendung ‚Stille Wasser sind tief‘ zutraf. Nicht, dass Ryou wirklich still war, wenn er mal in Fahrt kam. Also beobachtete er still weiter. Es war äußerst amüsant die zwecklosen Versuche Bakuras sich gegen diesen Einfluss zu wehren zu beobachten. Mariku ließ die Kontrolle über seine Mundwinkel los und diese zuckten nach oben. Die beiden kümmerte seine Stimmung vermutlich wenig.   Bakura bemerkte aus den Augenwinkeln das hämische Grinsen auf Marikus Gesicht, als Ryou vier Minuten zu spät in das Dojo stolperte. Für einen kurzen Augenblick befürchtete er, dass Mariku eine Feindseligkeit gegenüber Ryou entwickelt hatte und die Schadenfreude ihm galt, doch dann fielen ihm die Worte Marikus nach dem Abendessen am Vortag ein. „Da hat jemand die Schmelze gefunden.“ Die sonst kryptische Aussage war von einem Schlag auf die Brust begleitet gewesen. Wenn Mariku jedoch wirklich glaubte, dass Bakura soweit erweicht war, dass er Ryou Unpünktlichkeit durchgehen lassen würde, so täuschte sich der Ägypter gewaltig. Nichts ging über Disziplin. „Vierzig Runden.“ Das wischte entgegen seiner Erwartung das Grinsen jedoch nicht aus dem Gesicht des Blondchens. Auch Ryou reagierte auf das Urteil nur mit einem entschlossenen Nicken. Wo blieben die Tage, als seine Schüler noch Argwohn und Panik verspürten? „Beginnen wir.“   Mariku umschloss seine Finger um das linke Handgelenk Ryous in Erwartung der Technik. Es war eine neue, dessen ewig langen Namen er sich nicht gemerkt hatte. Ryou drehte seinen Arm und Mariku folgte willig der Führung. Bei den ersten Versuchen war auch er zahm und nett. Es war sonst wirklich zu frustrierend. Doch trotzdem fand er sich nicht in der angestrebten Position, wo er sich auf dem Boden abrollen sollte. Diese Technik schien komplizierter zu sein als alle zuvor. Also zurück an die Anfangsposition. Ryou zeigte keinen Frust über den Misserfolg, sondern den Eifer zu Lernen. Mariku griff wieder nach dem Handgelenk. Währenddessen beugte Bakura sich von hinten zu Ryou und griff nach dessen Arm, um ihn zu führen. Mariku sah wie nah am Ohr Ryous ihr Meister seine Anweisungen aussprach. Er beobachtete amüsiert die roten Flecken, die in Ryous Wangen krochen. Für einen kurzen Moment erinnerte es ihn daran, wie schmerzlich er Malik vermisste. Doch dieser Gedanke wurde sofort verdrängt von der puren Freude dieses zärtliche und für die Beteiligten wahrscheinlich qualvolle Vorspiel beobachten zu dürfen. „Lass diesen grinsenden Affen fliegen.“ Im nächsten Moment fand sich Mariku auf dem Weg zum Boden. Ohne darüber nachzudenken streckte er den Arm aus und rollte ab. Er sollte vielleicht doch mehr auf das Training achten.   Ryou stand im Türrahmen in einen lose gebunden Yukata gehüllt und trocknete mit einem Handtuch die nassen Haare. Er hatte einen zierlichen Hals und sehr helle Haut, die im elektrischen Licht der Lampe glänzte. Bakura beobachtete wie ein Tropfen vom Ohrläppchen Ryous sich löste und die Haut entlang nach unten rann, bis der Tropfen das Schlüsselbein erreichte und unter der Baumwolle verschwand. „Das Bad ist jetzt frei.“ Bakura riss den Blick von dem Oberkörper seines Schülers und nickte. Schweigend schritt er an dem lächelnden Ryou vorbei, der mit einem eleganten Schritt in den Raum hinein ihm Platz machte. Bakuras Gedanken kreisten alle um das dringende Bedürfnis Ryou am Nacken zu packen und näher zu ziehen, nur um dann seine Zähne in die delikate Stelle wo Ryous Hals in die Schulter überging zu vergraben. Fest zu zubeißen, an der Haut zu saugen, mit seiner Zunge darüber zu lecken. Bakura ballte seine Hände zusammen und ließ sie wieder los. Er spürte wie Entspannung in seine Finger floss, ihn von der lebhaften Vorstellung ablenkend, die so viel realer erschien als die meisten seiner Erinnerungen.   Ein Bad war wirklich genau die richtige Idee. Bakura schloss die Tür hinter sich und entledigte sich seiner Kleider, die er ordentlich gefaltet in den Korb neben dem Eingang legte, eher er die Tür vor sich zur Seite schob und den kleinen Raum mit dem Becken betrat. Es war gefüllt mit Wasser und Bakura ließ seine Hand hineingleiten. Es war heiß. Zufrieden nickend, schlüpfte er mit ganzem Körper hinein und setzte sich auf die Stufe, seine Beine ausstreckend. Seine Haut kribbelte, während er sich an die Temperatur gewöhnte. Es dauerte bis er das Weichen der Spannung aus seinen Muskeln spürten konnte. Auch sein zuvor dezent angeregtes Glied zeigte keinerlei Reaktion mehr. Bakura seufzte. Er war nicht erweicht, wie Mariku es offensichtlich dachte. Sein Herz schmolz nicht bei dem Anblick Ryous. Stattdessen wurde er hart. Es war Verlangen, das in ihm brannte, mehr als jedes andere Gefühl. Vielleicht wurde es von der langen Inaktivität geschürt. Doch wenn er ehrlich zu sich war, so wusste er: das war nicht alles. Er fühlte Stolz und wachsenden Respekt, wenn er an Ryou dachte. Erst vor wenigen Stunden hatte Ryou ihn überrascht mit der Determination und neu gewonnener Ausdauer, die er bei den Strafrunden gezeigt hatte. Muskeln konnten sich manchmal schnell entwickeln, die zwei Wochen konnten diese Veränderung hervorgebracht haben – doch die Veränderung des Geistes hatte er nicht so schnell erwartet. Zwei Wochen. Bakura beschwor das Bild des schüchternen jungen Mannes, den er vor seinem Dojo zum ersten Mal vor genau sechzehn Tagen erblickt hatte. Dieser Junge war nicht ganz verschwunden. Die Zerstreutheit, die er zeigte, wenn er eigenen Gedanken nachging. Die Liebe für schöne Ausblicke. Die Freude beim Kochen. Der Mut Mariku kontra zu bieten. All diese Eigenschaften waren immer noch da. Doch nun zeigte er auch Selbstbewusstsein, Entschlossenheit und manchmal sah er in Ryou eine innere Ruhe. Bei der Meditationsübung zu Anfang jeder Trainingsstunde erinnerte Ryou ihn nun an einen Brunnen, dessen Oberfläche bei einer Berührung zwar Wellen schlug, doch sonst völlig unberührt blieb. Bakura konnte sich eingestehen, dass er es attraktiv fand. Er fühlte es zwischen seinen Beinen zucken. Doch das war immer noch nicht alles, nicht wahr? Die Heiterkeit, das Lächeln, die von Begeisterung strahlenden Augen. All diese Dinge erwärmten sein Herz ebenso wie der Stolz es tat. Es war kein einzelnes, pures Gefühl – es war eine ganze verworrene Masse aus Emotionen, Verlangen und Empfindungen. Doch das Fazit blieb gleich: diese Kakophonie machte ihn nicht weich, sondern hart und füllte seinen Kopf mit äußerst unangebrachten Fantasien. Bakura ergab sich seinen Visionen und führte die Hand zwischen seine Beine.   Ryou setzte sich an den Küchentisch und band den Yukata näher an seinen Körper, den Kragen weiter zusammenziehend. Mariku beobachtete ihn von seinem eigenen Platz aus. Bakura hatte zwar mit dem Rücken zu ihm gestanden, als er diese gar nicht so unschuldige Blume erblickt hatte, doch der Ägypter war sich sicher, dass Bakuras Augen mit Verlangen entflammt sein mussten. Er selbst bevorzugte der Porzellanhaut die Bronze Maliks. Genauso, wie er die Muskeln unter den augenscheinlich dünnen Armen seines Geliebten vermisste. Ryou richtete seinen Yukata bis kaum noch etwas von seiner Brust zu sehen war. Danach nahm er wieder das Handtuch in die Hand und trocknete seine Haare mit Eifer. Mariku spürte die Begeisterung in ihm aufsteigen. „Es war Absicht gewesen, nicht wahr?“   Ryou blickte hoch und schlug seine Lider weit auf. Die Frage war so vage formuliert, dass er problemlos Unwissenheit auf sein Gesicht zaubern konnte. Das war das, was er am besten beherrschte, hatte er bei den Übungen vor dem Spiegel in den letzten Tagen festgestellt. Auch wenn er eine Ahnung hatte worauf Mariku hinauswollte – schließlich grinste dieser in genau den richtigen Momenten in letzter Zeit – so konnte Ryou dem Gespräch noch entkommen. „Dein Outfit als du aus dem Bad kamst“, schnaubte Mariku als hätte er Ryous Absicht gelesen. Der Kleinere seufzte und legte seine Hand mit dem Handtuch in seinem Schoß ab. Er wusste, dass ein Rotschimmer sich auf seine Wangen legte und ließ deswegen den Kopf leicht sinken. Sein Selbstbewusstsein war noch nicht so durchgehend und fest wie Bakuras oder Marikus. Einiges davor war nur gute Gesichts- und Körperkontrolle, während sein Herz wie wild schlug. Dieses Schauspiel war viel schwerer zu erhalten, wenn er so direkt konfrontiert wurde. Wie würde Mariku reagieren? Würde er es abstoßend finden? Würde er es Bakura sagen? Ryou schüttelte den Kopf, um seine Ängste zu vertreiben. Er hatte die Dunkelheit besiegt, also sollte sie ihn in Ruhe lassen. Er straffte seine Schultern und richtete seinen Blick auf Mariku. „Ja. Ich wollte sehen wie er reagiert.“   Mariku brach in schallendes Gelächter aus. So fühlte sich Triumph an! Er hatte es richtig eingeschätzt, dass Ryou kein ahnungsloser Anfänger dieses Spiels war. Diese manchmal subtile und manchmal gewagte Taktik war zumindest zum Teil bewusst und geplant – das machte es umso faszinierender das Abmühen Bakuras zu beobachten. Dieser war wohl noch nicht auf den Gedanken gestolpert, dass Ryou sein Interesse unterstützte und die prickelnden Augenblicke initiierte oder gar steuerte. Mariku atmete tief durch, um einem unkontrollierten Lachanfall vorzubeugen, und sah wieder zu Ryou, der ihn mit einem gequälten Lächeln beobachtete. Mariku winkte ab. „Ich finde das großartig, ehrlich. Du machst das gut.“   Ryou spürte die Erleichterung, die seinen Körper durchflutete. Auch wenn er sich fest vorgenommen hatte sich nicht von der Meinung anderer beeinflussen zu lassen, so konnte er sich wohl nicht ganz davon lösen. Zumindest die Meinung derer, die er mochte, würde ihm wichtig bleiben. Umso schöner war es, dass Mariku ihn anscheinend so akzeptierte. Andererseits, wenn er ganz ehrlich war und sein Selbstbewusstsein wieder herauskramte, was hatte er anderes von Mariku auch erwartet? „Danke“, hauchte er. Mariku winkte nur ein weiteres Mal mit der Hand ab und nippte an seinem Tee sichtlich zufrieden.   „Hast du rausgefunden, was du wissen wolltest?“, brach Mariku das Schweigen nach einiger Zeit. Ryou seufzte tief und lang, damit seine ganze Unzufriedenheit und sich aufbauende Frustration zum Ausdruck bringend. „Nein. Er kann ganz schön unlesbar sein. Manchmal glaube ich, dass er sich für mich interessiert. Manchmal denke ich, dass da nichts mehr als die Schüler-Lehrer-Beziehung ist.“ Hilfesuchend blickte Ryou zu seinem Gegenüber. Vielleicht würde dieser ihm die Antwort geben, auch wenn er dies nicht glaubte. Nicht, weil Mariku es nicht vermutete oder wusste, sondern eher weil er scheinbar eine sadistische Freude beim Zusehen hatte. „Er hat eine sehr gute Selbstkontrolle. Ich denke nicht, dass du sie so einfach brechen können wirst. Immerhin ist er ein Aikidomeister.“ Wie erwartet beinhaltete dies keinen wirklichen Hinweis auf die Gefühle Bakuras. Ryou schüttelte den Kopf. Nun, das war vielleicht auch fair. Immerhin war es sich nicht mal seinen eigenen Gefühlen ganz sicher. „Du wirst wohl direkter werden müssen.“ Ryou nickte, während sein Gesicht sich verzog. Das hatte er befürchtet. „Wie kommt es eigentlich zu dem Sinneswandel?“ Überrascht sah er zu Mariku. Diese Frage hatte er nicht erwartet. Doch nun sah er, dass die Neugierde sich praktisch wie eine zweite Haut über Mariku legte. Mit etwas Fantasie konnte Ryou einen erwartungsvoll wedelnden Schwanz dazu zeichnen. „Erinnerst du dich an den Sonntag, wo Bakura uns fertig gemacht hat?“ Mariku nickte nur und Ryou wandte seinen Blick ab. Stattdessen fixierte er die Spüle, in der noch Teller vom Abendessen sich stapelten. „Ich war ziemlich…niedergeschlagen.“ Er schluckte den Klos herunter, der sich sofort bei den Worten in seinem Hals bildete.   „Wenn du das nicht kannst, was willst du hier? Du bist unfähig!“ Die Worte hallten in seinen Gedanken wieder. Etwas in seiner Brust zog sich schmerzlich zusammen. Es zog. Es schmerzte. Es fiel. Er verließ den Raum, denn er wusste, dass sein Körper zitterte. Er brauchte einen sicheren Ort. Einen Ort, an dem er auseinanderbreche konnte. Er spürte die Dunkelheit sich über ihn legen. Er sank tiefer hinein in die Spirale aus Hass, Angst, Versagen. Er konnte nichts. Warum hatte er sich etwas anderes eingebildet? Warum hatte er gedacht, Bakura würde etwas anderes denken? Nun lag er auf dem Boden, weinte, schrie, während Maden sein Herz fraßen.   Die Erinnerung jagte Phantomschmerzen durch seine Glieder, doch wenn er sich durch das Chaos in der Realität durchkämpfen konnte, so würde er nicht bei einer Erinnerung nachgeben. „Es war wirklich schlimm. Ich war verwirrt, verletzt. Ich konnte mich einige Zeit lang nicht mal mehr bewegen.“   Etwas regte sich. Es stimmte gar nicht, dass er nichts konnte! Erst einen Tag zuvor hatte Bakura ihn gelobt. Er selbst hatte über all die Veränderungen nachgedacht und konnte Stolz auf sich sein.   „Doch dann ist mir klar geworden, dass es übertrieben war. Ich war kein Nichts. Das hatte ich gelernt. Zudem hatte sich Bakura echt ungewöhnlich verhalten. Also habe ich stattdessen nachgedacht, warum mich seine Worte so stark getroffen hatten.“   Da war sie. Die Antwort, die er seit dem Morgen suchte. Willig sprang sie in seine Hände und öffnete ihm eine völlig neue Sichtweise.   „Es war meine eigene Angst, die mich herunter gezogen hatte. Klar hatten Bakuras Worte es ausgelöst, aber ich hatte Angst abgelehnt zu werden. Das bedeutete, dass Bakura mir wichtig war. Ich spürte zum ersten Mal bewusst die Zuneigung, die ich für ihn empfand.“ Ryou lächelte als das Gefühl es sich wieder bequem in seiner Brust machte. Es war pulsierend, aufregend, glühend, zärtlich.  „Dann ist mir eingefallen, dass du auf Bakura losgegangen bist. Ich hatte wirklich Panik, dass es zum Krankenhaus kommen würde. Ich war mir nur nicht sicher für wen von euch beiden…“ Mariku, der schweigsam und nahezu ausdruckslos zugehört hatte, lachte auf. „War wohl eine Überraschung, dass wir unverletzt und friedlich da saßen.“ Ryou zog seine Augenbrauen zusammen und schickte einen mahnenden Blick über den Tisch, der zumindest das Gelächter stoppte. „Ich brauchte etwas Zeit mit allem fertig zu werden, doch schließlich akzeptierte ich es. Mit der Erkenntnis kamen dann ganz viele neue Bedürfnisse und Gefühle. Ich war stolz auf mich, aber auch verwirrt und neugierig. Ich wollte gleichzeitig anerkannt, respektiert und begehrt werden. Also habe ich einfach etwas…herumexperimentiert.“ Mariku nickte anerkennend. „Du hast Respekt verdient. Außerdem hast du echt Talent fürs Manipulieren.“ Ryou lächelte leicht und senkte seinen Blick. Seine Hände gruben sich in den Stoff des Yukatas, während er die Hitze in seinen Wangen aufsteigen spürte. „Die Zuneigung… sie war nicht nur für Bakura“, sagte er etwas leiser. „Sie ist natürlich anders als für Bakura“, fügte er hastig hinzu. „Ich mag dich als einen guten Freund.“   Bei den Worten blickte Ryou leicht auf, doch behielt den Kopf gesenkt. So wirkte er verletzlich, wie er da mit roten Wangen und hoffnungsvollen Augen halb verdeckt von langen Wimpern zu ihm hochblickte. Der Kleine wusste ganz gewiss seine Stärken auszuspielen. Mariku zweifelte trotzdem keine Sekunde an der Ehrlichkeit der Aussage. Er streckte seinen Arm aus und wuschelte durch die weißen Haare. „Freunde ist genau die richtige Bezeichnung für uns. Ich mag dich auch.“ Ryou blühte förmlich auf bei diesen Worten. Mariku hatte diese zärtliche und ehrliche Seite von Ryou über die Ereignisse der letzten Woche fast vergessen. Er war sich sicher, dass wenn Bakura von etwas bewegt werden konnte, dann am ehesten von diesen ehrlichen Emotionen. Doch das behielt er lieber für sich. „Weißt du nun, was genau du für den alten Mann fühlst?“, fragte er stattdessen. Ryou schüttelte leicht den Kopf und von seinem Gesicht konnte Mariku pure Freude ablesen. „Nein! Doch ich habe dieses wilde Herzklopfen, wenn er mir nahe ist oder wenn ich etwas wage, wie die Aktion mit dem Yukata. Gleichzeitig kann ich mich dank ihm mehr konzentrieren, wie bei den Strafrunden, da mich seine Anwesenheit herausfordert. Und manchmal…“ Mariku hörte den aufregenden Worten zu und beobachtete die wilden Gesten, mit denen Ryou seine Aussagen unterstrich. Es war wirr, durcheinander und heiter. So konnten die restlichen zwei Wochen ruhig bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)