Mitternachtskuss von Gayagrod (Zoro x Ryuzaki) ================================================================================ Prolog: London im Regen ----------------------- 31. August Es war ein trüber Morgen, als Ryuzaki aufwachte. Verschlafen öffnete er die Augen, gähnte, streckte sich träge und sah dann auf den Wecker, der auf dem Nachttisch neben seinem Bett stand. 'Zeit, aufzustehen.' Ryuzaki gähnte erneut, schlüpfte aus dem Bett und schlurfte ins Badezimmer. Eine halbe Stunde später stand er frisch geduscht in der Küche und goss grade aufgebrühten Tee in eine Tasse. Zu seinem Frühstück gesellte sich außer dem Tee noch ein Toastbrot mit Erdbeermarmelade, beides nahm er mit ins Wohnzimmer. Ryuzakis Wohnzimmer war zugleich auch sein Arbeitszimmer und mit einem Schreibtisch, einer Couch und einem niedrigen Tisch vor selbiger eher spärlich eingerichtet. Der Couch gegenüber stand außerdem noch ein Fernseher, aber Ryzuaki sah kaum fern. Er las lieber, weswegen an den Wänden des Wohnzimmers mehrere Regale voller Bücher standen. Die längere Außenseite des rechteckigen Zimmers war komplett mit einer Glasfront versehen, die vom Fußboden bis zur Decke reichte und durch die man einen gute Sicht auf die umliegenden Gebäude hatte - Ryuzakis Apartment lag im vierten Stock eines kleinen Gebäudekomplexes. Allerdings regnete es an diesem Tag in Strömen, sodass die nähere Umgebung kaum auszumachen war. Ryuzaki stellte sich dennoch vor die Scheibe und starrte in den Regen hinaus. Lustlos kaute er dabei an seinem Toast herum, Süßigkeiten waren ihm lieber. Ryuzakis Spiegelbild war schwach auf dem großen Fenster vor ihm zu erkennen. Wie gewöhnlich trug er weite, bequeme Kleidung: ein weißes, langärmliges Shirt und eine ausgewaschene Jeans, von beidem besaß er mehrere Exemplare. "Warum sich unnötig Sorgen über seinen Kleidungsstil machen, hauptsache, es ist bequem", das war sein Motto, und das hatte nie jemanden gestört. Ryuzaki fuhr sich durch sein dunkelbraunes, verwuscheltes Haar und dachte daran, dass morgen sein erster Tag an der Londoner Universität sein würde. Es war das erste Mal, dass er außerhalb des Weisenhauses, in dem er aufgewachsen war, unterrichtet werden würde. Ryuzaki wusste nicht viel von der Welt und den Umgangsformen in der Gesellschaft, er war schon immer ein eher weltfremder Einzelgänger gewesen. Gezwungenermaßen, denn er war das Aushängeschild von Wammy's House, so der Name des Waisenhauses, und hatte die meiste Zeit damit verbracht, seine analytischen Fähigkeiten zu trainieren und zu perfektionieren. Das hatte ihm kaum Zeit gelassen, zwischenmenschliche Beziehungen zu knüpfen und er war die meiste Zeit alleine gewesen. Natürlich hätte er gerne Freunde gehabt, aber er hatte sich mit der Zeit mit seiner Isoliertheit abgefunden. 'Manchmal ist Alleinsein ein Vorteil', dachte er. Trotzdem war er auf seine Kommilitonen gespannt. Er würde sicherlich das Eine oder Andere lernen können – in gewisser Weise erwartete ihn eine Einführung in ein soziales Leben, das er vorher nie gekannt hatte. Ryuzaki legte seinen rechten Zeigefinger an seine Unterlippe; eine Geste, die er immer vollführte, wenn er über etwas nachgrübelte. Dabei sah er hinaus in den strömenden Regen, der seine Sicht verschleierte und ihn die Umgebung nur erahnen ließ – genauso wie die ungewisse Zukunft, die ihn erwartete. *~*~*~*~*~*~* "Und vergiss bloß nicht, morgen einen Schirm einzupacken, ja? ... Hörst du, Zoro? ... Zoro! Bist du noch dran?" "Hä? Oh... ja." Zoro erwachte aus seinen Tagträumen und wandte sich wieder der Freisprechanlage seines Telefons zu. "Träumst du schon wieder am hellichten Tag? Oh, Zoro", klang die bekümmerte Stimme seiner Mutter aus dem Lautsprecher. "Du wirst noch dein ganzes Leben verträumen, wenn du so weiter machst." "Ach, Ma... Ich bin grade erst aufgestanden... hab noch nicht mal gefrühstückt...", brummelte Zoro verschlafen zurück. "Papperlapapp, Junge. Hast du dich wieder die ganze Nacht irgendwo herumgetrieben? Es war wirklich eine gute Idee, dich auf eine Universität im Ausland zu schicken, dann kommst du hoffentlich auf andere Gedanken und lernst endlich etwas mehr Respekt und ..." Zoro hörte gar nicht mehr hin. Er trug noch immer die Boxershorts und das T-Shirt, dass er in der letzten Nacht zum Schlafen getragen hatte, und hätte zu gerne etwas gegessen und geduscht, anstatt sich die Predigten seiner Mutter anzuhören. Genervt rollte er mit den Augen. "Ma, tut mir leid, aber ich möchte jetzt wirklich frühstücken – bitte ruf nachher noch mal an und grüß mir die Familie, ok? Bis dann." Damit beendete er das Gespräch ehe seine Mutter protestieren konnte. Zur Sicherheit nahm er den Akku aus dem schnurlosen Telefon. 'Endlich Ruhe.' Seit zwei Wochen war Zoro jetzt in Londen und es war bis jetzt kein Tag vergangen, an dem seine Mutter ihn nicht angerufen hatte. Klar, sie meinte es nur gut, aber ihre endlosen Vorträge nervten mit der Zeit. Zoros Eltern hatten darauf bestanden, dass ihr Sohn wenigstens die ersten beiden Semester seines Jura-Studiums in England verbrachte, um ihm ein "Gefühl für's Multikulturelle" zu geben, was auch immer das bedeuten sollte. Zoro war es gleich und nur recht gewesen. Er war froh, von zu Hause weg zu sein und seinen eigenen Wegen und Zielen nachgehen zu können. Nach einem kleinen Frühstück machte sich Zoro auf den Weg ins Badezimmer. Als er am Spiegel vorbeikam, blieb er kurz stehen und warf einen Blick hinein. 'Ich müsste mal wieder zum Friseur', stellte er fest und zog sein Shirt aus. 'Wenn nur dieser verdammte Regen endlich aufhören würde.' ~To be continued... A/N: Kommentare beschleunigen das Schreiben neuer Kapitel ;-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)