Areas von abgemeldet ================================================================================ Prolog: -------- .Der ewige Rauch lag über den Straßen und hüllte die Stadt ein, vermischte sich mit dem aufsteigenden Nebel der Abendstunden, um als Ganzes eine Atmosphäre des Unheils zu ergeben. Doch die Gassen waren zu jener Zeit noch nicht gänzlich verlassen. Einzelne Passanten flanierten noch Arm in Arm oder allein umher und sahen sich die Auslagen in den Schaufenstern der wenigen verkümmerten Läden an, ohne wirklich interessiert zu sein. Kinder waren keine mehr zu sehen. Sie waren schon länger in den Hauseingängen verschwunden und hatten die bedrückende Stille zurück gelassen, welche den Fußgängern zur Eile gebot. Im schwindendem Licht achtete Niemand auf einen, zwischen Kisten, die vor einem zugenagelten Geschäft standen, sitzenden Jungen, dessen abgetragene Klamotten, die fast gänzlich mit dem Hintergrund verschmolz, noch zu seiner Unsichtbarkeit beitrugen. Seine Mütze hatte er tief ins Gesicht gezogen, sodass nichts davon zu erkennen war. Er hieß Areas und ihm war schon früh aufgefallen, dass es besser war von anderen nicht unbedingt gesehen zu werden, solange sich dies verhindern ließ. Seine Mutter war eine Dienerin aus einem weit entfernten Land gewesen, dessen Name er nicht kannte und von ihr hatte er seine dunkle Hautfarbe geerbt, auch wenn sie etwas helle war als die ihrige. Sein andersartiges Aussehen war einer der Gründe, wieso er sich lieber im Schatten hielt. In wenigen Minuten würde in diesem Teil der Stadt weniger los sein als auf einem mitternächtlichen Friedhof. Auch wenn manchmal noch das leises Geklapper, das von Pferdehufen her rührte, zu hören sein würde, wenn Kutschen über die größeren Straßen fuhren, um ihre wohlhabenden Besitzer zu einer Festlichkeit in der Stadtmitte zu bringen Als die letzten Vorübereilenden schon länger verschwunden waren, wollte Areas sich gerade daran machen, zu tun, weshalb er hier war, da wiesen ihm die Geräusche von Schritten zum Einhalt an. Bald konnte er eine schattenhafte Gestalt erkennen, die durch eine der kleinen Hauszwischengänge heraus kam und gleich weiter eilte. Areas folgte ihrem Lauf bedächtig mit den Augen, während die Person keine Notiz von ihrer Umgebung zu nehmen schien. Sie war kaum in der gegenüberliegenden Gasse verschwunden, jener an deren Eingang der Laden grenzte, vor welchem der Junge kauerte, als Jemand ihr nachkam. Der Beobachter zog unauffällig den Kopf ein, während der Neuankömmling eilig und ohne auf seine Lautstärke zu achten der ersten Gestalt folgte. Areas stand lautlos auf und lief denn beiden, ohne genau zu wissen warum, nach. „Bleib endlich stehen!“ Rief eine männliche Stimme. „Du kannst hier nicht raus.“ Der Verfolgte hatte sich seine in eine Falle verirrt, sie befanden sich in dem Hof eines Verlassenen Hauses und die übrigen zwei Türen waren verriegelt. Areas blickte um die Ecke der Wand, an der ein kaputtes Tor hang und konnte sehen wie die Gejagte, an ihrer zierlichen Statur erkannte er nun, dass es ein Mädchen sein musste, Fluchtversuche unternahm, die sie nur weiter in die Arme des Mannes trieb. Wie ein gehetztes Tier, ging es Areas durch den Kopf. Er wusste nicht was er tun sollte. Normaler Weise hielt er sich aus den Angelegenheiten Unbekannter heraus und verfolgte nur seine eigenen Interessen. Die große Gestalt hatte das Mädchen gepackt und drückte sie gegen die Mauer, da traf ihr Blick den des Jungen. Leuchtende, blaue, unergründliche Augen hielten die seinen gefangen und schienen ihn um Hilfe anzuflehen. In diesem Moment zog er lautlos, ohne es zu wollen, das Messer, welches in der Scheide an seinem Gürtel hing. Der Fremde hatte die Klinge an der Kehle bevor er wusste wie im Geschah. „Lass sie los!“ knurrte Areas, in ungewohntem Ton. Das Mädchen sah überzeugend erstaunt drein, dass sie doch noch jemand rettete. Silbernes, langes Hass floss seidig über ihre Schultern und jeweils drei feine Linien zogen sich im leichten Bogen von diesen geheimnisvollen Augen bis zu den Ohrenansätzen. Areas hatte ihrem Anblick zu viel Zeit gewidmete, dass wurde ihm bewusst als ihn eine Faust mitten ins Gesicht traf. Im Zurückfallen spürte er wie Blut aus seiner Nase quoll. Er fing sich in einer Rolle ab, um gleich wieder aufspringen zu können, doch sein Gegner war schneller und zog ihn an einem Arm hoch, mit welchem er das Messer hielt. Eines der Augen seines Gegenübers war gewalttätig entfernt wurden, über der leeren Liedfalte zog sich eine hässliche Narbe. In jenem welches verblieben war loderte eine Flamme des Zorns. Er konnte nicht viel älter als Areas sein, vielleicht neunzehn, zwanzig. Mit seiner freien Hand versuchte der Jüngere dem Anderen ebenfalls einen Fausthieb zu verpassen, doch sie wurde abgefangen. Der zweite, gezieltere Versuch erfolgte durch den Kopf, worauf hin sein Gegner seine Arme freigab. Er erteilte ihm noch einen weiteren Schlag der den Größeren bewusstlos zu Boden gehen ließ Areas riss ein Stück Stoff von seinem Ärmel, um damit die blutende Nase zu stillen. Das Mädchen sah ihn immer noch mit großen Augen an, da viel ihm auf, dass diese gar nicht blau sondern viel eher von grünbrauner Färbung waren. Ihr Mund formte stockend Wörter, doch kein Laut kam aus ihrem Hals. Schon wieder in so kurzer Zeit wusste Areas nicht was er tun sollte. Er drehte sich um, erwog zu gehen, als ihre Hand sich sanft auf seinem Arm legte. Ihren dünnen Lippen deuteten, so weit er das erkennen konnte, ein „Danke“ an. Verdutzt schaute er sie an. „Kannst du nicht sprechen?“ Sie nickte. „Dann macht es wohl auch keinen Sinn zu fragen wer das ist.“ Areas stupste mit dem Fuß ihren auf dem Boden liegenden Verfolger an. Darauf hin sah ihn das Mädchen nur weiter eindringlich an. Dann senkte sie wie resignierend den Kopf. Doch gleich darauf hob sie ihn wieder und küsste Areas sacht auf die Wange. Schnell verschwand sie, lief so schnell davon, dass er sie nicht mehr sehen konnte als er sich zum Ausgang des Hofes umdrehte. Kapitel 1: -2- -------------- Areas hatte nach dem Verschwinden des Mädchens nichts mehr was ihn an jenem Ort hielt. Seinen Auftrag musste er nun wann anders erledigen. Es würde schwerer sein, da die Sicherheitsvorkehrungen, wenn der ohnmächtige Mann gefunden wäre, noch verbessert werden würden. Der Junge lief planlos, ohne auf seine Umgebung zu achten, durch die nun dunklen Gassen bis er eine entdeckte, die ihn an etwas erinnerte, sodass er stehen blieb. Er zog willkürlich seine Augenbrauen zusammen, was ihn äußerst nachdenklich wirken ließ. Ein paar Schritte ging er auf ihren Eingang zu, dann besann er sich anders. Sein Weg führte ihn jetzt zielgerichtet durch die Straßen, zu einem nicht weit entfernten Haus, in dem er in einem Laden verschwand. Der Raum war dunkel und nicht das fahle Licht des Mondes half Areas unweigerlich gegen einen der großen Schränke zu laufen, die dort mitten drin standen, sondern sein guter Orientierungssinn. Seine Schritte waren auf dem staubigen Holzfußboden nicht im Geringsten zu hören. Er ließ sich auf ein paar zerlumpten Decken, die in einer Ecke lagen nieder und versuchte ein zuschlafen. Doch immer wenn er die Augen schloss sah er die ihren ihm blau entgegen strahlen. Diese Erinnerung hielt ihn lange Zeit gefangen, verfolgte ihn sogar als er ihn einen dämmrigen Schlaf fiel, sodass er sich unruhig herum wälzte. Er wachte auf als er ein leises Scharren wahrnahm, setzte sich ruckartig auf. Aber alles um ihn her war still, nur die Ratten im Keller, welche die Ausrottung überlebt hatten, waren zu hören. Danach sank er wieder in unbehagliche Träume. „Aufstehen du Faulpelz!“ Schrie eine Stimme, direkt über ihm und etwas traf ihn unsanft in die Rippen. Dann entfernten sich Schritte, dem Klang nach von einem kolossalen Menschen mit riesigen Füßen. Sich die Seite reibend richtete Areas sich auf und sah dem Giganten von einem Mann hinterher. „Wieso sollte ich aufstehen?“ Der Riese dreht sich um und wollte grollend etwas erwidern als eine kleinere Gestalt an ihm vorbeihuschte. Ein blasshäutiges Mädchen mit kohlschwarzen Augen und eben solchem Haaren klopfte ihm auf den oberarm, da sie nicht an seine Schulter reichte. „Reven, du wirst hinten gebraucht.“ Sie warf noch einen flüchtigen Blick auf Areas, der sich wieder hingelegt hatte, gab ihm ein Zeichen ihr zu folgen und ging dann selbst Reven hinter drein wieder zurück. Der Junge stöhnte, erhob sich jedoch schließlich, um ebenfalls in den hinteren Raum zu betreten. Hier führte eine Treppe in die oberen Geschosse und eine in die Keller, denen gegenüber war eine Tür, hinter der Stimmen hervor kamen, nur angelehnt. Sie stritten mit einander, erhoben sich jedoch nicht. Areas lief leichtfüßig an ihr vorbei und öffnete die Tür die geradezu lag. Der verführerische Duft von frisch gebackenem Brot und anderen schmackhaften Sachen stieg ihm in die Nase, sodass er die Augen schloss, um ihn vollends zu genießen. Gleich darauf trafen ihn die barschen Worte „Was willst du hier? Das Essen ist noch nicht so weit!“, als hätte sie jemand mit voller Kraft nach im geworfen. Er blinzelte und erkannte vor sich das aufgebrachte Gesicht des Küchenchefs Esondre, der Reven mit seiner Größe und Breite Konkurrenz machte. Sogleich wurde die Tür zugeschlagen und Areas konnte von Glück reden, dass seinem Kopf nichts passiert war. Irgendwer räusperte sich hinter ihm und kicherte dann. Es war Syr, das Mädchen, welches den Koloss zuvor abgehalten hatte Areas eine Lektion zu erteilen. Sie winkte dem Jungen und bedeutete, dass er ihr in den Raum gegenüber den Treppen folgen sollte. Er blickte sie ungläubig an, doch sie ging einfach voraus. Sie würde ihn wegen seinem unerfüllten Auftrages zur rede stellen, da war er sich sicher. Dies war seine Chance gewesen und er hatte sie verstreichen lassen, nun würde er wieder auf den Straßen dieser gnadenlosen Stadt landen. Oder, nein… Sie konnten nicht riskieren, dass Jemand mit dem Wissen ihrer Existenz herum lief ohne an sie gebunden zu sein. Mit diesen Gedanken betrat Areas das Zimmer, dessen einziges Möbelstück ein großer Tisch darstellte, um welchen sechs Leute standen. Alle sahen ihn interessiert, in Revens Fall feindselig, an, außer einem Mann, der am hinteren Ende des lang gezogenem Tisches stand. Er hatte glattes grau blondes Haar, welches ihm bis zur Taille fiel und ein unscheinbares, aber eben mäßiges Gesicht, aus dem graue Augen gedankenverloren herab blickten. Areas hatte ihn erst einmal gesehen und zwar als er zum ersten Mal irritiert in dieses Haus gestolpert war., in zerschließener Kleidung, unter der ein unterernährter, fast verhungerter Körper verborgen war. Gegenüber dem eleganten Mann, mit den ausdruckslosen Augen, hatte er sich von Anfang an unwohl gefühlt, was der Junge dem Gefühl durchschaut zu werden zu schrieb. „Mein Name ist Elorin. Und deiner?“ Hatte der Ältere später gefragt, worauf Areas nichts erwidern konnte, da im seine Stimme den Dienst verweigerte. Die gleiche Wirkung hatte Elorin wiederum auf den Jungen, als er nun den Kopf hob, um wie die Übrigen im Raum den soeben Hereingekommenen zu mustern. Für einen Moment blieb es still, dann war das Raschen von Papier zu vernehmen, welches die einzige weitere Frau außer Syr, deren Namen Areas nicht kannte verursachte. Sie taktierte ihn auf eine Weise, die nicht erkennen ließ, worauf sie hinaus wollte, geschweige dessen für was sie ihn befand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)