Insanity for two von Amrei (Astoria und Draco) ================================================================================ Kapitel 13: Freier Fall ohne doppelten Boden -------------------------------------------- Astoria unterhielt sich mit einer älteren Dame –beziehungsweise sie gab sich Mühe nicht zu auffällig hinter vorgehaltener Hand zu gähnen, während die Frau enthusiastisch auf sie einredete, die er bei genauerer Betrachtung als Mrs. Dorcas Prince identifizieren konnte. Angesichts der sehr viel erbaulicheren Sicht Astorias hielt er sich allerdings nicht allzu lange bei letzteren auf, also würde er nichts beschwören wollen. Astoria hatte ihre Haare, im Gegensatz zu den meisten bisherigen Gelegenheiten, an denen Draco sich mehr oder –vor allem bei denen neueren Datums- minder vage erinnern konnte sie gesehen zu haben und an denen sie ihre Haare einfach nur lang ihren Rücken hatte hinab fallen lassen, kompliziert hochgesteckt und ihr Kleid... Nun, es war zwar weitaus dezenter, als das einer gewissen anderen, weitaus nervigeren Person, aber Draco konnte nicht umhin das blasgraue Kleid dessen Trägerin er momentan hoffentlich wenigstens halbwegs subtil beobachtete, eindeutig vorzuziehen. Draco schüttelte leicht den Kopf. Es brachte nichts hier noch länger rumzustehen, also sollte er es am besten schnellst möglich hinter sich bringen... Mit ein paar langen Schritten trat Draco zu den Beiden. „Mrs. Prince, Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Ihnen Miss Greengrass hier entführe, oder?“ Die Angesprochene schaute mit geschürzten Lippen von Draco zu Astoria, die versuchte ihre Erleichterung angesichts der Aussicht, in näherer Zukunft von eben dieser wegzukommen, nicht zu erleichtert zu wirken. Ihr Erfolg war eher mäßig, aber das wissende Lächeln, dass über die Lippen Mrs. Princes huschte ließ doch recht klar erkennen, dass diese nur zu willig verschwinden würde. –Je schneller sie die Beiden alleine ließ, desto schneller konnte sie ihre Sicht der Dinge immerhin unter ihren Freundinnen verbreiten. „Natürlich nicht. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend, Kinder.“ Sie zwinkerte ihnen bedeutungsschwer zu und Draco konnte nicht umhin mit den Augen zu rollen, als die alte Frau in einer Wolke aus rosa Tüll und –zweifellos gefärbten- rotblonden Locken in der Menge verschwand, ein Lächeln auf den Lippen, das so süß war, dass Draco nicht bezweifelte, dass er eine großzügige Dosis Insulin gebraucht hätte, hätte er es auch nur noch eine Sekunde länger ertragen müssen. Astoria brach die Stille. „Das war... merkwürdig.“ Sie schüttelte leicht den Kopf. „Wie auch immer, danke für deine großmütige Rettung. Das hätte sich sonst wohl ewig hingezogen. -Ich kann mir allerdings so ungefähr vorstellen, was sie da drüben gerade zum Besten gibt.“ Mit einem kurzen Blick zu der mittlerweile sehr animiert mit einer anderen Frau tuschelnden Mrs. Prince konnte Draco das allerdings auch nur zu gut. Komischerweise konnte er sich dann aber doch nicht dazu bringen, sich davon auch nur im Geringsten stören zu lassen. „Immer wieder gerne. Wie bist du denn zu diesem zweifelhaften Glück gekommen?“ Sie verzog den Mund. „Sagen wir es einmal so: Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. In diesem Fall also direkt in Blickrichtung hier in der Eingangshalle, als sie gekommen ist.“ Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „So schnell kann es gehen, aber da ich ja so selbstlos gerettet worden bin, hat es sich ja fast wieder gelohnt.“ Draco lachte leise in sich hinein. „Schön, dass du das so siehst.“ Er schaute sich in der Halle um, in der mit der zunehmenden Menschenmenge auch der Lärmpegel rapide stieg und blieb bei einer Gruppe Mädchen hängen, die sich ein paar Meter weiter halb kichernd, halb kreischend über einen Jungen ausließen, der so aussah, als würde er sich ernsthaft fragen, was er verbrochen hatte um diese Situation zu verdienen. Waren die nicht sowieso zu jung, um hier herumzugeistern? Viel älter, als 13, 14 konnten sie nicht sein... Er wandte sich an Astoria. „Was hältst du davon, wenn wir dieses Gespräch nach draußen verlegen? Ich glaube wenn das hier noch lange so weitergeht laufe ich Gefahr einen Hörsturz zu bekommen.“ Astoria nickte mit der Andeutung eines schiefen Grinsens, während sie die Terrassentür ansteuerte. „Nachdem du mich eben gerettet hast kann ich das ja unmöglich zulassen. Wenn ich schon die Jungfrau in Nöten spiele, dann aber auch richtig.“ Draco lächelte in sich hinein, während er ihr hinterher nach draußen trat. Darauf schien es komischerweise immer hinauszulaufen: Kaum war er bei ihr, schon ging es ihm bedeutend besser. Er unterdrückte ein Seufzen. Sie hatte entschieden mehr Einfluss auf ihn, als ihm lieb gewesen wäre. Der Garten der Montagues war... groß und hatte eigentlich mehr mit einem ausgedehnten Park gemein. Vor allem der mittelgroße See in seiner Mitte untergrub das Bild eines Gartens doch relativ gründlich. Stumm ging er neben Astoria, die mittlerweile unruhig mit einem Ring spielte, am See entlang. Sie war doch nicht etwa nervös...? Er war nervös, so viel stand fest, aber das war ja auch etwas vollkommen anderes... Dem Schmuckgefuchtel scheinbar müde blieb Astoria schließlich stehen und schaute auf den See hinaus. „Ich dachte eigentlich immer du würdest nicht gerne auf solche Veranstaltungen gehen“, murmelte sie leise. Draco schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen im Halbdunkel an. „Tue ich auch nicht“, antwortete er leise „aber ich dachte mir, dass du hier sein würdest.“ Ein ungläubiges Lächeln umspielte ihren Mund, als sie sich umdrehte und zu ihm hoch schaute. „Und ich habe mich schon gewundert, dass es das Schicksal in letzter Zeit so gut mit mir meint...“ Als sie ihn anlächelte, war wohl der Moment, indem er endgültig befand, dass sich der ganze Ärger mit Pansy gelohnt hatte –er sollte sich bei Gelegenheit wirklich noch einmal bei ihr bedanken. Er schaute zu ihr hinunter. ‚Jetzt oder nie’; das war wohl eine der Situationen, in denen der Spruch passte, wie Fluch in den Rücken*. Aber er konnte ihre Reaktion auf- na ja, auf alles doch bald nicht mehr falsch verstanden ha- Draco strich sich angespannt eine Strähne aus der Stirn, bevor er den weisen Entschluss faste besser nicht mehr weiter darüber nachzudenken und sie küsste. Spätestens, als sie den Kuss erwiderte, gelang ihm das auch ziemlich gut. Selbst die leise Stimme in seinem Hinterkopf, die ihn davon in Kenntnis setzen wollte, dass die ganze Situation ein wenig klischeehaft war, konnte er soweit ganz gut ignorieren. Er löste sich langsam von ihr. „Astoria, ich-„ „Draco!“ Draco drehte sich verwirrt in die Richtung, aus der der Ausruf gekommen war. Ihm bleib gerade noch Zeit überrascht nach Luft zu schnappen, als sich der persönliche Fluch seiner Existenz bei ihm unterhakte. Idris lächelte. „Ich habe gerade zufällig gesehen, wie du hier mehr oder weniger alleine“, sie warf Astoria einen abwertenden Blick zu „rumgestanden bist. Und da dachte ich mir: Ich komm doch einfach einmal vorbei.“ Draco starrte sie ungläubig an. Wie konnte diese dreiste Person- „Ich glaube... ich werde besser gehen...“ Astoria wurde immer blasser, während sie verstört zwischen den Beiden hin und herschaute. Langsam erwachte Draco aus seiner Starre. „Astoria, warte, es ist nicht...“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde...“ Astoria brach ab und drehte sich auf den Absätzen um. "Ich werde... Ehm, auf... Wiedersehen." Sie raffte ihr Kleid etwas zusammen und stolperte ein paar Schritte vom See weg, als sie in ihrer Hektik mit einem Schuh an dem Saum ihres Kleides hängen blieb. Das alles kam ihm so langsam wirklich, wie ein böser Traum vor... Oder wie eine dieser Fortsetzungsgeschichten im Magischen Rundfunk, nur dass die grundsätzlich immer ein vor Kitsch strotzendes Ende hatte, wogegen sich diese Situation, wenn er jetzt nicht schnell etwas tat, wohl auch nicht mehr retten lassen würde... „Astoria!“ Er machte sich ohne auch nur einen Blick an sie zu verschwenden von Idris los und machte ein paar Schritte auf Astoria zu. „Warte!“ Sie schaute sich nicht um, als sie immer schneller wurde und schließlich in der Menge vor dem Eingang verschwand. Draco drehte sich noch einmal zu Idris um, bevor er ihr hinterher rannte. „Wage es noch einmal auf 100 Schritt an mich heranzukommen und ich zeige dir, was man so alles lernt, wenn man so etwas trägt.“ zischte er ihr zu. Er schob seinen Ärmel etwas hoch und deutete kalt lächelnd auf den Rand einer schwarzen Tätowierung, bevor er los rannte. *Zauberer-Entsprechung von „wie Faust aufs Auge“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)