Eine Reise zwischen Film und Buch von abgemeldet (Wenn lesen zuweilen mehr als nur ein Vergnügen wird...) ================================================================================ Kapitel 5: 5. Erholung in Lothlorien ------------------------------------ 5. Erholung in Lothlorien Misaya hustete. Vorsichtig öffnete sie die Augen und sah nichts weiter als Dunkelheit. Als sie Luft holen wollte, atmete sie eine Menge Staub ein, der sie wieder zum Husten brachte. „Au, mein Rücken!“, ächzte sie leise, als sie versuchte sich aufzurichten. „Hallo? Ist hier noch jemand?“ Das Geräusch von herabrieselnden kleinen Steinen ertönte, aber es kam keine Antwort. „Ayaka?... Ishi?... Seid ihr okay?“, fragte sie erneut in die Finsternis. Wieder bröckelten Steine und neben Misaya regte sich etwas. „Der Berg hat uns gefressen!“, quäkte es gleich und Misaya erkannte, dass es Sherry war. „Sherry?“, rief es fragend aus einiger Entfernung, „Sprich weiter, ich komme zu dir!“ Jetzt wurde auch Misaya wieder lebhafter: „Wir sind hier drüben!“ Sie rappelte sich richtig auf und streckte ihre Arme und Beine, um herauszufinden, ob noch alles heil war. Ein kleiner Lichtschimmer näherte sich und Sherry rief: „Licht, Licht!“ Der Schimmer wurde heller und schließlich erkannte man Shinichis Gesicht hinter dem Licht. Sie hielt eine Fackel in der Hand und kam auf Sherry und Misaya zugelaufen. Im Halbdunkel konnte man ihr Gesicht nicht genau erkennen und so entdeckte Misaya nicht gleich, dass Shinichi weinte. „Was,.. was isn los?“, fragte sie, als sie die Tränen im Feuerschein schimmern sah. „Kommt mit!“, schluchzte sie leise, „Ayaka ist weiter hinten!“ Sherry sprang auf und lief neben Shinichi her, die den Weg, den sie gekommen war, zurückging. Misaya folgte nachdenklich. Sie hatte eine schreckliche Vorahnung. Unter dem Berg war es jetzt still, nur ein leises Schluchzen drang an Misayas feine Ohren, als sie Shinichi folgte. Es war Ayaka. Sie hockte vor einem tiefen Abgrund und hielt ein Stück weißen Stoff in ihren Händen. Als sie die anderen kommen hörte, blickte sie auf und schniefte: „Ishi ist… Ishi ist runter gefallen!“ Sie brach wieder in Tränen aus. Misaya starrte ihre Freundin an. Sherry aber war wohl begriffsstutzig: „Ach hör schon auf. Wetten ihr wollt uns nur reinlegen und Ishi versteckt sich hinter einem großen Stein oder so was!“ Aber weder Shinichi noch Ayaka riefen fröhlich „Reingelegt!“ und Ishi kam auch nicht hinter einem Stein hervor und grinste frech. Nach dem kurzen Schockmoment krabbelte Misaya zu Ayaka und die beiden versuchten sich gegenseitig Trost zu spenden. Nicht lange durften sie trauern, da drängte Ayaka, entgegen ihrer Natur, zum Weitergehen. „Wenn wir den Ring los sind, kommt er bestimmt wieder!“, weckte sie die kleine Hoffnung auf ein Wiedersehen. „Ja, im Buch kommt Gandalf ja auch wieder! Und im Film!“, versuchte Misaya ebenfalls die anderen aufzumuntern. Aber sie selbst wusste nicht genau, ob diese Reise wirklich so sehr nach Drehbuch verlief, wie sie eigentlich sollte. Nur noch zu viert bahnten sie sich einen Weg durch die Berggänge. Nach Shinichis Vermutung mussten sie in die Minen von Moria gestürzt sein, aber sicher war es nicht. Jede Minute in den Minen bangten sie darum, ja nicht den Orks oder sogar dem Balrog zu begegnen. Shinichi führte die kleine Gruppe scheinbar zielstrebig durch das unterirdische Labyrinth, dabei folgte sie nur ihrer Intuition. Manchmal blieb sie für wenige Sekunden unschlüssig stehen, nur um die Richtung zu wechseln. Es erschien ihnen gleich einer Ewigkeit, die sie schon im Dunkeln umherirrten, als ein frischer Luftzug an ihnen vorbeiwehte. Die Luft wurde mit jedem weitern Schritt klarer und schließlich wurde das Licht der Fackel unnötig, denn Tageslicht flutete in den unterirdischen Gang. „Endlich, wir sind draußen!“, seufzte Shinichi erleichtert auf. Mit einem wehleidigen Blick zurück in die Dunkelheit des Berginneren dachte sie an Ishi. Als könnte Misaya Gedanken lesen, sagte sie: „Ich hoffe, wir sehen ihn wieder!“ Ayaka schniefte unüberhörbar neben ihr. Sherry zwang sich zu einem Lächeln und erinnerte die anderen ans Weiterlaufen. „Lorien ist nah!“, verkündete Shinichi. Sie klang nicht halb so fröhlich, wie sie beabsichtigt hatte. Bevor der Abend dämmerte erreichten die zwei Elben, die Hobbitine und die Waldläuferin die Bäume des goldenen Waldes. Nur wenige Schritte waren sie unter den riesigen Bäumen gegangen, da wurden sie bereits aufgehalten. Ein bewaffneter Trupp Elben hatte sie umzingelt und zielte mit ihren Pfeilen auf die vier Gefährten. „Hey, Haldir!“, begrüßte Misaya ungezwungen einen der Elben, scheinbar der Hauptmann. Der Angesprochene blickte sie verwundert an, aber ein kleines Leuchten des Erkennens blitzte in seinen Augen auf. „Legolas, Thranduilion, mit seltsamen Gefährten betreten ihr den Goldenen Wald.“, stellte Haldir sachlich fest. Seine Wiedersehensfreude hielt sich deutlich in Grenzen. „Ach komm schon, alter Kumpel!“, schlug Misaya einen ungezwungenen Tonfall an, „Wir sind die Gefährten von Bruchtal und brauchen nur eine kleine Pause. Galadriel weiß Bescheid!“ „Ihr sprecht mit unverschämter Zunge, Prinz aus dem Düsterwald!“, entgegnete Haldir eisig. „Es wäre nett, wenn Eure Kämpfer die spitzen Dinger wegnehmen würden. Die sehen gefährlich aus.“, bat Shinichi, um die Situation zu retten. Haldir blickte erstaunt in ihre Richtung. „Solch Hoher Besuch! Seid uns willkommen, Arwen Abendstern, junge Herrin von Bruchtal!“, begrüßte er Shinichi auf einmal. „Nehmt die Waffen runter!“ „Die Frau Galadriel erwartet euch bereits.“, verkündete Haldir mit plötzlicher Freundlichkeit, „Wenn Ihr mir bitte folgen wollt.“ Erhabenen Schrittes marschierte der Elben-Hauptmann vor der kleinen Gruppe der Gefährten. Fast die ganze Nacht über wanderten sie unter den Bäumen dahin, bis Haldir unvermittelt stehen blieb. „Die letzte Hochburg der Elben Caras Galadhon, das Reich des Herren Celeborn und seiner Frau Gemahlin Herrin Galadriel.“, eröffnete Haldir eine feierliche, kurzen Rede. „Gewahrt Euch in ehrenvoller Form, um ihre Gastfreundlichkeit nicht zu beleidigen.“ Er setzte seinen Weg fort und stieg eine Strickleiter in einen Baum hinauf. Die Gefährten folgten in dieser Reihenfolge: Misaya: „Jetzt muss ich auch noch klettern...“, murmelte sie ein bisschen grimmig. Shinichi: „Wah, wa-wacklig... Können die nicht endlich auch in Häuser und Burgen ziehen, anstatt weiter auf Bäumen zu hocken, wie die Spatzen?!“, fluchte sie innerlich. Ayaka: „Was brauchen die denn so lange? Schneller, hoch, hoch...!“, drängelte sie die anderen vorwärts. Sherry: „Ich will nicht zur Herrin. Sie verzaubert mich.“, quengelte sie ungeniert. Nach den vier Gefährten folgten ein paar von Haldirs Kriegern. Auf einer Plattform angekommen, die direkt aus dem Baumstamm heraus wuchs, führte eine Wendeltreppe höher in die Baumkronen. Haldir führte sie genau diese nach oben. Anfangs zählte Misaya, ihrem verrückten Hobby folgend, die Stufen: „1, ... 2, ... 3, ... 4, ... 5, ...“ So vergingen fast 20 Minuten. „1.037, ... 1.038, ... 1.039, ... 1.040, ... 1.041, ...“, zählte Misaya leise vor sich hin murmelnd und unbeirrt weiter. Sherry, 10 Stufen weiter unten, zählte laut dazwischen: „960, ... 2.853, ... 12, ...“ Misaya aber ließ sich nicht durcheinander bringen. Die Wendeltreppe schien endlos weiter zu gehen. Shinichi bekam zu ihren schmerzenden Füßen jetzt noch drückende Waden und zwickende Knie. Gerade als sie sich auf die Treppenstufen setzen und streiken wollte, war die Treppe plötzlich zu Ende. Ein Jubelschrei erklang und Shinichi rannte die letzten Stufen hoch. Dort setzte sie sich endlich hin. „Wohl wahr. Diese anstrengende Reise ist nichts für die zarten Füßchen Arwen Abendsterns.“, sprach eine sanfte, männliche Stimme. Shinichi blickte verwundert auf und entdeckte den Herren Celeborn und die Herrin Galadriel. Unfähig sich auf ihre Beine zu erheben, verbeugte Shinichi sich im Sitzen. Ayaka, Sherry, Misaya und Haldir gesellten sich dazu und begrüßten die Hohe Elbenmaid ebenfalls. „Fünf Gefährten, so erreichte uns Nachricht, brachen von Bruchtal auf, aber hier sind nur vier!“, stellte Celeborn fest, „Sagt mir, wo ist Gandalf?!“ Ayaka, Shinichi und Misaya senkten sofort den Blick, aber Sherry stammelte: „... gefressen... Der Berg hat ihn ... gefressen!“ „Er ist in den Schatten gestürzt!“, unterbrach Galadriel wie in Trance. Keiner widersprach, alle starrten sie nur erschrocken an. Die Herrin blickte jeden einzelnen der Gefährten lange und eingehend an. Ihre tiefblauen Augen schienen das Licht der Sterne wider zu spiegeln. „Erholt euch von den Strapazen und der tiefen Trauer, bevor ihr euren beschwerlichen Weg fortsetzt.“, brach sie mit sanften Worten ihren Zauberbann, „Seid meine Gäste in Lorien!“ Haldir erhielt seine Anweisungen und dann führte er die Gefährten wieder die Wendeltreppe hinunter. Nicht nur Shinichi befiel Unbehagen, als die unzähligen Stufen wieder vor ihren Augen auftauchten. Seltsamerweise mussten sie die Treppe nicht bis zum Ende gehen, denn auf ungefähr der Hälfte führte ein Weg seitlich weg zu einer Art Podest. Decken waren dort ausgebreitet und es standen zwei kleine Tische und einige Stühle da. Ebenso waren schmale, lange Gefäße mit Wasser vorzufinden. „Der euch zugeteilte Ruheplatz. Habt euch wohl!“, verabschiedete Haldir sich und ließ die Reisenden allein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)