Rittergeschichten von Jacare (William) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die Geschichte eines Ritters Kapitel 1 Was ich nie vergessen werde Es war ein sehr regnerischer Tag. Ich fröstelte, versuchte jedoch die Kälte mit wärmenden Gedanken zu überspielen. Meinem vierbeinigen Begleiter schien es nicht anders zu ergehen. Er schnaubte und ließ sich einige Male durch den Wind beirren. So zog ich die Zügel etwas fester und versuchte ihn wieder in die gewünschte Richtung zu lenken, was sich alles andere als einfach erwies. Ich hatte mich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt gemacht und ritt nun schon eine ganze Weile. Kein Wunder also, dass das Pferd Probleme machte… Mein Blick wanderte umher. Die Straßen waren so gut wie leer, was ziemlich außergewöhnlich war. Gareth – die schönste Stadt auf der Landkarte und schon bald würde sie nichts weiter als ein Häuflein Asche sein. Sollten sie doch kommen, diese machtbesessen Blasphemiker. Ich spürte wie mich die Wut von neuem durchfloss, beschloss aber diesen Gedankengang abzubrechen. Die Felder – einst ein so wunderschöner Anblick doch das alles fand nun ein Ende, sinnlos wie mir erschien. Die Landwirte gingen nun nicht mehr ihrer gewohnten Arbeit nach, stattdessen wendeten sie sich einem unaufhaltsamen Krieg zu, der nur noch wenige Monde von uns entfernt lag. Nur zu gut wusste ich, wie schwer man unter den Folgen eines solchen Massengemetzels litt. Ich sah eine von Menschen zerstörte Hütte und erinnerte mich an eine Szene aus meiner Kindheit, die mich nicht mehr loszulassen schien: Es war ein nieder gebranntes Haus. Ein Junger Mann stand mit ausdrucksloser Miene still schweigend davor. Dieser Geruch… ja es war wieder da. Rauch… Stille und dann da diese unerwünschte Stimme: „Wir haben ihn, freu dich Kleiner.“ Ich blickte gen Himmel musste aber die Augen schließen als das Licht auf mich fiel. Meine Eltern waren bei dem Brand ums Leben gekommen. Es war ein Anschlag auf meinen Vater gewesen, der zur höheren Schicht - dem Klerus gehörte. Die Ursache? Ich weis es nicht. Was auch immer mein Vater getan hatte, sein Tod war nicht gerechtfertigt… Das langsame Reiten machte mich allmählich träge. Kurze Zeit war es windstill und die Sonne kam erneut zum Vorschein. Das Medaillon, das ich um den Hals trug, spiegelte die Strahlen wieder. Es war nichts weiter als ein simples Schmuckstück, ein Erinnerung meiner Vergangenheit, nicht mehr, so dachte ich zumindest… „Sir, William!“ die Stimme meines Knappen riss mich aus meinem Gedankengang. Hastig blickte ich in seine Richtung. Er winkte mir zur und ich stieg vom Pferd. Schmunzelnd betrachtete ich sein Freuden gestimmtes Gesicht. Als Lehrer fehlte es mir nicht an strenge, trotz alledem störte es mich wenn er mich formell mit „Sir“ anredet, worauf ich ihn ständig aufmerksam machen musste. Es war oft nicht leicht mit ihm. Er lernte nur sehr langsam und vernachlässigte seine oftmals simplen Aufgaben. Trotz alledem empfand ich eine gewisse Sympathie für den jungen Mann. „Hast du die Schwerter schon geholt?“ fragte ich ihn gelangweilt, bereits geprägt vom monotonen Trainingsplan. Er bejahte meine Frage und reichte mir eines der beiden. Der Griff war sehr simple aber die Klinge Messer scharf. Es gab keinerlei Verzierungen, es diente lediglich für den Kampf. Kays Schwert ähnelte dem meinen, es war sehr schmal hatte jedoch wesentlich mehr Reichweite und war gleichzeitig leichter in der Handhabung. Der Knauf hatte ein Löwenkopf was stärke symbolisieren sollte. Das Heft lag gut in der Hand – unterm Strich also eine mehr als ansehnliche Waffe. Ich umklammerte mit beiden Händen das Heft, bereit um den ersten Schlag meines Gegners zu parieren. Auch mein Gegenüber machte mir mit einem Kopfnicken deutlich, dass es losgehen konnte. Ein erster Schlag viel. Die Klingen schlugen aufeinander und es ertönte ein schallender Klang, der die Schwerter leicht vibrieren ließ. Nun war ich an der Reihe. Die Schwertspitze ragte in die Höhe. Kay hatte sich inzwischen einen Großteil meines Kampfstieles so gut wie möglich eingeprägt. Er wusste, dass er keine andere Wahl hatte als meinem Hieb auszuweichen, da er sonst zu Boden stürzen würde. Es fehlte ihm einfach an Kraft. Er war geschickt darin sich in Sekundenschnelle die Bewegungen seines Gegners zu merken. Auch das Ausweichen war einer seiner Vorlieben, jedoch half ihm dies alles nur sehr wenig, sollte er irgendwann einmal einen ernsten Kampf bestreiten. Sobald ich meine Taktik ändert war er verwirrt. Auch seine Ausdauer ließ zu wünschen übrig. Trotz alledem erwies es sich als relativ sinnvoll in trotz seiner Defizite wie einen ebenbürtigen Gegner zu behandeln. Er warf mir einen drohenden Blick zu und fuchtelte mit dem Schwert um sich als würde er keinen anderen Ausweg mehr sehen. „Achte auf deine Haltung, mach den Rücken gerade und hör verdammt noch mal mit diesem albernen Gehampel auf!“. Ich hatte nicht vorgehabt zu schreien, doch ich merkte schon bald, dass meine Worte Wirkung zeigten. So dauerte es nicht lange bis er zum Gegenangriff ausholte. Ich spürte, dass er genervt war und so wurden auch seine Schläge immer stärker. Eine Zeitlang parierte ich seine Angriffe nur, um nach seiner Schwachstelle zu suchen. Kays Beinarbeit lies zu wünschen übrig, also musste ich dem all meine Aufmerksamkeit widmen. Mit einem harten Tritt in die Wade, seines linken Fußes, brachte ich ihn zu Fall. Er fing sich gerade noch mit den Händen ab, doch zu spät: eine Klinge deutet in diesem Moment auf seine Kehle. Beschämt senkte er seinen Blick. Ich blickte zu ihm hinab und sprach: „Du hast mehr Waffen als nur ein Schwert, also mache auch gebrauch von ihnen!“ Sogleich grub er seine Finger in den noch feuchten Boden und erwiderte: „Wie ihr wünscht.“ Ich war nicht darauf vorbereitet gewesen, als ich plötzlich eine Ladung Dreck in die Augen geworfen bekam. Für einen kurzen Moment lang konnte ich nichts sehen, sprang jedoch geschickt zurück und rieb mir den Sand aus den Augen. Kay war während dessen wieder aufgestanden und schwang nun mit ausgestrecktem Arm sein Schwert in meine Richtung. Plötzlich bemerkte ich wie ein paar meine Haare zu Boden sanken, er hatte mich also Wort wörtlich um Haares breite erwischt. Überheblich wie er war, hob er seinen Kopf in die Höhe und blickte mich an. Er schien wahrhaftig stolz auf seine Leistung: „Na, wie war das?“ Es war mir fast peinlich in diesem Moment. Manchmal nagten große Zweifel an mir, ob es eine gute Entscheidung war Kay als Knappe zu übernehmen und genau in solchen Augenblicken viel mir eine Antwort darauf ein: „Du verdammter Narr!! Was denkst du dir eigentlich? Wenn du glaubst, dass ich mit einem Kind kämpfe, dass Dreck nach mir wirft, dann irrst du dich, schließlich habe ich ja auch meinen Stolz“. Meine Worte hatten ihn zu meiner Befriedigung sichtlich getroffen, doch ich schenkte ihm kein Mitleid. Er wich vor mir zurück und so schnappte ich nach seinen Haaren und hob ihm noch einmal mein Schwert an die Kehle, bis aus einem leichten Ritz Blut heraustrat. Aus Angst lies er sein Schwert fallen, doch ich hatte kein Ohr für seine erbärmlichen Hilferufe. Einige Sekunden später ließ ich ihn los. Er zögerte nicht und eilte nach Hause. Als ich Kay so betrachte, wie er eilig vor mir davon rannte, konnte ich mir ein leises Lachen kaum mehr verkneifen. Ich wusste nicht genau warum ich lachte, ob es nun aus purerer Schadenfreude oder aus totaler Verzweiflung war – es war mir gleichgültig… Ich ließ noch einen Augenblick verstreichen, bis ich mich in Richtung einer großen Eiche drehte und laut rief: „Glückwunsch Jason, du wirst immer besser im Verstecken, vielleicht bemerk ich dich ja irgendwann mal nicht, wenn ich zufällig schlafe.“ Eine Stimme antwortete mir: „Lass die Witze. Ich finde es nicht richtig wie du Kay behandelst!“ Gekonnt hüpfte er von einem breiten Ast herunter und trat mir gegenüber. Wie immer trug er seine graue Rüstung mit dem roten Kreuz darauf, dass Zeichen der Kreuzritter, ein Wappen das jeder Diener des Königs zu tragen hatte, ich eingeschlossen. „Kay ist mein Knappe, genauso wie es meine Sache ist, wie ich das Training gestalte. Du solltest dich besser daran halten, wenn du keinen Ärger mit mir haben willst.“ Meine zynische Bemerkung hatte nichts an seinem Gesichtausdruck verändert, noch immer starrte er mich regungslos an. Dann sprach er: „Vergib, es lag mir fern dich zu verärgern. Es ist nur… ich habe Mitleid mit dem Jungen. Er sieht dich als sein Vorbild, doch ich befürchte mehr noch aus Angst als aus Zuneigung.“ Die Verwirrung in meinem Gesicht war nun deutlich zu sehen. „Damit kann ich leben.“ Ich gebot ihm mit einer abwehrenden Handbewegung zu schweigen. Es war nicht von Bedeutung, was er von meinem Verhalten dachte und so wollte ich mich gerade zum Gehen abwenden, als er mir hinter her rief: „Die Wolken stehen schlecht. Es wird bald regnen… Ich dachte du würdest mich zuvor noch auf den Marktplatz begleiten. Es gibt noch einiges zu tun.“ Ich wollte ihm widersprechen, ließ es aber dann doch bleiben und folgte ihm widerwillig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)