Sichtwelten von SakumiKazi (Wenn Gegensätze auf einander treffen) ================================================================================ Kapitel 14: T- 1 (5. Juli)- Der Tag ----------------------------------- T- 1 (5. Juli)- Der Tag Erst weit nach Mittag wurde Masaki erst wach. Müde blinzelte er in die Sonne, die durch einen kleinen Spalt in dem Vorhang fiel. „Na, endlich bereit wach zu werden?“ neckte sein Vater ihn. Gähnend drehte Masaki sich um und sah mit halb offenen Augen seinen Vater an, der am Schreibtisch saß und arbeitete. „Morgen“, murmelte er und rollte sich auf die andere Bettseite. „Du kannst ruhig noch liegen bleiben.“ „Ich habe noch ein bisschen was zu erledigen“, gähnte Masaki und versuchte auf zu stehn. Das Ergebnis war, dass er wieder nach hinten fiel und murrend aufstöhnte. „War wohl zu viel Alkohol, hm?“ „Wohl ehr zu wenig; ich habe keinen Tropfen angerührt.“ „Nun denn, dann wird es wohl daran liegen.“ „Das nächste Mal, ohne ‚denn’, das wirkt sonst zu überladen und die sarkastische Wirkung ist weg“, belehrte Masaki seinen Vater und versuchte noch einmal aufzustehen, dieses Mal mit Hilfe seines Vaters. Es klappte auf Anhieb und er ließ den anderen wieder los. „Weist du noch, als du das erste Mal so richtig betrunken warst?“ „Oh Vater, erinnere mich nicht daran!“ seufzte Masaki und ließ den Kopf hängen. ~~~ Doch Okiiki erinnerte sich: Es war ein Abend vor 2 Jahren. Bei ihnen zu hause fand eine Besprechung statt, wo bei dessen Abendessen Masaki anwesend sein musste. Für den Jungen hatte die Zeit begonnen in der er sich konsequent von der Allgemeinheit fern hielt, doch sein Vater wusste das jeden Tag aus neue zu verhindern, in dem er Masaki immer wieder vor die Wahl stellte, entweder er würde dies und Jenes tun oder der Ausbau der Tropenhäuser würde eingestellt werden. Okiiki hatte leider noch immer nicht begriffen wie er mit seinem ‚neuen‘ Sohn umzugehen hatte, was stets nur für eine Partei schmerzhaft, nämlich für Masaki. Seinem Hobby zuliebe setzte er sich halt brav mit zu dem Essen, verschmähte es jedoch, da er nun auch zunehmend weniger tierische Produkte zu sich nahm. Egal wie sehr sein Vater darüber erbost war, Masaki war es gleich, auch, dass er dafür alles verlieren konnte. „Hast du den keinen hunger, junger Mann?“ fragte einer der Geschäftspartner. „Nun, hunger habe ich schon, aber essen werde ich hier von nichts“, entgegnete Masaki höflich, aber dennoch merklich unterkühlt und trotzig. „Schmeckt es dir denn nicht?“ „Oh nein, es ist alles lecker, was mein Vater und unsere Haushälterin kochen, doch esse ich zunehmend weniger tierische Produkte.“ „Ein junger Vegetarier also!? Sehr löblich, aber mit 14 bist du eigentlich noch viel zu jung dafür.“ „Mag sein, Sir, aber bei mir hat sich in letzter zeit viel verändert.“ Der Mann nickte und meinte noch: „Meine Unterstützung hast du; auch wenn ich kein Vegetarier bin.“ „Habt dank, ich weis Ihren guten Zuspruch sehr zu schätzen.“ Okiiki lauschte dem Gespräch zunehmend schlechter gelaunt, sagte aber nichts. Masaki war das wohlweislich aufgefallen, daher hatte er es auch so gestaltet und gehofft, dass man auf seiner Seite war. Vielleicht gab das seinem Vater ja einen Dämpfer. Nun musste Masaki wieder schweigen, denn die Verhandlungen begannen Eine halbe Ewigkeit später: „Jetzt lass den Jungen doch endlich gehen. Er weis doch nichts mit sich anzufangen“, unterstützte ihn nun ein zweiter der Geschäftsrunde. Nur sehr wiederwillig stimmte Okiiki zu. Masaki trank sein Glas aus, verabschiedete sich höflich und verließ den Tisch. Er ging hoch und legte sich mit einem Buch auf sein Bett. Schon nach kurzer Zeit begann er den Text unscharf zusehen, wie auch alles andere im Raum. Langsam stand er auf, sackte jedoch gleich wieder zusammen und bekam Kopfschmerzen. Auf dem Flur waren eilige schritte zuhören und die Zimmertür ging auf. „Oh, mein kleiner Schatz, wie fühlst du dich?“ fragte Okiiki besorgt und kniete sich vor das Bett. „Leiser“, murmelte Masaki. „Hast du dich denn nicht gewundert, warum dein Saft anders geschmeckt hat?“ fragte der Ältere und legte Masaki richtig auf das Bett. „So schlimm fand ich den Geschmack gar nicht, ich dachte das sei eine neue Sorte… Was war es denn nun?“ „Das war Rotwein, ein großes Glas noch dazu. Wir haben irgendwie die Gläser vertauscht, entschuldige. Sind die Kopfschmerzen sehr schlimm?“ „Es geht.“ „Willst du eine Tablette?“ „Nein, geht schon.“ „Ma gut, dann schlaf dich jetzt aus. Morgen wirkt es sicher noch etwas nach, aber nicht mehr so stark.“ Masaki ließ sich protestlos ausziehen und zu decken. Okiiki zog die Vorhänge zu, gab seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn und verließ leise das Zimmer. Relativ schnell war Masaki eingeschlafen. ~~~ „Du warst betrunken ja so zahm“, kicherte der Blonde. Masaki war davon gar nicht so begeistert, er hasste solche Erinnerungen, in denen sie noch dauerhafte Dispute hatten. „Wenn du nur auch so zahm gewesen wärst“, grummelte Masaki und zog die Vorhänge auf. „Ich brauchte halt auch Zeit…“ „Zeit!? Wenn ich nicht nach Hüh gehüpft bin hast du meinen armen hintern wund geschlagen oder hast mir gedroht! Ich fand das nicht wirklich witzig!“ maulte Masaki und sah seien Vater scharf an. „Dafür bekommst du heute aber alles was du willst.“ „Das ist keine Entschuldigung!“ fauchte er und verließ das Zimmer. „Wir können die alten Sitten auch gern wieder einführen“, sagte Okiiki und folgte seinem Sohn. „Dann bin ich schneller weg, als du gucken kannst, mein lieber Vater.“ „Du kommst wieder, mein kleiner Schatz, da wette ich mit dir.“ „Ich bin nicht mehr dein ‚Kleiner Schatz‘, merk dir das endlich!“ „Du hättest weiter schlafen sollen“, seufzte Okiiki „Hättest du nicht mit dieser dämlichen Erinnerung angefangen, hätte ich jetzt auch kein schlechte Laune“, beschwerte sich Masaki und suchte neben bei in der Küche was zu Essen. „Wenn du noch etwas warten kannst koche ich Mittag“, lenkte Okiiki vom Thema ab und setzte sich auf die Arbeitsfläche neben Masaki. „Was willst du denn kochen?“ „Tomatenlasagne?“ „Klingt annehmbar. Übrigens gehe ich noch immer davon aus, dass du mir den Wein damals absichtlich zugeschoben hast!“ „Vielleicht“, grinste Okiiki und tauschte mit Masaki den Platz. „Es hatte doch auch sein gutes, jetzt kannst du ne ganze Menge schlucken.“ „Erstens heißt das ‚eine ganze Menge‘ und zweitens schaffe ich auch nur eine ganze Flasche Wein, bevor ich ins Halbkomma falle“, entgegnete Masaki. „Ja, mein Großer, ich weis“, griente er weiter und knuffte Masaki in die Wange. Seine Finger konnte er gerade noch so wegziehen, bevor Masaki zubeißen konnte. „Hier, schneide die Tomaten, las aber was übrig“, sagte Okiiki und drückte ihm ein Netzt in die Hand. „Die sollte man vielleicht vorher noch häuten, wenn sie in eine Lasagne sollen“, meinte er und gab seinem Vater das Netzt wieder. Seufzend nahm er sie und kümmerte sich darum. Zufrieden nicht arbeiten zu müssen, langte Masaki in den Schrank über sich und zog ein Buch heraus. „Wo hast du das denn her?“ fragte sein Vater überrascht, als er sich auf den weg machte die Lasagneplatten aus dem Gefrierschrank, neben Masaki, zu holen. „Ich habe überall meine Verstecke“, grinste Masaki und fing an mit lesen. „Fresschen fassen!“ holte Okiiki seinen Sohn zurück und klappte sein Buch einfach zu. „In 30 Minuten hat du das halbe Buch geschafft!?“ „Vater, ich lese schon ein wenig mehr und intensiver als du. Mehr lesen würde dir auch nicht schaden, und da meine ich nicht die Anatomie eines nackten Jünglings.“ Sein Vater grinste frech und stellte die vollen Teller auf den Küchentisch. Seufzend gesellte Masaki sich zu ihm. „Sag mal, wann gedenkst du wieder zum Unterricht zu gehen?“ wollte Okiiki wissen. „Frühestens nach meinem Geburtstag.“ „Na, dass du morgen nicht gleich wieder los legen willst ist schon klar, aber denk dran, mein Großer, in drei Wochen hast du Prüfung.“ „Vater, ich schaffe fast jede mit gutem Gewissen und Mathe hättest auch du mit mir machen können.“ „Ich bin auch kein Mathegenie. Was schreibst du nun eigentlich?“ „Mathe, Japanisch, Französisch. Biologie, Geschichte und Kunst, da mich die europäische Musik nun überhaupt nicht interessiert.“ „Die hätte ich für dich schrieben können“ „Eine Matheleuchte wäre mir lieber, als ein unmusikalischer Musikliebhaber.“ Okiiki grinste und holte sich noch einen zweiten Teller. „Warum versuchst du permanent mich an zu grabschen?“ fragte Masaki kühl, um das Thema zu wechseln. „Lenk nicht vom Thema ab. Ich versuche dich nicht an zu grabschen, ich versuche dich zu verführen.“ „Ist für mich das selbe“, murrte Masaki und schob den leeren Teller etwas von sich weg. „Also wann willst du wieder Unterricht nehmen?“ „Ich kugel mich nach Morgen schon wieder aus dem Bett, keine sorge.“ „Geht es dir gut?“m fragte Okiiki besorgt. „Mir geht es ganz wunderbar, warum?“ „Deine Wortwahl ist ein wenig nicht du und deine Grammatik verwirrt mich.“ „Solche Tage habe auch ich einmal“, entgegnete Masaki. Er stand auf, legte das Buch wieder in den Küchenschrank und ging Richtung Tür. „Ma-chan, wie viele angefangene Bücher hast du?“ „In der Küche 3 von 5, aber die habe ich alle schon mindestens einmal gelesen. Darf ich gehen?“ „Ich halte dich nicht auf.“ „Zu liebenswert“, meinte Masaki trocken und verschwand. Am späten Abend kam Okiiki seinen Sohn im Musikzimmer besuchen. Murrend blickte der über sein Buch und sah den Störenfried abweisend an. „Kann ich ran?“ fragte Okiiki und nahm Masaki die extrem lauten Kopfhörer ab. „Ich habe dich verstanden und habe genickt, reicht das nicht?“ „Du weist doch, ich rede gern mit dir.“ „Ich versuche zu lernen“, maulte Masaki. „Du lernst, habe ich das richtig verstanden?“ frage Okiiki noch einmal nach. „na gut, ich lerne nicht wirklich, ich bilde mich weiter in Englisch.“ „Mit einem Roman von Mark Twain?“ „Amerikanischer Schriftsteller und der Roman ist in Englisch, mein Bester.“ „Ich glaube dir, dass er in Englisch ist, aber was ist daran weiterbildend?“ „Siehst du, genau das meine ich, würdest du mehr lesen, würdest du tiefgründiger an die Bücher ran gehen und verstehen, was daran weiterbildend ist.“ „Ich habe einige Bücher von Mark Twain gelesen, sie sind für Kinder, für normale Kinder, die auch noch eigentlich jünger sind als du.“ „Mark Twain schriebt auch für ältere Kategorien, überhaupt will er Freude verbreiten und Spannung und nicht irgendwelches Geschwafeln von ‚Wir sollen keine Krieg führen‘ und ‚Ach bitte tut uns nichts, ihr lieben, guten Engländer‘. Twain zeichnet sich durch jugendlichen Esprit aus und immer witzig zu sein, egal wie ernst die Lage ist. So was sieht man durch intensives lesen. Zu dem hat er einen ganz interessanten Schreibstil“, grummelte Masaki. „Wie du meinst", sagte Okiiki achselzuckend und suchte sich seine Musik aus. „Was hast du in der Küche gelesen?“ „Auch was amerikanisches.“ „Wen?“ „Das Bildnis des Dorian Grey, sogar in japanisch.“ „Wäre ein Griff wert“, lächelte er und verließ Masaki wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)