Our Second Chance von Perro (Das Finale [3/3] + Epilog (finished!)) ================================================================================ Kapitel 10: Pills and Kisses - Part 2 ------------------------------------- Da bin ich wieder – wie versprochen! Nachdem ich gestern noch den Sand aus den Haaren gewaschen, den Rausch ausgeschlafen und ordentlich gegessen habe, fühle ich mich wieder genug als Mensch um euch den 2. Teil von Pills and Kisses zu präsentieren! Ihr musstet ja lange genug darauf warten ;) @Rebirth-Leser: Leider habe ich meine andere FF nach dem Prolog eingestellt, da ich bemerkt habe, dass ich nicht zwei Sachen gleichzeitig schreiben will und kann. Ich denke mich immer sehr in die Story rein, und wenn ich dann ständig hin und her springen muss und das auch noch zwischen dem Narutouniversum und dem School-Stil komme ich ziemlich durcheinander. Deswegen wird jetzt erstmal OsC fleißig weitergeführt und Rebirth irgendwann wieder belebt, wenn das hier fertig ist! Tut mir Leid, wenn ich damit viele enttäuschen muss  @inkheartop: Hm, ich habe irgendwann mal ne Band in der gleichen Konstellation gesehen, also das „klassische Trio“ plus Violine. Irgendwie hat das Ganze dadurch ne ganz besondere Note bekommen. Ich jedenfalls war voll begeistert. Natürlich kann Tayuya nicht in jedem Song zur Violine greifen, aber zum Glück kann sie ja auch Gitarre spielen und singen ;) @lovely_Julia: Anfangs wollte ich ShikaTema, da mir die beiden zusammen besser gefallen, aber irgendwie entwickelt sich die Story gerade anders. Meine Ino gefällt mir total gut und mir fällt viel mehr für sie ein, deswegen liegt die TemaShika-Sache gerade im Umbruch. Ich weiß, es sagen viele Autoren, aber im Augenblick ist das Pairing noch unklar – wirklich! @Hinata-chan88: Hurra! Endlich auch jemand, der die Teilung des Kapitels gut findet =) Habe mich schon schlecht gefühlt, weil ich euch die zweite Hälfte enthalten habe… @Baby_girl94: Jirobo? Jirobi? Keine Ahnung, ehrlich gesagt, ich werde nochmal nachgucken. Aber eigentlich müsste ich recht haben, denn ich bin ein Gott! EIN GOTT!!! …… Ahh! Deine Kommis steigen mir schon zu Kopf ;) @Kintaro: Besser als jede Soap? Jaa, ich habe auch langsam das Gefühl, ich schreibe hier The O.C. im Naruto-Stil… Hauptsache den Leuten gefällt’s… Ich bin schon verdammt gespannt, was du aus deiner Feder zauberst ;) ~~~°~~~ Kapitel X – Pills and Kisses – Part 2 ~~~°~~~ So restless and maladjusted So many things that I don't show So shattered, sometimes so helpless Embrace me, I need you now - Donots ~°~ Sakura ~°~ „Wie… bist du ins Waisenhaus gekommen?“, fragte Sakura leise. Sie wollte das Gespräch selbst kaum noch aufrechterhalten, denn sie sah wie sehr Naruto sich quälte und fand es selber schmerzvoll über so schreckliche Dinge zu reden. Doch sie wusste auch, dass sie die schlimmen Erinnerungen – einmal losgetreten - jetzt bis zum bitteren Ende aus Naruto hervorholen musste, so wie man ein Gift bis zum letzten Tropfen aus der Wunde sog. Er starrte sie an und sie entdeckte in seine Augen, dass es unter der Oberfläche des so vor Lebenslust sprühenden und aufgeweckten Chaoten einen verbitterten Kern gab. Narben, die tiefer gingen als die Schnitte auf seinen Wangen… „Ich war noch ganz klein… Ich glaube, ich war vier…“, begann Naruto langsam. „Die Erinnerungen sind alle sehr verschwommen, weißt du? Ich weiß noch, dass ich im Keller gespielt habe. Meine Eltern…“ Das Wort ließ ihn kurz stocken, als wäre es nicht richtig es in den Mund zu nehmen. „Sie und ich haben in einem großen, alten Gebäudekomplex gewohnt. Es wurde gerade gebaut im Keller und ich fand das furchtbar spannend. Hab mich davongeschlichen und die Baustelle erforstet…“ Sakura wagte es nicht ihn zu unterbrechen. Er ließ den Kopf sinken, so dass die blonden Haare vor seine Augen fielen und den kummervollen Blick verbargen. „Als ich im Sand gebuddelt habe, war da plötzlich so ein großes, rundes Metallding. Als Kleinkind total faszinierend… Ich habe mir vorgestellt, es wäre ein Raumschiff und habe es aus der Ferne mit Steinen beworfen. Meine High-Tech-Projektile…“ Sakura lächelte. Sie konnte sich gut vorstellen, wie ein kleiner Naruto seiner Fantasie freien Lauf ließ und jede Menge Schabernack trieb. Als der richtige Naruto jedoch wieder aufsah und sie die pure Verzweiflung in seinen Augen erspähte, erlosch ihr Lächeln wie eine ausgeblasene Kerze. „Es war kein Raumschiff…“, sagte er traurig. „Sondern eine Bombe. Ein alter Blindgänger.“ „Eine… Bombe…?“ „Und ich werfe mit Steinen drauf.“ Naruto lachte, doch es war ein kaltes, freudloses Lachen, das genauso wenig zu ihm passte wie seine brodelnde Wut, die er gezeigt hatte als er Neji auf Kibas Party niederschlug… „Meine High-Tech-Projektile haben das Ding gesprengt. Das ganze Gebäude ist in die Luft geflogen… Es war tagelang in den Zeitungen. So viele waren tot…“ Seine Hände fingen an zu zittern und er krallte sie in den Stoff seiner Hose. „Ich… habe sie alle getötet… Auch meine Eltern… Weil ich so dumm war…“ „Du warst erst vier!“, rief Sakura geschockt. Ihr Herz brannte und ihr Kopf schien auf Eis gelegt. Sie wollte etwas sagen, ihn irgendwie trösten, doch auf einmal erschienen ihr alle Worte, die ihr einfielen, schrecklich hohl und bedeutungslos im Anbetracht einer derartigen Katastrophe. „Nur ich habe überlebt…“, sprach Naruto weiter. Er war wie im Wahn und schien mit den Gedanken an einem weit entfernten Ort zu sein. Oder in einer weit entfernten Zeit. „Nur ich! Obwohl ich am nächsten an der Bombe stand. Alle anderen im Gebäude sind bei der Explosion gestorben. Fast jeder im ganzen Viertel hat durch mich einen Verwandten oder einen Freund verloren. Überall war ich das Kind, das die Bombe gezündet hat… Man hat mich gehasst…“ „Das ist Wahnsinn! Du warst ein kleines Kind!“ „Ich war viel zu jung um das Ausmaß dieses Tages zu begreifen. Ich habe erst viel später verstanden, warum mich alle so verabscheuten, warum Eltern ihre Kinder nicht mit mir spielen lassen wollten und die anderen im Waisenhaus mich ärgerten. Es war die Hölle.“ Tränen standen in Narutos Augen. „Verstehst du jetzt, warum ich nie dorthin zurück will? Warum ich hier bleiben will, wo alle mich mögen und niemand mich ‚Monster’ nennt?“ Sakura war völlig vor den Kopf gestoßen. Sie wusste nicht was sie sagen konnte oder was sie mit ihren Händen anstellen sollte, während Naruto die Tränen weiter stumm über Kabutos Einschnitte laufen ließ. Schließlich stand sie auf und trat zu ihm, um ihn vorsichtig zu umarmen. Er erwiderte die Geste nicht, doch seine verkrampften Muskeln entspannten sich unter ihrer Berührung. „Ich werde dich nie hassen, Naruto. Hier wird alles anders. Versprochen.“ ~°~ Shikamaru ~°~ Er suchte schon über eine Stunde nach Ino und bekam langsam das Gefühl, dass er sich zum Affen machte. Vielleicht war sie ja einfach nach Hause gerannt. Vielleicht lag sie gar nicht in irgendeiner abgelegenen Ecke und soff sich ins Koma, so wie er es nach ihrer Flucht befürchtet hatte… Aber sie sah so verletzt aus… Shikamaru konnte sich nicht dazu bringen die verzweifelte Ino von vorhin mit dem sonst stets aufgedrehten und nach Tratsch lechzenden Mädchen, das er eigentlich kannte, in Einklang zu bringen. Noch nie hatte er sie so enttäuscht, so niedergeschlagen gesehen, und es bereitete ihm Sorgen, was Ino in so einem Moment anstellen konnte. Sie war schon immer impulsiv gewesen und tat gelegentlich Dinge, die sie im Nachhinein selbst bereute. „Hey Kiba!“, rief Shikamaru, als er den reichen Jungen, umgeben von einer Traube seiner allgegenwärtigen Freunde, an ihm vorbeigehen sah. „Hast du Ino gesehen?“ Kiba schüttelte den Kopf, fragte die Anderen, doch niemand war ihr begegnet. Fahrig griff Shikamaru nach seinen Zigaretten und zündete sich eine an. Bereits der erste Zug besänftigte ihn etwas, konnte die tief sitzende Beunruhigung jedoch nicht völlig verdrängen… Minutenlang fragte er sich erfolglos weiter durch die feiernde Masse und verbrauchte dabei eine Kippe nach der anderen, bis selbst er den Aschegeschmack im Mund kaum noch ertrug. Was tat er hier eigentlich? Er war schließlich nicht für Ino verantwortlich. Wahrscheinlich amüsierte sie sich bereits mit irgendeinem neuen Kerl und würde ihn am nächsten Tag auslachen, wenn sie hörte, dass er den halben Strand wegen ihr durchkämmt hatte… Aber sie sah so verletzt aus… Wie anstrengend… Als er noch zwei weitere Lagerfeuer abgesucht hatte, schlangen sich plötzlich zweie Arme von hinten um seine Schultern. Shikamaru drehte sich erleichtert um und war einen Moment später wieder enttäuscht, weil er nicht in Inos himmelblaue Augen sah, sondern in dunkle, malachitgrüne. „Temari“, bemerkte er trocken und löste sich aus ihrer Umklammerung. Sie grinste breit und zwang ihm eine Flasche mit irgendeinem hochprozentigen Zeug in die Hand. „Mein Superhirn! Hier, nimm! Du bist ja noch gar nicht betrunken!“ „Offensichtlich bin ich da der Einzige hier“, erwiderte er. Temaris Wangen waren gerötet und ein paar ihrer blonden Haare hatten sich aus den vier Zöpfen gelöst, als hätte sie ihren Kopf beim Tanzen zu heftig bewegt. In ihren Augen glänzte etwas, dass Shikamaru seltsam unruhig machte. „Du bist echt ein Miesepeter!“, bemerkte sie, während sie ungeschickt versuchte die Flasche in seiner Hand zu seinem Mund zu führen. Ihre motorischen Fähigkeiten schienen bereits arg abgenommen zu haben. „Jetzt trink schon! Ich will dich mal betrunken sehen! Vielleicht wirst du dann mal locker!“ Shikamaru tat, was er am Besten konnte: er rollte mit den Augen „Kein Bedarf.“ Temari zog eine Schnute und warf sich plötzlich und wahrscheinlich ungewollt heftig auf ihn, so dass er nach hinten in den Sand stürzte und sie mitten auf ihn. Im ersten Moment wirkte sie mindestens genau so überrascht wie er, doch dann kam ihr Grinsen schnell zurück. Sie blieb auf ihm sitzen, legte ihr Arme auf seine Brust und beugte sich ein Stück zu ihm herab. Da war wieder ihr Ausschnitt! Shikamaru wandte das Gesicht schnell ab, doch er hatte bereits genug gesehen, um die verräterische Hitze in den Wangen zu spüren. Verflucht sollte Temari sein! Und auch er selbst, der rot anlief wie ein kleines Schulmädchen! Dem Mädchen aus Suna schien ihre Lage zu gefallen. Eine ihrer Hände zog kleine Kreise auf seiner Brust und sandte einen unerwarteten und zu Shikamarus Schock nicht unbedingt unangenehmen Schauer durch seinen Körper. Sie kam mit ihrem Gesicht noch näher, bis ihr Mund fast sein Ohr berührte. „Warum willst du nichts trinken? Das baut Hemmungen ab“, säuselte sie leise. Ihr Atem an seiner Haut verstärkte den Schauer, der ihm über den Rücken zog. „Ich suche… Ino…“, brachte er schließlich gepresst hervor. Temari zuckte sofort zurück, als wäre der Name ein ekeliges Insekt. „Die Blonde, die dir immer hinterher rennt?“, fragte sie mit zu Schlitzen verengten Augen. Auf einmal schien sie wieder sehr nüchtern und gar nicht mehr freundlich. Als hätte sie erst jetzt bemerkt, was sie eigentlich tat, sprang sie von ihm auf und starrte ihn feindselig an. „In so einem Moment denkst du an diese Zicke?“, fauchte sie. Sie trat so in den Boden, dass Shikamaru von einer ganzen Ladung Sand überschüttet wurde, schnappte ihm die Alkoholflasche aus der Hand und verschwand. „Idiot!“ Shikamaru rappelte sich auf und schüttelte sich den Sand aus den Klamotten. Was für ein verrückter Abend! Offensichtlich hatten sich alle Frauen zusammengetan und beschlossen, ihm soviel Ärger wie möglich zu machen… „Anstrengend“, murmelte er, nachdem er ein paar Sandkörner ausgespuckt hatte und sich wieder in Bewegung setzte. Was war nur mit dieser Temari? Was wollte sie eigentlich von ihm? An manchen Tagen schien sie rüberbringen zu wollen, dass sie ihn mochte, doch meistens verspottete, nervte oder ärgerte sie ihn wo es nur ging. Er wurde einfach nicht schlau aus ihr! So vertieft war Shikamaru in seine Gedanken, dass er beinahe nicht bemerkte, wie in seiner Nähe Inos Name fiel. Verwundert sah sich das junge Genie um. Nur ein paar Meter von ihm entfernt hockten Zaku und sein Freund Dosu vor einer Kühlbox und lachten bösartig. Dosu war vor ein paar Monaten in ein schweres Feuer verwickelt gewesen und trug daher Bandagen um seinen Kopf, damit niemand seine hässlichen Narben sah. Als sich Shikamaru unauffällig näherte, sah er, wie Zaku ihm zwei Flaschen Bier reichte und eine kleine Pille in eine davon fallen ließ. „Die lässt sie abgehen wie eine Rakete“, erklärte er augenzwinkernd. „Ino ist eh schon so fertig, dass sie gar nicht merken wird, wenn sie die mittrinkt. Dann kannst du deinen Spaß mit ihr haben. Sie lässt eh jeden ran. Die wehrt sich nicht…“ Dosu dankte Zaku und rauschte davon. Shikamaru wurde schlecht und das unruhige Gefühl in seinem Magen verwandelte sich einen widerlichen, zähen Klumpen. Alle Alarmglocken in seinem Kopf fingen bei den Worten dieser Arschlöcher wild an zu klingeln. Er schlüpfte hastig aus den Schuhen und lief barfuss und lautlos Dosu hinterher. Der bandagierte Junge hetzte in nicht zu übersehender Erregung über den Strand und machte sich nicht die Mühe hinter sich zu sehen, bis er zu einem abseits im Schatten geparkten Auto kam. Shikamaru fiel fast die Kippe aus dem Mund, als er Ino davor warten sah. Sie torkelte wie ein betrunkener Seemann und schien kaum zu realisieren, wo sie sich befand. Soviel dazu, dass sie sich nicht ins Koma soff… Als Dosu zu ihr trat, kam er aufdringlich nahe und versuchte sie zu küssen. Ino schien sich wehren zu wollen, doch sie hatte kaum die Kraft die Hand zu heben. „Lass… Lass…“, murmelte sie kaum hörbar. Dosu drückte sich noch enger an sie und presste ihr die präparierte Bierflasche in die Hand. „Jetzt hab dich nicht so. Du bist doch sonst nicht so verklemmt. Nimm!“ Sie schien wieder etwas sagen zu wollen, doch heraus kam nur unverständliches Gebrabbel. Shikamaru hielt es nicht mehr aus und trat betont ruhig auf die Beiden zu, obwohl ihm der Arsch auf Grundeis ging. Dosu war bekannt dafür, dass er Ärger machte und schon mehr als einen Knochen gebrochen hatte… „Hey! Lass sie in Ruhe!“ Dosu wandte sich genervt zu ihm. „Was ist los? Hier gibt’s nichts zu sehen! Hau ab!“ „Checkst du nicht, dass Ino das nicht will?“ „Diese Schlampe ist doch für jeden zu haben!“, lachte Dosu und griff ihr zur Verdeutlichung an den Hintern. Doch wahrscheinlich hätte auch eine Bombe neben Ino einschlagen können und sie hätte es in ihrem Zustand kaum zur Kenntnis genommen. Shikamaru war froh, als die Wut seine Angst langsam aber sicher verscheuchte und er entschlossener wurde. „Du Arschloch! Lass sie gehen!“ Plötzlich hatte Ino die Flasche mit der Pille in der Hand und versuchte sie irgendwie an ihre Lippen zu setzen. Shikamaru sprang auf sie zu und schlug sie ihr aus den Fingern. Dosus Bandagen strafften sich, als sich das Gesicht darunter vor Wut verzerrte. „Was fällt dir ein!“ Shikamaru wusste, dass die Situation kurz davor war zu eskalieren. Sein Kopf arbeitete einen sehr improvisierten Schlachtplan aus, doch er hoffte, dass es reichen würde. Er nahm seine Kippe aus dem Mund, hielt sie auffällig vor sich, so dass Dosus Augen sich unweigerlich darauf richteten, und warf sie dann hoch in die Luft. Dosu ließ sich für einen Moment ablenken und starrte der Zigarette nach. Es war dieser eine Moment, der Shikamaru reichte. Mit aller Kraft und aller Wut, die er irgendwie aufbringen konnte, rammte er dem unvorbereiteten Dosu das Knie voll zwischen die Beine. Der vernarbte Junge ging sofort zu Boden wie ein nasser Sack und krümmte sich wimmernd im Sand. „Du… Arschloch!“, brüllte er. „Ich denke für heute wirst du nicht mehr viel mit Mädchen anstellen können…“ „Zaku hatte sie! Warum soll ich sie dann nicht haben? Sie lässt doch eh jeden ran! Sie ist eine verdammte Schlampe!“, knurrte Dosu, bevor die Schmerzen ihm offensichtlich die Stimme raubten. Shikamaru sah kalt zu ihm herab und fühlte das Bedürfnis noch einmal nach zu treten, solange er die Chance dazu hatte. Stattdessen nahm er Ino an die Hand und führte sie weg so schnell es ging. Seine beste Freundin stolperte immer wieder und lief in gefährlichen Schlängellinien. Dosus Gebrüll verfolgte sie noch eine ganze Weile: „Das bereust… du, du Arschloch! Ich kenne Leute, die stechen dich ab… während du schläfst! Ich komme aus Oto, du Wichser!“ Doch Shikamaru überhörte ihn. Als sie schließlich ein Dutzend Lagerfeuer entfernt waren, ging Ino plötzlich hinter ihm in die Knie und erbrach sich geräuschvoll. „Ach Mädchen“, seufzte Shikamaru, während er sich neben ihr hinhockte und ihre langen blonden Haaren vorsichtig aus dem Weg hielt. „Was machst du nur für Sachen…?“ Es dauerte lange, bis Ino nicht mehr würgte, doch schließlich lehnte sie sich zurück. Etwas von ihrem Mageninhalt war auf ihrem Kleid gelandet. Vorbeiziehende Leute rümpften bei ihrem Anblick die Nase oder sprachen offen ihren Ekel aus, doch Shikamaru scheuchte sie schnell mit wütenden Blicken weiter und nahm ein Taschentuch, um ihr die letzten Reste sanft vom Mund zu wischen. Das faule Genie, das mit Mädchen normalerweise nicht umzugehen wusste, wartete einfühlsam, bis Inos Schwanken, Keuchen und Spucken endgültig aufhörte und sie im Sitzen einschlief. Dann nahm er sie auf die Arme, ohne darauf zu achten, dass auch seine Kleidung davon beschmutzt wurde. Sie schmiegte ihr Arme reflexartig um seinen Hals und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, wie ein schutzbedürftiges, kleines Kind. Wenn Typen wie Dosu oder Zaku sie nur einmal so sehen würden, so wie ein einfaches Mädchen, das sich nach Geborgenheit sehnt. Sie lässt doch eh jeden ran! Sie ist eine verdammte Schlampe! Shikamaru hatte einen kurzen Anflug von völlig überraschenden Beschützerinstinkten. Ino war seine beste Freundin. Sie hatten schon zusammen im Sandkasten gespielt und immer alles geteilt und sich alles erzählt, egal wie peinlich, pikant oder abstoßend es auch war. Er wollte nicht, dass ihr irgendetwas passierte oder dass sich Kerle mit ihr einließen, die sie nicht zu würdigen wussten… Nach einigen Minuten hatte er sein Cabrio erreicht. Er legte Ino auf die Rückbank und nestelte eine Weile mit ihren Armen herum, die sich nur widerwillig von seinem Nacken lösen wollten. Als er sie schließlich doch noch los bekam, rollte sich Ino zu einem kleinen Ball zusammen und murmelte etwas ohne dabei aufzuwachen. Shikamaru beobachtete sie eine Weile mit seinen neuen, fremden Beschützergefühlen und legte ihr schließlich seine Jacke über wie eine Decke, denn der Abend wurde kühl. Dann fuhr er sie auf direktem Weg zu ihrer Wohnung. Überraschenderweise brannte dort noch Licht in den Fenstern. Shikamaru parkte das Auto in kurzer Entfernung und bereitete sich schon darauf vor zu warten bis Inos Eltern schlafen gingen, bevor er ihre besoffene und voll gekotzte Tochter nach Hause brachte, als er einen Teller innerhalb der Wohnung durch die Luft fliegen sah. Einen Teller! Shikamaru starrte gebannt auf das Spektakel und konnte schließlich auch Stimmen ausmachen, die wild herumbrüllten. Er konnte nicht hören was gesagt wurde, doch der Ton war unverkennbar feindselig, und schließlich flogen weitere Gegenstände durch die Luft. Eine Vase. Eine Bierflasche. Schließlich sogar der Rest des Tellersets. Während das Klirren und Schreien in der Nacht immer mehr anschwoll, sah Shikamaru von der Wohnung auf Ino, die eingeigelt dalag, und verstand. Er betrachtete seine Freundin voller Mitleid. Er war ein Genie, doch man musste keines sein um zu verstehen, was sich hier abspielte. Zur Bestätigung seiner Vermutung fischte er Inos Handy aus ihrer Tasche und suchte die SMS, die sie am Abend so in den Abgrund gestürzt hatte. Wir lassen uns scheiden. Such dir aus wo du bleiben willst, mir soll es egal sein. Die Nachricht stammte von Inos Vater. Shikamaru konnte nur fassungslos auf diese knappe und kalte Mitteilung starren. Warum hatte sie nie etwas gesagt? Wenn ihr Vater im normalen Leben auch so mit ihr umging, wunderte es Shikamaru nicht mehr, dass seine Freundin andere Menschen brauchte, um zumindest für den Moment das Gefühl zu bekommen beachtet zu werden. Er seufzte, warf einen Blick auf die Rückbank und lenkte das Cabrio schließlich zu seiner eigenen Wohnung, die ganz in der Nähe lag. Dort angekommen hob er Ino wieder auf die Arme und trug sie in sein Zimmer. Als Shikamaru sie aufs Bett legte, betrachtete er zum ersten Mal das ganze Ausmaß des übel riechenden Flecks auf ihrem Kleid. „So kannst du doch nicht bleiben“, murmelte er. Er versuchte sie zu wecken, doch sie stöhnte nur schwach auf wenn er ihre Schulter anstupste. Heute wollte es ihm aber auch niemand einfach machen! Er versuchte die coole Gelassenheit heraufzubeschwören, mit der er ein Go- oder Schachbrett ansah, bevor er Ino das dreckige Kleid behutsam über den Kopf zog. Darunter trug sie nur blütenweiße Unterwäsche. Shikamaru hatte sie schon einmal nackt gesehen, doch da waren sie noch kleine Kinder gewesen und Ino war noch nicht zu der blonden Schönheit herangereift, die sie nun war. Er hatte Schwierigkeiten weiter an Schachzüge zu denken, wenn er ihren aufreizenden Nacken sah, ihre elegant geschwungenen Schultern, die langen, schlanken Beine, den flachen Bauch und ihre Brüste, die sich im Takt ihrer Atmung langsam hoben und senkten… Shikamaru wurde rot. Schon zum zweiten Mal an diesem Abend! Wütend auf sich selbst war er gerade dabei über Ino zu lehnen und ihre Arme aus den Ärmeln ihres Kleides zu befreien, als ihre Augenlider langsam aufflatterten. Um ehrlich zu sein hätte er sich an diesem Tag auch gewundert, wenn ihm nur eine Peinlichkeit erspart geblieben wäre… „Shi…ka…?“, murmelte sie kaum hörbar. Ihr glasiger Blick wanderte ziellos im Raum herum, bevor er sich wieder auf ihn richtete. „Was… tust… du…?“ „Keine Angst. Schlaf weiter. Ich hab dich von Dosu weggebracht. Du musst heute bei mir schlafen. Ich leg mich auf den Boden…“ Shikamaru fühlte sich nach seinen abgehackten Sätzen nicht wie ein angepriesenes Genie, sondern wie der größte Idiot der Welt und wie ein Perverser, der bei einer Tat erwischt wurde, die er gar nicht vorgehabt hatte zu begehen. Zu seiner Überraschung liefen Ino silberne Tränen seitlich aus den Augen. „Danke…“, flüsterte sie. Es schwang viel mit in diesem Wort. „Danke… Shika…“ Sie richtete sich unbeholfen auf und umarmte ihn so fest, als würde sie den Halt am Leben verlieren, wenn sie ihn losließ. „Ich hab dich lieb… Du bist… der beste Freund… den man haben kann…“ Shikamaru konnte nicht verhindern, dass er ihre Brüste allzu deutlich an sich spürte, und kämpfte verzweifelt darum nicht das Schachbrett vor dem geistigen Auge zu verlieren. Gleichzeitig wanderten Inos Hände plötzlich an Orte, an denen sie nichts verloren hatten. Eine zog eine sanfte Bahn über sein Rückgrat, die andere streichelte über seine Wange. Dabei zogen sie ihn fast unmerklich näher zu ihr heran. „Ich hab dich… so lieb… Halt mich fest…“ „Ino…“ „Halt mich…“ Ihr Mund berührte sein Schlüsselbein. Er wusste, was dieser heute bereits alles entlassen hatte, doch es war trotzdem schwer das Gefühl ihrer weichen Lippen nicht schön zu finden. Sie tupfte weitere flüchtige Küsse über seinen Hals. Das Schachbrett verpuffte in seinem Hirn und wurde ersetzt von der Tatsache und der Erkenntnis, dass er hier mit einer halbnackten Ino auf seinem Bett lag. Wie war es dazu gekommen? Als ihre Hände schließlich zu seiner Hose rutschten, übernahm die Vernunft endlich wieder die Oberhand in ihm, so dass er die Kraft aufbringen konnte sie ein Stück weg zu schieben. „Du bist betrunken, Ino“, sagte er ohne zu wissen, ob er es ihr oder sich selbst erklären musste. Alles erschien unwirklich und irgendwie vernebelt, als hätte er doch einen tiefen Schluck aus Temaris Flasche genommen. „Du bist total betrunken…“ „Shika… Was macht das schon?“, flüsterte sie, während ihre Hand wieder versuchte unter sein Shirt zu gelangen. Diesmal fing er sie jedoch bestimmt ab und hielt sie fest. „Ich bin nicht so einer. Ich bin nicht wie Zaku. Oder wie Dosu.“ „Ich weiß“, murmelte sie mit einem traurigen Lächeln. Sie schien Schwierigkeiten zu haben ihre Augen noch länger offen zuhalten, obwohl sie mit ihrer freien Hand weiter versuchte seine Wange zu streicheln. „Schade…“ Dann fiel ihre Hand plötzlich neben sie, als wäre ihr mit einem Schlag die Kraft ausgegangen. Als sich ihre Augen schlossen, sickerten noch einmal ein paar einzelne Tränen daraus hervor. Schließlich schlief sie wieder und Shikamaru rollte sich schwer atmend vom Bett auf den Boden. Er war dankbar für die brettharten Holzdielen, die nichts mit Inos samtweicher Haut gemein hatten. „Wie… anstrengend…“ Was für ein Abend… Wenn irgendein Junge je erfahren würde, dass er an zwei umwerfende Mädchen gepresst gewesen und am Ende doch auf dem harten Fußboden gelandet war, würden sie ihn endgültig für einen Trottel halten… Trotzdem war er sich sicher das Richtige getan zu haben. Auch wenn sein Körper etwas Anderes sagte… ~~~°~~~ Demnächst: ShikaIno: Der Morgen danach! Endlich, endlich, endlich etwas SakuSasu!! Und ein neuer, unheimlicher Gastauftritt..... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)