Traditions von Lunatik (Tendershipping (auch Bronzeshipping)) ================================================================================ Kapitel 11: Vergangenheit ------------------------- Ryou lag in seinem Bett und starrte die Decke an. Der gestrige Abend war wirklich etwas Besonderes gewesen. Er hatte neue Erfahrungen gemacht und dabei Spaß empfunden. Doch gleichzeitig hing das Gefühl von etwas Mysteriösem in der Luft, wenn er sich wieder daran erinnerte. Er versuchte schon seit einiger Zeit das Rätsel zu lösen, während die ersten Sonnenstrahlen über seine Decke krochen und sich seinem Gesicht immer weiter näherten. Etwas an seinem Lehrmeister war anders gewesen an diesem Abend. Die unnahbare Wand, dessen Existenz er erst durch das Fehlen eben dieser realisiert hatte, war für die wenigen Stunden auf der Tanzfläche verschwunden gewesen. Stattdessen hatte er zum ersten Mal…einen einfachen jungen Mann gesehen. Keinen übermächtigen Wolf in Menschengestalt und keine Autoritätsfigur, die ihm in allem überlegen war. Bakuras freudiges Gesicht, die mit Heiterkeit erfüllten Augen – all die Momente des Abends tauchten durcheinander vor Ryous innerem Auge auf als würde er durch ein Kaleidoskop blicken. Und dann war da der langsame Song gewesen. Es war eine Ballade irgendeiner westlichen Rockband gewesen. Er kannte weder das Lied noch konnte er auf Anhieb das Englisch verstehen. Doch das hatte keine Rolle gespielt. Das einzige was zählte war der langsame Rhythmus gewesen, dem sich seine Bewegungen angepasst hatten. Er hatte seine Lider halb geschlossen, die Welt um ihn völlig vergessen. Der Körper vor ihm, der in kreisenden Bewegungen näher gekommen war, schien so natürlich. Es war die einzig richtige Folge gewesen diesem Körper näher zu kommen. So diktierte es die Musik. Er hatte keine Sekunde gezögert und plötzlich hatte er die Wärme auf seiner Haut gespürt, die Bakuras Körper ausstrahlte… Hände fuhren über seinen Rücken und legten sich auf seine Hüften. Mit jeder Zelle seines Körpers spürte er Bakura, als wäre dieser nur ein weiterer Teil von ihm selbst. Er hob seinen Kopf und für einen Augenblick vergaß Ryou zu atmen. Ähnlich wie seine eigenen zuvor, waren Bakuras Lider halb gesenkt. Bei der spärlichen Beleuchtung konnte er kaum die Farbe von Bakuras Augen erkennen und so war es als würde der Nachthimmel auf ihn herabblicken. Bakura wirkte genauso vergessen und von der Musik verschlungen wie er selbst. Diesen Moment des Verstandes loslassend, ließ Ryou seine Arme auf den Schultern des Größeren ruhen. Ryou spürte wie seine Wangen bei der Erinnerung wärmer wurden und so schlug er seine Decke zur Seite und setzte sich auf. Er wusste nicht, warum genau er errötete. Weil es inzwischen völlig natürlich für ihn geworden war, seinen Lehrmeister Bakura zu nennen? Zumindest in der Sicherheit seines eigenen Kopfes. Weil sie gestern so nah aneinander getanzt hatten? Er hatte das Gefühl die Antwort lag genau vor ihm, doch wie ein listiger Fuchs wand sie sich aus seinen Fingern und flüchtete irgendwohin in die Weiten seines Unterbewusstseins. Seufzend gab er auf und schwang seine Beine aus dem Bett. Langsam sollte er aufstehen. Vielleicht würde ihm die Erkenntnis später kommen. Nun sollte er sich mit den unmittelbaren Dingen des Lebens beschäftigen. Wie der Vorbereitung des Frühstücks.   Es war Mittag. Sie saßen alle am Tisch und aßen schweigend. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ryou blickte unschlüssig von Mariku zu Bakura und wieder zurück. Mariku schien mürrisch, doch das lag vermutlich an der Uhrzeit. Sie waren immerhin erst um fünf Uhr morgens zurück gewesen. Bakura hatte trotzdem darauf bestanden, dass sie um halb zehn aufstehen sollten. Mariku als bekannter Schlafliebhaber musste ja per Definition unzufrieden mit der „frühen“ Uhrzeit sein. Bakura dagegen schien die verkürzte Schlafzeit nicht im Geringsten zu stören. Er hatte keine Augenringen und…nun, er strahlte einfach keine Müdigkeit aus, wie es Mariku tat. Ihr Lehrmeister schien eher geistig nicht anwesend zu sein. „Haben wir heute Training?“, fragte Ryou zaghaft. Dieses Schweigen wurde langsam entnervend. Bakura gab keine Antwort. Er führte die nächste Scheibe Tamagoyaki zu seinem Mund wie eine Puppe. Ryou seufzte. Vielleicht war das doch Müdigkeit?   Mariku knurrte und schnippte mit den Fingern vor Bakuras Gesicht. Es war dessen Idee so früh aufzustehen! Also konnte er verdammt nochmal mit gutem Beispiel voran gehen und wach sein! „Hey! Alter Mann!“ Bakura sah auf und warf ihm einen verachtenden Blick zu. Gut, da war doch noch ein Mensch drin. „Was.“ Ok, Mariku revidierte sein Urteil. Das da war kein Mensch. Dabei hatte er immer sich selbst für einen echten Morgenmuffel gehalten. Gegen Bakuras ausströmende Killerwellen war er jedoch ein zahmes Kaninchen. Ein weißes Kaninchen, der nie Zeit hatte. Verwirrt blinzelte Mariku. Wo kam denn das Bild her? Er brauchte echt mehr Schlaf. Außerdem sollte er sich auf das mordlustige Monster vor ihm konzentrieren. „Entschuldigung. Ich wollte wissen, ob wir heute trainieren werden“, kam Ryou ihm zuvor. Die Worte wurden von einem unschuldigen Augenklimpern begleitet. Ob der Kleine dies mit Absicht tat? War auf jeden Fall eine gute Taktik, wie Mariku einen Moment später verblüfft feststellte. Die mörderische Aura verschwand schlagartig, als Bakura sich zu Ryou wandte. Stattdessen legte sich ein neutraler Gesichtsausdruck in dessen Züge. Mariku hielt in seiner Bewegung inne, was die Eierrolle auf halben Weg zu seinem Mund ließ. Nein, nicht neutral. Da war ein Hauch… Sanftheit in Bakuras Zügen. Er wirkte nicht so streng. Auch der Abstand, den er stets zu ihnen wahrte, war nicht mehr vorhanden. Stattdessen strahlten die braunen Augen eine Art Wärme aus. Der Blonde musste in seine Backe beißen, um nicht laut loszulachen. Das war einfach großartig! Der böse Wolf wurde von einem Hirsch verzaubert. „Ja, werden wir. Aber ich denke wir machen nur eine Stunde aufwärmen und dann drei Stunden am Stück Training. Das sollte für heute reichen.“   Malik. Malik. Denk an Malik. An seine schöne bronzene Haut. An seine weichen Lippen. An sein stolzes Lächeln. Malik. Malik. Mariku wiederholte es immer wieder in seinen Gedanken wie ein Mantra und biss die Lippen zusammen. Hey, er war derjenige mit der schlechten Selbstbeherrschung! Bakura sollte es wirklich nicht so herausordern und besser wissen. Es sei denn er wollte ein Blutbad. „Ist das alles? Wir üben das seit einer Woche, Blondchen. Steh auf und mach’s nochmal. Das ist nicht so schwer.“ Knurrend erhob sich Mariku von der Matte und richtete sich vor Bakura auf. Der wollte eindeutig ein Blutbad. „Mariku. Konzentrier dich. Du darfst nicht das Gleichgewicht verlieren. Das kann ja meine Oma mit dem Krückstock besser.“ Mariku flog auf die Matte. Schon wieder. Obwohl er der Verteidiger war. Er knirschte mit den Zähnen. Das war eine harte Landung. Bakura hatte ihn zuvor noch nie bei den Übungen einfach umgeworfen. Seine Finger kribbelten und der rote Nebel schlich sich langsam in sein Bewusstsein. Malik. Malik. Malik. Bakura schnippte mit seinen Fingern. „Ryou, komm her.“   Angesprochener schluckte, doch erhob sich von seinem Platz und folgte der Aufforderung. Bakura war anders. Er spottete schon seit einer halben Stunde über Mariku und führte ihn regelrecht vor. Zudem warf er ihn ständig harsch zu Boden. Das war kein Anfängertraining mehr. Das da war brutal. „Ude-Osae. Ai-Hanmi.“ Mutlos folgte Ryou der Anweisung und streckte den entsprechenden Arm aus damit Mariku danach greifen konnte, was dieser auch sofort tat. Ryou schluckte ein weiteres Mal. Mariku sah aus, als würde er gleich ihren Lehrmeister mit bloßen Händen den Hals umdrehen. Ryou führte die Technik aus, doch er kam nicht weit. Eine Hand schubste ihn an der Schulter und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. „Zu schwacher Stand. Mariku hätte sich nur zur Seite drehen müssen und du wärst umgeflogen. Was soll das?! Stell dich richtig hin.“ Ryou begann die Technik stumm von neuem. „Konzentrier dich! So kannst du leicht umgeworfen werden. Hast du denn nichts gelernt? Der Stand ist die Basis. Wenn du das immer noch nicht kannst, was willst du noch hier, du Schwächling?!“ Was war es nur? Diese Leere, die von ihm Besitz ergriff, während die herablassenden, gar verachtenden Worte auf ihn niederprasselten. Ryou hielt in der Bewegung inne und ließ seine Arme sinken. Sein Blick war nach unten gerichtet, doch er sah den Boden nicht. Vor ihm war ein tiefer Abgrund, in den er fiel. Hoffnungslos versuchte er nicht weiter zuzuhören. Doch es war vergebens. Die Worte hallten in seinen Gedanken wieder. Etwas in seiner Brust zog sich schmerzlich zusammen und er wusste, dass sein Körper zitterte. „Hast du sie noch alle! Halt endlich deine verdammte Klappe!“ In irgendeiner Ecke seines Bewusstseins wusste Ryou, dass es Mariku war, der die Worte schrie. Er wusste dies bedeutete, dass dieser die Beherrschung verloren hatte. Doch der Teil seines Ichs, der über diese Dinge nachdachte, war so klein und unbedeutend, dass er ihm keine Beachtung schenkte. Stattdessen konzentrierte er sich auf… ja, auf was? Auf dieses stechende Etwas. Es schmerzte. Es zog. Es schrie. Es fiel. Stumm schritt Ryou zur Tür und verließ den Raum.   Mariku holte mit seiner Faust aus und schlug zu. Das war echt das Letzte! Merkte Bakura wirklich nicht, was er da anrichtete? Mariku hatte all seine Wut in seine geballte Faust gepackt. Zu seiner Überraschung spürte er Sekunden später Haut und Knochen. Bakura hatte versucht ihm auszuweichen und so hatte Mariku nicht mit seiner ganzen Wucht getroffen. Doch er hatte getroffen. Diese Tatsache überraschte Mariku dermaßen, dass er inne hielt und verwirrt Bakura anstarrte. Ok, das Raubtier war eindeutig nicht ganz anwesend, wenn er einen frontalen Angriff nicht stoppen konnte.   Bakura machte einen Schritt zurück und rieb seine Wange. Das hatte wehgetan. Doch viel mehr als seine Wange war sein innerer Stolz verletzt. Wie konnte er es zugelassen haben, dass Mariku ihn getroffen hatte? Irgendwie, wenn er darüber nachdachte, wie es überhaupt dazu gekommen war, konnte er die Situation nicht ganz greifen. „Wenn der Schlafmangel dich so mitnimmt, hättest du uns einfach alle schlafen lassen sollen.“ Bakura sah auf und betrachtete nachdenklich Mariku vor sich, der ihn mit Missmut ansah. Nicht mit Schadenfreude oder Triumph. Ok, irgendwas stimmte hier nicht. „Ich fühle mich nicht müde.“ Er sah sich um und stellte fest, dass sein zweiter Schüler fehlte. „Aber ich muss sagen, ich war bis jetzt geistig etwas abwesend gewesen. Wo ist Ryou?“ Mariku starrte ihn mit großen, ungläubigen Augen an. Es verstrich eine schweigsame Minute, die sich immer länger dehnte. Die Zikaden zirpten. Bakura verschränkte ungeduldig die Arme. „Ich dachte nicht, dass das jemals aus meinem Mund kommen würde, aber wenn du auf Autopilot so bist, finde ich das höchst beunruhigend.“ Bakura schüttelte leicht den Kopf. „Ich dachte nie du würdest so zimperlich sein. Soweit ich mich erinnere, habe ich euch heute nur etwas mehr Ratschläge gegeben. Das beantwortet immer noch nicht meine Frage nach Ryou.“ Auf diese Aussage hin folgte wieder Stille. Langsam konnte sich Bakura nicht mehr entscheiden, ob er die Situation lächerlich oder nervend finden sollte. Er tippte mit einem Finger auf seinen Oberarm. Schließlich seufzte Mariku und ließ sich auf die Matte nieder, wo er entspannt die Beine ausstreckte. „Ryou ist vermutlich in seinem Zimmer. Ich kann es ihm nicht verübeln. Uns rumschubsen, wörtlich übrigens, ist kein guter Ratschlag. Uns beleidigen auch nicht. Jemanden als unfähig zu beschimpfen ist übrigens eine Beleidigung. Das weiß sogar ich. Verdammt, wir machen das erst seit einer Woche!“ Mariku schoss ihm einen wütenden Blick zu. „Ich weiß, dass ich mich manchmal selbst dafür fertig mache, dass ich nicht so schnell vorankomme, aber hey, du müsstest es besser wissen! Du machst das seit Jahren! Du weißt, dass man diese Kampfkunst nicht in einer Woche perfektionieren kann.“ Bakura nickte automatisch. Natürlich wusste er das. Er hatte mit Aikido in seiner Mittelschulzeit begonnen. Das war später als die meisten anderen in seinem Club und er hatte die bittere Erfahrung gemacht, dass er nicht in wenigen Wochen die Jahre seiner Mitschüler nachholen konnte, egal wie oft sein Trainer ihn als unfähigen Wurm beschimpft hatte… Bakura holte tief Luft und ließ sich ebenfalls auf die Matte fallen. Was genau hatte er gesagt? Er ging sein Verhalten der letzten Stunde im Kopf durch.   Das war…gruselig. Nach all den Jahren steckte sein erster Sensei ihm immer noch in den Knochen. Bakura legte sich auf den Rücken und streckte die Arme aus. Doch das war nicht genug. Also lachte er laut auf. „Du hast zehn Sekunden zu Erklären was daran so witzig ist, oder ich schlag deine Fresse zu Brei“, knurrte Mariku von der Seite. Bakura hob abwehrend seine Hand, doch er konnte nicht aufhören zu lachen. Die Realisation war befreiend.   Es dauerte einige Zeit, bis er sich beruhigt und wieder aufgerichtet hatte. Mariku sah ihn genervt an und verlangte mit seinem Blick unmissverständlich eine Erklärung. Bakura selbst spürte das Verlangen es jemanden zu erklären, also gab er dem Impuls nach und erzählte. „Ich habe mit Aikido in der Mittelschule begonnen. Direkt im ersten Jahr. Doch fast alle anderen aus dem Club hatten es schon in der Grundschule begonnen. Sie waren nicht unbedingt alle überragend oder talentiert, aber sie waren viel besser als ich. Auch nach dem ersten Monat konnte ich nicht aufholen, was die anderen in Jahren gelernt hatten. Das ist eigentlich verständlich, doch der Lehrer hatte etwas in mir gesehen. Er war viel harscher zu mir und er erwartete, dass ich alles auf Anhieb konnte. Er wollte, dass ich bis zu den Frühjahresmeisterschaften für die Rangkämpfe bereit war. Du weißt bestimmt wie Clubs so sind.“ Bakura warf einen Blick zu dem anderen, der nur mit den Schultern zuckte. „Nun, sie sind ziemlich hart und ernst. Doch das war ziemlich übertrieben. Der Lehrer beschimpfte mich durchweg und sein Training war unmenschlich. Ich glaube seine Lieblingsbezeichnung für mich war „Wurm“. Immer mit einem ergänzenden netten Adjektiv. Das hatte tatsächlich geholfen und ich bin in den Meisterschaften angetreten. Ich schlug mich sogar nicht schlecht. Ich konnte die Techniken recht gut. Danach wurde das Training jedoch nur noch schlimmer. Als ich irgendwann dem Niveau meines Lehrers näher kam, fing er wirklich an mich fertig zu machen. Das war schon kein Training mehr, sondern reine Schikane. In der Mitte meines zweiten Jahres verließ ich den Club und trat einem Verein bei. Erst da lernte ich, um was es bei Aikido ging. Die Seele dieser Kunst verstand ich erst, als ich einem wirklichen Meister begegnete. Meister Shimizu lehrte mich die Bedeutung der Bewegungen, die ich bis dahin mechanisch ausgeübt hatte. Man kann sagen, ich habe erst da wirklich mit Aikido begonnen. Ich hätte nicht erwartet im Autopilotmodus, wie du es genannt hast, zu den Methoden meines ersten Lehrers zurückzugreifen. Ich dachte nicht, dass der Einfluss nach all den Jahren noch da wäre.“ Bakura verstummte. Das war es, was in ihm das Bedürfnis ausgelöst hatte. Das Verlangen sie zu den Besten zu machen und sie dann fallen zu lassen. „Ok, der Typ klingt nach einem Bastard. Warum genau hast du jetzt gelacht?“ Mariku klang nicht mehr wütend. Das war schon mal ein Fortschritt. „Weil es mir vorher nicht bewusst war. Jetzt, wo ich weiß was an mir genagt hat, kann ich es endlich loslassen. Das ist sehr erleichternd.“ Bakura hielt einen Arm über seine Augen. Er hätte nie erwartet, dass in diesem Monat er sich verändern würde. Er hatte gedacht, er würde unberührt zwei Menschen etwas beibringen und sie danach wieder vergessen. Doch dies waren nicht irgendwelche zwei Menschen. Nein, mit Mariku und Ryou verband ihn etwas. Manchmal werden deine Schüler zu deinen Kindern oder deinen Freuden, hatte Meister Shimizu ihm mit auf dem Weg gegeben, als Bakura seinen ersten Dan erreicht hatte. Zum ersten Mal bewahrheitete sich dieser Satz. War es wirklich erst eine Woche, dass er die beiden trainierte? Es kam ihm viel länger vor. Dinge veränderten sich nicht so schnell… doch das stimmte nicht, nicht wahr? Bakura erlaubte sich zum ersten Mal seit längerem bewusst ein ehrliches, sanftes Lächeln. Seine Welt hatte sich innerhalb eines Tages verändert, als er zum ersten Mal das Dojo von Shimizu Kenji betreten hatte. Bakura nahm seine Hand weg und blickte zu Mariku, der ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Missmut anstarrte. Es gab wahrlich nur einen Menschen, der diese zwei Emotionen so gut miteinander verbinden konnte. „Ich muss mich entschuldigen.“ Er fuhr mit der Hand über seine leicht schmerzende Wange. „Nimm das hier als Ausgleich.“ Mariku grinste. Da kam wohl endlich der Triumph. Jetzt wo er darüber nachdachte, war es beachtlich, dass Mariku sich so gut beherrscht hatte. Anstatt wild und endlos auf ihn einzuschlagen, konnte Mariku sich nach dem ersten Schlag stoppen und ihm erklären was das Problem war. Das bewies, dass er nicht völlig von der Wut übermannt wurde. Bakuras Herz fühlte sich, wie schon einmal zuvor, nach einer zufriedenen Katze in der Sonne. Warm und pulsierend. Die Tür zum Dojo wurde kraftvoll und laut zur Seite geschoben und Bakura erblickte einen entschlossenen Ryou. Dieser ließ nach einigen Sekunden sichtlich erleichtert die Luft aus seinen Lungen entweichen und schritt näher zu ihnen, während Bakura sich in eine Sitzposition aufrichtete. Die Katze, zu der sein Herz geworden war, schnurrte laut. Stolz. Ich bin so stolz auf meine Schüler. Praktizierender von Aikido, Meister des 4. Dan, Lehrer seit fünf Jahren – zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Bakura die glückselige Freude über den Erfolg seiner Schüler. „Ich muss mich auch bei dir entschuldigen. Es tut mir Leid. Die Vergangenheit hat mich eingeholt und übermannt.“ Lächelnd sah er zu dem Kleineren auf, der schnellen Schrittes die beiden Sitzenden erreichte und sich vor Bakura niederließ. Ryou streckte eine zierliche Hand seinem Lehrmeister entgegen. Bakura ergriff diese und zog Ryou näher. Er wiederholte nur einige Zentimeter von Ryous Gesicht entfernt „Entschuldige“. Der Kleinere nickte und lächelte sanft. Auch dieser Schüler hatte sich in nur einer Woche verändert. Wahrscheinlich mehr als jeder andere. Zufrieden und befreit legte Bakura seinen Kopf auf Ryous Schulter ab. Er selbst hatte auch noch zu lernen.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)