Mörderische Persönlichkeiten 2 von NightmareQueen (wenn der tod form annimmt) ================================================================================ Prolog: Einweihungsfeier mal anders ----------------------------------- Mörderische Persönlichkeiten 2 Einleitung Schon von weitem konnte man das viele Lachen und die gute Laune aus der Trainingshalle der Criminal Destructor Corporation hören. Eine große Feier war im vollen Gange und alle Agenten amüsierten sich köstlich. Denn heute sollten endlich wieder neue Agenten vorgestellt werden. Neue Agenten, die etwas Frische und Aktivität in das müde Leben der alten Hasen bringen sollten. Auf einer breiten Bühne stand einer der oberen Agenten und hielt eine Rede. Er erzählte von den letzten Jahren und wie es ihm und seinen Freunden, sowie Mitarbeitern dabei ergangen war: „Heute, meine lieben Mitagenten und Mitagentinnen, heute vor fünf Jahren kam ein junges Mädchen zu uns und lernte uns, was wahrer Zusammenhalt bedeutet. Sie hat uns gezeigt, dass der richtige Weg nicht immer der einfachere sein kann. Sie hat uns gezeigt, wie wichtig Teamgeist ist. Aber, was ich am Wichtigsten finde, ist, dass sie wieder etwas Schwung in diese lahme Organisation gebracht hat!“ Der Redner nahm sein Mikrofon fester in die Hand und lief einige Schritte auf der Bühne auf und ab. Seine Rede unterbrach er dabei nicht: „Vor fünf Jahren kam dieses Mädchen zu uns und wir wollten sie töten! Ich meine, sie wusste damals weder wer wir waren, noch wusste sie, warum wir sie überhaupt töten wollten. Doch sie hat sich nicht unterkriegen lassen. Sie hat gekämpft und am Ende auch gewonnen!“ Er erinnerte die Agenten an den Vorfall vor fünf Jahren. Das Mädchen hatte sich damals aus ihrer realen Welt gelöst und wurde immer mehr in die Traumwelt hineingesogen. Hier lernte sie nicht nur die Agenten der CDC kennen, sondern auch ihre anderen Persönlichkeiten. Mit Hilfe der neu gewonnenen Freunde und unbekannten Fähigkeiten stellte sie sich ihrer bisher größten Herausforderung und kämpfte mit ihren Persönlichkeiten gegen einen bösen Geist. Bevor er die Kräfte der anderen Persönlichkeiten an sich reißen konnte, schaffte sie es ihn zu bezwingen und in eine Kugel zu versiegeln. Diese Kugel wird bis heute stark und unter den schärfsten Kontrollen bewacht. Der Redner stand nun im Scheinwerferlicht und sah von der Bühne hinab in die Menschenmenge vor sich. Jetzt erst konnte man erkennen, dass es ein kleiner Junge mit braunen Haaren und stahlblauen Augen war, der dort seine Runden drehte. „Wisst ihr, Freunde, ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht und ich bin – ganz ehrlich – zu dem Entschluss gekommen, dass ich heute nicht der Letzte sein sollte, der aus der Zeit von vor fünf Jahren erzählen sollte!“ Er machte eine kleine Umdrehung auf der Bühne und sah nun das Mädchen an, von dem er zuvor gesprochen hatte. „Maike?“, sprach er sie direkt an, „Maike, bitte sei so gut und komm zu mir hoch auf die Bühne...“ Die heute 20-Jährige strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und sah verlegen zu dem kleinen Jungen hoch. Sie zeigte ihm den Vogel und rief ohne die Unterstützung eines Mikrofons in die Halle: „Du hast das so schön erzählt, dass ich gar nichts mehr hinzufügen muss!“ Sie zwinkerte ihm zu und grinste dabei. Der Junge lächelte verloren und übergab schulterzuckend das Mikrofon an einen großen, blonden Mann namens Rafael weiter. „Nun gut!“, sagte er mit kräftiger Stimme und stellte sich kerzengerade in das Licht des Scheinwerfers. Seine Blicke wanderten über das Publikum hinweg und zu seiner Rechten, wo sechs junge Männer standen und nervös auf ihren Auftritt warteten. Wie jedes Jahr nämlich waren auch heute wieder neue Agenten in der Firma eingetroffen und sollten die schon etwas in die Jahre gekommenen, älteren Agenten unterstützten. Das Publikum wartete schon sehnsüchtig auf diesen Augenblick. Da jeder Neuling sich einzeln auf die Bühne stellen musste, um sich persönlich vorzustellen, war dieser Moment für alle immer ein ganz besonderer. „Dann wollen wir mal mit dem Hauptteil dieser Veranstaltung beginnen!“, rief der Mann enthusiastisch in sein Mikrofon und winkte den ersten jungen Mann zu sich ins grelle Licht. Ein hübscher Junge mit braunen Haaren, die ihm leicht ins Gesicht fielen und so fast das dunkle Grün seiner Augen verdeckten. Nervös nahm der Junge das Mikro in die Hand und stellte sich mit leichten Startschwierigkeiten vor: „Ja... ich freue mich erst einmal außerordentlich hier sein zu dürfen. Ähm... mein Name ist Misaki Takahashi und ich bin einundzwanzig Jahre alt und ich freue mich auf gute Mitarbeit!“ Schnell wollte sich Misaki von dieser Schmach befreien und reichte das Mikro zurück an seinen Ursprungsbesitzer. Jedoch gab dieser es direkt an den nächsten, neuen Agenten weiter, der sich auch eher ungewollt, aber doch gekonnt ins Rampenlicht stellte. Seine aschblonden Haare schimmerten in dem Licht der Scheinwerfer und warfen so einen tiefen Schatten in das Gesicht des Mannes. Nur aus der vordersten Reihe des Publikums konnte man erkennen, dass der Mann blaue Augen hatte. Sie sahen sogar mehr lila als blau aus, wobei dies niemand seltsam oder eigenartig fand. Für sie war es schon normal. „Akihiko Usami ist mein Name, aber die meisten nennen mich Usagi. Zudem bin ich dreißig Jahre alt. Schriftsteller ist mein eigentlicher Beruf, doch ich werde mir Mühe geben euren Anforderungen gerecht zu werden!“ Er erzählte noch kurz von sich und seinen geschriebenen Werken, bevor das Mikro wieder einen neuen Agenten weiter wandern konnte. Wie die Ruhe selbst stand ein anderer Mann da und sah auf die Menge vor sich. Seine schwarzen Haare schimmerten bläulich auf, als er sich in der Mitte des Lichtfeldes wiederfand. Mit seinen blauen Augen sah er erst zu den anderen Neuen und wieder zurück in das unbekannte Publikum. „Mein Name ist Nowaki Kusama und ich bin sechsundzwanzig Jahre alt. Bevor ich hierher kam, habe ich studiert, um Arzt zu werden. Allerdings denke ich, dass ich hier meine Fähigkeiten genauso gut gebrauchen kann!“ Der Mann lächelte zuversichtlich. Das Mikrofon macht weiter die Runde und kam nun zum vierten, neuen Mitglied. Der Mann mit den hellbraunen Haaren und den braunen Augen schien nicht äußerlich begeistert zu sein. Im Gegenteil. Er war schon leicht rotangelaufen und hielt das Mikro zitternd in seiner rechten Hand. Seinen linken Fuß konnte er einfach nicht stillhalten und tippte nervös auf den Boden. „Also, ich... ich bin Hiroki Kamijou und dreißig Jahre alt. Früher war ich Professor für japanische Literatur und wie mein Beruf schon vielleicht verrät, liebe ich Bücher!“ Hiroki kam aus seinem anfänglichen Stottern wieder heraus und konnte sogar etwas von sich erzählen. „Ich sammle Bücher, wie andere Briefmarken und ich freue mich immer wieder über Werke, die noch in meiner Sammlung fehlen...ja!“ Immer noch ziemlich nervös blickte Hiro zu Nowaki, der jedoch nur beide Daumen hochhielt und Hiro so zu einem abfälligen Grinsen zwang. Etwas überfordert gab er das Mikro weiter und dankte Gott für die Erlösung. Der Vorletzte war ein Junge, der in Misaki’s Alter sein musste. Er griff nach dem Mikrofon und stellte sich selbstbewusst in die Mitte des Scheinwerferlichtes. „Ich heiße Shinobu Takatsuki und ich bin wie Misaki einundzwanzig Jahre alt.“ Mit festen Schritten ging er aus dem Licht und zog den letzten Kandidaten an seine Seite. Seine dunkelblonden Haare fielen dabei in sein Gesicht und verdeckten seine blaugrauen Augen. Shinobu zeigte mit dem Finger auf den Mann neben sich und sagte mit einer unerwarteten Selbstsicherheit in das verdutzte Publikum: „Und der gehört mir! Das wollte ich nur schon mal klar stellen!“ Er drückte dem Mann das Mikro in die Hand und ließ ihn alleine an der Stelle zurück. Verloren sah dieser ihm nach, als er wieder zu den anderen Neuen ging. Dann wandte sich seine Aufmerksamkeit der sprachlosen Menge vor sich. Nervös zupfte er an seinem schicken, schwarzen Anzug und lachte gekünstelt. „Ja... hahaha...“ Verlegen strich er mit der freien Hand durch seine schwarzen Haare und versuchte seinen schon verlorenen Ruf zu retten. „Mein Name ist You Miyagi. Ich bin siebenunddreißig Jahre alt und war früher Literaturprofessor an der Universität M.“ Immer wieder musste er gegen den strahlenden Scheinwerfer gucken. „Ich habe an der Uni mit Kamijou zusammen gearbeitet und kenne daher auch seinen Freund Nowaki...“ Seine blauen Augen funkelten verärgert, als er zu seinen Freunden ging. Er biss die Zähne zusammen und sah verächtlich auf Shinobu herab. „Du kleiner Terrorist!“, knurrte er nur für den Kleineren hörbar. Rafael bekam sein Mikrofon zurück und hielt dabei einen Notizzettel in der Hand. „So, da sich jetzt alle vorgestellt haben, kommen wir zu den Zimmerverteilungen!“ Schnell reichte er das Mikro an seinen Kollegen Valon weiter. Auch er hatte einen Zettel in der Hand und wandte sich nun voll und ganz seinem Publikum. Die Mädchen klatschten und pfiffen. Valon lachte nur amüsiert. „Nun denn“, begann er und eine große Leinwand fuhr hinter ihm herunter. Wenig später zeichnete sich der Grundriss des Gebäudes in dem sie sich befanden auf der Leinwand ab. In jedem Zimmer waren mehrere kleine, passfotogroße Bilder von den bisherigen Agenten verteilt. Valon stellte sich nun seitlich zur Wand und dem Publikum. Den Neuen hatte er den Rücken zugedreht. „Wollen wir mit der Verteilung beginnen!“, beschloss der Blauäugige und ließ die Agenten selber entscheiden. „Hat hier jemand besondere Wünsche?“ Ohne weiteres Ansprechen hob eine hübsche Blondine die Hand und sprang dabei auf und ab. „Hier! Hier! Ich!“, rief sie begeistert. „Rikku!“, rief er nachahmend hoch. Rikku blieb nun still stehen und zeigte steif auf einen der Männer. „Ich will den da!“, sagte sie bestimmend und setzte ein freches Grinsen auf. Usagi guckte nur verdutzt drein. „Ich will Usagi!“ Valon seufzte leise. „Hätte ich mir ja gleich denken können...“, setzte er an und ein kleines Bild des Gewählten erschien in dem Zimmer, wo auch Rikku ihr Bild hatte. Nun meldete sich eine andere junge Frau. Die 23-jährige Aika hob den Arm und wartete nicht mal darauf drangenommen zu werden. „Ich möchte Nowaki in mein Zimmer!“, sagte sie und setzte noch ein verzögertes „Bitte!“ an. Valon schien zufrieden und Nowaki’s Bild erschien neben dem von Aika. Ein etwas kleineres Mädchen meldete sich und versuchte bemerkt zu werden. Sie räusperte sich auffällig laut und hustete nun unüberhörbar. Valon nickte auch ihr zu, war er doch von dieser ungeduldigen Art überrumpelt worden. Die 13-jährige Mai war nämlich sonst viel ruhiger und ganz und gar nicht so aufbrausend. Nun wurde sie jedoch wieder ruhiger und sah kurz zu einem der Jungs auf der Bühne. „Shinobu soll in unser Zimmer, Valon!“, sagte sie. „Ich will den Terroristen!“ Sie grinste wissend Miyagi zu und lächelte unschuldig. Doch diese liebe und kindlichsüße Art war nur eine Maske, die wohl nach den Feierlichkeiten verfliegen würde. Auch Shinobu’s Bild erschien auf der Leinwand. „Wunderbar!“, freute sich Valon, da die neuen Agenten sonst nicht so schnell zu verteilen waren. „Drei sind weg und drei sind noch...“ Valon wollte gerade ein weiteres Mädchen nehmen, das sich meldete. Aber unbemerkt hatte sich Maike auf die Bühne schleichen können und stand nun neben dem 25-Jährigen. Etwas schüchtern zupfte sie ihrem Lehrer am Ärmel und bekam auch schon wenig später seine volle Aufmerksamkeit. Sie dirigierte ihn mit einer sachten Handbewegung zu sich herunter und flüsterte ihm etwas in sein Ohr, während sie zu den Neuen rübersah. „Was?!“, rief Valon aus, als Maike fertig war. „Das soll wohl ein Witz sein, oder?“ Hilfesuchend sah er zu seinem Freund Rafael. Der sah ihn nur fragen an. Ohne einen Laut zu verlieren, konnte er Rafael vermitteln, dass Maike die restlichen drei Neulinge in ihrem Zimmer haben wollte. Rafael zeigte der jungen Frau auch nur den Vogel. „Aber sonst geht’s noch, Maike?“, fragte er rhetorisch und schüttelte verneinend den Kopf. „Aber überleg doch mal, Rafael!“, wandte sie grinsend ein. „Misaki ist einer der Jüngeren und daher bei mir gut aufgehoben. Außerdem muss er von Usagi getrennt sein. Kamijou ist von Nowaki auch nur getrennt, wenn er bei mir im Zimmer ist. Und wenn Kamijou in meinem Zimmer ist, dann kann auch Miyagi zu mir, denn die beiden Professoren kenn sich und den kleinen Misaki!“ Sie versuchte starke Argumente zu finden. „Außerdem ist mein Zimmer eh unterbesetzt...“ Sie setzte einen Schmollmund auf und sah mit einem süßen Blick zu Valon. „Ihr könnt mich doch nicht ewig mit diesem Puppenspieler alleine lassen... bitte!“ Sie zupfte wieder am Ärmel des Älteren. „Valon...!“ Er seufzte und sah zu Rafael. Resigniert nickte Rafael und ließ Maike ihren Willen. Sie strahlte nur noch über das ganze Gesicht und grinste frech in das Publikum. Einige buhten sie gespielt aus, doch Maike blieb die Siegerin. Zufrieden verließ sie wieder die Bühne und stellte sie wieder neben ihre beste Freundin Rikku. „Na, da hast du dir aber einen dicken Fisch an Lang gezogen!“, sagte sie lachend. Maike grinste nur breit. „Ich weiß, denn so muss es sein!“ Sie beide lachten glücklich und der offizielle Teil der Feier war nun vorbei. Das Buffet wurde eröffnet und Getränke wurden verteilt. Jeder hatte sich mit einem oder mehreren Agenten zusammen getan und führte eine für gute Laune sorgende Unterhaltung. Die Neuen mussten sich erst an die vielen fremden Menschen gewöhnen. Doch dies wurde ihnen schnell durch Rikku und Maike erleichtert. „Du bist also Schriftsteller?“, fragte Rikku und versuchte mit dem älteren Mann zu flirten. „Ja, das bin ich...“, antwortete Usagi knapp und wandte sich darauf an Misaki. „Soll ich dir was zu trinken holen?“ Der Junge schüttelte den Kopf und unterhielt sich weiter mit Maike. „Und du hast echt vor fünf Jahren gegen einen Geist gekämpft?“, fragte er bewundernd. Maike kicherte verlegen. „Ja, aber ich war es ja nicht alleine und außerdem ist der Geist nicht tot...“ Sie dachte kurz nach. „Zum Einen ist er ja schon tot, weil er sonst kein Geist wäre und zum Anderen ist er nur in eine kleine Kugel gesperrt worden...“ Sie konnte es sich nicht erklären, aber etwas wurde plötzlich anders. Sie sah auf ihren Becher, der nur noch mit einem großen Schluck Cola gefüllt war. Der Inhalt des Bechers zitterte, bewegte sich gar. „Was...?“ Sie tippte Rikku an und zeigte ihr den Becher. Ahnend sah sie die Blondine an. „Irgendetwas stimmt hier nicht und zwar gewaltig!“ Rikku sah von Maikes Becher auf ihren gut gefüllten. Panisch streckte sie die Hand mit diesem von sich weg, da er überschwappte. „Verdammt!“, fluchte sie, obwohl sie nicht bekleckert wurde. „Was ist das?“ Verunsichert sah sie wieder Maike an. Die hatte allerdings bereit Maßnahmen getroffen. Mit einem kleinen Headset, welches sie an ihrem Hals befestigt hatte, konnte sie durch die Halle Kontakt mit den anderen Agenten aufnehmen. „Aika? Aika!“ Maike drückte einen kleinen Knopf in ihrem Ohr und sprach in das kleine Mikrofon. Am anderen Ende der Halle reagierte die junge Frau, in dem sie zu Maike rüber sah. „Schau mal auf den Inhalt deines Bechers, schnell!“ Aika tat, was Maike verlangte und riss erschrocken die Augen auf. Sofort tippte sie ihren festen Freund Noah an, der mit seinem Headset Rafael Bescheid gab. Wenig später meldete sich der Blonde bei Maike: „Was ist da los?“ „Ich habe keine Ahnung, aber was immer es auch ist“, sagte sie ernst und beunruhigende Stille trat in die Halle ein, „es kommt immer näher...!“ „Korrektur!“, schrie die 17-jährige Minka hysterisch und band schnell ihre schulterlangen Haare zu einem Zopf. „Es ist bereits da!“ Sie hob den Arm und zeigte hoch zu dem gläsernen Dach. „Um Gotteswillen...“, staunte Aika. „Was...“ „...ist das?“, beendete Mai den Satz ihrer Kollegin. „Was immer es auch ist...“, sagte Maike weiter ernst und zückte ihren Stab. „...wir müssen es aus dem Weg schaffen!“, schloss sich Rikku an und brachte mit einer schnellen Handbewegung ein Schwert zum Vorschein. Die Neulinge machten erschrocken einige Schritte zurück und gingen in Deckung. Die beiden Frauen stellten gerade ihre Getränke auf einen Tisch, da wurde es für einige Sekunden unheimlich still, bis ein leises Knacken zu hören war. Ein Knacken, das wie Risse im Beton klang. „Schnell!“, rief Rafael. „Bringt die Anfänger in Sicherheit und alle Agenten sofort zu mir auf die Bühne!“ Gesagt. Getan. Die Neuen und anderen Anfänger wurden aus der großen Halle gelohtst. Auch die Jüngeren und Ärzte wurden aus der Halle geschickt, während sich die restlichen Agenten auf der Bühne versammelten. Rafael wollte gerade einen Notfallplan erklären, da krachte es über ihnen in einem Höllenlärm und mit lautem Klirren brach die Glasscheibe des Daches über ihnen zusammen. Die großen Scherben fielen auf sie hinab und zersprangen abermals, als sie auf dem Boden aufschlugen. „Was ist das nur für ein Ding?“, rief Alister, der Dritte in dem Männerteam von Valon und Rafael. Die Agenten verteilten sich kreisförmig in der Halle und machten sich bereit. Eine große Kreatur aus braunem und dicken Material ließ sich auf die äußere Wand der Halle fallen und brachte diese so zum Einsturz. Gegenüber des Einganges war nun nur noch der sternenklare Himmel zu sehen. Betonbrocken lagen in der Halle überall verstreut und blockierten so einigen Agenten den Weg zum Ausgang. „Was machen wir jetzt, Rafael?“, fragte Chucky die Mörderpuppe und sprang mit seiner Frau Tiffany an der Hand auf einen Betonbrocken, damit er mit seinen achtzig Zentimetern die anderen auch sehen konnte. „Erst mal müssen wir verhindern, dass es noch mehr von der Firma zerstört!“, brüllte Seto, der Stiefbruder von Noah und fixierte das Monster mit seinen Blicken. Doch kaum hatte der 24-Jähre seinen Befehl ausgesprochen, hob die hölzerne Kreatur seinen langen Schwanz und schlug damit auf eine der anderen Seiten der Halle ein und brachte auch diese zum Einsturz. Mit seinen großen Pranken kletterte es über die Brocken und zertrampelte dabei fast die beiden Mörderpuppen. „Es hat schon über die Hälfte zerstört!“, brüllte Seto weiter. Die Agenten wollten die Kreatur gerade aufhalten, doch diese blieb nur stumm in der Mitte der Halle stehen und sah sich suchend um. „Was macht es da?“, fragte Minka und versuchte das Ganze zu verstehen oder gar nachzuvollziehen. „Anscheinend sucht es etwas...“, stellte Koichi, der jüngere Bruder von Rikku fest. „Aber was sucht es...?“ Ohne weiter auf die halb zerstörte Umgebung zu achten, hob es eine seiner Pranken und schlug damit nach Rikku. Sie sprang zur Seite und gab so die Sicht auf ihren kleinen Bruder frei. Mit einer ungeahnten Bewegung griff das Ding nach dem Jungen und stecke ihn in sein großes Maul. Mit einem Bissen hatte er den Blonden verschluckt und ließ nun ein lautes Grölen von sich hören. „Koichi!“, schrie Rikku und rannte mit ihrem Schwert auf das Ding zu. Sie stach ihm damit in eine der Pranken und erntete nur ein leises Schnurren. „Spuck sofort wieder meinen kleinen Bruder aus, du Scheißvieh!“, brüllte sie sauer und stach weiter ein. Mit einer seichten Bewegung traf das Ding Rikku am Kopf und schleuderte sie so an das andere Ende der Halle. „Rikku!“, rief Maike und rannte zu ihrer Freundin. Eine kleine Platzwunde an ihrer Stirn ließ Blut über ihr hübsches Gesicht laufen. Sofort dreht Maike sich wieder um und blickte der Kreatur hasserfüllt in die leuchtend roten Augen. „Du verachtenswerte kleine Kakerlake!“, brüllte sie fuchsteufelswild und wollte schon auf das Ding zurennen. Doch Rafael konnte sie zurück halten. „Du hast doch gesehen, was es mit Rikku gemacht hat!“, sagte er ruhig und dachte nach. „Hey! Shikamaru! Hast du einen Plan?“ Der braunhaarige 18-Jähre hatte sich in eine Ecke gehockt und sah konzentriert auf die Kreatur. Er dachte nach. Bevor er jedoch zu einer Lösung kommen konnte, hatte das Ding wieder einen Schritt gemacht und hielt den Jungen mit dem strammen Zopf in seiner starken Pranke. „H-hey! Was soll das denn?“, rief er aufgebracht. „Lass mich sofort wieder runter!“ Wie ein kleines Baby strampelte er und versuchte sich zu befreien. Eine weitere Bewegung und auch dieser Junge wurde verschluckt. „Shikamaru!“, schrie eine Frauenstimme panisch. Rikku war wieder bei Bewusstsein und musste nun mit ansehen, wie ein zweiter, geliebter Mensch vor ihren Augen gefressen wurde. „Nein!“ Sie wollte aufstehen und wieder angreifen, aber bei dem Aufprall gegen die Wand war sie mit dem Knöchel zu stark abgeprallt und konnte nun nicht mehr laufen. „Shikamaru!!!“ Wieder riss das Ding sein Maul auf und brüllte zufrieden. Es versuchte weiter in die Firma vorzudringen, doch ein starker Befall von Papiervögeln versperrte dem Monster die Sicht. „Konan!“ Rafael wollte die Frau mit den blauen Haaren aufhalten, jedoch kam er zu spät. Bevor sie dem Monster auch nur um ein Geringes entgegenkämpfen konnte, hatte es seine Pranke gehoben und verschlang die 27-Jährige wie eine Gottesmahlzeit. „Raaaaaargh!!!!“ Es brüllte aus Leibeskräften und schien immer noch nicht gesättigt zu sein. „Jetzt reicht es aber mal!“, wollte ein kleiner Junge dem ein Ende setzten. Der heute 14-jährige Brillenträger Conan zog eine Maschinenpistole mit Langlauf von seinem Rücken und schoss auf das Monster ein. Nach vielen verlorenen Schüssen und zwei verbrauchten Magazinen traf der Junge den Gegner am Auge und eine rotleuchtende Flüssigkeit trat hervor. Laut brüllte das Ding auf und ließ die Agenten erzittern. „Ich glaube, du hast es wütend gemacht...?“, murmelte die jüngere Freundin Mai und blieb hinter Conan stehen. Das Monster hob wieder nur wutentbrannt seinen Schwanz, schoss mit dem spitzen Ende auf den kleinen Jungen zu und spießte in am rechten Oberschenkel auf. Es lenkte den Schwanz mit dem Jungen daran zu seinem aufgerissenen Maul und schluckte auch Conan hinunter. „Conan! Conan!!!“ Mai schrie sich die Seele fast aus, doch auch das brachte ihren Freund nicht wieder zurück. Sauer wandte sie sich an den Blonden Chef. „Rafael! So tu doch endlich etwas!“ „Sie hat Recht!“, mischte sich Yami, der Wächter der Kugeln von den sieben Sünden ein. „Das Ding frisst uns alle noch auf, wenn wir nichts unternehmen!“ Der 23-Jährige strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und hielt seine Blicke starr auf Rafael. Er dachte nach. Er dachte so angestrengt nach, doch es kam ihm keine rational erfüllbare Idee. „Was ist mit den Kugeln?“, fragte Aika schließlich. „Wir können die sieben Sünden benutzen!“ „Vergiss es!“, rief Rafael geladen zurück. „Ich habe geschworen, dass wir die nie mehr benutzen werden! Sie bringen uns allen den Tod, wenn wir sie nicht richtig zu benutzen wissen!“ „Außerdem“, wandte Yami sich an Aika, „habe ich die Kugel zu gut versteckt, als das wir sie jetzt noch die Zeit hätten sie zu finden und dann auch noch zu benutzen!“ „Scheiße!“, fluchte Aika und stampfte auf den Boden. „Verdammte scheiße!“ Sie fluchte noch weiter, bis das Monster mit seinen Lauten stoppte und merkwürdig zu Yami sah. Es kam ihm ganz nahe und war mit seinem hölzernen Gesicht nur noch wenige Meter von dem Kugelwächter entfernt. „Warum guckt es mich denn so an?“, fragte Yami durch die zusammengebissenen Zähne und hielt gezwungen Augenkontakt mit der puppenartigen Kreatur. Er wollte gerade einen Schritt machen, da riss das Vieh wieder sein Maul auf und brüllte Yami mit seinem schweren Atem an. Yami kniff die Augen zusammen und wollte sie nicht mehr öffnen. Als das Monster jedoch wieder Ruhe gab, öffnete er die Augen und blickte genau dem großen Maul entgegen. Das Monster leckte sich die Zähne und sog Yami in den dunklen Schlund. Yami schrie noch auf, aber es war bereits alles verloren. Auch er wurde verschluckt und befand sich nun in dem großen Bauch des Monsters. Kaum hatte er Yami ganz runtergeschluckt, da schlug es ein letztes Mal mit seinem Schwanz um sich, brachte den oberen Teil der restlichen Wände zum Einstürzen und war plötzlich in dem aufgekommenem Nebel verschwunden. Fassungslos sahen sich die Agenten um. „Was zum Teufel war das?“, fragte Aika und sah in die dunstenden Nebelschwaden, die sich nun langsam auflösten. So, das war erst mal die Einleitung! Ist etwas viel geworden, aber ich konnte mich leider nicht zurückhalten ^^' Gomen deswegen... Ich hoffe trotzdem, dass euch das etwas angestiftet hat weiter zu lesen ^^/ Wir sehen uns dann im ersten Kapitel! Das Mia ^3^/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)