Promise von Ange_de_la_Mort (Xigbar/Demyx) ================================================================================ 'What'cha think this is? A video game?!' ---------------------------------------- Chapter 4/12? Zwei Gestalten erwarteten ihn bereits, als er das Hauptquartier betrat. Er begrüßte die beiden mit einem Kopfnicken. „Wurde ja auch Zeit, dass du auftauchst!“ Er zuckte mit den Schultern. „Is’ doch nicht meine Schuld, wenn der Dusk so lange braucht.“ Als Zexion seufzend die Arme vor der Brust verschränkte, schenkte Xigbar ihm nur ein breites Grinsen. Man konnte den Jungen einfach viel zu leicht auf die Palme bringen. Schon damals, als sie noch unter Ansem gearbeitet hatten, war Ienzo derjenige gewesen, der sich selbst und seine Arbeit viel zu ernst nahm, während sogar Even von Zeit zu Zeit so etwas Ähnliches wie Selbstironie besessen hatte. Ienzo jedoch hatte jeden Ausbruch an Sarkasmus, jeden Verbesserungsvorschlag gleich als persönliche Kritik angesehen. Vielleicht hatten sie sich doch gar nicht so sehr verändert … Zexions Stärken lagen noch immer darin, Leute zu manipulieren, damit sie ihm unliebsame Arbeiten ausführten, an seiner Selbstkritik musste er allerdings noch immer arbeiten. „Hätte einer von euch mal die Güte, mir zu erklären, was überhaupt los ist?“ „Wir haben einen passablen Nobody gefunden“, schaltete sich Lexaeus ein. „Toll. Und was hat das mit mir zu tun?“ „Er scheint dich zu kennen“, erklärte Zexion in einem Tonfall, den man einem Vierjährigen gegenüber verwenden würde. „Als Xaldin ihn herbrachte, soll er ‚genau der gleiche Mantel’ gemurmelt haben. Seit da spricht er kein Wort mehr.“ Ehe Xigbar klarstellen konnte, dass sein Mantel mit dem des Dragoons rein gar keine Gemeinsamkeiten aufwies – bis auf Farbe und Material natürlich –, sprach Lexaeus schon weiter und sorgte einmal mehr dafür, dass der Schütze in Gedanken kommentierte, wie sehr die beiden einem alten Ehepaar glichen. „Und da außer dir momentan niemand auf Mission war …“ „… kamt ihr auf die glorreiche Idee zu sagen ‚Hey, ich hab’s! Xigbar muss ihn traumatisiert haben!’“ Er legte verschwörerisch einen Arm um Zexions Schulter und grinste über dessen angewiderten Gesichtsausdruck. Natürlich wusste er, dass er nach Schweiß, Blut und Rauch stank, und er war sich ebenfalls im Klaren darüber, wie auf den sensiblen Geruchssinn ihres Schemers wirken musste – alles, was Xigbar tat, hatte schließlich einen Grund, selbst wenn es nur darum ging, anderen Leuten auf die Nerven zu gehen. „Hört mal, ihr zwei … Es ist äußerst unfair, gleich mir die Schuld in die Schuhe zu schieben.“ „Was auch immer du sagst“, meinte Zexion, während er die Hand des Schützen von seiner Schulter schob, „jedenfalls wünscht Xemnas, dich zu sehen.“ ~*~ Xemnas’ Wünsche erfüllte man besser, wenn man wusste, was gut für einen selbst war. So dauerte es nicht lange, bis Xigbar in dem großen Raum stand, den ihr Anführer als Büro auserkoren hatte. Er war nicht alleine. Außer Xemnas selbst befanden sich Xaldin und Saïx in dem Zimmer, und in einer Ecke saß zusammengekauert ein junger Mann, die Knie eng an den Körper gezogen, das Gesicht in den Händen verborgen. Xemnas winkte ihn näher heran. „Kennst du den Jungen?“ Der Schütze warf dem Mann in der Ecke einen kurzen Blick zu. „Nie gesehen.“ Wie auf ein unsichtbares Zeichen hob der Mann den Kopf, sah Xigbar aus vor Schreck geweiteten, dunkelgrünen Augen an. „Braig?“ Fuck. „Ich sehe das als ‚Ja’ an“, meinte Saïx lakonisch, und Xigbar bedachte mit einem vernichtenden Blick. Sie hatten sich von Anfang an gehasst – soweit das für ihre Verhältnisse überhaupt möglich war –, zwischen ihnen würde nie etwas anderes als Rivalität herrschen. Xemnas unterband sofort jede Möglichkeit der beiden, in einen Streit auszubrechen. „Da ihr euch ja schon kennt, obliegt es dir, unseren Gast mit seiner neuen Umgebung vertraut zu machen.“ Was auch sonst? Xigbar verneigte sich kurz vor ihrem Anführer und ging zu dem Jungen, reichte ihm die Hand, damit er aufstehen konnte. Er schob ihn vor sich her zur Tür. „Auf ein Wort noch, Xigbar.“ Scheinbar ruhig drehte sich der Schütze zu Saïx. In seinem Inneren jedoch tobte es. Jedes Mal, wenn er den Berserker sah, bekam er das spontane Bedürfnis, ihn eigenhändig zu erwürgen. Oder ihm zumindest das heuchlerische Lächeln aus dem Gesicht zu schießen. „Was ist denn noch?“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Was sollte der falsche Name?“ „Ich hielt es für angebracht, inkognito zu bleiben.“ „Ich verstehe. Für einen Moment befürchtete ich schon, du würdest dein früheres Leben vermissen.“ „Rührend, wie du dich um mich sorgst.“ Xigbar fletschte mehr die Zähne, als dass er lächelte. „Aber du solltest dich eher um dich selbst kümmern – deine Überheblichkeit wird dir eines Tages noch das Genick brechen“, prophezeite der Schütze, ehe er Myde endgültig zur Tür hinausbugsierte. Natürlich hätte er sie beide teleportieren können, doch Xigbar wollte den Jungen nicht gleich erschrecken. Stattdessen erklommen sie die vielen Stufen zum Dach zu Fuß. In der Zwischenzeit sollte Myde erzählen, was passiert war, seit sie sich getrennt hatten. Zwar war es Xigbar bewusst, dass der Junge von Herzlosen angegriffen worden war, doch zu erfahren, dass es ausgerechnet jene Herzlosen waren, die der Schütze selbst auf ihn losgelassen hatte … Das war etwas, das Xigbar erst einmal verdauen musste. Und was Myde danach erlebt hatte, nun ja … ~*~ Was war passiert? Wo war er? Hatten ihn die Monster nicht gefressen? Vorsichtig öffnete Myde die Augen. Keine schwarzen, Menschen fressenden Monster zu sehen. Er setzte sich auf, prüfte, wie schwer seine Verletzungen waren. Nichts! Nicht ein Kratzer! Hatte er das alles nur geträumt? War er noch immer in Port Royal und hatte nur eine gespenstische Phantasie? So muss es sein, dachte er, während er sich umsah. Dieser Ort kam ihm nämlich nicht bekannt vor. Jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern, in Port Royal ein riesiges Herrenhaus gesehen zu haben. Und einen Wald gab es da auch nicht. Schwankend stand er auf, stützte sich an der Mauer, die das Haus umgab. „Na endlich. Ich dachte schon, du wachst nie auf.“ Myde fuhr herum und sah sich einem äußerst großen Mann gegenüber, beinahe einem Riesen. Einem Riesen mit Koteletten und dutzenden akribisch geflochtener Zöpfe, die denen Jack Sparrows durchaus Konkurrenz machen konnten, und mit … „Schon wieder so ein Mantel“, fluchte der Junge leise. „Jetzt ist mir alles klar! Das ist wirklich nur ein Traum.“ Er nickte eifrig. „Genau, ich muss nur aufwachen, und schon bin ich wieder zuhause.“ Sein Gegenüber verdrehte ungeduldig die Augen. „Irgendwie hast du mir besser gefallen, als du noch bewusstlos warst. Also, Junge, wir machen das jetzt auf die ganz einfache Tour.“ Er streckte die Hand aus. „Du kommst mit mir mit, verstanden?“ Abwehrend hob Myde die Hände und wich ein paar Schritte zurück. „Können wir darüber nicht reden?“ Während der Riese noch seufzte, wurde Myde bereits niedergeschlagen. Als er wieder erwachte, war er geblendet von all dem Weiß, das ihn umgab. Schnell schloss er wieder die Augen. Sein Schädel dröhnte, so langsam beschlich ihn der leise Verdacht, dass das doch alles real war. „Kann der auch reden?“, hörte er eine männliche Stimme fragen. „Ja, aber er hört nicht mehr auf.“ Das war der Riese. Myde öffnete die Augen einen spaltbreit. Drei Männer beäugten ihn kritisch. Zwei davon waren ihm unbekannt: Einer hatte stark gebräunte Haut, weiße Haare und … orange Augen? … Der andere sah um einiges gefährlicher aus. Ob das nun an der x-förmigen Narbe in seinem Gesicht lag oder an dem animalischen Glitzern in seinen Augen, wusste Myde nicht genau zu sagen. Vielleicht waren es auch die äußerst spitzen Eckzähne, die der Mann beim Grinsen entblößte. Und alle trugen sie die gleichen Mäntel. Der Junge seufzte. Das Schicksal hatte sich eindeutig gegen ihn verschworen. ~*~ „Man kann sich also vorstellen, wie glücklich ich war, jemanden zu sehen, den ich kenne. Auch, wenn es sich dabei um einen irren Mörder handelt.“ „Von wegen! Also das ‚irre’ verbitt’ ich mir!“ Mydes resignierter Blick entlockte dem Schützen nur ein Lächeln. Er hatte nicht gewollt, dass dem Jungen etwas zustieß, aber das war nun zu spät. Sie konnten nur noch das Beste daraus machen. „Lass mich erstmal erklären, was überhaupt passiert ist, ja? Dann kannst du immer noch voreilige Schlüsse ziehen.“ Er stieß die Tür auf, die zum Dach führte, und trat in die kühle Nacht – oder in den Abend, wer konnte den Unterschied schon so genau feststellen? Hier wurde es sowieso niemals hell. „Was ist das denn?“ Das war Kingdom Hearts – oberflächlich betrachtet nur eine Art Mond, die einzig natürliche Lichtquelle dieser Welt, und gleichzeitig doch so viel mehr. „Eins nach dem anderen, ja? Wir fangen am besten ganz am Anfang an.“ Nun folgte der schwierige Teil. Wie sollte man etwas erklären, dass man selbst nicht hundertprozentig verstand? Xigbar lehnte sich mit dem Rücken gegen die Brüstung. Dann wollen wir mal … „Die Kreaturen, die dich angegriffen haben? Das waren Herzlose. Wenn ein Mensch sein Herz an die Dunkelheit verliert – wie is’ dabei egal –, verwandelt sich dieses Herz in einen Herzlosen.“ „Aber da stimmt doch dann was nicht. Wieso herzlos?“ „Was weiß ich? Vielleicht klang ‚herzvoll’ einfach bescheuert. Weiter im Text … “ Er erklärte es dem Jungen so gut er konnte. Was Kingdom Hearts war und wofür sie es brauchten, wann und weshalb ein Nobody entstand, auch dass ihnen mitsamt dem verlorenen Herzen scheinbar ebenfalls jegliche Emotionen fehlten. Er setzte auch hinzu, dass er daran nicht wirklich glaubte. Xigbar war sich sicher, dass ihnen zumindest die Erinnerung an ihr Herz blieb, denn hätten sie allen Ernstes keine Emotionen mehr, wären sie nichts weiter als leblose Hüllen. Ohne Charakter, ohne eigenen Willen. Und das waren sie nun einmal nicht. Wie sehr sie sich voneinander unterschieden, konnte man einfach nicht abstreiten – sowohl in ihrer Persönlichkeit, als auch in ihren Handlungen und Motiven. Irgendetwas musste da einfach sein. Zugegeben, Xemnas erfüllte das ‚Vorurteil’ des emotionslosen Nobodies perfekt, aber das war eine andere Geschichte … „Warum erzählst du mir das?“, fragte Myde so leise, als fürchtete er die Antwort. „Das weißt du. Du bist jetzt einer von uns.“ „Ist das wirklich nicht nur ein mieser Scherz?“ „Meine Güte, Kurzer, denk doch mal nach! Du wirst von Wesen angegriffen, die du noch nie gesehen hast – aber anstatt zu sterben, wachst du an einem vollkommen unbekannten Ort auf. Dann wirst du entführt und bekommst eine Geschichte aufgetischt, die aus einem schlechten Traum stammen könnte. Warum sollten wir uns so eine Mühe machen, wenn das alles nur ein Witz wäre?!“ Außerdem brauchte der Junge doch nur einmal in einen Spiegel zu schauen. Er hatte sich verändert, wirkte erwachsener – und so, als hätte er in eine Steckdose gelangt, aber das blieb besser unerwähnt. „Willst du sonst noch irgendwas wissen?“ „Warum hast du mich angelogen?“ „Was?“ Er hätte mit so einigen Fragen gerechnet, aber damit …? „Dein Name. Warum hast du gelogen?“ „Es gibt da jemanden, dem ich lieber keine Spuren hinterlassen würde.“ „Und was hattest du überhaupt in meiner Welt verloren?“ Sagte man darauf die Wahrheit? Nun ja, es würde schon nicht schaden. „Um genau zu sein, hatte ich den Auftrag, Herzlose freizusetzen, damit - “ Der Schlag traf ihn unerwartet. Möglicherweise hätte er doch damit rechnen sollen, dass Myde dieses Wissen nicht unbedingt positiv aufnehmen könnte. „Du warst das? [I"]Du hast mir das angetan?“ Der Junge packte ihn am Kragen, fluchte, beschimpfte ihn bitterlich – und brach schließlich in Tränen aus. „Es ist alles deine Schuld.“ Na wunderbar. Und wie ging man nun damit um? Unsicher legte der Schütze einen Arm um das schluchzende Nervenbündel. „Warum ich?“, murmelte der Junge gegen Xigbars Schulter. „Sieh es als dein Schicksal an.“ „Das Schicksal ist zum Kotzen!“ So konnte man es natürlich auch ausdrücken … Irgendwann löste sich Myde von Xigbar und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Was wird nun aus mir?“ „Du hast die freie Wahl.“ Vorsichtig befühlte der Schütze sein rechtes Auge und verzog unwirsch das Gesicht. Das würde wohl ein Veilchen geben. „Du kannst gehen, wohin du willst, und hoffen, dass du eines schönen Tages dein Herz wieder bekommst – oder du bleibst und unterstützt uns.“ „Ich glaube“, begann Myde nach einiger Zeit entschlossen, „ja, ich glaube ich bleibe. Warten war noch nie meine Stärke und hier bin ich eher zu etwas nütze.“ „Dann werde ich Xemnas deine Entscheidung mitteilen. Morgen findet dann die Aufnahmezeremonie statt und ich zeige dir dein neues Quartier. Bis dahin kannst du bei mir bleiben.“ Als sie gemeinsam das Dach verließen, meinte der Schütze mehr zu sich selbst, wie dringend er eine Dusche brauchte. Und etwas Eis für sein Auge – wie sähe das denn sonst aus? Ein Scharfschütze, der nur auf einem Auge sehen konnte? Von wegen! „Xigbar?“, fragte der Junge mit nachdenklichem Gesichtsausdruck. „Hmm?“ „Was ist eine Dusche?“ … Aspirin. Genau, ein paar Aspirin konnten auch nicht schaden … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)