The Healing Touch von MayTanner (This was love at first sight, love everlasting, a feeling unknown, unhoped for, unexpected...) ================================================================================ Kapitel 29: The X-Men Strike Back, Part Three --------------------------------------------- ° ° ° Plötzlich knallte Remy gegen ein unsichtbares Hindernis, gegen das sie dann auch geschleudert wurde, weil sie einfach zu viel Schwung hatte, den sie nicht mehr zu kontrollieren vermochte. Der Griff seiner Hand ließ nach und sie fiel einfach zu Boden, weil sie von dem Schlag gegen die Stirn lauter blinkende Sternchen sah. Noch bevor sie überhaupt reagieren konnte, war sie von unsichtbarer Hand von Boden gehoben worden und landete in Logans festem Griff, wo ihr dann klar wurde, daß Merveille wohl das Hindernis aufgebaut hatte und Jean sie mittels ihrer telekinetischen Kräfte aus der Gefahrenzone gebracht hatte. Madame Mèmènes Nichte war eigens aus New Orleans angereist, um sich für die Hilfe der X-Men zu revanchieren, nachdem sie von ihrer Tante durch deren Visionen erfahren hatte, daß Candy und ihre Freunde in großer Gefahr schwebten. Sie hatte sogar Hilfe mitgebracht. Soleil Rozier, ihren Ehemann, der neben seiner Frau stand in einem dunkelbraunen bodenlangen Gewand und die gespreizten Hände anhob, in deren Mitte unheimlich helle Energiekugeln brannten. Kleine Sonnen, wenn man es genau nahm, weshalb er auch Soleil* genannt wurde, obwohl seine Haut so schwarz wie die Nacht war. (*franz. = Sonne) Candy suchte Remys Blick, weil sie sich sein Verhalten nicht erklären konnte, er hatte sich inzwischen zu ihnen umgedreht, mußte aber feststellen, daß Merveille einen Käfig um ihn errichtet hatte, aus dem es selbst für ihn kein leichtes Entkommen geben würde. „C’est pas Remy!“, entfuhr es ihr überrascht, weil seine Augen vollkommen rot waren. Es fehlte die Schwärze, die seine Pupillen sonst umgab. (Das ist nicht Remy) Deshalb war er ihren Blicken ausgewichen und war auch viel zu spät auf der Bildfläche erschienen, als die Leute, die ihn am besten kannten, schon viel zu sehr damit beschäftigt waren, die Angriffe der Marauders abzuwehren! Soleil schnaubte verächtlich und schoß zwei Energiebälle in die Richtung des Hochstaplers, so daß der Käfig aus erstarrter Luft nun für alle sichtbar wurde. Er war in einem gleißenden Lichtkegel gefangen und man hörte ihn ungehalten aufschreien, als er mit der Hand die Wand berührte, was ihm eine schwere Verbrennung eintrug. Dann erfüllte ein leises Lachen den Raum und als der nur noch als Schatten auszumachende Gegner im Lichtkegel die Arme ausbreitete und direkt in das gleißende Licht griff, wussten sie, daß er nicht so einfach zu schlagen sein würde. „ALLE AUF DEN BODEN!“, schrie Scott warnend, kurz bevor der Raum von einer Erschütterung erfasst wurde und die Energie der kleinen Sonnen durch eine Sprengung der festgefrorenen Sauerstoff-Moleküle sich explosionsartig verteilte und lauter kleine, siedend heiße Kügelchen über ihre Köpfe hinweg schossen, die sonst ihre Körper penetriert hätten. Jean und Iceman verhinderten das Schlimmste, weil sie die Energiestrahlen von ihnen abwendete und sie dann zu Eis erstarrt wurden, so daß ein kleiner Schauer von Hagelkörnern auf die am Boden kauernden Morlocks und X-Men regnete. Robert löschte auch das Feuer, in dem die Toten gerade zu Staub zerfielen, obwohl auch danach der Gestank von verbranntem Fleisch immer noch schwer in der Luft hing und das Atmen beinahe unerträglich machte. Scott war auf die Füße gesprungen und stellte sich dem Mann in den Weg, den er gleich erkannt hatte, nachdem er die Sinnestäuschung nicht mehr aufrecht erhielt und wohl seine wahre Form angenommen hatte. Ein Hüne mit einem teuflischen Grinsen in dem eigentlich attraktiv geschnittenen Gesicht, das durch seine fahle Blässe trotzdem abstoßend wirkte. Seine Augen wirkten, als wären sie blutgefüllte Kugeln, da man keinerlei Pupille erkennen konnte. „WO – IST – MEIN – BRUDER?!“, verlangte der Anführer der X-Men mit gepresster Stimme zu wissen, die vor unterdrücktem Zorn bebte. Logan stellte Candy vorsichtig auf ihren Füßen ab und schob sie an den Schultern sanft zur Seite direkt in Hanks Arme, bevor er sich daran machte, Scotts Rücken zu stärken, da er sich an den Kerl erinnerte, dem sie vor Jahren in der Einöde des mittleren Westens begegnet waren. Für seinen Geschmack hatte der Schleimscheißer ein paar Leben zu viel und Tricks auf Lager, die ihm gar nicht gefallen wollten. Außerdem hatte er sich an Candy vergriffen, was Logan auf keinen Fall auf sich beruhen lassen würde. Seine Klauen schossen zwischen den Knöcheln hervor, bereit, sie dem Arsch auf zwei Beinen in die Eingeweide zu rammen und wenn es Tage dauern sollte, bis der Typ endlich krepierte. „Hast Du wirklich gedacht, daß mich ein kleiner Dieb arglistig zu täuschen vermag, Scott?“, kam die spöttische Antwort von Mr. Sinister, der sich in keinster Weise von den anwesenden Mutanten bedroht zu fühlen schien. Er hatte ja schon bewiesen, daß er sich gegen Angriffe wirkungsvoll zur Wehr setzen konnte. Wohl auch gegen die Telepathen im Raum, die ihn sonst schön längst schachmatt gesetzt hätten. Candy kuschelte sich unwillkürlich enger an Hanks überdimensional breite Brust, als Mr. Sinister zur Seite trat, um sie direkt anzusehen. Als Logan ihm die Sicht nehmen wollte, indem er ebenfalls zur Seite wich, wurde er von einer Druckwelle erfasst, die ihn von den Füßen fegte und wohl unwillkürlich an der Wand hätte aufkommen lassen, wenn Jean seinen Flug nicht aufgehalten hätte, wo er mit einer geschickt gedrehten Schraube wieder auf die Beine kam. „Scott sieht seinen Bruder vielleicht wieder, wenn Du mich begleitest, Chira!“, sprach der Mann sie mit dröhnender Stimme an, die ihr eine Gänsehaut bescherte, weil er damit den gesamten Raum auszufüllen schien. Er sah aus wie ein Mensch aus Fleisch und Blut und wirkte doch leblos und völlig seelenlos wie eine Maschine. Einfach furchterregend. Noch bevor sie vehement verneinen konnte, weil sie ihm keinen Meter traute, traten der Heiler und der Professor vor den Mann, so daß sie neben Scott zum Stehen kamen und so eine für jeden anderen unüberwindbare Mauer bildeten. Würde sie auch gegen Mr. Sinister standhalten können? „Ich fürchte, daß Remedy Ihrem Vorschlag in keinem Fall Folge leisten wird, Dr. Essex!“ Charles sprach mit ruhiger, voller Stimme, die jedoch einen warnenden Unterton nicht ganz verbergen konnte. Der Angesprochene lächelte bösartig und wandte sich mit einem Ausdruck des Erstaunens an Xavier, von dem er wohl nicht erwartet hatte, mutig genug zu sein, um sich mit ihm anzulegen. „Es ist doch nur zu ihrem Besten, verehrter Professor! Sie dient unserer Spezies, wenn sie sich mit dem richtigen Mann verbindet… Fragen Sie Cyclops und Phoenix… So furchtbar kann es doch gar nicht sein… Remy ist jedenfalls ein angenehmerer Gefährte als dieser blasse Waschlappen, den man ihr hier zugedacht hatte!“ Candy sandte Caliban einen entschuldigenden Blick zu, doch der hatte die Augen haßerfüllt auf den Fremden gerichtet, so daß sie hoffte, er würde sich nicht auf ihn stürzen. Es tat ihr weh, daß man seine Gefühle so mit Füßen trat. Er hatte sich als guter Freund und auch noch Lebensretter erwiesen. Sie hätte sich am liebsten entschuldigt, weil es ihr vorkam, als wäre sie daran schuld, daß er immer wieder das Ziel von völlig unverdientem Hohn wurde. „Weder die Morlocks noch die X-Men werden Ihre Versuchkaninchen werden… Remedy hat ihre Entscheidung bezüglich Remy LeBeau völlig vorurteilslos schon vor Jahren getroffen. Sie haben Ihre Antwort!“, übernahm zu Candys Erleichterung der Professor für sie das Wort. Sie hatte keine Ahnung, was sie diesem Verrückten antworten hätte sollen, außer vielleicht: Bist Du total übergeschnappt?! „Vielleicht sollten Sie Chira sprechen lassen? Was, wenn ich ihr sage, daß sie den guten Gambit dann nie wieder sieht?“, antwortete Mr. Sinister völlig ungerührt und stemmte die mächtigen Arme in die Seiten, wobei er über den Kopf des Professors hinweg den anderen X-Men herausfordernde Blicke zuwarf. Oh, nein!, dachte Candy bestürzt und zuckte betroffen zusammen, als ihr einfiel, wie Remy damals in ihrer New Yorker Wohnung aufgetaucht war. Beinahe totgeschlagen von dem Teufel in Menschengestalt. Und das war er wirklich, ein sadistisches, gefühlloses Monster! Sie hätte ihn am liebsten angeschrieen, doch sie brachte keinen Ton heraus. Nur eine einzelne Träne rann über ihre blasse Wange. Sie konnte ihre Sorge um Remy eben nicht völlig verbergen, sie war doch nicht aus Eis. „Vous êtes un gueulard comme toujours, mon cher ami!”, sagte eine flüsternde Stimme hinter ihnen und dann brach die Hölle los. (Sie sind wie immer ein Großmaul, mein lieber Freund) Als hätten sie nur darauf gewartet, daß jemand den Befehl zum Angriff gab, stürzten sich X-Men und Morlocks mit vereinten Kräften auf den weit gefährlicheren Feind, der die ganze Bande der Marauders locker übertraf. Iceman fror Mr. Sinister ein, so daß er zur Eisskulptur erstarrte und Remy lud ihn mit großer Energie auf. Phoenix warf ihn Kraft ihrer Gedanken in den nächsten Tunnel und dann detonierte die Eisbombe mit einem ohrenbetäubenden Knall. Logan, Scott, Kurt, Caliban und Hank machten sich an die Verfolgung, und Gambit wollte ihnen hinterher, schwankte jedoch und stürzte dann auf die Knie, um sich dann mit beiden Händen am Boden abzustützen und keuchend nach Atem zu ringen. Remedy eilte sofort an seine Seite und ging neben ihn auf den Boden. „Merde… Hilf mir… aufstehen!“, japste Remy und schaffte es kaum, den Kopf in ihre Richtung zu drehen. Sein Gesicht war schweißüberströmt, aber das war es nicht, was Candy erschrocken nach Luft schnappen ließ. Man hatte ihn übelst zugerichtet, schlimmer als das letzte Mal. Seine Lippe war aufgeplatzt und geschwollen, seine sonst so attraktiven Gesichtszüge waren von Hämatomen und weiteren Schwellungen dermaßen verzerrt, so daß er kaum aus den Augen sehen konnte. „Ich… muß… den grand con… erledigen…“ (Riesenarsch) Candy schüttelte nur den Kopf, weil Remy beim Sprechen Blut spuckte und nicht in der Verfassung war, sich Mr. Sinister erneut in den Weg zu stellen. Der letzte Energieausstoß hatte ihm scheinbar den Rest gegeben. „Peter! Hilf mir, den Mann umzudrehen! Ich krieg das nicht alleine hin!“, bat sie ihren Teamgefährten und Colossus kam zu ihnen, wo er Gambit auf den Rücken drehte, als wöge er nichts. Remy stöhnte und hustete dann weiter Blut, das bestimmt von seinen inneren Verletzungen herrührte. Candy umfaßte sehr vorsichtig sein geschundenes Gesicht mit beiden Händen und schloß die Augen, als sie die Wucht seines Leidens traf. Er war kaum fähig gewesen, bis hierher zu kommen, es war ein Wunder, daß er nicht einfach auf der Stelle tot zusammen gebrochen war. „Ah… C’est si bon…“, flüsterte Remy erleichtert, als seine inneren Verletzungen heilten und ihm dadurch der größte Schmerz genommen wurde. (Das ist so gut) „Mon Dieu, Remy!“, entfuhr es Candy, als ihr klar wurde, warum es ihm so schlecht ging. Sie hätte gleich darauf kommen sollen, daß Mr. Sinister seinen „zweitliebsten Zuchthengst“ nicht völlig zerstören würde, indem er sein Leben riskierte. Ihr Kopf ruckte zu Jean herum, der Scott befohlen hatte, sich zum Wohle ihres Babys aus dem größten Getümmel herauszuhalten. „Hast Du noch eine Spritze mit dem Gegenmittel? Dann schnell her damit! Remy ist beinahe schon in das Endstadium von Legacy übergetreten!“, erklärte sie machte eine ungeduldig fordernde Bewegung mit ihrer Hand. Alle X-Men waren gegen das gefährliche Virus geimpft worden, sie trugen das Gegenmittel aus Sicherheitsgründen bei sich, weil die Massenherstellung nicht so einfach war, wie sie sich das gewünscht hatten. Zuerst wurden damit die Infizierten behandelt, weil sie im letzten Stadium nicht mehr heilbar waren. „Du hast das gemacht, bevor Du gegangen bist, nicht wahr Remy? Du hättest sterben können!“, warf Candy ihm vor, obwohl er nicht darauf reagierte, während sie seinen Ärmel hoch schob und ihm die intravenöse Injektion setzte. Er hatte sich mit dem Wissen von ihr verabschiedet, daß in ihm das Virus sich rasend schnell ausbreiten würde. Je mächtiger ein Mutant, desto schneller ging es mit der Ausbreitung im Organismus. Mr. Sinister war leider ein viel zu brillanter Wissenschaftler! „Ich wusste, Du würdest um mich weinen!“, gab Remy zur Antwort und schlug die Augen auf, die von dunklen Schatten unterlegt waren. „No risk, no fun… Ohne die kleinen Scheißerchen in meinem Blutkreislauf wäre ich ihm niemals rechtzeitig entkommen! Du warst meine Rückversicherung, ma belle!“ (meine Schöne) Candy schnaubte unbeeindruckt und setzte die Heilung mit einem pikierten Gesichtsausdruck fort, weil sie ihm dafür gerne eine geknallt hätte, aber leider nicht zu sadistischen Praktiken tendierte. „Merveille, Soleil? Kümmert ihr euch um ihn? Er wird sich noch ziemlich wackelig auf den Beinen fühlen! Es dauert bestimmt ein oder zwei Tage, bis er wieder er selbst ist!“, bat sie das Ehepaar aus New Orleans, die sich große Sorgen um ihren alten Freund machten, auch wenn er einem ziemlich auf die Nerven gehen konnte. Es gab immer wieder Sternstunden, die einen seine schlimmsten Aussetzer vergessen ließen… Von ihr unbemerkt war der Professor an ihre Seite gefahren und nahm ihre Hand in seine, als sie sich wieder vom Boden erhoben hatte. Candy erwiderte den Druck seiner Hand und blinzelte gerührt, seine aufmunternden Worte inmitten dieses Alptraums zu hören. Er strahlte eine solche Ruhe aus, daß sie unwillkürlich wusste, den anderen war nichts passiert. Der Professor hatte auch vorhin Verbindung mit allen am Einsatz beteiligten Personen gehalten, so daß er seine Leute je nach Bedarf koordinieren konnte. Alle Augen richteten sich auf die fünf Männer, die Mr. Sinister nachgegangen waren, um sich von seinem Tod zu überzeugen, als sie von ihrer Verfolgung zurückkamen. Remy, der sich schwer auf seinen alten Freund Soleil stützte, verzog grimmig das Gesicht, als er sie mit leeren Händen dastehen sah. „L’enculé a filé la marche à l’anglaise, n’est-ce-pas? Quel putain de saloperie…“, fluchte er ungehalten. (Das Arschloch hat sich verdünnisiert, nicht wahr? Was für eine Riesenschweinerei) Logan räusperte sich, weil er befürchtete, daß die Schimpferei endlos weiter gehen und noch viel schlimmer werden würde. An und für sich hatte er ja einen ähnlichen Wortschatz, allerdings fühlte er in letzter Zeit weit weniger den Drang, sich derartig fluchend Luft zu machen, wenn er nicht gerade Todesängste um Remedy ausstand. Scott übernahm als Anführer das Wort: „Du sprichst mir aus der Seele, Remy! Wenigstens in diesem Punkt sind wir uns ähnlich… Es scheint, daß nicht einmal die komplette Desintegration durch die Explosion Mr. Sinister hat umbringen können. Wir konnten nichts finden, was auf seinen Tod hinweist… Er hat wohl die Fähigkeit, sich bis zur molekularen Ebene aufzulösen, wenn ich raten müsste. Alles Weitere in der nächsten Teamsitzung, wir sind hier unten noch nicht fertig! Gehen wir an die Arbeit!“ Das waren keine guten Nachrichten, aber vorerst hatte ihr Gegner hoffentlich genug angerichtet und würde sich in Zukunft von den X-Men und den Morlocks fernhalten. Jetzt ging es darum, sich um die Verletzten zu kümmern und ein wenig Aufräumarbeit zu leisten, die sicherlich noch Wochen andauern würde. Wenigstens hatten sie einen kleinen Sieg errungen und die unterirdische Kolonie von Mutanten gerettet… ~ ~ ~ Nach der Behandlung der akuten Fälle hatte der Professor bestimmt, daß sie eine Pause benötigte und war gemeinsam mit ihr, Jean, Remy und dem Ehepaar Rozier im X-Men-Hubschrauber zurück in die Mansion geflogen, den Xavier selbst flog, weil Jean ihn einfach mittels Telekinese in den Flieger heben konnte. Hank war als Arzt bei den Morlocks zurück geblieben, falls sich Komplikationen einstellten, die er gemeinsam mit Chiron behandeln konnte. Der Horizont verfärbte sich schon leicht rosa, die Sonne würde bald aufgehen, und als sie das Grundstück der Xavier Mansion überflogen, wurde das Gebäude mit einem zartroten Schimmer überzogen, das ihm ein beinah magisches Aussehen verlieh. Endlich daheim! Candy wünschte sich, sie hätte ihren Fotoapparat dabei, selbst wenn sie Bilder der Schule aus Gründen der Geheimhaltung niemals veröffentlichen würde. Die Seniors bildeten wie erwartet ein besorgtes Empfangskomitee, das ihnen gespannt entgegensah. Allerdings hielten sie sich zurück und zeigten ihren Gästen die Unterkünfte, damit sie sich in Ruhe zurückziehen konnten. Rahne hatte im Zimmer der Roziers auf die Rückkehr der Eltern gewartet, weil sie die letzte Schicht als Babysitter für deren kleine Tochter, Shadé, übernommen hatte, die sie mit nach Westchester gebracht hatten. Unter anderem auch deshalb, um jetzt schon feststellen zu lassen, ob sie später ebenfalls Fähigkeiten entwickeln würde. Ihre zukünftige Schule stand dann schon mal fest, wenn das Testergebnis positiv sein würde. Candy hatte sich beim Anblick der süßen Shadé mit den großen Kulleraugen und der milchschokoladefarbenen Haut zum ersten Mal Gedanken darüber gemacht, daß sie selbst gerne einmal Mutter werden würde… Und sich dabei ertappt, daß sie absolut nichts gegen einen kleinen Vielfraß aus eigener Produktion haben würde. An der Stelle hatte sie sich dann lieber selbst gebremst, bevor ihre Hormone noch mit ihr durchgingen. Immer einen Schritt nach dem anderen, Kinderplanung stand noch nicht auf ihrem Lebensplan. Sie war sich sicher, daß sie Logan damit nur unnötig scheu machen würde. Das musste nicht sein, wenn sie es selbst noch nicht richtig ernst meinte. Als Candy die Umkleide verließ, wo sie eine schnelle Dusche genommen und zivile Klamotten übergezogen hatte, wäre sie beinahe in Psi hineingelaufen, weil sie nicht auf ihre Umgebung geachtet hatte. Inzwischen fand sie sich in dem Labyrinth der röhrenartigen Gänge bestens zurecht und mußte nicht ständig nach dem Weg fragen. „Hey, Frank… Ich dachte, ihr würdet jetzt alle erleichtert ins Bett fallen“, meinte Candy mit einem kleinen wissenden Lächeln. Sie meinte das nicht ernst, da sie sich vorstellen konnte, daß die Kids auf glühenden Kohlen gesessen hatten. Die ganze Bande hatte strengstes Ausgehverbot erhalten und Logan hatte mit drakonischen Strafen gedroht, falls sie sich heute Nacht in den Tunneln der Morlocks blicken lassen würden, weil die Marauders diesmal echt sein würden und keine Hologramme, die man abschalten konnte, wenn es zu gefährlich wurde. Psi warf ihr einen treuherzigen Blick aus seinen großen, babyblauen Augen zu, der sie beinahe überzeugte, dann mußte sie aber lachen, was irgendwie befreiend wirkte, nachdem sie so lange so viele fremde Emotionen und Schmerz verarbeitet hatte. „Wir haben Frühstück vorbereitet, die anderen warten schon am gedeckten Tisch oben in der Küche… Oder haben Sie gar keinen Hunger, Miss G.?“ „Das fragst Du nicht im Ernst, oder Psi? Wenn ihr auch noch Zimtschnecken gebacken habt, dann werde ich mir überlegen, euch einen kleinen Einblick in den Einsatz zu geben! Aber ihr dürft mich danach nicht verraten! Logan würde auch nicht davor zurückschrecken, mich zur Strafe aufzuspießen!“ Frank prustete los und tarnte dann seinen Heiterkeitsausbruch mit einem Husten. Candy betrat den Aufzug mit rollenden Augen, weil die Jugend aber auch wirklich aus dem harmlosesten Ausspruch etwas Schlüpfriges machen konnte. „Ihr seid ja alle ziemlich gut drauf… Ich dachte, ihr würdet hier während der Warterei durchdrehen und dann doch einen Ausbruchsversuch wagen!“ Candy warf dem Jungen, oder vielmehr dem jungen Mann, einen schrägen Blick zu, den er mit einem Augenzwinkern erwiderte. „Sie kennen uns zu gut! Ich hab den anderen Entwarnung gegeben, Miss G., ich hatte mal wieder einen Traum, der etwas ausführlicher war… Ich glaube, der mentale Block des Professors lässt langsam nach. Die Sitzungen bei ihm werden auch immer intensiver. Auf jeden Fall war es ziemlich beruhigend, den ungefähren Ausgang zu wissen!“, gab Frank freimütig zu, weil er wusste, daß er sich auf die Verschwiegenheit seiner Lehrerin verlassen konnte. „Wow! Ich wusste nicht, daß es schon so bald passieren würde! Du hast hoffentlich keine Einzelheiten gesehen?“, hakte Candy besorgt nach, weil es ja einige Tote gegeben hatte. Das sollte Frank ihrer Meinung nach lieber nicht sehen, so daß sie seine Eltern gut verstehen konnte, die den Professor ja gebeten hatten, Psi’s Fähigkeiten zu unterdrücken, bis er alt genug geworden wäre, mit den ganzen Bildern fertig zu werden. Sie verließen den Aufzug im Erdgeschoß und Frank hielt sie auf, indem er sich ihr in den Weg stellte und ihre Oberarme sanft umfaßte. Candy sah überrascht zu ihm auf, weil ihr gerade klar wurde, daß er wirklich kein Junge mehr war. Man hatte ihm nur genug Zeit gelassen, äußerlich zu wachsen. Innerlich waren die meisten Kinder durch ihre vorwiegend traumatischen Erfahrungen hier schon lange erwachsen geworden. „Oh, doch! Ich habe Details gesehen… Aber nicht von heute Nacht. Von der Zukunft, Miss G.! Ich könnte Ihnen Dinge erzählen… Großartige Dinge! Aber ich weiß, daß Sie es lieber hätten, wenn Sie es vorurteilsfrei erleben, was noch kommt… Aber, psssst… Eine kleine Sache kann ich verraten…“ Frank beugte sich zu ihr runter, weil er zwar jünger aber viel größer war, und flüsterte etwas in ihr Ohr, was ihre Wangen zum Glühen und einen ziemlich überwältigten (wenn nicht gar dummen) Ausdruck auf ihr Gesicht brachte. „Oh, Frank! Du weißt, was man einer Frau ins Ohr flüstern muß, um sie glücklich zu machen! Danke!“ Candy ging auf die Zehenspitzen, schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte einen dicken Schmatzer auf seine Wange, womit sie ihn zum Glühen brachte und es so nun zu einem Ausgleich zwischen ihnen gekommen war. Dann hakte sie sich bei ihm ein und zog ihn in Richtung Küche, wo die anderen schon auf sie warteten. Es war einfach wunderbar, Teil dieser großen Familie zu sein, die wie Pech und Schwefel zusammen hielt. Mr. Sinister war ein Idiot, wenn er seinen Hirngespinsten hinterher jagte und sein schier unendliches Leben auf diese Weise vergeudete. Er würde niemals erfahren, was Liebe, Glück oder Geborgenheit bedeuteten und er würde niemals verstehen, daß er nicht dagegen ankommen würde. Nicht gegen diese Familie! Niemals! Epilog folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)