Sternenhimmel von RenPy (stars above us) ================================================================================ Kapitel 1: der Neue ------------------- Diese fanfic von mir gab es bereits... allerding habe ich sie nun überarbeitet und verbessert. Dies soll ein neuer Anfang sein. Ich werde alle zwei Wochen ein neues Kapitel hochladen, das versprech ich. Aber nun... viel Spaß mit meiner KaoXKyo fanfic Kapitel 1: Der Neue Es war einer diese Tage an denen man sich wirklich aus dem Bett quälen musste. Man hatte sich viel zu spät hingelegt um bereits wieder aufzustehen. Wäre da nur nicht dieses penetrante Klingeln meines Weckers gewesen, hätte ich mir auch meine weiche Federdecke einfach wieder übers Gesicht gezogen. Angestrengt zog ich meine Augenlieder nach oben, rieb mir kurz die Augen, ehe ich völlig verloren an meine mit Holz verkleideten Decke starrte. Mein Kopf dreht ich zur Seite, den Blick auf meinen aktiven Wecker gerichtet. Ich fragte mich, warum eigentlich noch niemand einen Wecker erfunden hatte, der auf böse Blicke reagierte. Nach ein paar Sekunden des Abschätzens, streckte ich meinen Arm aus um mich des Piepens zu entledigen. In der dadurch entstehenden Ruhe, konnte man das leise Aufprallen von Regen an der Fensterscheibe hören. Bei Regen konnte ich immer so gut schlafen. Doch ich riss mich zusammen. Müde schleppte ich mich aus dem gemütlichen und warmen Schlafplatz. Immerhin war ja heute Schule. Der erste Tag nach den Ferien. Plötzlich erschienen sie mir viel zu kurz. Dabei hatte ich mich in der letzten Zeit nur noch gelangweilt. Die Müdigkeit regierte noch über mich. Aber im Grunde freute ich mich auch ein wenig auf die Schule. Immerhin hatte ich meine Freunde jetzt seit Wochen nicht mehr gesehen. Also sollte ich mich doch etwas motivieren. Denn mit ihnen könnte ich dieses Schuljahr auch noch überstehen. Lediglich mit einer Boxershorts bekleidet trat ich auf meinen, für meine Verhältnisse, zu großen Kleiderschrank zu. Ich mochte das Gefühl mit nackten Füßen über den Teppichboden zu fahren. Es kitzelte auf eine angenehme Weise. Schließlich kramte ich meine Schuluniform wieder hervor. Sie war nichts besonderes. Eine Hose, ein Blazer, eine ganz simple Einheitskleidung eben. Es dauerte keine 5 Minuten, und ich war fertig angezogen. Doch der eigentliche Kampf sollte noch kommen. Meine Haare. Für einen Jungen hatte ich wirklich unglaublich lange Haare. Sie reichten mir bis zur Taille. Hätte ich nicht so männliche Wangenknochen, hätte man mich vielleicht auch für ein Mädchen halten können. Ich war ja auch von schlanker Gestalt. Jedenfalls waren meine Haare vom Schlafen total zerzaust und verknotet. Mit einem Haargummi ins Bett zu gehen habe ich schon lange aufgegeben. Denn die Haare von diesem Ding wieder abzubekommen, ohne sie abzuschneiden oder abzureißen war ein Sache der Unmöglichkeit. Und so hatte ich nun jeden Morgen den Kampf, meine Haare in den Griff zu bekommen. Die Bürste ist zum natürlichen Feind geworden. Aber kurze Haare kamen für mich nun mal einfach nicht infrage, auch wenn diese viel leichter zu pflegen waren und nicht so viel Zeit in Anspruch genommen hätten. So konnte ich schon mal auf eine Stunde kommen. Heute aber ging alles recht schnell. Vielleicht konnte ich mich dafür bei meiner neuen Spülung bedanken. Irgendwie bekam ich das Gefühl, es könnte doch noch ein angenehmer Tag werden. Ja, ich freute mich richtig. Zufrieden drehte ich mich von meinem Spiegel in der rechten Innenseite meines Kleiderschranks weg. Die dunkelblauen Vorhänge ließen nur seitlich Licht einfallen. Mein Zimmer war also nicht sonderlich gut beleuchtet, aber ausreichend. Es war ja alles zu erkennen. Mein Zimmer war unspektakulär. Die Wände waren schlicht weiß gestrichen, hellblauer Teppich zierte den Boden. Ich hatte auch nur das nötigste an Mobiliar. Ein Bett, einen Kleiderschrank, einen Schreibtisch und ein Regal aus einfachem Kieferholz. Dazu einen Stuhl mir marineblauer Polsterung. Auf dem Schreibtisch steht der alte Computer meines Vaters und ein paar Ordner für die Schule. In der Mitte meines Regals, gegenüber meines Bettes steht der Fernseher. Drunter und Drüber meine Sammlungen von CDs und DVDs. Und daneben, meine E-Gitarre. Mein wertvollster Besitz. Mein absoluter Schatz. Ich trat auf sie zu, behutsam legte ich sie in ihre Tasche. Fuhr mit meinen Fingern am Hals entlang, ehe ich sie schloss. Ich hing mir die Tasche über die Schulter auf den Rücken und schnappte mir meine bereits gestern gepackte Schultasche. Motiviert und mit morgendlicher Energie verließ ich mein Zimmer, stieg die elf Stufen lange Treppe hinunter in den Flur. Ich riskierte noch einen kurzen Blick in die Küche, wo eine Uhr direkt über unserem Esstisch hing. Noch ein Blick. Ich lag wirklich gut in der Zeit. Es war für mich eigentlich schon normal ein bisschen zu spät zu kommen. Heute war wohl wirklich mein Tag. Im Eingangsbereich zog ich mir noch schnell meine Schuhe an, ehe ich das Haus verließ und hinter mir abschloss. Es hatte aufgehört zu regnen. Doch die Luft war noch feucht, der Himmel trüb. Ich fragte mich, ob die Wolken im Laufe des Tages noch weichen würden. Kaum hatte ich einen Schritt auf die Straße gemacht, hatte ich auch schon einen Fuß in einer Pfütze. Na wundervoll. Ich stöhnte kurz auf, bevor ich meinen Weg fortsetzte. Auf etwa halbem Weg entdeckte ich Shinya, einen meiner besten Freunde. Er hatte ein sehr weibliches Gesicht und wirkte auch ansonsten sehr zierlich, was damit zusammenhing, dass er sehr dünn war. Man durfte ihn aber nicht unterschätzen, er hatte Kraft. Trotzdem hatten alle ihren Spaß daran ihn zu ärgern, genau wie ich auch. Er konnte niemandem lange böse sein. "Hey, Shin! Warte auf mich", rief ich ihm von hinten zu, worauf er sich zu mir umdrehte, und lächelnd stehen blieb. Ich rannte auf ihn zu. "Guten Morgen, Kaoru!", sagte er als ich japsent bei ihm ankam. Auch ich lächelte ihn kurz an. Es tat gut ihn wiederzusehen. Gemeinsam setzten wir uns wieder in Bewegung. Er erzählte mir von seinen Ferien. Seinem Urlaub. Er war in Polen gewesen und hatte jede menge Dinge erlebt, während ich zu Hause rumgesessen hatte. Wir konnten es uns nicht leisten wegzufahren. Meine Eltern verdienten nicht gerade viel, aber es reichte aus um davon zu leben. Nur so ein Luxus wie Urlaub war eben nie drin gewesen. Dabei gingen meine Eltern schon sechs Tage die Woche voll arbeiten. Jeden Morgen wenn ich aufstand waren sie schon längst weg. Sonntag war somit richtige Entspannung. Ich habe ihnen oft angeboten, auch arbeiten zu gehen. Aber sie wollten nicht, dass sich das eventuell auf meine Noten auswirkte. Meine Eltern würden alles für mich tun, damit ich einen guten Abschluss erhielt. Sie waren schon irgendwie echt toll. Schließlich erreichten Shinya und ich das Schulgelände. Überall herrschte große Aufregung. Schüler begrüßten sich, alberten herum. Manche waren maulig, dass die Schule wieder los ging. Wir überquerten belustigt den ganzen Schulhof, bis zu einer kleinen Holzhütte hinter dem Schulgelände. Das war unser Probenraum. Ich spielte in einer Band. Shinya war der Drummer. Wie man sich denken konnte, spielte ich E-Gitarre. Und! Ich war der Leader. Ich war der mit dem Schlüssel für die kleine Hütte, die wir nutzen durften. So war es nicht verwunderlich, dass der Rest meiner Band schon vor der Tür wartete. Der Rest, das waren zum einen Daisuke, genannt Die, unser Akustikgitarrist und mein bester Freund und Toshimasa, genannt Toshiya, unser Bassist. Er war so gut wie immer fröhlich. Mit ernsten Angelegenheiten konnte er nicht besonders gut umgehen. Daher versuchten wir immer ihn von solchen Situationen fern zu halten, sofern es denn welche gab. Zu Die könnte man noch sagen, dass er ein echter Frauenheld war. Egal wo wir hingingen, er fand immer ein Mädchen, welches er anbaggern konnte. Er neigte auch sehr zu Übertreibungen. Unsere Band war ziemlich gut, wie ich fand. Allerdings fehlte uns etwas ganz entscheidendes. Einen Sänger. Irgendwie hatten mir nicht den richtigen gefunden. Ich war mir nicht sicher, ob es auf dieser Schule überhaupt wen gab der singen konnte und es auch wollte. Ein anderes Problem bei uns war das Styling. Wir alle mochten den Visual kei Stil. Doch keiner von hatte den Mut sich so anzuziehen. Wir wollten, aber irgendwie konnten wir nie. Vielleicht hatten wir einfach Angst vor den Reaktionen unserer Mitmenschen. Uns fehlte einfach der Anstoß. „Na, das wurde aber auch Zeit. Ihr seid spät dran.“, redete Die auf uns ein, während Toshiya mich und Shinya erst einmal in die Arme schloss. „Nette Begrüßung.“ Die lächelte nur. Als Toshiya von mir abgelassen hatte, schloss ich die Tür auf. Ich mochte den Geruch nicht beschreiben, der uns entgegen kam als wir die ein Zimmer Hütte betraten, aber man merkte, dass schon lange niemand mehr hier drinnen gewesen war. Aber einmal richtig Lüften sollte wohl reichen. Mal abgesehen von Shinya stellten wir unsere Instrumente ab, die wir mitgebracht hatten. Shin hatte seine Drumms die ganzen Ferien über hier lassen können, da er selbst noch eines zu Hause hatte, an denen er spielen konnte. Wir hatten lediglich unsere Verstärker hier gelassen. Kaum dass ich meine Tasche an eine der Wände gelehnt hatte, klingelte es zum Unterricht. Wir machten uns also auf in die Sporthalle, wo unser Direktor wie zu jedem neuen Schuljahr eine kleine Ansprache hielt. Und ich hörte ihm wie jedes Jahr nicht zu. Es war ja auch viel interessanter sich mit seinen Freunden zu unterhalten. Nach dieser Veranstaltung trennten sich unsere Wege. Ich war mit keinem von ihnen in eine Klasse gekommen. Also machte ich mich alleine auf den Weg in meine Klasse. Wie nicht anders zu erwarten herrschte ein einziges Chaos im Raum, dem jedoch keine beachtungscheckend, setzte ich mich auf einen Platz in der hintersten Reihe. Eines der Mädchen setzte sich auf den Platz neben mir. Ich kannte sie schon aus dem letzten Jahr. Da hatte sie auch neben mir gesessen und sie ging mir ganz schön auf die Nerven. Sie erzählte mir immer von ihren dummen Problemen mit Jungs. Als ob mich interessierte wer jetzt wieder mit ihr Schlussgemacht hatte. Wie ich feststellen musste, saß sie an der Ecke, sodass nur ich als Gesprächspartner für sie in Frage kam. Der Platz neben mir war frei und er blieb frei. Alle hatten anderswo einen Sitzplatz bekommen. Glücklich machte mich das nicht. Ich brauchte jemanden, der mich vor dem Mädchen neben mir rettete. Als unsere Lehrerin den Raum betrat wurde es schlagartig ruhig. Doch dies schien nicht lange anzuhalten. Ein Getuschel ging durch die Klasse, als ihr ein Junge nach Vorne folgte. Ich für meinen Teil war eher sprachlos. Meine Augen klebten förmlich an ihm. Seine Haare waren zu Blond aufgehellt und standen ihm wild vom Kopf ab. Nur sein Pony hing ihm im Gesicht. Einzelne Strähnen umspielten seine Gesichtszüge. Er hatte sehr helle Haut, welche einen angenehmen Kontrast zu seinem dunklen Augenmake-up bildete. Seine Schuluniform sah aus, als sei er durch einen Sturm gelaufen, total unordentlich. Die eine Hand hatte er cool in der Hosentasche vergraben, mit der anderen hielt er die geschulterte Schultasche. Er musterte die Klasse ähnlich wie die Klasse ihn: sehr skeptisch. "Darf ich euch vorstellen? Dieser junge Mann ist Tooru Nishimura, er ist neu auf unserer Schule.", stellte die Lehrerin uns den Jungen vor. „Würde sich einer von euch vielleicht bereit erklären ihn hier in den nächsten Tage rumzuführen und ihn mit allem vertraut zu machen?“ Allgemeines Getuschel. Es sah nicht so aus, als würde diese Aufgabe freiwillig jemand übernehmen wollen. Für sie war er vielleicht jetzt schon ein Außenseiter. Doch was mich betraf, ich war unglaublich neugierig was ihn betraf. Irgendwie bewunderte ich diesen Tooru. Für seinen Auftritt, sein Styling und den damit hervorgebrachten Mut. Ich musste diesen Menschen unbedingt kennen lernen. Und so meldete ich mich. „Also, da haben wir ja einen Freiwilligen.“ Alle drehten sich zu mir um. Irgendwie war mir das nicht geheuer. War ich jetzt auch durchgefallen? Aber Moment, das musste mich ja gar nicht interessieren. Da der Platz neben mir ja frei geblieben war, sollte der Neue sich doch auch gleich zu mir setzten. Ich wurde ganz nervös. Er würdigte mich jedoch nicht eines Blickes als er sich setzte. "Ich bin übrigens Kaoru, schön dich kennen zulernen, Tooru." Der Angesprochene schaute mich aus den Augenwickeln an. "Kyo!", sagte er. Ich verstand nicht und sah ihn nur fragend an. Er seufzte und drehte den Kopf zu mir. "Ich mag es nicht wenn man mich bei meinem richtigen Namen nennt. Mir ist Kyo lieber." Er schien genervt. Ich nickte nur. Ich wollte es mir nicht gleich mit ihm verderben. Doch wahrscheinlich konnte er mich eh nicht leiden, dachte ich. Gut möglich, dass er mich auch für so jemanden hielt, der sich mit allen verstehen wollte. Für den Rest der Stunde redeten wir nicht mehr miteinander, aber ich sah sehr oft zu ihm rüber. Ich fragte mich wie meine Freunde auf ihn reagieren wollten. Ob sie ihn wohl genauso interessant finden würden wie ich? Es läutete zur großen Pause. Wieder sah ich zu meinem Schützling rüber. „Gehen wir?“ Er sah mich nur kurz stumm an, nickte dann einverstanden. Es war irgendwie seltsam wie er mir über den Hof der Schule folgte. Irgendwie fühlte ich mich beobachtet. Nicht nur von den anderen Schülern, sondern auch von Kyo, wie ich ihn nennen sollte. Dabei wusste ich gar nicht wo seine Blicke überhaupt hinführten, er lief ja hinter mir. Ich zeigte ihm vorerst nur das nötigste, damit ich so schnell wie möglich mit ihm zu den anderen gehen konnte. Kyo schien sich ja auch nicht zu beschweren. Also war es schon in Ordnung. Er hatte bestimmt auch keine Lust auf eine komplette Führung durch die ganze Schule. Ich schaute nach oben. Der Himmel war wolkenlos. Es ist also doch noch schön geworden. Der Pausentreffpunkt mit meinen Freunden war ein schon recht alter Kirschbaum. Er lag etwas abgelegen, wir hatten dort unsere Ruhe. Die anderen waren schon dort, was mich nicht wunderte. Sofort sprang Toshiya auf mich zu als er mich entdeckte, und fiel mir um den Hals. Die anderen kamen auch auf mich zu, lächelten mich an. Dann, Toshiya bemerkte Kyo, als er über mich hinwegsah. Mit großen Augen musterte er ihn. "Sag mal Kao, wen hast du denn da mitgebracht?", fragte er schließlich, und auch die anderen bemerkten den Blonden hinter mir. "Das ist To... eh... ich meine, das ist Kyo. Er ist neu auf der Schule, ich kümmere mich ein bisschen um ihn." Toshiya tapste an mir vorbei auf Kyo zu. "Hallo, freut mich. Ich bin Toshiya." Er hielt ihm freundlich die Hand entgegen. Die anderen waren noch etwas skeptisch. Der Blonde sah kurz auf Toshiyas Hand, zog eine Augenbraue nach oben. "Lass mal gut sein!" Er zog an uns vorbei und ließ sich am Baum nieder um sich dort in aller Ruhe eine Zigarette anzuzünden. Wir blickten ihm nur hinterher. Irgendwie war ich mir selbst nicht sicher was ich von ihm halten sollte. Nachdem er ein paar Mal an seiner Zigarette gezogen hatte, schaute er zu uns rüber. Vielleicht weil wir ihn immer noch anstarrten. „Was ist?“ Wir tauschten untereinander Blicke aus. Irgendwie konnten wir nicht viel mit der Situation anfangen. Kyo holte seine Zigarettenschachtel wieder hervor und hielt sie uns entgegen. Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht. Vielleicht war das ein Anfang. Ich setzte mich neben ihn und zog mir eine Zigarette aus seiner Schachtel. Dabei kramte ich mit der zweiten Hand nach meinem Feuerzeug. Während ich mir die Zigarette anzündete, gesellten sich auch Shin, Die und Toshiya zu uns. "Hätte nicht gedacht das du rauchst.", stellte der Blonde neben mir fest, worauf ich ihn nochmals verwirrt ansah. Doch dann lächelte ich, ich war froh, dass ein Gespräch von ihm ausging. "Mir wird vieles nicht zugetraut.", meinte ich schließlich. Er sah mich nur an. "Und das wäre?", fragte er. Inzwischen setzen sich auch die anderen zu uns. Die und Toshiya bedienten sich ebenfalls der angebotenen Zigaretten. "Na ja, weißt du, wir machen Musik." Er sah mich skeptisch an. Die anderen bestätigtem ihm das allerdings noch einmal. "Wenn du magst, kannst du ja zu unserer Probe heute Nachmittag nach der Schule kommen. Um halb fünf in dem Schuppen hinter der Schule.", schlug Die vor. Ein leichtes Lächeln huschte über Kyos, vorher so ernstem Gesicht. "Süß!", quietschte Toshiya. Und irgendwie musste ich ihm da Recht geben. Sofort war das Lächeln verschwunden. "Ich bin nicht süß, verstanden?", sagte Kyo mit dunkler Stimme. Irgendwie beeindruckend. Einen Augenblick herrschte Stille, ehe Kyo die Arme vor der Prust verschränkte und schmollend zur Seite blickte. Ich musste lachen. Nein, wir mussten lachen. Kyo war echt in Ordnung. Ich mochte ihn. Es läutete zur nächsten Stunde. Wie ich fand war die Pause viel zu kurz gewesen. Ich hätte so noch länger verweilen können. Während des Unterrichts war es mir irgendwie nicht möglich mich mit Kyo zu unterhalten. Das schien gar nicht mehr so einfach. Ich wusste einfach nicht worüber ich mit ihm hätte sprechen können. In den Pausen waren wir damit beschäftigt ihn herumzuführen. Es schien mir einfacher zu sein mit ihm zu sprechen, wenn die anderen dabei waren. Nach dem Unterricht machte ich mich auf den Weg zum Schuppen. Ich war der erste. Kyo hatte ich aus den Augen verloren. Vielleicht wollte er doch lieber nach Hause gehen. Schade eigentlich. Dabei hätte ich wirklich gerne gewusst wie er das fand was wir machten. Angekommen schloss ich meine E-Gitarre an dem dazugehörigen Verstärker an und stimmte sie noch einmal, damit auch alles passte. Schließlich kamen auch die anderen und machten sich bereit. Wir wollten gerade beginnen, da öffnete sich die Tür zum Schuppen. Es war Kyo. Ich hatte das Gefühl, dass er ein wenig schüchtern wirkte. "Schön das du gekommen bist!", meldete sich Shinya als erster zu Wort. Sogleich hatte Kyo sein Selbstvertrauen wiedererlangt und zuckte mit den Schultern. "Hatte einfach nichts besseres vor.", sagte er kühl. Aber mir war klar, dass er gerne gekommen war. Kyo setzte sich an der Wand auf den Boden, wir hatten keine Sitzgelegenheiten, abgesehen von Shinyas Hocker hinter den Drumms. Er holte ein Heft und einen Stift aus seiner Schultasche. "Habt ihr keinen Sänger?" Wir schüttelten nur den Kopf. "Wir haben keinen gefunden.", führte ich etwas weiter aus. Kyo ging nicht weiter darauf ein, und so begannen wir endlich zu spielen. Wir waren aus der Übung zusammen zu spielen, daher dauerte es erst eine Weile, bis wir einen Song komplett performen konnten. Während der ganzen Zeit kritzelte unser blonder Besucher irgendetwas in sein mitgebrachtes Heft, hörte aber aufmerksam zu. Manchmal bat er uns einen Song noch einmal zu spielen. Den Grund kannte ich nicht, aber ein Problem hatten wir schließlich auch nicht damit, und so spielten wir ihn eben noch mal. Das war für uns ja auch eine gute Übung. Völlig erschöpft hörten wir so gegen halb zehn auf zu spielen. Ich hätte noch weitermachen können, aber Die, Shin und Toshiya konnten nicht länger bleiben. Die drei verschwanden als ich noch dabei war ein wenig aufzuräumen. Wir hatten zwischendurch Pause gemacht und etwas gegessen, und so entstand auch ein wenig Müll. Kyo leistete mir noch Gesellschaft. "Musst du nicht nach Hause?", fragte ich ihn, es war einfach zu still, wie ich fand. "Nein, ich habe Zeit." Ich wollte ihn nicht weiter danach fragen, war ja auch nichts besonderes weiter dran wenn er länger weg bleiben durfte als die anderen. War bei mir ja genauso. "Und, eh... was hast du eigentlich die ganze Zeit aufgeschrieben?", wollte ich von ihm wissen. Kyo sah zur Seite. "Unwichtig!" Doch jetzt wollte ich es wissen. Ich nahm mich zusammen und riss ihm das Heft förmlich aus der Hand. Mit großen Augen sah er mich an, damit hatte er nicht gerechnet. Ich musste schmunzeln. "Ich hab es dir ja gesagt, man traut mir vieles nicht zu.", flüsterte ich ein wenig verlegen. Ich sah mir die Seiten an. Anfangs waren nur einzelne Wörter darauf geschrieben, dann folgten aber zusammenhängende Sätze, Passagen. Richtige Songtexte hatte er geschrieben. Daneben standen ein paar Noten, Noten zu dem Lied, welches wir öfters für ihn wiederholen sollten. Er hatte einen Text, angepasst an unsere Musik, geschrieben. Gebannt blickte ich auf die Zeilen des Textes, es passte alles. Wovon der Text allerdings genau handelte war mir nicht ganz klar. Kyo schien gerne in Metaphern zu schreiben. Erstaunt gab ich Kyo seine Blätter zurück. "Das ist echt gut!" Kyo schüttelte jedoch nur den Kopf, ehe er aufstand und sich zur Tür wandte. "Kommst du?", fragte er mich, als er die Tür öffnete. Ich musste lächelnd, ich dachte, er wollte nicht, dass wir zusammen gingen. Vielleicht konnte er mich ja richtig leiden, dachte ich mir, während wir nebeneinander die Straßen entlang liefen. Es war bereits dunkel, und der Himmel war so klar, dass man einen wunderschönen Sternenhimmel bewundern konnte. Beinahe wäre ich gegen einen Mast gelaufen, da ich nur noch nach oben sah. Um weitere Gefahren zu vermeiden setzte ich mich an den Straßenrand, legte mich aber kurze Zeit später hin, und sah mir die Sterne an. Kyo hatte sich zu mir gesetzt und riskierte auch mal einen Blick nach oben. "Schön, nicht?", murmelte ich ein wenig ehrfürchtig. Hin und wieder sah ich mir die Sterne sehr gerne an, es war so beruhigend. Doch besonders schön war es diesmal, weil ich Gesellschaft hatte. "Hm...", grummelte Kyo, ehe er sich dann doch neben mich ins Gras legte. Es war wirklich schön, so mit jemandem zusammen die Sterne zu betrachten. Einige Zeit verging, ohne das ich es richtig gemerkt hatte. Kyo begleitete mich, nachdem wir uns wieder aufgerappelt hatten, bis nach Hause. Dann ging er alleine weiter. Mir schien nicht, als hätte er ein bestimmtes Ziel gehabt. Aber da irrte ich mich bestimmt, wahrscheinlich war er auch auf dem Weg nach Hause. Ich zog meine Schuhe aus und wollte in mein Zimmer gehen, doch meine Eltern fingen mich ab. Sie schienen sauer zu sein. "Wo bist du gewesen? Wir haben uns Sorgen gemacht. Hast du mal auf die Uhr gesehen, wie spät es ist?", schimpfte mein Vater. Ich blickte zur Uhr, die in der Küche hing. Es war zwei. Ich überlegte wie lange Kyo und ich wohl in die Sterne geschaut haben mussten. Normalerweise sollte ich spätestens um Mitternacht zurücksein. "Entschuldigt, ich war noch mit einem... Freund unterwegs. Wir haben die Zeit vergessen." Bei dem Wort Freund musste ich schlucken. Immerhin konnte ich Kyo doch noch nicht einfach als einen Freund bezeichnen, wir kannten uns ja kaum. "Nun gut, es ist spät. Reden wir ein andermal darüber, ja?", beschloss meine Mutter, und so ging ich an ihnen vorbei, in mein Zimmer. Ich zog mich bis auf meine Boxershorts aus und kuschelte mich in mein gemütlich, weiches Bett. Ich löschte das Licht, ließ aber eine kleine Nachttischlampe an. Nach Schlafen war mir nicht zu mute, auch wenn ich müde war. Ich schnappte mir irgendein Buch, es war egal was ich las, ich suchte nur irgendeine Beschäftigung. Doch auch ich wurde mit der Zeit zu müde um die einzelnen Buchstaben noch zu einem Wort zusammenzupuzzeln, geschweige denn zu einem Satz oder Text. Also legte ich das Buch zur Seite, dessen Inhalt ich bereits vergessen hatte, und machte das Licht aus. Es dauerte wohl keine fünf Sekunden, und ich war eingeschlafen. Kapitel 2: Alkohol und Karaoke ------------------------------ Wie versprochen, nach zwei Wochen das nächste Kapitel ^-^ Erst mal, vielen Dank für die Kommentare und die Aufnahmen in Favo-Listen. Ich hoffe das zweite Kapitel gefällt euch. Kapitel 2: Alkohol und Karaoke Ich rannte förmlich in Richtung Schule, ich hatte total verschlafen. Musste ja so kommen, so wenig wie ich geschlafen hatte. Selbst mein sonst so wirkungsvoller Wecker hatte versagt. Vielleicht hatte er auch gar nicht geklingelt. Wann hatte ich ihn das letzte mal mit neues Batterien versorgt? Aber das war jetzt unwichtig, unwichtige Gedanken. Ich sollte mich lieber auf das Laufen konzentrieren. Es hatte bereits zur Stunde geklingelt als ich das Schulgelände erreichte. So schnell konnte man zur alten Form finden. Das zu Spätkommen war ja schon so was wie ein Markenzeichen. Aber musste es wirklich gleich am zweiten Schultag sein? Ich stürmte die leeren Flure zu meinem Klassenraum entlang. Keuchend öffnete ich die Tür, war schon fast dabei mich für meine Verspätung zu entschuldigen, da fiel mir auf, dass der Raum völlig leer war. Kein Schüler, kein Lehrer. Völlig verwirrt blickte ich in den Raum, als eines der Mädchen aus meiner Klasse hinter mir auftauchte. Wir hatten sie gestern zu unserer Klassensprecherin gewählt. Ihr Name war Minako. Sie war wirklich ziemlich hübsch. Braune, süße Augen; stufiges, schwarz-bräunliches, mittellanges Haar, und eine super Figur. „Du bist doch Kaoru, richtig? Was machst du denn schon hier?“ Ich sah sie einen Moment lang irritiert an. Was hieß denn hier „schon“? Sie lächelte. „Hast du dir den Stundenplan, den wir gestern bekommen haben, nicht angesehen?“ Ich versuchte mich an den Unterricht von gestern zu erinnern. Doch irgendwie war in meinem Kopf nur Kyo. Minako kicherte. Ihr musste bewusst sein, dass es zwecklos war, darauf zu warten, dass es mir wieder einfiel. „Wir haben eine Freistunde. Der Unterricht beginnt für uns Freitags immer erst zur Zweiten.“, erklärte sie mir schließlich die Situation. Für mich war diese Information völlig neu. Hatte ich denn wirklich nur Kyo im Kopf gehabt? „Aber was machst du denn dann hier?“ Sie zog an mir vorbei, in den Raum hinein. „Ich dachte, jetzt wo ich Klassensprecherin bin, könnte ich ja so was wie einen Ausflug für die Klasse planen. Zu hause kann ich mich nicht genug konzentrieren. Daher dachte ich mir, ich nutze die Freistunden für meine Klassensprecher Aktivitäten.“ Ich nickte nur. Für mich persönlich wäre es zwar nichts, deswegen früher aufzustehen, wenn man noch in Ruhe schlafen konnte. Aber durch ihre Stellung fand ich diesen Einsatz echt bemerkenswert. „Und was stellst du dir so für einen Ausflug vor?“ Vielleicht könnte ich ja ein bisschen mitmischen. „Es ist unsere erste Freistunde. Ich hab noch keine Ahnung.“ Sie lachte. Doch dann wurde ihr Gesichtsausdruck irgendwie komisch. Sie sah mich so seltsam an. "Du, Kaoru...", fing sie an, "dieser Neue, Tooru, wie ist der so?" Ich sah sie verblüfft an, sie interessierte sich also für ihn. "Na ja, erst mal mag er es nicht wenn man ihn Tooru nennt, Kyo ist ihm lieber. Ich kenn ihn ja nun auch erst seit gestern, soviel kann ich dir nicht über ihn sagen.“ Sie nickte. „Weißt du, ich hätte ihn ja auch gerne rumgeführt, aber irgendwie hab ich mich nicht getraut.“ Ich bemerkte einen leichten Rotschimmer in ihrem Gesicht. „Ich würde ihn wirklich gerne näher kennen lernen.“ Sie stand auf Kyo. Definitiv! Offensichtlicher ging es schon gar nicht mehr. Er war total ihr Typ. Irgendwo war das schon süß. Ziellos blätterte Minako im Klassenbuch herum, welches sie mitgebracht hatte. Da kam mir ein Gedanke. Alle Adressen mussten doch darin verzeichnet sein. So viel Zeit wie ich hatte, konnte ich Kyo doch abholen gehen. Oder wäre das vielleicht zu aufdringlich? „Hey, darf ich mal?“ Ich deutete auf das Klassenbuch in ihren Händen. Sie nickte und reichte es mir rüber. Es dauerte nicht lang und ich hatte die Seite mit den Adressen gefunden. Mit dem Zeigefinder fuhr ich langsam über die Seite von oben nach unten um die gewünschten Daten zu finden. Bingo! Ich klappte die Unterlagen zu und gab sie Minako zurück. Ich kannte die Gegend. So weit war es nicht. „Ich geh noch mal weg.“, verkündete ich knapp, ehe ich den Raum verließ und mich auf den Weg machte, des Blonden Haus zu finden. Dies erwies sich als nicht sonderlich schwer. Ich ging die paar Stufen, die zum Haus führten hinauf, um zu klingeln. Ein lautes Gepoltere kam von innen auf mich zu. Plötzlich riss ein älterer Mann, den ich so um die Mitte 50 schätzte, die Tür auf. Ein Geruch von Alkohol und Zigaretten stieg mir in die Nase. Er schwankte etwas. War er um diese Zeit schon betrunken? Entnervt sah er mich an. "Was willst du?" Ich sah noch einmal zur Klingel, ob der Name auch stimmte. Es stand Nishimura dran, ich musste hier wirklich richtig sein. "Ich, eh... ich wollte Kyo abholen.", stotterte ich. Der Mann hob eine Augenbraue. "Kyo? Kenn ich nicht, und jetzt verschwinde!", fauchte er. So unhöflich. "Nein, warten Sie!", rief ich als er mir die Tür vor der Nase zu schlagen wollte. "Ich meine Tooru, der wohnt doch hier, oder nicht?" Der Mann machte mir irgendwie Angst. "Tooru, dieser Nichtsnutz von Sohn?" Mit großen Augen sah ich den Mann an. Dieser Kerl sollte Kyos Vater sein? "Hey, Tooru! Komm gefälligst runter, hier will jemand was von dir!", rief der Mann die Treppe, die ich von der Tür aus sehen konnte, hinauf. Entgeistert starrte ich wieder auf den Mann. Er nannte seinen eigenen Sohn einen Nichtsnutz? Kyo kam langsam die Treppe hinunter, bemerkte mich an der Tür und hielt inne. Er sah mich erst entsetzt, dann wütend an. Ich hingegen hatte ein einziges Fragezeichen im Gesicht. Was ging hier eigentlich ab? Schließlich kam er auf mich zu. "Was willst du hier?", flüsterte er gereizt. "Ich dachte, ich komm dich abholen.", flüsterte ich etwas heiser zurück. Ich hatte das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben. "Na gut, gehen wir! Ich wollte sowieso gerade los." Schnell schlüpfte er noch in seine Schuhe ehe er mich am Arm packte und mich die Straße runter mit sich zog. Erst nach einiger Zeit ließ er mich los, wurde langsamer. "War das gerade wirklich dein Vater?" Ich konnte es gar nicht glauben. "Ja!", antwortete Kyo mir knapp, ohne mich auch nur anzusehen. Ich wusste nicht ob ich ihn weiter danach fragen sollte, warum er so zu ihm war, und überhaupt. Es war eine seltsame Situation. Ich beschloss nichts mehr dazu zu sagen. Ihm war es ja auch offensichtlich unangenehm. Stumm liefen wir einfach nebeneinander her, bis wir die Schule erreichten. Minako war nach wie vor die einzige in unserem Klassenraum. Sie hatte einen Platz in der vorderen Reihe. Sofort blickte sie auf als wir den Raum betraten. Wieder breitete sich ein leichter Rotschimmer auf ihrem Gesicht aus. Ihr Blick war ausschließlich auf Kyo gerichtet. Mich ging das irgendwie nichts an. Ich setzte mich stumm auf meinen Platz, während Kyo sich zu Minako gesellte. Mir ging es nicht gut, das ganze schlug mir auf den Magen. Ich hörte den Gesprächen der beiden vor mir aufmerksam zu. Sie redeten praktisch über Gott und die Welt. Irgendwie beneidete ich Minako. Sie konnte mit Kyo einfach über irgendetwas sprechen, was mir so schwer viel. Ich konnte kein Gespräch mit ihm anfangen, keines welches nach ein paar Sätzen nicht beendet war. Innerlich seufzte ich, als nach und nach der Rest der Klasse erschien. Kyo setzte sich zu mir, aber die Stimmung zwischen uns war gedrückt. Ich traute mich nicht mal ihn auch nur anzusehen. Er war bestimmt sauer auf mich. Doch dann hielt er mir ein paar Zettel unter die Nase. "Du hast doch gesagt, du findest meine Texte gut. Ich hab noch ein paar mehr geschrieben, vielleicht könnt ihr damit ja was anfangen, wenn ihr es noch mal schafft jemanden zu finden, der für euch singt.", sagte er ruhig, lächelte kurz. Ich nahm die Blätter, sah ihn erst komisch an, dann lächelte auch ich. Von dem Augenblick war zwischen uns wieder alles in Ordnung, auch wenn er trotzdem nicht ein Wort über seinen Vater verlor. Am Abend, so gegen sieben, saß ich in meinem Zimmer um die nie endenden Hausaufgaben zu machen, als meine Mutter anklopfte und mein Zimmer betrat. "Telefon für dich, es ist Daisuke.", sagte sie, als sie mir den Hören reichte. Dann ging sie auch schon wieder. Ich legte den Hören an mein Ohr. "Hey, Die! Was gibt's?" „Es ist Wochenende, lass uns was machen. Ich möchte unbedingt was trinken.“ Ich schmunzelte. Das war so typisch. „Also ich hab Zeit. Hast du Totshi und Shin schon angerufen?“ Die Frage war eigentlich dumm, Die rief immer mich zuerst an. „Ich dachte, ich frag erst mal dich. Also, wo wollen wir hingehen?“ Ich überlegte einen Moment. „Wir waren schon lange nicht mehr Karaoke singen.“ Stille. „Die?“ War er überhaupt noch dran? „Eh, ja... Okay, treffen wir und um Neun bei dir. Ich ruf die anderen beiden an.“ Aufgelegt. Toll. Ich brachte das Telefon zurück an seinen Platz und gab meinen Eltern über mein Weggehen bescheid. Solange ich immer mitteilte wohin ich ging, konnte ich eigentlich überall hin. Es war wirklich Punkt Neun als die Drei vor meiner Tür standen. Wahrscheinlich trafen wir uns immer bei mir, weil ich der einzige wäre der immer zu spät käme. So konnte man davon ausgehen, dass es bei der abgemachten Zeit blieb. Während wir auf dem Weg zu einer Karaoke-Bar waren, erzählte mir Shin, dass er vorhin Kyo getroffen hatte. Er hatte ihn eingeladen auch zu kommen. Er würde bei der Bar auf uns warten. Als wir diese betraten, fiel mir Kyo auch sofort ins Auge. Er wirkte ganz anders durch die Tatsache, dass er keine Schuluniform trug. Dabei hatte er nicht unbedingt besondere Sachen an, aber an ihm sahen sie besonders aus. Er hatte sich einen schwarzen, schlichten Hut aufgesetzt. Die Haare die darunter hervor blickten standen ihm wie gewohnt ab. Er trug ein langes weißes Hemd, deren Ärmel noch weit aus seinem Blazer hervorschauten und seine Hände verbargen. Das Hemd war nicht bis obenhin zugeknöpft und auch die Krawatte war eher lässig umgebunden. Die Anzugjacke hatte er geöffnet gelassen. Dazu hatte er einfach nur eine schwarze Hose an, die mit mehreren Nietengürteln aufgewertet wurde. Zusammen mit seinem dunklen Augenmake-up sah er einfach wahnsinnig cool aus. Alle starrten ihn an, wie wir auch. Wir waren eben auch einfach nur mit Jeans, T-Shirt und Jacke bekleidet. Schließlich gesellten wir uns zu ihm. Nach kurzer Besprechung nahmen wir uns einen eigenen Raum. Ich war der erste der singen musste, während die anderen sich das erste Bier gönnten. Im Singen war ich wirklich schlecht, und so war das Gelächter groß, aber das machte nichts. Shin sang schließlich noch schlechter als ich. Nur Dies Gesang war keine Belastung für die Ohren. Als dann auch Toshiya seine Stimme zum Besten gegeben hatte, wollten wir natürlich auch Kyo hören. Er selbst war aber komplett dagegen. Wir zerrten ihn also zu der kleinen Bühne und drückten ihm das Mikro in die Hand. „Du singst jetzt, klar?“, maulte Shinya ihn an. Kyo seufzte, nickte dann aber. Zufrieden setzten wir uns wieder, nahmen das nächste Bier zur Hand, während die Melodie begann. Keiner von uns hatte in diesem Moment große Erwartungen bezüglich Kyos Gesang gehabt. Doch schon als er die ersten Wörter über die Lippen brachte, war ich wie gefesselt. Seine dunkle Stimme hatte so viel Gefühl. Es war toll ihm einfach nur zu zuhören. Und das ging nicht nur mir so. Alle hörten wir ihm aufmerksam zu. Ich stellte mir Kyos Gesang zu unserer Musik vor, es konnte nicht besser sein. Sie würde perfekt mit unserem Spiel harmonieren, dachte ich. Ich hatte einen Sänger, und zugleich einen Songwriter für die Band gefunden. War nur die Frage, ob Kyo da mitmachte. Die letzten Töne des Liedes verklangen. Kyo steckte das Mikro in dessen Ständer und setzte sich wieder zu uns. Wir starrten ihn nur doof an. "Was ist?", fauchte er. "Das war... echt genial, du hast voll die Hammer Stimme!", meinte Die schließlich, was wir durch Nicken unterstützten. Kyo schüttelte nur den Kopf. "Ihr wollt mich wohl verarschen." Er war noch immer etwas beleidigt, weil wir ihn zum singen gezwungen hatten. "Nein, wir...", setzte Shinya an, als plötzlich ein paar Mädchen unseren Raum betraten. Genau fünf, wie wir. Sie waren alle in meiner Klasse. Minako war auch dabei, wie auch das nervige Mädchen was neben mir saß. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihren Namen gar nicht wusste. Aber brauchte ich den? "Oh, entschuldigt. Wir haben uns im Raum geirrt.“, meinte eines der Mädchen. Ob das wirklich der Wahrheit entsprach war fraglich. "Hey, Mädchen für uns. Guck mal, für jeden von uns eine, passt doch!", strahlte Die, und ich wäre am liebsten im Boden versunken. Mir war das echt peinlich. "So ist er eben, unser Die-kun.", lachte Toshiya, "Und? Wollt ihr Mädels uns noch ein wenig Gesellschaft leisten?" Die Mädchen kicherten, gingen dann darauf ein. Minako setzte sich natürlich zu Kyo; die Drei, mit denen ich bisher nichts zu tun gehabt hatte, verteilten sich auf Die, Totshi und Shin. Wobei man Die mit seinem Mädchen schon nach ein paar Minuten beim Rumknutschen beobachten konnte. Für mich blieb nur die Nervende, wie ich sie nannte, übrig. Sie sülzte mich voll, aber ich beachtete sie gar nicht. Mein Interesse galt eher der Situation zwischen Kyo und Minako. Ich wusste nicht, irgendwie hatte ich etwas dagegen. Dagegen, dass die zwei sich näher kamen. Sicher war ich mir nicht, aber wahrscheinlich war ich eifersüchtig. Störte es mich, dass sie besser mit Kyo auskam als ich? Oder war ich vielleicht in Minako verliebt? Mittlerweile war es 3 Uhr morgens, die Mädchen waren schon vor etwa einer halben Stunde gegangen. Jetzt war nur noch Trinken angesagt. Wir kippten uns ein Bier nach dem anderen rein. Na ja, ich hielt mich zurück, ich musste nicht unbedingt stockbesoffen sein. Seit ich mich einmal richtig übergeben musste, wagte ich mich nicht einmal mehr an meine Grenzen. Ich konnte mich noch gut an den dröhnenden Kopf am nächsten Tag erinnern, das musste echt nicht noch einmal sein. Als Kyo sich eine Zigarette anzündete, setzte ich mich zu ihm. Ich kramte mir ebenfalls eine aus der Hosentasche, steckte sie in den Mund und zündete sie mir an Kyos Feuerzeug an. "Kyo, du und Minako, läuft da was?", fragte ich ihn direkt. Ich wünschte ich hätte die Frage anders formuliert, denn so klang es, als wollte ich etwas von ihr. "Nein, wir sind nur Freunde. Mehr nicht." Ich zog kräftig an meiner Zigarette, blies den Rauch lange aus. "Und, sind wir Freunde?", fragte ich ihn schließlich, sah ihn dabei an. Er drehte den Kopf zu mir. "Hm...", ein kurzes Lächeln zierte das Gesicht des Blonden. "Wenn du willst?!" Auch ich musste nun lächeln, denn ich hatte eine dumme Frage gestellt. Kyo sah mich bereits als einen Freund. Es war vielleicht so, dass er mir noch nicht richtig vertraute, aber trotzdem war ich eine Art Freund für ihn, genau wie die anderen auch. Glücklich nickte ich ihm zu, widmete mich dann wieder meiner Zigarette, bis ich sie schließlich irgendwann ausdrückte. Müde schaute ich zur Uhr, ich war eingeschlafen. Fünf Uhr morgens. Meine Augen brannten. Mein Hals war so trocken, dass das Schlucken schmerzte. "Na, wieder wach?", sprach Die mich mit kratziger Stimme an. Ich rieb mir nur die Augen, bemerkte dann das Gewicht auf meiner Schulter. Als ich zur Seite blickte, sah ich, dass auch Kyo eingeschlafen war, und seinen Kopf auf meine Schulter gelegt hatte. Ich musste schmunzeln. "Echt ein süßer Anblick, aber du hättest mal sehen sollen, als du geschlafen hast, hattest du deinen Kopf auch noch auf den von Kyo gelegt. Du hast seinen Hut echt platt gedrückt.", kam nun Shinya zu Wort. Ich wollte dazu nichts sagen, und schlug vor, es für dieses mal zu beenden. Ich bekam lediglich ein Nicken als Antwort. Shinya weckte Toshiya, der auch eingeschlafen war, während Die bezahlen ging. Ich war mir nicht sicher ob ich Kyo wecken sollte. Dann beschloss ich ihn einfach auf meinem Rücken zu tragen, und ihn mit zu mir zu nehmen. Zu seinem Vater wollte ich ihn nicht lassen, wer wusste schon, wie der reagierte. Shinya und Toshiya hatten mir geholfen ihn mir auf den Rücken zu heben. Kapitel 3: Haare ---------------- Trotz der wirklich nicht mehr schönen (war sie das jeh? XD) Wärme, kommt hier da snächste Kapitel. Ich bedanke mich fürs Kommi. Eine Person darf sich angesprochen fühlen XD nuya~ Ich bezweifle ein bisschen, dass mir dieses Kapitel mehr Kommis einbringen wird... aber hey... was solls xx" Jedenfalls, viel Spaß beim lesen ^-^ Kapitel 3: Haare Mit Kyo auf dem Rücken lief ich die Straße zu meinem Haus hinab. Ich war froh das der Blonde so leicht war, denn ich hatte auch nicht mehr die meiste Kraft. Gerade konnte ich dem Weg nicht folgen, ich schwanke doch ein bisschen. Vielleicht hatte ich doch schon zu viel getrunken, oder es lag daran, dass ich so müde war. Jedenfalls schleppte ich mich weiter voran. Als ich endlich ankam, setze ich Kyo kurz ab, damit ich aufschließen konnte. Dann nahm ich ihn wieder huckepack. Meine Eltern waren bereits wach, da sie so früh schon zur Arbeit mussten, und so sahen sie mich verwirrt an, als ich mit Kyo auf dem Rücken auf sie zu lief. „Ist es okay wenn ein Freund von mir heute hier bleibt? Ich weiß nicht wo er wohnt, deswegen hab ich ihn einfach mithergenommen.“, log ich. Ich hasste es sie anlügen zu müssen, doch in diesem Fall war es okay, dachte ich. „Ja, ist kein Problem.“, freute sich meine Mutter. Sie freute sich immer wenn einer meiner Freunde über Nacht blieb. Und Kyo kannte sie noch nicht, was sie gleich noch mehr freute, denn das bedeutete ja, das ich einen neuen Freund gefunden hatte. Irgendwie fand ich ihr Verhalten doch sehr merkwürdig, aber so war sie eben. Mein Vater sagte nichts dazu, nickte nur einverstanden, aber auch er schien sich zu freuen. Es war recht dunkel hier, ich dachte, sie konnten Kyo auch nicht genau erkennen, was vielleicht sogar besser war. Wie hätten sie auf ihn reagieren? In meinem Zimmer legte ich Kyo auf meinem Bett ab. Ich zog ihm die Lackstiefel aus und deckte ihn zu. Ich selbst schnappte mir die Matratze, die unter meinem Bett lag, um darauf zu schlafen. Eine Decke klaute ich mir aus dem Schlafzimmer meiner Eltern. Ich hörte noch wie sie das Haus verließen, dann schlief auch ich ein. Grummelnd wühlte ich herum. Es war hell, viel zu hell. Ich rieb mir die Augen, schaute dann zur Uhr. Erst zehn Uhr morgens. Genervt zog ich mir die Bettdecke über den Kopf, beschloss ein paar Minuten später allerdings doch aufzustehen. Kyo schlief immer noch seelenruhig, ihn schien dieses verdammte Licht nicht zu stören. Trotzdem lies ich die Vorhänge runter. Ich stank nach Bier, musste dringend duschen. Also suchte ich mir ein paar neue Klamotten aus meinem Schrank, und verschwand dann im Bad. Frisch geduscht und abgetrocknet zog ich mir eine schwarze Hose, und einen schwarzen Rollkragenpullover an. Ich föhnte meine Haare, was wieder ewig dauerte. Dann sah ich in den Spiegel, sah mir meine Haare an. Nein, so sollten sie nicht länger sein, dachte ich. Ich hatte diese glatten, langen, schwarzen Haare satt. Kurz wollte ich sie aber ja auch nicht haben, aber vor alledem wollte ich eine neue Haarfarbe. Ich wollte, wie Kyo, auffällige Haare mit denen man etwas machen konnte. Als ich dann aus dem Bad kam schaute ich noch kurz nach Kyo, er schlief immer noch. Ich schrieb eine kleine Nachricht, und kurze Zeit später saß ich auch schon beim Frisör. Ich lies mir die Haare, bis auf die Nackenhaare, auf Kinnlänge schneiden, blondieren, damit sie dann pink gefärbt werden konnten. So konnte ich mit meinen Haaren leben. Mehrmals drehte ich mich zu allen Seiten, um mich im Spiegel betrachten zu können. Ich fuhr mir durch die Haare, kurz, aber schön. Definitiv, ich war zufrieden. Ich bezahlte, und schon auf dem Weg zurück schauten mich die Leute an. Ich fiel auf. Erst war es mir unangenehm wie sie mich alle anstarrten, doch dann fand ich es schon fast lustig, diese Gesichtsausdrücke. Nachdem ich auch noch schnell Brötchen besorgt hatte, ging ich dann auch nach Hause. Ich ging nach Oben um Kyo zu wecken, falls er noch schlafen sollte, was er auch tat. Erst jetzt bemerkte ich, dass sein gesamtes Make-up verwischt war. Es sah lustig aus, ich musste lachen. „Was ist denn so witzig?“, grummelte Kyo ohne die Augen zu öffnen. Er schlief noch halb. „Du!“ Wieder grummelte Kyo, rieb sich genervt die Augen, und öffnete diese dann langsam. „Du aber auch, war das der Alkohol oder hast du das von dich aus entschieden?“, fragte er mit halb geöffneten Augen. „Das war meine eigene Idee. Wieso, sieht es so schlimm aus?“, fragte ich nervös. „Nein, nein! Ich find es cool, zumindest... was ich so sehe.“, meinte Kyo, und setzte sich aufrecht hin. „Wo bin ich überhaupt, und was mach ich hier?“ Er sah sich misstrauisch um. „Du bist bei mir zu Hause. Ich... ich wollte dich nicht zu... deinem Vater bringen.“, stotterte ich. „Danke!“, murmelte Kyo schwach. Also war es doch gut so. „Was wäre passiert wenn ich dich nach Hause gebracht hätte?“, fragte ich, die neue Frisur schien mir auch mehr Selbstvertrauen gegeben zu haben. Kyo lächelte gezwungen. „Ach, nicht so wichtig. Er will einfach nicht das ich irgendjemandem Umstände mache.“ Das klang harmloser als das, was ich mir bei diesem Mann vorstellen konnte. „Kann ich vielleicht duschen?“, fragte Kyo schließlich, als wir uns eine Weile nur angesehen hatten. Ich nickte. „Du kannst auch ein paar Sachen von mir anziehen wenn du fertig bist.“, bot ich ihm an, was er auch annahm. Ich gab ihm eine Jeans und ein T-Shirt von mir. „Ähm, hast du vielleicht auch etwas langärmliges?“, fragte er bittend. Ich verstand nicht wieso er unbedingt etwas langärmliges haben wollte, gab ihm dann aber ohne zu fragen ein schwarzes Hemd, zeigte ihm das Bad, und während er duschte, machte ich Frühstück, obwohl Mittagessen wohl zutreffender gewesen wäre. Kyo kam die Treppe runter und setzte sich zu mir an den Tisch. Das war jetzt das erste mal, dass ich ihn ohne Schminke im Gesicht, und mit glatten Haaren sah. Man konnte wirklich nicht sagen, dass er so schlechter aussah. Ob aufgestylt, oder nicht, er sag immer gut aus. Ich lächelte, es war schon ungewohnt ihn so zu sehen. Irgendwie hatte ich mich an diesen Blonden mit den hochtoupierten Haaren, und dem Make-up im Gesicht, gewöhnt. Dabei kannten wir uns jetzt gerade den dritten Tag. Während des Frühstückens redeten wir nicht viel miteinander. Wir stopften uns stumpf das Essen in den Mund. „Hm, Kyo? Hast du nicht Lust in der Band zu singen?“, wollte ich ihn schon eine Weile lang fragen, fand aber nie den richtigen Augenblick. Kyo sah mich nur an, dann nahm er einen großen Schluck Kaffee. „Meinst du das ernst?“, fragte er schließlich. Ich nickte. „Selbstverständlich!“, gab ich noch hinzu. Dann herrschte wieder Stille. Er sagte nichts weiter dazu, vielleicht wollte er erst noch darüber nachdenken. Wir saßen in meinem Zimmer vor dem Fernseher, sahen uns irgend so eine Musiksendung an. Interessieren taten wir uns dafür nicht, aber uns war langweilig. Gerade war so ein Liveauftritt einer j-Rock Band. Der Sänger und der Gitarist küssten sich, und alle Mädchen im Publikum kreischten wie wild. „Könntest du das?“, fragte ich Kyo ein wenig gelangweilt. Der Blonde sah mich nur fragend an. „Na, ich meine Fanservice. Könntest du einfach so einen Mann küssen?“, führte ich meine Frage etwas aus. Kyo sah wieder zum Bildschirm. „Ich denke, ich würde es machen wenn ich müsste.“, meinte er. „Ich weiß nicht ob ich das könnte.“ seufzte ich. Kyo lehnte sich zurück, sah mich dann wieder an. „Willst du’s ausprobieren?“, bot er mir fragend an, worauf ich ihn mir geweiteten Augen ansah. „Du.. du meinst...“, stotterte ich verlegen. „Ist doch nichts dabei!“, meinte Kyo und zuckte mit den Schulter. Ich schluckte, rückte dann weiter an ihn heran. Vorsichtig näherte ich mich seinem Gesicht, berührte erst nur ganz kurz seine Lippen mit den meinen. Drückte sie dann aber richtig auf die des Blonden. Mein Atem stockte und mein Herz schlug schneller als normal. Als ich mich nicht weiter wagte, übernahm Kyo das für mich. Er steckte seine Zunge in meinen Mund und stupste meine vorsichtig an. Ich ging darauf ein, es war so als würden unsere Zungen miteinander spielen. Das Gefühl genießend schloss ich meine Augen. Denn auch wenn es Kyo, ein Mann, war, war es wunderschön, und mein erster richtiger Kuss. „Was willst du, geht doch.“, meinte Kyo als wir uns voneinander gelöst hatten. Ich nickte etwas verlegen. „Ist gar nicht so schlimm...“, sagte ich leicht außer Atem. Kyo lächelte. „Ja, ist aber doch ein ganz anderes Gefühl als wenn man ein Mädchen küsst.“, fuhr er fort. Ich hätte wirklich gerne etwas dazu gesagt, aber ich hatte in der Beziehung keinerlei Erfahrungen gemacht. „Meinst du nicht?“, fragte er weiter. Ich sah zur Seite. „Eh... ich weiß nicht... ich...“, antwortete ich. Mir war es peinlich. Kyo verstand und sah mich erst nur ungläubig an, dann lachte er etwas schwach, und legte den Arm auf meine Schulter. „Kao,“, begann er, „such dir ne Freundin!“ Schmollend sah ich ihn an. „Leichter gesagt als getan!“, murmelte ich. „Wie wäre es denn mit diesem kurzhaarigem Mädel, welches in der Schule neben dir sitzt? Die scheint doch total auf dich zu stehen.“, grinste Kyo mich an. „Du spinnst wohl, diese Nervensäge ertrag ich so schon kaum.“, knurrte ich beleidigt, doch Kyo grinste nur noch mehr. „Hm, auf jeden fall brauchst du eine, die das hier toleriert!“, sagte Kyo und wuschelte mir durch die pinken Haare. „Ich glaube, das einzige Mädchen, welches das tolerieren würde, ist Minako.“, knurrte ich als ich mir die Haare genervt wieder richtete. „Wir sind wieder da!“, rief meine Mutter die Treppe hinauf. „Komm, ich stell dich meinen Eltern vor.“, sagte ich als ich geradezu aufsprang. „Vielleicht solltest du ihnen erst mal das mit den Haaren erklären.“, meinte Kyo grinsend. Ich zuckte zusammen. Richtig, sie wussten ja noch nichts von meinen Haaren. Wie würden sie darauf bloß reagieren, ich mochte mir das gar nicht vorstellen. „Was ist jetzt?“, fragte Kyo. Ich seufzte, ging dann nervös mit ihm nach unten ins Wohnzimmer. Meine Mutter war in der Küche, sie machte das Abendessen. Mein Vater saß im Wohnzimmer und las Zeitung. Als er hörte, dass ich runtergekommen war, nahm er die Zeitung tiefer um über sie hinweg zu sehen. Mit großen Augen sah er mich an, sagte aber nichts. Meine Mutter kam aus der Küche, da sie mich ebenfalls gehört hatte. Beinahe hätte sie ihr Tablett, auf dem ein paar Tassen Tee standen, fallengelassen. „Kaoru, was um Himmels Willen hast du mit deinen Haaren gemacht?“, fragte sie entsetzt. Schnell stellte sie das Tablett auf dem Wohnzimmertisch ab, kam wieder auf mich zu, und strich mir durch die Haare. Vor Kyo war mir das unangenehm, und so wich ich einen Schritt zurück. „Ist ja schon gut.“, meinte ich. Mein Vater stand auf, legte die Zeitung beiseite. „Na ja, ich hab mir schon gedacht, dass du irgendwann mit so was nach Hause kommst.“, lächelte er gutmütig. Ich musste an Kyos Vater denken, wie gut ich es bei meinen Eltern doch hatte. Kurz warf ich dem Blonden einen mitleidigen Blick zu, er bemerkte dieses jedoch zum Glück nicht. Meine Mutter seufzte. „Dann ist das jetzt eben so.“, sagte sie verständnisvoll. „Ach, bevor ich’s vergesse. Das ist Kyo.“, stellte ich den Blonden meinen Eltern vor. Dabei legte ich meine Hand auf seine Schulter. Kyo verbeugte sich kurz höflich vor den beiden, wie meine Eltern vor ihm. „Freut mich wirklich sehr, Kyo. Es ist immer schön neue Freunde von Kaoru kennen zu lernen. Möchtest du nicht vielleicht zum Essen bleiben?“, bot ihm meine Mutter freundlich an. Kyo sah zu mir, ich nickte ihm zu. „Gerne!“, antwortete er dann lächelnd. Nun ging meine Mutter wieder in die Küche um nach dem Essen zu sehen, während wir uns aufs Sofa setzten. Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte, Kyo wollte eigentlich gar nicht noch bleiben. „Essen ist fertig!“, rief meine Mutter ins Wohnzimmer. Wir versammelten uns am Esstisch, für Kyo hatten wir einen Stuhl dazugestellt. Es gab einfache Nudelsuppe. Meine Mutter hatte keinen Nerv dazu, nach der Arbeit noch aufwändig zu kochen. Dies beschränkte sich daher auf Sonntags. Lecker war es aber trotzdem. Während des Essens wurde nicht geredet, so war das bei uns. „Ich sollte jetzt gehen.“, meinte Kyo als wir mit dem Essen fertig waren. „Willst du wirklich schon gehen?“, fragte meinen Mutter. „Ich muss, und vielen Dank für das Essen. Ich hoffe ich habe Ihnen nicht so viele Umstände bereitet.“, sagte Kyo als er aufstand und sich verbeugte. Ich stand ebenfalls auf und brachte ihn zur Tür. „Wir sehn uns dann ja Montag in der Schule, ja?“, verabschiedete ich mich von ihm. „Ja, ach eh, meinet wegen.“, sagte er, worauf ich ihn nur fragend ansah. Ich verstand nicht was er meinte. „Na, ich meine, ich werde bei euch singen.“, beantwortete der Blonde meine nicht ausgesprochene Frage. Er lächelte, ich lächelte. Dann drehte er mir den Rücken zu und hob zum Abschied noch mal die Hand, während er ging. Ich schloss die Tür, ging dann wieder zu meinen Eltern, um ihnen beim Abräumen zu helfen. „Ein netter Junge, dieser Kyo. Hätte ich gar nicht mal gedacht, als du ihn heute morgen angeschleppt hast.“, lächelte meine Mutter. Ja, so war das eben mit den Vorurteilen. „Du hast Recht, er muss wirklich gut erzogen worden sein. Ich würde gerne mal seine Eltern kennen lernen.“, sagte mein Vater als er den Geschirrspüler anschaltete. Ich stockte in meiner Bewegung. Nein, Kyo wurde nicht gut erzogen. Nein, sie durften seinen Vater nicht kennen lernen. Ich überlegte eine Augenblick. Was war eigentlich mit seiner Mutter? Müde schleppte ich mich die Treppe hoch, bis in mein Zimmer. Kyos Klamotten lagen noch auf meinem Bett. Vielleicht sollte ich sie ihm morgen einfach vorbeibringen, er hatte ja auch noch meine Sachen. Ich legte alles Beiseite, meine Mutter könnte es morgen waschen. Es war gerade mal zehn, doch ich war hundemüde. Ich schmiss mich aufs Bett, dachte noch über ein paar unwichtige Dinge nach, aber auch über Kyos Familienverhältnisse. Es dauerte nicht lange, und ich war eingeschlafen. Am Montagmorgen war ich voller Energie, ich hatte ja auch den ganzen Sonntag durchgepennt. Ich war auch in keiner Weise spät dran. Es war das erste mal, dass ich bei der Schule auf meine Freunde wartete. Die kam als erstes. Als er mich entdeckte, fielen ihm beinahe die Augen raus, hatte ich das Gefühl. „K... Kao, was hast du mit deinen Haaren gemacht?“, sagte er entsetzt, aber doch auch ein wenig belustigt. „Sieht gut aus!“, redete er weiter. Ich strahlte nur. Die Reaktionen der anderen verliefen nicht viel anders als die von Die. Es war echt lustig, auch als ich meine Klasse betrat. Alle richteten sofort ihre Blicke auf mich, tuschelten. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, es machte zuviel Spaß. Ich setzte mich an meinen Platz, Kyo schien noch nicht da zu sein. Dafür allerdings die Nervende. „Wow, hätte ich echt nicht von dir erwartet. Du siehst echt toll aus.“, sagte sie, zum ersten mal schüchtern. Scheinbar gefielen ihr meine Haare, was mich nicht gerade fröhlich stimmte, eher im Gegenteil. Minako kam auf mich zu. „Kyo hat wohl auf dich abgefärbt.“, lächelte sie mich an. „Na ja, vielleicht ein bisschen.“, lächelte ich zurück. Minako war das einzige Mädchen was ich kannte, was mir sympathisch war. Unsere Lehrerin betrat den Raum und Minako ging wieder auf ihren Platz. Kyo kam nicht mehr. „Kaoru, weißt du was mit Kyo ist?“, fragte mich Minako als ich gerade gehen wollte. Ich war mal wieder einer der letzten, der die Klasse verließ. „Nein, aber ich geh gleich bei ihm vorbei, muss ihm auch noch was zurückgeben.“, antwortete ich und hielt eine Tüte hoch, in der ich Kyos Klamotten hatte. „Ich komme mit!“, entschied Minako und lief mir hinterher, als ich mich zum Gehen wandte. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich geh besser alleine.“, sagte ich mit einem ernsten Unterton. Es war besser wenn sie nicht mitkäme. Ich wusste ja auch nicht, wie sie auf Kyos Vater reagieren würde. Doch so sehr ich mich auch bemühte, ich wurde sie nicht los, und so gingen wir dann, nachdem ich aufgegeben hatte, gemeinsam zu Kyo nach Hause. Wir klingelten. „Vielleicht sollte ich dich warnen, Kyos Vater ist..“, fing ich an, doch da riss der Mann auch schon die Tür auf. „Ja? Ach, du schon wieder.“, keifte er uns an. Wieder kam einem der Geruch von Zigaretten und Alkohohl in die Nase. Minako sah geschockt aus, ich hätte sie wirklich vorwarnen sollen. „Ähm, ist Tooru da?“, fragte ich mit ein wenig mehr Selbstbewusstsein als beim letzten Mal. „Nein, er ist nicht da, keine Ahnung wo der sich wieder rumtreibt. Ist mir auch egal, Hauptsache er ist weg.“, fauchte Kyos Vater. Minako wusste nicht was sie dazu sagen sollte und sah entsetzt zwischen dem Mann und mir hin und her. „Und jetzt verschwindet, ihr nervt!“, fauchte er weiter, wollte gerade die Tür zu schlagen. Ich hielt sie jedoch offen. „Entschuldigung, könnten sie ihm das hier geben wenn er wieder da ist?“, fragte ich höflich, doch der Mann schien wütend. Man sah das er völlig betrunken war, denn völlig benebelt und aggressiv schubste er mich von der Tür weg, sodass ich nach hinten, die Treppen runter kippte. Dabei überschlug ich mich sogar. Minako stürmte zu mir um mir wieder aufzuhelfen. Meine Lippe war aufgeplatzt und ich hatte an mehreren Stellen Schürfungen, es tat weh, furchtbar weh. Doch vor allem war ich jetzt sauer, wenn ich nur daran dachte, dass Kyo mit so einem Menschen auch noch zusammenleben musste, stieg die Wut in mir auf. Hätte Minako mich nicht festgehalten, wäre ich in meiner Wut wohl auf ihn losgegangen. Kyos Vater sah uns nur gleichgültig an, schlug dann die Tür zu. Ich knurrte, ich hasste diesen Menschen. Womit hatte Kyo nur so einen Vater verdient? Niemanden hatte so einen Vater verdient, und Kyo schon gar nicht. Kapitel 4: Regen ---------------- Jetzt hats schon 3 Wochen gedauert, gomen >___< Ich kam an keinen PC der dieses blöde Programm kennt mit dem ich aufm Laptop schreibe XD .___." nuya~ also vielen Dank fürs Kommi XD und viel Spaß beim Lesen... auch wenns etwas kurz is 0o" Kapitel 4: Regen Ärgerlich leckte ich mir das Blut von der Oberlippe. Mein Rücken schmerzte als wäre ich ein alter Mann, der sich nach Stunden aus seinem Schaukelstuhl bemüht hatte. Allerdings würde ich wohl kaum über die heutige Jugend meckern, eher über Kyos Vater. Also konnte man das mit dem alten Mann schon wieder vergessen. Minako lief stillschweigend neben mir die Straße hinab. Ihr erging es wie mir als ich Kyos Vater das erste mal begegnet war. Es war schwer zu verdauen. Verdammt schwer. Aus den Augenwinkeln betrachte ich das hübsche Mädchen neben mir. Sie verzog auf eine doch irgendwie niedliche Art und Weise das Gesicht. Selbst Entsetzten schien ihr zu stehen. So völlig in Gedanken, merkte sie glücklicherweise nicht wie ich sie ansah. Es war nicht so, das ich sie musterte. Aber vielleicht starrte ich doch ganz schön. Normalerweise war ich Mädchen nie so nah. Ich dachte daran was Kyo gesagt hatte, nachdem er mich geküsst hatte. Das es doch etwas anderes sei ein Mädchen zu küssen. War das wirklich so? Würde es sich anders anfühlen, würde ich sie küssen? Nur so aus Interesse. Nicht aus Liebe oder so. Aber wie konnte ich mir jetzt überhaupt Gedanken über so etwas machen? Kyo war weder in der Schule gewesen noch war er zu Hause. Ich machte mir schon irgendwie Sorgen. Auch wusste ich nicht wo ich nach ihm hätte suchen gehen könnten. Er konnte ja praktisch überall sein. Ich spürte es auf meinen Kopf tropfen und blieb stehen, richtete den Blick Richtung Himmel. Vom strahlenden Blau der letzten Tage war nichts mehr zu sehen. Die Sonne hatte sich gut hinter den dicken, grauen Regenwolken versteckt. Immer mehr Tropfen perlten von meinem Gesicht ab, ehe ich mich wieder in Bewegung setzte. Minako hatte gar nicht mitbekommen, dass ich stehen geblieben war. Und scheinbar schien sie auch den leichten Regen nicht wirklich zu registrieren. Mit ein paar großen Schritten hatte ich sie eingeholt. „Hey, es fängt an zu regnen. Wollen wir uns irgendwo unterstellen?“ Kaum hatte ich die Frage über die Lippen gebracht, wurden aus den paar einzelnen Tropfen ein richtiger Schauer. Es goss in einer Linie gerade auf uns runter. Wir starrten uns an. „Ich wohne direkt neben der Schule. Es ist also nicht weit. Was hältst du von rennen?“ Ich nickte nur und wir sprinteten los durch den Regen. Als wir der Schule also immer näher kamen, entdeckte ich plötzlich jemanden vor uns laufen. Jemanden mir blonden Haaren. Er trottete langsam die Straße entlang. Bereits völlig vom plötzlichen Schauer durchnässt. Ich erhöhte mein Tempo, zog an Minako vorbei. Als ich ihn fast erreicht hatte, streckte ich die Hand aus und packte ihm am linken Arm. Während ich stoppte drehte er sich erschrocken zu mir um. Völlig außer Atem sah ich in Kyos überraschte Augen. „Wo bist du gewesen?“, keuchte ich zwischen zwei Atemzügen hervor. Jetzt war auch Minako angekommen, die ebenfalls nach Luft rang. „Ich hab einfach nur die Schule geschwänzt.“, knurrte mich der kleine Blonde an und riss sich mit einem schmerzverzehrten Gesicht von mir los. Tat sein Arm weh? War irgendwas passiert? Vielleicht mit seinem Vater? „Ja genau. Und deswegen läufst du auch hier völlig gemütlich im strömenden Regen herum.“ Kyo hob eine Augenbraue. „Du läufst hier doch auch im Regen rum.“ Das war doch was anderes. „Hey Jungs. Tut mir Leid wenn ich euch unterbreche, aber ich möchte gerne aus dem Regen raus.“, meldete sich eine klitschnasse Minako zu Wort. Wir starrten sie an, nickten dann. Zusammen setzten wir uns wieder in Bewegung und brachten die letzten Meter zu Minakos zu Hause hinter uns. Und so saßen Kyo und ich pitschnass auf dem Sofa in Minakos Zimmer und schwiegen uns an. Minako holte gerade Handtücher für uns. „Hast du dich geprügelt?“ Ich starrte Kyo irritiert an. Ach so, meine Lippe. „Wir waren bei dir zu hause und da...“ Als ich plötzlich diesen entsetzten Ausdruck auf Kyos Gesicht sah, wurde mir bewusst, wie dumm ich war. Das hätte ich nicht sagen dürfen. „War das mein Vater?“ Was sollte ich jetzt machen? Könnte ich es noch retten wenn ich jetzt log? Doch Kyo sah mich so eindringlich an, dass ich ihn wohl auch gar nicht hätte anlüge können. Also nickte ich nur. Kyo wandte den Blick ab. „Tut mir Leid.“ Ich schüttelte den Kopf. „Was soll das? Du brauchst dich doch nicht entschuldigen.“ Nun schüttelte Kyo den Kopf. „Es ist meine Schuld, dass du überhaupt auf ihn getroffen bist.“ Ich wollte noch etwas sagen, da kam Minako wieder ins Zimmer und reichte jedem von uns ein frisches, weißes Handtuch. „Zieht am besten eure Hemden aus, es ist nicht gut wenn ihr die nassen Sachen anbehaltet.“ Ich leistete dem sofort folge, während Minako für sich auch nach trockenen Klamotten suchte. Nur Kyo saß nachdenklich, auf sein Handtuch starrend, da. „Was ist?“ Er antwortete mir nicht, sah mich nur kurz an. Keine Ahnung was mir das sagen sollte. Ich stand auf, stellte mich vor Kyo und packte ihm am Hemd. „Na komm, ausziehen.“ Es war vielleicht etwas seltsam, aber ich begann die ersten Knöpfe seines Hemdes zu öffnen. Als sei ich ein Papa der seinem kleinen Sohn beim Ausziehen helfen musste. Zu meiner totalen Überraschen wurde Kyo ernsthaft panisch und schlug meine Hände weg. Sowohl ich als auch Minako starrten ihn irritiert an. Das kam etwas unerwartet. Diese Reaktion passte so gar nicht zu ihm. Ich fühlte mich angestachelt. Ich drückte ihn auf das Sofa und öffnete unter großer Gegenwehr die restlichen Knöpfe. Ihn aus dem Ding zu kriegen erwies sich schon als wesentlich schwieriger. Für Minako musste das wirklich komisch ausgesehen haben. Jedenfalls drehte ich den Kleineren auf den Rücken und zog erst den rechten Arm auf dem Hemd, dann den linken. Dabei entwich mir das Gesicht. Um Kyos linken Unterarm war ein Verband gewickelt, an manchen Stellen leicht rotgesprenkelt. Eben so als wäre er dort durchgeblutet. Ich musste daran denken wie ich ihm noch eben im Regen an genau diesem Arm gepackt hatte. Ich ließ von Kyo ab, der sich gereizt wieder umdrehte. „Was gibt es da zu glotzen?“ Er war sauer. Sicherlich verständlich. „Kyo, was soll der Verband?“ Er knurrte. „Der tut das, was ein Verband normalerweise tut.“ Minako verschwand für kurze Zeit aus dem Raum um dann mit einer Verbandrolle wieder zu kommen. Sie setzte sich damit neben Kyo. „Der Verband sollte gewechselt werden.“ Doch als sie behutsam nach seinem Arm griff, zog er ihn zurück. „Nicht nötig.“ Wieder griff sie nach Kyos Arm. „Oh doch.“ Ich sah dem nur zu als sie anfing den alten Verband vorsichtig abzunehmen. Sie zitterte leicht dabei. Als hätte sie genau gewusst was sich darunter verbarg. Schnitte. Lange. Tiefe. Auf der ganzen Innenseite seines Unterarms. Es herrschte Schweigen. Ich starrte einfach nur auf seinen Arm, während Minako ihn verband. Das konnte ich irgendwie nicht verstehen. Diese Schnitte konnten ja nur eines bedeuten. Und zwar, dass er sich selbst verletzte. Ich vermochte nicht zu beschreiben wie ich mich in diesem Moment fühlte. „Warum tust du das?“, fragte ich nach einiger Zeit des Nichtssagens. Kyo sah mich an. „Manchmal hilfst es mir einfach.“ Ich schluckte schwer. Bestimmt kam das alles wegen seinem Vater. „Du denkst es ist wegen meinem Vater, nicht wahr?“ Ich nickte. Kyo sah einen Augenblick einfach nur stumm zu Boden. „Bitte gib ihm nicht die Schuld daran. Es ist nicht sein Fehler.“, meinte er schließlich. Unverständlich sah ich ihn an. Wie sollte ich das verstehen? Inwiefern war es denn kein Fehler sich ständig zu betrinken und seinen Sohn zu beschimpfen und vielleicht auch zu schlagen. Allein die Tatsache zuzulassen, dass er sich selbst verletzte war doch schon nicht zu verzeihen. Es machte mich wütend. Kyo wich meinem Blick voller Unverständnis aus. Er wusste, dass ich eine Erklärung verlangen würde. Doch er wollte ganz offensichtlich nicht weiter über dieses Thema reden. Angespannt krallte er die Finger ins Sofa. Ich wusste nicht so recht ob ich traurig, wütend oder sonst was sein sollte. Ein einziges Chaos. Die Stille war unangenehm. Umso lauter erschien der Regen, welcher gegen das Fenster prasselte. „Meine Güte, es ist ja nicht so, dass ich das oft mache.“, knurrte Kyo, „Und es ist nur der Arm.“ Sollte mich das beruhigen? War das jetzt weniger schlimm? Wieder wusste ich nicht was ich sagen sollte. Und Minako scheinbar auch nicht. Das war einfach zu viel. Zu viel für mich. Irgendwie war es, als hätte ich die ganze Zeit in einer heilen, kleine Welt gelebt, die auf einmal zusammenbrach. Es war für mich ganz einfach nicht vorstellbar, dass es Menschen wie Kyo wirklich gab. Klar, man wusste es, aber wurde selber damit nicht konfrontiert. „Ich muss gehen.“, schmiss ich schließlich in die Stille. Das brachte sogar Kyo dazu mir wieder in die Augen zu sehen. Für einen kurzen Augenblick, denn dann drehte ich mich weg und verließ ohne ein weiteres Wort Minakos Zimmer. Sie folgte mir auf den Flur. „Aber es regnet doch noch.“ Ich ignorierte ihre Aussage, zog mir meine durchgeweichten Schuhe wieder an und trat schließlich in den Regen hinaus. Minako sah mir nur nach, bis ich die Haustür hinter mir schloss. Es tat mir Leid, dass ich einfach so gegangen war. Aber länger hätte ich es nicht ausgehalten. Ich musste da raus. Ich blieb kurz stehen. Dieser letzte Blick eben von Kyo, als ich sagte, dass ich ginge. Wie sollte ich ihn deuten? Wie ein hilfloses Kind hatte er mich angesehen. Es war falsch in diesem Moment einfach zu gehen, oder? Völlig durchgeweicht kam ich zu Hause an. Wütend auf mich selbst, musste ich feststellen, dass ich meinen Schlüssel vergessen hatte. Meine Eltern waren noch nicht von der Arbeit zurück, und so hatte ich keine Möglichkeit ins Haus zu kommen. Voller Wut trat ich gegen die Tür. In mir herrschte ein einziges Gefühlschaos, da war die Abregung gar nicht so schlecht. Jedoch änderte es nichts an der Tatsache, dass ich nicht rein kam, also setzte ich mich auf die Stufen. Zum Glück hatte unser Haus hier eine Überdachung, sodass ich nicht im Regen saß. Obwohl, ausgemacht hätte es mir nichts, schließlich war ich schon völlig durchnässt. Ich schaute zum Briefkasten auf, wir hatten Post. Vorsichtig versuchte ich mit meiner Hand die Briefe herauszuziehen. Da ich recht kleine, schmale Hände hatte, war es kein Problem. Ich ging sie durch, fast alles Rechnungen, die ich auch sofort wieder in den Briefkasten stopfte. Verwundert sah ich auf einen Brief, der an mich andressiert war. Er kam von der Schule. Gespannt öffnete ich ihn und begann zu lesen. Doch es fiel mir ehrlich schwer mich auf den Text zu konzentrieren. Es ging um einen Überregionalen Schülerbandwettbewerb. Klang gar nicht mal schlecht. Es würde ein Preisgeld sowohl für Band als auch Schule geben. Doch was mich wunderte war, das unser Direktor noch wusste, dass ich eine Band hatte. Wir waren immerhin keine offizielle Schülerband. Vielleicht lag es auch daran, dass wenn wir gewinnen sollten, Geld für die Schule raussprang. Die Anderen würden sicherlich begeistert sein und einen Sänger hatten wir ja jetzt auch. Sofern Kyo denn noch wollte. „Kaoru, was machst du denn hier draußen? Du bist ja ganz nass!“, stellte meine Mutter besorgt fest, als sie und mein Vater von der Arbeit kamen. „Ich hab den Schlüssel vergessen.“, sagte ich kalt. Sie sah mich verwirrt an. Normalerweise redete ich nicht so mit meinen Eltern. Ich wusste auch nicht genau woran es lag, aber ich hatte das Gefühl nur mit schlechter Laune antworten zu können. Mich schien alles mit einem mal zu nerven. Wieder in trockenen Klamotten setzte ich mich zu meiner eigenen Verwunderung an meine Hausaufgaben. Wahrscheinlich wurde eh alles falsch, in meinem jetzigen Zustand. Doch das war belanglos, ich wollte mich einfach nur ablenken. Geklappt hatte es nicht, leider! Was war das nur für ein Tag gewesen. Schließlich gab ich auf und warf mich aufs Bett. Ich fragte mich wie es Kyo jetzt wohl ging. Ich machte mir Sorgen um ihn. Er war jetzt sicherlich auch schon wieder zu hause bei seinem Vater. Und genau das störte mich. Aber was mich auch beschäftigte war, wie ich mich morgen in der Schule gegenüber Kyo verhalten sollte. Kapitel 5: Blutflecken ---------------------- Hallöchen~ So... relativ pünktlich kommt hier das neue Kapitel xD ich möcht mich erst mal für die Kommis bedanken ^-^ hey, ich kann die Pluralform verwenden xD jedenfalls, vielen dank, ich freu mich immer n Keks wenn ichn Kommi kriege so, und jetzt wünsch ich viel Spaß beim Lesen ^-^ Kapitel 5: Blutflecken Verschlafen blickte ich in den Spiegel, Augenringe zierten mein Gesicht. Ich sah echt fertig aus, als hätte ich wochenlang nicht mehr geschlafen. Und so fühlte ich mich auch. Schon einige Stunden bevor der Wecker geklingelt hatte, hatte ich mich hellwach und doch übermüdet im Bett herumgewälzt, in der Hoffnung doch noch Schlaf zu finden. Abwesend starrte ich weiter auf mein angsteinflößendes Spiegelbild. Wenn ich so zur Schule ginge, würden sicherlich alle vor mir flüchten. Mit einem tiefen Seufzer legte ich den Kopf in den Nacken, begutachtete meine mit Holz verkleidete Decke, ehe ich die Augen zusammenkniff und mir selbst durch die Haare wuschelte. „Werd wach!“, befahl ich mir und wagte wieder den Blick in den Spiegel. Meine bereits leicht ausgewaschenen pinken Haare standen wild vom Kopf ab. Jetzt sah ich ja noch schlimmer aus. War das nicht irgendwie zu erwarten gewesen? Das war ja so eine sinnlose Aktion gewesen. Nach einem weiteren Seufzer wandte ich schließlich meinem Anblick den Rücken und suchte mir ein paar Wechselklamotten aus meinem Schrank um mich auf dem Weg ins Bad zu machen. Dort wartete schon eine schöne kalte Dusche auf mich. Doch selbst hier hatte ich das Gefühl einfach im Stehen einschlafen zu können. Als dann auch noch mein erster Blick als ich aus der Dusche trat auf meine bereitgelegte Schuluniform fiel, war ich echt soweit einfach den heutigen Tag zu schwänzen. Nach kurzen Abtrocknen der wichtigsten Stellen band ich mir das Handtuch um die Hüfte und machte mich ohne die Uniform noch weiter zu beachten wieder auf in mein Zimmer. Die letzten Schritte zu meinem Bett genoss ich wie so oft dieses Gefühl von Teppich unter den nackten Füßen. Ich ließ das Handtuch, was um meine Hüften gebunden war, achtlos auf den Boden fallen und kuschelte mich in meine mittlerweile erkaltete Bettdecke. In der um mich herum herrschenden Stille war es plötzlich ganz einfach die Auge zu schließen und sich ins Land der Träume fallen zu lassen. Mehrwaches Klingeln an der Haustür weckte mich aus meinem doch sehr erholsamen Schlaf. Ein kurzer Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass ich bereits die Schule verschlafen hatte. Womöglich stand einer meiner Freunde vor der Tür und wollte wissen wo ich geblieben war. Vielleicht war es sogar Kyo. Dieser Gedanke brachte mich dazu mich auf der Stelle zu erheben und die Treppe in den Flur herab zu steigen. Es hatte so oft geklingelt. Was wenn ein verzweifelter Kyo vor meiner Haustür stand und mich unbedingt sehen wollte? Zugegeben, mir gefiel diese doch recht absurde Vorstellung. Als ich endlich den Griff nach unten drückte und mir warme Luft von draußen entgegen kam, war ich ein wenig enttäuscht in Minakos Gesicht zu sehen. Sie starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an, völlig entsetzt. Sie befand sich in einem Stadium zwischen Schreien und Lachen, was zu einer regelrechten Versteinerung geführt hatte. Ich war verwirrt. Doch mit einem Mal kam dann die Erleuchtung. Mit vor Scharm errötetem Gesicht knallte ich die Tür vor ihrer Nase zu. Peinlich, das war mit Abstand das Peinlichste gewesen, was mir je passiert war. Und obwohl ich gerade dem hübschesten Mädchen welches ich kenne komplett nackt die Tür geöffnet hatte, war ich froh darüber, dass nicht Kyo vor der Tür gestanden hatte. Aber mal im Ernst, was sollte ich jetzt machen? Wie viel sie wohl gesehen hat? Und könnte ich ihr denn jetzt noch mal unter die Augen treten? Oder sie mir? Ich fühlte mich sehr unwohl, so nackt. Mit hochrotem Kopf trabte ich die Treppen in mein Zimmer wieder hinauf. Dabei fragte ich mich ob Minako immer noch unter Schock an selber Stelle stand. Was ich mir da geleistet hatte musste ich aber auch erst mal verkraften. Sofort als ich mein Zimmer betreten hatte, ging ich schnellen Schrittes zu meinem Schrank und zog mir eine Boxershorts und eine weite schwarze Hose mit vielen Taschen heraus, womit ich auch sofort einen Großteil meiner nackten Haut bedeckte. Eigentlich hatte ich ja wirklich nichts zu verstecken. Sicherlich, die größten Vergleichsmöglichkeiten hatte ich nie gehabt, aber ich war schon der Überzeugung recht gut bestückt zu sein. So schlecht gebaut war ich jedenfalls nicht. Schon ganz ordentlich für einen Mann. Und das wusste Minako jetzt auch. Auf ein Oberteil verzichtete ich. Ein bisschen Nacktheit wollte ich mir plötzlich erhalten. Auf einmal fühlte ich mich richtig männlich. Die Scharmröte wich einem verschmitzen Grinsen. Mittlerweile fand ich dieses peinliche Erlebnis irgendwie amüsant. Sicherlich hatte ich Minako beeindruckt. Wenn auch unabsichtlich. Ich musste an ihren geschockten Gesichtsausdruck denken. Es war doch wirklich ziemlich witzig. Es klingelte erneut an der Haustür. Ob Minako sich wohl von meinem Anblick erholt hatte und es nun erneut versuchte? Egal, ich wählte schon wieder den Weg über die Treppe. Einen anderen gab es ja auch nicht um weiterem Klingeln vorzubeugen. Bevor ich allerdings die Tür öffnete schaute ich noch einmal an mir herunter. Ich hatte eine Hosen an, es war also alles gut. Und so mit nacktem Oberkörper war das doch echt ziemlich cool. Fehlte nur noch eine Zigarette. Leider hatte ich grade keine zur Hand. Dabei war mir echt nach einer. Und wieder stand nicht die Person vor der Tür, die ich erwartet hatte, als ich sie schließlich öffnete. Es war Shinya, der mich auffällig musterte. „Na, krank siehst du ja nicht aus.“ Er lächelte mich an. Damit war eigentlich schon alles gesagt und ich trat ohne Reaktion darauf zur Seite, sodass er eintreten konnte. „Wie kommt es, dass du mich mit deiner Anwesenheit beehrst?“ Shinya schmollte. „Darf ich nicht mal einen Freund besuchen kommen?“ Ich hob skeptisch eine Augenbraue. „Gehen wir erst mal in mein Zimmer.“, meinte ich und trottete nun schon wieder die Treppen hinauf. Shinya folgte mir ganz brav. Auf meinem Schreibtisch lag noch der Brief von der Schule wegen dem Bandwettbewerb. Es war gar nicht schlecht, dass Shinya hier war, musste ich wenigstens nicht rumtelefonieren. Ich war nicht der größte Fan vom Telefonieren. Jedenfalls nahm ich den Briefbogen und reichte ihn meinem Bandkollegen. Dieser sah sich das Stück Papier vorerst nur irritiert an, ehe er dann aber anfing aufmerksam den Text durchzugehen. „Hey, da müssen wir unbedingt teilnehmen! Ende dieser Woche ist schon der Vorausscheid.“ Durchdringlich blickte mich der Drummer an. Ich sagte nichts und sein Blick wechselte von Vorfreude auf Besorgnis. „Aber ohne Sänger haben wir doch eigentlich keine Chance, oder?“ Ich ließ mich auf mein Bett sinken. „Kyo singt.“ Ich sah Shinya dabei nicht an. Denn ich war mir nicht sicher ob ich gerade die Wahrheit oder eine Lüge erzählt hatte. Shinya machte ein Geräusch der Freude. „Wo wir grad bei Kyo sind. Ich bin wegen ihm hier.“ Und da war sie, die Aufmerksamkeit. „Was ist mit ihm?“ Shinya setzte sich neben mich und schaute mich ernst an. „Ist zwischen euch irgendwas vorgefallen?“ Ich starrte Shinya verwirrt an. Er holte tief Lust. „Er kam heute in der Pause irgendwie, wie soll ich sagen, unsicher zu uns. Sofort hat er uns gefragt ob wir wüssten wo du steckst. Und dann meinte er irgendwas von wegen, dass du vielleicht wegen ihm heute fehlst.“ Ich erinnerte mich an Kyos Blick gestern. Dieser Gedankengang von ihm war nicht unbedingt abwegig. Ich wäre ihm heute in der Schule sicherlich auch aus dem Weg gegangen um unangenehme Situationen oder Gespräche zu meiden. Aber mir gefiel es nicht wie Kyo es auffasste und wie nah ihm das doch ging. Oder letzteres vielleicht doch? Ich schuldete Shinya immer noch eine Antwort. Und da ich ihm die Wahrheit unmöglich sagen konnte, schüttelte ich einfach nur mit dem Kopf. Es war voraussehbar, dass er mir das nicht abkaufte. Nun hob nämlich er eine Augenbraue. Ich sprang vom Bett auf und marschierte zum Schrank, zog mir ein T-Shirt heraus, streifte es über und wandte mich wieder meinem Gast, der immer noch auf eine vernümpftige Erklärung wartete. „Ich werd mal zu ihm gehen. Kannst du schon mal den anderen von dem Wettbewerb erzählen?“ Seufzend nickte mein Gesprächspartner und wir beide verließen gemeinsam das Haus. Doch schon bei der ersten Abzweigung der Straße, trennten sich unsere Wege. Es dauerte nicht lang, da stand ich auch schon auf den Stufen vor Kyos Haus. Als ich läutete öffnete mir, wie immer, Kyos bereits betrunkener Erziehungsberechtigter. „Ich möchte zu Tooru!“, sagte ich knapp, ging dann einfach an ihm vorbei, in den Flur. Er wollte etwas sagen, mich wahrscheinlich anschreien. Doch aus welchem Grund auch immer tat er es nicht. Er schloss die Tür und ging in eine Art Wohnzimmer. Vorher nuschelte er noch: „Oben das erste Zimmer rechts!“ Ich ging also nach oben, klopfte an, doch es kam keinerlei Reaktion. „Kyo? Ich bin es, Kaoru. Darf ich reinkommen?“, fragte ich zurückhaltend. Keine Antwort, es blieb still. Vorsichtig drückte ich die Klinke nach unten, schielte durch den Spalt den ich geöffnet hatte. Mir stockte der Atem. Mein Herz schien für einen Moment auszusetzen, als ich Kyo sah. Wie er dort auf dem Boden, ans Bett gelehnt, saß. Den Kopf nach vorne hängend, der linke Arm blutüberströmt. Völlig panisch hetzte ich zu ihm schmiss mich regelrecht vor ihm auf den Boden. Vorsichtig hob ich seinen Kopf. Er war ganz bleich im Gesicht. „Kyo... Bitte wach auf.“ Ich begann zu zittern, strich dem so lebloswirkenden Blonden durchs Haar. Verdammt. „Bitte wach doch auf...“ Was sollte ich jetzt machen? Ich hatte solche Angst. Was ist wenn Kyo..? Nein, das durfte ich nicht einmal denken. Doch dann kam die Erleichterung als Kyo die Augen öffnete und fragend meinen Namen hauchte. Ich hätte vor Glück sterben können. Ohne groß nachzudenken zog ich den Kleineren zu mir und drückte ihn fest an mich. Mein Herz raste. „Du hast mich echt erschreckt.“ Von Kyo kam keinerlei Reaktion. Nicht mal ein gewohntes Grummeln. Und so lockerte ich die Umarmung um ihn ins Gesicht zu sehen. Er wirkte irgendwie weggetreten. „Warum tust du dir das bloß an?“ „Ich muss mich doch irgendwie bestrafen.“ Irritiert starrte ich ihn an. „Warum bestrafen?“ Kyo antwortete nicht, klammerte sich plötzlich an mir fest, legte seinen Kopf an meine Brust. Nach der ersten verwirrten Reaktion legte ich dann auch meine Arme um ihn. Ich lauschte Kyos leisem Atem. Er schlief. Eine seltsame Situation. Ich versuchte Kyo von mir zu lockern und hievte ihn anschließend aufs Bett. Am besten war erst mal seinen Arm zu verbinden. Zu meinem Glück fand ich gleich auf anhieb Verbandsmaterial in einer seiner Nachttischschubladen. Mit zitternden Händen legte ich den Verband an. Ich hatte Angst ihm wehzutun, auch wenn er schlief. Darum war ich um so erleichterter als ich es hinter mich gebracht hatte. Ich ließ mich neben dem Bett auf dem Boden nieder, schloss die Augen. „Was tust du hier?“, vernahm ich plötzlich Kyos Stimme. Ich sah ihn an. Er schien wesentlich präsenter zu sein. „Gegenfrage. Was bedeutet das, dass du dich bestrafen musst?“ Kyo starrte mich an, richtete sich wieder auf. Ich sah ihn nur ernst an. Er schien verwirrt, bemerkte den Verband um seinen Arm. Ich erhob mich und setzte mich neben Kyo auf das Bett. Er seufzte. „Ich...“ Er sah weg. „Ich hab zugelassen, dass ihr die Schnitte seht. Das hätte nicht passieren dürfen.“ Vorsichtig legte ich den Arm um ihn. Wäre ich gestern doch bloß nicht gegangen. Ich fühlte mich schuldig. An seinen neuen Wunden war ich mitverantwortlich. „Bitte, erzähl mir warum du das machst?“ Ich deutete auf seinen Arm. Kyo schwieg einige Sekunden, ehe er tief Luft holte. „Vor drei Monaten hätte ich eigentlich eine kleine Schwester bekommen sollen. Als meine Mutter im siebten Monat war, wollte sie mich noch zu einem Vorsingen fahren. Die Straßen waren rutschig. Sie... verlor die Kontrolle über den Wagen und fuhr gegen die Leitplanke.“ Kyo zitterte am ganzen Körper. Ich zog ihn näher zu mir. „Ich weiß nicht, warum ausgerechnet ich ohne Schaden davon gekommen bin. Hätte ich doch bloß dieses blöde Vorsingen gelassen.“ Ich hatte das Gefühl einen riesigen Kloß im Hals zu haben. „Es ist meine Schuld, dass meine Mutter starb. Es ist meine Schuld, dass meine Schwester nicht mal die Chance zum Leben bekommen hat. Es ist meine Schuld, dass mein Vater trinkt.“ Kyos Augen glitzerten vor Feuchtigkeit und ich schloss ihn in meine Arme. Sofort schlang auch er die Arme um mich. Sein Körper bebte förmlich. „Das stimmt nicht. Es war ein Unfall, niemand ist schuld daran.“ Behutsam strich ich Kyo über den Kopf. Ich fühlte mich so schlecht. Ich spürte wie sich Kyos Finger in meinen Rücken krallten. „Bitte, lass mich nicht allein, lass mich bitte nicht allein.“ Er drückte sich noch etwas fester an mich. „Keine Sorge, so schnell wirst du mich nicht mehr los.“, flüsterte ich ihm ins Ohr, „Versprochen.“ Es war seltsam, dieser Mensch in meinen Armen, der so furchtbar zitterte, war mir so unglaublich wichtig geworden. Ihn würde ich um keinen Preis dieser Welt wieder hergeben. Ich beschloss diese Nacht bei Kyo zu bleiben. Meine Eltern hatte ich bereits verständigt, und um das Einverständnis von Kyos Vater bemühte ich mich erst gar nicht. Egal ob er es verboten hätte, ich hätte Kyo nicht alleine gelassen. Wir sahen uns, mit Pizza versorgt, so einen Film im Fernsehen an. Es war eine typische Schnulze, keine Ahnung warum wir uns das antaten. Vielleicht weil die Hauptdarstellerin so verdammt gut aussah, aber sicher war ich mir da auch nicht. Kyo und ich lagen auf den Bauch gedreht und starrten auf den Bildschirm. „Sag mal Kao, was hältst du eigentlich von Minako?“, fragte mich der Blonde neben mir ein wenig schüchtern. Ich musste unwillkürlich lächeln. Und das nicht wegen der Situation heute Nachmittag. „Hat sich der kleine Kyo etwa verknallt?“, grinste ich ihn breit an, woraufhin er schmollte, mit etwas rötlicher Farbe im Gesicht. „Quatsch, ich doch nicht. Du spinnst.“, schmollte er weiter und drehte seinen Kopf zur Seite. Ich lachte. „Leugnen ist zwecklos, man sieht es dir doch an.“ Er war echt süß. „Und du?“ Sein Gesichtsausdruck war von verlegen zu todernst gewechselt. Ich verstand rein gar nichts. „Was meinst du?“, wollte ich von ihm wissen. „Du magst Minako doch auch, nicht?“ Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Irgendwie konnte ich ihn nicht ansehen und lenkte meinen Blick wieder auf den Fernseher. „Nein, sie ist mir sympathisch und ich finde sie wirklich nett. Ich komme gut mit ihr klar, aber mehr auch nicht. Ich empfinde nichts für sie, wirklich.“ Ich wusste, dass das die Wahrheit war, aber doch bekam ich Zweifel. Immerhin mochte ich sie schon mehr. Andererseits hatte ich ja auch mit sonst keinem Mädchen so viel Kontakt. Vielleicht war es normal. Und wenn nicht, wenn ich doch mehr als nur Freundschaft für sie empfand? Wie würde Kyo darauf reagieren? Wäre er verletzt? Das wollte ich nicht, ich wollte Kyo nicht verletzten. „Du kannst mir ruhig die Wahrheit sagen, es ist okay.“, meinte Kyo, er hatte wohl meine Zweifel bemerkt. „Es tut mir Leid, ich weiß es selbst nicht so genau.“ Sanft lächelte Kyo mich an. So hatte ich ihn noch nie lächeln sehen. Seicht, lieb und doch so verletzlich. Ich starrte ihn wohl eine Zeit lang nur an, während er sich schon wieder auf den Film konzentrierte. „Vielen Dank!“ Ich sah Kyo irritiert an, er ließ seinen Blick jedoch auf den Bildschirm gerichtet. „Wofür?“ Kyo lächelte. „Einfach dafür, dass du hergekommen bist, für den Verband und dafür, dass du jetzt hier bleibst.“ Mein Herz machte auf eine angenehme Weise einen Sprung. Ich freute mich. „Hey Kyo, wollen wir nicht so langsam mal schlafen?“, wandte ich mich dem Blonden zu, der mittlerweile hinter mir saß. Es war jetzt ungefähr 4 Uhr morgens, und wir saßen immer noch in Kyos Zimmer vor dem Fernseher. Seit etwa einer halben Stunden hatten wir aufgehört miteinander über irgendwelche Dinge zu sprechen. Ich musste schmunzeln als ich feststellte, dass der Kleine bereits schlief. Mit halbgeöffnetem Mund und den Kopf an seinem Bett gelehnt, träumte er so vor sich hin. Angestrengt krabbelte ich zu ihm, meine Beine waren eingeschlafen. Nachdem ich sie endlich wieder richtig spürte und bewegen konnte, hob ich Kyo in sein Bett. Wiedereinmal war ich froh, dass der Blonde nur so wenig wog. Vorsichtig deckte ich ihn noch zu, setzte mich dann wieder hin, sodass ich meine Arme und meinen Kopf auf Kyos Bett ebenfalls platzieren konnte. Von hier aus wanderte meine Aufmerksamkeit zum Fenster. Man konnte die Sterne sehen. Ihre Schönheit hatte sich nicht verändert, doch bei uns hatte sich soviel getan. Schon irgendwie komisch. Und wieder war ich mit den Augen bei Kyo. Wenn er schlief sah man nichts von dem, was in ihm wirklich vorging. Mein Blick wurde ernst und zugleich auch traurig. Ich streichelte sanft über Kyos Haare. „Womit hat ein so wundervoller Mensch wie du es bist, es nur verdient so zu leiden?“ Kapitel 6: Familie ------------------ Hoi ^-^ Danke für die Kommis, hab mich sehr gefreut dieses Kapitel... wie soll ich sagen... der Inhalt war so gar nicht geplant xD nuya~ viel Spaß, ne? Kapitel 6: Familie Ich spürte eine warme Hand an meiner Schulter. Dabei war ich mir allerdings nicht sicher ob ich noch träumte oder bereits wach war. Vielleicht auch irgendwas dazwischen. Als mich dann eine vertraute Stimme darum bat aufzuwachen, musste ich wohl schon in der Realität angekommen sein. Zumindest konnte ich mir nicht vorstellen, dass mich jemand im Traum wecken wollte. Murrend öffnete ich also die Augen. Nicht weil ich darum gebeten worden war oder gar aufstehen wollte. Ich freute mich nur irgendwie darauf Kyo zu sehen. Und er sah gut aus. Was man von mir in diesem Moment wahrscheinlich nicht sagen konnte. Seine feucht schimmernden Haare deuteten darauf hin, dass er wohl gerade geduscht haben musste. „Na, auch mal wach?“, fragte er ein wenig genervt. Meine Antwort darauf war nur ein weiteres verschlafenes Grummeln. Dann rieb ich mir die Augen, sah mich um. Zwar hatte ich im Halbschlaf registriert, dass Kyo bei mir war, doch war mir die Tatsache, dass ich ja bei ihm zu hause war, völlig entfallen. „Warum weckst du mich?“ Der Kleinere sah mich mürrisch an. „Schon mal was von Schule gehört?“ Ich seufzte. Dieses kleine Detail war mir auch entgangen. Am liebsten würde ich noch einen Tag blau machen, zusammen mit Kyo. Aber ich hatte ja gestern schon gefehlt. Was wollte ich da eigentlich für eine Erklärung abgeben? Ach, und dann war da ja noch diese peinliche Situation mit Minako. Sollte ich sie überhaupt darauf ansprechen oder es besser ungeklärt lassen? Eine Reaktion ihrerseits wollte ich gar nicht haben. Zu meinem Glück war sie kein Mädchen, die so etwas rumerzählte. Hauptsache Kyo bekam nichts davon mit. Ich erhob mich, streckte mich. Mein Nacken schmerzte. Ich hatte auch in keiner besonders bequemen Haltung geschlafen. „Das Badezimmer ist gleich gegenüber. Ich hab dir ein paar Sachen zum Anziehen hin gelegt.“ Ich nickte und begab mich in besagtes Bad. Kaum hatte ich die Tür hinter mir verschlossen, entledigte ich mich meiner Kleidung und trat unter die Dusche. Das Wasser war auf lauwarm eingestellt. Kyo duschte also leicht temperiert. Keine besondere Information, aber irgendwie fand ich es doch schön zu wissen. Ich selbst duschte ja immer kalt. Doch heute ließ ich es bei der Voreinstellung. Das Wasser fühlte sich sehr angenehm auf der Haut an. Ob Kyo sich wohl genauso fühlte wenn er duschte? Als ich aus der Dusche auf die weißen, kalten Fliesen trat und mich dabei abtrocknete, stellte ich fest, dass die Sachen die Kyo mir zum Anziehen bereit gelegt hatte, meine waren, die ich ihm geliehen hatte, als er bei mir übernachtet hatte. Ich schmunzelte. Erfrischt verließ ich das Badezimmer, spazierte die zwei Schritte durch den Flur um wieder in Kyos Zimmer zu gelangen. Dort angekommen fiel mein Blick auf eine recht mitgenommene Uhr, die womöglich irgendwo auf einem Flohmarkt erstanden worden war. Ich ging nicht davon aus, dass Kyo sie leiden mochte, eher, dass er zu faul war sich eine Neue zu besorgen. Aber darum ging es mir gar nicht. „Hey, geht die Uhr richtig?“ Jetzt hatte auch mein blonder Freund gemerkt, dass ich wieder Raum war. Nach einem kurzen Blick zu mir, zur Uhr und wieder zurück, nickte er mir zu. Dann schaute er mich nur fragend an. Die Zeiger standen ganz eindeutig auf viertel vor sieben. Die Schule begann erst in über einer Stunde. Und von hier aus brauchte man vielleicht gut zwanzig Minuten. Ich war irritiert. Wir hätten doch noch schlafen können. „Warum hast du mich so früh geweckt?“ Für Kyo schien das ja eine normale Zeit zu sein. „Ich dachte wir gehen noch Frühstücken.“ Ein wenig verdutzt sah ich ihn weiter an. „Ich esse nur ungern hier zu hause. Wenn man hier gegenüber in die Seitenstraße einbiegt, ist da so ein kleines Café, da frühstücke ich vor der Schule.“ Deswegen konnte er sich womöglich auch keine neue Uhr leisten. Das war mein erster Gedanke, welcher mir im nachhinein doch etwas leid tat. Aber ich fragte mich wirklich wie er sich das jeden Tag leisten konnte. Sowieso fragte ich mich wie er und sein Vater sich ein Haus leisten konnten. Dieser schien ja nicht zu arbeiten und da ich ihn bisher nur betrunken erlebt hatte, musste er auch einen hohen Verschleiß an Alkohol haben. Doch ich traute mich in diesem Moment einfach nicht Kyo danach zu fragen. Das war doch etwas unhöflich. „Wir müssen da nicht hingehen, wenn du nicht willst.“ Ich erschrak, er hatte mich aus meinen Gedanken gerissen. Sofort schüttelte ich energisch den Kopf. „Nein, das ist schon okay.“ Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht des Blonden. Ich mochte dieses Lächeln. Es hielt nur nie lange an. Zumindest nach meiner Empfindung nicht lang genug. Kyo kam auf mich zu, mit einem Handtuch bewaffnet, welches er mir auf den Kopf legte. „Deine Haare sind noch nass.“ Schmunzelnd nickte ich und machte von dem Handtuch gebrauch. Natürlich bekam ich sie nicht richtig trocken, aber trocken genug um damit das Haus zu verlassen. Ich kämmte sie mir noch einmal zurecht, ehe wir Kyos Zimmer verließen, die Treppen in den Eingangsbereich des Hauses hinabstiegen und uns dort die Schuhe anzogen. Schon nach den ersten Stufen war mir bereits dieser Geruch von Tabak und Alkohol aufgefallen. Wir verließen das Haus, Kyo schloss die Tür hinter sich ab. Es war noch recht frisch, sodass ich fröstelte. Ich zog die Arme eng an meinen Körper, verschränkte sie vor der Brust. „Ich hätte dir auch eine Jacke geben können.“ Ich schüttelte nur den Kopf. So ein bisschen frieren brachte mich ja nun nicht gleich um. Kyo zuckte mit den Schultern, als wollte er ganz trotzig sagen: „Na dann eben nicht!“ Er lief voraus, ich folgte. Das Café, welches wir betraten war wirklich irgendwie süß. Klein, aber mit angenehmer, gemütlicher Atmosphäre. Ich kannte es gar nicht, obwohl es ja nun von mir aus auch nicht weit bis hier her war. Aber wie gesagt, es war klein und auch ein wenig versteckt. Viele Leute kamen hier bestimmt nicht her, eben genau aus diesen Gründen. Doch mir gefiel es. Es war, als hätte Kyo mit diesem Café einen kleinen Schatz gefunden. Es war recht rustikal und europäisch, vielleicht auch amerikanisch aufgebaut. Trotz der hauptsächlich verwendeten Brauntöne und vielem Holz, wirkte es einladend und freundlich. Von der moderne verschont, fühlte man sich in der Zeit zurückversetzt. Und das, obwohl diese Zeit in der ich mich zu befinden schien, noch vor meiner eigenen gewesen sein könnte. Sofort beim Eintreten stieg einem der angenehme Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee in die Nase, den man geradezu gierig einsog. Hinter der Theke begrüßte uns freundlich eine ältere Dame. Sie war keine Japanerin, was so einiges erklärte. Doch sie sprach perfekt japanisch. Ich wunderte mich etwas, dass ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Eine Ausländerin wäre mir doch sicher aufgefallen. Wir ließen uns in einer Sitzecke nieder, so dass wir uns gegenüber saßen. Ohne das wir irgendetwas sagten, brachte uns die ältere Dame zwei Tassen Kaffee. Sie lächelte mich an, wandte sich dann Kyo zu. „Es ist schön mal einen Freund von dir kennen zu lernen. Das ist dann wohl Kaoru, hab ich Recht?“ Kyo lächelte zustimmend, während ich verdutzt die Frau anstarrte. Sie wirkte auf mich wie eine Großmutter. Seine Großmutter? Ich erschrak als sie sich wieder zu mir drehte. „Was möchtest du essen?“ Ja, gute Frage. Als ich auch nach einiger Zeit keine Antwort gegeben hatte und sie immer noch ratlos ansah, nickte sie verständnisvoll. „Ich versteh schon. Ich bring euch beiden einfach was, in Ordnung?“ Und schon war sie auf den Weg in ein Hinterzimmer. Wir waren die einzigen Gäste, viel passieren konnte also nicht. Ich durchbohrte Kyo förmlich mit fragenden Blicken. Dieser versuchte das allerdings gekonnt zu ignorieren. Er nippte an seinem Kaffee, der ganz offensichtlich noch zu heiß zum trinken war. „Hey, irgendwas stimmt hier doch nicht.“ Kyo hob den Kopf, ließ von seinem Getränk ab. „Was soll denn nicht stimmen?“ Ich kniff die Augen leicht zusammen, sah ihn scharf an. Er hatte mich hier her geschleppt. Da musste ihm doch klar gewesen sein, dass mir was auffallen würde. Und da wir hier sitzen, dürfte ihn diese Tatsache ja nicht gestört haben. Also was sollte jetzt dieses Getue, als wüsste er von nichts? „Na hör mal. Du wohnst noch nicht lange hier und bist total vertraut mit dieser Frau. Und wie kannst du es dir überhaupt leisten hier jeden morgen zu essen und wie bezahlt dein Alkoholiker-Vater das Haus? Könntest du mich jetzt bitte mal aufklären?“ Kyo sah mich stumm an, ehe er sich nach vorne auf den Tisch lehnte. „Ich hab dir doch erzählt, dass meine Mutter kürzlich gestorben ist.“ Es war ihm anzusehen, dass er diese Tatsache einfach noch nicht verkraftet hatte. „Sie war Halbjapanerin.“ Also doch. „Dann ist diese freundliche ältere Dame...“ Kyo nickte. „Ja, meine Großmutter. Sie ist vor ungefähr 45 Jahren nach Japan gekommen, wegen meinem Großvater. Zusammen haben sie hier diesen Laden eröffnet. Er ist jetzt auch schon seit 7 Jahren tot. Jedenfalls, als meine Mutter starb, sollte ich wegen meines Vaters zu ihr ziehen. Aber du weißt ja wie er ist. Er hat sich völlig aufgegeben und er könnte alleine gar nicht überleben. Darum wollte ich bei ihm bleiben. Wir sind hier her gezogen, damit sie zumindest ein Auge auf mich hat. Sie finanziert das Haus und eben alles was so an Kosten anfällt. Sie hat das Geld, und auch wenn sie meinen Vater nicht leiden kann, mir zu liebe unterhält sie uns. Nur darf sie nie erfahren wie es wirklich bei mir zu hause aussieht. Sie würde mich sofort zu sich nehmen. Das kann ich nicht verantworten. Darum weiß sie nichts von dem erheblichen Alkoholproblem von meinem Vater und auch nichts von den Schnitten an meinem Arm.“ Ich hatte ihm aufmerksam zugehört. In den letzten Stunden hatte ich so viel von ihm erfahren. Schockierendes. Und vor allem Persönliches und ich bekam das Gefühl Kyos Gefühle besser zu verstehen. Schließlich brachte uns seine Großmutter ein Tablett mit Croissants, Butter und mehreren Varianten an Marmelade. Typisch europäisch, dachte ich und überlegte wo sie wohl ursprünglich her kam. Während wir aßen, herrschte Stille. Obwohl Kyo Japaner war, hatte er in meinen Augen auf einmal etwas exotischen an sich. Dabei war seine Mutter ja nur halbeuropäisch gewesen. Er hatte nichts an sich, was auf diese Abstammung hinwies. Er sah aus wie ein Japaner. Aber er schien trotzdem ein paar westliche Gewohnheiten zu haben. Wie dieses Frühstück. Das war schon irgendwie interessant. Kyo nahm einen letzten Schluck aus seiner Kaffeetasse und setzte sie behutsam ab. „Wir sollten dann auch langsam los, oder?“ Ich nickte einverstanden. Er räumte alle Teller, Tassen und den entstandenen Müll auf das Tablett und brachte es seiner Großmutter. Danach verließen wir, ohne auch nur einen Yen für die Bewirtung zu bezahlen das Café. Ich fühlte mich etwas mies dabei, auch wenn Kyo meinte, dass es okay war. „Sag mal, möchtest du immer noch in der Band singen?“ Der Kleinere schaute zu mir auf. Wir schlenderten nebeneinander die Straßen entlang. „Warum hätte ich meine Meinung ändern sollen?“ Man konnte ja nie wissen. „Weißt du, es findet da so ein Bandwettbewerb statt. Und mit deiner Stimme haben wir schon so gut wie gewonnen.“ Kyo hob eine Augenbraue. Ich gab zu, das klang doch sehr geschleimt. „Wann und wo soll der denn sein?“ Mehr schlecht als recht setzte ich ein optimistisches Lächeln auf. „Diesen Samstag in Shibuya.“ Mein blonder Freund starrte mich entsetzt an. „Ich hab doch aber noch nie bei euch gesungen.“ Immer noch versuchte ich meinen Optimismus durchzusetzen. „Das kriegen wir schon hin.“ Doch ihn überzeugte das wohl nicht. Eher skeptisch verzog er das Gesicht. Für mich war es zwar nicht üblich, aber wir kamen überpünktlich zum Unterricht. Während Kyo sich direkt zu seinem Platz begab, machte ich einen Zwischenstop bei Minako. „Tut mir Leid wegen gestern. Das ist mir echt unangenehm.“ Sie sah mich für einen Bruchteil einer Sekunde an, lenkte ihren Blick dann schnellstmöglich ab. Ich nahm es ihr nicht übel, dass sie mich nicht direkt ansehen konnte. Ihr war es sicher auch unangenehm. „Ist schon okay. Kann ja mal passieren.“ Sie setzte ein Lächeln auf. Ich fragte mich nur warum. Vielleicht weil sie gemerkt hatte, dass es Schwachsinn war, was sie gerade gesagt hatte oder sie wollte nur nett sein. Jedenfalls wusste ich auch nichts mehr zu sagen und gesellte mich zu Kyo in die letzte Tischreihe. Dieser sah mich fragend an. Klar das ihn interessierte, worüber wir gesprochen hatten, immerhin war er ja in sie verliebt. Ich seufzte. Das war auch so eine Tatsache von der ich nicht wusste, was genau ich davon zu halten hatte. Einerseits fand ich Kyo so verliebt unheimlich niedlich, aber andererseits schien mir diese Liebe überhaupt nicht zu passen. Kyo starrte mich immer noch an. Plötzlich zuckte er zusammen und zog hektisch den Blazer seiner Schuluniform aus und schmiss ihn mir auf den Tisch. „Zieh den an!“ Irritiert sah ich meinen Tischnachbarn ins Gesicht. Dann fiel es mir auch wie Schuppen von den Augen. Ich war in meiner Alltagskleidung in der Schule. Genau in diesem Moment betrat unser Lehrer den Raum und so schnell es eben ging, warf ich mir den Blazer über. Er hatte zwar nicht direkt meine Größe, aber es war ja auch nur als Schadensbegrenzung gedacht. Kyo hingegen konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Die zu kurzen Ärmel sahen wohl doch ein wenig albern aus. Also hielt ich die Arme lieber unten. Es war schon irgendwie peinlich, dass uns das beiden wirklich erst jetzt aufgefallen war. Ich trug weder eine Uniform noch hatte ich Material dabei. Alles musste ich mir von Kyo borgen. „Vielen Dank!“, flüsterte ich ihm zu. Er lächelte nur kurz. Ich hatte das Gefühl, seit Gestern lächelte er mehr als sonst. Das war ein angenehmes Gefühl. Wir waren ein gutes Team. Ich wollte gerne an ein Schicksal glauben, welches uns zusammen gebracht hatte. Kapitel 7: Bandname ------------------- >___< Viel~ zu spät gomen .__." irgendwie hatte ich mir das auch anders vorgestellt ich war im Urlaub und danach hatte ich iwie auch keinen wirklichen Anreitz was zu tun >___< das Kapitel ist trotz der Zeit nicht besonders toll geworden ich hoffe das mit dem Schreiben klappt besser wenn ich wieder weniger Zeit hab xD Kapitel 7 : Bandname Die Tage vergingen so schnell. Nach der Schule hatten wir bis spät in die Nacht geprobt. Nicht weil wir nur noch wenig Zeit hatten uns vorzubereiten, sondern weil wir einfach nicht in der Lage waren aufzuhören. Mit Kyos Gesang fühlten wir uns komplett. Es war als hätte bisher immer etwas gefehlt. Selbst wenn man uns nur als Instrumentalband gesehen hätte. Es war ein tolles Gefühl. Es war vorher zwar nicht schlecht gewesen, uns fehlte bewusst ja nichts. Doch jetzt war es einfach besser. Es machte einfach Spaß und seit langem hatte ich mal wieder das Gefühl die Musik zu spüren und völlig in ihr aufzugehen. Sodass Zeit und Raum einfach zu verschwinden schienen. Ich hatte es schon vergessen. Es war, als hätte ich noch einmal von vorne begonnen. Ich war glücklich mit der Gitarre in meiner Hand und es machte mich stolz. Stolz auf das was ich tat und auf meine Band. Mir war nie bewusst gewesen wie gut wir eigentlich harmonierten. Und so rückte der große Tag immer näher. Morgen, am späten Vormittag würde uns ein Kleinbus, eigens für uns von der Schulleitung bereitgestellt, zum Austragungsort des Wettbewerbs fahren. Dieser war ein Hotel, in welchem wir auch unsere Zimmer haben sollten. Um uns noch ein bisschen vor dem Wettbewerb auszuruhen, machten wir heute eher Schluss. Toshiya hatte da auch noch was von einem Termin erzählt den er, Die und Shinya wahrnehmen wollten. Mir wollte nur irgendwie keiner sagen, um was es sich dabei handelte. Sie grinsten mich nur erwartungsvoll an. Also nahm ich an es sowieso noch zu erfahren. Und meine Fähigkeiten als Stalker schätzte ich auch nicht besonders hoch ein. Ich konnte mit der freien Zeit aber auch nichts anfangen. Erst dachte ich daran Kyo anzurufen. Dieser Gedanke scheiterte allerdings an der Umsetzung. Ich war einfach zu faul aufzustehen. Mit geschlossenen Augen lauschte ich dem leichten Wind der draußen durch die Bäume wehte, während ich mich auf meinem Bett lang gemacht hatte. Nichts hätte mich jetzt dazu bringen können aufzustehen. Ein neues Geräusch drängte sich zwischen den Wind. Es war mein Vater, der die Treppe nach oben stapfte. Er hatte einen recht schweren Gang. Es schien ihm noch jemand zu folgen, wenn man genau hinhörte. Und so lauschte ich den Schritten, zweier Personen, die sich meinem Zimmer näherten. Als mein Vater kurz anklopfte und die Tür ohne eine Antwort zu erwarten öffnete, dachte ich, ich könnte wenigstens den Kopf so drehen, dass ich ihn ansehen konnte. Er hatte ein mir bisher unbekanntes Lächeln aufgesetzt. „Du hast Besuch!“, teilte er mir noch kurz mit, ehe er zur Seite trat und Minako in mein Zimmer trat. Sofort sprang ich von meinem Bett auf, nickte ihr eher verhalten zu. Sie blieb ebenso stumm, wagte es auch wie zuvor nicht mir in die Augen zu sehen. Mein Vater lächelte und dieses mal verstand ich auch warum. Wenn ein so hübsches Mädchen zu einem Jungen nach Hause kam, ging er bestimmt davon aus, dass sie meine Freundin war. Und ich musste zugeben mich auch gefragt zu haben, ob sie mich nicht vielleicht mochte. Und dabei wusste ich doch, dass es Kyo war, den sie mochte. Endlich hatte mein Vater die Güte gefunden mein Zimmer auch wieder verlassen. Und nach kurzer Erleichterung wünschte ich ihn mir zurück. Ich war noch nie mit einem Mädchen alleine gewesen. Schon gar nicht mit einem Mädchen, welches mich nicht mehr angucken konnte, weil sie mich ungewollt nackt gesehen hatte. Nervös steckte ich die Hände in meine Hosentaschen und machte einen Schritt auf sie zu. „Hi!“ Mehr gab mein Kopf gerade nicht her. „Du fragst dich bestimmt weswegen ich hier bin.“ Sie zog unsicher die Mundwinkel nach oben. Dabei schwenkte ihr Blick durch mein Zimmer. Es war nicht, als musterte sie die Umgebung. Es diente nur mir auszuweichen. Also war ich mir nicht sicher ob sie ein Nicken meinerseits überhaupt registriert hätte. „Ja!“ Meine Güte, ich war ja so gesprächig. Ich hatte auch wenig Lust ein Gespräch mit jemandem zu führen, der mich ja lieber ignorieren wollte. Und sie schien dies auch zu merken. Sie verkrampfte sich ziemlich als sie tief Luft holte mich dann doch direkt ansah. „Ich würde dich gerne um ein Gefallen bitten.“ Es musste etwas für sie Unangenehmes sein, so wie sie mich ansah. Und ihre rosigen Wangen ließen mich vermuten, dass dieser Gefallen etwas mit Kyo zu tun haben musste. Ich wollte ehrlich gesagt nicht wissen worum es ging. Aber von vornherein zu sagen, dass ich ihr nicht helfen wollte, konnte ich auch nicht. Leise seufzend ließ ich mich wieder auf meinem Bett nieder, wartete bis sie sich neben mich gesetzt hatte. „Ich mag Kyo wirklich ziemlich gerne, trau mich aber nicht ihn zu fragen was er von mir hält. Und du bist sein bester Freund, könntest du ihn nicht mal unauffällig für mich fragen?“ Ich musste Kyo nicht mal danach fragen. Das hätte ich ihr auch so sagen können. Doch ich wollte mich da nicht einmischen. Ich wäre zwar schon gerne auf dem neuesten Stand, aber das sollte nicht bedeuten, dass ich die beiden verkuppeln wollte. Immerhin konnte ich der Zuneigung der beiden für einander nichts abgewinnen. „Tut mir Leid, aber ich finde das solltest du selber tun. Das ist eine Sache zwischen dir und Kyo. Da halt ich mich lieber raus. Und ich glaube auch nicht, dass du großartig was zu befürchten hast.“ Sie blickte etwas betrübt zu Boden, ehe sie mich plötzlich anstarrte und ein erschreckendes Interesse zu zeigen schien. „Heißt das, er hat irgendwas angedeutet?“ Mir wurde bewusst wie blöd ich war. Das war zu viel Info gewesen. Für mich wäre es besser gewesen sie würde nie den Mut finden es ihm zu sagen. In diesem Moment fühlte ich mich echt mies. Das war nicht fair ihr und auch Kyo gegenüber. Immerhin mochten sich die beiden. „Wer weiß?“ Ich lächelte sie an, anscheinend auch eine ansteckende Art und Weise. Sie erhob sich vom Bett und strahlte mich an. Sie wirkte so beflügelt. Während ich mich zu diesem Lächeln gezwungen hatte. „Vielen Dank, Kaoru.“ Ich nickte nur. Wir hatten uns auch sehr schnell voneinander verabschiedet. Ich nahm an, sie wollte sich noch direkt mit Kyo treffen. Mir gefiel der Gedanke leider überhaupt gar nicht. Und so ließ ich mich wieder nach hinten aufs Bett fallen und robbte mich soweit rum, dass ich komplett darauf lag. Ich konnte mir genau vorstellen wie Minako sich entschlossen vor Kyo stellte um ihm zu sagen, wie sehr sie ihn doch mochte. Davon konnte einem ja fast schon schlecht werden. Entnervt drehte ich mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht unter einem Kissen. „Geht weg ihr Bilder!“ Mein Handy klingelte. Wer störte denn jetzt schon wieder? Ich hatte gerade so schön gedöst. Murrend begab ich mich auf die Suche nach dem penetranten Gebimmel. Es schien egal in welche Richtung ich auch ging immer gleichlaut zu sein. Erstaunlich spät bemerkte ich dann das Vibrieren in meiner Gesäßtasche. „Ja?“, brummte ich in das kleine technische Gerät. „Was heißt hier „Ja?“? Wo steckst du? Wir wollen abfahren. Du kannst doch nicht ernsthaft wieder verschlafen haben.“, maulte ein Die zurück. Irritiert tapste ich zu meinem Bett zurück um auf meinen Wecker zu sehen. Dieser zeigte mir Samstag um kurz nach 11 an. Ich war echt perplex. Eben war doch noch Freitagabend gewesen. Ich hatte doch nur ein bisschen gedöst. „Hey bist du noch da?“ Ach, Die hatte ich schon wieder vergessen. „Ja, entschuldige. Ich bin gleich da.“ Dann legte ich auf, steckte das Handy wieder dahin zurück, wo ich es vorher hergeholt hatte. Ein kurzer Blick in den Spiegel beruhigte mich, so schlimm sah ich nicht aus. Ich schnappte mir also wirklich nur noch meine zum Glück vorher gepackten Sachen und verließ mit maximaler Geschwindigkeit das Haus. Wie immer rannte ich hektisch zur Schule, wo meine Freunde mit unruhigen Blicken zur Uhr auf mich gewartet hatten. Ich war so schon völlig außer Atem. Doch dann blieb mir echt die Luft weg. Grelle Farben strahlten mich an. Kyos blonde Haare waren ja schon normal für mich, aber warum waren Dies Haare denn plötzlich knallrot? Völlig schockiert blickte ich von Rot zu Blau bei Toshiya und zum neutralen Hellbraun bei Shinya. Mit meinem dazu kommenden Pink waren wir ein echt bunter Haufen. Auch als ich vor ihnen stand, konnte ich meinen Mund nicht schließen. Wäre doch wenigstens etwas rausgekommen. Sie grinsten mich an. Ich schaute rüber zu Kyo, der mit hochgezogenen Mundwinkeln die Schultern zuckte. Er hatte wohl auch von nichts gewusst. „Hey du Trödler. Was ist das denn für eine Begrüßung?“ Ich schloss meinen Mund und sah Shinya trotzig an. Bei so einem Schock konnte man ja wohl auch schockiert aussehen, oder? „Was ist Jungs, können wir starten?“, mischte sich der Busfahrer ein. Wir sahen uns kurz an, nickten dann einstimmig. Ich stieg als letztes ein, wählte den Platz neben Kyo. Es verlangte mich ihn zu fragen ob er Minako heute, nein gestern, noch getroffen hatte. Aber ich ging einfach davon aus, dass er es mir schon von selbst erzählte, wenn etwas war. Da nichts kam, war da vielleicht auch nichts. „Sag mal Kyo, wie verlief eigentlich dein Date gestern mit Minako?“ Ich wurde hellhörig. Date? Heißt das, sie haben sich wirklich noch getroffen. Bevor oder nachdem sie bei mir war? Und überhaupt, warum wusste ich nichts davon? Das schien ja kein spontanes Treffen gewesen zu sein wenn Shinya davon wusste. Alle Augen waren scheinbar wissend auf Kyo gerichtete. Warum hatte er allen außer mir davon erzählt? Da stimmte doch irgendwas nicht. Das Gesicht des Kleineren bekam eine leicht rötliche Färbung. „War okay!“ Er suchte mit seinen Augen einen festen Punkt auf dem Sitz vor sich. „Etwas genauer wäre schön.“ Toshiya beugte sich über den Sitz hinter uns um Kyo noch etwas mehr zu bedrängen. Ich konnte immer noch nicht verstehen, warum Kyo mich nicht über dieses kleine Detail informiert hatte. Vielleicht sollte ich es auch gar nicht erfahren. Aber warum? Ich wusste doch, dass er sie mag. Zugegeben, es passte mir überhaupt nicht. Aber das wusste er ja nicht. „Wir haben nicht viel gemacht. Eigentlich nur geredet.“ Kyo schien bei diesem Thema nicht besonders redegewandt. Aber das nahm ich ihm nicht übel. Ehrlich gesagt wollte ich es gar nicht so genau wissen, was die beiden so trieben. Nur das sie ein Date hatten, hätte ich doch gerne gewusst. Und ob die beiden jetzt zusammen waren, oder nicht. Die Anderen schienen eingesehen zu haben, dass aus dem Blonden nicht viele Informationen rauszuholen waren. Also gaben sie auf. Doch ich starrte ihn weiter an. Kyo musste es bemerkt haben, doch traute er sich nicht mich anzusehen. Was ist denn hier los? „Tut mir Leid dass ich dir nichts gesagt hab. Ich war mir nicht sicher was du davon hältst.“, murmelte er kleinlaut in meine Richtung. Wie konnte ich ihm das übel nehmen? Ich wusste es ja selbst nicht. „Ist schon okay.“ Irgendwann kamen wir dann auch bei unserem Hotel an, in dem sich wohl alle Bands, die an dieser Vorausscheidung teilnahmen, aufhielten. Mit den Taschen und natürlich unseren Instrumenten machten wir uns auf zur Rezeption um uns unsere Schlüssel für die Zimmer geben zu lassen. Zwei Zimmer hatten wir zur Verfügung. Also ein Zweier- und ein Dreierzimmer. Nach heftigen Diskussionen bekamen dann Toshiya und Shinya das Zweierzimmer und Die, Kyo und ich das Dreierzimmer. Mit allem Gepäck ging es dann in den, wie ich fand, zu kleinen Fahrstuhl. Wir hatten es gerade geschafft uns samt unserer Mitbringsel in den Aufzug zu quetschen, da wollte doch tatsächlich noch jemand mit rein. Aber nicht irgendwer, nein, ich kannte ihn. „Wartet! Lasst mich mit rein!“, rief der schlanke junge Mann in unserem Alter, dessen Gesicht kurz entweichte, als er noch gerade so durch die zugehende Fahrstuhltür in den Aufzug geschlittert war. „Kaoru? Die? Shinya?“, fragte er ungläubig, grinste dann aber übers ganze Gesicht. „Wow, das ich euch hier treffe. Ich hätte euch beinahe nicht wiedererkannt, habt euch ja ganz schön verändert.“ Während dieser Aussagen sah er mehrmals zwischen uns hin und her. „Wer ist das? Kennt ihr den?“, fragte nun Toshiya, der genau wie Kyo irritiert in unseren nicht besonders freudigen Gesichtsausdrücken nach Antwort suchte. Ich seufzte kurz, beschloss ihn dann vorzustellen. „Das ist Kisaki, er war vor dir unser Bassist, und auch Bandleader.“ Nun wandte sich Kisaki zu Toshiya. Er wollte wohl den neuen Bassisten erst einmal beäugen. Letztendlich grinste er nur überlegen. Wie Toshiya nun anzusehen war, konnte er Kisaki schon nicht leiden. Gut so, wir waren nämlich auch nicht gerade gut auf ihn zu sprechen. „Und du bist dann bestimmt der Sänger, richtig?“, widmete Kisaki sich nun Kyo zu, den er freundlich anlächelte. Kyo nickte stumm. Ohne noch auf uns zu achten, drängelte unser Ex-Bassist sich zu dem Blonden durch und nahm dessen Hand. „Freut mich, ich bin Kisaki. Darf ich fragen wie du heißt?“ Irritiert starrte Kyo ihn an, wollte dann zu einer Antwort ansetzten. „Er heißt Kyo“, antworte ich für den ihn. Mürrisch drehte Kisaki den Kopf zu mir. „Er kann auch selber antworten“, fauchte er mich an. Mein Gesichtsausdruck begann sich mehr und mehr zu verfinstern. Ich wusste nicht mehr was passiert war, dass ich so sauer auf ihn war, aber es hatte auch jetzt noch Auswirkungen auf mein Verhalten ihm gegenüber. „Du heißt also Kyo, ja?“, grinste er unseren Vocal nun wieder freundlich an, dessen Gesicht sich auch leicht verändert hatte. „Ja!“ Mehr sagte Kyo nicht, sah ihm nur kühl entgegen. Kisaki schmunzelte. „Du gefällst mir.“ Als der Fahrstuhl dann in seiner Etage hielt, wuschelte er Kyo kurz durch die Haare, ehe er sich wieder an uns vorbeiquetschte um den Aufzug verlassen zu können. Bevor die Fahrstuhltüren sich allerdings schlossen, drehte er sich noch einmal zu uns um. „Ich nehme doch mal an, dass ihr am Wettbewerb teilnehmen werdet. Ich erwarte, dass ihr es mir nicht so leicht macht zu gewinnen.“ Als hätte er keinerlei Befürchtung dass es eine Band gab, die es mit seiner aufnehmen konnte. Wir verloren kein Wort über ihn, als sich die Türen schließlich geschlossen hatten und der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte. Aber ich war angespannt und hätte das auch gerne irgendwie abgelassen. Das ausgerechnet Kisaki uns hier begegnen musste. Darauf hätte ich gut und gerne verzichten können. Dabei hatte ich mich so auf dieses Wochenende gefreut. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich es genießen könnte. In unserem Stockwerk angekommen, trennten sich unsere Wege. Das Zimmer von Toshiya und Shinya lag etwas weiter den Gang runter. Ich schloss auf und wir betraten das eher spärlich eingerichtete Zimmer. Die drei Betten standen mit maximal zehn Zentimeter zum jeweils anderem Bett. Es gab gerade mal eine Nachttischlampe und ein winziges Schränkchen. Ein kleiner Waschraum, ohne Dusche, grenzte an dem kleinen Zimmer an. Irgendwie erinnerte dieses Zimmer an die Jungenherbergen in denen wir unsere Klassenfahrten immer verbracht hatten. Aber was hätten wir auch erwarten sollen? War klar das für die Bands keine Luxuszimmer gemietet wurden. Während ich mich noch gründlich umsah und die seltsame Wandfarbe zu identifizieren versuchte, hatte Kyo sich schon mal das mittlere Bett ausgesucht und seinen ganzen Kram, was nicht viel war, darauf platziert. „Ich schlaf hier!“, befestigte er nochmal seine Entscheidung für uns. Mit kleinem Schmunzeln über Kyos schnelle Entscheidung setzte sich Die demonstrativ auf das Bett links von Kyo, was wohl bedeuten sollte, das für mich nur das Bett ganz rechts übrig blieb. „Na, wo das geklärt ist, kann ich ja losgehen und die Teilnahme bestätigen.“, meinte ich nachdem ich meine Sachen ebenfalls aufs Bett gepackt hatte. „Alleine? Warte, ich komm mit!“ Die wollte sich wieder erheben. „Das krieg ich schon alleine hin.“, versuchte ich ihn abzuwehren, woraufhin Die schmollte und die Arme leicht verschränkte. Kyo schien sich dafür rein gar nicht zu interessieren. Und so machte ich mich wieder auf den Weg zur Rezeption, wo ich mir die Zimmernummer für die Anmeldung geben ließ. Nach einer weiteren Fahrt mit dem Aufzug stand ich dann auch vor der richtigen Tür. Ich klopfte, und prompt öffnete mir eine Frau mittleren Alters. „Guten Tag, ich bin hier wegen der Bestätigung zur Teilnahme für den Wettbewerb.“ Nach einer kurzen Verbeugung und einem knappen “Hallo“ ließ sie mich dann herein. Es folgten Fragen wie, von welcher Schule wir stammten, unsere Namen, und eine Frage die ich nicht zu beantworten wusste. „Wie ist denn der Bandname?“ Jetzt wünschte ich mir doch, ich hätte die Anderen mitgenommen. Immerhin konnte ich doch jetzt nicht einfach ohne sie entscheiden wie wir uns denn zu nennen hatten. Aber irgendwas musste ich ja antworten. Nachdenklich steckte ich die Hände in meine Hosentaschen, wo ich eine Silbermünze fand. Woher kam sie? Es war nicht meine. Ich starrte sie ein paar Sekunden an. Sie war mehr grau als silbern. Graue Silbermünze. „Dir en grey...“, flüsterte ich noch einwenig in meinen Gedanken versunken. „Wie bitte?“ Ich blickte sie entschlossen an. „Dir en grey, so heißt unsere Band!“ Mit diesem Namen konnte ich leben, der Rest hoffentlich auch. Kapitel 8: Der Wettbewerb ------------------------- Es tut mir echt Leid >____< Ich hab ja echt ewig für dieses Kapitel gebraucht... das war auch mein echter Horror... keine Lust, keine Motivation... und die Schreibpartnerin in Berlin ;___; jedenfalls... das Kapitel ist, obwohl ich solange dafür gebraucht habe es hochzuladen, nicht unbedingt gut geworden. Es tut mir Lied .__." Ich hoffe ihr verzeiht mir In Zukunft wird es wieder im 2 Wochen Takt weitergehen... denn mich hat das Schreiben wieder richtig gepackt und hab auch schon ein bisschen vorgelegt. Genug gesagt! Ich wünsche Spaß beim Lesen und über Rückmeldung würde ich mich freuen ^.^ Kapitel 8: Der Wettbewerb Kraftlos ließ ich mich auf mein Bett fallen. Da hatte ich mir echt was anhören können. Gut, ich war ja selber Schuld gewesen. Es war nicht okay ohne die anderen einen Bandnamen für uns festzulegen. Zu meinem Glück waren meine Freunde nicht besonders nachtragend. Zwar waren alle ein bisschen enttäuscht von mir, aber es war nun mal nicht mehr zu ändern. Also wurde es letztendlich mit einem tiefen Seufzer hingenommen und der Ärger vergessen. Mal davon abgesehen hatte ja auch keiner etwas an unserem neuen Namen auszusetzen. Ich starrte an die Decke. Das Zimmer hatte ich so ziemlich für mich. Kyo war zu Shinya und Toshiya rüber gegangen und Die hatte sich im Bad breit gemacht. Es war nur noch eine knappe halbe Stunde bis zur Eröffnung des Wettbewerbs. Und trotz der Tatsache, dass unser Auftritt erst morgen sein würde, pochte mein Herz ganz schön vor Aufregung. Da blieb nur zu hoffen, dass das auf der Bühne morgen nicht ausartete. Die Zimmertür öffnete sich und Kyo, Toshiya und Shinya traten ein. „Was ist, wollen wir los?“ Während unser Sänger und unser Drummer in der Tür stehen blieben, setze Toshiya sich zu mir aufs Bett. Ich musste gähnen. Mir fehlte irgendwie die Motivation. Am liebsten wäre ich hier liegen geblieben. Auch um meinem Herz es nicht noch schwerer zu machen. Doch der liebe Bassist zu meiner Rechten sah das wohl etwas anders. Als ich keinerlei Anstalten machte mich zu bewegen, erhob er sich, packte mich am Arm und zog mich in einem Ruck auf die Füße. Hellwach und vor allem irritiert starrte ich ihn an, während er nur lächelte. Er war stärker als ich ihn eingeschätzt hatte. Und so machten wir uns, als auch Die das bereit war, auf den Weg in den großen Veranstaltungssaal des Hotels, wo der Wettbewerb stattfinden sollte. Der Raum war wirklich groß und trotzdem gut gefüllt. Es mussten wirklich viele Bands teilnehmen oder es gab ganz einfach ziemlich viele Schaulustige. Mein Blick wandte sich zur Bühne und mein Herz machte einen Sprung. Morgen würde ich mit meiner Gitarre und meinen Freunden dort spielen. Ein tolles Gefühl. Auch wenn ich zugeben musste jetzt schon unglaublich aufgeregt zu sein. Nach ein paar Minuten wurde das Licht im Saal ausgeschaltet, sodass nur noch die Bühne beleuchtet war. Unter voller Aufmerksamkeit trat ein rundlicher, etwas älterer Mann ins Licht. Seine letzten Haare hielten sich Tapfer auf seiner Kopfhaut. Er sah schon ein wenig seltsam und lustig aus, aber auch sehr wichtig. Allen Anschein nach war er wohl der Veranstalter. „Herzlich Willkommen. Ich freue mich hier so viele junge Leute zusehen, die an diesem Bandwettbewerb teilnehmen werden. Ich kann es selbst kaum erwarten euch hier auf der Bühne zu sehen. Das wird sicher eine tolle Show werden. Und diejenigen von euch, die morgen Abend als Sieger wieder nach Hause fahren, dürfen am großen Finale in Kyoto teilnehmen. Also gebt euer Bestes, denn es werden auch Talentsucher da sein. Aber ich rede schon wieder zu viel. Habt einfach Spaß!“ Er verbeugte sich noch kurz und während wir applaudierten, ging er von der Bühne. Per Ansage wurde nun die erste Band auf die Bühne gebeten. Es spielten ungefähr 6 Gruppen bis Kisaki die Bühne betrat und ich hellhörig wurde. Ich wusste ja dass er ein wirklich guter Bassist war. Da konnte ich einfach nichts gegen sagen. Ich sah ihn bereits jetzt als eine der größten Herausforderungen. Seine Band trug doch tatsächlich den originellen Namen Kisaki Project. Ich hätte mich beinahe weggeschmissen. Doch als ich sein arrogantes Lächeln sah, verging es mir. Allerdings noch mehr als dieser herablassende Blick, wurmte mich der freundliche Blick zu Kyo neben mir. Irgendwas stimmte da nicht. Der eigentliche Auftritt machte mir jedoch noch mehr Sorgen. Es fiel mit sehr schwer seine und unsere Musik miteinander zu vergleichen. Die Vorlieben waren da sicherlich vom Musikgeschmack abhängig. Also war es mir völlig unmöglich zu sagen wer besser war oder bei wem die Chancen besser standen. Jedenfalls waren sie verdammt gut. Was wenn wir morgen beim Auftritt versagten? Nein, so durfte ich gar nicht erst denken. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter. Als ich mich zur Seite drehte, lächelte Die mich an. „Die werden sich noch wundern wenn wir erst mal da oben stehen.“ Er schien meine Bedenken wohl bemerkt zu haben. Ich lächelte kurz zurück und wandte mich wieder den Geschehnissen auf der Bühne zu. Die hatte die richtige Einstellung. Wir würden das schon machen. Ganz bestimmt. Es folgte noch die letzte Band des heutigen Abends. Sie taten mir ein wenig Leid nach Kisaki spielen zu müssen. Und auch wenn es vielleicht fies klang, sie konnten einfach nicht an das Niveau anknüpfen. Was nicht hieß, dass sie keine Stimmung machten. So ging auf jeden fall dieser Tag zu ende und wir machten uns wieder mit dem kleinen Fahrstuhl auf den Weg in unsere Zimmer. Auch kaum das wir in unserem Stockwerk angekommen waren überkam mich eine unglaubliche Müdigkeit. Ich fühlte mich, als könne ich im Stehen einschlafen. Natürlich konnte ich mich noch zusammenreißen bis ich endlich eingekuschelt in meinem Bett lag, aber dann war ich auch sofort im Traumland verschwunden. Genervt schlug ich auf den Wecker ein, der seit schon fast einer Minute ununterbrochen undefinierbare Geräusche von sich gab. Wieder zog ich mir die Bettdecke über den Kopf. Ich hasste dieses frühe Aufstehen wirklich mehr als alles andere. Na gut, Kyos Vater mal ausgenommen. Kyo, ja richtig. Ich drehte mich zu ihm um, öffnete langsam meine Augen, die ich mir erst einmal verschlafen rieb. „Kyo?“, murmelte ich um zu erfahren, ob er noch schlief oder bereits wach war, denn er lag mit dem Rücken zu mir. Jedoch war ich der Meinung eh zu leise gesprochen zu haben, und so piekste ich ihm in den Rücken. Dadurch das die Betten ja praktischen keinen Abstand zueinander hatten war das kein Problem. Nun kam auch eine Reaktion, wenn auch nur ein Gegrummel. Unwillkürlich musste ich grinsen. „Hey, Aufstehen!“, befahl ich ihm immer noch belustigt, worauf er sich zu mir umdrehte und mich genervt und müde anblickte. „Mach doch selber!“, maulte er und vergrub sich in seiner Decke. Seufzend schaute ich über Kyo hinweg zu Die. Auch er schien noch zu schlafen. Missmutig stand ich dann auf, packte nach Kyos und Dies Bettdecken, und riss sie ihnen mit einem heftigen Ruck einfach weg. Ein Grummeln von Die und ein schmollendes Gesicht von Kyo waren die Reaktion darauf. Schließlich bewegten sie sich dann auch aus ihren Betten. Währenddessen zog ich die Vorhänge beiseite, wodurch sogleich das ganze Zimmer hell erleuchtet war. „Scheiße! Knips die Sonne wieder aus!“, fauchte Kyo, und ich hatte mal wieder nichts besseres zu tun, als zu lachen. Die schien entweder sich nicht dafür zu interessieren, oder er hatte es gar nicht wahrgenommen. Bei ihm war ich mir da nicht so sicher. Er kramte sich ein paar Klamotten zusammen und begann sich umzuziehen, ich auch. Und auch wenn wir in wenigen Stunden einen Auftritt haben würden, zogen wir ganz alltägliches an, Jeans und T-Shirt. Kyo zog sich zum Umziehen ins Bad zurück. Seufzend lies ich mich noch einmal aufs Bett fallen. Hatten wir denn überhaupt eine Chance? Wie gut waren wohl die anderen Bands heute? Wie gut waren wir? Ich schloss die Augen, lies die Melodie unseres Songs noch einmal in meinem Kopf durchlaufen. „Hey, mich aus dem Bett schmeißen, aber selber weiterschlafen, also echt!“, murrte Kyo, der sich neben mich gesetzt hatte und sich über mich beugte. Ich schlug die Augen auf. Seine Haare waren nass, er musste sie sich wohl gerade gewaschen haben. Er war ja auch wegen dem Umziehen der erste der das kleine Bad besetzt hatte, welches nun Die einnahm. Ein paar Wassertropfen landeten auf meinem Gesicht. „Ich schlafe nicht!“, gab ich zurück und richtete mich wieder auf. „Ach, und seit wann schnarcht man wenn man wach ist?“ Entweder wollte er mich nur ärgern, oder aber ich war wirklich wieder eingeschlafen. Immerhin konnte ich nicht sagen wie lange Kyo wohl im Bad gewesen war. „Ich schnarche nicht!“, knurrte ich beleidigt, musste dann aber kurz gähnen. Kyo lächelte. „Stimmt, aber du schläfst mit weit offenem Mund!“, grinste er mich erneut an, stand dann auf und öffnete die Tür. „Ich geh schon mal runter und such uns noch freie Plätze zum frühstücken.“ Und ehe ich mich versah, war er auch schon weg. Irritiert sah ich ihm nach. Schließlich trat ein schon wesendlich wacherer Die aus dem Bad. „Die? Schlafe ich mit offenem Mund?“, wollte ich sofort eine Bestätigung haben. „Ja, wieso?“, fragte er verwirrt, „Kriegst du das neuerdings mit?“ Beleidigt sah ich ihn an, zog dann aber an ihm vorbei ins Bad, während er nur doof grinste. Nach dem Frühstück war es dann soweit. Es trennten uns nur noch Minuten von unserem Auftritt. Im Veranstaltungssaal hatte der Wettbewerb bereits begonnen. Langsam, und mit steigender Nervosität bewegten wir uns hinter die Bühne. Die Aufregung war wirklich jedem meiner Bandkollegen anzusehen. Und dann war es soweit: „Dir en grey“ wurden auf die Bühne gebeten. Ich schluckte schwer, nun gab es kein Zurück mehr. So ruhig ich auch versuchte zu atmen, es half nicht im Geringsten. Mein Herz machte Sprünge, schlug mir gegen den Brustkorb. Ich hatte schon Angst es würde stehen bleiben, was natürlich nicht geschah. Nach einem letzten Mal Luftholen, und einem kurzen Blick in die Gesichter der anderen, betrat ich schließlich als erster, unter zahllosen Blicken aus dem Publikum, die Bühne, dicht gefolgt von meinen Kameraden. Ich versuchte diese durchbohrenden Blicke zu ignorieren, bewegte mich zielorientiert zu meinem Platz. Bedächtig strich ich über die Seiten meiner Gitarre, ohne ein Geräusch dabei zu erzeugen, dabei schloss ich die Augen. Es war wichtig sich jetzt zu konzentrieren, wir mussten einfach unser Bestes geben. Als ich die Augen wieder aufschlug, blickte ich zu den anderen, die nur noch auf mein Einverständnis warteten, um endlich anzufangen. Ich nickte ihnen zu, als Zeichen dafür, dass auch ich jetzt bereit war. Unsere Instrumente fest im Griff, begannen wir einstimmig zu spielen. Der Anfang war sehr ruhig. Mit jedem Mal wo ich meine Finger, mit dem Plek dazwischen, über die Seiten streifen ließ, sank die Aufregung. Ich wurde sicherer. Als dann auch Kyo begann zu singen, ruhig, mit seiner eindrucksvollen Stimme, Shinya mit sehr viel mehr Elan auf seine Drumms einschlug als ich es je bei ihm erlebt hatte, Die nicht wie erst steif da stand und seine Gitarre fest umklammerte, sondern sich mehr und mehr lockerte und bewegte, auf Toshiyas Gesicht sich ein zufriedenes Lächeln ausbreitete, merkte ich, wie viel Spaß es machte. Auf der Bühne stehen, mir seinen besten Freunden Musik zu machen, das war es was ich wollte. Geschafft und erschöpft verließen wir unter dem Jubel die Bühne. Ein Erlebnis war zuende gegangen, welches wir wohl alle nie vergessen würden, und auch hofften es bald wiederholen zu können. Hinter der Bühne erwartete uns Kisaki, jemand, den ich jetzt absolut nicht sehen wollte. Ich war viel zu gut gelaunt, als das ich mir diese nun von ihm wieder vermiesen lassen wollte. Schnurstracks lief er an mir vorbei, ohne mich nur eines Blickes zu würdigen. Ich war unwichtig, Kyo war es dem er entgegenlief. „Wow, deine Stimme ist echt unglaublich. Da bekommt man ja richtig Gänsehaut. Ich finde zwar das dein Talent an dieser Band verschwendet ist, aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich wollte dir lediglich zu dem gelungenen Auftritt gratulieren.“, redete er auf den Blonden ein, was meine gute Stimmung entgültig vertrieben hatte. Wie konnte dieser Mensch diese Beleidigung uns gegenüber nur in so natürliche Worte quetschen? Ich hasste ihn. Kyo war aber auch nicht gerade erfreut über seine Aussagen, wenn auch Komplimente für ihn raussprangen. Tiefe Falten hatten sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet, wie ich sie auch auf den Gesichtern von Die, Toshiya und Shinya ausmachte. Doch noch bevor einer von uns eine Meinung über seine Bemerkungen äußern konnte, wandte sich Kisaki schon wieder zum Gehen, verschwand hinter der nächsten Ecke, winkte uns noch kurz zum Abschied. Wir verloren kein weiteres Wort über ihn, er war es meiner Ansicht nach auch nicht wert sich dermaßen über ihn aufzuregen. Man sollte ihn einfach ignorieren, da er ja eh nur Mist von sich gab. Kapitel 9: Zwei Jahre --------------------- So~ Es ist wieder so weit. Hier kommt das neunte Kapitel. Vielen Dank fürs Kommi und ich wünsche viel Spaß beim lesen. Kapitel 10: Zwei Jahre Es war Zeit für die Bekanntgabe der Gewinner. Als dritter Platz wurde eine reine Mädchengruppe benannt. Die waren aber auch echt süß. „Und weiter geht es. Eine sehr eindrucksvolle Band wie die Jury fand. Den zweiten Platz bei diesem Wettbewerb machen Kisaki Project!“, kündigte der dicke Mann vom Vortag an. Ein breites, fieses Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit. Da hatte sich unser lieber Ex-Bassist wohl überschätzt, was? „Und nun zu den Gewinnern.“ Nervös begann ich zu zittern. Wir mussten es einfach geschafft haben. Plötzlich ergriff Kyo meine Hand. „Ganz ruhig“, flüsterte er mir zu. Ich lächelte ihn kurz an, sah dann wieder zu dem dicklichen Mann auf der Bühne. „Unsere Sieger heißen Dir en grey!“ Das Publikum jubelte, ich selbst stand schweigend da. Ich hatte zwar damit gerechnet nachdem Kisakis Band nur zweiter wurde, trotzdem wirkte alles so unwirklich. „Darf ich die Gewinner jetzt auf die Bühne bitten?!“ Da ich keinerlei Anstalten machte mich auch nur einen Schritt in Richtung Bühne zu bewegen, zog Kyo mich mit sich, hinter den anderen her. Man half uns auf die Bühne und gemeinsam verbeugten wir uns vor den ganzen applaudierenden Menschen vor uns. Der runde kleine Mann trat auf uns zu und gab jedem von uns die Hand. „Herzlichen Glückwunsch. Ihr dürft zum Finale nach Kyoto fahren.“ Jetzt begann auch ich zu lächeln und genoss es einfach nur auf der Bühne zu stehen. Kyo hielt immer noch meine Hand und so hielt ich sie mit meiner nach oben, die Leute jubelten und klatschten. Wir hatten es geschafft. Später am Abend beschlossen wir unseren Sieg ausgiebig zu feiern, nur kannten wir uns hier kein bisschen aus. Wo konnte man denn am besten hingehen? Ich fragte an der Rezeption unseres Hotels nach, während Shinya mit seinem Handy nach Netz suchte, welches Toshiya schon gefunden hatte und freudestrahlend seinem Gesprächspartner über unseren Auftritt und unseren Sieg unterrichtete. Kyo und Die wirkten hingegen gelassen und rauchten. „Tut mir Leid, da kann ich ihnen leider auch nicht weiterhelfen.“, entschuldigte sich die junge Dame am Empfang. „Schon gut!“ Seufzend ging ich zu meinen Freunden zurück, da kam Kisaki auf uns zu. „Ich wüsste da einen Ort wo ihr hingehen könntet.“ Musste dieser Typ mir auch immer die Laune mit seiner Anwesenheit vermiesen? „Danke, kein Bedarf!“, knurrte ich ihn an. Das schien ihn jedoch nicht weiter zu stören, und so ging er mal wieder auf unseren blonden Sänger zu. Wir anderen waren Luft für ihn. Nicht das ich was mit ihm zutun haben wollte, aber es gefiel mir absolut nicht wie er sich gegenüber Kyo verhielt. "Herzlichen Glückwunsch zum Sieg, aber bei deiner Stimme hätte ich auch nichts anderes erwartet. Wirklich schade, dass du nicht in meiner Band singst." Ich könnte kotzen. Warum konnte dieser Typ uns und vor allem Kyo nicht einfach in Ruhe lassen. "Warum lässt du uns nicht einfach in Ruhe? Deine Band hat verloren, also was willst du noch?", murrte unser blonder Vocal, als könnte er meine Gedanken gelesen. Kisaki lächelte nur, doch es wirkte auf mich ein wenig scheinheilig. "Richtig, ich hab verloren. Deswegen möchte ich als Verlierer den Gewinnern eine schöne Siegesfeier bescheren. Also, was sagt ihr?" Wir sahen uns nur ratlos an. Das konnte niemals sein ernst sein, und er konnte doch auch nicht von uns erwarten, dass wir ihm glauben würden. Das seltsame daran war, dass wir auch noch zusagten. Wir hatten keine Ahnung wo wir hätten ein bisschen feiern können, wenn wir also nicht darauf hätten verzichten wollen, hatten wir keine Wahl als mit Kisaki feiern zu gehen, wie absurd es auch war. Sowieso, wie konnte ein Abend mit unserem Ex-Leader angenehm werden? Wenige Minuten später hatten wir uns in einer doch sehr angenehmen Kneipe niedergelassen, das musste man Kisaki wirklich anerkennen, er hatte Geschmack. Wir bestellten ordentlich Alkohol, das hatten wir uns verdient und mit der Zeit störte uns auch die Anwesenheit unseres ehemaligen Bandmitglieds nicht mehr. Es war, als würden wir etwas mit einem alten Freund unternehmen. Selbst Toshiya und Kyo waren nicht mehr so vom ersten Eindruck den sie von ihm bekommen hatten eingenommen. An sich schien es ein sehr lustiger Abend zu werden und ich fragte mich zwischen zwei Bieren warum ich Kisaki eigentlich so verabscheut hatte. Plötzlich war er so nett, wir kamen gut mit ihm klar. Und damals in der Band war doch auch allen in Ordnung gewesen, oder? Ich gab diesen Gedanken auf als Die mit mir ein weiteres mal anstoßen wollte. Nach einigen Stunden, davon ging ich aus, denn ich konnte meine Uhr nicht mehr lesen, war es doch sehr ruhig geworden. Es wurden nur noch einzelne Gespräche geführt. Der Alkohol machte sich bereits langsam in meinem Kopf bemerkbar, mehr als leise Unterhaltungen hätte ich also auch nicht ertragen können. Schon seit einer Weile schienen sich Kyo und Kisaki angeregt zu unterhalten und plötzlich kam eine gewisse Abneigung gegenüber Kisakis wieder in mir durch. Ich stand vom Barhocker, auf dem ich mich niedergelassen hatte, auf, schwankte kurz und versuchte das Dröhnen in meinem Kopf zu ignorieren. So tapste ich zu den beiden, stellte mich zwischen sie. "Na? Worüber unterhaltet ihr euch?" Ich schaute vor allem Kisaki an. Plötzlich fühlte ich ein Gewicht an meiner linken Seite, das ich beinahe umgekippt wäre. Kyo hatte sich an mich gelehnt, mit müden Augen schaute er mich an. "Ich möchte ins Bett!", murrte er ein wenig erschöpft. Da mischte sich Kisaki wieder ein. "Ich kann ihn ja schon mal zurück ins Hotel bringen. Und du sammelst noch den Rest der Truppe ein und kommst dann nach." Ohne weiter darüber nachzudenken stimmte ich zu und schaute den beiden kurz nach, als sie die Kneipe verließen. Das aufkommende ungute Gefühl ignorierend machte ich mich auf die Suche nach den anderen. Den rothaarigen Gitarristen fand ich, wie nicht anders zu erwarten, bei einer Frau. Sie war mindestens doppelt so alt wie er. Er musste wirklich einiges getrunken haben. Leider hat sein stinkender Atem wohl nicht gereicht um sie abzuschrecken und ihr die Zunge in den Hals zu stecken. Ich packte ihn hinten am Kragen und zog ihn von ihr zurück. Empört starrte er mich an, während die Frau einen kleinen Spiegel aus ihrem Dekortee hervorzauberte und ihre Haare richtete. "Lass uns Toshiya und Shin suchen und gehen. Und ich will jetzt keine Wiederworte hören!" Die nickte nur, verabschiedete sich kurz von der seltsamen Dame. Shinya und Toshiya fanden wir bei einem älteren Herren, der die ganze Zeit während die drei sich unterhielten, das Bein unseres Bassisten auf und ab streichelte. Die zwei musste wirklich voll sein, wenn sie das so hinnahmen. Mit Angst um die beiden zogen wir sie so schnell wie möglich weg von dem doch sehr lüsternblickenden Kerl. Zum Glück machte dieser keinerlei Anstalten uns aufzuhalten und die beiden zurück zu fordern. Ich unterrichte nun auch die anderen beiden, dass wir nun gehen sollten. "Und was ist mit Kyo?", fragte nun Shinya, der sich nach unserem Blondschopf umsah. "Kisaki ist schon mit ihm vorgegangen." Alle drei sahen mich mit einem mal entsetzt an. Ich war verwirrt. "Was ist?" Schweigen. "Na ja, wie kannst du Kisaki nur mit Kyo alleine lassen? Hast du denn nicht bemerkt wie der sich die ganze Zeit an ihn rangemacht hat? Ich weiß ja nicht.", meinte Toshiya unsicher und das ungute Gefühl kam wieder in mir hoch. Kisaki war schwul. Eine gewisse Panik breitete sich in mir aus. Wie weit würde unser Ex-Leader gehen? Ich betrachte die anderen, schnell konnten sie sich mit Sicherheit nicht voran bewegen und Toshiya machte jetzt schon den Eindruck als müsse er sich bald übergeben. "Ich laufe schon mal vor, okay? Kommt ihr einfach langsam hinter her.", teilte ich ihnen noch schnell mit bevor ich aus der Kneipe hetzte. So schnell ich konnte lief ich die Straße entlang, auf ein Taxi konnte ich nicht warten. Ich machte mir Sorgen, große Sorgen. Hatte ich nicht gesagt ich würde Kyo nie wieder alleine lassen? Warum hab ich die beiden nur gehen lassen? Es war kalt, in meinem T-Shirt war es doch recht kühl. Eine leichte Gänsehaut überzog meine freien Arme. Ich hätte nicht so viel trinken sollen, hielt ich mir selbst eine Strafpredigt. Meine Ausdauer konnte man gar nicht mehr als solche bezeichnen, doch ich musste mich dazu zwingen weiter zu laufen. Nur nicht stehen bleiben. Die Seitenstiche ignorieren. Es war jetzt ungefähr zwei Jahre her. Wir hatten unsere Band gerade erst gegründet. Kisaki hatte viel Zeit beim Direktor verbracht um für uns einen Probenraum zu organisieren. Schließlich bekamen wir den alten Schuppen hinter der Schule. Das war zwar nicht gerade der schönste Ort zum Üben, aber uns hatte er gereicht. Anfangs hatten wir sogar noch einen Sänger, aber auch keine vernümpftigen Texte. Wir hatten aber nicht lange gesangliche Begleitung zu unserer Musik. Kisaki hatte unseren damaligen Vocal ganz schön fertig gemacht, ihn bei jeder Kleinigkeit kritisiert, sodass er es nicht ausgehalten hatte und ausstieg. Kisaki sagte immer, er hätte keinerlei Talent gehabt, da wären wir auch ohne ihn besser gewesen. Er war der Leader, er hatte Recht. Außerdem waren wir zu dem Zeitpunkt ja auch noch befreundet, während wir unseren Vocal kaum gekannten hatten. Er hatte sich auf eine Anzeige von uns in der Schülerzeitung gemeldet. Daher stellten wir uns alle auf seine Seite, es war schon in Ordnung was er tat. Wenn es für die Band so besser war, wie er meinte, warum hätten wir auch etwas dagegen haben sollen? Kisaki hielt sich schon immer für etwas besseres. Doch wir hätten nicht gedacht, dass er auch auf uns herabsah. Vielleicht wollten wir das auch gar nicht wahr haben. Mit der Zeit mussten wir nur immer mehr feststellen, dass alles nach ihm gehen musste. Unsere Ideen und Vorschläge waren nicht relevant. Er war der Leader, er durfte bestimmen. Er bestimmte unsere ganze Musik. Es machte keinen Spaß mehr. Die Musik war nur noch Zwang. Ja, wir freuten uns fast schon als wir erfuhren, dass Kisaki umziehen sollte und nicht weiter diese Schule besuchen konnte. Doch trotzdem waren wir immer noch Freunde. Also organisierten wir eine kleine Abschiedsparty. Diese sollte bei mir zu Hause stattfinden, meine Eltern hatten nichts dagegen. Sie bereiteten sogar ein kleines Büffet vor. Und sie fuhren für das besagte Wochenende zu meinen Großeltern. Wir hatten also das ganze Haus für uns. Es sollte nur eine kleine Feier mit uns vieren werden, daher machten sich meine Eltern keine Sorgen. So gegen sieben waren wir auch schon komplett. Wir hatten zuvor noch nie Alkohol getrunken, daher waren wir ziemlich überrascht als Kisaki plötzlich mit zwei Kisten Bier ankam. Natürlich waren wir nicht abgeneigt und so haben wir ein Bier nach dem anderen geleert. Und genauso schnell fingen wir auch an zu schwanken, ohne Grund zu lachen und leider auch zu kotzen. Im Großen und Ganzen hatten wir echt unseren Spaß. Doch dann fing es an. Ohne jeden Grund begann Kisaki plötzlich an über uns herzuziehen. Er machte unsere Musik schlecht, meinte wir könnten überhaupt nicht mit unseren Instrumenten umgehen und beleidigte uns in jeder sich bietenden Gelegenheit. Und schon war die schöne Stimmung dahin gewesen. Ich beschloss mit Kisaki darüber zu reden, was das denn sollte und zog ihn mit mir aus dem Raum. Das hätte ich lieber sein lassen sollen. Er fasste es völlig falsch auf und mir wurde bewusst, dass er immer nur die anderen runtergemacht hatte, niemals aber mich. Er drückte mich gegen die Wand. Zu meinem Bedauern war er stärker als ich, ich konnte mich nicht von ihm befreien. Er begann mich zu streicheln, grinste. Ich hatte Angst, so war er noch nie gewesen. Am Alkohol konnte es aber nicht liegen, denn er hatte von uns am wenigsten getrunken. Genaugenommen hatte er eigentlich gar nichts getrunken, sondern immer nur uns neue Flaschen zugesteckt. Ich war wie erstarrt als er plötzlich näher kam und begann mich am Hals zu küssen. Ich wollte mich wehren, doch ich konnte nicht. Als hätte ich unter Schock gestanden. Erst als sich seine Hand unter mein T-Shirt schob, reagiert ich und schubste ihn von mir weg. Vielleicht dachte er, er hätte bereits gewonnen, sonst hätte ich wohl nicht genug Kraft dazu gehabt. Wütend sah er mich an, und entgegen jeder Erwartungen ging er einfach und verließ das Haus. Den anderen hatte ich nie etwas davon erzählt. Danach hatte ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen, er ist ja auch ein paar Tage später umgezogen. Ich war auch froh ihn nicht mehr sehen zu müssen. Nicht nur weil er versucht hatte sich an mich ran zu machen, sondern auch weil ich einen ziemlichen Einlauf von meinen Eltern bekommen hatte, als sie herausfanden, dass wir Alkohol getrunken hatten. Kapitel 10: Sei stark --------------------- Die Hälfte ist geschafft. *jubel* xD Vielen Dank für das liebe Kommi. hab mich sehr gefreut. Und jetzt, viel Spaß beim nächsten Kapitel. Kapitel 10: Sei stark Völlig außer Atem kam ich am Hotel an. Ich musste erst mal richtig Luft holen, stützte mich mit meinen Armen auf den Knien, ließ meinen Kopf hängen. Erst einmal wieder Sauerstoff in die Lungen bekommen. Es war vielleicht nicht unbedingt klug gewesen, nach derartigem Alkoholkonsum so einen Langstreckensprint hinzulegen. Die Seitenstiche waren kaum zu ertragen. Alles drehte sich. Ich blickte auf. Dafür hatte ich doch jetzt gar keine Zeit. Ausruhen könnte ich mich auch, wenn ich Kyo gefunden hatte. Also richtete ich mich auf und ging auf den Eingang zu. Dabei stellte ich fest, dass drinnen alles dunkel war. Nichts war zu sehen und zu meinem Entsetzen waren auch noch die Türen verschlossen. Verdammt. Wir hatten uns genau einen Schlüssel geben lassen und den hatte, wie sollte es auch anders sein: Kisaki. Und jetzt? Ich lief kurz an der Tür auf und ab, da entdeckte ich eine Klingel. Bingo! Ich drückte auf den kleinen Knopf. Es tat sich nichts. Gar nichts. Ich drückte noch mal. Und noch mal. Hektisch drückte ich immer wieder auf den weißen Knopf. So ein Mist. Wozu hatten sie überhaupt so ein Teil? Nach gut 10 Minuten ging im Eingangsbereich das Licht an. Erleichterung machte sich in mir breit. Allerdings auch ein wenig Panik, denn die mit Lockenwicklern und Bademantel bekleidete Frau, die gerade auf mich zu kam wirkte doch leicht bedrohlich. Verständlich wenn man so mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt wurde. Sie stand nun vor mir, auf der anderen Seite der Tür. Erst sah sie mich nur eine Weile entnervt an. So als wäre sie sich noch nicht sicher, ob sie die Tür wirklich für mich aufschließen wollte. Aber ihr musste klar sein, dass ich weiter den kleiner Knopf neben der Tür benutzt hätte um meinen Willen zu bekommen. Schließlich hatte sie ihren Universalschlüsselbund aus der Bademanteltasche gezogen und den richtigen Schlüssel für dieses Problem herausgesucht. Kaum, dass die Tür offen war, setzte sie zu einer Standpredigt an, was ich denn für ein Benehmen hätte. Doch auch dafür hatte ich nun wirklich keinen Nerv. Ich hatte schon genug Zeit vor der Tür verplempert, oder mit Luftholen. Also drängte ich mich an der Frau vorbei und hetzte weiter zur Treppe. Schon nach den ersten Stufen wurde ich langsamer. Denn ich stand erneut vor einem Problem. Eines was mir unlösbar schien. Wo sollte ich Kyo suchen? Kisaki konnte nicht wissen wo unser Zimmer war und ich hatte den Schlüssel. Er musste ihn also zwangsläufig mit zu sich genommen haben. Das allein ließ mich schon erschaudern. Doch das eigentliche Problem war, dass ich nicht wusste wo sich Kisakis Zimmer befand. Weder die Zimmernummer noch das Stockwerk war mir bekannt. Ich überlegte. Als wir hier ankamen war er doch mit uns im Fahrstuhl gewesen. Und er ist vor uns ausgestiegen. Nur in welchem Stockwerk? Zwei vor unserem, also im Dritten. In der Hoffnung damit nicht falsch zu liegen, stieg ich die vor mir liegenden Treppen hinauf. Wie ich dann das Zimmer finden sollte, darüber konnte ich mir dann immer noch Gedanken machen. Hauptsache ich war ein Stückchen voran gekommen. Wieder schnappte ich nach Luft. Ich war in meinem Leben bestimmt noch nie so viele Stufen in so wenig Zeit gelaufen. Und auch die Seitenstiche meldet sich zurück. Was jetzt? Da kam mir plötzlich ein Gedanke. Unter an der Rezeption hätte es doch so ein Buch geben müssen in dem alle Gäste eingetragen sind. Das wäre die Lösung. Aber hatte ich denn dafür die Zeit? Nicht lang überlegen, handeln. Also rannte ich die Treppen wieder hinab in den Eingangsbereich. Bevor ich allerdings in den immer noch erleuchteten Raum trat, vergewisserte ich mich, dass die Frau von eben nicht mehr zu sehen war. Keine Spur von ihr, zu meinem Glück. So leise wie möglich tapste ich über die dreckigen Fliesen hinter den Tresen und suchte nach dem besagten Buch. Doch ich konnte es nicht finden. Eine Schublade war abgeschlossen. Womöglich wurde es genau in dieser aufbewahrt. Es war vielleicht auch etwas naiv anzunehmen, dass es hier so offen für alle rumlag. Und wieder war ich völlig ratlos. Erneut lief ich die Treppen in den dritten Stock hoch. Wesentlich langsamer als beim ersten mal. Mich verließen die Kräfte. Es war ein Kampf mich auf den Beinen zu halten. Als ich die letzten Stufen hinter mir gelassen hatte und in den langen Flur trat, öffnete sich eine der Zimmertüren. Für mich bedeutete das ein Funken Hoffnung. Denn der junge Mann der jetzt auf den Flur trat war Kisakis Sänger. Sofort hastete ich auf ihn zu und packte ihn bei der Schulter, woraufhin er völlig erschrocken zusammenzuckte und mich mit aufgerissenen Augen anstarrte. Sein Gesicht war bleich. Dem Armen hatte ich wohl wirklich überrascht. Wen sollte es wundern. Es dauerte einen Augenblick, bis er sich aus seiner Starre löste und mich zu erkennen schien. “Wo... Wo ist Kisakis Zimmer?”, hauchte ich erschöpft. Er deutete auf die Tür neben der seinen. “Ich wollte gerade zu ihm. Bei dem Krach den er da nebenan veranstaltet, wollte ich nach ihm sehen.” Krach? Was denn bitte für Krach? Mir wurde ganz mulmig. Das konnte ja schlichtweg aller bedeuten. Mein Gesprächspartner schien verwirrt, zauberte allerdings einen Schlüssel hervor. Mein Held. Ungeduldig musste ich abwarten bis der junge Mann die Tür entriegelt und geöffnet hatte. Ohne lange zu Fackeln drängte ich ihn zur Seite und stürmte in die Räumlichkeiten. Und irgendwie war alles anders als ich es erwartet hätte. Kyo lag auf einem Bett. Total zusammengerollt und im Land der Träume verschwunden. Verdutzt blickte ich ihn an. Ich war mir nicht sicher was ich erwartet hatte, aber dieses harmlose und verdammt niedliche Bild was sich mir da bot, war es sicherlich nicht gewesen. Kisaki trat aus dem angrenzenden Badezimmer, er hatte mich und seinen Bandkollegen wahrscheinlich reinkommen hören. Er schaute mich irritiert an, ich schaute irritiert zurück. Einen Augenblick herrschte Stille. Erst als Kisakis Bandkollege zu uns kam war ich bereit für eine Erklärung. “Er hat mich reingelassen.” Ja, tolle Erklärung. “Ich wusste nicht wo ich euch suchen sollte, es war eher Zufall, dass ich ihn getroffen habe. Kann ich Kyo mitnehmen?” Ich wollte mich nicht großartig mit Kisaki unterhalten. Auch wenn er sich entgegen jeder Erwartung wirklich in Ordnung verhalten hatte. Kisaki grinste mich an. “Du magst ihn richtig gerne, oder?” Ich wusste nicht was er mir damit jetzt mitteilen wollte. Natürlich mochte ich ihn, wir waren ja Freunde. Mal davon abgesehen, wie kam er jetzt darauf? Ich beschloss nicht darauf zu antworten, wusste ja nicht mal was er eigentlich von mir hören wollte. Stattdessen bewegte ich mich zu Kyo. “Kann mir einer von euch helfen ihn huckepack zu nehmen?” Kisaki grinste nur weiter. “Du weichst der Frage aus?” Ich sagte wieder nichts dazu, hob nur eine Augenbraue. Schließlich trat er doch auf mich zu und hob mir Kyo auf den Rücken. Zum ersten mal hatte ich das Gefühl selbst Kyo wäre mir zu schwer. Meine Kraft hatte sich ja schon vor einiger Zeit verabschiedet. Doch ich musste jetzt noch ein bisschen durchhalten. Allein um Kyo hier weg zu bringen. Als ich mir schließlich sicher war, grade und sicher gehen zu können machte ich mich mit dem Blonden auf den Weg zur Tür. Da viel mir noch was ein. “Sag mal, dein Kollege hier meinte du hättest hier ganz schön Krach gemacht. Ist irgendwas passiert?” Kisaki schien einen Augenblick zu überlegen. “Kyo hat sich mehrmals auf den Boden fallen lassen, weil er so müde war.” Mich beruhigte diese Antwort zwar, aber trotzdem gefiel mir nicht wie wenig er also auf ihn aufgepasst hatte. Schließlich verabschiedete ich mich von den beiden. Kisaki hielt mir noch die Tür auf, da ich mit Kyo auf dem Rücken wahrscheinlich Probleme damit gehabt hätte. Mir entwich sogar ein kurzes “Danke!”. Dann machte ich mich mit Kyo über den Flur auf in das Treppenhaus. Ich hörte noch wie Kisakis Tür erst einige Zeit nach meinem Verlassen des Zimmers ins Schloss fiel. Die Treppen waren eine einzige Qual. Zwei Stockwerke waren mit zusätzlichem Gewicht auf dem Rücken und verlorengegangenen Kräften totale Selbstüberschätzung . Ständig musste ich anhalten, lehnte mich an das Geländer, zog mich Stück für Stück daran weiter nach oben. Als ich schließlich auch die letzte Stufe mit Mühe und Not bewältigt hatte, hörte ich etwas hinter mir grummeln. Kyo. “Kaoru?”, murrte mir der Kleinere ins Ohr. “Wir sind gleich beim Zimmer. Kannst du den Rest selber laufen? Dann kann ich die Tür aufschließen.” Undefinierbare Laute seitens Kyo sollten auf ein “Ja” hinweisen und so setzte ich ihn langsam ab. Danach wühlte ich den Zimmerschlüssel aus meiner Hosentasche, schloss unser Zimmer auf und widmete mich wieder Kyo. Dabei stellte ich fest, dass er sich an die Flurwand gelehnt hatte. Sein Gesicht war ganz bleich. “Kaoru, ich glaub, ich muss mich übergeben.” Bitte was? Mir blieb auch irgendwie nichts erspart. Ich packte den Kleinen bei der Hand und zerrte ihn durch das Zimmer ins Bad. Sofort hockte er sich hin und beugte sich über die Toilettenschüssel. Ich verließ das Bad noch einmal um die Zimmertür zu schließen. Als ich wieder hineinkam hatte Kyo schon einen Teil seines Mageninhaltes in der Schüssel gelassen. Dementsprechend der Geruch. Ich ließ mich neben ihm nieder und strich ihm sanft über den Rücken. Doch es wollte irgendwie nicht besser werden. Wir verbrachten also eine ganze Zeit auf dem kalten Fußboden. Nicht sehr angenehm, aber die ganze Situation war unangenehm. “Ich möchte nur noch schlafen.”, meinte Kyo irgendwann zu mir. Scheinbar war es mit der Übelkeit langsam vorbei. Ich half ihm also langsam und vorsichtig auf die Beine. “Erst mal putzt du dir die Zähne.” Maulig schaute mich der Sänger an, da musste er jetzt aber durch. Während er also meinem Befehl missmutig folgte, betätigte ich die Spülung. Zum Glück war nichts daneben gegangen. Was für eine Nacht. Jetzt begleitete ich Kyo noch ins Bett. Er war, kaum dass er lag, auch schon eingeschlafen. Ich saß neben ihm auf dem Bett und betrachtete ihn eine Weile. Es war seltsam, ich hätte ihn mir stundenlang nur ansehen können. Ich strich ihm sachte über die Wange, durch sein blondes Haar. Plötzlich kam mir der nächste Stressgedanke. Die, Toshiya und Shinya, sie waren immer noch nicht zurück. Sie hatten auch gar keinen Schlüssel. Was wenn sie jetzt unter vor verschlossenen Türen standen? Aber, selbst wenn ich jetzt runtergegangen wäre, hätte ich ja auch keinen Schlüssel gehabt um aufzuschließen. Den hatte immer noch Kisaki. Ich stöhnte. Sollte ich wirklich noch mal wieder in den dritten Stock unseren Ex-Bandleader besuchen um den Schlüssel zu holen? Nein, ich konnte nicht mehr. Keine Chance. Fürs erste wollte ich auch keine Treppen mehr sehen. Sie würden schon irgendwie reinkommen. Ich hatte es ja auch geschafft. Das würden sie ja wohl hinkriegen. Eine Klingel finden. Ich war doch etwas skeptisch. Blieb aber letztendlich bei meiner Entscheidung. Ich erhob mich lediglich noch einmal um das Licht auszuschalten und legte mich dann neben Kyo. Dabei rutschte ich sehr nah an ihn heran. Er war einfach wahnsinnig niedlich. Ich konnte nicht lange geschlafen haben als plötzlich das Licht anging. Zumindest fühlte ich mich so. Die hatte das Zimmer betreten. Verschlafen schaute ich ihn an. Er schien auch nicht gerade voller Lebensfreude zu sein. Er warf mir einen kurzen aber intensiv gereizten Blick zu. Klar, er war sicher sauer, dass ich hier schon schlief, während er noch versuchte hatte ins Hotel zu kommen. “Was hat euch so aufgehalten?”, fragte ich den Rothaarigen. Spät war er ja sowieso. “Weißt du, wir hatten uns ein Taxi genommen. Toshiya wurde leider alle fünf Minuten schlecht, sodass wir ständig anhalten mussten.”, grummelte Die, während er sich seiner Oberbekleidung entledigte. Da fiel mir auf, dass sowohl Kyo als auch ich immer noch in unseren unbequemen Jeans steckten. Aber war das jetzt nicht auch egal? Dies Laune war wirklich berechtigt mies. Also verkniff ich mir jegliches Kommentar, von wegen wie schlecht mein Rest des Abends gewesen war. Er machte schließlich wieder das Licht aus und krabbelte unter seine Decke. Ich dachte mir nur noch, dass wir jetzt wirklich unsere Ruhe verdient hatten. Kapitel 11: Fürsorge -------------------- Es tut mir echt Leid. Allen Anschein nach ist das letzte Kapitel wohl nicht so gut angekommen. Zumindest so, dass dazu niemand etwas sagen möchte. Dabei find ich selbst das es eigentlich ganz gut geworden ist. So kann man sich täuschen. Ich hoffe dieses Kapitel kommt besser an. Also in dem Sinne: Viel Spaß beim Lesen Kapitel 11: Fürsorge Der nächste Morgen kam viel zu schnell. Ich war einfach noch nicht bereit für einen neuen Tag. Aber heute war der Tag der Abreise. Morgen würden wir wieder normal zur Schule gehen müssen. Das machte mich irgendwie auch nicht glücklicher. Außerdem war es grad so schön warm und kuschelig. Als ich meine Augen öffnete wurde mir auch klar warum. Kyo war mir so unglaublich nahe. Wie eine Wärmflasche hatte ich ihn an mich gedrückt. Sofort rückte ich von ihm weg, starrte ihn an. Er verzog nur kurz das Gesicht, drehte sich dann um. Ich war völlig irritiert mich in so einer Position wieder zu finden. Und vor allem, dass ich es als so angenehm empfunden hatte. Mein Herz raste. “Ihr beide hättet lieber das Doppelzimmer nehmen sollen.”, grinste mich plötzlich ein Die von der Seite an. Ich zuckte zusammen, während er mich nur dreckig angrinste. Wie peinlich. Hatte er etwa zugeguckt wie ich Kyo an mich gedrückt hatte. Aber Moment, wo kam der jetzt eigentlich her? Warum war er überhaupt wach? “Wieso das denn bitte?” Die kam auf mich zu, setzte sich zu mir aufs Bett, woraufhin ich mich aufrichte. “Weil du mit deinem Liebsten doch sicher auch ein bisschen intimer werden möchtest.” Liebsten? Entsetzt starrte ich meinen rothaarigen Freund an. Im nächsten Moment schnellte mein Blick allerdings rüber zu Kyo. Er schlief immer noch, zu meinem Glück. Was wenn er das gehört hätte? Das sollte er nicht falsch verstehen. So wie Die es falsch verstand. “Du spinnst doch!”, maulte ich nun wieder Die an. Dieser grinste nur blöd. “Ach komm, es ist doch offensichtlich das du ihn magst.” Ich kniff die Augen zusammen. “Mögen ja, aber doch nicht lieben.” Die seufzte. “Hey, ich bin nicht schwul, klar?” Mein Gesprächspartner schüttelte nur unverständlich den Kopf, stand dann auf und verließ das Zimmer. Was war das denn jetzt? Aber das konnte er doch nicht ernst gemeint haben. Er wollte mich sicherlich nur ärgern. Genau. So musste es sein. Gerade als ich mich entgültig von diesen verwirrenden Gedanken trennen wollte, erwachte neben mir eine blonde Gestalt zu neuem Leben. Völlig verschlafen richtete sich der Kleine auf und schaute sich irritiert um. Die Augen gerade soweit geöffnet um ansatzweise sehen zu können und die Haare völlig zerzaust. Und wieder stieg mein Puls. Warum? Schließlich entdeckte Kyo mich neben sich und schaute mich ratlos an. “Wie bin ich denn ins Bett gekommen?” Ich starrte ihn an. Hatte er etwa einen Blackout? “Weißt du das nicht?” Er schüttelte nur den Kopf, musste ihn sich allerdings im Anschluss halten. Dabei verzog er dermaßen das Gesicht, dass man auf einen ordentlichen Kater schließen konnte. “Woran erinnerst du dich denn noch?” Kyo überlegte einen Moment lang, bevor er antwortete. “Na ja, bis zu dem Zeitpunkt als Kisaki und ich im Taxi zurück zum Hotel gefahren sind.” Wieder starrte ich ihn nur an. Er konnte sich wirklich an mehr nicht erinnern? Daran, dass ich ihn von Kisakis Zimmer bis in unseres getragen hatte? Daran, dass ich bei ihm geblieben war als er sich übergeben musste? “Was ist denn? Gibt es etwas an das ich mich erinnern sollte?” Nach kurzem Überlegen schüttelte ich den Kopf. Es gab keinen Grund ihn das zu erzählen. Obwohl ich mir schon gewünscht hätte, er könne sich daran erinnern. Es war seltsam. Ich wollte so gerne ein “Danke” von ihm hören. Aber das konnte ich ja schlecht für etwas Vergessenes erwarten. Irgendwie war meine morgendliche Laune jetzt wirklich ganz unten angekommen. Grummelnd wühlte ich mich aus der Bettdecke und tapste in Richtung Bad, ließ einen verwirrt dreinblickenden Kyo zurück. Einige Zeit stand ich einfach nur von dem Spiegel und schaute in mein eigenes, übermüdetes Gesicht. Mir ging auch nicht mehr aus dem Kopf was Die gesagt hatte. Wie konnte er nur annehmen ich würde so für Kyo empfinden? Okay, ich mochte ihn wirklich gerne und auch auf eine andere Weise als die anderen. Aber er und seine ganze Situation war auch anders. Das war keine Liebe. Das würde ich doch merken. Gut, es gefiel mir ihn zu küssen und ich mochte es ihn zu umarmen, aber das musste doch nichts heißen. Ich hatte ihn eben gern. Eine fast ganz normale Freundschaft. Ich war und würde niemals schwul sein. Aber was mich wunderte war, dass Die sich selbst wenn es der Wahrheit entsprochen hätte, nicht daran störte. Für ihn schien das völlig okay zu sein wenn ich in einen Mann verliebt wäre. Was ich natürlich nicht war. Ich stöhnte, klatschte mir ein paar mal kaltes Wasser ins Gesicht. Warum machte ich mir überhaupt so viele Gedanken? Ich war nicht in Kyo verliebt, Ende. Es klopfte an der Tür. “Hey Kao. Wie lange willst du denn noch da drinnen bleiben?”, maulte Kyo von außen. Ich schmunzelte. Das war keine Liebe. “Ich brauche eben ein bisschen länger. Fang doch schon mal an zu packen.”, rief ich in Richtung Tür. Ich vernahm nur ein sich entfernendes Grummeln seitens des Blonden. Schließlich putzte ich mir die Zähne, kämmte mir die Haare und was man eben so morgens tut. Kaum hatte ich die Tür geöffnet und einen Schritt nach draußen getan, rauschte auch schon ein zerzaustes, blondes Etwas an mir vorbei und zog die Tür hinter sich zu. Da hatte es wohl jemand eilig. Als ich mich dann auch umgezogen hatte, suchte ich mir meine sieben Sachen zusammen. Zwei Stunden bis wir abgeholt würden. Jetzt konnte ich es kaum noch erwarten hier weg zu kommen. Aber nach Hause wollte ich auch nicht unbedingt. Ich setzte mich aufs Bett. Es war alles gepackt. Ich wartete nur noch darauf, dass sich die Badezimmertür öffnete. Doch es dauerte eine Weile bis mein Warten belohnt wurde. Kyo sah immer noch wahnsinnig müde und fertig aus als er langsam die Tür hinter sich schloss. Der Alkohol hatte eben doch so seine Folgen gehabt. Seine Laune musste meiner gleichen, nur eben mit weniger wirren Gedanken. Er würde sich wohl jetzt grade kaum darüber Gedanken machen, ob er in mich verliebt war. Ich schüttelte energisch den Kopf. Verdammt. Mit gefiel diese Vorstellung. Mit so was sollte ich lieber aufhören. Immerhin hatte Kyo ja noch Minako. Er war richtig niedlich wenn er mit ihr zusammen war. Nicht wie wenn er mit mir zusammen war. Nein, Stopp. Schluss mit diesen Gedankengängen. Das führte doch zu nichts. Außerdem hatte ich viel zu viel Angst ich könnte für eine meiner Empfindungen gegenüber Kyo keine andere Erklärung finden als Liebe. Was natürlich Unsinn war. Schließlich war ich ja nicht in ihn verliebt. “Was ist? Was starrst du mich die ganze Zeit so komisch an?”, knurrte Kyo mich an. Er war echt nicht bester Laune. Aber erschreckend war, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie ich in Gedanken Kyo immer wieder von Kopf bis Fuß gemustert hatte. Wieder begann mein Herz zu rasen. Verdammt Kaoru, reiß dich doch mal zusammen. “Tut mir leid, hab geträumt.” Kyo sah mich nur grimmig an, wuschelte sich dabei selbst durch seine blonden Haare. “Kyo, lass und mal nachsehen wie weit Shin und Toshiya mit dem Packen sind, okay?” Ich mochte nicht länger mit Kyo alleine sein. Das wurde mir wirklich zu anstrengend. Ich könnte Die verfluchen, dass er mit diesem Mist angefangen hatte. Kyo nickte nur und bewegte sich zur Tür. Ich folgte ihm auf den Flur, wo wir bereits auf den Rest, inklusive Die, trafen. Das war doch mal Timing. Toshiya sah auch noch ziemlich benommen aus, während Shinya wahre Energie versprühte. “Was habt ihr zwei solange gemacht? Wir wollten euch schon abholen kommen.” Die hatte wieder dieses Grinsen im Gesicht. Genau wie heute morgen. Ich wusste genau worauf er hinaus wollte. “Kaoru hat so lange im Bad gebraucht.”, murrte Kyo. Stimmt, er konnte mit Dies Anspielung auch nichts anfangen. Zum Glück. “War ja typisch.” Toshiya lachte, doch es klang als kostete ihn das ziemliche Anstrengungen. Darum verkniff ich mir eine Reaktion und schaute einfach nur finster drein. “Wir haben unsere Sachen schon nach unten in die Hotelhalle gebracht. Kisaki passt kurz darauf auf. Wir sollten den Rest auch schnell runterbringen, Kisaki will nämlich auch gleich abreisen.”, meinte Shinya nach einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Und so brachten wir das Restgepäck mit dem Fahrstuhl in die Hotelhalle. Kisaki hatte wirklich brav aufgepasst. Ich war mir nicht sicher was ich jetzt eigentlich von ihm halten sollte. Er hatte sich in der Nacht ja ganz anständig benommen. Sofort stürmte unser ehemaliger Leader auf Kyo zu, der aber auf dessen freundliche Begrüßung eher mürrisch reagierte. Und das stimmte mich doch etwas besser. Kisaki ließ sich aber wie immer von so etwas nicht aufhalten. Munter redete er auf ihn ein, packte ihn schließlich irgendwann am Arm um ihn mit sich irgendwohin mitzuziehen, ihm etwas zeigen gehen oder er wollte ihm etwas geben. Genau, seine Adresse. Doch selbst diese Tatsache wurde unwichtig als ich bemerkte wie Kyo das Gesicht verzog. Kisaki hatte ihn am linken Arm, den Arm an dem er fast regelmäßig neue Schnitte ansetzte, gepackt gehabt und richtig fest zugedrückt. In diesem Moment war es, als brannte in meinem Kopf eine Sicherung durch. Wie automatisch riss ich Kyo von ihm weg und schlug Kisaki ins Gesicht. Ich hatte vollkommen die Beherrschung verloren und meinen Kopf ausgeschaltet. Es war wie ein Reflex. Der Reflex Kyo beschützen zu wollen. Alle starrten sie mich entgeistert an, die Augen weit aufgerissen. Nie, wirklich nie war ich in irgendeiner weise so gewaltbereit gewesen. Ich hatte noch nie jemanden geschlagen. Es war zwar nicht so, dass Kisaki zu Boden ging, aber ich hatte tatsächlich zugeschlagen. Und ich konnte es selbst nicht verstehen. Kisaki und ich sahen uns eine Weile in die Augen. Ich wusste nicht was er in meinem Blick suchte, aber er war nicht sauer oder so. Fast so, als könnte er diese Reaktion verstehen. Aber warum? Er konnte ja nichts von Kyos Wunden wissen. Und selbst wenn, hätte er dann doch erst recht nicht zugepackt. Aber vielleicht ging er ja auch von einem ganz anderen Grund aus. Etwa dem Grund, den Die mir andichten wollte? Aus Liebe? Aus Eifersucht? Dachte auch er ich würde ihn lieben? Plötzlich packte mich Kyo am Arm und zog mich um die nächste Ecke. Irritiert starrte ich auf seine Hand, die nach meiner gegriffen hatte. Dieser Moment des Händchenhaltens war schnell vorbei. Kyo hatte mich noch nie zuvor so wütend angesehen. “Was sollte das denn grade?”, fauchte er mich an. Ich wusste einen Augenblick nichts zu sagen. Das ich Kyo verärgert hatte, war nie meine Absicht gewesen, aber eine logische Schlussfolgerung. “Ich hab gesehen, dass du Schmerzen hattest und einfach reagiert ohne nachzudenken.” Meine Stimme war so leise und rau. Kyos Augen funkelten richtig vor Wut, ich traute mich kaum ihn anzusehen. “Für wen hältst du mich? Ein kleines Kind auf das man ständig aufpassen muss? Ich bin doch nicht völlig hilflos ohne dich. Auf dein Einmischen kann ich gut verzichten.” Kyo stapfte an mir vorbei, ließ mich dort alleine stehen. Ich hatte Mist gebaut, das war mir klar. Aber ich wollte doch eigentlich nur helfen. Doch das leider zu übertrieben. Jetzt war Kyo sauer auf mich. Er hatte noch nie so mit mir geredet. Und das was er zu mir gesagt hatte, tat so richtig weh. Er brauchte mich nicht. Ich bedeutete ihm nicht mehr als die anderen, die ja nichts von seinen Problemen wussten. Was hatte ich auch erwartet? Das sich Kyo total an mich klammern würde und mich als Beschützer akzeptierte? Das hätte nicht zu ihm gepasst. Verdammt, wie konnte ich nur so die Beherrschung verlieren? Ich sank auf den Boden, schlug mir den Arme über den Kopf. Warum tat es nur so weh? Alles was ich wollte, war für Kyo da zu sein. Doch das wollte er nicht mal. Ich war so verdammt dämlich. Was sollte ich jetzt machen? Ich hatte das Gefühl alles kaputt gemacht zu haben. Jegliches Vertrauen, welches Kyo mir entgegenbrachte. Die Rückfahrt war unglaublich ruhig. Niemand mochte etwas sagen. Kyo hatte sich zu Shinya gesetzt. Ich saß alleine, starrte aus dem Fenster. Irgendwann setzte sich Die zu mir. Aus den Augenwinkeln bekam ich mit wie er immer wieder zu mir sah und den Versuch startete mich etwas zu fragen. Fragen wie “Was ist da passiert?” oder “Was ist zwischen dir und Kyo vorgefallen?”. Doch er brach immer wieder ab. Und so blieb es bei der allgemeinen Stille. Wir hatten den ersten Preis gemacht. Wir hatten wirklich viel Spaß gehabt. Doch das alles hatte ich kaputt gemacht. Kapitel 12: Dunkle Wolken ------------------------- Ich guck so auf meine Fanfictions, da ist dacht "Joar, müssten ungefähr zwei Woche her sein, dass ich hochgeladen hab."... und dann: SCHOCK! Über einen Monat??? Was??? Ganz ehrlich, ich dachte echt es wär ncoh nicht so lange her. Ich hab wohl echt kein Zeitgefühl. Jedenfalls... es tut mir Leid!!! Ja... hier kommt Kapitel 12... Kapitel 12: Dunkle Wolken Zwei Tage sind seit dem Wettbewerb vergangen und Kyo hatte nicht ein Wort mit mir gewechselt. Mich ignorierte er völlig. Zu den anderen war er zwar ganz normal, aber trotzdem kam er in den Pausen nicht mehr mit zu unserem Treffpunkt. Das führte nur dazu, dass Toshiya, Shinya und Die mich jede Pause mitleidig ansahen, weil sie wussten wie mir das an die Nieren ging. Über den Vorfall mit Kisaki verloren sie kein Wort. Dafür fragten sie öfters was zwischen mir und Kyo vorgefallen war. Nicht gerade sensibel. Ich war gerade auf dem Weg zu ihnen. Doch eigentlich war mir echt nicht danach. Ich wollte einfach nur alleine sein. Das Mitleid der anderen brachte mich ja auch keinen Schritt weiter. Also drehte ich wieder um. Als ich die Tür zum Klassenzimmer öffnete war ich wie gelähmt. Kyo. Minako. Ein inniger Kuss. Dieser Anblick war wie ein Schlag ins Gesicht. Mein Puls ging hoch, ich biss die Zähne zusammen. Dieses Gefühl, welches in mir aufkam, als würde die ganze Welt zusammenbrechen. Ich drehte auf dem Absatz um und stürmte die Flure entlang nach draußen. Einfach nur weg. Die ganze Zeit wenn die beiden zusammen waren, war ich mir nicht sicher ob ich dafür oder dagegen sein sollte. Jetzt wusste ich es genau. Ich war dagegen. Hatte ich Kyo verloren? Ich mein, ein Kuss zwischen den beiden hatte doch nichts mit mir zu tun. Oder doch? Minako wusste es auch. Aber sie zwang sich ihm sicherlich nicht so auf. Wozu brauchte er mich wenn er sie hatte? Aber auch dieser Kuss an sich bereitete mir Schmerzen. Kyo sah richtig glücklich dabei aus. Solch weiche Gesichtszüge hatte er bei unserem Kuss sicherlich nicht gehabt. Ich kniff die Augen zusammen. Das Bild der beiden hatte sich richtig in meinem Kopf eingebrannt. Wie Kyo seine Arme um sie gelegt hatte. Als ich die Augen wieder öffnete rollte mir eine Träne die Wange hinab. Ich wurde langsamer. Bis zu meinem Haus war ich gerannt. Ich stieg die paar Stufen zur Tür hinauf und ließ mich auf der obersten nieder. Mein Haustürschlüssel war in meiner Tasche, die ich in der Schule hatte liegen lassen. Ich legte meinen Kopf auf die Knie. Mein Körper verkrampfte sich. Erneut biss ich die Zähne zusammen, während mir weitere Tränen übers Gesicht rollten. Ich begann zu zittern. Das war ja so erbärmlich. Warum machte mich das nur so unglaublich fertig? Mir war nicht bewusst gewesen wie stark mein Körper reagieren konnte. Und auch nicht wie stark sich meine Gefühle äußern konnten. Das ich überhaupt so intensive Gefühle haben konnte. Noch nie hatte ich so etwas gespürt wie jetzt. Seit ich Kyo zum ersten mal begegnet war, begann ich völlig neue Empfindungen zu entwickeln. Was hatte er nur für eine Wirkung auf mich? Einige Stunden vergingen in denen ich nur da hockte und versuchte meine Gefühle in den Griff zu bekommen. Eben bis meine Eltern von der Arbeit kamen. Natürlich fragten sie mich was los war, doch eine Antwort bekamen sie von mir nicht. Nicht mal eine Gelogene. Ohne ein Wort verschwand ich in meinem Zimmer und ließ mich auf meinem Bett fallen. Ich wollte nur noch schlafen. Ich verschanzte mich in meinem Zimmer. Mehrere Tage lang. Ich schwänzte die Schule, wollte Kyo auf keinen fall gegenüberstehen. Das hätte ich einfach nicht verkraften können. Die Schulsachen die ich bei meiner Flucht aus der Schule zurückgelassen hatte, brachte Minako vorbei. Ich war nicht zur Tür gegangen, aber ich hatte von oben ihre Stimme erkannt als sie mit meiner Mutter gesprochen hatte. Auch sie wollte ich nicht sehen. Niemanden wollte ich sehen. Ich nahm auch keine Telefonate entgegen, schloss mein Zimmer von innen ab, damit niemand reinkonnte. So vermied ich jeden Kontakt. Ständig klopfte meine Mutter an meine Tür. Sie hatte sich kurzfristig Urlaub genommen. Meine Eltern machten sich wirklich Sorgen um mich. Ich aß nicht regelmäßig, ging nicht mehr zur Schule und verließ nur für den Gang ins Bad mein Zimmer. Ich konnte nicht sagen wie lange das nun schon ging. Ich wusste auch nicht welchen Tag wir hatten. “Kaoru, ich hab dir was zu Essen gemacht. Machst du mir bitte auf?” Ich schwieg, vergrub mich unter meiner Bettdecke. “Bitte Kaoru. Lass mich rein. Du musst auch mal etwas zu dir nehmen. Was ist denn bloß los?” Ich hörte die Verzweiflung in ihrer Stimme. Noch nie klang ihre Stimme derart traurig. Und auf einmal tat es mir Leid, wie viele Sorgen ich ihr bereitet hatte. Ich tapste also tatsächlich zur Tür um ihr aufzumachen. Die Augen meiner Mutter glänzten. Sie hatte ein bitteres Lächeln aufgesetzt. So sah ich sie zum ersten mal. Ich war zum Problemkind geworden, dachte ich als ich sie sah. “Was ist los mit dir Kaoru?” Ich konnte ihr keine Antwort geben, denn ich wusste es ja selber nicht. “Ich hab in der Schule angerufen und gesagt du seiest krank. Bitte, geh doch wieder hin.” Sie wirkte regelrecht verzweifelt. Ich konnte sie so einfach nicht sehen und nickte um sie zu beruhigen. Sie lächelte schwach und verließ mein Zimmer. Ich schloss die Tür. Es hätte eh nicht funktioniert sich hier ewig zu verschanzen. Außerdem war da ja noch der Wettbewerb. Da konnte ich meine Bandkollegen doch nicht hängen lassen. Ich suchte alle Argumente mein Leben genau so weiter zu führen wie es war, doch half mir auch das nicht über die Angst Kyo zu sehen. Doch ich hielt mein Versprechen gegenüber meiner Mutter und machte mich am nächsten Tag auf den Weg in die Schule. Egal wie sehr ich mich auch dagegen sträubte. Noch nie war mir dieser Weg so schwer gefallen. Meine Klassenkameraden musterten mich als ich den Klassenraum betrat. So auch Kyo, doch ich konnte ihn einfach nicht ansehen. Mit dem Blick auf den Boden gerichtet begab ich mich auf meinen Platz. Zum ersten mal war es mir wirklich unangenehm neben Kyo sitzen zu müssen. Ich spürte, dass seine Augen immer noch auf mir ruhten. Mir wurde übel. Erst als dann unser Lehrer den Raum betrat, wurde ich erlöst. “Hey, da ist wohl jemand von den Toten wieder auferstanden.”, witzelte Die als ich in der Pause zu meinen Freunden ging. “Zum Glück noch rechtzeitig zum Finale nächsten Sonntag.”, gab Shinya noch dazu. Sonntag? Ich starrte den weiblichsten meiner Freunde entsetzt an. “Was?” Er nickte. “Sag bloß das hast du vergessen?” Ich starrte ihn nur weiter an. Antworten brauchte ich nicht, es war offensichtlich genug. Damit hatte ich jetzt auch irgendwie nicht gerechnet. War ich denn wirklich so lange nicht da gewesen? Wir hatten überhaupt gar nicht mehr zusammen gespielt, Kyo und ich hatten nicht mal Kontakt. Da drängte sich die Frage auf ob wir überhaupt eine Chance beim Finale hätten. Und so verging dieser Schultag indem ich Kyo mied und mich der Tatsache, dass ich nächsten Sonntag mit ihm auf einer Bühne stehen sollte stellen musste. Als ich zu hause die Tür öffnete, empfingen mich bereits meine Eltern. “Kaoru, wir möchten gerne mit dir reden.”, sagte mein Vater, in einem ernsten Ton, den ich von ihm nicht gewohnt war. Brav folgte ich ihnen ins Wohnzimmer, wo sie sich mir gegenüber setzten. “Wir möchten wissen was die letzten Tage mit dir los war. Du hast dich noch nie so zurückgezogen. Und auch hast du uns nichts erzählt. Das ist doch sonst nicht so.”, begann mein Vater. Ich sah ihn schief an. “Ich bin doch keine 5 Jahre alt mehr, dass ich mit allem gleich zu euch gerannt komme.” Meine Mutter starrte mich entsetzt an. Richtig, so redete ich normalerweise nicht mit ihnen. “Das ist allein meine Sache, klar? Es geht euch nichts an.” Ohne auf eine Reaktion zu warten erhob ich mich und verschwand in meinem Zimmer. Darauf hatte ich nun wirklich keinen Nerv. Und doch tat es mir sofort leid wie ich mit ihnen geredet hatte. Völlig am Ende ließ ich mich auf meinem Bett fallen, vergrub mein Gesicht im Kopfkissen. Ich hatte das Gefühl, dass in meinem Leben gerade einfach alles schief lief. Es tat weh, Kyo heute zu sehen und ich tat meinen Eltern weh, obwohl sie sich nur Sorgen gemacht hatten. Ich empfand mich selbst als unausstehlich. Das war alles nicht meine Absicht gewesen. Es lief alles so verdammt falsch. Ich hatte das Gefühl zu zerplatzen, würde ich nicht irgendwo Druck ablassen. Um mir ein wenig Wasser ins Gesicht zu spritzen ging ich ins Badezimmer. Als ich nach dem Handtuch griff, entdeckte ich die Rasierklingen meines Vaters. Ich nahm eine davon in die Hand, schmiss sie dann aber über mich selbst lachend zurück. Das war einfach zu lächerlich. Als ob ich so etwas könnte. Als ob ich denn Gründe hätte, die das irgendwie rechtfertigten. Für einen kurzen Moment hatte ich doch tatsächlich daran gedacht die Klinge anzusetzen. Ich sank auf den Boden. Was war nur mit mir los? Das Geräusch der Haustürklingel ließ mich aufhorchen. Irgendwie keimte die Hoffnung auf, Kyo würde im nächsten Augenblick vor mir stehen und mich anlächeln. Warum war dieser Gedanke nur so unrealistisch? “Kaoru, hier ist Besuch für dich!”, rief mein Vater die Treppe hinauf. Seine Stimme klang nicht wie sonst. Irgendwie enttäuscht und verletzt. Doch so schlimm es auch war, es war mir in diesem Moment völlig egal. Besuch für mich. Etwa Kyo? Ich spürte meinen Puls vibrieren. Dabei war es doch so unwahrscheinlich. Ich würde sicherlich enttäuscht sein, wenn ich sah wer mich besuchen kam. Und trotzdem klammerte ich mich an den Wunsch Kyo bei mir zu haben. Ich holte tief Luft und erhob mich vom kalten Badezimmerboden. Nach einem kurzen Blick in den Spiegel um mein Aussehen zu kontrollieren machte ich mich über die Treppen nach unten auf den Weg zur Tür. Dabei wunderte ich mich, dass mein Gast nicht einfach reingekommen war. Als mein Vater mich wahrgenommen hatte, machte er sich sofort wieder auf den Weg in das Wohnzimmer um den Kontakt mit mir zu vermeiden. Als ich dann in der Tür stand und meinem Gegenüber in die Augen sah, war ich tatsächlich nicht enttäuscht. Dies allerdings auch nur weil ich mit ihm niemals gerechnet hätte und einfach zu überrascht war um enttäuscht zu sein. “Kisaki?” Er lächelte mich an. Wie seltsam. “Hey, wie geht’s denn so?” Ich wollte ihm keine Antwort darauf geben. Um ehrlich zu sein, ich hasste diese Frage. Man konnte doch schon fast mit einer Lüge als Antwort rechnen. Selbst wenn für einem gerade die ganze Welt zusammengebrochen war, erzählte man es sei alles in Ordnung. Oder lag ich da falsch? Keiner würde sagen: “Ich wollte mir gerade mit der Rasierklinge meines Vaters in den Unterarm ritzen.” Kisaki legte den Kopf schief als ich ihm einfach nicht antwortete. “Darf ich wenigstens reinkommen? Ich würde gerne mit dir über etwas reden.” Ich nickte kurz und trat dann zur Seite. Es gab keinen Grund mehr sauer auf ihn zu sein. Das hatte ich hinter mir gelassen. Also war ich auch bereit mir anzuhören was immer er mir auch mitteilen wollte. Mal ganz davon abgesehen war es vielleicht in diesem Moment auch gar nicht so schlecht Gesellschaft zu haben. Nachdem ich die Haustür geschlossen hatte folgte mir mein ungewöhnlicher Besuch hoch in mein Zimmer. Wir ließen uns auf meinem Bett nieder. “Also, worüber wolltest du mit mir reden?” Kisaki sah mir plötzlich ganz ernst und streng in dir Augen, das ich mit dem ganzen Oberkörper zurückwich. “Du bist in Kyo verknallt, hab ich recht?” Einen Augenblick lang starrte ich ihn ausdruckslos an. Was ist das denn jetzt? Mein Blut pulsiert. Ich konnte diesem Blick von Kisaki nicht länger standhalten und drehte mich verlegen weg. “Wieso denkt auf einmal jeder ich wäre in Kyo verliebt? Das ist doch totaler Quatsch.” Das war nicht besonders glaubwürdig gewesen, das musste ich mir eingestehen. Ich konnte ihm bei dieser Aussage ja nicht einmal in die Augen sehen. Mein Gesprächspartner legte den Kopf schief. “Warum fällt es dir so schwer es einfach zu akzeptieren?” Weil es nicht so ist! Ich bin nicht verliebt! Und schon gar nicht in Kyo. Was sollte also jetzt dieses “Aber...” in meinem Kopf. Aber warum schlug dann mein Herz so schnell wenn er mir nah war. Warum wünschte ich mir so viel Aufmerksamkeit von ihm. Warum wollte ich ihn vor allem beschützen. Warum wollte ich ihn nicht mit Minako zusammen sehen? Warum wollte ich ihn am liebsten an mich drücken? Und warum verdammt nochmal verlangte es mich so sehr danach ihn noch einmal zu küssen? Ich begann mich mehr zu verkrampfen und krallte mich mit meinen Händen am Bett fest. “Ich weiß, es ist am Anfang etwas irritierend festzustellen, dass man Interesse an Männern hat.” Ich sah Kisaki direkt an, mein Mund öffnete sich, doch es kam einfach nichts raus. Ich wollte etwas sagen wie: “ Ich bin nicht schwul!” Aber es kam einfach kein Ton aus mir raus. Ich war unsicher. Kisaki lächelte nur. “Irgendwie ist das hier ein einseitiges Gespräch.” Jetzt musste auch ich kurz lächeln. Ja, ich wusste einfach nichts zu sagen, aus Angst ich könnte das falsche sagen. Ich hatte Angst mich zu verraten. Moment, verraten? Und wieder blieb ich bei meiner verschwiegenen Art da ich mich mal wieder selbst verwirrt hatte. Doch Kisaki gab nicht auf. “Also, bist du nun in ihn verliebt?” Ich sah ihm kurz in die Augen, schweifte dann allerdings mit dem Blick wieder ab. “Vielleicht...” Ich konnte es nicht leugnen. Da war etwas. Vielleicht lag es daran, dass Kisaki auch schwul war, dass ich das Gefühl hatte es wäre nicht ganz so schlimm mit ihm darüber zu reden. Einen Moment, das “auch” ist falsch. Oder? “Na, das ist ja schon mal ein Anfang.” Kisaki lächelte mich an, während ich nur irritiert zurückblickte. “Und du bist nur hier her gekommen um mir diese Frage zu stellen?” Das war ja doch etwas seltsam. “Ja, diese Frage hat mich einfach so sehr beschäftigt. Und ich weiß ja wie schwer diese Gefühle zu akzeptieren sind. Also dachte ich, ich helfe dir ein bisschen.” Ich sah ihn nur an und fragte mich warum er so nett war. “Ich sollte jetzt auch gehen. Sonst verpasse ich noch meinen Bus nach Hause.” Er streckte sich kurz und erhob sich anschließend. “Soll ich dich noch zur Haltestelle begleiten?” Man musste ja höflich bleiben. Aber im ernst, es hätte mir wirklich nichts ausgemacht. Doch er schüttelte den Kopf. Und so begleitete ich ihn lediglich noch zur Tür. Ich stand noch einen Augenblick vor der geschlossen Tür, durch welche Kisaki gerade verschwunden war. Hatte ich mich gerade geoutet? Ich war mir nicht sicher, aber hatte ich gerade wirklich zu gegeben etwas für Kyo zu empfinden was über Freundschaft hinaus ging? Auch wenn ich keinen Spiegel vor mir hatte konnte ich sagen dass mein Gesicht eine rötliche Färbung bekam. “Ist das wirklich Liebe?”, fragte ich mich im Flüsterton selbst. Aber wenn das so ist, dann war mein Problem gerade um das doppelte gewachsen. Ich könnte auch wenn ich mich wieder mit Kyo vertrug niemals die Beziehung von ihm und Minako hinnehmen. Mal davon abgesehen könnte ich nicht aufrichtig zu ihm sein. Es ihm sagen kam nicht infrage. Mit einem unterdrückten Stöhnen legte ich den Kopf in den Nacken. “Liebe ist doof!” Ich wollte mich gerade umdrehen um mich wieder in meinem Zimmer zu verschanzen und intensiver über dieses seltsame Gefühl nachzudenken, da klingelte es an der Haustür. Hatte Kisaki etwas vergessen? Obwohl ich ja direkt vor der Tür stand bedurfte es eines weiteren Klingelns ehe ich nach der Türklinke griff. Völlig entgeistert, mit lautem Pochen in meinen Ohren starrte ich in ein Paar nachtdunkle Augen. Diese Situation war so unwirklich, da ich sie mir bisher nur insgeheim gewünscht hatte. Ich war, auch wenn man es mir in diesem Moment wahrscheinlich nicht ansah, wirklich glücklich. “K... Kyo...” Kapitel 13: Schwarz ------------------- yay~ vielen vielen Dank für die lieben Kommentare ^-^ Es freut mich, dass euch gefällt was ich schreibe. Und ich hoffe das gilt auch für das aktuelle Kapitel. Viel Spaß beim Lesen. Kapitel 13: Schwarz Es war irgendwie komisch. Kyo und ich saßen in meinem Zimmer. Doch keiner sagte etwas. Ich wusste nicht einmal aus welchen Gründen er hergekommen war. Am liebsten wollte ich mir selbst eine scheuern, dafür dass ich nicht den Mut aufbrachte ihn einfach anzusprechen. “Tut mir leid.” Ich sah Kyo an, der seinen Blick jedoch am Boden manifestiert zu haben schien. Mein Puls stieg. “Ich hab überreagiert, das tut mir leid.” Ich starrte den Blonden regelrecht an. Wieso entschuldigte er sich bei mir? Ich hatte überreagiert. Ich hatte Mist gebaut. Nicht er. “Was redest du da?” Kyos Blick löste sich vom Boden und wanderte in meine Augen. Ein warmes Gefühl durchströmte mich. “ Kaoru, du bist mein bester Freund. Es gefällt mir nicht wie es jetzt ist. Es tut mir leid was ich zu dir gesagt habe.” Und wieder waren seine Augen irgendwo, aber nicht bei mir. “Es war aber doch dein voller Ernst was du da gesagt hast.”, flüsterte ich. Kyo zuckte zusammen. “Und du hattest ja recht. Ich habe es einfach übertrieben. Mir sollte es leid tun, nicht dir.” Für einen Augenaufschlag sah er zu mir rüber. “Heißt das, wir sind jetzt wieder Freunde?” Ich nickte zaghaft. Warum gab ich mich nur so zurückhaltend? Ich war so erleichtert und überaus glücklich. Kyo lächelte mich an und ich dachte mein Herz würde platzen. “Dann kannst du mir ja die Haare färben.” Verdutzt sah ich das Blondchen neben mir an. “Was?” Kyo kratzte sich verlegen am Kopf. “Ich habe einfach genug von blonden Haaren. Und der Ansatz ist auch nicht gerade schön.” Ich sah ihn immer noch ungläubig an. “Sind Minako andere Farben lieber?” Sofort erschrak ich über meine eigene Frage. Wo kam die denn plötzlich her? “Minako und ich sind nicht mehr zusammen.” Er lächelte mich an, wusste aber nicht wie ich es zu deuten hatte. Aber darüber hinaus hatte ich das Gefühl der Tag könnte gar nicht mehr besser werden. Doch ich versuchte meine Freude darüber nicht ganz so offensichtlich zu zeigen. “Warum?” Irritierend war es ja doch irgendwie. Wenn ich daran dachte in welcher Situation ich die beiden gesehen hatte, war es doch schon seltsam, dass die beiden sich getrennt hatten. Kyo zuckte mit den Schultern. “Es hat eben einfach nicht so funktioniert. Wenn man sie als Freundin hat ist irgendwie alles anders. Frauen sind eben komisch. Aber was soll’s. Ich hab Haarfarbe mit, hilfst du mir?” Erst starrte ich ihn nur weiter verdutzt an, musste dann lachen. “Ich dachte es sind nur Frauen die nach einer Beziehung ihre Haare ändern.” Kyos Augen wurden schmal, doch ich konnte einfach nicht aufhören mich darüber lustig zu machen. Erst als er mir entnervt in die Seite piekste schreckte ich auf und überwandt damit mein Lachen. “Hey!” Murrend piekste ich zurück, dann war er wieder dran und irgendwie artete das ganze aus. Lachend versuchten wir uns zu erwischen und der Attacke des anderen auszuweichen. Ich packte seine Hand um ihn in seinem Freiraum einzugrenzen, musste mich allerdings ein bisschen erheben um ihn besser attackieren zu können. Er hob die Beine an um mich mit seinen Knien auf Entfernung zu halten. Dabei rutschte er jedoch vom Bett auf den harten Boden und ich in voller Länge auf ihn drauf. Mit einem mal war der Spaß vorbei und mein Herz begann zu rasen. Mir wurde ganz heiß im Gesicht. Kyo so direkt zu spüren überforderte mich in diesem Moment. Ich stellte meine Handflächen auf und drückte meinen Oberkörper so nach oben. Kyo lag direkt unter mir, sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt. Er hatte die Augen zusammengekniffen. Der Aufprall musste ja auch wehgetan haben. Da half ja auch Teppich nicht. Ich war wie gelähmt. Denn ich musste mich verdammt zusammenreißen. Der Wunsch ihn jetzt einfach zu küssen war unglaublich präsent. Ich wollte ihn unbedingt berühren. Es wäre sicherlich am einfachsten gewesen mich von ihm runterzurollen um diesen Gefühlen gar nicht erst die Möglichkeit zu geben sich durchzusetzen. Doch ich konnte mich einfach nicht bewegen. Ich genoss die Nähe zu sehr. Irgendwie steckte ich in der Zwickmühle. Doch als Kyo dann die Augen öffnete und aufhörte über den Schmerz zu stöhnen und zu klagen rollte ich mich doch von ihm runter. Ich atmete schnell, mein Blut schien zu kochen. “Das tat weh.”, maulte Kyo und schaute mich schmollend an. Doch ich wich diesem Blick aus. Ich konnte ihm jetzt unmöglich in die Augen sehen. Es herrschte für einen Augeblick Stille. Vielleicht hatte Kyo bemerkt das mir die Position eben unangenehm war. Solange er nicht dachte das sie mir unangenehm war weil es mir gefiel, war es auch in Ordnung. Doch ich war mir jetzt vollkommen sicher. Ich war verliebt. Kyo setzte sich auf, griff nach seiner Tasche und begann darin rumzuwühlen. Ich beobachtete ihn dabei stillschweigend. Schließlich zog er eine Packung schwarzer Haarfarbe hervor und hielt sie mir unter die Nase. Ich sah auf die Packung, sah zu ihm und nickte dann. Während ich ihm im Badezimmer Scheitel für Scheitel die Farbe auftrug, fragte ich mich wie das Endergebnis wohl aussehen würde. Irgendwann musste er ja schon einmal schwarze Haare von Natur aus gehabt haben, also dürfte es ja nicht unnatürlich aussehen. Aber ich kannte ihn eben nur mit blonden Haaren. “So, ich bin fertig.” Ich entledigte mich der Handschuhe und setzte mich neben Kyo auf den Badewannenrand. “Das muss jetzt eine halbe Stunde einwirken. Was wollen wir solange machen?” Kyo zuckte mit den Schultern und während er sich schon wieder mit den Augen anderen Dingen zuwandte konnte ich meine nicht von ihm lassen. Dieses Bedürfnis ihn zu küssen war allgegenwärtig. Doch ich riss mich aus diesen Gedanken und erhob mich wieder vom kalten Badewannenrand. Kyo hatte mich kurz angesehen als ich mich bewegte. Auch ich schaute eher ziellos im Raum umher. “Es ist schon komisch das wir uns gar nichts zu erzählen haben, oder?”, murmelte Kyo leise. Und ich musste ihm Recht geben. Es war irgendwie befremdlich. Die kurze Zeit in der wir uns geärgert hatten war alles wie immer gewesen. Doch jetzt hatten wir definitiv ein Problem mit der Kommunikation. Wenn ich doch wenigstens sagen könnte: “Ich liebe dich.” Denn das war das einzige was mir derzeit im Kopf rumschwebte was ich ihm hätte sagen können. Okay, da war auch noch “Darf ich dich küssen?”. Innerlich seufzte ich. Plötzlich spürte ich Kyos Blicke auf mir und drehte mich zu ihm um. “Um ehrlich zu sein, gibt es noch einen Grund warum ich mich von Minako getrennt habe.” Er machte eine kurze Pause, während ich ihn nur fragend ansah. Wie kam er jetzt wieder auf dieses Thema? “Die ganze Zeit in der ich jetzt mit ihr zusammen war musste ich ständig daran denken was zwischen uns vorgefallen war. Ich konnte mich also gar nicht auf sie konzentrieren. Da ist mir aufgefallen dass mir die Freundschaft zu dir mir wesentlich mehr bedeutet als meine Gefühle ihr gegenüber. Sollte man wenn man verliebt ist nicht hin und weg von diesem Menschen sein?” Mein Herz, verdammt mein Herz. Die Tatsache das er so viel über mich nachgedacht hatte und mich Minako vorzog machte mich unglaublich glücklich. Ich setzte ein möglichst seichtes Lächeln auf. “Danke.” Kyo sah mich nur ein wenig verlegen an. “Ich glaube wir können mir die Farbe jetzt rauswaschen.” Was für ein Themenwechsel. Dabei wäre ich ruhig noch ein bisschen mehr darauf eingegangen. Doch ich tat wie mir Kyo gesagt hatte. Er beugte sich über die Badewanne und ich zog mir die bei der Packung beigelegten Handschuhe wieder an und begann dann ihm die Haare auszuwaschen. Ich saß wartend in meinem Zimmer während Kyo sich im Bad noch die Haare trocken föhnte. Als er ins Zimmer trat hätte ich ihn fast nicht wieder erkannt. Mit großen Augen und offenem Mund musterte ich ihn. Ich war hin und weg. Mit schwarzen Haaren sah er ja fast noch niedlicher aus als mit blonden. “Es ist vielleicht etwas blöd, aber es ist schon recht spät. Ich sollte besser nach Hause gehen.” Ich drehte mich zu meinem Fenster. Er hatte Recht, es war wirklich schon dunkel. Das hätte mir eigentlich schon auffallen müssen als ich das Licht in meinem Zimmer anschalten musste. “Du kannst die Nacht auch hier bleiben wenn du möchtest.” Ich würde zwar aller Wahrscheinlichkeit nach kaum Schlaf bekommen wenn er mir so nah war, aber das nahm ich durchaus in kauf. Doch er schüttelte mit dem Kopf. “Nein, ich sollte wirklich gehen.” Mich freute dies zwar nicht aber ich nickte dennoch. Ich begleitete ihn noch zur Tür. Wie sehr hätte ich mir einen Abschiedskuss gewünscht. Aber es war schon okay so wie es war. Wir hatten uns wieder vertragen, ich konnte glücklich sein. Und das war ich auch. Auf dem Weg in mein Zimmer und auch als ich mich doch etwas erschöpft auf meinem Bett fallen ließ bekam ich das Grinsen einfach nicht aus meinem Gesicht. Was für ein unglaublicher Tag. Besser konnte es doch gar nicht sein, oder? Ich beschloss nicht mehr aufzustehen. Es genügte mir einfach liegen zu bleiben und im Gedanken an Kyo einzuschlafen. Am Morgen, nein eher am späten Nachmittag wachte ich leider ohne von meinem Raben geträumt zu haben auf. Warum ich ihn in meinen Gedanken als Raben bezeichnete hatte eigentlich keinen besonderen Hintergrund. Er hatte jetzt schwarze Haare, das war’s. Nachdem ich mich noch einmal umgedreht hatte stand ich dann doch auf. Auch wenn sich das für diesen Tag schon fast nicht mehr lohnte. Ich tapste ins Bad, duschte, zog mir neue Klamotten über und stieg schließlich die Treppe hinab in die Küche. Denn ein bisschen Hunger hatte ich schon bekommen. Auf dem Küchentisch lagen zwei Zettel. Der eine war eine Nachricht von meiner Mutter. Sie bat mich darum noch ein paar Sachen einzukaufen. Der andere war die Einkaufsliste. Ich schaute zur Uhr. Die Zeit hatte ich noch. Und den Gefallen konnte ich ihr nach den letzten Tagen auch machen. Also schnappte ich mir die Liste, dachte sogar daran meinen Haustürschlüssel mitzunehmen bevor ich losging. Der Supermarkt war nicht soweit weg, die Einkäufe waren also schnell erledigt. Jedoch kam ich auf dem Rückweg noch an einer Buchhandlung vorbei. Und ich dachte daran mir vielleicht einen Manga zu kaufen. Aber nicht irgendeinen. Mir war klar das ich eigentlich nichts darüber wusste wie so eine Beziehung zwischen zwei Männern ablief. Es war zwar nicht so, dass ich mir Hoffnungen für Kyo und mich machte, aber wenn vielleicht doch mal etwas passierte, sollte ich wissen wie das alles so funktioniert, oder? Ich wagte mich also in diesen Bücherladen und suchte eine Verkäuferin auf. Ich hatte mir auch schon die perfekte Lüge überlegt.“Entschuldigung. Meine Schwester hat morgen Geburtstag und ich brauche noch ein Geschenk.” ich sah mich etwas beschämt um und versuchte leiser zu sprechen. “Mir ist das etwas unangenehm. Aber sie mag solche Mangas, wo, na ja, Männer sich ineinander verlieben. Sie sammelt die richtig. Ich brauche also einen, der gerade erst erschienen ist, den sie unmöglich schon haben kann.” Die Verkäuferin lächelte und führte mich zu einem Mangaregal. Gezielt zog sie einen heraus. “Der hier wäre denk ich genau das Richtige. Wollen sie vielleicht mal durchgucken?” Ich machte eine abwehrende Bewegung mit den Händen. “Ich glaub ihnen das einfach mal. Ich will so was gar nicht sehen. Aber können sie ihn vielleicht noch als Geschenk verpacken?” Freundlich nickend ging sie zur Kasse. Ich folgte mit etwas Abstand und wartete bis der Manga ordentlich verpackt war, ehe ich näher trat um zu bezahlen. Mit einem Yaoi-Manga in der Tasche verließ ich also den Laden. Ich fand mich sehr überzeugend. Das mit meiner Schwester hatte die Verkäuferin mir mit Sicherheit abgekauft. Doch so ganz wohl mit diesem Ding bei mir fühlte ich mich nicht. Ich hatte das Gefühl alle Leute würden mich wissend anstarren. So war ich echt erleichtert zu hause zu sein. Ich entledigte mich meiner Schuhe, brachte die Einkäufe in die Küche und tapste hoch in mein Zimmer. Sofort nahm ich mir den Manga zur Hand und machte die eigentlich schöne Verpackung kaputt. Ich war alleine zu hause, mich konnte also keiner damit erwischen. Jetzt würde sich herausstellen ob ich wirklich schwul war. Ich wusste zwar das ich Kyo liebte, aber ob ich auch körperlich auf Männer stand, war nicht bewiesen. Erst einmal musste ich herausfinden wie das ganze funktionierte. Ich setzte mich aufs Bett, schlug wahllos eine Seite auf, und sofort wieder zu. Mit einer Scharmesröte im Gesicht legte ich das Ding neben mir auf das Bett. Ich wollte es vielleicht doch lieber aus der Ferne betrachten. Das Cover war doch so unscheinbar. Nach tiefem Ein- und Ausatmen griff ich allerdings doch wieder nach dem Manga. Diesmal begann ich allerdings von Vorne zu lesen. Die Geschichte war praktisch nicht vorhanden und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass sich Homosexuelle im echten Leben so verhielten. Dann kam ich zu den wirklich spannenden Seiten. Mein Kopf glühte förmlich. Ständig brach ich ab und fing von vorne an, in der Hoffnung es wäre beim zweiten ansehen nicht mehr ganz so schlimm. Doch das schlimmste war eigentlich, ich war wirklich erregt. Ich kämpfte mich durch den Manga. Kaum das ich durch war schmiss ich ihn vom Bett aus auf meinen Schreibtisch. Ich legte mich lang aufs Bett. Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber irgendwie zweifelte ich an der Glaubwürdigkeit dieses Mangas. Das konnte doch nicht wirklich so ablaufen, oder? Seufzend schloss ich die Augen, versuchte meinen Blutdruck zu normalisieren. Leider wollte das so gar nicht klappen. Eher im Gegenteil. So eine Erregung konnte man sich leider nicht mal eben wegdenken. Ich hatte definitiv ein Problem. “Kaoru, kann ich reinkommen?”, vernahm ich die ruhiger Stimme meiner Mutter. Allerdings weniger entspannt sprang ich auf, verstaute den Manga in einer meiner Schreibtischschubladen, setzte mich dann wieder aufs Bett und zog meine Bettdecke über meine Beine und noch einen anderen Bereich. “Ja!” Ich hoffte nur, dass mein Gesicht nicht so rot war wie es sich anfühlte. Langsam öffnete sich die Tür und meine Mutter trat ein. “Habe ich dich bei irgendwas gestört?” Ich schüttelte nur den Kopf. Sie lächelte kurz, ließ sich dann neben mir auf dem Bett nieder. Jetzt gerade wollte ich sie eher nicht so nah bei mir haben. “Es muss dir etwas wichtiger sagen.” So fing sie immer an wenn sie und mein Vater für mehrere Tage wegfahren mussten um an irgendeinem Messestand zu arbeite. Und so war es auch. Nur war es diesmal kurzfristiger als sonst. Bereits am Dienstag müssten sie losfahren und würden am Donnerstag Abend dann wiederkommen. “Bitte geh normal zur Schule, okay?”, bat mich meine Mutter, ehe sie meinen Raum wieder verließ. Ich genoss immer die Zeit in denen ich das ganze Haus für mich hatte. Meistens hatte ich meine Freunde eingeladen und machten dann irgendeinen Quatsch. Vielleicht konnte ich Kyo diesmal ja überzeugen bei mir zu übernachten. Dann müsste er auch nicht zu seinem Vater nach Hause. Eigentlich eine gute Idee. Ich hoffte er würde es genauso sehen. Doch jetzt musste ich mich wirklich wieder einem anderen Problem widmen. Kapitel 14: Kuss ---------------- Hey, diesmal bin ich pünktlich. xD Also~ erst mal vielen Dank für die Kommis und es tut mir leid wenn ich vom lernen abhalte. .____." Es freut mich, dass die Sache mit dem Manga so gut angekommen ist. Ich fand das ne witzige Idee und ihr ja scheinbar auch. ^-^ Na ja, ich hoffe (wie immer xD), dass euch dieses Kapitel auch gefällt. Viel Vergnügen beim Lesen. Kapitel 14: Kuss Ich stand unter der Dusche. Das kalte Wasser welches an meiner Haut abperlte fühlte sich an, als würde ich eine schwere Last von mir waschen. Die ganze aufgestaute Hitze kühlte sich immer mehr ab. Es war irgendwie befreiend. Ich stellte die Temperatur noch einmal ein bisschen kälter und doch mehr als ich dachte. Es schauderte mich, der Atem ging schwer. Warum konnte ich ihn selbst jetzt nicht vergessen? Gab es denn nicht mal einen Moment, eine Sekunde in der ich mich einfach fallen lassen konnte? Auch wenn es mich quasi mit Wärme durchflutete, der Gedanke an ihn, so war es doch auch belastend. Ich hatte keine Ruhe, und ich würde womöglich auch solange keine haben, ehe ich den Mut aufbrachte ihm zu sagen was ich wirklich für ihn empfand. Seufzend stellte ich das Wasser ab, blieb regungslos in der Dusche stehen und lauschte dem Geräusch der Wassertropfen, die ihren Weg von den Spitzen meiner Haare zum Boden vor meinen Füßen mit einem leisen Aufplätschern fanden. Gänsehaut breitete sich aus. Ich wollte mich gar nicht abtrocknen. Am liebsten wollte ich so abgekühlt bleiben. Aber was hatte ich schon für eine Wahl? Also stieg ich eher missmutig aus der Dusche, mit den Füßen auf die ebenfalls kalten Fliesen des Badezimmers. Ich griff nach dem Handtuch, welches ich mir bereitgelegt hatte und fuhr mir damit zuerst kurz durchs Haar, ehe ich mich meiner Haut zuwandte. Das Handtuch hatte sich an einigen Stellen leicht rose verfärbt, in der selben Farbe wie der Rest Schaum der sich bis jetzt in der Dusche noch hielt. Ich sollte meine Haare wirklich nachtönen lassen. Fertig eingekleidet und die bereits sehr ausgewaschenen Haare getrocknet tapste ich die Treppe runter in die Küche. Meine Mutter bereitete gerade das Abendessen zu . Ich wollte einfach nur wissen wann ich damit rechnen konnte, dass es fertig war. Doch kaum hatte ich einen Schritt in den einladend lecker duftenden Raum gesetzt, klingelte es an der Tür. “Ich mach schon auf.”, verkündete ich meinen Eltern in dem ich die Stimme erhob. Doch irgendwie überkam mich schon ein seltsames Gefühl als ich nach der Türklinke griff. Ich schluckte noch einmal ehe ich sie nach unten drückte und die Tür aufzog. Ich hörte das Rauschen des Regens an einem Sonntagabend. Er war schwerfällig und schien auch so schnell nicht aufhören zu wollen. Ich hörte das leise Aufkommen der Tropfen die sie an den schwarzen Haarspitzen gesammelt hatten und am Boden in einer Pfütze verschwanden. Sekunden verstrichen. Kyos Kleidung klebte förmlich an seinem Körper. Er war von Kopf bis Fuß vollkommen durchnässt. Mit gesenktem Kopf stand er so vor meiner Tür. Sein Blick sagte soviel und doch überhaupt nichts. Ich meinte zu wissen was er wollte. Das ich ihn ohne zu fragen einfach ins Warme bitten würde. Doch wusste ich nicht was für ein Grund ihn zu mir gebracht hatte, noch welches Gefühl es war, welches in Kyos Augen aufblitzte. Erst jetzt fiel es mir auf. Diese Rötung an der linken Seite seiner Unterlippe, als sei die aufgeplatzt. War da noch mehr? Und immer noch stand ich einfach da, außer Stande etwas zu tun, warum? Ich wollte doch so gerne meine Hand nach ihm ausstrecken. “Wer ist es denn?”, ertönte die Stimme meiner Mutter aus der Küche und ließ mich aufschrecken. Das hatte ich wohl auch irgendwie gebraucht. Ich nahm Kyo bei der Hand und zog ihn zu mir ins Haus und ließ die Tür ins Schloss fallen. Ich sah ihm kurz direkt in die Augen, ehe ich seine Hand fest drückt und ihn die Treppen hoch in mein Zimmer hinter mir her zog. Kaum dort angekommen packte ich ihn an der Schulter und zog ihn zu mir. Ich legte meine Arme fest um ihn und drückte ihn an mich. Dabei war es mir egal, dass er ganz nass war. Ich hatte einfach das Gefühl dies jetzt tun zu müssen. Das er es noch mehr brauchte als ich. Irgendetwas war passiert, sonst wäre er nicht zu mir gekommen. Mein Herz raste. Jetzt legte auch er die Arme um mich, krallte sich mir den Fingern in meinen Pullover. Er zitterte. Doch ich war mir nicht sicher ob das nur daran lag, das ihm kalt war. “Du solltest dir etwas anderes anziehen.” Ich spürte wie er den Kopf schüttelte. Und am liebsten hätte ich es auch dabei belassen und ihn einfach weiter an mich gedrückt. Doch so ging es nicht. Er musste aus den nassen Sachen raus und so drückte ich ihn etwas von mir, fasste ihn an der Schulter. Er ließ nur sehr zögerlich von mir ab. Und ich konnte nicht leugnen, dass mir das gefiel. Doch das war die völlig falsche Situation für so etwas. Na ja, eigentlich konnte ich das ja nicht einmal einschätzen. Immerhin wusste ich praktisch von gar nichts. “Ich such dir eben etwas raus, okay?” Er nickte und ich holte aus meinem Kleiderschrank ein paar Sachen von denen ich überzeugt war, dass sie ihm passen würden und schickte ihn damit ins Bad. Ich legte ihm auch noch ein Handtuch für seine Haare hin und verließ das Badezimmer. Ich schämte mich dafür, aber ich konnte einfach nichts dagegen machen, dass ich ihm irgendwie schon gerne beim umziehen zugesehen hätte. Immer noch einwenig neben der Spur trat er dann umgezogen aus dem Bad auf mich zu, die nassen Klamotten in seiner Hand. Ich nahm sie ihm ab und er folgte mir wieder in mein Zimmer, wo ich die Sachen über meinen Schreibtischstuhl vor die Heizung hängte. Ich zog mir meinen Pullover über den Kopf und hing ihn gleich dazu und holte mir ein T-Shirt aus meinem Schrenk, welches ich mir sofort überzog. Kyo hatte sich derweil auf meinem Bett niedergelassen. Ich gesellte mich zu ihm. “Kann ich heute vielleicht hier bleiben?” Auch wenn ich nicht wusste was der Grund für diesen Überraschungsbesuch war, ich hatte doch eigentlich keine Wahl als zuzusagen, oder? Und um ehrlich zu sein freute ich mich auch ein bisschen darüber. “Sicher. Aber willst du mir nicht vielleicht sagen was passiert ist?” “Wenn ich das selber mal so genau wüsste.” Ich sah Kyo fragend an. Aber da er zu einer Erläuterung ansetzte, brauchte ich nichts weiter dazu zu sagen. “Ich war in meinem Zimmer als mein Vater nach mir rief. Er brüllte so unglaublich laut, das hätten unsere Nachbarn eigentlich auch hören müssen. Jedenfalls kam ich raus, da stapfte er schon die Treppen hoch. Ich habe keine Ahnung warum er sauer war, er war auch mal wieder total betrunken. Na ja, fast schon schlimmer als sonst. Er hat mich angeschrieen und gemeckert, doch ich hab nicht ein Wort verstanden. Er hat so schnell und undeutlich geredet. Jedenfalls hat er mir dazwischen wohl eine Frage gestellt und da ich ihn ja nicht verstanden habe, habe ich nicht geantwortet. Da wurde er dann nur noch aggressiver und hat mir ins Gesicht geschlagen, dabei ist die Lippe aufgeplatzt. Da wir direkt an der Treppe standen bin ich durch den Hieb die Stufen bis nach unten runtergefallen. Er ist gerade viel zu betrunken. Da dachte ich, ich komm zu dir. Tut mir Leid.” In mir kochte es. Dieser Mann den Kyo seinen Vater nannte regte mich auf. Wie konnte er nur so mit ihm umgehen? Kyo hatte so etwas echt nicht verdient. Ich ballte meine Hand zu einer Faust. Wenn ich doch irgendetwas tun könnte. Es klopfte an der Tür. “Kann ich reinkommen?” Es war meine Mutter. “Ja.” Sie öffnete zaghaft die Tür um hereinzuschauen. Ihr Blick fiel natürlich sofort auf Kyo. “Oh hallo, ich hatte gar nicht mitbekommen wer gekommen ist. Das Essen ist fertig, wenn ihr beiden mögt.” Sie lächelte ihn freundlich an. Er tat es ihr gleich. Und schon hatte sie mein Zimmer auch wieder verlassen. “Möchtest du etwas essen?” Kyo zögerte. “Ich kann uns was hoch bringen, okay?” Er nickte. Ich verließ also mein Zimmer und stieg die Treppen runter in die Küche. Meine Mutter musste es schon geahnt haben, denn sie drückte mir sofort zwei servierfertige Teller in die Hand. Ich lächelte sie kurz an. “Danke.” Mit den beiden reichlich bestückten Tellern balancierte ich also wieder die Treppen hoch. Doch als ich wieder in meinem Zimmer ankam, stellte ich fest, dass ich mir dieses auch hätte sparen können. Kyo war auf meinem Bett inzwischen einfach eingeschlafen. Während ich mich noch etwas über die Geschwindigkeit wunderte, stellte ich die Teller auf meinem Schreibtisch ab und bewegte mich dann zu Kyo. Er war wohl echt fertig. Ich hatte mich vor mein Bett gehockt, sodass ich direkt in Kyos schlafendes Gesicht sehen konnte. Wieder begann mein Herz sein Tempo zu erhöhen. Mit der linken Hand streichelte ich ihm vorsichtig über die schwarzen Haare. Sie waren noch ganz weich von der frischen Farbe. Sicherlich dufteten sie auch noch danach. Behutsam, Kyo nicht zu wecken, lehnte ich mich weiter auf das Bett um an seinen Haaren zu riechen. Sie rochen tatsächlich noch frisch gefärbt. Ich mochte diesen Geruch. Schmunzelnd lehnte ich mich wieder zurück und folgte mit meinen Augen den Gesichtskonturen meines Gegenübers. Warum war er nur so niedlich? Es war so ein warmes und angenehmes Gefühl ihn einfach nur anzusehen. “Kannst du es mir verzeihen wenn ich dich jetzt küsse?”, flüsterte ich leise und auch nicht darauf bedacht eine Antwort zu erhalten. Ich kam ihm einfach nur näher. Mit jedem noch so kleinen Millimeter den ich mich seinen Lippen näherte, stieg auch mein Puls. Mein Herz hämmerte regelrecht gegen meinen Brustkorb, aber auf eine angenehme Art und Weise. Langsam schloss ich die Augen und überwandt den letzten Anstand zwischen ihm und mir. Nur ein kurzer Augenblick. Denn ich musste feststellen, dass das nicht das war, was ich wollte. Ich wollte ihn richtig küssen, das musste ein wirklich schönes Gefühl sein. Aber so war es doch nicht mehr als ein flüchtiger Kuss, der rein gar nichts zu bedeuten hatte. Trotzdem war es schön noch einmal seine weichen Lippen zu spüren. Plötzlich knurrte mein Magen. Ich musste über mich selbst lachen, natürlich leise. Das war absolut keine Situation in der sich ein Magen zu Wort zu melden hatte. Jedoch gab ich belustigt diesem Gefühl nach und beschloss mich etwas näher mit dem Essen zu beschäftigen, welches meine Mutter für mich und Kyo fertig gemacht hatte. Der Duft wurde auch immer verführerischer. Es endete damit, dass ich nicht nur meine Portion aß, sondern auch die von Kyo. Ein schlechtes Gewissen musste ich nicht haben. Ich ging davon aus, dass Kyo heute nicht mehr aufwachen würde. Und ich sollte es ihm gleichtun und auch etwas schlafen. Ich sah mich nur etwas ratlos in meinem Zimmer um. Schlafen schön und gut, aber wo? Das Bett war ja schon belegt. Mein Blick wanderte wieder zu Kyo, der einen schönen Traum zu haben schien. Sein Gesichtsausdruck war so sorglos uns sanft. Ich schmunzelte, beugte mich über ihn. Schließlich hob ich ihn ganz vorsichtig ein wenig hoch um ihn weiter zur Wand hin zu legen. Ich selbst legte mich davor. Mein Bett hatte zwar durchaus Platz für zwei, zumal wir ja nicht gerade dick waren, trotzdem wollte ich so verhindern, dass er versehentlich raus fällt. Ich legte noch die Decke über uns und drehte mich mit dem Gesicht zum Schwarzhaarigen. Ich war trotz dieser Nähe ungewöhnlich ruhig. Keine Herzattacken, nichts. Es war einfach nur ein schönes Gefühl. Kapitel 15: Wahrheiten ---------------------- Hi erst mal... natürlich vielen Dank für die Kommis, ich freu mich immer riesig wenn ich welche lesen darf ^-^ Und! Es tut mir Leid, dass ich solange nichts hochgeladen hab. Das liegt wahrscheinlich zum größten Teil daran, dass ich selbst immoment ganz ins Lesen vertieft bin und dazwischen schlecht wieder auf meine eigene Geschichte rutschen kann. Ihc bin halt auch den Bis(s)-Büchern verfallen. (Leider) hat das auch glaub ich einfluss auf meine Schreibweise in diesem Kapitel genommen. Na ja, genug gerade. Habt Spaß beim Lesen ^.^ Kapitel 15: Wahrheiten Es war bereits hell als ich verschlafen die Augen öffnete. Es war alles wie an einem ganz normalen Samstag oder Sonntag Morgen mit dem einen Unterschied, dass das Wochenende bereits vorbei war. Erschrocken über diese Tatsache, war ich mit einem mal hellwach und wühlte mich hektisch aus der warmen Decke. Kaum das ich mich aufgerichtet hatte, hielt ich aber schon wieder inne. Mein Blick haftete an einer schwarzhaarigen Person die an meinem Fenster stand. Die Erinnerungen an gestern kamen zurück und der Wochentag wurde dafür völlig gelöscht. Kyo stand mit dem Rücken zu mir und sah aus dem Fenster. Es war geöffnet. Die entfernten Autogeräusche waren dennoch kaum zu hören. Es schien windig zu sein. Auch wenn bei mir davon nichts ankam war es am Geräusch des Windes in den Bäumen und an den seichten Bewegungen von Kyos schwarzem Haar zu erkennen. Er drehte sich nicht um. Vielleicht hatte er mich nicht bemerkt. Dabei war ich so hektisch aufgewacht. Ich erinnerte mich an die Position wie ich gestern eingeschlafen war. Kyo musste heute morgen über mich rüber geklettert sein. Ich fragte mich was er wohl gedacht hatte als er aufgewacht war. Auch wenn er nicht so fühlte wie ich, ich musste an die Situation in dem Hotel denken, als ich aufwachte und er so nah bei mir lag. Vielleicht hatte er sich auch erschrocken. Wahrscheinlich war er schon aufgestanden weil es ihm unangenehm war. Wie lange er da wohl schon stand? “Kyo?” Er zuckte zusammen und drehte sich langsam zu mir um. Was war das für ein Blick? Mit großen Augen sah ich ihn an, doch er wich aus. “Es ist schon fast Mittag, es lohnt sich nicht mehr zur Schule zu gehen.” Ich schreckte auf. Richtig, da war ja was. Aber ich gab ihm recht. Vielleicht war es auch besser nicht mehr zur Schule zu gehen. “Warum hast du mich nicht geweckt?” Er zuckte nur mit den Schultern. Ich stand auf und ging auf Kyo zu. Eine Weile sah ich ihn nur an. Warum hatte ich jetzt nicht mehr den Mut ihn nach einem Kuss zu fragen? Ich war echt hilflos. “Kaoru?” Auch wenn Kyo mir in die Augen sah, konnte ich seinen Blick einfach nicht deuten. “Ja?” Er hob die rechte Hand, in der er schon die ganze Zeit etwas gehalten hatte, was ich vorher nicht zu identifizieren wusste. Meine Augen weiteten sich als er es mir gut erkennbar vor die Nase hielt. Mein Atem stockte, mein Gesicht entgleiste. Das was Kyo mir da zeigte war nichts anderes als der Boys Love Manga den ich kürzlich gekauft hatte und einfach nur in meine Schreibtischschublade verstaut hatte. Ich hätte ihn verstecken, wegwerfen oder verbrennen sollen. Das ging mir nach der ersten Leere durch den Kopf. Ich begann zu realisieren, dass ich es nicht länger verheimlichen konnte, dass ich mich für Gleichgeschlechtliche interessierte. Und vielleicht auch nicht mehr lange, was ich für Kyo wirklich empfand. Es war erschreckend wie viel Angst ich davor hatte jetzt etwas von Kyo zu hören. Am liebsten wollte ich einfach verschwinden. Wäre es doch einfach nur eine normale Liebesgeschichte, wäre es vielleicht noch in Ordnung gewesen. Nein, wäre es auch nicht. Aber warum musste es so etwas perverses sein? Mir ging alles mögliche durch den Kopf. Wie lange starrte ich jetzt schon auf dieses Unheilvolle Papier? “Magst du so was?” Meine Augen waren total auf den Manga fixiert. Ich konnte Kyo nicht ansehen, dazu war ich auch viel zu feige. Als ich nicht antwortete ließ er seine Hand wieder sinken und ohne es im ersten Moment zu merken ging mein starrer Blick direkt in seine Augen. Ich erschrak und drehte mich um. Wie war sein Blick? Ich wusste es nicht. “Ich... Es hatte mich nur mal interessiert.” Es war einen Moment lang ruhig. “Bist du in einen Mann verliebt?” Ich schreckte auf. Was sollte ich antworteten? Konnte ich alles abwehren in dem ich log? Wohl kaum. Aber was würde passieren, wenn ich mich an die Wahrheit hielt? Ich blieb stumm. Egal was ich hätte antworten können, nichts war sicher. “Tut mir Leid!” Irritiert drehte ich mich vorsichtig wieder zu Kyo um. Er hatte den Blick abgewendet. “Ich war ohne Erlaubnis an deinen Sachen und hab dich in eine unangenehme Situation gebracht. Das tut mir Leid.” Ich starrte ihn an. Warum war er nur so niedlich? Ich schüttelte den Kopf. “Du brauchst dich nicht entschuldigen.” Da ist er, dachte ich. Das war der richtige Moment es ihm zu sagen. Kyo schien die Tatsache, dass ich mich ganz offensichtlich zu Männern hingezogen fühlte ja doch auch so akzeptieren zu können. Und wann waren wir schon mal bei diesem Thema? Es würde so schnell keine bessere Gelegenheit kommen es ihm zu sagen als jetzt. Doch es ging nicht. Als Kyo mich kurz anlächelte, blieb mir alles im Hals stecken und bildete einen fetten Klos, der schon fast schmerzte. Mein Herz pochte so stark. Es ging nicht, ich konnte kein Wort rausbringen. Mein Mund stand offen. Um mit die Peinlichkeit zu ersparen, dass niemals etwas rauskommen würde, wendete ich mich ab, schritt an Kyo vorbei und schloss das Fenster. Es war nicht verwunderlich, dass er es geöffnet hatte, es war so dreckig, man konnte kaum durchsehen. Kyo war mir mit den Augen gefolgt. Ich spürte seinen musternden Blick in meinem Rücken. Meine plötzliche Unsicherheit musste ihm aufgefallen sein. Es war offensichtlich, dass ich etwas hatte sagen wollen. Doch ich fragte mich, was Kyo jetzt denken mochte. Das ich ihm doch auf seine Frage antworten wollte? Es war schließlich die Gelegenheit. Ich atmete tief ein und lange aus. Doch in mir beruhigte sich einfach nichts. Trotzdem drehte ich mich wieder zu meinem Gast. “Was hältst du von Frühstück?” Und da war sie hin, meine Chance. Mein Gegenüber starrte mich auch nur irritiert an. Er hatte wohl auch mit etwas anderem gerechnet. Aber mit was? Plötzlich fühlte ich mich als hätte ich ihn total enttäuscht. Das man von einem Freund erwarten konnte, dass er aufrichtig zu einem war, war eine Selbstverständlichkeit. Doch ich war nicht aufrichtig und das wusste Kyo. Er schaute etwas betreten beiseite und nickte. Jetzt fühlte ich mich definitiv schlecht. Aber was hätte ich auch tun können? Es hatten sich ja alle meine Wahrheiten zu einem Klos verformt. Ich verspürte den Drang ihn genau wie gestern einfach an mich zu drücken. Es hätte auch gereicht nur seine Hand in meine zu fassen. Doch die Situation hatte sich geändert. Wir beide wussten, dass ich schwul war. Es wäre ihm jetzt sicher nicht mehr recht. Vielleicht wäre es ihm auch ohne diese Erkenntnis nicht recht gewesen. Gestern war ja schon ein Ausnahmefall. “Okay, ich mach uns was. Möchtest du vielleicht in der Zwischenzeit duschen, oder so?” Meine Stimme klang wackelig. Ob er es merkte? Als er mich ansah, beschloss ich nicht auf eine Antwort zu warten und machte mich auf, dass Zimmer zu verlassen. “Du kannst dir was aus meinem Schrank raussuchen.” Mit diesen Worten verließ ich den Raum und fühlte mich erleichtert. Doch mein Pult vibrierte nach wie vor in meinen Adern, meine Hände zitterten. “Ich bin zu ein Idiot!”, murmelte ich leise fluchend zu mir selbst, als ich die Treppen in die Küche hinabstieg. Als ich gerade den Kühlschrank durchforstete, hörte ich wie sich ein Stockwerk über mir eine Tür öffnete, diese schloss und ein paar Sekunden später sich die selben Geräusche wiederholten. Kyo war also ins Badezimmer verschwunden. Ich schnitt ein paar Scheiben vom Brot ab und füllte einen Teller mit Käse und anderen Dingen mit denen man sie belegen konnte. Es gab keinen Grund sich zu beeilen und doch hastete ich die Treppen hinauf als würde gerade jemand in meinem Zimmer jede Sekunde verhungern. Neben der Badezimmertür hielt ich kurz inne und lauschte dem rauschenden Wasser aus der Dusche. Seufzend setzte ich mich wieder in Bewegung und öffnete gekonnt mit dem Ellenbogen meine Zimmertür, stellte die Teller vorsichtig auf dem Schreibtisch ab. Auf der Fensterbank entdeckte ich den Manga, der mit wahrscheinlich den ganzen Tag, vielleicht meine restliche Schulzeit, mein restliches Leben aber gewiss mein Verhältnis zu Kyo ruiniert hatte. Ich hasste mich dafür, dieses Ding gekauft zu haben. Es hatte mir nichts gebracht, nichts! Ich schlurfte rüber zu meinem Schrank und suchte mir ein paar Kleidungsstücke für den Tag raus. Und so zog ich auch direkt an dem Schwarzhaarigen vorbei als er mein Zimmer wieder betrag. “Du kannst schon mal anfangen.”, rief ihm noch zu, ohne ihn auch nur anzusehen. Doch er hatte mich angesehen. Ich hatte seine Blicke deutlich gespürt. Warum war ich nur so verdammt feige? Im Bad wechselte ich die Klamotten und betrachtete mich eine weile im Spiegel, zupfte mir in den Haaren herum, ohne wirklich etwas an ihnen zu verändern. Nachdem ich mir auch noch schnell die Zähne geputzt hatte, machte ich mich missmutig wieder auf zu Kyo. Er stand neben dem Schreibtisch an der Wand gelehnt und schaute kurz auf als ich den Raum betrat. Die Teller waren noch unberührt. Kyos Blick war fordernd. Auch wenn er mich nicht mehr danach fragen würde, beharrte er darauf, die Wahrheit von mir zu hören. Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass er eh schon alles wusste. Ich nahm mich zusammen und trat auf Kyo zu. “Wäre es denn für dich okay wenn ich einen Mann liebe?” Es war, als hätten wir das Thema nie verlassen. Anstatt eine Antwort zu erhalten packte er mich am Kragen und im nächsten Moment spürte ich seine Lippen auf meinen. Ich riss die Augen auf, konnte gar nicht recht glauben was da gerade passierte. Dieses Gefühl das sich in meinem ganzen Körper ausbreitete war anders. Anders als beim ersten mal, wo es nur ein Test war, wo es nichts mit irgendwelchen Gefühlen zu tun hatte. Anders als gestern, wo ich seine Lippen berührte als er schlief. Er wollte mich küssen und das ohne irgendeinen besonderen Grund. Ein kribbelndes Glücksgefühl ließ mein Herz unruhig schlagen. Doch so plötzlich wie dieser Kuss gekommen war, war er auch wieder vorbei. Ich ersten Moment war ich einfach außer Stande gewesen mich zu rühren und so verpasste ich die Chance zu reagieren, geschweige denn den Kuss zu erwidern. Ich starrte Kyo immer noch aus großen Augen an, als er sich längst von mir gelöst hatte. Er ließ seine Hände nach unten sinken, sah mich an, mit einem Blick der Enttäuschung . Zumindest dachte ich das. Er lenkte die Augen schließlich von mir ab und setzte zu einer vermeintlichen Erklärung an. Doch ich ließ ihn nicht. Ich packte ihn an der Schulter und drückte ihn an die Wand hinter sich, presste meine Lippen auf seine. Sie waren so weich und süß. Ich ließ meine Zunge über seine Unterlippe gleiten und blickte in einer kurzer Distanz in die pechschwarzen Augen , die eilig über mein Gesicht huschten, und schließlich an meinen Augen hängen blieben. Sekunden in den wir uns ansahen, als ich mein Gesicht nur wenige Millimeter von seinem trennte. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Fuhr durch die schwarzen Haare meines Gegenübers, als ich die leichte Rötung auf seinen Wangen bemerkte. Eine Art Kribbeln durchzog meinen Körper, mein Herz schlug unregelmäßig und hastig. Dieses Gefühl, ich musste es festhalten. Ich musste ihn festhalten. Denn das war genau das, was ich mir so sehnlichst gewünscht hatte. Es waren nur Sekunden der Trennung, und doch zu lang. Diesmal sanft, legte ich meine Lippen wieder auf seine. Genussvoll ließ ich meine Zunge ein weitere mal über seine Lippen gleiten. Kyo öffnete den Mund und ließ eine Berührung unserer Zungen zu. Er stupste mich an, ich reagierte. Ich folgte ihr, fuhr ihr an der Seite entlang in seinen Mund. Sanft spürte ich wie Kyos Hände über meine Brust, meinen Hals nach oben wanderten und sich schließlich in meinen Haaren vergruben. Ich wusste gar nicht so recht wo ich mit meinen hin sollte, denn ich wollte ihn eigentlich überall berühren. Es war auch nicht unbedingt leicht sich jetzt überhaupt irgendwelche Gedanken zu machen. Lediglich meinem Verlangen ihn abzutasten zu unterdrücken war ich im Stande. Ich drückte meinen Körper an seinen, presste ihn weiter an die Wand. Es störte ihn nicht. Meine Glücksgefühlte mischten sich mit Erregung. Diese Nähe fühlte sich so verdammt gut an. Ich konnte das unregelmäßige Heben und Senken seines Brustkorbes genau spüren. Meine rechte Hand legte ich an seinen Hals, während die andere an seiner Hüfte ruhte, ehe sie einen Weg unter Kyos Pullover suchte. Ich strich sanft über die weiche Haut an seiner Taille. Kyo zuckte zusammen und auch mich durchfuhr ein Gefühl, wie ein leichter Stromschlag. Aber irgendwie angenehm. Das Gefühl von Kyos Haut unter meinen Fingern war so anziehend. Ich ließ meine Hand weiter über seinen Rücken gleiten und drückte seine Hüfte weiter zu mir, während auch er sich mit seinen Armen an mich zog. Mir wurde immer wärmer. Ich zog mich aus Kyo Mund zurück und glitt mit feuchten Lippen seinen Hals hinab. Er wechselte die Position seiner Hände auf meinen Rücken. Sanft fuhr er meine Schulterblätter entlang. Als ich kurz mit der Zunge über sein Schlüsselbein strich und mich anschließend mit den Lippen an seiner Haut saugte, versuchte er kläglich ein Stöhnen zu unterdrücken. Ich musste Lächeln und blickte wieder auf in sein Gesicht. Mein Herz raste. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, auch wenn ich dadurch den warmen Platz meiner linken Hand für aufgeben musste. Kyo biss sich auf die Lippen, ehe ich sie wieder mit meinen versiegelte. Aus der Wärme wurde ziemlich schnell Hitze. Alles, mein Körper, mein Kopf, es spielte alles völlig verrückt. Ich fühlte mich wie in einem Rausch, nur völlig nüchtern. Kyos Geschmack, sein Geruch, seine Wärme. Dies alles wirkte wie eine Droge auf mich, von der ich wusste, dass ich mich ihr nie wieder entziehen könnte. Ich vernahm ein leises Knacken hinter mir. Es hörte sich so weit weg und dumpf an, doch ob es das auch wirklich war? Nichts auf das man sich jetzt konzentrieren konnte und doch ließ mich dieses Geräusch wieder der Realität zu. Mein Kopf begann wieder zu arbeiten und plötzlich ging mir im Schnelldurchlauf nochmal alles durch den Kopf, was ich gerade getan hatte, was ich gerade tat und was folglich der nächste Schritt sein musste. Auch wenn ich ziemlich erregt war, mit einem mal wurde ich unsicher und nervös, konnte mein Gehirn auch nicht einfach wieder auf Sparmodus umstellen. Schweratmend löste ich mich von Kyo. Das war mir nicht besonders leicht gefallen. Ich starrte in die nachtschwarzen Augen die mich fragend anblickten. Auch er rang nach Sauerstoff, doch hatte ihn das abrupte Abstandnehmen irritiert. Mein Puls vibrierte. Was war nur passiert? Eben, vor nicht mal fünf Minuten waren wir noch Freunde gewesen. Und jetzt? Was waren wir jetzt? Von einer Sekunde zur anderen hatte sich unser ganzes Verhältnis geändert. Plötzlich weiteten sich Kyos Augen und er sah mich ganz starr an. Nein, er sah an mir vorbei. Irritiert drehte ich mich um, um Kyos Blick zu folgen. Ich stockte als ich in die Gesichter meiner Eltern blickte. Kapitel 16: Fallen ------------------ Und es hat wieder so eine halbe Ewigkeit gedauert. Das tut mir Leid. Ich hoffe mir wird verziehn. ^^" Noch vier Kapitel dann setz ich mich zur Ruhe. *lach* Und dabei hab ich noch gar kein richtiges Ende im Kopf. Aber das ist ja jetzt für euch auch noch nicht so wichtig. Fürs erste wünsche ich erstmal viel Spaß mit diesem neuen Kapitel. Kapitel 16: Fallen Ich schaute in die Gesichter von Fremden. Meine Eltern sahen nicht mehr aus wie meine Eltern. Ich dachte ihre Gesichter zu kennen, doch kamen sie mir jetzt ungewohnt fremd vor. Waren es die Augen, die diese neue Ausstrahlung schafften? Oder hatte sich gar mein Blick geändert? Im Gesicht meines Vaters hatten sich tiefe Falten auf der Stirn gebildet, die alle für ein anderes Gefühl zu stehen schienen. Dazu blitzte die Ratlosigkeit und der Ärger in seinen Augen auf. Mein Ebenbild. Auch ich war ratlos und verärgert, konnte mich aber zwischen ihnen nicht entscheiden. Na ja, dann wohl doch eher ratlos. Während mir und meinem Vater eher zu wenige Gedanken im Kopf spukten, schien meine Mutter vor ihnen gar nicht mehr sicher. Ich sah ihre Augen, wie sie unruhig von einem Punkt zum nächsten huschten, ohne wirklich etwas zu sehen. Sie dachte zweifellos darüber nach, was sie falsch gemacht haben könnte und warum sie überhaupt noch gleich ohne Vorwarnung mein Zimmer betreten hatte. Zugegeben, letzteres wünschte ich mir. Dies war nämlich der Auslöser für meinen innerlichen unterdrückten Ärger. Es sah ihnen nicht ähnlich einfach hereinzuplatzen. Warum jetzt? Gerade jetzt? Selbst wenn ich diese Situation nicht einschätzen konnte, so würde sie eines definitiv zur Folge haben: Kyo würde gehen. Meine Lippen kribbelten. Der falsche Augenblick. Doch eigentlich sollte es der Richtige sein. Ohne den Blick von den seltsamen Gesichtern vor mir zu nehmen, suchte ich mit meiner recht Hand nach der von Kyo. Doch er rückte einen Schritt von mir. Er war eben klüger als ich. Es hätte die Situation vielleicht nur noch verschlimmert, hätten wir jetzt händchenhaltend dagestanden. “Kaoru...” Ob meinem Vater endlich Worte eingefallen waren oder ob er nur die Stille auflösen wollte und damit die Spannung in der Luft, war egal, denn weiter kam er nicht. Seine heisere und kratzige Stimme versagte. Er räusperte sich, fasste sich angestrengt an den Hals. Zum ersten mal holte ich Luft. “Stimmt etwas nicht?” Ich versuchte meinen Eltern forsch ins Gesicht zu schauen. Meine Mutter verließ augenblicklich ihren Zustand und fixierte ihre traurigen Augen auf mich. Es war ein unangenehmes Starren. Mein Vater räusperte sich erneut. “Ich glaube, wir sollten einmal in Ruhe reden.”, flüsterte er immer noch mit kratziger Stimme. “Du, ich und deine Mutter.” Er blickte auffordernd zu Kyo rüber. Da war es. Freundlicher als erwartet, aber es war die Aufforderung zu Gehen. Kyo nickte nur und schlendert ohne mich anzusehen, ohne ein Wort aus dem Zimmer. Ich starrte immer noch auf dir geschlossene Tür als sich mein Vater seufzend auf meinem Schreibtischstuhl fallen ließ. Am liebsten wäre ich hinterher gegangen. Ich hätte es tun sollen. “Kannst du uns das erklären?” Warum viel es meinem Vater plötzlich so leicht etwas zu sagen? Nur weil Kyo weg war? “Warum erklärt ihr mir nicht erst mal warum ihr schon wieder hier seid und völlig gegen die Gewohnheit in mein Zimmer platzt?” Der Ärger kam wieder. Wegen ihnen war er jetzt weg. Jetzt, wo ich Kyo so nah war wie nie zuvor. Auch wenn meine Augen immer noch auf die Tür geheftet waren, bemerkte ich wie sich meine Mutter auf meine Reaktion hin verkrampfte. “Es ist nicht so, dass wir dich stören wollten...” Mein Vater schnaubte. “Das ist doch jetzt völlig unwichtig.” Unwichtig, ist das so? Für mich war es das nicht. Es herrschte betretenes Schweigen. “Wir sind ja nur für einen erkrankten Kollegen zur Messe gefahren. Er ist allerdings doch hingefahren weil es ihm besser geht und wir wurden wieder nach Hause geschickt. Na ja, und es war so ruhig im Haus, wir dachten du wärst noch in der Schule.” Meine Mutter schluckte schwer. Machte es das besser? Sie wollten in mein Zimmer, weil sie dachten ich wäre nicht da? “Darf ich fragen was ihr dann hier drinnen vorhattet?” Sie wechselten einen unsicheren Blick. “Du hast dich in der letzten Zeit so seltsam verhalten und wir dachten wir finden so vielleicht raus was mit dir los ist.” Man merkte, dass meine Mutter wirklich nicht stolz darauf war. Ehrlichgesagt, ich konnte es ihr auch nicht einmal groß übel nehmen. “Und nun zu dir! Was geht hier eigentlich vor sich?” Ihm nahm ich es aber übel. “Hat man das nicht gesehen?” Schweigen. “Bedeutet das, dass du...” Die Stimme meiner Mutter bebte geradezu. “Ich liebe ihn.” Erneutes Schweigen. “Das meinst du doch hoffentlich nicht ernst.” Er war sauer, aber ich auch. Meine Mutter schaute nervös zwischen mir und meinem Vater hin und her. Dann stellte sie sich mit schlichtender Absicht vor ihren Mann. “Beruhig dich, das ist sicher nur so eine Phase. In dem Alter muss man wohl etwas ausprobieren.” Das war’s, jetzt hatte auch sie bei mir verspielt. “Auch als Phase kann ich das nicht dulden!” Er wurde lauter, meine Mutter nervöser. “Zu spät” Das nächste was ich merkte war der brennende Schmerz auf meiner linken Wange. Trotzdem merkte ich erst daran, wie meine Mutter vor Schreck die Hände vor den Mund nahm und ihren aufgerissenen Augen, dass mein Vater mir gerade zum ersten mal in meinem Leben eine gescheuert hatte. Auch mein Vater war vor Schreck wie erstarrt. Trauer, Enttäuschung und Bitterkeit blitzten in seinen Augen. Wer waren diese Menschen? Ich war nicht wütend, nichts war ich. Und doch nutze ich die Chance ihrer Unbeweglichkeit um zu verschwinden. Ich musste nicht rennen. In normalen Schritten lief ich die Treppen hinunter, zog mir gemächlich die Schuhe an und verließ das Haus. Unruhig atmend lief ich die Straße runter. Es dauerte vielleicht fünf Minuten, bis mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte und seltsame Töne von sich gab. Ich hatte nie einen richtigen Ton eingestellt. Genervt zog ich das kleine Wunderwerk der Technik hervor und starrte auf meine eigene Haustelefonnummer. Ohne groß nachzudenken klickte ich den Anruf weg und machte das Handy aus um folgende Störungen abzuwenden. Doch was jetzt? War Kyo nach Hause gegangen? Wäre es jetzt überhaupt gut ihm hinterher zu gehen? So sehr ich ihn auch in meiner Nähe wissen wollte, umso verwirrter war ich auch. Mir war zum einen immer noch nicht ganz klar was da eigentlich gerade zwischen uns passiert war und zum einen war mein Gefühlswesen völlig durcheinander geraten. Und dies wollte ich auf keinen fall an ihm auslassen. Seufzend setzte ich mich nach einiger Zeit auf die Bordsteinkante. Wohin? Eine ganze Weile saß ich so dar und versuchte nachzudenken, mein Kopf blieb allerdings leer. So lauschte ich dem Wind in den Bäumen, den Vögeln, einem streitenden Pärchen und das dumpfe weitentfernte Heulen einer Sirene. Polizei? Feuerwehr? Oder ein Krankenwagen? Gab es da einen Unterschied? Selbst wenn, warum dachte ich überhaupt darüber nach? “Hey!” Ich schrecke hoch während neben mir ein Rotschopf zu lachen begann. “Die! Musste das sein?”, fuhr ich meinen besten Freund an. Trotz des anfänglichen Ärgers war ich plötzlich unglaublich froh ihn zu sehen. Er hatte noch vor mit gemerkt, dass ich in Kyo mehr gesehen hatte als einen guten Freund. Mit ihm könnte ich reden. Dies Lachen ging in eine erste Miene über. “Was ist los?” Ich seufze. “Wie viel Zeit hast du?” Die merkte wahrscheinlich, dass meine Stimmung mit Kyo zusammen hing. Natürlich, womit auch sonst? “Willst du mit zu mir kommen? Dann kannst du mir ein Ohr abkauen.” Er setzte ein einladendes Lächeln auf, welches man einfach nur erwidern konnte. Ich nickte. Erst dachte ich, was für ein glücklicher Zufall es gewesen war, dass Die vorbeikam. Dann fiel mir allerdings auf, dass er gar nicht so zufällig war. Die Schule war zu Ende und ich hockte auf seinem Nachhauseweg. “Du hattest Recht!”, begann ich während wir in seinem Hausflur die Schuhe auszogen. Der Rotschopf starrte mich irritiert an. “Hab ich das nicht immer?” Ich kniff die Augen zusammen, er lachte. “Okay, okay! Womit hab ich recht?” Ich schaute mich um, um zusehen ob jemand in der Nähe war, der mich eventuell hören könnte. Niemand da, trotzdem senkte ich die Stimme. “Ich liebe Kyo!” Ich wurde rot im Gesicht. Ich schaute in Dies aufgerissene Augen. Damit hatte er doch gerechnet, oder etwa nicht? Schockiert nahm er schließlich die Augen von mir, sagte allerdings noch nichts. Er wirkte, als müsste er sich erst mal sammeln. Plötzlich kam ich mir total dämlich vor, das so gerade heraus gesagt zu haben. Vielleicht hatte er das alles nur aus Spaß gesagt? Es bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals. Die schaute auf, mir in die Augen. “Dann... hat er dich abblitzen lassen?” Irritiert schaute ich in Dies mitfühlende Augen. Ich war verwirrt, wie kam er denn jetzt darauf? Mein bester Freund neigte den Kopf. “Etwa nicht?” Ich schüttelte den Kopf. “Dann hast du dich noch nicht getraut es ihm zu sagen?” Meine Augen wurden schmal. Frechheit, geht der einfach davon aus, dass ich eh keine Chance habe, oder wie? Und so etwas nennt sich dann bester Freund. “Wir haben uns geküsst.” Die schaute mich einen kurzen Moment nur an. Peinlich berührt würde ich sagen. So etwas wollte er vielleicht lieber nicht wissen. Es ist ja auch ein bisschen komisch, selbst für mich. Ich würde mir auch nur ungern vorstellen wie Die z.B. Shinya küsst. Da bekommt man ja Gänsehaut. Die funkelte mich an, sodass ich erschrak. Hatte er etwas meine Gedanken gelesen? “Und warum sitzt du dann wie der größte Trauerklos in der Gegend rum als wolltest du Teil vom Asphalt werden? Wo ist bitte das Problem?” Da viel der Groschen. Die war so von einer emotionalen Niederlage ausgegangen weil ich so deprimiert in der Gegend rumgesessen hatte. “Meine Eltern haben es gesehen.” Die seufzte. Er konnte sich wohl der Rest denken. Dann setzte er wieder sein strahlendes Lächeln auf. “Lass und Mario Kart spielen” Ich starrte ihn aus großen Augen an. “Eh?” Mario Kart? Wie zur Hölle kam er jetzt darauf Mario Kart zu spielen? Er lächelte weiter. “Na, ich werd dich erst mal ein bisschen ablenken.” Und schon hatte er mich am Arm gepackt und schleifte mich mit in sein Zimmer. Na ja, so eine Ablenkung war mir eigentlich ganz recht. Während Die die Konsole startete, bewunderte ich seine ständig wachsende Sammlung von CDs, DVDs und Spielen. Seit ich das letzte Mal hier war, musste es wieder ein bisschen mehr geworden sein. Wir spielten eine gefühlte Stunde, tatsächlich setzte allerdings schon die Dämmerung ein, als ich zum letzten mal verlor. “Komisch, dass deine Eltern gar nicht versuchen dich mal zu erreichen.”, bemerkte Die eigentlich eher so nebenbei. “Ich hab mein Handy ausgestellt.” Die schaute mich an. “Und was wenn Kyo versucht hat dich zu erreichen?” Ich starrte ihn an, kramte im nächsten Augenblick das Handy aus meiner Hosentasche. Die kicherte. Es zeigte mir 17 verpasste Anrufe an. Die konnten unmöglich alle von meinen Eltern sein. Aber auch Kyo hätte mich in der kurzen Zeit nicht so oft versucht anzurufen. Nach einem mal hätte er aufgegeben. Doch als ich mir die Anrufsliste anschaute wurde ich eines besseren belehrt. 13 Anrufe kamen von Kyo. Und das machte mich nervös. War irgendwas passiert? Warum hatte ich dieses blöde Ding nur ausgemacht? Ich erhob mich, schaute Die entschuldigend an. “Danke für die Ablenkung. Ich muss los!” Und im nächsten Augenblick fand ich mich bereits auf der Straße zu Kyos Haus wieder, während ich seine Nummer wählte. Es klingelte ewig. Warum brauchte er solange um an sein Handy zu gehen? War wirklich irgendetwas passiert? Mich überkam ein unwohliges Gefühl, und es wurde nicht besser als ich eine Stimme in der anderen Leitung vernahm. “Hallo?” Erschrocken blieb ich stehen. Minako. Warum ging Minako an sein Handy? Wieso war sie bei ihm und warum hatte es solange gedauert bis jemand ranging? “Hallo? Ist da wer dran?” Ich versuchte mich wieder einigermaßen zu fassen. “Hi, hier ist Kaoru.” Ein leises Seufzen ihrerseits war zu hören. Klick! Aufgelegt. Einfach so aufgelegt. Völlig irritiert stand ich da, immer noch mit dem tutenden Handy an meinem Ohr. Ich wusste einfach nicht was ich denken sollte. Was hab ich denn bloß verpasst? Schließlich steckte ich das Handy doch wieder in meine Hosentasche und überwund die letzten Meter zu Kyos Haus. Ich klingelte, doch niemand machte auf. Dabei müsste doch zumindest sein Vater da sein. “Junger Mann!” Ich drehte ich um. An der Straße stand eine ältere Dame. “Es ist niemand zu Hause. Vorhin war ein Krankenwagen hier. Wenn du also zu dem netten jungen Mann willst der hier wohnt solltest du mal im Krankenhaus nach ihm suchen.” Meine Augen weiteten sich. Krankenhaus? Ich erinnerte mich an das Sirenengeräusch was ich heute Nachmittag gehört hatte und mir wurde regelrecht schlecht dabei. “W-Was ist denn passiert?” Die Dame zuckte mit den Schultern. “Keine Ahnung, Jungchen. Hier war einiges los und niemand wusste so recht bescheid.” Ich sprang die Treppen zur Straße hinunter , bedankte mich bei der alten Dame und rannte los. In Richtung Krankenhaus. Kapitel 17: Tränen ------------------ Holt die Taschentücher raus, hier kommt Kapitel 17 xD das wurde auch echt mal Zeit. Ich hing mitten im Kapitel eine sehr lange Zeit fest und hab es daher erst jetzt fertiggestellt. Es gibt echt nichts schöneres als am Wochenende bei wunderschönem Frühlingswetter mit seinem Laptop auf dem Balkon zu sitzen und in Ruhe zu schreiben. Na ja, wenn nicht gerade die Nachbarn nebenan auch auf die Idee kommen sich auch auf den Balkon zu setzten und dort Spiele spielen. Das wars dann mit der Ruhe.-__-" Aber na gut, das interessiert euch wahrscheinlich alles gar nichts. xD Also mach ichs jetzt kurz: Entschuldigt bitte, dass es so lange gedauert hat. Vielen Dank an Julia (lady89) für die Motivation wieder zu schreiben. ^^ Und natürlich Danke an alle Kommischreiber, ich liebe euch Und nun viel Spaß beim Lesen~ Kapitel 17: Tränen Ein Taxi nach dem Anderen. Und ich Depp hatte natürlich kein Geld dabei. Der Schweiß lief mir nur so übers Gesicht, als ich wie ein Marathonläufer auf der Zielgeraden durch die Straßen hetzte. Ich erlebte ein Deja vu, diese Situation kam mir unglaublich bekannt vor. Bereits zum zweiten mal rannte und rannte ich aus Angst Kyo könnte etwas passieren oder passiert sein. Entgegen der warnenden Anzeichen meines Körpers hielt ich das Tempo. Wann platz die Lunge eines Menschen? Wann reißen Muskeln? Mein erhöhter Herzschlag hämmerte in meine Ohren und überdeckte einfach alles. Das Bild vor meinen Augen begann langsam zu verschwimmen. Doch es war alles noch in Ordnung solang ich den Weg zum Krankhaus zu finden in der Lage war. Alles in meinem Kopf überschlug sich. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Meine kläglichen Versuche mich selbst zu beruhigen verliefen im Nirgendwo. Ich versuchte meine Sorge damit zu beruhigen, dass Kyo mich ja nicht noch versucht hätte anzurufen wenn ihm etwas ernsthaftes zugestoßen wäre. Allerdings befand er sich gerade im Krankenhaus und hätte er mich derart oft angerufen wenn nichts Ernstes wäre? Ich wusste nicht was ich denken sollte. Schweratmend bog ich auf den Parkplatz des Hospitals ein und steuerte auf den Haupteingang zu. Überrascht legten sich meine Augen auf eine kleine schmale Person am Eingang. Sie hielt ein Handy in ihrer rechten und ein weiteres in ihrer linken Hand. Eines davon war das von Kyo. Voller Sorgenfalten auf ihrer Stirn blickte sie auf dieses herab und wählte mit ihrem Handy offensichtlich eine Nummer aus dem Telefonspeicher von Kyo. Sie schreckte auf, als sie mich näher kommen hörte, ließ sofort die Handys sinken und lief ein paar Schritte auf mich zu. Fast so als hätte sie auf mich gewartet. Ich verlangsamte mein Tempo und kam kurz vor ihr zum Stehen. Alles drehte sich plötzlich und ich rang nach Lust. Minako schaute mich sorgenvoll an. In ihren Augen glitzerten die Tränen und ich konnte ihr nicht mal mehr ein bisschen böse sein, dass sie vorhin einfach aufgelegt hatte. “Kaoru, ist alles okay? Soll ich Hilfe holen?” Ich wollte mit dem Kopf schütteln, doch mir war schon schwindelig genug. “Nein... Es geht schon.” Zögernd sah sie mich an, schien dann aber meine Antwort zu akzeptieren. “Es tut mir Leid, dass ich vorhin aufgelegt habe. Man hat mich erwischt.” Ich sah ihr einfach nur in ihre glasigen Augen. Erwischt? Ah! Natürlich! Im Krankenhaus herrschte Handyverbot. Das hätte ich wissen müssen. Dann hatte sie eben also versucht mich anzurufen? “Minako... Wo ist Kyo?” Langsam festigte sich das Bild vor meinen Augen. Mein Atem normalisierte sich. Sie senkte den Kopf, atmete einmal tief durch. “Keine Sorge, er ist nicht... verletzt. Ich bring dich zu ihm, aber bitte lass mich erst erklären was passiert ist.” Sie hob den Blick und schaute mir ernst in die Augen. “Einverstanden?” Ich nickte. Ich hörte Minako aufmerksam zu, doch ich wurde mit jedem Wort, dass ihren Mund verließ unruhiger. Die Wut über mich selbst, dass ich mein Handy ausgeschaltet hatte wurde mehr und mehr zu einem schmerzlich unangenehmen Gefühl. Was mir vorher gar nicht so bewusst war, war dass er wenn er mich mobil nicht erreichen konnte, es vielleicht auch auf Festnetz versucht haben könnte. Ich hatte ihn damit also zusätzlich noch in die Verlegenheit gebracht bei meinen Eltern anzurufen. Als wenn die Situation für ihn nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hatte meine Familie ihn noch zusätzliches Unbehagen bereitet. Doch größer als die Schuldgefühle, war meine Sorge um Kyo. Ich wollte ihn sehen. Doch zuvor war ich gezwungen Minakos Worten zu folgen. Das war wahrscheinlich auch das Beste so, die Geschichte zu kennen bevor ich Kyo in die Augen sah. Ich konnte mir vorab meine eigenen Gedanken dazu machen, mir überlegen wie ich ihm begegnen sollte. Doch ehrlich gesagt, in solchen Situationen, in denen man durch Empathie glänzen konnte , neigte ich dazu meinen Kopf völlig zu vergessen und impulsiv zu handeln. Gedanken ordnen war noch nie meine Stärke gewesen. Minako holte tief Luft. “Das ist es soweit. Jetzt weißt du was passiert ist.” Sie sah mich hilfesuchend an, erwartungsvoll. Doch für eine mündliche Reaktion war es zu früh. Das musste erst mal verdaut werden. Ich strafte mich sogar damit etwas Gutes in der ganzen Sache zu sehen. Doch Tatsache war, dass es Kyo nicht gut ging. Also würde da nie etwas Gutes sein. Ich begann leicht zu zittern, bekam Gänsehaut. Doch schließlich fanden meine Augen die von Minako. “Ich möchte zu ihm! Wo ist er?” Wir starrten und eine Weile an, dann nickte Sie. “Ich bring dich zu ihm.” Minako schlich gerade zu, hatte ich das Gefühl. Dabei konnte es für mich gar nicht schnell genug gehen. Trotzdem folgte ich ihr. Das Krankenhaus war einfach zu groß um wie ein bekloppter in allen Stockwerken herumzurennen. Mein Herzschlag hämmerte in meinen Ohren, meine Brust tat weh. Waren das Nachwirkungen von meinem Sprint vorhin? Oder passte es mehr zu meiner kribbelnden Nervosität und meiner Angst davor, gleich etwas falsches zu sagen oder zu tun? Dann blieb Minako plötzlich stehen. Ich schaute an ihr vorbei, folgte ihrem Blick zu einer kleinen Gruppe von Stühlen, die in einem Gang aufgereiht war. Nur einer der Stühle war besetzt. Ganz langsam näherte ich mich Kyo, doch selbst als ich direkt vor ihm stand, registrierte er mich nicht. Er ließ den Kopf hängen, zitterte am ganzen Körper. Seine geröteten Augen suchten verzweifeln nach einen Punkt, an dem sie sich festhalten konnten. Die Finger krallten sich in den Stoff seiner Jeans, die Arme aufs äußerste angespannt. Alles an ihm schrie nach Hilfe. Ich sah einen jungen Mann, welcher vor wenigen Stunden seinen Vater gefunden hatte, wie dieser mit einem Strick um den Hals im Wohnzimmer hang. Noch war nicht klar, ob der Rettungswagen rechtzeitig gekommen war, oder nicht. Was sollte ich tun? So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er wirkte total verstört, verzweifelt und ängstlich. Ich wusste nicht einmal wie ich ihn auf mich aufmerksam machen sollte, ohne ihn zu erschrecken. Vorsichtig hockte ich mich vor ihn, legte langsam meine Finger auf eine seiner verkrampften Hände. Er schreckte auf, und ich gleich mit. Dieses traurige Gesicht, direkt vor mit. Die glasigen Augen. Es schmerzte. Alles, ich hätte in diesem Moment wirklich alles getan um ihm dieses Leid zu nehmen. Ich wünschte mir sein Lächeln zurück. Doch wusste ich, als ich in seine Augen sah, dass ich dieses für eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen würde. Und dabei vermisste ich es bereits jetzt. Wie nicht anders zu erwarten konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Mein Kopf war wie ein ausgeblasenes Osterei. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, was ich tun sollte. Sollte ich überhaupt etwas sagen oder tun? War es vielleicht besser stumm zu bleiben und einfach nur da zu sein, wenn Kyo mich brauchte? Für mich vergingen Stunden in denen wir uns anstarrten. Ich wollte ihn nicht so mitleidig ansehen, doch ich konnte einfach nichts dagegen tun. Wahrscheinlich vermittelte ich ihm so nur noch mehr das Gefühl, dass es durchaus berechtigt war, sich schlecht zu fühlen. “Kaoru.... Ich hab versucht dich anzurufen.” Mein Herz erfuhr einen kurzen stechenden Schmerz als ich Kyos gebrochene Stimme vernahm. Der schmerzverzerrte Ausdruck auf seinem Gesicht veränderte sich. Es wirkte mehr und mehr wie der krampfhafte Versuch, Tränen zu unterdrücken. “Ich weiß, es tut mir Leid.” Ich legte meine freie Hand auf seine Wange, und da waren sie, die Tränen. “Es tut mir so Leid.” Auch mir war in diesem Moment zum weinen zu mute. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, nicht die Berechtigung dafür zu haben. Dieses Recht hatte momentan nur einer, und das war Kyo. Minako trat nun langsam an uns heran. Ich rechnete es ihr an, dass sie mir erst einen Augenblick mit Kyo alleine gegeben hatte. Und jetzt, zum richtigen Zeitpunkt dazu kam, in dem es darum ging, Kyo emotional aufzufangen. Sie setzte sich auf den Stuhl rechts neben ihn und legte beruhigend ihre Hand auf seinen Rücken. Wir tauschten kurz unsere Blicke, sie war ratlos und mit der Situation überfordert. Zu meinem Bedauern ging es mir da genauso. Kyo jetzt Hoffnung zu machen, dass sein Vater das schon überstehen würde, war zu riskant. Wenn er nämlich nicht durchkommen würde, würde das Kyo nervlich nicht ertragen können. Doch ihn jetzt mit dem Tod seines Vaters direkt zu konfrontieren und ihm helfen, dies zu akzeptieren, erschien mir noch weitaus unheilvoller. Was also tun? Immer noch wischte ich Kyo die Tränen aus dem Gesicht. Auch wenn ich wusste, dass sein Gesicht so schnell nicht wieder trocknen würde. Sein Körper bebte. Und alles was ich tun konnte war hilflos zuzuschauen. Nach einigen Minuten der Stille hob Minako den Kopf, als hätte sie etwas gehört. Ich folgte ihrem Blick in den Gang. Eine Tür hatte sich geöffnet. Heraus traten ein Arzt und Kyos Großmutter. Obwohl es ja nichts Ungewöhnliches war, war ich überrascht sie hier zu sehen. Der Mediziner hatte ein sehr ernstes Gesicht aufgesetzt. War das nun ein gutes oder doch eher ein schlechtes Zeichen? Sein Blick schweifte zu Kyo, er musterte ihn sehr lange und mitleidig, ehe er sich wieder der älteren Dame zuwandte um sich anscheinend von ihr zu verabschieden. Sie standen zu weit weg um auch nur ein genaues Wort zu verstehen. Der Mann verschwand schließlich wieder in dem Raum, aus dem er Kyos Großmutter eben begleitet hatte. Sie selbst stand noch einige Minuten regungslos vor der verschlossenen Tür. Den Kopf gesenkt und den Rest des Körper angespannt, erweckte es sehr stark den Eindruck, dass sie versuchte Fassung zu bewaren. Es war offensichtlich, dass sie an dem Gedanken verzweifelte, ihrem Enkel gleich eine schreckliche Nachricht überbringen zu müssen. Minako und ich sahen uns an. Wir beide wussten es. Kyos Vater war tot. Ihre Augen wurden kleiner, die ersten Tränen rannen über ihr hübsches, aber trauriges Gesicht. Sie drehte sich weg, legte ihre freie Hand auf ihren Mund, bemüht stark zu bleiben, während die andere weiterhin Kyos Rücken streichelte. Seine Gedanken waren ganz woanders als das er soviel Realität gerade mitbekommen konnte. Sein Blick lag wie versteinert auf den Boden gerichtet. Schließlich schlurfte Kyos Großmutter langsam auf uns zu. Ich musterte ihr Gesicht. Als ich ihr das erste mal begegnet war, hatte sie auf mich noch recht jung geblieben und glücklich gewirkt. Doch jetzt war es das krasse Gegenteil. Ihr Gesicht wirkte eingefallen, bass und traurig. Sie sah aus, als wäre sie seit unserer letzten Begegnung 10 Jahre gealtert. Und nicht nur das, sie war auch wesentlich wackliger auf ihren Beinen. Ihre Augen waren rot unterlaufen, als hätte sie bereits sehr viel geweint und es musste ihr in diesem Augenblick unglaublich viel Kraft gekostet haben, Tränen zu unterdrücken. Mich überkam das Bedürfnis, die alte Dame einfach einmal tröstend in den Arm zu nehmen. Doch ich blieb natürlich an Kyos Seite. An keinem Ort hätte ich in diesem Moment mehr gebraucht werden können. Die alte Dame nahm auf dem freien Stuhl zu Kyos Linken platz. Dies hatte nun auch er bemerkt. Die beiden sahen sich lange an, ehe sie einfach nur den Kopf schüttelte und in Tränen ausbrach. Sie zog Kyo an sich, hielt ihn fest in ihren Armen. Kyo, seine Großmutter und Minako. Sie alle trauerten. Und ich fragte mich, womit das dieser schlechte Mensch eigentlich verdient hatte. Warum mussten wegen einem beschissenen Alkoholiker-Vater so gute Menschen leiden. Ein kurzer Anflug von Wut überkam mich, bevor auch mein Blick langsam verschwamm und die ersten Tränen über die Wangen liefen. Kyo hatte seinen Vater verloren, natürlich trauerte er. Außerdem, war er ja nicht immer alkoholabhängig gewesen. Vielleicht war er wirklich ein guter Vater gewesen, bevor er krank wurde. Seine Großmutter trauerte um ihren Schwiegersohn, den ihre verstorbene Tochter über alles geliebt hatte. Und sie hatte auch nie etwas von seiner Krankheit gewusst. Trauer erschien mir da völlig normal. Und Minako, sie weinte weil die ganze Situation einfach furchtbar war. Ein Sohn der seinen Vater verliert. Der ihn gefunden hatte, als dieser Selbstmord beging. Sie machte Kyos Trauer zu ihrer eigenen. Ich war genau wie sie. Kapitel 18: Wo bist du? ----------------------- Hey ho~ zwar bin ich mit meinen Prüfungen immer noch nichts ganz durch, aber ich wollte diesen Kapitel endlich fertig schreiben. Genaugenommen möchte ich die ganze FF langsam mal fertig haben. xD Diese Geschichte begleitet mich nun schon seit einigen Jahren und da bin ich iwie auch ganz froh, dass sie sich langsam dem Ende nähert. Er werden nur noch 2 Kapitel folgen. Und dabei weiß ich selbst noch gar nicht, wie ich es zu einem Ende bringen kann, welches als Ende akzeptiert werden kann. Doch jetzt wünsche ich erst mal Spaß mit diesem Kapitel. Wie immer würde ich mich sehr über Kommentare freuen. ^^ Kapitel 18: Wo bist du? Völlig abwesend starrte ich aus dem Fenster. Die Welt hinter dem Glas erschien mir fremd, sorglos und leider auch unerreichbar. Ich wollte nicht hier sein, aber auch nirgendwo anders. Warum war alles nur so schwierig geworden? Ich legte meinen Kopf an das Glas und meinte dabei ein hohles Geräusch zu vernehmen. Der Wagen hielt an einer roten Ampel und ich nutze die Gelegenheit mir die ferne Welt dort draußen anzusehen. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt und ein Gemisch von Orange und Rot bedeckte nahezu den ganzen Himmel. Es waren nur wenige Menschen auf den Straßen. Sie alle eilten ihrer Wege. Die Ampel schaltete wieder auf grün und ich wagte den Blick zurück in den Wagen. Es war nett, dass Kyos Großmutter uns nach Hause fuhr, aber ich hatte noch nie eine so unangenehm bedrückende Stimmung erlebt. Minako saß auf dem Beifahrersitz, zupfte nervös an ihrem Rock herum und riskierte dann und wann einen Blick in den Rückspiegel um zu sehen, in welcher Gefühlslage sich Kyo gerade befand. Dabei würde sie aber niemals eine Veränderung sehen. Kyos leerer Blick machte mir Angst. Ich konnte ihn nicht lange ansehen. Wie tief musste das Loch wohl sein, in dem er sich gerade befand. Ohne Licht, ohne Boden, ohne Halt. Ich wäre so gerne Halt für ihn gewesen, ich hätte alles getan. Doch wie, wenn man nicht weiß was hilft? In diesem Augenblick würde ich für ihn sicherlich nicht einmal existieren. Der Wagen hielt vor meiner Haustür, doch niemand rührte sich. Stille. Kurz begegnete ich dem Blick von Minako, die mich durch den Spiegel ansah. Ihre geröteten Augen strahlten Trauer und Besorgnis aus. Bevor wir in dieses Auto gestiegen waren, hatte sie den Vorschlag geäußert, dass sie und ich heute Nacht bei Kyo bleiben könnten, damit er mit seinem Kummer und seinem Schmerz nicht alleine sei. Sie und ich wussten, dass Kyo schon in der Vergangenheit nicht davor zurück geschreckt hatte, sich selbst zu verletzten. Die Angst, es könnte noch etwas schlimmeres passieren war bei uns beiden daher sehr präsent. Ich hatte ihrem Vorschlag darum gerne zugestimmt, doch hatte sich Kyos Großmutter dagegen entschieden. Sie war der Auffassung, dass ihr Enkel erst einmal ein wenig Zeit für sich bräuchte, bevor er sich mit seinen Gedanken an uns wenden könnte. Und so war ich jetzt nun mal gezwungen das Fahrzeug zu verlassen. Ich lehnte mich rüber zu Kyo, berührte seine Hand. “Ich will dich morgen sehen. So bald wie möglich werde ich wieder bei dir sein, ja?”, flüsterte ich ihm zu, ehe ich mich abschnallte und aus dem Wagen stieg. Ich blieb noch so lange, vielleicht sogar länger, am Straßenrand stehen, bis das Auto hinter der nächsten Abzweigung nicht mehr zu sehen war. Die Luft war frisch und klar. Es tat gut wie sich meine Lunge mit dem sauerstoffreichen Gas füllte. Die beklemmende Situation war verschwunden, dass schlechte Gefühl blieb. Seufzend drehte ich mich zur Haustür. Würden meine Eltern bereits auf der anderen Seite auf mich warten? Als ich das letzte mal dieses Haus verließ, verließ ich es mit Wut. Wut gegenüber meinen Eltern. Doch der ganze Ärger über sie war verschwunden. Denn ich hatte verstanden, dass auch wenn sie meine Gefühle für Kyo nicht akzeptieren konnten und sich ihr Verhalten mir gegenüber sichtlich ändern würde, sie waren immer für mich da. Es waren meine Eltern und sie liebten mich, dass wusste ich. Es war so unfair. Ich hatte einen Vater und eine Mutter. Kyo war kein Elternteil geblieben. Nach allem was ich bei Kyo an Schmerz gesehen hatte, konnte ich mich glücklich schätzen sie zu haben. Es war dumm, nein fasst schon lächerlich, dass ich mich über sie beklagt hatten. Langsam steckte ich den Haustürschlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Der Flur war dunkel. Es war seltsam, obwohl wir im Streit auseinander gegangen waren, war ich davon ausgegangen, dass sie auf meine Rückkehr warten würden. Sie würden mich im Flur abfangen und die Sache klären wollen. Doch da war niemand, alles war ruhig. Vorsichtig ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und entledigte mich meiner Schuhe. Eigentlich wollte ich direkt in meinem Zimmer gehen, doch ich riskierte einen Blick in das Wohnzimmer. Mein Vater saß, die Arme vor der Brust verschränkt, in seinem Sessel und schlief. Es sah sehr unbequem aus. Sein Kopf hing zur Seite, und es war abzusehen, dass er sobald er erwachte, über Nackenschmerzen klagen würde. Ich ließ meinen Blick weiter durch den dunklen Raum gleiten. Meine Mutter lag auf dem Sofa. Auch bei ihr sah es nichts so aus, als hätte sie es geplant dort die Nacht zu verbringen. Sie beide mussten eingeschlafen sein, während sie auf mich gewartet hatten. Zuerst meine Mutter, denn man hatte eine Wolldecke über sie gelegt. Mein Vater hatte daraufhin sicherlich alle Lichter gelöscht, damit sie in Ruhe schlafen konnte, war durch die Dunkelheit dann wahrscheinlich aber selber eingeschlafen. Der Gedanke brachte mich zum schmunzeln. Leise über den Teppichboden schleichend, bewegte ich mich auf meine Mutter zu. Erst jetzt konnte ich das zuvor von Schatten bedeckte Gesicht näher betrachten. Es sah aus, als hätte sie sehr viel geweint. Schuldgefühle überkamen mich. Ich hätte anrufen sollen. Ganz behutsam streichelte ich meiner Mutter den Kopf, ehe ich mich in mein Zimmer begab. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, lehnte ich kurz an, ehe ich an ihr herabsank. Hier, wo mich keiner sah, wo ich mich vor der Welt da draußen, dem Schmerz und die Enttäuschung verstecken konnte, musste ich nicht mehr stark sein. Für niemanden. Es war als hätte ich meine ganze Kraft, auch die zu stehen, verloren. Nichts war mehr da, nichts war geblieben außer dem Wunsch zu schlafen. Es war eine wundervolle Vorstellung an nichts mehr denken zu müssen, nichts mehr spüren zu müssen. Doch wann wurde einem schon mal ein Wunsch erfüllt? Die Gedanken kreisten, meine Brust schmerzte. Zu viel war heute passiert. Ich war in den Himmel aufgestiegen und sofort wieder hinaus befördert. Mit einem mächtigen Tritt. Ich war tief gefallen, doch nicht tief wie Kyo. Er war dort, wo ich ihn nicht erreichen konnte, dort wo er meine Hand nicht ergreifen würde, streckte ich sie nach ihm aus. Und mir fehlte einfach die Kraft. Wie sollte es nun weitergehen? Wie sollte es mit uns weitergehen? Es war egoistisch ausgerechnet jetzt, in dieser Situation, über mein Liebesleben nachzudenken, aber das Verlangen nach einem Kuss von Kyo konnte ich nicht verdrängen. Ich liebte ihn nach wie vor. Es war wirklich eine Erlösung als langsam die Nacht dem Tage wich. Ich hatte keine Minute schlafen können. Die endlosen Stunden in der Dunkelheit waren vorbei und ich konnte es nicht erwarten Kyo zu sehen. Ich wollte so schnell wie möglich bei ihm sein, wollte ihn in Sicherheit wissen. Die Angst war groß, es könnte etwas Schlimmes passiert sein. Zwar hatte ich diese Nacht kein Auge zugetan, doch hatte ich ein wenig meiner Kraft zurück gewonnen. Ich würde sie auch brauchen. Und so richtete ich mich langsam auf und blickte durch mein Fenster direkt in die aufgehende Morgensonne. Meine Augen schmerzten, doch ich konnte eine Weile einfach nicht wegsehen. Ich wollte nicht duschen, dafür hatte ich es jetzt viel zu eilig. Schnell wechselte ich meine Klamotten und verließ hastig mein Zimmer. Kaum das ich die letzte Stufe der Treppe nach unten hinab gestiegen war, blickte ich in das Gesicht meines Vaters. Er schien sich nicht sicher zu sein, ob er mich anbrüllen oder mich umarmen sollte. Ich nahm ihm die Entscheidung ab und legte die Arme um meinen Vater. “Es tut mir Leid wegen gestern. Ich möchte nur, dass ihr es akzeptiert. Doch jetzt muss ich gehen.” Ich ließ von ihm ab und wollte zur Tür hinaus, da packte er mich am Arm. Meine Mutter war aus der Küche dazu gestoßen. Ihre traurigen Augen musterten mich. “Wo willst du denn hin? Meinst du nicht wir sollten erst einmal über die ganze Sache reden?”, murmelte mein Vater flehend. Er musste gestern wirklich Angst um mich gehabt haben. Ich senkte den Blick, sammelte meine Gedanken. “Kyos Vater ist gestern gestorben. Er hat sich umgebracht. Kyo hat ihn erhängt aufgefunden als er gestern nach hause kam.” Vor Schock löste sich der Griff meines Vaters. “Es tut mir Leid, aber ich möchte jetzt für ihn da sein. Bitte versteht das.” Ich schaute beiden tief in die Augen, bis mein Vater langsam nickte. Ich zögerte keinen weiteren Moment und verließ das Haus. Was war heute eigentlich für ein Tag? Musste ich heute zur Schule gehen? War das überhaupt noch wichtig? Viele Fragen schwirrten in meinem Kopf auf dem Weg in das kleine Cafe, welches Kyos Großmutter betrieb und wo ich meinen Geliebten vermutete. Natürlich stand ich vor verschlossener Tür als ich ankam. Und jetzt? Ich hatte mir keinen sehr guten Plan zurechtgelegt, wenn man “Hingehen und sehn was passiert” als Plan bezeichnen konnte. Nach einiger Zeit hatte ich zum Glück die Wohnungsklingel gefunden. Es dauerte schier eine Ewigkeit bis mir geöffnet wurde. Durch ein schmales Treppenhaus gelang ich in die Wohnung von Kyos Großmutter. Sie schien nicht überrascht gewesen zu sein, mich zu sehen. Sofort hatte sie mich herein gebeten. “Ich habe ihn heute noch nicht zu Gesicht bekommen. Wahrscheinlich schläft er noch, es war ja auch ein anstrengender Tag gestern. Bitte weck ihn nicht.”, murmelte sie noch halb verschlafen und führte mich bis vor die Tür zum Gästezimmer. Hier hatte sie Kyo untergebracht. Langsam öffnete ich die Tür, starrte in die Dunkelheit. Leise schlich ich zum Gästebett und... es war leer. Ich schaute mich im ganzen Raum um. Meine Augen suchten verzweifelt nach Kyo, bis ich ein leises “Er ist nicht hier!” hauchte. Sofort stand Kyos Großmutter im Zimmer und sah sich ebenfalls um. Doch sie konnte suchen wie sie wollte. Er war nicht da! Panik kam in mir auf. Warum war er nicht hier? Wo war er? Hat er sich etwas angetan? Mein Körper begann zu zittern, mein Blick wurde starr. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und ich schaute mich um. “Mach dir keine Sorgen. Ich glaube ich weiß wo er hingegangen ist.” Ich starrte die alte Frau an. Sie verließ den Raum und kam mit einem kleinen Notizzettel wieder, den sie mir reichte. “Er wird sicher zu dieser Adresse gefahren sein. Bitte such ich da für mich. Tust du das?” Ohne großartig nachzudenken nickte ich zustimmend. “Du wirst mit dem Zug hinfahren müssen. Warte, ich gebe dir Geld für die Fahrt.” Nicht mal eine halbe Stunde später saß ich schon im Zug, neben einem übelriechenden, ungepflegten und ganz eindeutig übergewichtigem Mann und es war kein anderen Platz mehr frei. Selbst im Gang standen die Leute bereits eng beieinander. Ich hoffte, dass mein unangenehmer Sitznachbar bald aussteigen würde, während ich versuchte noch weiter an das Fenster zu rutschen. Zwar hatte ich einen Fensterplatz bekommen, doch die Aussicht war nun alles andere als spannend. Fast die ganze Strecke sah man nur Lärmschutzwände. Ich hasste Zugfahren. Zumindest was das Reisen in diesen kleinen Bummelzügen anging. Wenig Platz, schlechte Luft und das Gefühl wenn man ausstieg einmal gut durchgeschüttelt worden zu sein. Ich fragte mich, was das wohl für eine Adresse war, zu der mich Kyos Großmutter schickte und warum sie Kyo dort vermutete. Und wie sollte ich mich verhalten wenn ich dort ankam? Einfach klingeln und mal sehen wer öffnet? Und was wenn Kyo gar nicht dort war? Der Zug hielt. Zwar nicht an meiner Station, aber der Mann neben mir stand auf und verließ den Zug, wie viele andere Menschen auch. Es wurde richtig leer und ich atmete einmal tief durch. Die Luft war immer noch schlecht, aber eine Verbesserung war unabstreitbar. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und startete den Versuch Kyo zu erreichen. Trotz des fahrenden Zuges hatte ich einen guten Empfang. Das musste wohl daran liegen, dass er sich nicht besonders schnell voran bewegte. Das Handy war ausgeschaltet, ich hatte auch mit nichts anderem gerechnet. Aber man musste es ja zumindest versucht haben. Ich hatte ein ganz mulmiges Gefühl im Bauch. “Wo bist du nur?”, murmelte ich für mich selbst, als ich mich ein wenig erschöpft an die Scheibe lehnte. Na endlich, meine Haltestelle wurde angesagt. Mein Herz schlug plötzlich schneller, ich war nervös. Was würde mich erwarten, wenn ich jetzt ausstieg? Langsam rollte der Zug in den Bahnhof ein und ich begab mich zu den Türen. Kaum das der Zug hielt, öffnete ich die Türen und sprang auf das Gleis. Mit schnellen Schritten folgte ich den Schildern aus dem Bahnhof zu den Taxiständen. Ich stieg in ein Taxi ein und zeigte dem Fahrer den Notizzettel, den mit Kyos Großmutter in die Hand gedrückt hatte. “Können Sie mich bitte zu dieser Adresse bringen?”, bat ich ihn. Er schaute sich die Adresse an, dann mich. Mit prüfenden Blick musterte er mich und schien sich innerlich zu fragen, wie diese Adresse und meine aufgewühlte hektische Art zusammen passten. Was war das für eine Adresse, die man mir da gegeben hatte? Stimmte irgendetwas nicht? Ich traute mich nicht den Fahrer zu fragen und versuchte mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Schließlich nickte er und gab mir den Zettel zurück. Er startete den Motor, stellte das Taxameter ein und ich schnallte mich fest. Die ganze Fahrt saß ich verkrampft auf meinem Sitz. Auf dieser Fahrt ins Ungewisse. Kapitel 19: Trauer ------------------ Oh mein Gott, ich habe es tatsächlich noch mal geschafft, Kapitel 19 ist fertig. Das wurde auch Zeit. Wir nähern uns dem Ende. Ein Kapitel, oder eher ein Epilog wird noch folgen und dann ist Sternenhimmel nach mehreren Jahren beendet. Aber sentimental kann ich wenn noch im letzten Kapitel werden. xD Jetzt viel Spaß beim lesen, denjenigen, die von den ursprünglichen Lesern noch geblieben sind. xDDD" (und neuen Lesern? 0o") Kapitel 19: Trauer Und plötzlich stand ich vor den Toren eines Friedhofes. Hier hatte mich der Taxifahrer abgesetzt. Ich hatte Friedhöfe noch nie gemocht. Die Luft war ganz komisch und der Gedanke an toten Menschen unter der Erde fand ich auch nicht gerade prickelnd. Natürlich hatte ich keine Angst, dass sich plötzlich irgendwelche Zombies aus der Erde nach oben buddelten, aber ein komisches Gefühl hatte ich trotzdem jedes Mal wenn ich einen solchen Ort betrat. Selbst als Kind, wenn ich im Auto an einem Friedhof vorbei gefahren war, hielt ich instinktiv die Lust an. Dabei gab es dafür ja gar keinen Grund. Ich konnte mir nicht mal erklären, warum ich das gemacht hatte, aber manchmal verspürte ich noch heute das Bedürfnis einfach die Luft anzuhalten. Jetzt gerade auch. Der Friedhof war wenig besucht. Vereinzelnd begegnete ich Menschen, die ihre verstorbenen Verwandten oder Freunde besuchten. Hauptsächlich ältere Leute kreuzten meine Wege. Es war ein sehr großes Gelände, es dauerte eine Weile bis ich Kyo schließlich entdeckte. Die blonden Haare wären leichter zu finden gewesen. Ich beschleunigte meinen Gang und versuchte dabei zu analysieren in welcher Situation sich Kyo gerade befand. Er stand vor zwei Gräbern. Ein großer und ein kleiner Grabstein. Ich blieb abrupt stehen. Natürlich, das Grab seiner Mutter und das seiner kleinen ungeborenen Schwester. Ich biss mir auf die Lippe. Sollte ich jetzt wirklich zu ihm gehen? Ich war nur ein paar Meter von ihm entfernt stehen geblieben. "Junger Mann, Sie blockieren den Weg. Wären Sie so freundlich mich vorbei zu lassen?", meckerte mich plötzlich eine ältere Frau von der Seite an. Ich erschrak, drehte mich ruckartig zu ihr um, dann wieder zu Kyo, der mich nun direkt ansah. Schweigen. "Was ist denn nun?", meckerte die alte Frau schließlich weiter. Wieder erschrak ich, machte schließlich einen Schritt zur Seite und lies die alte Frau vorüberziehen. Sie murmelte noch irgendwas von der unmöglichen Jugend heutzutage und schlurfte ihrer Wege. Kyos Blick hatte sich mittlerweile von mir abgewendet und richtete sich starr auf die Gräber vor ihm. "Wie kommst du hierher?", fragte er, ohne mich anzusehen. Ich fasste mir ein Herz und ging zu ihm rüber. "Ich hab mir Sorgen gemacht. Ich wollte zu dir, und du warst weg. Deine Großmutter hat mir diese Adresse geben und ich bin sofort losgefahren. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dich auf einem Friedhof anzutreffen." Es blieb eine Weile still, bis Kyo plötzlich meine Hand nahm. „Ich musste einfach herkommen. Alleine. Aber ich bin trotzdem irgendwie froh, dass du gekommen bist.“ Kyos Hand war eiskalt und zitterte. Ich hielt sie ganz fest. “Ich hab dir doch erzählt, dass mein Vater mich eher versehentlich die Treppe runter geschubst hat und ich dann sofort abgehauen bin. Zu dir.” Ich nickte. “Als ich meinen Vater fand, der Notarzt da war und ich mit ihm im Krankenwagen unterwegs war, ist er kurz wach geworden. Er hat mich angesehen, wie schon lange nicht mehr. Er hat sich so gefreut mich zu sehen. Er sagte: Ich dachte ich hätte dich auch noch verloren.“ Kyo schaute mir in die Augen. „Er hat das nur getan, weil er dachte ich würde nach unserem Streit nicht wiederkommen. Es ist meine Schuld, dass er jetzt tot ist.“ Ich starrte Kyo entsetzt an. „Das stimmt nicht! Warum solltest du denn daran schuld sein? Er hat dich die Treppe runtergestoßen, selbst wenn du nie wieder nach Hause gegangen wärst, wäre er selbst schuld gewesen an dieser Situation.“ Kyos leere Augen glitzerten. Ich wusste, dass er mir gerade gar nicht richtig zuhörte, er redete sich nur das von der Seele, was ihn belastete. Ich konnte sagen was ich wollte. Also nahm ich ihn in den Arm und versucht krampfhaft zu überlegen, wie ich ihm jetzt helfen konnte. Ich war in meinem Denken übers Kyos Vater ins Wanken geraten. Zum einen mussten seine Worte ja zwangsläufig bedeuten, dass ihm doch etwas an seinem Sohn gelegen haben musste. Und zum anderen war es genau das, was Kyo jetzt so die Schuldgefühle vermittelte, was mich schon wieder dazu brachte ihn zu hassen. Langsam fuhr ich Kyo über den Rücken, er hatte meine Umarmung nicht erwidert, was durchaus ein wenig schmerzte. Immerhin hatte er mich nicht von sich gestoßen. „Kaoru, was soll ich jetzt machen? Meine ganze Familie ist tot.“ Die Stimme klang plötzlich heiser und es tat mir im Herzen weh. „Du hast noch deine Großmutter und, vielleicht willst du es jetzt nicht hören, aber ich liebe dich, Kyo. Ich werde immer für dich da sein. Egal, was du nun tun willst. Ich kann nicht nachempfinden wie du dich jetzt wohl fühlen musst, aber ich möchte alles dafür tun, dass ich dich wieder lachen sehe. Das verspreche ich dir.“ Es dauerte einen Moment, doch schließlich erwiderte Kyo endlich meine Umarmung und legte die Arme um mich, kralle sich leicht mit den Fingern in meinen Rücken. Er verbarg sein Gesicht in meiner Schulter und sagte einfach nur: „Danke!“ Kyos Leben hatte schon vor langer Zeit aufgehört einfach zu sein. Und sollte er sich wirklich auf mich einlassen, würde es das auch nie wieder werden. Doch eigentlich war es das, was er vielleicht brauchte. Ein Stück Normalität, die ich ihm als Partner niemals geben konnte. Doch blieben wir Freunde, was hätte das für eine Auswirkung auf mich. Wir hatten uns zwar geküsst, aber eigentlich wusste ich überhaupt nichts. Er hatte mir nie gesagt wie er zu mir steht, es gab nur diesen Kuss. Okay, ein wahnsinns Kuss, aber das war eben keine Liebeserklärung, so wie ich sie gerade ausgesprochen hatte. Und ich war dumm, es gesagt zu haben. Zwar konnte ich ihm so sagen, dass ich für ihn da war, aber hab ihn auch zusätzlich nun in die Verlegenheit gebracht mir irgendwann darauf eine Antwort geben zu müssen. Und wenn er es nicht wollte, die Angst, ich könnte ihn dann im Stich lassen. Ich mochte die Umarmung nicht lösen, ich wollte ihm nicht ins Gesicht sehen. Oder besser wollte ich nicht, dass er mein Gesicht sah. Zum ersten Mal jedoch empfand ich eine Umarmung mit Kyo als unangenehm. Und trotzdem klammerte ich mich daran fest. Kyo hatte seine Arme längst wieder gesenkt. „Kaoru, du kannst mich jetzt auch wieder loslassen.“ Ich verkrampfte mich nur noch mehr. „Ich weiß.“ Es dauerte noch einen Augenblick bis ich schließlich langsam meine Arme zurückzog und einen Schritt zurück tat. Wir sahen uns an und ich konnte förmlich sehen, wie in Kyos Augen wieder Leben aufkam. „Du bist knallrot im Gesicht!“, merkte er an und ich wusste nicht ob ich mich über diesen Kommentar ärgern oder doch lieber freuen sollte. Entschieden hab ich mich dann für das Freuen. Es war schön ihn ansatzweise normal zu erleben. „Ich möchte nach hause fahren.“ Ich nickte. Die Rückreise verlief sehr still. Wir redeten eigentlich gar nicht miteinander. Das machte es einerseits unangenehm aber auch unkompliziert. Als wir aus dem Zug stiegen, fielen mir sofort ein paar knallige Farben auf, die sich auf uns zu bewegten. Es dauerte nur Sekunden, da hatte Toshiya Kyo schon in seine Arme geschlossen. Shinya blieb einfach neben ihnen stehen und wartete darauf, dass unser großer Bassist ihn wieder freigab. Die wandte sich zu mir. „Wo wart ihr?“ Die sah man meistens mit einem Lächeln auf den Lippen, selten hatte ich ihn so erst erlebt wie jetzt in diesem Moment. Sie alle mussten wissen was gestern wohl bei Kyo passiert war. „Beim Grab seiner Mutter.“ Die schaute mitleidig rüber zu Kyo, der sich immer noch erdrücken lies. „Standen sie sich nahe? Also der Kleine und sein Vater?“ Ich wusste nicht recht wie ich darauf antworten sollte. Es war nicht klug jetzt zu sagen, dass er ein gewalttätiger Alkoholiker war. „Nicht wirklich, aber das spielt gerade wenig eine Rolle. Es ist schließlich sein Vater. Sie haben zusammen gelebt.“ Die nickte nur. Ich schaute nun auch rüber zu der Knuddel-Fraktion. Langsam ließ Toshiya Kyo wieder atmen. Shinya legte Kyo nur die Hand auf die Schulter, was diesem glaube ich auch gerade ganz lieb war. Und es freute mich als ich ein kleines Lächeln über sein Gesicht huschen sah. Zwischendurch hatte ich es fast vergessen. Ich musste gar nicht alleine für Kyo da sein. Es gab noch andere, denen er wichtig war, und das wiederum ist gerade sehr wichtig für ihn. „Tut mir Leid, dass es wegen mir mit dem Bandwettbewerb nicht klappt.“ Shinya schüttelte ganz aufgerecht den Kopf. „Mach dir deswegen bloß keine Sorgen. Wir kriegen sicher noch unsere Chance allen zu zeigen wie gut wir sind.“ Und wieder, ein kleines Lächeln. Da ich nicht in der Lage war, ihm eines auf das Gesicht zu zaubern, war ich froh, dass es zumindest die anderen konnten. Auf eine Reihe von Fragen darüber, wie es nun weiter gehen sollte, folgte dann schließlich betretenes Schweigen. Es war ja nun wirklich keine alltägliche und schon gar keine positive Situation. Man hielt es für angebracht, eher wenig zu sagen. Wir hatten es uns auf zwei Bänken verteilt noch auf dem Bahnsteig mehr oder minder gemütlich gemacht. Langsam ging die Sonne unter. „Wann denkst du wirst du wieder in die Schule kommen?“, fragte nun Die, der sich bereits erhob um uns zu verlassen. Kyo zuckte nur mit den Schultern. „Die nächsten Tage bleibe ich lieber zu Hause, bzw. bei meiner Großmutter.“ Shinya und Toshiya erhoben sich nun ebenfalls. „Dann kommen wir dich die nächsten Tage dort immer besuchen.“, meinte unser Drummer, während Toshiya nur zustimmend nickte und sich scheinbar schon darauf freute. Dann gingen sie. Kyo und ich blieben zurück. Ich haderte lange mit mir, sprach dann aber schließlich aus, was mir schon seit einer ganzen Weile auf Herz und Zunge lag. „Kann ich heute Nacht bei dir bleiben? Ich möchte sicher gehen, dass du nicht wieder einfach verschwindest.“ Ich versuchte es ein wenig witzig klingen zu lassen, doch dabei hatte ich wohl versagt, denn ich wartete sehr lange auf eine Antwort. Mein Sitznachbar starrte nur stumm in den Sonnenuntergang. „Kyo?“ Er drehte sich zu mir, sah mir lange in die Augen. „Mein Vater ist gestorben.“, sagte er schließlich nach einer ganzen Weile. Ich konnte nicht folgen, sah ihn nur fragend an. „Ich habe mich gerade sehr wohl gefühlt. Das ist nicht richtig. Ich sollte mich jetzt nicht gut fühlen.“ Langsam verstand ich, was er mir versuchte zu sagen. Er wollte sich schlecht fühlen! Nicht nur weil sein Vater gestorben war, auch weil er sich dafür verantwortlich machte. Und sich jetzt durch mich oder die anderen aufheitern zu lassen, wollte er nicht, denn sich gut zu fühlen, kam ihm scheinheilig vor, einfach falsch. Er war gerade mehr oder minder wütend auf sich selbst, weil er sich nicht mehr so verzweifelt gefühlt hatte. Er war in einer ungewöhnlichen unnatürlichen Situation, da war es vielleicht auch nachvollziehbar, dass er ungewöhnlich dachte. „Wir alle wollen, dass es dir wieder besser geht, und du solltest das am allermeisten wollen. Willst du denn jetzt nur noch traurig sein? Empfindest du denn gerade nur Trauer?“ Wir starrten uns weiter in die Augen ehe Kyo zu einer Antwort ansetzt. „Nein!“, hauchte er und kam mir ruckartig näher und küsste mich. Völlig überrumpelt hielt ich kurz inne, bevor ich den Kleineren näher zu mir zog und den Kuss erwiderte. Manchmal konnte das Leben doch so schön sein. Die Sonne war untergegangen. Kyo und ich waren unterwegs zu seiner Großmutter. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht bei ihr gemeldet hatte, als ich Kyo gefunden hatte. Sie musste sich furchtbare Sorgen machen. Und trotzdem ließen wir uns sehr viel Zeit. Ich hielt Kyos Hand in meiner, und wünschte mir sie nie wieder loslassen zu müssen. Über uns waren die Sterne wieder sehr klar zu kennen. Sehr romantisch, oder? Händchenhaltend unter dem Sternehimmel. Aber eigentlich war es das gar nicht, dafür waren zu furchtbare Dinge passiert. Es war lediglich ein kleiner Augenblick von Glück, den es zu genießen galt. Mein Handy begann zu klingen und in meiner Hosentasche zu vibrieren. Als ich es mit meiner freien Hand hervor zog und auf den Display sah, hatte sich nur bestätigt, was ich schon vermutet hatte. Home. Meine Eltern versuchten mich zu erreichen. Klar, ich hatte mich auch den ganzen Tag nicht blicken lassen und auch nicht gemeldet. Ich drückte den Anruf weg. Die Baustelle >Eltern< würde ich auch irgendwann einmal in den Angriff nehmen, aber nun war der Mann neben mir einfach wesentlich wichtiger. Also tippte ich nur eine kurze SMS. „Ich bleibe heute Nacht bei Kyo. Macht euch keine Sorgen. Kaoru“ Kyo verfolgte mein Handeln und schaute mich entschuldigend an. Wir hatten noch kein Wort darüber gesprochen, wie meine Eltern auf unseren Kuss reagiert hatten, als er gegangen war. Doch für ihn schien es wohl offensichtlich, dass es nicht gut verlaufen war. Und damit hatte er ja leider auch Recht. „Mach dir keine Gedanken, mit denen werde ich mich zu gegebener Zeit auch noch auseinandersetzen.“ Ich setzte ein Lächeln auf, Kyo reagierte nicht weiter darauf und richtete seinen Blick wieder auf den Weg vor uns. In dem kleinen Cafe, welches im Besitz von Kyos Großmutter war, brennte noch Licht. Die alte Dame saß in einem der Bänke mit einem wirklich großen Kaffee und starrte nach draußen in die Nacht. Sie wurde ganz aufgeregt als sie uns beide erblickte, sprang auf und hastete zur Tür um diese zu öffnen. Zwischen dieser hektischen Abfolge ließ Kyo irgendwann meine Hand los. Ich konnte es verstehen, fand es aber natürlich trotzdem schade. Wir waren noch nicht ganz angekommen, da lief die alte Frau schon auf uns zu und schloss ihren Enkel in ihre Arme. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Du warst am Grab nicht wahr?“ Kyo nickte nur, wissend das seine Großmutter die Bewegung seines Kopfes in der Umarmung spüren würde. „Es tut mir Leid, das wir uns nicht gemeldet haben.“, begann ich zu erklären, aber sie winkte nur ab. „Hauptsache ihr seid wieder da.“, sagte sie und bat uns hinein. „Kaoru wird heute hier bleiben, ist das in Ordnung?“ Kyos Großmutter sah mich kurz an, sagte dann aber zu. Wenn ihr Enkel es so wollte, dann war es schon in Ordnung. Ich folgte ihm in den Raum, den ich heute früh noch zu meinem Entsetzen leer vorgefunden hatte. Das Bett welches sich darin befand sollte für uns beide reichen. Es war still geworden. Kyo und ich lagen nebeneinander im Bett. Es war stockfinster im Raum, nachdem auch das Licht verschwunden war, welches aus dem Flur durch den Spalt unter der Tür durchgeschienen war. Selbst als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich Kyo nur schemenhaft erkennen. Ich streckte meine Hand aus, berührte sein Gesicht, vergrub die Finger in seinen Haaren. „Du solltest schlafen.“, flüsterte ich ihm zu. Er seufzte. „Ich habe Angst davor.“ Ich rutschte näher an Kyo heran und zog ihn in meine Arme. „Dann helfe ich dir die Angst zu überwinden.“ Kyo schmunzelte. „Danke!“ Schließlich schliefen wir beide ein. Kapitel 20: Zukunft ------------------- Das ist es nun, das letzte Kapitel... Keine großen Worte... hiermit ist Sternenhimmel BEENDET!! Zugegeben, es ist ein wenig abgehackt, aber ein Ende war nötig. Kapitel 20: Zukunft Ein halbes Jahr verging so schnell. Die Beerdigung von Kyos Vater verlief sehr ruhig. Kyo hatte es sehr gefasst überstanden, seine Großmutter jedoch weniger. Sie war in Tränen ausgebrochen, und dabei hatte sie ja praktisch keinen Kontakt zu ihm gehabt. Wahrscheinlich weinte sie nur wegen ihrem Enkel so viel, weil der nun beide Eltern verloren hatte. Das Haus, in dem Kyo und sein Vater gelebt hatten, wurde verkauft. Kyo wollte nicht länger dort wohnen bleiben. Das hätte ihm wohl auch kaum gut getan. Übergangsweise wohnte er nun bei seiner Großmutter, doch eine neue Bleibe war bereits in Aussicht. Das Schuljahr hatten wir alle trotz einiger Fehlzeiten geschafft. Einige gut, und andere gerade so. Zu letzteren zählte ich. Aber das war jetzt erst einmal egal. Zum Ende des Sommers wollten wir, Dir en Grey, alle gemeinsam nach Tokyo gehen. Allerdings wegen den unterschiedlich guten Abschlüssen auf verschiedene Universitäten. Die Hauptsache war, wir konnten weiter zusammen Musik machen. Kyo und ich wurden aber an derselben Uni angenommen. Meine Eltern hatten nach langen Gesprächen akzeptiert, dass ich mich zu einem Mann hingezogen fühlte. Und schlussendlich mochten sie Kyo ja auch. Prahlen würden sie mir Ihrem Sohn in der Hinsicht wohl allerdings nie. Akzeptanz bedeutete eben nicht immer, dass man es auch toll fand. Aber für mich reichte es. Nein, für uns reichte es. Heute war der letzte Tag vor dem großen Umzug in die Stadt. Die und die anderen waren bereits seit zwei Wochen dort. Kyo und ich wollten nachkommen, nicht weil wir noch nicht in die Stadt wollten, sondern weil Kyo hier noch seine Therapie hatte. Im letzen halben Jahr hatte er sie regelmäßig besucht um die vielen vorangegangenen Erlebnisse zu verarbeiten. Und es ging ihm tatsächlich besser. Ich wartete vor dem Gebäude, in dem die letzte Sitzung stattfand. Die Sonne ging bereits langsam unter. „Da bin ich!“, vernahm ich schließlich die Stimme des Mannes, auf den ich gewartet hatte. Meine Mundwinkel schoben sich wie automatisch nach oben. „Es hat lange gedauert heute.“ Kyo zuckte nur mit dem Schultern. Wir schlenderten gemächlich die Straßen entlang. In der Öffentlichkeit versuchten wir es nach Möglichkeit zu vermeiden, uns in irgendeiner weise als Paar zu geben. Zum einen um meinen Eltern dumme Fragen zu ersparen und zum anderen weil Kyos Großmutter nichts davon wusste, und auch nicht wissen sollte. Zu gerne würde ich seine Hand halten, aber die Gefahr gesehen zu werden war einfach zu groß. Schließlich kamen wir an unserer alten Schule an. Jetzt im Sommer hielt sich hier kaum ein Mensch auf, jedoch waren wir fast jeden Abend hier gewesen. Es gab einfach nicht so viele Orte wo wir ungestört sein konnten, doch das schattige Plätzchen unter dem großen Baum auf dem Schulgelände, wo wir alle gemeinsam immer unsere Pausen verbracht hatten, war perfekt. Es war fast ein wenig traurig, dass dies das letzte Mal sein würde. Wir hatten es uns wie immer einfach auf dem Boden bequem gemacht. Es war schon recht dunkel geworden, das Licht der Straßenlampen, die wir aus der Ferne sehen konnten, erhellten bereits ihre Umgebung. Etwas was ich am Sommer wirklich mochte war, dass es auch am Abend und in der Nacht, wenn die Sonne längst untergegangen war, noch so angenehm warm war. Dies schien mir die schönste Zeit des Tages zu sein. Ich schaute hoch zum Himmel. Die ersten Sterne glitzerten dort bereits. Ich musste unweigerlich an den Tag denken, an dem ich Kyo zum ersten Mal begegnet war. Ich hatte ihn sofort zu unserer Bandprobe eingeladen, da er mich von Anfang an fasziniert hatte. Damals, auf dem Heimweg hatten wir uns die Sterne zum ersten Mal gemeinsam angeschaut. Seitdem ist so viel passiert. Gutes wie auch Schlechtes. Das Einzige, was konstant geblieben war, waren die Sterne über uns. Kyo erhob sich, machte ein paar Schritte und schaute nach oben. Ich beobachtete ihn eine Weile, bis ich mich schließlich zu ihm stellte. Ich nahm seine Hand, beugte mich zu ihm runter und küsste ihn. In diesem Moment wünschte ich mir ein Stückchen Ewigkeit. Der Sommer war vorbei, ein stressiges Uni-Leben erwartete uns in einer Stadt, in der man in der Nacht keine Sterne sah und es keine Rückzugsmöglichkeiten wie der des Nachts verlassenen Schulhof gab. Eine Zukunft voller Ungewissheiten erwartete uns. Doch ich war froh dies alles mit Kyo an meiner Seite zu erleben. „Lass uns gehen. Morgen wird ein langer Tag.“, sagte ich schließlich nachdem ich mich von ihm gelöst hatte. „Ja, in Ordnung!“ Kyo nickte und wir machten uns auf dem Weg Heim. „Kaoru?“ „Hm?“ „Ich liebe dich!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)