Teenage Lifestyle von DanteMaxwell (Xander x Marie) ================================================================================ Kapitel 1: "Wir bleiben unserem Motto treu" (1) ----------------------------------------------- Dieser OneShot spielt in der Schulzeit der beiden, alle sind zwischen 16-17 Jahre alt. --------------------------------- „Wie bleiben unseren Motto treu“ Oder: Ohne Alkohol kann man Spaß haben, mit aber noch viel mehr Marie rückte die Sonnenbrille auf ihrer Nase zurecht und schenkte ihrem Spiegelbild ein wildes Grinsen. „Special Agent Fischer meldet sich zur Party“, flüsterte sie der reflektierenden Glasscheibe zu und hüpfte in ihr Zimmer. „This is halloween, this is halloween“, summte sie dabei vor hin, stolperte über ein Ufomodell und landete auf ihrem Bett. Murrend setzte sie die Sonnenbrille ab und richtete sich auf. „Durch diese Dinger kann man auch nichts sehen“, murmelte sie und zupfte ihr Outfit wieder soweit zurecht, dass es passabel aussah. „Party, ich komme“, quietschte sie leise und stürmte wieder vor den Spiegel. „Du musst die Girlande etwas weiter rechts aufhängen“, wies Leo den Jungen auf der wackligen Leiter an, „die hängt total schief, was sollen unsere Freunde denn von uns denken? Das wir beim Schmücken quer gedacht haben?“ Xander reckte sich noch ein Stückchen nach Rechts und klebte das Girlandenende mit einem Klebestreifen an der Wand fest. „Könntest du vielleicht die Leiter festhalten?“, fragte er und in seiner Stimme schwang die Angst vor einem Absturz mit. Leo ging zur Leiter, rüttelte etwas an ihren Sprossen und rief dann hoch: „Also, auf mich macht sie einen recht festen Eindruck, sie steht doch super…Xander?“ Der Jüngere hatte sich panisch an der Wand festgekrallt und starrte seinen Cousin aus weit aufgerissenen Augen an. „Mach…das…nie…wieder“, brachte er schließlich hervor. „Ist doch nichts passiert!“, grinste Leo und half Xander hinunter, „wir müssen uns beeilen, in zwei Stunden kommen schon alle.“ Xander seufzte innerlich. Das konnte noch etwas werden. Jenna zupfte an ihrem Kleid herum, während sie vor der Tür der Villa der van Veens stand und darauf wartete, dass man ihr die Tür öffnete. Sie hoffte das Leopold ihr Kostüm gefallen würde, immerhin hatte sie eine Stange Geld für das ‚schwarze Feen’ –Outfit bezahlt. Doch die blutgetränkten Flügel und das modisch zerrissene dunkelrote Kleid hatten es ihr im Laden angetan. Sie tastete nochmal prüfend durch ihre hergerichtete Frisur und blickte auf die immer noch verschlossene Tür. Vielleicht sollte sie nochmal klingeln? Jenna hatte gerade ihre Hand zu dem kleinen Knopf aufgestreckt, als die Tür sich knarrend einen Spalt öffnete und dichter Nebel ihr entgegenschlug. Ein Wolf jaulte auf und eine dunkle Stimme sprach: „Herein, junge Dame. Sie werden zu dem Festmahl schon erwartete, muahahahaha-quitsch…verflucht, warum klappt dieses Teil denn schon wieder nicht, ich habe es doch überprüft, hat eben noch funktioniert!“ Der Nebel löste sich auf und ein alter Mann kam zum Vorschein, welcher an einem kleinen Apparat herumwerkelte. „Herr van Veen?“, fragte Jenna und trat ein. „Ja? Jesus! Du siehst vielleicht aus! Das Kostüm wird den anderen gefallen. Geh schon mal hoch, ich werde versuchen diese Maschine zu reparieren. Der ganze Gruseleffekt ist damit hinüber.“ „Ach was, ich fand es schön schaurig“, bestätigte Jenna und eilte die Treppenstufen in den 2. Stock hinauf. Vor der Zimmertür, aus der Musik ertönte blieb sie stehen und kratzte leicht an dem Holz. „Süßes oder Saures“, flüsterte sie in einer verstellten Hexenstimme. „Ich bin für Süßes“, antwortete ihre eine Stimme, worauf die Tür aufgezogen wurde und ein junger Aristokrat vor ihr stand. „My Lady“, begrüßte er sie, hauchte ihr einen Kuss auf die Hand und führte sie in den Raum. „Ich heiße sie herzlich willkommen in meinem Schloss. Legen sie ihre Sachen hinten in der Ecke ab und genießen sie diesen Abend, denn es könnte ihr letzter sein.“ Jenna kicherte leise. „Wie ihr wünscht, Lord Leopold.“ Sie legte ihren Ruck- und Schlafsack in die Ecke und widmete sich wieder ganz ihrem Freund. „Stehen bleiben, hiermit sind sie alle überführt!“ Die Tür sprang auf und ein Special Agent sprang mit gezücktem Revolver in den Raum. Leo und Jenna hoben instinktiv die Hände hoch. „Niemand rührt sich! Euer Unterschlupft ist umstellt, ihr Außeririschen habt keine Chance.“ „Hallo, Marie“, begrüßte Jenna ihre Freundin und winkte ihr fröhlich zu. Marie ließ ihre Waffe sinken und eilte zu den beiden. „Ich bin für die Party bereit, es kann losgehen! Dreht die Musik auf, holt die Leckerein und lasst uns Spaß haben! ...wo ist eigentlich Xander?!“ „Hinter dir“, flüsterte eine leise Stimme, woraufhin Marie erschrocken zusammenfuhr und sich hinter Leopold versteckte. „Erschreck mich nie wieder so!“, klagte sie, musste dann aber bei dem Kostüm ihres Klassenkameraden grinsen. Xander hatte sich ganz in schwarzem Fell eingekleidet und auf einem Haarreifen zwei Wolfsohren angebracht und an der Hose eine verwuschelten Wolfsrute. Jenna quietschte entzückt auf und umarmte stürmisch ihren ‚kleinen Bruder’. „Du bist total weich und flauschig“, schwärmte sie, während sie über all das Fell strich. Leo zog beleidigt eine Schmolllippe. „Und ich bin nicht süß und knuddelig, oder was?“ „Doch, du bist der Süßeste und Knuddeligste von allen“, antwortete sie und schmiss sich um seinen Hals. Beide küssten sich liebevoll. „Kein geknutsche vor Minderjährigen“, beschwerte sich Marie und drehte die Musik weiter auf. Die Stimmung stieg an, Oma Maria brachte bald das Essen aufs Zimmer und alle amüsierten sich prächtig auf der Halloweenfeier. Jenna trank gerade den letzten Schluck aus der Sangriaflasche und blickte das Gefäß an. „Wie wäre es mit einer Runde Flaschendrehen?“, fragte sie in die aufgeheiterte Runde. Leo hatte mittlerweile schon einiges mit seiner Freundin zusammen gebechert, welche eindeutig trinkfester war als er, und war begeistert von dem Vorschlag. Marie hatte sich mit dem Trinken etwas mehr zurückgehalten, während Xander bei dem bloßen Geruch von Alkohol schon dankend ablehnte. „Aber nur wenn wir ohne Küssen spielen“, beschwichtigte Xander. „Sei kein Spielverderber“, kicherte Leo, „ohne Küssen hat das Spiel doch gar keinen Sinn. Es dient doch dazu dem anderen Geschlecht näher zukommen. Das Spiel ist eine Tarnung! Wir können aber auch gerne einfach so miteinander rumknutschen.“ Er zog Jenna dichter zu sich und küsste sie innig. „Nochmal, kein geknutsche von Minderjährigen“, lachte Marie und setzte sich auf den Boden. „Aber gegen eine Runde Flaschendrehe habe ich nichts einzuwenden. Xander, sei kein Frosch und spiel mit.“ „Ja, spiel mit und mache deine ersten sexuellen Erfahrungen“, lachte Leo und öffnete eine weitere Flasche, diesmal einen Branntwein. „Wo hast du den denn her?“, fragte Jenna und blickte sich die Flasche genau an. „Jeder Mann hat seine Geheimnisse“, gab Leopold nur zur Antwort und blickte in den Sitzkreis. „Gut, dann fang ich an. Vorerst die Regeln! Man sagt vorher sagen was getan werden muss und wer kneift muss draußen in der Kälte schlafen!“ Er griff nach der Flasche. „Auf wen diese Flasche zeigt, der muss…ähm…mir den Rücken fünf Minuten lang massieren!“ Das Sangriagefäß drehte sich und blieb vor Marie stehen. „Ich habe es geahnt“, lachte sie und setzte sich hinter Leo. Dieser genoss seine Massage sichtlich. „Nicht eifersüchtig werden, Jenna. Es ist ja nur ein Spiel und du kannst andere Regionen massieren“, lallte Leo und grinste selig. Jenna grinste nur zurück. „Du und deine Schweinerein“, lachte Marie und kniff Leo in den Nacken. „Aua!“ Das Spiel verlief weiter. „Auf wen die Flasche zeigt, der muss drei kleine Snapsgläschen trinken.“ „Wer als nächstes dran ist muss Kakaopulver schniefen“. „Wen die Flasche trifft bekommt eine Frisur von Jenna verpasst.“ „Bei wem die Flasche stehen bleibt, der muss seine Socken ausziehen und aus dem Fenster hängen.“ „Auf wen die Flasche zeigt, der muss mir einen Kuss auf die Wange geben.“ „Gute Idee, ich will auch einen Kuss von dem, auf wen die Flasche zeigt.“ „Vor wem die Fasche stehen bleibt, der muss zu dem nächsten Lied Playback singen und tanzen.“ Die Freunde amüsierten sich prächtig. Nach einiger Zeit hatte Marie mehrere Lippenstiftabdrücke von Jenna auf den Wangen, Leos Frisur war eindeutig ein Picasso, Jennas Kleidung war nicht mehr ganz vollständig und Xanders Wangen hatten sich schon rosig gefärbt von den sechs kleinen Schnäpsen, die er auf Ex hatte trinken müssen. Mutig bewältigte er gerade Leos Aufgabe und schüttete ein Glas Sangria in sich hinein. Als er das Glas absetzte kicherte er vergnügt und grinste zufrieden. „Niemand verträgt so viel Alkohol wie ich“, prahlte Jenna, „Leo ist schon leicht angetrunken und Xander schon hackedicht nach den paar Gläsern. Will es jemand mit mir aufnehmen?“ „Ich bin noch ganz nüchtern“, nuschelte Xander und versuchte so beleidigt wie möglich dreinzuschauen. „Die van Veens sind äußerst trinkfest“, bestätigte Leo. „Genau“, lallte der Jüngere glücklich, „andere Länder andere Sitten“. „Und andere Weiber, andere Titten“, fügte Leo hinzu, worauf die beiden Cousins in Gelächter ausbrachen über ihr eigenes Wortspiel. „Ähm…Jungs?“, fragte Jenna etwas leiser und blickte Marie fragend an. Diese zuckte nur mit den Schultern und grinste frech. „Ich denke wir sollten es genießen und ausnutzen die beiden in dieser Lage zu erleben.“ „Wir bleiben unserem Motto treu…“. „Geil, pervers und arbeitsscheu“. Erneut brachen die beiden van Veens in schallendes Gelächter aus. „Lasst uns weiterspielen!“, kommandierte Jenna und schnappte sich die Flasche, „auf wen sie zeigt, der muss Xander auf den Mund küssen!“ „Was? Wieso denn mich? Warum nicht Leo?“ „Weil ich jetzt sagte, dass der oder diejenige dich küssen soll.“ „Okay, okay.“ Die Flasche drehte sich munter und blieb dann vor Leopold stehen. „Jetzt wird es interessant“, fiebste Marie und blickte die beiden Jungen gierig an. Leo lachte nur, während Xanders Augen vor schreck leicht vorquollen. „Yuhu, endlich mal was spannendes“, kommentierte Jenna und schubste Xander dichter zu seinem Cousin. Leo schnappte sich den Jüngeren und blickte ihm tief in die Augen. „Jetzt darf ich also deine schönen weichen Lippen entjungfern“, hauchte er theatralisch und fuhr mit dem Zeigefinger ihre Konturen nach. Xander erwiderte den Blick und wirkte viel entspannter. „Aber glaub nicht, dass ich schwul bin“, nuschelte er. „Ich sehe dies nur als mein Recht als Cousin“, stimmte Leo ihm zu und ließ ihre Lippen miteinander verschmelzen. Jenna applaudierte fröhlich und schoss gleich ein Erinnerungsfoto von der Szene. Nach kurzer Zeit lösten sich die beiden und blickten sich noch einen Moment verliebt an, bis Leo sich die Flasche schnappte. „Auf wen die Flasche zeigt, der muss sein Oberteil ausziehen!“ Wild entschlossen begann er die Flasche zudrehen, welche bei Marie stehen blieb. „Los, los, wir wollen etwas sehen“, lachte Leo, während Xander nur bestätigend nickte. Der Alkohol machte die beiden eindeutig mutiger. „Es ist ja nur ein Spiel“, meinte Marie und zog sich ihr Oberteil über den Kopf weg. Xander pfiff leicht durch die Zähne bei dem Anblick von Maries BH und er lief noch etwas röter an. Leo schien so etwas nicht zum ersten Mal zu sehen, doch die Aussicht gefiel ihm auch äußert gut. Jenna piekste dem Jungen empört in die Seite und zog sich ihr eigenes Kleidoberteil aus. „Leo soll nur mich begaffen“, sagte sie entschlossen. Xanders Augen wanderten nun auch zu Jennas Körper und wieder pfiff er nur durch die Zähne. „Ich habe doch nur Augen für dich“, bestätigte Leo und legte ein Arm um Jenna, welche schon viel zufriedener mit der Situation zu sein schien. Marie schnappte sich die Flasche und drehte sie. „Bei wem sie stehen bleibt, der muss mich umarmen und warm halten, weil mir jetzt kalt ist.“ Die Flasche blieb bei Jenna stehen und das Mädchen umarmte ihre Freundin von hinten. „Wow, ich steh auf Lesben“, verkündete Leopold lautstark, „Xander schau dir das genau an. Zwei so hübsche Frauen sieht man selten zusammen. Küsst euch doch mal.“ „Ich küsse nur dich“, konterte Jenna, während Maries Gesichtsfarbe nun mehr einer Tomate glich. „So ist es recht“, kommentierte Leo und trank noch einen Schluck. Sie spielten noch etwas weiter, bis Xander schließlich dank dem Alkoholkonsum müde wurde und an Jennas Seite einschlief. „Wie putzig, das kleine Wölfchen schläft in meinen Armen“, quietschte sie und strich dem Schlafenden durch das Haar. „Wir sollten uns alle langsam schlafen legen“, meinte Leo und erhob sich leicht schwankend. „Marie, du kannst bei Xander im Bett schlafen, das ist groß genug und bequemer als der Boden. Er wird dich nicht anfallen, dafür schläft der immer viel zu fest. Jenna, du schläfst mit bei mir.“ Zusammen mit der dunklen Fee trug er seinen Cousin ins Bett und überließen ihn in Maries Obhut. Arm in Arm schlenderten Jenna und Leo durch die Tür in das Privatgemach des ‚Lord Leopolds’. „Du wirst mich aber nicht in Ruhe lassen, oder?“, fragte das Mädchen grinsend und setzte sich auf das große weiche Bett. „Hatte ich nicht vor“, antwortete Leo und begab sich zu ihr. Marie beobachtete den schlafenden Xander noch eine ganze Weile, bevor sie das Licht ausschaltete und zu ihm in das Ehebett schlüpfte. Müde schloss sie ihre Augen und gähnte herzlich. „Ja, ja…wir bleiben unserm Motto treu, geil, pervers und arbeitsscheu“, wiederholte sie leise die Worte der Jungs und war kurz darauf auch schon eingeschlafen. --------------------------------- (Fortsetzung wird noch folgen...bis dahin noch viel Spaß mit weiteren One Shots.^^) -RenTao- & Sunny-Lady-Merle Kapitel 2: Ein ganz gewöhnlicher Montag --------------------------------------- Die beiden Charaktere sind hier zwischen 30-32 Jahre alt. ------------------------- Ein ganz gewöhnlicher Montag (der Alltag einer Mutter) Liebes Tagebuch, ich weiß noch genau, wie ich an diesem Montag erwachte. Es war noch dunkel draußen, doch ein verschlafener Blick auf die Uhr verriet mir, dass bald der erste Wecker klingeln würde. Ich spürte einen warmen Körper an meinem Rücken und tiefe, gleichmäßige Atemzüge. Ich lächelte glücklich und schmiegte mich automatisch etwas mehr in die Arme, welche um mich geschlungen waren, so als wollten sie mich vor allem Bösen der Nacht beschützen. Den Moment genießend bemerkte ich zuerst nicht, wie sich unsere Schlafzimmertür öffnete und eine kleine Gestalt hineingetappt kam. Erst als jemand an meiner Decke zog öffnete ich meine Augen. „Mama?“, fragte die kleine Gestalt, „ich kann nicht mehr einschlafen, darf ich mich zu euch legen?“ Ich seufzte innerlich, doch auf meinen Lippen lag ein freundliches Lächeln. „Natürlich, Schatz. Aber bald müssen wir sowieso aufstehen.“ Ich hob meine Decke etwas an und mein fünfjähriger Sohn schlüpfte in meine Arme, welche ich nun ebenso beschützend um ihn legte. Glücklich schloss er die Augen und war auch direkt wieder eingeschlafen. Somit lag ich als einzige wach in diesem Bett, umgeben von einem Teil meiner liebsten. Ich bemerkte nicht wie die Zeit verging, doch das energische klingeln des Schlafzimmerweckers riss mich aus meiner friedlichen Ruhe. Ich spürte wie Eric sich in meinen Armen bewegte und langsam erwachte. Auch die Atemzüge an meinem Rücken waren nicht mehr so tief und friedlich. „Morgen“, nuschelte eine verschlafene Stimme hinter mir. „Morgen, Papa“, flötete Eric, welcher genauso schnell aufwachen konnte wie einschlafen. Eine Tugend, welche ich bei vielen Kindern beneide. „Huh? Was machst du denn hier?“ „Mama hat mir erlaubt bei euch zu schlafen, weil bei mir im Zimmer haust ein Monster unterm Bett und das will mich auffressen!“ „Diesen Teil der Geschichte hast du mir aber verschwiegen“, flüsterte ich leise lachend. Eric setzte sich auf. „Hätte ich dir die Wahrheit gesagt, wärst du in meinem Zimmer auf Monsterjagt gegangen und ich mag es nicht, wenn du unter mein Bett schaust.“ „Du hast nur angst, dass ich dort zu viel Staub und getragene Socken finde.“ Eric verschränkte beleidigt die Arme. „Garnicht wahr“, verteidigte er sich. Ich ging auf die kleine Diskussion nicht weiter ein, sondern schaltete diesen nervtötenden Wecker ab. „Papa schläft schon wieder“, rief mein Sohn plötzlich laut und kletterte über mich zu seinem Vater. „Aufstehen, nicht wieder einschlafen! Du musst mich doch zum Kindergarten bringen.“ Ein unverständliches Brummen ertönte. Ich hatte mich derweil aufgesetzt und in Richtung Küche begeben. Bevor die anderen Wecker klingelten sollte das Frühstück auf dem Tisch stehen. Ich schob trockene Toast in den Toaster, setzte Kaffee auf und verteilte Milch in drei Tassen, wo ich Kakaopulver einrührte. Als ich weitgehend alles vorbereitet hatte, kam mein Ehemann Xander mit Eric aus dem Schlafzimmer. „Mission Papa aufwecken geglückt?“, fragte ich, was dem Fünfjährigem ein breites Grinsen entlockte. „Jaaaaaaaaaa, aber der hatte schon wieder geschlafen wie ein Stein!“ Ich reichte Xander eine Tasse Kaffee, worauf er mich dankbar anlächelte und mir einen kleinen ‚Guten Morgen’ -Kuss auf die Stirn hauchte. Bald konnte man in der Küche das leise Piepen eines anderen Weckers wahrnehmen, worauf ein blondes Mädchen in der Küche erschien, welches eine Miniaturausgabe von mir sein könnte. Meine achtjährige Tochter Clarisse rieb sich verschlafen die Augen und griff automatisch nach ihrer Kakaotasse, welche sie mit einem Zug austrank. „Clarisse hat einen Kakaobart“, lachte Eric und trank in großen Schlucken seine eigene Tasse aus. „Jetzt habe ich auch einen.“ Ein leises Quengeln ertönte aus dem Nebenzimmer. „Richard ist nun auch wach und will seinen Kakao“, bemerkte Eric, welcher eindeutig schon zu viel sprach, für einen Montagmorgen. Das schlimme war, das er diese Eigenschaft eindeutig von mir geerbt hatte. Mein Ehemann erhob sich und holte unser jüngstes Kind aus dem Gitterbettchen nebenan. Der Eineinhalbjährige blickte uns alle aus großen neugierigen braunen Augen an. Xander setzte ihn in einen Hochstuhl, schob ihm den Plastikbecher mit Kakao hin. Gierig griff der Kleine danach. Manchmal frage ich mich, wie meine Kinder so Kakaobesessen sein können, da weder ich noch mein Ehemann genussvollen Gefallen an diesem Getränk finden. Aber was wären Kinder, wenn sie Clone der Eltern wären? Es ist schön diese kleinen Menschen zu beobachten und ich nehme mir immer viel Zeit für sie. „Richard hat gekleckert“, gab Eric die Sachlage wieder lautstark durch. Ich lächelte und wischte meinem Jüngsten soweit den Mund und Hals ab, dass er wieder recht passabel aussah. Clarisse war mittlerweile im Badezimmer verschwunden und auch Eric begab sich bald dorthin, doch zuerst half ich ihm beim Anziehen. Nachdem sich jeder ins Bad gequetscht hatte und frisch angezogen vor mir stand, bekamen alle einen Abschiedskuss. Ich selbst habe ein Jahr Urlaub, um mich voll und ganz auf Richard und den Haushalt konzentrieren zu können. Ich öffnete die Tür und alle machten sich auf zu unserem blauen Auto. „Nicht so schnell, junger Mann“, rief ich und erhaschte gerade noch eine Hand von Eric. „Es ist kalt draußen, hol dir bitte deine Mütze aus der Schublade.“ Er lächelte leicht verlegen, flitze ins Haus und kam kurz darauf mit einer Wintermütze auf dem Kopf zurück. „Darf ich so gehen?“, fragte er lieb und hielt mir dir Wange hin um noch einen Abschiedskuss zubekommen. „Ja, so darfst du gehen“, bestätigte ich und gab ihm den Kuss. Lachend sprang er die Treppen hinunter und lief zum Auto. Xander hielt ihm schon die Tür auf und hob ihn in den Kindersitz. Ich winkte meiner Familie kurz zu und verschwand dann im Haus. Hier war nun mein Platz, an dem ich zu arbeiten hatte. Es gab viel zu tun, alleine Richard konnte einen auf Trab halten. Er hatte große Freunde daran gefunden die Bücherregale auszuräumen und in den kolorieren Büchern zu blättern. Ich ließ ihn dies machen so lange er wollte, erst als er die Interesse an den Bildern verlor, räumte ich die Bücher ein – um eine Stunde später wieder meinen kleinen Jungen davor sitzen zu sehen, wie er fröhlich Bücher ausräumte. Es war der gewöhnliche Alltag, aber kein stupides System. Jeder Tag war es wert gelebt zu werden, immer gab es etwas anders. Mal klingelte ein Nachbar, die Post brachte Überraschungen mit sich, oder Richard lernte Neues, was er gleich ausprobieren musste. Ich zog ihn an, setzte ihn in den Kinderwagen und ging mit ihm Einkaufen. Für Richard war das immer ein Erlebnis, all die vielen Dinge in den Regalen zu sehen und all die fremden Menschen um ihn herum. Er durfte für sich und seine Geschwister etwas zum Naschen aussuchen. Mit vollbepackten Tüten und Kinderwagen schlug ich mich durch die Fußgängerzone. Bei den Tauben blieb ich stehen und Richard lachte vergnügt, als die Vögel erschrocken wegflatterten. Er liebte sie und ich gab ihm ein paar Brotkrümel des frischen Brotes in die Hand, damit er sie damit füttern konnte. Als die Tauben genug hatten schob ich den Kinderwagen nach Hause. Richard war in der Zeit eingeschlafen, also zog ich ihm schnell seinen Ufoschlafanzug an, bevor ich ihn in sein Bettchen legte und gut zudeckte. Es war fast Mittag und ich machte mich daran Mittagessen zu kochen, damit meine Familie direkt etwas in den Magen bekam. Noch als die Spagettis kochten hörte ich wie sich ein Schlüssel in der Tür umdrehte und Clarisse herein kam, dicht gefolgt von Eric und einem großem Mann, welcher meinem Ehemann auf dem ersten Blick zum verwechseln ähnlich sah. „So, der Onkel Leo-Express ist angekommen, alle Kinder bitte in die Wohnung steigen“, sagte er vergnügt und strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich begrüßte meine Kinder und Onkel Leo. Streng gesehen war er nicht der wahre Onkel der Kinder, da er nicht der Bruder meines Mannes war, sondern dessen Cousin. Aber die beiden waren aufgewachsen wie Brüder und sahen auch so aus. „Mama, Onkel Leo hat uns gesagt, dass wir am Wochenende schwimmen gehen. Dürfen wir? Bitte“, flehte Eric und klammerte sich um mein Bein. „Wenn Onkel Leo das sagt, dann dürft ihr das auch“, willigte ich ein. Leo grinste und verabschiedete sich von mir und den Kindern. Er holte sie jeden Tag netterweise von der Schule und dem Kindergarten ab, weil Xander länger arbeitete. Clarisse zeigte mir eine Schularbeit, in welcher sie eine gute Note geschrieben hatte, während Eric mit einem selbstgemalten Bild eines Allien glänzte. Nach ein paar Minuten waren die Spagettis fertig und wir alle aßen erst einmal gemeinsam. Eric half mir den Tisch abzuräumen und Clarisse breitete ihre Hausaufgaben auf der sauberen Tischdecke aus. Ich half ihr etwas und ging dann Richard wecken, damit dieser nicht zu lange schlief und auch noch etwas Warmes zu Essen bekam. Schon bald kam einer von Erics Freunden zu Besuch und die Jungen verschwanden in dessen Zimmer. Der restliche Tag verging friedlich. Als wir alle am Abendbrotstisch versammelt waren, wurde erneut ein Schlüssel im Schloss umgedreht und Xander betrat sichtlich erschöpft von der Arbeit die Wohnung. Die Kinder rannten zu ihm, zeigten ihm alles, was sie den Tag über angefertigt hatten und kehrten dann zurück zum Tisch. Ich begrüßte meinen Ehemann mit einem kleinen Kuss und goss ihm Kaffee in die Tasse. Er berichtete den neusten Stand seiner Arbeit und Eric unterbrach ihn wirsch mit der Nachricht, dass sie alle am Wochenende schwimmen gehen werden. Xander spielte mit den Kindern während ich den Tisch abräumte und mich aufs Sofa setzte um abzuspannen. Ich schaltete den Fernseher ein und schaute meine Lieblingssendung: Akte X. Bald setzte sich Xander zu mir. Er hatte die Kinder ins Bett gebracht und wollte nun auch seine Ruhe haben. Wir kuschelten uns aneinander und genossen nach der Serie einen Abendfilm. Dann begaben auch wir uns ins Bett. Ich streckte mich glücklich und kuschelte mich wie eine kleine Katze in seine Arme. Es war ein ganz gewöhnlicher Montag gewesen und doch gibt es nichts besseres, als seinen Tag zu leben und jede Minute zu genießen, mag sie einem auch noch so normal erscheinen. -------------------- Ich hoffe euch hat die Zukunft der beiden auch gefallen.^^ -RenTao- & Sunny-Lady-Merle Kapitel 3: Andere Umstände -------------------------- „Nein.“ „Doch!“ „NEIN!“ „Doch!“ Xander seufzte ergeben und strich mit einer Hand durch Maries Haare. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass wir den Flug nach Rom schon bezahlt haben. Ich kann das nicht einfach abbrechen und zu Hause bleiben.“ Die junge blonde Frau zog eine kindliche Schmolllippe. „Du kannst dich doch einfach krank stellen, dann musst du nicht mit deinem Kurs nach Rom fliegen.“ „Es geht nicht ums Müssen, sondern darum, dass ich gerne an dieser Kursfahrt teilnehmen würde, du mich aber nicht lässt und –„ „Ich feire in dieser Woche meinen Geburtstag! Der Raum ist schon gemietet.“ „Es tut mir auch Leid“, versuchte Xander sie wieder zu beruhigen, „aber ich will nun mal mitfahren.“ „Nein!“ „Doch.“ „Neeeeeeeeeeeeeee.“ Marie ließ von dem schwarzhaarigen jungen Mann ab und rollte sich auf die andere Bettseite. Sie kuschelte ihr Gesicht in eines der vielen Kissen und linste zu ihrem Partner. „Aber ohne dich will ich nicht feiern“, gestand sie kleinlaut und vergrub ihr Gesicht wieder in dem Kissen. Xander biss sich auf die Lippe. Marie versuchte es eindeutig auf die ‚ich-bin-ein-verlorener-armer-Welpe’-Tour. Sie wusste genau, dass er dem nicht widerstehen konnte. Aber heute musste er! Wenn er jetzt Schwäche zeigen würde, wäre alles umsonst gewesen, die ganze Diskussion den Morgen über. Langsam gesellte er sich zu ihr und streichelte über ihre schönen blonden Haare. „Schau mal, ich würde auch gerne auf deiner Geburtstagsfeier sein, aber diese Kursfahrt nach Rom bedeutet mir sehr viel. Wir haben die Chance in einem Kloster zu übernachten und uns den ganzen Tag mit den alten Schriften zu beschäftigen. Willst du das ich so eine Chance in den Wind schieße?“ Marie schüttelte leicht den Kopf. „Na also. Ich werde mit dir feiern wenn ich wiederkomme und das ist ein großes Versprechen. Van Veen Ehrenwort!“ Marie lächelte leicht. „Großes van Veen Ehrenwort“, wiederholte sie leise. „Ich werde dich daran erinnern.“ Eine Woche war nun nach der kleinen Auseinandersetzung vergangen und Marie starrte ausdruckslos ihre Zimmerdecke an, welche mit Leuchtsternen und Ufos beklebt war. Sie wusste nicht was sie denken sollte. Gestern hatte sie es erfahren, an dem Tag, als Xander abgereist war. Sie rollte sich auf die rechte Seite und blickte auf ein kleines weißes Ding, was große Ähnlichkeiten mit einem Fieberthermometer hatte. Marie wusste nicht genau, warum sie es getestet hatte, doch das Ergebnis hatte sie schockiert. Zur Sicherheit hatte sie am gleichen Tag ihrem Hausarzt einen Besuch abgestattet und nun war es sicher. Sie war schwanger. Die werdende Mutter drehte sich auf die andere Seite und starrte nun ihre Zimmerwand an. Wie hatte es nur dazu kommen können. Sie hatte mit Xander doch nur eine Nacht verbracht und damals hatten sie verhütet. Jetzt war sie schon im ersten Monat. Fehlten nur noch acht. Sie setzte sich auf. Ihre Gedanken kreisten, sie hatte noch niemandem davon erzählt. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie das Kind haben wollte. Einerseits freute sie sich, aber andererseits fühlte sie sich noch zu jung, zu unreif. Xander…was würde er nur dazu sagen? Er war doch verlobt – gut, er liebte seine Verlobte nicht und es war eher eine Zwangsverlobung, doch dennoch war er einer anderen versprochen. Sollte sie ein Kind zur Welt bringen, mit dessen Vater es nicht aufwachsen durfte? Automatisch legte Marie eine Hand auf ihren noch flachen Bauch. Bald würde sie es nicht mehr verheimlichen können. Für einen Moment fühlte sich ihre Kehle wie zugeschnürt an. Sie musste mit jemandem sprechen, sich jemandem anvertrauen und es gab nur eine Person, die ihr helfen könnte. Maria van Veen, Xanders Großmutter und irgendwie auch schon ihre. Sie hatte die alte Dame schon ins Herz geschlossen, als sie ihr das erste Mal begegnet war. Seitdem hatte sie eine neue Freundin und ein neues Familienmitglied bekommen. Marie stand langsam vom Bett auf, zog sich nur eine Jacke über, schlüpfte in ihre Schuhe und verließ die Wohnung. Der Weg vom Studentenheim bis zu der ‚Villa van Veen’ war mit der Straßenbahn schnell überwunden. Das große Gebäude trohnte zwischen einem kleinen Wäldchen und hatte etwas bedrohliches, wenn gleich auch magisches. //Ob mein Kind hier aufwachsen wird?//, fragte sich Marie instinktiv und legte wieder eine Hand auf ihren Bauch. Sie schritt über den Kiesweg und drückte den kleinen Klingelknopf neben der großen zweiflügeligen Eichentür. Sie vernahm das Klingeln und wartete einen Moment, bis ihr geöffnet wurde. Maria van Veen stand vor ihr, noch im Morgenmantel, Pantoffeln an den Füßen und einer Tasse Kaffee in der Hand. Sie wirkte überrascht, doch als sie Marie erkannte lächelte sie herzlich. „Liebes, was machst du denn hier? Aber komm doch erstmal herein. Willst du auch eine Tasse Kaffee? Xander ist aber nicht zu Hause, er ist auf Kursfahrt nach Rom, sag bloß er hat dir davon nichts erzählt? Hach, siehst du gut aus, lass dich drücken!“ Die alte Dame schloss Marie in ihre Arme und drückte sie feste an sich. „Aber nun setz dich erstmal.“ Marie tat wie ihr geheißen und nahm dankend die Tasse heißen, frisch aufgebrühten Kaffee an. „Also“, begann Oma van Veen, „was führt dich jetzt zu uns?“ Vorsichtig blickte sich die blonde junge Dame um, um sich zu vergewissern, dass sie auch niemand belauschte. „Ich…“, begann sie und stockte direkt wieder. Maria van Veen war in noch nichts eingeweiht wurden, also müsste sie wohl bei Adam und Eva anfangen. „Xander und ich…wir sind zusammen“, gestand sie leise. Maria lächelte breit. „Ach, ich hab es schon geahnt, man muss euch beide doch nur ansehen. Aber sprich weiter.“ Sie nahm einen schluck und starrte Marie begierig an. Diese fuhr leise fort, wobei sie bei jedem Satz lauter wurde und ihre Stimme an Kraft gewann. „Wir sind glücklich zusammen, auch wenn Xander verlobt ist, aber das ist uns beiden egal, die Liebe ist stärker als jeder Ring! Also, es war vor knapp einem Monat gewesen, da hatten wir uns unsere Liebe gestanden. Eines war zum anderen gekommen, wir beide wussten garnicht wie uns geschah und…wir hatten etwas getan das…naja…also…“ „Ihr habt miteinander geschlafen“, half Oma van Veen der jungen Frau auf die Sprünge. Maries Wangen färbten sich leicht rosa. Es war ihr doch ein wenig peinlich darüber zu sprechen, aber sie musste es einfach! „Ja, haben wir! Wir hatten auch verhütet und waren vorsichtig…doch…“, sie stockte wieder und hielt inne. Maria van Veen musterte ihr Gegenüber lange, nahm einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse ab. Sie seufzte leise. „Wenn ich so über deine Erzählung nachdenke glaube ich zu wissen, was du mir sagen willst. Korrigiere mich wenn ich irre aber…kann es sein das du ein Kind erwartest?“ Marie korrigierte die alte Dame nicht. Die Großmutter seufzte erneut leise, lächelte dann aber sanft. „Du darfst dir den Kopf nicht zu sehr darüber zerbrechen. Sag einfach was du willst.“ „Was ich will?“ „Ja. Willst du das Kind, oder willst du es nicht?“ Marie schaute in ihre Tasse. „Ich weiß es nicht genau. Einerseits freue ich mich schon ein wenig. Ich wollte schon immer mal Kinder haben und es ist auch vom richtigen Mann, aber andererseits…er ist verlobt, vielleicht will er mich garnicht heiraten. Es war ein Unfall. Wie wird er reagieren? Ist das Kind bei ihm willkommen? Wir beide studieren doch noch, wie soll ich das Kind unterbringen?“ Maria streckte ihre Hand aus und legte sie auf Maries. „Ganz ruhig, mein Kind. Was meinen Enkel angeht, so kannst du ganz beruhigt sein. Er mag Kinder und du bist die Richtige für ihn. Diese Sarita mag er doch garnicht. Ich weiß nicht was in meinen Sohn gefahren ist, Xander einfach so zu verloben. Aber das Kind ist eure Chance. Es ist ein Grund die Verlobung zu brechen und euch zu verbinden. Und was das Unterbringen angeht, so ist das Kind hier immer herzlich willkommen.“ Marie lächelte leicht, sagte aber nichts. Es klang alles so einfach und plausibel, so wie Oma van Veen es beschrieb, doch würde es auch so leicht werden? Die alte Dame erhob sich, nahm ihre Geldbörse aus einer Schublade in der Küchentheke und drückte sie in Maries Hände. „Ich habe einen ‚Oma-spezial-plan’. Hör mir also genau zu.“ Xander ignorierte das penetrante Knurren seines Magens. Nahrungsaufnahme war in seinen Augen reine Zeitverschwendung, jedenfalls in solchen Situationen wie dieser. Seit genau einem Tag saß er jetzt nun schon in der alten römischen Klosterbibliothek und wühlte sich durch verschiedene Bücher. Gerade eben war er auf etwas sehr interessantes gestoßen. Ein Zettel in einem Buch, also eine alte Handschrift in einer alten Handschrift. Besser konnte es für einen Bücherwurm nicht sein. Die Schriftzeichen waren schon die heutigen, doch die Sprache war das alte Latein. Mühelos las er den Text, so als wäre er auf seiner Muttersprache verfasst. Ein Talent, um das er oftmals beneidet wurde. Bei der alten Schrift handelte es sich um eine Auflistung der Rechte einer Frau in der Familie und die Rolle von Kindern und Vater. Enttäuscht schob Xander seine Unterlippe hervor. Er hatte etwas Spektakuläreres erwartet, vielleicht einen alten Schlachtplan, oder die Rede einer bedeutenden Persönlichkeit. Doch es war nur die Beschreibung einer Familie. Wie langweilig. So etwas interessierte ihn nicht. Seine Familie benahm sich ganz anders und bis er selbst Vater werden würde, müsste noch eine lange Zeit vergehen. Seine Gedanken schweiften zu seiner Zwangsverlobten ab. Sarita von Lorenz. Ihr Haar war so schwarz wie Ebenholz, ihre Lippen rot wie Blut, ihre Haut so braun wie eine frische Kastanie und sie konnte tanzen, oh ja, das konnte sie. Einmal hatte er miterleben dürfen, wie sie ihre Hüften schwang im Rhythmus der Trommeln, wie ihr Haar um ihren schmalen Körper floss wie ein Meeresstrom. In diesem Moment war alles um ihn verschwunden und er konnte nur sie ansehen. Doch als der Tanz vorbei war, war auch der Bann gebrochen. Xander schüttelte heftig den Kopf um seine Erinnerungen loszuwerden. Er mochte sie nicht, auch wenn sie so gut tanzen konnte. Punkt. Ende. Aus! Plötzlich öffnete sich die Tür zur Bibliothek und Kimono eine seiner Mitschülerinnen, trat ein. Er hatte nie verstanden, warum sie sich nach einem japanischen Kleidungsstück benannte, doch er respektierte es, außerdem kannte er niemanden, der sie bei ihrem wirklichen Namen nannte. Selbst die Professoren riefen sie bei ihrem Spitznamen. Es verwunderte den Schwarzhaarigen nicht im geringstem sie hier anzutreffen, da Kimono sich anscheinend berufen fühlte sich um ihn zu kümmern. Er verstand sich gut mit ihr. Die meiste Zeit verhielt sie sich ruhig und zeichnete Skizzen in ihr großes Skizzenbuch, doch manchmal konnte sie genau wie Marie werden. Ein aufgedrehtes leicht verrücktes Mädchen! „Wann hast du das letzte mal etwas gegessen?“, fragte sie ihn und ließ sich in einen großen Lesesessel plumpsen. „Bitte was?“, entgegnete Xander, welcher gerade völlig aus seinem Gedankenfluss gerissen wurde. „Ach, du weißt schon. ‚Nahrungsaufnahme’! Marie hat mir gesagt, dass ich darauf achten soll, dass du auch genug isst.“ „Mir fehlt nichts.“ „Also ist es schon länger her.“ Kimono lächelte freundlich und stützte ihren Kopf auf der Armlehne ab. Xander hatte sich zwei neuen Schriften gewidmet und studierte sie eingehend. Diesmal handelte es sich wirklich um einen alten Schlachtplan – von Alexander dem Großen. Wie dieses Buch wohl in dieses Kloster kam? Er griff nach einem Lexikon von historischen Ereignissen und blätterte wild darin herum. Kimono änderte ihre Sitzposition und seufzte laut. „Ich wünschte du wärst mein Freund. Ist das nicht schrecklich? Alle guten Männer sind schon vergeben oder schwul.“ „Und alle schönen Frauen billige Püppchen oder dumm“, entgegnete Xander eiskalt. Es war schon fast ein Spiel unter den beiden Studenten geworden. Kimono machte des Öfteren solche Andeutungen und Xander widerlegte sie mit einer dummen Antwort. Die junge Frau lachte, wobei ihre blauen Augen zu strahlen begannen. „Ich meine es ernst! Schau dir doch mal unsere Mitstudenten an. Alles richtige Machos und Idioten.“ Xander blickte von seinen Büchern auf. Anscheinend musste das Gesprächsthema ihn wirklich interessieren. „Das bemerkst du erst jetzt? Such dir doch ein schönes Buch aus, das sind keine Machos oder Idioten.“ „Aber auch keine schönen Männer!“ Kurzes Schweigen. „Ich habe schon eine Freundin, bin somit auch aus dem Schneider.“ Kimono seufzte wieder leise und nahm sich einen Bleistift von einem der Lesepulte. Ihren Miniskizzenblock hatte sie immer in ihrer Hosentasche und so begann sie zu zeichnen, während Xander sich wieder der Literatur widmete. Marie musterte das Gebäude vor sich mit einem kritischen Blick. Es war eindeutig ein Kloster im gotischem Baustil und somit RIESIG! Ihr Instinkt sagte ihr, dass es zwischen all diesen Mauern nicht mit rechten Dingen zugeht und sie sich auf Allien- und Mosterjagt begeben sollte, doch ihre Logik wies sie zurecht. Wenn sie jetzt einen auf Special Agent Fischer machen würde, so wäre der ganze ‚Oma-spezial-plan’ umsonst gewesen. Sie grinste innerlich. Es war nett von Oma van Veen gewesen ihr Geld zu geben und ein Flugticket nach Rom. Sie legte eine Hand auf ihren noch flachen Bauch. Aber wie würde Xander auf die Neuigkeiten reagieren und war es wirklich sinnvoll ihn hier damit zu bedrängen? Marie biss die Zähne zusammen, dachte an ihre Lieblingsserie ‚Akte X’ und marschierte mutig den Kiesweg entlang zu einem Nebeneingang. Grummel… … Grummel… … „Es reicht!“ Kimono sprang aus dem Sessel und deutete herausfordernd auf Xander. „Dein Magen brummt jetzt schon seit Stunden und meiner mittlerweile auch! Wir gehen jetzt was essen! Es ist schon Nachmittag, also haben wir das Mittagessen verpasst und du bestimmt auch das Frühstück und das Abendessen gestern. Keine Widerrede!“ „Wenn du Hunger hast, dann geh alleine etwas essen“, meinte Xander leise, was sein größter Fehler gewesen war. Kimono war wirklich eine sehr liebe junge Frau, doch es gab Momente, indenen Frauen zu echten Generälen werden konnten. Entweder wenn ihre Kinder in Gefahr waren, sie ihre Periode hatten und sowieso schon schlecht gelaunt waren, oder wenn der Hunger sie plagte. Irgendwie schaffte es Kimono also Xander aus der Bibliothek zu jagen, aber er bestand darauf, sich noch zwei alte Bücher unter den Arm zu klemmen, damit er bei der ‚Nahrungsaufnahme’ weiterlesen konnte. „Geht doch“, flötete das blonde Mädchen mit dem Skizzenbuch, als sie den Nebeneingang verließen und einen Kiesweg entlangschlenderten. „Ich frage mich manchmal wirklich, warum du dich so um mich sorgst“, murmelte Xander die eher rethorische Frage. „Sagte ich doch bereits! Weil Marie mich drum gebeten hat und weil ich dich nett finde und gerne mag! Ich habe dich schon öfter gezeichnet, Marie auch manchmal.“ Sie lächelte glücklich. Irgendwie fand Xander das niedlich, wie sie sich so über ihre Zeichnungen freuen konnte. „XAAANNDDERRR!“ Eine vertraute Stimme, welche seinen Namen rief mit einer Sehnsucht und erfülltem Glück zugleich. Sein Herz wusste wer ihn gerufen hatte, bevor seine Augen sie erblickten. Dieses Wesen, was für ihn das Schönste war. Ihr Haar wehte wie die Lockenpracht eines Engels, ihre blauen Augen zeigten ihm wie nah und schön der Himmel doch war. Sie war alles, was seine Welt verzauberte. Sie hatte ihm gezeigt, was es hieß zu lieben und geliebt zu werden. Sie war sein Engel und er würde sie niemals hergeben wollen. „Marie“, flüsterte er den Namen der Geliebten. Er breitete seine Arme aus, ließ die beiden wertvollen Bücher einfach auf den Kies fallen und schloss Marie in dem Moment in seine Arme, als sich auch ihre Lippen trafen. „Was machst du denn hier?“, fragte er leise, als sie ihre Verbindung getrennt hatten und er sie nur noch in seinen Armen hielt. „Das war die Idee deiner Oma gewesen, sie hat mir das Flugticket bezahlt und Geld gegeben, also bin ich hierher geflogen, es ist soviel passiert. Am Eingang im Schatten habe ich etwas gesehen, ich schwöre es war ein Geist, aber da ich dich finden wollte bin ich nicht weiter drauf eingegangen, aber dieses Wesen schwebt noch irgendwo hier rum, das Kloster ist bestimmt Allien verseucht!“ Xander lächelte über Maries Redeschwall und ihre Naivität. „Und was für Neuigkeiten gibt es das du jetzt hier bist?“, fragte er nochmals nach. Marie blickte unsicher hinter Xander zu Kimono. „Ich versteh schon“, meinte die Zeichnerin und winkte den beiden zu, „ich warte auf euch im Speisesaal. Halte deinen Liebsten nicht so lange auf, der hat seit gestern Mittag nichts mehr gegessen!“ Mit den Worten verschwand sie leise vor sich hinkichernd im Hauptgebäude des Klosters. Marie warf Xander einen anschuldigenden Blick zu. „Du hast also seit gestern nichts gegessen? Willst du mir vom Fleisch fallen? Wie dürr willst du denn noch werden?“ Um die Nase des Schwarzhaarigen legte sich ein leichter Rotschimmer. „Also…da waren so viele Bücher, ich konnte doch nicht…wir sind doch nur noch eine Woche hier. Ähm…also, warum bist du jetzt gekommen?“ Der Blonden schien wieder einzufallen, was der Sinn des Gespräches war und sie ergriff Xanders Hand und legte sie auf ihren Bauch. „Was fühlst du?“ „…Speck?“ „NEIN! Ich meine…was spürst du noch?“ Xander runzelte nachdenklich die Stirn. „Schwachausgebildete Bauchmuskeln…aber ich will damit nicht sagen, dass du dick bist. Du hast genau die richtigen Maßen, wenn du das wissen wolltest.“ „Nein, das meine ich auch nicht…ich…“ Marie holte tief Luft. Es musste raus, musste JETZT gesagt werden. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel. „IchbinschwangerunddubistderVater“, nuschelte sie aufgeregt. „Was hast du gesagt? Wer hat einen Kater?“ „Du wirst Vater, du Büchernarr!“, schrie Marie plötzlich heraus und hielt sofort inne, als ihr klar wurde was sie gerade von sich gegeben hatte. Peinlich berührt schaute sie zu Xander hoch. Sein Blick war undefinierbar. Er schien zu überlegen, ob er ihr glauben sollte, oder nicht. Schien abzuwägen, wie viel der Wahrheit entsprach und wie viel nicht. Plötzlich lief er knallrot an. Die Worte schienen in seinem Großhirn angelangt zu sein. „Aber…ich…wir…haben doch…das geht doch nicht…das…“, haspelte er. Marie legte ihre Arme enger um ihn und schmiegte sich an ihren Geliebten. „Ich habe es am Anfang auch nicht glauben wollen, aber anscheinend war ein Loch im Kondom, oder etwas anderes ging schief. Jetzt kann man es nicht mehr ändern, oder besser gesagt, jetzt will ich es nicht mehr ändern. Ich bin so schnell hierher geflogen, um dir das mitzuteilen.“ Sie blickte auf und schien eine sinnvolle Antwort von Xander zu erwarten, doch dieser war von der Neuigkeit noch zu geplättet, um überhaupt einen sinnvollen Gedanken fassen zu können. Sein Magen antwortete für ihn mit einem lauten Grummeln. Der Schwarzhaarige junge Mann lächelte verlegen. „Vielleicht sollten wir drinnen beim Essen alles Weitere besprechen“, flüsterte er abgedroschen und ergriff ihre Hand. Marie lächelte glücklich. Immerhin schien er nichts gegen das kommende Kind einwenden zu wollen. „Du-hu, Xander“, flüsterte sie, als die beiden vor dem Speisesaal standen. „Ja?“ „Meinst du es gibt in der Kantine auch Essiggurken? Irgendwie hab ich großen Appetit auf die Dinger.“ -------------------- Dieses FF Kappi widme ich natürlich meiner Marie Sunny-Lady-Merle UND (!!!) Kimono! Mit einem großen Dank für das gezeichnete Bild, ich hoffe deine Gastrolle hat dir gefallen.^-^ *alle mal knuddel* Renni^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)